GEMEINDEAKTUELL SEPTEMBER / OKTOBER 2021
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Kontakt Herzlich Willkommen! zu unseren Auf den nächsten Seiten finden Sie den Gemeindebrief der Freien evangelischen Pastoren Gemeinde Friedensdorf. Inhalt Vorwort Seite 3 - 4 Termine Seite 4 - 15 Pastor Roland Will Tageslosung Seite 16 06466/8977629 roland.will@feg-friedensdorf.de. Rückblicke Seite 18 - 24 Gebetsanliegen Seite 28 - 29 Titelthema Seite 30 - 51 Die neue Freiheit Buchvorstellung u.a. Seite 52 - 53 Pastor Michael Graser Kreisjugend Seite 54 0178/5961919 michael.graser@feg-friedensdorf.de Kinderseiten Seite 56 - 57 Erreichbarkeiten Seite 58 - 59 Viel Freude beim Lesen Wir freuen uns, wenn Sie uns bzw. eine andere Kirche oder Gemeinde in Ihrer Nähe besuchen! Seite 2
Freiheit Über den Wolken Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, Sagt man Blieben darunter verborgen. Und dann Würde was uns groß und wichtig er- scheint Plötzlich nichtig und klein. (Reinhard May) es die Familie und die Verwandtschaft, „Freiheit wird in der Regel als die Hausgemeinschaft, das Arbeitskolle- die Möglichkeit verstanden, oh- gium, mein Sportverein. Oder die Soli- ne Zwang zwischen unterschiedlichen dargemeinschaft eines ganzen Landes, Möglichkeiten auszuwählen und ent- die sich im Solidaritätszuschlag, in der scheiden zu können.“ (Wikipedia) Kranken.– und Pflegeversicherung und Freiheit bedeutet, dass man bei einer dem Rentenbeitrag widerspiegeln. In Entscheidung frei wählen darf und zu den genannten Beispielen habe ich keine nichts gezwungen wird. freie Entscheidungsmöglichkeit. Es bedeutet auch, dass man keine Angst Wie sieht die Freiheit für uns Christen mehr haben sollte seine offenen Gefühle aus? „Ihr sagt: Mir ist alles erlaubt. Mag zu offenbaren. Freiheit ist für mich, sein, aber nicht alles ist gut für euch.“ wenn ich tun kann was ich will und (1.Kor.9,12) selbst entscheiden kann wie mein Leben aussieht. Persönlich habe ich zu diesem „Alles ist mir erlaubt", radikaler kann Freiheitsbegriff gemischte Gefühle. man die Freiheitsbotschaft des Evangeli- Ich lebe nicht in einer Anarchie, wo es ums nicht aussagen. „Alles ist mir er- keine Strukturen gibt. Ich lebe nicht auf laubt", dieser Satz klingt wie ein Pauken- einer einsamen Insel. Ich bin nicht allein schlag, ungeahnte Freiheitsräume eröff- auf dieser Welt. Eine Freiheit auf Kosten nend und vielleicht auch ein wenig ver- anderer ist egoistisch! Ich bin in meinem störend. Kaum jemand würde diesen Handeln fast immer in einer Solidarge- Satz – etwa bei einer Umfrage unter Kol- meinschaft eingebunden. Entweder ist legen mit der Bibel oder gar mit dem Seite 3
Apostel Paulus in Verbindung bringen. nussmittel beherrschen, geht ja die Wir Christen stehen ja eher im Verdacht, christliche Freiheit, der Grundton der eine Verbotsreligion zu sein. Egal ob es Botschaft des Evangeliums, verloren. sich um eine Parole der Korinther gehan- „Alles ist erlaubt", aber ich muss wissen, delt oder ob Paulus einen solchen Satz in was ich bedenkenlos gebrauchen und seinen dortigen Predigten gesagt hat, genießen kann oder was andererseits Paulus weist diesen Satz nicht zurück, er über mich Macht gewinnt. stellt ihn nicht in Frage, auch wenn er Aber auch hier gibt es nach Paulus keine gewisse Missverständnisse in der Art, festen Regeln - „alles ist erlaubt" - nur wie die Korinther diesen Satz verstehen ich selbst muss mir Grenzen setzen und und leben, anspricht. Aber der Satz entscheiden, womit ich frei umgehen bleibt stehen. Was ist damit gemeint? kann und wo wirkliche Gefahren meiner Zunächst geht es um etwas ganz Konkre- eigenen Freiheit liegen. Martin Luther tes, um die Speisen. „Alles ist mir er- hat es in seiner Schrift: Die Freiheit des laubt" bedeutet: Keine Verbote, keine Christenmenschen auf zwei Kernaussa- Vorschriften, was ich wann und wie es- gen gebracht. sen oder trinken darf. Keine unreinen Speisen, keine sonstigen Verbote, auch Ein Christenmensch ist ein freier Herr keine Fastenregeln – man kann das eine über alle Dinge und niemandem unter- oder andere zwar tun oder lassen – aber tan. hier gilt: „Alles ist mir erlaubt." Ein Christenmensch ist ein dienstbarer „Aber nicht alles ist gut für euch“ hier Knecht aller Dinge und jedermann unter- kommt das erste „aber" ins Spiel. Dem- tan. jenigen, den Alkohol oder andere Ge- Euer Roland Seite 4
Gottesdienste Sonntags 09:30 Uhr und 11:00 Uhr Gemeindehaus Bahnhofstraße 4 September 2021 Sonntag - 05. Sept. - 10:00 Uhr Im Garten von Daniel und Selina Hakelberg Sonntag - 12. Sept. - Abendmahl - P: Roland Sonntag - 19. Sept. - P: Roland Sonntag - 26. Sept. 10:00 Uhr Gemeindeversammlung Oktober 2021 Sonntag - 03. Okt. - Abendmahl - P: Michael Sonntag - 10. Okt. - P: Roland Sonntag - 17. Okt. - P: Michael Sonntag - 24. Okt. - P: Roland Sonntag - 31. Okt. - P: Michael Seite 6
Gottesdienste Aufgrund der besonderen und sehr Der Kigo startet evtl. in Kürze wieder. speziellen Situation bieten wir am (Siehe Seite 11). Wenn du aber Inte- Sonntag zwei Gottesdienste an - resse an wöchentlich aktuellem Ma- Gottesdienstbeginn 09:30 Uhr und terial hast, melde dich bei Michael, 11:00 Uhr. Nur so können wir ein ver- Roland oder einem der KiGo- tretbares Hygienekonzept gewährleis- Mitarbeitern. ten. Da die Gottesdiensteilnehmerzahl Die aktuellsten Informationen sind aufgrund der Auflagen beschränkt ist auf unserer Homepage www.feg- mussten wir eine möglichst einfache friedensdorf.de zu finden. Lösung finden, um die Kapazitäts- grenzen nicht zu überschreiten und Gäste weiterhin herzlich willkommen heißen zu können. Also herzlich Willkommen in dem Gottesdienst, der Dir möglich ist. Wir freuen uns, dass wir weiterhin Ein ausführlicher Plan mit Namen der Gottesdienste feiern können. Mit dem Musiker, Gottesdienstleiter und Predi- Tragen einer FFP 2-Maske oder einer ger findet sich im Gemeindehaus auf medizinischen Maske und einem guten dem gelben Gemeindekalenderblatt. Hygienekonzept spricht aus Sicht des Gesetzgebers nichts dagegen. Daher freuen wir uns, dass wir weiter- hin zu unseren Gottesdiensten einladen können. Seite 8
Grundsätzlich Als wir den Brief schreiben ist Ende cken. Jetzt würden wir gerne mit DIR August 2021 und wir geben hier kom- durchstarten. mende Termine bekannt. Mal sehen, Bei Fragen kannst Du Dich gerne an wie sich alles so erneut entwickelt. unsere Pastoren wenden Wir beten für offene Veranstaltungen Kontaktdaten: Seite 2 hier und in allen Kirchen und Gemein- Gerne halten wir dich auf der Homepa- den im Umkreis. ge unserer Gemeinde auf dem Laufen- Wir hoffen und beten, dass wir weiter den: das Gemeindeleben wieder zum Leben www.feg-friedensdorf.de erwachen lassen können. Wir haben Abwesenheit von Pastor M. Graser: die Pause genossen, um durchzuat- 03. bis 20. September men, Altes abzulegen, Neues zu entde- Die JETZT Konferenz will Christen in Freien evan- gelischen Gemeinden, die sich nach einem stärkeren Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben und in ihren Gemeinden sehnen, als Plattform dienen, wo Erfah- rungen ausgetauscht wer- den können, Ermutigung stattfindet und auch Begeg- nung mit neuen Impulsen des Heiligen Geistes ge- schieht. Seite 9
Wochentermine Dienstag 09:00 Uhr Bibellesen mit Kirche (derzeit wegen der Pandemie nicht) 17:00 Uhr Jungenjungschar jungschar@feg-friedensdorf.de Die Verabschiedung aus der Mädchenjungschar erfolgt im Sommer nach dem ersten Jahr Konfirmandenunterricht bzw. biblischer Unterricht. Mittwoch 17:00 Uhr Mädchenjungschar maedchenjungschar@feg-friedensdorf.de Die Verabschiedung aus der Jungenjungschar erfolgt im Winter vor der Konfirmation bzw. der Verabschiedung aus dem biblischen Unterricht. Donnerstag 20:00 Uhr Gebetstunde Freitag 19:30 Uhr Teen- und Jugendkreis jugend@feg-friedensdorf.de Sonntag 09:30 / 11:00 Gottesdienst Seite 10
Perspektive kindergottesdienst KINDERGOTTESDIENST Aufgrund der sich immer wieder verän- „Wir als Mitarbeiter freuen uns total dernden Regularien werden die Mitar- auf euch Kinder und hoffen bald beiter des Kindergottesdienstes sich schon wieder live mit euch Kindergot- Anfang September besprechen. Hierbei tesdienst feiern zu können.“ wird geplant in welcher Form der Kin- dergottesdienst stattfinden wird. Die Eltern der Kinder werden hierüber dann via e-mail oder whatsApp informiert. Alle anderen Eltern, die bisher keine Informationen erhalten haben, können sich an m.kamm@kammwerbeartikel.de wenden und sich registrieren lassen. Sobald festgelegt ist, wie es weitergeht (Drinnen, draußen oder digital) werden die Infos auch auf der Homepage zu finden sein. Seite 11
EVANGELIUM.WEITERGEBEN Dienstag 5. Oktober 2021 19:30 – 22:00 Uhr "Entdecke dein Umfeld!" Donnerstag Samstag 7. Oktober 2021 9. Oktober 2021 19:30 – 22:00 Uhr 09:00 – 13:00 Uhr "Sprich es aus!" "Kümmere dich!" mit anschließendem Mittagessen Seite 12
Markus Wäsch ANMELDUNG Jeder ist herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, aber für die Planung hilfreich Formlos gerne an Michael Graser – michael.graser@feg-friedensdorf.de – 0178-5961919. Seite 13
ERSTE—HILFE KURS UND BRANDSCHUTZUNTERWEISUNG Ein Angebot der FeG Friedensdorf SAMSTAG 13. November „Ein Mitarbeiter reagierte geistesge- gültig für alle Führerscheinklassen, Trai- genwärtig und blitzschnell und verhin- nerscheine, Juleica-Ausbildung). derte die Katastrophe.“ so stand es am 09. August in unterschiedlichen Zeitun- gen über den Brand einer Autobahn- Erste Hilfe Kurs – 09:00 bis 16:30 Uhr tankstelle. Ähnliches lesen wir immer o Akute/lebensbedrohende Erkrankun- wieder auch bei viel kleineren Unfällen gen und Bränden. o Herz-Lungen-Wiederbelebung mit Einweisung in AED (Autom. Externen Defiobrillator) o Wundversorgung, Knochenbrüche o Kindernotfälle Brandschutzhelferausbildung – Geschulte und gut informierte Mitar- 17:00 bis 19:00 Uhr beiter und (meist unfreiwillige) Ersthel- o Brandschutzunterweisung fer, verinnerlichte Handgriffe und die o Brand-Prävention eigene Sicherheit „ich weiß was ich tu- o praktisches Training e“ helfen, wenn es drauf ankommt. an der Simulationsanlage (Umgang mit Handfeuer- Aus diesem Grund bieten wir in Koope- löscher, Wandhydrant, ration mit dem „FeG Sanitätsdienst“ Wachs-/Fettexplosion, am Samstag den 13. November einen Personenbrand) Erste Hilfe Kurs und eine Brandschutz- o Evakuierung helferausbildung an. Die Teilnahme an beiden oder auch nur einem Kurs ist Teilnehmen kann jeder ab 16 Jahren. möglich. Auch Teilnehmende zur Auffri- Die Kosten für den Erste Hilfe Kurs wer- schung ihres Wissens sind herzlich will- den durch die Berufsgenossenschaft kommen. Kursteilnehmer erhalten ein übernommen. Die Brandschutzhelfer- qualifiziertes Zertifikat (BG anerkannt, ausbildung durch die FeG. Seite 14
Eine Anmeldung ist erforderlich und nimmt Michael Graser (michael.graser@feg-friedensdorf.de / 0178-5961919) entgegen. Anmeldeschluss ist der 31. Oktober. Seite 15
Neue Perspektiven.. Wir wünschen uns, dass diese Impul- se viele negative Informationen über- tönen, Dein Alltag dadurch positiv geprägt wird, Dir die Bibel ans Herz wächst und Du Gott näherkommst oder dran bleibst. Jede Person, auch über die Gemeinde- und Ortsgrenzen hinaus, ist herzlich … andere Gedanken, mal was anderes dazu eingeladen. Es hat sich gezeigt, oder jemand anderes hören und er- dass das Medium „WhatsApp“ sehr mutigt werden. gut dafür geeignet ist, deshalb ver- Die rot gefärbte Deutschlandkarte, wenden wir es und haben die Gruppe Statistiken, Zahlen, RKI und Spahn „Impuls für jeden Tag“ eröffnet. gehören zum Alltag dazu und wir Wenn Du oder weitere Personen in kommen gar nicht drum herum. Da- die WhatApp-Gruppe aufgenommen bei gibt es so viel Anderes, Tolles, werden möchten, dann schickt bitte Gutes und Ermutigendes, was unse- eine Nachricht an Pastor Michael Gra- ren Tag bestimmen kann und ser (0178-5961919)*. wodurch wir anders durch den Tag Diese Impulse dürfen auch gerne wei- gehen können. tergeleitet werden. Die Tageslosung und der Lehrtext Weitere Infos zu den Losungen fin- bieten hier schon mal einen guten dest Du hier: www.losungen.de Ansatz, aber oft bleibt es halt dann auch beim Lesen. Wir laden Dich ein *Mit der Aufnahme in die Gruppe bist noch einen kurzen Impuls zur Tageslo- Du damit einverstanden, dass andere sung oder dem Lehrtext anzuhören, Teilnehmer in der Gruppe Deine Han- um weitere Gedanken dazu aufzu- dynummer sehen können. Nur die nehmen und auch vertraute und Gruppenadministratoren können neue Stimmen zu hören. Nachrichten in die Gruppe schreiben und weitere Teilnehmer hinzufügen. Seite 16
Ferien ohne Koffer - diesen Herbst in Friedensdorf Seite 17
Rückblick Einblicke in unsere Freizeiterlebnisse Kreisteenfreizeit 2021 aus Sicht einer Ziege chen Suchen eben dieser Bälle, Als ich heute Morgen bei strahlen- rutschten die Besucher öfters auf den dem Sonnenschein aufgewacht bin, überall verteiltliegenden Kuhfladen kam ein Teil der Freizeitgruppe das aus. Hoffentlich achteten sie sonst kleine Stück den Berg zu meinem Ge- mehr auf Hygiene und Maßnahmen hege hochgelaufen. Sie hatten sich als beim Geradeaus-Laufen, denn dort vor 2 Wochen im Panorama- nahezu jeden Morgen und Abend Hotel einquartiert, wo ich sie oft beo- saßen sie alle beisammen und wir bachtete. Ziegen lauschten ihren Gesprächen Als sie mit der Gondel den Berg hin- und ihrem Gesang. Dieser schallte auf aufkamen, waren die Hausbesitzer den gut 1500 Höhenmetern sicherlich gerade fertig das Haus vorzubereiten. weiter als zum Stall. Eigentlich wollte die Gruppe ja nach Als ich einmal von meiner Neugier Ungarn, doch 2,5 Wochen vor der angetrieben ausbüxte und durch ein Abreise musste umgeplant werden. Fenster lugte beobachtete ich wie sie Richtig räudig. Trotzdem gab es direkt sich in Kleingruppen trafen. Dort be- am ersten Tag ungarisches Essen. sprachen sie verschiedene Themen Generell schwärmten alle vom guten wie z.B. den „Umgang mit den Sozia- Geschmack des Essens, den das len Medien“, „Warum an Jesus glau- Stammküchenteam der Jugendfreizeit ben“, „Die eigene Identität“ oder kreierte und nicht nur das: zweimal „Glauben im Alltag“, denn das Frei- täglich gab es warme Mahlzeiten, zeitmotto lautete „Ihm sein Lifestyle“. purer Luxus. Trotzdem kamen immer Vor allem das Thema „Zweifel im wieder Teilnehmer und auch Mitar- Glauben“ schienen auch zum Ende beiter zu spät, was vermehrte Kü- der Freizeit noch viele positiv zu be- chendienstschichten zur Folge hatte. wegen. Nachmittags sah ich die Jugendlichen An manchen Tagen war es für mich oft Fußball oder Volleyball spielen, einfacher die Gruppe zu beobachten. wobei spätestens am letzten Tag der Es waren die Tage, die sie fast nur in letzte Ball in Richtung Tal ver- der Natur verbrachten. Einmal dachte schwand. Nicht nur beim vergebli- ich bereits sie seien ausgeflogen, als Seite 18
ich sie einzeln auf den Wiesen sitzend steckten sie locker weg. oder wandern gehen sah. Sie hatten Wenn ich sie gerade den Rückweg sich verabredet zu schweigen und antreten sehe, denke ich sie vermis- suchten den Kontakt zu Gott. So ka- sen zu werden. men an diesem Abend viele Eindrü- Liebe Grüße an die Realife Communi- cke zusammen, die im Zeugnisteil ty - eure freche Ziege Daisy weitergegeben wurden. Mir fiel nicht nur auf, dass das Wetter Geschrieben von Lana, FeG Achenbach in diesen 2 Wochen deutlich besser und Tim-Jannik, FeG Wallau war als erwartet, sondern auch, dass alle zu einem großen Team zusam- Vorgemerkt: Die Sommerfreizeit 2022 mengewachsen waren. Sogar kleine geht nach Dänemark an die Nordsee Unglücke, wie die Panne eines Bullys vom 23. Juli bis 08. August 2022. nach einem Ausflug in eine Klamm und eine daraus resultierende 1,5- stündige Wanderung zum Hotel, Seite 19
Rückblick Die Jugend wieder mal! Holzstapeln der Jugend „Früher war alles besser!“, „Auf die heutige Jugend kann man sich nicht mehr verlassen!“, „Nur noch am Han- dy!“,… Sicher mag an solchen Aussa- gen etwas dran sein und ich sehe es als Jugendleiter auch, dass sich die Zeiten und Menschen verändern – umso mehr habe ich einen Freitag in den Sommerferien genossen, wo „die Jugend“ mal wieder gezeigt hat, was sie auch kann und wofür auch ihr Herz schlägt. In ihren wohlverdienten Sommerferi- en, nach einem gruseligen Corona geprägten Schuljahr, wo sie jedes Recht gehabt hätten die Füße hochzu- legen, kamen sie freudestrahlend ei- gekarrten Holzscheite von sechs wei- ner ungewöhnlichen Bitte nach. „6 teren Händen sorgfältig gesetzt. Meter Holz müssen von A nach B“. A: Der Hof der Hornberg Str. 24 – B: Der Geruch der angelieferten Pizza Holzhüttchen im Garten. Hier wurde leitete die Halbzeitpause ein und gab nicht lang „gefackelt“ sondern ange- Möglichkeiten zur ersten Teambe- packt. sprechung und Reflektionsphase. Ge- stärkt und frohen Mutes ging es an Sechs junge zierliche Mädls befüllten die letzten Meter, die ebenfalls in wie am Fließband Schubkarre um Windeseile aufgeladen, transportiert Schubkarre. Schnell spielte sich ein und gestapelt waren. Rhythmus ein und die drei Schubkar- Bei zwei Kringeln Fleischwoscht, Eis renfahrer pendelten, in unterschiedli- und Getränken und jeder Menge inte- cher Geschwindigkeit, hin und her. Im ressanter Geschichten klang der Sekundentakt wurden dann die heran Abend aus. Ja, ja, die Jugend mal wie- Seite 20
der! Sie kann mit „früher“ auch heute aus dem Alter raus bist, aber es Dich noch mithalten. Wenns drauf an- doch in den Fingerspitzen kitzelt, dann kommt sind sie da! Ok, ja, das Handy komm auch gerne vorbei – Lebenser- ist ständiger Begleiter . fahrung und Mitarbeiter können wir immer gut gebrauchen. Meine Mitarbeiter und ich freuen uns Michael Graser über diese jungen Menschen. Wir freuen uns auf jeden Freitag. Wir freuen uns mit ihnen unterwegs sein zu dürfen. Mal ist es so eine Gemein- schaftsaktion, dann wieder gemein- sam in der Bibel lesen und entdecken wie alltagsrelevant das alles ist, mitei- nander das Erlebte teilen, spielen und die Zeit genießen. Jeder Teenager und Jugendliche ist herzlich dazu eingeladen! Wenn Du Seite 21
Rückblick Sommerprogramm DEIN SOMMER 2021 Gemeindegarten IN DER FEG FRIEDENSDORF Erstmals seit der Übernahme des Pas- cher zu unterschiedlichen Veranstal- torenhauses von Familie Henkel und tungen empfangen. Zusammenfas- den umfassenden Umbauarbeiten send kann man sagen, dass die Fertig- konnten wir den neu gestalteten Ge- stellung des Gartens „gepasst hat, meindegarten regelmäßig nutzen. wie die Faust aufs Auge“. Und nie hat es besser gepasst als in Der Garten ist nicht alles und auch einem Jahr mit einer immer noch be- nicht der Hauptteil der Gemeindear- stehenden Coronapandemie. Innen- beit. Aber wir konnten den Garten in veranstaltungen waren strenger regu- unsicheren Zeiten nutzen und die liert als Freiluftangebote. So konnten Angebote gerade im jährlichen wir unter Einhaltung der jeweils abge- „Sommerloch“ gut integrieren. sprochenen Hygienekonzepte Besu- Daniel Seibel Seite 22
An vier Abendenden konnten wir beim „Zum Anderen“ die Gemein- schaft genießen und auf vier unter- schiedliche Lebensgeschichten hören. Neben Enrico, Daniel und Michi konn- ten wir am 12. August auf Carstens Lebensgeschichte zwischen Alkohol- sucht, Glauben und Selbstaufgabe hören. Am 18. und 21. August warteten das Frauenfrühstück und die Weinprobe mit Lesung auf die Besucher. Insgesamt über 70 Besucher nah- men an den Veranstaltungen teil. Erstmals lernten wir auch die beiden neuen Zelte zu schätzen, denn das Wetter war nicht immer so wie ge- wünscht. Seite 23
Rückblick Als wir mit den Planungen für den Gemeindegarten II Garten im Jahr 2020 anfingen, war der Begriff „Treffpunkt“ oder sogar nen die Sehnsucht nach Gemein- „Marktplatz“ immer wieder im Ge- schaft bemerkt und wollen diesem spräch. Wir haben gemerkt, dass Impuls nachgehen. Natürlich verbin- auch dieser Teil der Gemeindearbeit den wir das als christliche Gemeinde sich erstmal etablieren und wachsen immer wieder auch mit einer guten muss. Trotzdem konnten wir schon Botschaft. Denn „Hauptsache ist, viele Menschen im Garten begrüßen. dass die Hauptsache die Hauptsache Trotzdem haben wir in vielen Termi- bleibt“. Michael bot mehr- fach das Spiel „Wikingerschach“ an. Der Eltern-Kind-Treff hielt ebenso Einzug wie eine Kaffeezeit am Sonntagnach- mittag. Wir hoffen auch im Herbst und Winter und im nächsten Jahr Angebote für die Men- schen machen zu können. Angebote, die begeistern, Spaß machen und eine gute Botschaft haben. Seite 24
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FeG Friedensdorf - online Die Homepage wurde im ers- ten Halbjahr neu gestaltet und ist jetzt online. Durch die auf der Startseite eingebundene Kategorie „Aktuelles“ könnt ihr immer aktuelle Berichte, Ankündi- gungen, Buchempfehlungen und Infos lesen. Du kannst der FeG nun auch bei Instagram oder Facebook folgen. Einfach abonnieren und am Ball bleiben. Bei Youtube kannst du aktuelle Predigten und andere interessante Videos finden. Seite 26
Newsletter gefällig. Melde dich bei Michael.graser@feg- friedensdorf.de Seite 27
Gebetsanliegen der FeG Friedensdorf Tolle Angebote für die Menschen im Herbst und Winter. Mut zur Nachfolge Jesu. Einen Aufbruch in der Nachfolge und mutige Christen in unserer Gemeinde. Mitarbeiter in allen Bereichen der Gemeinde. Brennende Herzen bei der Weitergabe des Evangeliums und bei der Betreuung unserer Kleingruppen. - Für Digitale Angebote in Kirchen und Gemeinden. Für die älteren Menschen. Für eine Rückkehr zum „normalen“ Leben. Seite 28
Für gering bleibende Inzidenzen und Hospitalisierungsraten. Für einen respektvollen Umgang zwischen geimpften und nicht geimpften Menschen sowie Menschen mit anderen Meinung als der „Mainstream.“ Für die im Herbst stattfindende FoK-Woche der Kirche und deren regelmäßige Angebote sowie den neuen Kirchenvorstand. Für gute Entscheidungen und Sitzungen der örtlichen Politiker in der Kommunalgemeinde; für gute Bundestagswahlen. Für gute und zukunftssichere Planungen rund um einen Neubau für die Feuerwehr. Für eine bewahrte und gemeinschaftsfördernde Renovierung des Hallenbads in Friedensdorf. Seite 29
FREIHEIT GIBT’S DIE WIRKLICH? Seite 30
Von Jutta Bamberger Freiheit - ein großes Wort Dieser Tage erinnern wir uns an die un- Ost-Deutschland nicht die erhoffte Si- glaubliche Geschichte des Mauerbaus in cherheit. Viele Menschen kamen ums Deutschland vor 60 Jahren. Sicher kein Leben in dem Versuch, die Mauer zu rühmliches Ereignis und doch darf es überwinden. Ihnen war klar, dass die nicht in Vergessenheit geraten. Ich sehe Sicherheit auf Kosten von Freiheit und mir gerne historische Dokus im Fernse- Selbstbestimmung erkauf wurde. Für hen an. Und so hab ich mir ein paar Ge- viele Menschen einfach undenkbar. danken gemacht nach einigen Erfah- Ist es nicht oftmals so, dass wir erst er- rungsberichten von Zeitzeugen. Schließ- kennen, was wir haben, wenn wir es lich kenne ich aus meiner Kinder- und verlieren oder wenn es uns genommen Jugendzeit nur Westseite Deutschlands. wird? Der ideale Zustand vollkommener Ich stelle mir vor, wie unglaublich und Gesundheit ist für viele selbstverständ- surreal die ganze Situation für die Bür- lich. Erst wenn ein plötzliches Ereignis, ger gewesen sein muss. Da fangen ein eine Krankheit diesen Zustand stört, paar Arbeiter an, eine fette Mauer zu erkennt man, wie wertvoll die unbe- bauen. Mitten durch eine Stadt, durch kümmerte Zeit davor war. Das Gute Straßen, zeiteilen sie! Auf Bildern sieht wird definiert von der Anwesenheit des man Menschen, die diesem Mauerbau Schlechten. Auch Freiheit definiert sich zusehen. Sicher ahnten viele noch nicht, über das Gegenteil, über Begrenzungen, wie ernst die Lage war. Dass es ent- körperliche oder auch geistige. Ja, ich scheidend war, von welcher Seite aus merke, Freiheit ist ein sehr philosophi- man dem Mauerbau zusah. Rückbli- scher Begriff. Da gibt es unzählige Vari- ckend ist man immer schlauer. Mauern anten. Die Freiheit, meinen Wohnort sollen normalerweise Sicherheit geben. selbst zu wählen. Die Freiheit, lernen zu Denken wir an alte Stadtmauern mittel- dürfen. Die Freiheit, meine Meinung alterlicher Städte. Sie sollten Eindringlin- sagen zu dürfen. Die Freiheit, den Le- ge abhalten, die Bevölkerung schützen. benspartner, die Partnerin selbst wäh- Vor einigen Jahren war ich im italieni- len zu dürfen. Die Freiheit, glauben zu schen Städtchen Lucca. Dort gibt es dürfen. Das lässt sich beliebig erweitern. heute noch einen ganzen Stadtwall, auf Viele Dichter und Denker haben sich dem man mit dem Rad die Stadt umrun- diesem Thema gewidmet. den kann. Nürnberg hat eine gut erhal- Wie sensibel diese Thema ist, haben wir tene Stadtmauer. Auch Marburg hatte auch in den letzten 2 Jahren erfahren eine solche. Doch brachte die Mauer müssen und tun es noch heute. Men- Seite 31
schen reagieren empört, wenn man Möchte uns so bewahren vor (Ab) ihnen nur kleine Freiheitseinschnitte Stürzen, vor Gefängnissen aus Lügen- auferlegt. konstrukten und Handlungsdilemmata. Dennoch hat Freiheit auch immer et- Er möchte uns vor uns selbst schützen. was mit Grenzen zu tun. Ein Wider- Denn der eigentliche Ort, an dem die spruch? Ich finde nein. Ich als Mutter Entscheidung über meine Freiheit aus- habe immer versucht, unseren Töch- gefochten wird, bin ich selbst. Ganz tief tern viel Freiheit in Bewegung, in den im Innern. Ein schlauer Mensch (Gerald Entscheidungen und im Handeln zu Kruhöffer) schrieb hierzu: „Die christli- lassen. Dennoch musste ich natürlich che Botschaft beschreibt die Gotteser- auch Grenzen setzen, um zu schützen fahrung als grundlegende Befreiungser- und zu bewahren. Ihnen quasi einen fahrung. Der Mensch wird in seinem Rahmen geben, innerhalb dessen sie Herzen, in seinem innersten Wesen, von sich frei bewegen und entscheiden der Selbstverschlossenheit befreit. Er konnten. Auch unser Vater im Himmel wird vom göttlichen Geist der Freiheit gibt uns solche Rahmen und Geländer. ergriffen und in seinem Lebensvollzug Seite 32
bestimmt. Die Grundausrichtung meines um uns zu begegnen. Oder sollte ich Herzens entscheidet über meine Frei- besser sagen: Ich bin verblüfft, welche heit.“ Haken Menschen schlagen, um nicht Und diese Freiheit setzt sich auch über mit Gott in Verbindung zu treten. Und solche Mauern hinweg, die errichtet dann schafft er es doch! Gottes Gedan- wurden und werden, um Menschen ört- ken sind höher als unsere Gedanken! lich zu begrenzen. Freiheit in diesem Jesu Tod am Kreuz ermöglicht uns den Sinne ist etwas, das in der Beziehung Zugang zum Vater im Himmel. Er über- des Vertrauens entsteht. Das gilt auch windet unsere Schuld und gibt uns Frie- für die Freiheit des Glaubens. Die Bezie- den und Freiheit. hung zu Gott hängt mit der Beziehung Wie gut! zu den Menschen untrennbar zusammen. Und in der Ge- meinschaft will daher die Liebe wirksam werden. Martin Lu- ther bringt es so auf den Punkt: „Darum gibt der Glaube die Freiheit, das zu tun, was um des Nächsten willen nötig ist, was die Liebe fordert.“ Denn, „Wo der Geist ist, da ist Freiheit.“ 2. Kor. 3,17 Wenn ich solch einen Text schreibe, dann bewege ich das Thema einige Tage in meinem Kopf. Und so lag ich gestern Abend noch wach in meinem Bett und habe gedacht und gedankt, dass ich so froh bin, diese Freiheit und den einher- gehenden Frieden in mir zu haben und zu spüren. Gott begegnet uns Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Und ich bin immer wieder ver- blüfft, welche Wege Gott geht, Seite 33
Von Roland Will Die große Freiheit – Wendeerfahrungen! Ich bin Jahrgang 1959 und in der ehe- maligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) in Sachsen Anhalt geboren. Zwei Jahre später, am 13. August wird die Mauer (Antifaschistischer Schutz- wall) gebaut. Innerhalb Berlins wurde die Mauer 45 Kilometer lang und trenn- te somit die Stadt zwischen Ost und West. Gleichzeitig sind dann die West- sektoren über 120 Kilometer von ihrem DDR-Umland abgeriegelt worden. Die Berliner Mauer ergänzte die 1378 Kilometer lange innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bun- desrepublik Deutschland. Als zweijähriges Kind habe ich davon nichts mitbekommen. Ich wuchs in einer Arbeiterfamilie mit weiteren 5 Ge- schwistern auf. Meine Kindheit habe ich unbeschwert erlebt. Meine Eltern mann“, benannt nach dem ehemaligen hatten kein Interesse gegenüber dem Vorsitzenden der DDR die politi- politischen Geschehen. Sie hatten mit sche Massenorganisation für Kinder. Ihr ihrer Großfamilie genug zu tun. Unser gehörten seit den 1960er/1970er Jah- einziger „Westkontakt“ war meine Tan- ren fast alle Schüler vom ersten bis zum te, die Schwester meiner Mutter. Einmal siebten Schuljahr als Jung- oder Thäl- im Jahr besuchte sie uns und ihre drei mannpioniere an. Ab den 14 Lebensjah- Geschwister die im Osten geblieben ren löste die FDJ (Freie Deutsche Ju- sind. Als Kinder waren wir immer sehr gend) die Pionierorganisation ab. Sie gespannt, was sie für Geschenke für uns war ein kommunistischer Jugendver- mitbrachte. In der Grundschulzeit wur- band. In der DDR war sie die einzige de ich mit dem „realen Sozialismus“ staatlich anerkannte und geförderte konfrontiert, der Pionierorganisation. Jugendorganisation. Sie war als Mas- Die Pionierorganisation „Ernst Thäl- senorganisation Teil eines parallelen Seite 34
Erziehungssystems zur Schule. Wenn man sich einen Studienplatz sichern wollte, wurde man angehalten Mitglied der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) zu werden, ab dem 18. Lebensjahr war das möglich. Die SED war eine marxistisch-leninistische Par- tei, die 1946 in der sowjetischen Besat- zungszone Deutschlands und der Vier- sektorenstadt Berlin aus der Zwangs- vereinigung von SPD und KPD hervorge- gangen war und sich anschließend un- war der 31. Dezember des Jahres, in ter sowjetischem Einfluss zur Kader- dem das 26. Lebensjahr vollendet wur- und Staatspartei der 1949 gegründe- de. In aller Regel wurden die Männer ten DDR entwickelte. Das politische mit der Vollendung des 18. Lebensjah- System der DDR war de facto eine Ein- res eingezogen. Mit 17 Jahren fand ich Parteien-Herrschaft der SED. Die DDR zum Glauben an Jesus Christus und ent- wurde nach sowjetischem Vorbild schied mich deshalb aus Gewissens- zum sozialistischen Staat erklärt. Jegli- gründen die Ausbildung an der Waffe che Produktion von Waren und Gütern abzulehnen. Dafür gab es nur eine Al- unterstand fortan dem Staat. Wie die ternative, wenn ich nicht ins Gefängnis Wirtschaft so war auch die DDR -Politik wollte. Wer den Armeedienst verwei- zentral geregelt. Das politische System gert, wird für 18 Monate als Bausoldat in der DDR war eine Diktatur, das Aus- einberufen. Nach 1964 ist es in der DDR maß der Bespitzelungen durch die Stasi möglich, den Dienst mit der Waffe aus übersteigt alles Vorstellungsvermögen. Glaubens- und Gewissengründen zu Im Westen gab es eine Demokratie. verweigern - als sogenannter Bausol- Sehr intensiv bin ich mit unserem sozia- dat. Wer das tat, hatte allerdings kei- listischen System konfrontiert worden, nen leichten Stand. Die waffenlosen als die Einberufung der Wehrpflicht Soldaten wurden zunächst für den Bau anstand. Das allgemeine Wehrpflicht- militärischer Anlagen eingesetzt, später gesetz legte einen Grundwehrdienst auch als Krankenpfleger oder Küchen- von 18 Monaten fest. Es wurde nahezu helfer. Die Bausoldaten sind Angehöri- jeder Mann vom 18. bis zum 26. Le- ge der Nationalen Volksarmee (NVA). bensjahr eingezogen. Altersgrenze für Weil auf den Schulterklappen unserer die Einberufung ungedienter Männer Uniform ein Spaten abgebildet war, Seite 35
Berlin-Adlershof. Politisch gehört der Der kleine Roland und sein Stadtteil zu Köpenick (Ostsektor). Täg- großer Bruder Detlef lich hatte ich die Mauer vor Augen. Dann kam das Wendejahr 1989/1990. Im August 1989 besetzen die DDR- Bürger die westdeutschen Botschaften in Budapest und Prag. Am 11.09.1989 öffnete Ungarn seine Westgrenze. Am 04.09.1989 begannen die Montagsde- monstrationen in Leipzig. Am 18.10.1989 wurde Erich Honecker als Generalsekretär der SED abgelöst. Am 09.11.1989 führten die konfusen Ver- lautbarungen von Günter Schabowski, dem Sprecher der SED, zur Öffnung der Grenzübergänge. Die Maueröffnung wurden wir auch "Spatensoldaten" ge- überraschte alle in Ost und West! Noch nannt. Die Bausoldaten waren dem 7 Monate behielten wir als einziges Staat ein Dorn im Auge. Deshalb sind Zahlungsmittel unsere DDR Mark, mit die Bausoldaten in der Regel erst mit der wir aber in Westberlin nichts ein- dem 26 Lebensjahr einberufen worden. kaufen konnten. Mit dem Tag der Wäh- Es war also die letzte Möglichkeit ein- rungsunion, dem 1. Juli 1990, konnten berufen zu werden. Meine Frau war zu alle DDR Bürger ihr Bargeld und ihre diesem Zeitpunkt mit unserem ersten Spareinlagen von Ostmark in D-Mark Kind hochschwanger. Wir waren Solda- umtauschen. Bis zur Grenzöffnung, war ten zweiter Klasse, Isoliert und dennoch der Urlaub nur innerhalb der DDR und militärisch gedrillt. In fast alle Bautrup- den anderen Ostblockstaaten möglich. pen hat die Stasi (Staatssicherheit) In- Nun durfte jeder DDR-Bürger reisen, offizielle Mitarbeiter eingeschleust. Der wohin er wollte. Zu diesem Zeitpunkt Staat hielt uns für Drückeberger, war ich 30 Jahre alt. Staatsfeinde und Oppositionelle. Wir lebten mit besonderen Schikanen wäh- rend dieser 18 Monate, auf die ich hier Ich lernte viele Begriffe neu buchstabie- nicht länger eingehen möchte. Im April ren und merkte dabei, dass 30 Jahre 1987 wurde ich entlassen und begann DDR ihre Spuren bei mir hinterlassen meinen Dienst als Gemeindepastor in hatten. Seite 36
Was sollte ich mir unter einer Demo- kratie vorstellen? Wie funktioniert eine gute Demokra- tie? Das Wort Demokra- tie stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Volksherrschaft". D.h. in der Demo- kratie ist das Volk der staatliche Sou- verän (die oberste Staatsgewalt) und pastor in den alten Bundesländern. die politischen Entscheidungen werden Mein Eindruck ist, dass ich öfters ein durch den Mehrheitswillen der Bevöl- anderes Glaubensverständnis erlebe. kerung gefällt. Ich lernte, dass meine Der Glaube kostet uns kaum noch et- eigene Meinungsbildung gefragt und was, wir sind häufig die Bewahrten und erwünscht ist und auch ernst genom- weniger die Bewährten! Wie gehen wir men wird. Für mein Denken gab es nun durch den Glauben mit Schwierigkeiten keine politischen Vorgaben mehr, an um? Das politisch bewährte Demokra- die ich mich halten musste. tieverständnis haben wir fast ungeprüft Was sollte ich mir unter einer freien in unseren Gemeinden und Gemeinde- Marktwirtschaft vorstellen? Eine Markt- ordnungen übernommen. Die Mehrheit wirtschaft die jedem Einzelnen volle hat das Sagen. Selbstverantwortung und wirtschaftli- che Entscheidungs- und Handlungsfrei- Die große Freiheit zeigt mir deutlich, heit ermöglicht. Wie gehe ich mit der Gott lenkt die Geschichte! Fülle an Warenangeboten um? Brauche ich wirklich alles, was mir die Werbung Es ist zusammengekommen, was zu- suggeriert? Ich werde nie meinen ers- sammengehört! Dafür gehört Gott al- ten Einkauf im Aldi vergessen… lein die Ehre! Wie werde ich meinen Glauben an Je- sus Christus in diesem System leben Auch im Rückblick bleibt es ein großes können? Seit 1998 bin ich Gemeinde- Wunder Gottes. Seite 37
Von Ansgar Hörsting EXPERIMENTIERFREUDIG In seinen PERSPEKTIVEN greift Ans- gar Hörsting, Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, einen Aspekt aus dem Leben oder ein Thema aus der öffentlichen Diskussion auf. Die „Choluteca-Brücke“ in Honduras, Mittelamerika, wurde in den 30er- Jahren des letzten Jahrhunderts ge- baut. Wie alle Brücken hatte sie eine Bestimmung. Sie verband ein Ufer mit dem anderen, damit Menschen und Güter schnell von hier nach dort kom- men konnten. Nach einem verheeren- WIRBELSTURM CORONA den Wirbelsturm war nicht etwa die Brücke zerstört – sie stand wie eh und Die Corona-Pandemie ist wie ein Wir- je am gleichen Platz –, aber der Fluss belsturm, der vieles verändert hat: Kin- hatte seinen Lauf verändert. Die Brücke der wurden eingeschult und haben hatte, obwohl sie am gleichen Ort noch nie ihre Klasse persönlich kennen- stand, ihren Sinn verloren, sie konnte gelernt. Jugendliche haben sich ver- ihren Zweck nicht mehr erfüllen. liebt, aber niemanden getroffen. Ge- Dieses Bild und das Ereignis dienen meinden hatten ihre gottesdienstlichen seitdem vielen Menschen als wach- Gewohnheiten zum Zentrum des Ge- rüttelnde Anregungen: Es kann sein, meindelebens gemacht und waren die- dass wir Institutionen oder Gewohnhei- ser Grundlage entzogen. Alte Men- ten entwickelt haben, die früher einmal schen starben alleine, ohne eine trös- sinnvoll waren, heute aber „fremd in tende und haltende Hand. Wie ein Tro- der Landschaft“ stehen wie die pensturm Verwüstung und Verwirrung „Choluteca-Brücke“. Und zwar deswe- hinterlässt, so auch die Corona-Zeit. gen, weil sich die Welt verändert hat. Das lass ich mir nicht schönreden. Seite 38
Und nun? Manches wird an alter Stelle müssen beantwortet werden, wenn wir wiederaufgebaut, doch anderes muss Gemeinde „wiederaufbauen“, wenn neu konzipiert werden. Der Fluss in wir Gottesdienste feiern, wenn wir un- Honduras musste spontan mit Hilfsbrü- ser Gemeindeleben neu ansehen, cken oder einer Fähre überbrückt wer- wenn wir Gruppenstunden oder Haus- den, denn der Bau einer festen Brücke kreise anbieten. Wir brauchen eine uns dauert zu lange. Eine andere Stelle, die und andere motivierende Klarheit dar- geeigneter erscheint, muss nun dafür über, warum es uns und warum es das ausgewählt werden. gibt, was wir meinen tun zu müssen. Nur mit einer befriedigenden Antwort BERUFUNG NEU KLÄREN werden wir langfristig mit Begeisterung dabei sein. Danach ist es gut, sich über So fühlen wir uns in unserem Leben unsere Haltung klar zu werden: Mit und auch in den Gemeinden. Deswe- welchen Augen sehe ich Menschen, gen ist jetzt entscheidend, zu wissen, sehe ich Gott, sehe ich die Herausfor- WARUM wir etwas tun oder nicht tun. derung? Sind Menschen lästig oder Wir müssen wissen: Was ist die Bestim- habe ich Interesse an ihnen. Ist Gott mung, der Zweck, der Sinn, die Vision, klein oder groß? Heilig oder belanglos? das Herz, der Kern von dem, was wir Und ist die Herausforderung der Ort, gestalten wollen. Diese Kernfragen meine Berufung zu leben oder der Ort, Seite 39
den ich schnell verlassen will? in der neuen, sich abzeichnenden „Post Und schließlich kann ich fragen: Was ist -Corona-Zeit“ – oder einer, in der ganz praktisch jetzt zu tun? Und der Corona bzw. andere Viren mehr oder Trick ist: Wenn meine Berufung und weniger bleiben; wir wissen vieles ja Vision klar sind, kann ich auch einfach noch nicht –, da können wir mutig ver- mal munter drauf los probieren. suchen, neue Wege zu gehen, Gemein- Wie ich anhand der „Choluteca- de zu bauen. Das heißt: keine Angst vor Brücke“ veranschaulichte: Wenn ich Fehlern haben. Damit rechnen, dass es weiß, dass ich vom einen auf das ande- genug Leute gibt, die nachher immer re Ufer will und wenn das nach wie vor alles besser wissen, selbst aber nichts nötig ist, kann ich eine provisorische tun. Experimentieren wir und machen Ponton- oder Holzbrücke bauen. Oder wir Fehler: Dazu will ich Mut machen. ich setze eine Fähre ein. Bewährt sich Wenn wir wissen, wozu Gott uns beru- der Ort, kann auch später noch solider fen hat und wenn wir von einer Vision gebaut werden. Ich kann dabei auch erfüllt sind, sind neue Wege reines beobachten, ob der Flusslauf bleibt, Abenteuer. Gottes Geist hat immer wie er jetzt ist. Ich darf ausprobieren erneuert. Er bringt neue Sprachen, und pragmatische Lösungen suchen. Gemeinden, Wege und Menschen her- vor. Er ist auch jetzt dabei, Neues zu NEUE WEGE VERSUCHEN schaffen. So auch in der Gemeindearbeit. Jetzt, Ich bin sehr gespannt darauf.. Seite 40
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Von Michael Graser DIE „CHOLUTEA-BRÜCKE“ IM EIGENEN LEBEN. Es ist nicht(s) mehr wie vorher. Die Der „Fluss“ fliest, das Leben geht wei- „Corona-Zeit“ hat uns ganz schön ter – jetzt eben anders. Manches Ver- durchgewirbelt und auch geprägt. Es ist halten und manche Denkstrukturen schon fast befremdlich Menschen zu haben sich entsprechend verändert – sehen, wie sich die Hände schütteln anderes hingegen wünscht man sich oder zu einer Besprechung von Ange- wieder zurück und verhält sich auch so, sicht zu Angesicht eingeladen zu wer- als wäre nichts gewesen. den. Der Griff zur Mund-Nasen- Bedeckung ist ebenso routiniert wie Egal mit wem ich spreche, jeder erzählt das Abstandhalten zu anderen Men- mir das Gleiche. Es ist anders. Ehren- schen. Das eintragen in eine Liste oder amtliche Mitarbeiter arbeiten nicht das Scannen eines QR-Codes bedarf mehr mit. Teilnehmer nehmen nicht keiner Erklärung mehr. Verrückte Welt mehr teil. Was digital geht wird digital in der wir leben und mal sehen was gemacht. Homeoffice, auch wenn es noch so kommt. Seite 42
nur einige Tage sind, wird gefördert. Manch Verschwörungstheorien hast Du Und bei allem stehst Du mitten drin. gehört und vielleicht auch schon selbst Was hat der „Corona-Wirbelsturm“ in dran gedacht, dass „das Ende“ bald da Deinem Leben verändert? ist. Dein Platz im Gemeindehaus ist zwi- schenzeitlich mal Dein Sofa in Deiner Deine private „Cholutea-Brücke“ Wohnung geworden. Anstatt dem Du hast erfahren, dass ein Leben, dass „Folge mir nach!“ hieß es „Bleib Zuhau- eine Woche mit weniger Terminen auch se!“. Was davon ist jetzt noch gut? Wo gut möglich ist und die frei gewordene heißt es nun ich mache es wieder wie Zeit anders gefüllt. Jetzt stelle ich Dir vorher oder ich mache es ganz anders? die Frage, ob das alles so gut oder sogar Hat die Zeit nun so viel verändert, dass besser ist? Früher hast Du Dich hier ein- es gar kein Zurück zum Vorher gibt und gebracht und bist dort hingegangen. Es nun das „Jetzt“ neu gedacht werden war Dir wichtig dort präsent zu sein und kann / darf / muss? In 1. Thessalonicher an anderer Stelle mitzugestalten – und 5,21 werden wir aufgefordert: Prüft jetzt? Ich möchte Dich ermutigen mal alles und das Gute behaltet! Stell Dei- Deine Woche „Frühjahr 2020 zu Herbst nen Glauben, Deine christlichen Verhal- 2021“ zu vergleichen. Was hat sich ver- tensweisen und Deinen Lebensstil mal ändert, was gilt es beizubehalten und auf den Prüfstand – behalte das Gute was wieder neu aufzunehmen? Was hat und folge Jesus wieder oder weiter ganz sich neben Corona in Deinem Leben bewusst in dieser verrückten Zeit. verändert im Bezug, wie Du Deine Zeit gestaltest – Deine Motivation / Deine Nimm Dir auch mal einen Moment Zeit Schwerpunkte / … ? Neben der zeitli- um darüber nachzudenken „Was haben chen Frage hat Corona auch unseren die vergangenen Monate mit Deinem Beziehungen und Freundschaften zuge- Glauben gemacht?“. Die ganz klassi- setzt – wo ist was kaputt gegangen, wo schen Bereiche: Gottesdienstbesuch, halte ich an alten Freundschaften fest, Bibel lesen und Gebet, Mitarbeit in der die ich jetzt neu beleben möchte / Gemeinde, Spenden, Glauben im Alltag. muss, wer ist mir in den letzten Mona- Ich wünsche Dir viele gute Antworten, ten ans Herz gewachsen und das möch- damit Du in Deinem Leben und in Dei- te ich beibehalten? nem Glauben neue Brücken bauen, Ver- änderungen annehmen und akzeptieren Deine geistliche „Cholutea-Brücke“ kannst, Mut hast um Neues auszupro- Du bist mit vielen Fragen konfrontiert bieren und Gottes Segen für jeden ein- worden – eine war sicher „Warum?“. zelnen Schritt! Seite 43
Von Anna-Nicole Heinrich DEN VORSCHLAGHAMMER WEGLEGEN aus dem Bibelreport 1/2021 Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, standen, da wartete schon die erste wie auch euer Vater barmherzig ist! Herausforderung auf mich. Ich schlage Lukas 6,36 nicht allzu oft die Bibel auf und schaue mir den Kontext irgendeines herausge- »Du bist mal rissenen Bibelverses an. Ich erfreue wieder empa- mich in den meisten Fällen nur an den thisch wie ein schön gemachten Beiträgen in den sozi- Vorschlagham- alen Netzwerken und den paar kurzen mer!« – eine Impulsen, die mit ihnen verbunden Aussage, die sind. sich wie ein »Seid barmherzig, so wie euer Vater Stempel in barmherzig ist.« Nachdem ich nur die- mein Gedächt- sen einen Vers gelesen hatte, stellte ich nis gebrannt meine Selbstanalyse schnell an und hat. Ich höre kam ohne viel Zweifel zu folgendem diesen Satz Schluss: »Okay, so barmherzig wie Gott oft, von unterschiedlichen Personen in kann ich sicher nie werden, aber mein unterschiedlichen Situationen. Manch- Streben danach ist schon beachtlich, ich mal beschäftigen mich die Momente, in mach da ´nen guten Job drin.« Doch denen mir dieser Satz entgegenge- nachdem ich den Kontext des Verses bracht worden ist, noch im Nachhinein, gelesen hatte, wurde mir klar: Jesu manchmal tue ich sie einfach ab mit Barmherzigkeit ist ganz anders, als ich einem »Aber es ist doch die Wahrheit!« es ad hoc verstanden hatte. Ich dachte Als ich die Jahreslosung vor ein paar zum Beispiel an folgende Dinge, die Wochen zum ersten Mal schön gestal- mich barmherzig sein lassen: Die klei- tet in irgendeinem Beitrag auf Insta- nen Spenden an Herzensprojekte. Das gram sah, dachte ich noch nicht, dass Gästezimmer, das ich gerne anbiete, mir der Satz mit dem Vorschlaghammer wenn Freundinnen oder Freunde gera- direkt in den Kopf kommen würde, de mal keine Bleibe haben. Und die wenn ich die Bibel aufschlagen und mir Rechnung beim Essen, die ich für mei- den Kontext anschauen würde. Zuge- nen Kumpel übernehme, weil ich weiß, Seite 44
dass er es gerade nicht so dicke hat. Doch diese Dinge lassen mich irgendwie nur barmherzig wirken. Es sind gute Dinge, die mir als Beispiele in den Kopf ge- kommen sind, doch es sind auch supereinfache Dinge. Barmherzigkeit hingegen, wie sie in Lukas 6 entfaltet wird, ist, wie ich finde, keine einfache Sache. In Vers 32 und weiter steht in der Basis- Bibel: »Wenn ihr nur die liebt, die euch auch lieben […] Wenn ihr nur denen Gu- tes tut, die euch Gutes tun: Welchen besonderen Dank erwartet ihr von Gott?« Ver- meintlich barmherzig sein, in Situationen, wo es mir mein Gegenüber dankt, kann ich gut. Die Rechnung, das Gäs- tezimmer, die Spenden, all diese Dinge lassen mich gut dastehen und geben mir so- mit etwas Gutes zurück. ten zum Beispiel, wenn ich während Doch in den Situationen, in denen mir einer Diskussion merke, dass mir die vertraute Menschen den Satz »Du bist Person rhetorisch unterlegen zu sein mal wieder empathisch wie ein Vor- scheint, nutze ich meine Überlegenheit schlaghammer!« berechtigterweise an oft aus, auch wenn die Argumente auf den Kopf werfen, stehe ich nicht gut da. der anderen Seite hörenswert sind, so- Und das sind wohl die Situationen, in gar besser wären, und meine Überle- denen ich wirklich barmherzig sein genheit vielleicht auch nur die Höflich- könnte und es so selten bin. In Momen- keit des Gegenübers ist. In Momenten Seite 45
zum Beispiel, wenn Freunde sich bei Situationen wohl eine noch größere mir über ihre Vorgesetzten, ihre Part- Herausforderung sein, als die Bibel auf- nerinnen und Partner oder über ihre zuschlagen. Doch wenn ich eins noch Eltern aufregen und ich nur halbherzig lieber mag als recht haben, dann ist es zuhöre, weil ich ja eh nichts an der Situ- eine gute Herausforderung! Und wenn ation ändern kann und dann auch noch mich mein Mitbewohner gleich fragt, blöde Rückfragen stelle wie »Aber hat ob er meine letzte halbe Zitrone haben er beziehungsweise sie nicht auch ein kann, dann werde ich einfach nur »Ja, bisschen recht?« gerne!« sagen und ihn nicht im glei- In all diesen Momenten ging es für chen Atemzug fragen, warum er sich mich bis jetzt eigentlich immer um eigentlich selbst nie eine Zitrone kauft, nichts, außer darum, recht zu haben wenn er meine so gerne mag. Und ich oder halt noch etwas gesagt zu haben. werde ihn auch nicht fragen, warum Aber begleitet von der Jahreslosung bei ihm eigentlich nie etwas übrig- geht es mir in Zukunft in diesen Situati- bleibt, was ich mir mal nehmen könnte. onen um etwas anderes. Um das kurze Sondern innehalten, lächeln, an die Innehalten, das Wahrnehmen der Situ- Barmherzigkeit denken und mir gewiss ation und dann hoffentlich öfter um das sein, dass die Situation für uns beide bedingungslose Annehmen des Men- mit dem einfachen »Ja, gerne!« berei- schen, der mir gegenübersteht – auf chernder bleibt. Augenhöhe und barmherzig! Barmherzig sein heißt, weniger Vor- schlaghammer sein! Es wird in vielen Anna-Nicole Heinrich geboren 1996 in Schwandorf, absolviert seit 2019 ein Master- studium in »Digital Humanities« und »Menschenbild und Werte« in Regensburg. Zuvor hat sie dort ihren Bachelor in Philoso- phie abgeschlossen. In ihrer Freizeit spielt sie Trompete und engagiert sich als Rettungsschwimmerin. Sie ist seit 2021 Präses der Synode der Evan- gelischen Kirche in Deutschland. Seite 46
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Von Helen Krebs VIEL POSITIVES, WENIG NEIN Fünf Regeln für Papa und Mama, die das Familienleben entstressen. der, dass diese Dinge umkämpft sind. Deswegen wollen wir unsere Ehe be- Mit dem zweiten Kind und einer frühen sonders schützen. Dass wir uns ehren dritten Schwangerschaft wurde es hek- und lieben, gebietet uns Gott trotz ei- tisch in unserer Familie. Hatten wir den ner kurzen Nacht. Zudem sind wir ei- Alltag mit unserer ersten Tochter gut nander die einzigen Teampartner im und nach unseren Vorstellungen meis- Abenteuer Familienleben und brauchen tern können, kam die Veränderung uns als Unterstützer. Was nett sein be- plötzlich mit voller Wucht: Mein Mann deutet, halten wir bewusst offen, denn und ich stritten uns oft wegen Lappa- es kann im Alltag ganz Unterschiedli- lien, wir waren ständig müde, und ich ches meinen: ein Lächeln zwischen- kam mir vor, als käme ich aus den Ar- durch, eine Ermutigung beim Verab- beiten im Haushalt nicht mehr raus. schieden oder dass wir Kritik nur dann Uns wurde klar, dass sich etwas ändern üben, wenn es wirklich wichtig ist – die musste, denn wir verspürten oft keine Reihenfolge von Waschmaschinengän- Freude mehr bei unseren Aufgaben. gen gehört beispielsweise nicht dazu. Unbewusst versuchten wir zuerst, das Verhalten unserer Kinder zu ändern, Haushalt hat keine Priorität womit wir allerdings krachend scheiter- ten. Also fingen mein Mann und ich an, Wir wohnen bald zu fünft auf 80 Quad- bei uns selbst anzusetzen. Dafür stell- ratmetern. Stiefeln die Kinder sandig ten wir fünf Regeln für unseren Alltag durch die Wohnungstür, knistert es auf. Sie sollten uns das Miteinander schnell in jedem unserer drei Zimmer. erleichtern mit dem Ziel, den Stress Schmutz auf so engem Raum muss man herauszunehmen. psychisch und optisch aushalten kön- nen. Wir haben es uns antrainiert, denn Mein Mann und ich sind nett zueinander zu oft haben wir die Erfahrung ge- macht, dass wir mit der Putzaktion Das ist nicht zufällig die erste Regel. doch nicht fertig wurden, sondern Gott wünscht und schenkt uns in unse- stattdessen zwei weinende Kinder rer Ehe Einigkeit, Liebe und Gemein- hatten und selbst noch genervter wa- schaft. Wir merken jedoch immer wie- ren als vorher. Lieber erinnern wir uns Seite 48
an Jesu liebevolle Worte an Martha aus Wir ärgern uns nicht, wenn sich unsere Lukas 10: Jesus ermutigt sie, den Haus- Kinder schmutzig machen halt Haushalt sein zu lassen und sich stattdessen dem Wichtigen zuzuwen- Kann man nicht eigentlich alles wa- den. schen? Was an Kleidungsstücken nicht in die Waschmaschine darf oder beson- Seite 49
deren Einweich-Aufwand mit sich In einer immer wieder schwierig zu fin- bringt, ziehen wir nur in Ausnahmefäl- denden Balance versuchen wir, unsere len an. Geht die Tomatensoße beim Kinder möglichst wenig Nein hören zu Essen daneben, geben wir die Schuld lassen. Wir möchten ihnen stattdessen nicht unseren Kindern, denn sie machen ganz viel Positives zusprechen. Vieles, es – in den meisten Fällen – nicht mit was unsere Kinder tun und das nicht Absicht. Die Situation gemeinsam am gesellschaftskonform ist, ist ein Auspro- Esstisch zu essen, stellt Kinder sowieso bieren, das wir ihnen gönnen möchten. vor eine Menge Regeln, die sich ihnen Denn Kinder sind keine kleinen Erwach- nicht automatisch erschließen: Es wird senen, die auf Linie gebracht werden jetzt gegessen, innerhalb eines be- müssen. Sie denken, fühlen und priori- stimmten Zeitraums und zwar das, was sieren noch ganz anders. Situationen, in vorbereitet wurde und dann auch noch denen unsere Kinder mit Verhaltensre- so, dass nichts daneben geht. Diese kul- geln überfordert sind, versuchen wir zu turellen Spitzfindigkeiten müssen erst meiden. Dabei müssen wir uns einge- einmal erlernt werden. Im Umkehr- stehen, dass manches gerade nicht schluss haben wir uns mit dieser Regel geht. Daher brechen wir zum Beispiel für einen immer vollen Wäschekorb von dem netten Besuch bei den Großel- entschieden. Aber gleichzeitig haben tern früher auf, bevor die Kinder vor wir viel entspanntere gemeinsame Müdigkeit und ungewohnten Einflüssen Mahlzeiten, da wir uns und unsere Kin- nicht mehr können und Wutanfälle be- der nicht mit permanenten Ermahnun- kommen. gen stressen. Keine Heldentaten für das eigene Image Wir überfordern unsere Kinder nicht mit Regeln Morgen ist Kaffeetrinken mit dem Haus- kreis. Dafür hatten wir angekündigt, Unser Sohn ist ein toller Werfer: Bälle, einen Hefezopf zu backen. Nun ist es Nudeln, Töpfe. Das ist nicht immer an- aber schon 21 Uhr und mein Mann und gebracht. Wir haben uns aber eingeste- ich sind zu müde für die Küche. Wir ent- hen müssen, dass er es sich nicht ver- scheiden uns gegen das Backen, für die bieten lässt. Also lassen wir ihn werfen, Brezeln vom Bäcker und Ehe-Quality- freuen uns mit ihm, wenn es scheppert Time auf dem Sofa. Puh, wieder mal oder wie weit er mittlerweile kommt. haben wir etwas nicht geschafft, was Trotzdem gibt es Grenzen, die wir ihm wir uns vorgenommen hatten. Das fühlt liebevoll erklärend vermitteln möchten. sich nicht gut an. Sich einzugestehen, Seite 50
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