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GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 1 GemeindeZeitung BAYERISCHE KOMMUNALPOLITIK I WIRTSCHAFT I RECHT I TECHNIK I PRAXIS Sonderdruck Geretsried, 1. August 2013 64. Jahrgang Nr. 15 Unmittelbar unterhalb der Würzburger Festung Marienberg liegt an der Alten Mainbrücke mit ihren berühmten Balthasar Neumann Statuen das erste, 1924 in Betrieb genommene Kraftwerk der Rhein-Main-Donau AG „Untere Mainmühle“. © Congress-Tourismus-Wirtschaft Würzburg, Fotograf: A. Bestle ERSTES BAYERISCHES WASSERKRAFTFORUM IN WÜRZBURG: WASSER. KRAFT. BAYERN. M ehr als 100 politische und kommunale Entscheidungsträger, Behördenvertreter serung der Lebensgrundlagen (Hochwasser- sowie Multiplikatoren und Wirtschaftsvertreter aus den Regionen entlang schutz, Landgewinnung zur Ernährung der der bayerischen Flüsse nahmen am ersten Bayerischen Wasserkraftforum auf wachsenden Bevölkerung, Industrialisierung, der Festung Marienberg in Würzburg teil. Die unter dem Motto „Wasser. Kraft. Eindämmung von Infektionskrankheiten) Bayern.“ stehende Veranstaltung stand in der guten Tradition der erstklassigen wurden dabei ebenso berücksichtigt wie die Energiefachveranstaltungen der Bayerischen GemeindeZeitung. Konsequenzen für die Natur durch den teil- weise massiven Gewässerausbau früherer Jahrhunderte. Hochkarätige Referenten erläuterten die Potenziale der Wasserkraft, deren Einsatz für KOMMUNIKATION IST GEFORDERT das Gelingen der angestrebten Energiewende unverzichtbar ist. Angesprochen wurden un- Wie GZ-Verlegerin Anne-Marie von ter anderem Ausbaumöglichkeiten und öko- Hassel in ihrer Begrüßung hervorhob, gelte logische Werthaltigkeit dieser grundlastfähi- es jetzt, die Daseinsvorsorge entlang der bay- gen, CO2-freien und im Höchstmaß nachhal- erischen Lebensadern zu gewährleisten. Dazu tigen Energiequelle. bedürfe es der Entscheidungsstärke in der serschutz eine wichtige Rolle. Wesentliche Politik ebenso wie der Finanzstärke, fach- Daneben spielten die Themen Natur-, Kli- historische Aspekte der Nutzung der Flüsse licher Kompetenz, wasserbaulichen Wissens ma-, Umwelt-, Trinkwasser- und Hochwas- zum Transport von Gütern sowie zur Verbes- und hoher Investitionsbereitschaft.
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 2 Seite 2 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 BEREITSCHAFT ZUR KOOPERATION Ob politische Entscheidungsprozesse sinn- voll ablaufen, hänge häufig von gelungener Kommunikation ab, so von Hassel. Oder um es mit den Worten des Theologen und Wirt- schaftsethikers August Heinrich Henckel von Donnersmarck zu sagen: „Die Verwirklichung des Menschen geschieht im Dialog: in der doppelten Fähigkeit, zu reden und zuzuhören, zu antworten, aber auch darin, sich vom Wort treffen zu lassen. Anders gesagt: Dialog, das meint die Bereitschaft zur Kooperation.“ Da- her sei es wichtig, sich mit allen Meinungen und gesellschaftlichen Gruppen auseinander- zusetzen, betonte die Verlegerin. Hierfür biete das Bayerische Wasserkraftforum eine geeig- nete Plattform. Mehr als 100 Tagungsgäste folgten gespannt den Vorträgen. PROF. DR.-ING. JOSEF NEIß / BAYERISCHES WIRTSCHAFTSMINISTERIUM: WELCHEN BEITRAG KANN DIE WASSERKRAFT ZUR ENERGIEWENDE LEISTEN? D ie Wasserkraft hat gegenüber Wind oder Sonne den besonderen Vorteil, dass sie rund um die Uhr verfügbar ist. Für die Versorgungssicherheit und Netzstabilität ist sie deshalb von besonderem Wert, so Prof. Dr.-Ing. Josef zial von rund 1.300 GWh/a (entspricht rund 260 MW Ausbauleistung) denkbar. Neiß, Leiter Abteilung VI Energie, Bergbau, Rohstoffe, Umweltfragen. In Umsetzung der „Eckpunktevereinba- rung Wasserkraft“ aus dem Jahr 2006 haben die E.ON Wasserkraft GmbH – jetzt E.ON „Die Wasserkraft hat gegenüber Wind oder serkraftstroms in Bayern, sind aber vielfach Kraftwerke GmbH – und die Bayerische Sonne den besonderen Vorteil, dass sie rund ein wichtiges Standbein für die Existenz- Elektrizitätswerke GmbH (BEW) im Jahr um die Uhr verfügbar ist. Für die Versorgungs- sicherung mittelständischer Familienbetriebe. 2009 eine Studie zum Ausbaupotenzial in sicherheit und Netzstabilität ist sie deshalb Bayern vorgelegt. Die Rhein-Main-Donau von besonderem Wert“, so Prof. Dr.-Ing. AG (RMD) als Eigentümerin einer Reihe Josef Neiß, Leiter Abteilung VI Energie, von E.ON und BEW betriebenen Anlagen Bergbau, Rohstoffe, Umweltfragen. trägt die Inhalte der Potenzialstudie mit. Die Untersuchung zeigt auf, dass es ein als reali- 2011 gab es im Freistaat 4.236 Wasser- sierbar und genehmigungsfähig bewertetes kraftanlagen mit einer mittleren Leistung je Ausbaupotenzial der Wasserkraft in Bayern Anlage von 694 kW. Die gesamte jährliche von 1.036 GWh/a gibt. Damit können rund Brutto-Stromproduktion aus Wasserkraft 80 % des 1995 ermittelten Potenzials geho- belief sich auf rund 10.700 GWh (2010: rund ben werden. 12.500 GWh), was einem Anteil von knapp 12 % (2010: 13,6 %) des gesamten bayeri- POTENZIALERMITTLUNG schen Strombedarfs entspricht. Der Anteil der Wasserkraft an der Stromerzeugung in Prof. Dr.-Ing. Josef Neiß. Neben einer Potenzialermittlung durch die Deutschland beträgt ca. 3 %. Aus Bayern künftige Gebietskulisse Wasserkraft des Um- kommen 60 % des in Deutschland produzier- Den Hauptanteil der Stromerzeugung aus weltministeriums über noch vorhandene ten Wasserkraftstroms. Wasserkraft bringen die ca. 220 Anlagen mit Wasserkraftpotenziale an vorhandenen Quer- einer Ausbauleistung von mehr als 1.000 kW. bauwerken wird gemäß § 35 Abs. 3 WHG Etwa 95 % der heutigen Anlagen zählen Ihre Jahresarbeit beträgt je nach Wasserdar- geprüft, ob an Staustufen und sonstigen Quer- laut Neiß zu den Kleinwasserkraftanlagen bietung über 12.000 GWh. Im „Bericht über verbauungen … eine Wasserkraftnutzung mit einer Ausbauleistung von weniger als den weiteren Ausbau der Wasserkraftnutzung nach den Standortgegebenheiten möglich ist. 1.000 kW. Sie erzeugen mit durchschnittlich in Bayern“ des Umweltministeriums aus dem Das Ergebnis der Prüfung wird der Öffent- 1.000 GWh pro Jahr „nur“ ca. 8 % des Was- Jahr 1995 ist ein noch erschließbares Poten- lichkeit in geeigneter Weise zugänglich ge-
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 3 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Seite 3 macht. Über diese Untersuchungen hinaus pro Kopf in Bayern sind auf deutlich unter Auch müssten eine Gebietskulisse Wasser- sind Neiß zufolge durch Neubau, Ausbau, 6 Tonnen pro Jahr zu reduzieren. kraft über noch vorhandene Wasserkraftpo- Modernisierung und Sanierung bei den übri- tenziale an bestehenden Querbauwerken ver- gen Unternehmen der Wasserkraftwirtschaft Mit durchschnittlich 12.500 GWh pro Jahr öffentlicht und neue Wasserkrafttechnologien, zusätzliche Potenziale zu heben. trägt die Wasserkraft in den vergangenen Jah- wie z. B. das Schachtwasserkraftwerk, unter- ren im Mittel ca. 15 % zur Deckung des baye- stützt werden. Für die erstmalige Umsetzung rischen Strombedarfs bei. Dieser Anteil soll neuer Wasserkrafttechnologien könne das BAYERISCHES ENERGIEKONZEPT sich bis zum Jahr 2021 auf 17 % erhöhen. Wirtschaftsministerium Fördermittel zur Ver- Das neue, im Mai 2011 verabschiedete „Das ist in Bezug auf die vorgenannten Zah- fügung stellen, betonte Neiß. bayerische Energiekonzept „Energie innova- len ein ehrgeiziges Ziel“, meinte Neiß. tiv“ definiert die energiepolitischen Ziele bis Bei der Erschließung des Wasserkraftpo- zum Jahr 2021. Konkret geht es um den Um- tenzials in Bayern kommen folgende SCHAFFUNG EINES bau zu einer weitgehend auf erneuerbaren Maßnahmen in Frage: SICHEREN INVESTITIONSUMFELDS Energien basierenden Energieversorgung in 1. Modernisierung und Nachrüstung vorhan- den nächsten zehn Jahren. Schwerpunkte Notwendig für den Ausbau der Wasser- dener Anlagen. sind der Ausbau erneuerbarer Energien, der kraft ist nach Neiß’ Aussage zunächst die 2. Umweltverträglicher Neubau von Wasser- Erdgasinfrastruktur, der Energienetze und Schaffung eines sicheren Investitionsumfelds kraftanlagen an bestehenden, noch nicht -speicher, zudem die Steigerung der Energie- für die Wasserkraftbetreiber. Dazu gehöre energetisch genutzten Querbauwerken effizienz, eine verstärkte Energieforschung eine klare politische Zielfestlegung zugunsten (§ 35 Abs. 3 WHG). Die vom Umwelt- sowie die Gründung der Energieagentur einer verstärkten Wasserkraftnutzung ein- ministerium aufzustellende Gebietskulisse „Energie Innovativ“. schließlich des umwelt- und naturverträgli- Wasserkraft sollte hier zusätzliche Impulse chen Neubaus von Wasserkraftwerken. Hinzu liefern. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen komme eine grundsätzliche Gleichrangigkeit 3. Neubauten an bisher frei fließenden 50 % (derzeit rund 25 %) des bayerischen der Energieversorgung und des Naturschutzes Gewässerabschnitten in ökologisch nicht Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien in den Genehmigungsverfahren sowie die bedeutsamen Gebieten. gedeckt werden. Auch soll in diesem Zeitraum Veröffentlichung eines Wasserkrafterlasses 4. Umweltverträgliche Integration von Was- der Anteil der erneuerbaren Energien am End- mit dem Ziel, eine einheitliche, schnellere serkraftanlagen im Rahmen von erforder- energieverbrauch in Bayern einen Deckungs- und ausgewogene Handhabung von Geneh- lichen Flusssanierungsmaßnahmen. anteil von 20 % erreichen. CO2-Emissionen migungsverfahren zu erreichen. 5. Verstärkter Einsatz innovativer Wasser- aus Liebe zum Allgäu Energie, die man natürli ch e r z e ug t, sollte man natürlich auch so speichern. Eine zukunftssichere Energieversorgung im Allgäu für Sie und für Ihre Kinder braucht Erneuerbare Energien. Wir brauchen Strom, der klimaneutral im Allgäu für uns im Allgäu erzeugt und gespeichert wird. Dabei werden wir größtmögliche Rücksicht auf Natur und Umwelt nehmen. Wir wissen, dass der Weg herausfordernd ist. Unterstützen Sie uns dabei, damit wir vorankommen, hin zu einem Allgäu, das durch regional erzeugte und speicherbare Energie unabhängiger wird von Stromzulieferungen. w w w. allgaeustrom.d e
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 4 Seite 4 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 krafttechnologie an Standorten, die für nisch verfügbar und würden weltweit einge- aktuelles Projekt führte Neiß zunächst das konventionelle Anlagen nicht geeignet sind. setzt. Pumpspeicherkraftwerke ergänzten Pumpspeicherwerk Riedl bei Passau (300 daher nicht nur das Angebot des konventio- MW) an. Bei positivem Ausgang des Plan- Pumpspeicherkraftwerke (PSW) stellen nellen Kraftwerksparks, sondern trügen zur feststellungsverfahrens werde mit einem nach Neiß’ Darstellung „die einzige heute Integration der erneuerbaren Energien bei. Baubeginn im Jahr 2014 gerechnet. In Vor- schon wirtschaftliche großtechnische Mög- planung befänden sich die Pumpspeicher- lichkeit zur Speicherung von Strom in gro- Der durchschnittliche tägliche Strombedarf werke Poschberg im Berchtesgadener Land ßem Maßstab mit geringem Energieverlust“ liege in Bayern bei 230 GWh, die Kapazität (400 MW), Einöden in Flintsbach (150 MW) dar. Sie seien schon seit Jahrzehnten tech- aller bayerischen PSW bei 4,5 GWh. Als sowie Jochberg (600-700 MW). PROF. DR. DOMINIK GODDE / E.ON KRAFTWERKE GMBH: DIE ENERGIEWENDE UND IHRE HERAUSFORDERUNGEN: WIE KANN DIE WASSERKRAFT HELFEN? D ie Politik schreibt das Drehbuch, aber deren Umsetzung bietet auch einige Herausforderungen, wie Prof. Dr. Dominik Godde (Director Hydro Fleet Germany) darlegte. Das EEG, verbunden mit einer Anschluss- und Abnahme- seit Jahrzehnten bewährte Stromspeichertech- nologie dar. Bundesweit werden 25 große Pumpspeicherkraftwerke mit einer Gesamt- verpflichtung, einer Festlegung von Vergütungssätzen für lange Zeiträume kapazität von 6.389 MW zur Bereitstellung sowie einer Kostenumlage auf die Gesamtheit der Verbraucher zeige Wirkung. von Regelleistung betrieben. Bei Belastungsspitzen, wenn z. B. bei Wind- und Photovoltaik-Kraftwerke wie- Wetterverhältnisse Glück gehabt. Die Winter- Windflaute die Einspeisung durch Windkraft- sen mittlerweile mehr als 60 GW Leistung halbjahre blieben freilich kritisch. Künftig sei anlagen einbricht, könnten PSW per Knopf- auf. Diese neue Form der Stromerzeugung zunehmend Flexibilität gefragt. Neue druck in Sekundenschnelle einspringen. Sie passe weder zum Stromnetz noch zur Strom- gingen dabei meistens nur relativ kurze Zeit nachfrage und ebenso wenig zum liberalisier- ans Netz. Damit ersparten sie das aufwändi- ten Marktmodell, so Godde. Die Herausfor- gere Anfahren von anderen Kraftwerktypen derungen CO2-Reduktion und Kompensation für kurze Einsatzzeiten. „Pumpspeicherkraft- des Kernenergieausstiegs, der Ausbau Er- werke sind damit ein idealer Partner der an- neuerbarer Energien (mehrfache Herausfor- deren Erneuerbaren Energien“, stellte Godde derung: Finanzierung, Transport, Speiche- fest und ergänzte: „Für die Versorgungs- rung, Netzstabilität) und ein sinkender Ener- sicherheit sind PSW notwendig, Potenziale giebedarf mit den entsprechenden Folgen sind vorhanden, allerdings fehlt noch ein böten zunehmend Gesprächsstoff. Die Akzep- Marktmodell.“ tanz hingegen nehme ab. In diesem Zusammenhang verwies Godde darauf, dass das 250-Millionen-Projekt „Wald- KONVENTIONELLE KRAFTWERKE eck 2 plus“ am Edersee in Nordhessen vor- BLEIBEN UNABDINGBAR läufig auf Eis gelegt sei. Es gebe keinen Für das Jahr 2021 erstellte Godde folgen- Markt, der dieses Modell honorieren würde, des Szenario: „Sonne und Wind werden eine meinte der Direktor. bedeutende Rolle spielen, konventionelle Kraftwerke bleiben unabdingbar.“ Ende 2012 Prof. Dr. Dominik Godde. Die Pumpspeichergruppe Waldeck besteht betrug die installierte Nennleistung in der aus zwei Pumpspeicherkraftwerken, den bei- deutschlandweiten Windproduktion 31.332 Marktprodukte wie beispielsweise min. „Start- den „Hochspeicherbecken“ und einer Frei- MW, während sie in der Solarproduktion up Time“ oder „Load Gradient“ werden luftschaltanlage. Waldeck I und II stellen 32.389 MW erreichte. wichtig sein.“ zehn Prozent der deutschen Pumpspeicher- Pumpspeicherkraftwerke seien eine Lösungs- kapazität zur Verfügung. Waldeck I erzeugt „Der Verlust an Netzstabilität wird zum option für die spezifischen Problemfelder mit drei Turbinen 140 Megawatt Strom, die Problem“, sagte Godde. Bislang hätten die regenerative Erzeugung und konventionelle bei kurzfristigem Bedarf aus dem Stillstand Übertragungsnetzbetreiber umfassend einge- Erzeugung, bemerkte Godde. Sie stellten der- zur Verfügung stehen. Waldeck II liefert 480 griffen und man habe aufgrund günstiger zeit die einzige großtechnisch verfügbare und Megawatt Strom.
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 5 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Seite 5 DR. ALBRECHT SCHLEICH / RHEIN-MAIN-DONAU AG: VERBINDUNG VON WASSERKRAFTNUTZUNG UND NATURSCHUTZ D er Main ist eng verknüpft mit der Geschichte der Rhein-Main-Donau AG (RMD) Mainkraftwerk der Rhein-Main-Donau AG, informierte Vorstand Dr. Albrecht Schleich. Seit 1995 mehrheitlich eine E.ON- die Untere Mainmühle, in Betrieb genom- Tochter, ist die 1921 gegründete RMD Eigentümerin von 59 Wasserkraftwerken an men. Ein Jahr später bereits folgten die Inbe- Altmühl, Donau, Main, Lech und Regnitz. Diese verfügen über eine Ausbauleistung triebnahme des Wasserkraftwerks Viereth bei von 623 Megawatt (MW), davon ein Pumpspeicherkraftwerk mit 164 MW. Bamberg und zwischen 1930 und 1940 der Kraftwerksausbau am Unteren Main zwi- schen Würzburg und Aschaffenburg mit 13 Zusammen erzeugen sie jährlich rund drei am Main aus den Flüssen geholt werden. neuen Kraftwerken. Nach dem 2. Weltkrieg Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Bereits 1924 wurde das erste und älteste wurde zwischen 1950 und 1963 der Ausbau Strom, ohne dabei klimaschädliches CO2 frei- zusetzen. Am Main nennt die RMD 29 Lauf- wasserkraftwerke mit einer Jahreserzeugung von rund 600 Mio. kWh und einer Ausbau- leistung von 101 Megawatt ihr Eigen (Betrei- ber ist E.ON). Dies entspricht dem Jahres- strombedarf von 463.000 Einwohnern und damit der dreieinhalbfachen Einwohnerzahl Dr. Albrecht Schleich. Würzburgs. Die jährliche CO2-Vermeidung beträgt fast 420.000 Tonnen, was einem jähr- NATUR. BEWUSST. LEW. lichen CO2-Ausstoß von über 190.000 Mittelklasse-PKWs bei einer Fahrleistung von „Als Betreiber von 35 Wasserkraftwerken der LEW-Gruppe ist es 15.000 km pro Jahr gleichkommt. „Ein So- Aufgabe der Bayerischen Elektrizitätswerke, den Lebensraum Natur larpark müsste 2.500 Fußballfelder groß sein, zu schützen. Beispielsweise durch die Entwicklung und Erforschung um rechnerisch die gleiche Strommenge zu erzeugen – allerdings nur tagsüber bei Son- neuer Fischaufstiegshilfen.“ nenlicht“, bemerkte Schleich. Dr. Gerhard Haimerl, Experte für Wasserbau-Technik bei den Bayerischen Elektrizitätswerken REINIGUNG DER FLÜSSE Auch wies er darauf hin, dass die Wasserkraft zur Reinigung der bayerischen Flüsse beiträgt, in dem jährlich je nach Wasserführung und Hochwässern bis zu 38.300 m³ Rechengut www.lew.de und Wohlstandsmüll durch RMD-Kraftwerke
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 6 Seite 6 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 des Oberen Mains zwischen Bamberg und Garstadt und Erlabrunn erfasst und an die ein automatisches Durchflussmesssystem und Würzburg mit weiteren 13 Kraftwerken in Warte im RMD-Pumpspeicherkraftwerk ein automatisches Ultraschall-Fischzähl- und Angriff genommen. 1971 schließlich erfolgte Langenprozelten im Main-Spessart-Kreis sig- Vermessungssystem zur Funktionskontrolle die Inbetriebnahme des jüngsten RMD-Main- nalisiert, von der aus alle Mainkraftwerke des Aalabstiegs. kraftwerks Kleinostheim bei Aschaffenburg. von RMD und E.ON fernüberwacht und - gesteuert werden. Hier werden sämtliche ein- SOFORTMAßNAHMEN gehenden Alarmmeldungen von Migromaten ÖKOLOGISCHE HERAUSFORDERUNG ebenso dokumentiert und gespeichert wie die Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Wie Schleich berichtete, stellt der Main als Start- und Endzeiten des aalschonenden Be- Fischdurchgängigkeit wurden Schleich zu- Aalfluss seit jeher eine ökologische Heraus- triebs und die Abflussaufteilung des Main- folge 2011 bei den Kraftwerken Eichel, forderung dar. Konkret geht es um den wir- wassers zwischen den Turbinen und Wehr- Lengfurt und Dettelbach durchgeführt. Dort kungsvollen Schutz geschlechtsreifer Süß- anlagen. Aale wandern nachts, daher wird der wurden Lockstrompumpen bei bestehenden wasser-Aale bei ihren Wanderungen in Rich- aalschonende Betrieb der Anlagen bei einge- Fischtreppen zur besseren Auffindbarkeit ein- tung ihrer Laichgründe in der Sargassosee. hendem „Wanderalarm“ grundsätzlich von gebaut. Außerdem werden dort heuer und im Bereits seit Jahren engagiere sich die RMD 18:00 Uhr bis 6:00 Uhr gefahren; bei länger nächsten Jahr bestehende Fischtreppen in intensiv für den Aalschutz durch finanzielle anstehenden Alarmen wird diese Betriebs- Borstenfischpässe zur besseren Passierbarkeit Unterstützung des sogenannten fishing & weise auch auf den Tag ausgedehnt. umgebaut. moving-Programms des Fischereiverbands Unterfranken, auch bekannt als catch & carry. Ebenfalls 2011 wurde bei 12 RMD-Kraft- Als ökologische Erweiterungsmaßnahme Dabei werden Aale zur Wanderzeit abge- werken und dadurch auf der gesamten Main- am RMD-Kraftwerk Rothenfels nannte der fischt und in entsprechenden Containern zum strecke zwischen Ottendorf im Landkreis Vorstand den Neubau einer modernen Fisch- Rhein transportiert, von wo aus sie ihre 5.000 Schweinfurt im Osten und Steinbach im aufstiegsanlage mit einer zusätzlichen Turbi- km lange Reise in die Sargassosee antreten Landkreis Main-Spessart im Westen auf eine ne. Beim Kraftwerk Knetzgau schließlich können. aalschonende Betriebsweise umgestellt. „So seien durch die Vernetzung von Seitengewäs- stellt die RMD auf rund 150 Flusskilometern sern mit dem Main Laichhabitate und Lebens- Mit dem Einsatz von zwei Migromaten, Fischdurchgängigkeit her“, betonte Schleich. raum für aquatische Lebewesen geschaffen Zick-Zack-Rohren und dank der Einführung Ziel sei für RMD die Aaldurchgängigkeit am worden. eines sogenannten aalschonenden Betriebs gesamten bayerischen Main. der Kraftwerke erreicht das Bemühen um OHNE WASSERKRAFTNUTZUNG einen wirkungsvollen Schutz der Aale bei ZICK-ZACK-ROHR GIBT ES KEINE ENERGIEWENDE ihren Wanderungen eine neue Stufe, hob der ZUM FISCHABSTIEG RMD-Vorstand hervor. Im Oktober 2011 wur- Schleichs Fazit: „Ohne Wasserkraftnut- den die ersten zwei Migromate zur Signali- An den Mainkraftwerken Rothenfels, Land- zung gibt es keine Energiewende.“ Die Was- sierung bevorstehender Aalwanderungen in kreis Main-Spessart, und Limbach, Landkreis serkraft sei umweltfreundlich, sicher und den Kraftwerken Erlabrunn, Landkreis Würz- Haßberge, installiert die RMD seit 2012/13 zuverlässig. Sie stelle eine rund um die Uhr burg, und Garstadt, Landkreis Schweinfurt, ein sogenanntes Zick-Zack-Rohr, das ein verfügbare, heimische, regenerative Energie zur Detektion der Wanderwellen installiert. neuartiges und erwiesenermaßen wirksames dar, die die natürlichen Ressourcen und das Aalabstiegssystem zum Schutz abwandern- Klima schone. Wasserkraftnutzung bedeute der Aale darstellt. Das System wird auf der saubere Stromproduktion ohne CO2-Emis- AALSCHONENDER BETRIEB Gewässersohle im Oberwasser (Staubereich) sionen, Rückstände oder Abfälle. Strom aus Aalschonender Betrieb bedeutet, dass in der Wasserkraftanlage in einem Abstand von Wasserkraft sei zudem speicherbar, gut plan- der Zeit von September bis Februar, während etwa fünf Metern vor dem Turbinenschutz- bar und regelfähig zur Netzstabilität. der Hauptwanderschübe der fortpflanzungs- rechen installiert. reifen Aale Richtung Meer, die Wehre um 20 BEITRAG ZUM cm angehoben werden, so dass mindestens Es besteht aus einem Zick-Zack-Sammel- HOCHWASSERMANAGEMENT 50 Prozent des Mainwassers statt durch die rohr aus Edelstahl und verfügt über 15 opti- Turbinen durch die Wehrfelder strömt und mal in den konkaven Ecken des Rohrs posi- Wasserkraftanlagen leisteten darüber hin- die Aale unter den angehobenen Wehrtoren tionierte Einschwimmlöcher, in die die Aale aus einen Beitrag zum Hochwassermanage- flussabwärts schwimmen können. Gleichzei- durch eine sanfte Lockströmung einschwim- ment und unterstützten mit ihren Rechenrei- tig wird die Turbinenleistung in den Kraft- men können. Vor dem Sammelrohr liegt ein nigungsmaschinen die Reinhaltung der Flüs- werksanlagen gedrosselt, so dass eine für die Borstenriegel, der für Strömungsschatten und se. Die Rhein-Main-Donau AG engagiere Fische spürbar verminderte Strömungsge- Strömungsberuhigung entlang des Sammel- sich konsequent für die jeweilige Fischfauna schwindigkeit von weniger als einem halben rohrs sorgt. Dies wirkt sich positiv auf die mit maßgeschneiderten Maßnahmen für die Meter pro Sekunde an den Schutzrechen zum Bewegungsfreiheit der Aale in diesem Be- Ökologie an ihren Flussläufen. Turbineneinlauf entsteht. Dadurch können reich aus. Über das Sammelrohr gelangen die Fische seitlich oder flussaufwärts entweichen Aale in einem Bypassrohr mit einer Baulänge „Wasserkraftnutzung, Natur- und Klima- und der verstärkten Strömung bei den Wehr- von 25 Metern um das Kraftwerk herum. schutz ergänzen sich und gehören zusam- feldern folgen. Diese Aalabstiegsanlage wird größtenteils men“, machte Schleich deutlich: „Daran innerhalb eines bestehenden, nicht mehr müssen wir alle gemeinsam arbeiten. Die Die Wanderwilligkeit der ausgewachsenen genutzten Entlüftungsstollens geführt, der Rhein-Main-Donau AG sucht daher das Ge- Aale wird von Messfühlern in den oben ge- zum Krafthauskomplex gehört. Komplettiert spräch und die Zusammenarbeit mit allen nannten Migromaten bei den Kraftwerken wird die ganzjährig betriebene Anlage durch Beteiligten.“
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 7 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Seite 7 DR. KARL HEINZ GRUBER / VERBUND HYDRO POWER AG UND VERBUND INNKRAFTWERKE GMBH: WASSERKRAFT ALS UMWELT-, WIRTSCHAFTS- UND INNOVATIONSIMPULS D ie Wasserkraft ist das Herz der erneuerbaren Familie, verdeutlichte Vorstand Dr. Karl Heinz Gruber. Sie sei die effizienteste Technologie zur Stromerzeugung, eine wettbewerbsfähige Energie und ein europäischer Technologievorreiter. Außerdem lei- Mio. Euro), zudem Infrastrukturverbesserungen (Erhalt/Sanierung und Verbesserung lokaler Infrastruktur – z. B. Brücken, Wegenetze – ste sie Beiträge zu Energieunabhängigkeit, Systemstabilität und Energiezielen. und wasserkraftbezogene Öffentlichkeitsar- beit wie Schautafeln oder ein Innmuseum). Gruber zufolge gehören der österreichischen keit am Inn und der Donau sowie Restruktu- Außerdem richte der VERBUND sein Augen- VERBUND Innkraftwerk GmbH 14 bayeri- rierung der Flussläufe und Flussanbindungen merk auf einen maßvollen Ausbau der Was- sche Wasserkraftwerke am Inn. Insgesamt er- mit einem Investitionsvolumen von rund 30 serkraft, d. h. die Optimierung bestehender zeugen diese 1.890 GWh Strom im Jahr, wo- mit 473.000 Haushalte im Freistaat versorgt werden können. Die VERBUND Grenzkraft- werk GmbH wiederum nennt acht Wasser- kraftwerke an den bayerisch-österreichischen Jetzt 4 Wochen testen! Grenzstrecken von Inn und Donau ihr Eigen. Die Gesamterzeugung von 3.890 GWh Drost Strom im Jahr ermöglicht eine Versorgung von 973.000 Haushalten in Bayern und in Das neue Wasserrecht Österreich. in Bayern Wasserhaushaltsgesetz (WHG) Bayerisches Wassergesetz (BayWG) LANGFRISTIGER PARTNER Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Der VERBUND als größter Stromerzeu- Stoffen (VAUwS) ger in Österreich betrachtet sich als „langfris- Kommentare mit Vorschriftensamm- tiger Partner in Bayern“. Die Wasserkraft sei lung zum Europa-, Bundes- und nicht nur Wirtschaftsmotor, sondern sorge Landesrecht auch für einen verbesserten Hochwasserschutz Loseblattwerk, etwa 4570 Seiten, entlang des Inns durch ca. 200 km Dämme € 168,– einschl. 4 Ordnern ISBN 978-3-415-04485-2 Weitere Informationen unter www.boorberg.de/alias/133689 FAX 089 / 43 61 564 TEL 089 / 43 60 00-20 BESTELLUNG @BOORBERG.DE WWW.BOORBERG.DE Ich/Wir bestelle(n) aus dem RICHARD BOORBERG VERLAG GmbH & Co KG, Postfach 80 03 40, 81603 München: Dr. Karl Heinz Gruber. Expl. Drost Absender: Das neue Wasserrecht in Bayern Vorname und Deiche. Darüber hinaus fänden sich im Loseblattwerk mit Ergänzungs- Bereich der Kraftwerke am Inn hochwertige lieferungen, etwa 4570 Seiten, Grundwerkpreis € 168,– Name Naturschutzgebiete (z. B. Europareservat einschl. 4 Ordnern Unterer Inn), zudem an Inn und Donau Frei- ISBN 978-3-415-04485-2 zeit- und Erholungsmöglichkeiten (z. B. Rad- Straße, Nr. und Wanderwege). Auch seien gesicherte Bei schriftlicher oder telefonischer Bestellung haben Sie das Recht, die Ware innerhalb von 4 Wochen nach Schifffahrtsverhältnisse an der Wasserstraße Lieferung ohne Begründung an Ihren Lieferanten PLZ, Ort Donau durch das Donaukraftwerk Jochen- (Buchhändler oder RICHARD BOORBERG VERLAG GmbH & Co KG, Im Maurer 2, 71144 Steinenbronn) stein gewährleistet. zurückzusenden, wobei die rechtzeitige Absendung genügt. Kosten und Gefahr der Rücksendung trägt der Datum, Unterschrift Als Zukunftsvorhaben von VERBUND in Lieferant. Ihr RICHARD BOORBERG VERLAG GmbH Bayern nannte Gruber ökologische Maßnah- & Co KG, 70551 Stuttgart bzw. Postfach 80 03 40, 81603 München. men bis 2020 (Herstellung der Durchgängig-
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 8 Seite 8 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Anlagen und den Bau neuer Anlagen an Inn, 640 Ein-/Auslaufbauwerk Haitzendorf Salzach und Donau im Sinne der bayerischen Schrägsschacht Länge 239 m Wasserkraftstrategie. Voraussetzung hierfür ist nach Grubers Worten „ein sicheres Investi- Riedl tionsumfeld mit klarem politischen Bekennt- Schrägstollen Länge 1100 m A nis zur Nutzung und weiteren Entwicklung D Bayern der Wasserkraft in Bayern, mit vernünftigen Forderungen zur Umsetzung der EU-Wasser- Kraftstation rahmenrichtlinie und einer fairen und verläss- Fischwanderhilfe Umspannwerk Jochenstein Fischwanderhilfe lichen Vorgangsweise bei Konzessionsverlän- gerungen im Sinne des Eckpunktepapiers“. D Ein-/Auslaufbauwerk Donau Donau A Kraftwerk Unterwasserstollen Jochenstein Länge 173 m Wie der Vorstand mitteilte, plant VER- BUND die kontinuierliche technische und plant sind eine jährliche Mehrerzeugung von plantes Pumpspeicherkraftwerk an der Donau ökologische Verbesserung und Erweiterung 120 GWh und der Erhalt des historisch wert- (Bayern/Oberösterreich) mit einer anvisierten seines Wasserkraftbestandes am bayerischen vollen Bestands. Derzeit werden die Machbar- Leistung von 300 MW, sei das Raumord- Inn bzw. an den Grenzstrecken von Inn, Do- keit des Projekts überprüft und Abstimmungs- nungsverfahren abgeschlossen, informierte nau und Salzach. Die sich in Planung/Prüfung gespräche mit dem Freistaat Bayern geführt. Gruber. Die Einreichung zum Planfeststel- bzw. Umsetzung befindenden Wasserkraft- lungsverfahren sei erfolgt, derzeit laufe die projekte warteten mit einer zusätzlichen Leis- MAßGESCHNEIDERTER Vollständigkeitsprüfung. Parallel dazu erfolge tung von rund 381 MW und einer zusätz- UMWELTSCHUTZ die kontinuierliche Einbindung der Öffent- lichen Erzeugung von rund 385 GWh/a auf. lichkeit. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 900 Was die Fluss-Sanierung und Energienut- Mio. Euro. zung Untere Salzach anbelangt, so verwies „Insgesamt ist am bayerischen Inn und an Gruber darauf, dass dies u. a. auch Hinter- der Grenzstrecke der Salzach (bayerischer grund für ein geplantes bewegliches Kraft- 50 %-Anteil) eine Mehrerzeugung von rund CO2-EINSPARUNG werk im Freilassinger Becken ist. Dort ist 295 GWh/a an Laufwasserkraft bis 2021 mög- Beispielsweise erweitert VERBUND die eine Rampe bereits errichtet, eine weitere ge- lich. Dies entspricht 15 % des Ausbauzieles Kraftwerksgruppe Inn mit dem Neubau des plant. In einem ersten Schritt wurde das Ge- von zusätzlichen 2.000 GWh/a gemäß dem Triebwerks Gars. Mit einer Mehrerzeugung wässerbett aufgeweitet, um die Fließge- Bayerischen Energiekonzept. Zusätzlich wird von 13,7 Mio. Kilowattstunden und einem schwindigkeit zu reduzieren und der Salzach der Energiespeicher Riedl den geplanten Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro mehr Kies zuzuführen. Die Rampe hebt zu- Ausbau der Energieträger Wind und Sonne beliefert das neue Triebwerk zusätzlich 3.400 dem die Sohle und somit auch den Grund- unterstützen“, berichtete der VERBUND- Haushalte mit Strom aus erneuerbarer Wasser- wasserspiegel an. Vorstand. kraft. Damit können im Vergleich zu einem modernen Steinkohlekraftwerk jährlich rund Neben Sanierungsmaßnahmen soll ein FAIRER WETTBEWERB 11.000 Tonnen an CO2 vermieden werden. Tragwerk für bewegliche Generatoren mit einer Gesamtbreite von ca. 110 Metern ein- Für die Wasserkraft allgemein forderte An den bestehenden Kraftwerken am baye- gesetzt werden. Acht Wehre sind vorgesehen, Gruber neben fairen Wettbewerbsbedingun- rischen Inn werden nach Grubers Information d. h. acht Turbinen und Generatoren erzeu- gen, sprich gleichen Bedingungen für alle die Turbinenregler zur Verbesserung der Anla- gen den Strom. Wichtig sei auch hier der Erzeugungstechnologien, die eingehendere genwirkungsgrade umgebaut. Die Umset- Schutz der Umwelt. Abwägung der Interessen verschiedener zung erfolgt bei den Kraftwerken Rosenheim, Politikfelder. Um die positiven Aspekte der Feldkirchen, Wasserburg, Teufelsbruck und Nach Grubers Worten sind die angedach- Wasserkraft, insbesondere den kosteneffizien- Gars (ab 2014) sowie Neuötting und Perach ten Projekte im Tittmoninger und Freilassin- ten Beitrag zum Klimaschutz, mehr berück- (ab 2013 bis 2015). ger Becken „standortbezogene, maßgeschnei- sichtigen zu können, seien umfassende Kos- derte Lösungsvorschläge und stellen eine ten-Nutzen-Analysen erforderlich. Darüber Auch ist der Blick darauf gerichtet, das Kombination aus flussbaulicher Sanierung hinaus müsse das öffentliche Bewusstsein für Regelarbeitsvermögen durch eine ökologisch und energetischer Nutzung der Unteren den Mehrfachnutzen der Energiequelle vertretbare Stauzielerhöhung bei einigen Kraft- Salzach dar“. Die Sanierung habe dabei je- gestärkt werden und diese auch ausreichende werksstandorten maßvoll zu erhöhen und weils höchste Priorität, die Sohlstabilisierun- Berücksichtigung in EU Forschungs- und Maschinensätze mit besseren Wirkungsgra- gen würden erreicht und darüber hinaus hei- Entwicklungs-Programmen finden. den zu erneuern. Mögliche Stauzielerhöhun- mischer Wasserkraftstrom umweltverträglich gen bei den Kraftwerken Stammham und erzeugt. Auch sind „keine Begleitdämme und „(Pump)Speicherkraftwerke werden einen Neuötting werden derzeit vertieft untersucht. keine klassischen Stauhaltungen notwendig“. wesentlichen Beitrag zur Integration volatiler Die Maschinensanierungen sind wiederum Die Gewährleistung der Hochwasserabfuhr Erneuerbarer leisten“, zeigte sich Gruber gestartet, Erweiterungen an bestehenden An- und die ökologische Durchgängigkeit seien überzeugt. Dafür brauche es die Schaffung lagen werden momentan geprüft. ebenso gegeben wie die Verbesserung des eines Marktes für Netz- und Systemdienst- künftigen Auenökosystems und der Grund- leistungen und den beschleunigten Ausbau Generalerneuert werden sollen das Kraft- wasserverhältnisse. des europäischen Übertragungsnetzes. Eine haus Töging und die Wehranlage Jettenbach doppelte Netzbelastung für Pumpspeicher mit einer moderaten Stauzielanpassung. Ge- Für den Energiespeicher Riedl, ein ge- lehnte der Vorstand dagegen ab.
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 9 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Seite 9 DR.-ING. FRANK PÖHLER / BEW BAYERISCHE ELEKTRIZITÄTSWERKE GMBH: NEUE WEGE DER ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN NATURSCHUTZ UND WASSERKRAFT A uch die „große Wasserkraft“ spielt für die Lechwerke traditionell eine wichtige natürliche Hochwasserrückhalteraum im Rolle. „Wir betreiben 35 grundlastfähige Wasserkraftanlagen, die zusammen pro Freistaat. Die großen Hochwasserereignisse Jahr etwa eine Milliarde Kilowattstunden Strom erzeugen“, erklärte der Leiter der von 1999, 2002, 2005 und 2013 haben die BEW Wasserkraft. Bedeutung des Riedstroms durch die Redu- zierung und Dämpfung der Hochwasserwelle in der Donau aufgezeigt. Dass die Wasserkraft für Bayern einen ho- Ausbau der Donau mit Staustufen die Ab- hen energiewirtschaftlichen Nutzen hat, liegt flussverhältnisse bei Hochwasser für die Wie Pöhler hervorhob, gelte es nun durch Pöhler zufolge auf der Hand: Sie verbrauche Unterlieger nicht verschlechtert werden dür- das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten keine fossilen Brennstoffe (Öl, Gas), arbeite fen. In den wasserrechtlichen Bescheiden von Politik und Wasserkraftwirtschaft den völlig CO2-frei und trage damit wesentlich Zielkonflikt zwischen dem Ausbau nachhalti- zum Klimaschutz bei. Die Wasserkraft warte ger, regenerativer und CO2-freier Stromer- mit einem hohen Wirkungsgrad auf, verfüge zeugung einschließlich Hochwasserschutz über eine hohe Lebensdauer und sei gut prog- einerseits und der EU-Wasserrahmenricht- nostizierbar und zuverlässig. Wasserkraftan- linie, dem neuen Wasserhaushaltsgesetz so- lagen seien jedoch nicht nur wegen der Strom- wie diverser Biodiversitäts-Strategien ande- erzeugung errichtet worden, sondern unter rerseits zu versachlichen. Tatsache ist: Die anderem auch zur Sohl- und Grundwasser- Wasserkraft-Unternehmen stehen vor einer stabilisierung und zum Hochwasserschutz. neuen Herausforderung. So fordert die Um- setzung der europäischen Wasserrahmen- RIEDSTROM ALS richtlinie einen guten Gewässerzustand, zu HOCHWASSERSCHUTZ dem u. a. die Durchgängigkeit der Fließ- gewässer für Fische und andere Lebewesen Bereits heute würden ausgedehnte, ehe- gehört. mals vorhandene Rückhalteräume bei großen Hochwasserabflüssen geflutet. Herausragen- Dr.-Ing. Frank Pöhler. des Beispiel dafür ist der Riedstrom. Er be- BETROFFENE SIND PARTNER ginnt oberhalb der Staustufe Faimingen und Darüber hinaus plädierte Pöhler für die fließt bei Donauwörth über die Schmutter wurde daraufhin festgelegt, dass bei den Stau- „Versachlichung des Zielkonflikts durch Dia- und Zusam zeitverzögert wieder in die stufen am Ende der Stauhaltungsdämme log und Abbau von Barrieren zwischen Na- Donau zurück. Überlaufstrecken eingerichtet werden, die turschutz, Fischerei und Wasserkraft“. Ge- etwa ab einem einjährlichen Hochwasserer- meinsame Projekte gereichten zum Vorteil Der Riedstrom geht auf eine Forderung eignis die Wasserausleitung in das Donauried für beide Seiten, vor allem zum Vorteil für der Wasserwirtschaft zurück, dass durch den ermöglichen. Das Donauried ist der größte die Natur. Ziele müssten sein die gemeinsa- me Entwicklung von Lösungen durch Inte- gration des Fachwissens beider Partner be- reits beim Entwurf, Monitoring von Maß- nahmen hinsichtlich Wirksamkeit zur Her- stellung des guten ökologischen Potentials, Ableitung von verallgemeinerungsfähigen wirtschaftlichen und nachhaltigen Lösungen sowie der effiziente Einsatz der begrenzten Ressourcen. Eine weitere Herausforderung für die „große Wasserkraft“ bestehe darin, „Betrof- fene zu Partnern zu machen“, fuhr Pöhler fort. Bei der Entwicklung der Umweltstrate- gie sowie der Ausgestaltung konkreter Um- Buchstäblich im gleichen Boot sitzen Energieversorger, Kommunen, Anlieger und Umwelt- weltprojekte setzt die BEW auf eine enge Zu- schützer in einem beispielhaften Kooperationsprojekt an der Donau. Dass sich letztlich alle auf sammenarbeit mit Umwelt- und Fischerei- der Gewinnerseite sehen, ist der engagierten und verständnisvollen Zusammenarbeit sämtli- verbänden sowie den kommunalen Rechts- cher Betroffener zu verdanken. Wasserkraft und Umweltschutz müssen Hand in Hand gehen. trägern und Institutionen.
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 10 Seite 10 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Die aktuelle Umweltstrategie beinhaltet fol- beteiligten Partner ist das Naturschutzgroß- stufen sind Mehrzweckanlagen; sie wurden gende Schwerpunkte: projekt „Der Schwäbische DonAUWALD“, neben der Stromerzeugung für wasserwirt- Herstellung der Durchgängigkeit mit Hilfe an dem die BEW als Partner beteiligt ist. Im schaftliche Zwecke errichtet und generieren von Fischaufstiegsanlagen (bis 2015 sind für Rahmen des Projekts soll an definierten Stel- einen vielfältigen Zusatznutzen, zum Bei- alle LEW/BEW-eigenen Kraftwerke Fisch- len mehrmals im Jahr Wasser in den Auwald spiel Hochwasserschutz sowie Sohl- und aufstiegshilfen errichtet) geleitet und so die natürliche Überflutungs- Grundwasserstabilisierung“, so Pöhler. Leitströmung – gemeinsame Forschungs- dynamik in begrenztem Umfang wiederher- Stauräume haben sich zu Naturschutz- und projekte mit Fischereifachberatung gestellt werden. Vogelschutzgebieten entwickelt. Durch neue Projekte zur Auwaldbewässerung Wege der Zusammenarbeit können hervor- (UIAG, DonAuwald) ragend Synergien zwischen dem Schutz der HAND IN HAND MIT UMWELTSCHUTZ Untersuchungs- und Forschungsprogram- Biodiversität in Auen und Fließgewässern UND AUENÖKOLOGIE me zur Analyse der Fischbestandsentwick- und ökologischem Hochwasserschutz gene- lung und Überprüfung der Wirkung durchge- Die BEW bietet an ihren Stauwehren die riert werden. führter Umweltmaßnahmen Möglichkeit zur Ausleitung des Wassers. So Pilotprojekte zur natürlichen Reproduktion werden Auen dynamisiert, Auwälder natur- WASSERKRAFT IST der Fischbestände nah gestaltet, Kiesweiher und Weideland- TEIL DER LÖSUNG Innovative Dammsanierung mit gleichzei- schaft entwickelt, Kalkmagerrasen erhalten tiger Gewässerstrukturverbesserung und die Natur erlebbar gemacht. Regenera- Das Naturschutzgroßprojekt „Der Schwä- (Life+ Projekt „Ökoberme“ an der Donau). tive Energieerzeugung geht auf diese Weise bische DonAuwald“ zeigt, dass die beteilig- Hand in Hand mit Umweltschutz und Auen- ten Akteure – durch innovative Lösungen – ökologie. einen sehr guten Auen-, Gewässer- und NATURSCHUTZGROßPROJEKT Hochwasserschutz aufeinander abgestimmt DONAUWALD Fazit: „Wasserkraft hat für Bayern einen haben. „Die Wasserkraft ist dabei nicht das Ein Beispiel für das Miteinander aller hohen energiewirtschaftlichen Nutzen. Stau- Problem, sondern Teil der Lösung.“ HERMANN STEINMAßL / LANDRAT TRAUNSTEIN: LEBENS- UND ENERGIEADER FLUSS – SYMBIOSE VON MENSCH UND NATUR D ie Wasserkraft hat eine weltweite Tradition. Sie ist eine der sichtbarsten Kräfte der kam es im südlichen Freilassinger Becken zu Natur, die schon seit Jahrhunderten genutzt wird – eigentlich schon seit derartigen Sohldurchschlägen auf einer Länge 5.000 Jahren in China und Mesopotamien, hob Hermann Steinmaßl hervor. Auch von mehreren Kilometern. Dabei wurden meh- die traditionelle Energieversorgung des Landkreises Traunstein sei durch die Was- rere hunderttausend Kubikmeter Sohlmaterial serkraft geprägt. Das Chemiedreieck sei dank der Wasserkraft entstanden. Die Kraft durch die Strömungskraft der Salzach erodiert. des Wassers liefere seit 100 Jahren Strom - zuverlässig und umweltfreundlich. Vor 200 Jahren noch war der Grenzfluss brüchen. Dieser Prozess schreitet stetig voran Salzach, der im Landkreis Altötting bei Hai- und wirkt sich laut Steinmaßl „durch sinken- ming in den Inn mündet und eine Länge von den Grundwasserspiegel zunehmend auch ne- insgesamt 226 km aufweist, ein mäandrieren- gativ auf die Auenlandschaften aus, die sich der Fluss mit einer Breite von bis zu 1000 trotz der Regulierung bisher erhalten haben“. Metern. Um 1820 begannen die Korrektio- nen des Flusses, als in einem hydrotechni- DROHENDER SOHLDURCHSCHLAG schen Gutachten die Regulierung und Begra- digung des Flusses empfohlen wurde. Motive Je tiefer sich die Salzach gräbt, desto grö- dafür waren die Schiffbarkeit, Landgewin- ßer wird die Gefahr des „Sohldurchschlages“. nung und Hochwasserschutz. So nennen Experten das Ereignis, wenn die Salzach alles grobkörnige Material aus ihrem Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Salz- Flussbett abgetragen hat und die Seeton- ach schließlich zu einem kanalartigen Fluss Schichten erreicht. Sobald der Kies über die- mit nur 100 Metern Breite umgebaut. Diese sem feinen Material ausgeräumt ist, kommt Regulierung führte zu einer Erhöhung der es zu einer schlagartigen, kaum prognosti- Fließgeschwindigkeit und folglich zu massi- zierbaren Eintiefung der Salzachsohle. 1969 ven Sohleintiefungen und teilweise Sohldurch- und auch beim Hochwasser im August 2002 Landrat Hermann Steinmaßl.
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 11 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Seite 11 „Die Wasserkraft hat den Landkreis Traun- stein in seiner wirtschaftlichen Entwicklung entscheidend geprägt und soll durch Effi- zienzsteigerungen bestehender Anlagen, im Wesentlichen aber durch einen Ausbau der Salzach noch stärker genutzt werden“, beton- te Landrat Steinmaßl. Eine Fluss-Sanierung verfolge das Ziel, die Gefahr von Sohldurch- brüchen zu bannen. Damit werde die Sicher- heit für Menschen aber auch für Natur und Umwelt erhöht. Der Regionale Planungsver- band unterstützt die energetische Nutzung Derzeit prüfen die Wasserwirtschaftsver- waltungen von Österreich und Bayern in ei- ner Variantenuntersuchung im Tittmoninger Becken verschiedene Sanierungslösungen und Weiterentwicklungen. Der Fließcharakter des Flusses soll beibehalten, dessen Fließge- Die Salzach ist hoch gefährdet. Sicherungsmaßnahmen sind unumgänglich. schwindigkeit aber durch Aufweitungen gesenkt werden. Da diese Maßnahme allein ser Region. Im Jahr 2007 fasste der Landkreis als generelle Orientierung zur Energiewende. jedoch nicht mehr ausreicht, um den Fluss zu dann den Beschluss, bis zum Jahr 2020 die Grundsätzlich, so Steinmaßl, gilt: „Mit der sanieren bzw. zunächst eine weitere Eintie- gesamte Stromversorgung aller Abnehmer, wachsenden Erdbevölkerung werden die zen- fung zu verhindern, sind auch flussbauliche mit Ausnahme der Großindustrie, vollständig tralen Themen die Bereitstellung von Wasser, Querbauwerke, sog. Sohlrampen, erforderlich. aus erneuerbaren Energiequellen zu schaffen. Ernährung, Rohstoffen und Energie sein. Entsprechend dem Energieplan solle die In- Der Energiehunger der Welt ist ungebremst. ENERGIE, DIE VOR DER HAUSTÜR dustrie dann 2025 folgen. Ein neues Energie- Deutsche Befindlichkeiten werden hier keine VORBEIFLIEßT, MUSS FÜR DIE leitbild beinhaltet nunmehr sieben Leitsätze entscheidende Rolle spielen.“ MENSCHEN GENUTZT WERDEN Der Ansatz sei nunmehr, an drei Standorten im Tittmoninger Becken Fließgewässerkraft- werke zu bauen, die mit herkömmlichen Wasserkraftwerken überhaupt nichts mehr zu tun haben und dafür sorgen sollen, insbeson- dere die Auen wieder enger an den Fluss an- zubinden und ihr Gewässersystem zu reakti- FISCHE HABEN vieren, erläuterte der Landrat. Der Regionale Planungsverband unterstütze die energetische GENUG FEINDE... Nutzung. Steinmaßls Appell: „In Zeiten der PUMPSTATIONEN UND NIEDERDRUCK- Energiewende muss es das oberste Gebot TURBINEN SOLLTEN NICHT DAZU GEHÖREN. sein, Energie, die vor der Haustür vorbei- fließt, auch für die Menschen zu nutzen. Wir brauchen alles! Es gibt kein Entweder-Oder, FAIRBANKS NIJHUIS sondern nur ein und-und-und…“ FISCHFREUNDLICHE PUMPEN & TURBINEN Welche Energien in den einzelnen Regio- Durch den Einsatz der nen am Besten zum Einsatz kommen sollen, fischfreundlichen Pumpen und solle auch vor Ort entschieden werden, machte Turbinen von Fairbanks Nijhuis, Steinmaßl deutlich. Im Jahr 2011 wurden im die in Zusammenarbeit mit Fishflow Landkreis Traunstein bereits mehr als 50 % Innovations entwickelt wurden, ist es möglich, dass 100 Prozent des Stroms für Haushalte, Kommunen und der Aale unversehrt die Pumpen Gewerbe aus regenerativen Energien gedeckt und Turbinen passieren. Und das – durch regionale Energieversorgung mit ohne Wirkungsgradeinbußen. einem breiten Mix und sehr unterschiedli- Dies wurde bei Feldversuchen chen Anlagengrößen. Der Landkreis sei in durch unabhängige Stellen in den der glücklichen Lage, auf alle fünf erneuer- Niederlanden nachgewiesen. baren Energien zurückgreifen zu können. MEHR INFORMATIONEN: FAIRBANKS NIJHUIS, NIEDERLANDE Begonnen hatte der (Energie-)Prozess im T. +31 543 547474 W W W.FAIRBANKSNIJHUIS.COM Landkreis Traunstein bereits im Jahr 2005 mit der Erfassung der Energieströme in die-
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 12 Seite 12 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 MICHAEL SEDLMAIR / ERSTER BÜRGERMEISTER ISMANING: FORTSCHRITTLICHE REGENERATIVE STROMVERSORGUNG DER GEMEINDE DURCH BAYERISCHE WASSERKRAFT D ie Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung hat für die Gemeinde Ismaning eine zentrale Bedeutung, konstatierte Erster Bürgermeister Michael Sedlmair. Wesentlicher Bestandteil sei, den Anteil der fossilen Energieträger im Hin- Ismaning, haben laut Sedlmair einen Anteil an den vom österreichischen Stromunterneh- men VERBUND gehaltenen 13 Laufwasser- blick auf die Klimafolgen und die Endlichkeit der Energieressourcen zu verringern. kraftwerken am bayerischen Inn erworben. Der Anteil an erneuerbaren Energien müsse deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig Seit diesem Jahr können knapp 4.000 kW seien Energieeinsparungspotentiale zu nutzen. Wasserkraftleistung für das Gemeindegebiet bereitgestellt werden. Der Einsatz sei eine langfristige Investition, weil ökologischer Die Voraussetzungen in Ismaning hierfür Wasserkraftschnecke wegen der geplanten Strombezug für die nächsten Jahrzehnte im sind günstig: So hat die Gemeinde in den ver- Renaturierung der Isar mit Umbau der namhaften Bereich gesichert wird. gangenen Jahrzehnten eine eigene Kommu- Schwelle in eine Raue Rampe nicht geneh- nalversorgung (Gründung der Gemeinde- migt wurde, hatte die Gemeinde aufgrund der Die Gemeinde Ismaning ist auch Mitglied werke, Übernahme der Stromversorgung, Energiewende einen Antrag auf Errichtung der Energieallianz Bayern, einem Verbund Übernahme der Gasversorgung, Nahwärme- eines umweltfreundlichen Schachtkraftwerks von 33 meist kommunalen Stadtwerken. versorgung) aufgebaut. Damit wurden früh- gestellt. Unterstützt wurde die Kommune Dieser plant ein größeres Pumpspeicherkraft- zeitig die Voraussetzungen dafür geschaffen, werk samt Speichersee auf dem Jochberg: im Wesentlichen über Leitungen zu verfügen das Pumpspeicherkraftwerk Jachenau mit und auch Entwicklungen vorzugeben. Ziel ist einer Turbinenleistung von 700 MW und der Aufbau einer eigenen Energieversorgung. einem Wirkungsgrad von 80 %. Aktuell decken erneuerbare Energien 47,3 % des Strombedarfs in Ismaning, wovon 28,1 % Die Idee ist denkbar simpel: Von einem auf die Wasserkraft entfallen. Speicherteich wird Wasser durch Rohre in den tiefer gelegenen Walchensee abgelassen. So liefert die Kleinwasserkraftanlage an Ähnlich wie beim Walchenseekraftwerk in dem Kultur- und Bildungszentrum Seidl- Kochel werden dann Turbinen zur Stromer- Mühle seit vier Jahren rein rechnerisch den zeugung angetrieben. Allerdings kann bei Stromverbrauch von ca. 60 Haushalten. Wie- Stromüberfluss das Wasser wieder hinauf der in Betrieb genommen wurde das kleine zum Speicherteich gepumpt werden – um Wasserkraftwerk am Goldachhof, mit dem dann erneut talwärts zu rauschen. Die Pro- der weit über 100 Jahre alte Hof schon zu jektkosten belaufen sich auf etwa 600 Mio. seinen Anfangszeiten mit Strom versorgt Euro, die Planungs- und Genehmigungszeit werden konnte. Nunmehr ist eine Stromer- wird fünf Jahre betragen. zeugung bis zu 80.000 kWh/Jahr möglich. Erster Bürgermeister Michael Sedlmair. „Wir wollen das Projekt auf den Weg ÖKOLOGISCHE STROMPRODUKTION bringen!“, stellte Sedlmair klar. Seine Beob- dabei von der Technischen Universität Mün- achtung: „Obwohl das PSW von vielen Bür- Mit einer privaten Wasserkraftanlage kann chen. Nach zahlreichen Gesprächen, letztend- gern akzeptiert wird, haben wir eine schlech- wiederum der Hotel-Gasthof zur Mühle auf- lich auch mit dem Bayerischen Umweltmi- te Presse. Die Sinnhaftigkeit kann man erläu- warten: Die Wasserkraftanlage aus dem Jahr nisterium, wurde auch diesem Antrag nicht tern, aber öffentliche Akzeptanz muss ge- 1898 wurde 2007 an die heutige Technik an- stattgegeben. Dies ist nach Darstellung des wonnen werden.“ Der Bürgermeister plädier- gepasst. Mit einer sog. Kaplan-Turbine ist Rathauschefs für die Gemeinde durchaus te für eine faire Güterabwägung und eine eine elektrische Leistung bis zu 50 kW mög- bedauerlich, da so ortsnah die Möglichkeit Entscheidungsfindung nach sachlichen Krite- lich. Die Stromerzeugung für den Eigenver- der ökologischen Stromproduktion für rund rien. Das Raumordnungsverfahren sei derzeit brauch beträgt pro Jahr 250.000 kW/h. 1.000 Haushalte vertan sei. Die Gemeinde in Vorbereitung. Ismaning prüfe gleichwohl weitere Möglich- Seit Jahren war die Gemeinde Ismaning keiten zur Kleinwasserkraftnutzung auf dem Insgesamt gilt es nach Sedlmairs Auffas- Sedlmair zufolge bemüht, an der Großen Gemeindegebiet. sung, „der Wasserkraft mehr Fairness zukom- Schwelle der Isar eine Wasserkraftnutzung men zu lassen“. Was der Mensch bereits vor genehmigt zu bekommen. Nachdem bereits Gesellschafter der Innkraft Bayern GmbH 100 Jahren in die Wege geleitet habe, sei es vor fünf Jahren eine umweltfreundliche & Co. KG, darunter auch die Gemeinde auch wert, weiter verfolgt zu werden.
GZ-Sonderdruck-Wasserkraft_dw.qxd 30.07.2013 11:01 Seite 13 Sonderdruck Bayerische GemeindeZeitung, 1. August 2013 Seite 13 UNIV.-PROF. DR.-ING. HABIL. MARKUS AUFLEGER / UNIVERSITÄT INNSBRUCK: WASSERKRAFTWERKE - SCHULDIGE ODER BESCHÜTZER FÜR MENSCH UND NATUR? H eftige tagelange Regenfälle lösten Ende Mai und Anfang Juni schwere Über- schwemmungen in Mitteleuropa aus. Vollständig gesättigte Böden und durchweg gefüllte Überflutungspuffer konnten kaum mehr Wasser aufnehmen. Auch in Bayern tendenziell eine Beschleunigung der Hoch- wasserwelle festgestellt werden. Ist das Hoch- wasserstauziel hoch, ist von einer Dämpfung verwandelten sich zahlreiche ruhige Flüsse in reißende Ströme, wie Univ.-Prof. der Hochwasserwelle auszugehen.“ Dr.-Ing. habil. Markus Aufleger, Leiter des Arbeitsbereichs Wasserbau an der Universität Innsbruck, anhand einiger beispielhafter Schaubilder demonstrierte. Wie ein Laufwasserkraftwerk funktioniert das Ausleitungskraftwerk, produziert also Strom aus der Fließenergie des ausgeleiteten „Weit entfernt von einem ernsthaften Pro- Im Zuge der Gewässernutzung durch den Flusswassers im Ausleitungskanal. Bei ei- blem“ zeigte sich indes die Landeshauptstadt Menschen wurde die Eigenentwicklung vie- nem hochwasserneutralen Ausleitungskraft- München. Dafür sorgte der Sylvensteinspei- lerorts künstlich behindert oder gar unterbun- werk befindet sich laut Aufleger im Flusslauf cher, der das bayerische Oberland vor Hoch- den. Massive Sohl- und Uferbefestigungen ein Wehr, an dem das Wasser gestaut wird. wasser schützt. Ohne ihn wäre mit rund 1.380 verhinderten die natürliche Laufentwicklung Durch die Ausleitung in einen separaten Kubikmetern pro Sekunde doppelt soviel und griffen tief in das Landschaftsbild ein. Kanal wird das Wasser der Wasserkraftanlage Wasser in München angekommen und hätte Mit dem Bau von Wasserkraftwerken wurde zugeführt und anschließend wieder in den damals die Tiefenerosion unterhalb der Stau- Flusslauf eingeleitet. Im ursprünglichen haltung begünstigt. Flussbett verbleibt nur die nicht genutzte Restwassermenge. Wie Aufleger darlegte, „sind Flusskraft- werke in der Tendenz hochwasserneutral“ – Speicherkraftwerke (Anm. d. Red.: wie abhängig von der Betriebsweise. Das heißt: auch die Kraftwerke beim oben genannten „Ist das Hochwasserstauziel niedrig, so kann Sylvensteinspeicher für die Isar und das Wir machen Strom aus Wasserkraft in Bayern, für Bayern. Prof. Dr.-Ing. habil. Markus Aufleger. einige Teile der Stadt unter Wasser gesetzt. Mit einer im vergangenen Jahr eingebrachten Innendichtung konnte das gesamte Speicher- volumen optimal ausgenutzt werden. EIGENDYNAMIK Grundsätzlich, so Aufleger, unterliegen naturnahe Fließgewässer einer von Erosions- und Sedimentationsprozessen geprägten Ei- gendynamik. Ständig wird das Gewässerbett neu gestaltet, und es entwickeln sich gewäs- sertypische Formen und Strukturen. Diese natürliche Gewässerentwicklung geht fast www.verbund.com ausschließlich bei Hochwasser vor sich.
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