GERAMBROSE ÖFFENTLICHE RÄUME GEMEINSCHAFTLICHE RÄUME PRIVATE RÄUME GERAMBROSE - KLASSIKER - BAUKULTUR STEIERMARK
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GerambRose ZU DEN THEMEN Öffentliche Räume Gemeinschaftliche Räume Private Räume GerambRose – Klassiker
V O R S TA N D Andreas Tropper (Obmann) Landesbaudirektor Gerald Fuxjäger ehem. Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen Bertram Werle Stadtbaudirektor Graz Thomas Hofer Baubezirksleitung Steirischer Zentralraum Alexander Pongratz Landesinnungsmeister Bau / Wirtschaftskammer Christian Brugger Landeskonservator Der Verein BauKultur Steiermark Hans Gangoly Professor und Studiendekan an der Architekturfakultät / TU Graz Der Verein BauKultur Steiermark – vormals „Heimatschutz in der Steiermark“ – wurde 1909 unter Mitwirkung namhafter Persönlich- keiten gegründet. Seine geistigen Wurzeln liegen, wie jene des Denk- B E I R AT mal- und Naturschutzes, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Karl Amtmann als in der Folge der Industriellen Revolution wertvolle historische Markus Bogensberger Baubestände vernichtet wurden. Karl Glawischnig Die zentrale Motivation für die Arbeit des Vereins BauKultur Steier- Eva Guttmann mark liegt in der Überzeugung begründet, dass die gebaute Umwelt Gunther Hasewend die Lebensqualität jedes Einzelnen in hohem Maß prägt. Baukultur Gerhard Kreiner ist nach diesem Verständnis der wertschätzende und bewusst- Dagmar Kreutzer seinsbildende Prozess der Herstellung dieser gebauten Umwelt in Georg Moosbrugger Städten und Ortschaften – also die Architektur im engeren Sinn Gernot Reisenhofer – sowie ihre Einbettung in die vielfältigen (landschafts-)räumlichen Martin Schlemmer Zusammenhänge. Bernhard Steger Die Vermittlung dieser Prozesse des Planens, Bauens und Erhaltens Alexandra Stingl-Enge in allen Bevölkerungsgruppen und -schichten ist daher oberstes Ziel Uli Tischler der Vereinsarbeit. Dietger Wissounig Wichtiges Werkzeug dieser Bemühungen ist die Vergabe der GerambRose an beispielhafte Projekte als Dankzeichen für die GESCHÄFTSFÜHRUNG gemeinsame Leistung von Planerinnen und Planern, Bauherrschaft Barbara Meisterhofer und Ausführenden.
Die thematischen Schwerpunkte Die Jury der GerambRose 2020 der GerambRose 2020 sind: Prof. Arch. Sigurd Larsen Öffentliche Räume – zu den Themen Sigurd Larsen Design & Architecture, Berlin Professor an der Berlin International University of Applied Science Ort, Infrastruktur und Landschaft Univ. Prof. Arch. DI Hans Gangoly Gemeinschaftliche Räume – zu den Themen Vorstandsmitglied im Verein BauKultur Steiermark, Graz Arbeit, Bildung, Kultur und Soziales Professor an der Fakultät für Architektur der TU Graz Private Räume – zum Thema Wohnen Mag.a DIin Eva Guttmann Mitglied im Beirat des Vereins BauKultur Steiermark, Graz Sonderkategorie GerambRose – Klassiker Vorsitzende der Ortsbildkommission für Steiermark Arch.in DIin Susanne Fritzer Feyferlik/Fritzer, Graz Preisträgerin GerambRose 2018 Zur GerambRose 2020 wurden zu den drei Themenschwer- Dr. Arch. Armin Pedevilla punkten insgesamt 92 Projekte eingereicht, wovon von der Jury Pedevilla Architects, Bruneck 16 Projekte in der Kategorie „Öffentliche Räume“, 46 Projekte in der Kategorie „Gemeinschaftliche Räume“ und 30 Projekte in der Kategorie „Private Räume“ beurteilt wurden. Nach der (Reihung der Jurymitglieder wie am Foto von links nach rechts, Juryfoto und Fotos der Juryreise: Barbara Meisterhofer, Armin Pedevilla) Vorauswahl wurden 26 Projekte besichtigt und schließlich acht GerambRosen vergeben.
Was macht gute Architektur aus? Eine einfache Frage, die zunächst auch einfach zu beantworten ist. Gute Architektur ist immer von einem kulturellen Anspruch erfüllt und damit auch immer Aus- druck einer bestimmten kulturellen Haltung. Die Frage nach dem kulturellen Anspruch ist allerdings nicht mehr einfach zu beantwor- ten, zu divers wird das aktuelle Bauen von den unterschiedlichen AkteurInnen mit Anforderungen überfrachtet und auch die Sich- tung, Bewertung und Auszeichnung von Architektur wird zuneh- mend von diesen oft widersprüchlichen Anforderungen bestimmt. Für die Jury der diesjährigen GerambRosen-Verleihung war daher nach Besichtigung der Bauten der Befund umso befriedigender, dass wirklich gute Architektur, und das zeichnet sie aus, nach wie vor sehr unmittelbar wirkt und mit allen Sinnen erlebt werden kann. Die ausgezeichneten Projekte zeigen Ansprüche an den Raum, an eine räumliche Wirkung, der man sich nicht entziehen will. Es be- steht der Wille, in unterschiedlichsten Maßstäben Gemeinschaft auszudrücken, den Kontext zu respektieren, aber gleichzeitig durch schöne Setzungen und Materialisierungen die Wirkung eines Ortes positiv zu verändern und zu verbessern. Es ist ein Bewusstsein für Gestaltung zu spüren, das in die Tiefe geht, das für jede individuelle Fragestellung eine passende architektonische Antwort sucht und diese auch in einem handwerklich qualitätsvollen Sinn umsetzen will. Diese Absichten waren für die Jury in vielen Bauten fühlbar, sichtbar, tastbar und immer ein Hinweis auf das fruchtbare Zu- sammenwirken von AuftraggeberInnen, ArchitektInnen und Hand- werkerInnen. Wenn all diese Aspekte zusammentreffen, dann kann man von guter und somit nachhaltiger Architektur sprechen, diese auszeichnen, darüber diskutieren und als beispielhaftes Bauen ver- breiten.
Foto: Paul Ott Gesundheitseinrichtung Josefhof, Graz zwischen den Trakten zieht sich die Wiese durch, lediglich unterbro- HAIDEGGERWEG 38, 8044 GRAZ chen von den schwellenlosen Übergängen. In jeden Baukörper einge- Planung: Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH schnitten sind ein bis zwei abgeschlossene, üppig begrünte Atrien. Bauherrschaft: Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau Überhaupt ist die Bepflanzung im, am und außerhalb des Gebäudes Fertigstellung: 2019 nicht nur wichtiges Gestaltungsmittel, sondern zeigt auch die große Die Gesundheitseinrichtung Josefhof ist ein Haus für Gesundheits- Aufmerksamkeit, die der Landschaft gewidmet wurde. fortbildung, in dem gesunde Menschen darin geschult werden, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bestimmten durchgehend gesund zu bleiben. die Planung. Der Josefhof wurde großteils aus Holz gebaut und nur, Funktionell umfasst es Foyer, 120 Gästezimmer mit 130 Betten, wo es statisch nötig war bzw. wo die Baukörper erdberührt sind, kam Küche, Lehrküche, Speisesaal, Bar, Aussichtsterrasse, Verwaltungs- Stahlbeton zum Einsatz. Die Zimmer wurden komplett (bis auf die und Haustechnikbereiche, ein Ambulatorium, Gymnastik- und mobile Inneneinrichtung) als Holzmodule vorgefertigt und bewirken Seminarräume, einen Bewegungsbereich, Schwimmbad und Sauna – abgesehen vom Eingangsgeschoss mit seinen großen Fensterflä- mit den dazugehörigen Außenanlagen. chen – die serielle Anmutung der Fassaden. Balkonbrüstungen aus Das Besondere am Josefhof ist jedoch nicht dass, sondern wie die- Aluminiumlamellen sind zugleich Beschattungselemente, wodurch ses Raumprogramm umgesetzt wurde: An einen Südhang mit Sen- eine Klimatisierung des Hauses nicht notwendig ist. Ökologisch ke schmiegen sich parallel zum Geländeverlauf drei langgestreckte, hochwertige, ungiftige Materialien (u.a. Holz, Lehm, Stein) kamen stark horizontal gegliederte Baukörper. Sie sind jeweils um eineinhalb zum Einsatz, auf Kunststoff wurde wo möglich verzichtet. Geschosse versetzt, sodass vom oberen freie Aussicht über das Dach In jeder Hinsicht ist der Josefhof schlüssige, innovative und nach- des unteren möglich ist, wobei alle Dächer begrünt sind und damit als haltige Architektur auf höchstem gestalterischen Niveau und wird ein Ersatz für die verbaute Grundfläche gelesen werden können. Auch deshalb mit der GerambRose 2020 ausgezeichnet. PREISTRÄGER: GEMEINSCHAFTLICHE RÄUME
Foto: Paul Ott Kindergarten / Kinderkrippe Mühlgasse, Lannach sind spiegelsymmetrisch angelegt, verfügen jeweils über Gardero- M Ü H LG A S S E 1 , 8 5 0 2 L A N N A C H be, WCs und einen ruhigen Ausweichraum. Ein Bewegungsraum Planung: BERKTOLD WEBER Architekten in der Mitte ist von beiden Gruppenräumen aus zugänglich. Der Bauherrschaft: Marktgemeinde Lannach Spielhof vervollständigt das L-förmige Gebäude zu einem Rechteck, Fertigstellung: 2019 was durch die Fortsetzung des Dachüberstands vor den Gruppen- Philipp Berktold und Helena Weber haben schon mehrfach bewie- räumen über einem umlaufenden Weg zusätzlich visualisiert wird. sen, dass sie mit Hangsituationen umgehen können. Das wird auch Außerhalb dieser „Rahmung“ geht das Grundstück in eine große am 2019 fertiggestellten Kindergarten in Lannach deutlich, der an- Wiese über, die gemeinsam mit den Kindern der angrenzenden ders als viele Beispiele dieser Typologie Kindergerechtigkeit nicht Volksschule genutzt wird. durch „Niedlichkeit“, sondern durch das Bereitstellen von über- Während grau lasiertes Holz die Fassade bildet, wird das Innere von schaubaren Wegen und Strukturen sowie klaren Einheiten erzeugt. hellen Holzoberflächen dominiert. Dezente Farbakzente bei Möbeln Das zweigeschossige Gebäude steht an einem nach Nordwesten und textilen Elementen unterstreichen die wohnliche Atmosphäre. abfallenden Hang, das sockelartige Eingangsgeschoss, in dem Sowohl die Umsetzung des Raumprogramms als auch die Detail- sich Lager- und Technikräume befinden, folgt dem Hangverlauf, lierung und handwerkliche Ausführung sind von hervorragender das auskragende Obergeschoss erreicht an der Südseite Gelän- Qualität. Dass auch verschiedenen Bedürfnissen etwa in Form deniveau. Vom geschützten Eingang aus gelangt man über eine unterschiedlicher Sitzhöhen Rechnung getragen wird, ist ein wei- Treppe nach oben, rechts kommt man zum offenen Essensbereich terer hervorhebenswerter Aspekt. Die Jury ist beeindruckt von der sowie zur Kinderkrippe mit Ruheraum, links befinden sich Büro- und Freiheit, die den Kindern hier durch die Architektur zugestanden Personalräume. Folgt man dann dem Gang entlang der Nordseite wird, sowie von der Qualität und Konsequenz der Umsetzung und des Gebäudes, gelangt man zu den beiden Gruppenräumen. Diese verleiht dem Kindergarten die GerambRose 2020. PREISTRÄGER: GEMEINSCHAFTLICHE RÄUME
Foto: Bruno Klomfar Legero United Campus, Feldkirchen ringförmigen Büro- und Produktionsgebäude, in das drei kleinere L E G E R O - U N I T E D -S T R A S S E 4 , 8 07 3 F E L D K I R C H E N B E I G R A Z „Bubbles“ hineinragen. Diese gliedern den Innenhof, der als beson- Planung: Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH ders schön gestalteter Aufenthaltsbereich umgesetzt wurde. Bauherrschaft: Legero United Campus GmbH Der Büroring in Holzbauweise sitzt auf einem Betontisch, der sta- Fertigstellung: 2019 tisch darauf ausgerichtet ist, bei Bedarf ein weiteres Geschoss tra- Ursprünglich befand sich die Zentrale des Schuhherstellers im gen zu können, wodurch bei erhöhtem Platzbedarf keine weitere Grazer Stadtgebiet, sie war jedoch sowohl quantitativ als auch Flächenversiegelung notwendig sein wird. qualitativ an ihre Grenzen gestoßen, weshalb in einem Gewerbege- Die Ambition, nachhaltig zu bauen, ist an vielen Details ablesbar: biet südlich von Graz ein neues Headquarter errichtet wurde. Heimischen bzw. Recyclingmaterialien wurde der Vorzug gegeben, Die Anforderungen an den Gebäudekomplex mit Verwaltung, die Energieversorgung erfolgt großteils autark, es gibt ausreichend Design- und Produktionsabteilung sowie einem Outletcenter waren Fahrradstellplätze, die Autos parken auf Rasengittersteinen etc. nicht nur technischer und organisatorischer Art, sondern es sollte Die schwierigen Aspekte beim Bau von runden Gebäuden sind hier ein nachhaltiger, langlebiger, architektonisch hochwertiger und so- ausgezeichnet gelöst: Die Fenster bzw. die Fassaden aus eloxierten wohl für MitarbeiterInnen als auch KundInnen angenehmer Ort zum Aluminiumblechen sind weder geknickt noch gebogen, sondern Arbeiten und Einkaufen werden. versetzt montiert. Die Systematik vom Grundmotiv der Fassade Aus einem Architekturwettbewerb gingen Dietrich | Untertrifaller bis hin zum Innenausbau wird konsequent durchgehalten. Überall Architekten als Sieger hervor, wofür neben der Architektur die Er- herrscht eine angenehme, unhierarchische Atmosphäre und der fahrung, das wirtschaftliche Know-how und – als organisatorisches Firma gelingt es, ihre Firmenkultur in Architektur auszudrücken – Detail – die unterirdische Anlieferung ausschlaggebend waren. mehr als ausreichende Gründe, dem Projekt die GerambRose 2020 Die Anlage besteht nun aus einem kreisförmigen Outlet und einem zu verleihen. PREISTRÄGER: GEMEINSCHAFTLICHE RÄUME
Foto: Paul Ott Sportpark Graz Hüttenbrennergasse Pressezentrum und eine Galerie für Medien und VIPs. Die Arena, H Ü T T E N B R E N N E R G A S S E 31 , 8 01 0 G R A Z Umkleiden, Sauna, Lagerflächen und eine Tiefgarage sind im Unter- Planung: projektCC zt gmbh geschoss untergebracht. Bauherrschaft: Sportunion Steiermark Wände und Geschossdecken bestehen aus Stahlbeton, die Decke Fertigstellung: 2018 des Hallendachs aus einem Raster aus drei Meter hohen Brett- Im Süden von Graz wurde die modernste Ballsporthalle Österreichs schichtholzträgern, die 48 Meter überspannen. errichtet. Sie ist Herzstück des Sportparks Hüttenbrennergasse, Die Halle lässt sich unterteilen, die Tribünen für 3000 ZuseherIn- der als zweigeschossiger Solitär nicht nur sportliches Zentrum ist, nen bestehen aus fixen und ausziehbaren Elementen. sondern auch ein neuer sozialer Anziehungspunkt für BewohnerIn- Zeitlose Materialien (Sichtbeton, dunkler Estrich, Holz), unpräten- nen des bislang stadtplanerisch eher stiefmütterlich behandelten tiöse, sauber gelöste Details und ein ausgezeichnetes Lichtkon- Viertels. zept schaffen eine extrem angenehme Atmosphäre im Inneren Die Grundrisse des zweigeschossigen Gebäudes mit vollständig der Halle, ein asphaltierter Vorbereich entlang der Schönaugasse verglastem Sockel sind klar in drei parallelen Funktionsschichten mit dem Sitzgarten des Restaurants und einer straßenseitigen angelegt, die Ergebnis der Auseinandersetzung mit den Abläufen Abschirmung in Form einer Baumreihe sowie die Transparenz des im Sportpark sind. Neben der Ballsporthalle sind im Eingangs- Sockelgeschosses bestimmen die Atmosphäre im Außenbereich. geschoss das Foyer, eine umlaufende Erschließungszone, ein Angesichts all dieser Qualitäten, der konsequenten und präzisen Restaurant mit Küche, ein Bereich für Sportmedizin und Leistungs- Umsetzung des funktionalen und architektonischen Konzepts, der diagnostik und ein Athletikbereich untergebracht. Im Obergeschoss einladenden Niederschwelligkeit der Anlage sowie der Präsenz im befinden sich ein Fechtsaal, der auch für Veranstaltungen genutzt öffentlichen Raum vergibt die Jury die GerambRose 2020 an den werden kann, Catering, Administration, ein Gymnastiksaal, ein Sportpark Graz Hüttenbrennergasse. PREISTRÄGER: GEMEINSCHAFTLICHE RÄUME
Foto: Paul Ott Prinzessin Veranda, Graz W I E N E R S T R A S S E 2 0 , G R Ü N E G A S S E 7/9 , 8 0 2 0 G R A Z Planung: PENTAPLAN ZT-GmbH und die daraus resultierende Vielfalt an Wohnungsgrundrissen, die Bauherrschaft: PROLEND Projektentwicklung GmbH allesamt besonders gut geschnitten sind. In den Wohnungen gibt es Fertigstellung: 2017 kaum klassische Raumkonfigurationen und man spürt, dass auch In einem heterogenen, zentrumsnahen Wohn- und Gewerbegebiet diese Räume spannend zu bewohnen, flexibel zu benutzen und un- in Graz wurde ein sechsgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus er- kompliziert zu möblieren sind. richtet, das einen maßgeblichen Beitrag zur Aufwertung des Gebiets Eine weitere Besonderheit ist das ovale Atrium – ein Element, geleistet hat und Initialzündung für dessen weitere Entwicklung war. das von den Architekten schon mehrfach eingesetzt wurde, durch Der Umsetzung ging ein gemeinsamer Prozess von Bauträger und Mischnutzung hier jedoch einen halböffentlichen Charakter besitzt. Architekten voraus, wobei auch das Thema der Gestaltung des Frei- Die Vermeidung einer harten Grenze zum Außenraum wird im Erd- raums behandelt und im Dialog mit der Stadt Graz die Schaffung geschoss durch die gewerbliche und gastronomische Nutzung so- eines öffentlichen Platzes erreicht wurde. wie einen großen einsehbaren Fahrradabstellraum erreicht und in Das Haus selbst ist geprägt von seiner Materialisierung in weißem den Obergeschossen durch die Loggien, die aufgrund ihrer Größe, Ortbeton, die Kolonnaden, die sich um das gesamte Gebäude zie- Tiefe und Materialisierung eine echte Wohnraumerweiterung sind. hen, sowie deren Fortsetzung nach oben in Form tiefer Terrassen Aufgrund des städtebaulichen Konzepts, der erstklassigen Umset- vor den Wohnungen, wodurch es eine zweite, stark geometrische, zung, der vielfältigen internen und externen räumlichen Qualitäten zwischen innen und außen vermittelnde Schicht besitzt. und grundsätzlich der Schaffung von architektonischem Mehrwert, Der Zuschnitt des Grundstücks und dessen maximale Ausnutzung der weit über das Interesse an Profit hinausgeht, erkennt die Jury waren ausschlaggebend für die ungewöhnliche Form des Bauwerks dem Projekt „Prinzessin Veranda“ die GerambRose 2020 zu. P R E I S T R Ä G E R : P R I V AT E R Ä U M E
Foto: Pia Odorizzi Leben in Aflenz, Wohnhäuser Nord / Süd / Ost lenden Hang vier Häuser mit insgesamt 27 Wohnungen zwischen 8 6 2 3 A F L E N Z N R . 51 1 , 51 2 , 51 3 , 51 9 60 und 130 m2 in drei Bauabschnitten (2014 Haus Süd 1 + 2; 2015 Planung: HOFBAUER LIEBMANN ARCHITEKTEN ZT GmbH Haus Nord; 2020 Haus Ost) errichtet, weitere werden folgen. Die im Bauherrschaft: PIERER Immobilien GmbH & Co KG Rahmen jedes Bauabschnitts leicht variierten Wohnhäuser stehen Fertigstellung: 2014 – 2020 parallel zum Hang, es gibt kleine Zufahrtsstraßen und Carports, In Aflenz, einem Luftkurort am Fuß des Hochschwabmassivs, gibt Garagengebäude und überdachte Fahrradabstellplätze, die sich es entgegen dem regionalen Trend seit einiger Zeit Zuzug, was jeweils unauffällig ins Ensemble einfügen. Eine gemeinsame nicht zuletzt auf die Initiative des Bauherrn zurückzuführen ist, Tiefgarage verbindet die beiden Süd-Häuser, zwanglose Freiraum- einerseits historische Gebäude zu sanieren und für Wohn- und gestaltung unterstreicht den dörflichen Charakter der Anlage und andere Zwecke zu adaptieren und andererseits neuen Wohnraum da und dort finden sich ungewöhnliche, aber schöne und praktika nahe dem Dorfzentrum zu schaffen. ble Elemente wie etwa Betonrandleisten an Stelle von Zäunen. Angelehnt an ortstypische Wirtschaftsgebäude bzw. Stadel – gro- Alle Gebäude haben an drei Seiten bündig in der Fassade sitzende ße Bauwerke mit Steildächern, unterschiedlich großen Öffnungen, Holzklappläden vor den Einzelfenstern, wodurch einmal mehr an die teils aus verputztem Mauerwerk und teils aus Holz – errichteten die Stadel-Architektur angeknüpft wird. Nach Süden bzw. Südwesten Architekten schwarz verschalte Wohnhäuser, mit denen sie diese hin gibt es große Loggien bzw. Gärten. Typologie aufgriffen, transformierten und damit zeitgemäße Archi- Das Konzept einer Entwicklung von Wohnraum im Ortszentrum, tektur mit vertrauter, landwirtschaftlich geprägter baukultureller der Qualitätsanspruch des Bauherrn, die angemessene Maßstäb- Formensprache geschaffen haben. lichkeit der Anlage, die architektonischen Variationen entlang des Die Häuser sind Ergebnis einer Entwicklung, die noch nicht abge- Entstehungszeitraums sowie Gestaltung und Ausführung sind aus- schlossen ist: Seit 2014 wurden auf einem leicht nach Süden abfal- schlaggebend für die Zuerkennung der GerambRose 2020. P R E I S T R Ä G E R : P R I V AT E R Ä U M E
Fotos: Helmut Marko Foto: Hotels, Dietmar Dietmar Hammerschmid Reinbacher Kai 36, Graz Bei all diesen Maßnahmen galt es, die aus dem Altstadtschutz K A I S E R- F R A N Z- J O S E F - K A I 3 6 , 8 01 0 G R A Z erwachsenden Anforderungen hinsichtlich Einfügung und Mate- Planung: LAM ARCHITEKTUR ZT GMBH rialisierung zu beachten. Im Inneren (wie auch außen) mussten Bauherrschaft: Dr. Helmut Marko außerdem die Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden. Fertigstellung: 2020 Die Zimmer wurden mit großem Geschick in die bestehenden, Jahrzehntelang stand das denkmalgeschützte Haus aus dem unregelmäßigen Strukturen integriert. Unterschiedliche Zuschnitte, 16. Jahrhundert mit seinem auffallenden Schleppdach mit Schopf- Raumhöhen, Balkenlagen, Geschossniveaus etc. führten dazu, dass walmgiebel am Fuß des Schlossbergs leer. Heute beherbergt es ein jeder Raum individuell gestaltet werden musste und überraschen- Hotel mit Café – eine Transformation, die dieses spezielle Baujuwel de räumliche Sequenzen entstanden sind. Obwohl es zweifellos wieder zum Leben erweckt hat. Zuerst wurden alle im Lauf der schwierig war, neben den Anforderungen des Denkmalschutzes Jahre hinzugefügten Einbauten entfernt und die historische Struk- auch jene hinsichtlich Technik, Sicherheit und Infrastruktur zu er- tur freigelegt. Das Haupthaus blieb in seiner ursprünglichen Gestalt füllen und es kein typologisches Vorbild gibt, trägt auch der leicht- erhalten, lediglich die straßenseitige Erdgeschosszone und hofseiti- füßige Umgang mit Materialien und nicht-standardisierten Einrich- ge Fensteröffnungen wurden verändert, während die Hauptfassade tungselementen zu einer angenehmen Atmosphäre bei. besonders schön saniert wurde. An das Haupthaus angebaut gibt Kai 36 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ein für eine es einen Hofflügel, auf den ein zweigeschossiger Baukörper aufge- ganz andere Nutzung vorgesehenes Gebäude, eine neue räumliche setzt wurde. Drittes Bestandsgebäude war ein freistehendes Stöckl, Vielfalt entwickeln kann und eine unkonventionelle Herangehens- das um einen eingeschossigen Aufbau erweitert wurde. Ein neuer weise sowie eine eigenständige Handschrift ein modernes, selbst Baukörper befindet sich weiter hangaufwärts, wo sich auf mehreren in einem 500 Jahre alten Haus frisches Ergebnis hervorzubringen terrassierten Geländestufen Gärten und ein Pool befinden. vermag, weshalb ihm die GerambRose 2020 verliehen wird. P R E I S T R Ä G E R : P R I V AT E R Ä U M E
Foto: Martin Schlemmer Mittelschule III Weiz über eine symmetrische Treppenanlage und Galerien die Klassen O F F E N B U R G E R G A S S E 1 7 , 81 6 0 W E I Z erschlossen. Die Wirkung dieser Aula, die auch als Pausenraum Planung: Architekt Viktor Hufnagl und für Veranstaltungen genutzt wird, ist nicht nur aufgrund der Bauherrschaft: Stadtgemeinde Weiz räumlichen Großzügigkeit und die Beleuchtung von oben, sondern Fertigstellung: 1968 auch durch schöne Details wie Bodenmuster und die Ausführung 1968, mitten in der Zeit gesellschaftlichen Aufbruchs, änderte sich der Brüstungen beeindruckend. auch die Vorstellung von Schule und Unterricht und die bis dato Analog zu den Galerien gibt es umlaufende Balkone, die das vorherrschenden pädagogischen Konzepte wurden überdacht. Im Außenbild der Schule bestimmen, wobei die plastische Fassaden- Zuge dieser Entwicklung kam es auch in Österreich zum Bau von ausprägung mit den zarten Fensterprofilen reizvoll kontrastiert und Hallenschulen, deren architektonisches Konzept Ausdruck einer der Hülle eine strukturierte Tiefe verleiht. unhierarchischen und offeneren Wissensvermittlung war. Viktor Im Gegensatz zum später realisierten Gymnasium steht die MS III Hufnagl (1922–2007) hatte bereits ab den 1950er-Jahren Schulen unter Denkmalschutz. Eine Sanierung des in die Jahre gekommenen geplant und gebaut, die eine Annäherung an den Hallenschul-Typus und bauphysikalisch wie sicherheitstechnisch den Anforderungen waren, 1964–1968 in Weiz jedoch die erste „echte“ Hallenschule nicht mehr entsprechenden Gebäudes wäre dringend notwendig, Österreichs als Teil eines Ensembles, das 1978 fertiggestellt wur- sollte allerdings sensibler erfolgen als jene des Gymnasiums. de, umgesetzt. Nicht nur aufgrund der herausragenden Bedeutung für den öster- Ihre Tragstruktur besteht aus einem modularen Stahlbetongerüst reichischen Schulbau und der architektonischen Qualität, sondern mit auskragenden Kassettendecken und wenigen Stützen, der In- auch als Motivation für die Stadtgemeinde, eine adäquate Sanie- nenausbau ist im Gegensatz dazu leicht und flexibel. Die 40 mal 40 rung voranzutreiben, erkennt die Jury der Mittelschule III Weiz die Meter große Halle ist das Zentrum der Schule, von hier aus werden GerambRose Klassiker 2020 zu. GERAMBROSE – KLASSIKER
Weitere besichtigte Projekte ÖFFENTLICHE RÄUME Geh- und Radwegbrücke Gratkorn – Gratwein Volksschule Leopoldinum SmartCity Graz Engelsmann Peters beratende Ingenieure GmbH alexa zahn architekten LIFE+ Flusslandschaftsentwicklung Enns / Salzamündung Neubau Volksschule Sankt Marein im Mürztal Freiland Umweltconsulting ZT GmbH Hohensinn Architektur ZT GmbH Portalgestaltung Gleinalmtunnel, A9 Pyhrn Autobahn Bildungszentrum Innenstadt Leoben fasch&fuchs.ZT-gmbh Franz und Sue ZT GmbH Neugestaltung Heilgen Geist Kapelle, Bruck an der Mur GEMEINSCHAFTLICHE RÄUME Stingl-Enge Architekten ZT GmbH Volksschule Pischelsdorf am Kulm Basilika Seckau ARGE Architekten Schafler/Pretterhofer iA Michael Maier GesmbH Volksschule Nestelbach bei Graz Arch. DI Franz-Georg Spannberger P R I V AT E R Ä U M E Volks- und Musikschule Preding Villa K, Hohenegg projektCC zt gmbh LOVE architecture ZT GmbH LKH-Univ. Klinikum Graz – Adaption der Ambulanzen der klini- Um-, Zu- und Neubau Griesgasse 28 / 30, Graz schen Abteilung für Hämatologie Christian Andexer Architekt balloon architekten ZT-OG Haus MUT, Gai Bibliothek der Karl-Franzens-Universität Graz mia2 Architektur ATELIER THOMAS PUCHER ZT GmbH Landhaus bei Stift Rein Kindergarten / Kinderkrippe Stallhofen Architekt Andreas Lechner Architekt DI Mitterberger Gerhard ZT GmbH
IMPRESSUM Herausgeber BauKultur Steiermark Redaktion Barbara Meisterhofer Mitarbeit: Sandra Wenzl Lektorat Claudia Mazanek Gestaltung Anna Weninger © 2020 BauKultur Steiermark Stempfergasse 4, 8010 Graz office@baukultur-steiermark.at www.baukultur-steiermark.at
MIT DER GERAMBROSE 2020 WURDEN F O LG E N D E P R O J E K T E A U S G E Z E I C H N E T: Gemeinschaftliche Räume Gesundheitseinrichtung Josefhof, Graz Kindergarten / Kinderkrippe Mühlgasse, Lannach Legero United Campus, Feldkirchen Sportpark Graz Hüttenbrennergasse Private Räume Prinzessin Veranda, Graz Leben in Aflenz, Wohnhaus Nord/Süd/Ost Kai 36, Graz GerambRose – Klassiker Mittelschule III Weiz
Sie können auch lesen