GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
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GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) g_loeffel@bluemail.ch http://vimeo.com/gabrielaloeffel http://loeffelgabriela.com http://www.sikart.ch Videostills „Offscreen“
Inhaltsverzeichnis S 03 inside Videoinstallation 2019 S 04 performance Videoinstallation 2017-2018 S 05 unseen Fotoserie Leuchtkasten 2016 S 06 the case Videoinstallation 2015 S 07 fassung #1 Videoinstallation 2015 S 08 offscreen Videoinstallation 2013 (DE 2014) S 09 embedded language Videoinstallation 2013 S 10 ohne titel Fotoserie 2012 S 11 setting Videoinstallation 2011 S 12 the easy way out Videoinstallation 2010 S 13 fallbeispiel Videoinstallation 2006 S 14 angle vide Videoinstallation 2005 S 15 fokus Videoinstallation 2002-2003 S 16 cv S 18 texte
inside Installation / 3 Kanal Video / Lautsprecher / 35min. / 2019 Mit der Beteiligung von Ti Wang - Dolmetscherin Annely Steiner, Laurent Aussel - Techniker*in Volumetric Studio begriffsdefinitionen : Anwältin Guangzhou China Anwalt Shanghai China Sébastien Guex - Historiker Universität Lausanne Marc-André Renold - Professor Universität Genève und Anwalt Die Recherche zu „Inside“ begann in Shanghai in der Zollfreizone, an dem im Bau stehenden „International Artwork Exchange Center“. Mit „Inside“ behandle ich Fragen zu Kunst Zollfreilager, wozu ich den Prozess des Übersetzens mit beobachte und einsetze. Meine Fragestellungen beziehen sich auf strukturelle Bedingungen solcher globaler Finanzsysteme wie sie in Kunst Zollfreilager operieren. Nach Shanghai habe ich meine Betrachtungen am Kunst Zollfreilager in Genf weiter geführt. In Genf, vor diesem ersten der Kunst Zollfreilager überhaupt, habe ich einen Übersetzungs Moment inszeniert und gefilmt. Das Zollfreilager Genf wird hier so zusagen als Kulisse verwendet vor der die Dolmetscherin Ti Wang, die von mir gemachte Gesprächsaufzeichnung der Baustellenbesichtigung am „International Artwork Exchange Center“ von Shanghai, simultan von der chinesischen/mandarin Sprache in die englische Sprache übersetzt. Ein weiterer Teil von „Inside“ handelt vom Inneren der Kunst Zollfreilager. Die Unmöglichkeit ein solch Videostills „Inside“ 2019 reales Innere mit meiner Kamera filmen zu können, führt mich in das Gebiet der virtuellen Realität, und die Entstehungsorte dieser Realitäten; den VR Studios. In einer der innovativsten europäischen Volumetric Produktionsstätte, dem Studio „4D Views“ in Grenoble hat die Dolmetscherin Ti Wang erneut zwischen chinesischer und englischer Sprache gedolmetscht. Hier handelt es sich um Texte die ich bei Spezialist*innen von Zollfreilager, Jurist*innen und Historiker aus der Schweiz und China, angefragt habe. Sie haben alle die von mir vorgegebenen Begriffe wie „Territory“ „Offshore“ „Technique“ etc, beschrieben und kommentiert. Die Tonaufzeichnungen dieser Beschreibungen wurden von Ti Wang im „4DViews“ Studio verdolmetscht, während dem sie gleichzeitig mit Hilfe einer VR Brille durch ein fiktives, nach meinen Angaben kreierten 3D Kunst Zollfreilager geführt wurde. Diese unterschiedlichen Arbeitsphasen und Übersetzungsprozesse wurden vollständig gefilmt und zusammen mit den verschiedenen Stimmen zu einer 3 Kanal Videoinstallation montiert. Das Verschieben dieser Themen von Kunst Zollfreilager in einen Raum der Übersetzung, der performativen Sprachanwendung und der virtuellen Realitäten erlaubt mir eine Raumschaffung für Unterbrüche die eine abkürzende Beantwortung der Fragen stört und somit möglicherweise Hinweise auf zusammenhängende Felder zwischen Wirtschaftspolitiken, Finanzstrukturen und Kunstmärkte erzeugen kann. Gefilmt vor dem Zollfreilager Genf, dem International Artwork Exchange Center Shanghai und im VR Studio „4D Views“ in Grenoble. Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version. Unterstützt von dem Fonds cantonal d’art contemporain Genève (FCAC), dem Migros-Kulturprozent, Masé Studios und Pro Helvetia. video-auszug https://vimeo.com/427366913 Ausstellung „Inside“ Cacy 2020 Foto : Claude Cortinovis 3
performance Installation / 2 Kanal Videoprojektion / Lautsprecher / 25min. / 2017-2018 Mit der Beteiligung von Amy Carroll - Sprech Coach Rudi van der Merwe - Sprecher Ausgangslage dieser Videoinstallation ist eine Audioaufzeichnung der Präsentations-Rede des CTO einer Homeland-Security Firma. Diese Audioaufzeichnung machte ich während einer internationalen Fachmesse der Sicherheits-Industrie. Seit 2001 wurde diese Industrie global grossflächig ausgebaut und gefördert. Die Entwicklung von Industrie und Dienstleistung im Bereich der „Homeland-Security“ könnte möglicherweise als ein ökonomisches Abbild von Politiken gelesen werden. In Staatsbudgets wie auch an der Börse erzeugt die Sicherheits-Industrie stetig grösste Aufmerksamkeit, und Umsatz-Performance. Der Begriff „Sicherheit“ wird politisiert zum Diskurs gemacht und erzielt einen expandierenden Einzug ins alltägliche öffentliche und private Geschehen, oft jedoch ohne eine konsequente und höchst notwendige Definitions-Diskussion diesbezüglich stattfinden zu lassen. In der aufgezeichneten Präsentations-Rede stellen sich inhaltlich mehrere Fragen zu wirtschaftlichen- sowie politischen Interessen, und zugleich tritt die Anwendung von Sprache und Rhetorik in den Fokus. Um nun diese Rede genauer zu betrachten, um mit dem „was und wie gesagt wird“ zu operieren, habe ich deren Aufzeichnung einer Sprech-Trainerin für öffentliche Reden zur Optimierung in Auftrag gegeben. Die Sprech-Coach Amy Carroll bearbeitet diese Rede zusammen mit der zu coachenden Person Rudi van der Merwe neu, auf der Bühne in einem leeren Konferenzsaal und vor der Kamera. Die Sprech-Coach setzt die Videostills „Performance“ 2017-2018 Redeaufzeichnung einer Perfektionierung aus in der die Körpersprache sowie die gesprochene Sprache spezifisch für deren Funktion angepasst werden. Dieser Prozess der Optimierung und Aneignung durch eine Fachperson des öffentlichen Redens, ermöglicht mir einen anhaltenden Blick in die hier gesprochene Sprache und auf den Inhalt der Rede zu produzieren. Die Herstellung von Sprach-Effizienz um, wie in dieser Rede, dem Transport von ökonomischen, politischen Interessen dienend, soll hier sichtbar werden. Dieses performative Moment der Sprech-Coach Amy Carroll und dem Sprecher Rudi van der Merwe habe ich aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt. Der Drehort, das Konferenz Zentrum der EPFL dient als ein ästhetisch symbolischer Rahmen und Raum um ebenfalls die Fragen zu Sprache und Re-Präsentation zu stellen. Die Installation besteht aus 2 Videoprojektionen und dem Stereo Ton auf Lautsprechern. AUSZUG AUS DER AUDIOAUFZEICHNUNG “The market size last year is about three-hundred-ninety billion Dollars. One example of our findings is that the dominance of the USA in this market will continue. The second one will be China, which is today the second one. () What are the fastest-growing markets - this is very important, because you want to go to a market which grows very fast, because you can then catch a market share - it is big data, video analytics, cybersecurity and video surveillance. And then border and perimeter barriers due to, mainly to Europe, is the second-fastest market” Gefilmt im Swiss Tech Convention Center der EPFL Lausanne. Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version. Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern, dem Masé Studio Genève und dem Swiss Tech Convention Center Lausanne. video-auszug : https://vimeo.com/270951304 4
unseen Serie 7 Fotografien / 34,6cm x 52cm x 9cm / Leuchtkasten / 2016 Diese Fotoserie ist während der Sibos (Swift International Banking Operations Seminar) 2016 in Genf entstanden. Sibos ist die bedeutendste globale Fachmesse der Finanz Branche, und findet jährlich in einer anderen Stadt statt. Es werden dazu bis zu 8000 Konzernleiter, Entscheidungsträger und Experten der Finanzinstitutionen weltweit erwartet. Fachleute aus Infrastrukturen des Finanzmarktes, aus globalen Unternehmen sowie Partner aus der Technologie treffen sich hier in einem exklusiven Rahmen um zu Verhandeln, Geschäfts - und finanzpolitische Strategien zu entwickeln, Netzwerke zu spannen und Zukunftsfragen für die Finanzindustrie zu klären. An diesem Anlass konnte ich die Präsentation und Repräsentation unterschiedlicher Finanz-Akteure aus der Nähe beobachten. Spuren wie die der globalen Finanz Politik traten hier, an diesem ausschliesslich an ein integriertes Fachpublikum adressierten Event, an die sichtbare Oberfläche. Ein mögliches öffentliches Publikum wurde durch den Tageseintrittspreis von 1000 chf effektiv ausgeschlossen. Mein beobachtender, distanzierter Blick richtete sich auf die Architektur der Messestände. Das Design dieser Installationen die den Blick von Aussen bestimmen, verglaste Räume die die Sichtbarkeit und das Sehen lenken und eine mögliche Identifikation der sich im Innern befindenden Personen unterbinden. Dieser fragmentierenden Architektur die jeden Blick von Aussen organisiert galt mein Hauptinteresse für diese Fotoserie, die Nicht-Sichtbarkeit tritt in den Mittelpunkt und bildet den Rahmen von „Unseen“. Die Fotografien werden als Leuchtkasten installiert, eine Form die es mir erlaubt die inhaltliche Perspektive des geschlossenen Raumes mit auf zu nehmen und als Gegenstand zu übersetzen und verlängern. Leuchtkasten Foto aus der Serie «Unseen» 5
the case Installation / 2 Kanal Video / Kopfhörer / 34min. / 2015 Der 2014 in der WTO Genf stattfindende „ELSA Moot Court Competition on WTO Law“, ein internationaler Plädoyer-Wettbewerb im Welthandelsrecht, war Ausgangslage der Videoinstallation „The Case“. Die Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) ist eine der einzigen internationalen Organisationen, deren Handels - und Wirtschaftspolitik globale Reichweite hat. 1995 ersetzte sie das 1947 geschaffene GATT (General Agreement on Tariffs and Trade). Wesentliches Ziel der WTO ist der Ausbau des Wirtschaftsliberalismus vor allem durch Förderung des Freihandels, die Regulierung von Rechtsstreitigkeiten und die Aufsicht über nationale Politiken. Im „ELSA Moot Court Competition on WTO Law“ debattieren Juristinnen und Juristen jeweils einen fiktiven Rechtsfall. Es handelt sich um einen Entstehungs-Moment, in welchem Sprache zu Rhetorik und somit zu einem gezielten Instrument von Diskurs und Politik wird. Dieser Vorgang, in dem Gesetze in Rhetorik vorgetragen und verhandelt werden, ist auch und vor allem ein politischer Momente, in dem die Macht der Sprache sichtbar wird. Während des Halbfinales und des Finales dieses Plädoyer Wettbewerbs habe ich zwei verschiedene Juristenteams gefilmt. Einerseits das Team aus der renommierten Privatuniversität Harvard Law School von Cambridge, das als Kläger-Team im Finale auftrat, andrerseits das Team aus der National and Kapodistrian University von Athen, das im Halbfinale als Kläger auftrat und kurz danach im Finale zum gleichen Rechtsfall als Verteidiger. In diesem Rechtsfall der „ELSA Moot Court Competition on WTO Law“ wurde der fiktive afrikanische Staat „the Federal Republic of Aquitania“ von einem anderen fiktiven afrikanischen Staat „the United Kingdom of Commercia“ am WTO-Handelsgericht angeklagt. Videostills „The Case“ 2015 Der Rechtsfall lässt sich folgendermassen zusammenfassen: 2005 wurde die Wasserversorgung und -verarbeitung von Nova Tertia, einer Provinz der Federal Republic of Aquitania, an die private Firma Avanti SA verkauft und ein zwanzigjähriger Vertrag unterzeichnet. 2007 erhöhte die Avanti SA den Preis ihrer Dienstleitung um 70% und lehnte gleichzeitig die von der Regierung mehrmals geforderten Erweiterungen und Reparaturen des Wasservertriebsnetzes ab. Hierauf kam es in der Bevölkerung zu einem Aufstand. 2009 wurde der Vertrag mit der Avanti SA schliesslich vorzeitig durch Nova Tertia gekündigt. Die Avanti SA beantragte daraufhin beim Handelsministerium von United Kingdom of Commercia, dem Staat, in dem sich der Hauptsitz der Firma befindet, am WTO Gerichtshof Klage gegen die Federal Republic of Aquitania zu erheben. Dieser fiktive Rechtsfall mit seinen überaus realistischen und aktuellen Thematiken bewirkt Fragen zur Herstellung von Rhetorik, Sprache und deren juristischen Anwendungen im Rahmen von wirtschaftlichen und politischen Apparaturen. Den inhaltlichen Fragestellungen stelle ich eine Bildsprache gegenüber, die fiktionale Vermutungen erzeugen kann und somit die Abgrenzung von dokumentarischem und fiktivem Inhalt nochmals stört. Die Videos werden auf zwei synchronisierten, nebeneinander hängenden Bildschirmen gezeigt, und der Ton auf Kopfhörer. Gefilmt in der WTO, Genève. Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version. Unterstützt vom Amt für Kultur Kanton Bern, Stipendium für Bildende Kunst 2015. video-auszug : https://vimeo.com/171408018 Ausstellung „The Case“ Dazibao Montréal, 2015 Foto : Marilou Crispin 6
fassung #1 Installation / 1 Kanal Video / Kopfhörer / Fotografie 13cm x 17cm / 24min. / 2015 Mit der Beteiligung von Benedikt Greiner - Schauspieler An der 100 Jahr Feier der Schweizer Luftwaffe „Air14“ habe ich ein Interview mit einem Mitarbeiter der Pilatus Flugzeugwerke geführt, der mir, in gegenseitigem Einverständnis, einige seiner persönlichen Standpunkte unterbreitete. Die Pilatus Flugzeugwerke kann man als eine Art Symbol der Schweizer Politik von Kriegsmaterialexport und deren Anwendung bezeichnen. Eine Politik, die ab den 70er Jahren regelmässig für nationale und internationale Kritik sorgt. Nach dem gefilmten Interview, das mir wie erwartet keine neuen Informationen zu der Exportpolitik der Firma lieferte, erhielt ich eine SMS vom Pilatus-Interviewpartner: „Grüezi Frau Loeffel. Ich bitte sie, die heute von mir gemachten Aufnahmen vertraulich zu behandeln und zähle auf ihre Diskretion. Beste Grüsse“ Diese Nachricht gründet die Ausgangslage von „Fassung #1“. Nach verschiedenen Quellen aus dem Schweizer Wirtschaftsjournalismus ist zu vermuten, dass solch ein Auftrag an das Schweigen, an Zensur, nicht zufällig ist sondern vielmehr eine im Wirtschaftsbereich zum Teil verinnerlichte Methode frei legt, die vor allem gegenüber dem kritischen Journalismus angewendet wird (oftmals entwickelt und fundiert auf das „Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb / UWG“). Diese Kurznachricht stellt mir somit auch eine sprachliche Zusammenfassung der aktiven Machtverhältnisse im Informationsraum dar. Videostills „Fassung #1“ 2015 Die Weiterverarbeitung des gefilmten Interviews setze ich im Theaterraum, auf der leeren Theaterbühne mit fehlendem Publikum, fort. Auf dieser Bühne, auch ein Raum der Rhetorik, sitzt ein Schauspieler dem Originalinterview auf Bildschirm gegenüber, und stellt sich dem Versuch, diesen gefilmten Pilatus-Mitarbeiter direkt und genauestens wieder zu verkörpern. Der Auftrag an den Schauspieler ist es, die Sprache der gefilmten Person direkt in die Hochdeutsche Sprache zu übertragen und die Körpersprache und Gestik zeitgleich zu übermitteln, so zu sagen die Kopie des Pilatus-Mitarbeiters zu werden. Dieser Prozess des direkten Verdoppelns erzeugt beim Schauspieler verschiedene Stresssituationen, Momente der Störungen in denen das Scheitern der Sprache, der Übersetzung sichtbar und hörbar wird. Somit dient mir diese Technik der „Imitation“, die zu einer Grundlage der Schauspielerei zählt, dazu Sprachgebrauch durch das Verfahren des Kopierens und Simulierens frei zu legen. Mithilfe dieser Über-und Versetzung des gefilmten Interviews in verfremdende Sprachräume, sollte nun eine Distanz zum Inhalt erzeugt werden, die Fragen über Bedingungen von Sprache und Machtverhältnissen ermöglichen kann. Das Video wird auf einem Bildschirm und mit Kopfhörern präsentiert. Neben dem Bildschirm ist die Fotografie der SMS gehängt. Gefilmt im Stadttheater Bern, Vidmarhalle. Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version. Unterstützt von Pro Helvetia und Konzert Theater Bern. video-auszug : https://vimeo.com/167124085 7
offscreen Installation / 3 Kanal Videoprojektion / 2 gerahmte Leinwände / Kabellose Kopfhörer Lautsprecher / 28min. / 2012-2013 (deutsche Version 2014) Mit der Beteiligung von Alister Mazzotti - Stunt Choreograf Tolga Degirmen, Sascha Girndt, Ralph Güthler, Anja Sauermann, Vanessa Wieduwilt - Stuntperformer*innen Benedikt Greiner - Erzählerstimme deutsche Version Paulo Dos Santos - Erzählerstimme französische Version Julien Tsongas - Erzählerstimme englische Version Ausgangspunkt von „Offscreen“ ist die Erzählung eines jungen Mannes von seinem vierwöchigen Pauschalurlaub 2011 in Afghanistan und im Iran. Urlaub in Krisengebieten wie Afghanistan, Irak, Nordkorea und Somalia sind die neusten Abenteuerversprechen der Tourismusbranche, die mit Schlagworten wie „Dabeisein“ oder „wirkliches Verstehen der Konflikte“ wirbt und auch das Mithelfen bei Aufbauarbeiten oder einen Einsatz bei Hilfswerken vor Ort in Aussicht stellt. Minenfelder räumen ist eines der Angebote „sinnvoller Arbeit“, die auf den mutigen Touristen warten. Diese neuere Tourismusbranche zeigt in extremer und beängstigender Form, wie Kriegsrealitäten verhandelt und auch als Konsumgut eingesetzt werden. Der montierte Erzähltext wird von einem Schauspieler gesprochen und dabei neu interpretiert, um eine Verschiebung zu erzeugen. Diese Offstimme bildet den Mittelpunkt der Arbeit, sie begleitet die BesucherInnen über Kopfhörer durch die gesamte Installation. Der Text wird durch Videobilder ergänzt die – in der visuellen Sprache des Kinofilms gehalten – eine zusätzliche Ebene erzeugen, um Freiraum zur Reflexion zu schaffen. Gedreht wurde dazu in den Filmstudios in Potsdam-Babelsberg. Die gleichen Apparaturen und Installationen Videostills „Offscreen“ 2012-2013 allerdings, die normalerweise dazu dienen, die grossen Gefühle und Schauplätze der historisch-fiktiven Kriege im Grossformat zu liefern, wurden jetzt selbst thematisiert. Ich habe das Flugzeugset und die Aussenkulisse der „Berlinerstrasse“ mit der Kamera beobachtet, habe die Studio-Bauten gefilmt, die durch Kinofilme wie „Der Pianist“ zur visuellen Referenz des Kriegsfilmes wurden. Weiter habe ich im Spezialeffekte-Studio Übungsszenen von StuntperformerInnen, die sogenannten Videopreviews, aufgezeichnet, die üblicherweise in simulierten Kulissen den Hauptdreh vorbereiten sollen. Als inhaltliche Ausgangslage für die Stuntszenen diente die Urlaubserzählung des jungen Mannes. StuntperformerInnen stehen für Widerstand und Action gegenüber Gefahr. Sie leihen ihre Körper den Originalen, den SchauspielerInnen. Sie sind Körper-Kopien und sie symbolisieren das Perfekte, das sich (fast) allen Gefahren stellen kann. Die Aufnahmen der Studios werden auf zwei Projektionswände projiziert, die nun Kulissen im Raum gleichen. Die Aufnahmen der Stuntleute werden direkt auf die Wand projiziert. Von der Installation sind drei Versionen vorhanden, in englischer, deutscher und französischer Sprache. Gefilmt in den Studio Babelsberg Potsdam. Realisiert mit der Hilfe der Studio Babelsberg AG, Potsdam DE. Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern, der Bourse 2012 Société des Arts Genève, dem Fonds d’art contemporain de la ville de Genève (FMAC), dem Fonds cantonal d’art contemporain (FCAC) Genève, dem Masé Studio Genève video-auszug, deutsche version : https://vimeo.com/125989014 https://vimeo.com/125988895 Ausstellung „Geschichte in Geschichten“ Helmhaus Zürich, 2015 Foto : FBM Studio 8
embedded language Installation / 2 Kanal Video / Kopfhörer / 19min. / 2013 Mit der Beteiligung von Jean-Luc Montminy - Synchronsprecher Joey Galimi - Studioregisseur Caroll Cafardy - Tontechniker Während einer Internationalen Messe für Rüstungsgüter 2012 in Polen machte ich ein Interview mit einem Kadermitglied einer polnischen Waffenfirma. Dieses gefilmte und Englisch gesprochene Interview habe ich danach in Montréal in ein Filmsynchronisationsstudio transponiert. In diesem Studio hat der Synchronsprecher und Schauspieler Jean-Luc Montminy (der unter anderem die französisch-kanadische Stimme hauptsächlich von Bruce Willis und Denzel Washington ist) wie es für Kinoproduktionen üblich ist das Interview, zusammen mit einem Studioregisseur und einem Tontechniker Französisch synchronisiert. Dieses Moment der Sprach – und Diskursdekonstruktion und Rekonstruktion habe ich mit der Filmkamera festgehalten. Der Synchronsprecher, der in seiner Arbeit immer unsichtbar bleibt und auf der Leinwand die Stimme eines anderen Körpers simuliert und ausschliesslich gehört wird, rückt hier vor die Kamera. Das Verfahren, in dem ein Synchronsprecher und die technische Apparatur des Kinos eine andere Sprache, andere Wörter in den Mund des Waffenherstellers entwickeln, wird somit sichtbar. Dieser Prozess kann nun die Fragen zu Sprache und Macht und deren un/Sichtbarkeit weiter führen, und die Felder von bewaffneter Politik in Zusammenhang mit Kino mit einbeziehen. Film und Krieg bilden seit Beginn des bewegten Bildes Videostills „Embedded Language“ 2013 ein komplexes dialektisches Verhältnis, und stehen in der Produktion, der Technik wie auch in der Bildrezeption im engen Zusammenhang, diese Verbindungen zu betrachten steht hier mit zur Diskussion. Die Verschiebung der komplexen Materie über Waffenhandel von der Dokumentation hin zum Herstellungsort von Fiktion, dem Filmstudio, soll somit Fragen zu politischen und wirtschaftlichen Bezügen ermöglichen. Die Installation besteht aus zwei nebeneinander hängenden und synchronisierten Flachbildschirmen in selber Grösse. Der Ton ist auf Kopfhörern zu hören. Gefilmt in den Filmstudios Cinélume in Montréal. In Koproduktion mit „Vidéographe“ Montréal und „La Bande Vidéo“ Québec. Unterstützt vom Amt für Kultur Kanton Bern. video-auszug : https://vimeo.com/125994663 9
sans titre Serie 8 Fotografien / 23cm x 34.5cm / Texttafel / 2012 Diese Fotoserie ist ein Teil einer Recherche, im Rahmen welcher ich 2012 nach Polen an eine International Defence Industry Exhibition fuhr. An dieser Messe stellen ungefähr 400 Firmen aus 29 Ländern ihre „Waren“ und „Dienstleistungen“ aus. Politik und Wirtschaft stellen sich Hand in Hand vereint ins Rampenlicht, und ohne jegliche Sorge um mögliche kritische Blicke werden eine Woche lang Verträge, Verbindungen und Geschäfte ausgehandelt. All dies geschieht in einem messeüblichen, festlichen Rahmen, in dem rund um die Uhr kulinarische und musikalische Unterhaltung geboten werden. Die meist weiblichen Messehostessen sorgen ebenfalls für eine „einladende“ Stimmung für die Geschäftsleute und Politiker. Konstruktion und Verzerrung von Realitäten wurde während dieser Messe direkt erkennbar. Diese Form der Banalisierung von Armeegewalt, in der die Realität des Krieges komplett ausgeblendet und stattdessen als Spektakel und Technologie-Event vorgeführt wird, zeigt die sehr aktuellen Fragen der (un-)Sichtbarmachung auf. Um diese Fragen weiter zu denken, greife ich hier unter anderem auch auf den Textauszug von Judith Butler zurück, der als Texttafel in die Fotoserie integriert wird : „Efforts to control the visual and narrative dimensions of war delimit public discourse by establishing and disposing the sensuous parameters of reality itself – including what can be seen and what can be heard. As a result, it makes sense to ask, does regulating the limits of what is visible or audible serve as a precondition of war waging, one facilitated by cameras and other technologies of communication?“ Judith Butler In: “Frames of War: When Is Life Grievable?“ Brooklyn, NY: Verso, 2009 Foto aus der Serie Ohne Titel 10
setting Installation / 2 Kanal Videoprojektion / Lautsprecher / 33min. / 2011 Mit der Beteiligung von Daniel Hug - Sound Designer Miruna Coca-Cozma - Erzählerstimme französische Version Nadja Schulz-Berlinghoff - Erzählerstimme deutsche Version Grafenwöhr ist der grösste Truppenübungsplatz der US-amerikanischen Armee ausserhalb der Vereinigten Staaten. Das 276 km2 weite Trainingslager wurde 1910 unter dem Königreich Bayern errichtet und gehört seit 1945 den Amerikanern. Es liegt in einem Naturschutzgebiet und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die hier stationierten Soldaten und Soldatinnen kommen nach einer Übungszeit von durchschnittlich drei Wochen im Irak oder in Afghanistan zum Einsatz. StudentInnen, Arbeitslose und andere deutsche Staatsangehörige werden als StatistInnen auf diesem Truppenübungsplatz angestellt. Während drei Wochen sollen sie, zum Training der SoldatInnen, arabische Zivilisten darstellen. Die Erlebniserzählungen von zwei ehemaligen StatistInnen bilden den Kern von „Setting“. Die Gesprächsaufzeichnungen, die ich mit den StatistInnnen machen konnte, werden von einer Schauspielerin wiedergegeben. Somit wird eine weitere Verschiebung erzeugt, in welcher Realitäten, Inszenierung und Tatsachen versetzt in unterschiedlichen Feldern auftauchen, um damit die eigentliche Ausgangslage des „inszenierten Krieges in Bayern“ zu thematisieren. Diese Verschiebungen werden ebenfalls auf der Bild-Audio-Ebene angewendet. In Anlehnung an den Film/ Kriegsfilm und dessen Geräuschevokabular habe ich mit dem Sound Designer Daniel Hug die Erzählungen der Videostills „Setting“ 2011 StatistInnen vertont und die Hörlandschaft mit filmischen Referenzen bespielt. Diesen Tonherstellungsprozess im Hörspielstudio habe ich mit fixer Videokamera gefilmt, um den Ton auch in visueller Form in den Vordergrund zu stellen und somit Fragen zu Inszenierung und Realitäten zu ermöglichen. Diese Videoaufnahmen sind als rhythmische Bildkomposition montiert und werden als Doppelprojektion zusammen mit den Tonspuren im Raum installiert. Jedoch sind zu einem grossen Teil der Erzählung keine Bilder sichtbar, der Ton nimmt den ganzen Raum ein und die Videobilder erscheinen an bestimmten dramaturgischen Momenten der Erzählung. Von der Installation sind zwei Versionen vorhanden, in deutscher und französischer Sprache. Gefilmt im Hörspielstudio Radio DRS 2, TPC - Technology and Production Center, Basel. Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern und dem Migros- Kulturprozent. TPC - Technology and Production Center Switzerland AG Basel und dem Département Cinéma / Cinéma du réel de la Head-Genève. video-auszug, deutsche version : https://vimeo.com/124518615 https://vimeo.com/84679209 11
the easy way out Installation / 3 Kanal Videoprojektion / Diaporama / Kopfhörer / Lautsprecher / 20min. / 2010 Mit der Beteiligung von Sophie Hengl, Benoît Kremer, Nathalie Loiseau - Simultandolmetscher*innen französische Version Carmen Delgado, Markus Mettler, Valeria Tschannen - Simultandolmetscher*innen deutsche Version In „The easy way out“ werden Dolmetscher und Dolmetscherinnen, die in ihrem Beruf alltäglich im Schatten der zu übersetzenden DiplomatInnen und PolitikerInnen arbeiten, ins Rampenlicht vor die Videokamera gerückt und beobachtet. Am Ausgangspunkt des Projekts steht eine Audioaufnahme, die ich an der Grenze zum Truppenübungsplatz der amerikanischen Armee in Grafenwöhr, Bayern gemacht habe. Es handelt sich um eine Diskussion zwischen einem amerikanischen Soldaten, der aus dem Irak zurückkommt, einer deutschen Hotelbesitzerin aus Grafenwöhr, die SoldatInnen beherbergt und der benachbarten, zweisprachigen Autoverkäuferin. Die 3 DolmetscherInnen stellen sich dem Experiment, dieses Gespräch, in dem über den Alltag in Bayern und dem in Kriegsgebieten bis hin zu politischen Meinungen und Positionen diskutiert wird, synchron zu übersetzen. Dieses Moment der Suche nach Wort und Sprachverständigung, des Versuchs Information zu vermitteln und des simultanen Verstehens der in einer für die DolmetscherInnen anstrengenden Situation, halte ich auf 3 separierten, synchron aufgezeichneten Videoaufnahmen fest. Im Ausstellungsraum sind über Kopfhörer die Übersetzungen zu dem entsprechenden Videobild des Dolmetschers/ Dolmetscherin zu hören. Der Originalton des Gesprächs, in Bayern aufgezeichnet, ist per Lautsprecher im Raum zu hören. Die Gesamtinformation des Gesprächs wird fragmentiert und gibt somit Raum zur Prüfung und zum Aushorchen von Wort und Sinn sowie deren Herkunft frei. Ebenso rückt hier die wiederholte Sprachlosigkeit der DolmetscherInnnen vor dem zu übersetzenden Gespräch, sowie deren Foto aus Diaporama / „The easy way out“ 2010 Bemühungen sich dieser Leere zu entziehen, in den Blick der BetrachterInnen. Auf Bildschirmen sind die Fotografien des Grenzgebietes zwischen Truppenübungsplatz der amerikanischen as zu sagen hat, trete vor und schweige! » Armee und der Bayerischen Dorflandschaft zu sehen. Territoriale Symbole und kulturelle Spuren sind darin erkennbar. Karl Kraus, 1914 „Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige!“ [veːr] [ˈɛtvas] [tsuː] [ˈzaːgən] [hat], [ˈtreːtə] [foːr] [ʊnt] [ˈʃvaɪgə] Karl Kraus, aus „In dieser grossen Zeit“ Die Fackel Nr. 404, Dezember 1914 Von der Installation sind zwei Versionen vorhanden, eine mit deutschsprachigen DolmetscherInnen und eine mit französischsprachigen DolmetscherInnen. Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern und dem Migros-Kulturprozent. Mit Hilfe der École de traduction et d’interprétation ETI, Genève. video-auszug : https://loeffelgabriela.com/the-easy-way-out/ Ausstellung „The easy way out“ Ex-Machina Genève 2010 Foto : Erika Irmler 12
fallbeispiel Installation / Mehrkanal Videoprojektion / Lautsprecher / Loop / 2006 Mit der Beteiligung von Julie Beauvais, Fabio Bergamaschi, Antonio Buil, Catherine Büchi, Romaine Chapuis, Delphine Lanza, Ismael Oiartzabal, Paola Pagani, Pauline Wassermann - Tänzer*innen und Schauspieler“innen In „Fallbeispiel“, einer Untersuchungen über den „stürzenden Körper“, performen professionelle TänzerInnen und SchauspielerInnen Fallbeispiele. Das Stürzen wird unaufhaltsam repetiert, bis die physische Reaktion und Konsequenz der Körper im Bild eintritt und die Zeitdimension erkennbar macht. Es wird ausschliesslich der Augenblick kurz vor und nach dem Fallen, die Vorbereitung, die Wirkung und die Reaktion der stürzenden Personen sichtbar gemacht. Die Spuren und Zeichen des bevorstehenden oder soeben vorhergegangenen Sturzes sollen die Unruhe der Frage auslösen, wie lange der sichere Stand noch gehalten werden kann, und somit vielleicht auch dem geschützten „Stand“ der BetrachterInnen seine Sicherheit entziehen. Der Sturz selbst wird im Bild ersetzt durch ein rhythmisches Auflösen und Wiedererscheinen der Körper. Diese Bilder werden je nach Raumsituation als 2– oder 3–Kanalprojektion installiert, wo die gefilmten TänzerInnen und SchauspielerInnen in Lebensgrösse erscheinen. Die eigentliche Aktion, der im Bild ausgelassene Sturz, wird in den Tonspuren durch die bearbeiteten und verfremdeten Geräusche der Körper und deren inneres Pochen, Vibrieren, Aufschlagen und Streifen wieder aufgenommen und dem Bild und dessen Stille entgegengestellt. Diese Geräusche wurden mithilfe von Kontakt– und Stethoskopmikrofonen aufgenommen, und bespielen die Installation als Geräuschekomposition im Surroundmodus. Ausstellung „Fallbeispiel“ Galerie Stargazer, Genève 2010 Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern und dem Migros-Kulturprozent. Foto : Erika Irmler video-auszug : https://vimeo.com/83380266 Videostills „Fallbeispiel“ 2006 13
angle vide Installation / Videorückprojektion / Lautsprecher / 6min. / 2005 Mit der Beteiligung von Giuditta, Joëlle, Saskia, Sebastien, Sony - Boxerinnen und Boxer Als wichtiger Teil eines Boxtrainings gilt das „Shadow“, französisch „le vide“, der Kampf gegen den nicht vorhandenen, imaginären Gegner - alleine. Dieser vorgestellte, unsichtbare Gegner und der (Wett)Kampf gegen ihn bilden den Schwerpunkt in „Angle vide“, wozu ich mit professionellen Boxerinnen und Boxern zusammen arbeite. Wie weit können Gegner und Feinde durch unsere Vorstellung und Interesse konstruiert werden, wie werden sich diese angeeignet? Der unsichtbare Gegner und Feind, allgegenwärtige Gefahr, könnte es doch ein/e Jede/r sein. Die progressive, physische Veränderung und Erschöpfung, der Verlust der emotionalen Kontrolle und die Konzentration der BoxerInnen werden durch die Aufhebung des Raumes in den Bildaufnahmen und mithilfe der verwendeten „fixen“ Kamera verdichtet sichtbar gemacht. Diese Bilder werden als Videorückprojektion auf die Leinwand in mitten des Ausstellungsraumes installiert. Der imaginäre Gegner bildet auch den Inhalt der Audioaufnahmen. Die Boxerinnen und Boxer werden von mir zu diesem „Zustand“ der Vorstellung eines nicht vorhandenen Gegners befragt. Wie versetzen sie sich in eine authentische Kampfsituation mit unsichtbarem Gegner? Wie erleben sie diese Situation gezielter Aggression gegen ein „leeres“ Ziel? etc. Diese Audioaufnahmen werden im Surroundmodus verwendet und installiert, wodurch sich die Stimmen im ganzen Raum bewegen. Es besteht ebenfalls eine Deutsch-untertitelte Version. Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern und dem Amt für Kultur Kanton Bern. video-auszug : https://vimeo.com/49305399 Videostills „Angle vide“ 2005 14
fokus Installation / 1 Kanal Video / Kopfhörer / 5min.40’’ / 2002-2003 Mit der Beteiligung von Ariane Blatter, Cora Liechti, Letitia Ramos, Doris Schmid - Performerinnen Vier Frauen, die nie zuvor physisch mit Waffen in Kontakt kamen, schiessen zum ersten Mal in einem Schiesssportkeller mit einer Pistole. Was in diesem kurzen Moment der Konfrontation mit ihren eigenen Grenzen und Erfahrungen von Gewaltwahrnehmung/-darstellung geschieht, wird mithilfe einer spezial 16mm– Highspeed Kamera (150 Bilder/Sekunde) festgehalten. „Fokus“ wird als Loop projiziert. Die Originaltonaufnahmen (die Atmung der Frauen und der Schuss) sind über Kopfhörer zu hören. So befindet sich der/die BetrachterIn im Moment der Bildrezeption in derselben „isolierten“, mit Kopfhörern ausgestatteten Situation wie die gefilmten Frauen. Als Ausgangslage stellt sich auch die Frage, wie mediale Gewaltdarstellung und Geschlechtermodelle zueinander stehen, ein Versuch eine differenzierte Fragestellung zu Gewalt und geschlechterspezifischer Gewaltdarstellung zu ermöglichen. Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern und dem Amt für Kultur Kanton Bern. video-auszug : https://vimeo.com/83379312 Videostills „Fokus“ 2003 15
*1972 Oberburg/ CH AUSBILDUNGEN 2005 / 2006 Formation pour l’enseignement artistique HTA, ESBA Genève, Liliane Schneiter 2000 - 2005 ESBA, Ecole supérieure des beaux-arts Genève, Laurent Schmid, Carmen Perrin 2002 / 2003 Akademie der bildenden Künste Wien, Peter Kogler 2011 AUSSTELLUNGEN UND SCREENINGS (Auswahl) „Hors Bords“ Halle Nord, Genève 2020 „Staging Voices“ Progr / Stadtgalerie, Bern „Inside“ Centre d’art contemporain Cacy, Yverdon-les-Bains Swiss Art Awards, Basel „Storytelling - Erzählende Kunst Heute und Morgen“ Grimmwelt, Kassel „Crosnier Extra Muros“ Société des arts Genève, BAC Genève „Inside“ Standard/deluxe, Lausanne „Ex-Hibition“ Galerie Ex-machina, Genève „Performance“ Optica Centre d’art contemporain, Montréal Mediathek „Café de rêves“ Helmhaus, Zürich 2019 „Art film screening“ Red House Gallery, New York „Film as idea, film as film, film as art“ Galeria Studio, Varsovie 2010 Ausstellung der Nominierten für den Aparté Kunst Preis Galerie Ruine, Genève „The easy way out“ Standard/deluxe, Lausanne Body&Soul, Genève „Fokus“ Schweizer Videokunst, Landshuter Kunstnacht, Neue Galerie 2018 Sendung „Fallbeispiel“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“ „Gut gespielt. Der Mensch und sein Avatar“ Alte Fabrik, Rapperswil-Jona „50JPG“ Galerie Stargazer, Genève Art Paris Art Fair, Videoprogramm, Paris „The easy way out“ Galerie Ex-Machina, Genève „Stumble and choose“ Médiathèque FMAC, Genève 2009 „Multiple Contexts“ Around Space Gallery, Shanghai Sendung „Angle vide“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“ „Choreography of the frame“ Kunsthalle Exnergasse, Wien Duplex, Genève 2017 2008 „Work in motion“ Mast, Bologna „Fenstersprung“ PROGR, Bern Espace libre, Biel „Gleiche Höhe“ Kunstprojekt Schweiz/Österreich, Wien „Video–∑“ Neues Kino, Projektraum M54, Basel „Tribühne“, Passagegalerie Künstlerhaus, Wien „Extended Cahiers“ Ground, Moskau „In Progress“ PROGR, Bern 2016 „700IS Selection 2007“ ATA, San Francisco „Komplexe Systeme“ E-Werk Galerie für Gegenwartskunst, Freiburg iB 2007 „Twisting C(r)ash“ Athen „700IS Selection 2007“ Alsager Gallery, Manchester. Filmcentre Rodina, St.Pétersbourg Swiss Art Awards, Basel „700IS“ Experimental Film and Videofestival, Egilsstadir 2015 „Aeschlimann-Corti Stipendienausstellung“ Kunstmuseum, Thun „Geschichte in Geschichten“ Helmhaus Zürich „CWW“ O3ONE, Belgrad RS „Twisting C(r)ash“ Le Commun, Genève 2006 „Embedded Language“ Dazibao, Montréal Centre Georges Pompidou „Live-Streaming Arte die Nacht/la Nuit“, Paris „Fassung #1“ Liste Art Fair Basel, Special Guest im Druckwerk Sendung „Angle vide“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“ „Kinematographische Räume“ Kaskadenkondensator, Basel 2005 2014 „Angle vide“ Progr Ausstellungszone, Bern Swiss Art Awards, Basel Sendung „Fokus“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“ „Bieler Fototage 2014“ Biel „Success, Friends and career“ Attitudes, Genève „Cantonale Berne Jura“ Kunsthaus, Langenthal „Aeschlimann-Corti Stipendienausstellung“ Kunstmuseum Bern 2013 „En mai, fais ce qu’il te plait“ Palais de l’Athénée, Genève „The easy way out“ La Bande Vidéo, Québec 2004 „Fotopreis 2013 des Kantons Bern“ Kornhausforum, Bern „Fokus“ Kunstsalon Berlin D „Move Movie“ Centre d’Art Contemporain Cacy, Yverdon-les-Bains „Aeschlimann-Corti Stipendienausstellung“ Centre PasqueArt, Bienne „Offscreen“ Halle Nord, Genève „Gonna Take You On“ Zentralbüro, Berlin 2012 „Mitte voll ins Schwarze“ Videoprogramm VID, Grosshöchstetten „Setting“ Espace d’Art Contemporain (les halles), Porrentruy „Electric rendez-vous“ Plug.In, Basel 16
WERKBEITRÄGE UND PREISE SAMMLUNGEN 2019 Kunstsammlungen des Bundes, Bundesamt für Kultur Schweiz Projektbeitrag Fonds cantonal d’art contemporain, Genève (FCAC) Schweizerische Nationalbibliothek 2018 Collection des Beaux-Arts Jura Werkbeitrag, Pro Helvetia Kantonale Kunstsammlung Bern, Amt für Kultur Kanton Bern Projektbeitrag Migros-Kulturprozent FMAC / Fonds d‘art contemporain de la Ville de Genève 2017 Bourse pour artiste de plus de 35 ans de la Ville de Genève, FMAC RESIDENZEN 2016 2021 Eidgenössischer Preis für Kunst London, Landis&Gyr Stiftung Werkbeitrag Recherche, Pro Helvetia 2020 2015 Beirut, Recherche Residenz Pro Helvetia Preis Fondation Irène Reymond 2015 2018 Stipendium für Bildende Kunst, Amt für Kultur Kanton Bern Shanghai, Pro Helvetia 2013 2013 Anerkennungspreis „Fotopreise 2013“ Amt für Kultur Kanton Bern „La Bande Vidéo“ Québec CA Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern „Vidéographe“ Montréal CA 2012 2006 Bourse 2012 Société des Arts, Genève „Artdirekt“ Berlin D Projektbeitrag Fonds d’art contemporain de la Ville de Genève (FMAC) „Gil-society“ Akureyri IS Projektbeitrag Fonds cantonal d’art contemporain, Genève (FCAC) „Skaftfell“ Seydisfjördur IS Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern PUBLIKATIONEN 2011 „Écouter un Film“ Art&Fiction 2020 Sigrid Adorf, Karine Tissot https://artfiction.ch/ Eidgenössischer Preis für Kunst „Inside› the Market“ Kunstbulletin 04.2020 Sønke Gau https://www.artlog.net/ Preis „Fondation Gertrude Hirzel“ der Société des arts Genève Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern „Gabriela Löffel désarme les lieux de pouvoir“ Tribune de Genève 05/2020 Florence Millioud-Henriques Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern https://www.tdg.ch/ Projektbeitrag Migros-Kulturprozent „Offscreen -Wenn Bilder jenseits ihrer Ränder zurückblicken“ Fink Verlag München 2019 Sigrid Adorf 2009 „slightly slipping on a banana skin“ Médiathèque 2016-2018 Genève FMAC 2018 B. Le Pimpec, I.Vuille Projektbeitrag Migros-Kulturprozent „Gabriela Löffel - Die Schweizerin erkundet in ihren Videos die Codes der Macht“ Artline 06.2016 Annette Hoffmann Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern http://magazin.artline.org Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern „Die beunruhigende Abstraktion der Macht“ Kunstbulletin 06.2016 Brita Polzer https://www.artlog.net 2007 „Aeschlimann-Corti Stipendium“ Hauptpreis Collection Cahiers d’Artistes 2015 Pro Helvetia 2015 Andrea Cinel https://loeffelgabriela.com/texts 2006 Pro Helvetia Journal / Liste Art Fair Basel 2015 Daniel Morgenthaler Projektbeitrag Migros-Kulturprozent „Gabriela Löffel - Millefeuille“ Le Courrier 12. 2013 Samuel Schellenberg Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern „Bühnen für den Krieg“ Kunstbulletin 11.2013 Brita Polzer https://www.artlog.net Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern 2005 „Setting“ Citysharing.ch 2013, Merel van Tilburg http://www.citysharing.ch/ Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern „La fiction comme expérience des réalités“ Kunstbulletin 05.2011 Françoise Ninghetto https://www.artlog.net/ Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern „Le soldat n’est jamais le méchant“ Le Courrier 11.2010 et Revue Daté 11/12. 2010 Tilo Steireif 17
„COLLECTION CAHIERS D’ARTISTES 2015“ PRO HELVETIA, EDIZIONI PERIFERIA Andrea Reflections on the work of Gabriela Löffel Andrea Cinel For more than ten years, Gabriela Löffel has been putting together trigger something in our minds which goes beyond factual reality a body of work through which she confronts her viewers with issues and is more concerned with filmic memories. Remember for a Cinel including the representation of violence, the trivialisation of war moment the opening sequences of Coppola’s Apocalypse Now, and the manipulation of debates for economic and political ends. where the noise of the helicopter engines and — metaphorically Löffel is interested in situations where reality rubs shoulders with speaking — the fan plunges us into the frenzied Vietnam War. Simi- fiction and she manipulates cinema’s codes and techniques to larly, by drawing on the audio vocabulary of war films, the sound expose our society’s contradictions. Always critical, yet not limited engineer weaves a second story which is integrated into what we to one single political reading, her work teases out the layers of see and what we hear between the audiovisual experience and «Avec le cinéma narrative and cites multiple references so as to create space for our memories of film. on parle de tout, reflection. In this sense, the installations Offscreen (2013) → S. 2—23 and Setting (2011) → S. 24—39 are perfect examples of the complexity In contrast, Offscreen makes use of three projections and two on arrive à tout». and commitment of her approach. audio tracks: the loudspeakers play an abstract soundtrack in dialogue with the images while a wireless headset enables the Quelques réflexions Setting enfolds us in a spatiotemporal environment: its split viewer to concentrate on the narrator’s voice and stroll through autour du travail de Gabriela Löffel screen alternates the absence of images — darkness — with the installation. Two screens show a series of projected cinema en page 41 sequences featuring sounds created using a wide range of tech- sets — interior ones using a green screen or a replica aeroplane, niques and objects by professional sound engineer Daniel Hug. for example, and outdoor sets such as the reconstruction of Ber- “Through An array of loudspeakers emits these sounds or soundscapes linerstrasse used by Polanski in The Pianist. Between the two that he has put together; there is a loudspeaker at the centre of screens, a wall projection follows a team of stuntmen rehearsing the installation, but more important is the voice recounting an sequences taken from the narrator’s story. extra’s experience. Löffel listened to a young Swiss man who, in 2011, took part cinema we can We are not on a film set here; instead, we are in Bavaria, in an all-inclusive package tour to Afghanistan and Iran: his trip immersed in the largest American military camp outside the United demonstrates a new sector in the tourism industry, namely holidays States, where soldiers train prior to leaving for Iraq or Afghanistan. in conflict zones. Again, the narrator’s interpretation fictionalises discuss every- Opened in 1910, the Grafenwöhr site was used by the German army the account and shows the power of storytelling. Accompanied by until the end of the Second World War. After 1945, it became an a guide and a bodyguard, this traveller discovers a curious reality: American territory, whose location was of strategic importance a notable feature of his trip through countries at war was a visit to during the Cold War. Today, this camp is particularly known as a landmine museum. He stays in the highest-security hotels, yet thing, achieve a place where conflict situations are staged by civilians on the also explores the most incredible landscapes that these countries battlefield — that is, extras hired to play Arab civilians — to train have to offer. All the same, there is a moment in the narration soldiers for combat. where reality regains the upper hand over pretence and the story After interviewing this extra, the artist called on a narrator becomes history: our tourist finds himself at Bagram just as the everything.” to interpret her testimony. The narrator relates her experience in the camp: depending on the scenario, the extra might play the role of an Afghan or Iraqi woman, perhaps in an everyday situation, or perhaps during a simulated insurrection. However, the moment the operation to assassinate Bin Laden is launched. From the design to the production to the creation of these instal- lations, Löffel uses duplication and fragmentation. She fragments Reflections helicopters and tanks join the action, the fear becomes tangible, and multiplies viewpoints by interweaving narrative and personal on the work of Gabriela Löffel almost real, even though this is a fictional war. These helicopters accounts, created and evoked sounds, and direct recordings 47 48 49 18
Reflections on the work of Gabriela Löffel Andrea Cinel Reflections on the work of Gabriela Löffel juxtaposed with images of film sets, so as to muddy the waters interventions by foreign armies. In effect, as Didi-Huberman puts visual editing in Löffel’s work, however, because the role played and encourage viewers to ask questions. it, people today are simultaneously over-exposed — as a result of by audio arrangements is probably even more important here. In In this way, Löffel enquires into a documentary and fictional mesmerising spectacularisation and media attention — and under- fact, despite appearances, the sound and original music in these approach while starting from direct testimony to create an edited exposed thanks to the censorship practiced by the same media. installations are never incidental or used as padding; instead, they and scripted work that sets the narrator’s interpretation alongside In our opinion, Setting is a precise reminder that “under-exposure are compositions in constant dialogue with the narrators’ voices images and sounds. The artist uses the constant two-way flow be- deprives us, quite simply, of ways of seeing that which should be and the on-screen images, or even sources that multiply the layers tween the subjective experience and a universal understanding of at issue”. 1 In Offscreen, on the other hand, the trip reveals the Dis- of narrative and critique. war to show us how difficult it has become to distinguish between neyfication of the contemporary world, the commodification and the categories of reality, truth and fiction as we muse on current theatricalisation of every sector of the economy. Like Alice, bored wars and the ways in which they are represented. In contrast to by her sister reading a book with no pictures or conversations, the the — televised—Vietnam War and the — imageless — Gulf War, the young Swiss man craves adventure and no longer distinguishes artist chose not to show the 21st century wars, but to recount them between the real world and the absurd: ultimately, his trip is a indirectly, using the experiences of the tourist and the extra, via kind of cinematic experience in which the Iranians and Afghans the narrators’ disembodied voices — voices off. This refusal is an in- he meets are the extras. depth investigation into the value of mass-media images, and also All the same, Löffel’s relationship with the cinema is a device that Löffel uses to criticise the ideological and economic further-reaching than this. The two installations reprise such Hol- aspects inherent in their production. lywood elements as the studio and sets. They also draw on the work Her oblique and political representation of war is reminis- of film technicians and create something genuinely collective with cent of the installations Raw Footage (2006) by Aernout Mik and them. In this respect, the sets at Babelsberg Studio take us on a Serious Games (2009—2010) by Harun Farocki. The first of these journey into times and places that major American productions revisits images of the war in the former Yugoslavia not broadcast have made familiar to us. Berlinerstrasse reveals quite literally by the media: Mik shows how extremely serious situations are in- that cinema is all about façades. At the same time, the interior sets tertwined with the unstressed beats of everyday life and criticises compel us to reflect on the resources and techniques used in film the spectacularisation of war. In Serious Games, Farocki took an production: the green screen is the quintessential non-place in interest in the new technologies used to train soldiers for combat: which all worlds are possible and can exist. By contrast, the replica like video games, they use digital models to shape reality. Löffel’s aeroplane examines the clichés and the homogeneity of scenarios approach shuns the spectacular and analyses the devices used to in film. Moreover, the sound engineer in Setting plays on the fic- prepare for war. She reveals the way in which our perception of tional pact that we live out at the cinema when we perceive the war is born of fiction: somewhere between those who believe in sounds accompanying the images on screen as real. In the same objective photographs and those who see all images as a fabrica- way, the stuntmen in Offscreen rehearse scenes taken from the tion, she chose to film abstract sequences which forge links with young man’s story against a minimalist set made up of cardboard the world of cinema. boxes which could represent all sorts of objects. In this respect, the civilians on the battlefield on the Offscreen also uses cinematographic techniques: Grafenwöhr site are literally entertainment workers who evolve long tracking shots alternate with short sequences, overviews in response to a scenario, which is itself akin to an American with details and fixed shots with reverse-angle shots: the edit- blockbuster. These fictional people are the perfect symbol of ing defines the rhythm of the whole, the idea of People Exposed, People as Extras, because they which — as Coppola put it — is the true exposés, 1 Georges Didi-Huberman, Peuples peuples figurants. L’Oeil de l’histoire are a metonymic representation of Arab populations, victims of essence of cinema. We must go beyond 4, 2012, p. 15. 50 51 52 19
Gabriela Löffel — ‹Inside› the Market Im Centre d’Art Contemporain ist eine Einzelausstellung der Künstlerin Gabriela Löffel zu sehen, die sich dort auf gekonnte und zeitaktuelle Weise unter anderem mit der paradoxen, marktkonformen Unsichtbarkeit von in Freilagern weggesperr- ter Kunst auseinandersetzt. Yverdon-les-Bains — Nahe dem Rathausgebäude aus dem 18. Jahrhundert, wo früher Lebensmittel für die Bevölkerung lagerten, befindet sich heute das Zentrum für zeitgenössische Kunst (CACY). Seit der Gründung 2013 allen gleichermassen zu- gänglich, ist der Eintritt frei. Im Gegensatz dazu: die hochgesicherten Zollfreilager, deren Betreten für nichtautorisierte Personen unmöglich ist. Gabriela Löffel setzt sich in ihrer neusten, titelgebenden, im CACY zu sehenden 3-Kanal-Videoinstallation ‹Inside›, 2019, mit diesem Phänomen auseinander – konkreter mit den Kunst-Zoll- freilagern Shanghai (Shanghai International Artwork Bonded Service Center) und Genf. Zollfreilager sind – mit ihrem Mix aus Sicherheit, Steuerfreiheit und Diskre- tion – idealer Aufbewahrungsort auch und gerade für Kunstwerke, die nur mehr als Anlage- oder Spekulationsobjekte fungieren. Im Kunstfreilager Genf lagern Schät- zungen zufolge mehr als eine Million Werke – es wäre das grösste Museum der Welt, wäre es öffentlich. Zu Beginn von Löffels komplexer Auslegeordnung steht der Versuch, Zugang zum im Bau befindlichen Kunst-Zollfreilager Shanghai zu bekommen: Audioaufnahmen ihrer Zurückweisung – Nein, es sei nicht möglich einzutreten, nein, auch nicht einen Blick hineinzuwerfen – entfalten durch die Beharrlichkeit und durch die Abwesenheit von Argumenten eine kafkaeske Absurdität. Dieses Ausgangsmaterial durchläuft im Folgenden eine ganze Reihe von Übersetzungsprozessen, die gleichzeitig eine An- näherung an «das Unsichtbare» sind. Auf einem Bildschirm verfolgt man eine chi- nesische Dolmetscherin dabei, wie sie das in Shanghai aufgezeichnete «Gespräch» zwischen Künstlerin und Personal der Zollfreilager-Firma vor der Kulisse des Zoll- freilagers in Genf simultan ins Englische übersetzt. Im Hintergrund, auf einem an- deren Bildschirm ist die Aussenfassade des im Bau stehenden Kunst-Zollfreilagers Shanghai zu sehen. Auf einem mittig platzierten Screen: die verschriftlichten Defi- nitionen zu Begriffen wie «Transit Zone», «Economy», «Offshore» etc. als Audiomit- schnitt zu hören und von der Übersetzerin übersetzt, die wiederum selbst als eine Art Hologramm der Realität neu in einem VR-Studio in Szene gesetzt wird. Erst dieser Gabriela Löffel · Inside, 2019, Mehrkanal-Videoinstallation, Videostills aufwendige «Nachbau», also die Programmierung der entsprechenden virtuellen Re- alität, ermöglicht der Übersetzerin den Zugang in den Innenbereich des Freilagers. Und genau diese weitere Übersetzung des unsichtbar Realen ins sichtbar Virtuel- le erst verabschiedet die Idee eines «Originals» und ermöglicht dafür den Blick auf reale gesellschaftliche Machtmechanismen und Ordnungssysteme. Sønke Gau → ‹Inside, Gabriela Löffel›, CACY, Yverdon-les-Bains, bis 26.4. ↗ www.centre-art-yverdon.ch 108 Kunstbulletin 4/2020 BESPRECHUNGEN // YVERDON-LES-BAINS 109 20
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