GESCHICHTEN EINES HARDWARE STARTUPS - Der ultimative Praxisguide Alles über die Gründung, Investoren, Produktion, Medien, Förderungen!

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Maurer
 
WEITER LESEN
GESCHICHTEN EINES HARDWARE STARTUPS - Der ultimative Praxisguide Alles über die Gründung, Investoren, Produktion, Medien, Förderungen!
Tobias Dazenko & Ulrich Ditschler

GESCHICHTEN EINES
HARDWARE STARTUPS
Der ultimative Praxisguide
Alles über die Gründung, Investoren,
Produktion, Medien, Förderungen!
                                          INKL.
                                          L       EARNED
                                  LESSONS
GESCHICHTEN EINES HARDWARE STARTUPS - Der ultimative Praxisguide Alles über die Gründung, Investoren, Produktion, Medien, Förderungen!
November 2011, zwei junge Uniabsolventen träumen von der
Selbstständigkeit. Mit der Idee eines Smartphone gesteuerten
Flugzeuges wollen sie die Spielzeugbranche verändern. Was
klein anfängt, wächst schnell in die Höhe. Eine aufregende
Reise zu Fabriken nach China, zu Investoren in die Schweiz
und zu Kunden nach Las Vegas beginnt. Ihre Erfahrungen und
Geschichten sind in diesem Buch niedergeschrieben.

Dieses lebendig geschriebene, humorvolle und inspirierende
Buch ist der neue Praxisguide aller deutschen Hardware Startup
Unternehmer. Lesen, lachen und inspirieren lassen!

!
Die beiden Gründer: Toby & Rich (v.l.n.r .)

Ulrich Ditschler und Tobias Dazenko leben & arbeiten in
Bremen. Während des Wirtschaftsingenieurstudiums baut
Ulrich Ditschler Hybridluftschiffe und Karbonlandeklappen,
während Tobias Dazenko in Südafrika studiert und beim Kite-
Surfen seine Leistungsgrenzen erfährt. Ihre tiefe Freundschaft
und ihr gemeinsames Interesse für Startups und
Entrepreneurship, führt sie an die Universität Cambridge und in
eine Vielzahl von Workshops und Coaching-Seminaren. Im
Jahr 2011 wagen die beiden den Sprung in die
Selbstständigkeit mit ihrer Firma TobyRich. Ulrich Ditschler
ist seitdem regelmäßiger Speaker bei der Bluetooth World
Conference und entwickelt monatlich neue Gadgets &
Drohnen. Sein Mitgründer Tobias Dazenko ist Gewinner
zahlreicher Startup Wettbewerbe, hat vier Crowdfunding
Kampagnen begleitet und ist der Bremer Vertreter beim
Bundesverband Deutsche Startups.
Deutsche Erstausgabe
1. Auflage 2015
Erschienen im Selbstverlag von Ditschler & Dazenko, Bremen
© 2015 Ulrich Ditschler und Tobias Dazenko
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch
auszugsweise Verwertungen, bleiben vorbehalten.
Printed in German

!
INHALT

Vorwort                                                    6

Der blutige Start
Was du vor jeder Gründung gemacht haben solltest           9
Produktentwicklung                                         16
Finanzierung & Förderungen                                 24
Acceleration                                               33
Crowdfunding                                               39

Auf dem Markt
Massenproduktion                                           45
Markteinführung & Vertrieb                                 55
PR & TV                                                    63
Marketing                                                  71
Logistik & Distribution                                    80

Überleben
Skalierung                                                 89
Netzwerken                                                 101
Investoren                                                 110
Human Ressources, Team & Personalführung                   122
Recht & Intellectual Property                              130
Familie, Privatleben & Startup - Wie passt das zusammen?   136

Abcashen
Startup-Blase                                              145
Exit                                                       155

Index                                                      160
Vorwort
In der Uni lernt man viel über Unternehmen, über Strategien,
über Betriebswirtschaftslehre, über die Finanzen und 1.000
weitere Dinge. Doch dann haben wir gegründet. Und nichts
konnten wir davon gebrauchen.

Ein Startup kann man fast gar nicht nach einem Lehrbuch
gründen. Ein Startup ist wie eine Geschichte. Eine gute
Geschichte, oder eine schlechte Geschichte. Eine Geschichte
voll mit Emotionen, mit Fehlern, mit Erfolgen, mit
zwischenmenschlichen Herausforderungen, Angst und
Euphorie.
Vor ziemlich genau vier Jahren, im November 2011 gründeten
wir, Ulrich und Tobias, in der beschaulichen Hansestadt
Bremen unser erstes Startup. Die Betonung liegt hierbei auf
erstes Startup, denn irgendwie gingen wir davon aus, dass man
mehrere Anläufe braucht, um mit einem Startup erfolgreich zu
werden. Wir waren also so rein gar nicht naiv. Jedenfalls
dachten wir das. Wir waren davon überzeugt, dass man nur die
richtige Idee braucht und ein, zwei Jahre Zeit um das Ganze zu
verwirklichen. Wir waren immer davon überzeugt, dass man
ein Produkt nur entwickeln muss, herstellen muss, und dann
auf den Markt bringt. Wir waren davon überzeugt, dass wenn
unser Produkt in der Produktion ist, wir für zwei Monate in den
Urlaub fahren müssen, damit uns nicht langweilig wird. Wir
haben uns schon auf Sonnenliegen gesehen, dem modernen
Lebensstil á la "Die 4-Stunden-Woche" folgend, via Skype ein
paar Interviews gebend. Ein BILD Zeitungsartikel, zwei
Fernsehsendungen, ein guter Webshop und das Business steht.
Über unsere Innovationshöhe machten wir uns erst recht keine
großen Sorgen. Als junge Menschen mit Mitte 20, waren wir
felsenfest davon überzeugt, dass wir Innovation im Blut hatten.

All das war und ist aber völlig falsch.

!                                                           6!
Wir hatten den Mut unserer Zeit und die Weltoffenheit, aber
auch die falsche Vorstellung, dass wir am Ende immer das
bekommen was wir wollen. Wir sind unter dem Eindruck
unserer Eltern angetreten, die aus einem wohlhabenden
Deutschland kommen, dem Deutschland des Mittelstandes und
fanden uns wieder in einer chinesischen Fabrik mit indischen
Softwareentwicklern, israelischen Kunden, ohne einen
sagenumwobenen Investoren und mit den Chancen und Risiken
der Globalisierung. Denn wir hatten uns entschieden: wir
wollten nicht einfach nur ein Startup sein, nicht einfach nur
eine App machen, nicht einfach nur eine neue Dienstleistung in
Deutschland anbieten.
Wir wollten direkt auf den Olymp der Gründungen, auf den
Mount Everest der Geilheit, ohne jemals die Seven Summits
bestiegen zu haben. Wir wollten es wagen - wir wollten ein
Hardware Startup gründen. Wir wollten ein echtes, physisches
Produkt entwickeln und verkaufen.

Wir nehmen uns in diesem Buch dabei die wichtigsten Themen
für ein Hardware Startup raus. Natürlich gelten dafür viele auch
für ein reines Software Startup, sowie allgemein für Gründer.
Neben den ersten Schritten geht es auch um die Suche nach den
richtigen Mitstreitern, den richtigen Mitarbeitern. Aber auch
um die klassische Frage: Wie finanziere ich das alles
eigentlich? Mit der Erfahrung aus vier Crowdfunding
Kampagnen geben wir darauf fundierte Antworten.
Wichtig für Hardware Startups ist aber vor allem die
Entwicklung an sich. Was ist das besondere an
Produktentwicklungen in einem Startup? Wie bringe ich meine
Idee zu einem Serienprodukt? Wie ziehe ich eine
Massenproduktion auf? Wir zeigen hier Beispiele aus China,
Deutschland, der Tschechischen Republik und Spanien.

                                                             7!
Damit ist aber noch nicht Schluss, denn nun heißt es das
Produkt an den Mann und die Frau zu bringen. Als Erstgründer
sind wir hier ins eiskalte Wasser gesprungen und legen
tiefgefroren unsere Tipps und Fehler dar. Hier heißt es ganz
genau lesen, denn ein Fehler im Vertrieb kann schnell mehr
Geld kosten, als ein Fehler in der Produktion.
Der Begriff "Fehler" führt uns schnell in den Bereich des
Rechtlichen und der Gesetze. Wir gehen hier mit ein paar
schönen, anschaulichen Beispielen auf nötige Zertifizierungen,
die richtigen Labore und die ganzen anderen zeitraubenden
Dinge ein.
Wir alle wissen aber auch wie wichtig die Familie und Freunde
sind in schwierigen Zeiten. Zur Gründung braucht man hier
einen guten Rückhalt. Deswegen widmen wir diesem Thema
ein ganzes Kapitel und zeigen, was sich in unserem Privatleben
alles verändert hat durch die Selbstständigkeit und die
Tatsache, dass man unsere Produkte auf einmal in einem
Geschäft kaufen kann.

Kommt mit, begleitet uns, lacht mit und über uns, freut euch
mit uns, fiebert mit und fühlt unsere Enttäuschungen. Lasst
euch von uns warnen und beraten. All das in diesem Buch,
ohne Anspruch auf wissenschaftliche Arbeitsweise, ohne
Anspruch darauf, dass wir die Wahrheit kennen. Wir wollen
teilen und erzählen. Nicht mehr und nicht weniger.

!
                                                             8!
Der blutige Start
          "Fokus ist wichtig, aber Cash ist King!"
Tobys Antwort zu einem Investor warum TobyRich im B2B und B2C Markt tätig ist

Was du vor jeder Gründung gemacht haben solltest

Bist Du für den Trip geeignet?
Wer würde schon Haselnüsse essen, wenn er eine Haselnuss-
Allergie hat? Hast Du eine Startup-Allergie? Nun, die meisten
Menschen wissen das wahrscheinlich nicht.
Mach den Check - ein paar Anzeichen für eine Startup-
Allergie:

                Anzeichen                             Ja            Nein
Du könnest nie auf Dein Auto
verzichten?
Unter 2000,- Euro Netto/Monat rührst
Du keine Hand?
Finanzielle Absicherung ist Dir
wichtig?
Dein Partner / Partnerin findet es
wichtig, dass Du am Wochenende zu
Hause bist und erwartet Dich um 18 Uhr
zum Abendessen?
Streit mit Freunden und Deiner Familie
trifft dich sehr?
Häufige Absagen im Job, im Studium,
in der Ausbildung haben dich betrübt?
Du willst in 5 Jahren Dein Startup
verkaufen?

                                                                          9!
Hand auf Herz - wie viele Male hast Du JA angekreuzt? Jedes
JA ist eins zu viel. Eigentlich solltest Du immer NEIN
angekreuzt haben. Denn das wird Deine neue Realität werden.

LESSONS LEARNED
Für jedes Startup, insbesondere für Hardware Startups gilt
zunächst: Viel Geld verdient derjenige, der mit sehr viel Geld
gekommen ist. Das heißt: Es wird dauern bis Du erfolgreich
bist und zwar ziemlich lange.

Businessplan
Jeder redet davon, es steht bei jedem Förderprogramm ganz
oben. Hippe Investoren nennen es Slide Deck, wir reden vom
Businessplan. Dem A und O jedes Startups. Glaubt uns, wir
haben es damals so sehr gehasst so was zu schreiben. Wir
haben unsere Wochenenden investiert während des Studiums,
um über Absatzzahlen von Spielzeugflugzeugen zu
philosophieren und Sales-Strategien zu entwerfen. Doch es ist
so unfassbar wichtig, dass ihr das macht. Ein Businessplan ist
für euch selber wichtig, denn beim Schreiben wird eure Idee
reifen, ihr werden Reflektieren und am Ende habt ihr eine
Eintrittskarte in der Hand, die euch im großen Spiel der
Startups mitspielen lässt. Wir sollten aber klar und deutlich
zwischen Businessplan und Slide Deck unterscheiden.

Was ist der Businessplan?

!
                                                           10!
"Einfach, simpel, kein Schnickschnack!"
                      TobyRich Designmaxime

Produktentwicklung

Do-It-Yourself
Zunächst einmal wollen wir festhalten, dass niemand versuchen
sollte das Rad neu zu erfinden. Als wir 2011 begannen unser
SmartPlane zu entwickeln, da fingen wir wie selbstverständlich
damit an, neben der komplexen Elektronik, auch das gesamte
Flugzeugdesign selber zu entwickeln. Wir wollten alles selbst
machen. Allein schon aus dem Grund, dass es schwer werden
würde uns zu kopieren und wir ein fundiertes Patent anmelden
können.
Wir haben in dieser Zeit echt viele gut gemeinte Tipps
bekommen und von diversen Coaches aus vielen Bereichen
eine intensive Beratung erfahren. Doch niemand zeigte uns
unser Grundproblem auf: Versuche nie das gesamte Produkt
neu zu erfinden; 50% oder weniger können völlig ausreichen.

Zunächst sah nämlich unsere Strategie so aus:

    Produktkomponente          Eigenentwicklung      Zukauf
 Bluetooth Steuerungsplatine          X
   Motoren, Akkus, Ruder                                X
         Ladekabel                     X
   App für iOS & Android               X
      Flugzeugstruktur                 X
        Verpackung                     X

Wir arbeiteten also mit vier Leuten an allen Dingen
gleichzeitig. Selbst das Ladekabel sollte perfekt werden und ein
TobyRich Logo erhalten und wunderschön geformt sein.

                                                              16!
Das Ergebnis war irgendwie absehbar, doch auch sehr schwer
zu akzeptieren. Wir mussten deutlich mehr Dinge zukaufen und
nur ein paar wenige Dinge in Eigenentwicklung durchführen.
Wir mussten erkennen, dass dieser riesige Anspruch, den wir
an uns selbst stellten fatal war. Wir kamen einfach bei der
Produktentwicklung nicht von der Stelle. Selbst ein Jahr nach
der Gründung hatten wir noch keinen perfekt fliegenden
Flieger. Ulrich war völlig überlastet mit der ständigen
Anpassung von Kleinigkeiten und bei jedem Meeting
beschlossen wir Designverbesserungen. Dabei hätten wir schon
längst ein fertiges Flugzeug haben können, wenn wir uns
einfach auf die Elektronik und App oder auf die Struktur
konzentriert hätten.
Was uns fehlte war ein kurze knappe Analyse der IST-
Situation. Eine Analyse der Verfügbarkeit der gesuchten
Bauteile auf den globalen Märkten und die bedingungslose
Strategie, dass alles was schon off-the-shelf verfügbar ist,
zugekauft wird. Auch wenn hier das Gründerherz, die
Leidenschaft für das Entwickeln und Deine Passion das
Gegenteil sagen. Du musst ein Produkt fertig entwickeln. Du
bist nicht in einem Forschungsprojekt. Hier gilt es Geld zu
verdienen!

Unsere kurze IST-Analyse brachte uns zu folgendem Ergebnis:

       Produktkomponente          off-the-shelf   weltweit nicht
                                   erhältlich      erhältlich
    Bluetooth Steuerungsplatine                        X
      Motoren, Akkus, Ruder            X
            Ladekabel                  X
               App                                      X
         Flugzeugstruktur              X
           Verpackung                  X

!
                                                              17!
Wir kauften also bei einer chinesischen Fabrik eine fertige
Flugzeugstruktur ein, ließen uns dazu die passende
Standardverpackung mitschicken samt Ladekabel, Motoren,
Akkus und Ruder. In der Zwischenzeit steckten wir unsere
gesamt Energie in die Platine und die App. Drei Monate später
flog das erste Smartphone gesteuerte Flugzeug der Welt in
einem leeren Hörsaal der Universität Bremen.
Natürlich konnte das Flugzeugdesign nicht so auf den Markt
kommen, da es ein paar Mängel hatte und nicht speziell genug
war, doch der chinesische Fabrikant zeigte sich hilfsbereit und
nahm kleine Änderungsvorschläge von unserer Seite an.
Im Januar 2013 saß Ulrich dann zum ersten Mal im Flugzeug
nach Hong Kong. Viel zu spät aus heutiger Sicht. Schon am
ersten Tag nach der Gründung hätten wir Ulrich ins Flugzeug
nach China setzen sollen. Dort hätte er sich das perfekte
Basisdesign für unseren Flieger ausgesucht, eine gute Fabrik
dazu und wäre dann mit vielen Tipps und einer guten
Grundausstattung nach Deutschland zurückgekehrt. Hier hätten
wir dann wesentlich zielgerichteter entwickeln können.
Einem jungen Gründer, der ganz am Anfang steht mag es
womöglich Flau werden im Magen, wenn er direkt über Hong
Kong nach Festland China einreisen soll, um sich dort in der
100 Millionen Metropole Shenzhen eine Fabrik zu suchen.
Doch es ist wie die Geburt eines Kindes, es kommt direkt in die
kalte, helle Welt und wird nicht erst für ein Jahr in einem
gesonderten Räumchen in der Klinik behalten. Also, geht raus,
seid mutig und schließt euch nicht in eurem
Entwicklerräumchen ein.

Zum finanziellen Teil eines solchen Approaches sollte
vielleicht auch noch was gesagt werden. Im Jahr 2011 waren
wir zwar schon häufiger auf einem anderen Kontinent im
Urlaub, aber noch nie in China auf geschäftlicher Mission. Die
hohen Flug- und Reisekosten haben uns erst einmal vom

                                                            18!
Hocker gehauen. Irgendwie fanden wir round about 3000,-
Euro verdammt viel. Es wurde uns fast schon schwindlig soviel
Geld auf diese Karte zu setzen. Wir erkannten aber nicht das
enorme Potenzial einer solchen Reise.

LESSONS LEARNED
Bevor ihr Monate lang im stillen Kämmerlein vor euch hin
entwickelt: geht raus in die weite Welt! Besucht Fabriken,
befragt Menschen die so etwas schon mal gemacht haben.
Und versucht am Anfang nicht das komplette Rad neu zu
erfinden. Entwickelt nur einen Teil eures Produktes selbst; und
war das wo ihr zunächst eure Innovation drin seht. Sobald ihr
das erste Produkt auf dem Mark habt, Fertigungs-Know-how
aufgebaut habt und Feedback bekommt, bleibt immer noch Zeit
mehr und mehr selbst zu entwickeln vom ganzen Produkt.

Für den Kunden
Man lernt in Seminaren gerne, dass man für den Markt, für den
Kunden entwickeln soll. Aber was heißt das eigentlich
konkret?

Unsere erste SmartPlane Verpackung war im coolen Schwarz
mit einem Kunststofffenster, damit man das Produkt auch
sehen konnte. Da uns Einkäufer gesagt hatten, dass sie
unbedingt eine Plastikfolie drum herum brauchen, ein
sogenanntes Shrink Plastic, taten wir das auch noch. Das
Ergebnis war eine geile Verpackung, edel, mit allen nötigen
Infos drauf, aber leider unleserlich in vielen Geschäften!
Was war passiert? Wir nutzten die Standardverpackung der
chinesischen Fabrik und ergänzten Sie um einen
hochwertigeren Druck und ein Fenster, damit man das Produkt
als Kunde direkt sehen kann. Im Anschluss luden wir 40
Freunde und Bekannte zu einem Unboxing-Event ein, inklusive

!
                                                            19!
Pizza und Fragebogen zur Unboxing-Experience. Wir stellten
sogar das Produkt in unserem Büro in ein Regal, damit man es
erst rausnehmen musste, wie auch später im Laden. Doch
besagter Laden hat ganz andere Beleuchtungsverhältnisse. Das
unterschätzten wir völlig. Ein typischer großer Elektronik- und
Computerladen hat meist recht starke Lampen an der Decke,
die fokussiert die Produkte anstrahlen. Für matte Verpackungen
perfekt, für eine Verpackung mit Plastikfenster und Shrink
Plastic drum herum der reinste Horror. Eine einzige Reflektion
und Spiegelung ist die Folge. Dazu kam noch, dass die so edle
schwarze Verpackung null Kontrast mit der schwarzen
Flugzeugtragfläche erzeugte, welche man durch das Fenster
sehen konnte.
Konsequenz: Man konnte fast nicht mehr lesen was eigentlich
auf der Verpackung steht und erst recht nicht erkennen, was
hinter dem Fenster zu sehen ist. Fail!

LESSONS LEARNED
Nehmt euer Produkt in der geplanten Verpackung mit und geht
damit in eure Zielläden rein, platziert einfach ganz stumpf euer
eigenes Produkt zum Test in einem Regal und lasst es auf euch
wirken. Fragt ggf. einen Verkäufer ob es okay ist oder macht es
einfach so. Nehmt es zu verschiedensten Stores mit und macht
Fotos. Hier wird das Produkt später verkauft, hier kommt es
zur so wichtigen Kaufentscheidung. Spielt sie nach, empfindet
sie nach und erschafft keine Wunschverpackung im stillen
Kämmerlein bei euch ohne sie jemals der Realität ausgesetzt zu
haben.

                                                             20!
Die Größe
Auch bei der Größe des Produktes muss der Startup
Unternehmer zwei wichtige Dinge beachten:
1. Die Größendimensionen sollten dem Kunden eine perfekte
User-Experience bieten.
Denn generell gilt: eine kleine Verpackung lässt zunächst auf
einen geringen Preis schließen. Wenn ihr einen höheren Preis
verlangen wollt, dann macht die Box schön schwer und edel.
Die Marke mit dem Apfel zeigt uns das Jahr aufs Jahr immer
wieder wie gut das geht. So vermittelt ihr Werthaltigkeit und
Premium-Qualität. Und bitte glaubt nicht, dass eure Marke
ausreicht, um Premium zu sein, nur weil ihr euch ach wie klug
in der SWAT-Analyse oben rechts positioniert habt. Eure
Marke ist völlig unbekannt zum Marktstart! Niemand weiß, ob
ihr der nächste chinesische Billigfabrikant seid oder der
legitime Apple Nachfolger. Eure Marke muss sich erst
beweisen.

Größere Produkte haben den Vorteil, dass der Kunde generell
auch bereit ist mehr dafür auszugeben: „Ist ja mehr drin!“
Natürlich hat das eine nur bedingt mit dem anderen zu tun.
Aber so ticken wir Menschen nun mal. Der Nachteil von
größeren Verpackungen sind vor allem hohe Logistikkosten,
denn ihr wollt eure Produkte ja nicht nur in den umliegenden
Geschäften eurer Fabrik verkaufen, sondern weltweit. Zu
Logistik mehr weiter hinten im Buch. Nun zum Punkt zwei.

2. Die Größendimensionen der Verpackung können ein
entscheidender Grund sein für den Einzelhändler dein Produkt
in seinen Laden zu nehmen oder auch nicht.

Das mag für Verwirrung sorgen.

!
                                                          21!
Jeder Händler, ob Megakonzern oder unabhängiger Laden um
die Ecke, muss das Maximum aus seiner Verkaufsfläche
herausholen. Kommt ein neues Produkt rein, last sich leicht
berechnen wie viel Euro Umsatz und Gewinn dieses Produkt
pro Quadratmeter bringt bzw. wie viel Quadratmeter es im
Store in Anspruch nehmen wird.

Ein Beispiel:
Ein Händler bekommt zwei neue Produkte vorgeschlagen.
Grundsätzlich gilt, dass er für jedes neue Produkt ein anderes
rausnehmen muss, denn er hat im Vergleich zu einem E-
Commerce Shop nur begrenzt Platz.
Das eine Produkt nimmt 1m2 ein und kostet 50 Euro. Das
andere nimmt nur 0,5m2 ein und kostet 100 Euro. Nehmen wir
an, beide Produkte verkaufen sich gleich gut oder das teurere
verkauft sich ggf. etwas schlechter als das erste Produkt.
Welches Produkt wird der Händler wohl listen und in seinen
Geschäft aufnehmen? Natürlich das Zweite! Er wird immer
schauen wie viel Umsatz bzw. Marge er pro Flächeneinheit
macht. Dabei ist es ihm völlig egal, ob das erste Produkt sich
etwas besser verkauft und von einem total coolen Startup
kommt. Wichtig ist für ihn sein Umsatz und Gewinn. Du bist
ihm völlig egal.

LESSONS LEARNED
Ein kleines Produkt muss nicht unbedingt besser sein, hat aber
viele Vorteile. Es nimmt wenig Platz im Laden ein und hat
weniger Logistikkosten. Schafft ihr es dazu noch einen hohen
Verkaufspreis (VK) dafür durchzusetzen...Bingo! Im Endeffekt
solltet ihr die Größe und die Dimensionen sehr gut abwägen,
denn es gilt noch immer die Regel: Alkohol, Tabak,
Sonnenbrillen sind für den Einzelhandel ein Traum. Niedrige
Einkaufspreise, hohe Margen, wenig Verkaufsraum und lange

                                                           22!
Haltbarkeit. Insbesondere Unterhaltungselektronik hat zudem
noch den Nachteil, dass der Preisverfall enorm ist und die Ware
daher schnell ab verkauft werden muss.
Wenn ihr das nächste mal am Flughafen durch den Duty Free
Bereich geht, betrachtet ihr die immer wieder gleichen,
Produkte die dort angeboten werden, nun vielleicht aus einem
anderen Winkel.

!                                                             23!
Von Gründern für Gründer
Weit weg von ToDoList-Use-less-Apps und Berlin machen
sich zwei junge deutsche Gründer mit ihrem Hardware Startup
TobyRich auf den Weg. Mit der Idee eines Smartphone
gesteuerten Flugzeuges wollen sie die Spielzeugbranche
verändern. Was klein anfängt, wächst schnell in die Höhe.
Eine aufregende Reise zu Fabriken nach China, zu Investoren
in die Schweiz und zu Kunden nach Las Vegas beginnt. Ihre
Erfahrungen und Geschichten sind in diesem Buch nieder-
geschrieben.

Dieses lebendig geschriebene, humorvolle und inspirieren-
de Buch ist der neue Praxisguide aller deutschen Hardware
Startup Unternehmer. Lesen, lachen und inspirieren lassen!

             www.tobyrich.com

                  Deutsche Erstausgabe
Sie können auch lesen