GemeinsamWirtschaftStärken - Auswirkungen des Corona-Virus auf die deutsche Wirtschaft
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Auswirkungen des Corona-Virus auf die deutsche Wirtschaft 2. DIHK-Blitzumfrage März 2020 GemeinsamWirtschaftStärken
2 | DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS Das Wesentliche in Kürze Die Auswirkungen des Corona-Virus treffen die deutsche Wirtschaft in Anteil der Unternehmen, ihrer gesamten Breite. Deutlich mehr als 90 Prozent der Unternehmen die negative Auswirkungen spüren bereits jetzt negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte. des Corona-Virus auf ihre Schutzmaßnahmen bringen die Geschäftstätigkeit zum Teil vollständig Geschäfte spüren zum Erliegen, Lieferketten geraten ins Stocken, Waren und Dienstleis- Ja tungen werden weniger nachgefragt. 92% Mehr als 80 Prozent der Unternehmen erwarten Umsatzrückgänge, je- des vierte Unternehmen befürchtet sogar Rückgänge von mehr als 50 Prozent. Immer mehr Betriebe sehen sich aufgrund der Krise in ihrer 8% Existenz gefährdet. 40 Prozent haben mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Äußerst bedenklich ist, dass sich 18 Prozent bereits von einer Nein Insolvenz bedroht sehen. Die Corona-Krise wirkt sich auch deutlich auf die Beschäftigungspläne der Unternehmen aus. 38 Prozent der Betriebe in der Gesamtwirtschaft sieht sich gezwungen, Personal abzubauen. In der Reisewirtschaft und im Gastgewerbe müssen sogar zwei von drei Unternehmen Stellen streichen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass staatliche Unterstüt- Unterstützungsmaßnahmen von besonderer zungsleistungen dringend benötigt werden. Die bereits Relevanz verabschiedeten Hilfsmaßnahmen zur Beschäftigungs- und Liquiditätssicherung haben aus Sicht der Unterneh- Soforthilfen in Form von Zuschüssen 69% men hohe Relevanz. Vor allem beim Kurzarbeitergeld und bei staatlichen Zuschüssen sehen die Betriebe mit- Kurzarbeitergeld 68% telfristig aber noch Nachbesserungsbedarf. Wichtig ist es, dass die Hilfen unbürokratisch und schnell bei den Steuerstundungen / Herabsetzung 61% Unternehmen ankommen. von Vorauszahlungen
3 | 2. DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS Krise trifft die gesamte Wirtschaft Die Auswirkungen des Coronavirus treffen die deutsche Wirtschaft in ihrer gesamten Breite. Deutlich mehr als 90 Prozent der Unternehmen spüren bereits jetzt negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Im Gastge- werbe und in der Reisewirtschaft sind es annährend hundert Prozent der Betriebe. Während in der Vorum- frage (3.-6. März 2020) noch knapp die Hälfte der Betriebe in Folge der Corona-Krise Umsatzrückgänge er- wartete, liegt dieser Wert inzwischen bei über 80 Prozent. Das zeigt, mit welcher Dramatik sich die Situation für die Unternehmen zuspitzt. Anteil der Unternehmen, die negative Auswirkungen des Corona-Virus auf ihre Geschäfte spüren Gastgewerbe 99,9% Reisewirtschaft 99,5% Personenbezogene Dienstleistungen 94,6% Einzelhandel 94,4% Verkehr und Lagerei 93,3% Gesamtwirtschaft 92,4% Großhandel 91,5% Unternehmensbezogene… 91,2% Industrie 88,9% Gesundheitswirtschaft 88,0% Baugewerbe 86,8% Dies schlägt sich auch in den Beschäftigungsplänen der Betriebe nieder. 38 Prozent sehen sich gezwungen, Beschäftigung abzubauen. Nur ein Bruchteil der Betriebe – egal ob groß oder klein – stellt derzeit zusätzli- ches Personal ein. Beim Blick auf die Branchen zeigt sich, dass insbesondere das Gastgewerbe (71 Prozent) sowie die Reisewirtschaft (65 Prozent) Einschnitte vornehmen müssen. Entwicklung der Beschäftigungspläne aufgrund der Coronavirus-Pandemie Wir stellen zusätzliches Personal ein 2% Wir müssen Personal abbauen 38% Gleichbleibend 60%
4 | DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS Umsätze drohen massiv einzubrechen Bundesweit befinden sich die Unternehmen in einer kritischen Lage. Für eine Reihe von Betrieben stellt sich bereits jetzt die Existenzfrage. Für das Gesamtjahr 2020 rechnen mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen. Mehr als jedes vierte Unternehmen geht sogar davon aus, in diesem Jahr Umsatzrück- gänge von mehr als 50 Prozent beklagen zu müssen. Umsatzentwicklung als Folge der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 Keine Veränderung Umsatzsteigerung 3% 2% Derzeit keine Einschätzung möglich Rückgang von mehr 14% als 50 % 26% 6% Rückgang bis zu 10 % 23% 26% Rückgang zwischen Rückgang zwischen 10 % und 25 % 25 % und 50 % Dabei sind es insbesondere die kleinen Betriebe sowie Betriebe des Gastgewerbes und der Reisewirtschaft, die von extremen Rückschlägen ausgehen. In diesen Branchen rechnen 54 bzw. 71 Prozent der Betriebe mindestens mit einer Halbierung ihrer Umsätze. Aber auch im Einzelhandel, bei den personennahen Dienst- leistern und den unternehmensnahen Dienstleistern erwarten jeweils mehr als ein Viertel der Unternehmen diese dramatischen Umsatzeinbrüche. Insgesamt nur vier Prozent der Betriebe sehen keine Umsatzveränderung oder sogar eine Umsatzsteigerung in diesem Jahr. Das unterstreicht die enormen Herausforderungen, vor denen die Betriebe stehen.
5 | 2. DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS Herausforderungen an allen Fronten Die Unternehmen bekommen die Auswirkungen der Corona-Krise auf mehreren Wegen zu spüren. Mehr als 60 Prozent sehen einen Rückgang der Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen ihres Betriebes. Diese Beobachtung zieht sich durch alle Branchen, auch durch die Industrie. Fast die Hälfte der Betriebe be- richtet von stornierten Aufträgen. Im Gastgewerbe oder dem Einzelhandel ist ein Stillstand der Geschäftstä- tigkeit durch geschlossene Läden zu beobachten. Auch viele personennahe Dienstleister wie Kosmetikstudios oder Friseursalons sind von Schließungen betroffen. Die Dramatik der Krise zeigt sich daran, dass vier von zehn Unternehmen schon jetzt über Liquiditätseng- pässe berichten und sich bereits in dieser Woche 18 Prozent der Unternehmen angesichts der Corona-Krise von einer Insolvenz bedroht fühlen. Das unterstreicht, dass staatliche Unterstützungsleistungen dringend benötigt werden, damit unverschuldete Insolvenzen vermieden werden können. Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Geschäfte der Unternehmen Weniger Nachfrage nach meinen Produkten und Weniger Nachfrage nach meinen Produkten und… 63% Dienstleistungen Stornierung von Aufträgen 48% Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit 43% Liquiditätsengpässe 41% Investitionen werden zurückgefahren 38% Ausfälle durch fehlende Mitarbeiter 25% Fehlende Waren und Dienstleistungen 24% Logistische Engpässe 20% Drohende Insolvenz 18% Eigene Produktionsausfälle in Deutschland 6% Wir planen oder haben unsere Lieferketten… 5% Derzeit keine Einschätzung möglich 4% Keine Auswirkungen 2% In den Lieferketten sind ebenfalls Herausforderungen eines kaum gekannten Ausmaßes nunmehr an der Ta- gesordnung. Jeder vierte Betrieb berichtet über fehlende Waren oder Dienstleistungen in seiner Produktion, jeder fünfte berichtet über logistische Engpässe. In der Industrie gibt es bereits bei jedem fünften Unterneh- men Produktionsausfälle hierzulande. Jedes achte Industrieunternehmen muss seine Lieferketten umstellen. Die negativen Auswirkungen der Corona-Krise fallen für die Unternehmen in vielen Bereichen bereits jetzt wesentlich gravierender aus als erwartet. Der Vergleich zur Vorumfrage (3.-6. März 2020) zeigt, mit welcher Dramatik sich die Situation verschlechtert hat. Vor drei Wochen gingen 33 Prozent der Betriebe von einer geringeren Nachfrage nach den eigenen Produkten und Dienstleistungen als Folge der Corona-Krise aus. Heute beklagen bereits mehr als 60 Prozent einen merklichen Rückgang. Über Liquiditätsengpässe berichten 41 Prozent der Betriebe, während in der Vorumfrage lediglich zwölf Prozent diese erwartet hatten.
6 | DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS 38 Prozent der Betriebe sehen sich angesichts der Entwicklungen gezwungen, bei ihren Investitionsplänen hierzulande Abstriche zu machen. Das zeigt auch in welchem Ausmaß die Betriebe ihre Geschäftsplanungen überdenken. Unterstützung ist gefragt Angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen haben die Bundes- und Landesregierungen eine Reihe von Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Besonders hohe Relevanz haben hierbei Liquiditäts- unterstützungen durch Zuschüsse und Stundungen sowie das Kurzarbeitergeld (68 Prozent). In der Industrie erachten sogar 84 Prozent der Betriebe das Kurzarbeitergeld derzeit als ein für sie wichtiges Instrument. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen sehen staatliche Zuschüsse als besonders wichtig an. Zuschüsse er- leichtern es Betrieben, ihre laufenden Kosten zu bestreiten. Gerade für kleine Betriebe bis 19 Beschäftigte ist dies die wichtigste Unterstützungsmaßnahme. Ein ebenfalls wirksames Element aus Sicht der Unternehmen, um Cash im Unternehmen zu halten, sind Steuerstundungen bzw. die Anpassung der Vorauszahlungen (60 Prozent). Damit bleibt das Geld in den Betrieben und kann eingesetzt werden, um das Unternehmen in die- ser schwierigen Phase zu sichern. Unterstützungsmaßnahmen von besonderer Relevanz aus Sicht der Unternehmen Soforthilfen in Form von Zuschüssen 69% Kurzarbeitergeld 68% Steuerstundungen / Herabsetzung von Vorauszahlungen 60% Darlehen (KfW oder Förderbanken der Länder) 31% Bankkredit 16% Bürgschaften 12% Keine staatliche Unterstützung nötig 6% Sonstige Unterstützungsmaßnahmen: 5% Exportkreditversicherungen 2% Umsatz- und Geschäftsplanungen sind angesichts der Krise derzeit für Unternehmen nicht seriös möglich. Umso schwieriger ist damit das Kreditgeschäft, zumal die Betriebe auch kaum einschätzen können, wann eine Rückzahlung der Kredite möglich ist. Gleichzeitig ist die Beantragung und Entscheidung nicht zuletzt auch wegen Vorgaben der Bankenregulierung aufwändig. Dennoch sehen knapp die Hälfte der Betriebe ent- weder im Bankenkredit (16 Prozent) oder in den Überbrückungsdarlehen der Förderbanken (knapp ein Drit- tel) eine Möglichkeit, um über diese schwierige Phase zu kommen. Zudem wollen 12 Prozent auf Bürgschaf- ten zurückgreifen. Die Unternehmen hatten in der Umfrage die Möglichkeit, weitere Maßnahmen von hoher Relevanz zu nen- nen. Hier haben viele Unternehmen erneut auf die große Bedeutung der Zuschüsse für das Aufrechterhalten ihrer Geschäfte hingewiesen. Zusätzlich wurde auch die Stundung von Mieten, Krankenkassenzahlungen oder Versicherungsbeiträgen als Maßnahme vorgeschlagen.
7 | 2. DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS Kontinuierliches Nachsteuern gefordert Angesichts der drastischen Auswirkungen auf die Wirtschaft sehen die Betriebe den dringenden Bedarf, dass Hilfen auch schnell ankommen. Nicht zuletzt daher stellt sich die Frage, ob es sowohl im Verfahren wie in der Ausstattung der Programme Anpassungsbedarf gibt. Zwei Drittel der Unternehmen sehen bei den Zu- schüssen durch den Staat weiteren Handlungsbedarf. So wurden teilweise Programme angekündigt, aber noch nicht flächendeckend ausgerollt. Auch allgemeine Steuerentlastungen hält die Hälfte für notwendig. 41 Prozent wünschen sich Erleichterungen bei der Umsetzung der Steuerstundungen. Die Unternehmen hatten die Möglichkeit, in der Umfrage weitere Hinweise für die Politik zu geben. So ha- ben mehrere Unternehmen darauf hingewiesen, dass das Kurzarbeitergeld auch für Auszubildende in den ersten sechs Wochen ermöglicht werden sollte. Zudem sollten alle Maßnahmen möglichst flexibel und un- bürokratisch durchgeführt werden können. Kurz- und mittelfristiger Nachsteuerungsbedarf aus Sicht der Unternehmen Soforthilfen in Form von Zuschüssen 67% Unternehmenssteuersenkungen 50% Steuerstundungen / Herabsetzung von Vorauszahlungen 41% Kurzarbeitergeld 37% Ein generelles Konjunkturprogramm 30% Überbrückungskredit (KfW oder Förderbanken der Länder) 29% Bürgschaften 13% Staatliche Beteiligung an systemrelevanten Unternehmen 12% Bankkredit 11% Sonstiges 4% Keine staatliche Unterstützung nötig 3% Exportkreditversicherungen 2%
8 | DIHK-BLITZBEFRAGUNG ZUM CORONA-VIRUS Methodik: Die Umfrage hat vom 24. bis 26. März 2020 stattgefunden. Rund 15.000 Unternehmen haben an der Umfrage teilge- nommen. Die Antworten verteilen sich auf die Industrie (19%), Baugewerbe (6%), Einzelhandel (12%), Großhandel (7%), Verkehr und Lagerei (4%), Reisewirtschaft (4%), Gastgewerbe (9%), Gesundheitswirtschaft (3%), Sonstige Dienstleistungen (36%) Nach Unternehmensgrößenklasse verteilen sich die Antworten wie folgt: 1-19 Beschäftigte (62%), 20-199 Beschäf- tigte (29%), 200-499 Beschäftigte (5%), 500-999 Beschäftigte (2%), über 1.000 Beschäftigte (2%). Impressum Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Bereich Internationale Wirtschaftspolitik, Außenwirtschaftsrecht Herausgeber und Copyright © Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Postanschrift: 11052 Berlin | Hausanschrift: Breite Straße 29 | Berlin-Mitte Telefon 030 20308-0 | Fax 030 20308-1000 DIHK Brüssel Vertretung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages bei der Europäischen Union 19 A-D, Avenue des Arts | B-1000 Bruxelles Telefon : +32 2 286-1611 | Fax +32 2 286-1605 Internet www.dihk.de Facebook www.facebook.com/DIHKBerlin Twitter http://twitter.com/DIHK_News Redaktion Dr. Ilja Nothnagel, Melanie Vogelbach, Katharina Huhn, Kevin Heidenreich Grafik Lola Machleid Bildnachweis https://www.gettyimages.de/ Stand März 2020
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