Spektrum Dermatologie - wissenswert, kompakt, anregend

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Spektrum Dermatologie - wissenswert, kompakt, anregend
KALEIDOSKOP
                                                           Kompass Dermatol 2021;9:107–110
                                                           DOI: 10.1159/000515789

Spektrum Dermatologie –
wissenswert, kompakt, anregend

                                                                                    Luftgetragene Pollen erklären im Durchschnitt 44 Prozent der
                                                                                    Varianz der Infektionsraten
                                                                                    Foto: Akin auf Unsplash

Technische Universität München            |

Covid-19-Risiko steigt bei Pollenflug

Fliegen viele Pollen in der Außenluft, kommt               Das Team zeigte, dass luftgetragene Pollen           eigentlich heilsame Entzündungsreaktion
es zu erhöhten Infektionsraten mit SARS-                   im Durchschnitt 44 Prozent der Varianz der           wird beeinflusst. Wenn viele Pollen fliegen,
CoV-2. Dies hat ein internationales Team un-               Infektionsraten erklären können – manchmal           kann die Zahl der Atemwegserkrankungen
ter der Leitung von Forschenden der Techni-                spielten hier aber auch Luftfeuchtigkeit und         daher ansteigen – dies gilt auch für Covid-
schen Universität München (TUM) und des                    Lufttemperatur eine Rolle. An Orten ohne             ­19. Dabei spielt es keine Rolle, ob Betroffene
Helmholtz Zentrums München mit einer                       Lockdown-Regelungen stieg die Infektions-             an Allergien gegenüber diesen Pollen lei-
breit angelegten Studie gezeigt. Angehöri-                 rate im Schnitt um 4 Prozent, wenn sich die           den oder nicht.
ge von Hochrisikogruppen könnten sich                      Anzahl der Pollen in der Luft um 100 pro Ku-          «Man kann nicht vermeiden, luftgetragenen
durch das Beobachten von Pollenflugvor-                    bikmeter erhöhte. Der Grund: Wenn Pollen              Pollen ausgesetzt zu sein», sagt Stefanie Gil-
hersagen und ein entsprechendes Tragen                     fliegen, reagiert die Körperabwehr in abge-           les, ebenfalls Erstautorin der Studie. «Perso-
von Staubfiltermasken schützen.                            schwächter Form auf Viren der Atemwege,               nen, die zu Hochrisikogruppen gehören, soll-
Unter der Federführung von Erstautor Atha-                 die verantwortlich für Schnupfen und Erkäl-           ten deshalb darüber informiert sein, dass er-
nasios Damialis sammelte das Team am Lehr-                 tungen sind. Wenn ein Virus in den Körper ge-         höhte Pollenkonzentrationen in der Luft
stuhl für Umweltmedizin an der TUM Daten zu                langt, produzieren infizierte Zellen üblicher-        anfälliger gegenüber viralen Infekten der
Pollenkonzentrationen in der Luft, zu meteo-               weise Signalproteine – auch bei SARS-CoV-2.           Atemwege machen.»
rologischen Bedingungen und zu SARS-CoV-                   Diese sogenannten antiviralen Interferone             Was also können Personen, die Risikogrup-
2-Infektionen – dabei wurden die Variationen               rufen benachbarte Zellen dazu auf, ihre anti-         pen angehören, tun, um sich zu schützen?
der Infektionsrate von Tag zu Tag oder auch                virale Abwehr zu verstärken, um die Eindring-         Letztautorin Claudia Traidl-Hoffmann, Pro-
die Gesamtzahl positiv Getesteter berücksich-              linge in Schach zu halten. Außerdem wird              fessorin für Umweltmedizin, rät, in den
tigt. In ihre Berechnung bezogen die Wissen-               eine ausbalancierte Entzündungsreaktion ak-           nächsten Monaten die Pollenflugvorhersa-
schaftlerinnen und Wissenschaftler auch Da-                tiviert, um die Viren zu bekämpfen.                   gen zu Rate zu ziehen. Sie sagt: «Staubfilter-
ten zu Besiedelungsdichte und zu Effekten                  Ist allerdings die Pollenkonzentration in der         masken zu tragen, wenn die Pollenkonzen-
von Lockdowns ein. Die 154 Forschenden                     Luft hoch und werden neben Viren auch                 tration hoch ist, kann das Virus und den Pol-
analysierten Pollendaten von 130 Stationen in              Pollen eingeatmet, werden weniger solcher             len gleichermaßen von den Atemwegen
31 Ländern auf 5 verschiedenen Kontinenten.                antiviralen Interferone produziert. Auch die          fernhalten.»

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Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG)
Fortgeschrittener schwarzer Hautkrebs: Immun- und zielgerichtete Therapie verhindern Rezidive und
verlängern das Leben

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa           gen wird.» Die Risikofaktoren UV-Strahlung         Das hat sich komplett geändert durch zwei
23 000 Menschen neu an schwarzem Haut-             und Solarium würden offenbar noch immer            wichtige neue Therapieprinzipien: Entdeckt
krebs. Anders als der weitaus häufigere und        unterschätzt, so der Beauftragte für die Öf-       wurden sogenannten Treibermutationen im
nicht lebensbedrohliche helle Hautkrebs ist        fentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermato-         Tumor, die für das Überleben und Wachstum
das maligne Melanom für fast 3 000 Todes-          logischen Gesellschaft (DDG).                      der Krebszellen relevant sind.
fälle jährlich verantwortlich, denn es bildet      Wenn schwarzer Hautkrebs früh erkannt              Die zweite Entwicklung sind Krebs-Immun-
deutlich häufiger Metastasen. Die Erkran-          wird, kann die operative Entfernung des Tu-        therapien mit sogenannten Checkpoint-­
kungszahlen des schwarzen Hautkrebses              mors bei vielen Patientinnen und Patienten         Blockern, die auch untereinander kombiniert
steigen seit einigen Jahren an. Professor Dr.      zur Heilung führen. «Je größer der Tumor ist       werden.
med. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Haut-   und je weiter er sich ausgebreitet hat, umso       Die Überlebenschancen können mit der
krankheiten am Universitätsklinikum Jena,          mehr sinken die Heilungschancen», erklärt          Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren
                                                                                                      ­
vermutet, dass dies auch mit der 2008 einge-       Professor Dr. med. Carola Berking, Direktorin      deutlich verbessert werden. «Schon die ersten
führten Hautkrebs-Früherkennung zu tun             der Hautklinik am Universitätsklinikum Erlan-      Studienergebnisse mit diesen Antikörpern
hat. «Hautärztinnen und Hautärzte entde-           gen und stellvertretende Vorsitzende der Ar-       waren erfolgreich. Nun zeigen uns 5-Jahres-
cken Melanome immer häufiger in einem              beitsgemeinschaft Dermatologische Onko-            Langzeitdaten, dass die PD1-Checkpoint-Inhi-
frühen Stadium, was die Behandlungsmög-            logie (ADO). Bis vor wenigen Jahren gab es         bitoren Nivolumab und Pembrolizumab das
lichkeiten und Heilungschancen verbessert.         für die Behandlung von Patientinnen und            Gesamtüberleben bei Patientinnen und Pati-
Tatsache ist aber auch, dass häufig immer          Patienten mit metastasiertem malignen Me-          enten mit fortgeschrittenem bzw. metasta-
noch sorglos mit den Themen Sonnen-                lanom keine Arzneimittel, die das Gesamt-          siertem Melanom auch nachhaltig signifikant
schutz und Solariumsnutzung umgegan-               überleben signifikant messbar verlängerten.        verlängern», sagt Berking.

Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG)
Neue S2k-Leitlinie zur Teledermatologie

Telemedizin ist eine zeitgemäße Ergänzung          ße Chancen in der Telemedizin, um Therapie,        Anders sieht es bei der Psoriasis aus. Eine Erst-
für die Versorgung von Patientinnen und Pa-        Therapiemanagement, Nachsorge und die              diagnostik soll nicht allein auf der Basis eines
tienten mit Hauterkrankungen, wenn sie             Patientenschulungen zu verbessern» sagt            teledermatologischen Befundes erfolgen;
fachärztlichen Qualitätsstandards entspricht.      Professor Dr. med. Peter Elsner, Beauftragter      der Therapieverlauf kann aber gut mit einer
Um diese im Bereich der Teledermatologie           für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Der-       Store‐and‐Forward‐Technologie (SaF) oder
zu definieren, hat die Deutsche Dermatologi-       matologischen Gesellschaft (DDG) und einer         der Realtime‐Technologie begutachtet wer-
sche Gesellschaft e.V. (DDG) zusammen mit          der Leitlinienautoren. Es gibt in der Dermato-     den. Auch bei der Neurodermitis führt kein
dem Berufsverband der Deutschen Derma-             logie eine jahrzehntelange Erfahrung mit te-       Weg an der Präsenzuntersuchung für die
tologen (BVDD) als erste Fachgruppe eine           ledermatologischen Verfahren, aber bislang         Erstdiagnostik herum. Beim Hautkrebs soll
S2k-Leitlinie zu diesem Thema veröffentlicht,      lag nur ein Leitfaden vor, nicht jedoch eine       die Primärdiagnostik sowohl beim hellen als
in der auf der Basis derzeit verfügbarer Evi-      Leitlinie, die systematisch alle zur Verfügung     auch beim schwarzen Hautkrebs nicht allein
denz Anwendungsfelder der Teledermato­             stehenden und aussagekräftigen Studien er-         aufgrund von KI-Lösungen erfolgen. «Die
logie benannt und bewertet werden.                 fasste und auswertete.                             Daten zeigen, dass bisher noch die Präsenz-
Ausgehend von mehreren Hundert ausge-              Untersucht haben die Leitlinienautorinnen          diagnostik, ggf. unterstützt durch digitale
werteten Studien gibt die neue S2k-Leitlinie       und -autoren fünf häufige dermatologische          Techniken, der alleinigen digitalen Befun-
Teledermatologie Empfehlungen, bei wel-            ­Erkrankungen: Psoriasis, Neurodermitis, Haut-     dung überlegen ist», erklärt Professor Dr.
chen Erkrankungen wie beispielsweise Pso-           krebs, chronische Wunden und weitere Haut-        med. Matthias Augustin, Leitlinienkoordina-
riasis, Neurodermitis, Hautkrebs und chroni-        krankheiten. Beim Thema Wundversorgung            tor und Direktor des Instituts für Versor-
schen Wunden teledermatologische Verfah-            bestätigt die Leitlinie der Teledermatologie      gungsforschung in der Dermatologie und
ren die Diagnose- und Therapieergebnisse            viele positive Effekte. Das beginnt bereits mit   bei Pflegeberufen.
verbessern.                                         der Primärdiagnostik durch teledermatologi-       «Sollte die Leitlinie Teledermatologie andere
«Teledermatologie sollten wir dort einsetzen,       sche Verfahren, die empfohlen werden kön-         Fachgruppen ermuntern, ihre Erkenntnisse
wo sie der Versorgung der Patientinnen und          nen, über die Verlaufskontrolle bis hin zur       zu telemedizinischen Anwendungen eben-
Patienten hilft, also frühe Diagnosen und Be-       ­Schulung beim Verbändeanlegen durch Pfle-        falls in Leitlinien zu überführen, würde uns
handlungen möglich macht. Wir sehen gro-             gepersonal.                                      das freuen», ergänzt Elsner.

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                         DOI: 10.1159/000515789
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Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Heuschnupfen: Per App zum Klimaforscher werden

Forschen vor der eigenen Haustür: Interessier-      Geplagte zu erstellen, und zum anderen, Da-
te Bürgerinnen und Bürger sind ab sofort ein-       ten für die Erforschung des Klimawandels und
geladen, sich über eine kostenlose App aktiv        seiner Auswirkungen zu sammeln.
an der Klimaforschung zu beteiligen. Der Clou:      Mitmachen ist denkbar einfach: Es genügen
Wer mitmacht bekommt auch etwas zurück,             das eigene Smartphone oder PC und ein Gang
nämlich beispielsweise Handwerkszeug, um            vor die Haustür. Wo und wann blühen in mei-
mit einer Pollenallergie besser zurechtzukom-       ner Heimat Birke, Hasel oder Gräser? Durch die
men. Die App ist Teil des Verbundprojekts           kollektive Erfassung allergener Pflanzenarten       Über die BAYSICS-App können Bürgerinnen und Bürger
­BAYSICS. Zuständig für den Bereich Pollen ist      entsteht nach und nach eine Risikokarte. So         nicht dabei helfen, Wissen über die Folgen des Klimawan-
                                                                                                        dels zu sammeln, sondern bekommen auch praktische
 Geographie-Professorin Dr. Susanne Jochner-        kann ein Pollenallergiker bald einfach nach-
                                                                                                        Hilfe – etwa bei Pollenallergien. Foto: Nowak/upd
 Oette von der Katholischen Universität Eich-       schlagen, welche Gegenden er besser meiden
 stätt-Ingolstadt (KU).                             sollte. Außerdem kann der Nutzer ein Tage-          scherinnen haben hier ergänzend ein Pollen-
 Dr. Susanne Jochner-Oette, Professorin für         buch über seine Symptome führen.                    messnetz installiert, um weitere Fragen zu be-
 Physische Geographie / Landschaftsökolo-           Die Eichstätter Pollenforschung ist Teil des Ver-   arbeiten. Unter anderem ist geplant, die Daten
 gie und nachhaltige Ökosystementwicklung           bundprojekts BAYSICS des Bayerischen Netz-          zur Pollenkonzentration mit den Symptom-
 an der KU, erklärt den Zusammenhang so:            werks für Klimaforschung. In mehreren Teilpro-      Daten aus der App zu vergleichen. So könne
 «Bei höheren Temperaturen werden die Pol-          jekten wird dort untersucht, wie sich der Klima-    man abschätzen, ob eine hohe Belastung der
 lenkörner häufig in größeren Mengen pro-           wandel auf Pflanzen und Tiere in Bayern             Luft immer einhergeht mit einer hohen Belas-
 duziert und früher freigesetzt. Zudem ent-         auswirkt. «Wir möchten dafür sensibilisieren,       tung der Menschen. «Wenn zum Beispiel die
 halten sie meist mehr Allergene und wirken         dass der Klimawandel überall stattfindet und        Pollenkonzentration in der Luft gering ist, aber
 deshalb aggressiver.»                              auch in unserem Leben in Bayern deutliche           die Symptome beim Menschen stark, könnte
 Susanne Jochner-Oette und ihre Doktorandin         Auswirkungen zeigt», sagt Prof. Dr. Susanne         das auf eine gestiegene Aggressivität der Pol-
 Johanna Jetschni wollen hier helfen. Im Mittel-    Jochner-Oette.                                      len hindeuten», erklärt Jochner-Oette.
 punkt steht dabei die kostenlose Web-App           Besonders in der Region rund um Eichstätt           Wer mitmachen möchte, kann sich unter
 «BAYSICS». Die Nutzer werden durch wenige          und Ingolstadt hoffen Jochner-Oette und ihre        http://www.baysics.de die App herunterladen
 Klicks zu «Citizen Scientists» und helfen zum      Doktorandin Johanna Jetschni auf viele Teil-        und seine Beobachtungen eintragen. Auch
 einen dabei, eine Risikokarte für Heuschnupfen-­   nehmerinnen und Teilnehmer. Die beiden For-         die Risikokarte für Allergiker findet sich dort.

Medizinische Hochschule Hannover
Forschen für die Schwächsten

Ebenso wie SARS-CoV-2 können auch andere            Professorin Dr. Sabrina Schreiner widmet sich       Fresszellen geheilt werden können, die aus
Krankheitserreger für manche Menschen sehr          den Adenoviren, die Bindehautentzündun-             menschlichen Stammzellen im Labor gezüch-
gefährlich sein. Um Infektanfällige besser vor      gen, Magen-Darm-Beschwerden oder Lun-               tet werden. Professor Lachmann arbeitet in
Viren und Bakterien schützen zu können, ar-         genentzündungen verursachen können.                 der MHH-Klinik für Pädiatrische Pneumologie,
beiten mehr als 50 Forschungsteams unter            Diese Viren sind für Menschen mit einem ge-         Allergologie und Neonatologie.
­Leitung der Medizinischen Hochschule Han-          schwächten Immunsystem besonders ge-                Von SARS-CoV-2 wissen wir inzwischen, dass
 nover (MHH) im Exzellenzclusters RESIST zu-        fährlich. Doch auch bei Gesunden können sie         Mutationen die Eigenschaften von Viren ver-
 sammen. Die VolkswagenStiftung und das             Lungenentzündungen auslösen, die tödlich            ändern können. Doch auch bei Bakterien ist
 Land Niedersachsen unterstützen RESIST nun         verlaufen. Um neue Ansatzpunkte für die             dies der Fall. Welchen Einfluss Mutationen auf
 mit einer Million Euro aus dem «Niedersächsi-      Entwicklung von Medikamenten und Impf-              die krankmachende Wirkung von Bakterien
 schen Vorab». Das Geld nutzen 4 RESIST-­           stoffen zu finden, untersucht Professorin           und auf ihre Antibiotika-Resistenz haben –
 Professorinnen und -Professoren für ihre For-      Schreiner im MHH-Institut für Virologie, wie        das erforscht Professor Dr. Marco Galardini
 schung. «Wir freuen uns sehr über die zusätz­      sich das Virus in der Zelle vermehrt.               am Institut für Molekulare Bakteriologie des
 liche substanzielle Unterstützung der vier im      Um Lungenentzündungen dreht sich auch               TWINCORE – Zentrums für Experimentelle
 Jahr 2020 neu berufenen RESIST-W2-Profes­          die Arbeit von Professor Dr. Nico Lachmann: Er      und Klinische Infektionsforschung. Sein Ziel
sorinnen und -Professoren, die unsere For-          erforscht bestimmte Immunzellen, die Bakte-         ist es, mit Hilfe der Bioinformatik und der
 schungsbereiche mit ihrer Expertise berei-         rien und Viren beseitigen können – die soge-        ­Molekularbiologie vorhersagen zu können,
 chern, unterstützen und ergänzen», sagt            nannten Fresszellen (Makrophagen). Sein Ziel         wie sich die Unterschiede im Erbgut der Erre-
 ­RESIST-Sprecher Professor Dr. Thomas Schulz.      ist es, dass Lungeninfektionen mit Hilfe von         ger weiterentwickeln.

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Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG)
Anerkennung beruflich bedingter Hauterkrankung zwingt nicht mehr zur Job-Aufgabe

Hautkrankheiten, vor allem Handekzeme,           fast 20 000 gemeldeten BK 5101-Verdachts-         Patienten leiden stark unter den Belastungen,
führen mit Abstand die Statistik der gesetzli-   fälle lag im Jahr 2019 mit nur 383 Fällen unter   die mitunter dazu führen, dass der Beruf aufge-
chen Unfallversicherung an. Eine Anerken-        zwei Prozent. Bei den etwa 7500 BK-Meldun-        geben werden muss. Früh intervenieren ist das
nung als Berufskrankheit war bislang schwie-     gen zu Hautkrebsarten und ihren Vorstufen         Handlungsgebot – das gut etablierte Haut-
rig, es sei denn, man gab den Beruf auf. Das     waren es mit 3766 Anerkennungen dagegen           arztverfahren sollte auch in Zukunft die Rich-
nun geänderte Berufskrankheitenrecht er-         über 50 Prozent. «Wenn jetzt die Anerken-         tung weisen», betont Elsner. Mit der Gesetzes-
möglicht Betroffenen jetzt die Anerkennung       nungsquote für die BK 5101 in die Tausende        änderung bestehe die Gefahr einer Präven­
als Berufskrankheit, auch wenn sie weiter in     geht, wird sich das ganz erheblich auf die        tionslücke.
dem Beruf arbeiten.                              dermatologische Versorgung auswirken, da          Die DDG-Experten begrüßen ausdrücklich,
Die Deutsche Dermatologischen Gesell-            in all diesen Fällen dann die gesetzliche Un-     dass sich die gesetzliche Unfallversicherung er-
schaft e.V. (DDG) weist darauf hin, dass das     fallversicherung dauerhaft zuständig für die      klärt hat, mit den Hautärztinnen und Hautärz-
bewährte «Hautarztverfahren» mit seinem          Behandlung ist», erklärt Skudlik, der auch Vor-   ten das gemeinsame Hautarztverfahren als ef-
auf Behandlung und Prävention basierenden        sitzender der Arbeitsgemeinschaft Berufs-         fektives Präventionsverfahren auch bei Berufs-
Ansatz nicht eingeschränkt werden sollte,        und Umweltdermatologie der DDG ist.               krankheitenanzeigen fortzusetzen. Betroffene,
damit keine «Präventionslücken» entstehen.       Mögliche Gefahren sieht der Experte darin,        die in hautbelastenden und gleichzeitig häufig
Zum 1. Januar 2021 ist eine Änderung des         dass im Zuge dieser weitreichenden Reform         auch systemrelevanten Berufen arbeiten, soll-
Berufskrankheitenrechts in Kraft getreten.       das bewährte «Hautarztverfahren» einge-           ten dies nutzen und bei Hautbeschwerden
«Für die Beschäftigten steigt damit die          schränkt werden könnte.                           möglichst frühzeitig zur Hautärztin oder zum
Chance, dass ihre Erkrankung unabhängig          «Wenn berufsbedingte Hauterkrankungen zu          Hautarzt gehen, um zu verhindern, dass ihre
davon, ob sie wegen der hautgefährden-           spät erkannt und behandelt werden, kann die       Erkrankung chronisch und ihre Berufsaus-
den Tätigkeit den Job aufgeben oder ihre         Heilung sehr lange dauern. Patientinnen und       übung gefährdet wird.
Tätigkeit fortsetzen, als Berufskrankheit an-
erkannt wird», erklärt Professor Dr. med. Pe-
ter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrank-
heiten am Universitätsklinikum Jena und
Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit
der Deutschen Dermatologischen Gesell-
schaft (DDG).
«Die Abschaffung des Unterlassungszwangs
wird zu einem großen Anstieg der Anerken-
                                                   Unsere Hände werden
nungszahlen führen», prognostiziert Profes-       täglich stark durch Um-
sor Dr. med. Christoph Skudlik vom Institut         welteinflüsse belastet
für interdisziplinäre Dermatologische Präven-    – Handekzeme sind ent-
                                                        sprechend häufig.
tion und Rehabilitation an der Universität Os-   Foto: Sharon McCutcheon
nabrück. Der Anteil der Anerkennungen der                     auf Unsplash

110                     Kompass Dermatol 2021;9:107–110
                        DOI: 10.1159/000515789
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