Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt

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Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016

Lebendige Regionen –
aktive Regionalentwicklung
als Zukunftsaufgabe
Ein MORO-Forschungsfeld
Informationen über das Modellvorhaben und die Modellregionen
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
Vorwort                                                                                                                    Inhalt
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,                   aufgabe“ an. Aus bestehenden sektoralen, teilräumlichen       Vorwort ............................................................................................................................................................................ 2
                                                             regionalen Konzepten, Strategien und Plänen soll eine in-
Modellvorhaben der Raumordnung haben als Instrument          tegrierte Entwicklungsstrategie erarbeitet werden, aus der    1       Moro – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe ........................................................................... 5
der Bundesraumordnung eine lange Tradition. In der           konkrete Maßnahmen zur Umsetzung abgeleitet werden            1.1     Ziele des Modelvorhabens.............................................................................................................................................................................................. 5
Vergangenheit waren sie stark thematisch fokussiert, um      und die die langfristige fiskalische Entwicklung der Region   1.2     Die Schwerpunkte............................................................................................................................................................................................................... 5
auf spezielle Herausforderungen der Raumentwicklung wie      in den Blick nimmt. Dafür ist eine intensive ressortüber-
zum Beispiel der Sicherung der Daseinsvorsorge einzu-        greifende Zusammenarbeit in den Regionen erforderlich,
gehen. Strategische Überlegungen und Konzepte standen        die auch und vor allem die Kämmerer einbindet. Diese wird
                                                                                                                           2       Forschungsassistenz ............................................................................................................................................ 6
oft im Mittelpunkt, während Fragen der Umsetzung oder        intensiv von einer bundesweiten Forschungsassistenz und
der finanziellen Machbarkeit in den Modellregionen           finanzwissenschaftlichen Begleitforschung begleitet und       3       Die finanzwissenschaftliche Begleitforschung............................................................................................... 8
unterschiedlich intensiv thematisiert wurden. Im neuen       unterstützt.
Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) Forschungs-                                                                          4       Analyse der finanzpolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland ab 2020 ...................................... 10
feld „Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung        Darüber hinaus weist das MORO weitere Neuerungen auf.
als Zukunftsaufgabe“ wird die inhaltliche Perspektive um     Der Modellvorhabenaufruf war offen für alle Regionsty-
                                                                                                                           5       Die Modellvorhaben........................................................................................................................................... 12
eine finanzwirtschaftliche Perspektive erweitert und der     pen, da die erwähnten Herausforderungen nicht allein auf
                                                                                                                           5.1     Landkreis Barnim .............................................................................................................................................................................................................14
Blick somit stärker auf die Frage gelenkt, welche Gestal-    ländliche oder schrumpfende Regionen beschränkt sind.
                                                                                                                           5.2     Landkreis Coburg .............................................................................................................................................................................................................16
tungsmöglichkeiten unsere Städte und Gemeinden für eine      Vielmehr sehen sich viele Regionen einem unmittelbaren
                                                                                                                           5.3     indeland ................................................................................................................................................................................................................................18
aktive Regionalentwicklung besitzen.                         Nebeneinander von demografischem und wirtschaftlichem
                                                                                                                           5.4     KielRegion & Stadt Neumünster ...............................................................................................................................................................................20
                                                             Wachsen und Schrumpfen gegenüber. Unter Berück-
                                                                                                                           5.5     Region Bremen ..................................................................................................................................................................................................................22
Notwendig ist dies aus mehreren Gründen: Das Gewerbe-        sichtigung regionaler Verflechtungen steht eine aktive
                                                                                                                           5.6     Ostwestfälisch-Lippische Regiopolregion mit der Regiopole Bielefeld .................................................................................................24
steueraufkommen ist zwar seit 2002 von gut 23 Mrd. auf       Regionalentwicklung in allen Räumen der Bundesrepublik
                                                                                                                           5.7     Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ...................................................................................................................................................................................26
inzwischen rund 44 Mrd. € gestiegen, es unterliegt jedoch    vor großen Herausforderungen. Damit der Erfahrungsaus-
                                                                                                                           5.8     Wirtschaftsraum Spreewald........................................................................................................................................................................................28
starken zeitlichen Schwankungen und ist regional, da es      tausch der Modellvorhaben untereinander, ein traditionell
vor allem von größeren Gewerbebetrieben getragen wird,       wichtiges Instrument eines MORO-Forschungsfeldes,
extrem ungleich verteilt. Gleichzeitig sind die kommunalen   noch intensiver wird, starten die Modellregionen zeitlich     Kontakt........................................................................................................................................................................... 30
Kassenkredite und die Abhängigkeit der Städte und Ge-        versetzt, so dass neue Modellvorhaben von Erfahreneren
meinden von den Zuweisungen der Länder durch gestiege-       lernen können.
ne Sozialausgaben in den letzten Jahren gestiegen.
                                                             Die ersten acht Modellvorhaben haben im Sommer 2016
Darüber hinaus werden die ab dem Jahr 2020 greifende         ihre Arbeit aufgenommen. Sie wurden in einem mehrstu-
Schuldenbremse und die anstehende Neuordnung der             figen Verfahren durch das Bundesministerium für Verkehr
Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Kommu-          und digitale Infrastruktur, das Bundesinstitut für Bau-,
nen Auswirkungen auf die kommunalen Handlungsspiel-          Stadt- und Raumforschung und die Forschungsassistenz
räume haben und eine systematische Auseinandersetzung        ausgewählt.
mit ihren Konsequenzen für die Regionalentwicklung
notwendig machen. Die praktische Erfahrung zeigt denn        Anliegen dieser ersten MORO-Informationen zum For-
auch, dass es Regionen gibt, die bereits heute kaum noch     schungsfeld „Lebendige Regionen – aktive Regionalent-
aktive Regionalentwicklung betreiben können. In vielen       wicklung als Zukunftsaufgabe“ ist es, Ihnen die Ziele und
Fällen ist auch die Zusammenarbeit zwischen der fiskali-     zentralen Akteure des Vorhabens vorzustellen. Außerdem
schen und entwicklungspolitischen Arbeitsebene in den        erläutert die finanzwissenschaftliche Begleitforschung ihre
Regionen verbesserungswürdig. Aus diesem Grund gilt es,      Arbeit für und in den Modellvorhaben. Schließlich stellen
eine integrierte Entwicklungsperspektive unter Einbezie-     wir Ihnen die ersten acht Modellvorhaben vor.
hung der finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen            Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!
einzunehmen.
                                                             Dr. Jana Hoymann
Genau hier setzt das neue MORO-Forschungsfeld „Leben-        Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn
dige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunfts-
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
1		MORO Lebendige Regionen –
                                                                                    aktive Regionalentwicklung
                                                                                    als Zukunftsaufgabe
                                                                                 1.1 Ziele des Modellvorhabens                                    … auch im räumlichen Sinne
                                                                                                                                                  Eine ganzheitliche Regionalentwicklung erfordert nicht
                                                                                 Das Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) Lebendige              nur, die verschiedenen relevanten Themenfelder inhaltlich
                                                                                 Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunfts-              abzustimmen, sondern auch deren räumliche Integration
                                                                                 aufgabe fördert und erprobt integrierte Ansätze für eine         entlang funktionsräumlicher Verflechtungen (beispiels-
                                                                                 ganzheitliche Regionalentwicklung. Eine aktive Regional-         weise entlang der beruflichen Pendlerbeziehungen) voran
                                                                                 entwicklung geht über die Sicherung der Daseinsvorsorge          zu bringen. Räumliche Integration ist dabei mehr als die
                                                                                 hinaus und berücksichtigt weitere Bereiche, die für die          Abstimmung der jeweiligen Aktivitäten und Konzepte un-
                                                                                 Stärke einer Region entscheidend sind. Hierzu gehört             ter den relevanten Akteuren in der Region. Sie ist auf eine
                                                                                 wesentlich die wirtschaftliche, soziale und ökologische          zielgerichtete Bündelung der unterschiedlichen Potenziale
                                                                                 Situation. Ziel jeder Entwicklungsanstrengung muss sein,         und Fähigkeiten dieser Akteure und Teilräume ausgerichtet
                                                                                 Regionen für ihre Bewohner und Unternehmen glei-                 und sucht nach Lösungen aktueller oder künftiger Prob-
                                                                                 chermaßen attraktiv und lebenswert zu erhalten und zu            leme innerhalb räumlich-funktionaler Zusammenhänge
                                                                                 gestalten.                                                       – auch unabhängig von Verwaltungsgrenzen.

                                                                                 Regionalentwicklung kann aber nicht losgelöst von ihren          Finanzwirtschaftlicher Rahmen
                                                                                 finanziellen Rahmenbedingungen betrachtet werden. Des-           Die finanzielle Situation einer Region und ihrer Kommu-
                                                                                 halb zielt das MORO-Forschungsfeld Lebendige Regionen            nen gehört unstrittig zu den wichtigsten Rahmenbedin-
                                                                                 darauf ab, die finanziellen Spielräume der jeweiligen Regio-     gungen ihrer Entwicklung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass
                                                                                 nen zu betrachten, sie bei der Erarbeitung von räumlichen        Entwicklungsstrategien oftmals unabhängig von der Fi-
                                                                                 Entwicklungs- und Strategiekonzepten von Beginn an               nanzplanung erarbeitet werden und nicht hinreichend mit
                                                                                 einzubeziehen und entsprechende modellhafte Lösungen             dieser abgestimmt sind. Die Zusammenarbeit zwischen der
                                                                                 zu erproben. Zu diesem Zweck soll die Projektarbeit in           finanzwirtschaftlichen und der entwicklungspolitischen
                                                                                 einem neuartigen Ansatz erstmalig in enger Abstimmung            Arbeitsebene ist vielerorts noch verbesserungswürdig. An
                                                                                 mit Kämmerern erfolgen.                                          dieser Stelle setzt das MORO-Forschungsfeld Lebendige
                                                                                                                                                  Regionen an.
                                                                                 1.2 Die Schwerpunkte
                                                                                                                                                  Einen Schwerpunkt bildet daher die frühzeitige und sys-
                                                                                 Integrierter Ansatz …                                            tematische Auseinandersetzung mit den ab 2020 anste-
                                                                                 In vielen Regionen Deutschlands liegen bereits teilräumli-       henden Veränderungen der finanzpolitischen Rahmenbe-
                                                                                 che oder sektorale Entwicklungskonzepte vor. Oftmals feh-        dingungen und den daraus resultierenden Folgen für die
                                                                                 len jedoch gesamträumliche und übergeordnete Strategien,         kommunalen Haushalte. Hierzu entwickeln die Modell-
                                                                                 die Bezüge zwischen den sektoralen Konzepten herstellen,         vorhaben gemeinsam mit einer finanzwissenschaftlichen
                                                                                 Aktivitäten bündeln und damit die unterschiedlichen The-         Begleitforschung langfristige Szenarien, um den Spielraum
                                                                                 men der regionalen Entwicklung zusammenführen. Diese             ihrer kommunalen Finanzen so realistisch wie möglich
                                                                                 stärker integrierte Entwicklungsperspektive wird mit dem         abschätzen und daraus Rückschlüsse auf die Umsetzbarkeit
                                                                                 MORO-Forschungsfeld Lebendige Regionen gefördert. Auf            regionaler Entwicklungsprojekte ziehen zu können.
                                                                                 Grundlage vorhandener Konzepte und Prozesse sollen im
                                                                                 regionalen Kontext integrierte Strategien erarbeitet und in
                                                                                 Projekten umgesetzt werden.

4Quelle: Fotolia ?? Bild
          Lebendige      ??
                     Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                           Modellvorhaben der Raumordnung Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe   5
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
2		Forschungsassistenz
Die ausgewählten Modellvorhaben werden über den ge-                 Zur Förderung des regionsübergreifenden Wissensaustau-        Forschungsfragen und Methodik                                 Folgende Detailfragen werden dazu auf operativer und
samten Zeitraum von einer Forschungsassistenz begleitet.            sches werden Projektwerkstätten mit den Akteuren aus          Das MORO-Forschungsfeld Lebendige Regionen fördert            instrumenteller Ebene untersucht:
Die Forschungsassistenz führt die allgemeine wissenschaft-          den Modellvorhaben durchgeführt. Die Projektwerkstät-         und fordert eine integrierte Entwicklungsperspektive unter    →→ Welche Ansatzpunkte bieten bereits die in vielen Re-
liche Begleitung durch und ist Ansprechpartner für alle             ten finden wechselnd in den Modellregionen statt und          Einbeziehung der finanzwirtschaftlichen Rahmenbedin-             gionen vorliegenden Konzepte und Strategien für die
Belange rund um das MORO-Forschungsfeld Lebendige                   bearbeiten jeweils ein Fachthema. Gleichzeitig lässt ein      gungen in den teilnehmenden Modellvorhaben. Regional-            Erarbeitung integrierter Entwicklungsstrategien?
Regionen sowie für die Regionen. Das Projektteam besteht            regionsspezifisches Exkursionsprogramm genug Platz für        entwicklung soll bewusst in neuen Akteurskonstellationen      →→ Wie können die regionale Zusammenarbeit und regio-
aus SPRINT – wissenschaftliche Politikberatung und dem              den Erfahrungsaustausch.                                      (zum Beispiel Kämmereien) und regionalen Zuschnitten             nale Lasten-Nutzen-Ausgleiche stärker als bisher in inte-
Institut Arbeit und Technik (IAT).                                                                                                entlang der funktionsräumlichen Verflechtungen umge-             grierten Entwicklungsstrategien verankert werden?
                                                                    Die im MORO-Forschungsfeld Lebendige Regionen gewon-          setzt werden. Aufgabe der Forschungsassistenz ist es, die     →→ Welche Instrumente, Verfahren oder Methoden werden
Aufgaben der Forschungsassistenz                                    nenen Erfahrungen und Ergebnisse werden gesammelt und         Ergebnisse und Erfahrungen aus den Modellregionen bei            genutzt, um die einzelnen (Teil-)Strategien oder sektora-
Die Forschungsassistenz betreut das Auswahlverfahren                aufbereitet und über die Projekt-Internetseite (www.bbsr.     diesem innovativen Vorgehen zu bündeln, zu bewerten              len Konzepte zu integrieren?
und steht den ausgewählten Modellvorhaben über die                  bund.de/BBSR/DE/FP/MORO/Forschungsfelder/2015/                und hieraus übertragbare Empfehlungen für die integrier-
gesamte Projektlaufzeit als Ansprechpartner für alle Fragen         Lebendige-Regionen/01start.html) sowie in regelmäßig          te Regionalentwicklung abzuleiten. Aufbauend auf den          Bezüglich der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren
rund um das MORO-Forschungsfeld Lebendige Regionen                  erscheinende Publikationen wie Newsletter, Pressemittei-      Ergebnissen aus den Regionen werden ferner Handlungs-         stellen sich folgende Detailfragen:
zur Verfügung. Für die regionsspezifische Umsetzung                 lungen oder MORO-Informationen verbreitet. Außerdem           empfehlungen zur Weiterentwicklung der raumordneri-           →→ Welche Rolle kann die Regionalplanung im Prozess
erhalten die Modellregionen zudem einen bzw. eine                   bringt sich die Forschungsassistenz in bestehende Initiati-   schen, strukturpolitischen und finanzwirtschaftlichen Inst-      einer aktiven und integrierten Regionalentwicklung
Regionsbeauftragte/n, an den/die sich die regionalen Ak-            ven und Veranstaltungen aktiv ein und präsentiert Ergeb-      rumente erarbeitet, und es wird in diesem Zusammenhang           übernehmen, und welche Funktion kommt den Regio-
teure jederzeit wenden können und der/die die Regionen              nisse aus dem MORO oder einzelnen Modellvorhaben.             erörtert, wie der Bund die Lebendigkeit der Regionen zur         nalplänen zu?
in allen Punkten berät und begleitet. Neben der personel-                                                                         Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse angemessen        →→ Wie kann eine Zusammenarbeit entwicklungspoliti-
len Kontinuität setzt die Forschungsassistenz auf regelmä-          Auf diese Weise soll das Forschungsfeld zur integrierten      unterstützen kann.                                               scher bzw. regionalplanerischer Akteure mit den finanz-
ßige Besuche der Modellvorhaben, um die Projekte optimal            Regionalentwicklung insgesamt sowie unter stärkerer                                                                            politischen Akteuren erfolgen?
begleiten zu können.                                                Berücksichtigung von Finanzierungsfragen und -kompe-          Methodisch werden die Berichte und die Ergebnisse aus         →→ Wie findet der Wissenstransfer innerhalb der integrier-
                                                                    tenzen weiterentwickelt werden.                               den Modellvorhaben vergleichend ausgewertet. Die so              ten Regionalentwicklung statt? Wie werden die Infor-
                                                                                                                                  gewonnenen Ergebnisse werden durch Recherchen und                mationen der beteiligten Akteure aufbereitet und zur
                                                                                                                                  Sekundäranalysen ergänzt und mit den Erfahrungen aus             Verfügung gestellt?
Forschungsassistenz                                                                                                               der Regionsberatung im Sinne einer teilnehmenden Beob-
                                                                                                                                  achtung rückgekoppelt.                                        Integrierte Regionalentwicklung benötigt aber auch
                                                                                                                                                                                                Ressourcen wie Zeit und Geld. Daher ist es Ziel eines
                                                                                                                                  Entsprechend dem erweiterten Verständnis einer integ-         integrierten Vorgehens, durch regionale Zusammenarbeit
                                                                                                                                  rierten Entwicklungsperspektive wird die Organisation         Kapazitäten zu bündeln und somit die Effektivität und/
                                                                                                                                  der integrierten Regionalentwicklung in den Regionen          oder Effizienz von Entwicklungsmaßnahmen zu steigern.
                                                                                                                                  unter die Lupe genommen. Es gilt Erkenntnisse darüber zu      Deshalb untersucht die Forschungsassistenz gemeinsam
                                                                                                                                  gewinnen, wie die strukturpolitischen Handlungsbedarfe,       mit der finanzwissenschaftlichen Begleitforschung auch,
                                                                                                                                  die regionalen Erfordernisse und die finanzwirtschaftli-      welche Ressourcen für die integrierte Regionalentwicklung
                                                                                                                                  chen Rahmenbedingungen besser aufeinander abgestimmt          zur Verfügung stehen und wie diese effektiv und effizient
                                                                                                                                  werden können.                                                eingesetzt werden können.

Quelle: © Forschungsassistenz

6      Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                                                        Forschungsassistenz     7
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
3		Die finanzwissenschaftliche
   Begleitforschung
Ein Schwerpunkt des MORO-Forschungsfeldes Lebendige                  dass sich die Spielräume finanzschwacher Kommunen in          →→ Erstens werden die finanziellen Handlungsspielräume        →→ Wie wirken sich die erkennbaren Änderungen der fis-
Regionen stellt die Berücksichtigung des finanzwirtschaft-           den nächsten Jahren verbessern werden. Vielmehr ist zu           der Modellregionen auf Basis der kommunalen Haus-             kalischen Rahmenbedingungen auf den interregionalen
lichen Rahmens der Regionen dar. Hierzu hat das Bundes-              befürchten, dass sich die zur Verfügung stehenden finan-         haltsdaten sowie im Rahmen der Entwicklung von Sze-           Standortwettbewerb um privates Kapital und Fachkräfte
institut für Bau-, Stadt- und Raumforschung neben der                ziellen Mittel auch auf der regionalen Ebene tendenziell         narien über die künftige Höhe der Schlüsselzuweisun-          aus?
allgemeinen Forschungsassistenz auch eine finanzwissen-              verringern werden.                                               gen bis zum Jahr 2020 modelliert. Diese Analysen bilden    →→ Wie sind die originären Handlungsspielräume der
schaftliche Begleitforschung eingesetzt, um die Regionen                                                                              die Grundlage für die individuelle Beratung der Modell-       Regionen und Kommunen aktuell und künftig einzu-
bei der Umsetzung ihrer Vorhaben zu unterstützen und                 Es sind aber gerade diese sich verengenden Handlungs-            vorhaben und sollen bei der Umsetzung und Bewertung           schätzen?
finanzwissenschaftlich zu beraten. Die finanzwissenschaft-           spielräume, die einen Bedarf nach integrierenden Konzep-         konkreter Umsetzungsprojekte helfen. Die Analyse wird
liche Begleitforschung wird vom Kompetenzzentrum für                 ten nach sich ziehen, die ihrerseits geeignet sind, Effizi-      in einem finanzwissenschaftlichen Regionsbericht für       Zur Einschätzung der aktuellen Handlungsspielräume
Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsor-             enzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu generieren.            jede Region anschaulich aufbereitet und mit den Akteu-     der Kommunen in den Modellregionen greift die finanz-
ge der Universität Leipzig in Kooperation mit dem IAT                Knapper werdende Ressourcen rufen nach integrierter              ren vor Ort diskutiert. Der Regionsbericht dient zudem     wissenschaftliche Begleitforschung auf die kommunalen
durchgeführt. Das IAT sorgt dabei auch für die reibungslose          Regionalentwicklung. Eine Einstellung diesbezüglicher            als inhaltliche Grundlage für eine bessere Zusammenar-     Jahresrechnungsstatistiken der jeweiligen Länder zurück.
Kooperation zwischen Forschungsassistenz und Begleitfor-             Anstrengungen wäre kontraproduktiv. Folglich bedarf es           beit der fiskalischen und entwicklungspolitischen Ebene    Das zugrundeliegende Datenmaterial ermöglicht mittels
schung.                                                              einer stärkeren Berücksichtigung von Finanzierungsfragen         bei der Ausgestaltung integrierter Entwicklungsstrategi-   der Übersicht über die Einnahmen und Ausgaben (gege-
                                                                     in der Regionalentwicklung und umgekehrt.                        en für eine künftige aktive Regionalentwicklung.           benenfalls nach Aufgaben klassifiziert) einen fundierten
Ausgangssituation                                                                                                                  →→ Die zweite Hauptaufgabe besteht in der Vermittlung der     Einblick in die gegenwärtige Haushaltslage jeder einzelnen
Eine aktive Regionalentwicklung hat haushalterische                  Aufgaben der Begleitforschung                                    Erkenntnisse, wie die Regionen mit ihren Kommunen          Kommune in den Modellregionen. Diese Daten sollen auch
Handlungsspielräume zur Voraussetzung. Dies stellt Regio-            Für jedes Modellvorhaben erfolgt eine systematische Ausei-       den finanziellen Herausforderungen im Rahmen einer         bei der Beantwortung der Frage helfen:
nen mit vielen finanzschwachen Kommunen bereits heute                nandersetzung mit den vorliegenden fiskalischen Rahmen-          integrierten Regionalentwicklung begegnen können.
vor große Herausforderungen. Angesichts bevorstehender               bedingungen sowie den sich daraus ergebenden Hand-               Im Mittelpunkt steht demzufolge die Beantwortung der       →→ Anhand welcher Kennziffern lassen sich die fiska-
Veränderungen der finanzpolitischen Rahmenbedingun-                  lungsspielräumen. Damit steht die finanzwissenschaftliche        forschungsleitenden Frage, wie Regionen auf die sich          lischen Handlungsmöglichkeiten der Regionen mit
gen (Schuldenbremse, Neuordnung der Bund-Länder-Fi-                  Begleitforschung vor einer doppelten Aufgabenstellung:           ändernden finanziellen Rahmenbedingungen reagie-              ihren Kommunen beschreiben, und wie können diese
nanzbeziehungen) sowie der allgemeinen demografischen                                                                                 ren können, um zukünftig lebendig, d.h. attraktiv, für        als Grundlage für eine Zusammenarbeit zwischen der
Entwicklung kann nicht davon ausgegangen werden,                                                                                      Einwohner und Wirtschaft zu sein.                             fachlich-inhaltlichen und der fiskalischen Arbeitsebene
                                                                                                                                                                                                    zielführend eingesetzt werden?
                                                                                                                                   In die Bearbeitung der Aufgaben werden die Fachakteure in
                                                                                                                                   den Modellregionen (zum Beispiel Kämmerer, Bürgermeis-        Die Einschätzung der künftigen Handlungsspielräume
                                                                                                                                   ter oder Landräte) eingebunden. Dazu führt die Begleitfor-    der Kommunen in den Modellregionen erfolgt mit der
                                                                                                                                   schung mehrere Regionsbesuche durch und arbeitet eng          Entwicklung von regionsspezifischen Szenarien. Den Mit-
                                                                                                                                   mit der allgemeinen Forschungsassistenz zusammen.             telpunkt dieser Szenarien stellen die Schlüsselzuweisungen
                                                                                                                                                                                                 der Kommunen dar; dies sind die finanziellen Mittel im
                                                                                                                                   Forschungsfragen und Methodik                                 Rahmen des Kommunalen Finanzausgleichs, die den Kom-
                                                                                                                                   Die erste Forschungsfrage der finanzwissenschaftlichen        munen frei zur Verfügung stehen. Dafür hat die finanzwis-
                                                                                                                                   Begleitforschung beschäftigt sich direkt mit den Auswir-      senschaftliche Begleitforschung ein Modell konzipiert, das
                                                                                                                                   kungen der Veränderung der Bund-Länder-Finanzbezie-           die länderspezifischen Charakteristika der kommunalen
                                                                                                                                   hungen:                                                       Finanzausgleichssysteme und damit auch die Höhe der
                                                                                                                                                                                                 Schlüsselzuweisungen für jede kommunale Einheit in
                                                                                                                                   →→ Welche Änderungen zeichnen sich bei den fiskalischen       der Modellregion wiedergeben kann. Darauf aufbauend
                                                                                                                                      Rahmenbedingungen derzeit auf den verschiedenen            können die voraussichtlichen Schlüsselzuweisungen in den
                                                                                                                                      föderalen Ebenen (Bund, Länder) ab, und welche Aus-        kommenden Jahren – unter Zuhilfenahme geeigneter und
                                                                                                                                      wirkungen ergeben sich hieraus voraussichtlich für die     zuvor diskutierter Annahmen – prognostiziert werden.
                                                                                                                                      regionale Ebene?

                                                                                                                                   Zwei weitere Forschungsfragen zielen darauf ab, die
                                                                                                                                   Auswirkungen der Neuordnung der föderalen Finanzbezie-
                                                                                                                                   hungen auf die kommunale Ebene einschätzen zu können:
Quelle: © Visual Facilitators

8       Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                                   Die finanzwissenschaftliche Begleitforschung    9
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
4		Analyse der finanzpolitischen
   Rahmenbedingungen in
   Deutschland ab 2020                                                                                                                         seinem aktuellen Tragfähigkeitsbericht Quantifizierungen
                                                                                                                                               vorgenommen. Je nach Szenario müsste der Primärsaldo
                                                                                                                                                                                                                die Länder ab 2020 zusammen mit dem Bund für Verstöße
                                                                                                                                                                                                                des öffentlichen Gesamthaushalts finanziell haften.
                                                                                                                                               des öffentlichen Gesamthaushalts im Ausgangsjahr zwi-
Das erste Modul der finanzwissenschaftlichen Begleit-               starken Regionen noch deutliche Bevölkerungszuwächse                       schen 1,22 % (optimistisches Szenario) und 3,81 % des BIPs       Die Reform des bundesstaatlichen Finanzausgleichs
forschung bestand darin, die finanzpolitischen Rahmen-              verzeichnen werden. Finanziell wirken sich die absehbaren                  (pessimistisches Szenario) durch Erhöhung der Einnah-            Der einnahmeseitige Rahmen der öffentlichen Haushalte
bedingungen in Deutschland ab 2020 zu analysieren. Die              demografischen Verwerfungen bei Bund, Ländern und                          men und/oder Senkung der Ausgaben verbessert werden,             und somit die Fähigkeit der Gebietskörperschaften zur Er-
zusammengefassten Ergebnisse des Moduls geben einen                 Kommunen einnahme- und ausgabeseitig aus. Zum einen                        damit alle öffentlichen Ausgaben sowie der Schuldendienst        füllung der ihnen obliegenden öffentlichen Aufgaben wird
Überblick über die sich abzeichnenden Herausforde-                  sinken die Pro-Kopf-Steuereinnahmen, wenn sich der An-                     langfristig tragbar sind. Alternative Varianten, etwa eine       maßgeblich durch die Neuordnung der föderalen Finanz-
rungen.1 Sie bilden die Grundlage, um einzelne Szenarien            teil der Personen im Erwerbsalter an der Gesamtbevölke-                    zeitliche Streckung der Konsolidierungsmaßnahmen auf             beziehungen abgesteckt, in deren Zentrum die Reform des
zu gestalten und die Möglichkeiten einer aktiven Regio-             rung reduziert. Einnahmeminderungen werden bei nahezu                      mehrere Jahre, werden ebenfalls quantifiziert. Wenngleich        bundesstaatlichen Finanzausgleichs steht. Diesem Kontext
nalentwicklung unter sich ändernden Rahmenbedingen                  allen Steuern, insbesondere bei der Einkommensteuer,                       die Berechnungen von zahlreichen und mit Unsicherheit            liegt die Frage zugrunde, wie die öffentlichen Einnah-
erkennen zu können.                                                 erwartet. Zugleich erhöht sich der Bedarf an altersbeding-                 behafteten Annahmen ausgehen und viele rahmenbeein-              men ab dem Jahr 2020 vertikal, also zwischen Bund und
                                                                    ten Leistungen wie etwa Gesundheits- oder Pflegeeinrich-                   flussende Entwicklungen noch nicht hinreichend absehbar          Ländergesamtheit, sowie horizontal zwischen den einzel-
Gute Rahmenbedingungen, hohe Risiken                                tungen und -dienstleistungen, was zu höheren finanziellen                  erscheinen, liefern die Ergebnisse einen Maßstab für die         nen Ländern (und ihren Kommunen) verteilt werden und
Zur Bewältigung der finanzpolitischen Herausforderungen             Lasten in diesen Bereichen führen wird. Darüber hinaus                     Dimensionen der bestehenden finanzpolitischen Heraus-            welche Länder einen Ausgleich für Sonderlasten erhalten
in Deutschland sind die derzeitigen allgemeinen wirt-               wird der Rückgang der Einwohnerzahlen Kostenremanen-                       forderungen.                                                     sollen. Weil die Kommunen unmittelbar und mittelbar an
schaftlichen und zinspolitischen Rahmenbedingungen                  zen (siehe Infokasten) in den Bereichen der öffentlichen                                                                                    der Finanzausstattung der übergeordneten Länderebene
besonders günstig. Entsprechend positiv ist die aktuelle            Infrastruktur und der Verwaltung hervorrufen.                              Neue Schuldenregeln                                              partizipieren (zum Beispiel über die Ausgleichsmasse des
Situation der öffentlichen Haushalte in Deutschland auf                                                                                        Normative Konsolidierungsimpulse setzen bereits die              landesinternen Kommunalen Finanzausgleichs), ist die
den verschiedenen Ebenen. Der öffentliche Gesamthaushalt,                       Kostenremanenzen                                               bestehenden Schuldenregeln des europäischen Fiskalpakts          Ausgestaltung des künftigen Bund-Länder-Finanzaus-
also die Gesamtheit aus Kern- und Extrahaushalten von                                                                                          sowie der nationalen „Schuldenbremse“. Beide Regelungen          gleichs auch für sie von erheblicher Bedeutung.
Bund, Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie                       Kostenremanenzen entstehen dadurch, dass eine                       unterscheiden sich in einzelnen Ausgestaltungsdetails,
der Sozialversicherung, verzeichnet für das Jahr 2015 gemäß                zum Bevölkerungsschwund proportionale Reduzie-                      verfolgen jedoch mit der Begrenzung der öffentlichen Ver-        Am 14. Oktober 2016 wurde zwischen Bund und Ländern
aktueller Kassenstatistik einen Finanzierungsüberschuss von                rung der Betriebs-, Instandhaltungs-, Folge- oder                   schuldung gleiche Ziele. Das in der Verfassung verankerte        ein Modell beschlossen, das den Ausgleich der unterschied-
29,6 Mrd. €. In der langen Frist zeigen sich jedoch diverse                sonstigen Kosten in der Regel nicht oder nur mit                    Verbot struktureller Neuverschuldung greift für den Bund         lichen Finanzkraft der Länder ab dem Jahr 2020 regeln soll.
innen- und außenpolitische sowie wirtschaftliche Risiken                   deutlicher zeitlicher Verzögerung gelingt – insbeson-               ab dem Jahr 2016, wobei ihm ein Verschuldungsspielraum           Demnach wird der Finanzkraftausgleich künftig vorwie-
und Ungewissheiten, die langfristige Prognosen zur finanzi-                dere dann, wenn bei der Aufgabenerfüllung ein hoher                 von 0,35 % verbleibt. Für die Länder wird das Neuverschul-       gend über Zu- und Abschläge im Rahmen der Zuordnung
ellen Entwicklung deutlich erschweren: Stabilisierung von                  Fixkostenanteil besteht.                                            dungsverbot ab dem 1. Januar 2020 wirksam. Die Gemein-           der Umsatzsteuer erfolgen. Der unmittelbare Länderfi-
internationalen Krisenregionen, Entwicklung der weiteren                                                                                       den werden im Rahmen der nationalen Schuldenbremse               nanzausgleich in geltender Gestalt entfällt hingegen. Das
Migration und die gesellschaftliche und wirtschaftliche                                                                                        nicht explizit erfasst, was umfassenden Anlass zur Kritik        neue Modell steht nun vor der gesetzlichen Ratifizierung.
Integration der Migranten, geldpolitische Maßnahmen der             Bestehende Tragfähigkeitslücken, erforderliche                             gibt und seit einiger Zeit Bestandteil finanzpolitischer und     Es sieht neben einer grundlegenden Veränderung der Sys-
Europäischen Zentralbank, Haushaltsstabilität anderer euro-         Konsolidierung                                                             wissenschaftlicher Diskussionen ist. Folglich besteht für        temstruktur eine deutliche Verschiebung der Ausgleichslast
päischer Staaten, Stabilität der Finanzmärkte, Verhandlun-          Die mehrdimensionalen Belastungen der öffentlichen                         die Kommunen die Gefahr, dass Konsolidierungsmaßnah-             von den einnahmestarken Ländern zum Bund vor, der im
gen über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen          Haushalte werden eine Intensivierung der aktuellen                         men der Länder zu ihren Lasten erfolgen, etwa in Form            ersten Wirkungsjahr voraussichtlich mit rund 9,7 Mrd. €
Union und dessen Folgen etc. Ihre Effekte auf die deutsche          Konsolidierungsbestrebungen der Politik erfordern, damit                   vertikaler Aufgabenübertragungen von der Landes- zur             höher belastet sein wird. Dieser Betrag, der den Ländern
Finanzpolitik werden sich künftig zeigen.                           die verschiedenen föderalen und funktionalen Ebenen                        kommunalen Ebene ohne hinreichenden finanziellen                 demnach zusätzlich zur Verfügung stehen soll, verteilt sich
                                                                    dauerhaft hinreichend handlungs- und leistungsfähig                        Ausgleich oder einer Reduzierung von zweckgebundenen             auf die einzelnen Länder ungleichmäßig. Folglich wird es
Zunehmende demografische Belastungen                                bleiben. Das Bundesministerium der Finanzen hat dazu in                    und Schlüsselzuweisungen des Landes. Dies dürfte auf             zwar für jedes Land zu Mehreinnahmen, jedoch auch zu
Unbestritten hingegen sind die grundsätzlichen finan-                                                                                          kommunaler Ebene zu weiteren finanziellen Anspannun-             relativen Verschiebungen der Einnahmenniveaus inner-
ziellen Lasten, die aus den absehbaren demografischen                                                                                          gen führen und in entsprechendem Umfang notwendige               halb der Ländergemeinschaft kommen, was die konkreten
                                                                     1
                                                                         Umfassende empirische Analysen sind enthalten in: Lenk, T.; Glinka,
Entwicklungen resultieren. Die Folgen von Bevölkerungs-                                                                                        Maßnahmen der Einnahmenerhöhung, Aufgabenkür-                    Verteilungswirkungen und ihre kurz- und langfristigen
                                                                         P. (2016): Analyse der finanzpolitischen Rahmenbedingungen in
rückgang und Bevölkerungsalterung betreffen in der                       Deutschland ab 2020, Bericht im Rahmen des Forschungspro-             zung und -kritik im gesetzlich zulässigen Rahmen auf die         Folgen zur Diskussion stellen muss.
langen Frist die Bundesrepublik insgesamt und erfassen                   gramms „Lebendige Regionen – Aktive Regionalentwicklung als           Gemeinden verlagern. Mäßigend auf eine übermäßige
die Regionen in unterschiedlichem Maße. Besonders die                    Zukunftsaufgabe“, im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-     Lastenvertikalisierung dürften hingegen die Statuten des
                                                                         und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und
ostdeutschen Flächenländer werden vom allgemeinen de-                                                                                          europäischen Fiskalpakts wirken, der im Gegensatz zur
                                                                         Raumordnung (BBR). Der Bericht steht in Kürze zum Download auf
mografischen Entwicklungstrend überproportional erfasst                  der Homepage des Kompetenzzentrums Öffentliche Wirtschaft,            nationalen Schuldenbremse die kommunale Ebene in die
(mit Ausnahme einiger Städte), während die wirtschaftlich                Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. bereit.                        Schuldenbetrachtung einschließt und in dessen Rahmen

10     Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                         Analyse der finanzpolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland ab 2020   11
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
5		Die Modellvorhaben
Im MORO-Forschungsfeld Lebendige Regionen werden                    Die Modellvorhaben haben unterschiedliche Themen-               Modellregionen der 1. und 2. Runde im MORO Lebendige Regionen
insgesamt 12 Modellvorhaben in drei Runden zu jeweils               schwerpunkte gewählt, die bearbeitet werden sollen. Dabei
vier Vorhaben gefördert. Acht Regionen sind bereits unter           lässt sich eine Fokussierung auf die Oberthemen Wohnen,
den eingegangenen Bewerbungen ausgewählt und haben                  Arbeiten/Wirtschaft und Mobilität erkennen. Im Detail
Mitte 2016 ihre Arbeit aufgenommen, vier weitere befinden           reicht die inhaltliche Bandbreite von der Erarbeitung und
sich im Auswahlverfahren und sollen ihre Arbeit 2017 auf-           Erprobung interkommunaler Verwaltungskooperationen
nehmen. So können die später startenden Modellvorhaben              oder Entwicklung nachhaltiger Mobilitätsstrategien über
von den Erfahrungen der früheren profitieren. Jede Region           die Integration von Flüchtlingen, das Flächen- und Leer-
soll in zwei Projektphasen zu jeweils zwei Jahren unter-            standsmanagement sowie die Wohnungsmarktbeobach-
stützt werden. Je nach Ausgangssituation wird die erste             tung bis hin zur Begleitung des regionalen Strukturwan-
Phase dazu genutzt, integrierte regionale Entwicklungs-             dels. Die Vorhaben verfügen dabei über unterschiedliche
strategien zu erarbeiten oder aus bestehenden Strategien            Ausgangssituationen und einen unterschiedlichen Erfah-
Umsetzungsprojekte abzuleiten und zu konzipieren. In der            rungshintergrund. So knüpfen einige Vorhaben bereits an
zweiten Phase sollen unter Berücksichtigung der langfristi-         bestehende Konzepte und Strategien an und greifen auf
gen finanziellen Rahmenbedingungen Leuchtturmprojekte               etablierte Prozessstrukturen zurück. Für andere Vorhaben
umgesetzt werden, die idealerweise mehrere Themenfelder             hingegen stellt das MORO den Auftakt für eine künftig
abdecken.                                                           noch stärkere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren
                                                                    sowie Abstimmung einzelner Ressorts dar.
Die ersten acht Modellvorhaben
Die ersten acht Modellvorhaben spiegeln die Bandbrei-               Die thematische Vielfalt spiegelt sich auch in der Akteurs-
te struktureller Regionstypen sowie unterschiedliche                vielfalt in den Vorhaben wieder, die einer stärker integriert
Regionsgrößen wider: Neben einzelnen Landkreisen wie                ausrichteten Regionalentwicklung angemessen ist. Das
zum Beispiel dem metropolennahen Landkreis Barnim                   zeigen die bereits bestehenden oder geplanten Akteurs-
oder den ländlich gelegenen Landkreisen Coburg und                  strukturen. Neben kommunalen Verwaltungen und deren
Saalfeld-Rudolstadt sind auch regionale Verbünde wie                Kämmereien auf Gemeinde- und Landkreisebene werden
der Wirtschaftsraum Spreewald, der Kommunalverbund                  in den Vorhaben Vereine, Hochschulen, Wirtschafts- und
Bremen/Niedersachen oder die KielRegion mit Neumüns-                Sozialpartner in die Bearbeitung eingebunden. Insgesamt
ter vertreten. Bei den regionalen Verbünden handelt es              entsteht so eine Vielfalt an Akteuren in den Regionen, mit
sich um Zusammenschlüsse von Gemeinden, Städten und/                denen die integrierten Vorhaben in Zukunft umgesetzt
oder Landkreisen aufgrund funktionaler oder struktureller           werden.
Zusammenhänge.

Die kleinste Modellregion ist das indeland mit einer Größe
von 416 km², sie weist zugleich eine der höchsten Bevöl­
kerungsdichten mit 363 Einwohnern/km² auf. Übertroffen
wird sie durch die Ostwestfälisch-Lippische Regiopolre-
gion, in der die Bevölkerungsdichte zwischen circa 300
Einwohnern/km² in kleineren Mitgliedsgemeinden und
rund 1 290 Einwohnern/km² in Bielefeld schwankt. Die
größte Modellregion ist die KielRegion mit Neumünster
mit einer Fläche von 3 434 km², gefolgt vom Spreewald mit
3 127 km², der die geringste Bevölkerungsdichte mit 84,9
Einwohnern/km² aufweist.

                                                                                                                                                                                                     Quelle: © BBSR Bonn 2016

12     Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                          Die Modellvorhaben    13
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
Landkreis Barnim                                                                                                                                                                                 Landkreis Barnim

                                                                                                                                     die begrenzten finanziellen Mittel der öffentlichen Haus-
                                                                                                                                     halte zu berücksichtigen.

                                                                                                                                     Die Energieversorgung stellt das dritte Handlungsfeld
                                                                                                                                     dar. Mit dem aktuell gefassten Beschluss des Landkreises
                                                                                                                                     Barnim zur Gründung von Kreiswerken dokumentiert der
                                                                                                                                     Landkreis seinen Willen, eine eigenständige Gestaltung der
                                                                                                                                     Energieversorgung voranzutreiben. Eine aktive Beteiligung
                                                                                                                                                                                                                           Karte Barnim; Quelle: © Landkreis Barnim
                                                                                                                                     der Gemeinden und die Akzeptanz der Bevölkerung sind
                                                                                                                                     dabei von großer Bedeutung. Um diese zu unterstützen,          Im dritten Teilprojekt wird eine Akzeptanzsteigerung für
Quelle: © Torsten Stapel
                                                                                                                                     sollen verschiedene Maßnahmen zur Umsetzung einer              eine kommunal gesteuerte Energiewende und das Interesse
                                                                                                                                     kommunal gestalteten Energiewende und zur Steigerung           an der Nutzung erneuerbarer Energien innerhalb der Be-
5.1 Landkreis Barnim – Nachhaltiger Barnim                                                                                           der allgemeinen Akzeptanz und Identifizierung durchge-         völkerung des Landkreises angestrebt. Die finanzwirtschaft­
                                                                                                                                     führt und bewertet werden.                                     lichen Fragestellungen des dritten Teilprojektes beziehen
                                                                                                                                                                                                    sich auf die Potenziale einer kommunal gesteuerten Ener-
          Kennzahlen Projektregion
                                                                                                                                     Ziele des Modellvorhabens                                      giewende für eine kostenreduzierende Energieversorgung
     Gebietsfläche         1 472 km²                                                                                                 Analog zu den Handlungsfeldern wurden drei Teilprojekte        kommunaler Liegenschaften, auf eine stabile Gebührenent-
                                                                                                                                     entwickelt, denen folgende Ziele zugrunde liegen.              wicklung im Bereich der Abfallwirtschaft sowie den gemein-
     Einwohneranzahl       177 411 Einwohner
                                                                                                                                                                                                    wohlorientierten Einsatz von erwirtschafteten Erträgen,
     Einwohnerdichte       120 Einwohner/km²                                                                                         Mit der Erarbeitung der Entwicklungsstrategie soll im Er-      zum Beispiel aus der Netzbetreibung.
                                                                                                                                     gebnis des ersten Teilprojektes eine übergeordnete Hand-
     Kontakt               Landkreis Barnim | Am Markt 1 | 16225 Eberswalde
                                                                                                                                     lungsgrundlage für eine zukünftig nachhaltige Entwicklung      Arbeitsschritte
                           Dr. Wilhelm Benfer | Tel.: 03334 214-1848 | E-Mail: foerdermittelmanagement@kvbarnim.de                   im Landkreis entstehen, die eine zielorientiertere Arbeits-    Teilprojekt 1:
                           www.barnim.de                                                                                             weise in den einzelnen Wirkungsbereichen der Kommune           →→ Erarbeitung der Strategie
                                                                                                                                     ermöglicht. Es sollen Entscheidungsparameter herausge-         →→ Ableitung der fachspezifischen Ziel- und Handlungsvor-
                                                                                                                                     arbeitet werden, die den Landkreis bei der Erbringung von         gaben für die Aufgabenbereiche der Kreisverwaltung
Regionsbeschreibung                                                   nen themenübergreifenden Überblick zu ermöglichen. Für         Pflichtleistungen unterstützen und auf eine nachhaltigere      →→ Abgleich dieser Vorgaben mit den bestehenden fachspe-
Der Landkreis Barnim grenzt im Norden an den Landkreis                viele themenspezifische Bereiche der Aufgabenerfüllung         Verfahrens- und Handlungsweise hinwirken. Die heterogene          zifischen Entwicklungskonzepten des Landkreises
Uckermark, im Westen an den Landkreis Oberhavel und                   des Landkreises Barnim gibt es konzeptionelle Grundlagen,      Struktur des Landkreises bringt dabei sehr verschiedene
im Süden an das Land Berlin und den Landkreis Märkisch-               die sich jedoch nur mit einzelnen Aufgaben- und Politikbe-     teilräumliche Herausforderungen mit sich, die gleichzeitig     Teilprojekt 2:
Oderland. Im Osten bildet die deutsch-polnische Landes-               reichen auseinandersetzen. Deren Passfähigkeit unterein-       eine unterschiedliche Finanzierungspolitik nach sich ziehen.   →→ Analyse von Patientengruppen und deren Anforde-
grenze zugleich die Kreisgrenze.                                      ander wurde bisher noch nicht untersucht.                      In den berlinnahen Gemeinden wird die Bewältigung des             rungen, Analyse potenzieller Versorgungsbereiche und
                                                                                                                                     Wachstums, u.a. mit dem notwendigen Ausbau von Einrich-           vorhandener Krankenfahrten
Die demografische Entwicklung stellt sich im nördlichen               Das zweite Handlungsfeld widmet sich dem Thema Mo-             tungen der öffentlichen Daseinsvorsorge, vordergründig be-     →→ Vor-Ort-Gespräche mit Interessengruppen, Durchfüh-
und südlichen Teil des Landkreises unterschiedlich dar,               bilität, denn besonders in den dünn besiedelten ländli-        trachtet. Mit zunehmender Entfernung von der Hauptstadt           rung von Info-Workshops
da durch die Nähe zu Berlin im Süden starke Wachstums­                chen Gebieten des Landkreises wurden die vorhandenen           überwiegen jedoch die Aufgaben der Sicherung der Erreich-      →→ Abgleich der aus gesundheitswirtschaftlichen Gründen
impulse vorherrschen, während im Norden zunehmend                     Mobilitätsangebote im öffentlichen Personennahverkehr          barkeit der bestehenden Versorgungseinrichtungen, die             erforderlichen Beförderungsnotwendigkeiten mit den
negative Auswirkungen des demografischen Wandels zu                   aufgrund der geringen Auslastung bei gleichzeitig hohen        Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung und der Um-            Verknüpfungsmöglichkeiten zum übrigen Personen-
verzeichnen sind.                                                     Kosten eingeschränkt. Dies betrifft auch die gesundheitli-     gang mit bereits fortschreitenden Schrumpfungsprozessen.          nahverkehr
                                                                      che Versorgung. Für die älteren, mobilitätseingeschränkten
Anlass für das Modellvorhaben                                         Menschen in ländlichen Gebieten sind Gesundheitsleis-          Im zweiten Teilprojekt sollen weitgehend voneinander           Teilprojekt 3:
Vor dem Hintergrund der regionalen Ausgangssituation                  tungen immer schlechter mit angemessenem Aufwand zu            getrennte Beförderungssysteme der Bereiche Gesundheits-        →→ Erhebung des gegenwärtigen Akzeptanzlevels für eine
hat der Landkreis drei Handlungsfelder identifiziert, auf             erreichen. Im berlinnahen Raum gibt es Forderungen nach        wirtschaft und ÖPNV bezüglich ihrer Organisation und Fi-          kommunal gestaltete Energie(versorgungs-)politik
denen er im MORO aktiv werden wird.                                   einem Ausbau des Liniennetzes und einer Erweiterung            nanzierung kombiniert werden. Die sich in diesem Prozess       →→ Umsetzung individueller Maßnahmenpakete zur Steige-
                                                                      des bestehenden Angebotes. Die Herausforderung besteht         ergebenden Synergiepotenziale sollen erkannt werden, um           rung der Akzeptanz erneuerbarer Energieprojekte
Zum ersten ist dies die Schaffung einer inhaltlichen Klam-            darin, auf die Forderungen der Kunden nach flexibler und       die Finanzierung zukunftsfester zu gestalten.                  →→ Erhebung des nach Durchführung der Maßnahmen
mer, orientiert an den Prinzipien der Nachhaltigkeit, um ei-          zuverlässiger Mobilität zu reagieren, gleichzeitig aber auch                                                                     vorhandenen Akzeptanzlevels

14       Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                                                           Die Modellvorhaben       15
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
Landkreis Coburg                                                                                                                                                                                Landkreis Coburg

                                                                                                                                    Anlass für das Modellvorhaben
                                                                                                                                    Im Landkreis Coburg sind derzeit 622 Migranten unter-
                                                                                                                                    gebracht, von denen ein großer Teil Familien sind. Die
                                                                                                                                    Nationalitäten der Flüchtlinge spiegeln die aktuellen
                                                                                                                                    internationalen Krisenherde wider. So befinden sich im
                                                                                                                                    Landkreis Coburg derzeit unter den Flüchtlingen 180 Syrer,
                                                                                                                                    123 Migranten aus Afghanistan und 108 Iraker. Aktuell
                                                                                                                                    kümmern sich viele verschiedene Stellen auf verschiede-
                                                                                                                                    nen Ebenen um die Flüchtlinge vor Ort. Es ist festzustellen,
Quelle: © Landkreis Coburg                                                                                                          dass Integration dabei eher versatzstückhaft stattfindet, da
                                                                                                                                    es keine geübte Kooperationspraxis gibt. Die Strukturen
                                                                                                                                    befinden sich durchgängig im Aufbau (oder zum Teil schon
5.2 Landkreis Coburg                                                                                                                wieder im Abbau), die Zuständigkeiten sind unklar oder es
Coburger Land im Wandel – Verantwortungsgemeinschaftliche Steuerung in der kommunalen Integrationspolitik                           bestehen Mehrfachzuständigkeiten.

                                                                                                                                    Das Handlungsfeld „Integration von Flüchtlingen“ ist aktu-
          Kennzahlen Projektregion
                                                                                                                                    ell zudem nach wie vor stark geprägt von der Krisenhaftig-
     Gebietsfläche       590 km²                                                                                                    keit, die durch den Zuzug an Flüchtlingen im letzten Jahr                             Karte Coburg; Quelle: © Landkreis Coburg
                                                                                                                                    entstanden ist. Es mussten schnell Strukturen geschaffen
     Einwohneranzahl     86 715 Einwohner
                                                                                                                                    werden – das war allen in diesem Feld Tätigen und Zustän-      Welche finanzwirtschaftlichen, strukturellen und perso-
     Einwohnerdichte     147 Einwohner/km²                                                                                          digen bewusst –, und das wurde auch vollzogen. Es hat aber     nellen Rahmenbedingungen werden im Landkreis Coburg
                                                                                                                                    zur Folge, dass ein „strategisch-koordiniertes“ Handeln        benötigt, damit Integration gelingen kann? Wie kann
     Kontakt             Landkreis Coburg | Lauterer Straße 60 | 96450 Coburg
                                                                                                                                    bislang nicht erfolgte, das es gleichzeitig ermöglicht, die    Integration dazu beitragen, dass die öffentliche Daseins-
                         Martina Berger, Jonas Glüsenkamp | Tel.: 09561 514-635 | E-Mail: lebendige.regionen@landkreis-coburg.de    sich aus der gelingenden Integration ergebenden Potenzia-      vorsorge in einer demografisch schrumpfenden Region
                         www.coburgerland-im-wandel.de                                                                              le tatsächlich zu nutzen. Deswegen erscheint es notwendig,     qualitätsvoll erhalten bleiben kann?
                                                                                                                                    sich im Rahmen des MORO-Forschungsfeldes Lebendige
                                                                                                                                    Regionen strategisch mit dem Handlungsfeld „Integration        Arbeitsschritte
Regionsbeschreibung                                                   Die im Landkreis liegenden Städte Neustadt bei Coburg         von Migranten“ zu befassen, zu definieren, welche struk-       →→ Erfassung der im Prozess zu beteiligenden Akteure und
Der bayerische Landkreis Coburg liegt im Norden des                   (15 258 Einwohner) und Rödental (13 075 Einwohner) er-        turellen und finanziellen Standards notwendig sind, und           Evaluierung der vorhandenen Strukturen im Bereich
Re­gierungsbezirks Oberfranken in direkter Grenzlage zu               gänzen als Mittelzentren die Entwicklungs- und Versor-        wie diese Standards implementiert werden können, ohne             Integration
Thüringen. Mit 86 715 Einwohnern auf einer Fläche von                 gungsfunktionen für den Verflechtungsbereich im nörd-         Kommunen finanziell zu stark zu belasten.                      →→ Implementierung der Prozesssteuergremien zur Beglei­
590 km² beträgt die Bevölkerungsdichte 147 Einwohner/                 lichen Teil des Landkreises. Für die Landkreiskommunen                                                                          tung des Modellvorhabens und Einbeziehung der
km². Der Landkreis zählt damit zum siedlungsstrukturellen             ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen bei der       Ziele des Modellvorhabens                                         Öffentlichkeit
Regionstyp des ländlichen Raums höherer Dichte. Insge-                Bereitstellung von Daseinsvorsorgeangeboten, insbesonde-      Grundlegendes Ziel ist es, die Chancen und Potenziale,         →→ Datenerhebung, -sammlung und -analyse im Bereich
samt ist der Kreis von einer dezentralen Siedlungsstruktur            re für Kommunen außerhalb des Stadt-Umland-Bereiches,         die sich aus der Zuwanderung für den ländlichen Raum              Integration im Landkreis Coburg
mit überwiegend kleinen Kommunen (< 5 000 Einwohner),                 da sie zusätzlich eigene Infrastrukturen vorhalten müssen.    ergeben, zu erkennen, öffentlich zu kommunizieren und          →→ wissenschaftliche Szenarienanalyse zur Entwicklung
bestehend aus 17 kreisangehörigen Städten und Gemein-                                                                               umfassend zu erschließen. Dafür soll ein „Masterplan              der kommunalen Finanzen in enger Anbindung an die
den und über 140 Ortsteilen, geprägt.                                 Der Landkreis hat sich bereits seit 2011 im Rahmen des        Integration“ entwickelt werden, in dem definiert ist, welche      beteiligten Kommunen
                                                                      MORO-Aktionsprogramms „Regionale Daseinsvorsorge“             Strukturen auf den unterschiedlichen Ebenen vorhan-            →→ Evaluation der Szenarienanalyse und Ermittlung von
In der geografischen Mitte des Landkreises liegt die kreis-           mit ausgewählten Herausforderungen des demografischen         den sind bzw. perspektivisch sein sollten, um gelingende          konkretem Handlungsbedarf
freie Stadt Coburg. Sie erfüllt dabei mit ihren oberzentralen         Wandels beschäftigt und erste Handlungsansätze entwi-         Integration zu ermöglichen und welche Ressourcen hierfür       →→ Konzeptionierung eines Finanzsteuerungsmodells
Funktionen wichtige Versorgungsaufgaben für den gesam-                ckelt. Das Thema Integration im aktuellen MORO ist im en-     benötigt werden. Des Weiteren sollen alternative Finan-           mithilfe externer Beratungsleistung, bspw. für das
ten Landkreis, sodass zwischen Stadt- und Landkreiskom-               gen Kontext zu den zuvor genannten Herausforderungen          zierungsmöglichkeiten in der kommunalen Finanzpolitik             Handlungsfeld Integration
munen – insbesondere aber im direkten Stadt-Umland-Be-                zu sehen, da es in alle Fragen der öffentlichen Daseinsvor-   zur Bewerkstelligung öffentlicher Aufgaben untersucht
reich – enge räumliche und funktionale Verflechtungen im              sorge hineinwirkt, Chancen bietet, aber gut begleitet und     und implementiert werden. Die zur Umsetzung dieser Ziele
Arbeits-, Wohn-, Bildungs- und Einkaufsbereich bestehen.              solide finanziert werden muss.                                notwendigen Forschungsleitfragen sollen im Rahmen des
                                                                                                                                    Modellvorhabens bearbeitet und beantwortet werden:

16       Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                                                          Die Modellvorhaben       17
Lebendige Regionen - aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe - MORO Informationen . Nr. 16/1 . 2016 - Saalfeld-Rudolstadt
indeland                                                                                                                                                                                            indeland

                                                                                                                                      Anlass für das Modellvorhaben
                                                                                                                                      Das indeland ist durch das absehbare Ende des Braunkohle­
                                                                                                                                      tagebaus von gravierenden Veränderungen in der Wirt-
                                                                                                                                      schafts-, Landschafts- und Sozialstruktur geprägt. Diese
                                                                                                                                      Entwicklungen führen zu einem strategischen Dilemma, da
                                                                                                                                      einerseits kein Weg an einer kostensensiblen Haushaltsge-
                                                                                                                                      staltung vorbeiführt, eine zukunftsfähige und ganzheitliche
Quelle: © Stephan Breuer
                                                                                                                                      Regionalentwicklung andererseits jedoch Wachstumsimpul-                                  Karte indeland; Quelle: © oecher design
                                                                                                                                      se und Investitionen erfordert. Unbeschadet einer aus kom-
                                                                                                                                      munaler Sicht notwendigen Revision föderaler Finanzbezie-     →→ 1. Teilziel ist, in Politik und Verwaltung ein vertieftes Ver-
5.3 indeland – Raum schaffen durch Ressourceneffizienz – Mehr aus weniger machen                                                      hungen ist daher die interkommunale Zusammenarbeit an            ständnis für die Notwendigkeit eines nachhaltigen Um-
                                                                                                                                      der Schnittstelle von Regionalentwicklung und kommuna-           gangs mit öffentlichen Mitteln zu verankern und zudem
                                                                                                                                      len Finanzen von herausragender Bedeutung. Es geht darum,        einen sektorenübergreifenden „Nachhaltigkeits- bzw.
          Kennzahlen Projektregion
                                                                                                                                      unter Berücksichtigung gegebener Rahmenbedingungen die           Finanzcheck“ zu entwickeln ( integriertes Konzept).
     Gebietsfläche         416 km²                                                                                                    finanzielle Situation der Kommunen angesichts zunehmen-       →→ 2. Teilziel ist festzustellen, welche haushalterischen
                                                                                                                                      der und vielfältiger Aufgaben zu optimieren.                     Auswirkungen die bisherigen Ansätze für ressourcenef-
     Einwohneranzahl       > 150 000 Einwohner
                                                                                                                                                                                                       fizientes Bauen (‚Faktor X‘) haben – auch mit Blick auf
     Einwohnerdichte       363 Einwohner/km²                                                                                          Die Einstellung der Braunkohlegewinnung und -verstro-            den erwartbaren Zuwachs an Bautätigkeit in der Region
     Kontakt               Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH | Bismarckstraße 16 | 52351 Düren                                   mung, die Gestaltung eines großflächigen Restsees (circa         (Bauen und Wohnen).
                                                                                                                                      1 160 ha) sowie die erkennbare Neuausrichtung der Ener-       →→ 3. Teilziel ist die Erfassung von Nutzen und Ersparnissen
                           Yan Huo | Tel.: 02421 22-1507 | E-Mail: y.huo@kreis-dueren.de
                                                                                                                                      giewirtschaft im Rahmen der Energiewende stellen be-             durch Mobilstationen, insbesondere vor dem Hinter-
                           www.indeland.de                                                                                            sondere Herausforderungen für das indeland dar. Darüber          grund der gravierenden Veränderungen des Wirtschafts-
                                                                                                                                      hinaus markieren der demografische Wandel, der (land-)           und Lebensraums indeland (Mobilität).
                                                                                                                                      wirtschaftliche Strukturwandel, die Mobilitätsentwick-        →→ 4. Teilziel ist die Bewertung des Lasten-Nutzen-Ausglei-
Regionsbeschreibung                                                   macht. Der Tagebau Inden und das Kraftwerk Weisweiler           lung, der Klimawandel sowie die Ressourcenverknappung            ches zwischen den Gemeinden durch die Realisierung
Das indeland ist eine Teilregion des Rheinischen Braun-               bieten circa 3 000 Arbeitsplätze. Es bestehen starke funktio-   wesentliche Einflussfaktoren für die Entwicklung.                interkommunaler Gewerbegebiete auf der Grundlage
kohlereviers und liegt nahe des Dreiländerecks Deutsch-               nale Verflechtungen mit den umliegenden Ballungsräumen,         Als wesentliche Elemente des im Januar 2016 beschlosse-          des vorhandenen bzw. rekrutierbaren Flächenbestandes
land-Belgien-Niederlande zentral zwischen Aachen im                   vor allem mit den Städten Aachen, Düsseldorf und Köln           nen Masterplan indeland 2030 sind ressourceneffizientes          ( interkommunale Gewerbegebiete).
Südwesten und Köln im Osten. Auf 416 km² leben hier über              (Pendeln, Freizeit, Einkaufen usw.). Bis auf die Mittelzen-     Bauen und Wohnen (‚Faktor X‘), Mobilität und interkom-
150 000 Menschen. Dies bedeutet eine Einwohnerdichte                  tren Eschweiler und Jülich ist das indeland eher ländlich       munale Gewerbegebietsentwicklung Leitprojekte mit signi-      Arbeitsschritte
von 363 Einwohnern/km² (von 202 Einwohnern/km² in                     geprägt und den bekannten demografischen Entwicklungen          fikanten mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen           →→ MORO-Arbeitskreis einrichten
Linnich bis 735 Einwohnern/km² in Eschweiler).                        unterworfen. Neben dem Energie- und Umweltsektor zählen         auf die öffentlichen Finanzen. Das Modellvorhaben "Raum       →→ Status quo analysieren
                                                                      die Branchen Forschung und Entwicklung, Materialien und         schaffen durch Ressourceneffizienz – Mehr aus weniger            Ableitung eines integrierten Konzeptes, das die
Das indeland ist ein interkommunaler Zusammenschluss                  Werkstoffe sowie Logistik zu den wirtschaftlichen Kernkom-      machen" bietet darauf aufbauend in seiner Grundkonzep-           finanziellen Einspar-, Ertrags- und Synergiepotenziale
des Kreises Düren, der Städte Eschweiler (StädteRegion                petenzen. Das Forschungszentrum Jülich, die Niederlassung       tion den idealen Rahmen, um intersektorale, integrierte          in der Regionalentwicklung sektorenübergreifend und
Aachen), Jülich und Linnich sowie der Gemeinden Alden­                des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)            Lösungen für die vielfach angespannte Finanzsituation der        mit Blick auf den fortschreitenden und vorhersehbaren
hoven, Inden, Langerwehe und Niederzier (alle Kreis                   sowie der Standort der FH Aachen in Jülich sind überregio-      Kommunen und der Region herbeizuführen.                          regionalen Strukturwandel aufzeigt.
Düren). Alle Partner verfolgen das gemeinsame Ziel, den re­           nal bekannte Wissenschaftseinrichtungen.                                                                                      →→ Bewertung von drei Einzelmaßnahmen mit Hilfe des
gi­o­­­nalen Strukturwandel zu gestalten. Vor diesem Hinter-                                                                          Ziele des Modellvorhabens                                        erarbeiteten Konzeptes:
grund wurde 2006 die Entwicklungsgesellschaft indeland                Das indeland ist die erste Teilregion des Rheinischen           Im Modellvorhaben sollen für die Kommunen des inde-              o Ressourceneffizientes Bauen (‚Faktor X‘)
GmbH (EwiG) gegründet.                                                Braun­kohlereviers, die vom Ende des Kohleabbaus betrof-        landes finanzielle Einspar-, Ertrags- und Synergiepoten-         o Mobilstationen
                                                                      fen sein wird. Das indeland ist innerhalb der Innovations-      ziale individuell identifiziert und darauf aufbauend neue        o interkommunale Gewerbegebiete
Das indeland wird maßgeblich durch den Braunkohletage-                region Rheinisches Revier Modellraum für die Entwick-           Strategien für einen ressourcenschonenden Umgang mit          →→ Optimierungsoptionen ableiten
bau und den damit einhergehenden Strukturwandel geprägt,              lungsinitiativen der benachbarten Tagebaue Hambach und          finanziellen Mitteln entwickelt werden. Dabei werden vier     →→ Übertragbarkeit prüfen und Handlungsempfehlungen
der es zu einem attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum               Garzweiler I/II.                                                inhaltliche Teilziele verfolgt:                                  formulieren

18       Lebendige Regionen – aktive Regionalentwicklung als Zukunftsaufgabe                                                                                                                                                              Die Modellregionen       19
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