Mobilitätswende jetzt anpacken - Das Themenheft: Das Magazin
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Schutzgebühr: 3,20 Euro Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe 05 | 2021 Das Themenheft: Mobilitätswende jetzt anpacken ab Seite 6 ÖPNV: Wie viel der Nahverkehr Güterverkehr: Wie die Schiene Volkswirtschaft: Welche Effekte bis 2030 an Mitteln benötigt mehr Marktanteile gewinnt Busse und Bahnen beisteuern Seite 6 Seite 12 Seite 16
INHALT EDITORIAL Die richtigen Entscheidungen jetzt treffen 12 Güterbahnen: Mindestens 25 Prozent Marktanteil bis 2030 8 Nahverkehr: 48 Mrd. Euro Es ist das erklärte Ziel von Politik und Ver dabei große Herausforderungen haben, die wir für die Klimaziele 2030 kehrsunternehmen: die Nachfrage im Personen nicht in angemessener Zeit bewältigen können. verkehr bis 2030 verdoppeln und den Marktan Wenn wir bestehende Bahnstrecken weiter teil im Güterverkehr auf mindestens 25 Prozent elektrifizieren und umbauen müssen, soll steigern. Das ist kein Selbstzweck. Vielmehr te gefragt werden, ob die Planfeststellung in dient dieses Ziel dazu, dass Deutschland und jedem der Fälle noch notwendig ist – vor allem, insbesondere der Verkehrssektor die Klimaziele wenn Oberleitungsmasten und Fahrdraht auf erreichen. bahneigenem Grund und Boden bleiben. Damit Zu Beginn der neuen Legislaturperiode stehen die Verfahren schneller werden und Planfest wir vor zahlreichen Herausforderungen. Alle stellungsbeschlüsse vor Gericht standhalten, 18 Tempo 30: Städte wollen sind miteinander verknüpft, und wir wollen sie brauchen wir in den Genehmigungsbehörden selbst entscheiden. 29 Titelträger: Cottbus hat den gemeinsam meistern – etwa die weitere Digi talisierung und den Infrastrukturausbau bei mehr und ausreichend qualifiziertes Personal. Auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel „Bahnhof des Jahres“ 2021. gleichzeitig mehr Betrieb mit Bussen und Bah sind wir bei der Überarbeitung der Standardi nen. Dafür müssen jetzt die richtigen Entschei sierten Bewertung – einer volkswirtschaftli dungen getroffen werden. Viel ist bereits in der chen Nutzen-Kosten-Analyse für den Ausbau Vergangenheit passiert: Wir erhalten mehr Geld der ÖPNV-Infrastruktur. Hierbei wie auch bei für unsere Investitionen, und das Planungsbe der Planungsbeschleunigung benötigen wir schleunigungsgesetz III brachte einige Verbes weiter die Hilfe der Politik. Nur so können wir serungen. Aber es gibt zusätzliche Aspekte, die die Fördermittel, die zur Verfügung stehen, auch 26 Initiative: Branche gibt sich teilweise auf EU-Ebene gelöst werden müssen. in vollem Umfang verbauen. Regeln für digitalen Vertrieb. Dazu zählt die Umweltverträglichkeitsprüfung. Wir sind für Umwelt- und Artenschutz: ÖPNV Herzlichst Ihr ist hervorragend angewandter Umweltschutz. Wir müssen jedoch aufpassen, dass wir Bauvor haben nicht unendlich verlangsamen, weil wir Ingo Wortmann 3 Editorial 6 rei Fragen an Andre Rodenbeck, D 16 Mobilitätswende: Volkswirtschaft 24 Aus dem Verband 30 Zu guter Letzt Die richtigen Entscheidungen Präsident des Verbands der Bahn Wie viel der ÖPNV an Wertschöpfung, (((etiCORE ist bald des Wie Karikaturist Heiko Sakurai jetzt treffen industrie (VDB) Beschäftigung und Einkommen bringt. E-Tickets Kern. die Mobilitätswende sieht. 4 VDV im Bild 8 Mobilitätswende: ÖPNV 18 Hintergrund 26 Aus dem Verband InterCity macht auch mit 50 Wie der Nahverkehr zur Tempo 30 in der Stadt: zwischen Brancheninitiative regelt den noch Tempo. Klimawende beiträgt Klimaschutz und Kostenfalle gegenseitigen Ticketverkauf. VDV Das Magazin 6 Mobilitätswende 12 Mobilitätswende: Güterbahnen 22 Aus dem Verband 28 us dem Verband A auch online unter: Jetzt ist ICE-Tempo gefragt. Die Renaissance der Schiene „Wir gehen von jährlich Schnellstens die Fahrgäste www.vdv-dasmagazin.de 1.000 neuen E-Bussen aus.“ zurück in den ÖPNV holen 2 05 | 2021 05 | 2021 3
VDV IM BILD Intercity macht auch mit 50 noch Tempo Herzlichen Glückwunsch, Intercity! Vor 50 Jahren nahm die Deutsche Bundesbahn den Verkehr mit den bis zu 200 Stunden kilometer schnellen Fernzügen auf. Bahnfahren sollte attraktiver werden – zunächst mit Zügen der 1. Klasse, die nur größere Städte anfuhren. Die klimatisierten Fernzüge fuhren alle zwei Stunden, hatten durchgehend einen hohen Komfort und einen Speisewagen. Richtig Schwung kam aber erst 1979 in die Erfolgsgeschichte des IC, als die 2. Klasse und der Stundentakt eingeführt wurden: „Jede Stunde – jede Klasse.“ Bis 2030 will die Deutsche Bahn die Fahr gastzahlen im Fernverkehr verdoppeln. Seit 2015 ergänzen neue doppelstöckige Intercity-2-Züge die IC-Flotte. Die neuen Züge leisten ihren Beitrag, den Fernverkehr in ländliche Gebiete auszu weiten. Zudem verbinden sie Metropolen und Ballungsgebiete mit bedeutenden Urlaubsregionen in Deutschland wie das Allgäu, das Rheintal, Rügen oder Sylt. 4 05 | 2021 05 | 2021 5
THEMENSPECIAL „MOBILITÄTSWENDE ANPACKEN“ Die Zahlen liegen auf dem Tisch: 1. drei Studien zur Mobilitätswende Mobilitätswende: Roland Berger, Jetzt ist ICE-Tempo gefragt Intraplan, Florenus: Der Nahverkehr benötigt ÖPNV bis 2030 zusätzlich 48 Mrd. Euro, um die Klimaziele zu erreichen. Die nächste Bundesregierung steht vor großen Aufgaben: 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Schneller planen und bauen Nur noch acht Jahre bleiben, um ein wesentliches Zwischenziel zu erreichen. Bis 2030 muss der Ver Roland Berger: Genehmigungsverfahren und Bauvorhaben müssen weiter beschleunigt 52 Mrd. Euro werden bis werden. Dabei sollen verstärkt digitale Methoden angewandt werden, mit kehrssektor seine Treibhausgasemissionen um 65 Prozent reduzieren. Nachdem die Politik in der zu Schienengüterverkehr 2030 benötigt, damit der denen Projekte schneller geplant, ausgeführt und koordiniert werden. Mehr rückliegenden Legislaturperiode wichtige Weichen gestellt hat, muss die Mobilitätswende nun konkret Marktanteil auf mindestens Personal in Planungs- und Genehmigungsbehörden ist dabei ebenso notwendig 25 Prozent steigt. angepackt werden – mit einem Beschleunigungsprogramm für die Schiene sowie weiteren kräftigen wie die stärkere Einbindung von Planungskapazitäten der Industrie. Bei der Verbesserung der Standardisierten Bewertung – einem volkswirtschaftlichen Investitionen in den Güterverkehr per Bahn, den ÖPNV und in die digitale Aufrüstung von Fahrzeugen. Bewertungsverfahren für Investitionen in die ÖPNV-Infrastruktur – müssen Conoscope Resulting Klima- und Umweltschutz sowie die Daseinsvorsorge berücksichtigt werden. Group, Kowid: Volkswirtschaft Grundsätzlich vonnöten ist ein neuer gesamtgesellschaftlicher Konsens für Schneller planen und bauen, die Digitalisierung im Ex die Voraussetzungen im Planungsrecht gehabt hätten, wie Der ÖPNV erzielt bedeutende Infrastrukturprojekte, die dem übergeordneten Ziel des Klimaschutzes dienen. presstempo vorantreiben, Vergaben klimagerecht moder wir sie heute haben, wären wir bei Weitem nicht so weit Effekte für Wertschöpfung, nisieren: Das sind die Kernpunkte, um das Schienensystem gekommen.“ Beschäftigung und Einkom rascher zu modernisieren. Von der nächsten Bundesregie men. 2. rung fordern der Verband der Bahnindustrie in Deutschland Bei der derzeitigen Umsetzungsgeschwindigkeit laufe (VDB) und der VDV ein Beschleunigungsprogramm für die Deutschland Gefahr, die Stärkung der Schiene und die Kli Schiene, das sofort in Angriff zu nehmen ist. „Wenn wir das maziele deutlich zu verfehlen, warnt VDB-Präsident Andre nötige Wachstum bei Bus und Bahn erreichen wollen, dann Rodenbeck. Es habe in der vergangenen Legislaturperiode müssen wir gemeinsam mit der Politik in allen Bereichen bereits wichtige Entscheidungen für die Modernisierung deutlich schneller werden“, verdeutlicht VDV-Präsident und den Ausbau des Schienenverkehrs gegeben. Aber: „Wir Ingo Wortmann mit Blick auf Planungs- und Genehmi müssen beim Tempo von Bummelzug auf Highspeed wech gungsverfahren. Dabei erinnert er an den „Aufbau Ost“, seln.“ Welche Vorschläge VDV und VDB machen, lesen Sie mit dem Anfang der 1990er-Jahre die Modernisierung der auf der folgenden Seite. Infrastruktur in den neuen Bundesländern auf den Weg gebracht und die nach Wortmanns Einschätzung „sehr gut Weitere Infos und der Link zur gemeinsamen Erklärung Digitalisierung im Expresstempo vorantreiben bewältigt“ wurde. „Ich sage aber auch: Wenn wir damals von VDB und VDV unter: https://bit.ly/3uLEx1H Deutschland muss sein gesamtes Schienennetz bis 2035 digitalisieren, wie es Bund, die Bahnindustrie und die DB im „Schnellläuferprogramm“ vereinbart haben, um das Schienennetz beschleunigt mit digitaler Leit- und Sicherungs technik auszurüsten. Das erhöht die Kapazität, die Anzahl europäischer Ver 3. bindungen und den Klimaschutz. Deshalb muss die künftige Bundesregierung digitale Stellwerke sowie die Einführung des European Train Control Systems (ETCS) innerhalb des gesamten deutschen Schienennetzes samt der notwendigen DREI FRAGEN AN On-Board-Units (OBUs) in Lokomotiven und Triebzügen fördern und die not Welches Potenzial vor allem in einem digitalisierten System Schiene steckt, erläutert Andre Rodenbeck wendigen Investitionen bereitstellen. Bis 2024 muss das gesamte Schienennetz (Foto), Präsident des Verbands der Bahnindustrie in Deutschland (VDB). Im Hauptberuf ist er CEO der mit dem 5-G-Standard abgedeckt sein, um ein attraktives und zeitgemäßes Reisen zu ermöglichen. Entscheidend dafür ist die Förderung von WLAN-An Infrastruktur-Sparte bei Siemens Mobility. geboten und innovativer Technologie für den Bahnbetrieb auf Basis von 5G. Für die Fahrgäste wird der ÖPNV durch digitales Ticketing attraktiver. Ziel muss es Warum müssen die weitere Modernisierung, Digitalisie- Fahrgastverdopplung wie vorgenommen gelingt, spart die Schiene im Jahr sein, mit einem elektronischen Ticket über Länder- und Verbundgrenzen hin rung und Elektrifizierung des Bahnverkehrs jetzt noch 2030 allein 26 Millionen Tonnen CO2. Mit der weiteren Elektrifizierung weg fahren zu können. Digitale Mobilitätsplattformen ermöglichen neue Vergaben klimagerecht modernisieren schneller werden? der Strecken und dem Einsatz schon lieferbarer alternativer Antriebs Angebote, verkehrsträgerübergreifende Lösungen und datenbasierte Wartung. Im Sinne einer klimagerechten Vergabekultur muss Deutschland » Andre Rodenbeck: Wenn wir in der heutigen Ge konzepte wie Wasserstoff-, Batterie- und Hybridzüge ist die Schiene auf Voraussetzung ist ein fairer Austausch von Daten. Dafür sowie für die Sicher in öffentlichen Ausschreibungen stärker auf nachhaltige Bewer schwindigkeit weitermachen, werden wir die Klimaziele direktem Weg zum Ziel null Emissionen. heit und den Schutz der Daten muss der Bund die Einführung fairer Regeln tungskriterien setzen. Ausschlaggebend soll nicht mehr nur der 2030 verfehlen. Unsere Bilanzzahlen aus dem ersten Halbjahr 2021 zeigen vorantreiben. günstigste Anschaffungspreis sein. Vielmehr muss es auf Innovation, nur einen leichten Anstieg der inländischen Auftragslage im Infrastruk Was muss als Nächstes passieren? Kundenkomfort, Qualität, niedrige Lebenszykluskosten und Design turbereich. Dabei sollte der Auftragseingang bei den Verkehrsvorhaben » Die Mittel müssen schneller zur Verfügung stehen. Beispiel „Starter- ankommen. Für klimagerechte Vergaben in Deutschland muss der kommenden Jahre insbesondere im Inland deutlich höher liegen – paket Digitale Schiene Deutschland“: Die Gelder sind im Haushalt be sich die künftige Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern immerhin müssen wir die Menge der zu digitalisierenden Stelleinheiten schlossen, die notwendigen Finanzierungsvereinbarungen mit dem Bund und weiteren Akteuren einsetzen, Erfahrungen besser bündeln verfünffachen, um das Ziel 2035 zu erreichen. stehen aber noch aus. Höhere Investitionen müssen die digitale Revo und rechtssichere Vergabeverfahren gestalten. Ziel muss es sein, lution jetzt ankurbeln. Bis 2035 werden für die gesamte Digitalisierung dass bei öffentlichen Ausschreibungen von Schienenprojekten Welches Potenzial für den Klimaschutz steckt in der digitalen Schiene? mindestens 32 Milliarden Euro notwendig sein. Dabei müssen Netz und künftig die nachhaltigen Vergabekriterien rechtssicher und » Das europäische Zugsicherungssystem ETCS steigert die Kapazität auf Fahrzeuge unbedingt synchron umgerüstet werden. Smarte Strecken wesentlich höher gewichtet werden können. So kommen Klima- bestehenden Strecken um bis zu 30 Prozent. Automatisierte U-Bahnen funktionieren nicht ohne digitalisierte Fahrzeuge – und andersherum. innovationen für attraktive neue Mobilität mit null Emissionen sparen 30 Prozent Energie und erhöhen die Taktung, weil Züge in viel Noch im laufenden Jahr muss die Finanzierung für die digitale Ertüchti schneller in den Markt – und in den Alltag der Menschen. kürzeren Abständen sicher hintereinanderfahren können. Und wenn die gung von Schienenfahrzeugen über sogenannte On-Board-Units stehen. 6 05 | 2021 05 | 2021 7
THEMENSPECIAL „MOBILITÄTSWENDE ANPACKEN“ Wie der Nahverkehr die Klimawende schafft 48 MRD. EURO Um die Fahrgastzahlen im ÖPNV zu verdoppeln und somit die Klimaziele bis 2030 müssten bis 2030 zu zu erreichen, müssen die Verkehrsunternehmen das Angebot von Bussen und sätzlich aufgewendet werden, um das Mehr Bahnen deutlich ausweiten. Das geht nicht ohne Zusatzkosten. Ein Gutachten des angebot im ÖPNV zu Beratungsunternehmens Roland Berger hat einen Mehrbedarf von 48 Milliarden finanzieren, mit dem die Klimaschutzziele Euro ermittelt. im Verkehrssektor er reicht werden. M ehr Impfstoff, Öffnungen in den Berei chen Freizeit, Sport, Kultur und Gas- tronomie sowie weniger Homeoffice: Seit dem plan und Florenus einen Mehrbedarf von 48 Milliarden Euro bis 2030 ermittelt, wovon allein auf 2030 elf Milliarden entfallen. Die Sommer kehren die Fahrgäste allmählich wieder Mittel werden benötigt, um mit deutlich mehr in die Busse und Bahnen zurück. Rund drei Vier Personal und Fahrzeugen das ÖPNV-Angebot tel der Menschen, die vor Corona mit öffentlichen bundesweit auszudehnen - gerade auch mit Verkehrsmitteln unterwegs waren, nutzen diese innovativen Bedarfsangeboten und in dünner inzwischen wieder regelmäßig. Während des besiedelten Gebieten, wo bislang Busse und bundesweiten Shutdowns zu Beginn des laufen Bahnen seltener verkehren. den Jahres lag diese Zahl bei 60, zu Beginn der Pandemie im April 2020 bei lediglich zehn bis Mehr Kilometer machen 20 Prozent. Mit der zunehmenden Nutzung von Gemeinsam mit 50 Verkehrsunternehmen Bussen und Bahnen steigt wieder das Vertrauen und Verbünden hatten die Gutachter unter der Fahrgäste. Der im Rahmen der Kampagne sucht, wie die Finanzierung des ÖPNV bis #BesserWeiter ermittelte Vertrauensindex 2030 aussehen muss. Dabei wurde ermit erreichte bei seiner vorerst letzten Erhebung telt, wie stark die Angebote im Nahverkehr Ende August seinen Höchstwert. „Wir müssen wachsen müssen, um die noch einmal ambi weiter intensiv daran arbeiten, so schnell wie tionierter gesteckten Klimaschutzziele er möglich so viele Fahrgäste wie möglich wieder reichen zu können. Um die CO2-Emissionen oder neu von uns zu begeistern“, verdeutlicht gegenüber 1990 um 65 Prozent zu senken, VDV-Präsident Ingo Wortmann die tragende wie es die Bundesregierung anstrebt, müs Rolle der Verkehrsunternehmen beim Klima sen die Personenkilometer im Nahverkehr bis schutz: „Denn nur, wenn mehr Menschen auf 2030 um 24 Prozent und die Fahrleistung um öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, lassen 60 Prozent anwachsen. Das führt zu deutlich sich die Klimaschutzziele im Verkehrssektor höheren Kosten (siehe Grafik S. 10). Die Be bis 2030 erreichen.“ lastung der Verkehrsunternehmen würde um 89 Prozent steigen, so das Gutachten. Dage Für dieses Ziel muss das ÖPNV-Angebot er gen legen in diesem Zeitraum die Einnahmen heblich ausgebaut werden. In welchem Um aus dem Verkauf von Tickets lediglich um 52 fang die Leistungen gesteigert werden müssen, Prozent zu – macht unterm Strich eine unge um die Klimaziele zu erreichen, und wie viel deckte Finanzierungslücke von 48 Milliarden Geld das zusätzlich kostet, schlüsselt nun ein Euro bis zum Jahr 2030. Gutachten auf. Im Auftrag des VDV haben die Differenziert nach den unterschiedlichen Beratungsunternehmen Roland Berger, Intra Verkehrsmitteln steigen insbesondere die 8 05 | 2021 05 | 2021 9
THEMENSPECIAL „MOBILITÄTSWENDE ANPACKEN“ „DEUTSCHLAND ABO-UPGRADE“: ÜBER 700.000 FAHRGÄSTE MACHTEN MIT Das „Deutschland Abo-Upgrade“ war ein voller Erfolg: Mehr als 700.000 Fahrgäste haben mit ihrem Abo den ÖPNV bundesweit genutzt – ohne zusätzliche Kosten. Nähere Informationen über das Reiseverhalten der Stammkundschaft werden derzeit im Rahmen der begleitenden Marktforschung ermittelt. Ein weiterer Erfolg war eine relativ niedrige Beschwerdequote. „Der große Zuspruch gibt uns Rückenwind und ist ein wichtiges Signal für die nächsten Monate“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Die bislang einmalige Marketingaktion lief vom 13. bis Für den Personennahver- 26. September als Teil der Kampagne #BesserWeiter. Sie war ein kehr auf der Straße und Dankeschön an alle, die dem ÖPNV in der Pandemie mit ihrem Abo der Schiene ergibt sich im die Treue gehalten haben. Möglich gemacht wurde das „Deutschland Jahr 2030 ein Bedarf von 14,6 Milliarden Euro. Abo-Upgrade“ von den im VDV organisierten Verkehrsunternehmen und -verbünden sowie von Bund und Ländern. Allein in Hessen nutzten mehr als 66.000 Menschen die Gelegenheit, ihr regionales Abo auf die ganze Angebote des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) fentlichen Mobilität ihrer derzeitigen und künftigen Bundesrepublik auszuweiten. „Mit dem Deutschland Abo-Upgrade haben um 36 Prozent in ihrer Leistung nach Zugkilometern. Stammkundschaft nachhaltig angenommene Angebote wir gezeigt, wie einfach ÖPNV sein kann und dass es für die Fahrgäste Gemessen an den Fahrzeugkilometern legen wäh nur dann machen, wenn die Leistungsfinanzierung des extrem attraktiv ist, wenn der regionale Anbieter das Tor zur bundes renddessen Buslinien und Linienbedarfsverkehre in Gesamtsystems auf die bisherige Finanzierung aufsetzt weiten Mobilität öffnet“, erklärte Prof. Knut Ringat, VDV-Vizepräsident und Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV). den Regionen um 107 Prozent zu. Für den SPNV ergibt und sie ergänzt. Die zusätzlichen Mittel, die benötigt sich daraus in 2030 ein zusätzlicher konsumtiver Fi werden, um die Finanzierungslücke zu schließen, sollen www.besserweiter.de nanzierungsbedarf – also Ausgaben, die im jeweils lau zweckgebunden an die Verkehrsunternehmen fließen fenden Haushaltsjahr ihren Nutzen stiften – in Höhe und sich an den jeweiligen Angebotsformen orientieren. von 6,8 Milliarden Euro sowie für den öffentlichen Personennahverkehr auf der Straße ein Bedarf von 7,8 Wesentliche Bestandteile der heutigen wie auch der Milliarden Euro. Dabei gehen die Gutachter von der künftigen ÖPNV-Finanzierung sind die Fahrgeldein Annahme aus, dass die Mittel der öffentlichen Hand nahmen. Das Gutachten kommt daher unter anderem zu 5 - 3 - 1 start ANZEIGE gemäß gesetzlicher Vorgaben beziehungsweise mit der dem Ergebnis, dass Länder und Kommunen im Rahmen unterstellten Inflationsrate anwachsen. Demnach sind ihrer jeweiligen Zuständigkeit Verantwortung dafür bereits 3,6 von diesen insgesamt 14,6 Milliarden Euro tragen sollten, die Tarife mindestens inflationsausglei gedeckt. chend zu stabilisieren. Zudem wird es notwendig sein, die externen Kosten des motorisierten Individual Jetziges Finanzierungssystem als Basis verkehrs einzubeziehen und diesen zu reglementieren Unterdessen leisten die Verkehrsunternehmen ihren – etwa in Fragen der Flächennutzung, Parkraumbe unternehmerischen Beitrag, die Verkehrswende zu wirtschaftung und Drittnutzerfinanzierung sowie beim realisieren. Selbst wenn es beim heutigen Leistungs Umgang mit klimaschädlichen Subventionen. umfang im ÖPNV bliebe, würden die Kosten zwischen 2018 und 2030 um 32 Prozent steigen. Ins Geld gehen insbesondere Personal- und Energiekosten, Investiti Weitere Informationen und das Gutachten onen in den Erhalt der Infrastruktur und die Erneue rung des bestehenden Fahrzeugparks sowie die digitale Transformation. Künftig können die Anbieter der öf „Verkehrswende gestalten – leistungsstark und nachhaltig“ unter: www.vdv.de/oepnv-leistungskosten Wir haben gleich 3 Gründe zum Feiern. Werden auch Sie Teil der Erfolgsgeschichte im SPNV. Nötiges ÖPNV-Wachstum und Finanzierungsbedarf für das Erreichen der Klimaschutzziele bis 2030 Quelle: Roland Berger, Intraplan, Florenus im Auftrag des VDV +24 % Personenkilometer* +60 % Fahrzeugkilometer** +89 % KOSTEN- Jetzt informieren! +52 % Fahrgeldeinnahmen 11 Mrd. € im Jahr 2030: Finanzierungslücke BELASTUNG * ie Personenkilometer geben Auskunft über die Verkehrsleistung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Sie ergeben sich aus D der Zahl der Fahrgäste, multipliziert mit der durchschnittlich zurückgelegten Entfernung in Kilometern, der sog. mittleren Fahrtweite. So legen Busse und Bahnen im Nahverkehr deutschlandweit über 90 Milliarden Personenkilometer im Jahr zurück. ** Die Fahrzeugkilometer (Fahrleistung) bezeichnet die in einem bestimmten Zeitraum von Bussen und Bahnen zurückgelegte Distanz in Zug- oder Buskilometern. Für die Berechnung werden alle Fahrten herangezogen,unabhängig von der Anzahl der beförderten Fahrgäste. 10 05 | 2021 start. So geht moderner SPNV. 05 | 2021 www.startgmbh.com 11
THEMENSPECIAL „MOBILITÄTSWENDE ANPACKEN“ 51,9 GESAMTBEDARF Beherzte Renaissance 19,6 der Güterbahn Branche 12,5 Leistungs steigerung und Verlagerung Eine fundierte Analyse versetzt die Schienenverkehrsbranche in Aufbruch- stimmung. Auf 120 Seiten beschreibt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger in vielen Einzelheiten, wie die Güterbahnen möglichst schon ab Bund 2030 einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz des Verkehrssektors leisten 37,9 können. Vorausgesetzt, die Politik der neuen Bundesregierung stellt die Weichen 32,3 mit schnellen Entscheidungen und einem großzügigen Mittelfluss für Ausbau und Erhalt und Erneuerung. Marktwachstum Externes Quelle: VDV, Roland Berger Kapital 1,4 Finanzierungsbedarfe in Milliarden Euro von heute bis 2030 E s war eine fast schon frohe Runde, die in Berlin zusammenkam, als die Ergebnisse der vom VDV in Auftrag gegebenen Studie vorgestellt wurden: Ver nengüterverkehrs identifiziert und in 18 „Pake ten“ zusammengefasst worden. Daraus ergeben sich, so die Studie, drei wesentliche Schwerpunkte: kehrspolitiker, Bahnunternehmer, Logistiker. „Schie zunächst Änderungen von verkehrspolitischen nengüterverkehr ist keine negative Geschichte mehr“, Rahmenbedingungen zur Verbesserung der Wett gab ihnen Alexander Möller, Seniorpartner bei Roland bewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber der Straße, Berger und für die Studie verantwortlich, mit auf den dann Auf- und Ausbau der Infrastruktur sowie der Weg. Alle atmeten sichtbar auf: Lange Zeit schien der Fahrzeugflotten, schließlich Innovationen und Qua Schienengüterverkehr eher das Schmuddelkind der litätsverbesserungen, ebenfalls mit dem Ziel, die Eisenbahnfamilie zu sein – er galt als unzuverlässig, nur Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Transport bedingt geeignet für die moderne Logistik, obendrein leistung des Güterverkehrs auf der Schiene, gemes zu teuer und damit unwirtschaftlich. Nun rechnen sen in Tonnenkilometern, habe dann die Chance, um ihnen die Experten, die Hand in Hand mit einer Reihe fast zwei Drittel zu steigen. Entscheidend sei dabei von VDV-Mitgliedsunternehmen zusammengearbeitet aber eine parallele Umsetzung aller Maßnahmen hatten, mit etlichen Zahlen vor: 25 Prozent, ja sogar bündel: Nur im Verbund werde die prognostizierte 30 Prozent Marktanteil bis 2030 stufen sie als rea Wirkung erreicht. listisch ein. Jedenfalls dann, wenn Bund und Länder und die Bahnbranche rasch beherzte, große Schritte Das gibt es nicht zum Nulltarif, sondern nur mit der Erneuerung und des Aufbaus gehen und viel Geld erheblichen Investitionen. Roland Berger rechnet in die Hand nehmen. mit einer Gesamtsumme von knapp 52 Milliarden Im Dialog mit den Güterbahnen im Branchenver Euro bis 2030. Davon entfalle ein Großteil von 32 band waren in einer vorbereitenden Analyse rund Milliarden Euro auf den notwendigen Ausbau der 100 Einzelmaßnahmen für die Zukunft des Schie Infrastruktur für den Schienengüterverkehr, ins 12 05 | 2021 05 | 2021 13
THEMENSPECIAL „MOBILITÄTSWENDE ANPACKEN“ ANZEIGE CO2 -48 % Quelle: VDV, Roland Berger 58,7 Referenz 2019 30,5 Klimaziel 2030 28,2 Reduktion NOTWENDIGE REDUKTION CO2 Emissionen des Güterverkehrs in Deutschland in Millionen Tonnen CO2 besondere für zusätzliche Gleise, Anlagen und Ser müssten europaweit vorangetrieben werden – damit viceeinrichtungen – klassischer Nachholbedarf und ein Güterzug genauso problemlos von Warschau Kapazitätssteigerungen für den anvisierten Mehr nach Lissabon fahren könne wie ein Lkw. verkehr. Rund ein Viertel der Investitionen will die Branche selbst tragen, insbesondere für die laufende Die Strategien für die Renaissance des Schienen Erneuerung des Rollmaterials und für die Moderni güterverkehrs kommen auch in der Politik gut sierung des täglichen Geschäftes. Das Geld sei bes an. „Alles richtig, was da steht”, äußerte sich Enak tens investiert, signalisiert die Studie: Es handele Ferlemann, Bahn-Beauftragter und Parlamentari sich keineswegs um Subventionen, sondern es gehe scher Verkehrs-Staatssekretär der alten Bundes ausschließlich um den Nachholbedarf. So werde der regierung, bei der Präsentation der Studie geradezu Durch deutlich mehr kranbare Auflieger Schienengüterverkehr attraktiv und wettbewerbs euphorisch. Sie sei die Leitlinie für die künftige könnte die Verkehrsverlagerung von der fähig – und könne nach der grundsätzlichen Erneu Verkehrspolitik: „Wer die neue Regierung stellt, Straße auf die Schiene an Schub gewinnen. erung später ohne Steuergelder selbsttragend sein. kann das übernehmen.“ 25 Jahre nach der Bahn reform gebe es für den Neubeginn auch „große Ei „Über den Klimawandel zu sprechen, reicht nicht nigkeit“ mit der EU-Kommission. Ferlemann regte der Verkehrsleistung her gigantisch.“ Im Zeichen der mehr. Es müssen Taten folgen“, mahnte VDV-Vi an, dass die im vergangenen Jahr aufgrund der Klimaschutz-Strategien sei die Industrie nach län zepräsident Joachim Berends, Chef der Bentheimer Coronapandemie gesenkten Trassenpreise dau gerer Abstinenz an derartigen Dienstleistungen zu Eisenbahn, anlässlich der Vorstellung der Studie. erhaft niedrig bleiben sollten. Etwas skeptischer nehmend interessiert, und dieses Geschäft sei durch Die Branche sei dazu bereit. So liege der Eigenan äußerte sich Daniela Kluckert, FDP-Bundestags- Kooperationen besser abzudecken, beobachtet auch teil der Unternehmen besonders in der Entwicklung abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Joachim Berends. und Beschaffung der notwendigen Anlagen, aber Verkehrsausschusses. Sie stellte in Frage, dass der auch der Implementierung einer zukunftsgerichte hohe Investitionsbedarf angesichts der vielen Be Mit großem Interesse nahmen die Unternehmen auf, ten Digitalisierung. Zudem seien die Güterbahnen lastungen der öffentlichen Haushalte überhaupt zu dass die Studie zum Einstieg in die Verkehrsverlage „wesentlich gefordert, die Eigenanteile geförderter stemmen sei. rungen zugunsten der Schiene ein „100-Tage-Pro Infrastrukturen zu investieren und zu finanzieren“. gramm“ mit ersten Schritten und Maßnahmen Dafür bräuchten sie aber die Sicherheit verlässlicher In der Diskussion begrüßten die Eisenbahnver vorschlägt. Ein weites Feld: vom Bürokratie-Abbau Zusagen der Fördermittel. Und Harmonisierung und kehrsunternehmen den Vorschlag der Unter bei Bauvorhaben – etwa bei der Beseitigung der Standardisierung – etwa das digitale Betriebsleit nehmensberater, neben dem Wettbewerb künftig Hochwasserschäden in der Eifel – über eine Zulas system ETCS (European Train Control System) – stärker über Kooperationen zu verbesserter Markt sungsregelung ausschließlich für bahntaugliche, also präsenz zu kommen. Die Produktionssparten Ein „kranbare“ Sattelauflieger bis zur Durchsetzung von zelwagenverkehr, Kombinierter Verkehr und Englisch als internationale Sprache für die Lokfüh Ganzzugverkehr sollten „zu einer gemeinsamen, in rer wie im Flugverkehr. Bei Letzterem verschlägt es termodalen Logistiklösung mit der Schiene im Zen allerdings selbst Enak Ferlemann den Optimismus: trum“ verschmelzen. In besonderem Maße betrifft „Das kriegen wir nicht hin. Da machen viele unserer dies das lange vernachlässigte Geschäft des Einzel europäischen Nachbarn nicht mit.“ wagenverkehrs, das im Wesentlichen nur noch vom Deutsche-Bahn-Konzern wahrgenommen wird. DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta machte deutlich, Weitere Infos und das Gutachten zum dass heute bereits 18 Prozent der Transportleistung Schienengüterverkehr bis 2030 unter: mit Einzelwagen oder Wagengruppen gefahren www.vdv.de/sgv würden. „Das ist kein Nischenprodukt, sondern von Vorstellung der Studie zum Schienengüterverkehr: DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta mit Staatssekretär Enak Ferlemann (l.) und VDV-Vizepräsident Joachim Berends. KONTAKT Messe Berlin GmbH Messedamm 22 · 14055 Berlin T +49 30 3038 2376 14 05 | 2021 innotrans@messe-berlin.de
THEMENSPECIAL „MOBILITÄTSWENDE ANPACKEN“ Wertschöpfung und Jobs: 2,0 ÖPNV erzielt Faktor zwei 310.600 Beschäftigte BESCHÄFTIGUNGSMULTIPLIKATOR 397.800 Beschäftigte 221.800 Beschäftigte Direkter Effekt Indirekter Effekt Induzierter Effekt Investitionen in den öffentlichen Verkehr haben nicht nur einen hohen Wert für den Klima schutz. Zusätzlich profitiert Deutschland von einem erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen: Jeder Euro, der von den Verkehrsunternehmen erwirtschaftet wird, ist mit weiteren 2. Beschäftigungseffekte 2,10 Euro Wertschöpfung im Inland verknüpft. Das entspricht dem Wertschöpfungs- Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert in erheblichem Umfang vom öffentlichen Verkehr. multiplikator der Automobilindustrie. Jeder Arbeitsplatz in den Verkehrsunternehmen führt zu zwei weiteren Stellen in anderen Branchen - insgesamt sind das 930.000 Beschäftigte. • Der Gesamtbeschäftigungseffekt der Branche beläuft sich auf über 930.000 Voll- und Teilzeitbeschäftigte. • Mit den 310.600 direkt bei den Unternehmen des öffentlichen Verkehrs Beschäf tigten gehen weitere 619.600 Beschäftigte einher. • Das ergibt einen Beschäftigungsmultiplikator von 2,0: Jeder Arbeitsplatz in der Verkehrsbranche führt zu zwei weiteren Arbeitsplätzen in Deutschland. 2,1 1,4 Quelle: Conoscope Resulting Group, KOWID Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. WERTSCHÖPFUNGMULTIPLIKATOR 21.700 Mio.€ 28.300 Mio.€ 17.400 Mio.€ Direkter Effekt Indirekter Effekt Induzierter Effekt EINKOMMENSMULTIPLIKATOR 1. Wertschöpfungseffekte 17.400 Mio.€ 15.600 Mio.€ 8.600 Mio.€ Direkter Effekt Indirekter Effekt Induzierter Effekt Die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs erzielen maßgebliche Wertschöpfungseffekte. 3. Einkommenseffekte • Insgesamt gehen über 67,4 Milliarden Euro der Wertschöpfung in Deutschland auf den Die Einkommen privater Haushalte profiteren spürbar vom öffentlichen Verkehr. öffentlichen Verkehr zurück. • Jeder Euro direkte Wertschöpfung bei • Insgesamt gehen auf die Verkehrsunternehmen knapp 41,6 Milliarden Euro Ein den Unternehmen des öffentlichen kommen in Deutschland zurück. An Löhnen und Gehältern zahlen die Verkehrsun Verkehrs ist mit weiteren 2,10 Euro ternehmen 17,4 Milliarden Euro direkt an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wertschöpfung in der Bundesrepublik • Über die wirtschaftliche Verflechtung kommen weitere 15,6 Milliarden Euro auf verknüpft. indirekter und 8,6 Milliarden Euro auf induzierter Ebene hinzu. Somit belaufen • Dieser Multiplikator entspricht dem sich die Einkommen von Beschäftigten, deren Unternehmen wirtschaftlich von der Automobilindustrie. den Unternehmen des öffentlichen Verkehrs profitieren, auf 24,2 Milliarden Euro. • Auf indirekter Ebene entsteht so ein • Dies entspricht einem Einkommensmultiplikator Wertschöpfungseffekt von 28,3 Milli von 1,4. Je Euro Einkommen für Mitarbeiter der arden Euro sowie ein induzierter Effekt Unternehmen des öffentlichen Verkehrs entstehen von 17,4 Milliarden Euro. in Deutschland weitere 1,40 Euro an Einkommen. Weitere Infos unter: www.vdv.de/daten-fakten 16 05 | 2021 05 | 2021 17
HINTERGRUND Beruhigter Stadtverkehr: zwischen Klimaschutz und Kostenfalle Tempo 30 auf allen Straßen in der Stadt: Für die einen ist das die Verheißung gewonnener Lebens qualität, für die anderen eine Utopie, die das tägliche Leben unnötig einschränkt. Die Diskussion ist in vollem Gange, und sie betrifft in hohem Maße auch den Umweltverbund von Bus und Bahn, Radfah rern und Fußgängern. Den vielen positiven Effekten stehen verkehrliche und finanzielle Belastungen für Bus- und Straßenbahnunternehmen gegenüber. Ganzheitliche Konzepte sind gefragt. F ür die erfolgreiche Entdeckung der Langsamkeit gilt Finnlands Hauptstadt Helsinki als Paradebei spiel. In der 650.000-Einwohner-Metropole waren die zu schaffen, dass Kommunen Tempo 30 als Höchstge schwindigkeit innerorts anordnen können, wo sie es für notwendig erachten. Und etliche Städte und Gemeinden Möglichkeiten des motorisierten Individualverkehrs in sind bereits auf dem Weg, von Esslingen bis Bremen, von den vergangenen Jahren nach und nach eingeschränkt Berlin bis Mainz. Die Idee ist überall identisch: Neben worden. Dann folgte ab 2018 die weithin flächendeckende der wachsenden Verkehrssicherheit geht es um weniger Einführung von Tempo 30. Mit Ausnahmen: Auf wichti Lärm und weniger Luftverschmutzung – um Lebensqua gen Durchgangsstraßen darf schneller gefahren werden, lität im weitesten Sinne also. jedoch auch nur mit sensiblem Fuß auf dem Gaspedal. 40 km/h und nicht mehr sind erlaubt. Der größte Erfolg Städte wollen selbst entscheiden stellte sich schon im folgenden Jahr ein. Es gab in der Stadt Allerdings zeigen die bisherigen Erfahrungen und erste nicht einen einzigen Verkehrstoten. Studien, dass es mit pauschalen Regelungen nicht getan ist. „Wir wollen den Verkehr in den Städten effizienter, Von Paris bis Palma de Mallorca wächst die Zahl der gro klimaschonender und sicherer machen. Dafür brauchen ßen und kleinen Kommunen, die die „Vision Zero“ von wir aber vor Ort mehr Entscheidungsspielräume. Die der unfallfreien Stadt dank gebremstem – und darüber Kommunen können am besten entscheiden, welche Ge hinaus auch deutlich eingeschränktem – Autoverkehr schwindigkeiten in welchen Straßen angemessen sind“, konsequent umzusetzen trachten. Auch in Deutsch hatte Städtetagspräsident Burkhard Jung, Oberbür land. Die Denkfabrik „Agora Verkehrswende“ startete germeister von Leipzig, anlässlich der Vorstellung der im Sommer gemeinsam mit dem Deutschen Städtetag Initiative betont. „Wir wollen in unseren Städten nicht Wir sprechen von einem Tempo-50- das Vorhaben „Lebenswerte Städte durch angemessene flächendeckend Tempo 30 einführen. Und wir wollen Grundnetz, und das sollte sich in enger Geschwindigkeiten – eine neue kommunale Initiative keine pauschalen Regelungen für alle Städte. Aber wir Abstimmung zwischen den Rathäusern für stadtverträglicheren Verkehr“. Die Initiative fordert wollen, dass Städte selbst entscheiden und neue Modelle und den örtlichen Verkehrsunternehmen den Bund auf, die rechtlichen Voraussetzungen dafür von Geschwindigkeiten erproben können.“ Konkret überwiegend am Liniennetz von Bus und Bahn orientieren. Dr. Volker Deutsch, Verkehrsplanungschef des VDV 18 05 | 2021 05 | 2021 19
HINTERGRUND ANZEIGE Geschwindigkeitsreduzierungen binden Geld dort, wo eigentlich neue Verkehrsangebote die Mobilitätswende nach vorne bringen sollten. Tim Dahlmann-Resing, Leiter des VDV-Ausschusses für Planung und Vorstand der VAG Verkehrs-Aktien- gesellschaft Nürnberg rungen machen das Bus- und Stra nach Wien, betreibt seit Jahrzehnten ßenbahnangebot weniger attraktiv einen Mix von Tempo-30-Zonen Graz betreibt schon lange und teurer – und binden Geld dort, und Tempo-50-Vorbehaltsstraßen. Tempo-30-Zonen und wo eigentlich neue Verkehrsan Eine von der TU Hamburg publi Vorbehaltsstraßen für gebote die Mobilitätswende nach zierte Studie zitiert einen Verkehrs- Tempo 50. Laut einer vorne bringen sollten.“ Und er rech planer des ÖPNV-Unternehmens On-Demand Studie macht der ÖPNV damit keine schlechten net vor – konkret am Beispiel einer Graz Linien: Man mache mit Tempo Erfahrungen. deutschen Straßenbahn-Stadt: Bei 30 keine schlechten Erfahrungen. einer vollständigen Einführung von Dies, weil die meisten Linien in dem Tempo 30 würde bei den Bahnen die Tempo-50-Grundnetz fahren. Und in Stadt und Land unterstützt der Dachverband der Kommunen alle Städtetages bei dem Vorschlag, Haupt- und Durch Beförderungsgeschwindigkeit sin falls es Abschnitte gibt, wo doch Tempo-30-Versuche außerhalb der innerstädtischen gangsstraßen weiter für Tempo 50 zuzulassen. „Wir ken, sodass auf nahezu jeder Linie Tempo 30 gilt, kann auch 30 gefah Hauptstraßen. OB Jung: „Auf Einfallstraßen und Ver sprechen von einem Tempo-50-Grundnetz, und das ein Straßenbahn-Zug mehr benötigt ren werden, weil auf künstliche Ein Das digitale Informations- kehrsadern bleibt es also bei Tempo 50.“ Damit bezieht sollte sich in enger Abstimmung zwischen den Rathäu würde. Im Bussektor wäre die mittlere engungen verzichtet wird und die und Buchungssystem T.DiMo der Städtetag klar eine Gegenposition zu jenen Um sern und den örtlichen Verkehrsunternehmen über Beförderungsgeschwindigkeit sogar Straßen vorfahrtberechtigt sind. unterstützt… weltschützern und Kommunalpolitikern, die radikal wiegend am Liniennetz von Bus und Bahn orientieren“, noch stärker reduziert. Das summiere und pauschal die herabgesetzte Höchstgeschwindig empfiehlt Volker Deutsch. Mit der klaren Zielsetzung, sich bei größeren Verkehrsbetrieben Es zeigt sich: Mehr Geschwindig keit auf allen städtischen Straßen fordern. dass Straßen mit einem dauerhaften, vertakteten schnell zu zweistelligen Millionen keitsreduzierungen könnten funk � einen modernen und attraktiven ÖPNV ÖPNV-Linienverkehr zum Grundnetz gehören – erst beträgen. Was häufig außer Acht ge tionieren, aber nur, wenn in der � mehr Mobilität in ländlichen Regionen Aus der Politik wurde bereits grundsätzliche Be recht die städtischen Bahnsysteme. lassen wird: Die Umläufe auf einer Abwägung Reisezeiten und Komfort � flexible Mobilitätsangebote integriert reitschaft signalisiert. Eine Entschließung des alten Linie werden so spitz gefahren, dass für die Fahrgäste von Bus und Bahn in den ÖPNV Bundestages, eine Empfehlung der Verkehrsmi „An einer Systembeschleunigung arbeiten“ bereits wenige Minuten mehr ein zentral bleiben. Dazu sei, so Volker � die automatische Bündelung von nisterkonferenz der Länder und ein Beschluss des Bisherige Erfahrungen mit Tempo 30 zeigen, dass die zusätzliches Fahrzeug erfordern. Deutsch, stets eine gesamtheitliche Fahrtwünschen Bundeskabinetts zum Nationalen Radverkehrsplan Auswirkungen der verminderten innerstädtischen 30 Sekunden hier und eine Minute Betrachtung der jeweiligen Stadtver � die optimierte Auswahl und das Routing der eingesetzten Fahrzeuge aus diesem Jahr könnten die Weichen stellen. Damit Geschwindigkeit von Stadt zu Stadt, von Straße zu dort verlängern rasch die Fahrzeiten. kehrssituation erforderlich. Es gehöre � E-Ticketing und digitale Leistungs- würde zunächst einmal der Rechtsrahmen geschaf Straße recht unterschiedlich sein können. So ist der Gerade im Regionalverkehr gehen aber mehr dazu als angepasste Ge abrechnung fen, die Möglichkeiten und Risiken von Tempo 30 Verkehrsfluss beispielsweise stark abhängig von Am dann auch noch Anschlüsse flöten. schwindigkeiten. „Zu einem beglei auszuloten. Die Initiative des Städtetages würde ein pelschaltungen, Zweite-Reihe-Parkern oder Abbie Auch bei europäischen Nachbarn tenden Gesamtpaket zählt auch, dass vom Bund gefördertes begleitendes Modellvorhaben geverkehr. Häufig weicht die tatsächliche Fahrzeit wird das kritisch gesehen, beschrieb Parkraumbewirtschaftung umgesetzt, begrüßen, um das Für und Wider zu erforschen. Es dann gar nicht nennenswert ab, wenn statt 50 km/h kürzlich die „Neue Zürcher Zeitung“ kein Falschparken geduldet und die gehe um wichtige Einzelaspekte, unter anderem auch nur noch 30 km/h erlaubt sind. Volker Deutsch kennt (NZZ) in helvetischer Sprachfärbung Menge der Autos dosiert wird und Bus zu den Auswirkungen auf den ÖPNV. „Lärm, Treib die Diskussion und widerspricht: „Sofern ein Bus in unter der Überschrift: „Kleiner Zeit und Bahn nicht mehr so stark an Stau hausgase, Schadstoffe und Verkehrssicherheit sind einem Straßenzug so langsam unterwegs ist, kann doch verlust fürs Tram kostet rasch Mil und Verkehr gebunden sind. Tempo ie hen S gute Gründe für Geschwindigkeitsreduzierungen die Schlussfolgerung nicht sein, dass dann Tempo 30 lionen – Die Befürworter von Tempo 30 richtig umgesetzt ist dann erst der Besuc nline: ze o des Autoverkehrs“, sagt Dr. Volker Deutsch, Ver auch nicht mehr ins Gewicht fällt. Die Folgerung muss 30 flächendeckend unterschätzen Anfang einer Mobilitätswende.“ Trape / up.de kehrsplanungschef des VDV. Entscheidend sei „aber eher sein, dass an einer Systembeschleunigung ge die Folgen davon für den öffentlichen rap e zegro .t rkehr eine vorausgehende Bewertung, die Unfallgesche arbeitet wird.“ Tim Dahlmann-Resing, Vorstand der Verkehr“. www rfsve beda hen, Lage, Funktion und Belastung einer Stadtstraße VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg und Das VDV-Positionspapier zum im Gesamtnetz berücksichtigt“. Prinzipiell sieht sich Leiter des VDV-Ausschusses für Planung, sieht ein Graz, mit knapp 300.000 Einwohnern Thema finden Sie unter: der Branchenverband an der Seite des Deutschen grundsätzliches Problem: „Geschwindigkeitsreduzie zweitgrößte österreichische Stadt www.vdv.de/positionen 20 05 | 2021 05 | 2021 21
AUS DEM VERBAND „Wir gehen von jährlich geht es auf der Fachmesse um den aktuellen Stand der „Die Ziele beim Klimaschutz, bei der Luftreinhaltung Komponenten etwa bei der Ladeinfrastruktur sowie die und bei der menschenfreundlichen Umgestaltung un Systeme und Fahrzeuge. Zudem stellen Dienstleister ihre serer Städte und Gemeinden werden nur mit einer Mo 1.000 neuen E-Bussen aus“ Beratungsangebote und Software für Betriebshof- und bilitätswende mit mehr Bus und Bahn gelingen“, betont Lademanagement vor. VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Dafür bauen die Verkehrsunternehmen ihre Betriebshöfe um, stellen Die jährlich zu erwartenden 1.000 neuen Fahrzeuge Fachpersonal ein und bestellen neue Busse mit alterna verdeutlichen, mit welchem Tempo die Elektromobili tiven Antrieben. Aktuell betragen die Mehrkosten pro Der Hochlauf der Elektromobilität auf der Straße nimmt weiter tät im ÖPNV auf der Straße hochläuft. Zum Vergleich: E-Bus im Vergleich zu einem konventionellen Fahrzeug Fahrt auf. Der Bund hat seit September grünes Licht von der EU Ende August war eine ähnlich hohe Zahl an E-Bussen rund 300.000 Euro. Diese Mehrkosten fördert der Bund für ein Förderprogramm im Umfang von 1,25 Milliarden Euro. Um auf deutschen Straßen unterwegs – insgesamt 1.068. zu 80 Prozent. politische Rahmenbedingungen geht es unter anderem auf der Die meisten von ihnen mit batterieelektrischem An trieb. 53 fahren mit Brennstoffzelle, drei als Wasser VDV-E-Buskonferenz und der „ElekBu“, die am 2. und 3. März 2022 stoff-Plug-in-Hybride. Gleichzeitig sind insgesamt in Berlin wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden sollen. 3.080 Hybride zugelassen. Hinzu kommen Oberlei Weitere Infos unter: www.ebuskonferenz.de tungsbusse. E s war ein wichtiges Signal für die Verkehrsunter nehmen und ihre Zulieferer: Im September hat die EU das von der Branche lang erwartete grüne Licht für Um Themen wie Antriebskonzepte sowie politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Energiever sorgung und das Lademanagement geht es auch auf der MELDUNGEN die E-Bus-Förderung des Bundes gegeben. Bis 2024 kann der weitere Aufbau von E-Bus-Flotten und der 13. VDV-Elektrobuskonferenz und Fachmesse ElekBu. Nachdem Deutschlands größte E-Buskonferenz und die Ohne akademischen Ingo Wortmann als für sie benötigten Infrastrukturen mit insgesamt 1,25 Milliarden Euro gefördert werden. Für Werner Overkamp, begleitende Messe in diesem Jahr pandemiebedingt di gital stattfanden („VDV Das Magazin“ berichtete), pla Nachwuchs keine VDV-Präsident bestätigt VDV-Vizepräsident für den Bereich Bus, waren das „gute Nachrichten“. Schließlich sollen die Mittel helfen, um nen die Veranstalter für den 2. und 3. März 2022 wieder eine Präsenzveranstaltung im „Estrel Berlin“. Anmelde Verkehrswende Ingo Wortmann bleibt für weitere drei Jahre VDV-Präsident: Ein in die Anschaffung von E-Bussen sowie in den Umbau schluss ist der 1. Februar 2022. Hochqualifiziertes Personal und mehr akade stimmig und vorzeitig wurde der von Betriebshöfen und Werkstätten zu investieren. „Wir mischer Nachwuchs sind notwendig, um die 51-Jährige wiedergewählt. Damit gehen davon aus, dass jährlich bis zu 1.000 neue E-Busse Während auf der Konferenz die Erfahrungen aus der Verkehrswende zu realisieren und die Klima geht Wortmann, der im Hauptberuf hinzukommen können“, erläutert Werner Overkamp die betrieblichen Praxis in den Unternehmen, die Gestal schutzziele zu erreichen. Darauf weist der Wissen Vorsitzender der Geschäftsführung Dynamik. Für weitere 1.400 Busse haben die Unternehmen tung der Depots sowie Innovationen und technische schaftliche Beirat im VDV hin. Bund und Länder der Münchner Verkehrsgesellschaft bereits Förderanträge gestellt. Entwicklungen zu den Themenschwerpunkten zählen, müssen ihrer Verantwortung für die Nachwuchs- (MVG) ist, in seine zweite Amtszeit. und Wissenschaftsförderung gerecht werden und „In diesen bewegten Zeiten, in denen zusätzliche Impulse im Verkehrsbereich setzen. sich Vieles verändert und hinterfragt Der sich abzeichnende Personalbedarf erfordere wird, ist es nicht selbstverständlich, einen Paradigmenwechsel in der Hochschulpoli dass man einstimmig in einer sol tik. Zudem plädiert der Beirat für eine bundesweite chen Funktion wiedergewählt wird“, Kampagne, um Nachwuchs zu gewinnen. „Wir bedankte er sich beim Präsidium für brauchen jährlich rund 1.500 Ingenieurinnen und das Vertrauen. Prof. Knut Ringat, Ingenieure, 1.500 Informatikerinnen und Informa RMV-Geschäftsführer und dienstäl tiker, 1.500 Kaufleute und weitere Akademiker in tester VDV-Vizepräsident, freut sich, „dass wir diese Zusammenarbeit den Bereichen Geodäsie, Jura und Umweltschutz auch in Zukunft und angesichts der vielen anstehenden Herausfor technik“, erklärt Prof. Thomas Siefer, Vorsitzender derungen der kommenden Jahre in der bewährten Konstellation fort des Beirats. setzen können“. VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff erinnerte daran, dass die Branche einschneidende Monate hinter sich hat und Der wissenschaftliche Beirat des VDV bewertet dank massiver politischer Unterstützung weiterhin den nötigen Rü branchenrelevante Themen und entwickelt Po ckenwind spürt, um die Klimaschutzziele mit einem leistungsstarken sitionen. Das Gremium setzt sich zusammen aus öffentlichen Verkehr zu erreichen: „Da ist es umso wichtiger, wenn an Mitarbeitenden technischer und nichttechnischer der Spitze des Branchenverbands Kontinuität, Expertise und jahre Fachbereiche an verschiedenen Hochschulen. lange Erfahrung zusammenkommen.“ Seit 2018 steht Ingo Wortmann an der Spitze des VDV. Zuvor vertrat er acht Jahre lang die rund 300 im www.vdv.de/positionen Verband organisierten Busunternehmen als Vizepräsident. 22 05 | 2021 05 | 2021 23
AUS DEM VERBAND Das ist bald des E-Tickets Kern VDV ETICKET SERVICE UND VDV-KERNAPPLIKATION Im Jahr 2004 wurde die VDV-Kernapplikations GmbH & Co. KG gründet, aus der zehn Jahre später die VDV eTicket Service GmbH & Co. KG hervorging. Seit Die VDV-Kernapplikation setzt den Standard, der die Welt seiner Gründung fungiert das Unternehmen als Herausgeber des Standards für das elektronische Fahrgeldmanagement. Der VDV eTicket Service gibt des elektronischen Ticketings im Innersten zusammen die „Spielregeln“ für das (((eTicket Deutschland vor, die die organisatorischen hält. Zumindest im öffentlichen Personenverkehr und vertraglichen Rahmenwerke und Detailspezifikationen beinhalten – ein Deutschlands. Damit in Zukunft auch in ganz schließlich des Betriebs eines Registrierungs- und Sicherheitssystems. Aktuell sind 455 Verkehrsunternehmen und Verbünde an (((eTicket Deutschland Europa Reisende, die grenzenlos unterwegs beteiligt. Sie können Vorschläge machen, wie der Standard verbessert werden sind, davon profitieren können, gibt es kann. Nach umfangreicher Prüfung wird bei der jährlichen Teilnehmerver Änderungen bei der Arbeitssprache und sammlung darüber abgestimmt, inwiefern die Vorschläge umgesetzt werden. beim Namen. Die neue Version der VDV-Kernapplikation heißt (((etiCORE. vereinfachen. „Es ist eine verbesserte und vor allem Parallelbetrieb implementieren, damit die bestehenden schlankere Version der VDV-Kernapplikation“, kün Terminals und Hintergrundsysteme sowohl mit E- digt Nils Zeino-Mahmalat, Geschäftsführer des VDV Tickets der ersten als auch der zweiten Generation des eTicket Service, an. Sicherheitsmanagements kompatibel sind. Allein der Name des Produkts zeigt schon auf den ers Ein kleiner Teil des neuen Sicherheitsmanagements ten Blick, worum es geht. Marketingprofis würden ist bereits heute im Einsatz. In Kürze können Fahr vom Markenkern sprechen. (((etiCORE soll außerhalb gäste im ÖPNV zwischen einem Handyticket oder der des deutschen Sprachraums besser zu verstehen sein traditionellen Chipkarte wählen. Hintergrund ist die und leichter über die Lippen gehen. Der Markenname Einführung des „Motics“ – des Mobile Ticketing Crypto S ie ist der anerkannte Standard für elek- tronische Tickets im deutschen ÖPNV – das technologische Herzstück des elektronischen steht zudem für das, was die VDV-Kernapplikation ausmacht. Da wäre zunächst der Kern des elektroni schen Ticketings – auf Englisch „Core“. Die dreifache Service. Anfang dieses Jahres nahm der VDV eTicket Service diesen Dienst in Betrieb („VDV Das Magazin“ berichtete). Motics ermöglicht einen Barcode, in den Fahrgeldmanagements. Eine Anleitung, nach der Klammer symbolisiert das kontaktlose Bezahlen und ist ein dynamisches Element integriert wurde. Damit die Verkehrsunternehmen und -verbünde ihre E- nicht zuletzt durch die Marke (((eTicket Deutschland in kann der Barcode nicht mehr kopiert werden. „Mit Ticket-Systeme bauen. Die Rede ist von der VDV-Kern- der Branche bekannt. dem Motics steht dem ÖPNV eine Technologie zur applikation. Auf Initiative des VDV wurden mit diesem Verfügung, um Teile der heutigen Chipkartennutzer Standard der Verkauf und die Kontrolle von elek- Einführung läuft bis 2031 bei gleichem Sicherheitsniveau auf das Smartphone tronischen Tickets deutschlandweit verein Bahn die Bis der neue Standard komplett eingeführt ist, werden zu migrieren”, erläutert Nils Zeino-Mahmalat. Das er heitlicht. Das war vor 16 Jahren. Bis dahin Tarifgrenzen einige Jahre ins Land gehen. Im Dezember 2026 beginnt laubt es den Verkehrsunternehmen, ihre hochpreisigen hatten mehr als 140 Verkehrsunternehmen zu überqueren oder gar die Migration. Sie wird sich über fünf Jahre erstrecken. Tickets wie Monats- und Jahreskarten auch auf dem und -verbünde unterschiedliche Karten deutschlandweit unterwegs zu sein, war eine komplizierte So lange laufen die VDV-Kernapplikation 1.x und Smartphone anbieten zu können. Zudem wird das Ge typen, Konzepte und Komponenten. Für Angelegenheit. Schwer hatten es auch die Hersteller bei (((etiCORE parallel. Erst im Dezember 2031, wenn auch samtsystem perspektivisch unabhängiger vom Halb die Fahrgäste bedeutete das: Mit Bus und der Serienproduktion von Komponenten und Automaten. die Sicherheitssysteme der ersten Generation abge leiter-Markt. schaltet werden, wird die Migration vollständig vollzo Seit einiger Zeit überarbeitet der VDV eTicket Service gen. Ab dann existiert nur noch (((etiCORE als Standard diesen Standard. Neu an der kommenden Version ist die für das elektronische Ticketing im deutschen öffentli Es ist eine verbesserte und vor allem Sprache: Von Deutsch wird auf Englisch umgeswitcht. chen Personenverkehr. Bereits in zwei Jahren können schlankere Version der VDV-Kernapplikation. Weltläufiger wird auch der Name: Die VDV-Kernap die Hersteller damit beginnen, den neuen Standard Weitere Infos unter: www.eticket-deutschland.de/eticore plikation heißt künftig (((etiCORE. Das soll die Zusam umzusetzen und beide Versionen parallel in ihren Sys Nils Zeino-Mahmalat, menarbeit mit Verkehrsunternehmen im benachbarten temen zu betreiben. Darüber hinaus können sie auch Geschäftsführer des VDV eTicket Service, zu (((etiCORE Ausland sowie mit internationalen Systementwicklern bei den Verkehrsunternehmen und -verbünden einen 24 05 | 2021 05 | 2021 25
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