SALZBURG Sommerabend mit Abstand
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DAS MAGAZIN DER INDUSTRIE September 2020 TECHNOLOGIE-OFFENSIVE FÜR ÖSTERREICH JETZT STARTEN! Auf welche Schwerpunkte die nächste FTI-Strategie setzen sollte. Vereinigung der österreichischen Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien Österreichische Post AG, MZ 03Z034897 M INDUSTRIE ENERGIE SALZBURG Warum die Lehrausbildung auch Wie die Wasserstoff-Technologie Sommerabend in schwierigen Zeiten Zukunft hat Seite 4 als Chance genutzt werden kann Seite 5 mit Abstand Seite 10
economics corner/Gastkommentar Droht uns eine Zombie-Wirtschaft? Der Staat hat seine Aufgabe als Feuerwehr in den vergangenen Monaten mehr als wahrgenommen. Ist das nun ein Abgesang auf die Marktwirtschaft? Wohl kaum. E ine Volkswirtschaft lebt von der und Markt, also zwischen „Equity“ und ist noch nicht alles. Neben den hohen Kos- nahe an den Menschen, aber nicht so nahe Produktivkraft der Unternehmen, „Efficiency“, in den vergangenen Jahrzehn- ten des Sozialstaates verursacht ein Zuviel wie die Unternehmen, die jeden Tag brand- der Motivation der Menschen, der ten stark Richtung Umverteilung statt in an Staat auch wachstumsdämmende Wir- aktuell Signale ihrer Kunden in Form von Wettbewerbsfähigkeit des Stand- Richtung Produktivität geschwungen. Öster- kungen in Form von Verwaltungsaufwand, Kaufentscheidungen verarbeiten können ortes und dem Zusammenhalt in reich hatte bereits vor der Corona-Krise die Bürokratie und Regulierungen. Laut OECD (und müssen). Wenn wir also eine Zombi- der Gesellschaft. Sie lebt also von der rich- vierthöchsten Sozialausgaben pro Kopf in könnte Österreich mit einem schrittwei- fizierung der Wirtschaft mit hohen Staats- tigen Balance zwischen der Dynamik des der EU. Diese wurden mit der vierthöchsten sen Abbau der wachstumshemmenden ausgaben, geringer Produktivität und gerin- Marktes und der Stabilität des Staates – öko- Steuer- und Abgabenbelastung in der EU fi- Regulierungen sein BIP pro Kopf in den gem Reformdruck mittelfristig verhindern nomisch betrachtet von der richtigen Ba- nanziert (43,8 Prozent des BIP 2020) und mit kommenden 15 Jahren immerhin um bis zu wollen, müssen wir bald wieder zurück zu lance zwischen „Equity“ (Umverteilung) und den fünfthöchsten Staatsschulden pro Kopf 6 Prozent steigern. einer gesunden Aufgabenteilung zwischen „Efficiency“ (Produktivität). in der EU (mit knapp 32.000 Euro pro Kopf noch vor Griechenland) auf die nächsten Ge- Staatsausgaben um Richtige Balance zwischen nerationen abgewälzt. Fast drei von vier Euro ein Fünftel angewachsen Die Politik ist Umverteilung und Produktivität an Steuer- und Abgabeneinnahmen wurden So viel zur Theorie: Kommen wir nun zur In Österreich ist das Pendel zwischen Staat bereits vor Corona vom Staat umverteilt. Das aktuellen Krise. Sie ist quasi das größte zwar nahe an den Real-Life-Experiment einer staatlichen Interventionspolitik seit dem Fall des Menschen, aber nicht Die drohende Zombifizierung durch den Staat Produkvität und Staatsquote in Österreich seit 2010 ehemaligen Ostblocks. Die Staatsausga- ben wurden sprunghaft um ein Fünftel (!) so nahe wie die 106 gesteigert und das Regulierungspendel Unternehmen. Quelle: AMECO (Europäische Kommission, Frühjahrs-Prognosen vom Mai 2020) 105 schwappte wie nie zuvor von der Freiheits- 50,5 zur Sicherheitspräferenz. Was droht uns 104 aber nun nach dieser größten Verdrängung Staatsquote 103 48,5 der privaten Initiative durch den Staat seit Staat und Markt finden. Der Staat soll bitte 102 dem Zerfall des Kommunismus? Theore- für Stabilität sorgen, aber der Markt für Dy- tisch könnte ja nun der Staat (und die Poli- namik. Das entfremdet uns nicht von den 101 46,5 tik) übernehmen und unseren Wohlstand Menschen, sondern nähert uns ihnen im 100 Produkvität in Zukunft erwirtschaften. Gegenteil wieder an – frei nach Nicholas 44,5 99 Stern: „Capitalism is how we take care of Klingt gut, aber der Stolperstein heißt Effi- people we don't know.“ 98 42,5 zienz. Ja, dem Staat kann niemals das Geld 97 ausgehen, aber genau das ist sein Problem: KONTAKT Die natürliche Knappheit der Geldressour- 96 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 40,5 Clemens Wallner, cen wird durch öffentliche Zwangsabgaben Wirtschaftspolitischer Koordinator entfremdet und fördert damit unprodukti- Gesamtfaktorproduktivität und (um Konjunktureinflüsse und Zinszahlungen bereinigte) der IV: clemens.wallner@iv.at Staatsausgaben in % des BIP ves Vorgehen. Und ja, die Politik ist zwar GASTKOMMENTAR Vor Allmachtsfantasien wird gewarnt Die politischen wie wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben das Zeug, der sozialen Marktwirtschaft, wie wir sie kennen, den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Das sollten wir tunlichst verhindern. W ir leben in spannenden nun über Nacht an staatlichen Hilfen. Auch und am Laufen zu halten vermögen. Geld ist, das unseren Wohlstand erst ermöglicht und Zeiten – in der chinesi- der Erfolg jener wenigen Branchen, die dank für den Moment jedenfalls, kein knappes Gut erarbeitet hat. schen, auf Stabilität und Corona boomen, ist frei von eigenem Ver- mehr, und auch die traditionellen Grenzen Ordnung ausgerichteten dienst: Leere oder volle Auftragsbücher sind staatlicher Eingriffe in Wirtschaft und Privat- Der Mut und Fleiß von Unternehmerinnen Mentalität, ist das be- zu einer Glücksfrage verkommen. Dieses leben sind aufgehoben. und Unternehmern etwa, die mit ihren Mit- kanntlich ein Fluch. Die Corona-Pandemie ist Ausgeliefertsein trägt die Möglichkeit in sich, arbeiterinnen und Mitarbeitern Dienstleis- – nach der Finanz- und Migrationskrise – der Mentalitäten wie Systeme zu verändern. Sicher, die wenigsten Akteure haben sich in tungen und Waren anbieten, die im In- wie dritte große Bruch in wenig mehr als einem diese Rolle gedrängt; ihr Handeln entspringt Ausland gefragt sind. Und ein Staat, der Jahrzehnt. In der Finanzkrise 2008 ff. frag- der nackten Not, die beispiellosen Folgen der seine Rolle als verlässlicher Rahmensetzer ten sich die liberalen Eliten bang, ob nicht die Linke mit ihrer Kritik am Finanzkapitalismus „Wir sollten jetzt Pandemie zu begrenzen – in der Hoffnung, anschließend wieder zu einem vertrauteren versteht, der in Bildung wie Ausbildung in- vestiert, Innovationen fördert, aber nicht de- doch recht habe. Im Zuge der Migrations- krise zweifelten dann Linke an ihrem Traum allen intellektuellen Normalzustand zurückkehren zu können. Die Chance dazu lebt, sicher ist dies aber keines- finiert, und für ein so umfassendes wie leist- bares Netz an sozialer Sicherheit sorgt. Kurz von einer grenzenlosen Welt. Am Ende blie- ben die meisten aber doch bei ihren alten Schnellschüssen zu wegs. Man gewöhnt sich schnell an neue Möglichkeiten. Davon wissen Politik und ein ein Staat, der weiß, dass Allmachtsfantasien bisher immer ins Desaster geführt haben. Überzeugungen. Schon deshalb sollten wir den langfristigen überdrehter Finanzkapitalismus, die beide jetzt allen intellektuellen Schnellschüssen zu von der Geldschwemme der Notenbanken den langfristigen Folgen der Pandemie miss- Folgen der Pandemie nicht mehr lassen wollen, die ihnen erst die trauen. Meist liegen die Instant-Weltendeu- Finanzkrise und jetzt Corona beschert hat. ter daneben. misstrauen. Meist Trotzdem wird die Welt nach Corona eine liegen die Instant-Wel- Tatsächlich ist jetzt eine Chance zu Ver- änderungen, und zwar schnelleren, als sie andere sein. Zu viele Gewissheiten werden nun nicht nur in Frage, sondern sogar auf tendeuter daneben.“ womöglich ohne Corona stattfänden. Das ist insbesondere im Hinblick auf den Umbau den Kopf gestellt. Der Leistungsgedanke unserer kohlenstoffgetriebenen Produkti- etwa, der im Zentrum sämtlicher marktwirt- ons- und Lebensweise nötig, um die Ver- schaftlicher Grundsätze, auch ihrer sozialen pflichtungen zum Klimaschutz zu erreichen. wie ökosozialen Varianten, steht, wird gerade Die neue Rolle des Staates weckt neue All- Aber auch sonst steckt viel Potenzial für arg verspottet, ja außer Kraft gesetzt; und machtsfantasien. Wie auch nicht, wenn sich Gutes und Sinnvolles in den Umwälzungen Fotos: Wiener Zeitung zwar für Unternehmer wie Arbeitnehmer zu- die Politik quasi über Nacht und im Verband – für Mensch wie Wirtschaft. Wir sollten nur gleich. Unverschuldet und ohne Unterschied mit den Notenbanken an jenen Hebeln wie- darauf schauen, dass der Pandemie am Ende Walter Hämmerle nach Branchen hängt ihrer beider Existenz derfindet, die alles, wirklich alles am Leben nicht auch einiges von dem zum Opfer fällt, ist Chefredakteur der „Wiener Zeitung“ 2 September 2020 | iv-positionen
Leitartikel/Aktuelles Mehr Zukunft produzieren „Wir produzieren Neben Maßnahmen zur Krisenbekämpfung muss Österreich hier schon sehr effizient. einen ambitionierten Steigerungspfad bei FTI-Mitteln verfolgen. Gehen wir national vor, wird in anderen Ländern Es gilt insbesondere Unternehmen bestmöglich bei Forschung, produziert, in denen mehr Technologie und Innovation zu unterstützen – als Basis für IV-MEINUNG CO2 emittiert wird. Es geht Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und Wohlstand. nur gemeinsam.“ Ö Hubert Rhomberg, sterreichs Aktivitäten zur dabei ebenso im Raum (siehe Titelgeschichte IV-Vorarlberg-Vizepräsident und wirtschaftlichen Linderung auf Seite 6) wie insgesamt eine ambitionierte Geschäftsführer Rhomberg der Corona-Krise können sich FTI-Strategie, welche die Stärken der heimi- Bau Holding GmbH im internationalen Vergleich schen FTI-Politik – etwa die Forschungsprä- sehen lassen. Mit der Ver- mie – absichert und weiterentwickelt. Außer längerung der Kurzarbeit ab Oktober wurde Frage steht auch, dass wir in der FTI-Politik eine weitere wichtige Maßnahme gesetzt, auf strategische Stärke- und Zukunftsfelder, die vor allem der Industrie helfen soll, Be- wie Produktion, Digitalisierung, Ressourcen- schäftigung zu sichern und damit Fachkräfte effizienz oder Life Science setzen müssen. zu halten. Lediglich auf „Green“-Bereiche zu fokussieren wäre der falsche Weg, der uns bei wichtigen „Ich glaube, es wäre verfehlt, Zusätzlich ist es freilich notwendig, wieder Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz die jetzige schwierige verstärkt an die Zukunft zu denken und ent- zum Zuseher statt zum Akteur machen würde. Arbeitsmarktsituation durch sprechende Investitionen anzureizen. Die Neben der Stärkung des Fachhochschulsek- eine gesetzliche Einführung der Investitionsprämie ist dafür tors und einer Exzellenzinitiative für die Uni- Arbeitszeitverkürzung ebenso ein wichtiges Signal wie das For- versitäten muss Österreichs FTI-Politik auch lösen zu wollen.“ schungsfinanzierungsgesetz, das im Juli 2020 der besonderen Rolle unserer derzeit 270 den Nationalrat passiert hat und in einem ers- Leitbetriebe gerecht werden. Sie sind F&E- Christoph Badelt, ten Schritt mehr Planungssicherheit bringt. Treiber, die schon 2017/18 mit 3,8 Mrd. Euro Leiter des Österreichischen Die Industrie hat sich bei diesen wichtigen F&E-Ausgaben knapp ein Drittel der gesam- Instituts für Wirtschaftsforschung Beschlüssen maßgeblich eingebracht. ten bzw. die Hälfte der privaten F&E-Ausga- ben in Österreich stemmten. Sie produzieren Klar ist aber auch, dass bei der Finanzierung mit ihren verbundenen KMU Tag für Tag Zu- etwa für angewandte Forschung und Ent- kunft für unser Land. Genau das brauchen wir wicklung noch erhebliche Finanzierungs- gerade jetzt mehr denn je. lücken bestehen. Ein ambitionierter Stei- gerungspfad der heimischen FTI-Mittel ist daher alternativlos. Österreichs Industrie will Ihr „Die Investitionsprämie weiterhin kräftig in Forschung, Technologie ist ein wichtiger Impuls und Innovation investieren, um ihre Wettbe- für die Wirtschaft.“ werbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze und Wohlstand in Österreich zu sichern. Dabei Franz Gasselsberger, brauchen unsere Betriebe aber wirksame Generaldirektor der Oberbank AG Unterstützung durch die Politik. Der IV-Vorschlag einer „Technologieoffensive für die angewandte Forschung“ aus den Mit- Christoph Neumayer, teln des österreichischen EU-Rabatts steht IV-Generalsekretär AKTUELLES IN KÜRZE POSTING DES MONATS GRAFIK DES MONATS Anteile an weltweiter Rohstahlerzeugung Angaben in Prozent Die Umsetzung der europäischen Klima- politik muss zu einem wirtschaftlichen und 1986 2019 sozialen Erfolg Europas werden, der inter- national wahrgenommen wird und zum internationalen Nachahmen einlädt. Denn wirksame Klimapolitik muss auch – oder gerade – außerhalb Europas stattfinden. EU 27 23,2 8,5 Die Grafik veranschaulicht, warum: 1990 (+UK) 158,8 Mio. t. produzierten die Länder der heutigen EU- 27 mit dem Vereinigten Königreich rund ein 165,6 Mio. Tonnen Viertel des weltweiten Rohstahls, Chinas Anteil belief sich auf 7 Prozent. 30 Jahre 53,3 später ist der europäische Anteil auf unter 10 Prozent gesunken. Mehr als die Hälfte CHINA 7,3 des Rohstahls wird heute in China erzeugt. 52,2 Mio. t. Dabei werden CO2-intensive Produkte – wie Zement, Stahl oder Papier – kaum wo klimaschonender produziert als in Öster- reich. So hat die heimische Stahlindustrie 996,3 Mio. t. ihre prozessbedingten Emissionen stetig gesenkt. Dadurch ist es gelungen, die Stahl- NAFTA 13,4 6,4 produktion von den Treibhausgasemissio- Fotos: Gettyimages, Michalski 119,1 Mio. t. nen zu entkoppeln. Pro Tonne produziertem Rohstahl wurden die Emissionen seit 1990 95,3 Mio. t. um 23 Prozent gesenkt. Quelle: worldsteel/IV-FP&R/Wipol/Oliver 2019 September 2020 | iv-positionen 3
Wirtschaftspolitik Die Lehrausbildung hat Zukunft, Industrie invesert kräig in Top-Lehrlingsausbildung gerade auch in schwierigen Zeiten Durchschniliche Kosten pro Lehrling Industrie Industrie Aktuell bildet die Industrie rund 16.500 Lehrlinge aus. Was notwendig ist,invesert uminvesert Durchschniliche kräig diese Durchschniliche Kosten kräig Kosten in Top-Lehrlingsausbildung in Top-Lehrlingsausbildung Erfolgsgeschichte pro Lehrling pro Lehrling fortzusetzen, zeigt die IV. A uch wenn die Arbeitsmarkt- weitere Herausforderungen vor allem an Die Industrie investiert kräftig in situation speziell für junge den Schnittstellen des Bildungssystems – Top-Lehrlingsausbildung Menschen weiterhin äußerst in Richtung der höheren Bildung, aber vor Durchschnittliche Kosten pro Lehrling: angespannt ist: Die schlimms- allem zu den vorgelagerten Bildungswegen. ten Befürchtungen in Richtung Daher sind für die weitere Attraktivierung des Lehrstellenmarktes dürften sich vorerst der Lehrausbildung folgende Maßnahmen nicht bewahrheiten. Gerade in der Industrie aus Sicht der Industrie dringend notwendig: sind Unternehmen auch weiterhin auf der Suche nach geeigneten Bewerbern. Qualitätsoffensive für die Grundbildung: Um die Vorkompetenzen von angehenden Quelle: öibf (2016) Das bestätigt den hohen Stellenwert der Lehrlingen zu verbessern, braucht es eine Lehrausbildung für die Nachwuchssiche- grundlegende Neukonzeption der Pflicht- rung in der Industrie. Mit rund 16.500 Lehr- schulzeit mit langfristigen Bildungszielen lingen in über 1.200 Lehrbetrieben Ende und modernen Rahmenbedingungen – ins- 2019 ist sie in den vergangenen Jahren besondere zur Unternehmens- und Wirt- zum zweitgrößten Lehrlingsausbildner Ös- schaftsbildung sowie den Digital Skills. terreichs aufgestiegen – im vollen Bewusst- sein, dass der Fachkräftemangel eine ihrer Strukturierte Eingangsphase in die Lehre: Handel Handel Tourismus Tourismus und und Gewerbe Gewerbe und und Industrie Industrie Handel Tourismus und Gewerbe und Industrie Freizeitwirtscha Freizeitwirtscha Handwerk Handwerk 104.397 104.397 EuroEuro größten Herausforderungen der nächsten ohne Euro80.423 Schon in Normalzeiten besucht nicht 80.423 80.423 EuroEuro Freizeitwirtscha Handwerk 104.397 Euro 82.95482.954 EuroEuro 83.965 83.965 EuroEuro Jahre ist. Für jeden Lehrling nimmt sie Grund weniger als ein Drittel der künftigen 82.954 Euro 83.965 Euro im Schnitt mehr als 104.000 Euro in die Lehrlinge die polytechnische Schule. Da Für die qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung und die Zukunft eines Jugendlichen nimmt Hand, mehr als alle anderen Branchen. aktuell auch noch das „Durchfallen“ an den die Industrie mehr als 104.000 Euro in die Hand. Neben einem überdurchschnittlichen Ge- berufsbildenden Schulen pandemiebedingt halt bietet die Industrie vorteilhafte Aus- kaum stattfindet, gehen nun auch die Be- Optimierung der Bildungs- und Berufs- Berufswegen. Vor allem sollten mehr bildungsbedingungen und ausgezeichnete werbungen abbrechender Schüler zurück. orientierung: Das Wunschziel ist eine objek- Mädchen für Technik begeistert werden, Karriereperspektiven. Das zeigt einmal mehr: Statt Abbrüchen tive Erhebung der Stärken und Schwächen diese entscheiden sich immer noch eher und Bauchentscheidungen braucht es eine einzelner Schüler und darauf aufbauend eine für „klassische Frauenlehrberufe“, ledig- Während die Politik hinsichtlich der Lehr- strukturierte Eingangsphase für alle ange- unabhängige und umfassend informierende lich rund 17 Prozent der Industrielehrlinge berufe laufend Reformschritte setzt, liegen henden Lehrlinge. Beratung zu potenziellen Bildungs- und sind weiblich. LEHRLINGSTALK: „WIR REDEN MIT DEN FACHKRÄFTEN VON MORGEN“ „Eine Lehre in der Industrie bietet viel- AG, Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien, fältige Karrieremöglichkeiten und ist ein Rosendahl Nextrom GmbH, RHI Ma- starkes wie stabiles Fundament für eine gnesita, Siemens AG, Sony Ltd., Thöni erfolgreiche berufliche und persönliche Industriebetriebe, Welser Profile. Zukunft. Völlig zurecht ist die österreichi- sche Lehrlingsausbildung ein internationa- les Erfolgsmodell“, betonten Wirtschafts- ministerin Margarete Schramböck und IV-Präsident Georg Knill beim Lehrlings- talk im August. Über die Zukunft der Lehr- ausbildung diskutierten sie mit Lehrlingen Fotos und Videos vom Lehrlingstalk aus 23 Unternehmen: AT&S AG, Boehrin- finden Sie auf den Social-Media- ger Ingelheim, Doppelmayr Seilbahnen, Kanälen der Industriellenvereinigung. Dr. Bohrer Lasertec, Energie Burgen- land, Geberit, Greiner AG, Miba AG, Leyrer + Graf, MAGNA Steyr, Palfinger IV-Präsident Georg Knill und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck mit Rosendahl Nextrom-Lehrling Liliane Gutmann beim Lehrlingstalk AKTUELLES AUS BRÜSSEL Es bleiben noch vier Monate, um sich auf den „echten“ Brexit vorzubereiten Im August ging eine weitere Verhandlungsrunde zwischen EU und UK ergebnislos zu Ende. Die EU-Kommission warnt vor tiefgreifenden Veränderungen. G roßbritannien scheidet zum Jahres- Gerichtshofs, der Angleichung der rechtli- Wandel einzustellen – selbst wenn ein Finanz- und Verkehrsdienstleistungen sowie ende aus dem Binnenmarkt und chen Vorschriften unter anderem im Wett- Handelsabkommen bis Ende des Jahres Anforderungen bei Datenübertragungen in der Zollunion aus. Das bisherige bewerbs- und Beihilfenrecht sowie bei abgeschlossen würde. So gibt es viele Än- das Vereinigte Königreich. Die Kommission Fehlen nennenswerter Fortschritte bei Fischereiquoten. derungen, die durch den Austritt des Ver- rät daher zu einer Prüfung der Lieferketten, den Verhandlungen über ein Nachfolge- einigten Königreichs am 31. Jänner bereits um sicherzustellen, dass man nicht unvor- abkommen kommentierte EU-Chefver- Neue Pflichten begründet wurden und selbst bei einem bereitet in die Rolle des Importeurs oder handler Michel Barnier mit „enttäuscht und rechtliche Anforderungen ambitionierten Agreement über die zukünf- Exporteurs mit damit verbundenen Pflichten und besorgt“. Spätestens Ende Oktober Auf Anregung des europäischen Arbeit- tigen Beziehungen eintreten werden. und rechtlichen Anforderungen schlittert. muss ein Verhandlungsergebnis vorliegen, geberverbandes BusinessEurope hat die Foto: Gettyimages, IV, BMDW/Hartberger damit das Abkommen rechtzeitig vor 2021 EU-Kommission im Juli eine detaillierte Die Bereiche reichen von Zoll- und Steuer- Mit Chefverhandler Barnier und seinem umgesetzt werden kann. Bis dahin gilt wei- Zusammenstellung veröffentlicht, in der sie vorschriften über die Zertifizierung von Verhandlungsteam stehen BusinessEurope terhin „nothing is agreed until everything die absehbaren Veränderungen durch das Waren, Ursprungsregelungen sowie dem und insbesondere die Taskforce EU/UK is agreed“. Die größten Schwierigkeiten Ende der Übergangsphase auflistet. Darin Handel von Dienstleistungen bis zu Ände- Relations in regelmäßigem Austausch, um gibt es nach wie vor bei der Anerkennung gibt sie an alle Betroffenen die dringende rungen bei der Koordinierung der Sozial- auf die Anliegen der europäischen Industrie der Rechtsprechung des Europäischen Empfehlung, sich auf einen tiefgreifenden versicherungssysteme. Betroffen sind auch aufmerksam zu machen. 4 September 2020 | iv-positionen
Wirtschaftspolitik Investitionsprämie für Unternehmen gestartet Seit 1. August 2020 ist das Instrument, das Investitionen und damit Arbeitsplätze stärken soll, in Anwendung. Wermutstropfen bleibt, dass der automotive Bereich nicht berücksichtigt wurde. W achstum, Wohlstand, und ganz konkrete Anreize den Boden für ist, dass förderbare Investitionen nicht bis – selbst wenn diese Motoren die höchsten Arbeitsplätze – das Unternehmensinvestitionen zu bereiten. Mit Ende Februar 2021 abgeschlossen sein müs- Umweltstandards erfüllen. Das ist bedauer- ist jener positive wirt- der von der Bundesregierung umgesetzten sen. Es bleibt darüber hinaus noch ein Jahr lich, hätte doch eine entsprechende Förde- schaftliche Dreiklang, Investitionsprämie ist dieser Schritt, für den Zeit, für große Investitionen sogar drei Jahre. rungswürdigkeit nicht nur einen Rückgang für den Österreich allge- sich die IV als wichtige Standortmaßnahme Gerade jetzt ist diese Art von Flexibilität für an CO2-Emissionen ermöglicht, sondern mein bekannt ist. Die Verwerfungen durch eingesetzt hatte, nun gemacht. Unternehmen besonders wichtig, um sich auch die Corona-bedingt massiv unter die COVID-19-Pandemie setzten dem ein rasch wechselnden wirtschaftlichen Gege- Druck geratene automotive Wirtschaft abruptes Ende. Nun gilt es sukzessive auf Flexibilität und Planungssicherheit benheiten bestmöglich anpassen zu können. unterstützt, die für 300.000 Arbeitsplätze den Erfolgsweg zurückzufinden. Zeit spielt Die Prämie beträgt 7 Prozent der Anschaf- in Österreich steht. dabei eine wichtige Rolle – wie auch wirt- fungskosten von Neuinvestitionen, für be- Chance für Klimaschutz schaftliche Nachhaltigkeit. Denn bekannt- stimmte Investitionen in Ökologisierung, Di- bleibt ungenutzt lich bedeutet nachhaltiges Wachstum in- gitalisierung oder das Gesundheitswesen 14 Aber es gibt auch einen Wermutstropfen. WEBTIPP vestitionsgetriebenes Wachstum. In einer Prozent. Das Gesamtvolumen liegt bei einer Denn Investitionen in neue Fahrzeuge Details zur Investitionsprämie finden Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit Milliarde Euro, Anträge können seit 1. Sep- der saubersten Emissionsklasse bei Ver- IV-Mitglieder in ihrer IV-TopApp. gilt es daher, durch Zuversicht, Planbarkeit tember gestellt werden. Besonders positiv brennungsmotoren werden nicht gefördert Rot-weiß-rote Wasserstoffstrategie für Herbst angekündigt Die Wasserstoff-Technologie birgt eine große Chance für das Energiesystem von morgen. Wie diese genutzt werden kann, beschäftigt die Industrie intensiv. D ie Bundesregierung hat sich betreibt etwa die voestalpine gemeinsam mit Kostensenkung ermöglichen zum Ziel gesetzt, in Österreich Verbund und Siemens seit 2019 die welt- Die IV plädiert daher für umfassende Be- bis 2040 Klimaneutralität zu er- weit größte Versuchsanlage zur Herstellung darfsanalysen und Berechnungen über die reichen. Für dieses ambitionier- von grünem Wasserstoff. Obwohl in den für die Kosten relevanten Faktoren. Denn te Ziel soll erneuerbarer Was- vergangenen Jahren signifikante Fortschritte wenn die angestrebte Transformation des serstoff einen wesentlichen Beitrag leisten. bei Erzeugungs- und Anwendungstechno- Energiesystems auch wirtschaftlich darstell- Passend dazu wird derzeit die österreichische logien erzielt wurden, stehen diese Techno- bar sein soll, sind Rahmenbedingungen zen- Wasserstoffstrategie im dafür zuständigen logien noch am Anfang. Umso wichtiger sind tral, die eine Kostensenkung ermöglichen. Klimaschutzministerium fertiggestellt. Noch positive Rahmenbedingungen, um Wasser- Dafür notwendig sind finanzielle Anreize im Herbst soll sie dem Ministerrat vorgelegt stoff zur Marktreife zu verhelfen. Zu den für sogenannte „Breakthrough“-Technolo- werden. Die Industriellenvereinigung war derzeit größten Herausforderungen zählt gien sowie Förderungen auf nationaler wie bereits früh in die Erarbeitung eingebunden unter anderem die mangelnde Verfügbarkeit europäischer Ebene für die Umstellung auf und hat die Positionen der Industrie in die von kostengünstigem erneuerbaren Strom. Wasserstoff in der energieintensiven Indus- Arbeitsgruppe „Wasserstoff in industriellen trie. Vergleichbares sieht etwa die deutsche Prozessen“ in der vorvorherigen Regierung Die deutsche Wasserstoffstrategie oder Wasserstoffstrategie vor. Grundvorausset- eingebracht. Daher ist es auch grundsätzlich auch der entsprechende Entwurf der Euro- zung ist zudem die permanente Verfügbar- sinnvoll, dass die Endberichte der Arbeits- päischen Kommission setzt – zumindest in keit von ausreichendem erneuerbaren Strom gruppen nun in eine politische Strategie einer Übergangsphase – auch auf andere Wasserstoff ist ein Schlüsselelement zur zu wettbewerbsfähigen Kosten. Das erfor- Speicherung und zum Transport von Energie übergeleitet werden. CO2-freie bzw. -arme Arten von Wasser- und damit zur langfristigen Dekarbonisierung dert entsprechende europäische Übertra- stoff. Das Klimaschutzministerium richtet der Industrie. gungskapazitäten (die es derzeit allerdings Fortschritte bei Erzeugungs- und den Fokus hingegen ausschließlich auf grü- aufgrund schleppender Genehmigungs- Anwendungstechnologien nen Wasserstoff. Das heißt, der für die Her- Produktionskosten verbunden. Die Erzeu- verfahren nicht gibt), um etwa den Zugang Generell sieht die IV Wasserstoff als ein stellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse gung von konventionellem Wasserstoff kos- zu Offshore-Winderzeugung im Norden Schlüsselelement zur Speicherung und zum notwendige Strom stammt ausschließlich tet rund 1,50 Euro pro Kilo, während grüner Europas sicherzustellen oder den Aufbau Transport von Energie und damit zur lang- aus erneuerbaren Energiequellen. Allerdings Wasserstoff bis zu 5,50 Euro je Kilo teuer einer europäischen Wasserstoffwirtschaft fristigen Dekarbonisierung der Industrie. So ist diese Methode mit deutlich höheren ist, rechnet die Europäische Kommission vor. zu schaffen. IV-UPDATE Phase III der Kurzarbeit beschlossen Mit der Verlängerung des Kurzarbeitsmodells, das ab 1. Oktober für 6 Monate gelten soll, wird ein Kernanliegen der Industrie umgesetzt. E nde Juli hat die Bundesregierung die Wichtige Industrie-Empfehlungen Differenz zu den Nettoersatzraten kommt profitieren Menschen und Unternehmen Verlängerung des Kurzarbeitsmodells berücksichtigt weiterhin – wie von der Industrie im Rah- vom Modell gleichermaßen, denn damit präsentiert. Die IV hatte sich im Vorfeld Die Eckdaten auf einen Blick: Die Verlän- men der Verhandlungen eingebracht – in liegt ein geeignetes Instrument vor, um für eine praxistaugliche Lösung für Unter- gerung des Kurzarbeitsmodells gilt ab 1. voller Höhe, inklusive Lohnnebenkosten, Arbeitsplätze zu sichern und sich gleich- nehmen eingesetzt. Gerade in der Industrie Oktober und kann zunächst für weitere das AMS auf. zeitig den wirtschaftlichen Erfordernissen können im nächsten Halbjahr aufgrund der sechs Monate beantragt werden. Posi- anzupassen. Zu Redaktionsschluss dieser gesamtwirtschaftlichen Situation Auftrags- tiv ist insbesondere, dass bei den Kurz- Hinzu kommt die Stärkung der Quali- Ausgabe Anfang September setzte sich die rückgänge vermehrt spürbar werden (siehe arbeitsbeihilfe-Modalitäten an der Praxis fizierungselemente bei der Kurzarbeit. IV zudem für eine rasche Sozialpartner- Fotos: Gettyimages Bericht auf Seite 8). Die festgelegte Rege- des aktuellen Modells festgehalten wird: So wurde verankert, dass die Weiterbil- Vereinbarung sowie eine neue AMS-Richt- lung soll Betrieben die notwendige Flexibili- Unternehmen müssen die tatsächlich er- dungsbereitschaft der Beschäftigten ge- linie ein, die Unklarheiten möglichst rasch tät geben. brachte Arbeitsleistung bezahlen. Für die geben sein muss. Aus Sicht der Industrie beseitigen sollte. September 2020 | iv-positionen 5
COVERSTORY Vorrang für Forschung Obwohl die Industrie von der Corona-Krise hart getroffen ist, setzen die heimischen Betriebe weiter auf Forschung, Entwicklung und Innovation. Die Industriellenvereinigung zeigt auf, wie FTI-Politik die Unternehmen wirkungsvoll unterstützen kann und muss. D ie Zahlen sprechen eine klare Knill: „Ohne die forschenden Unterneh- Vor diesem Hintergrund fordert die Industri- Sprache: Österreichs Wirt- men hätten wir einen volkswirtschaftlichen ellenvereinigung, dass Österreichs erhöhter schaft wurde von der Corona- Dauer-Lockdown in Österreich. Umso mehr EU-Rabatt in eine Technologieoffensive mit Krise bisher überaus hart ge- müssen die Unternehmen gerade jetzt in zusätzlich einer Milliarde Euro für die direkte troffen. Für heuer droht ein ihren F&E-Aktivitäten Kurs halten können.“ Förderung von angewandter Forschung in Rückgang der Wirtschaftsleistung um -7,6 den nächsten Jahren investiert wird. IV-Prä- Prozent. Der Schaden allein für die Industrie sident Knill: „Damit könnten wir einen Dop- liegt bei mehr als 8 Mrd. Euro. Der produzie- pelschlag ausführen. Zum einen könnten wir rende Sektor ist einer der drei am stärksten „Forschung, gerade in der Krise einen Forschungsturbo betroffenen Wirtschaftsbereiche. Trotzdem zünden und innovative Unternehmen gehen setzen die heimischen Produktionsbetriebe Technologie und in der Folge gestärkt aus der Krise heraus. weiter auf Investitionen in Forschung, Tech- nologie und Innovationen. Innovationen sind Und zum anderen könnten wir uns nach Jahrzehnten endlich selbst aus der 2. Liga „Blut in den Adern” der Industrie das Fundament für der Innovationsstandorte herauskatapultie- ren und durch die gewonnene Innovations- „Forschung, Technologie und Innovationen sind das Fundament für den Erfolg und das den Erfolg und das kraft zum Innovation Leader werden.“ Blut in den Adern der modernen Industrie. Blut in den Adern der Kein „Technology picking“ Sie machen die Betriebe krisenfest und fit Ein weiteres wichtiges IV-Anliegen in der für neues Wachstum“, so IV-Präsident Georg modernen Industrie.“ FTI-Politik: Industrie und Klimaschutz sind Knill. So ist zwischen 2007 und 2017 – und kein Widerspruch und dürfen auch nicht somit auch während der Finanzkrise – die Georg Knill so behandelt werden. Deutlich verstärkte Wertschöpfung von F&E-aktiven Firmen um IV-Präsident Anstrengungen in Innovation und Tech- 19 Prozent gestiegen. Bei nicht F&E-aktiven nologie verbessern sowohl die Wettbe- Betrieben hat hingegen die Krise voll durch- werbssituation als auch die Klimabilanz der geschlagen: Sie hatten kein reales Wachs- Unternehmen. Forschung, Technologie und tum zu verzeichnen. Dafür braucht es allerdings weiter Unter- Innovationen müssen daher in ihrer ganzen stützung der Politik – strategisch durch eine Breite forciert werden. „Auch FTI in Mobili- neue FTI-Strategie (siehe Kasten) und in tät, Digitalisierung, Produktionstechnologien finanzieller Hinsicht. Hier sind EU und Ös- oder Materialwissenschaft trägt zu Ressour- terreich in der Pflicht. Denn auch, wenn censchonung und -effizienz bei. Es darf zu- mehr Mittel als bisher vorgesehen sind: dem kein ‚Technology picking‘ geben“, warnt Die Budgetierung von „Horizon Europe“ IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. im geplanten Mehrjährigen Finanzrahmen Gerade die EU solle nicht andere Zukunfts- der EU ist weit unter den Erwartungen technologien, wie Künstliche Intelligenz (KI), und Notwendigkeiten geblieben. Und beim ignorieren und damit Nationen wie China „EU-Recovery Programm“ wurden ebenfalls überlassen. Europa hat beim Wachstums- geplante FTI-Mittel gekürzt. Auch auf natio- treiber KI erheblichen Handlungsbedarf: naler Ebene fehlt im jüngst beschlossenen Von den 100 am schnellsten wachsenden Forschungsfinanzierungsgesetz ein ambitio- KI-Unternehmen kommen gerade einmal nierter budgetärer Steigerungspfad. fünf aus Europa. FTI-STRATEGIE 7 IV-ZIELE FÜR ÖSTERREICHS WEG AN DIE INNOVATIONSSPITZE • Österreichische Forschungsquote ist auf mindestens 4 Prozent des BIP bis 2030 anzuheben. Die investierten Mittel sind effizient und outputerhöhend einzusetzen. • Österreich muss seine TOP 3-Platzierung hinsichtlich der Beteiligungen im EU-Forschungsrahmenprogramm halten und Rückflüsse steigern. • Österreich muss sich eine TOP 3-Platzierung bei erfolgreich eingeworbenen ERC-Grants sichern und zumindest drei Universitäten bis 2030 unter den TOP 100 weltweit platzieren. • Bis 2030 muss zumindest eine Verdoppelung der Anzahl der jährlichen Gründungen akademischer Spin-offs durch kontinuierliche Steigerung gelingen. Fünf weitere Corporate Venture Fonds müssen in Österreich erfolgreich angesiedelt bzw. etabliert werden. • Österreich muss eine Top 3-Platzierung im DESI-Index erreichen. Dieser erfasst und bewertet den aktuellen Stand in den Bereichen Netzabdeckung, digitale Kompetenzen, Internetnutzung, Digitalisierungsgrad der Wirtschaft sowie elektronischer Behördendienste. 2019 belegte Österreich Rang 13. • Bis 2030 sind +20 Prozent mehr Technikabsolventen sicherzustellen. • Fünf neue F&E-intensive Leitbetriebe müssen bis 2022 in Österreich angesiedelt und bestehende Niederlassungen ausgebaut werden. 6
ALPBACHER TECHNOLOGIE- GESPRÄCHE IM RÜCKBLICK „Auch FTI in und Innovation leitet, erklärt: „Der Innova- tionsnachwuchs und MINT-Berufe haben Mobilität, allerhöchste Bedeutung für die Industrie.“ Bis 2025 werden für Österreich +55.000 IV-Präsident Georg Knill diskutierte beim FTI-Talk zur Eröffnung der Alpbacher Digitalisierung, neue MINT-Jobs erwartet. Der Fachkräfte- Technologiegespräche mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Wirtschafts- ministerin Margarete Schramböck, Bildungsminister Heinz Faßmann und dem mangel in diesen Bereichen ist unvermindert Produktions- hoch: Drei Viertel der heimischen Industrie- Präsidenten des Rats für Forschung und Technologieentwicklung Hannes Androsch. leitbetriebe kämpfen mit Personalproblemen technologien oder im MINT-Bereich. Die Corona-Krise hat die Materialwissenschaft Situation nicht entschärft. Die Forderung der IV: Bis 2030 sollen um 20 Prozent mehr trägt zu Ressourcen- Technikgraduierte aus HTL, FH und Uni si- chergestellt werden und diese Vorgabe da- schonung und her bereits jetzt als nationale Zielsetzung verankert werden. Dazu sind Ausbildungs- -effizienz bei.“ kapazitäten zu erhöhen, Dropout-Raten zu senken, neue attraktive Bildungsangebote zu etablieren und MINT schon ab dem Kinder- Christoph Neumayer garten zu fördern. Zudem sollen österreich- IV-Generalsekretär weit „MINT-Regionen“ eingerichtet werden. Sie sollen den wünschenswerten Technik- spirit im ganzen Land entfachen. Konsortien aus Bildungseinrichtungen, Unternehmen Die IV organisierte die interdisziplinäre Breakout-Session „Verantwortung. Das Ziel der IV ist daher klar: Eine echte und öffentlicher Verwaltung sollen dafür re- Produktion. Europa.“ Die Podiumsgäste waren: Markus Beyrer (Generaldirektor BusinessEurope), Georg Kopetz (CEO TTTech Group), Lars Nagel (CEO International Technologieoffensive als Ticket in die Zu- gionale Netzwerke bilden, fordert die IV. Data Spaces Association), Sabine Seidler (Rektorin Technische Universität Wien), kunft muss die Themen moderne Produk- Stephan Sielaff (CTO Lenzing AG) und Michael Wiesmüller (Leiter der Abteilung tionstechnologien, Tech for Green, Digitali- Fazit von IV-Präsident Georg Knill: „Mit einer Schlüsseltechnologien für industrielle Innovation des BMK). sierung in der gesamten Bandbreite und Life mutigen FTI-Strategie und einer Technolo- Sciences umfassen. Neumayer: „Darüber gieoffensive machen wir unsere Unterneh- hinaus braucht es als Basis ein stabiles FTI- men krisenfest, stärken ihren Wachstums- Fundament, das durch Enabling-Maßnah- kurs, unterstützen die Beschäftigung und „Unternehmen sind gut beraten auch bzw. gerade in men und themenoffene Initiativen gestärkt werden endlich zu einem der forschungs- der Krise ihre hoffentlich gut durchdachten Strategien wird. Und dabei ist Klotzen und nicht Kle- stärksten Länder Europas. Nur dann ist ge- weiterzufahren. Als Lenzing gilt ‚we stay the course‘.“ ckern angesagt.“ sichert, dass der Wohlstand von morgen bei uns zuhause ist.“ Stephan Sielaff, CTO Lenzing AG MINT-Nachwuchs sichern Entscheidend für FTI-Erfolge der Industrie für INFORMATION krisenfestes Wachstum sind natürlich auch Aktuelle Informationen zum Thema FTI erstklassig qualifizierte Mitarbeiterinnen „Wir müssen auf FTI-Politik setzen, um in finde Sie auf www.iv.at bzw. auf den und Mitarbeiter. Isabella Meran-Waldstein, das neue Industriezeitalter zu starten.“ Social Media-Kanälen der IV. die den IV-Bereich Forschung, Technologie Georg Kopetz, CEO TTTech Group „Regionen mit einer starken Industrie, kommen besser durch Krisen. Starke Industriepolitik braucht starke Forschungspolitik.“ Markus Beyrer, Generaldirektor BusinessEurope Seit 2016 veranstalten die drei österreichischen technischen Universitäten TU Wien, TU Graz und Montanuniversität Leoben den Innovations-Marathon: ein 24-stündiges Event, bei dem internationale Studierende gemeinsam herausfordernde Aufgaben von Unternehmen lösen. September 2020 | iv-positionen 7
Aktuelles Der Tiefpunkt ist durchschritten, aber der Aufstieg wird steinig Nach den sonstigen Dienstleistungen ist die Industrie zusammen mit der Tourismuswirtschaft der am stärksten betroffene Sektor. Die Corona-Krise zeigt deutlich, warum die exportorientierte Industrie so wichtig für Wachstum und Wohlstand ist. D er konjunkturelle Tiefpunkt ist Demnach steigt die Teilkomponente des COVID-19-Schadensanteile durchschritten, aber die öster- Konjunkturbarometers „Geschäftserwar- Sektorenvergleich (Gesamtschaden: -7,6% BIP-Schrumpfung = 100%) reichische Wirtschaft ist noch tungen“ auf +12 Punkte und markiert damit nicht über den Berg. Die Mehr- den höchsten Wert seit dem ersten Quartal heit der Unternehmen rechnet 2018. Selbst auf dem derzeit weit unterhalb 28% Industrie/Energie/Wasser/Entsorgung mit einem konjunkturell sehr schwierigen der Normalauslastung liegenden Aktivitäts- Herbst, der durch einen steinigen Erholungs- niveau erwarten 21 Prozent der befragten 2% Bau pfad, eventuell sogar mit einzelnen Rück- Unternehmen nicht nur keine Verbesserung, setzern, gekennzeichnet ist. Dennoch hält sondern sogar eine Verschlechterung ihrer 8% Handel die IV-Prognose aus dem April weiterhin, Geschäftslage auf Sicht eines halben Jahres. welche eine BIP-Schrumpfung um 7,6 Pro- Optimistisch gestimmt sind nur 33 Prozent 27% Gastronomie/Beherbergung zent im Vergleich zum Vorjahr erwarten lässt. der Respondenten. 34% Sonsge Dienstleistungen Asymmetrischer V-förmiger Verlauf Insgesamt verliert die heimische Wirtschaft „Aus heutiger Sicht ist eine Erholung der heuer durch den Lockdown etwas mehr Quelle: Economica 1% Land-/Forstwirtscha Wirtschaft mit einem asymmetrischen, als 30 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung. V-förmigen Verlauf zu erwarten. Auf den Helmenstein hat berechnet, welche Wirt- steilen Absturz folgt ein Aufwärtstrend mit schaftsbereiche die Krise besonders hart anfänglich recht hoher Dynamik, der aber trifft. „Die sonstigen Dienstleistungen tra- zunehmend verflachen wird. Je nach Verlauf gen rund ein Drittel des Gesamtschadens, Die sonstigen Dienstleistungen tragen rund ein Drittel des Gesamtschadens, Industrie und Tourismus jeweils ein weiteres Viertel, der Handel ist weitaus und zunehmend weniger der Pandemie könnte die Erholung zeitwei- Industrie und Tourismus jeweils etwas mehr stark betroffen. se auch ganz zum Erliegen kommen“, analy- als ein weiteres Viertel, der Handel ist hinge- siert IV-Chefökonom Christian Helmenstein. gen weitaus und zunehmend weniger stark betroffen“, so Helmenstein, der den Schaden ren, wie aus der ganz aktuellen IV-Resilienz- für die österreichische Industrie mittlerwei- erhebung hervorgeht. le auf mehr als 8 Mrd. Euro beziffert. Starke Ökonomische COVID-19-Schäden in Einbußen erleiden vor allem exportstarke Branchen wie der Maschinenbau, die Auto- COVID-19 als unfreiwilliges Realexperi- ment mache augenfällig, wie sehr der Wohl- Österreich mobilzulieferung sowie die Metallbearbei- tung und -verarbeitung. stand und die Arbeitsplatzsicherheit am Erfolg der Exportwirtschaft hängen, erklärt E ine flächendeckende Analyse für sämt- Zwar leistet die Industrie auch in Tirol und Helmenstein. Das zeige, wie wichtig Multi- liche 2.095 Städte und Gemeinden des Economica Wirtschaftsinstituts Vorarlberg einen höheren Wertschöpfungs- beitrag zur regionalen Wirtschaftsleistung „Vor dem Hintergrund lateralismus und damit der Zugang zu Märk- ten sowie faire Wettbewerbsbedingungen zeigt, wo die Corona-Krise besonders ein- geschlagen hat. Je höher die Säule, des- als die Tourismuswirtschaft, doch schlägt hier der Lockdown mit seinen während des vor COVID-19 für Österreich sind. to größer ist der Schaden, gemessen in Prozent des prä-COVID-„Bruttolokalpro- der Akutphase gegen 100 Prozent gehen- den Wertschöpfungsverlusten anteilsmä- bestehenden „Vor dem Hintergrund des vor COVID-19 bestehenden Fachkräftemangels unter- duktes“. Deutlich sichtbar wird hier ein ßig stärker durch. Umgekehrt verzeichnen Fachkräftemangels nimmt die Industrie große Anstrengungen, enormes West-Ost-Gefälle in Österreich. jene Teile Österreichs prozentuell geringere ihren hohen Beschäftigtenstand zu halten“, So erfahren die westlichen Bundeslän- Schäden, die durch eine technologie- und unternimmt die Indus- so Helmenstein. Die verlängerte Kurzar- der weitaus größere COVID-19-bedingte wissensintensive Wertschöpfung geprägt beitsregelung sei für die Stabilisierung der Einbußen als die östlichen Bundesländer. sind. Daran zeigt sich wiederum die Be- trie große Anstren- Beschäftigung essenziell (siehe Beitrag auf Zurückzuführen ist die unterschiedliche Betroffenheit auf die sektorale Struktur: deutung der Industrie als entscheidender Wohlstandsfaktor. gungen, ihren hohen Seite 5). Helmenstein weist aber noch auf einen zweiten Aspekt hin: „Jedes 25. Indus- Beschäftigtenstand trieunternehmen beabsichtigt seinen Per- sonalstand trotz des Konjunktureinbruches zu halten.“ sogar auszuweiten. Dieser Befund deutet Quelle: Economica wiederum an, dass sich der Fachkräfte- mangel im Wiederaufschwung schon früh Christian Helmenstein, wachstumshemmend auswirken wird. Daher IV-Chefökonom ist gerade angesichts hoher Arbeitslosigkeit der Fokus auf Um-, Aus- und Weiterbildung zu richten. Zugespitzt formuliert bietet die Schwache Corona-Krise wachstumsstarken Unterneh- Auslandsnachfrage bis Winter men die letzte Gelegenheit, ihren Fachkräf- In globaler Betrachtung ist noch kein Abeb- tepool angesichts des sich demografisch ben der Pandemie zu beobachten. Aufgrund bedingt in den kommenden Jahren drastisch zahlreicher (Reise-) Beschränkungen können weiter verschärfenden Fachkräftemangels Unternehmen ihre Vor-Ort-Präsenz gerade branchenübergreifend aufzufüllen.“ auf Fernmärkten kaum oder nicht aufrecht- erhalten, sodass die schwache Auslands- WEBTIPP nachfrage zumindest bis in den Spätherbst Weitere Informationen zur Ökonomische COVID-19-Schäden in Österreich – eine flächendeckende Analyse für sämtliche hinein anhalten wird. Wirtschaftsbereiche IV-Konjunkturumfrage finden Sie unter: Städte und Gemeinden mit hohem Exportanteil sehen die nächsten www.iv.at 3 Monate daher kritischer als andere Sekto- IMPRESSUM Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2308, E-Mail: positionen@iv.at, Homepage: www.iv.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entschei- dungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Chefredaktion: Robert Albrecht, Stefan Tilsner. Lektorat: Brigitte Mayr, Heidi Abentung. Verantwortlich für den Inhalt: Mathias Burtscher, Joachim Haindl-Grutsch, Johannes Höhrhan, Eugen Stark, Claudia Mischensky, Gernot Pagger, Ingrid Puschautz-Meidl, Michaela Roither, Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Petra Matovic, Nina Mayrberger. Druck: BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH, 6890 Lustenau. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv.at Fotos (Cover bzw. Coverstory): BMDW/Hartberger, gettyimages, IV-Burgenland/pixabay, IV-Kärnten/gettyimages, IV-NÖ/David Schreiber, IV-OÖ/Adobe Stock, IV-Salzburg/Kolarik, IV-Steiermark/iStock, IV-Tirol/iStock, IV-Vorarlberg/Dietmar Mathis, IV-Wien/Stadt Wien/MA23 Fotos: IV Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter gleichermaßen. 8 September 2020 | iv-positionen
Junge Industrie „Den Titel Generaldirektor hab ich nie gemocht“ Der gebürtige Kärntner Karl-Heinz Strauss ist seit 10 Jahren CEO des Traditions-Bauunterneh- mens PORR. Beim Sommertermin mit der JI-Kärnten gab er Einblick in seine spannende Karriere. A uf der Liste der Gesprächs- großem Schaden bewahrt hat. Seine Firma Mitarbeiterzahl hat sich auf 20.000 ver- Desaster partner im beliebten Veran- Strauss & Partner, damals mit rund 150 Mit- doppelt. Auf den Lorbeeren des Erfolgs staltungsformat „Erfolgreiche arbeitern einer der bedeutendsten Projekt- ruht sich der 59-Jährige aber sicher nicht Kärntner Manager erzählen …“ entwickler und Bauträger, hätte sonst genau- aus. So richtig in Schwung kommt Strauss war Karl-Heinz Strauss schon länger – im Juli kam der Termin im sommer- so wie andere im Zuge der Krise in massive Turbulenzen geraten können. erst, wenn er über die Zukunft des Bauens, BIM 4.0, Lean Construction sowie weitere Lockdown lichen Ambiente des Schlosses Maria Loretto Pläne und Visionen spricht. Nach 10 Jah- Die Urlaubszeit hat zu steigenden direkt am Wörthersee zustande. Vielen ist er 2010 stieg Strauss als CEO bei der PORR ren im Unternehmen ist er mit Fleisch und als Mehrheitseigentümer (im Syndikat mit der ein. Er fand ein großes, traditionsreiches Blut „Porrianer“ geworden. Bloß mit dem Corona-Zahlen geführt. Jetzt ist ent- Ortner-Gruppe) und CEO der PORR bestens Unternehmen mit vielen gewachsenen Be- Titel „Generaldirektor“ kann er sich nicht schiedenes Handeln gefragt, ein neu- bekannt. Karl-Heinz Strauss war über viele sonderheiten und jeder Menge Herausfor- anfreunden. Zwar hat er ihn mit seinem erlicher Lockdown wäre unleistbar. Jahre erfolgreicher Unternehmer, bevor ihn derungen vor. Mit Konsequenz in der Verfol- Eintritt in den Konzern offiziell abgeschafft, der Ruf in den PORR-Konzern erreichte. gung seiner Ziele hat er in weniger als zehn aber ganz ausradieren konnte Strauss ihn Begonnen hatte der damals 20-jährige HTL- Jahren ein voll auf Zukunft gepoltes Hoch- dennoch nicht. Angesichts der 150-jährigen Die Folgen der Corona-Lockdowns sind al- Tiefbauabsolvent seine Karriere in der Kre- technologie-Bauunternehmen geformt. Der Geschichte des Unternehmens vielleicht lerorten deutlich zu spüren, Rückgänge um ditwirtschaft. Den JI-Mitgliedern beschreibt Umsatz wurde beinahe verdreifacht, die aber auch nachvollziehbar. rund 10 Prozent die Norm, mancherorts, er seinen Werdegang in der Finanzwelt von wie etwa im Vereinigten Königreich, war Confida über die Chase-Manhatten-Bank bis der wirtschaftliche Rückgang sogar doppelt hin zur Genossenschaftlichen Zentralbank, so stark. Manche europäische Länder sind später RZB, in allen Facetten und Details. halbwegs glimpflich durch die erste akute Zeit der Pandemie gekommen. Dabei teilt er seine Learnings bereitwillig mit den Zuhörern: Seine Beharrlichkeit, Ideen Mit Blick auf den Herbst und vor allem den keinesfalls (zu rasch) aufzugeben, habe ihn Winter muss die Bundesregierung tun, was immer zum Erfolg geführt. Zwar hat er oft möglich ist, um lokale Ausbrüche unter massivem Gegenwind standhalten müssen, Kontrolle zu behalten. Denn eines muss mit am Ende konnte er mit seinen innovativen Blick auf die kommenden Monate klar sein: Ansätzen jedoch überzeugen. Seine einfache Einen zweiten völligen Lockdown können Grundregel im Business: „Was ich nicht ver- wir uns nicht leisten! Schon derzeit ist nicht stehe, mache ich nicht.“ Ein Prinzip, das ihn abzusehen, wie viele Unternehmen es lang- kurz vor der großen Finanzkrise 2008 vor fristig auch wirklich durch diese Krise schaf- fen werden. In Österreich und Deutschland gibt es, nicht zuletzt seitens der Industrie, auch hoffnungsvolle Signale, aber die ein- System am Limit Wie stark die Ausgaben für Pensionen steigen Ausfallhaung des Bundes für die Pensionsversicherungen (Prognose; in Mrd. Euro) setzende wirtschaftliche Erholung ist kei- neswegs robust. L aut einer aktuellen Prognose der Sozial- versicherungen könnte die Ausfallhaf- 120 Sehr zu begrüßen ist in diesem Sinne auch, tung des Bundes in den kommenden 110 dass man sich regierungsseitig bemüht, Jahren massiv steigen. Neben systemim- 100 für Schulen ein durchgängiges Konzept zu manenten Gründen – nachhaltig war das finden, wie das kommende Schuljahr be- 90 heimische Pensionssystem nie und die wie- wältigt werden kann. Man wird halt schon 80 derbelebte „Hacklerregelung“ erfreut sich auch dementsprechend in die Ausrüstung 70 großer Beliebtheit – verstärkt die aktuelle der Schulen investieren müssen. Flächen- Krise natürlich die finanzielle Notlage des 60 deckende Schulschließungen wären jeden- Systems. Mehr Arbeitslose bedeuten we- 50 falls eine Katastrophe – für die betroffenen niger Pensionsbeiträge Aktiver um die Pen- 40 Eltern und deren Kinder gleichermaßen. sionen zu bezahlen. Der Steuerzahler muss 30 Bereits jetzt drohen manche Jugendliche mehr und mehr einspringen. Mit ein Grund, den Anschluss zu verlieren. Hier müssen wir 20 warum aus Sicht der JI eine Pensionsan- sehr aufpassen, dass es uns gelingt, den jun- 10 passung über der vom Gesetz vorgesehe- gen Menschen Perspektiven zu bieten. 0 nen Inflationsrate „nicht zu rechtfertigen 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 ist“, wie JI-Bundesvorsitzender Andreas Keiner weiß, wie lange es dauern wird, bis Quelle: Dachverband der Sozialversicherungsträger Wimmer klarstellt. Behandlungen oder eine (getestete und sichere) Impfung für COVID-19 zur Verfü- gung stehen werden. Klar ist aber, dass die- ser Herbst und Winter kein leichter werden wird. Langfristig gesehen wird es dann aber TERMIN AVISO auch einen langen Atem brauchen, um die enormen Kosten, die diese Krise verursacht, GLOBAL PETER DRUCKER FORUM 2020, DIVÖRSITY KONGRESS 2020, 20.10.2020 (ONLINE) wieder zu erarbeiten. Da werden mutige strukturelle Maßnahmen gefordert sein. I 29./30.10.2020, WIEN n Österreich leben etwa 2 Mio. Menschen Der Kongress findet online statt und wird D ie Corona-Krise offenbart sich als mit Migrationshintergrund, das entspricht frei zugänglich gestreamt. Nähere Informa- Bis dahin aber müssen wir alles tun, um un- enorme Herausforderung für das 23 Prozent der Bevölkerung. Die An- tionen unter: sere wirtschaftliche Basis nicht noch mehr Management weltweit: Leader müs- zahl der über 50-jährigen Erwerbsperso- www.divoersity.at zu unterminieren. Gefragt ist dabei natürlich sen gerade jetzt unerschütterlich die Rich- nen ist bereits 2015 auf über eine Million auch die Vernunft jedes Einzelnen. tung vorgeben und gleichzeitig dringenden gestiegen. Diese Beispiele zeigen, wie sich Anforderungen gerecht werden. „Leader- unsere Gesellschaft verändert. Die daraus ship Everywhere – A Fresh Perspective on entstehenden Auswirkungen bei der Suche Herzlichst Euer Management“ – so lautet das Thema des nach Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- diesjährigen Drucker Forums, das gemäß mern – und generell auf Arbeitsweisen und Fotos: Gettyimages, IV Oberösterreich allen Corona-bedingten Sicherheits- und die Kultur in Unternehmen – sind wichtige Hygienebestimmungen am 29. und 30. Zukunftsfragen. Der Zusammenhang zwi- Oktober in Wien stattfinden wird. schen den Themen Diversität bzw. Talente und Fachkräftemangel wird beim DivÖrsity Nähere Informationen unter: Kongress am 20. Oktober 2020 im Haus der Andi Wimmer, www.druckerforum.org Industrie diskutiert. Bundesvorsitzender der Jungen Industrie September 2020 | iv-positionen 9
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