GESCHICHTEN EINES HARDWARE STARTUPS - Der ultimative Praxisguide Alles über die Gründung, Investoren, Produktion, Medien, Förderungen!
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Tobias Dazenko & Ulrich Ditschler GESCHICHTEN EINES HARDWARE STARTUPS Der ultimative Praxisguide Alles über die Gründung, Investoren, Produktion, Medien, Förderungen! INKL. L EARNED LESSONS
November 2011, zwei junge Uniabsolventen träumen von der Selbstständigkeit. Mit der Idee eines Smartphone gesteuerten Flugzeuges wollen sie die Spielzeugbranche verändern. Was klein anfängt, wächst schnell in die Höhe. Eine aufregende Reise zu Fabriken nach China, zu Investoren in die Schweiz und zu Kunden nach Las Vegas beginnt. Ihre Erfahrungen und Geschichten sind in diesem Buch niedergeschrieben. Dieses lebendig geschriebene, humorvolle und inspirierende Buch ist der neue Praxisguide aller deutschen Hardware Startup Unternehmer. Lesen, lachen und inspirieren lassen! !
Die beiden Gründer: Toby & Rich (v.l.n.r .) Ulrich Ditschler und Tobias Dazenko leben & arbeiten in Bremen. Während des Wirtschaftsingenieurstudiums baut Ulrich Ditschler Hybridluftschiffe und Karbonlandeklappen, während Tobias Dazenko in Südafrika studiert und beim Kite- Surfen seine Leistungsgrenzen erfährt. Ihre tiefe Freundschaft und ihr gemeinsames Interesse für Startups und Entrepreneurship, führt sie an die Universität Cambridge und in eine Vielzahl von Workshops und Coaching-Seminaren. Im Jahr 2011 wagen die beiden den Sprung in die Selbstständigkeit mit ihrer Firma TobyRich. Ulrich Ditschler ist seitdem regelmäßiger Speaker bei der Bluetooth World Conference und entwickelt monatlich neue Gadgets & Drohnen. Sein Mitgründer Tobias Dazenko ist Gewinner zahlreicher Startup Wettbewerbe, hat vier Crowdfunding Kampagnen begleitet und ist der Bremer Vertreter beim Bundesverband Deutsche Startups.
Deutsche Erstausgabe 1. Auflage 2015 Erschienen im Selbstverlag von Ditschler & Dazenko, Bremen © 2015 Ulrich Ditschler und Tobias Dazenko Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugsweise Verwertungen, bleiben vorbehalten. Printed in German !
INHALT Vorwort 6 Der blutige Start Was du vor jeder Gründung gemacht haben solltest 9 Produktentwicklung 16 Finanzierung & Förderungen 24 Acceleration 33 Crowdfunding 39 Auf dem Markt Massenproduktion 45 Markteinführung & Vertrieb 55 PR & TV 63 Marketing 71 Logistik & Distribution 80 Überleben Skalierung 89 Netzwerken 101 Investoren 110 Human Ressources, Team & Personalführung 122 Recht & Intellectual Property 130 Familie, Privatleben & Startup - Wie passt das zusammen? 136 Abcashen Startup-Blase 145 Exit 155 Index 160
Vorwort In der Uni lernt man viel über Unternehmen, über Strategien, über Betriebswirtschaftslehre, über die Finanzen und 1.000 weitere Dinge. Doch dann haben wir gegründet. Und nichts konnten wir davon gebrauchen. Ein Startup kann man fast gar nicht nach einem Lehrbuch gründen. Ein Startup ist wie eine Geschichte. Eine gute Geschichte, oder eine schlechte Geschichte. Eine Geschichte voll mit Emotionen, mit Fehlern, mit Erfolgen, mit zwischenmenschlichen Herausforderungen, Angst und Euphorie. Vor ziemlich genau vier Jahren, im November 2011 gründeten wir, Ulrich und Tobias, in der beschaulichen Hansestadt Bremen unser erstes Startup. Die Betonung liegt hierbei auf erstes Startup, denn irgendwie gingen wir davon aus, dass man mehrere Anläufe braucht, um mit einem Startup erfolgreich zu werden. Wir waren also so rein gar nicht naiv. Jedenfalls dachten wir das. Wir waren davon überzeugt, dass man nur die richtige Idee braucht und ein, zwei Jahre Zeit um das Ganze zu verwirklichen. Wir waren immer davon überzeugt, dass man ein Produkt nur entwickeln muss, herstellen muss, und dann auf den Markt bringt. Wir waren davon überzeugt, dass wenn unser Produkt in der Produktion ist, wir für zwei Monate in den Urlaub fahren müssen, damit uns nicht langweilig wird. Wir haben uns schon auf Sonnenliegen gesehen, dem modernen Lebensstil á la "Die 4-Stunden-Woche" folgend, via Skype ein paar Interviews gebend. Ein BILD Zeitungsartikel, zwei Fernsehsendungen, ein guter Webshop und das Business steht. Über unsere Innovationshöhe machten wir uns erst recht keine großen Sorgen. Als junge Menschen mit Mitte 20, waren wir felsenfest davon überzeugt, dass wir Innovation im Blut hatten. All das war und ist aber völlig falsch. ! 6!
Wir hatten den Mut unserer Zeit und die Weltoffenheit, aber auch die falsche Vorstellung, dass wir am Ende immer das bekommen was wir wollen. Wir sind unter dem Eindruck unserer Eltern angetreten, die aus einem wohlhabenden Deutschland kommen, dem Deutschland des Mittelstandes und fanden uns wieder in einer chinesischen Fabrik mit indischen Softwareentwicklern, israelischen Kunden, ohne einen sagenumwobenen Investoren und mit den Chancen und Risiken der Globalisierung. Denn wir hatten uns entschieden: wir wollten nicht einfach nur ein Startup sein, nicht einfach nur eine App machen, nicht einfach nur eine neue Dienstleistung in Deutschland anbieten. Wir wollten direkt auf den Olymp der Gründungen, auf den Mount Everest der Geilheit, ohne jemals die Seven Summits bestiegen zu haben. Wir wollten es wagen - wir wollten ein Hardware Startup gründen. Wir wollten ein echtes, physisches Produkt entwickeln und verkaufen. Wir nehmen uns in diesem Buch dabei die wichtigsten Themen für ein Hardware Startup raus. Natürlich gelten dafür viele auch für ein reines Software Startup, sowie allgemein für Gründer. Neben den ersten Schritten geht es auch um die Suche nach den richtigen Mitstreitern, den richtigen Mitarbeitern. Aber auch um die klassische Frage: Wie finanziere ich das alles eigentlich? Mit der Erfahrung aus vier Crowdfunding Kampagnen geben wir darauf fundierte Antworten. Wichtig für Hardware Startups ist aber vor allem die Entwicklung an sich. Was ist das besondere an Produktentwicklungen in einem Startup? Wie bringe ich meine Idee zu einem Serienprodukt? Wie ziehe ich eine Massenproduktion auf? Wir zeigen hier Beispiele aus China, Deutschland, der Tschechischen Republik und Spanien. 7!
Damit ist aber noch nicht Schluss, denn nun heißt es das Produkt an den Mann und die Frau zu bringen. Als Erstgründer sind wir hier ins eiskalte Wasser gesprungen und legen tiefgefroren unsere Tipps und Fehler dar. Hier heißt es ganz genau lesen, denn ein Fehler im Vertrieb kann schnell mehr Geld kosten, als ein Fehler in der Produktion. Der Begriff "Fehler" führt uns schnell in den Bereich des Rechtlichen und der Gesetze. Wir gehen hier mit ein paar schönen, anschaulichen Beispielen auf nötige Zertifizierungen, die richtigen Labore und die ganzen anderen zeitraubenden Dinge ein. Wir alle wissen aber auch wie wichtig die Familie und Freunde sind in schwierigen Zeiten. Zur Gründung braucht man hier einen guten Rückhalt. Deswegen widmen wir diesem Thema ein ganzes Kapitel und zeigen, was sich in unserem Privatleben alles verändert hat durch die Selbstständigkeit und die Tatsache, dass man unsere Produkte auf einmal in einem Geschäft kaufen kann. Kommt mit, begleitet uns, lacht mit und über uns, freut euch mit uns, fiebert mit und fühlt unsere Enttäuschungen. Lasst euch von uns warnen und beraten. All das in diesem Buch, ohne Anspruch auf wissenschaftliche Arbeitsweise, ohne Anspruch darauf, dass wir die Wahrheit kennen. Wir wollen teilen und erzählen. Nicht mehr und nicht weniger. ! 8!
Der blutige Start "Fokus ist wichtig, aber Cash ist King!" Tobys Antwort zu einem Investor warum TobyRich im B2B und B2C Markt tätig ist Was du vor jeder Gründung gemacht haben solltest Bist Du für den Trip geeignet? Wer würde schon Haselnüsse essen, wenn er eine Haselnuss- Allergie hat? Hast Du eine Startup-Allergie? Nun, die meisten Menschen wissen das wahrscheinlich nicht. Mach den Check - ein paar Anzeichen für eine Startup- Allergie: Anzeichen Ja Nein Du könnest nie auf Dein Auto verzichten? Unter 2000,- Euro Netto/Monat rührst Du keine Hand? Finanzielle Absicherung ist Dir wichtig? Dein Partner / Partnerin findet es wichtig, dass Du am Wochenende zu Hause bist und erwartet Dich um 18 Uhr zum Abendessen? Streit mit Freunden und Deiner Familie trifft dich sehr? Häufige Absagen im Job, im Studium, in der Ausbildung haben dich betrübt? Du willst in 5 Jahren Dein Startup verkaufen? 9!
Hand auf Herz - wie viele Male hast Du JA angekreuzt? Jedes JA ist eins zu viel. Eigentlich solltest Du immer NEIN angekreuzt haben. Denn das wird Deine neue Realität werden. LESSONS LEARNED Für jedes Startup, insbesondere für Hardware Startups gilt zunächst: Viel Geld verdient derjenige, der mit sehr viel Geld gekommen ist. Das heißt: Es wird dauern bis Du erfolgreich bist und zwar ziemlich lange. Businessplan Jeder redet davon, es steht bei jedem Förderprogramm ganz oben. Hippe Investoren nennen es Slide Deck, wir reden vom Businessplan. Dem A und O jedes Startups. Glaubt uns, wir haben es damals so sehr gehasst so was zu schreiben. Wir haben unsere Wochenenden investiert während des Studiums, um über Absatzzahlen von Spielzeugflugzeugen zu philosophieren und Sales-Strategien zu entwerfen. Doch es ist so unfassbar wichtig, dass ihr das macht. Ein Businessplan ist für euch selber wichtig, denn beim Schreiben wird eure Idee reifen, ihr werden Reflektieren und am Ende habt ihr eine Eintrittskarte in der Hand, die euch im großen Spiel der Startups mitspielen lässt. Wir sollten aber klar und deutlich zwischen Businessplan und Slide Deck unterscheiden. Was ist der Businessplan? ! 10!
"Einfach, simpel, kein Schnickschnack!" TobyRich Designmaxime Produktentwicklung Do-It-Yourself Zunächst einmal wollen wir festhalten, dass niemand versuchen sollte das Rad neu zu erfinden. Als wir 2011 begannen unser SmartPlane zu entwickeln, da fingen wir wie selbstverständlich damit an, neben der komplexen Elektronik, auch das gesamte Flugzeugdesign selber zu entwickeln. Wir wollten alles selbst machen. Allein schon aus dem Grund, dass es schwer werden würde uns zu kopieren und wir ein fundiertes Patent anmelden können. Wir haben in dieser Zeit echt viele gut gemeinte Tipps bekommen und von diversen Coaches aus vielen Bereichen eine intensive Beratung erfahren. Doch niemand zeigte uns unser Grundproblem auf: Versuche nie das gesamte Produkt neu zu erfinden; 50% oder weniger können völlig ausreichen. Zunächst sah nämlich unsere Strategie so aus: Produktkomponente Eigenentwicklung Zukauf Bluetooth Steuerungsplatine X Motoren, Akkus, Ruder X Ladekabel X App für iOS & Android X Flugzeugstruktur X Verpackung X Wir arbeiteten also mit vier Leuten an allen Dingen gleichzeitig. Selbst das Ladekabel sollte perfekt werden und ein TobyRich Logo erhalten und wunderschön geformt sein. 16!
Das Ergebnis war irgendwie absehbar, doch auch sehr schwer zu akzeptieren. Wir mussten deutlich mehr Dinge zukaufen und nur ein paar wenige Dinge in Eigenentwicklung durchführen. Wir mussten erkennen, dass dieser riesige Anspruch, den wir an uns selbst stellten fatal war. Wir kamen einfach bei der Produktentwicklung nicht von der Stelle. Selbst ein Jahr nach der Gründung hatten wir noch keinen perfekt fliegenden Flieger. Ulrich war völlig überlastet mit der ständigen Anpassung von Kleinigkeiten und bei jedem Meeting beschlossen wir Designverbesserungen. Dabei hätten wir schon längst ein fertiges Flugzeug haben können, wenn wir uns einfach auf die Elektronik und App oder auf die Struktur konzentriert hätten. Was uns fehlte war ein kurze knappe Analyse der IST- Situation. Eine Analyse der Verfügbarkeit der gesuchten Bauteile auf den globalen Märkten und die bedingungslose Strategie, dass alles was schon off-the-shelf verfügbar ist, zugekauft wird. Auch wenn hier das Gründerherz, die Leidenschaft für das Entwickeln und Deine Passion das Gegenteil sagen. Du musst ein Produkt fertig entwickeln. Du bist nicht in einem Forschungsprojekt. Hier gilt es Geld zu verdienen! Unsere kurze IST-Analyse brachte uns zu folgendem Ergebnis: Produktkomponente off-the-shelf weltweit nicht erhältlich erhältlich Bluetooth Steuerungsplatine X Motoren, Akkus, Ruder X Ladekabel X App X Flugzeugstruktur X Verpackung X ! 17!
Wir kauften also bei einer chinesischen Fabrik eine fertige Flugzeugstruktur ein, ließen uns dazu die passende Standardverpackung mitschicken samt Ladekabel, Motoren, Akkus und Ruder. In der Zwischenzeit steckten wir unsere gesamt Energie in die Platine und die App. Drei Monate später flog das erste Smartphone gesteuerte Flugzeug der Welt in einem leeren Hörsaal der Universität Bremen. Natürlich konnte das Flugzeugdesign nicht so auf den Markt kommen, da es ein paar Mängel hatte und nicht speziell genug war, doch der chinesische Fabrikant zeigte sich hilfsbereit und nahm kleine Änderungsvorschläge von unserer Seite an. Im Januar 2013 saß Ulrich dann zum ersten Mal im Flugzeug nach Hong Kong. Viel zu spät aus heutiger Sicht. Schon am ersten Tag nach der Gründung hätten wir Ulrich ins Flugzeug nach China setzen sollen. Dort hätte er sich das perfekte Basisdesign für unseren Flieger ausgesucht, eine gute Fabrik dazu und wäre dann mit vielen Tipps und einer guten Grundausstattung nach Deutschland zurückgekehrt. Hier hätten wir dann wesentlich zielgerichteter entwickeln können. Einem jungen Gründer, der ganz am Anfang steht mag es womöglich Flau werden im Magen, wenn er direkt über Hong Kong nach Festland China einreisen soll, um sich dort in der 100 Millionen Metropole Shenzhen eine Fabrik zu suchen. Doch es ist wie die Geburt eines Kindes, es kommt direkt in die kalte, helle Welt und wird nicht erst für ein Jahr in einem gesonderten Räumchen in der Klinik behalten. Also, geht raus, seid mutig und schließt euch nicht in eurem Entwicklerräumchen ein. Zum finanziellen Teil eines solchen Approaches sollte vielleicht auch noch was gesagt werden. Im Jahr 2011 waren wir zwar schon häufiger auf einem anderen Kontinent im Urlaub, aber noch nie in China auf geschäftlicher Mission. Die hohen Flug- und Reisekosten haben uns erst einmal vom 18!
Hocker gehauen. Irgendwie fanden wir round about 3000,- Euro verdammt viel. Es wurde uns fast schon schwindlig soviel Geld auf diese Karte zu setzen. Wir erkannten aber nicht das enorme Potenzial einer solchen Reise. LESSONS LEARNED Bevor ihr Monate lang im stillen Kämmerlein vor euch hin entwickelt: geht raus in die weite Welt! Besucht Fabriken, befragt Menschen die so etwas schon mal gemacht haben. Und versucht am Anfang nicht das komplette Rad neu zu erfinden. Entwickelt nur einen Teil eures Produktes selbst; und war das wo ihr zunächst eure Innovation drin seht. Sobald ihr das erste Produkt auf dem Mark habt, Fertigungs-Know-how aufgebaut habt und Feedback bekommt, bleibt immer noch Zeit mehr und mehr selbst zu entwickeln vom ganzen Produkt. Für den Kunden Man lernt in Seminaren gerne, dass man für den Markt, für den Kunden entwickeln soll. Aber was heißt das eigentlich konkret? Unsere erste SmartPlane Verpackung war im coolen Schwarz mit einem Kunststofffenster, damit man das Produkt auch sehen konnte. Da uns Einkäufer gesagt hatten, dass sie unbedingt eine Plastikfolie drum herum brauchen, ein sogenanntes Shrink Plastic, taten wir das auch noch. Das Ergebnis war eine geile Verpackung, edel, mit allen nötigen Infos drauf, aber leider unleserlich in vielen Geschäften! Was war passiert? Wir nutzten die Standardverpackung der chinesischen Fabrik und ergänzten Sie um einen hochwertigeren Druck und ein Fenster, damit man das Produkt als Kunde direkt sehen kann. Im Anschluss luden wir 40 Freunde und Bekannte zu einem Unboxing-Event ein, inklusive ! 19!
Pizza und Fragebogen zur Unboxing-Experience. Wir stellten sogar das Produkt in unserem Büro in ein Regal, damit man es erst rausnehmen musste, wie auch später im Laden. Doch besagter Laden hat ganz andere Beleuchtungsverhältnisse. Das unterschätzten wir völlig. Ein typischer großer Elektronik- und Computerladen hat meist recht starke Lampen an der Decke, die fokussiert die Produkte anstrahlen. Für matte Verpackungen perfekt, für eine Verpackung mit Plastikfenster und Shrink Plastic drum herum der reinste Horror. Eine einzige Reflektion und Spiegelung ist die Folge. Dazu kam noch, dass die so edle schwarze Verpackung null Kontrast mit der schwarzen Flugzeugtragfläche erzeugte, welche man durch das Fenster sehen konnte. Konsequenz: Man konnte fast nicht mehr lesen was eigentlich auf der Verpackung steht und erst recht nicht erkennen, was hinter dem Fenster zu sehen ist. Fail! LESSONS LEARNED Nehmt euer Produkt in der geplanten Verpackung mit und geht damit in eure Zielläden rein, platziert einfach ganz stumpf euer eigenes Produkt zum Test in einem Regal und lasst es auf euch wirken. Fragt ggf. einen Verkäufer ob es okay ist oder macht es einfach so. Nehmt es zu verschiedensten Stores mit und macht Fotos. Hier wird das Produkt später verkauft, hier kommt es zur so wichtigen Kaufentscheidung. Spielt sie nach, empfindet sie nach und erschafft keine Wunschverpackung im stillen Kämmerlein bei euch ohne sie jemals der Realität ausgesetzt zu haben. 20!
Die Größe Auch bei der Größe des Produktes muss der Startup Unternehmer zwei wichtige Dinge beachten: 1. Die Größendimensionen sollten dem Kunden eine perfekte User-Experience bieten. Denn generell gilt: eine kleine Verpackung lässt zunächst auf einen geringen Preis schließen. Wenn ihr einen höheren Preis verlangen wollt, dann macht die Box schön schwer und edel. Die Marke mit dem Apfel zeigt uns das Jahr aufs Jahr immer wieder wie gut das geht. So vermittelt ihr Werthaltigkeit und Premium-Qualität. Und bitte glaubt nicht, dass eure Marke ausreicht, um Premium zu sein, nur weil ihr euch ach wie klug in der SWAT-Analyse oben rechts positioniert habt. Eure Marke ist völlig unbekannt zum Marktstart! Niemand weiß, ob ihr der nächste chinesische Billigfabrikant seid oder der legitime Apple Nachfolger. Eure Marke muss sich erst beweisen. Größere Produkte haben den Vorteil, dass der Kunde generell auch bereit ist mehr dafür auszugeben: „Ist ja mehr drin!“ Natürlich hat das eine nur bedingt mit dem anderen zu tun. Aber so ticken wir Menschen nun mal. Der Nachteil von größeren Verpackungen sind vor allem hohe Logistikkosten, denn ihr wollt eure Produkte ja nicht nur in den umliegenden Geschäften eurer Fabrik verkaufen, sondern weltweit. Zu Logistik mehr weiter hinten im Buch. Nun zum Punkt zwei. 2. Die Größendimensionen der Verpackung können ein entscheidender Grund sein für den Einzelhändler dein Produkt in seinen Laden zu nehmen oder auch nicht. Das mag für Verwirrung sorgen. ! 21!
Jeder Händler, ob Megakonzern oder unabhängiger Laden um die Ecke, muss das Maximum aus seiner Verkaufsfläche herausholen. Kommt ein neues Produkt rein, last sich leicht berechnen wie viel Euro Umsatz und Gewinn dieses Produkt pro Quadratmeter bringt bzw. wie viel Quadratmeter es im Store in Anspruch nehmen wird. Ein Beispiel: Ein Händler bekommt zwei neue Produkte vorgeschlagen. Grundsätzlich gilt, dass er für jedes neue Produkt ein anderes rausnehmen muss, denn er hat im Vergleich zu einem E- Commerce Shop nur begrenzt Platz. Das eine Produkt nimmt 1m2 ein und kostet 50 Euro. Das andere nimmt nur 0,5m2 ein und kostet 100 Euro. Nehmen wir an, beide Produkte verkaufen sich gleich gut oder das teurere verkauft sich ggf. etwas schlechter als das erste Produkt. Welches Produkt wird der Händler wohl listen und in seinen Geschäft aufnehmen? Natürlich das Zweite! Er wird immer schauen wie viel Umsatz bzw. Marge er pro Flächeneinheit macht. Dabei ist es ihm völlig egal, ob das erste Produkt sich etwas besser verkauft und von einem total coolen Startup kommt. Wichtig ist für ihn sein Umsatz und Gewinn. Du bist ihm völlig egal. LESSONS LEARNED Ein kleines Produkt muss nicht unbedingt besser sein, hat aber viele Vorteile. Es nimmt wenig Platz im Laden ein und hat weniger Logistikkosten. Schafft ihr es dazu noch einen hohen Verkaufspreis (VK) dafür durchzusetzen...Bingo! Im Endeffekt solltet ihr die Größe und die Dimensionen sehr gut abwägen, denn es gilt noch immer die Regel: Alkohol, Tabak, Sonnenbrillen sind für den Einzelhandel ein Traum. Niedrige Einkaufspreise, hohe Margen, wenig Verkaufsraum und lange 22!
Haltbarkeit. Insbesondere Unterhaltungselektronik hat zudem noch den Nachteil, dass der Preisverfall enorm ist und die Ware daher schnell ab verkauft werden muss. Wenn ihr das nächste mal am Flughafen durch den Duty Free Bereich geht, betrachtet ihr die immer wieder gleichen, Produkte die dort angeboten werden, nun vielleicht aus einem anderen Winkel. ! 23!
Von Gründern für Gründer Weit weg von ToDoList-Use-less-Apps und Berlin machen sich zwei junge deutsche Gründer mit ihrem Hardware Startup TobyRich auf den Weg. Mit der Idee eines Smartphone gesteuerten Flugzeuges wollen sie die Spielzeugbranche verändern. Was klein anfängt, wächst schnell in die Höhe. Eine aufregende Reise zu Fabriken nach China, zu Investoren in die Schweiz und zu Kunden nach Las Vegas beginnt. Ihre Erfahrungen und Geschichten sind in diesem Buch nieder- geschrieben. Dieses lebendig geschriebene, humorvolle und inspirieren- de Buch ist der neue Praxisguide aller deutschen Hardware Startup Unternehmer. Lesen, lachen und inspirieren lassen! www.tobyrich.com Deutsche Erstausgabe
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