Gestaltungshandbuch Ortsmitte - Gefördert im Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm Sozialer Zusammenhalt - Bad Endorf
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Gestaltungshandbuch Ortsmitte Gefördert im Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm Sozialer Zusammenhalt SCHIRMER I ARCHITEKTEN + STADTPLANER
IMPRESSUM INHALT Vorwort Alois Loferer, Erster Bürgermeister 05 SCHIRMER I ARCHITEKTEN + STADTPLANER 1 Was prägt die Ortsmitte Bad Endorf 06 Das Gefüge des Ortes früher und heute 08 Schirmer I Architekten + Stadtplaner GmbH Die Grammatik des Ortes 12 Huttenstraße 4 Denkmäler und ortsbildprägende Gebäude 16 97072 Würzburg Öffentliche Räume 20 T 0931 . 794 07 78 - 0 F 0931 . 794 07 78 - 20 2 Gestaltungsempfehlungen 22 Dachlandschaft 24 info@schirmer-stadtplanung.de www.schirmer-stadtplanung.de Dachaufbauten 28 Solaranlagen 32 Dipl.-Ing. (FH) Architektin Alexandra Franzke Fassade 34 M.Sc. Nina Hofmann .............................................................................. Farbgebung 38 Fenster 40 Bildrechte: Karten, Grafiken und Bilder soweit nicht Schaufenster 42 anders angegeben, bei Schirmer Architekten und Stadtplaner GmbH. Werbeanlagen 44 .............................................................................. Haustüre und Tore 48 22. März 2022 Fassadenbegrünung 50 Im Auftrag der Marktgemeinde Bad Endorf Einfriedung 52 ............................................................................. Garten und Höfe 54 Gefördert durch: Bundesministerium des Innern, für Grundsätze zur Barrierefreiheit 56 Bau und Heimat - aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages 3 Gestaltungsbeispiele 58 4 Anlagen 66 Kommunales Förderprogramm 68 Räumlicher Geltungsbereich 71 BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 2 3
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich freue mich, Ihnen das Gestaltungshandbuch für die Ortsmitte Bad Endorf vorstellen zu dürfen. Wir wollen unser Ortsbild attraktiv und lebendig gestalten und dadurch unseren Ortskern weiterhin stärken und neu beleben. Eine erfolgreiche Ortsentwicklung braucht den persönlichen Einsatz und die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bür- ger für die Neugestaltung ihrer unmittelbaren Lebensumwelt. Denn es sind neben der Gestaltung der öffentlichen Straßen und Wege viele private Einzelmaßnahmen, die das Erscheinungsbild unseres Ortes prägen. Wie im Gesicht eines Menschen lassen sich auch im Bild eines Ortes Persönlichkeit und Charakter erkennen. Ge- schichte und Lage in der Region waren ortsbildprägend und haben unverwechselbare Spuren hinterlassen. Diese geben vielen Häusern unseres Ortes, den Straßen und Freiflächen ein eigenständiges Bild, das uns vertraut ist, in dem wir unser Bad Endorf wiedererkennen. Diese Qualitäten gilt es zu bewahren und weiter zu entwickeln. Das eigene Haus soll dem Eigentümer wie auch den Nachbarn mit seinem schönen Aussehen Freude machen. Durch die Vergabe von Fördermitteln im Rahmen des Kommunalen Förderprogramms sollen die Investitionen in die Wohn- und Lebensqualität unseres Ortskerns weiter angestoßen werden. Mit dem Beschluss vom 19.01.2021 wurde durch den Marktgemeinderat aufbauend auf den Zielen des ISEKs und des Masterplans das neue Sanierungsgebiet „Ortsmitte Bad Endorf“ förmlich festgelegt. So darf ich Sie liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger ganz herzlich zu dieser konkreten Mitgestaltung und Erneue- rung unseres Ortskerns einladen und Ihnen hierfür bereits jetzt recht herzlich danken. Das vorliegende Gestaltungshandbuch zeigt Ihnen Möglichkeiten der ortsgerechten Gestaltung der Gebäude und Anregungen für die Umgestaltung der Freiflächen. Die Beispiele sollen Sie ermutigen, auch Ihrem Haus ein freundliches Gesicht zu geben oder den Außenbereich gestalterisch aufzuwerten, damit Bad Endorf lebendig bleibt. Eine erfolgreiche Ortsentwicklung gelingt uns, wenn neben der Kommune auch Sie, liebe Bürgerinnen und Bür- ger, mitwirken. Ich wünsche Ihnen und uns bei dieser Aufgabe viel Erfolg! Alois Loferer Erster Bürgermeister BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 4 5
1 Alt-Endorf Früher wurde die Bahnhofstraße durch gründerzeitliche Bebauung und Gärten geprägt | Quelle: Wolfgang Madl 3 Bahnhofstraße Das Gefüge des Ortes früher Der Schwerpunkt der Siedlungs- Endorf war bis in das 19. Jahrhun- entwicklung verlagerte sich und um dert eine kleine, unbedeutende den Bahnhof entstand der Ortsteil Landgemeinde. Von den 26 Ge- Neu-Endorf. Entlang der Verbin- bäuden waren 23 als Bauernhöfe dungsachse zwischen Bahnhof und 2 Neu-Endorf genutzt, was auf die ursprünglich der St. Jakobus Kirche entstanden landwirtschaftliche Prägung des nach und nach neue Gewerbe- und Ortes hinweist. Der alte Ortskern Wohngebäude und ließen Alt-En- entwickelte sich entlang der his- dorf und Neu-Endorf bis 1925 zu- Pfarrkirche St. Jakobus | Quelle: Bad Endorf torischen Straßenverbindung zwi- sammenwachsen. schen München und Salzburg. Der Der Bereich der Bahnhofstraße 1 Alt-Endorf Kreuzungspunkt mit der in Nord- stellt heute die zentrale Ortsmitte Der historischer Ortskern mit Pfarrkirche St. Jakobus (1855) und Endorfer Hof (1550) an Süd-Richtung querenden Straßen- dar. der Wegekreuzung München-Salzburg und achse bildet mit der dort gelegenen Wasserburg-Prien. Kirche das historische Zentrum des Die Kirche mit Endorfer Hof im Nor- 2 Neu-Endorf Altortes. den und der Bahnhof im Süden bil- Mit dem Bau des Bahnhofs entsteht der neue Ortsteil südlich des Altortes. den auch heute die zwei Endpunkte Mit dem Bau des Bahnhofs im Jahr der Ortsmitte, zwischen denen sich 3 Bahnhofstraße Alt- und Neu-Endorf wachsen über die linea- 1860 südlich von Alt-Endorf ge- noch vereinzelte Gebäude aus der re Bebauung entlang der Bahnhofstraße bis wann die Ortschaft an Bedeutung. Gründerzeit befinden. 1925 zusammen. Ortsgrundriss mit den beiden Ortsteilen Alt- und Neu-Endorf, 1880 | Quelle: Wolfgang Madl BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 8 9
Was prägt die Ortsmitte Bad Endorf? Das Gefüge des Ortes früher und heute Teisenham WEITERE ENTWICKLUNG Stockham Der große Entwicklungsschub erfolgte nach dem 2.Weltkrieg. Neue Wohn- gebiete entstanden beiderseits der Gewerbegebiet / Handwerkerpark Bahnhofstraße und später auch jenseits der Bahntrasse. 1971 wurden Teile der aufgelösten Gemeinde Mauerkirchen Eisenbartling Die Bahnhofstraße in Bad Endorf im Jahr 1925 und heute | Quelle: Marktgemeinde Bad Endorf eingegliedert. 1972 kamen Teile von Historisches Luftbild, Bahnhofstraße, 1925 Hirnsberg hinzu. Nach Ende des zweiten Weltkriegs Kurzentrums bildete einen weiterer ebenfalls deutlich im Ortsgrund- folgte ein weiterer Entwicklungs- Entwicklungsschwerpunkt. riss sichtbar. In den Bereichen der Hofham schub. Neue Wohngebiete entstan- Wohnbebauung wird deutlich, dass den beidseitig der Bahnhofstraße Neben einer Erweiterung der Sied- Einfamilien- und Doppelhäuser die Am 19. August 1973 wurde Endorf zum und westseitig der Bahntrasse. lungsfläche nach außen, entwickel- angrenzenden Höfe und Weiler Die ehemals kleine Ortschaft te sich Bad Endorf insbesondere auch in der Nachverdichtung be- weitgehend in die Ortschaft einge- bunden haben. Markt erhoben. Hemhof und Teile der wächst und wird im Jahr 1973 zum Markt erhoben. Nachdem in den stehender Siedlungsflächen. Der Charakter der ehemals stark durch- aufgelösten Gemeinde Pietzing wurden beiden vorangegangenen Jahren bereits Teile von Mauerkirchen und grünte Ortschaft erfuhr hierdurch eine Veränderung. 1978 eingegliedert. Seit 1988, nach Unterkurf Hirnsberg eingegliedert wurden. In den darauffolgenden Jahren folgte Im heutigen Ortsbild sind die bei- der Anerkennung als Heilbad 1987, Bebauungsstruktur Kernort 1989/1990 | o.M. Kurzentrum die Eingliederung weiterer Ortstei- le, u.a. Hemhof und Teile der aufge- den Straßenkreuzungen deutlich ablesbar, ebenso wie die noch hat sich Endorf dafür entschieden, die lösten Gemeinde Pietzing. Bahntrasse, die eine Zäsur im Orts- gefüge darstellt. Die drei Nutzungs- Kurf Bezeichnung „Bad“ im Ortsnamen zu Ströbing Historischesschwerpunkte Ein Jahr nach der Anerkennung als Luftbild, Kirche, 1952 (Gewerbegebiet führen. Mit dem Bau des neuen Kurzen- Rachental Heilbad entschied sich Endorf 1988 an der Wasserburger Straße, Ver- dafür, die Bezeichnung „Bad“ im Ortsnamen zu führen. Der Bau des sorgungszentrum an der Chiem- seestraße und Kurgebiet) werden 1865 (Urkataster) landwirtschaftlich geprägtes Dorf trums entstand ein neuer Entwicklungs- Bad Endorf hat sich in den vergangenen Jahrhunderten vom landwirtschaftlich geprägten Dorf zur modernen Marktgemeinde entwickelt | Datengrundlage: GeoportalBayern, 2017 schwerpunkt, der die Ortsentwicklung BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 10 11 jenseits der Ortsmitte stark beförderte.
Die Grammatik des Ortes Ortsstruktur Parzellenstruktur Erschließungsstruktur Bebauungsstruktur Das historische Endorf ist stellen- Sondergebäude sind am Anfang- Eine Besonderheit im Ortsgrund- weise erkennbar geblieben. Ge- und Endpunkt der Ortsmitte zu fin- riss stellen die breiten, privaten blieben sind die einzelnen Häuser, den. Die St. Jakobus Kirche bildet Vorzonen in der östlichen Bahn- die Parzellenstruktur, die Straßen als Wahrzeichen des Ortes den Auf- hofstraße dar, die von den Laden- und Wege und damit Teile des ur- takt im Norden und das Bahnhofs- geschäften als Kundenparkplatz ge- sprünglichen Ortsgefüges. Es sind gebäude mit dem ehem. Gasthaus nutzt werden. daher nicht nur die Gebäude, die zur Post den Abschluss im Süden. Aufschluss über die Körnung und Dazwischen sind in der Bahnhof- Das Erschließungskreuz mit sei- die Zusammensetzung des Ortes straße sehr unterschiedliche, teils nem Kreuzungspunkt am Kirchplatz geben, sondern auch die Parzellen eigenwillige Denkmäler und orts- ist heute durch die Verkehrsströ- und die öffentlichen Räume. bildprägende Gebäude der Grün- me stark belastet. Daneben ist die derzeit zu finden. Bahntrasse deutlich ablesbar, die Die Baustruktur ist vor allem durch Zudem treten aber in der Ortsmit- eine Zäsur im Ortsgefüge darstellt. die bauliche Verdichtung entlang te auch ortsbildfremde Neubauten der Bahnhofstraße geprägt. Dabei in Erscheinung, die sich in Kubatur, Nicht überall konnte es gelingen, gestalten sich die Einzelgebäude Dachform und Gestaltung nicht den ursprünglichen Charakter zu in Höhe, Proportion und Dachform mehr an der ortstypischen Gebäu- bewahren. Ein Blick auf die heuti- sehr heterogen. Auch die Anord- detypologie orientieren. ge Ortsmitte Bad Endorfs lässt er- nung der Häuser ist nicht eindeu- Genau wie die Bebauung sind die kennen, dass bereits an zahlreichen tig: sie reihen sich als traufständige Parzellen im Sanierungsgebiet sehr Stellen im Ort bauliche Veränderun- und giebelständige Gebäude ent- unterschiedlich groß und differen- gen vorgenommen wurden. lang der Bahnhofstraße. ziert zugeschnitten. Blick von der Bippusalm auf Alt-Endorf, um 1950 | Quelle: Wolfgang Madl BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 12 13
Historische Baustruktur Die Anordnung der Ortsbausteine Traufständiger Satteldachlangbau Giebelständiger Satteldachlangbau Giebelständiger Krüppelwalmdachbau Traufständiger Satteldachbau mit Quergiebel Traufständiger Sonderbaustein mit Walmdach, Endorfer Hof, Kirchplatz 5 Schießl, Bahnhofstraße 4 Haus des Gastes, Bahnhofstraße 11 Weißbräu, Bahnhofstraße 22 Quergiebel und Risalit Ehem. Gasthaus zur Post, Bahnhofplatz 3 Die Ortsmitte Bad Endorf ist Jahr- einfache Haus- und Hoftypen in Satteldach entstehen gründerzeit- tischen Orts- und Raumstruktur Bautyp Alt-Endorf Die historische Haus- und Hofstelle ist hunderte alt. Viele Generationen klarer Formsprache. Vor allem das liche Wohn- und Gewerbebauten ist ein zentrales Anliegen der ge- als 2-geschossiger Langbau mit flachem haben hier gewohnt und gebaut. langgestreckte, zweigeschossige, mit steileren Dächern in Form von stalterischen Grundsätze. Durch Satteldach und großen Dachüberständen ausgebildet. Häufig weist sie einen Sockel Dabei hat sich mit der Zeit eine ei- trauf- oder giebelständige Gebäu- Satteldach, Walmdach, Krüppel- eine kompakte Gebäudestellung oder wie z.B. der Endorfer Hof ein Sockel- gene ortstypische Sprache der Ge- de mit flach geneigtem Satteldach walmdach und Mansarddach, die mit klaren Raumkanten gewinnt geschoss auf. staltung entwickelt: eine Mundart und großzügigem Dachüberstand teilweise durch Gauben, Quergie- der Straßenraum in der Ortsmitte Bautyp Neu-Endorf des Bauens. war und ist auch heute noch ein bel und Zwerchhäuser geschmückt an Geschlossenheit und Kraft und Im neueren Ortsteil sind Gebäude wie Bahnhof und ehem. Gasthaus zur Post als Form und Proportion der Häuser, typischer Baustein im Ort. sind. unterscheidet sich damit deutlich 3-geschossige Walmdachbauten gestaltet. ihre Anordnung auf dem Grund- von den Siedlungserweiterungen. Quergiebel und Risalite gliedern hier die lan- gen Baukörper. stück und selbst die Gestaltung der Mit der Entstehung des Bahnhofs Hinsichtlich der Gebäudeausrich- Eine Qualität, die bewahrt und ge- Fassade und des Daches folgten und den einhergehenden baulichen tung lässt sich in der Bahnhofstra- pflegt werden soll. Bautyp Bahnhofstraße Die teils gründerzeitlichen Bauten der örtlichen Mustern, die sich über die Entwicklungen in der Bahnhofstra- ße keine klare Regel ablesen. Es Bahnhofstraße weisen in der Regel zwei Jahre bewährt hatten. Das Wissen ße veränderte sich der Bautypus gibt sowohl giebel- als auch trauf- Geschosse auf. Einzelbauten sind 3-ge- schossig ausgeführt. Vielseitige Dachformen darüber hat über Jahrhunderte das vom bäuerlich-landwirtschaftlich ständig zum öffentlichen Straßen- wie das Sattel-, Walm-, Krüppelwalm- und Bauen begleitet und das Erschei- geprägten Gebäude hin zum re- raum hin angeordnete Gebäude Mansarddach sind hier typisch und bilden nungsbild des Ortes geprägt. präsentativen Bautypus. Gebäude- in unterschiedlicher Breite und eine vielgestaltige Dachlandschaft. Teilweise besitzen die Häuser einen Quergiebel, ein struktur und Dachform weichen Länge. Zwerchhaus oder Gauben. Das ursprünglich landwirtschaft- vom historischen Typus ab. Neben Durch die bestehenden Sockelzonen erfolgt die Gebäudeerschließung meist über vorge- liche Dorf war geprägt durch dem klassischen, flach geneigten Die Bewahrung der charakteris- lagerteTreppen. BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 14 15
Historische Baustruktur Die Gestaltung der Ortsbausteine 1 Traufständiger Satteldachlangbau Traufständiger Satteldachbau mit Quergiebel 3 Giebelständiger Krüppelwalmdachbau Traufständiger Mansarddachbau mit Vorbau, Traufständiger Sonderbaustein mit Walmdach, Schießl, Bahnhofstraße 4 Weißbräu, Bahnhofstraße 22 Haus des Gastes, Bahnhofstraße 11 Zwerchhaus mit Schweifgiebel Quergiebel und Risalit Wohnhaus, Bahnhofstraße 14 Ehem. Gasthaus zur Post, Bahnhofplatz 3 Der traditionelle Ortsbaustein in ter entwickelt und bewährt, die mit mit stehenden, einzelnen Wandöff- stalterisch abgesetzt, zumeist mit Empfehlungen zur Baustruktur Bad Endorf ist das giebelständige dem Leben im Ort, mit den Ge- nungen gestaltet. In der Anordnung Rustizierungen oder Bossen imi- 1 Erhaltung und Wiederherstellung der ty- und traufständige Haus. Einfache bräuchen und der regionalen Kultur der Öffnungen sind axiale Bezüge tierende Putzgestaltungen. Auch pischen Parzellenstruktur, Gebäudekubatur und Gebäudeproportion sowie Gebäudeaus- Baukörper waren einst prägend eng zusammenhängen. Dies ist die sowie ein symmetrischer Aufbau schlichte Quadermauerwerksimi- richtung für den oberbayerischen Altort. Die Sprache des Ortes, die lebendig er- deutlich erkennbar. tationen bestimmen teilweise das 2 Erhalt und Wiederherstellung klarer Raum- dichte Anordnung der Gebäude halten werden soll. Bild der Sockel und Erdgeschoss- kanten durch Gebäude lässt vor allem entlang der Bahnhof- Eine Besonderheit historistischer zonen. 3 Zwei- bis dreigeschossige Gebäude mit straße wenig Raum für Freiflächen. Neben den großen, ruhigen Sattel- Fassaden ist die Verwendung von Die Sockel sind unterschiedlich geneigtem Dach dachflächen haben sich ganz unter- Gliederungselementen, geteilten hoch ausgebildet und haben damit 4 Einfache Baukörpergestaltung in ortstypi- Das Ortsbild wird aber nicht nur schiedliche Dachformen teilweise Fenstern und Holztüren. teils Einfluss auf die Gebäude- scher Formsprache durch die Proportion und Fügung mit Aufbauten in der Ortsmitte ent- erschließung. 5 Keine Vor- und Rücksprünge oder größere der Gebäude bestimmt. Die Gestal- wickelt. Typisch für die Häuser der Ortsmit- Auskragungen in der Gebäudekubatur (aus- tung der Oberflächen wie Dach und te ist die verputzte Fassade. Besondere Gebäude zeichnen sich genommen sind ortstypische Erker, Quer- giebel und Risalite) Fassade, Fenster, Türen, Farbe und Vorherrschend ist das 2-geschossi- Die Fassadengestaltung ist durch durch Erkervorbauten, Zwerchgie- Material sind es, die das Gesicht ge Gebäude mit Dachgeschoss. unterschiedlichste Putzoberflächen bel, Quergiebel und Risalite aus. 6 Orientierung von Neubauten an histori- des Hauses und damit auch das Sondergebäude sind auch 3-ge- und Gliederungselemente wie Ge- Ziergiebel bilden teilweise den Ab- scher Umgebungsbebauung Ortsbild prägen. schossig ausgeführt. simse, Rahmungen, Pilaster, Lai- schluss der Vorbauten. Hier haben sich in der Vergangen- Die historischen Gebäude sind mas- bungen und Gewände geprägt. heit traditionelle Gestaltungsmus- siv gebaut und als Lochfassaden Das erste Geschoss ist häufig ge- BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 16 17
Historische Baustruktur Baudenkmäler 5 6 1 4 3 2 Das Gasthaus zur Eisenbahn wurde im Jahr 1873 von Dyonis Berndl als Bierwirtschaft erbaut. Im Sanierungsgebiet „Ortsmitte 7.1 BayDSchG notwendig, die in Baudenkmal Bad Endorf“ sind sechs Gebäude einem eigenständigen Erlaubnis- ortsbildprägende Gebäude als Baudenkmäler klassifiziert und verfahren bei der Unteren Denk- unterliegen damit dem Denkmal- malschutzbehörde zu beantragen Sanierungsgebiet schutz. Darüber hinaus gibt es eini- ist. Die Beratung erfolgt ebenfalls 1 Kath. Pfarrkirche St. Jakobus, 1855 ge ortsbildprägende Gebäude, die über die Unteren Denkmalschutz- Saalbau mit Satteldach, Turm mit Zwiebelhau- be, Putzgliederung neuromanisch ebenfalls bauhistorisch wertvoll behörde bzw. über das Landesamt sind und in ihrem Erscheinungs- für Denkmalpflege. 2 Gasthaus zur Post, um 1860/70 Walmdachbau mit Quergiebel und Risalit am bild der regionalen Bautradition Bahnhofplatz 3, Putzgliederung im Stil der Maximilianszeit entsprechen. Erhaltungs- und Instandsetzungs- maßnahmen können oft ein 3 Gasthaus zur Eisenbahn, Ende 19. Jh. 3-geschossiger Bau mit flachem Walmdach Grundsätzlich gilt: Für jede Art von Vielfaches der finanziellen Auf- in der Bahnhofstraße 37, Putzgliederung und Veränderungen an einem Bau- wendungen für herkömmliche Ge- schmiedeeiserne Balkone denkmal, einem Ensemblegebäu- bäude betragen. Daher besteht die 4 Wohn- und Geschäftshaus, Ende 19. Jh. de oder im Nähebereich gelten die Möglichkeit direkte und indirekte Eigenwilliger Satteldachbau mit Eckerkern und Haubendächern in der Bahnhofstraße 26 Bestimmungen Art. 4-6 BayDSchG. Finanzierungshilfen zu beantragen. Es ist erforderlich, dass der Bau- Dabei ist zu beachten, dass die 5 Pfarrhaus, 1901-02 Krüppelwalmdachbau in der Wasserburger herr rechtzeitig vor Baubeginn mit Finanzierungshilfen nur gewährt Straße 4 mit Zwerchhaus und neubarocker Putzgliederung der Unteren Denkmalschutzbehör- werden, wenn die Maßnahmen de Kontakt aufnimmt. Für Boden- vor Beginn mit dem Bayerischen Stadel, 1. Drittel 19. Jh. Bundwerkstadel mit Flachsach und zwei eingriffe jeglicher Art ist eine denk- Landesamt für Denkmalpflege ab- überbauten Getreidekästen, Blockbau, der malrechtliche Erlaubnis gem. Art. gestimmt worden sind. untere 16./17. Jh. im Eisenbartlinger Weg 11 Pfarrkirche St. Jakobus, 1855 Pfarrhaus, 1901/02 Wohn- und Geschäftshaus, Ende 19. Jh. BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 18 19
Was prägt die Ortsmitte Bad Endorf? Öffentliche Räume 2 1 3 Die Hauptstraße bildet den zentralen öffentlichen Raum in der Marktgemeinde In der Bewertung städtebaulicher ner Bedeutung gestärkt. Abwech- Kirchplatz erstreckt sich entlang Qualitäten einer Ortschaft ist dem selnde Baufluchten bilden span- des Kreuzungspunktes der beiden öffentlichen Raum eine besonde- nungsreiche Sichtbeziehungen, u. historischen Straßenachsen. Er re Bedeutung beizumessen. Zum a. auf die Pfarrkirche. Die Aufent- wird begrenzt durch die Kirche St. einen ist er als Gemeinschafts-, haltsqualität wird jedoch durch das Jakobus und den Endorfer Hof. Der Veranstaltungs-, Begegnungs- hohe Verkehrsaufkommen stark be- Platz war einst die räumliche, sozia- und Kommunikationsraum ein einträchtigt. le und funktionale Ortsmitte Alt-En- Ort menschlicher Interaktion und dorfs. steht damit für die Lebendigkeit Private Vorzonen, Gebäudezugänge städtischen Treibens. Zum ande- und Treppenbereiche ragen in den Der Bahnhofsplatz ist der Orts- ren vermag er durch Gestalt und öffentlichen Raum, der dadurch an eingang für alle Bahnreisenden. Atmosphäre den Blick auf den Ort Klarheit verliert. Durch die beste- Mit dem Busbahnhof sowie ver- mit seinen Bauten und vielfältigen henden Eigentumsverhältnisse des schiedenen gastronomischen An- Fassaden zu inszenieren. Gehwegs und der Gebäudevorbe- geboten und der Tourismusinfo in reiche entsteht ein Mix aus unter- unmittelbarer Nähe bildet er einen Der sich in Nord-Süd-Richtung er- schiedlichen Materialien und Funk- wesentlichen Anlauf- und Umstei- streckende öffentliche Straßen- tionen, das weder ein einheitliches gepunkt für Bewohner und Besu- raum der Bahnhofstraße bildet das Erscheinungsbild, noch Sicherheit cher in Bad Endorf. räumliche Zentrum der Marktge- und Orientierung für Fußgänger 1 Zentraler Bereich der Bahnhofstraße meinde. Durch die verdichtete und und Radfahrer bietet. in Teilen geschlossene Bauweise Die Plätze sind die neuralgischen 2 Kirchplatz wird der Raum gefasst und in sei- Knotenpunkte der Ortsmitte. Der 3 Bahnhofplatz Der Kirchplatz als Verkehrsknotenpunkt, soziale Mitte und Grünraum BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 20 21
2 GESTALTUNGS- EMPFEHLUNGEN
Lange, flachgeneigte Satteldachflächen prägen den Altort von Bad Endorf Typisch ist der große Dachüberstand und die schmuckvoll gestalteten Pfetten und Pfettenbretter 1 30° Dachlandschaft Endorf ist in traditioneller Bauweise Dachabschluss Wie der Ortsgrundriss prägt auch das 20 bis 30 Grad steile, symmet- Der obere Abschluss der Fassade die Dachlandschaft maßgeblich das rische Satteldach mit weitem Dach- im Übergang zur Dachfläche ist Erscheinungsbild einer Ortschaft überstand und schmuckvoll gestal- 2 ein wichtiges Gebäudedetail. Zum Satteldach und entfaltet ihre Gesamtwirkung teten Wind- und Pfettenbrettern. einen hat die gestalterische Ausbil- 5 im Zusammenspiel der Einzelbau- Durch die baulichen Entwicklungen dung maßgeblichen Einfluss auf die ten. Insbesondere Gebäude, deren in der Bahnhofstraße Ende des 19. 4 Gesamtwirkung des Baukörpers. Dächer vom öffentlichen Raum ein- Jahrhunderts ist die Bahnhofstra- 3 Zum anderen müssen empfindliche sehbar sind oder eine Fernwirkung ße vermehrt geprägt durch Dach- Bauteile baukonstruktiv vor Witte- besitzen, kommt eine hohe gestal- sonderformen, wie das Walmdach Walmdach rungseinflüssen geschützt werden. terische Bedeutung zu. bzw. das Krüppelwalmdach oder auch das Mansarddach mit knap- Ortstypische Dächer in Bad Endorf Unterschiedliche Formen und Dach- pem Dachüberstand. sind durch große Dachüberstände neigungen sorgen für ein lebhaftes gekennzeichnet. Die Überstän- Erscheinungsbild der Bad Endorfer Vereinzelt kommen weitere Dach- de dienen dem Wetterschutz - sie Dachlandschaft, ebenso wie unter- sonderformen wie die Zwiebel- Krüppelwalmdach schützen die Fassade vor Nässe schiedliche Firstrichtungen und haube am Kirchturm oder die Hau- und wirken als Sonnenschutz. wechselnde Farben und Formen bendächer an Eckerkern vor. In der der Ziegel. Regel sind Gebäude mit Dachson- 1 Dachfirst Abschluss des Satteldaches, baulicher Abschluss durch den derformen ein Hinweis auf städte- Firststein 2 Ortgang Abschluss geneigter Dachflächen zur Giebelwand 3 Traufpunkt Horizontaler Dachabschluss zur Wandfläche 4 Windbrett Dachform und -neigung bauliche Situationen von besonderer Untere Verkleidung des Dachüberstandes am Ortgang 5 Pfettenbrett Charakteristische Dachform in Bad Bedeutung. Mansarddach Wetterschutz und Schmuckelement am äußeren Abschluss der Pfette BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 24 25
Als Eindeckung finden überwiegend naturfarben gebrannte Ziegel und teils Blecheindeckungen Verwendung Biberschwanzziegel Falzziegel Pfannenziegel Dachkonstruktion bel. Auch hier zeigt sich ein groß- liche Rottöne. Das Spektrum be- Die vielfältigen und oftmals an- zügiger Dachüberstand. Den Ab- wegt sich hierbei von orange bis hin Empfehlungen Dach spruchsvollen handwerklichen Aus- schluss des Überstandes bildet das zu bräunlichen Farbnuancen. 1 Satteldach mit ortstypischer Dachneigung führungen im historischen Bestand Windbrett. Durch den Dachüber- und Dachüberstand erfordern langjährige Erfahrung. stand kragen die hölzernen Pfet- Eingefärbte oder glasierte Ziegel 2 Walmdach, Krüppelwalmdach und Man- Baukonstruktive Details sollten ten deutlich hervor und lassen die sind genauso untypisch für den Ort sarddach als Sonderformen in der Bahnhof- straße stets dem Ziel einer langlebigen Sa- Dachkonstruktion nach außen hin wie eingefärbte Bleche und daher nierung und der Bewahrung eines sichtbar werden. Den äußeren Ab- nicht geeignet. 3 Ausführung der Windbretter, Pfetten und Pfettenbretter im ortstypischen Stil authentischen Erscheinungsbildes schluss der Pfetten an der Giebel- entsprechen. seite bilden die Pfettenbretter. 4 Ausführungsdetails nach historischem Vor- bild Der Übergang von der Dachfläche Windbretter, Pfetten und Pfetten- 5 Verwendung naturfarben gebrannter Zie- zur Fassade bildet ein wichtiges ge- bretter sind in Holz ausgebildet gel (naturrot, nicht engobiert, nicht glasiert) stalterisches Detail. Typisch in der und häufig schmuckvoll gestaltet. 6 Verwendung ortstypischer Ziegelformen Region ist der großzügige Dach- Dadurch erhält jedes Haus seinen (Biberschwanz-, Hohlfalz- oder Doppelmul- überstand, der die Wirkung des individuellen Charme. denfalzziegel, Pfannenziegel) Baukörpers maßgeblich beeinflusst 7 Dämmung als Zwischensparrendämmung und empfindliche Bauteile zuverläs- Dachdeckung ausführen sig vor den Witterungseinflüssen Als Eindeckung findet überwiegend 8 Ausbildung von Verblechungen in Kupfer, schützt. der naturfarben gebrannte Tonzie- Zinkblech oder pulverbeschichtetem Metall (z.B. im Farbton DB 703) Der Ortgang bildet den seitlichen gel Verwendung. In den Farben der Abschluss der Dachfläche am Gie- Dacheindeckung dominieren natür- Pfettenköpfe sind in schmuckvoller Handwerkskunst individuell gefertigt BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 26 27
Gestaltungsempfehlungen Dachaufbauten 1:1,6 1:1,4 1:1,2 1:1 y Mögliche Proportionen von Dachgauben im quadratischen und in stehenden Formaten Zwerchhaus mit Schweifgiebel Zwerchhaus mit Krüppelwalmdach Schleppdachgaube Walmdachgaube In vergangenen Zeiten nutzte man bäuden treten auch Walmdach- Aufbauhöhe der Firstverglasung Zulässigkeit ist daher im Einzelfall das Dachgeschoss als Lagerraum. oder Fledermausgauben auf. Bei möglichst niedrig zu halten sollten zu entscheiden. Die Dächer waren deshalb auch entsprechender Gestaltung lassen die Elemente flächenbündig in die nicht ausgebaut. Für die Lüftung sich auch einzelne Flachdachgau- Dach- oder Unterkonstruktion inte- Wesentlich bei jeder Dachgestal- waren lediglich kleine Dachöffnun- ben in die Dachfläche integrieren. griert werden. tung sind Anzahl, Größe, Anord- gen nötig. Heute erfordert die Nut- Schleppdachgaube Walmdachgaube nung und Einheitlichkeit der ein- zung der Dachräume zum Wohnen Zwerchhaus Dachfenster zelnen Dachaufbauelemente. Die zusätzliche Öffnungen für eine aus- Dachaufbauten als Zwerchhaus Dachflächenfenster können durch Nähe zur Traufe, ein deutlicher Ab- reichende Belichtung. Damit die stellen eher die Ausnahme dar. Größe und Anordnung sehr schnell stand zum First und zu den Ortgän- charakteristische Dachlandschaft Im Neubau sind Dachaufbauten in die ruhige Wirkung des geschlosse- gen sowie eine auf die Dachfläche hierdurch nicht beeinträchtigt wird, dieser Form gestalterisch schlüssig nen Daches stören. Sie sind in rück- abgestimmte Eindeckung tragen sollten Dachaufbauten in ihrer Ge- in das architektonische Konzept zu liegenden Bereichen möglich und dazu bei, dass auch zukünftig eine staltung zurückhaltend bleiben. integrieren. wenn sie das Erscheinungsbild der harmonische Dachlandschaft erhal- Satteldachgaube Zwerchhaus Dachlandschaft nicht negativ beein- ten bleibt. Gauben Firstverglasung trächtigen. Gelungene Dachgauben fügen sich Eine Firstverglasung ermöglicht in die Dachfläche ein und zeichnen den Blick zum Himmel und schafft Dachloggia sich durch die Nähe zur Traufe aus. blendfreie Lichtverhältnisse für Private Freisitze können die Wohn- Nach dem Vorbild historischer Dach- das Wohnen und Arbeiten unter qualität erheblich steigern. Dach- aufbauten sind dies in kleiner Form dem Dach. So dringt viel Licht ins loggien wirken jedoch durch grö- Schleppdach- oder Satteldachgau- Innere und die Dachfläche bleibt ßere Einschnitte in die Dachfläche ben. An einigen historischen Ge- weitgehend ungestört. Um die Fledermausgaube Dachloggia / Dacheinschnitt in besonderer Weise störend. Die BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 28 29
Detailzeichnung Schleppgaube 1a Ansicht | 1b Horizontalschnitt 1c Vertikalschnitt 1a 1c 1b Am denkmalgeschützten Landhaus von 1910 ist die Spitz- und Fledermausgaube zu finden max. Gesamtbreite aller Gauben (b1 + b2 + b3 +……) = 1/3 der Traufbreite b1 max. 1,50 m min. Abstand Hauptfirst = 1/5 der Dachlänge Empfehlungen Dachaufbauten 1 Dachaufbauten als Schlepp-, oder Sattel- Detailzeichnung Flachdachgaube dachgauben. 2a Ansicht | 2b Horizontalschnitt 2a 2c 2c Vertikalschnitt Gaubenfenster ≤ 20 % 2 In begründeten Einzelfällen auch Walm- als Fassadenfenster dach-, Spitz- oder Fledermausgauben sowie Zwerchhaus und Quergiebel mind. 1,50 m 3 Gesamtbreite aller Dachaufbauten maxi- mind. 1,20 m max. 1,65 m mal 1/3 der Trauflänge 4 Maximale Einzellänge von Gauben 1,5 m 5 Gaubenfenster ca. 20 % kleiner als Fassa- denfenster 6 Dachreiter an Sattel- oder Krüppelwalmdä- Dimensionierung und Anordnung von Dachgauben chern flächenbündig in die Dach- oder Unter- konstruktion integrieren 7 Ausbildung von Verblechungen in Kupfer, Bei einer Gaubensanierung bzw. bei einem Neuaufbau ist auf ein ausgewogenes Verhältnis von Zinkblech oder pulverbeschichtetem Metall Gaubenkonstruktion zur Belichtungsfläche zu achten. Möglichst geringe Profilquerschnitte für (z.B. im Farbton DB 703) 2b schlanke Ansichtsflächen lassen sich u.a. durch folgende Maßnahmen herstellen: ▪ Wände möglichst als Sandwich-Konstruktion / Isolation zwischen den Sparren ▪ Ortgangausbildung mit minimaler Höhe und möglichst geringen Vorsprüngen ▪ Geringe Traufhöhen ▪ Dachanschlüsse mit wenig sichtbarem Blech ausführen ▪ Fensterkonstruktion mit feinen Profilen, Sprossen, Anschlägen Schlichte Einzelgauben (Schlepp- oder Flachdachgauben) fügen sich harmonisch in die Dachfläche ein BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 30 31
Gestaltungsempfehlungen Solaranlagen Die Einsehbarkeit von PV-Anlagen kann durch eine geschickte Anordnung minimiert werden Die Energieversorgung wird zu- den meisten Standorten mit den Empfehlungen Solaranlagen künftig verstärkt durch erneuerba- Ansprüchen einer Nutzung von 1 Anlagen sollten bevorzugt in rückliegen- re Energien erfolgen. Bei Gebäu- Solarenergie vereinbaren. So kön- den, weniger einsehbaren Bereichen oder auf bestehenden Nebengebäuden installiert den in innerstädtischen Gebieten nen PV-Analgen (Solarglas) be- werden kommen gegenwärtig vor allem reits in ihrer Gestaltung durch die 2 Anlagen sind in der vorhandenen Neigung Photovoltaik (PV) sowie thermi- Wahl der Farbgebung, der Farbin- des Daches auszubilden sche Solaranlagen zum Einsatz. tensität und des Reflexionsgrads 3 Integration in die Dachfläche durch weitreichend bestimmt werden. Indachanlagen (Montage flächenbündig zur Obgleich entsprechende Anlagen Mit einer genauen Abstimmung Dacheindeckung ohne störende Aufbau- einen wichtigen Baustein im Aus- auf die Umgebung bieten PV- höhen) bau regenerativer Energien dar- Anlagen dieser Art damit gute 4 Photovoltaik- und Solarthermieanlagen stellen, können die Anlagen das Voraussetzungen auch in histori- sind immer in einer regelmäßigen Ras- terung und rechteckigen, geschlossenen Erscheinungsbilds des Gebäudes schen Bereichen ortsbildverträg- Fläche ohne Versprünge anzuordnen bzw. der engeren Umgebung er- lich zum Einsatz zu kommen. 5 Module in typischen Dachziegelgrößen heblich beeinträchtigen. verbessern die Einfügung in eine kleinteili- ge Dachstruktur Fassadenschutz, Denkmalschutz 6 Bevorzugter Einsatz von rahmenlosen und Klimaschutz schließen sich Modulen dennoch nicht aus. Unter Berück- 7 Reduzierung / Vermeidung von Reflexio- sichtigung grundlegender Ge- nen an den Modulen, Rahmen und der Unterkonstruktion staltungskriterien lassen sich die Ziele des Denkmalschutzes an Solaranlagen sollen sich zurückhaltend gestalten und in die Dachfläche integrieren BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 32 33
Gestaltungsempfehlungen Fassade Die Fassade verleiht dem Haus wie ein symmetrischer Aufbau zu Charakter. Je nach Gestaltung kann erkennen. Die weitgehend einheit- es lebendig oder leblos, eher zu- lichen Öffnungsgrößen sorgen für rückhaltend oder auffällig wirken. ein ruhiges Gesamterscheinungs- Die Fassade kann ein Haus schmü- bild der Fassade. cken und dem Gebäude ein freund- liches Gesicht geben. Mit der Art Neben den Öffnungen prägen der Fassadengestaltung kommen Gliederungselemente die ortsty- auch persönliche Wünsche und pische Fassade Bad Endorfs. Die Vorstellungen der Bewohner zum Fassade wird vor allem gegliedert Ausdruck. Gleichzeitig ist die Orien- durch Sockel, das Geschossge- tierung an örtlichen, traditionellen sims, Putzbänder und -rahmun- Gestaltungsbeispielen ratsam. gen, Fenster- und Türgewände sowie Fensterläden. Fassadengliederung Die historische Fassade ist als Fassadenmaterial Lochfassade mit weitgehend ge- Typisch für die Häuser der Orts- schlossene Wandflächen und Ein- mitte ist die verputzte Wand. Die zelöffnungen für Fenster und Türen Fassadengestaltung ist durch Abbildung rechts: ausgebildet. In der Anordnung der unterschiedlichste Putzoberflächen Verputzte Fassaden mit sparsamen Gliede- Öffnungen sind axiale Bezüge so- in glatter und grober Ausführung rungselementen prägen die alten Häuser BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 34 34 35 35
Die regionaltypischen und vielfältigen Putztechniken haben großen Anteil am historischen Erscheinungsbild der Fassaden Repräsentative Einzelbalkone fügen sich dezent in die Fassaden der Bahnhofstraße ein Empfehlungen Fassade 1 Fassadensanierung nach historischem, geprägt. Das erste Geschoss ist Sie kommen traditionell sowohl als Wurmputz (Kratz-Nester-Würmer) ortstypischem Vorbild teilweise durch Quadermauer- Trauf- wie auch als Giebelbalkon oder Kellenstrichputz wirken stö- 2 Erhaltung der Lochfassaden/ Wiederher- werksimitationen gestalterisch ab- mit Holzgeländer vor. Daneben be- rend im Ortsbild und sind daher zu stellung zusammenhängender Wandflächen Giebelrahmung gesetzt. finden sich in der Bahnhofstraße vermeiden. Giebelbalkon 3 Erhaltung historischer Baudetails wie Lai- bungen, Gesimse und Lisenen repräsentative Einzelbalkone mit Erker, Vorbauten und Balkone schmiedeeisernen Geländern. Historische Gebäude erfordern Gurtgesims 4 Verwendung von Mörtelputz in ortstypi- Quadermauerwerksimitation schen Putzarten (kein Wurm- und Kellen- Schmuckvolle Erker und Vorbauten bei der Sanierung ein hohes kons- Lisene strichputz) sind wiederkehrende Elemente an Neue Vor- und Anbauten ragen stel- truktives und bauphysikalisches Faschen/ Gewände 5 Verwendung von mineralischem Putz mit mineralischem Farbanstrich. Keine Verwen- den Fassaden entlang der Bahnhof- lenweise in den öffentlichen Raum Fachwissen. Unsachgemäß ausge- Sockel Fassadengliederung am Alt-Endorfer-Typ dung von Kunstharzputz bzw. -farbe straße. Sie treten in den Oberge- der Bahnhofstraße hinein und wir- führte Restaurierungs,- Sanierungs- 6 ortsfremde Materialien an Wandflächen schossen aus der Fassadenebene ken störend. und Wartungsarbeiten können zu sind grundsätzlich zu vermeiden, u.a. glän- zende oder eloxierte Metalle, Glas, Fas- hervor und dienen neben der Wohn- tiefgreifenden Gebäudeschäden sadentafeln, Kunststoffe, Keramikfliesen, flächenerweiterung auch einer bes- Fassadensanierung führen und wertvolle, historische Zwerchhaus mit Schweifgiebel polierter Naturstein seren Belichtung des Innenraums. Es wird empfohlen mineralische Bausubstanz unwiederbringlich zer- Traufgesims 7 Beseitigung ortsfremder Fassadenverklei- dungen Nach außen hin haben sie zum Teil Putze auf Basis der Bindemittel stören. Zur Erhaltung historischer Fenstergewände Sohlbankfeld eine repräsentative Wirkung. Kalk und/oder Zement zu verwen- Baudetails sollten Alternativen zur 8 Gestaltungsverträgliche Wärmedämmung Erker mit Balkonabschluss an historischen Gebäuden (z.B. Dämmputz den. Kunstharzputze sollten grund- Außendämmung geprüft werden. Windfang/ Vorbau oder Innendämmung) Auch Balkone treten zum öffent- sätzlich vermieden werden. Sockelgesims 9 Erhaltung und Sanierung der Erker und Sockel/ Hochparterre lichen Raum hin in Erscheinung. Modische Putzstrukturen wie Balkone Fassadengliederung an der gründerzeitlichen Bebauung BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 36 37
Gestaltungsempfehlungen Farbgebung Je nach der Farbigkeit der Fassade te wie z.B. Sockel, Laibungen und Hauptfarbe kann diese lebendig oder leblos, Gesimse behutsam kontrastiert. Im Gegensatz zu durchgefärbten Putzen eher zurückhaltend oder grell und wirkt die Fassade bei Verwendung von Mineralfarben, die nach dem Verputzen vorlaut wirken. Das Farbenspiel von Für jede Fassadensanierung ist ein aufgetragen werden, lebendiger. Wand, Sockel, Gesims und Fens- Farbkonzept vorzulegen. Jedes Vor- terladen ist maßgeblich für einen haben wird durch die Kommune harmonischen Gesamteindruck. fachlich begleitet. In Ergänzung Mit der Art der Fassadengestaltung wird vom Markt Bad Endorf eine kommen auch persönliche Wün- individuelle und kostenfreie Farb- sche und Vorstellungen der Bewoh- beratung bei jeder Fassadenreno- Akzentfarbe ner und Eigentümer zum Ausdruck. vierung im Sanierungsgebiet an- Fenstergewände Hier ist eine Orientierung am ört- geboten. Es werden Farbentwürfe Das Einfassen von Fenstern und Türen ist lichen Gestaltrepertoire häufig eine angefertigt, die den Bauherren ein gestalterisches Mittel zur Betonung der Öffnungen. Das kann durch Fenster- gute Hilfestellung. denkbare Farbgestaltungen aufzei- gewände, Zierverbände sowie durch Fa- schen als Farbfaschen bzw. Putzfaschen gen. Die Beratungsmöglichkeiten erfolgen. Bei Farbfaschen werden hier- Die Fassaden der alten Bauernhäu- bestehen auch für Bauvorhaben, bei die Öffnungen ausschließlich farblich von der Fassadenfläche abgesetzt. Bei ser und Höfe waren als einfache die einen Neubau vorsehen. Putzfaschen werden zudem Vertiefungen in die Putzfassade eingearbeitet, die ihr Putzfassaden ausgebildet. Als Wit- Plastizität verleihen. Zu empfehlen ist die terungsschutz dienten zumeist Kalk- Empfehlungen Farbgebung Verwendung eines Farbtons für Gewände bzw. Faschen und Laibungen als eine Ele- farben, die über Jahrhunderte das 1 Fassadenanstriche in hellen und ge- mentgruppe der Fassadengestaltung. einzige Anstrichmittel für Fassaden deckten Farbtönen Fensterläden waren. Weit verbreitet war die Kalk- Die Verwendung eines Farbtons für Haus- 2 Verwendung von Mineralfarben an- milch, die je nach Herkunftsort des stelle durchgefärbter Putze eingangstüren, Fensterläden und Toran- lagen als eine Elementgruppe der Fassa- Kalks dem Anstrich eine variierende dengestaltung ist zu empfehlen. 3 Sparsame Farbakzente durch das Tönung verlieh. Weitere Zusätze in Hervorheben z.B. der Faschen, Gesim- Fenstergesimse se und Lisenen Form von Erdpigmenten ermöglich- Neben Giebel-, Geschoss- und Sockel- gesimsen bildet das Fenstergesims ein ten Färbungen in hellen Tönen. Die 4 Akzentuierende Farbkontraste mit wichtiges Gestaltungselement der Fassa- Hilfe der Türen, Fenster, Klappläden de. Durch das farbliche Absetzen von der Pigmentstoffe waren Erdfarben, oder Tore Hauptfarbe können Gliederungselemente die natürlich abgebaut wurden und hervorgehoben werden. 5 Zu starke Farbkontraste sollten ge- stumpfe Rot,- Braun- und Gelbtöne, nerell vermieden werden, da hierdurch Ockerfarben und Grünschattierun- der Zusammenhang der einzelnen Ge- gen hervorbrachten. staltelemente und der Gebäude ge- stört wird Farbakzente können die besondere 6 Putz- und Farbmuster in einer Größe von 1 qm anfertigen Sockel Prägung einer Fassade hervor- Der Sockel bildet die Basis eines Bau- werks. Das Betonen des „Grundsteins“ heben und Nachdruck verleihen. 7 Farbtonabnahme durch die Kommu- mit Farbtönen geringerer Helligkeit als die ne vor Ausführung der Putzer- und Ma- Hauptfarbe verstärkt den Eindruck der zu Abgestimmt auf die Hauptfarbe lerarbeiten tragenden Gebäudelasten und vermittelt werden einzelne Fassadenelemen- eine intuitive Logik der Statik. Farbig aber nicht bunt sollen sich die Gebäude in der Ortsmitte gestalten BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 38 39
Geteilte Holzfenster mit Klappläden beleben die Fassaden der historischen Häuser Auch der Schiebeladen ist ein typisches Element om Ort Fenster lichten Breite von ca. 70 cm mit Bei einer konstruktiven Teilung des Fensters durch eine Sprosse ist das Glas der Fenster- Empfehlungen Fenster Fenster sind die Augen des Hau- mindestens zwei konstruktiv ge- flügel physisch getrennt. Bei aufgesetzten ses. Sie ziehen den Blick auf sich teilten Drehflügeln hergestellt sein. 1 Stehende oder quadratische Fenster- Sprossen (z.B. “Wiener Sprosse“) wird formate und lassen Verbindung entstehen Von Fensterteilungen in Form von das Glas hingegen nur optisch geteilt. Von Fensterteilungen in Form von „Scheinteilun- - von Innen nach Außen und umge- „Scheinteilungen“ sollte in der 2 Fenster mit schlanken Holzprofilen gen“, die zwischen den Glasscheiben liegen, (Stulpansicht max. 9 cm) und Rahmen- kehrt. Sie holen den Sonnenschein Ortsmitte abgesehen werden. sollte in der Ortsmitte abgesehen werden. querschnitten - Verwendung heimi- 2-Flügelfenster Galgenfenster Kreuzstockfenster Sprossenfenster Flügelfenster mit ins Gebäude und die frische Luft. scher Hölzer 6er-Aufteilung Die weiße Fensterrahmenfarbe 3 Weitgehende Einbindung des Fens- Das Fenster ist in Form, Aufteilung harmoniert genauso gut mit dem terstocks in die Fassade und Materialität ein wichtiges Ge- Spektrum an Putzfarben wie der 4 Restaurierung von historischen Fens- staltelement der Fassade. In Bad naturbelassene Holzrahmen. Har- tern Endorf haben sich in der Vergan- monische Materialklänge ergeben glasteilende Sprosse vorgesetzte Sprosse 5 Ersatz von Kunststofffenstern durch genheit stehende und quadratische sich durch das Zusammenspiel von Holzfenster Fensterformate durchgesetzt. Stel- Holzfenster, Fensterlaibung, Fens- 6 Fensterrahmenfarbe nach histori- lenweise fallen Segmentbogen- terläden und Fassade. schem Vorbild (weiß, lichtgrau, natur- belassen) fenster im Ort auf. Galgenfenster und zweiflügeli- Fensterläden, ob Klapp- oder 7 Fensterbänke aus Naturstein, Kup- fer- oder Zinkblech (kein beschichtetes ge Fenster mit Sprossen sind die Schiebeläden, schützen vor Einbli- Aluminium) vorherrschenden Formen, die in cken und Sonne und beleben zu- 8 Gliederung der Fassade durch Klapp- den unterschiedlichsten Abwand- gleich die Fassade. Sie passen als läden oder filigrane Schiebeläden (kei- lungen in Erscheinung treten. So traditioneller Schlagladen gut zu ne Vorbaurollläden) sollten auch neue Fenster ab einer den Fassaden der alten Häuser. Fensterbänke aus Naturstein oder Blech In Anlehnung an die alten Hoftore kann ein Schiebeladen kostengünstig hergestellt werden BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 40 41
Gegliederte Schaufenster fügen sich in die Fassade ein, während großformatige Elemente das Fassadenbild dominieren Dezente Einzelmarkisen und Vordächer bieten Sonnen- und Witterungsschutz Schaufenster und nicht das Gesamtgebäude do- menhängende Wandfläche der Fas- des Charakters einer Lochfassa- Ladengeschäfte in den Erdge- minieren. sade gewahrt. de sollten die Elemente kleinteilig Empfehlungen Schaufenster schosszonen prägen die Ortsmitte. ausgeführt werden und Bezug zu 1 Auf die Fassade abgestimmte Öff- Schaufenster sind oft sehr große Filigrane, gegliederte Holz- und Auch bei größeren Schaufenster- den Wandöffnungen nehmen. Eine nungen mit gegliederten Fenster- und Türelementen Öffnungen in den Fassaden, wie Aluminiumelemente in stehenden formaten ist ein abgestimmtes Fassadenintegration durch den sie früher im Ort nicht zu finden wa- oder quadratischen Formaten er- Gesamtbild möglich, wenn z.B. die flächenbündigen Einbau von z.B. 2 Stehende oder quadratische Schau- fenster aus Holz und/ oder Aluminium ren. Die ursprünglichen Gesichter zeugen harmonische Ladenfronten. Fensterfluchten der Obergeschos- Kassettenmarkisen in die Pfeiler- der Häuser sind dadurch teilweise Von großflächigen Klebefolien ist se z.B. über Fensterprofile und zwischenräume und Laibung ge- 3 Erhalt und Wiederherstellung zusam- menhängender Wandflächen stark verändert. grundsätzlich abzusehen, da diese Mauerpfeiler aufgenommen wer- nügt höchsten gestalterischen An- Deshalb sollen Ladeneinbauten das Ortsbild stören. den. Deutlich ortsbildverändernd sprüchen. Trägerrohr, Tuchwelle und 4 Rückbau großer oder funktionsloser Schaufenster an Fassaden nicht als Fremdkör- wirken Schaufensterflächen über Gelenkarme sind hier nur im ausge- per wirken und die ursprüngliche Die Erdgeschosszonen in der Bahn- die gesamte Gebäudebreite. Öff- fahrenen Zustand sichtbar. 5 Kleinteilige Markisen (möglichst An- bringung in den Pfeilerzwischenräu- Fassadenabwicklung stören. Eine hofstraße mit einer Vielzahl an nungen dieser Größenordnung ent- men) in hellen und gedeckten Tönen Orientierung an historischen Ein- Einzelhandelsgeschäften stellen sprechen nicht dem historischen Bei Vordächern ist auf eine filigrane 6 Vordächer mit filigranen Tragkonstruk- bauten, die durch eine qualitäts- sich in ihrer Gestaltung sehr unter- Fassadenbild, der Rückbau ist eine Tragkonstruktion zu achten, die das tionen volle Gestaltung und Ausführung schiedlich dar. In einigen Fällen ge- wesentliche Maßnahme zur Orts- Fassadenbild so wenig wie mög- 7 Farbwahl auf das Gebäude abge- bestechen, wird empfohlen. lingt es, Schaufenster und Fenster bildreparatur. lich beeinträchtigt. Die Farbwahl ist stimmt (dezente Farben und matte Vor allem in ihrer Dimensionierung, der Obergeschosse im Hinblick auf auf das Farbkonzept des Gebäudes Oberflächen) Proportion, Anordnung und Ge- Anordnung und Formatwahl in Ein- Auch Vordächer und Markisen abzustimmen. Grelle Farben und Fensterachsen und -fluchten staltung sind Schaufenster auf das klang zu bringen. Durch die Erhal- können durch Größe oder Farbig- glänzende Materialen sind grund- Gesamtgebäude abzustimmen. Die tung oder Wiederherstellung von Harmonische Fassadengliederung - Schau- keit großen Einfluss auf die ge- sätzlich zu vermeiden. fenster und Fenster der Obergeschosse Ladenöffnung sollte auf den Erd- Mauerpfeilern zwischen einzelnen folgen in der Anordnung einem axialen stalterische Gesamtwirkung der geschossbereich begrenzt bleiben Schaufenstern bleibt die zusam- Bezugsystem. Fassade ausüben. Zur Bewahrung BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 42 43
Werbeanlagen Kostengünstig und schön ist die klassische Fassadenbeschriftung Werbeanlagen Neben der Warenpräsentation in Auslegern. Eine weitere Variante bringung und Änderung von Werbe- Schaufenstern ist die Werbung für für Werbeschriftzüge ist das An- anlagen ist in der Regel genehmi- den eigenen Laden ein Bedürfnis bringen von Metallbuchstaben. Ins- gungspflichtig. Die Genehmigung eines jeden Händlers, Dienstleis- besondere Buchstaben aus matten und Beurteilung einer Anlage er- ters und Gastronomen. Aber Wer- Metallen in dunkler Farbgebung folgt u.a. nach Aspekten der Stand- beanlagen sollten sich harmonisch fügen sich gut in das Erscheinungs- und Verkehrssicherheit sowie der in das Erscheinungsbild und den bild ein. Gestaltungsqualität. Letzteres be- architektonischen Aufbau einer Fas- misst sich durch die Anlage selbst, sade einfügen. Das bedeutet, dass Als Werbeanlagen gelten entspre- durch die Bezugnahme auf das Ge- beim Anbringen von Werbeträgern chend der Bayerischen Bauordnung bäude sowie durch die Wirkung auf vorhandene Achsen und Fluchten (BayBO) ortsfeste Anlagen, die mit das Straßen- und Ortsbild. der Fassade aufgenommen wer- einer baulichen Anlage befestigt den sollten und sich der Werbeträ- sind und damit dauerhaft in den öf- ger in Größe, Form und Proportion fentlichen Raum wirken. Dazu zäh- an das Gebäude anpassen soll. len beispielsweise Beschriftungen und Embleme, Profilbuchstaben, Welche Werbeanlagen gibt es? Vorbilder für Werbung, die sich gut Beschriftungen auf Schildern und mit dem Gebäude vertragen, findet Markisen, Leuchtschriften, Leucht- Grundsätzlich wird zwischen Fassadenbe- man vorwiegend bei den direkt auf kästen, Ausleger. schriftung, Profilbuchstaben aus Putz oder Stahl, Tafel- oder Kastenrahmensystemen der Fassade aufgemalten Schrift- parallel zur Fassade und Kästen oder Schil- zügen oder den schmiedeeisernen Die Errichtung, Aufstellung, An- der als Ausleger unterschieden. Schlichte und zurückhaltende Werbeanlagen wirken hochwertig. Es gibt vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten für dezente Werbung BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 44 45
Gestaltungsempfehlungen Werbeanlagen Fensterbankgesims Fluchten von Fensteröffnungen Fassadenzierelemente (z.B. Geschossgesims) Ausleger Werbetafel - l max. 2/3 der Geschäftsbreite, h max. 50 cm l max. 60 cm b max. 15 cm W ER Trägermaterial - b max 5 cm Werbung Einzelbuchstaben Zweizeilige h max. 50 cm h max. 60 cm Beschriftung - h max. 40 cm WERBUNG Werbung angemessener Bauteilabstand l max. 75 cm Fenstersturzgesims Anordnung von Werbeanlagen möglichst in der Erdgeschosszone Werbeschrift, Schilder und Ausleger einer Ladeneinheit sind in Farbigkeit und Proportion aufeinander abzustimmen Flächen für Werbeanlagen Anzahl von Werbeanlagen Beleuchtung von Werbeanlagen Die Werbe- und Schriftzone ist Die vielerorts zu beobachtende Grundsätzlich besteht die Möglich- Empfehlungen Werbeanlagen grundsätzlich dem Erdgeschoss- Überfrachtung des öffentlichen keit, Werbeanlagen durch Strahler 1 Sorgsame, auf die Fassade abgestimmte bereich zuzuordnen. Sofern es die Raums mit Werbeanlagen führt zu mit farbneutralem Licht anzuleuch- Gestaltung von Werbeanlagen in Schriftart, Besonderheiten der bestehenden einer Beeinträchtigung und Abwer- ten. Jedoch müssen sich die Strah- Größe, Platzierung, Farbgebung und Mate- rialität (möglichst kein Kunststoff) Fassade erfordern, z.B. bei einem tung der städtebaulichen Gestalt. ler gestalterisch unterordnen. tief liegenden Geschossgesims, Die quantitative Beschränkung von 2 Platzierung von Werbeanlagen innerhalb / direkt oberhalb der Erdgeschosszone kann diese ausnahmsweise im 1. Werbeanlagen ist ein erster Schritt Beim Einsatz von Einzelbuchsta- Obergeschoss liegen. zur kontrollierten Entwicklung. Zu ben ist heutzutage der klassische 3 Bevorzugter Einsatz von aufgemalten Schriftzügen oder schlichten Metallbuchsta- empfehlen ist die Anbringung einer Leuchtbuchstabe nicht mehr not- ben Anordnung von Werbeanlagen Werbeanlage je Gewerbeeinheit wendig. Die LED-Beleuchtungs- 4 Sanierung historischer, handwerklich ge- In der Anordnung von Werbean- sowie eines Auslegers als Kasten technik macht das Hinterleuchten fertigter Ausleger bzw. schlichte Neuanferti- lagen sind die architektonischen oder Schild. von Einzelbuchstaben auch mit gungen aus Stahl Besonderheiten des Gebäudes zu Werbeanlagen in Form von de- flach ausgeprägten Profilen bzw. 5 Schilder, Werbetafeln und Kästen sollten berücksichtigen. Charakteristische zenter Schaufensterbeklebung Zargen möglich. eine Größe von max. 0,60 x 0,60 m nicht überschreiten, können im Einzelfall auf die Gebäudedetails wie beispielsweise (Folienschriften u.a.) sollten 30% Fassade abgestimmt werden Fassadengliederungs- und Zierele- der Schaufensterfläche nicht über- Auf wechselndes oder bewegtes, 6 Dezente und blendfreie Beleuchtung der mente sollten freigehalten werden. schreiten. Von vollflächigen und farbiges oder blendendes Licht so- Werbeanlage durch untergeordnete Strahler Bei der Ausrichtung von Werbean- farbintensiven Schaufensterbekle- wie Leuchtkästen, die als Gesamt- oder Hinterleuchtung lagen sollten Fluchten und Achsen bungen ist grundsätzlich abzuse- körper ausgeleuchtet sind, sollte 7 Möglichst nur eine Werbeanlage je Gewer- der Fassade aufgenommen wer- hen, da diese das Ortsbild negativ verzichtet werden. beeinheit sowie ein Ausleger den. beeinflussen. Dezente Strahler zur Beleuchtung von Werbeanlagen BAD ENDORF Gestaltungshandbuch „Ortsmitte“ 46 47
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