Geh aus, mein Herz - EKKW

 
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Geh aus, mein Herz - EKKW
Juni 2021

                                                  Geh aus,
                                                  mein Herz
Foto: Adobe Stock

                    DAS SOMMERLIED
                    Was wir vom Barockdichter
                    Paul Gerhardt lernen können

                    SIEBEN HERZENSWEGE
                    Pilgern durch schöne
                    hessische Landschaften
Geh aus, mein Herz - EKKW
INHALT | UMFRAGE | IMPRESSUM

                                                       Wo erlebe ich Freude
                                                       in der Natur?
THEMA

                                                                                                                             Foto: Bender
         „Geh aus, mein Herz, und suche Freud”
4        Das Sommerlied und sein Dichter                       Von unserem Schlafzim-
                                                               merfester aus schauen
                                                               wir direkt ins Grüne. Je-
         Der Natur verbunden
7        Käßmann: „Das Leben ist sehr verletzlich”             den Morgen weckt mich
                                                               ein Kuckuck. Ich finde es
         Ein Kirchgarten mitten in der Stadt
                                                               immer wieder faszinie-
                                                               rend, wie sich die Natur
         Mein Herzstück: Alles im grünen Bereich?
8        „Ich jäte total gern”
                                                               ihren Platz zurückerobert.
                                                               Vielleicht sollten wir
         Der Moment, wenn der Honig fließt
         Wenn der Kirchgarten zur Wundertüte wird              das auch manchmal tun, denn meine Arbeit
         Ein Tierpark kann wie eine Arche Noah sein            in der Großstadt ist der komplette Gegensatz
                                                               zur Natur. In meiner Wohnung stehen ganz
         Über das Gehen
24                                                             viele Pflanzen. Es ist immer wieder ein kleiner
                                                               Erfolg, wenn Ausgesätes aufgeht, wie meine
                                                               Tomaten auf dem Balkon, die hoffentlich bald
                                                               auch ganz viele Früchte tragen werden.
UNTERWEGS
                                                           Catharina Joly (22), Medizinisch-technische Labor-
         Sieben Herzenswege in die Natur:
10
                                                           assistentin, Hanau
         Pilgern durchs Upland, auf dem
         Weserradweg, auf dem Elisabethpfad,

                                                                                                                                            Foto: Bender
         an den Edersee, rund ums Kloster Haydau,                     Ich bin in der Natur aufge-
         nach Tann und auf dem Jakobsweg                              wachsen. Wir haben uns
         Interview mit Pfarrer Dr. Manfred Gerland:                   Pfeil und Bogen geschnitzt
18       Das Aufatmen in der Natur                                    und sind im April schon in
                                                                      der Kinzig geschwommen.
         Zu zweit unterwegs:
19       Freude suchen, Herz ausschütten, Rat holen
                                                                      Schon als kleines Baby wur-
                                                                      de ich mit auf den Acker
                                                                      genommen. Wir haben Ge-
                                                                      treide und Futterrüben ange-
                                                                      baut und Kühe gehalten, aber es war mühsam. Auf
RATGEBER                                                              dem sandigen Boden ist wenig gewachsen, doch
                                                                      das ist lange her. Wenn es geht, sitze ich heute
         Wandertherapeutin Susanne Wolf:
20       Spüren, wie die Erde trägt
                                                                      jeden Tag auf dem Fahrrad. Der E-Motor hilft, so
                                                                      habe ich schon Gegenden entdeckt, die ich noch
                                                                      nie gesehen habe. Am schönsten ist es im Frühjahr.
         Ich hätte gern mein Herz zurück
21                                                                Heinrich Schadt (91), Landwirt in Rente in Erlensee

                                                      IMPRESSUM
RÄTSEL
                                                      Herausgeber: Landeskirchenamt der
                                                      Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
         Ausgehen!
22
                                                      Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel

                                                      Redaktion: Lothar Simmank (Ltg.), Olaf Dellit
                                                      Heinrich-Wimmer-Straße 4, 34131 Kassel          Beirat: Dr. Anja Berens, Christian Fischer,
         Alles für ein Sommer-Picknick                                                                Carmen Jelinek, Eckhard Lieberknecht,

23
                                                      Telefon 0561 9307–152, Fax –155
                                                      redaktion@blickindiekirche.de                   Detlev Wolf
                                                           www.blickindiekirche.de                    Gestaltung: Lothar Simmank

2    blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
Geh aus, mein Herz - EKKW
EDITORIAL

                                                                                                                                      Liebe Leserin,

                                                                                                        Foto: Bender
                                Die meiste Freude in der
                                Natur finde ich in den                                                                                lieber Leser,
                                Bergen, beim Skifahren,
                                Snowboarden oder Wan-
                                dern. Der imposante                                                                                       rausgehen, ausgehen, jemand
                                Wechsel zwischen sat-                                                                                 umarmen, verreisen – die Sehn-
                                tem Grün und schroffen                                                                                suchtsliste ist lang nach über 15

                                                                                                                                                                                                       Foto: medio.tv/Schauderna
                                Felsen beeindruckt mich                                                                               Monaten Pandemie, und sie sieht
                                immer wieder. Mein                                                                                    generationenübergreifend erstaun-
                                tollstes Erlebnis: Wir duften die Kühe unserer                                                        lich ähnlich aus. Endlich mal wie-
                                Pensionsbesitzer von der Alm abtreiben, sie                                                           der …. und es wird wohl noch eine
                                melken und eine Brotzeit mit der Sennerin ge-                                                         Weile dauern, bis wir uns wieder
                                nießen – einmalig! In der Natur kann man ein-                                                         ganz unbeschwert und sorglos be-
                                fach mal sein Gehirn erden. Schade, dass man                                                          gegnen können.
                                kaum noch unberührte Natur sieht, wenn man
                                nicht gerade eine Fernreise macht. Egal, wo                                                               „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, das Lied von
                                ich bin, ich halte die Natur sauber, das gebe                                                         Paul Gerhardt ermuntert uns, auf unser Herz zu hören
                                ich auch an meine Kinder weiter.                                                                      und dem zu folgen, was das Herz freut. Die letzten Mo-
                                                                                                                                      nate des Verzichts haben uns da vielleicht das eine oder
                            Ulf Steinbacher (46), Chemiekant, Erlensee                                                                andere entdecken lassen, was wir wirklich brauchen, was
                                                                                                                                      unser Herz erfreut und der Seele guttut. Für die einen ge-
                                                                                                                                      hört dazu, Freunde zu treffen, andere brauchen den Fuß-
                                                                                                                                      ball oder Konzerte.
                                                                                                                       Foto: Bender

                                       Das Plätschern des
                                       Baches, der direkt vor                                                                             Und nicht alles, was Freude macht, war in den letzten
                                       meinem Bürofenster                                                                             Monaten unmöglich. Viele haben das „Ausgehen in die
                                       entlangfließt – das ist                                                                        Natur“ neu entdeckt, haben den Frühling genossen und
                                       Ruhe und Entspannung.                                                                          sich an dem kräftigen Grün und der Sonne gefreut nach
                                       Deshalb ist bei Schreib-                                                                       einem langen, harten Winter. Die Schönheit der Natur als
                                       tischarbeit auch immer                                                                         gute Gabe Gottes entdecken, die eigenen Sinne schärfen
                                       das Fenster gekippt. Zu                                                                        für all das, was es da zu sehen, zu riechen, zu hören, zu
                                       Hause können wir die                                                                           spüren gibt, dazu will dieses Heft ermutigen.
                                       Eichhörnchen direkt am Wohnzimmerfenster
                                       füttern und beobachten. Ich könnte mir nie-                                                        Drei Gedanken aus Paul Gerhardts Lied nehme ich
                                       mals vorstellen, in der Großstadt zu leben, des-                                               mit: die Freude über die Schönheit der Schöpfung, den
                                       halb zieht es mich und meine Frau, wann im-                                                    Dank an Gott dafür und den Wunsch, selbst eine schöne
                                       mer es geht, raus aufs Feld oder in den Wald,                                                  Blume in Gottes Garten zu werden und viele „Glaubens-
Umfrage: Mike Bender

                                       wo ich auch oft Holz für unseren Ofen mache.                                                   früchte“ zu bringen. Auch dazu werden die nächsten Wo-
                                       Die Natur ist für mich der Ausgleich zum oft                                                   chen viel Gelegenheit bieten, in Ferienprogrammen für
                                       stressigen Alltag, hier kann ich richtig auftan-                                               Kinder und erschöpfte Familien oder in Besuchen bei de-
                                       ken und freue mich über viele Momente.                                                         nen, die lange allein waren oder trauern. In diesem Sinne:
                                                                                                                                      Geh aus, mein Herz ...
                                   Sebastian Herchenröther (34), Steuerfachangestellter
                                   aus Erlensee                                                                                          Viel Freude dabei wünscht Ihnen

                       Herstellung:
                       Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Kassel
                       Vertrieb: HNA, Kassel u. a.                                                                                    Beate Hofmann
                                                                                                                                      Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

                       Mehr Informationen über die vielfältigen Angebote der Evangelischen Kirche von
                       Kurhessen-Waldeck finden Sie im Internet:     www.ekkw.de

                                                                                                                                                   blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021       3
Geh aus, mein Herz - EKKW
THEMA

         „Geh aus, mein Herz, und suche Freud”
           Das Sommerlied und sein Dichter
  Der Poet und Theologe Paul Gerhardt erlebte im Dreißigjährigen Krieg auch viel Leidvolles

E
      s ist das Lieblingslied der Bundes-                                                       Heute werden meist nur drei, höchs-
      kanzlerin. Dies wird jedenfalls aus                                                   tens vier Strophen von „Geh aus, mein
      ihr verbundenen Kreisen erzählt und                                                   Herz“ gesungen. Wie sollte es auch anders
von der Evangelischen Kirche in Deutsch-                                                    sein, denn insgesamt gibt es fünfzehn Stro-
land (EKD) als Begründung genannt, dass                                                     phen! Und auch jenseits der Strophen, die
Paul Gerhardts Sommerlied „Geh aus, mein                                                    viele fast auswendig können, finden sich
Herz, und suche Freud“ immer auf dem                                                        schöne und kostbare Sprachbilder. Über
Sommerempfang der EKD in Berlin gesun-                                                      manche könnte man aus heutiger Perspek-
gen wird, an dem Angela Merkel häufig                                                       tiven schmunzeln, zum Beispiel, wenn es
teilnimmt.                                                                                  in der fünften Strophe heißt: „Die Wiesen
                                                                                            liegen hart dabei / und klingen ganz vom
     Das ist kein Wunder, denn „Geh aus,                                                    Lustgeschrei / der Schaf und ihrer Hirten“.
mein Herz“ gehört zu den wenigen geistli-
chen Liedern, die eigentlich auch als Volks-                                                    Der geniale Poet und gelehrte Theolo-
lied durchgehen. Sein Text beschreibt und                                                   ge Paul Gerhardt hatte aber wenn, dann
preist die sommerliche Natur in kunstvol-                                                   ganz andere Hintergedanken, denn sein
len und dabei verständlichen Worten: Da                                                     Sommerlied besteht aus zwei Hälften: Die
ist von der „schönen Gärten Zier“ die Rede,                  Paul Gerhardt                  erste enthält die beliebten und mehr oder
die sich „mir und dir sich ausgeschmücket                                                   minder bekannten Naturbilder und -szenen
haben“, da stehen „die Bäume … voller                         12. März 1607                 – neben den erwähnten darf die „Glucke“,
Laub“ und natürlich ziehen sich „Narzis-         Geburt Paul Gerhardts in Gräfenhainichen   die „ihr Völklein“ ausführt (Strophe vier),
sus und die Tulipan … viel schöner an als                          1619                     und die „unverdrossne Bienenschar“ (Stro-
Salomonis Seide“. Da „ergötzt und füllt mit          Tod des Vaters Christian Gerhardt      phe sechs) nicht fehlen.
ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder“                          1621
– wer? Richtig, die „hochbegabte Nachti-           Tod der Mutter Dorothea, geb. Starke         Die zweite Hälfte beginnt mit der
gall“ …                                                            1622                     neunten Strophe, in der sich Paul Ger-
                                                  Paul Gerhardt besucht die Fürstenschule   hardt nun die noch viel schönere himm-
    Gedichtet hat dies alles der große Ba-                      in Grimma                   lische Welt vorstellt: „Ach denk ich / bist
rockdichter Paul Gerhardt (1607–1676),                               1623                   Du hier so schön / und lässt du’s uns so
und es ist erstaunlich, wie sehr diese bald               Bruder Christian verlässt die     lieblich gehn / auf dieser armen Erden:
400 Jahre alten Verse auch heute noch                        Grimmaische Schule             / Was will doch wohl nach dieser Welt /
Menschen erfreuen und trösten. Das liegt                         1627                       dort in dem reichen Himmelszelt und güld-
neben dem ansprechenden Text sicher             Zum Jahresende Schulabschluss in Grimma     nen Schlosse werden!“ Direkt davor, genau
auch an der heute üblichen schmissigen                           1628                       als Scharnier der fünfzehn Strophen, ste-
Melodie, die durchaus den Charakter von          Immatrikulation zum Theologiestudium       hen dann diese Zeilen: „Ich selber kann
Marschmusik trägt, aber in friedlich und                     in Wittenberg                  und mag nicht ruhn, / des großen Gottes
freundlich.                                                    Vermutlich 1634              großes Tun / erweckt mir alle Sinnen; /
                                                     Hauslehrer im Hause des Archidiakons   ich singe mit, wenn alles singt, / und las-
                                                                                                                                           Lebenslauf: https://paul-gerhardt-gesellschaft.de

    Die bekannte Weise von August Har-                    Fleischhauer in Wittenberg        se, was dem Höchsten klingt, / aus mei-
der (1775–1813) wurde dem Lied erst                               1637                      nem Herzen rinnen.“ Hier ist der Mensch
Mitte des 19. Jahrhunderts beigelegt; mit         Große Teile von Gerhardts Geburtsstadt    von der Beobachtung der Natur kommend
ihr muss immer der letzte Halbsatz jeder          werden durch Kriegsfolgen zerstört. Im    bei sich selbst angelangt, wobei „ich sin-
Strophe wiederholt werden, damit es mit          November stirbt Gerhardts Bruder dort an   ge mit, wenn alles singt“ keinesfalls meint,
dem Versmaß hinkommt, also in der ersten                         der Pest                   dass man sich jedem Lied anschließen soll
Strophe zum Beispiel: „sich ausgeschmü-                      Vermutlich ab 1642             oder muss, sondern dass der Mensch als
cket haben, sich ausgeschmücket haben                      wohnt Gerhardt in Berlin.        Geschöpf Gott seinem Schöpfer singt –
…“ – für Puristen ist es mindestens ein                Tätigkeit als Hauslehrer im Hause    gleichsam also als Geschöpf fungiert, ge-
Schönheitsfehler, andere lieben gerade               des Kammergerichtsadvokaten Andreas    nauso wie die Tiere und die sie umgeben-
diesen „Und-jetzt-alle“-Effekt besonders.                            Berthold               de Natur.

  4      blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
Geh aus, mein Herz - EKKW
THEMA

   Das Wichtigste aber kommt noch, und                            1643
darauf weist letztlich die klingende und           wird Gerhardts erstes nachweisbares
jubelnde und geschäftige Schöpfung hin:           deutsches Gedicht gedruckt, entstanden
Das ewige Aufgehobensein bei dem, der                    anläßlich einer Hochzeit
das alles geschaffen hat – jener Ort also,                          1647
den Paul Gerhardt „reiches Himmelszelt“           In Johann Crügers Berliner Gesangbuch
und „güldenes Schloss“ nennt.                        „Praxis Pietatis Melica“ erscheinen
                                                       18 geistliche Lieder Gerhardts
    Wer nun meint, das sei eine bloße
Vertröstung auf das Jenseits, der täuscht
sich. Denn es lohnt sich, einen Blick in die
heutzutage völlig unbekannten Strophen
elf und zwölf zu werfen. Dort heißt es: „O
wär ich da! O stünd ich schon / ach sü-
ßer Gott vor deinem Thron“ (Strophe elf),
um dann aber in der folgenden Strophe zu
bekennen: „Doch gleichwohl will ich, weil
ich noch / hier trage dieses Leibes Joch /
auch nicht gar stille schweigen“.

   Beides – die Hoffnung und glaubende
Gewissheit des paradiesischen Aufgeho-
benseins bei Gott und die tätige Gestal-                           1651
tung in der Welt – gehören zusammen.             Ordination zum Pfarramt mit schriftlicher
Und das ist aus christlicher Sicht der Grund-   Verpflichtung auf die lutherischen Bekennt-
                                                               nisschriften
                                                                  1651
        »Erstaunlich,                                Einführung als Pfarrer und Propst
   wie sehr diese fast 400                                   in Mittenwalde
Jahre alten Verse auch heute                                        1653
  noch Menschen erfreuen                         In der 5. Auflage von Crügers Gesangbuch
                                                  finden sich 64 neue Lieder von Gerhardt
        und trösten.«                                             1655
                                                Trauung mit Anna Maria Berthold in Berlin
impuls, der das Leben lebenswerter ma-                            1656
chen kann. Der Glaube an mein Sein der-              Tochter Maria Elisabeth geboren
maleinst dort bei Gott, stärkt mich wieder                  (gestorben 1657)
und wieder und lässt mich dankbar und                              1657
tätig sein hier in dieser Welt.                 Berufung auf eine Pfarrstelle an der Berliner
                                                Nikolaikirche durch den Magistrat, baldiger
    Diese aufrechte Dialektik von hier und         Umzug und Amtsantritt als Diaconus
dort gewinnt in Paul Gerhardts kraftvollen                        1658
Bitten in der allerletzten Strophe Gestalt:         Geburt der Tochter Anna Katharina
„Erwähle mich zum Paradeis / und laß                        (gestorben 1659)
mich bis zur letzten Reis / an Leib und                            1660
Seele grünen, / so will ich dir und deiner        Sohn Andreas geboren (bald gestorben)
Ehr / allein und sonsten keinem mehr /                             1661
hier und dort ewig dienen.“ Es lohnt al-        Johann Crügers Gesangbuch „Praxis Pietatis
so, sich alle Strophen von „Geh aus, mein         Melica“ erscheint in der 10. Auflage mit
Herz“ zu Gemüte zu führen, denn in ihnen             insgesamt 90 Liedern Gerhardts
                                                                                                                                          Grafik: Adobe Stock

entfaltet sich deutlich mehr als nur eine                           1662
kunstvoll gereimte sommerliche Naturbe-          „Toleranzedikt“ des (reformierten) Kurfürs-
trachtung. Sollte das auch an der Spitze        ten Friedrich Wilhelm, das die konfessionelle
des Bundeskanzleramtes erkannt worden              Dominanz der Lutheraner einschränkt
sein – umso besser. ●                                             1662
           Reinhard Mawick, Theologe und             Sohn Paul Friedrich wird geboren
    Chefredakteur von „zeitzeichen”, Berlin                  (lebt bis 1716)

                                                                                          blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021   5
Geh aus, mein Herz - EKKW
THEMA

             Ein Kirchenlied mit sage und schreibe 15 Strophen
                            Hier der ungekürzte Text von „Geh aus, mein Herz” (1653)

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud                           1662/63                        ich singe mit, wenn alles singt,
in dieser lieben Sommerzeit                      Bei den letztlich ergebnislosen Religions-     und lasse, was dem Höchsten klingt,
an deines Gottes Gaben;                         gesprächen auf dem kurfürstlichen Schloss       aus meinem Herzen rinnen.
Schau an der schönen Gärten Zier,               spielt Gerhardt auf lutherischer Seite eine
und siehe, wie sie mir und dir                                 wichtige Rolle                   9. Ach, denk ich, bist du hier so schön
sich ausgeschmücket haben.                                         1664                         und läßt du’s uns so lieblich gehn
                                                 Der Kurfürst erlässt ein verschärftes Edikt    auf dieser armen Erden;
2. Die Bäume stehen voller Laub,                 über „Kirchentoleranz“ mit nachfolgender       was will doch wohl nach dieser Welt
das Erdreich decket seinen Staub                Unterschriftsforderung. Einige Berliner Pfar-   dort in dem reichen Himmelszelt
mit einem grünen Kleide;                        rer verweigern die Unterschrift und müssen      und güldnen Schlosse werden!
Narzissus und die Tulipan,                                   das Land verlassen
die ziehen sich viel schöner an                                    1665                         10. Welch hohe Lust, welch heller Schein
als Salomonis Seide.                                 Sohn Andreas Christian geboren             wird wohl in Christi Garten sein!
                                                       (stirbt noch im selben Jahr)             Wie muß es da wohl klingen,
3. Die Lerche schwingt sich in die Luft,                         1666                           da so viel tausend Seraphim
das Täublein fliegt aus seiner Kluft                  Amtsenthebung Paul Gerhardts              mit unverdroßnem Mund und Stimm
und macht sich in die Wälder;                                    1667                           ihr Halleluja singen?
die hochbegabte Nachtigall                       Kurze Wiederaufnahme der Amtstätigkeit
ergötzt und füllt mit ihrem Schall                           durch Gerhardt                     11. O wär ich da! O stünd ich schon,
Berg, Hügel, Tal und Felder.                              Anfang Februar 1667                   ach süßer Gott, vor deinem Thron
                                                Amtsverzicht Paul Gerhardts und endgültige      und trüge meine Palmen:
4. Die Glucke führt ihr Völklein aus,                Absetzung durch den Kurfürsten             So wollt ich nach der Engel Weis
der Storch baut und bewohnt sein Haus,                             1668                         erhöhen deines Namens Preis
das Schwälblein speist die Jungen,                  Gerhardts Frau Anna Maria stirbt            mit tausend schönen Psalmen.
der schnelle Hirsch, das leichte Reh                          August 1668
ist froh und kommt aus seiner Höh                Gerhardts Pfarrstelle an der Nikolaikirche     12. Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
ins tiefe Gras gesprungen.                                  wird wiederbesetzt                  hier trage dieses Leibes Joch,
                                                                  1668                          auch nicht gar stille schweigen;
5. Die Bächlein rauschen in dem Sand                     Berufung nach Lübben                   mein Herze soll sich fort und fort
und malen sich an ihrem Rand                                      1669                          an diesem und an allem Ort
mit schattenreichen Myrten;                     Amtseinführung als Archidiakon in Lübben        zu deinem Lobe neigen.
die Wiesen liegen hart dabei                                      1676
und klingen ganz vom Lustgeschrei                 Gerhardt verfasst das „Testament“ für         13. Hilf mir und segne meinen Geist
der Schaf und ihrer Hirten.                            seinen Sohn Paul Friedrich               mit Segen, der vom Himmel fleußt,
                                                             27. Mai 1676                       daß ich dir stetig blühe;
6. Die unverdroßne Bienenschar                        Paul Gerhardt stirbt in Lübben            gib, daß der Sommer deiner Gnad
fliegt hin und her, sucht hier und da                                                           in meiner Seele früh und spat
ihr edle Honigspeise;                                                                           viel Glaubensfrüchte ziehe.
des süßen Weinstocks starker Saft
                                                                                                                                              Zitiert nach Evangelisches Gesangbuch EKKW, Nr. 503

bringt täglich neue Stärk und Kraft                                                             14. Mach in mir deinem Geiste Raum,
in seinem schwachen Reise.                                                                      daß ich dir werd ein guter Baum,
                                                                                                und laß mich Wurzel treiben.
7. Der Weizen wächset mit Gewalt;                                                               Verleihe, daß zu deinem Ruhm
darüber jauchzet jung und alt                                                                   ich deines Gartens schöne Blum
und rühmt die große Güte                                                                        und Pflanze möge bleiben.
des, der so überfließend labt,
und mit so manchem Gut begabt                                                                   15. Erwähle mich zum Paradeis
das menschliche Gemüte.                                                                         und laß mich bis zur letzten Reis
                                                                                                an Leib und Seele grünen,
8. Ich selber kann und mag nicht ruhn,         Buchtipp: Paul Gerhardt. Geh aus, mein           so will ich dir und deiner Ehr
des großen Gottes großes Tun                   Herz: Sämtliche deutsche Lieder. (Ill.: Egbert   allein und sonsten keinem mehr
erweckt mir alle Sinnen;                       Herfurth) Faber & Faber-Verlag, 36 Euro          hier und dort ewig dienen.

  6      blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
Geh aus, mein Herz - EKKW
THEMA

Der Natur
verbunden

                                                                                                                                                                         Foto: margotkaessmann.de
J
    unge Menschen in Deutschland
    haben einer Umfrage des Bun-
    desamts für Naturschutz (BfN)
zufolge eine stärkere Bindung an die
Natur als vielfach angenommen. Für
die Mehrheit hat die Natur eine gro-
                                                                                                                                             Margot Käßmann,
ße persönliche Bedeutung: 66 Prozent
                                                                                                                                 Theologin und Autorin, ehemalige Bischöfin
meinen uneingeschränkt, dass sie zu
                                                                                                                                    und EKD-Ratsvorsitzende, Hannover
einem guten Leben dazugehört (wei-
tere 26 Prozent „eher“). 46 Prozent
sagen deutlich, dass es sie glücklich                                                                                            „Das Leben ist
macht, in der Natur zu sein (weitere
42 Prozent „eher“).Nur 13 Prozent                                                                                                sehr verletzlich“
fühlen sich in der Natur nicht wohl.

                                                                                                                                 E
                                                                                             Grafik: Bundesamt für Naturschutz
Die Studie stützt sich auf Aussagen                                                                                                   ltern wollen ihre Kinder schützen.
von rund 1.000 Befragten zwischen                                                                                                     Aber manchmal können Eltern ih-
14 bis 17 Jahren. Gefragt wurde                                                                                                       re Kinder nicht schützen in dieser
nach dem Naturbewusstsein und der                                                                                                Zeit und in dieser Welt. Und mit diesem
Bedeutung von biologischer Vielfalt,                                                                                             Schmerz müssen wir leben. Wir sollten
Energiewende und Schutzgebieten.                                                                                                 klar sagen: Es gibt kein leidfreies Leben.
Jugendlich seien grundsätzlich an Tie-                                                                                           Und auch wenn du glaubst, heißt das
ren und Pflanzen interessiert. ● epd                                                                                             nicht, dass du ohne Leid durch diese Welt
                                                                                                                                 kommst. Das Leben ist sehr verletzlich. Je-
                                                                                                                                 den und jede von uns kann das treffen.
                                                                                                                                 Aber wir können darauf vertrauen, dass
Ein Kirchgarten mitten in der Stadt                                                                                              wir in diesem Leid Kraft bekommen. Ich
                                                                                                                                 denke dabei oft an Paul Gerhardt, der so

G
        ärten sind besondere Orte. Viele erleben das gerade in diesem Zeiten sehr in-                                            schöne Lieder gedichtet hat, in denen aber
        tensiv. Sie sind Schutzräume, Lebensräume, ja sogar Sinnbilder des Lebens. Ein                                           auch immer vorkommt, dass es nicht ein-
        Segen, jetzt einen Garten zu haben. Ein Segen auch, dass es in Kassel so viele                                           fach ist. Er hat im Dreißigjährigen Krieg
schöne öffentliche Gärten und Parks für alle gibt – und die schöne Natur in unserer                                              selbst furchtbares Leid erlebt, den Tod der
nordhessischen Umgebung. Auch unser Kirchgarten an der Adventskirche, der vielleicht                                             eigenen Kinder, der Ehefrau. ●
nicht so prächtig ist, ist ein lebendiger, grüner Ort im Vorderen Westen Kassels.                                                                   aus einem epd-Interview
    Manchmal finden wir Bierflaschen, manch-
mal treffen wir Menschen, die hier im Sommer
übernachten, weil sie ohne Obdach sind. Auch
das ist Leben im Schatten einer Kirche. Leben
mit Grenzen und Problemen, das der Gemein-
de in diesem Garten Sorgen oder Arbeit macht,
aber auch nicht ausgegrenzt sein soll.
    Manchmal finde ich Zeichen, dass Kin-
der hier gespielt haben. Es stand auch schon
ein Herz aus Kerzen auf dem Erdboden – ein
Hinweis, dass wohl ein Vogel oder ein kleines
Haustier begraben wurde. Oder ich treffen im
Sommer Menschen, die einfach auf den Steinen
                                                                                                                                                                                                    Foto: medio.tv/Simmank

sitzen und im Schatten ausruhen. Kurze „Five-
o’Clock-Konzerte“ gab es im letzten Jahr, und in
anderen Jahren die Musiknacht. Der Kirchgar-
ten ist ein lebendiger Ort für viele. ●
                  Pfarrerin Jutta Richter-Schröder,    Eingang zur Adventskirche in Kassel
             Kirchengemeinde Kassel-Wehlheiden

                                                                                                  blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021                                          7
Geh aus, mein Herz - EKKW
Mein Herzstück: Alles
                                                 THEMA

                                                 „Ich jäte total gern”

                                                G
                                                         iersch – das grüne Wesen, das Doro Willerding als Kind in der zweiten Saison. Im Mai freut sie sich an den ersten zarten
                                                         bekämpfen half, begleitet sie durchs Leben. Heute hat Pflänzchen. „Wie die die Erde durchbrechen – das ist für mich
                                                         die 55-jährige Kasselerin nicht nur einen vielfältig be- immer ein Glücksmoment!“ Auch den reichen Erntesegen – „un-
                                                 pflanzten Balkon an ihrer Altbauwohnung und einen frisch ge- glaublich viel und vielfältig“, wie sie schwärmt – empfand Doro
                                                 pachteten Kleingarten, sondern als größtes Projekt auch ein 40 Willerding als beglückendes Geschenk. Und während sich man-
                                                 Quadratmeter-Selbsterntefeld, auf dem sie von Frühsommer bis che Neu-Gärtner angesichts unbekannter Pflanzen fragten:, „Was
                                                 zum Herbst viele Stunden verbringt. Unter anderem mit der Be- kommt hier, kann das raus?“, freut sich Doro Willerding auch an
                                                 seitigung von „Beikräutern“. „Ich jäte total gern. Das hat was mit manchen märchenhaften Pflanzennamen: Hirschhornwegerich,
                                                 aufräumen zu tun.“ Als Tochter eines Botanikers erinnert sie sich Kapuzinerkresse, Schwefelcosmea, Hahnenfuß, Melde.
                                                 an „viel Unkraut, aber auch viele ungewöhnliche Blumen und              Als Gestalterin von Büchern in einem Verlag ist sie während
                                                 Stauden“ ums elterliche                                                                                   Corona in Kurzarbeit und
                                                 Haus herum. Später in                                                                                     investierte viel Zeit auf
                                                 der ersten Göttinger WG                                                                                   dem Feld. „Toll, was das
                                                 bewirtschaftete die Mu-                                                                                   Gärtnern für die Psyche
                                                 sikwissenschaftlerin mit                                                                                  macht,“ sagt sie; es gleiche
                                                 Freundinnen und Freun-                                                                                    aus und tanke sie positiv

                                                                                                                                                       Foto: medio.tv/Schauderna
                                                 den ein Stück Land und                                                                                    auf. Nicht zuletzt entdeckt
                                                 sagt heute: „Ich wühle                                                                                    die Vegetarierin gern alte
                                                 seit über 30 Jahren in der                                                                                und neue Gemüsearten,
                                                 Erde!“                                                                                                    sät aus, was Bienen mö-
                                                      Auf dem Selbsternte-                                                                                 gen und trägt so ihren
                                                 feld, dessen 50 Parzellen                                                                                 Teil zum Arten- und Klima-
                                                 eine Kasseler Gärtnerei                                                                                   schutz bei – „es ist nicht
                                                 mit über 20 verschiede-                                                                                   viel,“ sagt sie, „aber doch
                                                 nen Gemüse- und Kräuter-                   Doro Willerding bewirtschaftet ein Selbsterntefeld             etwas.“ ●
                                                 sorten einsät, ist sie nun                                                                                       Anne-Kathrin Stöber

                                                 Der Moment, wenn der Honig fließt

                                                P
                                                       farrer Alfred Hocke hatte sich das so    die Buckfast-Biene, die in einem engli-       Arbeit, zu Spitzenzeiten hatte Pfarrer Ho-
                                                       gemütlich vorgestellt: „Ich dachte,      schen Kloster gezüchtet worden war, als       cke 16 Bienenvölker. Diese hat er verkauft,
                                                       man sitzt da zwischen den Bienen         als friedlich gilt und viel Honig bringt.     sodass derzeit noch vier Völker in Ober-
                                                 und kommt ein bisschen zu sich.“ Doch              Neben der Ausstattung, dazu gehören       vellmar summen und brummen. Wenn
                                                 schnell zeigte sich, dass die Hobby-Imke-      ein Refraktometer (um zu sehen, wann der      man bedenkt, dass jedes aus 40.000 bis
                                                 rei nicht nur mit viel Arbeit verbunden ist,   Honig nicht mehr zu feucht ist) und eine      60.000 Bienen besteht, ist das schon eine
                                                                                                Honigschleuder, sei noch etwas wichtig        Großstadt. Hocke freut sich am Leben an
                                                                                                gewesen, sagt Hocke: „Eine Ehefrau, die       den Beuten, wie die Bienenkästen heißen,
                                                                                                das mitmacht.“ Unter anderem gab es kei-      und an dem Moment, wenn der Honig
                                                                                                nen Sommerurlaub mehr, seit im Pfarrgar-      aus der Schleuder fließt. Gerne bezieht er
                                                                                                ten die Bienen eingezogen sind, denn im       Konfirmanden und Kinder in das Bienen-
                                                                                                Sommer ist dort besonders viel zu tun.        projekt ein, die seien begeistert von dem
Foto: medio.tv/Dellit

                                                                                                    Regelmäßige Kontrolle gehört da-          Hobby. Und der Honig, den er an neue
                        Foto: medio.tv/Dellit

                                                                                                zu, damit die Bienen nicht schwärmen.         Gemeindeglieder verschenkt, biete Anlass
                                                                                                Schwärmen bedeutet, dass das Bienen-          für Gespräche und neue Kontakte.
                                                                                                volk sich teilt und ein Teil den Stock            Faszinierend sei auch die Arbeitstei-
                                                Pfarrer Alfred Hocke ist Hobby-Imker
                                                                                                verlässt. Wenn die Bienen im Freien un-       lung. So gebe es Bienen, die ausschließ-
                                                                                                terwegs sind, ist die Honigernte für den      lich mit ihren Körpern Waben beheizten.
                                                                                                Imker schwierig, außerdem sind die Bie-       Und solche, die offenbar gar nichts zu tun
                                                 sondern auch mit Problemen: Insekten-          nen stärker durch Milben und Krankhei-        hätten. Vielleicht sei das aber wie in dem
                                                 sterben, Glyphosat, Milben, die die Bienen     ten bedroht. Besser ist es da, eine Königin   Kinderbuch, wo die Maus Frederick schein-
                                                 gefährden und andere Fragen kamen auf.         in eine andere Kiste zu setzen, die sie mit   bar faulenzt, tatsächlich aber Farben und
                                                 Nach einem Imkerkurs ging es mit einem         ihrem Volk bewohnt. Doch das Bevölke-         Geschichten für den langen Winter sam-
                                                 Bienenvolk los. Hocke entschied sich für       rungswachstum sorgt natürlich für mehr        melt. ●                        Olaf Dellit

                                                 8      blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
Geh aus, mein Herz - EKKW
im grünen Bereich?
                                                                                                                                                          THEMA

                        Wenn der Kirchgarten zur Wundertüte wird

                        M
                                  anchmal, erzählt Egbert Weisheit, gibt es Beschwerden,      Mischung enthalten, 30 davon kämen pro Jahr zur Blüte – aber
                                  wenn Kinder sich einfach ein paar schöne Blumen pflü-       immer unterschiedliche. Beim Fototermin – es ist noch kühl in
                                  cken. Das sieht der Kirchenvorsteher aus Ihringshausen      diesen Tagen – ist noch nicht ganz viel zu sehen. Aber der kali-
                        bei Kassel anders: „Was kann uns Besseres passieren, als dass         fornische Mohn blüht doch schon.
                        Kinder das annehmen?” Gemeint ist in diesem Fall die Blühfläche           Weisheit, pensionierter Biologie- und Chemielehrer, freut
                        vor der Kirche mitten im Ortskern von Ihringshausen.                  sich über die Vielfalt der kleinen Wiese. Nicht nur die jährlich
                             Dort wurde – vor allem auf Weisheits Betreiben – vor zwei Jah-   unterschiedlichen Blüten interessieren ihn, es sitzen auch je un-
                        ren eine Blühfläche angelegt, Erde abgetragen und eine „relativ       terschiedliche Insekten darauf. Derzeit experimentiert die Kir-
                        zufällige” Saatmischung durch einen Gärtner ausgesät. Das hat         chengemeinde, die für ihr Umweltschutz-Engagement mit dem
                        zur Folge, dass die Fläche Raum für viele Überraschungen bie-         „Grünen Gockel” ausgezeichnet wurde, mit einem Stück Gras,
                        tet, ein wenig wie eine Wundertüte. Etwa 45 Arten seien in der        das nicht mehr gemäht wird. Auch dort hofft Weisheit auf den
                                                                                                      Wundertüten-Effekt.
                                                                                                          Auf die Natur, hat er festgestellt, ist Verlass. Im kalten
                                                                                                      Frühjahr gab es schon Bedenken bei manchen, es müsse
                                                                                                      neu gesät werden. Doch nein, es dauerte eben nur ein we-
                                                                                                      nig länger, bis der kalifornische Mohn als Vorreiter kam.
                                                                                                      Die Art des Bodens, Sonne und Regen sowie die Samen,
                                                                                                      die vorbeigeflogen kommen, all das bestimme, was da
                                                                                                      auf der Blühfläche geschehe. Gerade dieses nicht vorher-
Foto: medio.tv/Dellit

                                                                                                      sehbare Geschehen reizt den 69-Jährigen. Die Schöpfung
                                                                                                      sei doch nicht nur das, was der Gartenmarkt gestalte,
                                                                                                      sagt er und ergänzt: „Wer einen Garten hat, kann mehr
                                                                                                      daraus machen als eine grüne Wüste.” Zum Beispiel eine
                                                                                                      kleine Wundertüten-Fläche, von der auch mal ein Kind
                              Egbert Weisheit hat vor der Kirche eine Blühfläche angelegt             eine schöne Blüte mitnehmen kann. ●               Olaf Dellit

                        Ein Tierpark kann wie eine Arche Noah sein

                        T
                               iere faszinierten Bernd Kappes schon, als er noch ein Kind       Das bedeutete viel körperliche Arbeit in den Ställen, beim
                               war. Einmal musste der sonntägliche Familienspaziergang Ausmisten und Reinigen etwa, aber eben auch viele Gelegen-
                               anhalten, weil der kleine Bernd mit seinem Finger eine heiten zum direkten Kontakt mit Tieren. „Es ist einfach schön,
                        Ameise auf ihrem Weg durch den Wald verfolgte. Inzwischen mit Tieren zusammenzusein“, erzählt er. Das sei übrigens auch
                        ist das Kind von damals Pfarrer und Geschäftsführer der Hilfs- für die meisten Tierpfleger die Motivation für ihren Beruf. Der
                        organisation Ausbildungshilfe, doch die Tierwelt hat ihn nicht therapeutische Wert von Begegnungen mit Tieren, die Menschen
                        losgelassen. Ganz im Gegenteil versucht der 49-Jährige einen einfach annähmen, sei belegt. Ein Hund etwa freue sich einfach,
                        Brückenschlag zwischen seinen beiden Leidenschaften: der Theo- wenn der Mensch nach Hause komme. Das gelte aber natürlich
                        logie und der Zoologie. Das tut er neben seinem Hauptberuf im nicht für alle Tierarten: „Manche Tiere haben überhaupt keine
                        Institut für Theologische Zoologie Münster.                         Lust auf Kontakt.“ Die Forschung zeige immer deutlicher, wie
                            Derzeit absolviert Kap-                                                                          unterschiedlich und komplex
                        pes ein Studiensemester, um                                                                          Tiere seien. Sehr viele könnten
                        sich noch intensiver mit dem                                                                         Freude und Trauer erleben,
                        Mensch-Tier-Verhältnis zu be-                                                                        selbst Käfer hätten erkennbar
                        schäftigen. Dabei wollte er                                                                          unterschiedliche Charaktere.
                        aber nicht nur theoretisch ar-                                                                       Die Natur sei die „von Gott
                                                                                                                           Foto: medio.tv/Dellit

                        beiten. „Ich wollte mit meinen                                                                       gewollte Vielfalt“, so Kappes.
                        Fragen im Angesicht der Tiere                                                                        Es werde immer wichtiger,
                        unterwegs sein, nicht nur im                                                                         den Tieren Respekt und Be-
                        Angesicht der Bücher“, sagt                                                                          achtung zu schenken. Das
                        er. Deswegen absolvierte er                                                                          könne man in einem Tierpark,
                        ein einwöchiges Praktikum                                                                            der wie eine schützende Arche
                        im Tierpark Sababurg in Nord-            Pfarrer Bernd Kappes macht ein Praktikum im Tierpark        Noah sei, gut üben. ●
                        hessen.                                                                                                                   Olaf Dellit

                                                                                                                blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021         9
Geh aus, mein Herz - EKKW
Sieben Herzenswege
                            in die Natur                                     Der Sommer ist die schönste
                                                                             Jahreszeit zum Pilgern –
                                                                             in verschiedenen Landschaften
                                                                             von Kurhessen-Waldeck
Foto: medio.tv/Schauderna

                            10   blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
UNTERWEGS

                                                                                                                                                    Foto: kirche-willingen.de
                         Der Upländer Besinnungsweg bietet einen 17 Kilometer langen Rundwanderung mit 46 Impuls-Stationen

                                                                                                                                                        Fotos: medio.tv/Simmank
                         Ruhe und Besinnung in der Lichterkirche in Rattlar                 „Perlen des Glaubens” laden ein zur Meditation

                         1
                                 Pilgerweg durchs Upland

                                 Vier Kirchen verbindet der rund 17 Kilometer lange Upländer Pilgerweg miteinander:
                                 Willingen, Schwalefeld, Rattlar und Usseln. Einsteigen in die Wanderrundstrecke kann
                                 man an jedem dieser Orte. Zum Beispiel in Rattlar: Wer die dortige Lichterkirche betritt,
                                 taucht ein in eine besondere Atmosphäre der Ruhe und Besinnung, die durch farbige
                                 Beleuchtung, dezente Musik und eine direkte Ansprache via Touchscreen erzeugt wird.
                                     Von hier aus geht‘s los – knapp fünf Kilometer über die Hügel durch Felder und                             17
                                 Wiesen bis nach Usseln. Schöne Aussichten und Rastplätze machen den Weg attraktiv.
                                 Spannend sind vor allen Dingen aber auch die Stationen, an denen man die „Perlen des
                                 Glaubens” kennenlernt. Das ist eine Art evangelischer Rosenkranz mit farbigen Kugeln,
                                 die zum Gebet angeregen und ein Sinnbild für den eigenen Lebensweg und die Spuren             Flyer über den Upländer
                                 Gottes sein können. Zum Beispiel ermutigt die dunkelblaue Perle, die für Gelassenheit         Pilgerweg zum Download
Foto: medio.tv/Simmank

                                 steht, Wanderer dazu, die Dinge einfach mal auf sich zukommen zu lassen. Die goldene          im Internet unter www.
                                 Perle erinnert an die Quellen, aus denen man Kraft schöpfen kann.                             kirche-willingen.de
                                     In den anderen Orten des Kirchspiels beginnen neue thematische Abschnitte des
                                 Upländer Pilgerwegs. In Schwalefeld etwa begrüßt ein kleiner Wasserfall vor der Pilger-
                                 kirche die Besucher, drinnen wartet eine Klagemauer. ●                 Lothar Simmank

                                                                                                  blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021    11
Foto: Klosterkirche Lippoldsberg
                Ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen: Kloster Lippoldsberg, sehenswerte und bedeutende Kulturstätte im Weserbergland

                                                                                                                                                           Foto: Weserbergland Tourismus
Fotos Simmank

                Weserfähre von Veckerhagen nach Hemeln        Zieht Besucher an: Klosterkirche Lippoldsberg   Unterwegs auf dem Rad von Kirche zu Kirche

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                          Biken & Pilgern auf dem Weserradweg

                          Das Radlerparadies liegt zwischen Hann. Münden und Lippoldsberg. Zweirad-Ausflüg-
                          ler wissen: Auf beiden Seiten der Oberweser kann man entlang des Flusses wunderbar
                          mit dem Fahrrad unterwegs sein. Neu ist, dass diese Etappe des Weserradwegs jetzt auch
                          als spiritueller Pilgerweg funktioniert. 14 Stationen können Radler auf dem 75 Kilome-
                          ter langen Rundweg ansteuern und dabei den Blick auf das lenken, was Gedanken und
                          Herzen in Bewegung bringt.
                               Eine kleine Broschüre beschreibt die Route entlang der hessischen und niedersächsi-
                          schen Radwegekirchen, gibt Sehhilfen und Impulse. Startpunkt ist die St.-Blasius-Kirche
                          in Hann. Münden. Über Gimte, Hemeln und Bramburg geht es zum Kloster Bursfelde,
                                                                                                                             Die Broschüre zum Rad-
                          einem geistlichen Zentrum der Landeskirche Hannovers. Von Oedelsheim führt der Weg
                                                                                                                             weg, in der man auch
                          zur Klosterkirche Lippoldsberg – die stilrein erhaltene romanische Basilika auf kurhessi-
                                                                                                                             Pilger-Stempel sammeln
                          schem Boden ist ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Auf der anderen Flussseite                kann, gibt es zum
                          radelt man zurück über Gieselwerder, zur Waldenserkirche nach Gottstreu, weiter nach               Download unter www.
                          Veckerhagen und Vaake, bis man schließlich wieder in der Fachwerk- und Dreiflüsse-Stadt            kirchenkreis-muenden.
                          Hann. Münden ankommt. Und noch ein Stückchen weiter an der Fulda entlang geht‘s bis                de oder gedruckt in den
                          zur Marien-Basilika nach Wilhelmshausen. ●			                         Lothar Simmank               Kirchen am Weg

12                blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
UNTERWEGS

                                                                                                                                                                                Foto: elisabethpfad.de
                            Es gibt drei Elisabethpfade – sie führen Pilger von Köln, Frankfurt und Eisenach aus zur Elisabethkirche nach Marburg
Foto: medio.tv/Schauderna

                                                                                                                                                                          Fotos: medio.tv/Simmank
 Foto: elisabethpfad.de

                            Unterwegs auf dem Elisabethpfad – in der Gruppe oder allein            Elisabethbrunnen in Schröck        Heilige Eiche auf den Lahnbergen

                                3
                                                Elisabethpfade nach Marburg

                                                Die Elisabethkirche in Marburg ist seit Jahrhunderten Ziel vieler Pilger. Insgesamt
                                                drei Elisabethpfade führen in die Universitätsstadt an der Lahn: Von Frankfurt, von Eise-
                                                nach und von Köln aus gelangt man auf markierten Fernwanderwegen zur Grabeskirche
                                                der heiligen Elisabeth (1207–1231), die hier als verwitwete thüringische Landgräfin
                                                ein Hospital errichtete und sich um die Kranken und Armen kümmerte, aber schon im
                                                Alter von 24 Jahren starb. Viele Legenden ranken sich um die historische Gestalt, die als
                                                kompromisslose Gottessucherin verehrt wurde und wird. Wer als Pilger auf ihren Spuren
                                                klein anfangen will, startet in Schröck auf der sieben Kilometer langen Schlussetappe
                                                des Elisabethpfads 2, der in mehrtägigen Routen von der Eisenacher Wartburg nach Mar-
                                                burg führt. Am Elisabethbrunnen von Schröck plätschert das Wasser, an dem sich auch                 Einen ausführlichen
                                                Elisabeth gelabt haben soll – und der Wegweiser mit der Jakobsmuschel zeigt bergauf in              Pilgerführer mit Routen-
                                                den Wald. Über die Lahnberge steigt man bis zur Heiligen Eiche, einer jahrhundertealten             beschreibungen aller drei
                                                Baumruine, auf die sich Elisabeth einst vor einem Wolf gerettet haben soll. Folgt man               Pfade und Etappen kann
                                                dem Pilgerweg weiter, kommen tief unten im Tal die beiden Türme der Elisabethkirche                 man bestellen unter
                                                                                                                                                    www.elisabethpfad.de
                                                in Sicht – bald ist das Pilgerziel erreicht. Wer echtes Pilgerfeeling in der Gruppe erleben
                                                will, kann sich dem „Samstagspilgern“ anschließen: Am 3. Juli zum Beispiel geht es von
                                                Kirchhain aus über 18 Kilometer bis nach Marburg. ●                        Lothar Simmank

                                                                                                                    blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021        13
Der Weg lohnt sich: Schon auf dem Weg zur Halbinsel Scheid bietet der Edersee schönste Ausblicke (oben), am Ziel erwartet Besucher die
                         nagelneue Kirche am See mit Café, die Badewiese direkt am See und Spielmöglichkeiten für Kinder
Fotos: medio.tv/Dellit

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                                       Auf dem Weg zur Cafédrale am Edersee

                                       Seit vielen Jahren ist „Kirche unterwegs“ auf der malerisch gelegenen Halbinsel Scheid
                                       im Edersee aktiv. Das Angebot wurde über Jahre so gut angenommen, dass das bisherige
                                       Gebäude zu klein wurde. So ist jetzt die neue Cafédrale fertig – ein holzgetäfeltes Gebäu-
                                       de, das – wie der Name verrät – einen Kirchenraum ebenso beherbergt wie ein Café, von
                                       dessen Terrasse aus man einen wunderbaren Blick auf den See hat. Stammgäste kennen
                                       das Zirkuszelt, das auch in diesem Jahr wieder aufgebaut wurde. Auch die großzügige
                                       Badewiese mit einem Kiosk ist wieder geöffnet. Wie so vieles in diesen Monaten stehen
                                       etliche Angebote unter dem Vorbehalt der pandemischen Entwicklung, aber das Team
                                       um Peter Dietrich ist optimistisch, dass am Sonntag, 11. Juli, der erste Sommergottes-
                                                                                                                                       Der Kirchenkreis Eder
                                       dienst in der Kirche am See gefeiert werden kann. Abendandachten, Kinderangebote
                                                                                                                                       bietet eine Wanderkarte
                                       und viel Musik in den Gottesdiensten – all das ist geplant, dazu Café- und Kioskbetrieb
                                                                                                                                       mit 48 Kirchen als Ziele
                                       (aktuelle Infos: www.kunterwegs.de). In den nächsten Monaten wird rund um die neue              zum Download an www.
                                       Kirche ein Bibelgarten angelegt, der die Bibel sinnlich erfahrbar machen soll. Rund um          kirchenkreis-eder.de
                                       den Edersee gibt es viele Wander- und Radstrecken, sodass schon der Weg zur Halbinsel           14 Radkirchen unter:
                                       Scheid ein Erlebnis ist. Ebenfalls gibt es rund um den See ganz unterschiedliche Freizeit-      www.kirchen-am-
                                       angebote, vom Tierpark bis zum Burgmuseum. ●                                   Olaf Dellit      ederradweg.de

                         14    blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
UNTERWEGS

                                                                             Rund um
                                                                             Altmorschen:

                                                                                                                                                 Foto: Helge Hofmann
                                                                             Der Haydauer
                                                                             Pilgerweg startet
Fotos: medio.tv/Dellit

                                                                             an der alten
                                                                             Klosterkirche (li.),
                                                                             unterwegs gibt es
                                                                             unterschiedliche
                                                                             Eindrücke zu erleben, unten ein von Konfirmanden gestaltetes Mosaik

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                             Der Pilgerweg rund um das alte Kloster

                             Auf historischem Boden beginnt der Haydauer Pilgerweg (Schwalm-Eder-Kreis). Bereits
                             vor hunderten von Jahren gab es dort ein Kloster, die Kirche wurde 1320 erbaut. Ein
                             rühriger Förderverein sorgte dafür, dass die Kirche und die ehemals landgräflichen Gebäu-
                             de in hervorragendem Zustand sind, ein modernes Hotel ergänzt das schöne Ensemble.
                             Dort also beginnt der Weg, der über 17 Stationen rund um Altmorschen führt. Pilger
                             können selbst wählen, wie lang die Strecke ist, die sie sich zumuten können und wollen.
                             Der eigentliche Weg ist knapp sechs Kilometer lang, doch man kann ihn erweitern, in-
                             dem man den schönen Aussichtspunkt über Altmorschen ansteuert (plus 1,1 Kilometer)
                             oder sogar noch einen längeren Abstecher anhängt (vier Kilometer), um mit einem noch          Informationen, Karte und
                             besseren Rundblick von der Bonifatius-Eiche aus belohnt zu werden. Da es sich aber um         Wegbeschreibung zum
                             einen Pilgerweg handelt, geht es nicht um körperliche Herausforderungen. An jeder der         Haydauer Pilgerweg im
                             17 Stationen des Weges gibt es einen spirituellen Impuls, einen gedanklichen Anstoß,          Netz: https://haydau-
                             der jeweils gut passend zur Wegstelle gewählt ist. So geht es an der Bundesstraße um          erpilgerweg. wordpress.
                                                                                                                           com
                             das Thema „Mitten im Lärm: Stille suchen“. Konfirmanden haben einige Stationen mit
                             Mosaiks gestaltet. So erlebt man auf diesem Weg nicht nur eine abwechslungsreiche
                             Landschaft, sondern auch Anregungen, die nachwirken. ●		 Olaf Dellit

                                                                                              blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021     15
UNTERWEGS

                              Laufen und lernen: Der Tanner Skulpturen-
                              weg bietet Nachdenkenswertes, Humorvol-
                              les und schöne Ausblicke. Der Davidstern
                              (oben) erinnert an Luthers Antisemitismus
                              und die Folgen. Das Tor eröffnet den Blick
                              auf Tann mit der Stadtkirche, das Glau-
                              bensschiff lädt zum Rasten ein. Berühmte
                              Aussprüche Luthers sind an einer Mauer
                              gesammelt, und mit der Holzwand kann
                              man selbst zu Luther oder zu Katharina von
                              Bora werden – zumindest optisch.

                                                                                                                                     Fotos: medio.tv/Dellit

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             Auf Martin Luthers Spuren in der Rhön

             Die Rhön ist für Wanderer längst kein Geheimtipp mehr, auch das idyllisch gelegene
             Städtchen Tann ist ein beliebtes Ziel. Seit 2017 gibt es dort einen besonderen Rundweg,
             den Doris Reim und Klaus Schuhmacher initiiert haben. Unter dem etwas sperrigen Titel
             „Luther – Reformation/Provokation – Tann” führt er auf acht Stationen durch Tann. Zwar
             war Reformator Martin Luther vermutlich nie selbst in der Stadt, aber er hatte eine enge
             Beziehung zu Eberhard von Tann, der den evangelischen Glauben in seiner Stadt einführ-
             te. Die Konterfeis der beiden Männer sind auf einem Fenster in der für die Dimension der
             Stadt erstaunlich großen Stadtkirche zu finden. An dieser Kirche ist auch der Startpunkt
             des Lutherweges, der eine Länge von 2,8 Kilometern hat und gut ausgeschildert ist. An
                                                                                                        Flyer zum Lutherweg gibt
             den Stationen gibt es sehr unterschiedliche Kunstwerke, etwa eine Wand mit Luther-
                                                                                                        es in der Stadtkirche so-
             Zitaten, von denen viele in den Sprachgebrauch eingegangen sind („Das passt wie die
                                                                                                        wie in der Tourist-Info im
             Faust aufs Auge.”). Eindrücklich ist ein großer, hölzerner Davidstern, bei dem ein Teil    Rathaus (Marktplatz).
             weggebrannt ist – er erinnert an Luthers Antisemitismus und die unseligen Folgen bis       Tourist-Info:
             heute. Daneben gibt es auch humorvolle Skulpturen, etwa die Wand, mittels der man          Tel. 06682 961111
             Luther oder seine Ehefrau werden kann. Und wem der Weg zu kurz ist, rund um Tann           E-Mail: tourist-info@
             gibt es viele andere Wanderwege. ●               			Olaf Dellit                            tann-rhoen.de

16   blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
UNTERWEGS

                                                                                                                                            Fotos: Volker Schneider
Pilgern im „Gebirge”: Der Jakobsweg Main-Kinzig geht vorbei an der 180 Meter hohen Kali-Abraumhalde von Neuhof im Kreis Fulda

Jakobsmuschel als Pilgerzeichen am Rucksack Von Fulda Richtung Frankfurt durchs Kinzigtal    Pfarrer Fredy Fritz Henning schreitet voran

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              Jakobsweg von der Fulda an den Main

              Das Pilgern beginnt vor der Haustür – zumindest für Menschen aus Fulda und
                                                                                                                                                                      Grafiken: W. Fricke

              dem Main-Kinzig-Kreis. Der vor zehn Jahren eingeweihte „Jakobsweg von der Fulda an
              den Main“ orientiert sich an dem historischen Fernhandelsweg Leipzig – Frankfurt, ein
              Abschnitt der Via Regia, die von der Ukraine bis nach Spanien führte. Dieser Jakobsweg
              ist ein 140 Kilometer langes Teilstück, das zum Netz der Hauptwege der Jakobspilger in
              Deutschland und Europa gehört, die letztlich alle nach Santiago de Compostela führen.
                   Der Weg selbst hat eine abwechslungsreiche Streckenführung: Vom beschaulichen
              Fuldaer Land geht es über den Distelrasen bei Schlüchtern, zu den Ausläufern des Spes-
              sarts und durchs schöne Kinzigtal mit seinen Heilbädern. Bedeutende Kirchen und Zeug-            Eine Karte zum Jakobs-
              nisse der frühen Christianisierung liegen auf dem Weg zwischen Fulda und Frankfurt. Als          weg „Von der Fulda an
              Ruheplätze für Leib und Seele laden Kirchen, Klöster und Kapellen sowie Mariengrotten            den Main” gibt‘s zum
              die Pilger zu Meditation, Gebet und Stille ein.                                                  Download unter www.
                   Auch zum Fahrradpilgern eignet sich der Jakobsweg, der in einigen Abschnitten dem           rmv.de in der Rubrik
              hessischen Radfernweg R3 folgt. Dank der guten Verkehrsanbindung durch den Rhein-                „Rhein-Main-Vergnügen”
              Main-Verkehrsverbund ist fast jederzeit sowohl Einstieg zum als auch der Ausstieg vom
              Jakobsweg gut möglich. ●				                                           Lothar Simmank

                                                                                       blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021       17
UNTERWEGS

Interview: „Das Aufatmen in der Natur”
Pilgern – wie geht das eigentlich? Pfarrer Dr. Manfred Gerland (67) hat sich viele Jahre
lang im Kloster Germerode und unterwegs auf Pilgerwegen mit dieser Frage beschäftigt

?   Was macht für Sie die Faszination des
    Pilgerns aus?
    Manfred Gerland: Pilgern beruht auf
                                                                                                     ?
                                                                                        In Ihrem neuen Buch geht es um die
                                                                                        „Spiritualität der Natur“. Wie kann man
                                                                                      die entdecken?

                                                                                Foto: Klaus Gogler
der Wiederentdeckung des Gehens als ei-                                                    Gerland: Aufatmen, in Bewegung kom-
ner natürlichen, dem Menschen angemes-                                                 men, die Natur genießen – das war und ist
senen Fortbewegungsart und der Lust an                                                 die große Sehnsucht nach so vielen Einschrän-
der Bewegung in freier Natur. Viele ma-                                                kungen, die uns in jüngerer Vergangenheit
chen sich auf den Weg – allein, zu zweit, in                                          zugemutet wurden. Die Corona-Pandemie hat
kleinen und größeren Gruppen. Sie brechen                                           uns mehrfach ausgebremst, den Bewegungsra-
auf aus der Enge ihrer Alltagswelt mit einer                                      dius und Kontaktmöglichkeiten merklich reduziert.
Sehnsucht nach Weite und Freiheit, die sie auf                                Wesentlich mehr Menschen als früher waren und sind
dem Weg für sich und andere erwarten.                                                     jetzt spazierengehend, wandernd, wal-
Es ist vor allem die Sehnsucht nach Ver-               »Manche     nennen    es           kend, joggend unterwegs in der Natur, die
wandlung, nach Überschreitung der vor-              beten mit den Füßen.«                 Bewegung genießend und um auf andere
gegebenen gesellschaftlichen, aber auch                                                   Gedanken zu kommen. Sie haben dabei
persönlichen Grenzen. Viele entdecken im                                                  ihre nähere Umgebung neu entdeckt. Die
Pilgern ein Gleichnis für ihren eigenen Lebensweg. Im Aufbre- Natur als Gegenwelt zum Alltag erfährt immer größere Wert-
chen, Unterwegssein und Ankommen spiegeln sich für sie All- schätzung, denn sie hilft, aus Burnout, Depressionen und körper-
tagserfahrungen, die auf eine größere Wirklichkeit hinweisen, in lichen Gebrechen herauszukommen und neue Kraft zu schöpfen.
die menschliches Leben gestellt ist.

?   Wandern oder pilgern – wo ist der Unterschied?                   ?  Kann man Gott in der Natur begegnen?
                                                                           Gerland: In der Natur unterwegs zu sein, ist gut für Kör-
        Gerland: Pilgern ist spirituelles Wandern – mit einem per, Geist und Seele. Hier kann man seinem Bewegungsdrang
geistlichen Anliegen und Programm. Aber das Wandern auf folgen und ein Gefühl von Weite und Freiheit erleben. Und wenn
einem markierten ausgewiesenen Pilgerweg von A nach B ist man mit allen Sinnen unterwegs ist, kann man nicht nur sich
noch kein Pilgern. Pilgern lebt von den spirituellen Momenten: selbst, sondern auch Gott begegnen. Mein Buch will zum Raus-
geistliche Impulse, Andacht, Gebet, Rituale. Manche nennen es gehen anregen und den Blick und das Herz für die Schätze un-
„beten mit den Füßen“. Wenn man in einer Pilgergruppe unter- serer Umwelt weiten. Denn das Wunder beginnt direkt vor der
wegs ist, inspiriert meist ein geistliches Programm. Ist man allein Haustür. Und es lohnt sich, einfach mal innezuhalten und sich
pilgernd unterwegs, muss man sich die Impulse selbst suchen, aufzumachen, um aufzuatmen. Das Buch enthält viele erprobte
was nicht immer so einfach ist. Dafür hat man dann aber die Achtsamkeitsübungen, Meditationen und geistlichen Impulse, die
Freiheit, selbstbestimmt, neugierig und achtsam für Details am konkret dabei helfen, aufzuatmen und die Spiritualität der Natur
Wegesrand im eigenen Rhythmus unterwegs zu sein.                    zu entdecken. ●                          Fragen: Lothar Simmank

Buchtipps zum Thema Pilgern

Manfred Gerland:                  Manfred Gerland:                   Auf der Suche nach Stille –         Renate Florl: 101 Dinge, die
Aufatmen. Die Spiritualität       Faszination Pilgern. Eine          Pilgerwege in Deutschland.          man über den Jakobsweg wissen
der Natur entdecken. edition      Spurensuche. Evangelische          Bildband, Kunth-Verlag 2019.        muss. Bruckmann Verlag 2020.
chrismon 2021. 15 Euro            Verlagsanstalt 2009 (vergriffen)   34,95 Euro                          14,99 Euro

18    blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
UNTERWEGS

                      Freude suchen, Herz ausschütten, Rat holen
                      In Pandemiezeiten wird das Zu-Zweit-Herumgehen zum wichtigsten Ereignis des Tages –
                      Anne-Kathrin Stöber über die Schichten der Seele, die sich beim Wandern öffnen

                      H
                               omeoffice und Jogginghose – viel          Nach einigen Schritten folgt die zweite    ins Hier und Jetzt. Wir sehen uns an. Einen
                               wurde darüber räsoniert. Untenrum     Schicht: Wo hatten wir letztens aufgehört?     Meter und fünfzig Abstand, klar, aber was
                               schlampig am Computer sitzen und      Kinder, Eltern, Arbeit, Politik, Männer,       für ein Segen, dies Beisammensein. Danke
                      obenrum bella figura machen für die Web-       Frauen, Sehnsüchte, Kämpfe ... Der Weg,        für deinen Rat, schreib mir den Buchtipp
                      cam – okay. Mehr Bewegung bringt aber          den beide schon lange kennen, mäandert         auf, melde dich wieder! Das alles hat mir
                      ein anderes für die Coronazeit typisches       wie der Dialog – immer weiter, man folgt       gutgetan.
                      Bekleidungsstück ins Leben: der Wander-        ihm locker, Herz ausschütten ist dran. Wir         Du gehst heim und weißt: Etwas
                      stiefel (manche bevorzugen Turnschuhe).        fragen einander um Rat, was würdest du         bleibt. Etwas hat dir dieser Mensch ge-
                      Da geht es statt ums Aussehen ums Aus-         tun, an meiner Stelle? Denken gemeinsam        schenkt, seine Zeit, euren Weg, seine Ge-
                      schreiten.                                     nach, blicken uns sinnierend um. Guck          schichte. Es gab nichts zu vermissen, aber
                          „Geh aus!“ – das hat schließlich nicht     hier, der Flieder blüht schon. Aber oh, was    viel zu gewinnen. Zu Hause stellst du die
                      nur mit dem Herzen, sondern in erster Li-      für ein katastrophaler Vorgarten!              Stiefel vor die Tür und genießt noch im
                      nie und rein praktisch mit den Füßen zu                                                       Heimkommen, dass du vorhin aufgebro-
                      tun. Wenn die Cafés wie alles andere ge-       Alles fühlt sich so leicht an                  chen bist. Der Gang fügt sich ein in dein
                      schlossen sind, so hatte und hat ja eins im-                                                  Mosaik aus Gängen und Geschichten,
                      mer geöffnet – die Natur. 24/7 quasi. Und          Mit Glück und genug Zeit erreichen         ein ganz eigenes Steinchen mit eigenem
                      es ergibt sich, dass man Tag für Tag Runde     die Langlauf-Spazierer eine dritte Erzähl-     Glanz. Morgen, denkst du, gehe ich wieder.
                      um Runde dreht – auf die Dauer immer           schicht. „Wie alles gekommen ist.“ Was         Wer geht mit? ●
                      weniger gern allein, sondern mit jemand        war in deiner Kindheit, wohin verschlug                               Anne-Kathrin Stöber
                      anderem. Stets mit bloß einer einzigen Per-    es die Geschwister? – Ach, so lief das also
                      son. Bloß einer? Immerhin einer! Nämlich       bei dir! Nebenwege. Den Blick ins Grüne
                      jeweils einer anderen, aus je einem ande-      gerichtet, folgt man gegenseitig den Le-
                      ren Haushalt. Heute die, morgen der! Seri-     bensfäden, die da miteinander versponnen
                      elle Monogamie nennt sich so was als Be-       werden. Lass uns noch eine Runde drehen,
                      ziehungsmodell. Das bringt Abwechslung         sagt ihr euch. Das Schwere und auch das
                      auf die täglich gleiche Wegstrecke.            Traurige ist nun abgeredet, es darf ge-
                          Eine feine Sache, denn zu zweit lässt      schwiegen werden, tief ausgeatmet. Ob
                      sich die Freude viel besser suchen und fin-    ganze Stunden oder nur halbe vergehen,
                      den als allein. Dabei ist das pandemiebe-      spürt ihr kaum, alles ist im Fluss und fühlt
                      dingte Zweier-Gehen ein anderes als das        sich leicht an, so zu zweit besehen.
                      gelegentliche Park-Flanieren. Es existiert         Dann kann sich am Schluss eine vierte
                      nicht als Beigabe zu etwas Eigentlichem        Ebene öffnen, und die bringt uns zurück
                      wie Essen gehen, Museumsbesuch, Ver-
                      wandtentreffen, Geburtstagsfeier. Nein,
                      zusammen herumzugehen ist das Ereignis
                      selbst! Und wenn es dabei unten an den
                      Füßen gut bestellt ist, weil die Wander-
                      schuhe nicht drücken, dann läuft es oben:
                      Es beginnt das Abquatschen der ersten
                      Schicht. Wie geschlafen, wo tut es akut
                      weh, und was ist an Corona nun gerade
                      wieder am schlimmsten?
Grafik: Adobe Stock

                                                                                                              blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021     19
RATGEBER

     Spüren,
     wie die
     Erde trägt

                                                                                                                                            Foto: medio.tv/Schauderna
     Therapeutin Susanne Wolf
     hilft wandernd bei der Suche
     nach Lösungen

„In der Bewegung lösen sich Probleme”, sagt die Kasseler Wandertherapeutin Susanne Wolf.. Infos unter www.wandertherapeutin.de

E
      in eisiger Nachmittag im Mai. Der Wind treibt schwarze Wol-     auf „fähig, sich in die Bedürfnisse Kranker einzufühlen“, nennt sie
      ken vor sich her. Gehen wir? Klar, nicken wir uns zu; kann      ihre wichtigste Eigenschaft: „Ich habe keine Angst.“
      sein, dass wir nass werden – egal! Und gegangen werden              Ihre Kunden, nicht „Klienten“ oder „Patienten“, kommen mit
muss, denn „Wandertherapie“ soll heute unterwegs das Thema            Trauer, Verlusten, vor Prüfungen, bei Trennungen – auf eigenen
sein. Die Psychotherapeutin Susanne Jutta Wolf (49) aus Kassel        Wunsch und ohne Rezept. Beim Gehen durch Kassels Wilhelms-
bietet dieses Verfahren schon länger an, unter dem sprechen-          höhe oder anderswo in der Natur treffe sie schnell den Punkt,
den Namen und mit nagelneuer Website aber erst seit wenigen           „um den es eigentlich geht“ – oft nicht jener, den ihre Gegenüber
Wochen.                                                               vermuten. Um so dankbarer seien sie, wenn der Knoten platze;
     Tatsächlich hat sie jahrelang als Psychologin gearbeitet, der-   wenn Sexualität ebenso wie Krankheit, Sterben und Glauben kei-
zeit noch hauptberuflich in einem Kasseler Krankenhaus, unter         ne Tabus sind.
anderem auf der Palliativ- und der Covid-Station. „Tod und ster-          Gemeinsam macht man sich auf die Suche nach den jewei-
ben sind mein täglich Brot“, sagt sie. Aber da gibt es ja noch        ligen Kraftquellen, und bereits die schlichte Erfahrung, dass die
die andere Seite, die Wandertherapie. Es geht nicht zentral ums       Erde trage und man den Weg ganz wörtlich gerade gemeinsam
Wandern, sondern das Gehen – mal für eine kleine „Hunderunde“,        gehe – präge die Gespräche positiv. „Geh aus, mein Herz“... –
mal einen ganzen Tag lang – bildet den Rahmen für Wolfs freibe-       ja, die Natur helfe beim „Herz ausschütten“. Allerdings betont
rufliches Therapieangebot. Normalerweise, sagt sie beim Anblick       Susanne Wolf, dass die Mitwanderer nicht das Schwere bei ihr
der grünen Wiesen ringsum, seien ja Therapeuten „stationäre           abladen, sondern mit ihrer Hilfe eigene Lösungen suchen. Sich
Wesen“; hier aber ist man unterwegs, spricht, schaut, fragt. Seit     selbst wiederum stärkt sie durch Supervision und in immer neuen
Urzeiten ein Geher, verankere der Mensch auf diese Weise seine        Herausforderungen.
Erfahrungen besser, er gerate auch innerlich in Bewegung. Wer             „Lernen ist mein Antidepressivum“, sagt sie, Hebräisch steht
kommt zu ihr, und was geschieht dann?                                 als nächstes an. Viel ansteckende Power hat sie zu geben, feste
     Wolf bleibt stehen und fotografiert knospende Blumen, ehe        Schuhe und ein Päckchen Taschentücher sind hier ihr wichtigstes
sie antwortet, nimmt bewusst das Tempo aus dem Walk. Alle             Handwerkszeug, – „und den Kopf hab ich ja immer dabei.“ Und
kommen, berichtet sie, Frauen, aber vor allem Männer. Gern sol-       sie nennt noch eine wichtige Stütze: Stille, eine Kerze in der Ka-
che aus Berufen, in denen „man“ keine Schwächen zeigt. Polizei,       pelle anzünden. Dort hat sie viel gebetet, als jetzt ein Freund an
Feuerwehr zum Beispiel. Hier – ohne Akten, Berichte und Dia-          Covid gestorben ist. Segen von oben … Die Runde ist zu Ende, der
gnosen – trauen sich auch sie, frei zu sprechen. Susanne Wolf hat     Regen blieb aus. Wetterwechsel? Nein, redend und bewegend ist
viel Berufserfahrung aus Journalismus und Coaching, Wirtschaft,       uns einfach warm geworden. ●
Psychiatrie und Krisenintervention; mit drei Kindern und von klein                                                   Anne-Kathrin Stöber

20     blick in die kirche | MAGAZIN | Juni 2021
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