Gilbert & George Ehrengast der BRAFA 2019 - BRAFA Art Fair
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Gilbert & George Ehrengast der BRAFA 2019 Vor einem halben Jahrhundert sind Gilbert & George zu ihrer Entdeckungsreise durch die moderne Welt aufgebrochen. Als Living Sculptures schaffen sie seitdem – stets zusammen und stets allein – erbittert Anti-Kunst – emotionsgesteuert, poetisch, ursprünglich. Wir freuen uns, Ihnen Gilbert & George als unseren Ehrengast der Brafa 2019 vorzustellen. Früh am Morgen. Die Künstler begeben sich in Jeff’s Café in der nahe gelegenen Brune Street, um dort zu frühstücken. Sitzend: George Crompton und Tara McKerr, Freunde des Künstlerpaars. Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert & George und White Cube. Kurzbiographie Gilbert wurde im Jahr 1943 in den Dolomiten, Italien, geboren; George erblickte 1942 das Licht der Welt in Devon, Großbritannien. Ihr künstlerischer Werdegang ist von zahlreichen bedeutenden Gruppen- und Einzelausstellungen geprägt. So stellten sie beispielsweise 1985 auf der Carnegie International in Pittsburgh aus, wurden 1984 für den Turner Prize nominiert und gewannen diesen im Jahr 1986. 2005 konnte man das Künstlerpaar auf der 51. Internationalen Biennale di Venezia bewundern. Zu den Einzelausstellungen zählen: Whitechapel Art Gallery, London (1971–72); National Gallery, Beijing and Shanghai Art Museum (1993); Stedelijk Museum, Amsterdam (1995–96); Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (1998); Serpentine Gallery, London und Kunsthaus Bregenz (2002); Kestnergesellschaft, Hannover (2004–05); Tate Modern, London und Haus der Kunst, München (2007); Brooklyn Museum of Art, New York und Philadelphia Museum of Art (2008); ‘Jack Freak Pictures’, CAC Malaga, Museum of Contemporary Art, Zagreb und Palais des Beaux Arts, Brüssel (2010); Deichtorhallen, Hamburg und Kunstmuseum Linz (2011); Laznia Centre for Contemporary Art Gdansk (2011–12) und MKM Museum Küppersmühle, Duisburg (2012).
Was ist Gilbert & George? Gilbert und George sind zwei Männer, die zusammen als ein Künstler auftreten: Gilbert & George. Die Vision, die Gilbert & George miteinander teilen, ist die von ihnen verkörperte Kunst. Daher sind Gilbert & George gleichzeitig auch die Kunst von Gilbert & George. Die Kunst von Gilbert & George basiert eher auf Gefühlen und Emotionen als auf dem Intellekt. Gilbert & George sind ein vollkommen moderner, unabhängiger und visionärer Künstler. Die Vision von Gilbert & George erschließt sich zunächst aus ihrer besonderen, einzigartigen Sicht der Dinge, ihrer Experimentierfreude und ihrer Art, das Leben zu feiern. Gleichzeitig umfasst die Vision von Gilbert & George die Art, wie sie Kunst schaffen und Kunst betrachten. Inspirationsquelle und Gegenstand der Kunst von Gilbert & George ist das moderne Leben. Das Leben von Gilbert & George ist Kunst. Zusammen mit dem Betrachter erforschen Gilbert & George ihre Gefühle in ihrer Kunst und stellen sie auf die Probe. Auf Spaziergängen durch ihr Wohnviertel, dem Londoner East End, beobachten Gilbert & George die Lebensbedingungen in einer modernen Welt. Beschleunigung, Religion, Politik, Business, Langeweile, Freizeit, Feierlichkeiten, Gewalt, Geld, Geschichte, Armut, Alter, Sexualität, Arbeit, Hoffnung, Neuheiten, Krankheit, Sehnsüchte, Rausch, Schönheit, Verfall, Liebe, Verzweiflung; die radikalisierte Welt; die virtuelle Welt. Sie erfassen den Alltag und die Gefühle ihrer Mitmenschen – aus allen Gesellschaftsschichten: die schnelle, moderne, multikulturelle und multitechnologische Welt. Büroangestellte ebenso wie Junkies. Sie nehmen das gesamte Spektrum des menschlichen Verhaltens wahr. Gilbert & George beobachten das einem steten Wandel unterworfene Großstadtleben, wie andere das Wetter oder die unaufhaltsame Strömung eines breiten Stroms. In ihrer Vision haben sich Gilbert & George zu kompromisslosem Realismus und gleichzeitig tiefer Romantik verpflichtet. Den Gegenständen in ihrer Kunst verleihen sie eine außergewöhnliche und reichhaltige Atmosphäre. Aus Gewöhnlichem fördern sie übersteigerte oder verstörte Emotionen zu Tage. Ihre Vision ist einzigartig und – dank der hervorgerufenen bekannten Gefühle – doch verbindend. In ihrer Vision vereinen Gilbert & George Klarheit und übersteigerte Gefühle. Ihre Kunst entstammt einer Balance zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. Michael Bracewell, 2017
Brafa 2019: Fünf Bilder von Gilbert & George Die Auswahl der fünf auf der Brafa ausgestellten Bilder erfolgte durch Gilbert & George persönlich. Es sind Bilder aus ihren jüngsten bedeutenden Serien: „JACK FREAK PICTURES“ (2008), „LONDON PICTURES“ (2010), „SCAPEGOATING PICTURES“ (2013) und „BEARD PICTURES“ (2016). Die „JACK FREAK PICTURES“ (2008) Die „JACK FREAK PICTURES“ zählen zu den emblematischsten, aus philosophischer Sicht scharfsinnigsten und optisch brutalsten Bildern, die Gilbert & George jemals geschaffen haben. Das dominierende Bildelement ist der Union Jack – international bekannt, abstrakt, geometrisch und zugleich ein gesellschaftlich und politisch aufgeladenes Symbol, dessen Bedeutung das gesamte Spektrum von zeitgenössischer Mode bis hin zu aggressivem Nationalstolz umspannt. Ebenso hervorstechend sind Gilbert & George selbst in einer Vielzahl an Erscheinungsformen: tanzend, verdrießlich, heulend, beobachtend, wartend. Ein Element, das eine Verbindung zwischen den „JACK FREAK PICTURES“ zu fast allen zuvor vom Künstlerpaar geschaffenen Werken herstellt. Manchmal sind ihre Körper unversehrt, ein anderes Mal fragmentiert oder verzerrt. Ausnahmslos fungieren sie sowohl als Subjekt wie auch als Objekt, Kunstwerk und Künstler. Sie sind die Darsteller des epischen, komplexen Bilddramas, das sie geschaffen haben. HANDBALL, 2008, 302 x 444 cm Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert & George, White Cube und Albert Baronian Die „LONDON PICTURES“ (2011) Mit den „LONDON PICTURES“ geben Gilbert & George einen epischen Überblick über das moderne Großstadtleben in seiner Unbeständigkeit, Tragik, Absurdität und alltäglichen Gewalt. Auf brutale, deklamatorische Weise beunruhigen diese Bilder den Betrachter und stimmen ihn nachdenklich. Ihr Entstehungsprozess erstreckt sich über mehrere Jahre, in denen die Künstler annähernd 4.000 Schlagzeilen aus Zeitungen gesammelt, sortiert und nach Themen geordnet haben. In ihrer Klarheit und durch ihre Einblicke in den realen Alltag einer Metropole erinnern die „LONDON PICTURES“ an Romane von Charles Dickens und sind in ihrer Sensibilität dennoch ultramodern.
Durch ihren direkten Bezug auf das alltägliche Großstadtleben ermöglichen die „LONDON PICTURES“ der zeitgenössischen Gesellschaft, sich selbst in ihrer eigenen Sprache wiederzugeben. Wie Phantome oder Seher scheinen Gilbert & George durch die einer moralischen Prüfung unterzogene Stadtlandschaft zu schweben, mal aufmerksam, mal abgelenkt, als würden ihre Geister genau die von ihnen beschriebenen Straßen und Gebäude aufsuchen. Die „LONDON PICTURES“ scheinen wie ein großer visueller Roman, der dem Betrachter urteilsfrei die unablässige Abfolge des städtischen Dramas in all seinen Abstufungen von Hoffnung und Leid enthüllt. Michael Bracewell, 2012 TEACHER STRAIGHT, 2011, 302 x 317 cm Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert & George, White Cube und Albert Baronian Die „SCAPEGOATING PICTURES“ (2013) Die „SCAPEGOATING PICTURES“ sind eine rigorose Beschreibung der unbeständigen, angespannten, beschleunigten und mysteriösen Realität unserer zunehmend von Technik, verschiedenen Glaubensrichtungen und Kulturen geprägten Welt. Eine Welt, in der Paranoia, Fundamentalismus, Überwachung, Religion, Schuldzuweisungen und Opferrollen die moralischen Schattenseiten des städtischen Charakters darstellen. Gilbert & George sind in den „SCAPEGOATING PICTURES“ als zerschlagene, geistartige Formen zu erkennen – maskiert, als grotesk herumtollende Skelette oder auch emotions- und teilnahmslos. Die „SCAPEGOATING PICTURES“ sind zugleich Festigung und Fortsetzung der Kunst von Gilbert & George. Sie zeigen die moderne Menschlichkeit, die sich einem säkularen Realismus verschrieben hat, die Freidenkertum und das Prinzip der Willensfreiheit befürwortet und jegliche Formen des Fanatismus ablehnt. Die Darstellung Unheil verkündender Bomben dominiert die „SCAPEGOATING PICTURES“ und wird beinahe zur bildsprachlichen Signatur dieser neuen Bildergruppe. Diese von den Künstlern auf ihren morgendlichen Spaziergängen von Straßenrändern und Seitengassen aufgesammelten, die Form von Bomben imitierenden Behälter beinhalteten Distickstoffmonoxid, auch unter der Bezeichnung Lachgas bekannt. Nach Inhalation kann das Gas Euphorie, Halluzinationen und unkontrollierte Lachanfälle auslösen. Diese „Bomben“ durchziehen alle „SCAPEGOATING PICTURES“ und rufen beim Betrachter Assoziationen auf Terrorismus, Krieg und schonungslose industrielle Brutalität hervor.
In Anklang an die Maxime des bedeutenden viktorianischen Architekten A.W.N. Pugin „Kein Stil, sondern ein Prinzip“ bekräftigt und verstärkt die Vision der „SCAPEGOATING PICTURES“ die historisch symbolträchtige Kunst von Gilbert & George in ihrem unermüdlichen, emotionalen und tiefen Engagement gegenüber dem Betrachter und der modernen Welt. SFG, 2013, 302 x 381 cm Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert & George, White Cube und Albert Baronian Die „BEARD PICTURES“ (2016) Düster, irre, nackt, grell – die „BEARD PICTURES“ konfrontieren den Betrachter mit einer beunruhigenden Vision von der modernen Zeit. Eine Aneinanderreihung von Symbolen – Ruinen, Stacheldraht, groteske, comicartige Karikaturen von Gilbert & George – beherrschen die Stimmung. Das vereinheitlichende Motiv dieser verrückten, paranoiden Märchenbilder ist der Bart, der eine Steigerung bis in die surrealistische Darstellung erfährt. Der Rückgriff auf das Emblem angesagter Jugendlicher der Millennium-Generation ist weltlich und geistlich zugleich, und in den „BEARD PICTURES“ sowohl Maske als auch Sinnbild: ein Zeichen der Zeit. Michael Bracewell BEARD MAD, 2016, 317 x 452 cm BEARD RAIDS, 2016, 302 x 380 cm Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert & George, Mit freundlicher Genehmigung von White Cube und Albert Baronian Gilbert & George, White Cube und Albert Baronian Weitere Informationen auf: www.gilbertandgeorge.co.uk
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