Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe

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Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
Gesunde
Umwelt für
gesündere
Menschen
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
KURZDARSTELLUNG
In den letzten 20 Jahren hat sich das Europäische Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH) zu einem globalen Exzellenz-
zentrum im Bereich Umwelt und Gesundheit entwickelt. Die Arbeit des Zentrums zur Evidenzgewinnung und seine normative
Orientierungshilfe in Umwelt- und Gesundheitsfragen genügen in puncto wissenschaftlicher und ethischer Integrität auf
Dauer höchsten Ansprüchen. In dem Maß, in dem der Zusammenhang von Umwelt und Gesundheit sowohl global als auch in
Europa stärker ins Blickfeld gerückt ist, hat diese Arbeit im Lauf der Zeit zunehmende Relevanz und Anerkennung gewonnen.
Ein neuer Impuls für die Arbeit des Zentrums kommt von der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, in der Gesundheit
und Wohlbefinden, verknüpft mit Umwelt- und arbeitsbezogenen Faktoren, Ergebnisse, Determinanten und befähigende Fak-
toren von nachhaltiger Entwicklung sind. Diese Veröffentlichung beschreibt die Rolle des Zentrums als wichtigste treibende
Kraft des WHO-Regionalbüros für Europa bei der Entwicklung solider konzeptioneller und fachlicher Orientierungshilfe zum
Themenkomplex Umwelt und Gesundheit

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          WHO Regional Office for Europe
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Inhaltserstellung: Lucas Scherdel
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                                                               Beschlüsse oder der erklärten Politik der Weltgesundheitsorganisation.
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Inhalt

Danksagung.............................................................................................................................................         v

Vorwort.....................................................................................................................................................    1

Politik als Mittel, um Exzellenz zu erreichen.........................................................................................                          2

Verwirklichung von fachlicher Exzellenz in Europa...............................................................................                                8
       Programmbereiche.........................................................................................................................               12

    Lebens- und Arbeitsbedingungen....................................................................................................                         14
     Luftqualität......................................................................................................................................        14
     Chemikaliensicherheit....................................................................................................................                 16
     Umgebungslärm..............................................................................................................................               20
     Umweltverträgliche Gesundheitssysteme......................................................................................                               22
     Arbeitnehmergesundheit................................................................................................................                    25

    Wasser und Klima ...........................................................................................................................               28
     Klimawandel und Gesundheit.........................................................................................................                       28
     Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene...............................................................................                                  31

    Umweltverträglichkeitsprüfungen und Gesundheitsfolgenabschätzungen ................................                                                        34
     Umwelt und Gesundheit aus wirtschaftlicher Sicht......................................................................                                    34
     Umweltverträglichkeitsprüfungen und Gesundheitsfolgenabschätzungen.................................                                                       36
     Städtische Umfelder und bebaute Umwelt....................................................................................                                38
     Abfallentsorgung und Gesundheit..................................................................................................                         40
     Kontaminierte Industriestandorte..................................................................................................                        42
     Umweltbedingte Ungleichheiten....................................................................................................                         44

Abkürzungen...........................................................................................................................................         47

Quellenangaben......................................................................................................................................           48
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
iv
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
Danksagung

Diese Veröffentlichung wurde mit dauerhafter Unterstüt-
zung der deutschen Bundesregierung produziert, ohne die
ein Großteil der Arbeit des Europäischen WHO-Zentrums
für Umwelt und Gesundheit nicht möglich wäre. Wir danken
auch den vielen Bediensteten, Beratern und Praktikanten,
die so sorgfältig arbeiten, um die Ziele des Zentrums zu
verwirklichen und die die Leidenschaft für die Verbesserung
des Lebens anderer teilen.

                                                              v
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
”   Unsere Vision sind sichere und stützende
         Lebens- und Arbeitsbedingungen, die
         Gesundheit und Wohlbefinden sowohl
         schützen als auch fördern.

         Dr Elizabet Paunovic
         Leiterin des Europäischen WHO-Zentrums für
         Umwelt und Gesundheit

vi
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
Vorwort

Das Europäische Zentrum für Umwelt und Gesundheit der           Trotz dieser vielen Veränderungen bleibt die Notwendigkeit
Weltgesundheitsorganisation wurde 1991 eingerichtet, um         koordinierter Maßnahmen zur Thematik von Umwelt und
den drängendsten umweltbedingten Problemen entgegen-            Gesundheit klar. Jedes Jahr sterben infolge der Umwelt-
zuwirken, mit denen unsere Region und die Welt konfrontiert     verschmutzung in der Europäischen Region immer noch
sind. In den mehr als 20 Jahren seit seiner Gründung hat        mindestens 1,4 Mio. Menschen vorzeitig. Die Last aufgrund
sich viel verändert: Entscheidungsträger messen Umwelt          umweltbedingter Gesundheitsprobleme beträgt immer noch
und Gesundheit heute eine höhere Priorität bei, und der         mindestens 15% der Todesfälle in Europa insgesamt, wor-
Bestand an Erkenntnissen, der die Notwendigkeit der Förde-      aus folgt, dass das Mandat des Zentrums so relevant und
rung sichererer und widerstandsfähigerer Gemeinschaften         wichtig wie eh und je ist.
unterstützt, ist gewachsen. In dieser Zeit wurde das Europä-
ische Zentrum für Umwelt und Gesundheit auch auf einen          Das Spektrum der Akteure und Interessengruppen in der
einzigen Standort in Bonn (Deutschland) konzentriert: eine      Europäischen Region der WHO, die in Position gebracht
wertvolle Ressource, die in vielfältiger Weise ihren Wert für   wurden, um die notwendigen Veränderungen herbeizufüh-
die Europäische Region und global nachgewiesen hat. Das         ren, ist breit und dynamisch. Die Herausforderungen, die
Zentrum ist ein integraler Teil des WHO-Regionalbüros für       wir bewältigen müssen, um diese Probleme zu lösen, sind
Europa, der Abteilung Politikgestaltung und -steuerung für      komplex und mehrdimensional und erfordern Fachwissen
Gesundheit und Wohlbefinden.                                    und Entscheidungskompetenzen, die häufig jenseits des
                                                                traditionellen Gesundheitsbereichs angesiedelt sind.

                                                                In den letzten Jahren hat das Europäische WHO-Zentrum für
                                                                Umwelt und Gesundheit aktiv zur Stärkung der Zusammen-
                                                                arbeit und von Synergien zwischen Institutionen, Regierun-
                                                                gen und Gesellschaften einschließlich der weiter gefass-
                                                                ten gesundheitspolitischen Landschaft beigetragen. Ich
                                                                möchte diese Gelegenheit nutzen, um aktiv all denjenigen
                                                                zu danken, die seit der Einrichtung des Zentrums zu dieser
                                                                Errungenschaft beigetragen haben, und um die Anstrengun-
                                                                gen unserer Mitgliedstaaten zu würdigen, die sich engagiert
                                                                haben, um große Zugewinne in diesem Bereich zu verwirk-
                                                                lichen.

                                                                Dr. Elizabet Paunovic
                                                                Leiterin des Europäischen WHO-Zentrums für
                                                                Umwelt und Gesundheit
                                                                Bonn (Deutschland)

                                                                                                                           1
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
Politik als Mittel, um
Exzellenz zu erreichen

GESUNDHEIT 2020
Das Europäische WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit                Als Reaktion auf diese Notwendigkeit leistet das WHO ECEH
fungiert als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik         fachliche Arbeit, damit widerstandsfähige Gemeinschaften
für ihre Mitgliedstaaten, leistet Unterstützung und zielt auf        und stützende Umfelder entstehen, und setzt auf diese
die Umsetzung von Wissenschaft in grundsatzpolitische                Weise das Arbeitsprogramm der WHO im Bereich Gesund-
Beratung. Das von der gesamten Europäischen Region                   heit und Umwelt um.2 Auf der Hochrangigen Halbzeitbilanz-
angenommene Rahmenkonzept Gesundheit 2020 bietet eine                tagung des Prozesses Umwelt und Gesundheit in Europa
Grundlage für die Verbesserung der Gesundheit und die Ver-           in Haifa (Israel) im April 2015 und der 6. Ministerkonferenz
ringerung von Ungleichheiten auf dem gesamten Kontinent              Umwelt und Gesundheit in Ostrava (Tschechische Republik)
(Abb. 1).1 In der jüngeren Zeit war die Arbeit der WHO auch          im Juni 2017 wurden die jüngsten Ergebnisse der Arbeit des
auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die              Zentrums in diesem Bereich gut bewertet.
Verwirklichung ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG)
in der gesamten Europäischen Region ausgerichtet. Dies ist
keine geringe Herausforderung, weil die SDG nicht isoliert
verfolgt werden können: Es bedarf weiterhin eines sekto-
rübergreifenden Ansatzes, der Forschungseinrichtungen,
politische Entscheidungsträger und Interessengruppen (ein-
schließlich der Bürger und ihrer Organisationen) einschließt,
die unmittelbar betroffen sein können.

                Abb. 1: Die vier vorrangigen Handlungsfelder von Gesundheit 2020, dem gesundheitspolitischen
                Rahmenkonzept der Europäischen Region der WHO

                   Investitionen in Gesundheit durch einen Lebensverlaufansatz und
                   Stärkung der Handlungsfähigkeit der Menschen

                   Bekämpfung der großen Krankheitslast aufgrund nichtübertragbarer und übertragbarer
                   Krankheiten in der Europäischen Region

                   Stärkung von bürgernahen Gesundheitssystemen, von Kapazitäten in den
                   öffentlichen Gesundheitsdiensten und von Vorsorge-, Surveillance- und Gegenmaßnahmen für Notlagen

                   Schaffung stützender Umfelder und widerstandsfähiger
                   Gemeinschaften

2
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
DIE ZIELE FÜR NACHHALTIGE ENT-
WICKLUNG AUS DER AGENDA 2030
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, in der             Auch wenn das explizite Gesundheitsziel Gute Gesundheit
Gesundheit und Wohlbefinden, verknüpft mit Umwelt- und          und Wohlbefinden (SDG 3) zentral ist und mehrere umwelt-
arbeitsbezogenen Faktoren, Ergebnisse, Determinanten und        bezogene Gesundheitsdeterminanten abdeckt, sind die
befähigende Faktoren von nachhaltiger Entwicklung sind,         Verbesserung der Gesundheit und die Überwindung der
bedeutet einen neuen Impuls für die Arbeit des Europä-          Gerechtigkeitslücke im Gesundheitsbereich ein eigenstän-
ischen WHO-Zentrums für Umwelt und Gesundheit. Das              diges Entwicklungsziel und eine Zielvorgabe vieler anderer
Zentrum unterstützt die Mitgliedstaaten der Europäischen        Ziele. Die umweltbedingten Gesundheitsdeterminanten sind
Region der WHO bei der Bewältigung der gesundheits- und         de facto für alle SDG direkt oder indirekt relevant (siehe Abb.
umweltbezogenen Dimensionen der Ziele für nachhaltige           3). Zu den Beispielen für Verknüpfungen zählen das SDG 4:
Entwicklung (SDG) (Abb. 2).3 Die SDG werden als integriert      Hochwertige Bildung (z. B. durch Verringerung der Exposition
und unteilbar verstanden; sie decken die wirtschaftliche, die   von Kindern gegenüber Toxinen, die Entwicklungsstörungen
ökologische und die soziale Säule nachhaltiger Entwicklung      des Nervensystems auslösen können, oder Gewährleis-
ab, wobei ein deutlicher Schwerpunkt auf den Aspekt der         tung von sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung und
Chancengleichheit gelegt wird, was durch die Formulierung       hygienischen Bedingungen in Schulen); das SDG 5: Gleich-
„Niemanden zurücklassen“ zum Ausdruck gebracht wird.4           stellung der Geschlechter (z. B. durch Verringerung der
                                                                unverhältnismäßig starken Exposition von Frauen gegen-
                                                                über verschmutzter Innenluft); das SDG 6: Sauberes Wasser
                                                                und Sanitärversorgung (z. B. durch die Gewährleistung des
                                                                sicheren, nachhaltigen und chancengleichen Zugangs zu
                                                                Wasser- und Sanitärversorgung, die die Gesundheit und
                                                                die Umwelt schützen); und das SDG 14: Leben unter Wasser
                                                                (z. B. durch die Verringerung der chemischen Kontamina-
                                                                tion mariner Arten und Nahrungsketten). Das WHO ECEH
                                                                engagiert sich weiterhin, um durch seine Arbeit in allen
                                                                Bereichen Fortschritte bei der Verwirklichung der globalen
                                                                SDG sicherzustellen. Das SDG 13: Klimaschutz hat ebenfalls
                                                                übergreifende Relevanz, und das Gleiche gilt für das SDG 11:
                                                                Nachhaltige Städte und Siedlungen. Letzteres ist ein vorran-
                                                                giges Handlungsfeld des Rahmenkonzepts Gesundheit 2020
                                                                der WHO.

                                                                                                                             3
Gesunde Umwelt für gesündere Menschen - WHO/Europe
Abb. 2: Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

4
Abb. 3: Verknüpfungen zwischen Umwelt und Gesundheit und den SDG aus der Agenda 2030 5

                                                                                                                                 KEINE
                                                                                                                                 ARMUT
                                                                                                                                                                                  KEIN
                                                                                     NER-                                                                                        HUNG
                                                                                 PART AFTEN HUNG                                                                                      E   R
                                                                                  SCH ERREIC
                                                                                   ZUR ZIELE
                                                                                    DER
                                                                                                                                                                                                                           H
                                                                                                                                                                                                                        BIL OCHW

                                         UT KE IT
                                      TIT AR GKE
                                                                                                                                                                                                                           DU ER

                                   INS ND ST CHTI ,
                                      U ERE EN
                                         G RIED                                                                                                                                                                              NG TI

                                               EN
                                                                                                                                                                                                                                   G   E

                                           ION
                                            F

                                                                                                                             Zugang zu Trinkwasser,
                                                                                                                 eit           Sanitärversorgung                  Nac
                                                                                                           enarbansfer           und sauberen          Nah und rehhaltig
                                                                                                       mm                                                 rung              e
                                                                                                   Zusa issenstr ichen           Brennstoffen;                  smit siliente
                                                                                                       W                                                             telp
                                                                                                   und den Berechaft,         Widerstandsfähigkeit            Z
                                                                                                                                                         Nah gang rodukti
                                                                                                                                                                u
                                                                                                     in issens gie                 gegenüber                 rung zu          on;
                                                                                                        W hnolo on               Katastrophen               E      smit
                                                                                                          Tec novati                                    Unte nde de teln;

                                                                                                                                                                            Sch W ärv ilisi g au e
                                                                        tsc rti es tio u er
                                                                                                              In       n                                    rern r

                                                                                                                                                                               ule ass erso eru f
                                                                                                          und ugunste er

                                                                      En Pa nd R rma ng z eich
                                                                                                                                                                  ähru

                                                                                                                                                                                  Sa Sen n Be hhal lun

                                                                                                                                                                                  n m er- rg ng
                                                                                                             z haltig                                                  ng
                                                                               u nfo uga gl

                                                                                                                                                                                    nit sib zu tig g
                                                                       Ins eidu ipat ourc nen
                                                                                  I Z cen
                                                                                                                         g
                                                                                                              nach icklun

                                                                                                                                                                                      it S und ung
                                                                       Ka ituti gsp risch n;

                                                                                                                                                                                                                                                 GESCICHHEIT
                                                                          t n o e
                                                                                        an

                                                                                                                                                                                                                                                  GLE
                                                                                         ;

                                                                                                                                                                                          tro
                                                                         pa on roz e
                                                                              ät e se
                                                                                                                Entw

                                                                                                                                                                                            i ac ick
                                                                                      Ch

                                                                           zit ell es

                                                                                                                                                                                              m-
                      ND

                                                                           h z s

                                                                                                                                                                                               n tw

                                                                                                                                                                                                                                                      HLEC
                                                                                                                                                                                                 ,
                 AN LA N

                                                                                                                                                                                                   En
                  LEBE

                                                                                                                                                                                                      ;

                                                                                                                                                                                                                                                           HTER
                                                         biolo utz der rung;

                                                                                                                                                                                                                                                                -
                                                           Sch abilitie d

                                                                                                                                                                                                    Ange ng zu
                                                            nreh tz un

                                                                                                                                                                                                      Zuga wasser
                                                                                                                                                                                                       Trinksauberenn
                                                                                                                                                                                                       und nnstoffe
                                                           Vielf chen

                                                                                                                                                                                                        mess
                                                       Bodeodenschu

                                                                                                                                                                                                         Bre
                                                                alt
                                                              gis

                                                                                                                                                                                                              ener
                                                          B

                    LEBEN UNTER                                                                                               GESUNDHEIT UND
                                                                                                                              WOHLERGEHEN                                                                                                      SAUBERES WASSER
                    WASSER                                                                                                                                                                                                                     UND SANITÄR-
                                                                                                                                                                                                Zugang zu Wasser-
                                                       Abwasserbewirtschaftung;                                                                                                               und Sanitärversorgung;                           EINRICHTUNGEN
                                                         Nachhaltige Nutzung                                                                                                                  Abwasserbehandlung;
                                                          mariner Ressourcen                                                                                                                        Integrierte
                                                                                                                                                                                              Wasserbewirtschaftung

                                                                                                                                                                                                Höh versorgderner
                                                            Klim silienz,

                                                                                                                                                                                               erne erer Ante ung;
                                                                                                                                                                                              Energang zu meiner
                                                               Re assung
                                                                Anp d

                                                                                                                                                                                                             il
                                                                 asch

                                                                                                                                                                                                            o
                                                                  verrinstung; g

                                                                                                                                                                                                 Energrbarer
                                                                                                                                                                                               Zug Allgem
                                                                   Bela arnun
                                                                    Früh

                                                                     u

                                                                      utz;

                                      M

                                                                                                                                                                                                       ie
                                                                       n

                                EN ZU                                                                                                                                                                                                       BEZ
                                                                         gert
                                                                         w

                                                                                                                                                                                                   ue
                                                                                                                                                                                                    ie
                            NAHM Z                                                                                                                                                                                                         SAUBAHLBARE
                       MASS ASCHUT
                                                                              e

                                                                                                                                                                                                                                                ERE E UND
                                                                                                                                                                                                                                                     NERG
                        KLIM                                                                                                                                                                                                                              IE
                                                                                 We Ver eiset offen t

                                                                                                                 A
                                                                                                             Woh ngemess
                                                                                   nig rin zun in

                                                                                                                                                                                                   ;
                                                                                                                                                                                           res eld
                                                                                      er ger g

                                                                                                                   nve        en
                                                                                        Fr n St Luf

                                                                                                                Sic rhält e                                                              he mf
                                                                                         Ab te
                                                                                          vo die

                                                                                                           chan here un nisse;                                                        Sic itsu nde tige
                                                                                           fäl

                                                                                                                                       Verringerte
                                                                                               le;

                                                                                                         Verk cengle d                                                                  b e su stä
                                                                                                              ehrs        ich
                                                                                                                                    Ungleichheiten                                    Ar Ge erb
                                                                                                          Sa        syste    e        in Bezug auf                iente
                                                                                                       Trinkubere Lu me;         Umweltbelastungen;          Resil truktur;                 Erw
                                                                                                                                                                 s
                                                                                                            w  as
                                                                                                  Abfa angeme ser und
                                                                                                                       ft,                                  Infra aubere n;
                                                       /R                                                                           Gleicher Zugang             S logie
                                                   IGE                                                llbew ssen                  zu Umweltdiensten                  no     e
                                                                                                                                                              Tech novativ ung
                                                ALT ND                                                      irtsc e
                                                                                                                  haft             und Infrastruktur

                                                                                                                                                                                                                 ME RBEIT SCHA M
                                            C HH UM U ION                                                              ung                                         In stalt
                                                                                                                                                                        e

                                                                                                                                                                                                                   NS UN FTS
                                                                                                                                                                  Umg

                                                                                                                                                                                                                   A IRT STU
                                          NA ONS UKT

                                                                                                                                                                                                                     CH D -
                                                                                                                                                                                                                     W ACH
                                            K ROD

                                                                                                                                                                                                                       ENW
                                                P                                                                                                                                                                       W

                                                                                                                                                                                                                           ÜR
                                                                                                                                                                                                                              DIG
                                                                                                                                                                                                                                  E
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                                                                                                                                                                                    INDUOVATION KTUR
                                                                            GEMEDTE UND E

                                                                                                                                                                                      INN ASTRU
                      U

                                                                             STÄ HHALTIG

                                                                                                                                                                                                                            XT
                                                                                                                                                                                        INFR

                                     W                                                                                                                                                                                      E
                                                                                                                                                                                          STRIE UND
                                                                                     N

                                                                                                                                  WENIGER
                                                                                INDE

                                                                                                                                                                                                                          T
                                                                                                                                  UNGLEICHHEITEN
                                                                              NAC

                                                                                                                                                                                               ,

                                                 EL                                                                                                                                                                     N
                                                             TU                                                                                                     K O
                                                                                 ND                                                                             T S
                                                                                                          G ESU N                                        D H EI

                                                                                                                                                                                                                                                                    5
PROZESS UMWELT UND
GESUNDHEIT IN EUROPA
Das Europäische WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit            ∙∙ Minimierung der schädlichen Folgen von Chemikalien
wurde auf Beschluss der Ersten Ministerkonferenz Umwelt             für die menschliche Gesundheit;
und Gesundheit gemeinsam mit der Wirtschaftskommission
der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) und anderen            ∙∙ Prävention und Eliminierung von schädlichen umwelt-
Partnern gegründet, die 1989 den Prozess Umwelt und                 und gesundheitsbezogenen Folgen, Kosten und
Gesundheit in Europa (EHP) initiierten.6                            Ungleichheiten in Bezug auf Abfallentsorgung und
                                                                    Altlasten;
Durch den EHP bietet das WHO EHEC übergeordnete stra-
tegische Orientierung und legt Durchführungsprioritäten für      ∙∙ Stärkung der Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft
die Verringerung umweltbedingter Gesundheitsrisiken in der          gegenüber durch den Klimawandel bedingten Gesund-
Europäischen Region fest.                                           heitsrisiken und Unterstützung von Klimaschutzmaß-
                                                                    nahmen;

                                                                 ∙∙ Unterstützung der Bemühungen europäischer Städte
ERKLÄRUNG VON OSTRAVA                                               und Regionen, gesünder und inklusiver zu werden; und

Seit der Gründung des EHP sind Minister aus der Europäi-         ∙∙ Stärkung der ökologischen Nachhaltigkeit von Gesund-
schen Region der WHO regelmäßig zusammengekommen,                   heitssystemen.
um ihre diesbezüglichen Verpflichtungen zu überprüfen und
zu erneuern. Die jüngste Ministerkonferenz fand im Juni          Das WHO ECEH trägt gerne der Notwendigkeit Rech-
2017 in Ostrava (Tschechische Republik) statt. Sie resultierte   nung, Evidenz im Bereich der öffentlichen Gesundheit und
in der Erklärung von Ostrava über Umwelt und Gesundheit,         Argumente zu entwickeln, die die systematische Politikent-
die das Ergebnis einer seit langem bestehenden ressor-           wicklung und Interventionen unterstützen, die zur Lösung
tübergreifenden Zusammenarbeit unter der Führung der             der drängendsten und häufig komplexen umweltbedingten
Europäischen Sonderarbeitsgruppe Umwelt und Gesundheit           Probleme beitragen, mit denen das Gesundheitswesen
war (Abb. 4).7 In der Erklärung wurden die folgenden Berei-      konfrontiert ist.
che priorisiert:

∙∙ Verbesserung der Qualität der Innen- und Außenluft;

∙∙ Gewährleistung eines allgemeinen, chancengleichen und
   nachhaltigen Zugangs zu einer sicheren Trinkwasserver-
   sorgung;

6
Abb. 4: Die aufeinanderfolgenden Ministerkonferenzen, die in die Erklärung von Ostrava von 2017 mündeten

                      1989                        1999                        2010                          2017
                    Frankfurt                    London                      Parma                         Ostrava

                                    1994                        2004                        2015
                                   Helsinki                   Budapest                      Haifa

                                                                                     Halbzeitbilanztagung

                                                                                                                     7
Verwirklichung von fachlicher
Exzellenz in Europa

Das Europäische WHO-Zentrum für Umwelt und Gesund-             ∙∙ Überarbeitung und Entwicklung von Leitlinien für Lärm-
heit ist ein ausgelagertes Fachzentrum und integraler Teil        belastung für die Europäische Region (die ersten ihrer
des WHO-Regionalbüros für Europa sowie der Abteilung              Art weltweit);
Politikgestaltung und -steuerung für Gesundheit und
Wohlbefinden. Das WHO ECEH verfolgt voll Stolz eine Kultur     ∙∙ Durchführung von Pionierarbeit zur Thematik Klimawan-
fachlicher Exzellenz in seiner Arbeit. Seine Aufgabe besteht      del und Gesundheit.
darin, Evidenz zu gewinnen und normative Orientierungshil-
fe zu geben, die in puncto wissenschaftlicher und ethischer    Das WHO ECEH trägt weiterhin seinem Mandat hinsichtlich
Integrität höchsten Ansprüchen genügen. Es arbeitet auch       der Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO
mit einer Reihe von Partnern zusammen, die über das größ-      Rechnung; seine normative Arbeit in Bezug auf Politik und
te Fachwissen in ihrem jeweiligen Feld verfügen, und strebt    Orientierung hat jedoch globale Relevanz und Reichweite.
dabei eine Kooperationskultur an, um ein gemeinsames Ziel      Der wachsende Einfluss des Zentrums spiegelt sich in
von fachlicher Exzellenz in Europa und darüber hinaus zu       der von Jahr zu Jahr steigenden Zahl der Zitierungen in
verwirklichen.                                                 Online-Veröffentlichungen wider (Abb. 5); ihre Gesamtzahl
                                                               seit 2011 beläuft sich auf 3 087. Die globale Reichweite des
Das Zentrum ist eine wichtige Quelle von Wissen und ins-       Zentrums lässt sich an den Ländern ablesen, in denen es
titutioneller Kapazität für die WHO weltweit. Es stellt 35%    am häufigsten erwähnt wird (Abb. 6).
der Bediensteten, die im WHO-Hauptbüro und allen sechs
Regionalbüros zur Thematik von Umwelt und Gesundheit
arbeiten. Global spielt das WHO ECEH eine führende Rolle
bei verschiedenen Aktivitäten im Namen der WHO. Zu den
Bereichen, in denen das Zentrum tätig war, zählen die
folgenden:

∙∙ Überarbeitung globaler Luftgüteleitlinien der WHO;8

∙∙ Entwicklung von harmonisiertem globalem Biomonito-
   ring von Quecksilberbelastungen;9

∙∙ Entwicklung elektronischer Instrumente zur Quantifizie-
   rung der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftquali-
   tät;10

8
Abb. 5: Zitierungen des WHO ECEH in Online-Veröffentlichungen seit 2011

                    2016

                    2015

                    2014

                    2013

                    2012

                    2011

                0        100       200        300       400       500     600   700   800

                                                                                            9
Abb. 6: Die führenden acht Länder, in denen das WHO ECEH erwähnt wird

10
AUSTRALIEN

BRASILIEN

DÄNEMARK

DEUTSCHLAND

ITALIEN

TÜRKEI

USA

VEREINIGTES KÖNIGREICH

                    11
PROGRAMMBEREICHE
Das WHO ECEH erfüllt seinen Auftrag durch das Verständ-
nis des Einflusses von Umweltbelastungen auf Gesund-
heit und Wohlbefinden, die Bewertung und Beschränkung
umweltbedingter Risikofaktoren für die Gesundheit und die
Gewinnung von Evidenz als Grundlage für solide Politikent-
wicklung in zentralen Fachbereichen. Dies verteilt sich auf
drei Programmbereiche (Abb. 7). Im Zentrum dieser drei
Programmbereiche steht das Leitungsteam, dessen Aufgabe
darin besteht, die Arbeit des Zentrums zu erleichtern.

Profile der einzelnen Fachbereiche des Programms finden
sich auf den folgenden Seiten.

Abb. 7: Programmbereichsstruktur des WHO ECEH

                                                         Lebens- und
                                                     Arbeitsdedingeungen

                                                           Team der
                                                          Büroleitung

                                         Umwelt-
                                     verträglichkeits-
                                      prüfungen und                        Wasser und
                                    Gesundheitsfolgen-                       Klima
                                      abschätzungen

12
Lebens- und
Arbeitsbedingungen           Luftqualität
                             Chemikaliensicherheit
                             Umgebungslärm
                             Umweltverträgliche Gesundheitssysteme
                             Arbeitnehmergesundheit

Wasser und Klima
                             Klimawandel und Gesundheit
                             Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene

Umweltverträglichkeitsprü-
fungen und Gesundheitsfol-   Umwelt und Gesundheit aus wirtschaftlicher Sicht
genabschätzungen             Umweltverträglichkeitsprüfungen und
                             Gesundheitsfolgenabschätzungen
                             Städtische Umfelder und bebaute Umwelt
                             Abfallentsorgung und Gesundheit
                             Kontaminierte Industriestandorte
                             Umweltbedingte gesundheitliche Ungleichheiten und Gesundheit
                             und Benachteiligungen

                                                                                            13
Lebens- und
                               Arbeitsbedingungen

LUFTQUALITÄT                                                           Die wichtigsten Fakten11

     GESUNDHEIT UND   BEZAHLBARE UND    NACHHALTIGE   MASSNAHMEN ZUM   ∙∙ Luftverschmutzung ist das größte umweltbedingte
     WOHLERGEHEN      SAUBERE ENERGIE   STÄDTE UND    KLIMASCHUTZ
                                        GEMEINDEN                         Gesundheitsrisiko in Europa. Die Verschmutzung der
                                                                          Umgebungsluft (Außenluft) verursacht jedes Jahr
                                                                          nahezu 500 000 vorzeitige Todesfälle; die Verschmutzung
                                                                          der Innenraumluft (Innenluft) infolge der Nutzung fester
                                                                          Brennstoffe zum Kochen oder Heizen ist verantwortlich
In den letzten Jahren hat die Verschmutzung der Außen-                    für den vorzeitigen Tod von fast 120 000 Menschen.
und Innenluft auf der globalen Gesundheitsagenda an
Bedeutung gewonnen. Sie gilt heute als das größte                      ∙∙ In der Europäischen Region der WHO waren 2012 fast
umweltbedingte Gesundheitsrisiko und ist in jedem Jahr                    290 000 Todesfälle in Ländern mit hohem Einkommen
verantwortlich für den vorzeitigen Tod von 6,5 Mio. Men-                  und 190 000 Todesfälle in Ländern mit mittlerem und
schen weltweit und 620 000 in der Europäischen Region der                 niedrigem Einkommen auf verschmutzte Umgebungsluft
WHO. Die Verbesserung der Luftqualität kann deshalb in                    zurückzuführen.
nachhaltigem Gesundheitsnutzen resultieren: Die Luftver-
schmutzung zu verringern, bedeutet, die Zahl der vorzei-               ∙∙ Weltweit sind ischämische Herzkrankheit und Schlagan-
tigen Todesfälle und Erkrankungen infolge Schlaganfall,                   fall die gängigsten Ursachen vorzeitiger Todesfälle auf-
Herzkrankheit, Lungenkrebs und sowohl chronischen als                     grund von Verschmutzung der Umgebungsluft (Außen-
auch akuten Atemwegserkrankungen einschließlich Asthma                    luft), gefolgt von obstruktiven Lungenerkrankungen und
zu verringern. Maßnahmen zur Verringerung von Luft- und                   Lungenkrebs (auf der Grundlage von Daten von 2012).
Klimaschadstoffen können mehrere positive gesundheitliche
Nebeneffekte wie weniger verkehrsbedingte Verletzungen,                ∙∙ Das Internationale Krebsforschungszentrum hat die
die Förderung körperlicher Betätigung und die Verringerung                Luftverschmutzung allgemein und Feinstaub (PM) als
der Lärmbelastung mit sich bringen.                                       eine separate Komponente von Luftschadstoffkombinati-
                                                                          onen als karzinogen eingestuft.

                                                                       ∙∙ In den Städten der Europäischen Region, die die Luft-
                                                                          verschmutzung überwachen (mehr als 1790 Städte in
                                                                          42 Ländern), überschreiten die Jahresdurchschnitte für
                                                                          PM10 generell den Wert der WHO-Leitlinien.

14
Unsere Rolle

∙∙ Damit eine Luftqualitätspolitik Wirkung zeitigen kann,     ∙∙ Initiativen wie der von der Achten Ministerkonferenz
   erfordert ihre Umsetzung Kohärenz sowohl auf der              „Umwelt für Europa“ angenommene Aktionsplan von
   globalen Ebene, der Ebene der Europäischen Region der         Batumi zur Reinhaltung der Luft13 bieten einen Rahmen,
   WHO sowie der nationalen und lokalen Ebene als auch           in dem sich die Mitgliedstaaten freiwillig zu ehrgeizigen
   die meisten Wirtschaftssektoren übergreifend und die          Maßnahmen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung in
   Mitwirkung von Akteuren.                                      folgenden Bereichen verpflichten können: Überwachung,
                                                                 nationale Aktionsprogramme, Sensibilisierung der
∙∙ Zu den Aktivitäten des WHO ECEH, die auf die Ver-             Öffentlichkeit, Kapazitätsaufbau und Politikgestaltung.
   wirklichung dieses Ziels ausgerichtet sind, zählen die
   Entwicklung von Methoden zur Quantifizierung von           ∙∙ Das WHO ECEH bietet auch Orientierungshilfe und
   Gesundheitsrisiken, die Unterstützung der Anwendung           Fachunterstützung für die regelmäßige Aktualisierung
   internationaler Rechtsinstrumente wie des Überein-            der WHO-Luftgüteleitlinien,8 die als ein Bezugsinstru-
   kommens über weiträumige grenzüberschreitende                 ment genutzt werden, um Entscheidungsträgern auf der
   Luftverunreinigung (CLRTAP)12 und die Koordinierung           ganzen Welt zu helfen, Normen und Ziele für das Luftgü-
   wichtiger internationaler Projekte zu Luftverschmutzung       temanagement zugunsten des Gesundheitsschutzes der
   und Gesundheit. 51 Mitgliedstaaten der Wirtschafts-           Bevölkerung festzulegen.
   kommission der Vereinten Nationen für Europa sind
   Vertragsparteien der CLRTAP, und im Lauf der Jahre
   haben die Parteien acht schadstoffspezifische Protokolle
   angenommen. Die Sonderarbeitsgruppe zu den Gesund-
   heitsaspekten der Luftverschmutzung unter dem Vorsitz
   des WHO ECEH hat zu diesem Prozess beigetragen.

                                                                                                                       15
CHEMIKALIENSICHERHEIT
     Fallstudie: Entwicklung und Nutzung von Inst-
     rumenten zur Quantifizierung der gesundheit-                 GESUNDHEIT UND   SAUBERES WASSER   NACHHALTIGE/R
                                                                  WOHLERGEHEN      UND SANITÄR-      KONSUM UND
     lichen Auswirkungen von Luftverschmutzung10                                   EINRICHTUNGEN     PRODUKTION

     Im Mai 2016 führte das WHO ECEH AirQ+ ein, eine
     neue Software zur Messung der gesundheitlichen
     Auswirkungen von Luftverschmutzung auf der
     Grundlage einer Vorgängerversion (AirQ), die seit        Das Spektrum von Chemikalien mit einem Einfluss auf die
     14 Jahren verfügbar war. AirQ+ ermöglicht Berech-        menschliche Gesundheit ist groß und wird immer größer.
     nungen der Langzeitauswirkungen im Zusammen-             Die Produktion und der Verbrauch von Chemikalien in der
     hang mit klassischen Luftschadstoffen wie Feinstaub,     Europäischen Region der WHO sind die höchsten auf der
     Ozon, Stickstoffdioxid und auch Russpartikeln. AirQ+     Welt: Elf der führenden 30 Chemikalien produzierenden
     wurde mit den folgenden Zielen entwickelt: (1) ein in    Länder sind europäisch und erzielen Chemieumsätze in
     Bezug auf Methodologien und Algorithmen transpa-         Höhe von 533 Mia. Euro.14
     rentes Werkzeug zu bieten; (2) eine benutzerfreund-
     liche Schnittstelle zu bieten; (3) dem Nutzer bei der    Weltweit gingen 2012 1,3 Mio. Menschenleben und 43 Mio.
     Gesundheitsfolgenabschätzung (HIA) der wichtigsten       behinderungsbereinigte Lebensjahre (DALY) infolge der
     und am besten anerkannten Auswirkungen von               Exposition gegenüber ausgewählten Chemikalien verloren,
     Luftverschmutzung Orientierungshilfe zu geben; (4)       deren gesundheitliche Auswirkungen gut abgeschätzt sind.
     Standardwerte für Parameter einschließlich Konzen-       Die auf Chemikalien zurückzuführende Krankheitslast wur-
     trations-Wirkungsfunktionen vorzugeben – Gren-           de nur für einige Arten der Exposition gegenüber Chemika-
     zwerte, die vom Nutzer auf Wunsch geändert werden        lien geschätzt; fehlende wissenschaftliche Erkenntnisse und
     können; und (5) eine kontextsensitive Hilfefunktion zu   Daten bedeuten, dass die Last wahrscheinlich unterschätzt
     bieten. Im ersten Jahr wurde die Software von mehr       wird.
     als 1000 Personen und Institutionen heruntergeladen
     und in mehreren Ländern und Städten eingesetzt.
     Das WHO ECEH hat AirQ+ in Skopje und in Serbien
     erprobt; die Ergebnisse sollen Anfang 2018 veröffent-
     licht werden. Die Anwendung von AirQ+ ermöglicht
     die Bestimmung wichtiger Probleme und Strategien
     für die Verbesserung der Luftgüte und des Gesund-
     heitsrisikomanagements auf der nationalen und der
     städtischen Ebene.

16
In Europa belaufen sich die Kosten der Quecksilberbelas-      ∙∙ Die tiefgreifenden und lange währenden Folgen der
tung auf 5,1 Mia. Euro pro Jahr, während eine allgemeine-        Exposition gegenüber toxischen Umweltschadstoffen
re Schätzung der Kosten der durch chemische Gefahren             in jungen Jahren, die zu Krankheiten später im Leben
verursachten Erkrankungen und physiologischen Störungen          führen können und – im Fall der Exposition gegenüber
im Kindesalter eine Größenordnung von 71 Mia. Euro pro           bestimmten Chemikalien in entscheidenden Lebenspha-
Jahr erreicht. In einer neueren Analyse wurden die Kosten        sen – Folgen haben können, die über mehrere Generati-
der auf endokrine Disruptoren (ED) zurückzuführenden             onen zutage treten, werden zunehmend anerkannt.
Krankheitslast auf 163 Mia. Euro geschätzt. Trotz beträcht-
licher Fortschritte bei der Chemikalienregulierung müssen     ∙∙ In immer mehr Humanstudien wurden die Auswirkungen
dringend Maßnahmen zum Schutz von Kindern in frühen              von Chemikalien auf die Gehirnentwicklung, die Atem-
Entwicklungsphasen ergriffen werden, um die Gesundheits-         wegsgesundheit in späteren Lebensphasen, Hormons-
chancen über den Lebensverlauf zu verbessern.                    törungen, Adipositas, Diabetes und andere metabolische
                                                                 Störungen bestätigt.

Die wichtigsten Fakten
                                                              Unsere Rolle
∙∙ Kinder sind anfälliger für die Folgen der Exposition
   gegenüber Chemikalien und können ihre Rechte darauf,       ∙∙ Das WHO ECEH leistet Fachunterstützung, um den
   in einem sicheren Umfeld zu leben, nicht schützen. 54%        Mitgliedstaaten beim Aufbau nationaler Kapazität für
   der auf Umweltbelastungen zurückzuführenden globa-            die Prävention von Gesundheitsrisiken aufgrund unzu-
   len Krankheitslast, in behinderungsfreien Lebensjahren        reichenden Chemikalienmanagements zu helfen und
   ausgedrückt, entfällt auf Kinder unter 15 Jahren.             sicherzustellen, dass Gesundheitssysteme für chemi-
                                                                 kalienbedingte Notsituationen vorsorgen und darauf
∙∙ Kinder sind jeden Tag und während ihres gesamten              reagieren können.
   Lebens Chemikalien ausgesetzt. Chemikalien können
   Nahrungsketten und Konsumgüter belasten, was das           ∙∙ Ein Fahrplan der WHO zur Verstärkung des Engage-
   Expositionsrisiko und die gesundheitlichen Auswirkun-         ments des Gesundheitswesens im Strategischen Kon-
   gen vergrößert. Im Fall von Mehrfachbelastungen kön-          zept für ein internationales Chemikalienmanagement
   nen bei Chemikalien komplexe Interaktionen auftreten,         (SAICM) im Hinblick auf die Ziele für 2020 und danach
   wie für ED nachgewiesen wurde.                                wurde von allen WHO-Mitgliedstaaten unterstützt.

∙∙ Weltweit verursachen unbeabsichtigte Vergiftungen          ∙∙ In der Erklärung von Minsk über den Lebensverlaufan-
   schätzungsweise 193 000 Todesfälle jährlich, wovon            satz im Kontext von Gesundheit 2020 werden die Mit-
   überwiegend Kinder betroffen sind.                            gliedstaaten der Europäischen Region der WHO ermun-

                                                                                                                         17
tert, dem Schutz von Kleinkindern vor gefährlichen
     Chemikalien besondere Aufmerksamkeit zu widmen.           Fallstudie: Bestandsaufnahme gefährlicher
                                                               Chemikalien in Georgien
∙∙ Die Umsetzung des globalen Rechtsinstruments für
   Quecksilber, des Übereinkommens von Minamata, zielt         2015 schloss sich das WHO ECEH mit dem Nationa-
   auf die Verminderung der wirtschaftlichen Verluste          len Zentrum für Krankheitsbekämpfung und öffent-
   aufgrund von durch Quecksilber verursachten neurologi-      liche Gesundheit von Georgien und dem Ministerium
   schen Defiziten. Die aus früher durchgeführten inter-       für Umwelt und Schutz der natürlichen Ressourcen
   nationalen Projekten gewonnenen Erfahrungen werden          von Georgien zur Umsetzung eines zwei Jahre
   zur Entwicklung einer einheitlichen HBM-Methodologie        währenden Projekts zusammen, das vom Beratungs-
   zur Bewertung der Zeitverläufe von Expositionen und zur     programm des deutschen Bundesministeriums für
   Beurteilung der Wirksamkeit des Übereinkommens von          Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
   Minamata genutzt werden.                                    finanziert wurde. Es sollte dazu dienen, einen rechtli-
                                                               chen und operativen Rahmen für die Sammlung und
∙∙ In international rechtlich bindenden und freiwilligen       die Weitergabe von Informationen über gefährliche
   Vereinbarungen wie dem Stockholmer Übereinkommen,           Chemikalien in Georgien sowie ein Musterregister/
   dem Rotterdamer Übereinkommen, dem Minama-                  Bestandsverzeichnis für gefährliche Chemikalien zu
   ta-Übereinkommen über Quecksilber, dem SAICM und            entwickeln. Das Projekt zielte darauf ab, die Zusam-
   Gesundheit 2020 wird die wichtige Rolle aller beteiligten   menarbeit zwischen den Behörden zu stärken und
   Akteure auf der lokalen, nationalen, regionalen und         das Bewusstsein für die Sammlung und die Weiter-
   globalen Ebene hervorgehoben. Das WHO ECEH bemüht           gabe von Informationen und deren Bedeutung für
   sich konkret, diese internationalen Vereinbarungen zu       die Umsetzung eines soliden Chemikalienmanage-
   vermitteln sowie ihre Annahme und Umsetzung auf der         ments zu schärfen. Es erbrachte auch vielfältigen
   Landesebene zu unterstützen.                                Langzeitnutzen für die Umsetzung des Weltweiten
                                                               harmonisierten Systems zur Einstufung und Kenn-
                                                               zeichnung von Chemikalien (GHS) und die Entwick-
                                                               lung eines Registrierungssystems, vergleichbar mit
                                                               der Chemikalienpolitik der EU (REACH). Die aus der
                                                               Projektdurchführung gewonnenen Erkenntnisse und
                                                               die Errungenschaften beim Aufbau eines nationalen
                                                               Registers in Georgien wurden an andere Mitglied-
                                                               staaten weitergegeben, von denen mehrere Interesse
                                                               bekundet haben, Anstrengungen zu bündeln und auf
                                                               den Erfahrungen Georgiens aufzubauen.

18
19
UMGEBUNGSLÄRM                                                          Die wichtigsten Fakten

     GESUNDHEIT UND   BEZAHLBARE UND    INDUSTRIE,       NACHHALTIGE   ∙∙ Die Umgebungslärmbelastung gehört zu den führenden
     WOHLERGEHEN      SAUBERE ENERGIE   INNOVATION UND   STÄDTE UND
                                        INFRASTRUKTUR    GEMEINDEN        umweltbedingten Gesundheitsgefahren in Europa.

                                                                       ∙∙ Zu den auditiven Gesundheitsergebnissen im Zusam-
                                                                          menhang mit übermäßiger Lärmbelastung zählen
                                                                          Schwerhörigkeit und Tinnitus, während sich nicht audi-
In der Europäischen Region der WHO zählt die Belastung                    tive Folgen in der Form von Verstimmungen, Schlafstö-
durch Umgebungslärm zu den führenden umweltbedingten                      rungen, Herz-Kreislauf-Ereignissen, kognitiven Störun-
Gefahren für die körperliche und geistige Gesundheit sowie                gen, metabolischen Effekten, Beeinträchtigungen der
das physische und psychische Wohlbefinden. Übermäßiger                    psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens sowie
Lärm schädigt die menschliche Gesundheit ernsthaft und                    Fehlgeburten niederschlagen können.
beeinträchtigt die täglichen Aktivitäten der Menschen in
Schule, bei der Arbeit, zu Hause und in der Freizeit. Wis-             ∙∙ Für Westeuropa belaufen sich die durch Krankheit,
senschaftliche Studien zeigen nun einen noch stärkeren                    Behinderung oder vorzeitigen Tod verlorenen Lebens-
Zusammenhang zwischen Lärmbelastung – insbesondere                        jahre auf schätzungsweise: 903 000 aufgrund von
durch Straßen-, Schienen- und Flugzeuglärm – und negati-                  Schlafstörungen; 654 000 aufgrund von lärmbedingten
ven auditiven und nicht auditiven Gesundheitsergebnissen.                 Verstimmungen; 45 000 aufgrund von kognitiven Ent-
Infolgedessen gehen in Westeuropa jedes Jahr schätzungs-                  wicklungsstörungen bei Kindern von 7 - 19 Jahren; und
weise etwa 1,6 Mio. gesunde Lebensjahre durch Krankheit,                  22 000 aufgrund von lärmbedingtem Tinnitus.
Behinderung oder vorzeitigen Tod aufgrund der Belastung
durch Umgebungslärm verloren.

20
Unsere Rolle

∙∙ Das WHO ECEH überprüft die wissenschaftlichen                Das WHO ECEH koordinierte die Entwicklung der
   Erkenntnisse zu den wichtigsten gesundheitlichen              Leitlinien der Europäischen Region der WHO für
   Auswirkungen von Lärm, bestimmt in Zusammenarbeit             Umgebungslärm. Die Leitlinien umfassen eine Über-
   mit internationalen Experten die Bedürfnisse anfälliger       prüfung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den
   Gruppen und unterstützt Mitgliedstaaten der Euro-             gesundheitlichen Auswirkungen von Umgebungslärm
   päischen Region der WHO bei der Prävention und der            unter Berücksichtigung wichtiger Forschungsarbei-
   Bekämpfung übermäßiger Lärmbelastung.                         ten, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Zu
                                                                 den Gesundheitsergebnissen, für die die Erkenntnisse
∙∙ Das Zentrum nutzt diese Erkenntnisse, um fachliche            systematisch überprüft wurden, zählen: Schlafstörun-
   und grundsatzpolitische Orientierung zum Gesundheits-         gen, Verstimmungen, kognitive Störungen, psychische
   schutz auf allen Ebenen anzubieten und ermuntert die          Gesundheit und Wohlbefinden, Herz-Kreislauf-Erkran-
   Mitgliedstaaten, Daten zu messen und zu melden, um            kungen, Schwerhörigkeit und Tinnitus sowie Fehlge-
   zur Erstellung von Lärmkarten beizutragen.                    burten. Darüber hinaus wurde die Wirksamkeit von
                                                                 Interventionen zur Verringerung der Belastung und zur
                                                                 Verbesserung der öffentlichen Gesundheit systematisch
                                                                 überprüft.

                                                                                                                    21
UMWELTVERTRÄGLICHE                                                      Die wichtigsten Fakten
GESUNDHEITSSYSTEME
                                                                        ∙∙ Die Gesundheitsdienste in manchen entwickelten Län-
     GESUNDHEIT UND   SAUBERES WASSER   BEZAHLBARE UND    NACHHALTIGE      dern sind für 5% bis 15% der CO2-Emissionen verant-
     WOHLERGEHEN      UND SANITÄR-      SAUBERE ENERGIE   STÄDTE UND
                      EINRICHTUNGEN                       GEMEINDEN        wortlich.

                                                                        ∙∙ Gesundheitssysteme stellen einen großen Wirtschafts-
                                                                           sektor dar, auf den in der EU-27 8% aller Arbeitsplätze
      NACHHALTIGE/R   MASSNAHMEN ZUM
      KONSUM UND      KLIMASCHUTZ                                          entfallen und der in der Europäischen Region der WHO
      PRODUKTION
                                                                           zwischen 8% und 10% des BIP erwirtschaftet.15

                                                                        ∙∙ Die verfügbare Evidenz lässt auf ein breites Spekt-
                                                                           rum potenzieller Vorteile der Förderung ökologischer
                                                                           Nachhaltigkeit in Gesundheitssystemen schließen, die
Gesundheitssysteme sind eine grundlegende Vorausset-                       Vorteile in Bezug auf Finanzen, Gesundheit, Zugang zur
zung für die Verwirklichung und Erhaltung von Gesundheit                   Versorgung und Versorgungsqualität sowie für Personal,
und Wohlbefinden in der Gesellschaft und sind wesentliche                  Umwelt und Klimaresilienz umfassen.
Einflussfaktoren für Entwicklung und Wirtschaftswachstum.
Weltweit und in den meisten Mitgliedstaaten der Europäi-                ∙∙ Aus den vorliegenden Erkenntnissen lassen sich drei
schen Region der WHO machen sie einen wesentlichen Teil                    wichtige Kategorien von Umweltbelastungen durch
der Volkswirtschaft aus und sind ein wichtiger Arbeitgeber,                Gesundheitssysteme (neben anderen) ableiten: (1)
vor allem in der Gesundheitsversorgung. Das Gesundheits-                   Abfälle der Gesundheitsversorgung, (2) Abwasser und (3)
wesen als Ganzes verbraucht erhebliche Mengen an Energie                   Treibhausgasemissionen.
und Ressourcen und ist für beträchtliche Emissions- und
Abfallströme verantwortlich, entweder direkt oder durch                 ∙∙ Zu den befähigenden Faktoren für ökologische Nachhal-
die Waren und Dienstleistungen, die es einkauft, nutzt oder                tigkeit in Gesundheitssystemen zählen Kapazitätsaufbau,
entsorgt.                                                                  robuste Regulierungsrahmen, Anreizsysteme, Führungs-
                                                                           kompetenz des obersten Managements und Einbezie-
                                                                           hung von Personal, Patienten und Interessengruppen.

22
Unsere Rolle
                                                              Fallstudie: Übergang zu umweltverträglichen
Das WHO-Regionalbüro für Europa verfügt über ein klares       Gesundheitssystemen im Vereinigten König-
Mandat in diesem Bereich. Gesundheit 2020, die Charta von     reich
Tallinn: „Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohl-
stand“ und der Begleittext zur Erklärung von Parma über       Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) ist das
Umwelt und Gesundheit („Entschlossenheit zum Handeln“)        staatlich finanzierte Gesundheitsversorgungssystem
bieten eine solide Basis, die der fachlichen Tätigkeit, der   des Vereinigten Königreichs. Er beschäftigt mehr als
Überzeugungsarbeit und der Unterstützung für die Mit-         1,7 Mio. Menschen und versorgt eine Bevölkerung
gliedstaaten hinsichtlich Politikgestaltung, -annahme und     von 65,1 Mio. Innerhalb seiner dezentralisierten
-umsetzung zugrunde gelegt werden kann.                       Struktur hatten sich mehrere Anbieter und Stiftun-
                                                              gen an einer Reihe kleiner, unabhängiger und lokal
Das WHO ECEH bietet Führungskompetenz und sammelt             koordinierter Nachhaltigkeitsinitiativen beteiligt. Die
Erkenntnisse, die die Aktivitäten in Bezug auf umweltver-     NHS-Abteilung für nachhaltige Entwicklung wurde
trägliche Gesundheitssysteme auf der Landesebene verbes-      2008 eingerichtet, um mit dem NHS zu arbeiten und
sern können. Als eine Kernfunktion seiner Arbeit bietet das   ihn dabei zu unterstützen, umweltverträglicher und
Zentrum sowohl formelle als auch informelle Mechanismen       sozial nachhaltiger zu werden und auf diese Weise zu
für die Weitergabe bewährter Beispiele für gute Praxis und    seiner finanziellen Gesamtnachhaltigkeit beizutra-
zielt auf die Anregung von Diskussionen und Forschung,        gen. In der Zeit danach wurden Strategien entwickelt,
die zu nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Gesund-        Steuerungsstrukturen und -mechanismen zugunsten
heitssystemen beitragen können. Konkret entwickelte und       von Nachhaltigkeit etabliert, Mechanismen für die
veröffentlichte das WHO ECEH eine strategische Vision, die    Einbeziehung von Akteuren eingeführt und Unter-
darauf abzielt, Impulse für Diskussionen und Führerschaft     stützungsmechanismen entwickelt. Diese Initiative
im Zusammenhang mit nachhaltigen Gesundheitssystemen          wurde in Zusammenarbeit mit dem WHO ECEH
zu geben.                                                     evaluiert, um die Übertragbarkeit zu überprüfen und
                                                              die Akzeptanz sowohl innerhalb des NHS als auch
                                                              allgemeiner die Übernahme durch andere Gesund-
                                                              heitsdienste zu fördern.

                                                                                                                        23
24
ARBEITNEHMERGESUNDHEIT
    GESUNDHEIT UND   NACHHALTIGE/R                               Weltgesundheitsversammlung über Krebsprävention und
    WOHLERGEHEN      KONSUM UND
                     PRODUKTION                                  -bekämpfung wurden die Mitgliedstaaten aufgefordert,
                                                                 Krebsarten, bei denen vermeidbare Exposition ein Faktor
                                                                 ist – insbesondere die Exposition gegenüber Chemikalien
                                                                 am Arbeitsplatz und in der Umwelt – besondere Auf-
                                                                 merksamkeit zu widmen.
Jedes Jahr sterben weltweit mehr als 2,3 Mio. Menschen
infolge Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten, und mehr
als 4% des jährlichen BIP gehen als ein Resultat von          Unsere Rolle
Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen verloren.16 Schlechte
Arbeitsbedingungen führen jährlich zu insgesamt 300 000       Das WHO ECEH leistet für Länder in der Europäischen
arbeitsbedingten Todesfällen und wirtschaftlichen Verlus-     Region fachliche und grundsatzpolitische Unterstützung
ten in Höhe von 5% des BIP der Europäischen Region der        zugunsten einer wirksamen und effizienten Umsetzung des
WHO. In vielen Ländern der Region haben weniger als 10%       Globalen Aktionsplans der WHO zum Gesundheitsschutz der
der Erwerbsbevölkerung Zugang zu arbeitsmedizinischen         Arbeitnehmer 2008–201719 in Zusammenarbeit mit Regie-
Diensten.17                                                   rungen, Gewerkschaften, Arbeitgebern, Berufsverbänden
                                                              und anderen Akteuren. Der Globale Aktionsplan zielt auf
                                                              die Stärkung der Kapazität nationaler Gesundheitssysteme
Die wichtigsten Fakten                                        für die Bewertung und Beseitigung von Risikofaktoren im
                                                              Arbeitsumfeld. Zu seinen allgemeinen Zielsetzungen zählen
∙∙ Etwa 70 % der Arbeitnehmer haben keine Versicherung,       die folgenden:
   die bei Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen Entschä-
   digungszahlungen leisten würde.                            ∙∙ Entwicklung nationaler Politikinstrumente zur Arbeit-
                                                                 nehmergesundheit;
∙∙ Die wichtigsten berufsbedingten Gefahren in der Euro-
   päischen Region der WHO sind Arbeitsunfälle (32% der       ∙∙ Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am
   berufsbedingten Krankheitslast), Lärm (21%), Karzinoge-       Arbeitsplatz;
   ne (16%), Schwebstaub (27%) und ergonomische Risiken
   (4%).18                                                    ∙∙ Verbesserung der Leistung arbeitsmedizinischer Dienste
                                                                 und des Zugangs zu ihnen;
∙∙ Weltweit werden jedes Jahr 304 000 Todesfälle der
   berufsbedingten Exposition gegenüber Karzinogenen          ∙∙ Bereitstellung und Verbreitung von Erkenntnissen
   zugeschrieben. Asbest ist einer der wichtigsten kreb-         zugunsten von Präventivmaßnahmen; und
   serregenden Stoffe am Arbeitsplatz, der mindestens die
   Hälfte der Todesfälle infolge berufsbedingter Krebser-     ∙∙ Integration der Arbeitnehmergesundheit in andere Poli-
   krankungen verursacht. In Resolution 58.22 (2005) der         tikkonzepte.

                                                                                                                     25
Fallstudie: Gesundheitsschutz für Arbeitneh-          Im Rahmen des Projekts zeigte eine in dem Land
     mer in der Ehemaligen Jugoslawischen Repu-            durchgeführte WHO-Studie, dass die Kosten der
     blik Mazedonien                                       wirtschaftlichen Schäden, die durch den Anstieg
                                                           nicht abgewendeter Krankheits- und Todesfälle ver-
     Die Ehemalige jugoslawische Republik Mazedo-          ursacht werden, mit den Klimaschutzkosten vergli-
     nien nahm an einem über zwei Jahre (2009–2011)        chen werden können und eine teilweise Verringerung
     laufenden WHO-Projekt „Schutz der Gesundheit der      der gesundheitlichen Auswirkungen ein erwarteter
     Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels“ teil,    Nutzen der durchgeführten Anpassungsmaßnahmen
     einer Sieben-Länder-Initiative (Albanien, Ehemalige   ist. Das Projekt resultierte in „Empfehlungen für
     jugoslawische Republik Mazedonien, Kasachstan,        den Gesundheitsschutz von Arbeitnehmern während
     Kirgisistan, Russische Föderation, Tadschikistan      Hitzewellen“20 und überprüfte die wirtschaftlichen
     und Usbekistan), die von der Internationalen Klima-   Folgen der Anpassung. Die jährlichen Kosten für die
     schutzinitiative des damaligen deutschen Bundesmi-    Anpassung des Gesundheitssystems für Hitzeperi-
     nisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-     oden wurden auf 12 Mio. lokale Währungseinheiten
     cherheit finanziert wurde. Übergeordnete Ziele des    geschätzt, gegenüber Kosten der gesundheitlichen
     Projekts waren die Stärkung der Kapazität für das     Schäden in Höhe von 170 Mio. lokalen Währungsein-
     Verständnis der Gesundheitsrisiken des Klimawan-      heiten (Climate change and health: a tool to estimate
     dels und für Reaktionen darauf sowie die Entwick-     health and adaptation costs. Kopenhagen, WHO-Re-
     lung des Gesundheitsaktionsplans für Hitzeperioden.   gionalbüro für Europa, 2013).21

26
27
Wasser und Klima

KLIMAWANDEL UND GESUNDHEIT                                             Die wichtigsten Fakten

     GESUNDHEIT UND   SAUBERES WASSER   NACHHALTIGE   MASSNAHMEN ZUM   ∙∙ Hitzewellen waren die folgenschwersten Extremwettere-
     WOHLERGEHEN      UND SANITÄR-      STÄDTE UND    KLIMASCHUTZ
                      EINRICHTUNGEN     GEMEINDEN                         reignisse in der Europäischen Region der WHO zwischen
                                                                          1991 und 2015: Sie verursachten mehrere zehntausend
                                                                          vorzeitige Todesfälle. Die Länge, Häufigkeit und Intensi-
                                                                          tät von Hitzewellen dürften zukünftig zunehmen.

Der Klimawandel betrifft die Gesundheit der Menschen in                ∙∙ Überschwemmungen waren zwischen 1991 und 2011 für
der Europäischen Region der WHO in der Form höherer                       den Tod von mehr als 2000 Menschen verantwortlich und
Temperaturen und sich verändernder Wetterbedingungen.                     betrafen ungefähr 9 Mio. Menschen. Starkregen wird in
Er wird sich zu einer der größten Bedrohungen entwickeln,                 vielen Teilen der Europäischen Region der WHO wahr-
mit denen Bevölkerungen in den kommenden Jahrzehnten                      scheinlich häufiger werden.
konfrontiert sein werden, und ihm muss dringend entge-
gengewirkt werden. Nach Einschätzung der WHO wird der                  ∙∙ Der Klimawandel wird voraussichtlich zur Ausbreitung
Klimawandel zwischen 2030 und 2050 weltweit jährlich über                 und Zunahme von Krankheitsvektoren führen, darunter:
250 000 zusätzliche Todesfälle verursachen.22,23                          Zecken wie der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), die
                                                                          virale und bakterielle Krankheitserreger übertragen; die
Das Klima hat gravierende negative Auswirkungen auf die                   asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die mehrere
Gesundheit, sodass Anpassungs- und Klimaschutzmaß-                        Krankheiten wie Dengue, Chikungunya und Zika übertra-
nahmen erforderlich sind, um sowohl die gegenwärtige                      gen kann; und Phlebotomus-Arten von Sandmücken, die
Krankheitslast als auch die zusätzliche durch den Klima-                  die Leishmaniose übertragen.
wandel verursachte Last zu bewältigen. Damit klimaresi-
liente Gemeinschaften entstehen, müssen das öffentliche                ∙∙ Der Klimawandel kann Bedrohungen der Lebensmittel-
Gesundheitswesen und die Gesundheitsdienste für die breite                sicherheit durch die Nahrungskette vergrößern.
Öffentlichkeit allgemein gestärkt werden.
                                                                       ∙∙ Bis Mitte des 21. Jahrhunderts könnten in Zentralasien
                                                                          und in südlichen Teilen der Europäischen Region der
                                                                          WHO Ernteerträge um 25–30% zurückgehen.24

28
Unsere Rolle
                                                           war der Schutz der Gesundheit vor den Folgen des
∙∙ Das WHO ECEH unterstützt Mitgliedstaaten bei der        Klimawandels durch die Fokussierung auf Anpas-
   Bewertung von Anfälligkeiten und von Auswirkungen       sungsmethoden, die Stärkung von Gesundheitssys-
   des Klimawandels, bei der Verbesserung der Krank-       temen und den Aufbau institutioneller Kapazität für
   heitsüberwachung in Bezug auf durch den Klimawandel     Schwachstellen-, Wirkungs- und Anpassungskapa-
   begünstigte Vektorkrankheiten sowie bei der Verbesse-   zitätsanalysen in jedem Land. Dies sollte wiederum
   rung von Vorsorge und Planung für Extremereignisse      die Grundlage für die Entwicklung einer nationalen
   und der Reaktion darauf.                                Strategie oder eines Aktionsplans zur Anpassung des
                                                           Gesundheitssystems, die Durchführung von Aktivitä-
                                                           ten zur Bewusstseinsbildung und die Unterstützung
                                                           der Weitergabe von Wissen und Erfahrungen bilden.
   Fallstudie: Entwicklung neuer Methoden zu               Die Initiative machte deutlich, wie Maßnahmen zur
   Anpassung an den Klimawandel                            Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz-
                                                           maßnahmen auf den Gesundheitssektor angewendet
   2008 startete das WHO ECEH ein über zwei Jahre          werden können, und ebnete damit den Weg für die
   (2009–2011) laufendes WHO-Projekt „Schutz der           weitere Entwicklung und Investitionen in diesem
   Gesundheit der Bevölkerung vor den Folgen des           Bereich. Ein solcher Nachweis der konzeptionellen
   Klimawandels“, eine Sieben-Länder-Initiative, an        Übertragbarkeit lässt darauf schließen, dass die
   der Albanien, die Ehemalige jugoslawische Republik      gewonnenen Erfahrungen genutzt werden können,
   Mazedonien, Kasachstan, Kirgisistan, die Russische      um Impulse für den Anpassungsprozess des Gesund-
   Föderation, Tadschikistan und Usbekistan teilnah-       heitssektors in anderen Ländern zu geben. Der durch
   men und die von der Internationalen Klimaschutzin-      diese Europäische Pilotinitiative erbrachte Wirkungs-
   itiative des damaligen deutschen Bundesministeri-       nachweis führte zu einer Übernahme der in ihrem
   ums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit       Rahmen entwickelten Methoden durch Institutionen
   finanziert wurde. Übergeordnetes Ziel des Projekts      und Regierungen weltweit.

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