GmbH: Investment Strategy & Research
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Redaktionsschluss 01.07.2021 32. Ausgabe Juli 2021 | www.i-s-r.de | info@i-s-r.de I S & R Investment-Report Im »I S & R Investment-Report« untersuchen wir das aktuelle Wirtschafts- und Marktgeschehen und schildern unsere Erwartung auf mittlere Sicht. Wir überwachen viele Indikatoren zeitnah und werden diesen Investment-Report aktualisieren, wenn sich unsere Einstellung grundlegend verändert. Bemerkungen die satirisch klingen, sind auch so zu verstehen! Übertreibungen und Seitenhiebe werden bewusst gesetzt. Aufziehende Gewitter nach einem schönen Hochsommertag … …haben wir in den letzten Tagen tatsächlich ausreichend chen haben wieder geöffnet, es kommt zu den erwarteten erlebt. Man weiß, dass irgendwann solche Gewitter kom- Nachholeffekten. Zusätzlich greifen langsam die diversen men, nur wo und wann sie genau zuschlagen, ist meist Konjunkturprogramme, die entweder aufgrund neuer Po- erst kurz vorher abzusehen. litik (USA) oder aufgrund von Corona-Hilfsmaßnahmen angekurbelt wurden. So oder so ähnlich stellt sich für uns die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten da. Die Volkswirtschaften laufen Gleichzeitig sehen wir in vielen Branchen komplett leer inzwischen überwiegend auf Vollgas. Die meisten Bran- geräumte Lager. Somit können wir auf der positiven Seite 1
vermerken, dass die Wirtschaft unter diesen Vorausset- Dosen seiner Drogen braucht ist leider nicht von der Hand zungen äußerst robust sein sollte. Selbst ein Nachfra- zu weisen. geeinbruch in einem der Segmente (der im Moment nicht In unserem Jahresausblick zeichneten wir in Summe abzusehen ist), könnte durch die anderen Aktivitäten aus- ein positives Bild für die Aktienmärkte im Jahr 2021. Die geglichen werden. Die extrem hohe Nachfrage von allen meisten Märkte haben seitdem zwischen 5% und 15% Seiten trifft aber auch auf die angesprochenen leeren La- zugelegt. Sogar der deutsche DAX-Index gehörte in die- ger und auf eine ganze Reihe von Problemen in den glo- sem Zeitraum mal wieder zu den besseren Indizes (+15%). balen Lieferketten. Das führt in vielen Bereichen zu mas- Auffällig ist die relative Schwäche chinesischer und japa- siv steigenden Preisen. Von offizieller Seite wird von einer nischer Aktien im ersten Halbjahr. Die Gründe für unsere vorübergehenden Inflationsspitze gesprochen. Wir sehen positive Einstellung haben wir ausführlich benannt – es das etwas kritischer. Die Gefahr, dass die Inflationsraten waren vor allem der Beginn der Corona-Impfungen, die aus dem Ruder laufen oder über einen längeren Zeitraum neue US Administration, die positiven Entwicklungen in anhalten werden, ist bei Betrachtung von Rohstoff- und Asien und – last but not least – das extrem niedrige US anderen Preisen durchaus gegeben. Und das könnte die Zinsniveau. Notenbanken dazu zwingen, schneller die Zinsen anzu- heben, als ihnen lieb ist. Immerhin wurde bereits das Inzwischen sind gut 6 Monate vergangen – und es hat Wording der Notenbanken geändert. Sprachen die Noten- sich doch einiges geändert. Nachfolgenden Chart haben banken bisher noch von quasi ewigen Zeiträumen für ein wir Ihnen in unserem letzten Ausblick gezeigt. Im Novem- Nullzinsumfeld, wurde jetzt ein mögliches Ende der Null- ber lagen die Zinssätze für amerikanische Staatsanleihen zinsphase für 2022/2023 in Aussicht gestellt. Natürlich je nach Laufzeit zwischen 0,1% und 1,5%. verkauft man das mit der Stärke der Wirtschaft – weshalb Sechs Monate später verharren die kurzfristigen Zinsen – höhere Zinsen bisher noch niemanden an den Kapital- aufgrund der Aktivitäten und Aussagen der Notenbanker märkten stören. – weiterhin bei rund 0,1%. ABER: In allen anderen Lauf- Aber es scheint doch so zu sein, wie wir in den letzten zeiten sind die Zinsen deutlich gestiegen. Hier liegen wir Jahren immer wieder geschrieben haben: Das Finanzsys- jetzt bei 0,9% bei den 5-jährigen Anleihen, 1,5% bei den tem ist von massiver Liquidität abhängig. Wenn versucht 10-jährigen Anleihen und 2,1% bei den 30-jährigen An- wird, den Hahn wieder zuzudrehen, kann es ganz schnell leihen. Natürlich will kein vernünftig denkender Mensch wieder zu negativen Kurskapriolen an den Märkten kom- einer völlig überschuldeten, ehemaligen Weltmacht, die men. Der Vergleich mit einem Junkie, der immer höhere sich in den letzten Jahrzehnten mehrfach selbst zerlegt Chart: Renditen US Staatsanleihen über 1, 5, 10 und 30 Jahre 2
IS&R Investment-Report hat, für 30 Jahre Geld leihen und dafür nur mit 2,1% Zin- Inflationsraten, würden die Schulden sich dadurch doch sen pro Jahr abgespeist werden. Aber so einfach sind Fi- wie von Geisterhand von selbst abbauen (in Relation zum nanzmärkte leider nicht. Viel wichtiger sind die Relatio- jeweiligen BIP). Hinzu kommt die Tatsache, dass die Politik nen zueinander. Bei langlaufenden Staatsanleihen sehen und die Politiker sich nach Corona für noch unverzichtba- wir jetzt wieder Zinsen, wie bereits vor Corona. rer erachten, als sie es sowieso schon immer taten. Dazu kommt eine neue, große Menge an Macht in Form von Das Argument des extrem billigen Geldes zählt somit jetzt Sonderregelungen wegen Corona und die neu gewonne- zum Großteil nicht mehr! ne Macht durch das viele frisch gedruckte Geld. Mit die- … nur dumm, dass es eines der Haupt-Argumente war für sem Geld will die Politik die Volkswirtschaft anschieben. den Anstieg! Trotzdem werden Aktien gekauft, als gäbe In einigen Fällen ist das dringend nötig (zum Beispiel für kein Morgen mehr – eben genau mit diesem Argument, die US Infrastruktur oder im deutschen Bildungswesen). dass die Zinsen so niedrig seien….was sie aber eben Die grundsätzliche Unfähigkeit der Politik mit fremdem nicht mehr sind, wenn man sie in Relation betrachtet und Geld umzugehen dürfte aber einem Großteil der geplan- nicht absolut. ten Projekte anhaften. Planungschaos, Bürokratiewahn und Korruption sind hier zu nennen. Wir »freuen« uns Wir befinden uns insgesamt in vielen Bereichen in ei- über den neu geplanten Bahnhof in Frankfurt –nach S21, ner sehr spekulativen Gemengelage, die wir hier stich- BER und Elbphilharmonie wird es endlich mal wieder Zeit punktartig zusammenfassen: für neue Großprojekte….Der Staat ist kein Unternehmer ► horrend hohe Fantasiebewertungen in manchen Titeln und er sollte es auch nicht sein. Die Politiker werden sich aber die neu gewonnene Macht nur schwer wieder neh- ► grenzenloser Optimismus men lassen wollen. ► (zu) hohes Vertrauen in die Institutionen Steuererhöhungen in den USA sind bereits angekündigt ► (irrsinnig) hohe Wertpapierkredite – auch in Europa werden wir – vermutlich nach der Bun- destagswahl im Herbst – ebenfalls deutliche Steuererhö- ► Historisch hohe Bewertung des Gesamtaktienmarktes hungen / »soziale Umverteilungen« und diverse andere (in den USA beträgt die Bewertung des Aktienmarkts Gerechtigkeits- Umwelt- und Moralabgaben sehen. 200% des US BIP´s) Auch das dürfte die Märkte mittelfristig belasten und ver- ► Spekulation von Kleinanlegern auf Rekordniveaus stärkend auf die Inflation wirken. ► die globale Staatsverschuldung wurde massiv erhöht Zu dieser Gemengelage kommt jetzt dazu, dass langsam Geopolitik aber sicher immer mehr »Risse im Fundament« sichtbar Die Geopolitik spielt im Moment in den Medien eine un- werden. So haben wir bereits einige Hedgefonds- und tergeordnete Rolle. Dabei gibt es »Spannungen« zuhauf, Bankenpleiten dieses Jahr gesehen. die schnell eskalieren können. Aus unserer Sicht passt hier einiges nicht mehr zusam- Russland men. Es gibt reihenweise Warnsignale – und alle werden Die Nato hält im Moment im Schwarzen Meer ein großes sie ignoriert. Militärmanöver ab, bei dem 30 Kriegsschiffe und 40 Flug- Natürlich kann man weiterhin begründet annehmen, dass zeuge beteiligt sind. Was würden unsere Medien wohl uns das Thema Corona jetzt weniger stark beschäftigt als dazu sagen, wenn China und Russland in der Nordsee in den letzten Monaten. Aber diesen Grund hatten wir vor oder im Atlantik nahe der französischen oder der ame- 6 Monaten auch schon benannt. Das ist also alles andere rikanischen Küsten ein großes Militärmanöver durchfüh- als neu. ren würden? Da die Nato ja immer ausschließlich friedlich agiert, nur gute Absichten hat und der Westen im All- Die langfristigen Konsequenzen des Dauer-Lockdowns gemeinen moralisch überlegen ist, ist das natürlich was sind mehr Staatsschulden, mehr Unternehmenspleiten, Anderes? (Vorsicht: Ironie) mehr Frust, mehr Spaltung in der Gesellschaft. Das be- deutet: Entweder werden die Schulden niemals zurück- Hier scheint mit zweierlei Maß gemessen zu werden gezahlt – was die historisch vielfach belegte, langfristige – wie auch in vielen anderen Dingen. Wenn in westli- Standarderwartung für Staatsschulden sein sollte – oder chen Gefängnissen ein Sexualverbrecher (Epstein), der man findet einen Weg, die Schulden wieder abzutragen. anscheinend die halbe Weltelite hätte belasten können, Das kann nur durch Steuererhöhungen, Enteignungen, sich plötzlich selbst erhängt oder wenn John McAfee sich »Notopfer« oder ähnliche Maßnahmen geschehen. Eben- angeblich selbst tötet, so ist das maximal eine Randnotiz falls »gern gesehen« sind (zeitlich begrenzte) (sehr) hohe wert. Wenn aber »böse« Mächte in diese Richtung aktiv 3
werden (Stichwort: Navalny und Kashoggi), dann ist das on und drohte China offen mit Krieg. Auch mit den ande- der große Skandal. ren Anrainern gibt es immer mehr Reibereien mit China. So dringen zum Beispiel chinesische Kampfjets regelmä- Diese Art von Doppelmoral ist leider Fakt. Sie spielt für uns ßig in die Hoheitsgebiete von Taiwan und Indonesien ein. und die Börsen aber nur eine untergeordnete Rolle. Und natürlich gibt es regelmäßige Militärmanöver von Die Spannungen zwischen Russland und der Nato wer- China in der Region. den durch das Manöver auf jeden Fall sicherlich nicht ab- Der Westen will hier natürlich nicht das Nachsehen haben. nehmen. Das hier durchaus »Explosionsgefahr« herrscht, So gehören groß angelegte Militärmanöver der USA zusam- hat die Situation der letzten Woche gezeigt, als Russland men vor allem mit Indien, Japan und Australien ebenfalls wohl Warnschüsse auf einen britischen Zerstörer abge- zur Tagesordnung. Hinzu gesellen sich – je nach Region geben hat. – noch Streitkräfte anderer Staaten. England und Frank- reich sind ebenfalls regelmäßig dabei – manchmal auch China Deutschland. Kurz nach der US Präsidentschaftswahl wur- China liegt mit Indien bereits seit längerem im Dauer- de dann auch die »First Fleet« reaktiviert. Die erste Flotte klinsch wegen Grenzstreitigkeiten an Indiens Nord- und der USA war bis 1973 für den westlichen Teil des Pazifiks Nordost-Grenzen. Erst kürzlich hat Indien 50.000 zusätz- zuständig. 48 Jahre nach ihrer Stilllegung wurde die Flot- liche Soldaten in die Region verlegt – hier stehen jetzt te nun wiederbelebt. Außerdem verstärkten die USA ihre über 200.000 Soldaten an der Grenze. Immerhin schaffen Truppenpräsenz mehr oder weniger im gesamten Pazifik- es solche Meldungen in die Rubrik »Sonstiges« bei man- Raum. Sind das alles Zeichen von Ruhe und Entspannung? chen Nachrichtensendern. China hat sich durch das One-Belt-One-Road Programm So gut wie gar keine mediale Beachtung finden bei uns weltweit viele Freunde, aber auch einige Feinde gemacht. die Ereignisse im südchinesischen Meer. Durch die massiven, strukturellen Veränderungen, die die- ses Programm mit sich bringt, wird in vielen Regionen die Die Situation lässt sich am besten als »chaotisch« bezeich- Grundlage für nachhaltiges Wachstum gelegt. Allerdings nen. ist es ganz offensichtlich, dass so manch eine Investition Das Südchinesische Meer umfasst eine Region, die rund eher geostrategisch-militärisch begründet ist. So besitzen 10-mal so groß ist wie Deutschland. Es geht um tausen- China oder chinesische Unternehmen inzwischen mehre- de von Inseln, Inselchen, Riffen, Steinbrocken und andere re Hochseehäfen auf der Welt – und von vielen wird ein »Eiländer«. Historisch gehörten diese Regionen über Jahr- ähnliches Erscheinungsbild berichtet: Militärisch abgerie- hunderte zu China. Durch alle möglichen Kriege, Ausein- gelte Hochsicherheitszonen und so gut wie keine Fracht- andersetzungen, Abkommen und Urteile ist die Situation schiffe. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. aber bestenfalls als »ungeklärt und offen« zu bezeichnen. Die Zeichen für China stehen nicht schlecht. Neben den Es geht hier nicht nur um das Territorium als solches, gerade angesprochenen neuen Freunden im Ausland sieht sondern auch um die Kontrolle der weltweit wichtigsten China, dass selbst massive Menschenrechtsverletzungen Schifffahrtsrouten, 30 Millionen Barell Erdöl, Fischerei, oder Brüche internationaler Abkommen quasi komplett Mineralien und Erze und natürlich um militärisch-strate- unbestraft bleiben. Wie sollte man sich auch gegen China gisch wichtige Punkte. wehren, hat China doch einen Großteil der globalen Wirt- schaft in seine direkte oder indirekte Abhängigkeit ge- Quasi jedes Anrainer-Land steht hier heute im Disput mit bracht. Wen stören da schon ein paar Minderheiten oder anderen Anrainern. China erhebt aber Anspruch auf das die Ausweitung der Macht in Hongkong. Ein Land – zwei gesamte chinesische Meer. Der größte Unterschied zur Si- Systeme? Gut für´s Marketing – aber unter der Decke läuft tuation in den letzten Jahren ist, dass China seine Inter- doch alles nach Plan für China. essen auch immer mehr durchsetzt. So sind im Frühjahr diesen Jahres 300 chinesische Schiffe nahe einiger von Den chinesischen Diplomaten wurde eine Diplomatie des den Philippinen beanspruchten Inseln aufgetaucht. Das Lächelns und der Sympathie verordnet. Gleichzeit wird waren natürlich alles nur Fischereiboote und Forschungs- die Tonwahl gegenüber Taiwan immer dramatischer. Wir schiffe, die Schutz vor schlechtem Wetter suchten (wäre können uns sehr gut vorstellen, dass China hier irgend- der Satz nicht von den Chinesen, könnte er aus unserer wann deutlich aktiver wird. Was sollte die Welt schon aus- sarkastischen Feder stammen ...). richten, wenn China sich die nächste kleine Insel nimmt? Wird man einen Weltkrieg wegen Taiwan riskieren? Oder Der Präsident der Philippinen Rodrigo Duterte (ein wasch- wird Taiwan dann doch ein Bauernopfer? echter Demokrat und Menschenfreund, wie wir alle wis- sen) reagierte wie gewohnt ruhig und gelassen (Vorsicht: Fakt ist, dass China durch das One Belt one Road Pro- Ironie!) – er schickte seinerseits Militärschiffe in die Regi- gramm unbestritten sehr viel Gutes für die Welt tut – aber 4
IS&R Investment-Report dadurch vergrößert es natürlich auch Macht und Einfluss Iran und kann seine Interessen immer weiter durchsetzen. Die Meinungen zum Iran gehen stark auseinander. Ist es Regelmäßig wird in diesem Zusammenhang auch berich- ein vom Westen in die Enge getriebenes Land, welches tet, wie böse das chinesische Programm sei – werden die nur zu überleben versucht? Ist es ein Terror-Regime, wel- Projekte in vielen Staaten doch mit chinesischen Krediten ches die westliche Welt auslöschen will? Oder trifft beides finanziert und die Länder so in eine mögliche Schulden- zu? falle getrieben. Aber: Hat unser US-zentrisches Finanzsys- Manch einer mag es für reinen Zufall halten, aber viele tem mit seinen »heiligen« Institutionen wie dem IWF oder Beobachter sehen hinter den Entwicklungen im Nahen der Weltbank es in den letzten Jahrzehnten großartig an- Osten einen iranischen Fahrplan, der abgearbeitet wird. ders gemacht? Wer geostrategisch oder wirtschaftlich in- Zumindest ist es schon sehr auffällig, dass wenige Tage teressant war, hat Kredite bis zum Abwinken bekommen. nach Inkrafttreten des China-Iran-Militär-Deals, die Ha- Wenn er sich nicht unterwerfen wollte, wurde alternativ mas im Gaza-Streifen damit begonnen hat, Israel mit in die Demokratie gebombt. Das soll das chinesische Mo- mehreren tausend Raketen anzugreifen. Das israelische dell nicht gutheißen, aber ist, bzw. war unser System hier Raketenabwehrsystem hat die meisten Raketen erfolg- moralisch wirklich so viel besser? reich abgefangen. Die Schäden blieben – in Anbetracht Chinas Einfluss auf der Welt wächst – oftmals nur unter- der Menge an Raketen – doch eher gering. Die Antwort schwellig oder mit Blick auf die Wirtschaft – wie man am Israels hingegen war umso stärker. Die Hamas wurde Hafen von Piräus in Griechenland wunderbar beobach- durch die israelischen Angriffe massiv geschwächt. ten kann. Aus einem Provinzhafen am äußersten Zipfel Der wichtige Punkt hierbei war aber, dass die Hamas von Europa mit gerade mal gut 400.000 Containern Jah- jetzt auch Raketen hat, die anscheinend bis Tel Aviv und resumschlag im Jahr 2008 werden hier inzwischen gut bis ganz in den Süden von Israel reichen. Bisher war die 6 Millionen Container pro Jahr umgeschlagen. Somit ist Reichweite deutlich geringer. Auch die mit den Rake- Piräus bereits der viertgrößte Hafen in Europa mit stark ten transportierte Sprengkraft hat im Vergleich zu früher steigender Tendenz. Ganz nebenbei werden noch rund deutlich zugenommen. Dass während dieser Auseinan- 19 Millionen Passagiere im Hafen befördert – was Piräus dersetzungen auch eine bewaffnete, iranische Kampf- zu einem der größten Passagierhäfen der Welt (!) macht. drohne abgeschossen wurde, die aus Nord-Ost nach Isra- Dieser Hafen ist sicherlich ein positives Paradebeispiel für el eingedrungen war, ging völlig unter. chinesische Investitionen im Rahmen des Seidenstraßen- Programms. Viele Beobachter sprechen von dem iranischen »Ring of Fire«. Der Iran würde demnach durch die Hamas im Gaza, Aber Chinas Einfluss erstreckt sich inzwischen auch auf die Hisbollah im Libanon, durch pro-iranische Milizen und andere Gebiete. So sehen wir immer mehr Einmischung iranische Militärs in Syrien und Irak, sowie auch durch die im Nahen Osten. Huthis im Jemen eben jenen »Ring of Fire« rund um die So wurde bereits seit Längerem ein Militärabkommen mit Erzfeinde Israel und Saudi Arabien ziehen. Demnach wa- dem Iran ausgehandelt. Das CSP (Comprehensive Strate- ren die Raketenangriffe nicht mehr als nur ein Testballon. gic Partnership) zwischen China und dem Iran erlaubt es Mit diesem Test wollte man sehen, was der israelische Iron der chinesischen Armee für 25 Jahre Truppen im Iran zu Dome kann, wie gut und schnell er funktioniert und welche stationieren – natürlich an einem strategisch gut gele- Kapazität er hat. Nach Schilderungen von israelischen Mi- genem Ort. Vielleicht hat der Iran dadurch die Hoffnung, litärs lagern im Süden Libanons über 150.000 (!) Raketen, China als eine Art Schutzmacht präsentieren zu können. die nur darauf warten gen Israel geschossen zu werden. Hinzu kommen chinesische Investitionen in Höhe von gut Sofern diese Beobachter Recht haben (zumindest hatten sie 400 Milliarden Dollar in Banken, Häfen, Schienen, Tele- bisher meistens Recht), stehen die nächsten Schritte, die kommunikation und und und... China bekommt im Ge- einen viel größeren Konflikt nach sich ziehen, kurz bevor. genzug vor allem Öl vom Iran – und eben einen militäri- Auf der anderen Seite zeigt Israel dem Iran sehr regelmä- schen Stützpunkt. Die USA unterhalten weltweit offiziell ßig, dass der Iran noch nicht einmal fähig ist seine eige- mehr als 800 Militärbasen in über 70 Ländern. China hat- nen, wichtigen Anlagen zu schützen. Nahezu täglich gibt te bisher nur eine Basis im Ausland – nämlich in Dschi- es Meldungen von irgendwelchen Fabriken, chemischen buti. Nur logisch, dass China sich darum bemüht, ein Ge- Anlagen, Atomreaktoren, Militäranlagen, Schiffen und vie- gengewicht zur globalen Präsenz der USA zu schaffen. Mit les mehr die plötzlich in Rauch aufgehen. Der Iran bezich- dem einen oder anderen Hafengelände und eben einem tigt regelmäßig den israelischen Geheimdienst, der diese Stützpunkt im Iran ist ein Anfang gemacht. Bezichtigungen meist nicht von sich weist oder sogar mit Das bringt uns auch direkt zum nächsten Unruhepol – entsprechenden Kommentaren noch eins obendrauf setzt. dem Iran: Sofern der Iran Israel nicht die Schuld zuschiebt, spricht 5
man von »Sabotage« (also anderen ausländischen Geheim- negative Szenarien in der Zukunft an die Wand zu malen. diensten) oder auch von »technischen Problemen« (vor al- Wir haben jedoch im Moment den Eindruck, als ob an lem bei den Atomanlagen gibt man anscheinend ungern viel zu vielen Orten der Welt »gezündelt« wird. Die Gefahr, zu, dass man diese offensichtlich nicht beschützen kann). dass zum Beispiel aufgrund einer Fehleinschätzung Ent- wicklungen ergeben, die keiner will, erscheint uns deut- Die Frage ist, ob wir angesichts der quasi täglichen Ausei- lich größer als in den letzten Jahren. Die Akteure gehen nandersetzungen in der Region noch von »Scharmützeln« immer offensiver aufeinander los. Dummerweise heißen und »Spannungen« sprechen sollen oder ob man es als diese Akteure eben USA/NATO auf der einen Seite und das bezeichnen soll, was es zu sein scheint: Ein offener Russland, China und Iran auf der anderen Seite. Krieg – wenn auch (noch) mit angezogener Handbremse. Für die Finanzmärkte spielt das so lange keine Rolle, so- Leider sehen wir hier überhaupt keine Entspannung. Im lange nichts Dramatischeres passiert. Wenn mal irgend- Irak zählen wir in diesem Jahr 46 Angriffe auf die verblie- wo versehentlich ein Schiff untergeht, dann stört das benen US Truppen. Diese Angriffe werden von iranischen niemanden. Aber die Tendenz zur Bildung diverser mili- Militärs oder entsprechenden Stellvertretern geführt. US tärischer und wirtschaftlicher Blöcke, die sich gegenseitig Präsident Joe Biden hat erst in der vorletzten Juni-Woche ablehnen und sanktionieren war bereits in den letzten nun seinen ersten Militärschlag angeordnet – gegen eben Jahren zu beobachten. Dieser Trend könnte sich weiter genau diese Gruppen. Gleichzeitig wurde eine ganze Rei- verstärken. In diese Richtung läuft auch das neue Anti- he von iranischen Websites der Saft abgedreht. Sanktionsgesetz aus China – welches für die Unterneh- In der gleichen Woche wurde Ebrahim Raisi zum neu- men drastische Konsequenzen hat. Ein Unternehmen, en Präsidenten des Iran »gewählt«. Er ist ein Hardliner welches sich zukünftig an Sanktionen gegen China be- – Spitzname: »The Butcher from Tehran« – in Anspielung teiligt, verliert den Zugang zum chinesischen Markt. auf seine direkte Beteiligung an der Ermordung tausender Angesichts der komplizierten globalen Sicherheitslage Dissidenten im Jahr 1988. Bei dieser Person sind sich aus- und den vielen Spannungen rund um den Globus erscheint nahmsweise mal alle einig – egal ob »links« oder »rechts« es nur logisch, wenn »Dritte« versuchen die Situation für – sowohl für Amnesty International, wie auch für Ex-Prä- sich auszunutzen. Ach ja: Bleibt noch zu erwähnen, dass sident Donald Trump, dem israelischen Geheimdienst oder China den Palästinensern im Gaza wirtschaftliche Hilfe diversen EU-Behörden – für alle ist klar, dass Raisi zur zugesagt hat. unangenehmeren Sorte Mensch gehören zu scheint, bzw. dass er hochgradig kriminell, bzw. ein Terrorist ist. Seine Ernennung / »Wahl« scheint nicht sonderlich geeignet, um Wie soll man vor diesen an gute Absichten des iranischen Regimes zu glauben. Hintergründen seine Das erklärt auch die stockenden Verhandlungen beim Anlagestrategie ausrichten? iranischen Atomdeal. In der Tat wirkt es so, als ob ein Geopolitische Spannungen sind in der Tat eine schlech- Atom-Deal zum jetzigen Zeitpunkt suboptimal erscheint, te Grundlage für Portfolioentscheidungen – hat man sich würde er dem Regime doch wieder mehrere Milliarden doch quasi immer mit solchen Risiken auseinander zu Dollar in die Kasse spülen. Die Wahrscheinlichkeit, dass setzen. Bei der aktuellen Bewertung der Lage würden wir diese Dollar direkt in den weiteren Ausbau des iranischen die Geopolitik lediglich als ein möglichen Risiko-Szenario Drohnen-, Raketen- und Atomprogramms fließen dürfte berücksichtigen. Viel wichtiger ist sicherlich, wie es an zumindest sehr hoch sein. der Zins- und Inflationsfront weitergeht. Da aber in der Globale Sabotagen Wirtschaftshistorie stark steigende Rohstoffpreise sehr stark mit dem vermehrten Auftreten von militärischen Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass wir nicht ähn- Konflikten einhergingen, darf man diesen Faktor im Mo- liche Meldungen wie aus dem Iran auch aus anderen ment nicht unberücksichtigt lassen. Erdteilen registrieren. Raffinerien gehen in Flammen auf, Wie Sie als unsere Kunden wissen, haben wir in den letz- Stromversorger werden blockiert, große Industrieanlagen ten Jahren bei Schwäche regelmäßig dazu aufgefordert, werden lahmgelegt – in den USA, in Europa, in China – Aktienbestände auszubauen und bewusst die Risiken in eigentlich fast überall. Das kann alles Zufall sein, sieht Kauf zu nehmen, so sehen wir uns heute nach diesem aber nicht so aus. irren Anstieg in vielen Bereichen und den immer größer Geopolitik – Zusammenfassung werdenden Risiken dazu veranlasst, die Risiken eher wieder zu reduzieren. Mit vielen Kunden haben wir in Natürlich ist die Geopolitik immer ein geeignetes Mittel, den letzten 2-3 Monaten bereits Risiken auf ein normales um je nach Lust und Laune entsprechend positive oder Maß reduziert. Das bedeutet, dass wir Gewinne in Akti- 6
IS&R Investment-Report en zum Teil mitgenommen und den Erlös in defensive- – das sind wir aber nicht. Unsere Aufgabe ist es einfach re Anlagen oder in Anlagen mit negativer Korrelation zu besondere Chancen oder Risiken entsprechend zu be- den Gesamtmärkten investiert haben. Auch haben viele schreiben und ggf. Handlungsempfehlungen zu geben. unserer Zielfonds in den letzten Wochen die Allokation Genauso, wie wir in den letzten Reports immer wieder deutlich defensiver aufgestellt. Somit haben wir in Sum- dazu aufgefordert haben die Chancen zu nutzen, möch- me jetzt wieder ein normales Risikomaß in den Portfolien. ten wir diesmal einfach nur betonen, dass es vermutlich Damit sehen wir unsere Kunden gut aufgestellt für die nicht der richtige Zeitpunkt ist, um weiterhin überdurch- nächsten Wochen und Monate. Sollte es zu deutlicheren schnittliche Risiken einzugehen. Am Ende empfehlen wir Rücksetzern kommen, haben wir entweder Anlagen, die aktuell eine »normale«, ausgewogene Depotstruktur mit sich dagegenstellen können oder wir verfügen über Cash, Aktienquoten, die je nach Risikoklasse als »neutral« zu bzw. konservative Bausteine, die wir in diesem Fall ver- bezeichnen wären. kaufen können, um zum Beispiel die Aktienquoten dann wieder hochzufahren. Verfasser: Tobias Kunkel Darüber hinaus noch defensiver zu werden, drängt sich Geschäftsführer der I S &R GmbH, aufgrund der extrem positiven, fundamentalen Situation geprüfter Bankfachwirt (IHK), aber auch nicht auf. Zwar mag es sein, dass dieser Report technischer Analyst (CFT / DITA I +II) den Anschein erweckt, als ob wir »mega-bärisch« wären Depoteinsicht Die Highlights ► Unterwegs informiert bleiben: Ein auf einen Blick: System für alle Endgeräte und Unsere bestehende Depoteinsicht wird Betriebssysteme. Desktop, Tablet, zum 01.07. eingestellt! ► Schnell und einfach mit uns kom- Smartphone - iOS, Android & Co. munizieren: Über die integrierte Wir führen gerade eine komplett neue Nachrichtenfunktion nehmen Sie ► Transparent beraten werden: Über Beratungsplattform ein. Ein Teil dieser bequem und sicher Kontakt mit uns das Formularcenter und die Proto- Plattform ist eine moderne Depotein- auf oder vereinbaren einen Termin. kolleinsicht wird unsere Beratung sicht für Kunden. Im Moment finden für Sie nachvollziehbar transparent Sie dort eine Depotübersicht, sowie ► Die eigenen Investmentbestände dokumentiert. eine erste Depotanalyse. Im Laufe der im Blick behalten: Mit nur wenigen nächsten Wochen und Monate werden Klicks können Sie Ihre aktuellen viele zusätzliche Funktionen integriert. Depotwerte, Entwicklungen und Transaktionen einsehen. Unsere neue digitale Beratungsplattform Von unterwegs die aktuellen Depotwer- te einsehen, Formulare herunterladen Weitere Informationen erhalten Sie auf oder uns schnell eine Nachricht schrei- www.i-s-r.de/beratungsplattform ben – das ist nur ein kleiner Ausschnitt oder telefonisch unter +49 5439 809138-0 an Funktionen, die Ihnen unser neues Portal bietet – direkt, unkompliziert und schnell! Risikohinweise, Haftungsausschluss, Interessenskonflikte Impressum Bei vorliegender Publikation handelt es sich nicht um eine Finanzanalyse. Die Herausgeber: I S & R GmbH, Lindenstraße 3, 49593 Bersenbrück, Publikation gibt lediglich die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder. Es wird Geschäftsführer: Tobias Kunkel, HRB 205764, in keinem Fall zum Kauf oder Verkauf irgendwelcher Wertpapiere aufgefordert. Amtsgericht Osnabrück, Tel. +49 5439 809138-0, Diese Publikation ersetzt keine persönliche Anlageberatung. Der Handel mit Fax +49 5439 809138-19, info@i-s-r.de, www.i-s-r.de Wertpapieren birgt erhebliche Risiken – bis hin zum Totalverlust. Weder der Illustrationen: Rudolf Schuppler, www.grafik-schuppler.at jeweilige Autor, noch die I S & R GmbH haften für den Eintritt der getroffenen Layout & Satz: Alexander Jaschke, seitenformate.de Aussagen. Möglicher Interessenskonflikt: Die I S & R GmbH, deren Kunden und Der Herausgeber ist zugleich Ansprechpartner aller Verantwortlichen. Erfül- Mitarbeiter können in den besprochenen Märkten, Wertpapieren oder ähnlichen lungsort und Gerichtsstand ist Osnabrück. Nachdrucke und Veröffentlichun- Papieren investiert sein. gen, auch in Auszügen, sind nur mit schriftlicher Genehmigung gestattet. 7
I S & R GmbH Hasestraße 5 · 49593 Bersenbrück Telefon +49 5439 809138-0 Fax +49 5439 809138-19 Ziegeleigasse 5 · 94099 Ruhstorf a. d. Rott Telefon +49 8531 906000-0 Fax +49 8531 906000-9 info@i-s-r.de Cloppenburg Quakenbrück Bersenbrück B214 Ha Ankum A1 se Fürstenau st r. Bram B68 nstr. Linde scher Str. Osnabrück Bramsche Ruhstorf a. d. Rott Hans-Loher-Straße Hauptstr. e aß A3 r e st Rottauer Str. raß er Passau m St Rö er en ch ir B12 rk ar Pf B388 Pfarrkirchen Pocking 8
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