GEHsund Städtevergleich Fussverkehr Schlussbericht: Fussgänger freundlichkeit in 16 Städten - Fussverkehr ch
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% 75 % 67 % 82 % 75 % 63 % % 54 96 % 80 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr Schlussbericht: Fussgängerfreundlichkeit in 16 Städten
2 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Das Projekt «GEHsund – Städtevergleich Fuss Impressum verkehr» wird von der Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität des Bundes (KOMO), vom Herausgeber: umverkehR, Fussverkehr Schweiz, Programm EnergieSchweiz, von der Stiftung Hochschule für Technik Rapperswil, 2020 Corymbo, vom Lotteriefonds Bern, von der Loterie Romande (LoRo), vom Kanton Tessin (im Erhebung: 2019 Rahmen des Programmes «Meglio a piedi») und von den Partnerstädten finanziell unterstützt. Bezug: Der vorliegende Bericht, sowie die 3 Teil- Das Projektteam bedankt sich für die finanzielle berichte (Fussverkehrstest – Bewertung der sowie für die fachliche Unterstützung durch Infrastruktur, Planungspraxis – Indikatoren zum die zuständigen Projektleiter in den Stadtver Stellenwert des Fussverkehrs, Zufriedenheit – Be- waltungen bei der Realisierung des Projektes. völkerungsumfrage zum Fussverkehr) sind zu finden unter www.umverkehr.ch/fussverkehr oder www.fussverkehr.ch/fussgaengerstadt Projektleitung Veronika Killer, umverkehR, Kalkbreitestrasse 2, 8003 Zürich Projektteam Silas Hobi, umverkehR, Kalkbreitestrasse 2, 8003 Zürich Thomas Schweizer, Fussverkehr Schweiz, Klosbachstrasse 48, 8032 Zürich Klaus Zweibrücken, Professor für Verkehrsplanung, Laufferweg 7, 8006 Zürich Erweitertes Projektteam Jenny Leuba, Fussverkehr Schweiz Claudio Büchel, Hochschule für Technik Rapperswil Jordi Riegg, Rombo GmbH Andrea von Maltitz, actif-trafic Fotos: Seite 3, 6, 17, Fussverkehr Schweiz; Seite 10, 32, Stadt Chur; Seite 24, Werner Egli; Seite 25, Christine Bärlocher Grafik: artischock.net GEHsund Städtevergleich Fussverkehr
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Haben Sie sich schon mal überlegt, wie viele Nun wünsche ich Ihnen eine gute Lektüre des Kilometer und Etappen Sie pro Woche zu Fuss Schlussberichts des GEHsund-Projekts und dass zurücklegen? Wie viel Zeit Sie zu Fuss unterwegs Sie etwas davon für Ihren weiteren Weg (zu Fuss) sind? Für welche Strecken Sie das Zufussgehen mitnehmen können. wählen? Welche Strecken Sie zu Fuss vermeiden, und weshalb? Es ist im Interesse der Öffentlichkeit, das Zufuss- gehen zu fördern. Zu Fuss gehen ist nicht nur Mittel zum Zweck. Zu Fuss gehen hält nicht nur körperlich und geistig gesund, sondern ist auch effizient und nachhaltig bezüglich Platz- und Ressourcenverbrauch. Schaffen wir mehr Platz für Fussgängerinnen und Fussgänger! Um Menschen zum selbstverständlichen Zufuss gehen zu animieren, zum Um- oder Absteigen zu bewegen, braucht es Aufklärung, fussgänger freundliche Infrastrukturen und auch mehr Ressourcen. Das Projekt GEHsund hilft zu verste- hen, warum und wo es Handlungsbedarf gibt. Es erlaubt einen einzigartigen Vergleich der Qualität der Fussverkehrsinfrastruktur und der Planungspraxis in 16 Schweizer Städten aller Marionna Schlatter Sprachregionen. Damit möchten wir einen Beitrag Präsidentin Fussverkehr Schweiz dazu leisten, dass das Zufussgehen eine höhere Aufmerksamkeit geniesst und so ein Stück des öffentlichen Raums zurückerobert werden kann. Ein besonderer Dank gilt allen Beteiligten in den Städten und den unterstützenden Organisationen. Mehr Handlungswissen kann immer nur in einem gemeinsamen Prozess erarbeitet werden, wir freuen uns auf Umsetzungen und auf weitere Pro- jekte, die dem Zufussgehen und damit der Lebensqualität Ihrer Stadt und Gemeinde zugute- kommen.
Inhalt 01 Ziel des Städtevergleichs 7 1.1. Aufbau des Städtevergleichs Fussverkehr 8 1.2. Auswahl der Partnerstädte 9 02 Fussverkehrstest – Bewertung der Infrastruktur 11 2.1. Fokus und Aufbau des Fussverkehrstests 12 2.2. Methodik 12 2.3. Gesamtergebnis Fussverkehrstest 13 2.4. Ergebnisse nach bewerteten Netzelementen 14 2.5. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen 16 03 Planungspraxis – Indikatoren zum Stellenwert des Fussverkehrs 17 3.1. Fokus und Aufbau der Erhebung Planungspraxis 18 3.2. Methodik 18 3.3. Gesamtergebnis Planungspraxis 19 3.4. Ergebnisse nach bewerteten Bereichen 20 3.5. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen 22
04 Zufriedenheit – Bevölkerungsumfrage zum Fussverkehr 25 4.1. Fokus und Aufbau der Bevölkerungsumfrage zum Fussverkehr 26 4.2. Methodik 26 4.3. Struktur des Teilnehmerkreises 27 4.4. Verhalten der Zufussgehenden 28 4.5. Gesamtergebnis der Umfrage zur Zufriedenheit 29 4.6. Ergebnisse nach bewerteten Themenblöcken 30 4.7. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen 31 05 Städte und Teilprojekte im Vergleich 33 5.1. Gesamtergebnis des Städtevergleichs 34 5.2. Städtevergleich mit Fokus auf die Stadtgrössen 35 5.3. Städtevergleich mit Fokus auf die Sprachregionen 36 06 Fazit und Handlungsempfehlungen 37 6.1. Verbesserung der Qualität der Infrastruktur 38 6.2. Höherer Stellenwert des Fussverkehrs in der Planungspraxis 38 6.3. Die Zufriedenheit der Zufussgehenden erhöhen 39 6.4. Die Anwendbarkeit der Methodik 39 6.5. Generelle Handlungsempfehlungen 39 Anhang 1 – Abbildungsverzeichnis 41 Anhang 2 – Ergebnisse auf einen Blick 42
Ziel des Städtevergleichs Im Rahmen des Projekts «GEHsund – Städtevergleich Fussverkehr» werden die Infrastruktur und die Planungspraxis der beteiligten Städte sowie die Zufriedenheit der Bevölkerung untersucht. Die erho benen Daten ermöglichen die Beur- teilung der Fussgängerfreundlichkeit sowie einen Vergleich zwischen den Städten. Oberstes Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Fussgängerfreund- lichkeit, damit mehr Menschen zu Fuss gehen und dadurch ihrer Ge- sundheit Gutes tun. Zu diesem Zweck wird einerseits die Fussver- kehrsqualität unter den beteiligten Städten verglichen und andererseits konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet, sowohl bezüglich Infra- struktur als auch zum generellen Um- gang mit der Thematik Fussverkehr. Ausserdem soll ein Instrument entwi- ckelt werden, um den Fussverkehrs- vergleich von Städten und Gemeinden 01 in regelmässigen Zeitabständen im Sinne einer Wirkungs- oder Erfolgs- kontrolle zu ermöglichen.
8 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 1.1. Aufbau des Städtevergleichs Fussverkehr Abbildung 1: Einwohnerzahlen der am Städtevergleich beteiligten Städte (2018) Der Städtevergleich Fussverkehr umfasst drei Teil- Locarno 15’516 projekte: Aarau 21’073 • den Fussverkehrstest zur Qualitätsbewertung Zug 29’867 der Infrastruktur Neuchâtel 32’450 • die Beurteilung der Planungspraxis im Fuss verkehr Chur 34’675 • die Darstellung der Zufriedenheit der Bevölke- Bellinzona 42’516 rung mit der stadtspezifischen Situation im Fussverkehr Biel/Bienne 54’260 Lugano 62’129 Die Methodik und die Resultate der einzelnen St. Gallen 73’969 Teilprojekte werden in den nachfolgenden Haupt- kapiteln ausführlicher beschrieben. Der vorlie- Luzern 79’199 gende Bericht fasst alle Ergebnisse der beteiligten Winterthur 109’684 Städte zusammen und vergleicht die Resultate nach Themen und Städten. Für alle beteiligten Bern 128’662 Städte wurden die wichtigsten Erkenntnisse aus Lausanne 135’782 allen drei Teilen des Städtevergleichs stadtspezi- Basel 167’379 fisch auf sogenannten «Faktenblättern» zusam- mengefasst. Der Kanton Tessin hat zudem einen Genève 188’608 zusätzlichen Bericht finanziert, um die Tessiner Zürich 401’761 Städte mit ausgewählten Städten ähnlicher Grös- senordnung zu vergleichen. 0 100’000 200’000 300’000 400’000 500’000 Wohnbevölkerung Quelle: BFS/OFS/UST/SFO, ständige Wohnbevölkerung in Privathaushalten
9 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 1.2. Auswahl der Partnerstädte Im Tessin nehmen Lugano, Bellinzona, Locarno am Vergleich teil. Aus der Romandie sind Genève, Am Städtevergleich sind 16 Städte beteiligt, die Lausanne, Neuchâtel und Biel/Bienne mit dabei. mittels einer Interessenabklärung gefunden In der Deutschschweiz werden alle Grossstädte, wurden. Bei der Auswahl waren folgende Aspekte St. Gallen, Luzern und die Kleinstädte Zug, sowie ausschlaggebend: Chur und Aarau untersucht. • Es sind Städte unter und über 50’000 Ein wohner vertreten (Abbildung 1). • Es sind verschiedene Regionen abgedeckt (Abbildung 2). Die drei grossen Sprachregionen sind vertreten. • Die Städte haben ihr Interesse an der Teil nahme bekundet und einen finanziellen Beitrag zugesichert. Abbildung 2: R egionale Verteilung der Partnerstädte Grössenklassen Basel < 50’000 Einwohner Winterthur Aarau Zürich St. Gallen 50’000–100’000 Einwohner > 100’000 Einwohner Zug Biel/Bienne Luzern Neuchâtel Bern Chur Lausanne Bellinzona Genève Locarno Lugano Quelle: swisstopo, AV, OpenStreetMap, eigene Darstellung
Fussverkehrstest – Bewertung der Infrastruktur Fast alle Verkehrsteilnehmenden be- wegen sich in irgendeiner Form auch zu Fuss in der Stadt. Zufuss gehen ist oft mit anderen Mobili tätsformen kombiniert, am häufigs- ten mit der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Der Fussverkehr braucht eine Infrastruktur, welche den vielfältigen Anforderungen der Zufussgehenden gerecht wird. Dazu gehört auch eine gute Auf- enthaltsfunktion des öffentlichen Raumes. Ist die Infrastruktur für den Fussverkehr gut, dann sind die Voraussetzungen für eine sichere und angenehme Bewegung gegeben, und es werden vermehrt Wege zu Fuss zurückgelegt. Untersucht wird in diesem Kapitel die Qualität der vier Infrastrukturelemente Strecken, Querungen, Haltestellen und Plätze. Im gesonderten Teilbericht 1 werden Methodik und Ergebnisse der Be- wertung der Infrastruktur vertieft wiedergegeben. 02
12 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 2.1. Fokus und Aufbau des Fussverkehrstests 2.2. Methodik Der Fussverkehrstest fokussiert auf die Infrastruk- Basis für die Entwicklung des Bewertungssystems tur, die für den Fussverkehr bereitgestellt wird, bilden die Anforderungen gemäss Norm für den und bewertet diese nach einem zuvor festgelegten Fussverkehr. Wegen der Vielfalt der Verkehrs Kriterienkatalog. Im Rahmen von Begehungen teilnahmegruppen und ihrer Ansprüche ausgewählter Routen in den 16 teilnehmenden sind entsprechend viele Kriterien in der Bewertung Städten werden die dort auftretenden Elemente zu berücksichtigen. Einige dieser Kriterien wurden des Fussverkehrsnetzes einzeln erhoben und bewer in Vorstudien (2016/2017) von umverkehR in tet. Die Einzelbewertungen werden nach Netz acht Deutschschweizer Städten und drei Städten elementen und nach Städten zusammengefasst. der Romandie ausgetestet. Für die einzelnen Netz- Dies ermöglicht sowohl Quervergleiche zwischen elemente, die bewertet werden, umfasst der Bewer- den Netzelementen als auch zwischen den Städten. tungskatalog zwischen 13 und 23 Einzelkriterien. Die Handhabbarkeit der Bewertung wurde in Pre- Netzelemente sind: tests erprobt, weiterentwickelt und verfeinert. • Strecken (Abschnitte) Der Bewertungskatalog umfasst sowohl quanti- • Querungen (Fussgängerstreifen, tative Fakten (z. B. Trottoirbreiten) als auch quali Lichtsignalanlagen [LSA] etc.) tative Momenteindrücke zum Zeitpunkt der Bege- • Flächen (Plätze, Begegnungszonen o. Ä.) hung, zum Beispiel hinsichtlich der Einschätzung • Verknüpfungspunkte (Haltestellen) von Konflikten. Für alle Bewertungskriterien sind Mess- oder Einschätzungsgrössen definiert, die Bei den Streckenelementen werden folgende bei allen Erhebungen gleich angewendet werden. Typen unterschieden: • Trottoir oder reiner Gehweg an Hauptstrassen Die Erhebung selbst erfolgt mithilfe einer GIS- • Trottoir in Quartierstrassen Applikation, bei welcher die mit Mobiltelefon • Mischverkehrsstrecken oder Tablet erhobenen Informationen direkt auf • Treppenwege einer zentralen Datenbank abgelegt werden. Die erhobenen Routen werden im Vorfeld mit Bei den Querungen werden drei Typen einem standardisierten Vorgehen in Absprache unterschieden: mit der Stadtverwaltung erarbeitet. • Strassenquerung mit LSA • Strassenquerung ohne LSA • Strassenquerung mit Unter-/Überführung Bei den Plätzen und Haltestellen gibt es keine Untertypen. Die Systematik lehnt sich an die SN 640 070 (Grundnorm Fussverkehr) an.
13 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 2.3. Gesamtergebnis Fussverkehrstest Abbildung 3: Erreichte Anforderungen je Element und Stadt, Gesamtergebnis Fussverkehrstest (Total) Abbildung 3 zeigt für alle am Vergleich beteiligten Aarau Städte einen Zusammenzug nach bewerteten Total: 66 % Netzelementen sowie das Gesamtergebnis je Stadt. Die Unterschiede in den Gesamtergebnissen sind Basel Total: 62 % nicht gross, die Spanne reicht von 59 % bis 66 %, das heisst, alle Städte liegen relativ nahe beieinan Bellinzona Total: 59 % der. Grössere Unterschiede zeigen sich aber, wenn man die Bewertung nach Netzelementen Bern vornimmt. Total: 64 % Biel/Bienne Beim Fussverkehrstest erreicht die Stadt Aarau Total: 63 % insgesamt mit einem kleinen Vorsprung den höchsten Wert. Sie weist bei den Strecken und Chur Total: 62 % den Querungen die höchsten Werte auf, bei den Plätzen allerdings die tiefsten. Genève Total: 63 % Die höchsten Werte bei den Plätzen erzielen Lausanne Lugano, Locarno und Neuchâtel. Bei der Haltestel- Total: 64 % lenqualität erreichen die Städte Zürich und Zug mit Abstand die höchsten Werte, gefolgt von der Locarno Total: 62 % Stadt Aarau. Lugano Aarau hat, gefolgt von Luzern, bei den Qualitäten Total: 60 % der Querungen hohe Werte. Luzern Total: 63 % Die insgesamt tiefste Punktzahl weist trotz guter Bewertung bei den Plätzen Bellinzona auf. Aus- Neuchâtel Total: 61 % schlaggebend dafür waren die Bewertungen bei den Haltestellen und bei den Streckenelementen. St. Gallen Total: 64 % Winterthur Total: 62 % Zug Total: 63 % Zürich Total: 65 % 40 50 60 70 80 Mittelwert der erreichten Anforderungen (%) Alle Strecken Alle Querungen Haltestellen Plätze
14 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 2.4. Ergebnisse nach bewerteten Netzelementen Bewertung von Querungen Im Verlauf der Begehungen wurden rund 630 Bewertung von Streckenabschnitten Querungen bewertet. Bei den Querungen liegen Es wurden insgesamt fast 1000 Streckenabschnitte die Werte im Städtevergleich zwischen 61 % und des Fussverkehrsnetzes bewertet. Die Bandbreite 72 % der erfüllten Anforderungen. des Städtevergleichs bei den Streckenelementen liegt zwischen 58 % und 69 % der erfüllten An Bei den ebenerdigen Querungen zeigen sich auf- forderungen. grund der Bewertungen der Einzelkriterien Prob leme bei den Wartezeiten. So erreicht die Wartezeit Bei den Trottoirs genügen die nutzbaren Breiten mit «Bettelampeln» (mit Knopf, d. h. in der Regel nicht. Die Werte sind mit 42 % bei Hauptstrassen Grünphase nach Anforderung) nur 20 % der Anfor und 30 % bei Quartierstrassen niedrig. Zudem wird derungspunkte. Tiefe Werte zeigen ausserdem die Problematik von Überfahrten des motorisier- zu geringe Schutzinselbreiten sowie oft fehlende ten Verkehrs über Trottoirs deutlich. Bei Mischver- taktil erfassbare Einrichtungen (z. B. richtig kehrsstrecken und bei Trottoirs in Quartierstrassen positionierter Signalgeber für Grünphase) und lädt die Gestaltung wenig zum Verweilen ein. Die Bordsteinabsenkungen. Auch die Bemessung Treppenwege schneiden im Durchschnitt schlechter der Warteräume fällt häufig zu gering aus. Bei ab als die anderen drei Streckentypen. den Unter- und Überführungen werden vor allem zu steile Rampen, schlechte Beleuchtung und zu wenig einladende Gestaltung bemängelt. Abbildung 4: Städtevergleich bei der Bewertung von Strecken (alle Typen) Anforderungen erreicht in % (Mittelwerte) Winterthur St. Gallen Bellinzona Locarno Lugano Luzern Lausanne Zürich Basel Aarau Neuchâtel Zug Biel/Bienne Bern Chur Genève 57 59 61 63 65 67 69 Abbildung 5: Städtevergleich bei der Bewertung von Querungen (alle Typen) Anforderungen erreicht in % (Mittelwerte) Basel Neuchâtel Bellinzona Lugano Winterthur Zürich Genève Lausanne Luzern Aarau Chur Locarno Bern Biel/Bienne Zug St. Gallen 60 62 64 66 68 70 72
15 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Bewertung von Haltestellen Bewertung von Plätzen Es wurden insgesamt 408 Haltestellen bewertet. Im Verlauf der Begehungen wurden insgesamt Die Bandbreite des Städtevergleichs bei den Halte- 235 Plätze bewertet. Die Spannweite des Städte- stellen liegt zwischen 42 % und 68 % der erfüllten vergleichs liegt hier zwischen 63 % und 73 % Anforderungen; der Mittelwert liegt bei 54 %. Das der erfüllten Anforderungen; der Mittelwert liegt ist der schlechteste Mittelwert aller Netzelemente, bei 70 %. Das ist der beste Mittelwert aller das heisst, die Qualität der Haltestellen schneidet Netzelemente. im Vergleich zu den anderen Netzelementen deut- lich schlechter ab. Die Auswertung nach Kriterien zeigt, dass die grössten Mängel auf den Plätzen offensichtlich Die Auswertung nach Einzelkriterien zeigt, dass in bei der Wegführung für Sehbehinderte bestehen fast allen Städten die Möglichkeit des niveauglei- und dann, weniger stark ausgeprägt, bei der Be- chen Zugangs zu den Fahrzeugen als sehr schlecht leuchtung sowie hinsichtlich der Probleme wegen bewertet wird. Mischverkehrslösungen. Abfahrtsanzeigen in Echtzeit gehören in den meis- ten Städten noch nicht zur Standardausrüstung von Haltestellen. Beim Zugang zu den Haltestellen gibt es ebenfalls noch deutliche Mängel, auch was die Barrierefreiheit angeht. Bei den Platzverhält- nissen (d. h. Flächenbreiten zum Gehen und zum Warten) erreichen die Haltestellen nur mittelmäs- sige Werte. Abbildung 6: Städtevergleich bei der Bewertung von Haltestellen Anforderungen erreicht in % (Mittelwerte) Chur Biel/Bienne Bern Bellinzona Luzern Genève Basel Winterthur St. Gallen Zug Lugano Locarno Lausanne Aarau Zürich Neuchâtel 41 46 51 56 61 66 Abbildung 7: Städtevergleich bei der Bewertung von Plätzen Anforderungen erreicht in % (Mittelwerte) Basel Lausanne Bellinzona Neuchâtel Aarau Zug Winterthur Bern Biel/Bienne Lugano Zürich Genève Luzern Locarno St. Gallen Chur 62 64 66 68 70 72 74
16 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 2.5. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen Die Infrastruktur ist eine zentrale Komponente der Fussverkehrsförderung. Der Fussverkehrstest basiert zwar nicht auf flächendeckenden Erhebun- gen. Trotzdem zeigt er die Tendenz auf, wie es in den beteiligten Städten um die Qualität des Fuss- verkehrsnetzes bestellt ist. Der Mittelwert der Qualitätsbewertungen über alle Netzelemente und Städte liegt bei 63 %. Das heisst, es werden im Durchschnitt nicht einmal zwei Drittel der in dieser Untersuchung gestellten Anforderungen erreicht. Die Qualität der Netzelemente muss deshalb ver- bessert werden. Aus den Resultaten können die beteiligten Städte klare Handlungsempfehlungen ableiten, um die Fussverkehrsinfrastruktur zu verbessern. Die Gesamtübersicht (siehe Anhang) zeigt die Optimierungspotenziale detailliert auf. Beim Fussverkehrstest wurde mit einer GIS-Appli- kation und einer Datenbank gearbeitet. Die Erfah- rungen zeigen, dass es für die Städte Sinn ergeben würde, eine Datenbank aufzubauen, in welcher alle Informationen zur Fussverkehrsinfrastruktur zusammenlaufen. Diese sollte departements- und fachbereichsübergreifend zur Verfügung ste- hen. Bei entsprechender Bewirtschaftung wäre die Datenbank auch eine gute Grundlage für spä- tere Erfolgskontrollen.
Planungspraxis – Indikatoren zum Stellenwert des Fussverkehrs Die Fussgängerfreundlichkeit einer Stadt wird wesentlich dadurch bestimmt, wie mit den Anliegen und den Anforderungen des Fussver- kehrs in der Planungspraxis und in der Stadtverwaltung umgegangen wird. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, die Fussgängerfreundlichkeit zu er- höhen. Mittels festgelegter Indika- toren werden Zielsetzungen, Mass nahmenplanungen und Umsetzung in der Planungspraxis im Bereich Fussverkehr analysiert und bewertet. Im gesonderten Teilbericht 2 werden Methodik und Resultate zu den In- dikatoren und zum Stellenwert des Fussverkehrs im Detail ausgeführt. 03
18 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 3.1. F okus und Aufbau der Erhebung Die Bewertung der 60 Indikatoren wird in folgende Planungspraxis fünf Bereiche unterteilt: Der Stellenwert des Fussverkehrs in der Planungs- • Strategien, Ressourcen praxis wird anhand von 60 Indikatoren ermittelt. • Fusswegnetzplanung Dazu werden folgende Quellen herangezogen: • öffentlicher Raum • Fussverkehr als Teil des Gesamtverkehrs • Aktuelle Grundlagendokumente im Bereich • Kommunikation, Controlling Fussverkehr (Mobilitätsstrategien, Konzepte, Richtpläne, Massnahmenpläne usw.) Die einzelnen Bereiche fliessen mit gleichem • Gespräche mit Personen, die in den Städten Gewicht in die Gesamtbeurteilung ein. für den Fussverkehr zuständig sind • Publikationen, Informationen auf der 3.2. Methodik städtischen Website • Statistische Daten aus weiteren Quellen Für jeden der fünf Bereiche wurden möglichst klare Fragestellungen ausgearbeitet. Quantifizier- Die Methodik lehnt sich dabei an den Massnah- bare Aspekte werden in einer Bewertungsmatrix menkatalog des Labels «Energiestadt» an. Jeder bepunktet. Für die meisten Bereiche ist aber eine Indikator entspricht einer Massnahme beziehungs- qualitative Bewertung nötig. Hier wurden ein weise dem Resultat einer Massnahme. Für jede fache, aussagekräftige Indikatoren gesetzt, welche einzelne Massnahme wird erhoben, wie gross der mit «erfüllt», «teilweise erfüllt» oder «nicht Handlungsspielraum der Stadt ist, was sie in den erfüllt» bewertet werden können. Unter dem letzten Jahren umgesetzt hat und welche Aktivi- Titel «Controlling» werden Publikationen zu täten beschlossen sind. Fussverkehrserhebungen, Analysen zur Nutzung und Akzeptanz von (neuen) Plätzen, Wegen und Das Anforderungsprofil ist für grössere und Verbindungen bewertet. Die Indikatoren sollen kleinere Städte unterschiedlich. Von Grossstädten das gesamte Spektrum der Fussverkehrsplanung mit über 100’000 Einwohnern wird erwartet, möglichst gut abdecken. Mit der relativ hohen dass sie in allen Bereichen Massnahmen ergreifen Zahl an Indikatoren kann sichergestellt werden, und zu mehreren Themen Konzepte und Mass- dass nicht einzelne Indikatoren das Gesamtergeb- nahmen ausgearbeitet und umgesetzt haben. nis dominieren. Andererseits kann gewährleistet Mittelstädte mit einer Einwohnerzahl zwischen werden, dass alle Aktivitäten der Stadt im Bereich 50’000 und 100’000 und kleinere Städte mit Fussverkehr Berücksichtigung finden. unter 50’000 Einwohnern haben ein geringeres Anforderungsprofil. Die Bewertung ist entspre- chend angepasst. Bewertet wird der Erfüllungsgrad je Massnahme beziehungsweise Massnahmenpaket. Verbindlich beschlossene und budgetierte, aber noch nicht umgesetzte Massnahmen sind als «teilweise erfüllt» bewertet.
19 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 3.3. Gesamtergebnis Planungspraxis Abbildung 8: Erreichte Anforderungen je Bereich und Stadt, Gesamtergebnis Planungspraxis (Total) Abbildung 8 zeigt für alle Städte eine Zusammen- Aarau stellung der fünf bewerteten Bereiche sowie Total: 59 % das Gesamttotal je Stadt. Die Spanne reicht von einem Erfüllungsgrad von 48 % bis 83 %. Die Stadt Basel Total: 83 % Basel erreicht über alle Bereiche den höchsten Wert, gefolgt von Bern, Zürich und Neuchâtel. Bellinzona Diese Städte verfügen über gute Grundlagen, Total: 57 % zahlreiche Konzepte, machen Analysen, Studien, Bern Erhebungen, beteiligen sich an Fussverkehrs Total: 75 % forschungen und sind im regelmässigen Austausch mit anderen Städten, Verbänden und Quartier- Biel/Bienne Total: 62 % vertretungen. Diese vier Städte liegen in allen Bereichen über der 50 %-Marke. Chur Total: 56 % Vier weitere Städte (Genève, Lausanne, Luzern, Genève St. Gallen) lassen sich in ein oberes Mittelfeld Total: 65 % (60 % bis 65 %) einordnen. Lausanne Total: 64 % Weitere sechs Städte (Biel, Aarau, Locarno, Bellin- zona, Chur, Winterthur) liegen im unteren Mittel- Locarno Total: 59 % feld (55 % bis 60 %). Die tiefsten Werte erreichen Lugano und Zug. Im Bereich des öffentlichen Lugano Raumes weisen zwar auch diese beiden Städte Total: 48 % gute Werte auf, sind aber bei den anderen Luzern Bereichen unterdurchschnittlich. Total: 62 % Neuchâtel Total: 68 % St. Gallen Total: 62 % Winterthur Total: 56 % Strategien, Ressourcen Fusswegnetzplanung Zug Total: 48 % Öffentlicher Raum Fussverkehr als Teil des Gesamtverkehrs Zürich Total: 69 % Kommunikation, Controlling 20 40 60 80 100 Erreichte Anforderungen (%)
20 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 3.4. Ergebnisse nach bewerteten Bereichen Fusswegnetzplanung Das Bundesgesetz über Fuss- und Wanderwege Strategien und Ressourcen (FWG) schreibt vor, Fusswegnetze in Plänen fest- Mit Zielsetzungen, Leitbildern, Strategien, Mobili- zuhalten und rechtlich zu sichern. Normen und tätskonzepten und Massnahmenplänen im Handbücher geben Hinweise, wie bestehende und Bereich Fussverkehr werden Vorgaben und Rah- geplante Netze dargestellt werden sollen. Die menbedingungen definiert. Nur wenige Städte Qualität der Pläne sowie der dazugehörigen Berichte haben ein eigenständiges Fussverkehrskonzept, (Aktualität, Bearbeitungstiefe) geben dabei einen Masterplan oder eine Massnahmenplanung Hinweise auf den Stellenwert des Fussverkehrs. Fussverkehr, welche aufzeigen, was die Stadt in den nächsten Jahren konkret tun und welche Teil- Netzlücken und Schwachstellen müssen auf ziele sie erreichen will. dem Fusswegnetz periodisch ermittelt und ent- sprechende Netzergänzungen und Sanierungen Die personelle Dotierung der Fachstelle Fuss vorbereitet werden. Solche Massnahmenpläne verkehr oder der Stellenanteil der mit dem Thema liegen nur vereinzelt vor, und es fehlt eine zeit Fussverkehr betrauten Fachperson ist meist nahe Umsetzung. Die Bandbreite der Bewertungen gering. Als Referenz kann der Stellenumfang der ist bei diesem Thema am grössten (Abbildung 10). Velobeauftragten herangezogen werden. Dieser Sie reicht von 29 % (Zug) bis 92 % (Bern). ist meist deutlich höher als beim Fussverkehr. Die Spannweite der Bewertungen reicht bei diesem Öffentlicher Raum Thema von 41 % (Lugano) bis 88 % (Bern) der er- Der öffentliche Raum dient neben der Fortbewe- füllten Anforderungen (Abbildung 9). gung vor allem dem Aufenthalt mit einer Vielzahl von Fussverkehrsaktivitäten wie Sitzen, Ausruhen, Warten, Stehen, Sich-Treffen und Sich-Unterhalten. Abbildung 9: Strategien und Ressourcen % erreichte Anforderungen Strategien, Ressourcen Lugano Locarno Aarau Winterthur Zürich Bellinzona Neuchâtel St. Gallen Basel Genève Chur Lausanne Luzern Biel/Bienne Bern Zug 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Abbildung 10: Fusswegnetzplanung % erreichte Anforderungen Fusswegnetzplanung Biel/Bienne Chur Locarno Zug Lugano Luzern Aarau Neuchâtel St. Gallen Genève Zürich Bern Lausanne Winterthur Basel Bellinzona 25 35 45 55 65 75 85 95
21 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Bewertet werden unter anderem in den letzten und Flächen, die ausschliesslich oder vornehmlich Jahren erarbeitete Konzepte für den öffentlichen dem Fussverkehr zugewiesen sind (wie Fussgänger- Raum und realisierte Projekte, insbesondere und Begegnungszonen), eine genügende Anzahl Leuchtturmprojekte für den Fussverkehr. vortrittsberechtigter Querungen, kurze Wartezeiten und umwegfreie Verbindungen an Lichtsignal Konzepte für Grün- und Freiflächen, Sitzgelegen- anlagen. Verkehrsberuhigende Massnahmen und heiten, öffentliche Toiletten, Brunnen, Beleuch- tiefe Geschwindigkeiten auf dem gesamten tung und anderes Stadtmobiliar sind wichtig, damit Strassennetz (Tempo-30-Zonen, abschnittsweise Verbesserungen flächendeckend und bedarfs Tempo 30 auf dem übergeordneten Netz) sowie gerecht an die Hand genommen werden können. eine geringe Anzahl an Fussgängerunfällen sind Bei grösseren Städten wird erwartet, dass Konzepte weitere Indikatoren. In neun Städten lagen zum Bestand und zur Entwicklung des Stadtmobi- quantitative Daten zu Begegnungs- und Tempo- liars bestehen. Auch einige kleinere Städte verfü- 30-Zonen vor (Abbildung 12). gen über entsprechende Analysen und Planungen. Abbildung 12: Anteil Fussgänger- und Begegnungszonen Stadtmobiliar, wie Sitzbänke, Trinkbrunnen und an der Länge des gesamten Strassennetzes WC-Anlagen, wertet die Aufenthaltsflächen für den Fussverkehr auf. Dabei sollte immer auch die Basel 4,4 % 5,1 % Fussverkehrsperspektive eingebracht werden. Eine Winterthur 7,4 % 2,1 % georeferenzierte Darstellung des Stadtmobiliars 0,6 % Bern 7,0 % mittels GIS ist eine gute Voraussetzung, um Lücken und Schwachstellen zu erkennen, und erleichtert Lausanne 4,5 % 2,8 % die Erstellung von Konzepten für Verbesserungen 0,9 % Chur 5,0 % und Ergänzungen. Beim Thema öffentlicher Raum sind die Bewertungen am besten. Sie reichen Genève 4,4 % 1,1 % von 64 % (Biel und St. Gallen) bis 96 % (Basel) der Zürich 1,7 % 3,0 % erfüllten Anforderungen (Abbildung 11). 0,8 % Luzern 1,7 % 0,2 %, 0,8 % Fussverkehr als Teil des Gesamtverkehrs St. Gallen Fussverkehrsflächen sind mit den Flächen des 0% 2% 4% 6% 8% 10 % motorisierten Verkehrs eng verzahnt. Eine hohe Fussgängerzonen Priorisierung des Fussverkehrs unterstützt die Begegnungszonen Fussgängerfreundlichkeit. Dabei werden folgende Aspekte bewertet: eine hohe Anzahl von Strecken Quelle: Angabe der Städte, eigene Auswertung Abbildung 11: Öffentlicher Raum % erreichte Anforderungen Öffentlicher Raum St. Gallen Bellinzona Aarau Lugano Winterthur Luzern Zürich Locarno Genève Biel/Bienne Zug Chur Bern Lausanne Neuchâtel Basel 60 65 70 75 80 85 90 95 100
22 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Von allen Städten liegen Daten zu den Fussgänger Kommunikation und Controlling unfällen vor. Als Referenzgrösse wurde der Mittel- Bewertet werden die Informationen auf der wert aus den Jahren 2011 bis 2018 verwendet und städtischen Website: mit der Summe der Wohnbevölkerung und der Be- schäftigten referenziert. Pro 10’000 Einwohner und • Ist eine Ansprechstelle für den Fussverkehr Beschäftigte verunfallen jährlich zwischen 1,6 und auffindbar? Sind die relevanten Berichte, 3,3 Fussgänger. Chur, Bern, Aarau und Zug weisen Publikationen, Pläne usw. greifbar? die geringsten, Locarno, Biel und Genève die • Gibt es eine aktive Kommunikation zum Thema höchsten Unfallzahlen mit Fussgängerbeteiligung Fussverkehr: mit Newsletter, Infobroschüren, auf (Abbildung 13). Im Bewertungsbereich «Fuss- Faltblättern, Kampagnen, Umfragen, Mitmach- verkehr als Teil des Gesamtverkehrs» müssen aktionen, Events usw.? insgesamt 17 Teilbewertungen erfüllt werden, • Ist die Stadtverwaltung im Austausch mit um gut abzuschneiden. Beim Ergebnis für diesen anderen Städten, der Quartierbevölkerung, Bewertungsbereich (Abbildung 14) reichen die den Verkehrsverbänden? Werte von 42 % (Zug) bis 71 % (Winterthur, Basel). Das Potenzial, den Fussverkehr mit kommunikati- Abbildung 13: Anzahl Fussgängerunfälle pro ven Massnahmen zu fördern, sollte öfter genutzt 10’000 Einwohner und Beschäftigte werden. Mit Wirkungskontrollen sollen zudem Fussverkehrsmassnahmen evaluiert werden. Chur 1,6 Bern 1,6 Für die Orientierung und die Kommunikation im Strassenraum verfügen fast alle Städte über ein Aarau 1,6 Fussgängerleitsystem. Diese sind aber meist nur Zug 1,7 auf die Innenstadt beschränkt. Neuchâtel 1,9 Im Bereich Controlling wird bewertet, ob der Winterthur 1,9 Fussverkehr gemessen und beforscht wird. 1,9 Werden Fussverkehrsdaten aus dem Mikrozensus Basel aufbereitet oder Fussverkehrszählungen durch Lugano 2,2 geführt? Bestehen Analysen der Nutzungsaspekte, 2,3 Einschätzungen und der Zufriedenheit der Be- Bellinzona völkerung? Fehlen Wirkungskontrollen, kann das St. Gallen 2,5 Erreichen gesetzter Ziele nicht beurteilt werden, Luzern 2,7 und es fehlen dann auch Grundlagen für künftige Planungen. Die Bandbreite der Bewertungen Zürich 2,7 (Abbildung 15) reicht von 29 % (Zug) bis 93 % (Basel). Lausanne 2,8 3.5. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen Genève 3,0 Biel/Bienne 3,0 Alle beteiligten Städte verfügen über ein Grund lagendokument zum Thema Mobilität, bei dem Locarno 3,3 auch ein Kapitel dem Fussverkehr gewidmet ist. 0 1 2 3 4 Die Bearbeitungstiefe ist aber sehr unterschiedlich. Anzahl Fussgängerunfälle/Jahr pro 10’000 Einwohner und Beschäftigte Quelle: unfalldaten.ch 2011–2018
23 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Viele Städte definieren das Ziel der Fussverkehrs- analysen liegen allerdings kaum vor. Für die förderung ohne genügende Konkretisierung und Verbesserung der Schulwegsicherung bestehen ohne Umsetzungsplanung. Eigenständige umfang- in einigen Städten definierte Prozesse, Ansprech- reichere Dokumente zum Thema Fussverkehr sind personen und Umsetzungskonzepte. kaum zu finden. In den letzten Jahren hat der öffentliche Raum Eine gute personelle Dotierung der Fachstelle an Bedeutung gewonnen, was unter anderem Fussverkehr ist eine wichtige Anforderung. Damit auch in zahlreichen gelungenen Neugestaltungen kann sichergestellt werden, dass das Thema von Plätzen sichtbar wird. Aber nicht immer Fussverkehr kontinuierlich betreut und bearbeitet werden auch die Belange des Fussverkehrs genü- wird, Planungsgrundlagen à jour gehalten und gend berücksichtigt. So sind beispielsweise Massnahmenplanungen an die Hand genommen beim Stadtmobiliar (Sitzbänke, Trinkbrunnen, werden. In kleineren Städten mit kleineren WC-Anlagen u. a.) die Fussverkehrsverantwort Planungsabteilungen muss das Thema einen genü- lichen meist nicht einbezogen. Es wäre grundsätz- gend hohen Stellenwert erhalten, und die lich anzustreben, dass sie verstärkt in die Kon- fachliche Kompetenz muss gewährleistet werden. zeption und in die Ausstattung des öffentlichen Raumes eingebunden würden und die Fussver- Während in einigen Städten die gültigen Fuss kehrsperspektive einbringen könnten. wegnetzpläne noch aus den 1990er-Jahren stam- men und bezüglich Dichte und Bearbeitungs- Die Bedeutung des Fussverkehrs als Teil des tiefe nicht mehr dem heutigen Standard entspre- Gesamtverkehrs zeigt sich unter anderem bei chen, sind die neueren Pläne deutlich detaillierter der Anzahl und der Entwicklung von Bereichen und enthalten auch konkrete Hinweise für mit Fussgängervortritt oder der Entwicklung von Netzergänzungen. Umfassende Schwachstellen Fussgänger- und Begegnungszonen. Abbildung 14: Fussverkehr als Teil des Gesamtverkehrs % erreichte Anforderungen Fussverkehr als Teil des Gesamtverkehrs Luzern Aarau Lausanne Zug Genève St. Gallen Lugano Locarno Zürich Biel/Bienne Winterthur Neuchâtel Chur Bellinzona Bern Basel 40 45 50 55 60 65 70 75 Abbildung 15: Kommunikation und Controlling % erreichte Anforderungen Kommunikation, Controlling Bellinzona St. Gallen Luzern Neuchâtel Zug Winterthur Chur Locarno Aarau Zürich Genève Basel Lugano Bern Lausanne Biel/Bienne 25 35 45 55 65 75 85 95
24 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Bei der Einrichtung von Begegnungszonen sind Abbildung 16: Zusammenhang von Fussgängerunfällen und Anteil verkehrsberuhigter Strassen am gesamten Strassennetz Bern und Basel vorbildlich. Die Verkehrsunfall- statistik zeigt eine negative Korrelation: So zeigt 65 % eine eigene Berechnung: je tiefer der Anteil an Basel Bern Strassen mit Tempo 20 und 30, desto mehr Fuss- gängerunfälle (Abbildung 16). Es wäre wichtig, 60 % Winterthur dass in allen Städten solche fussgängerrelevanten Daten verfügbar wären. Zürich 55 % Anteil verkehrsberuhigter Strassen in % Negativ fallen Mischverkehrslösungen von Fuss- R2 = 0,5168 und Veloverkehr auf. Der Grundsatz, dass die Mischung nur in Ausnahmefällen erfolgen soll, 50 % Chur ist häufig zwar formuliert, bei der Umsetzung Luzern besteht in der Planungspraxis aber noch Hand- lungsbedarf. 45 % St. Gallen In der Kommunikation sticht Basel positiv heraus Lausanne beispielsweise mit der Website baselunterwegs.ch, 40 % mit regelmässigen Events, einem Newsletter angebot und einem Blog. 35 % Genève 30 % 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Anzahl Fussgängerunfälle/Jahr pro 10’000 Einwohner und Beschäftigte Quelle: eigene Auswertung
Zufriedenheit – Bevölkerungs umfrage zum Fussverkehr Die Zufriedenheit der Zufussgehenden mit der jeweiligen Situation ist ein wichtiger Indikator für die vorhan- denen Qualitäten oder Mängel und weist auf den Handlungsbedarf hin. Die Zufriedenheit kann nur mittels Befragungen eruiert werden. Beim Städtevergleich wurde zur Er- hebung der Zufriedenheit der Bevöl- kerung im Fussverkehr eine Online- Umfrage mit vorstrukturierten Fragen durchgeführt. Die Umfrage ist auf grosses Interesse gestossen, und die Möglichkeit für individuelle Rückmel- dungen wurde gut genutzt und sehr geschätzt. Ein Teilbericht 3 führt Methodik und Ergebnisse zur Bevölkerungsumfrage im Detail aus. 04
26 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 4.1. Fokus und Aufbau der Bevölkerungsumfrage 4.2. Methodik zum Fussverkehr Die Umfrage «Wie fussgängerfreundlich ist Ihre Die Bevölkerungsumfrage holt das subjektive Stadt?» wurde Anfang April 2019 online auf- Empfinden der Bevölkerung hinsichtlich der geschaltet. Bis Ende Oktober 2019 wurde der Fussverkehrssituation in der jeweiligen Stadt ab. Fragebogen von den beteiligten Städten über Zudem dient die Umfrage dazu, den Fussverkehr ihre Online-Kommunikationsgefässe (z. B. Websites, in der Bevölkerung zu thematisieren und die Newsletter, Social Media) verbreitet. Zudem Teilnehmenden bezüglich fussgängerrelevanter wurde die Umfrage über die Kommunikations- Fragestellungen zu sensibilisieren. kanäle der Projektorganisationen gestreut. Für die 16 Städte wurden so insgesamt 4068 komplett Der Fragebogen forderte rund 80 Antworten, ausgefüllte Fragebögen eingeholt. Damit wurde verteilt auf 19 Seiten, und wurde folgendermassen das gesteckte Ziel von 130 Teilnahmen pro Stadt gegliedert: übertroffen. Die Beteiligung (Abbildung 17) hing grösstenteils davon ab, wie stark die Umfrage • Angaben zu den Personen des Teilnehmerkreises seitens der Stadtverwaltung beworben worden • Mobilität der Zufussgehenden in der Stadt war. Die Umfrage richtete sich primär an Fussgän- • Bewertung der aktuellen Situation in der gerinnen und Fussgänger, um deren Bedürfnisse ganzen Stadt sowie auf oft begangenen Weg- und Anliegen abzuholen. Dabei gaben eher inter- strecken essierte Personen ihre Meinung ab. • Bewertung der aktuellen Situation in Verwal- tung und Politik, konkrete Verbesserungsmass- nahmen Abbildung 17: Wohnbevölkerung und Antworten • Offene Kommentare und Rückmeldungen an Anzahl Bevölkerung die Stadtverwaltung Antworten (BFS, 2017) Aarau 237 21’036 Die Auswertung des Fragebogens wurde in die fünf Basel 353 171’017 Themenblöcke Fusswegnetz, Infrastruktur, Wohl- Bellinzona 194 42’901 befinden, Verkehrsklima und Politik gegliedert. Bern 266 133’115 Diese Themenblöcke fliessen mit gleichem Gewicht Biel/Bienne 320 54’456 in die Gesamtbeurteilung ein. Chur 195 34’880 Genève 292 198’979 Lausanne 221 137’810 Locarno 131 16’122 Lugano 190 63’932 Luzern 352 81’592 Neuchâtel 137 33’772 St. Gallen 212 75’481 Winterthur 258 109’775 Zug 137 29’804 Zürich 573 402’762
27 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Die Zufriedenheit der Zufussgehenden in der 4.3. Struktur des Teilnehmerkreises Schweiz wurde mit der Umfrage erstmals in diesem Detaillierungsgrad erhoben. Die Umfrage Die Umfrage wurde in den 16 beteiligten Städten wurde grundsätzlich positiv aufgenommen, und durchgeführt. 70 % der Antworten sind in Deutsch, die Möglichkeit, offene Kommentare abzugeben, 18 % in Französisch und 12 % in Italienisch einge- wurde rege genutzt. gangen. Es war generell anspruchsvoller, Personen in der italienisch- und französischsprachigen Um den Fragebogen zur Fussgängerfreundlichkeit Schweiz zur Teilnahme zu motivieren als in der der Städte zu entwickeln, konnte nur auf wenige Deutschschweiz. Insgesamt wurde der Frage Vorarbeiten zurückgegriffen werden. Während die bogen von Männern (41 %) und Frauen (42 %) Zufriedenheit der Velofahrenden im Rahmen des gleichermassen ausgefüllt. 17 % der Teilnehmen- Projektes «PRIX Velostädte» von Pro Velo seit 2005 den machten keine Angabe zum Geschlecht. alle vier Jahre wiederholend erhoben wird, gibt es Das mittlere Alter der Befragten bewegt sich zwi im Bereich Fussverkehr nichts Vergleichbares. schen 46 Jahren in Neuchâtel und 57 Jahren in Luzern. Bei den Altersklassen (Abbildung 18) zeigte sich im Vergleich mit den Bevölkerungszahlen Abbildung 18: Altersklassen der Teilnehmenden in Bezug zu den (BFS, 2018), dass sich Personen zwischen 45 und Bevölkerungszahlen 2018 (BFS) 75 Jahren im Schnitt stärker an der Umfrage beteiligten. Personen über 76 Jahren oder unter 35 > 86 Jahren waren untervertreten. Der öffentliche Verkehr und der Fussverkehr sind 76–85 eng verknüpft. So gaben 53 % der Befragten in Bern an, ein Generalabonnement (GA) zu be- sitzen. Diesem Maximalwert standen tiefe Werte 66–75 im Tessin gegenüber. So waren es zum Beispiel in Lugano nur 4 % GA-Besitzer. 56–65 In Bellinzona besitzen 89 % der Teilnehmenden Altersklassen mindestens ein Auto pro Haushalt. In Zürich war der Anteil der Autobesitzer mit 30 % am tiefsten. 46–55 Viele Velofahrende haben an der Umfrage teil- genommen (siehe Abbildung 19). Der Anteil der 36–45 Velofahrenden im Winter sinkt stark, während zu Fuss auch im Winter regelmässig Strecken zurück- gelegt werden. 26–35 16–25 0 5 10 15 20 25 Altersverteilung % (BFS) Altersverteilung % (Umfrage)
28 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht Abbildung 19: Wie häufig sind Sie mit folgenden gehen in der Stadt sind den Befragten folgende Verkehrsmitteln unterwegs? Punkte besonders wichtig: die Schnelligkeit, die Bewegung, die Gesundheit und «draussen sein Autofahrten in der Natur» (Abbildung 20). In den Städten der Westschweiz (Neuchâtel, Biel, Lausanne und Genève) hat der Punkt «Gesundheit/sich bewegen» Velofahrten eine besonders grosse Bedeutung. im Winter Velofahrten im Sommer Fusswege von 20 min. im Winter Fusswege von 20 min. im Sommer Abbildung 20: Was ist Ihnen beim Zufussgehen wichtig? 0% 50 % 100 % Wartezeit verringern (z. B. wenn 5–7 × pro Woche ich eine Tram/Bus verpasse, gehe ich eine Station zu Fuss) 1– 4 × pro Woche Mehrmals pro Monat Schnelligkeit, von A nach B Mehrmals pro Jahr zu kommen Seltener/nie Keine Antwort Zusammen mit anderen Leuten unterwegs sein 4.4. Verhalten der Zufussgehenden Den eigenen Gedanken nachhängen Am häufigsten sind die Befragten in ihren Wohn- quartieren oder in der Altstadt/im Stadtzentrum Atmosphäre/in die Stadt zu Fuss unterwegs. In der Romandie ist der Anteil «eintauchen» der Wege im Stadtzentrum höher. Die häufigsten Wegstrecken sind die fast täglich zurückgelegten Gesundheit/sich bewegen Fusswege zur Arbeit oder zur Schule. Besorgungen wie Einkaufen oder Arztbesuch werden von einer Mehrheit der Befragten «1- bis 4-mal pro Woche» Draussen sein (z. B. Natur und zu Fuss getätigt. Parkanlagen geniessen) 0% 50 % 100 % Zufussgehen ist das ganze Jahr über attraktiv und Sehr wichtig wird von vielen mit einer regelmässigen Wieder- Eher wichtig holung ausgeübt (Abbildung 19). Diese Kontinuität Eher nicht wichtig kann für gesundheitsfördernde Massnahmen gut genutzt werden (Abbildung 20). Beim Zufuss- Gar nicht wichtig Keine Antwort
29 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 4.5. G esamtergebnis der Umfrage Abbildung 21: Erreichte Bewertung je Themenblock und Stadt, Gesamtergebnis Zufriedenheit (Total) zur Zufriedenheit Aarau Abbildung 21 zeigt die fünf bewerteten Themen- Total: 60 % blöcke sowie das Gesamttotal je Stadt. Die Werte Basel weisen eine Streuung von 49 % bis 69 % auf. In Total: 60 % der Stadt Chur sind die Fussgängerinnen und Fuss gänger am zufriedensten. Es folgen die Städte Bellinzona Total: 59 % Neuchâtel und Winterthur. Bern Total: 62 % Die Themenblöcke Politik und Verkehrsklima er- reichen tiefere Gesamtwerte als Fusswegnetz und Biel/Bienne Total: 57 % Infrastruktur. Bei der Infrastruktur weisen Chur, Zug, Winterthur, Neuchâtel und Bern hohe Punkt- Chur zahlen auf. Beim Thema Politik erreicht Chur den Total: 69 % höchsten Wert. Genève Total: 49 % Umfragen dieser Art werden von einer gewissen Lausanne Grundhaltung beeinflusst. Gerade in Winterthur Total: 55 % ist eine hohe grundsätzliche Zufriedenheit der Bevölkerung auch bei den offenen Kommentaren Locarno Total: 55 % spürbar. Dies entspricht anderen Zufriedenheitsum fragen. So sind zum Beispiel Chur und Winterthur Lugano Total: 50 % auch bei der Rangliste von «PRIX Velostädte» in den vordersten Rängen zu finden. Im Vergleich zur Luzern Total: 60 % Deutschschweiz sind die Befragten in den Städten der Westschweiz und im Tessin tendenziell etwas Neuchâtel kritischer. Auch in der Studie der Städtekonferenz Total: 64 % Mobilität («Mobilität in Schweizer Städten», 2019, St. Gallen gfs. Bern) war in den Westschweizer Städten die Total: 58 % Unzufriedenheit mit der aktuellen Verkehrssitu- Winterthur ation grösser. Umso nennenswerter ist der hohe Total: 64 % Wert von Neuchâtel. Unter den Tessiner Städten Zug erreicht Bellinzona den höchsten Wert. Total: 62 % Die Zufriedenheit wird weder durch die Stadtgrösse Zürich Total: 58 % noch eindeutig durch die Sprachregion beeinflusst. 40 50 60 70 Mittelwert der erreichten Anforderung (%) Wegnetz Infrastruktur Wohlbefinden Verkehrsklima Politik
30 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 4.6. Ergebnisse nach bewerteten Themenblöcken diesbezüglich mit über 60 % die höchsten Werte. Der tiefste Wert ist mit 31 % in Lugano. Fusswegnetz Dieser Themenblock beinhaltet neun Bewertungs- Verkehrsklima aussagen und beurteilt, ob Ziele zu Fuss direkt, Mit zehn Bewertungsaussagen werden das Zusam- schnell und angenehm erreicht werden können. menspiel und das Verhalten der verschiedenen Am besten beurteilt wird mit über 75 % die Verkehrsteilnehmenden erhoben. Die Aussage Aussage «Meine Wegstrecken sind direkt (keine «Bei Querungen mit Fussgängerstreifen wird Umwege)». Der tiefste Mittelwert (knapp 49 %) mir der Vortritt gewährt» erhält mit über 69 % die taucht bei der Aussage auf, dass Wegstrecken beste Beurteilung. Mit 39 % erhalten Velofahrende, nachts oft gemieden werden. Die grössten Unter- welche unerlaubt auf Trottoirs oder Gehwegen schiede zeigen sich bei der Aussage «Ich habe unterwegs sind, den tiefsten aller Werte. Den gröss- (im Allgemeinen in der Stadt) kurze Wartezeiten ten Unterschied weist die Aussage «Autos werden (z. B. bei Strassenquerungen/Ampeln)». Die nur dort abgestellt, wo es erlaubt ist (nicht auf erreichten Mittelwerte je Stadt schwanken hier Trottoirs oder Gehflächen)» auf. In Genf wird die zwischen rund 75 % in Chur und 33 % in Genf. Aussage mit rund 32 % am tiefsten und in Bellinzo- na mit fast 60 % am höchsten bewertet. Infrastruktur Zur Fussverkehrsinfrastruktur gehören sechs Be- Verkehrspolitik wertungsaussagen. Diese betreffen beispielsweise Vier Bewertungsaussagen zielen darauf ab, das Trottoirs, Ampeln, Unterführungen und Treppen. Engagement der Stadt bezüglich Fussverkehr Insgesamt am besten beurteilt (über 74 %) wird die abzufragen. Am besten abgeschnitten hat die Aus- Aussage «Trottoirs, Fusswege und Plätze werden sage nach der Umsetzung von Verbesserungsmass- regelmässig und gut unterhalten». Dagegen hat nahmen in den letzten fünf Jahren (über 59 %). die Aussage «Bei Lichtsignalen habe ich kurze Tiefste Werte erzielt das allgemeine Engagement Wartezeiten» den tiefsten Mittelwert von 56 %. der Städte zugunsten der Fussgängerinnen und Bei dieser Aussage findet sich auch die grösste Fussgänger (nur rund 50 %). Streuung zwischen Chur mit rund 74 % und Lugano mit rund 30 %. Wohlbefinden Dieser Themenblock mit acht Bewertungsaussagen fokussiert auf das Erlebnis und das Wohlbefinden beim Aufenthalt im öffentlichen Raum. Die Aussage «Bei Grün kann ich die Strasse stressfrei queren» und die Ausstattung mit Trinkbrunnen werden mit rund 69 % recht gut bewertet. Der Mangel an sauberen öffentlichen WCs wird vielerorts bean- standet (erreichte Bewertung rund 41 %). Die grössten Unterschiede tauchen bei der Aus- sage auf «Meine Wegstrecken sind ruhig (z. B. wenig Verkehrslärm)». Chur und Aarau erreichen
31 GEHsund Städtevergleich Fussverkehr – Schlussbericht 4.7. Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen Trottoirs». Die Aussage «Velos fahren nur dort, wo es erlaubt ist (nicht auf Trottoirs oder Geh- Die Städte stehen vor unterschiedlichen Heraus- flächen)» erhält nie mehr als 48 % der Punkte. forderungen, um die Zufriedenheit der Fussgän Die Verfügbarkeit von sauberen öffentlichen WCs gerinnen und Fussgänger zu verbessern. Abbil- erreicht ebenfalls einen tiefen Wert. Nur die Städte dung 22 zeigt «Stärken» und «Handlungsbedarf» Zug und Winterthur erzielen hierbei etwas mehr als auf Basis der Umfrage. 50 % der Bewertungspunkte. Der Unterhalt der Infrastruktur des Fussverkehrs Mehr öffentliche Toiletten werden nicht nur im und die umwegfreie Erreichbarkeit von Haltestellen Stadtzentrum, sondern auch in Wohnquartieren werden mehrheitlich als gut beurteilt, ebenso gewünscht. Bei der Thematik des Sicherheitsge- das Gewähren des Vortritts an Fussgängerstreifen. fühls in der Nacht ist die Spannweite der Bewertun- gen sehr hoch, liegt im Gesamtergebnis aber Die Umfrage zeigt, dass es grossen Handlungs- auch nur bei 49 %. Bezüglich parkierter Autos bedarf gibt. Es gibt einige Bewertungsergebnisse, auf Gehbereichen besteht in den meisten Gross die unter die 50 %-Marke fallen, teilweise sogar städten mit unterdurchschnittlichen Werten deutlich. Der Handlungsbedarf ist gemäss Um- besonderer Handlungsbedarf. frage besonders gross beim Thema «Velos auf Abbildung 22: Stärken und Handlungsbedarf-Aussagen aus der Befragung Mittelwert pro Biel/Bienne Winterthur Bellinzona Neuchâtel Kriterium St. Gallen Lausanne Locarno Genève Lugano Luzern Zürich Aarau Basel Chur Bern Zug Stärken – höchste Mittelwerte pro Aussage Meine Wegstrecken sind direkt 73,3 68,4 76,7 73,3 78,9 79,0 76,3 76,2 68,2 76,1 80,0 79,7 78,4 73,1 79,8 70,2 75,5 Trottoirs, Fusswege und Plätze werden 77,3 66,4 75,7 69,1 77,3 76,3 73,3 76,9 75,1 64,1 79,2 73,9 82,6 75,2 75,6 73,1 74,4 regelmässig und gut unterhalten Haltestellen sind direkt (ohne Umwege und 71,0 52,9 71,6 61,3 73,7 72,7 68,2 69,6 62,8 72,4 78,2 72,0 73,3 70,7 70,7 68,4 69,3 Wartezeiten bei Querungen) erreichbar Bei Querungen mit Fussgängerstreifen 68,3 59,1 68,3 68,7 73,4 73,4 72,3 72,6 58,4 71,2 77,1 72,2 76,5 65,1 70,5 58,4 69,1 wird mir der Vortritt gewährt Handlungsbedarf – tiefste Mittelwerte pro Aussage Autos werden nur dort abgestellt, 39,9 31,6 45,6 43,6 45,1 52,0 51,3 50,3 49,0 46,9 57,4 51,9 52,4 59,8 51,7 56,2 49,0 wo es erlaubt ist (nicht auf Gehflächen) Es gibt keine Wegabschnitte, 56,6 35,1 38,8 39,3 52,9 61,6 47,7 47,9 51,1 39,3 53,2 55,2 54,8 47,3 50,0 46,6 48,6 die ich nachts bewusst meide Ein sauberes öffentliches WC 48,7 29,2 45,2 25,3 41,3 50,9 42,8 42,9 31,6 29,1 49,7 39,7 54,4 40,1 39,9 36,6 40,5 erreiche ich innert nützlicher Frist Velos fahren nur dort, wo es erlaubt ist 31,4 30,1 38,4 33,3 45,8 46,7 37,8 44,2 30,5 38,8 47,1 48,1 42,1 34,9 41,1 37,1 39,2 (nicht auf Trottoirs oder Gehflächen)
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