Innerstädtische Shopping Center

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Innerstädtische Shopping Center
Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft

                  Innerstädtische Shopping Center
      Entwicklung von Bewertungsansätzen für eine Wirkungsanalyse des
   Spannungsverhältnisses „Stadt – Bürger – Center“ sowie exemplarische
Anwendung der Methode an den Arcaden Regensburg und Berlin-Spandau

                    ERGEBNISSE DER KOMMUNALBEFRAGUNG 2007/2008

                                                               STAND: 14.07.2009

Universität Leipzig, Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft (ISB)
                                                     Jun.-Prof. Dr. Silke Weidner
                                                           Dipl.-Ing. Tanja Korzer
                                                            Dipl.-Ing. Marit Müller
Innerstädtische Shopping Center
INHALTSVERZEICHNIS

1         KOMMUNALBEFRAGUNG ................................................................... 1

1.1       Vorgehensweise und Aufbau des Fragebogens .................................. 1

1.2       Ablauf der Befragung ........................................................................ 2

1.3       Auswertung und Rücklauf .................................................................. 2

2         QUALITÄT VON STADT ........................................................................ 4

2.1       Definition der Qualität von Stadt aus kommunaler Sicht ..................... 4

3         BEITRAG VON SHOPPING CENTERN ZUR QUALITÄT VON INNENSTADT11

3.1       Allgemeine Handelsentwicklung aus kommunaler Sicht.................... 11

3.2       Spannungsverhältnis Shopping Center – Innenstadt .......................... 12

3.2.1     Stadtraum / Architekturraum....................................................................13

3.2.2     Funktion .......................................................................................................24

3.2.3     Ökonomie ....................................................................................................26

3.2.4     Soziales ........................................................................................................37

3.2.5     Resümee ......................................................................................................38

3.2.6     Ausblick .......................................................................................................40

QUELLEN ..................................................................................................... 42

ANHANG .................................................................................................... 42
Innerstädtische Shopping Center
1         KOMMUNALBEFRAGUNG

Um die Wertigkeiten, die Kommunen einzelnen Aspekten einer qualitativ hochwertigen und att-
raktiven Innenstadt(-entwicklung) beimessen, zu ermitteln, wurde auf das Instrument der schriftli-
chen Befragung mittels Fragebogen zurückgegriffen.

     1.1    Vorgehensweise und Aufbau des Fragebogens

Im Fokus der Befragung lagen deutsche Städte und Gemeinden, die innerhalb der Raumordnung
und Landesplanung der Bundesländer und entsprechend dem System der Zentralen Orte als Ober-
und Mittelzentrum oder als Teil eines ober- oder mittelzentralen Städteverbundes definiert sind.1
Über eine Auswertung der Landes- und Regionalentwicklungspläne aller Bundesländer wurden
daraufhin 920 Städte identifiziert, die den vorgenannten zentralörtlichen Kategorien entsprechen.

Die Bestimmung der Einwohnerzahlen erfolgte anhand der amtlichen Statistik.2 Unter dem Fokus,
dass Kleinstädte3 in der Regel über eine geringe zentrale Bedeutung verfügen und damit nur sel-
ten im Fokus der Entwickler von kompakten Einzelhandesstandorten4 stehen, wurden Kommunen
mit weniger als 20.000 Einwohnern von der Befragung ausgenommen. Unter Ausschluss der
Kleinstädte verblieben 617 zu befragende Kommunen, für welche die zuständigen Ämter sowie
deren leitende Angestellte als Adressaten zu identifizieren waren (vgl. Abbildung 1).

                                                dt. Mittel- und
                                                Oberzentren mit
                                    303         weniger als 20.000
                                                Einwohnern

                                                dt. Mittel- und
    617                                         Oberzentren mit bzw.
                                                mit mehr als 20.000
                                                Einwohnern

Abbildung 1:    Kontaktierte (dunkelblau, Anzahl: 617) bzw. nicht kontaktierte (hellblau, Anzahl:
                303) Mittel- und Oberzentren in Deutschland

1
  Zentrale Orte sind „Siedlungen unterschiedlicher Bedeutung und Größe, die aufgrund ihrer Ausstattung
mit privaten und öffentlichen Dienstleistungen für sich und ihr Umland Versorgungsfunktionen übernehmen.
Zentrale Orte und Umland bilden eine funktionale Einheit. Je umfangreicher ihr Angebot an Einrichtungen
(Kaufhäuser, Spezialgeschäfte, Behörden, Banken, Versicherungen, Fachärzte, Kliniken, Bildungseinrich-
tungen) und je größer ihr Überschuss an Diensten und Leistungen für das Umland ist, desto höher ist der
Grad der Zentralität.“; Meyers Lexikonverlag, Bibliografisches Institut & F. A. Brockhaus AG,
http://lexikon.meyers.de/index.php?title=Zentrale_Orte&oldid=115299; abgerufen am 01.10.2007.
2
  Statistisches Bundesamt Deutschland, http://www.destatis.de/gv/suche_gv2000.htm; Stand der Daten
31.12.2005; abgerufen am 20.08.2007.
3
  Entsprechend der Begriffsbestimmung der Internationalen Statistikkonferenz des Jahres 1887 werden Städ-
te mit 5.000 bis 20.000 Einwohnern als Kleinstädte bezeichnet.
4
  Zumindest zum Zeitpunkt der Untersuchung. Bei großen Entwicklern finden Untersuchungen zur Übertra-
gung des Modells Shopping Center auf Klein- und Mittelstädte statt – eine Umsetzung dieser neuen Unter-
form scheint sich aber bis dato nicht durchzusetzen.

                                                                                                       1
Parallel dazu wurde ein Fragebogen entwickelt, der gezielt die kommunalen Vertreter der Stadt-
planung und Stadtentwicklung anspricht. Hinweise zu dessen Lesbarkeit sowie Erklärungen zu
den Begriffen Innenstadt und Shopping Center sind dem Fragebogen vorangestellt. Dieser gliedert
sich in vier Teile. Der erste Teil beinhaltet allgemeine Fragen zur Situation der Gesamtstadt. Der
zweite Teil hinterfragt die Ziele der Stadt- und Stadtentwicklungsplanung bezüglich der Positionie-
rung und Gestaltung der Innenstadt unter architektonischen, stadtfunktionalen, ökonomischen und
sozialen Gesichtspunkten. Der dritte Teil beinhaltet Fragen zu ggf. in der Innenstadt vorhandenen
Shopping Centern. Dem Bearbeiter des Fragebogens wurde die Möglichkeit gegeben, für bis zu
zwei Centern Fragen bezüglich deren Wirkungen auf die Innenstadt zu beantworten. Für die Va-
riante, dass sich in der Innenstadt kein Shopping Center befindet, waren die Fragen des dritten
Teiles nicht zu beantworten. Abschließend bündelt der vierte Teil Fragen über die berufliche Stel-
lung und den Zuständigkeitsbereich des Bearbeiters des Fragebogens. Es besteht für die teilneh-
menden Kommunen die Möglichkeit, die Ergebnisse der kommunalen Umfrage anzufordern.5

Der erarbeitete Fragebogen wurde im Vorfeld der Befragung dem Zentrum für Umfragen, Metho-
den und Analysen (ZUMA) zur Begutachtung und Beratung hinsichtlich Methodik und Design vor-
gelegt und entsprechend den Hinweisen des ZUMA angepasst. Weiterhin fand ein Pre-Test mit
einer Vertreterin der Stadtplanungsamtes Leipzig statt.

    1.2    Ablauf der Befragung

Die für die Befragung ausgewählten Kommunen wurden innerhalb der 39. und 40. Kalenderwo-
che (KW) 2007 postalisch kontaktiert. Neben einem Anschreiben, welches die Hintergründe der
Befragung erläutert und die Relevanz der kommunalen Aussagen betont, beinhaltete jedes
Schreiben den erarbeiteten Fragebogen sowie einen an die Universität Leipzig / Institut für Stadt-
entwicklung und Bauwirtschaft (ISB) adressierten, vorgefertigten Rücksendeumschlag in Form einer
Werbeantwort. Für die Rücksendung der beantworteten Fragebögen wurde den Kommunen ein
Zeitraum von drei Wochen eingeräumt.

Die Bereitstellung der Ergebnisse dieser bundesweit durchgeführten kommunalen Befragung nach
Beendigung der Studie sollte als Anreiz zur Beteiligung an der Befragung dienen.

Innerhalb der gesetzten Rücksendefrist bis Ende der 43. KW gingen 173 beantwortete Fragbö-
gen ein. Außerhalb dieser Frist wurden weitere 49, bis zum Stichtag 13.11.2007 eingegangene
und beantwortete Fragebögen erfasst. Durch die Einberaumung dieser Nachfrist konnte ein Rück-
lauf von 222 beantworteten Fragebögen erzielt werden. Dies entsprach einer Rücklaufquote von
35,9 %.

    1.3    Auswertung und Rücklauf

Die Auswertung der Daten erfolgte über die Statistik- und Analyse-Software SPSS.6 Zur Absiche-
rung der statistischen Aussagefähigkeit der in den Kap. 2.1 und 3.2 untersuchten Zusammenhän-
ge wurden im Vorfeld ihrer kreuztabellarischen Generierung Korrelationsberechnungen durchge-
führt.

5
 Vgl. Fragebogen im Anhang.
6
 Es wurde die Version SPSS 15.0 für Windows genutzt. Der Name SPSS steht für Statistical Product and
Service Solutions; http://de.wikipedia.org/wiki/SPSS; abgerufen am 03.12.2007.

                                                                                                  2
Von den unter Kap. 1.2 genannten 222 beantworteten Fragebögen konnten in Summe 220 Bö-
gen in die Datenaufnahme und -auswertung aufgenommen werden. Die Aussagen von zwei
Kommunen wurden dagegen nicht berücksichtigt, da deren Stadt- und Zentrenstrukturen durch das
Design des Fragebogens nicht ausreichend erfasst werden konnten. Dennoch liegt die Rücklauf-
quote bei 220 tatsächlich auswertbaren Datensätzen7 bei 35,6 % (vgl. Abbildung 2).

                                                     nicht geantwortet
                               220
                         222                         geantwortet,
                                                     auswertbar
                                                     geantwortet, nicht
                                            2        auswertbar
     395

Abbildung 2:     Anzahl der beantworteten (Darstellung links, hellblaues Teilstück) und auswertba-
                 ren (Darstellung rechts, wasserblaues Teilstück) bzw. nicht auswertbaren Fragebö-
                 gen (Darstellung rechts, gelbes Teilstück) der Kommunalbefragung

Einige dieser auswertbaren Fragebögen stellten sich während ihrer Prüfung auf Plausibilität als
nicht in vollem Umfang auswertbar dar. Sie wiesen bspw. nicht eindeutige oder den Datensatz
„verunreinigende“ Aussagen auf: Von vier Kommunen, in denen sich während des Bearbeitungs-
zeitraums dieser Studie ein Shopping Center im Bau befindet, konnten die Aussagen zum Shop-
ping Center (vgl. Teil C des Fragebogens zu den innerstädtisch vorhandenen Shopping Centern)
nicht berücksichtigt werden, da die Wirkungen eines sich im Bau befindlichen Centers nur unzu-
reichend abzuschätzen sind. Die entsprechenden Datensätze wurden ausschließlich mit den Aus-
sagen aus den Teilen A, B und D des Fragebogens befüllt.

Für neun Kommunen, in denen sich entsprechend deren Aussagen großflächiger Einzelhandel in
der Innenstadt befindet, wurde die Form des Einzelhandels sowie dessen Lage recherchiert. Im
Ergebnis wiesen alle neun Kommunen – entgegen deren Angabe – von einem Shopping Center
abweichende Handelsformen auf (Fachmarktzentren, SB-Warenhäuser). In einer dieser Kommune
lag die Handelsagglomeration abseits der Innenstadt. Die Aussagen dieser Kommunen wurden
ebenfalls unter Ausschluss der Antworten des Teiles C des Fragebogens ausgewertet, da der Fo-
kus der Untersuchung allein auf der Handelsform des innerstädtisch gelegenen Shopping Centers
liegt. Auch hier erfolgte die Verwendung der Datensätze nur in Bezug auf die Aussagen der Teile
A, B und D des Fragebogens.

Fanden sich während der Auswertung der Fragebögen Unregelmäßigkeiten in der Beantwortung
der Fragen (bspw. durch nicht eindeutiges oder über- bzw. unterzähliges Markieren vorgegebe-
ner Antwortoptionen) wurden die entsprechenden Fragen als ungültig gekennzeichnet und für die
Auswertung nicht berücksichtigt.

7
    Die Aussagen eines Fragebogens einsprechen einem auswertbaren Datensatz.

                                                                                                3
2      QUALITÄT VON STADT

2.1    Definition der Qualität von Stadt aus kommunaler Sicht

Für die Kommune i. S. von Stadtverwaltung und -politik hat insbesondere der öffentliche Raum
zentrale Bedeutung für die Qualität von Stadt. Dessen Erhalt, Gestaltung, Fassung bzw. Bespie-
lung dienen dem Allgemeinwohl und sind neben der Nutzungsmischung somit wesentliche Auf-
gaben der Stadtentwicklungsplanung.

Der öffentliche Raum ist die Bühne der Stadt mit ihren vielfältigen Funktionsvernetzungen. Das
Deutsche Institut für Urbanistik (DIFU) definiert den öffentlichen Raum als „Grundgerüst der Stadt“,
als „Gefäßsystem der öffentlichen Kommunikation einer Stadt“ und als „Möglichkeitsraum der
Stadtgesellschaft“. „Je mehr unterschiedlichen Zwecken ein Stadtraum dient, desto mehr hat er die
Funktion eines öffentlichen Raums. Öffentlich ist das was allen gemeinsam ist.“8

In Ableitung aus der Vielschichtigkeit städtischer Funktionen und deren Verknüpfungen, welche
Urbanität (Mikroebene) und Imagebildung (Mezzoebene) einer Stadt ausmachen, können vier
Themenfelder – Stadtraum / Architekturraum, Soziales, Funktion, Ökonomie (vgl. Abbildung 3) –
benannt werden, welche die Qualität des öffentlichen Raumes (Makroebene) näher bestimmen.

Abbildung 3:    Die Qualität des Öffentlichen Raumes bestimmende Themenfelder

Anhand der Ergebnisse der Kommunalbefragung werden im Folgenden Ausprägungen und Zu-
sammenhänge innerhalb der in Abbildung 3 aufgezeigten Themenfelder untersetzt.

8
  Stockmann, Gerhard: Die Bedeutung des öffentlichen Raumes für die Stadtentwicklung, Deutsches Institut
für Urbanistik 2005, unveröffentlichtes Manuskript.

                                                                                                           4
Stadtraum / Architekturraum

Wie stark ist der Einfluss der Stadtstruktur und des architektonischen Charakters auf das Image
und damit auf die Qualität der Stadt aus Sicht der Kommunalvertreter einzuschätzen?

Innerhalb der Kommunalbefragung wurden die stadtstrukturellen Planungsziele der Kommune er-
fragt9: jeweils etwa die Hälfte der Kommunen verfügt über eine monozentrische bzw. polyzentri-
sche Stadtstruktur. Nur ein sehr geringer Prozentsatz war bezüglich der hier gestellten Frage nicht
aussagefähig (vgl. Abbildung 4).

Eine monozentrisch strukturierte Stadt verfügt dabei über eine als Hauptzentrum definierte Innen-
stadt – siedlungsstrukturell einem historischen Stadtkern entsprechend –, der sich u. U. weitere
Stadtteilzentren unterordnen. Dem gegenüber ist eine polyzentrische Stadtstruktur durch mehrere
gleichberechtigte Stadt(teil)zentren gekennzeichnet. In beiden genannten Strukturen konzentrieren
sich in den Zentren Handel und Dienstleistung, ggf. auch Arbeitsplätze.

              60,0%

              50,0%

              40,0%
    Prozent

              30,0%

              20,0%

              10,0%

                           49,5            48,1              2,3
              0,0%
                      monozentrische   polyzentrische   kann ich nicht
                       Stadtstruktur    Stadtstruktur     beurteilen

Abbildung 4:          Strukturräumliche Planungsziele für die Gesamtstadt (Frage A5 der Kommunalbe-
                      fragung)

Die Mehrzahl der Kommunen verfügt über eine kleinteilig historische bzw. historisierende Bebau-
ung oder eine Mischung aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung. Einige Kommunen be-
schreiben ihre Innenstadt als ausschließlich großformatig oder ordnen diese architektonisch einer
Dekade zu. In wenigen Ausnahmen konnten die Kommunen keine Aussage über den architektoni-
schen Charakter ihrer Innenstadt treffen (vgl. Abbildung 5).

9
      Vgl. Frage A5 der Kommunalbefragung im Anhang.

                                                                                                 5
60%

                     50%

                     40%
 Prozent der Fälle

                     30%

                     20%

                     10%

                     0%
                                                        Mix:     kann ich    Bebauung    Bebauung   Bebauung
                           kleinteilig     groß-
                                                      Klein- u.    nicht     1950/60er    1970er     1980er
                           historisch     formatig
                                                     Großformat beurteilen     Jahre       Jahre      Jahre

er Innnstadt                52,1%          4,1%        43,4%       0,5%        2,3%       0,9%       0,5%

Abbildung 5:                             Der architektonische Charakter der Innenstädte (Frage B1 der Kommunalbefra-
                                         gung)

Nur die Charakterbilder des kleinformatig historischen bzw. der Mischung aus kleinteiliger und
großformatiger Bebauung können auf Grund der Häufigkeit ihrer Nennungen – und der daraus
abgeleiteten Repräsentativität – im Weiteren näher betrachtet werden.

Zur Frage des Einflusses der morphologischen sowie architektonischen Gegebenheiten auf das
Image einer Stadt antworteten über 70 % der befragten Kommunen, dass sowohl Architektur als
auch Siedlungsstruktur der Innenstadt viel bzw. sehr viel zum Image der gesamten Stadt beitragen
(vgl. Abbildung 6 und Abbildung 7).

                                                                                                    ∑ 70,2 %

Abbildung 6:                             Beitrag der innerstädtischen Architektur zum Image der Gesamtstadt (Frage B6b
                                         der Kommunalbefragung)

                                                                                                                       6
∑ 74,5 %

Abbildung 7:   Beitrag der innerstädtischen Siedlungsstruktur zum Image der Gesamtstadt (Frage
               B6a der Kommunalbefragung)

Betrachtet man die Aussagen hinsichtlich des Beitrags der Architektur der Innenstadt zum Image
der Gesamtstadt getrennt nach den zwei am häufigsten genannten Architekturcharakteren der
Innenstadt (kleinteilig historisch bzw. historisierend und Mischung aus klein- und großformatiger
Bebauung), so fällt sowohl für die Frage nach der Architektur als auch für die Frage nach der
Siedlungsstruktur folgender Zusammenhang auf: Für Kommunen mit kleinteilig historischer bzw.
historisierender Bebauung steigen mit zunehmendem Maß des Beitrages von Siedlungsstruktur
und Architektur der Innenstadt am Image der Gesamtstadt die Antworthäufigkeiten für die einzel-
nen Maßkategorien. Im Vergleich dazu vermindern sich bei Städten mit einer klein- und großfor-
matigen Mischbebauung diese Antworthäufigkeiten (vgl. Abbildung 8).

                                                          Zunahme der Antworthäufigkeiten
                                                                                für Städte mit
                                                              kleinteiliger historischer bzw.
  Abnahme der Antworthäufigkeiten                                historisierender Bebauung
  für Städte mit
  klein- und großformatiger Mischbebauung

     sehr wenig           wenig              mittel              wenig             sehr viel

   Beitrag der innerstädtischen Architektur bzw. Siedlungsstruktur zum Image der Gesamtstadt

Abbildung 8:   Zu- und Abnahme der Antworthäufigkeiten für Städte unterschiedlicher architekto-
               nischer Charaktere bzgl. des Beitrages der innerstädtischen Architektur bzw. Sied-
               lungsstruktur zum Image der Gesamtstadt (Frage B6 der Kommunalbefragung)

Um weiterhin einen Anhaltspunkt über die Zufriedenheit der Kommunen mit der aktuellen architek-
tonischen Situation ihrer Innenstadt zu erhalten, wurde aufbauend auf die Frage nach dem archi-
tektonischen Charakter der Innenstadt auch gefragt, welche Ziele die Kommunen diesbezüglich

                                                                                                 7
verfolgen und mit welcher „Entschlossenheit“ sie den vorhandenen architektonischen Charakter
erhalten oder verändern möchten (vgl. Fragen B2 und B3 des kommunalen Fragebogens).

Mehr als 80 % der Kommunen erachten auf die Frage nach deren Zielen hinsichtlich des architek-
tonischen Charakters der Innenstadt diese für erhaltenswert. Eine wesentlich geringere Zahl möch-
te den Charakter ihrer Innenstadt verändern (vgl. Abbildung 9).

Abbildung 9:   Gegenüberstellung Kommunale Ziele hinsichtlich des architektonischen Charakters
               der Innenstadt und der Akzeptanz architektonischer Brüche in der Innenstadt (Fra-
               gen B2 und B3 der Kommunalbefragung)

Aus dieser Aussage abgeleitet ergibt sich die Frage, ob innerhalb der Kommunen auch eine prin-
zipielle Akzeptanz architektonischer Brüche in der Innenstadt – bspw. durch die Genehmigung
eines architektonischen Solitärbaus im Innenstadtbereich – vorherrscht (vgl. Frage B 3 der Kom-
munalbefragung).

Diese Frage wurde ebenfalls von der überwiegenden Mehrzahl der Kommunen positiv beantwor-
tet: Gut 80 % der befragten Kommunen sagen aus, sie akzeptieren diese architektonischen Brü-
che; nur 20 % der Befragten akzeptieren sie nicht.

So groß die Mehrzahl jener Kommunen, welche architektonischen Brüchen im Innenstadtbereich
aufgeschlossen gegenüberstehen ist, so gering ist doch der akzeptierte Umfang dieser Brüche.
Die Mehrheit der Kommunen, welche in ihrem Innenstadtbereichen architektonische Brüche ak-
zeptieren, schränkt den Umfang dieser Brüche ein (gut 50 % der Befragten akzeptieren nur einen
„mittleren“ Umfang), ein weiteres gutes Drittel akzeptiert diese Brüche nur in (sehr) geringem Ma-
ße (vgl. Abbildung 10).

                                                                                                8
∑ 37,7 %                             ∑ 9,0 %

Abbildung 10: Maß der Akzeptanz architektonischer Brüche in der Innenstadt (Frage B3 der
              Kommunalbefragung)

Es findet sich eine auffällige inhaltliche Übereinstimmung in den zwei oben beschriebenen Aussa-
gen: Die Mehrzahl der befragten Kommunen möchte den vorhandenen architektonischen Charak-
ter ihrer Innenstadt erhalten. Gleichzeitig akzeptiert eine Mehrzahl der Befragenten architektoni-
sche Brüche im Innenstadtbereich nur in geringem Maße (vgl. Abbildung 11). Das heißt, die ar-
chitektonische und städtebauliche Integration eines Shopping Centers in die vorhandenen Struktu-
ren trägt aus ihrer Sicht in hohem Maße zur Sicherung bzw. Stärkung des Images und der Quali-
tät einer (ihrer) Stadt bei.

                                                                                                9
Abbildung 11: Kopplung der Planungsziele bzgl. des architektonischen Charakters der Innenstadt
              und dem Maß der Akzeptanz architektonischer Brüche (Fragen B2 [Abszisse] und
              B3 [Säulen] der Kommunalbefragung)

Resümee

Abschließend kann die Forschungsfrage „Welche Eigenschaften oder Faktoren führen […] zu
einer attraktiven/qualitätsvollen Stadt (oder mindern diese)?“ aus kommunaler Sicht wie folgt be-
antwortet werden:

Eine die Qualität der Innenstadt beeinflussende Stadtstruktur – mono- oder polyzentrisch struktu-
rierte Stadt – ist erwartungsgemäß nicht zu identifizieren.

Es sind aber Tendenzen erkennbar, in denen sich Kommunen mit kleinteiliger historischer bzw.
historisierender Innenstadtbebauung im direkten Vergleich zu anderen, teilweise architektonisch
großformatigen Innenstädten als die, mit Blick auf die Qualität der Innenstadt, Begünstigten dar-
stellen (vgl. Abbildung 8). Weiterhin wird eine Innenstadt von den Befragten als qualitätsvoll an-
gesehen, wenn ihre Bebauung architektonisch in sich stimmig gestaltet ist. Ein sparsamer Umgang
mit architektonischen Solitärbauwerken scheint aus Sicht der Befragten der Qualität zuträglich.

Der ansässige Einzelhandel allgemein (Größe, Form und Ausprägung wurden bei dieser Frage
nicht berücksichtigt) bereichert die Innenstadt und trägt damit aus kommunaler Sicht ebenfalls zur
Qualität der Innenstadt bei.

                                                                                               10
3     BEITRAG VON SHOPPING CENTERN ZUR QUALITÄT VON INNEN-
      STADT

    3.1    Allgemeine Handelsentwicklung aus kommunaler Sicht

Aus der Kommunalbefragung lassen sich Aussagen zur allgemeinen Handelsentwicklung ableiten.
So wurden die als Ober- und Mittelzentren eingestuften Kommunen (vgl. Kap. 1) u. a. gefragt,
wie sich die Innenstadt innerhalb der letzten zehn Jahre bezüglich bestimmter ökonomischer
Merkmale verändert hat.

Es lassen sich Tendenzen zu einer stagnierenden bzw. leicht rückläufigen Anzahl von in den In-
nenstädten gelegenen Einzelhandelsgeschäften erkennen. So sagen knapp 33 % der befragten
Kommunen aus, die Anzahl ihrer Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt habe sich in den ver-
gangenen zehn Jahren verringert (vgl. Abbildung 12).

             ∑ 32,7 %                    ∑ 27,1 %

Abbildung 12: Veränderung der Anzahl der innerstädtischen Einzelhandelsgeschäfte im 10-
              Jahres-Rückblick (Frage B10 der Kommunalbefragung)

Demgegenüber findet sich ein sehr deutlicher Trend der Tertiärisierung der Innenstädte. Für die
vergangenen zehn Jahre verzeichnet gut die Hälfte der befragten Kommunen eine steigende Zahl
von Dienstleistungsunternehmen in ihren Innenstädten (vgl. Abbildung 13).

                                                                                            11
∑ 9,3 %                     ∑ 50,5 %

Abbildung 13: Veränderung der Anzahl der innerstädtischen Dienstleistungsunternehmen im 10-
              Jahres-Rückblick (Frage B10 der Kommunalbefragung)

    3.2    Spannungsverhältnis Shopping Center – Innenstadt

Für die in diesem Kapitel anhand der Kommunalbefragung generierten Erkenntnisse und Zusam-
menhänge wurden nur die Aussagen jener 80 Kommunen genutzt, welche über mindestens ein
innerstädtisches Shopping Center verfügen (vgl. Abbildung 14). Die Aussagen der 140 Kommu-
nen, in deren Innenstädten sich keine Shopping Center befinden, blieben an diese Stelle unbe-
rücksichtigt.

                                                              kein Center
   140                                                        vorhanden

                                    61                        1 Center
                                                              vorhanden
                            80
                                                        15    2 Center
                                                              vorhanden
                                                    4
                                                              mehr als
                                                              2 Center
                                                              vorhanden

Abbildung 14: Anzahl der Kommunen ohne (Darstellung links, dunkelblaues Teilstück) und mit
              ein, zwei bzw. mehr als zwei innerstädtischen Shopping Centern (Darstellung
              rechts, hellblaues, gelbes bzw. weißes Teilstück)

Bau und Betrieb eines innerstädtischen Shopping Centers beeinflussen die Raumstrukturen und
funktionalen Netzwerke einer Innenstadt nachhaltig. Sowohl Chancen als auch Risiken sind damit
verbunden. Die Ergebnisse der durchgeführten Kommunalbefragung (vgl. Kap. 1.1 und 1.2)
spiegeln den Status Quo des Meinungsbildes kommunaler Vertreter zur aktuellen Shopping Center
Entwicklung in deutschen Innenstädten wider.

                                                                                             12
Sowohl über die Betrachtungen einzelner Aspekte als auch durch die Verschneidungen ausge-
wählter Sachverhalte lassen sich repräsentative Aussagen (vgl. Anzahl der befragten Kommunen
und Rücklaufquote Kap. 1.3) zur Art der Beeinflussung von Shopping Centern formulieren. Die
Darstellung der Erkenntnisse erfolgt an den bereits formulierten Themenfeldern – Architek-
tur / Stadtraum, Funktion, Ökonomie und Soziales. Damit kann abschließend Forschungsfrage „In
welchen Facetten beeinflusst ein Shopping Center die Qualität von Innenstadt?“ beantwortet wer-
den.

3.2.1 Stadtraum / Architekturraum

Dimensionierung / Gestaltung

Gibt es einen bestimmten architektonischen Charakter von Innenstädten, in welchem eine bauliche
und gestalterische Integration eines Shopping Centers in das städtebauliche Umfeld besser oder
schlechter gelingen kann? Jene 80 von insgesamt 220 Kommunen (vgl. Kap. 1.3, Abbildung 2),
welche über ein oder mehrere innerstädtische Shopping Center verfügen, wurden hinsichtlich des-
sen dimensionaler, architektonischer und fassadengestalterischer Einbindung in das städtebauli-
che Umfeld befragt.

In der Gesamtbetrachtung dieser Fragestellung zeigt sich in den Antworten bzgl. der einzelnen
baulichen und gestalterischen Gesichtspunkte vor allem für die Innenstädte mit einer Mischung aus
kleinteiliger und großformatiger Bebauung eine sehr homogene Verteilung der Antworthäufigkei-
ten.

Die Einbindung eines Shopping Centers in die baulichen Dimensionen vorhandener innerstädti-
scher Bauwerke gelingt entsprechend der Aussage der Mehrzahl der Kommunen für beide der
untersuchten architektonischen Charakterbilder gut. Knapp 1/5 der Kommunen mit einer Mi-
schung aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung antworteten darüber hinaus, dass sich das
Shopping Center in seinen Dimensionen sehr gut in die vorhandene Bebauung integriert (vgl.
Abbildung 15).

                  Dimensionale Einpassung in kleinteilig historische                       Dimensionale Einpassung in Innenstädte mit einem
                  Innenstädte                                                              Mix aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung
            70%                                                                      70%
            60%                                                                      60%
                                                                                                                                    ∑ 75,0 %
            50%                                                                      50%
                                                                           Prozent
  Prozent

            40%                                                                      40%
            30%                                                                      30%
                       ∑ 13,1 %                          ∑ 79,0 %                               ∑ 7,7 %                                19,2 %
            20%                                                                      20%
            10%                                                                      10%
            0%                                                                       0%
                     sehr     schlecht     mittel      gut      sehr gut                      sehr     schlecht    mittel     gut        sehr gut
                   schlecht                                                                 schlecht

Abbildung 15: Maß der dimensionalen Einbindung des Shopping Centers in verschiedene architek-
              tonische Charakterbilder (kleinteilig historisch, Mix aus kleinteiliger und großfor-
              matiger Bebauung) der Innenstadt (Fragen B1 und C12 der Kommunalbefragung)

Hinsichtlich der architektonischen Einbindung des Shopping Centers ist grundsätzlich aus den
Verteilungen der Antworthäufigkeiten eine positive Tendenz abzulesen (vgl. Abbildung 16). Aller-
dings antworteten die Kommunen innerhalb der verschiedenen architektonischen Charakterbilder
differenziert.

                                                                                                                                                    13
Im direkten Vergleich lässt sich eine Verschiebung in den Antworthäufigkeiten erkennen. Wäh-
rend bspw. knapp 37 % der Kommunen mit einer kleinteiligen historischen Innenstadt die archi-
tektonische Einbindung des Shopping Centers als nur mittelmäßig gelungen ansehen, erachten
fast ebenso viele der Kommunen mit einem innerstädtischen Mix aus kleinteiliger und großforma-
tiger Bebauung – 36,5 % – die architektonische Integration des Shopping Centers für gut. Diese
Verschiebung setzt sich in sofern fort, als dass die Antworthäufigkeit „gute architektonische Ein-
bindung“ – 28,6 % – der Kommunen mit kleinteiliger historischer Innenstadt ähnlich hoch ist wie
die Antworthäufigkeit „sehr gute architektonische Einbindung“ – 26,9 % – der Kommunen mit
einem Mix aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung.

                  Architektonische Einpassung in kleinteilig                                Architektonische Einpassung in Innenstädte mit
                  historische Innenstädte                                                   einem Mix aus kleinteiliger und großformatiger
                                                                                            Bebauung
            40%                                                                       40%

            30%                                                                       30%
  Prozent

                                                                            Prozent
            20%                           36,8   %                                    20%                                    36,5     %
            10%                                      28,6    %                        10%                                                 26,9   %
            0%                                                                        0%
                     sehr      schlecht    mittel      gut       sehr gut                      sehr     schlecht    mittel      gut        sehr gut
                   schlecht                                                                  schlecht

Abbildung 16: Maß der architektonischen Einbindung des Shopping Centers in verschiedene
              architektonische Charakterbilder (kleinteilig historisch, Mix aus kleinteiliger und
              großformatiger Bebauung) der Innenstadt (Fragen B1 und C12 der Kommunal-
              befragung)

Die beobachtete Verschiebung der Antworthäufigkeiten legt den Schluss nahe, dass eine architek-
tonische Einbindung eines Shopping Centers in Innenstädten mit einem Mix aus kleinteiliger und
großformatiger Bebauung mit weniger Anstrengungen gelingen kann als in kleinteilig historischen
bzw. historisierenden Innenstädten. Als einen Grund hierfür kann die allgemeine großformatige
Erscheinung eines Shopping Centers genannt werden, welche sich in ein architektonisch und di-
mensional heterogenes Stadtumfeld müheloser integrieren kann.

Die architektonische Einbindung eines Shopping Centers kann auch aus der Perspektive des Bei-
trages der Imagebildung für die Gesamtstadt durch die innerstädtische Architektur betrachtet wer-
den (vgl. auch Kap. 2.1, Abbildung 6). Dabei lässt sich durch eine kreuztabellarische Auswer-
tung dieser zwei Aspekte folgende Aussage ableiten: Umso stärker die innerstädtische Architektur
aus Sicht der Kommunen zum gesamtstädtischen Image beiträgt, desto besser gelingt den inner-
städtisch gelegenen Shopping Centern auch selbst die architektonische Einpassung in ihre Umfel-
der (vgl. Abbildung 17).

                                                                                                                                                      14
Abbildung 17: Kopplungen zwischen dem Beitrag der innerstädtischen Architektur zum Image der
              Gesamtstadt (Abszisse) und der architektonischen Einpassung des Shopping Cen-
              ters in sein innerstädtisches Umfeld (Säulen; Fragen B6b und C12b der Kommunal-
              befragung)

Die Frage nach dem Maß der Einbindung des Shopping Centers aufgrund seiner Fassadengestal-
tung wurde durch die Kommunen innerhalb der untersuchten architektonischen Charakterbilder
der Innenstadt differenziert beantwortet. Es lässt sich auch hier eine leicht positive Tendenz erken-
nen, da die Mehrzahl der befragten Kommunen dem Shopping Center eine mittelmäßig bis gute
Einbindung in das städtebauliche Umfeld über dessen Fassadengestaltung zusprechen (vgl.
Abbildung 18).

Die Mehrzahl der Kommunen – gut 42 % – mit einer kleinteilig bebauten, historischen Innenstadt
bescheinigten dem Center „nur“ eine mittelmäßige Einbindung in das städtebauliche Umfeld. In-
nerhalb der Kommunen mit einem Mix aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung attestierte
die Mehrzahl – 34,6 % – dem Shopping Center dagegen eine gute, über die Fassadengestaltung
bewirkte Einbindung in das städtebauliche Umfeld.

                                                                                                  15
Fassengestalterische Einpassung                                           Fassengestalterische Einpassung in Innenstädte mit
                  in kleinteilig historische Innenstädte                                    einem Mix aus kleinteiliger und großformatiger
                                                                                            Bebauung
            50%                                                                       50%

            40%                                                                       40%
  Prozent

                                                                            Prozent
            30%                                                                       30%

            20%                                                                       20%
                                          42,1 %                                                                             34,6 %
            10%                                                                       10%

            0%                                                                        0%
                     sehr      schlecht    mittel          gut   sehr gut                      sehr     schlecht    mittel     gut      sehr gut
                   schlecht                                                                  schlecht

Abbildung 18: Einbindung des Shopping Centers durch die Gestaltung seiner Fassade in
              verschiedene architektonische Charakterbilder (kleinteilig historisch, Mix aus klein-
              teiliger und großformatiger Bebauung) der Innenstadt (Fragen B1 und C12 der
              Kommunalbefragung)

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die aktuelle Meinung der Kommunalvertreter zur Einbin-
dung ihrer Shopping Center in Innenstädte grundsätzlich positiv ist. Einschränkend wird allerdings
deutlich, dass es eher gelingt, die baulich und dimensional übliche Großformatigkeit von Shop-
ping Centern in Innenstädte mit einer Mischung aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung zu
integrieren. Die maßstäblich und gestalterisch homogenen kleinteiligen historischen Innenstädte
erfordern dagegen ein höheres Maß an Auseinandersetzung in Bezug auf die Dimensionierung
und Fassadengestaltung einer großflächigen Einzelhandelsansiedlung. An dieser Stelle besteht
augenscheinlich noch Nachholbedarf.

Sanierungsaktivität

Der Bau eines Shopping Centers eröffnet nicht nur der lokalen Händlerschaft eine Konkurrenzsitu-
ation bspw. hinsichtlich Angebotstiefe und Preisniveau sondern stellt diese sowie die Akteure des
Büro- und Wohnungsmarktes u. a. vor die Herausforderung einer zeitgemäßen Waren- bzw.
Mietflächenpräsentation, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Jeweils ein knappes Drittel der befragten Kommunen vermerkt nach dem Bau eines innerstädti-
schen Shopping Centers eine mittelmäßige bis hohe Anzahl an Sanierungsaktivitäten. Ein weite-
res gutes Drittel – 18,8 % bzw. 13,5 % -- kann dagegen nur wenige bzw. gar keine Aktivitäten
verzeichnen (vgl. Abbildung 19).

                                                                                                                                                   16
Abbildung 19: Maß der Sanierungstätigkeit nach dem Bau des Shopping Centers (Frage C11 der
              Kommunalbefragung)

Die Antworten auf die hier gestellte Frage sind relativ homogen verteilt: Man kann sagen, dass
durch neu errichtete Shopping Center allgemein Sanierungsaktivitäten im direkten Umfeld ausge-
löst werden. Eine eindeutige Wertung der möglicherweise positiven oder weniger positiven Wir-
kung auf die Intensität der Sanierungen kann dagegen aufgrund der wenig differenzierten Aussa-
gen nicht getroffen werden.

Kommunikation / Verknüpfung / Wegeketten

Ein Shopping Center kann über verschiedene bauliche Elemente mit seinem direkten Umfeld
kommunizieren. Den nachfolgenden Untersuchungen liegt die Überlegung zugrunde, ob ein archi-
tektonisches Charakterbild der Innenstadt existiert, in welchem eine Kommunikation zwischen
Shopping Center und städtebaulichem Umfeld besonders gut gelingen kann.

Innerhalb der Kommunalbefragung wurden die Kommunen gebeten, das Maß an Kommunikation
des in ihrer Innenstadt vorhandenen Shopping Centers zu bewerten. Dabei sollte die Kommunika-
tion für die baulichen Elemente Fassade, Ein- und Ausgänge und zum Stadtraum gelegene Schau-
fenster differenziert betrachtet werden. Die Auswertung lässt erkennen, dass die Kommunen sehr
heterogen geantwortet haben, sowohl im Vergleich der Antworthäufigkeiten innerhalb der unter-
suchten baulichen Elemente als auch im Vergleich der architektonischen Charakterbilder der In-
nenstädte.

Für eine Kommunikationsfähigkeit des Shopping Centers mit dem städtebaulichen Umfeld mittels
Fassaden lassen sich keine pauschalen Aussagen ableiten. Im direkten Vergleich der zwei unter-
suchten architektonischen Charakterbilder der Innenstädte zeigt sich eine positive Tendenz hin-
sichtlich der fassadenseitigen Kommunikation der Shopping Center in Innenstädten mit einem Mix
aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung. So sprechen 34,6 % der befragten Kommunen,
die über eine Mischung aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung in ihrer Innenstadt verfü-
gen, der Fassade ihres innerstädtischen Shopping Centers eine gute Kommunikation mit dem städ-
tebaulichen Umfeld zu. Kommunen mit einer kleinteiligen historischen Innenstadt bescheinigen
ihrem innerstädtischen Shopping Center nur zu 21,6 % eine gute Kommunikation über dessen

                                                                                            17
Fassade. Die Mehrzahl der Kommunen – 48,6 % – weist dagegen eine nur mittelmäßige Kommu-
nikation aus (vgl. Abbildung 20).

                  Kommunikation über die Fassade                                          Kommunikation über die Fassade
                  in kleinteiligen historischen Innenstädten                              in Innenstädten mit einem Mix aus kleinteiliger und
                                                                                          großformatiger Bebauung
            60%                                                                     60%
            50%                                                                     50%
            40%                                                                     40%

                                                                          Prozent
  Prozent

            30%                           48,6 %      21,6 %                        30%
            20%                                                                     20%
            10%                                                                     10%
                                                                                                                            34,6 %
            0%                                                                      0%
                      sehr     schlecht      mittel    gut     sehr gut                       sehr     schlecht    mittel      gut      sehr gut
                    schlecht                                                                schlecht

Abbildung 20: Kommunikation des Shopping Centers über seine Fassade mit dem städtebaulichen
              Umfeld innerhalb verschiedener architektonischer Charakterbilder (kleinteilig histo-
              risch, Mix aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung) der Innenstadt (Fragen
              B1 und C13 der Kommunalbefragung)

Betrachtet man weiterhin das Maß der Kommunikationsfähigkeit der Shopping Center über ihre
Fassade unter Berücksichtigung der Maße ihrer architektonischen Einbindung, so lässt sich ein
Zusammenhang zwischen beiden Aspekten erkennen. Dabei kann die Aussage getroffen werden,
dass sich mit zunehmender architektonischer Integration in das innerstädtische Umfeld auch die
fassadenseitige Kommunikationsfähigkeit der Shopping Center erhöht (vgl. Abbildung 21).

Abbildung 21: Kopplungen zwischen der architektonischen Einpassung des Shopping Centers (Ab-
              szisse) und seine Kommunikationsfähigkeit über seine Fassade (Säulen; Fragen
              C12b und C13a der Kommunalbefragung)

Fast die Hälfte der befragten Kommunen mit kleinteiligen historischen Innenstädten – mit knapp
46 % auch die häufigste Antwortkategorie – bewertet die Kommunikationsfähigkeit ihres inner-
städtischen Shopping Centers über seine Ein- und Ausgänge als gut. Die Verteilung der Antwort-
häufigkeiten zeigt sich bei den Kommunen mit einer Mischung aus kleinteiliger und großformati-

                                                                                                                                                   18
ger Innenstadtbebauung homogen, je knapp ein Drittel der Befragten antworteten hier für die
Kategorien mittel, gut und sehr gut (vgl. Abbildung 22).

Eine Kommunikationsfähigkeit des innerstädtischen Shopping Centers mittels seiner Ein- und Aus-
gänge beurteilen Kommunen mit einer kleinteiligen historischen Innenstadt eindeutiger und positi-
ver gegenüber den Kommunen mit kleinteiliger und großformatiger Innenstadtbebauung.

                  Kommunikation über die Ein- und Ausgänge                                Kommunikation über die Ein- und Ausgänge
                  in kleinteiligen historischen Innenstädten                              in Innenstädten mit einem Mix aus kleinteiliger und
                                                                                          großformatiger Bebauung
            50%                                                                     50%
            40%                                                                     40%

                                                                          Prozent
  Prozent

            30%                                                                     30%
            20%     8,1 %                         45,9 %                            20%     1,9 %                           30,8 %
            10%                                                                     10%
            0%                                                                      0%
                     sehr     schlecht   mittel      gut       sehr gut                      sehr     schlecht    mittel       gut     sehr gut
                   schlecht                                                                schlecht

Abbildung 22: Kommunikation des Shopping Centers über seine Ein- und Ausgänge mit dem städ-
              tebaulichen Umfeld innerhalb verschiedener architektonischer Charakterbilder
              (kleinteilig historisch, Mix aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung) der In-
              nenstadt (Fragen B1 und C13 der Kommunalbefragung)

Auch für die Fähigkeit der Kommunikation der Shopping Center über ihre Ein- und Ausgänge
lassen sich Zusammenhänge mit deren architektonischen Integration erkennen. Hier kann eben-
falls die Aussage getroffen werden, dass mit einer zunehmenden positiven architektonischen In-
tegration der Shopping Center sich auch ihre Kommunikationsfähigkeit über ihre Ein- und Aus-
gänge positiver zeigt (vgl. Abbildung 23).

Abbildung 23: Kopplungen zwischen der architektonischen Einpassung des Shopping Centers (Ab-
              szisse) und seine Kommunikationsfähigkeit über seine Ein- und Ausgänge (Säulen;
              Fragen C12b und C13b der Kommunalbefragung)

                                                                                                                                                  19
Die Auswertung der Frage nach dem Maß der Kommunikation des Shopping Centers über seine
zum öffentlichen Stadtraum gelegenen Schaufenster zeigt nur geringe positive Tendenzen. Die
Aussagen sind weitgehend paritätisch verteilt: Für gut 30 % der befragten Kommunen mit kleintei-
ligen historischen Innenstädten kommuniziert das Shopping Center gut bis sehr gut mittels seiner
Schaufenster, 33,3 % bewerten die Kommunikation dagegen als schlecht bzw. sehr schlecht. Für
Kommunen mit einer Mischung aus kleinteiliger und großformatiger Innenstadtbebauung zeigen
sich die Antworthäufigkeiten ähnlich ausgeglichen. Hier beobachten 29,4 % der Kommunen eine
schlechte bis sehr schlechte, durch Schaufenster gestützte Kommunikation. Positive Tendenzen
zeigen sich bei 41,2 % der Befragten, welche die Kommunikation der Schaufenster als gut bis
sehr gut erachten. Weiterhin beschied jeweils knapp ein Drittel der Kommunen den Schaufenstern
der Shopping Center eine nur mittelmäßige Kommunikation mit dem städtebaulichen Umfeld, un-
abhängig des vorliegenden architektonischen Charakterbildes der Innenstadt (vgl. Abbildung 24).

                  Kommunikation über die Schaufenster                                       Kommunikation über die Schaufenster
                  in kleinteiligen historischen Innenstädten                                in Innenstädten mit einem Mix aus kleinteiliger und
                                                                                            großformatiger Bebauung
            40%                                                                       40%

            30%          33,3 %                              30,5 %                   30%          29,4 %                               41,2 %
  Prozent

                                                                            Prozent

            20%                                                                       20%

            10%                           36,1 %                                      10%                           29,4 %

            0%                                                                        0%
                      sehr     schlecht    mittel      gut       sehr gut                       sehr     schlecht    mittel       gut       sehr gut
                    schlecht                                                                  schlecht

Abbildung 24: Kommunikation des Shopping Centers über seine Schaufenster mit dem städtebau-
              lichen Umfeld innerhalb verschiedener architektonischer Charakterbilder (kleinteilig
              historisch, Mix aus kleinteiliger und großformatiger Bebauung) der Innenstadt
              (Fragen B1 und C13 der Kommunalbefragung)

Die Kopplung der Aussagen über die Kommunikationsfähigkeit der Shopping Center mittels ihrer
Schaufenster und der Aussagen zur architektonischen Integration lassen im Vergleich zu den o. g.
Untersuchungen keine eindeutigen Aussagen zu. Das Feld der Aussagenverteilung zeigt sich sehr
homogen (vgl. Abbildung 25).

                                                                                                                                                       20
Abbildung 25: Kopplungen zwischen der architektonischen Einpassung des Shopping Centers (Ab-
              szisse) und seine Kommunikationsfähigkeit über seine Schaufenster (Säulen; Fra-
              gen C12b und C13c der Kommunalbefragung)

Zusammenfassend lässt sich formulieren: Der architektonische Charakter einer Innenstadt sollte
nicht Vorwand sein für eine verminderte kommunikative Gestaltung der mit dem direkten Umfeld
korrespondierenden baulichen Elemente. Eine extrovertierte Außenhülle des Shopping Centers
kann unabhängig von umgebenden städtebaulichen und architektonischen Gegebenheiten reali-
siert werden.

Die Ergebnisse der Kommunalbefragung zeigen, dass sich die Kommunikationsfähigkeit eines
Shopping Centers über die hier untersuchten Elemente Fassade, Ein- und Ausgänge und Schau-
fenster durch intensive Auseinandersetzung mit dessen städtebaulichen Umfeld und daraus resul-
tierender Einpassung, unproblematischer gestaltet bzw. realisieren lässt.

Aufgrund der sehr differenzierten und innerhalb der Thematik Kommunikation nicht übertragbaren
Aussagen bzgl. der einzelnen baulichen Elemente als Kommunikationsebenen des Shopping Cen-
ters, werden diese Elemente hier nochmals einzeln aufgeführt.

Die Kommunikation eines Shopping Centers über seine Fassade erscheint besonders in Kommu-
nen mit einer Mischung aus kleinteiliger und großformatiger Innenstadtbebauung gegeben. Dies
resultiert insbesondere aus den in der vorhandenen Bausubstanz gegebenen Brüchen zwischen
groß dimensionierten und kleinteiligen Bauformen. Die großflächigen Fassaden des Shopping
Centers wirken bei einem Mix aus klein- und großformatigen Bauwerken weniger massiv. Diese
Aussage korreliert mit den o. g. Aussagen zur dimensionalen und fassadengestalterischen Einpas-
sung eines Shopping Centers in das städtebauliche Umfeld.

Die Shopping Center der befragten Kommunen kommunizieren über ihre Ein- und Ausgänge in
allen architektonischen Charakterbildern der Innenstädte gut mit ihrem Umfeld. Daraus ist zu
schließen, dass in der Mehrzahl der Fälle vorhandene Kundenströme durch die Lage der Ein- und

                                                                                            21
Ausgänge aufgenommen und abgegeben wurden. Im Optimalfall können somit Synergien durch
Wegekopplungen zwischen Innenstadt und Shopping Center entstehen.

Die Kommunikation des Shopping Centers über seine stadtraumseitigen Schaufenster zeigt auf-
grund der nur schwach ausgeprägten positiven Erkenntnisse der Kommunalbefragung, dass nach
wie vor eine Vielzahl von Shopping Centern nach innen gerichtet funktioniert. Eine neue Genera-
tion von Shopping Centern ist hier gefragt, welche die Morphologie europäischer Innenstädte
berücksichtigt. Ein Konsens zwischen der größtmöglichen Außenpräsentation eines Centers und
seiner bisher häufig vorzufindenden Introvertiertheit könnte dazu beitragen, die Qualität des Ein-
zelhandelsstandortes Innenstadt (als Summe seiner Teile – kleinteiliger Einzelhandel und großfor-
matige Angebote) in Gänze zu stärken und seine Einheit hervorzuheben.

Neben der Kommunikationsfähigkeit eines Shopping Centers mit seinem städtebaulichen Umfeld
ist auch jene mit den innerstädtischen Einzelhandelslagen und Kundenströmen von Interesse.

Die baulichen Elemente eines Shopping Centers tragen gleichsam zu einer auf Stadtraum, Han-
delslagen und Kundenstrom orientierten Kommunikation des Centers bei. Diese Überlegung er-
laubt hier unter Kap. 3.2.1 auch die Auswertung des eher funktionalen Aspektes der Integration
in Einzelhandelslagen und Kundenströme in Verbindung mit der Kommunikationsfähigkeit einzel-
ner baulicher Elemente: Exemplarisch wird hier der Zusammenhang zwischen der Kommunikati-
onsfähigkeit eines Shopping Center über seine baulichen Elemente Fassade bzw. Ein- und Aus-
gänge und seiner Integration in die Einzelhandelslagen und Kundenströme in der Innenstadt
kreuztabellarisch untersucht.

Je stärker die befragten Kommunen den beschriebenen baulichen Elementen eines innerstädti-
schen Shopping Centers eine Kommunikationsfähigkeit mit dem Umfeld zusprechen, umso stärker
sehen sie dieses Center auch in die innerstädtischen Einzelhandelslagen und Kundenströme inte-
griert. Kommunen, welche eine weniger gute Kommunikation ihrer innerstädtischen Shopping
Center erkennen, erachten auch deren Integration als eher mangelhaft (vgl. Abbildung 26 und
Abbildung 27).

                                                                                               22
Abbildung 26: Zusammenhang zwischen der Kommunikation des Shopping Centers über seine
              Fassade (Abszissen) und seiner Integration in die Einzelhandelslagen (links) bzw.
              die Kundenströme (rechts, Säulen; Fragen C13a und C15 der Kommunalbefragung)

Abbildung 27: Zusammenhang zwischen der Kommunikation des Shopping Centers über seine Ein-
              und Ausgänge (Abszissen) und seiner Integration in die Einzelhandelslagen (links)
              bzw. die Kundenströme (rechts, Säulen; Fragen C13b und C15 der Kommunalbe-
              fragung)

Resultierend aus der vorangegangenen Auswertung kann ein Zusammenhang zwischen den
kommunikativen Elementen Fassade sowie Ein- und Ausgänge eines Shopping Centers und den
Einzelhandelslagen sowie den Kundenströmen beobachtet werden: Kommunen, welche die Kom-
munikationsfähigkeit des Shopping Centers als gut bis sehr gut einschätzen, beschreiben auch
eine gute bis sehr gute Vernetzung des Centers in die Einzelhandelslagen und Kundenströme.

Die dargestellten Zusammenhänge müssen vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass zum
einen eine kommunikative, sprich dem Stadtraum geöffnete Gestaltung eines Shopping Centers

                                                                                            23
eine Lenkung der Kundenströme und eine Verschiebung der Einzelhandelslagen bedingen kann.
Zum anderen können diese Lenkung und Verschiebung auch allein aufgrund handelsökonomi-
scher „Überlegenheit“ – bspw. hinsichtlich Angebots oder Preis – entstehen.

3.2.2 Funktion

Nutzungsmischung

Urbanität wird neben den (inner-)städtischen Siedlungs- und Architekturformen auch durch eine
ausgewogene Mischung verschiedener (inner-)städtischer Nutzungen wie Wohnen, Handel,
Dienstleistung und Arbeit erzeugt. Dabei kann das Maß der Ausgewogenheit einen Anhaltspunkt
für die Funktionsfähigkeit einer Innenstadt bzgl. der genannten Nutzungen geben. Aus dieser
Überlegung lässt sich jene Frage ableiten, die in den nachstehenden Ausführungen beantwortet
werden soll: Kann ein innerstädtisches Shopping Center Einfluss auf die städtischen Nutzungen
Wohnen, Handel, Dienstleistung nehmen? Da die städtische Nutzung Arbeit – beschreibbar durch
die Entwicklung der Anzahl der Arbeitsplätze – auch als Indikator für die ökonomische Entwick-
lung einer Innerstadt dienen kann, wird diese gesondert unter Kap. 3.2.3 untersucht.

Für die Untersuchung dieser Fragestellung werden die Antworten der Kommunen ohne innerstädti-
sches Shopping Center jenen Kommunen gegenübergestellt, die – unter Beachtung des 10-Jahres-
Rückblickes von 2007 bis 1997 – über ein oder mehrere Shopping Center mit einem Eröffnungs-
jahr ab 1997 verfügen. Die entsprechenden Fragen werden innerhalb des Fragebogens unab-
hängig vom Vorhandensein eines innerstädtischen Shopping Centers gestellt, so dass eine mögli-
che Beeinflussung befragter Kommunen, die über ein innerstädtisches Shopping Center verfügen,
ausgeschlossen werden kann. In den nachfolgenden Abbildungen finden sich die Aussagen der
Kommunen ohne ein innerstädtisches Shopping Center auf der linken, die Aussagen der Kommu-
nen, welche über ein oder mehrere ab 1997 eröffnete innerstädtische Shopping Center verfügen,
auf der rechten Seite.

Für die Frage nach der Veränderung der Bewohnerzahl der Innenstadt wurden durch die Kommu-
nen alle fünf möglichen Antwortkategorien bedient. Dabei zeigen sich in den Kommunen, welche
ein ab 1997 eröffnetes innerstädtisches Shopping Center besitzen, positive Entwicklungstenden-
zen: Sie beschreiben mit gut 38,6 % eine gestiegene bzw. stark gestiegene Anzahl an Innen-
stadtbewohnern. 45,6 % dieser Kommunen beobachten eine gleich bleibende Zahl, 15,8 % eher
eine gesunkene bzw. sogar stark gesunkene Zahl an Innenstadtbewohnern. Dem gegenüber kön-
nen Kommunen, welche über kein innerstädtisches Shopping Center verfügen, im 10-Jahres-
Rückblick nur zu 30,3 % eine gestiegene bzw. stark gestiegene sowie nur zu 38,5 % eine gleich
bleibende Innenstadtbevölkerung aufweisen. Weiterhin weisen 31,1 % dieser Kommunen eine
gesunkene bzw. stark gesunkene Zahl an Innenstadtbewohnern (vgl. Abbildung 28).

                                                                                           24
∑ 15,8 %            ∑ 38,6 %

           ∑ 31,1 %                 ∑ 30,3 %

Abbildung 28: Vergleich der Veränderungen der Anzahl der innerstädtischen Bewohner im 10-
              Jahres-Rücklick für Städte ohne (links) bzw. mit (rechts, ab Eröffnungsjahr 1997)
              innerstädtischem Shopping Center (Frage B10a der Kommunalbefragung)

Von einer direkten Wirkung eines innerstädtischen Shopping Centers auf die Entwicklung der
Anzahl der Innenstadtbewohner kann hier aber nicht ausgegangen werden. Der Einzelhandel
alleine spielt für das Angebot sowie die Nachfrage an innerstädtischem Wohnraum nur eine ge-
ringe Rolle. Vielmehr werden diese durch komplexe Vorgänge im Wohnungs- und Immobilien-
markt sowie durch die Planungen der Kommunen geregelt.

Hinsichtlich der Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte zeigen sich eindeutig positive Tendenzen zu-
gunsten der Kommunen, in deren Innenstädten ab 1997 Shopping Center eröffneten. So sagen
ca. 51 % dieser Kommunen aus, innerhalb der letzten zehn Jahre sei die Anzahl der Einzelhan-
delsgeschäfte in der Innenstadt gestiegen bzw. sogar stark gestiegen. Im Vergleich antworteten
Kommunen ohne innerstädtisches Shopping Center für diese Kategorien nur zu knapp 20 %. Da-
gegen beschrieben 42,6 % der Kommunen ohne innerstädtisches Shopping Center, aber nur
22,8 % der Kommunen mit ab 1997 eröffnetem Innenstadtcenter die Situation als gleich blei-
bend. Die Antwortkategorien „gesunken“ und „stark gesunken“ werden im direkten Vergleich
häufiger von Kommunen ohne Innenstadtcenter bedient – insgesamt 37,5 % wählten diese Ant-
worten, wogegen Kommunen mit ab 1997 eröffneten innerstädtischen Shopping Centern diese
nur zu 26,3 % bzw. überhaupt nicht auswählten (vgl. Abbildung 29).

                                                  ∑ 26,3 %                    ∑ 50,9 %

           ∑ 37,5%                 ∑ 19,8 %

Abbildung 29: Vergleich der Veränderungen der Anzahl der innerstädtischen Einzelhandelsge-
              schäfte im 10-Jahres-Rücklick für Städte ohne (links) bzw. mit (rechts, ab Eröff-
              nungsjahr 1997, für die Kategorie „stark gesunken“ sind keine Antworten zu ver-
              zeichnen) innerstädtischem Shopping Center (Frage B10c der Kommunalbefragung)

                                                                                            25
Für Kommunen mit einem innerstädtischen Shopping Center lassen sich auch bzgl. der Anzahl der
Dienstleistungsunternehmen im 10-Jahres-Rückblick positive Entwicklungen erkennen. So bestäti-
gen 63,7 % der Kommunen mit einem ab 1997 eröffneten Shopping Center, die Zahl der inner-
städtisch gelegenen Dienstleistungsunternehmen sei in den vergangenen zehn Jahren gestiegen
bzw. sogar stark gestiegen. Für diese Kategorien antworteten im Vergleich nur 42,8 % der Kom-
munen ohne innerstädtisches Shopping Center. Diese Kommunen wiederum beantworten die ge-
stellte Frage häufiger mit der Aussage einer gleich bleibenden Anzahl an Dienstleistungsunter-
nehmen – 47,3 % -- oder bestätigen – mit 10 % -- sogar eine gesunkene bzw. stark gesunkene
Anzahl häufiger als Kommunen mit einem ab 1997 eröffneten innerstädtischen Shopping Center
(vgl. Abbildung 30).

            ∑ 10,0 %                 ∑ 42,8%         ∑ 5,5 %                    ∑ 63,7 %

Abbildung 30: Vergleich der Veränderungen der Anzahl der innerstädtischen Dienstleistungsun-
              ternehmen im 10-Jahres-Rücklick für Städte ohne (links) bzw. mit (rechts, ab Eröff-
              nungsjahr 1997, für die Kategorie „stark gesunken“ sind keine Antworten zu ver-
              zeichnen) innerstädtischem Shopping Center (Frage B10d der Kommunalbefragung)

Anhand der vorangegangenen Abbildungen ist erkennbar, dass Kommunen ohne innerstädtisches
Shopping Center über die Entwicklung innerstädtischer Nutzungen weniger positiv urteilen als
Kommunen, in denen innerhalb des definierten zeitlichen Rückblickes von 10 Jahren ein innerstäd-
tisches Shopping Center entstand. Weiterhin ist auffällig, dass Kommunen mit ab 1997 in der
Innenstadt eröffneten Shopping Centern die eher extrem negative Aussage – „stark gesunken“ –
zur Entwicklung von Einzelhandelsgeschäften und Dienstleistungsunternehmen nicht nutzen.

Bezüglich des möglichen Einflusses eines Shopping Centers auf die städtischen Nutzungen Woh-
nen, Handel und Dienstleistung kann – basierend auf den Ergebnissen der Kommunalbefragung –
Folgendes beobachtet werden: Kommunen, deren innerstädtische Shopping Center innerhalb des
Zeitraumes des 10-Jahres-Rückblickes eröffneten, können gegenüber den Kommunen ohne inner-
städtisches Shopping Center leicht positive Entwicklungen bzgl. der Anzahl innerstädtischer
Dienstleistungsunternehmen und Einzelhandelsgeschäfte aufweisen. Die höchste Differenz kann
dabei in dem Maß der Zunahme innerstädtischer Dienstleistungsunternehmen beobachtet werden,
die Differenz liegt hier bei 19,9 % zugunsten der Innenstädte mit Shopping Center.

3.2.3 Ökonomie

In diesem Kapitel werden mögliche Wirkungen eines innerstädtischen Shopping Centers auf die
ökonomische Entwicklung einer Innerstadt untersucht. Dies soll auf drei Betrachtungsebenen ge-

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