GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel

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GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
GABRIELA LÖFFEL
           dokumentation
                              (auswahl)

                  g_loeffel@bluemail.ch
        http://vimeo.com/gabrielaloeffel
               http://loeffelgabriela.com
                    http://www.sikart.ch

                                            Videostills „Offscreen“
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
Inhaltsverzeichnis

S 03   inside				Videoinstallation 2019
S 04   performance           Videoinstallation 2017-2018

S 05   unseen				Fotoserie Leuchtkasten 2016
S 06   the case 			          Videoinstallation 2015

S 07   fassung #1 			        Videoinstallation 2015

S 08   offscreen			          Videoinstallation 2013 (DE 2014)

S 09   embedded language     Videoinstallation 2013

S 10   ohne titel 			        Fotoserie 2012

S 11   setting 				Videoinstallation 2011
S 12   the easy way out 		   Videoinstallation 2010

S 13   fallbeispiel			       Videoinstallation 2006

S 14   angle vide			         Videoinstallation 2005

S 15   fokus 				Videoinstallation 2002-2003
S 16   cv
S 18   texte
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
inside
                                          Installation / 3 Kanal Video / Lautsprecher / 35min. / 2019

Mit der Beteiligung von
Ti Wang - Dolmetscherin
Annely Steiner, Laurent Aussel - Techniker*in Volumetric Studio
begriffsdefinitionen :
Anwältin Guangzhou China
Anwalt Shanghai China
Sébastien Guex - Historiker Universität Lausanne
Marc-André Renold - Professor Universität Genève und Anwalt

Die Recherche zu „Inside“ begann in Shanghai in der Zollfreizone, an dem im Bau stehenden „International
Artwork Exchange Center“. Mit „Inside“ behandle ich Fragen zu Kunst Zollfreilager, wozu ich den Prozess des
Übersetzens mit beobachte und einsetze. Meine Fragestellungen beziehen sich auf strukturelle Bedingungen
solcher globaler Finanzsysteme wie sie in Kunst Zollfreilager operieren.
Nach Shanghai habe ich meine Betrachtungen am Kunst Zollfreilager in Genf weiter geführt. In Genf, vor
diesem ersten der Kunst Zollfreilager überhaupt, habe ich einen Übersetzungs Moment inszeniert und gefilmt.
Das Zollfreilager Genf wird hier so zusagen als Kulisse verwendet vor der die Dolmetscherin Ti Wang, die von
mir gemachte Gesprächsaufzeichnung der Baustellenbesichtigung am „International Artwork Exchange Center“
von Shanghai, simultan von der chinesischen/mandarin Sprache in die englische Sprache übersetzt.
Ein weiterer Teil von „Inside“ handelt vom Inneren der Kunst Zollfreilager. Die Unmöglichkeit ein solch        Videostills „Inside“ 2019
reales Innere mit meiner Kamera filmen zu können, führt mich in das Gebiet der virtuellen Realität, und
die Entstehungsorte dieser Realitäten; den VR Studios. In einer der innovativsten europäischen Volumetric
Produktionsstätte, dem Studio „4D Views“ in Grenoble hat die Dolmetscherin Ti Wang erneut zwischen
chinesischer und englischer Sprache gedolmetscht. Hier handelt es sich um Texte die ich bei Spezialist*innen
von Zollfreilager, Jurist*innen und Historiker aus der Schweiz und China, angefragt habe. Sie haben alle die
von mir vorgegebenen Begriffe wie „Territory“ „Offshore“ „Technique“ etc, beschrieben und kommentiert. Die
Tonaufzeichnungen dieser Beschreibungen wurden von Ti Wang im „4DViews“ Studio verdolmetscht, während
dem sie gleichzeitig mit Hilfe einer VR Brille durch ein fiktives, nach meinen Angaben kreierten 3D Kunst
Zollfreilager geführt wurde.
Diese unterschiedlichen Arbeitsphasen und Übersetzungsprozesse wurden vollständig gefilmt und zusammen
mit den verschiedenen Stimmen zu einer 3 Kanal Videoinstallation montiert.
Das Verschieben dieser Themen von Kunst Zollfreilager in einen Raum der Übersetzung, der performativen
Sprachanwendung und der virtuellen Realitäten erlaubt mir eine Raumschaffung für Unterbrüche die eine
abkürzende Beantwortung der Fragen stört und somit möglicherweise Hinweise auf zusammenhängende Felder
zwischen Wirtschaftspolitiken, Finanzstrukturen und Kunstmärkte erzeugen kann.

Gefilmt vor dem Zollfreilager Genf, dem International Artwork Exchange Center Shanghai und im VR Studio
„4D Views“ in Grenoble.

Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version.

Unterstützt von dem Fonds cantonal d’art contemporain Genève (FCAC), dem Migros-Kulturprozent, Masé Studios
und Pro Helvetia.

video-auszug
https://vimeo.com/427366913                                                                                    Ausstellung „Inside“ Cacy 2020
                                                                                                               Foto : Claude Cortinovis         3
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
performance
                         Installation / 2 Kanal Videoprojektion / Lautsprecher / 25min. / 2017-2018

Mit der Beteiligung von
Amy Carroll - Sprech Coach
Rudi van der Merwe - Sprecher

Ausgangslage dieser Videoinstallation ist eine Audioaufzeichnung der Präsentations-Rede des CTO einer
Homeland-Security Firma. Diese Audioaufzeichnung machte ich während einer internationalen Fachmesse
der Sicherheits-Industrie. Seit 2001 wurde diese Industrie global grossflächig ausgebaut und gefördert. Die
Entwicklung von Industrie und Dienstleistung im Bereich der „Homeland-Security“ könnte möglicherweise
als ein ökonomisches Abbild von Politiken gelesen werden. In Staatsbudgets wie auch an der Börse erzeugt die
Sicherheits-Industrie stetig grösste Aufmerksamkeit, und Umsatz-Performance. Der Begriff „Sicherheit“ wird
politisiert zum Diskurs gemacht und erzielt einen expandierenden Einzug ins alltägliche öffentliche und private
Geschehen, oft jedoch ohne eine konsequente und höchst notwendige Definitions-Diskussion diesbezüglich
stattfinden zu lassen. In der aufgezeichneten Präsentations-Rede stellen sich inhaltlich mehrere Fragen zu
wirtschaftlichen- sowie politischen Interessen, und zugleich tritt die Anwendung von Sprache und Rhetorik
in den Fokus.
Um nun diese Rede genauer zu betrachten, um mit dem „was und wie gesagt wird“ zu operieren, habe ich
deren Aufzeichnung einer Sprech-Trainerin für öffentliche Reden zur Optimierung in Auftrag gegeben. Die
Sprech-Coach Amy Carroll bearbeitet diese Rede zusammen mit der zu coachenden Person Rudi van der
Merwe neu, auf der Bühne in einem leeren Konferenzsaal und vor der Kamera. Die Sprech-Coach setzt die                         Videostills „Performance“ 2017-2018
Redeaufzeichnung einer Perfektionierung aus in der die Körpersprache sowie die gesprochene Sprache spezifisch
für deren Funktion angepasst werden. Dieser Prozess der Optimierung und Aneignung durch eine Fachperson
des öffentlichen Redens, ermöglicht mir einen anhaltenden Blick in die hier gesprochene Sprache und auf den
Inhalt der Rede zu produzieren. Die Herstellung von Sprach-Effizienz um, wie in dieser Rede, dem Transport
von ökonomischen, politischen Interessen dienend, soll hier sichtbar werden. Dieses performative Moment der
Sprech-Coach Amy Carroll und dem Sprecher Rudi van der Merwe habe ich aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt.
Der Drehort, das Konferenz Zentrum der EPFL dient als ein ästhetisch symbolischer Rahmen und Raum um
ebenfalls die Fragen zu Sprache und Re-Präsentation zu stellen.
Die Installation besteht aus 2 Videoprojektionen und dem Stereo Ton auf Lautsprechern.
AUSZUG AUS DER AUDIOAUFZEICHNUNG
“The market size last year is about three-hundred-ninety billion Dollars. One example of our findings is that the
dominance of the USA in this market will continue. The second one will be China, which is today the second one. ()
What are the fastest-growing markets - this is very important, because you want to go to a market which grows very fast,
because you can then catch a market share - it is big data, video analytics, cybersecurity and video surveillance. And then
border and perimeter barriers due to, mainly to Europe, is the second-fastest market”

Gefilmt im Swiss Tech Convention Center der EPFL Lausanne.

Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version.

Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern, dem Masé Studio Genève
und dem Swiss Tech Convention Center Lausanne.

video-auszug :
https://vimeo.com/270951304
                                                                                                                                                                    4
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
unseen
                                Serie 7 Fotografien / 34,6cm x 52cm x 9cm / Leuchtkasten / 2016

Diese Fotoserie ist während der Sibos (Swift International Banking Operations Seminar) 2016 in Genf entstanden.
Sibos ist die bedeutendste globale Fachmesse der Finanz Branche, und findet jährlich in einer anderen Stadt statt.
Es werden dazu bis zu 8000 Konzernleiter, Entscheidungsträger und Experten der Finanzinstitutionen weltweit
erwartet. Fachleute aus Infrastrukturen des Finanzmarktes, aus globalen Unternehmen sowie Partner aus der
Technologie treffen sich hier in einem exklusiven Rahmen um zu Verhandeln, Geschäfts - und finanzpolitische
Strategien zu entwickeln, Netzwerke zu spannen und Zukunftsfragen für die Finanzindustrie zu klären.
An diesem Anlass konnte ich die Präsentation und Repräsentation unterschiedlicher Finanz-Akteure aus der
Nähe beobachten. Spuren wie die der globalen Finanz Politik traten hier, an diesem ausschliesslich an ein
integriertes Fachpublikum adressierten Event, an die sichtbare Oberfläche. Ein mögliches öffentliches Publikum
wurde durch den Tageseintrittspreis von 1000 chf effektiv ausgeschlossen.
Mein beobachtender, distanzierter Blick richtete sich auf die Architektur der Messestände. Das Design dieser
Installationen die den Blick von Aussen bestimmen, verglaste Räume die die Sichtbarkeit und das Sehen
lenken und eine mögliche Identifikation der sich im Innern befindenden Personen unterbinden. Dieser
fragmentierenden Architektur die jeden Blick von Aussen organisiert galt mein Hauptinteresse für diese
Fotoserie, die Nicht-Sichtbarkeit tritt in den Mittelpunkt und bildet den Rahmen von „Unseen“.
Die Fotografien werden als Leuchtkasten installiert, eine Form die es mir erlaubt die inhaltliche Perspektive des
geschlossenen Raumes mit auf zu nehmen und als Gegenstand zu übersetzen und verlängern.

Leuchtkasten                                                                                                         Foto aus der Serie «Unseen»   5
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
the case
                                              Installation / 2 Kanal Video / Kopfhörer / 34min. / 2015

Der 2014 in der WTO Genf stattfindende „ELSA Moot Court Competition on WTO Law“, ein
internationaler Plädoyer-Wettbewerb im Welthandelsrecht, war Ausgangslage der Videoinstallation „The
Case“. Die Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) ist eine der einzigen internationalen
Organisationen, deren Handels - und Wirtschaftspolitik globale Reichweite hat. 1995 ersetzte sie das 1947
geschaffene GATT (General Agreement on Tariffs and Trade). Wesentliches Ziel der WTO ist der Ausbau des
Wirtschaftsliberalismus vor allem durch Förderung des Freihandels, die Regulierung von Rechtsstreitigkeiten
und die Aufsicht über nationale Politiken.
Im „ELSA Moot Court Competition on WTO Law“ debattieren Juristinnen und Juristen jeweils einen fiktiven
Rechtsfall. Es handelt sich um einen Entstehungs-Moment, in welchem Sprache zu Rhetorik und somit
zu einem gezielten Instrument von Diskurs und Politik wird. Dieser Vorgang, in dem Gesetze in Rhetorik
vorgetragen und verhandelt werden, ist auch und vor allem ein politischer Momente, in dem die Macht der
Sprache sichtbar wird.
Während des Halbfinales und des Finales dieses Plädoyer Wettbewerbs habe ich zwei verschiedene Juristenteams
gefilmt. Einerseits das Team aus der renommierten Privatuniversität Harvard Law School von Cambridge, das
als Kläger-Team im Finale auftrat, andrerseits das Team aus der National and Kapodistrian University von
Athen, das im Halbfinale als Kläger auftrat und kurz danach im Finale zum gleichen Rechtsfall als Verteidiger.
In diesem Rechtsfall der „ELSA Moot Court Competition on WTO Law“ wurde der fiktive afrikanische Staat
„the Federal Republic of Aquitania“ von einem anderen fiktiven afrikanischen Staat „the United Kingdom of
Commercia“ am WTO-Handelsgericht angeklagt.                                                                      Videostills „The Case“ 2015
Der Rechtsfall lässt sich folgendermassen zusammenfassen:
2005 wurde die Wasserversorgung und -verarbeitung von Nova Tertia, einer Provinz der Federal Republic of
Aquitania, an die private Firma Avanti SA verkauft und ein zwanzigjähriger Vertrag unterzeichnet.
2007 erhöhte die Avanti SA den Preis ihrer Dienstleitung um 70% und lehnte gleichzeitig die von der Regierung
mehrmals geforderten Erweiterungen und Reparaturen des Wasservertriebsnetzes ab. Hierauf kam es in der
Bevölkerung zu einem Aufstand.
2009 wurde der Vertrag mit der Avanti SA schliesslich vorzeitig durch Nova Tertia gekündigt.
Die Avanti SA beantragte daraufhin beim Handelsministerium von United Kingdom of Commercia, dem Staat,
in dem sich der Hauptsitz der Firma befindet, am WTO Gerichtshof Klage gegen die Federal Republic of
Aquitania zu erheben.
Dieser fiktive Rechtsfall mit seinen überaus realistischen und aktuellen Thematiken bewirkt Fragen zur
Herstellung von Rhetorik, Sprache und deren juristischen Anwendungen im Rahmen von wirtschaftlichen und
politischen Apparaturen.
Den inhaltlichen Fragestellungen stelle ich eine Bildsprache gegenüber, die fiktionale Vermutungen erzeugen
kann und somit die Abgrenzung von dokumentarischem und fiktivem Inhalt nochmals stört.
Die Videos werden auf zwei synchronisierten, nebeneinander hängenden Bildschirmen gezeigt, und der Ton
auf Kopfhörer.

Gefilmt in der WTO, Genève.
Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version.

Unterstützt vom Amt für Kultur Kanton Bern, Stipendium für Bildende Kunst 2015.

video-auszug :
https://vimeo.com/171408018
                                                                                                                 Ausstellung „The Case“ Dazibao Montréal, 2015
                                                                                                                 Foto : Marilou Crispin                          6
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
fassung #1
             Installation / 1 Kanal Video / Kopfhörer / Fotografie 13cm x 17cm / 24min. / 2015

Mit der Beteiligung von
Benedikt Greiner - Schauspieler

An der 100 Jahr Feier der Schweizer Luftwaffe „Air14“ habe ich ein Interview mit einem Mitarbeiter der
Pilatus Flugzeugwerke geführt, der mir, in gegenseitigem Einverständnis, einige seiner persönlichen
Standpunkte unterbreitete. Die Pilatus Flugzeugwerke kann man als eine Art Symbol der Schweizer Politik von
Kriegsmaterialexport und deren Anwendung bezeichnen. Eine Politik, die ab den 70er Jahren regelmässig für
nationale und internationale Kritik sorgt.
Nach dem gefilmten Interview, das mir wie erwartet keine neuen Informationen zu der Exportpolitik der Firma
lieferte, erhielt ich eine SMS vom Pilatus-Interviewpartner:
„Grüezi Frau Loeffel. Ich bitte sie, die heute von mir gemachten Aufnahmen vertraulich zu behandeln und zähle
auf ihre Diskretion. Beste Grüsse“
Diese Nachricht gründet die Ausgangslage von „Fassung #1“.
Nach verschiedenen Quellen aus dem Schweizer Wirtschaftsjournalismus ist zu vermuten, dass solch ein
Auftrag an das Schweigen, an Zensur, nicht zufällig ist sondern vielmehr eine im Wirtschaftsbereich zum
Teil verinnerlichte Methode frei legt, die vor allem gegenüber dem kritischen Journalismus angewendet wird
(oftmals entwickelt und fundiert auf das „Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb / UWG“). Diese
Kurznachricht stellt mir somit auch eine sprachliche Zusammenfassung der aktiven Machtverhältnisse im
Informationsraum dar.                                                                                            Videostills „Fassung #1“ 2015
Die Weiterverarbeitung des gefilmten Interviews setze ich im Theaterraum, auf der leeren Theaterbühne
mit fehlendem Publikum, fort. Auf dieser Bühne, auch ein Raum der Rhetorik, sitzt ein Schauspieler dem
Originalinterview auf Bildschirm gegenüber, und stellt sich dem Versuch, diesen gefilmten Pilatus-Mitarbeiter
direkt und genauestens wieder zu verkörpern. Der Auftrag an den Schauspieler ist es, die Sprache der gefilmten
Person direkt in die Hochdeutsche Sprache zu übertragen und die Körpersprache und Gestik zeitgleich zu
übermitteln, so zu sagen die Kopie des Pilatus-Mitarbeiters zu werden. Dieser Prozess des direkten Verdoppelns
erzeugt beim Schauspieler verschiedene Stresssituationen, Momente der Störungen in denen das Scheitern der
Sprache, der Übersetzung sichtbar und hörbar wird.
Somit dient mir diese Technik der „Imitation“, die zu einer Grundlage der Schauspielerei zählt, dazu
Sprachgebrauch durch das Verfahren des Kopierens und Simulierens frei zu legen. Mithilfe dieser Über-und
Versetzung des gefilmten Interviews in verfremdende Sprachräume, sollte nun eine Distanz zum Inhalt erzeugt
werden, die Fragen über Bedingungen von Sprache und Machtverhältnissen ermöglichen kann.
Das Video wird auf einem Bildschirm und mit Kopfhörern präsentiert. Neben dem Bildschirm ist die Fotografie
der SMS gehängt.

Gefilmt im Stadttheater Bern, Vidmarhalle.

Es besteht ebenfalls eine Französisch-untertitelte Version.

Unterstützt von Pro Helvetia und Konzert Theater Bern.

video-auszug :
https://vimeo.com/167124085

                                                                                                                                                 7
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
offscreen
          Installation / 3 Kanal Videoprojektion / 2 gerahmte Leinwände / Kabellose Kopfhörer
                                    Lautsprecher / 28min. / 2012-2013 (deutsche Version 2014)

Mit der Beteiligung von
Alister Mazzotti - Stunt Choreograf
Tolga Degirmen, Sascha Girndt, Ralph Güthler, Anja Sauermann, Vanessa Wieduwilt - Stuntperformer*innen
Benedikt Greiner - Erzählerstimme deutsche Version
Paulo Dos Santos - Erzählerstimme französische Version
Julien Tsongas - Erzählerstimme englische Version

Ausgangspunkt von „Offscreen“ ist die Erzählung eines jungen Mannes von seinem vierwöchigen Pauschalurlaub
2011 in Afghanistan und im Iran. Urlaub in Krisengebieten wie Afghanistan, Irak, Nordkorea und Somalia
sind die neusten Abenteuerversprechen der Tourismusbranche, die mit Schlagworten wie „Dabeisein“ oder
„wirkliches Verstehen der Konflikte“ wirbt und auch das Mithelfen bei Aufbauarbeiten oder einen Einsatz bei
Hilfswerken vor Ort in Aussicht stellt. Minenfelder räumen ist eines der Angebote „sinnvoller Arbeit“, die auf
den mutigen Touristen warten. Diese neuere Tourismusbranche zeigt in extremer und beängstigender Form, wie
Kriegsrealitäten verhandelt und auch als Konsumgut eingesetzt werden.
Der montierte Erzähltext wird von einem Schauspieler gesprochen und dabei neu interpretiert, um eine
Verschiebung zu erzeugen. Diese Offstimme bildet den Mittelpunkt der Arbeit, sie begleitet die BesucherInnen
über Kopfhörer durch die gesamte Installation. Der Text wird durch Videobilder ergänzt die – in der visuellen
Sprache des Kinofilms gehalten – eine zusätzliche Ebene erzeugen, um Freiraum zur Reflexion zu schaffen.
Gedreht wurde dazu in den Filmstudios in Potsdam-Babelsberg. Die gleichen Apparaturen und Installationen            Videostills „Offscreen“ 2012-2013
allerdings, die normalerweise dazu dienen, die grossen Gefühle und Schauplätze der historisch-fiktiven Kriege
im Grossformat zu liefern, wurden jetzt selbst thematisiert. Ich habe das Flugzeugset und die Aussenkulisse der
„Berlinerstrasse“ mit der Kamera beobachtet, habe die Studio-Bauten gefilmt, die durch Kinofilme wie „Der
Pianist“ zur visuellen Referenz des Kriegsfilmes wurden.
Weiter habe ich im Spezialeffekte-Studio Übungsszenen von StuntperformerInnen, die sogenannten
Videopreviews, aufgezeichnet, die üblicherweise in simulierten Kulissen den Hauptdreh vorbereiten sollen. Als
inhaltliche Ausgangslage für die Stuntszenen diente die Urlaubserzählung des jungen Mannes.
StuntperformerInnen stehen für Widerstand und Action gegenüber Gefahr. Sie leihen ihre Körper den
Originalen, den SchauspielerInnen. Sie sind Körper-Kopien und sie symbolisieren das Perfekte, das sich (fast)
allen Gefahren stellen kann.
Die Aufnahmen der Studios werden auf zwei Projektionswände projiziert, die nun Kulissen im Raum gleichen.
Die Aufnahmen der Stuntleute werden direkt auf die Wand projiziert.

Von der Installation sind drei Versionen vorhanden, in englischer, deutscher und französischer Sprache.

Gefilmt in den Studio Babelsberg Potsdam.

Realisiert mit der Hilfe der Studio Babelsberg AG, Potsdam DE.
Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern, der Bourse 2012 Société des
Arts Genève, dem Fonds d’art contemporain de la ville de Genève (FMAC), dem Fonds cantonal d’art contemporain
(FCAC) Genève, dem Masé Studio Genève

video-auszug, deutsche version    :
https://vimeo.com/125989014
https://vimeo.com/125988895                                                                                         Ausstellung „Geschichte in Geschichten“ Helmhaus Zürich, 2015
                                                                                                                    Foto : FBM Studio                                               8
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
embedded language
                                             Installation / 2 Kanal Video / Kopfhörer / 19min. / 2013

Mit der Beteiligung von
Jean-Luc Montminy - Synchronsprecher
Joey Galimi - Studioregisseur
Caroll Cafardy - Tontechniker

Während einer Internationalen Messe für Rüstungsgüter 2012 in Polen machte ich ein Interview mit einem
Kadermitglied einer polnischen Waffenfirma. Dieses gefilmte und Englisch gesprochene Interview habe ich
danach in Montréal in ein Filmsynchronisationsstudio transponiert.
In diesem Studio hat der Synchronsprecher und Schauspieler Jean-Luc Montminy (der unter anderem
die französisch-kanadische Stimme hauptsächlich von Bruce Willis und Denzel Washington ist) wie es für
Kinoproduktionen üblich ist das Interview, zusammen mit einem Studioregisseur und einem Tontechniker
Französisch synchronisiert. Dieses Moment der Sprach – und Diskursdekonstruktion und Rekonstruktion habe
ich mit der Filmkamera festgehalten. Der Synchronsprecher, der in seiner Arbeit immer unsichtbar bleibt und
auf der Leinwand die Stimme eines anderen Körpers simuliert und ausschliesslich gehört wird, rückt hier vor
die Kamera.
Das Verfahren, in dem ein Synchronsprecher und die technische Apparatur des Kinos eine andere Sprache,
andere Wörter in den Mund des Waffenherstellers entwickeln, wird somit sichtbar. Dieser Prozess kann nun
die Fragen zu Sprache und Macht und deren un/Sichtbarkeit weiter führen, und die Felder von bewaffneter
Politik in Zusammenhang mit Kino mit einbeziehen. Film und Krieg bilden seit Beginn des bewegten Bildes           Videostills „Embedded Language“ 2013
ein komplexes dialektisches Verhältnis, und stehen in der Produktion, der Technik wie auch in der Bildrezeption
im engen Zusammenhang, diese Verbindungen zu betrachten steht hier mit zur Diskussion. Die Verschiebung
der komplexen Materie über Waffenhandel von der Dokumentation hin zum Herstellungsort von Fiktion, dem
Filmstudio, soll somit Fragen zu politischen und wirtschaftlichen Bezügen ermöglichen.
Die Installation besteht aus zwei nebeneinander hängenden und synchronisierten Flachbildschirmen in selber
Grösse. Der Ton ist auf Kopfhörern zu hören.

Gefilmt in den Filmstudios Cinélume in Montréal.

In Koproduktion mit „Vidéographe“ Montréal und „La Bande Vidéo“ Québec.
Unterstützt vom Amt für Kultur Kanton Bern.

video-auszug :
https://vimeo.com/125994663

                                                                                                                                                         9
GABRIELA LÖFFEL dokumentation (auswahl) - Gabriela Löffel
sans titre
                                                  Serie 8 Fotografien / 23cm x 34.5cm / Texttafel / 2012

Diese Fotoserie ist ein Teil einer Recherche, im Rahmen welcher ich 2012 nach Polen an eine International
Defence Industry Exhibition fuhr. An dieser Messe stellen ungefähr 400 Firmen aus 29 Ländern ihre „Waren“
und „Dienstleistungen“ aus. Politik und Wirtschaft stellen sich Hand in Hand vereint ins Rampenlicht,
und ohne jegliche Sorge um mögliche kritische Blicke werden eine Woche lang Verträge, Verbindungen und
Geschäfte ausgehandelt. All dies geschieht in einem messeüblichen, festlichen Rahmen, in dem rund um die
Uhr kulinarische und musikalische Unterhaltung geboten werden. Die meist weiblichen Messehostessen sorgen
ebenfalls für eine „einladende“ Stimmung für die Geschäftsleute und Politiker.
Konstruktion und Verzerrung von Realitäten wurde während dieser Messe direkt erkennbar. Diese Form der
Banalisierung von Armeegewalt, in der die Realität des Krieges komplett ausgeblendet und stattdessen als
Spektakel und Technologie-Event vorgeführt wird, zeigt die sehr aktuellen Fragen der (un-)Sichtbarmachung auf.
Um diese Fragen weiter zu denken, greife ich hier unter anderem auch auf den Textauszug von Judith Butler
zurück, der als Texttafel in die Fotoserie integriert wird :

„Efforts to control the visual and narrative dimensions of war delimit public discourse by establishing and disposing
the sensuous parameters of reality itself – including what can be seen and what can be heard. As a result, it makes sense
to ask, does regulating the limits of what is visible or audible serve as a precondition of war waging, one facilitated by
cameras and other technologies of communication?“
Judith Butler
In: “Frames of War: When Is Life Grievable?“ Brooklyn, NY: Verso, 2009
                                                                                                                             Foto aus der Serie Ohne Titel

                                                                                                                                                             10
setting
                             Installation / 2 Kanal Videoprojektion / Lautsprecher / 33min. / 2011

Mit der Beteiligung von
Daniel Hug - Sound Designer
Miruna Coca-Cozma - Erzählerstimme französische Version
Nadja Schulz-Berlinghoff - Erzählerstimme deutsche Version

Grafenwöhr ist der grösste Truppenübungsplatz der US-amerikanischen Armee ausserhalb der Vereinigten
Staaten. Das 276 km2 weite Trainingslager wurde 1910 unter dem Königreich Bayern errichtet und gehört seit
1945 den Amerikanern. Es liegt in einem Naturschutzgebiet und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die
hier stationierten Soldaten und Soldatinnen kommen nach einer Übungszeit von durchschnittlich drei Wochen
im Irak oder in Afghanistan zum Einsatz. StudentInnen, Arbeitslose und andere deutsche Staatsangehörige
werden als StatistInnen auf diesem Truppenübungsplatz angestellt. Während drei Wochen sollen sie, zum
Training der SoldatInnen, arabische Zivilisten darstellen.
Die Erlebniserzählungen von zwei ehemaligen StatistInnen bilden den Kern von „Setting“.
Die Gesprächsaufzeichnungen, die ich mit den StatistInnnen machen konnte, werden von einer Schauspielerin
wiedergegeben. Somit wird eine weitere Verschiebung erzeugt, in welcher Realitäten, Inszenierung und
Tatsachen versetzt in unterschiedlichen Feldern auftauchen, um damit die eigentliche Ausgangslage des
„inszenierten Krieges in Bayern“ zu thematisieren.
Diese Verschiebungen werden ebenfalls auf der Bild-Audio-Ebene angewendet. In Anlehnung an den Film/
Kriegsfilm und dessen Geräuschevokabular habe ich mit dem Sound Designer Daniel Hug die Erzählungen der        Videostills „Setting“ 2011
StatistInnen vertont und die Hörlandschaft mit filmischen Referenzen bespielt. Diesen Tonherstellungsprozess
im Hörspielstudio habe ich mit fixer Videokamera gefilmt, um den Ton auch in visueller Form in den
Vordergrund zu stellen und somit Fragen zu Inszenierung und Realitäten zu ermöglichen.
Diese Videoaufnahmen sind als rhythmische Bildkomposition montiert und werden als Doppelprojektion
zusammen mit den Tonspuren im Raum installiert. Jedoch sind zu einem grossen Teil der Erzählung keine Bilder
sichtbar, der Ton nimmt den ganzen Raum ein und die Videobilder erscheinen an bestimmten dramaturgischen
Momenten der Erzählung.

Von der Installation sind zwei Versionen vorhanden, in deutscher und französischer Sprache.

Gefilmt im Hörspielstudio Radio DRS 2, TPC - Technology and Production Center, Basel.

Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern und dem Migros-
Kulturprozent. TPC - Technology and Production Center Switzerland AG Basel und dem Département Cinéma /
Cinéma du réel de la Head-Genève.

video-auszug, deutsche version   :
https://vimeo.com/124518615
https://vimeo.com/84679209

                                                                                                                                            11
the easy way out
      Installation / 3 Kanal Videoprojektion / Diaporama / Kopfhörer / Lautsprecher / 20min. / 2010

      Mit der Beteiligung von
      Sophie Hengl, Benoît Kremer, Nathalie Loiseau - Simultandolmetscher*innen französische Version
      Carmen Delgado, Markus Mettler, Valeria Tschannen - Simultandolmetscher*innen deutsche Version

      In „The easy way out“ werden Dolmetscher und Dolmetscherinnen, die in ihrem Beruf alltäglich im Schatten
      der zu übersetzenden DiplomatInnen und PolitikerInnen arbeiten, ins Rampenlicht vor die Videokamera
      gerückt und beobachtet. Am Ausgangspunkt des Projekts steht eine Audioaufnahme, die ich an der Grenze
      zum Truppenübungsplatz der amerikanischen Armee in Grafenwöhr, Bayern gemacht habe. Es handelt
      sich um eine Diskussion zwischen einem amerikanischen Soldaten, der aus dem Irak zurückkommt, einer
      deutschen Hotelbesitzerin aus Grafenwöhr, die SoldatInnen beherbergt und der benachbarten, zweisprachigen
      Autoverkäuferin. Die 3 DolmetscherInnen stellen sich dem Experiment, dieses Gespräch, in dem über den
      Alltag in Bayern und dem in Kriegsgebieten bis hin zu politischen Meinungen und Positionen diskutiert wird,
      synchron zu übersetzen.
      Dieses Moment der Suche nach Wort und Sprachverständigung, des Versuchs Information zu vermitteln und
      des simultanen Verstehens der in einer für die DolmetscherInnen anstrengenden Situation, halte ich auf 3
      separierten, synchron aufgezeichneten Videoaufnahmen fest.
      Im Ausstellungsraum sind über Kopfhörer die Übersetzungen zu dem entsprechenden Videobild des
      Dolmetschers/ Dolmetscherin zu hören. Der Originalton des Gesprächs, in Bayern aufgezeichnet, ist per
      Lautsprecher im Raum zu hören. Die Gesamtinformation des Gesprächs wird fragmentiert und gibt somit
      Raum zur Prüfung und zum Aushorchen von Wort und Sinn sowie deren Herkunft frei. Ebenso rückt hier
      die wiederholte Sprachlosigkeit der DolmetscherInnnen vor dem zu übersetzenden Gespräch, sowie deren                 Foto aus Diaporama / „The easy way out“ 2010
      Bemühungen sich dieser Leere zu entziehen, in den Blick der BetrachterInnen.
      Auf Bildschirmen sind die Fotografien des Grenzgebietes zwischen Truppenübungsplatz der amerikanischen
as zu sagen hat, trete vor und schweige! »
      Armee und der Bayerischen Dorflandschaft zu sehen. Territoriale Symbole und kulturelle Spuren sind darin
      erkennbar.
                                                  Karl Kraus, 1914

      „Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige!“
      [veːr] [ˈɛtvas] [tsuː] [ˈzaːgən] [hat], [ˈtreːtə] [foːr] [ʊnt] [ˈʃvaɪgə]
      Karl Kraus, aus „In dieser grossen Zeit“ Die Fackel Nr. 404, Dezember 1914

      Von der Installation sind zwei Versionen vorhanden, eine mit deutschsprachigen DolmetscherInnen und eine mit
      französischsprachigen DolmetscherInnen.

      Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern und dem Migros-Kulturprozent.
      Mit Hilfe der École de traduction et d’interprétation ETI, Genève.

      video-auszug  :
      https://loeffelgabriela.com/the-easy-way-out/

                                                                                                                           Ausstellung „The easy way out“ Ex-Machina Genève 2010
                                                                                                                           Foto : Erika Irmler
                                                                                                                                                                                   12
fallbeispiel
                             Installation / Mehrkanal Videoprojektion / Lautsprecher / Loop / 2006

Mit der Beteiligung von
Julie Beauvais, Fabio Bergamaschi, Antonio Buil, Catherine Büchi, Romaine Chapuis, Delphine Lanza,
Ismael Oiartzabal, Paola Pagani, Pauline Wassermann - Tänzer*innen und Schauspieler“innen

In „Fallbeispiel“, einer Untersuchungen über den „stürzenden Körper“, performen professionelle TänzerInnen
und SchauspielerInnen Fallbeispiele. Das Stürzen wird unaufhaltsam repetiert, bis die physische Reaktion und
Konsequenz der Körper im Bild eintritt und die Zeitdimension erkennbar macht. Es wird ausschliesslich der
Augenblick kurz vor und nach dem Fallen, die Vorbereitung, die Wirkung und die Reaktion der stürzenden
Personen sichtbar gemacht. Die Spuren und Zeichen des bevorstehenden oder soeben vorhergegangenen Sturzes
sollen die Unruhe der Frage auslösen, wie lange der sichere Stand noch gehalten werden kann, und somit
vielleicht auch dem geschützten „Stand“ der BetrachterInnen seine Sicherheit entziehen. Der Sturz selbst wird
im Bild ersetzt durch ein rhythmisches Auflösen und Wiedererscheinen der Körper. Diese Bilder werden je nach
Raumsituation als 2– oder 3–Kanalprojektion installiert, wo die gefilmten TänzerInnen und SchauspielerInnen
in Lebensgrösse erscheinen.
Die eigentliche Aktion, der im Bild ausgelassene Sturz, wird in den Tonspuren durch die bearbeiteten und
verfremdeten Geräusche der Körper und deren inneres Pochen, Vibrieren, Aufschlagen und Streifen wieder
aufgenommen und dem Bild und dessen Stille entgegengestellt. Diese Geräusche wurden mithilfe von Kontakt–
und Stethoskopmikrofonen aufgenommen, und bespielen die Installation als Geräuschekomposition im
Surroundmodus.
                                                                                                                     Ausstellung „Fallbeispiel“ Galerie Stargazer, Genève 2010
Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern, dem Amt für Kultur Kanton Bern und dem Migros-Kulturprozent.   Foto : Erika Irmler

video-auszug :
https://vimeo.com/83380266

Videostills „Fallbeispiel“ 2006

                                                                                                                                                                                 13
angle vide
                                    Installation / Videorückprojektion / Lautsprecher / 6min. / 2005

Mit der Beteiligung von
Giuditta, Joëlle, Saskia, Sebastien, Sony - Boxerinnen und Boxer

Als wichtiger Teil eines Boxtrainings gilt das „Shadow“, französisch „le vide“, der Kampf gegen den nicht
vorhandenen, imaginären Gegner - alleine. Dieser vorgestellte, unsichtbare Gegner und der (Wett)Kampf gegen
ihn bilden den Schwerpunkt in „Angle vide“, wozu ich mit professionellen Boxerinnen und Boxern zusammen
arbeite.
Wie weit können Gegner und Feinde durch unsere Vorstellung und Interesse konstruiert werden, wie werden
sich diese angeeignet? Der unsichtbare Gegner und Feind, allgegenwärtige Gefahr, könnte es doch ein/e Jede/r
sein. Die progressive, physische Veränderung und Erschöpfung, der Verlust der emotionalen Kontrolle und die
Konzentration der BoxerInnen werden durch die Aufhebung des Raumes in den Bildaufnahmen und mithilfe
der verwendeten „fixen“ Kamera verdichtet sichtbar gemacht.
Diese Bilder werden als Videorückprojektion auf die Leinwand in mitten des Ausstellungsraumes installiert.
Der imaginäre Gegner bildet auch den Inhalt der Audioaufnahmen. Die Boxerinnen und Boxer werden von mir
zu diesem „Zustand“ der Vorstellung eines nicht vorhandenen Gegners befragt. Wie versetzen sie sich in eine
authentische Kampfsituation mit unsichtbarem Gegner? Wie erleben sie diese Situation gezielter Aggression
gegen ein „leeres“ Ziel? etc.
Diese Audioaufnahmen werden im Surroundmodus verwendet und installiert, wodurch sich die Stimmen im
ganzen Raum bewegen.

Es besteht ebenfalls eine Deutsch-untertitelte Version.

Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern und dem Amt für Kultur Kanton Bern.

video-auszug :
https://vimeo.com/49305399                                                                                     Videostills „Angle vide“ 2005

                                                                                                                                               14
fokus
                                   Installation / 1 Kanal Video / Kopfhörer / 5min.40’’ / 2002-2003

Mit der Beteiligung von
Ariane Blatter, Cora Liechti, Letitia Ramos, Doris Schmid - Performerinnen

Vier Frauen, die nie zuvor physisch mit Waffen in Kontakt kamen, schiessen zum ersten Mal in einem
Schiesssportkeller mit einer Pistole. Was in diesem kurzen Moment der Konfrontation mit ihren eigenen
Grenzen und Erfahrungen von Gewaltwahrnehmung/-darstellung geschieht, wird mithilfe einer spezial 16mm–
Highspeed Kamera (150 Bilder/Sekunde) festgehalten.
„Fokus“ wird als Loop projiziert. Die Originaltonaufnahmen (die Atmung der Frauen und der Schuss) sind
über Kopfhörer zu hören. So befindet sich der/die BetrachterIn im Moment der Bildrezeption in derselben
„isolierten“, mit Kopfhörern ausgestatteten Situation wie die gefilmten Frauen.
Als Ausgangslage stellt sich auch die Frage, wie mediale Gewaltdarstellung und Geschlechtermodelle zueinander
stehen, ein Versuch eine differenzierte Fragestellung zu Gewalt und geschlechterspezifischer Gewaltdarstellung
zu ermöglichen.

Unterstützt von der Abteilung Kulturelles Stadt Bern und dem Amt für Kultur Kanton Bern.

video-auszug :
https://vimeo.com/83379312

                                                                                                                 Videostills „Fokus“ 2003

                                                                                                                                            15
*1972 Oberburg/ CH

AUSBILDUNGEN
2005 / 2006		                   Formation pour l’enseignement artistique HTA, ESBA Genève, Liliane Schneiter
2000 - 2005		                   ESBA, Ecole supérieure des beaux-arts Genève, Laurent Schmid, Carmen Perrin
2002 / 2003		                   Akademie der bildenden Künste Wien, Peter Kogler
                                                                                                       2011
AUSSTELLUNGEN UND SCREENINGS (Auswahl)                                                                 „Hors Bords“ Halle Nord, Genève
2020                                                                                                   „Staging Voices“ Progr / Stadtgalerie, Bern
„Inside“ Centre d’art contemporain Cacy, Yverdon-les-Bains                                             Swiss Art Awards, Basel
„Storytelling - Erzählende Kunst Heute und Morgen“ Grimmwelt, Kassel                                   „Crosnier Extra Muros“ Société des arts Genève, BAC Genève
„Inside“ Standard/deluxe, Lausanne                                                                     „Ex-Hibition“ Galerie Ex-machina, Genève
„Performance“ Optica Centre d’art contemporain, Montréal                                               Mediathek „Café de rêves“ Helmhaus, Zürich
2019                                                                                                   „Art film screening“ Red House Gallery, New York
„Film as idea, film as film, film as art“ Galeria Studio, Varsovie                                     2010
Ausstellung der Nominierten für den Aparté Kunst Preis Galerie Ruine, Genève                           „The easy way out“ Standard/deluxe, Lausanne
Body&Soul, Genève                                                                                      „Fokus“ Schweizer Videokunst, Landshuter Kunstnacht, Neue Galerie
2018                                                                                                   Sendung „Fallbeispiel“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“
„Gut gespielt. Der Mensch und sein Avatar“ Alte Fabrik, Rapperswil-Jona                                „50JPG“ Galerie Stargazer, Genève
Art Paris Art Fair, Videoprogramm, Paris                                                               „The easy way out“ Galerie Ex-Machina, Genève
„Stumble and choose“ Médiathèque FMAC, Genève                                                          2009
„Multiple Contexts“ Around Space Gallery, Shanghai                                                     Sendung „Angle vide“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“
„Choreography of the frame“ Kunsthalle Exnergasse, Wien                                                Duplex, Genève
2017                                                                                                   2008
„Work in motion“ Mast, Bologna                                                                         „Fenstersprung“ PROGR, Bern
Espace libre, Biel                                                                                     „Gleiche Höhe“ Kunstprojekt Schweiz/Österreich, Wien
„Video–∑“ Neues Kino, Projektraum M54, Basel                                                           „Tribühne“, Passagegalerie Künstlerhaus, Wien
„Extended Cahiers“ Ground, Moskau                                                                      „In Progress“ PROGR, Bern
2016                                                                                                   „700IS Selection 2007“ ATA, San Francisco
„Komplexe Systeme“ E-Werk Galerie für Gegenwartskunst, Freiburg iB                                     2007
„Twisting C(r)ash“ Athen                                                                               „700IS Selection 2007“ Alsager Gallery, Manchester. Filmcentre Rodina, St.Pétersbourg
Swiss Art Awards, Basel                                                                                „700IS“ Experimental Film and Videofestival, Egilsstadir
2015                                                                                                   „Aeschlimann-Corti Stipendienausstellung“ Kunstmuseum, Thun
„Geschichte in Geschichten“ Helmhaus Zürich                                                            „CWW“ O3ONE, Belgrad RS
„Twisting C(r)ash“ Le Commun, Genève                                                                   2006
„Embedded Language“ Dazibao, Montréal                                                                  Centre Georges Pompidou „Live-Streaming Arte die Nacht/la Nuit“, Paris
„Fassung #1“ Liste Art Fair Basel, Special Guest im Druckwerk                                          Sendung „Angle vide“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“
„Kinematographische Räume“ Kaskadenkondensator, Basel                                                  2005
2014                                                                                                   „Angle vide“ Progr Ausstellungszone, Bern
Swiss Art Awards, Basel                                                                                Sendung „Fokus“ auf Arte „die Nacht/la Nuit“
„Bieler Fototage 2014“ Biel                                                                            „Success, Friends and career“ Attitudes, Genève
„Cantonale Berne Jura“ Kunsthaus, Langenthal                                                           „Aeschlimann-Corti Stipendienausstellung“ Kunstmuseum Bern
2013                                                                                                   „En mai, fais ce qu’il te plait“ Palais de l’Athénée, Genève
„The easy way out“ La Bande Vidéo, Québec                                                              2004
„Fotopreis 2013 des Kantons Bern“ Kornhausforum, Bern                                                  „Fokus“ Kunstsalon Berlin D
„Move Movie“ Centre d’Art Contemporain Cacy, Yverdon-les-Bains                                         „Aeschlimann-Corti Stipendienausstellung“ Centre PasqueArt, Bienne
„Offscreen“ Halle Nord, Genève                                                                         „Gonna Take You On“ Zentralbüro, Berlin
2012                                                                                                   „Mitte voll ins Schwarze“ Videoprogramm VID, Grosshöchstetten
„Setting“ Espace d’Art Contemporain (les halles), Porrentruy                                           „Electric rendez-vous“ Plug.In, Basel
                                                                                                                                                                                               16
WERKBEITRÄGE UND PREISE                                                SAMMLUNGEN
2019                                                                   Kunstsammlungen des Bundes, Bundesamt für Kultur Schweiz
Projektbeitrag Fonds cantonal d’art contemporain, Genève (FCAC)        Schweizerische Nationalbibliothek
2018                                                                   Collection des Beaux-Arts Jura
Werkbeitrag, Pro Helvetia                                              Kantonale Kunstsammlung Bern, Amt für Kultur Kanton Bern
Projektbeitrag Migros-Kulturprozent                                    FMAC / Fonds d‘art contemporain de la Ville de Genève
2017
Bourse pour artiste de plus de 35 ans de la Ville de Genève, FMAC      RESIDENZEN
2016                                                                   2021
Eidgenössischer Preis für Kunst                                        London, Landis&Gyr Stiftung
Werkbeitrag Recherche, Pro Helvetia                                    2020
2015                                                                   Beirut, Recherche Residenz Pro Helvetia
Preis Fondation Irène Reymond 2015                                     2018
Stipendium für Bildende Kunst, Amt für Kultur Kanton Bern              Shanghai, Pro Helvetia
2013                                                                   2013
Anerkennungspreis „Fotopreise 2013“ Amt für Kultur Kanton Bern         „La Bande Vidéo“ Québec CA
Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern                              „Vidéographe“ Montréal CA
2012                                                                   2006
Bourse 2012 Société des Arts, Genève                                   „Artdirekt“ Berlin D
Projektbeitrag Fonds d’art contemporain de la Ville de Genève (FMAC)   „Gil-society“ Akureyri IS
Projektbeitrag Fonds cantonal d’art contemporain, Genève (FCAC)        „Skaftfell“ Seydisfjördur IS
Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern
Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern                              PUBLIKATIONEN
2011                                                                   „Écouter un Film“ Art&Fiction 2020 Sigrid Adorf, Karine Tissot https://artfiction.ch/
Eidgenössischer Preis für Kunst
                                                                       „Inside› the Market“ Kunstbulletin 04.2020 Sønke Gau https://www.artlog.net/
Preis „Fondation Gertrude Hirzel“ der Société des arts Genève
Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern                        „Gabriela Löffel désarme les lieux de pouvoir“ Tribune de Genève 05/2020 Florence Millioud-Henriques
Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern                              https://www.tdg.ch/
Projektbeitrag Migros-Kulturprozent                                    „Offscreen -Wenn Bilder jenseits ihrer Ränder zurückblicken“ Fink Verlag München 2019 Sigrid Adorf
2009                                                                   „slightly slipping on a banana skin“ Médiathèque 2016-2018 Genève FMAC 2018 B. Le Pimpec, I.Vuille
Projektbeitrag Migros-Kulturprozent                                    „Gabriela Löffel - Die Schweizerin erkundet in ihren Videos die Codes der Macht“ Artline 06.2016 Annette Hoffmann
Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern                        http://magazin.artline.org
Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern
                                                                       „Die beunruhigende Abstraktion der Macht“ Kunstbulletin 06.2016 Brita Polzer https://www.artlog.net
2007
„Aeschlimann-Corti Stipendium“ Hauptpreis                              Collection Cahiers d’Artistes 2015 Pro Helvetia 2015 Andrea Cinel https://loeffelgabriela.com/texts
2006                                                                   Pro Helvetia Journal / Liste Art Fair Basel 2015 Daniel Morgenthaler
Projektbeitrag Migros-Kulturprozent                                    „Gabriela Löffel - Millefeuille“ Le Courrier 12. 2013 Samuel Schellenberg
Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern
                                                                       „Bühnen für den Krieg“ Kunstbulletin 11.2013 Brita Polzer https://www.artlog.net
Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern
2005                                                                   „Setting“ Citysharing.ch 2013, Merel van Tilburg http://www.citysharing.ch/
Projektbeitrag Abteilung Kulturelles Stadt Bern                        „La fiction comme expérience des réalités“ Kunstbulletin 05.2011 Françoise Ninghetto https://www.artlog.net/
Projektbeitrag Amt für Kultur Kanton Bern                              „Le soldat n’est jamais le méchant“ Le Courrier 11.2010 et Revue Daté 11/12. 2010 Tilo Steireif

                                                                                                                                                                                      17
„COLLECTION CAHIERS D’ARTISTES 2015“
PRO HELVETIA, EDIZIONI PERIFERIA

Andrea
                                                                                 Reflections on the work of Gabriela Löffel                                         Andrea Cinel

                                                            For more than ten years, Gabriela Löffel has been putting together        trigger something in our minds which goes beyond factual reality
                                                            a body of work through which she confronts her viewers with issues        and is more concerned with filmic memories. Remember for a

Cinel
                                                            including the representation of violence, the trivialisation of war       moment the opening sequences of Coppola’s Apocalypse Now,
                                                            and the manipulation of debates for economic and political ends.          where the noise of the helicopter engines and — metaphorically
                                                            Löffel is interested in situations where reality rubs shoulders with      speaking — the fan plunges us into the frenzied Vietnam War. Simi-
                                                            fiction and she manipulates cinema’s codes and techniques to              larly, by drawing on the audio vocabulary of war films, the sound
                                                            expose our society’s contradictions. Always critical, yet not limited     engineer weaves a second story which is integrated into what we
                                                            to one single political reading, her work teases out the layers of        see and what we hear between the audiovisual experience and
                        «Avec le cinéma                     narrative and cites multiple references so as to create space for         our memories of film.
                        on parle de tout,                   reflection. In this sense, the installations Offscreen (2013) → S. 2—23
                                                            and Setting (2011) → S. 24—39 are perfect examples of the complexity      In contrast, Offscreen makes use of three projections and two
                        on arrive à tout».                  and commitment of her approach.                                           audio tracks: the loudspeakers play an abstract soundtrack in
                                                                                                                                      dialogue with the images while a wireless headset enables the
                            Quelques réflexions             Setting enfolds us in a spatiotemporal environment: its split             viewer to concentrate on the narrator’s voice and stroll through
                     autour du travail de Gabriela Löffel   screen alternates the absence of images — darkness — with                 the installation. Two screens show a series of projected cinema
                                   en page 41               sequences featuring sounds created using a wide range of tech-            sets — interior ones using a green screen or a replica aeroplane,
                                                            niques and objects by professional sound engineer Daniel Hug.             for example, and outdoor sets such as the reconstruction of Ber-

   “Through
                                                            An array of loudspeakers emits these sounds or soundscapes                linerstrasse used by Polanski in The Pianist. Between the two
                                                            that he has put together; there is a loudspeaker at the centre of         screens, a wall projection follows a team of stuntmen rehearsing
                                                            the installation, but more important is the voice recounting an           sequences taken from the narrator’s story.
                                                            extra’s experience.                                                                Löffel listened to a young Swiss man who, in 2011, took part

cinema we can
                                                                     We are not on a film set here; instead, we are in Bavaria,       in an all-inclusive package tour to Afghanistan and Iran: his trip
                                                            immersed in the largest American military camp outside the United         demonstrates a new sector in the tourism industry, namely holidays
                                                            States, where soldiers train prior to leaving for Iraq or Afghanistan.    in conflict zones. Again, the narrator’s interpretation fictionalises

discuss every-
                                                            Opened in 1910, the Grafenwöhr site was used by the German army           the account and shows the power of storytelling. Accompanied by
                                                            until the end of the Second World War. After 1945, it became an           a guide and a bodyguard, this traveller discovers a curious reality:
                                                            American territory, whose location was of strategic importance            a notable feature of his trip through countries at war was a visit to
                                                            during the Cold War. Today, this camp is particularly known as            a landmine museum. He stays in the highest-security hotels, yet

thing, achieve
                                                            a place where conflict situations are staged by civilians on the          also explores the most incredible landscapes that these countries
                                                            battlefield — that is, extras hired to play Arab civilians — to train     have to offer. All the same, there is a moment in the narration
                                                            soldiers for combat.                                                      where reality regains the upper hand over pretence and the story
                                                                     After interviewing this extra, the artist called on a narrator   becomes history: our tourist finds himself at Bagram just as the

  everything.”                                              to interpret her testimony. The narrator relates her experience in
                                                            the camp: depending on the scenario, the extra might play the role
                                                            of an Afghan or Iraqi woman, perhaps in an everyday situation, or
                                                            perhaps during a simulated insurrection. However, the moment the
                                                                                                                                      operation to assassinate Bin Laden is launched.

                                                                                                                                      From the design to the production to the creation of these instal-
                                                                                                                                      lations, Löffel uses duplication and fragmentation. She fragments
                  Reflections                               helicopters and tanks join the action, the fear becomes tangible,         and multiplies viewpoints by interweaving narrative and personal
         on the work of Gabriela Löffel                     almost real, even though this is a fictional war. These helicopters       accounts, created and evoked sounds, and direct recordings
                       47                                                                           48                                                                  49

                                                                                                                                                                                                              18
Reflections on the work of Gabriela Löffel                                                Andrea Cinel                                                                 Reflections on the work of Gabriela Löffel

juxtaposed with images of film sets, so as to muddy the waters            interventions by foreign armies. In effect, as Didi-Huberman puts                             visual editing in Löffel’s work, however, because the role played
and encourage viewers to ask questions.                                   it, people today are simultaneously over-exposed — as a result of                             by audio arrangements is probably even more important here. In
          In this way, Löffel enquires into a documentary and fictional   mesmerising spectacularisation and media attention — and under-                               fact, despite appearances, the sound and original music in these
approach while starting from direct testimony to create an edited         exposed thanks to the censorship practiced by the same media.                                 installations are never incidental or used as padding; instead, they
and scripted work that sets the narrator’s interpretation alongside       In our opinion, Setting is a precise reminder that “under-exposure                            are compositions in constant dialogue with the narrators’ voices
images and sounds. The artist uses the constant two-way flow be-          deprives us, quite simply, of ways of seeing that which should be                             and the on-screen images, or even sources that multiply the layers
tween the subjective experience and a universal understanding of          at issue”. 1 In Offscreen, on the other hand, the trip reveals the Dis-                       of narrative and critique.
war to show us how difficult it has become to distinguish between         neyfication of the contemporary world, the commodification and
the categories of reality, truth and fiction as we muse on current        theatricalisation of every sector of the economy. Like Alice, bored
wars and the ways in which they are represented. In contrast to           by her sister reading a book with no pictures or conversations, the
the — televised—Vietnam War and the — imageless — Gulf War, the           young Swiss man craves adventure and no longer distinguishes
artist chose not to show the 21st century wars, but to recount them       between the real world and the absurd: ultimately, his trip is a
indirectly, using the experiences of the tourist and the extra, via       kind of cinematic experience in which the Iranians and Afghans
the narrators’ disembodied voices — voices off. This refusal is an in-    he meets are the extras.
depth investigation into the value of mass-media images, and also                   All the same, Löffel’s relationship with the cinema is
a device that Löffel uses to criticise the ideological and economic       further-reaching than this. The two installations reprise such Hol-
aspects inherent in their production.                                     lywood elements as the studio and sets. They also draw on the work
          Her oblique and political representation of war is reminis-     of film technicians and create something genuinely collective with
cent of the installations Raw Footage (2006) by Aernout Mik and           them. In this respect, the sets at Babelsberg Studio take us on a
Serious Games (2009—2010) by Harun Farocki. The first of these            journey into times and places that major American productions
revisits images of the war in the former Yugoslavia not broadcast         have made familiar to us. Berlinerstrasse reveals quite literally
by the media: Mik shows how extremely serious situations are in-          that cinema is all about façades. At the same time, the interior sets
tertwined with the unstressed beats of everyday life and criticises       compel us to reflect on the resources and techniques used in film
the spectacularisation of war. In Serious Games, Farocki took an          production: the green screen is the quintessential non-place in
interest in the new technologies used to train soldiers for combat:       which all worlds are possible and can exist. By contrast, the replica
like video games, they use digital models to shape reality. Löffel’s      aeroplane examines the clichés and the homogeneity of scenarios
approach shuns the spectacular and analyses the devices used to           in film. Moreover, the sound engineer in Setting plays on the fic-
prepare for war. She reveals the way in which our perception of           tional pact that we live out at the cinema when we perceive the
war is born of fiction: somewhere between those who believe in            sounds accompanying the images on screen as real. In the same
objective photographs and those who see all images as a fabrica-          way, the stuntmen in Offscreen rehearse scenes taken from the
tion, she chose to film abstract sequences which forge links with         young man’s story against a minimalist set made up of cardboard
the world of cinema.                                                      boxes which could represent all sorts of objects.
          In this respect, the civilians on the battlefield on the                  Offscreen also uses cinematographic techniques:
Grafenwöhr site are literally entertainment workers who evolve            long tracking shots alternate with short sequences, overviews
in response to a scenario, which is itself akin to an American            with details and fixed shots with reverse-angle shots: the edit-
blockbuster. These fictional people are the perfect symbol of             ing defines the rhythm of the whole,
the idea of People Exposed, People as Extras, because they                which — as Coppola put it — is the true exposés,
                                                                                                                       1    Georges Didi-Huberman, Peuples
                                                                                                                              peuples figurants. L’Oeil de l’histoire
are a metonymic representation of Arab populations, victims of            essence of cinema. We must go beyond 4, 2012, p. 15.
                                        50                                                                          51                                                                                         52

                                                                                                                                                                                                                                               19
Gabriela Löffel — ‹Inside› the Market
   Im Centre d’Art Contemporain ist eine Einzelausstellung der
   Künstlerin Gabriela Löffel zu sehen, die sich dort auf gekonnte
   und zeitaktuelle Weise unter anderem mit der paradoxen,
   marktkonformen Unsichtbarkeit von in Freilagern weggesperr-
   ter Kunst auseinandersetzt.
Yverdon-les-Bains — Nahe dem Rathausgebäude aus dem 18. Jahrhundert, wo
früher Lebensmittel für die Bevölkerung lagerten, befindet sich heute das Zentrum
für zeitgenössische Kunst (CACY). Seit der Gründung 2013 allen gleichermassen zu-
gänglich, ist der Eintritt frei. Im Gegensatz dazu: die hochgesicherten Zollfreilager,
deren Betreten für nichtautorisierte Personen unmöglich ist. Gabriela Löffel setzt
sich in ihrer neusten, titelgebenden, im CACY zu sehenden 3-Kanal-Videoinstallation
‹Inside›, 2019, mit diesem Phänomen auseinander – konkreter mit den Kunst-Zoll-
freilagern Shanghai (Shanghai International Artwork Bonded Service Center) und
Genf. Zollfreilager sind – mit ihrem Mix aus Sicherheit, Steuerfreiheit und Diskre-
tion – idealer Aufbewahrungsort auch und gerade für Kunstwerke, die nur mehr als
Anlage- oder Spekulationsobjekte fungieren. Im Kunstfreilager Genf lagern Schät-
zungen zufolge mehr als eine Million Werke – es wäre das grösste Museum der Welt,
wäre es öffentlich.
    Zu Beginn von Löffels komplexer Auslegeordnung steht der Versuch, Zugang zum
im Bau befindlichen Kunst-Zollfreilager Shanghai zu bekommen: Audioaufnahmen
ihrer Zurückweisung – Nein, es sei nicht möglich einzutreten, nein, auch nicht einen
Blick hineinzuwerfen – entfalten durch die Beharrlichkeit und durch die Abwesenheit
von Argumenten eine kafkaeske Absurdität. Dieses Ausgangsmaterial durchläuft im
Folgenden eine ganze Reihe von Übersetzungsprozessen, die gleichzeitig eine An-
näherung an «das Unsichtbare» sind. Auf einem Bildschirm verfolgt man eine chi-
nesische Dolmetscherin dabei, wie sie das in Shanghai aufgezeichnete «Gespräch»
zwischen Künstlerin und Personal der Zollfreilager-Firma vor der Kulisse des Zoll-
freilagers in Genf simultan ins Englische übersetzt. Im Hintergrund, auf einem an-
deren Bildschirm ist die Aussenfassade des im Bau stehenden Kunst-Zollfreilagers
Shanghai zu sehen. Auf einem mittig platzierten Screen: die verschriftlichten Defi-
nitionen zu Begriffen wie «Transit Zone», «Economy», «Offshore» etc. als Audiomit-
schnitt zu hören und von der Übersetzerin übersetzt, die wiederum selbst als eine
Art Hologramm der Realität neu in einem VR-Studio in Szene gesetzt wird. Erst dieser
                                                                                                 Gabriela Löffel · Inside, 2019, Mehrkanal-Videoinstallation, Videostills
aufwendige «Nachbau», also die Programmierung der entsprechenden virtuellen Re-
alität, ermöglicht der Übersetzerin den Zugang in den Innenbereich des Freilagers.
Und genau diese weitere Übersetzung des unsichtbar Realen ins sichtbar Virtuel-
le erst verabschiedet die Idee eines «Originals» und ermöglicht dafür den Blick auf
reale gesellschaftliche Machtmechanismen und Ordnungssysteme. Sønke Gau
   → ‹Inside, Gabriela Löffel›, CACY, Yverdon-les-Bains, bis 26.4. ↗ www.centre-art-yverdon.ch

108 Kunstbulletin 4/2020                                                                                                                                 BESPRECHUNGEN // YVERDON-LES-BAINS 109

                                                                                                                                                                                                  20
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