GRANADA Kulturreiseführer

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GRANADA Kulturreiseführer
GRANADA
Kulturreiseführer
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GRANADA Kulturreiseführer
Tourismusbüros
der Provinz Granada
OFICINA DE TURISMO                  LANJARÓN
DEL PATRONATO                       Avda. de Madrid, 3
Plaza Mariana Pineda, 10 bajo       Tel. 958 77 04 62
18009 Granada                       www.lanjaron.es
Tel. 958 24 71 28
informacion@turgranada.es           LOJA
www.turgranada.es                   Comedias, 2
                                    Tel. 958 32 39 49
ALGARINEJO                          www.lojaturismo.com
Cantera, 3
Tel. 958 31 29 88                   MONACHIL
www.turismoalgarinejo.com           Plaza Baja s/n
                                    Tel. 958 30 12 30
ALHAMA DE GRANADA
Carrera de Francisco de Toledo, 6   MONTEFRÍO
Tel. 958 36 06 86                   Plaza de España, 1
www.turismodealhama.com             Tel. 958 33 60 04
                                    www.montefrio.org

                                                                               Konzept, Entwurf und Produktion: Manigua / Text: Nubia Consultores / Fotos: Antonio García / Übersetzung: schmidt-translations.eu / © Patronato de Turismo de la Diputación de Granada / Dep. legal: Gr. 78-2014
ALMUÑÉCAR
Avda. Europa s/n                    MOTRIL
(Palacete de la Najarra)            Plaza de las Comunidades Autónomas s/n
Tel. 958 63 11 25                   Tel. 958 82 54 81
www.almunecar.es                    www.turismomotril.com

BAZA                                ORCE
                                    Tiendas, 20 (Palacio de los Segura)
Alhóndiga, 1
                                    Tel. 958 74 61 71
Tel. 958 86 13 25
www.bazaturismo.com                 PADUL
Cava Alta, 30                       Avenida de Andalucía, 126
Tel. 958 99 82 25                   Tel. 958 78 15 71
www.turismobaza.com
                                    PÍÑAR
CASTILLÉJAR                         Plaza Rafael Expósito Jiménez, 7
Zenete, 4                           Tel. 958 39 47 25
Tel. 958 74 41 89
www.castillejar.es                  SALOBREÑA
                                    Plaza de Goya, s/n
CASTRIL                             Tel. 958 61 03 14
Iglesia s/n                         www.ayto-salobrena.org
Tel. 958 72 02 70
                                    SANTA FE
CHAUCHINA                           Puerta de Sevilla. Isabel la Católica, 7
Flughafen Granada                   Tel. 958 51 31 10
Tel. 958 24 52 69
                                    VÍZNAR
GUADIX                              Besucherzentrum Puerto Lobo
Plaza de la Constitución, 15/18     Ctra. Víznar - Puerto Lobo Km. 43
18500 Guadix                        Tel. 958 54 04 26 - 617 478 316
Tel. 958 66 28 04
www.guadix.es

LA HERRADURA
Centro Cívico
Avda. Prieto Moreno s/n
Tel. 958 05 84 71
www.almunecar.es

Besucherzentren
El dornajo (Sierra nevada)          Castril (sierra de Castril)
Tel. 958 34 06 25                   Tel. 958 72 00 59

Puerto Lobo                         Narváez (Sierra de Baza)
(Parque natural de Huétor)          Tel. 958 00 20 18
Tel. 958 54 04 26
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Du bist der Spiegel eines Andalusiens,
das unermessliche Leidenschaften
erträgt und schweigt, Leidenschaften
bewegt von den Fächern und von den
Mantillen über den Hälsen, die vor Blut
und Schnee beben und rote Schrammen
durch Blicke haben.
Federico García Lorca

Jeder wissbegierige Reisende behält
Granada in seinem Herzen, auch ohne
es besucht zu haben.
William Shakespeare

Granada berührt so sehr, dass alle
Sinne schmelzen und sich auflösen.
Henri Matisse

Mit welcher Trägheit die Sonne von
Granada untergeht, sie versteckt sich
im Wasser, sie versteckt sich in der
Alhambra!
Ernest Hemingway
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Es gibt wohl nicht viele Städte in der Welt, in
denen man am selben Tag die moderne südlichste
Skistation Europas in der Sierra Nevada und in
nur zwei Autostunden Entfernung ein warmes
Bad am Strand der Costa Tropical genießen kann.
Vor allem aber ist Granada die Stadt der Sinne,
von Lorca und der Alhambra, der Kultur und
Kunst, unglaublich monumental, aber auch eine
Universitätsstadt, also jung, lebendig
und modern.

    Wenn ich die Erde, auf der ich stehe,
    Himmel nannte, wenn dies hier unten
    das Paradies ist, was ist dann die
    Alhambra … Himmel?
    Lope de Vega

Die Alhambra
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Granada
VIELGESTALTIGES PARADIES
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„Garten bin ich, den die Schönheit verziert: Mein Wesen
wirst du wissen, wenn du meine Schönheit betrachtest“.
Ibn Zamrak

Die Alhambra: die rote Burg
Ibn Yusuf b. Ibn Nasr al-Jazrayu al-Ansari, Sultan von Al-Andalus und
Emir von Granada, befahl den Bau einer uneinnehmbaren Festung, einer
prächtigen Stadt auf dem al-Sabika-Hügel, der von den Flüssen Genil
und Darro vor ihrer Vereinigung in der fruchtbaren Ebene Granadas
umarmt wird. Die Bauarbeiten begannen im Jahre 1238. Die rötliche
Farbe der Steine gab der Anlage den Namen al-kalat al-Hamrá, die
aus roter Erde erbaute Burg. Jahrhundertelang war sie Palast, Zitadelle,
Festung und Residenz der nasridischen Sultane und hoher Beamter.
Mehrere Generationen der blühenden Nasridendynastie verschönerten
die Rote Burg und verwandelten sie in ein majestätisches Kunstwerk,
den vielleicht schönsten arabischen Palast der Welt, die Alhambra.

Patio de los Arrayanes               Palacio de Comares

                                    Kulturerbe aller
                                    Die Alhambra ist das Wahrzeichen Granadas
                                    und eines der meistbesuchten Monumente
                                    in ganz Europa. Sie umfasst vier Bereiche:
                                    die Paläste, die Alcazaba, die Medina und
                                    den Generalife, all dies umgeben vom
                                    Klang plätschernden Wassers, von Wäldern,
                                    Parks und Gärten. Nicht zu vergessen die
                                    herausragenden Gebäude aus verschiedenen
                                    Epochen, wie der Renaissancepalast Karls V.,
Patio de los Leones                 in dem sich die Museen der Alhambra und der
                                    Schönen Künste befinden.

                                    Geschriebene Poesie
                                    Unter den tausendundeinen Schätzen der
                                    Alhambra sind einige besonders sichtbar
                                    und doch gleichzeitig verborgen, wie die
                                    wundervollen Gedichte, die die großen
                                    Dichter des Hofs, Ibn al-Yayyab, Ibn al-Jatib
                                    oder Ibn Zamrak, in die Mauern, Wände,
                                    Nischen, Bögen und Brunnen des Palastes
                                    eingravieren ließen. Poesie, die mit solchem
                                    Feingefühl und solcher Leidenschaft in Stein
                                    gemeißelt wurde, dass sie auf den ersten
                                    Blick nur der Verzierung zu dienen scheint.
GRANADA Kulturreiseführer
G R A N A D A , K u lt u rreise G R A N A D A                                                 5

Patio de los Leones

Patio de los Arrayanes

                              Generalife                         Besichtigung
                              Das Gefühl der Vertrautheit        Es empfiehlt sich, die
                              und der Ruhe, das sich beim        Besichtigung der Alhambra
                              Schlendern durch die herrlichen    sorgfältig zu planen und vor
                              Gärten des Generalife einstellt,   allem frühzeitig Eintrittskarten
                              sollte den Nasridenherrschern      zu kaufen (Informationen auf
Patio de la Acequia
                              einen Ausgleich zum offiziellen    www.alhambra-patronato.es).
                              Palastleben bieten. Heute aber     Für den Besuch sollten Sie
                              bilden sie ein bezauberndes        mindestens einen halben Tag
                              Refugium, das den Besucher         einplanen. Im Sommer ist es in
                              durch die Schönheit seiner         der Alhambra vergleichsweise
                              Ecken und Gärten, die              frisch, im Winter kann
Generalife                    insbesondere im Frühjahr           es kalt sein. Denken Sie
                              überwältigende Vielfalt an         deshalb an entsprechende
                              Farben und Düften, das             Kleidung. Am einfachsten
                              harmonische Gemurmel des           ist der Besuch und weiterer
                              Wassers und den Blick über         wichtiger Sehenswürdigkeiten
                              die Täler der beiden Flüsse        Granadas mit dem speziellen
                              Darro und Genil in seinen          Touristenticket „Bono
Generalife                    Bann schlägt.                      turístico“.
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Albaicín
      Das Gewirr gepflasterter
Gässchen durch weiße Mauern,
die alte Gärten einhegen, ein
Mosaik roter Dächer am Berg,
immer wieder Brunnen und
Zisternen, verborgene Ecken, der
Duft von Geranien und Jasmin,
das Murmeln des Wassers - in
diesem einzigartigen, längst
mit Alhambra und Generalife
zum Weltkulturerbe erklärten
Viertel Granadas verschmilzt
die maurische Kultur mit dem
traditionellen Stil Andalusiens.

                                                Kloster Santa
                                                Isabel la Real         Aljibe de San Miguel

Kloster Concepción                              Kirche El Salvador

Tore und Mauern                            El Bañuelo
Im Albaicín finden sich noch Elemente      Eines der wenigen öffentlichen Bäder
des arabischen Grundrisses, etwa die aus   – Hammanes – die die systematische Zerstörung
der Ziridendynastie stammende Mauer,       nach der Einnahme Granadas durch die Katholischen
die während der Nasridendynastie           Könige überstanden, ist das aus dem 11. Jahrhundert
errichtete Stadtmauer und die Stadttore    stammende „Bañuelo“ – eines der ältesten und
Fajalauza, Monaita, Pesas und Elvira.      besterhaltenen arabischen Bäder Spaniens.

Stadttor Pesas                             Bäder El Bañuelo
GRANADA Kulturreiseführer
G R A N A D A , K u lt u rreise G R A N A D A                                                     7

Die Aussichtspunkte: Miradores
                                                                  Eine Reihe beliebter
                                                                  Aussichtspunkte wie San
                                                                  Nicolás, Carvajales oder
                                                                  San Cristóbal bieten im
                                                                  Albaicín einen spektakulären
                                                                  Blick auf die Stadt und
                                                                  die Alhambra, umso mehr,
                                                                  wenn der Sonnenuntergang
                                                                  Granada in einen tiefroten
                                                                  Schimmer hüllt!
Aussichtspunkt San Nicolás

Sacromonte
     Dieses Viertel mit seinen von Menschenhand geschaffenen
Höhlen erstreckt sich am Südhang des Valparaíso-Hügels, von der
Alhambra durch den Fluss Darro getrennt. Hier ließen sich nach der
Rückeroberung der Stadt die in Spanien als „Gitanos“ bezeichneten
Roma nieder. Heute ist der Sacromonte das vielleicht malerischste
Viertel Granadas, das sich seine Eigenheit bewahren konnte und in
dessen weißgetünchten Höhlen bei den „Zambras“ genannten Festen
Gitarrenklänge und Flamencogesang zu vernehmen sind.
                                                       Die Abadía
                                                       Über dem Sacromonte wacht die
                                                       im 17. Jh. errichtete Abtei, in der
                                                       die angeblichen Reliquien früherer
                                                       Missionare aufbewahrt werden. Die
                                                       Prozession „Cristo de los Gitanos“
                                                       durch den Sacromonte stellt einen der
                                                       Höhepunkte der berühmten Semana
                                                       Santa, der Karwoche, in Granada dar.
Brunnen Amapola

Kulturstadt Granada
Musik in allen Spielarten: Granada
beherbergt eine Vielzahl international
renommierter Musikveranstaltungen,
darunter das Internationale Festival für
Musik und Tanz sowie die Jazz- und
Tangofestivals, und besitzt mit dem
Orquesta Ciudad de Granada ein eigenes
Sinfonieorchester. Neben dem als
Wissenschaftspark angelegten Parque
de las Ciencias findet sich in Granada
eine Reihe hochinteressanter Museen:
Memoria de Andalucía über die Geschichte
Andalusiens, das Museum der Alhambra,
                                                                                                      © FIMDG, Carlos Choin

das Kunstmuseum Bellas Artes, Centro
José Guerrero, Huerta de San Vicente, Casa
de los Tiros, San Juan de Dios, Palacio de
los Condes de Gabia, Casa Museo de Falla        Konzert des Internationalen Festivals für Musik
sowie die Fundación Rodríguez-Acosta.           und Tanz im Patio de los Arrayanes
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Carrera del Darro

Das Stadtzentrum erkunden
     Zu Beginn des 16. Jh. erlebte Granada eine außergewöhnlich rege
Bautätigkeit, sowohl an religiösen als auch an weltlichen Gebäuden.
So groß war die Dankbarkeit der Katholischen Könige gegenüber
Granada, dass sie nicht nur die Stadt in einem unvergleichlichen Maße
verschönerten, sondern sie auch als ihre letzte Ruhestätte auserwählten.
Ein Spaziergang durch das Zentrum Granadas ist ein Wandeln durch
fünf Jahrhunderte Geschichte.

Plaza de las Pasiegas                         Capilla Real

Kathedrale
Nachdem sie 1492 Granada erobert hatten, befahlen die Katholischen Könige den Bau
einer repräsentativen Kathedrale auf den Mauern der großen Nasridenmoschee. Anfangs im
gotischen Stil begonnen, wurde der Bau im Renaissance-Stil fortgeführt und die Fassade
schließlich von Alonso Cano mit barocken Elementen abgeschlossen. Auf die Katholischen
Könige geht auch die Capilla Real zurück, das wichtigste gotische Bauwerk Granadas.
Neben den Katholischen Königen, Isabella und Ferdinand, wurden hier auch Johanna die
Wahnsinnige und Philipp der Schöne bestattet.

Centro Guerrero
                                                                                         © Javier Algarra / Centro José Guerrero

Gegenüber der Capilla Real befindet sich in einem
futuristischen Gebäude das Centro José Guerrero.
Dieses Museum ist eine Referenz für zeitgenössi-
sche Kunst: Neben erlesenen Sonderausstellungen
bietet es die beste Sammlung der Werke des
granadinischen Künstlers José Guerrero (zweite
Generation des nordamerikanischen abstrakten Ex-
pressionismus), darunter insbesondere „Brecha de
Víznar“, eine Hommage an Federico García Lorca.     Centro José Guerrero
G R A N A D A , K u lt u rreise G R A N A D A                                          9

Realejo

Realejo
      Das frühere jüdische Viertel Granadas
ist heute ein bezaubernder, farbenfroher Hort
der Lebensfreude. Rund um den Campo del
Príncipe erwartet den Besucher eine Vielzahl
an Monumenten; zum Abschluss sollte
man ein paar herrliche Tapas in einer der
zahlreichen Tabernas dieses Viertels genießen.              Placeta Puerta del Sol

                                            Cartuja – ein
                                            Versprechen
                                            Das Cartuja-Kloster wurde von Gonzalo
                                            Fernández de Córdoba y Aguilar, genannt „Gran
                                            Capitán“, aufgrund eines Gelübdes gegründet,
                                            das er gab, nachdem er einen Hinterhalt
                                            überlebt hatte. Das Kloster stellt einen
Cartuja-Kloster                             Höhepunkt spanischer Barockarchitektur dar.

Parque de las
Ciencias und Museo
de la Memoria
Zwei weitere Perlen des Kulturangebots
von Granada bestechen bereits durch
ihre avantgardistische Architektur: Der
Parque de las Ciencias begeistert die
Besucher auf interessante und zugleich
unterhaltsame Weise für die Wissenschaft.
Das unweit davon gelegene Museum Museo
Memoria de Andalucía wiederum bietet in
einem modernen und multifunktionalen
Kulturzentrum neben Bereichen für Theater,
Musik, darstellende und bildende Kunst eine
mit neuen Technologien gestaltete Reise
durch die Vergangenheit und Gegenwart
Andalusiens – ein aufregendes Erlebnis!           Parque de las Ciencias
10

La Vega
die fruchtbare Ebene Granadas: KULTURLANDSCHAFT

Die riesige Vega vor den Toren Granadas, unterhalb der
schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada, ist reich an
fruchtbaren und mit Wasser gesegneten Böden. Durch
weitere Bergketten vor den Winden geschützt, spiegelt
ihre Schalenform noch heute den ursprünglichen See
wider, an dem sich hier vor langer Zeit erstmals Menschen
niederließen und der wie eine gigantische Oase inmitten
einer kargen Landschaft wirken musste. Die arabischen
Bewohner bändigten die Wälder und machten aus der Vega
ihr Gartenland. Die römischen Villen wichen im Laufe der
Zeit arabischen Bauernhöfen, Alquerías genannt, und später

Trockenhaus für Tabak in der Vega
G R A N A D A , K u lt u rreise G R A N A D A           11

dann Cortijos, den typisch andalusischen Landgütern. Viele
überstanden die Zeit und entwickelten sich zu größeren
Gemeinden, die heute von bedeutenden historischen
Ereignissen zeugen. Die Vega ist ein riesiges Mosaik aus
Tabakplantagen und den zugehörigen Trockenhäusern,
inmitten von Maisfeldern, Pappelhainen und durchzogen
von den als Acequias bezeichneten Bewässerungsgräben.
Die vielfältigen Farben und Düfte der Vega, vor allem aber
ihre Bewohner und Gebräuche inspirierten Federico García
Lorca immer wieder in seinem Werk … ein lebendiges
völkerkundliches Museum.
Santa Fe
                             DIE BELAGERUNG GRANADAS

                             Das befestigte Heerlager
                                   Santa Fe wurde 1492 von den Katholischen Königen als befestigte
                             Stadt an der Stätte des Heerlagers gegründet, von dem aus die christlichen
                             Truppen die Stadt Granada als letztes Überbleibsel des Nasridenreiches
                             belagert hatten. Hier wurden die Kapitulationsurkunden unterzeichnet,
                             die die Übergabe Granadas und das Schicksal seiner Bewohner
                             besiegelten. So fand die Reconquista in Santa Fe ihren Abschluss.

                             Waffenplatz

                                                      Vier Tore und ein Kreuz
                                                      Die Altstadt Santa Fes         Kapitulationsurkunde
                                                      spiegelt die rechteckige       unterzeichnet wurde, und
                                                      militärische Konzeption mit    das Instituto de América.
                                                      vier Toren und kreuzförmiger   Weitere außergewöhnliche
                                                      Anlage noch getreu             Gebäude sind die Kirche
                                                      wider. Der Waffenplatz         Encarnación, die Ermita
                                                      beherbergt das Rathaus,        de los Gallegos und der
                                                      den Getreidespeicher,          barocke Augustinerkonvent.
                                                      das Casa Real, wo die
                             Tor Granada

                                                                Von der Vega
                                                                in die Neue Welt
                                                                In Santa Fe, der Wiege der Hispanität, unterzeichne-
                                                                ten die Katholischen Könige mit Christoph Kolum-
                                                                bus die Kapitulationsurkunden, die dem Genueser
© Félix Gutiérrez Valdivia

                                                                Seemann die Reise finanzierten, welche schließlich
                                                                zur Entdeckung der Neuen Welt führte. Seitdem
                                                                pflegt Santa Fe enge Bindungen in das spanisch-
                                                                sprachige Amerika. Dies bezeugt insbesondere das
                             Instituto de América               Instituto de América mit zahlreichen Dokumenten,
                                                                Ausstellungen und Kulturveranstaltungen.
Fuente Vaqueros                                                                  13

                   „In diesem Dorf werde ich Erde und Blumen sein“
                   Federico García Lorca

                   „Es ist auf dem Wasser errichtet. Überall murmeln
                   die Bewässerungskanäle und wachsen die Pappeln
                   in den Himmel, in denen der Wind im Sommer
                   seine sanfte Musik erklingen lässt“ Federico García Lorca

                    Federico García Lorca
                    Die Beziehung Lorcas zur Vega von
                    Granada war unglücklicherweise
                    kurz, aber doch sehr intensiv,
                    entsprang seinen Erlebnissen in den
                    Dörfern doch ein Großteil der
                    Szenen und Figuren, die sein Werk
                    mit Leben füllen. In Fuente Vaqueros
                    befindet sich das Geburtshaus
                    dieses großen Dichters, in
                    Valderrubio das Anwesen der
                    Familie. In beiden Gemeinden ist
                    das Kulturleben von Federico García
                    Lorca geprägt, wie sich in
                    zahlreichen Konzerten, Theaterauf-
                    führungen, Dichterwettbewerben
                    und literarischen Zirkeln zeigt. Weite-
© Alfonso Alcalá

                    re Informationen über diesen
                    berühmten Poeten und die Vega
                    unter www.patronatogarcialorca.org.       Innenhof von Federico García Lorcas
                                                              Geburtshaus in Fuente Vaqueros

                                                               Turm von Romilla
                                                               In der historischen Landschaft von
                                                               Soto de Roma, dem kleinen, zu
                                                               Chauchina gehörenden Dorf Romilla,
                                                               befindet sich ein herrlicher Wehrturm
                                                               aus der Nasridenepoche - ein
                                                               Beispiel für die vielen arabischen
                                                               Verteidigungsanlagen, die die Vega
                                                               von Granada beschützten.

                                                               Trockenhäuser
                                                               für Tabak
                                                               Die Vega von Granada war
                                                               Zeuge großer Ereignisse: Hier
                                                               unterzeichneten die Katholischen
                                                               Könige die Kapitulationen, die die
                                                               Entdeckung Amerikas ermöglichten.
                                                               Von dort kam dann eine unbekannte
                                                               Pflanze, die die Landschaft und
                                                               Gepflogenheiten verändern sollte:
                                                               der Tabak. Die traditionellen
                                                               Trockenhäuser für Tabak sind heute
                                                               ein ästhetisches Erkennungsmerkmal
                                                               der Vega, in den unterschiedlichsten
                                                               Größen und Materialien, und einige
                                                               sind wahre Kunstwerke. Einer dieser
                                                               „Secaderos“, in Vegas del Genil,
                                                               beherbergt heute das Info-Zentrum
                                                               der Vega von Granada.
14

Rund um Guadix erwartet den Besucher
eine Hochebene, in die das Wasser schroffe
Canyons eingeschnitten und außergewöhnliche
Landschaften geschaffen hat. Dazwischen
schlängeln sich Flüsse, eingerahmt von
Wäldern, die im Herbst gelb und rot leuchten
und jeden in ihren Bann schlagen. Hinzu
kommt, dass Guadix und die Dörfer des
Marquesado del Zenete einen der kulturell
interessantesten Teile der Provinz Granada
bilden. Hier locken einzigartige Unterkünfte in
Höhlenwohnungen und ein außergewöhnlich
reichhaltiges Angebot an kulinarischen
Genüssen und sportlichen Aktivitäten.

Festungspalast La Calahorra
15

    Guadix und
der Marquesado
      Geschichte und Höhlen
Guadix
Fluss des Lebens

Reise durch die Geschichte
      Vor dem weißen Vorhang der Sierra Nevada heben sich
durchbrochene Ebenen mit bizarren Formationen roter Erde ab. Inmitten
einer von scharf geschnittenen Flusstälern und Kämmen geprägten
Mondlandschaft gründete der römische Kaiser Augustus in der Nähe
einer iberischen Ansiedlung am Río Verde, dem grünen Fluss, Julia
Gemella Acci. Die Araber nannten den Ort Wadi Ash, Fluss des Lebens.
In der Nasridenzeit entwickelte er sich zur Madina und wurde im 11. Jh.
zur Festung ausgebaut, von der heute noch Teile erhalten sind. Nach der
Rückeroberung errichteten die nunmehr christlichen Herrscher in Guadix
prächtige Gebäude, zahlreiche Kirchen und eine mächtige Kathedrale, die,
wie zur damaligen Zeit üblich, zwischen dem 16. und dem 18. Jh. auf den
Überresten der alten Moschee gebaut wurde. Ähnlich wie in Granada und
Málaga finden sich auch hier zahlreiche Renaissance-Elemente. Unweit
der Kathedrale ragen inmitten der ockerfarbenen Kämme und Gräben die
pilzförmigen Kamine der Höhlenwohnungen in den Himmel. Sie sind
ein unverwechselbares Zeichen von Guadix. Hier finden die Besucher der
Stadt unvergessliche Übernachtungsmöglichkeiten.

Guadix

Höhlenwohnungen
G R A N A D A , K u lt u rreise G u ad i x U N D D E R M ar q u e s ad o                  17

                    Monumentale Stadt

                    Kathedrale

                    Alcazaba
© Enrique Íñiguez

                    Römische Inschriften
                    in der Kathedrale      Kirche Santiago       Turm Ferro                Palast Peñaflor

                    Guadix beherbergt in          Santiago-Gemeinde mit            Domingo, San Francisco, San
                    seinem Zentrum Überreste      seinem kuriosen Dach im          Torcuato und das Kloster San
                    von römischen Gebäuden,       Mudéjar-Stil gilt nach der       Agustín sind die kunsthistorisch
                    arabischen Marktplätzen,      Kathedrale und der maurischen    interessantesten
                    Moscheen und Kirchen,         Festung, der Alcazaba, als       Kirchengebäude. Von den
                    prachtvolle öffentliche       bedeutendstes Denkmal            weltlichen Baudenkmälern
                    Gebäude und Herrenhäuser.     der Stadt. Die Gotteshäuser      sind der Villalegre- und der
                    Der Renaissance-Bau der       Virgen de las Angustias, Santo   Peñaflor-Palast sehenswert.
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Höhlentourismus
Die arabischen Baumeister nutzten schon früh das leicht abbaubare
und gleichzeitig sehr haltbare rote Tonmaterial der Hänge des Wadi-
Ash, heute Río Verde oder Río Guadix genannt. Seitdem sind die dabei
entstandenen Höhlen ein Markenzeichen dieser Gegend, viele davon
als überraschend luxuriöse Unterkünfte hergerichtet; den Besuchern
werden neben einer schmackhaften traditionellen Küche verschiedene
Routen angeboten, auf denen sich der Zauber der Region Guadix
entdecken lässt, vom Geländewagen bis hin zum Heißluftballon.

Purullena                          Höhle
                                               © Patronato Provincial de Turismo de Granada

La Calahorra
Die erste Renaissance

                                            Die letzte
                                            Festung
                                            In La Calahorra, auf
                                            einem kleinen Felshügel,
                                            den Durchgang des
                                            Passes Puerto de la Ragua
Festungspalast La Calahorra                 und der Senke Hoya de
                                            Guadix überwachend,
                                            ließ der Markgraf
                                            von Zenete, Sohn des
                                            Kardinals Mendoza, einen
                                            Festungspalast erbauen.
                                            Die Arbeiten dauerten
                                            von 1509 bis 1512 –
                                            also ein Bauwerk der
                                            Renaissance.
La Calahorra - Innenhof
Gorafe
Landschaft der Extreme
                                                                  19

Zerfurchte Landschaft

Megalithischer Park
Das Tal des Río Gor bietet insbesondere in der Umgebung der
Ortschaft Gorafe, eingeschlossen zwischen spektakulärem, tief
zerfurchtem Ödland, die größte Ansammlung von Dolmen der
iberischen Halbinsel und die zweitgrößte Europas. Über zweihundert
prähistorische Bauten zeugen von der intensiven Besiedlung dieser
Gegend. Neben der Dolmen-Route durch Landschaften mit schier
unglaublichen geologischen Formationen findet der Reisende ein
Infozentrum über das Megalithikum vor, ein Mitmachmuseum, in dem
er die Geschichte mit technischen Hilfsmitteln selbst erkunden kann.

Algarves-Höhlen

Megalithischer Park                  Megalithischer Park
20

Castellón Alto, Galera

Die ausgedehnten Steppen des granadinischen Nordens
sind von schmalen bewaldeten Bergzügen eingeschlossen
und bieten einen überraschenden Kontrast zwischen
natürlichen und kultivierten Landschaften. Oben kleine
Bergdörfer, herrschaftlich, mit langer Geschichte, von
großem archäologischem und prähistorischem Reichtum,
Grenzgebiete zwischen Zivilisationen, Territorium
vermischter Kulturen, gespickt mit Burgen und Festungen,
von Traditionen geprägt. Und unten die Hochebene, den
Umriss des einstigen Sees skizzierend, an dem einige der
ersten Bewohner Europas siedelten. Eine ausgedehnte
Fläche, zerfurcht von zahlreichen Gräben und mit
21

                    Hochebene
                                    DAS ALTE BASTETANIEN

geologischen Formationen von unbeschreiblicher Schönheit.
Grandiose Flusstäler zwischen bizarr zerschnittenen
Hängen, Badlands, unwirtliches Ödland, nichtsdestotrotz
von den alten Völkern zur Besiedlung auserwählt, um in den
fruchtbaren Ebenen der Täler auch noch den letzten Meter
Boden nutzen zu können. Die Hänge bestehen aus einer
hervorragenden Tonerde, die sich leicht ausgraben lässt, aber
dennoch stabil ist. In den Höhlendörfern ragen die Kamine
aus dem Boden und verweisen auf unterirdische Räume
des Alltagslebens, von denen viele in attraktive touristische
Unterkünfte verwandelt sind – etwas, das man nur hier
erleben kann!
Baza
Die Stadt der Dame
„Hüterin des Lebens bis jenseits des Todes, hielt sie in ihrer
Hand die junge Taube, Symbol der entwichenen Seele“.
Francisco Presedo

Ibero-römisches Basti
Baza – eine iberische, römische, arabische und christliche Stadt. Vom
Glanz der arabischen Medina Basta sind Reste der Stadtmauer und der
Festung erhalten, friedliche maurische Gässchen mit balkonbestückten
Häusern und einige wundervolle Almohaden-Bäder aus dem 13. Jh. Der
Enríquez-Palast (16. Jh.), die alte Gemeindeverwaltung (16. Jh.), einziges
erhaltenes Renaissance-Rathaus in der Provinz Granada und heute
archäologisches Museum, sowie die Iglesia Mayor, die zur Konkathedrale
erhoben wurde, sind die bedeutendsten Beispiele religiöser und
weltlicher Kunst des geschützten historischen Ensembles.

Plaza Mayor

Kirche Dolores      Casas de las Tetas        Alte Fleischerei

Brunnen Caños Dorados                    Alcazaba
G R A N A D A , K u lt u rreise H o c he b ene                                                23

                                                                                     Der Hamam
                                                                                     Die unlängst
                                                                                     renovierten, mit einem
                                                                                     nationalen Architekturpreis
                                                                                     ausgezeichneten Almohaden-
                                                                                     Bäder von Baza (13. Jh.) wahren
                                                                                     die komplette Struktur des
                                                                                     arabischen Bades: Vorhalle, kalte,
                                                                                     warme und heiße Räume, neben
                            Almohaden-Bäder von Baza                                 Holzschuppen und Kessel.

                             Cerro Santuario und
                             die Dame von Baza
                             In fünf Kilometern Entfernung von Baza
                             befinden sich die Überreste der alten
                             Stadt Basti, iberische Hauptstadt von
                             Bastetanien, eine Zivilisation, die den
                             Südosten der iberischen Küste von Baria
                             (Almería) bis Bailo (Cádiz) kontrollierte. Bei
                             den Ausgrabungen der Nekropole im Hügel Cerro
                             del Santuario fand man eine Grabskulptur von
                             beachtlicher Größe, die Dame von Baza (4. Jh. v. Chr.),
                             die als einzigartig in der iberischen Kunst gilt. In der
                                             Nähe des Fundorts befindet sich ein
                                               entsprechendes Infozentrum, welches
                                               das archäologische Museum von Baza
                                               ergänzt und auf unterhaltsame Weise
                                               die spannende Geschichte der Senke
                                             von Baza vermittelt.
                                                                              Dame von Baza,
                                                                              Archäologisches Museum
                                         Iberische Keramik,                   von Baza (Original
                                         Archäologisches Museum               im Archäologischem
                                         von Baza                             Nationalmuseum)

                            El Cascamorras
Fotos: © Benoit De Freine

                            Dieses international berühmte Fest wird         er von tausenden Bastetanern empfangen,
                            jedes Jahr in Guadix und Baza gefeiert. Der     die ihn schwarz anmalen und unter lautem
                            Cascamorras, vom Aussehen eines Narrs, mit      Gejohle an seiner Mission hindern. Nach
                            einer Fahne und einem Stock zur Verteidigung    tausend Wirrnissen und Umwerbungen kehrt
                            ausgestattet, wird von den Einwohnern von       er nach Guadix zurück, wo er erneut angemalt
                            Guadix geschickt, sich der Jungfrau Virgen de   wird als Strafe dafür, dass er sich der Figur
                            la Piedad von Baza zu bemächtigen. Dort wird    nicht bemächtigen konnte.
Galera
TERRASSEN DER BRONZEZEIT

Castellón Alto

                                                   Castellón Alto                         Argarischer Kelch,
                                                                                          Museum von
                                                                                          Galera
                                                   Dieser herrliche Ort der
                                                   El-Argar-Epoche (mittlere
                                                   Bronzezeit, von 1800 bis
                                                   1600 v. Chr.) wurde speziell
                                                   für Besucher hergerichtet und
                                                   gehört zum andalusischen
                                                   Netz archäologischer Parks.
                                                   Hier fand man ein Grab mit
                                                   zwei Personen, einem Erwachsenen
                                                   und einem Kind. Der Erwachsene,
Castellón Alto                                     die Mumie von Galera, extrem gut
                                                   erhalten und ohnegleichen auf der
      Galera hat sein reiches Kul-                 iberischen Halbinsel, ermöglichte
turerbe zu einem der wichtigsten                   zahlreiche bis dahin unbekannte
                                                   Einblicke in die El-Argar-Kultur.
Pfeiler seines touristischen Ange-                 Anschließend bietet sich ein Besuch
bots gemacht. Dies brachte der                     des Museums von Galera an.
Stadt 2005 den nationalen Preis für
die Restaurierung und Erhaltung
von Kulturgütern ein, sodass heute
alle touristischen Routen durch                    Die Göttin
die granadinische Hochebene hier                   von Galera
Halt machen.                                       Unweit der Innenstadt
                                                   von Galera befindet
                                                   sich die Nekropole
                                                   von Tútugi, deren Anfänge              Die Göttin
                                                                                          von Galera,
                                                   in das 5. Jh. v. Chr. zurückreichen.   Museum
                                                                                          von Galera
                                                   In einem ihrer Gräber wurde die        (Original im
                                                   sogenannte Göttin von Galera           Archäologischem
                                                                                          Nationalmuseum)
                                                   entdeckt, eine Alabasterskulptur
                                                   der Göttin Astarté phönizischer
                                                   Herkunft aus dem 8. Jh. v. Chr.,
Die Mumie von Galera                               die in heiligen Zeremonien
© Miguel Ángel Blanco de la Rubia.
Abteilung für Vorgeschichte, Universität Granada   verwendet wurde.
Orce
1 400 000 Jahre
                                                                             25

Alcazaba

                                                  Das Kind
                                                  von Orce
                                                  In den archäologischen
                                                  Fundstätten von Venta
                                                  Micena, Barranco León und
                                                  Fuente Nueva lassen sich
                                                  Lebensraum und -kultur der
                                                  ersten Bewohner Europas
                                                  wiederentdecken, die sich
                                                  vor 1,4 Millionen Jahren
                                                  am Ufer eines mittlerweile
                                                  verschwundenen
                                                  Sees niedergelassen
                                                  haben könnten. Neben
                                                  einem in der Welt der
       Die Ausgrabungsstätten von Orce            fossilen Fauna nahezu
ermöglichen den Besuchern, rund anderthalb        einzigartigen Register,
Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit       zwischen Säbelzahntigern,
                                                  Riesenhyänen, Nilpferden
zu reisen, als prähistorische Wiederkäuer         und Nashörnern,
und fleischfressende Raubtiere mit den            glauben die Fachleute
ersten Menschen das Ufer eines großen             menschliche Reste eines
                                                  etwa zehnjährigen Kindes
Sees teilten. Sein Höhlenviertel, von denen       gefunden zu haben, die
einige als einladende und originelle ländliche    möglicherweise die ältesten
                                                  Europas sind.
Unterkünfte wiederhergerichtet wurden,
ist in die weißen Steilufer des Flusses Orce
eingebettet und bildet ein Szenario, das die
Reisenden in vergangene Zeiten versetzt. Die
Alcazaba von Orce, als Burg der sieben Türme
bekannt, und der Palacio de los Segura, ein
prächtiges Beispiel barocker Baukunst des 16.
und 17. Jh., der das Prähistorische Museum       Zahn des Kindes von Orce,
beherbergt, sind weitere Sehenswürdigkeiten.     Prähistorisches Museum
Huéscar
Grenzland

Torre del Homenaje

       Dreihundert Jahre lang, zwischen   Stiftskirche
dem 13. und 15. Jh., erlitt Huéscar       Colegiata de
als strategische Grenzenklave nicht
enden wollende Eroberungen
                                          Santa María Mayor
                                          Nach dem Ende der Reconquista
und Rückeroberungen zwischen              gehörte Huéscar direkt zur Diözese von
Nasriden und Kastiliern. Diese            Toledo, ein Umstand, der den Umfang
Wirren hinterließen ein reiches           seines kirchenarchitektonischen Erbes
                                          erklärt, darunter insbesondere die
Vermächtnis, das heute die Grundlage      Stiftskirche Colegiata de Santa María
für ein bedeutendes touristisches         (16. Jh.), die Santiago-Kirche und die
Kulturangebot bildet. Zu den              Klöster Santo Domingo und
                                          San Francisco.
interessantesten Sehenswürdigkeiten
zählen neben einem Ensemble
prächtiger Herrenhäuser die
Felsmalereien der Piedra del Letrero
und der Bergfried Torre del Homenaje
(für den Grabsteine mit römischen
Inschriften verwendet wurden).
Dieser Bergfried wurde 1435 von Don
Rodrigo Manrique erobert, dem Vater
des Dichters Jorge Manrique, der die
Heldentat in seinem universellen Werk
Coplas por la muerte de mi padre (Verse
zum Tode meines Vaters) besang.
Nicht zu vergessen ist in Huéscar
natürlich seine gastronomische
Spezialität, der köstliche Lammtopf
Lata de cordero segureño.
Castril
                                               Dorf und Fluss
                                                                                                                      27

                                               Castril
© Patronato Provincial de Turismo de Granada

                                               Río Castril                             Castril

                                                     Das bezaubernde und friedliche        Castril-Glas
                                               Dorf mit seinen steilen Straßen
                                                                                           Castril wurde
                                               und malerischen Schluchten mit              durch sein
                                               gurgelnden Wassern duckt sich               Glashandwerk
                                               gleichsam unter das schützende              bekannt, das von
                                                                                           Don Hernando de
                                               nationale Naturdenkmal der Peña             Zafra begründet
                                               de Castril. Auf dem Felsen befinden         und zur Blüte
                                               sich die Überreste einer maurischen         gebracht wurde.
                                                                                           Die Merkmale des
                                               Festung und die Statue des Heiligsten       hiesigen Glases
                                               Herzens Sagrado Corazón. Vom                waren eine typische
                                                                                           Färbung von dunkel- bis
                                               Aussichtspunkt El Cantón aus genießt        hellgrün sowie die Fülle
                                               man einen grandiosen Blick auf das          an Blasen. Die Objekte
                                               Dorf und seine Umgebung. Die                wurden vor allem für den
                                                                                           Hausgebrauch (Flaschen,
                                               Kirche Nuestra Señora de los Ángeles        Karaffen) angefertigt,
                                               (16. Jh.) am Fuße des Peña-Felsens          teilweise aber auch zur
                                               ist von einem recht nüchternen              Dekoration, wie der
                                                                                           berühmte Castril-Krug
                                               Renaissance-Stil und beeindruckt vor        Jarra Castrileña.
                                               allem durch ihr platereskes Portal.
28

In der Region Montes Occidentales, dem Gebiet
von Loja und der Gegend um Alhama beeindrucken
wunderschöne weiße Dörfer, mitunter an
uneinnehmbaren Stellen gelegen und mit Wasser reich
gesegnet, in denen sich enge Gassen labyrinthartig
nach oben winden, um in einer maurischen Festung
Schutz zu suchen. Grenzweiler, von imposanten
christlichen Kirchen gekrönt und mit eigenen
Bräuchen und Traditionen. Hierdurch führen alle
bedeutenden touristischen Routen, etwa der von Ibn
Batuta, des Kalifaten oder von Washington Irving. Die
Landschaften sind geprägt von Bergen, fruchtbaren
Ebenen und Olivenbäumen. Die hier gewonnenen Öle
werden unter eigener Ursprungsbezeichnung vermarktet.

Alhama de Granada
29

              Poniente
       Der Westen der Provinz Granada:
Land der Berge, Burgen UND Olivenbäume
Loja
                Land des Wassers

                Quellen, Flüsse, Teiche, Lagunen,
                Bäche, Brunnen
                Medina Lauxa, die Hüterin, wurde die heutige Stadt Loja von den
                Arabern genannt, ob ihrer ewigen Wächterrolle, ohne Unterlass die Pforte
                zur fruchtbaren Ebene des Königreichs von Granada beobachtend. Ihre
                Berge, die Sierra de Loja und Sierra del Hacho, getrennt durch den Fluss
                Genil, schenken ihr ergiebige Quellen. Loja ist die Stadt der tausend
                Brunnen, der römischen Wollust, ein Ort des Wassers und der Freuden.
                Ein schönes Beispiel ist die Quelle der 25 Strahlen im einstigen Dörfchen
                Alfaguara, was im Arabischen ebenfalls „Quelle“ bedeutet.

                Quelle der 25 Strahlen

                                                                   Los Infiernos
                                                                   In der Schlucht, die die Sierra de
                                                                   Loja von der Sierra del Hacho
                                                                   trennt, bringt der Genil bei seinem
                                                                   Ausgang aus der Vega von Granada
                                                                   ein idyllisches Naturgebiet hervor:
                                                                   Zwischen Kaskaden und Wasserfällen
                                                                   finden sich dicht bewachsene Ufer
                                                                   ebenso wie Obst- und Gemüsegärten.
                                                                   Die Infiernos de Loja („Höllen von
                                                                   Loja“) stehen unter Naturschutz. In
                                                                   direkter Umgebung des Dorfes gibt
© Digby Merry

                                                                   es Freizeitbereiche, die ideal für einen
                                                                   Tag mit Spaß und Muße inmitten der
                Los Infiernos                                      Natur ausgestattet sind.

                                         Dichter der                       „Von mir grüßen
                                         Alhambra                          dich Tag
                                         Ibn al-Jatib (Loja, 1313          und Nacht /
                                         - Fez, 1374) war ein bedeu-
                                         tender, in Loja geborener
                                                                           die Münder
                                         Dichter, Schriftsteller, Histo-   der Begierden,
                                         riker, Philosoph und Politiker
                                         von Al-Andalus, dessen
                                                                           der Freude
                                         Gedichte die Wände der            und des Glücks“.
                                         Alhambra schmücken.
G R A N A D A , K u lt u rreise P O N I E N T E                                             31

Loja

Balkon
der Stadt
Von der nasridischen
Medina ist noch die
Maurenfestung erhalten,
in der das historische
Museum der Gemeinde
untergebracht ist.
Das bedeutendste
Renaissance-Bauwerk
der Stadt ist die Kirche
Iglesia mayor de la
Encarnación. Beide              Alcazaba und Kirche Iglesia de la Encarnación
Gebäude krönen die
Stadt und eröffnen einen
spektakulären Balkon
mit herrlicher Aussicht
über das Geflecht der
Straßen und Gassen,
das sich über die steilen
Hänge legt. Die Kirchen
San Gabriel (eines der
bedeutendsten Beispiele
der granadinischen
Renaissance) und Santa
Catalina oder die Kirche
Nuestra Señora Virgen
de la Caridad und der           Getreidespeicher
Getreidespeicher zeugen
ebenfalls von der Kunst
jener Zeit.

                                Alcazaba                               Kirche San Gabriel
Montefrío
Prachtvolle Architektur

Montefrío

Die visuelle Kraft der Landschaft und Architektur
von Montefrío schlagen den Betrachter vom
ersten Augenblick an in ihren Bann.
Der von Íllora her kommende Reisende trifft kurz vor Montefrío
überraschend auf eine unwegsame Landschaft, ein Mosaik aus hohen
Kalksteinwänden, Terrassen und Schluchten, bewachsen mit Steineichen
und reichlich Buschwald: die Peñas de los Gitanos (Führung
nach Reservierung), eine einzigartige Enklave von unschätzbarem
archäologischem Wert. In einer überbordenden Naturlandschaft sind
rund hundert megalithische Grabstätten, ein westgotisches Gräberfeld,
römische, westgotische und arabische Überreste konzentriert.

 Die Runde
 Die Kirche
 Encarnación, im
 Volksmund „La
 Redonda“ genannt,
 besticht durch ihre
 originelle Geometrie
 und ihre Schönheit.
 Sie stellt eines der
 prächtigsten und
 einzigartigsten
 Beispiele der
 neoklassizistischen
 Architektur Spaniens
 dar. Als Modell diente
 ihr das Panteón de
 Agripa in Rom.

                                     Megalithische
                                     Grabstätten
                                     In Montefrío finden sich mehrere
                                     megalithische Grabstätten in Form
                                     von Dolmen - geradezu unheimliche
                                     Begräbnisanlagen, die von der
                                     Besiedlung dieser reich gesegneten
                                     Gegend vor über 5000 Jahren zeugen.
Megalithische Grabstätte,
las Peñas de los Gitanos
Íllora
Das rechte Auge von Granada
                                                                       33

Aussichtspunkt der Vega
Íllora schmiegt sich an einen großen Felsblock
am Fuße der Sierra de Parapanda, als habe
es sich hier niedergelassen, um mit allen
Sinnen diese vielfarbige Landschaft aus
Olivenhainen, Äckern sowie Obst- und
Gemüsegärten zu genießen, welche sich die
Vega del Genil hinunter ziehen, umrahmt von
der majestätischen Kulisse der weißen Berge
der Sierra Nevada. Aus seinem Profil ragen
eindrucksvoll die Burg der Kalifenzeit (9.-11.    Burg

Jh.) und die Kirche (16.-18. Jh.) hervor, die
Diego de Siloé erbauen ließ. Seine strategische
Lage brachte dem Ort den Beinamen „das
rechte Auge“ des Nasridenreichs von Granada
ein, da er über ein Netz aus Türmen in
ständiger Sichtverbindung mit den Burgen von      Kirche Encarnación
Moclín und Montefrío stand.

Moclín
Ewige Wächterin, Festung
der zwei Pupillen                                 Getreidespeicher

Die prähistorischen Siedler ließen in den Höhlen und Unterständen der
Kalksteilwände in der Umgebung von Moclín zahlreiche künstlerische
Zeugnisse in Form von Felsmalereien (wie die Höhle Cueva de
Malalmuerzos und der natürliche Unterstand von Corcuera) sowie
Dolmen in Tózar zurück. Die Gründung von Moclín selbst geht in die
Anfänge der Nasridenzeit zurück: Mitte des 13. Jh. wurde die auch Hins
Al-Muqlin, die „Festung der zwei Pupillen“, genannte Burg errichtet.

Moclín                                             Mauer
Alhama
                                               Thermalbäder inmitten spektakulärer Landschaften

                                               Hoch über der Schlucht
                                               Der Fluss Alhama verlässt die Berghänge der Sierra Tejeda mit
                                               ungestümer Kraft und hat sich in der fruchtbaren Ebene von Alhama im
                                               Laufe der geologischen Epochen einen bildschönen und beeindruckenden
                                               Canyon – heute als Naturdenkmal geschützt – gegraben, mit riesigen
                                               Steilwänden. Über eine davon beugt sich waghalsig die historische und
                                               monumentale Stadt Alhama vor.

                                               Alhama de Granada

                                                Quelle der Gesundheit
© Patronato Provincial de Turismo de Granada

                                               Bäder von Alhama
                                               Die Thermalbäder von Alhama stellen            der Betischen Kordillere hervor. Sie wurden
                                               heute eine der wichtigsten touristischen       bereits von den Römern und Arabern als
                                               Attraktionen dar und verliehen der Ortschaft   Thermen genutzt und präsentieren sich
                                               auch ihren Namen. Die mineralienreichen        heute in einem modernen Bad.
                                               heißen Quellen sprudeln aus den Tiefen
G R A N A D A , K u lt u rreise P O N I E N T E                                            35

                                           Schluchten                      Kirche El Carmen                Burg

                                           Casa de la Inquisición          Kirche la Encarnación           Getreidespeicher

                                           Historisches Ensemble
                                           Die Geschichte hinterließ Alhama ein in der       wiedererbaute Burg arabischen Ursprungs,
                                           ganzen Provinz einzigartiges Kulturerbe,          ebenso wie der Getreidespeicher aus
                                           verstreut in engen Gassen und Plätzen voller      dem 16. Jh. (errichtet auf der ehemaligen
                                           Charme, die in ihrer erhaltungswürdigen           Synagoge des 13. Jh.). Hinzu kommen
                                           Gesamtheit als „Conjunto Histórico“               die Kirche El Carmen, ein Renaissance-
                                           klassifiziert wurden. Herausragend sind           Bauwerk des 16. Jh. mit Barockdekor, das
                                           die Elemente aus Gotik und Renaissance            Casa de la Inquisición im isabellinisch-
                                           umfassende Kirche Iglesia mayor de                gotischen Stil oder das Renaissance-
                                           la Encarnación, die Anfang des 20. Jh.            Gebäude Hospital de la Reina.

                                                                                                                  Karneval
© Ayuntamiento de Alhama / Baltasar Ruiz

                                                                                                                  Der farbenfrohe und
                                                                                                                  klingende Karneval von
                                                                                                                  Alhama zieht Besucher
                                                                                                                  aus der ganzen Region
                                                                                                                  an, vor allem am
                                                                                                                  sogenannten „Domingo
                                                                                                                  de Piñata“ mit seinen
                                                                                                                  bunten aufgehängten
                                                                                                                  und mit Süßigkeiten
                                                                                                                  gefüllten Pappfiguren.
36

Von der Natur mit reichen Gaben gesegnet, vereint
die Alpujarra maurische und andalusische Kultur:
Liebe auf den ersten Blick! Die Alpujarra ist gespickt
mit kleinen weißen Dörfern, die sich traubenförmig
an vielfarbigen Schluchten aufreihen. Die einzigartige
Architektur ist perfekt an die schroffe Landschaft
angepasst. Reißende Flüsse wechseln sich ab mit ruhig
dahin plätschernden, kristallklaren Bächen. Kultur und
Geschichte. Albuxarrat: arabisch und maurisch.

     Die Alpujarra ist ein Balkon, über
     dessen Brüstung sich Spanien
     lehnt, um wie in einem Traum
     die fernen Küsten Afrikas zu
     erspähen, die ihr über das Meer
     hinweg verliebt zulächeln.
     FRANCISCO VILLAESPESA

Capileira
37

Die Alpujarra
     EIN SINNLICHES ERLEBNIS
Lanjarón
HALTEPUNKT UND BAD

 Tor zur Alpujarra
 Seine strategische Lage verlieh dem Ort in
 der Geschichte eine herausragende Rolle als
 Tor zur Alpujarra. Die von den Almoraviden
 im 12. Jh. erbaute Festung wurde Zeugin
 tausender Kämpfe und Heldentaten. Sie
 war Durchgangsort für alle Zivilisationen,
 unbeugsame Maurenbastion, Pilgerstätte für
 Reisende und Künstler, die in dieser Gegend eine
 unerschöpfliche Quelle der Inspiration fanden.                        Castillo de Lanjarón

Stadt der Bäder
Lanjarón ist der Ort des Wassers: Aus der wasser-
und mineralienreichen Sierra Nevada entspringen hier
zahlreiche Quellen, deren Wasser außergewöhnliche

                                                                                              © Balneario de Lanjarón
Heilwirkungen hat. Von der glanzvollen Vergangenheit
des Ortes zeugt das berühmte, modern ausgestattete
Bad in einem prächtigen neo-arabischen Gebäude
vom Anfang des 20. Jh. Lohnenswert ist auch der
Besuch des Wassermuseums.                              Balneario de Lanjarón

Órgiva
Hauptstadt der Alpujarra
      Die vielen verschiedenen
Zivilisationen haben auf ihrem
Durchzug in Órgiva ein interessantes
Kulturerbe hinterlassen. Órgiva
war einst griechische Kolonie,
Villa Romana, westgotische Stadt,
Hauptstadt ihres arabischen
Verwaltungsbezirks („Taha“),
Ruhesitz von Boabdil, dem letzten
Maurenkönig von Granada, und
herrschaftlicher Besitz des „Gran
Capitán“. Zu den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten zählen der
Palast der Grafen von Sástago
– das heutige Rathaus –, der          Kirche Expectación und Zinnenturm
Zinnenturm, unmittelbarer Zeuge
des Maurenaufstands von 1568, die Renaissance-Kirche Nuestra Señora
de la Expectación, die mit großem Prunk ab 1580 erbaut wurde, und ein
umfangreiches Ensemble wappengeschmückter Herrenhäuser.
Poqueira-Schlucht
EIN ORT, AN DEM MAN ZU SICH FINDET
                                                                          39

     Am Fuße des Berges Mulhacén, dem Dach der iberischen Halbinsel,
beginnt die Poqueira-Schlucht, eine der schönsten ganz Andalusiens.
Das reine Wasser der Schneeschmelze von den hohen Gipfeln der
Sierra Nevada stürzt sich ein dicht bewachsenes, in wechselnde Farben
gekleidetes Tal hinunter – grün im Frühling, gelb und rot im Herbst –
und bewässert nebenbei Wälder und Gärten. Am Talhang lehnen drei
der malerischsten und reizvollsten Dörfer der Alpujarra: Capileira,
Bubión und Pampaneira, drei Juwelen der traditionellen ländlichen
Architektur der Alpujarra, die als nationales historisches Erbe klassifiziert
wurden – ein Ort, um sich zu verlieren und sich wiederzufinden.

Poqueira-Schlucht

Architektur der Berber

Pitres                                          Busquístar

Das Außergewöhnliche und
Anziehende an der Alpujarra ist
zweifelsohne die Architektur ihrer
traditionellen Dörfer, deren Wurzeln
auf die Berber zurückgehen. Die
chaotisch gewundenen, gepflasterten
Sträßchen führen an weiß getünchten
Häuser mit einem, höchstens zwei
Stockwerken vorbei. Diese sind
mit ihren Flachdächern aus dem
tonhaltigen Launa-Material und den
Tinaos, einer baulichen Besonderheit,
bei der ein Teil des Hauses
schwebend die Straße überdacht,
perfekt der Landschaft angepasst.       Busquístar
Die Alpujarra Media
                   und La Taha
                   Nationales historisches Erbe

                   Zuflucht der Mauren
                   Die faszinierende Landschaft der
                   Alpujarra nahm in der muslimischen
                   Zeit, einer glanzvollen und
                   blühenden Epoche, eine Gestalt an,
                   die der heutigen ähnelt. Land und
                   Gewässer wurden gebändigt und in
                   Obst- und Ziergärten verwandelt,
                   Dörfer und Gutshöfe errichtet und
                   in Verwaltungsbezirken, den so
                   genannten Tahas, organisiert. Die
                   Mauren waren hier unbeugsam
                   ansässig bis zu ihrer endgültigen
                   Vertreibung nach dem Krieg von
                   Granada. Das von diesen Völkern
                   und ihren Nachfolgern hinterlassene
                   kulturelle Erbe ist gewaltig und wird
                   durch die offizielle Klassifizierung als
                                                                        Trevélez
                   historischer Ort „Alpujarra Media y
                   La Taha“ geschützt, der 32 kulturell
                   wertvolle Güter in einem Dutzend
                   Gemeinden umfasst. Zusammen
                   mit dem Ensemble in der Poqueira-
                   Schlucht ist dies das größte geschützte
                   historische Areal ganz Europas.
© Isabel Munuera

                                                                        Trevélez

                   Trovos und Troubadoure                               Serrano-Schinken
                   Von den zahlreichen folkloristischen und             Zu den Köstlichkeiten der
                   musikalischen Traditionen in der Alpujarra sind      Alpujarra zählt vor allem
                   die sogenannten „Trovos“ sicher am bekanntesten      der berühmte Serrano-
                   und beliebtesten. Dabei wird Dichtung improvisiert   Schinken. Trevélez,
                   und zwischen zwei oder mehr „Troubadouren“ in        das höchste Dorf
                   einem lustigen und lautstarken Frage-Antwort-        Spaniens, gab seiner
                   Gesang vorgetragen - höchst amüsant wie              Ursprungsbezeichnung
                   interessant! Eine solche Gelegenheit sollte man      mit Qualitätssiegel den
                   keinesfalls verpassen, zum Beispiel beim Festival    Namen.
                   für traditionelle Musik der Alpujarra.
Valle de Lecrín
AROMEN VON ORANGENBLÜTEN UND HONIG
                                                                  41

Garten der Zitrusfrüchte
Dieses Zusammentreffen der Vega von Granada, der granadinischen
Küste und der Alpujarra nannten die Araber Iqlim Garnata oder
Iqlim al Qasb („Gebiet des Zuckerrohrs“). Hier führt der Weg von
Granada zu den ausgedehnten Zuckerrohrplantagen der Küste. Alte
Wassermühlen, maurische Festungen, tausendjährige Olivenbäume
und reizvolle Cortijos schmücken diese lichtdurchfluteten Täler mit
fruchtbaren Ebenen und kühlen Terrassen, heute mit Orangen- und
Zitronenbäumen bestückt.

Staudamm von Béznar

Mudéjar-Route
Eine höchst interessante Route,
um die granadinische Mudéjar-
Architektur kennenzulernen,
führt durch die Dörfer des Tals
Valle de Lecrín. Wundervolle
Kirchen des 16. Jh. sind
vielerorts erhalten geblieben,
herrliche Beispiele der
gotischen Mudéjar-Architektur,
die ersten christlichen
Bauwerke auf dem eroberten
Land, wenn auch noch
eindeutig muslimisch inspiriert.   Mondújar       Melegís

Saleres                            Saleres
42

Das paradiesische Tropenklima der Küste von
Granada, stets zur Sonne gewandt zwischen
der weißen Sierra Nevada und dem blauen
Mittelmeer, ihre fruchtbaren Ebenen und ihre
Schönheit haben unzählige Zivilisationen
bezaubert. Die Phönizier und Römer
kolonisierten und verschönerten die Küste. Die
Araber befestigten sie mit Burgen, Wach- und
Aussichtstürmen, um sie gegen die Christen
zu verteidigen, und Letztere später, um sich
türkischer und Berber-Piraten zu erwehren.
Geschichts- und kulturträchtige Dörfer,
Traumstrände, zwischen endlosen Obstplantagen,
die in unzähligen Terrassen die steilen Hänge
begrünen … ein gigantischer Schauplatz am
Rande des Mittelmeers.

La Rijana
43

Die Costa
 Tropical
   EUROPAS PARADIES
Almuñécar
                                               Stadt Sexi
© Patronato Provincial de Turismo de Granada

                                               Strand San Cristóbal

                                                      Die Phönizier hinterließen großartige Zeugnisse ihrer Kultur in
                                               Almuñécar, wie die phönizische Nekropole von Puente de Noy (7. bis 1.
                                               Jh. v. Chr.). Die Römer wiederum vergrößerten die Stadt und errichteten
                                               ebenfalls wunderschöne Bauwerke, wie das beeindruckende Aquädukt
                                               (1. Jh. n. Chr.), das Kolumbarium des Torre del Monje und die Höhle
                                               Cueva de Siete Palacios, eines der bedeutendsten urbanen Werke des
                                               römischen Hispaniens, heute archäologisches Museum. Die Landung
                                               von Abderramán I an den Stränden Almuñécars 755 n. Chr. markiert den
                                               Beginn einer glanzvollen Epoche. Die Araber nannten die Stadt Hisn
                                               al-Monácar, „die von Bergen Umgebene“. Aus dieser Zeit stammen die
                                               Ruinen der Nasridenburg San Miguel, herrliche Exemplare von Bögen
                                               und Zisternen und andere kleinere Bauwerke, heute versteckt in Land-
                                               schaften mit tropischen Obstbäumen oder am Rand von paradiesischen
                                               Stränden und Steilküsten. Die stattliche Iglesia de la Encarnación (16. Jh.)
                                               ist das erste Gotteshaus der Provinz im Stil der Gegenreformation.

                                               Archäologisches Museum         Archäologisches Museum           Burg San Miguel

                                               Pökelfabrik
                                               Unter den Römern verwandelte sich Almuñécar
                                               in die blühende Stadt Firmum Iulium Sexi, und
                                               es entstand eine leistungsfähige Industrie
                                               für gepökelten Fisch und Garum – einer Art
                                               Pastete aus Fischeingeweiden –, die von hier an
                                               ferne Häfen des Imperiums verschickt wurden.
                                               Ihre Verfahren sind noch in den Überbleibseln
                                               der Wasserbecken der römischen Pökelfabrik
                                               zu im Parque del Majuelo zu erkennen.             Pökelfabrik
G R A N A D A , K u lt u rreise D I E COS TA T R O P IC A L                             45

Cantarriján

Strände
Almuñécar verfügt über 19 Kilometer Küste
mit Traumstränden und -buchten, teils
eingerahmt in einzigartige Felsformationen,
und wegen der milden Temperaturen
das ganze Jahr über erlebbar. Hier gibt
es etwas für jeden Geschmack, von dem
FKK- und Naturstrand von Cantarriján bis
zu den Familienstränden von San Cristóbal,
Velilla, Puerta del Mar und La Herradura,
letzterer in einer der malerischsten Buchten
Südspaniens gelegen.                           La Herradura

Wassersport
Almuñécar besticht durch
ein enormes Angebot
an Wassersportarten.
Der schöne Sporthafen
Marina del Este, eine der
attraktivsten Buchten,
ist ein Treffpunkt für
Taucher – sie finden an
den Steilküsten der Punta
                                                                                             © Manuel Campillo

de la Mona und von Cerro
Gordo ihr Eldorado.

                               Abadejo-Fisch

                                               Römisches Aquädukt
                                               Das am besten erhaltene und größte
                                               römische Monument ist zweifellos das
                                               über sieben Kilometer lange Aquädukt,
                                               das der Stadt und den fruchtbaren Ebenen
                                               Wasser aus den Quellen am Oberlauf des
                                               Río Verde zuführte. Einige Abschnitte sind
                                               außergewöhnlich gut erhalten.
Aquädukt von Almuñécar
Motril
                                               AROMEN VON ZUCKERROHR UND RUM
© Patronato Provincial de Turismo de Granada

                                               Strand Poniente

                                               Zucker
                                               Motril erlebte seine Blütezeit
                                               ab dem 19. Jh., als die typischen
                                               Zuckerrohrlandschaften seiner
                                               fruchtbaren Ebene industrialisiert
                                               wurden. Heute konzentriert sich seine
                                               Wirtschaft auf den Handelshafen, den
                                               Anbau tropischer Pflanzen und den
                                               Tourismus, der vom Klima, den Stränden,
                                               einem interessanten künstlerischen
                                               und industriellen Erbe sowie seiner
                                               schmackhaften Küche mit Fisch und
                                               Meeresfrüchten sowie einem erlesenen,
                                               nach alter Art hergestellten Zuckerrohr-
                                               Rum angezogen wird. Die Kirche             Schornstein einer Zuckerfabrik

                                               Encarnación im gotischen Mudéjar-Stil, erbaut 1502 von Kardenal
                                               Mendoza, und das Rathausgebäude von 1631 mit barocker Fassade
                                               ragen aus traditionellen Straßen und romantischen Plätzen heraus, in
                                               denen noch Paläste des 17. Jh. oder maurische Gebäude zu finden sind.
                                                                                                                                              © Autoridad Portuaria de Motril

                                               Golfplatz Playa Granada

                                               Golf und                  Motril bietet einen Golfplatz mit 18 Löchern an der Playa Granada
                                                                         sowie einen Sporthafen. Im boomenden Handelshafen von Motril
                                               Kreuzfahrten              legen immer mehr Kreuzfahrtschiffe an, die ihn als Ausgangspunkt
                                                                         für Exkursionen in die Provinz Granada nutzen. Außerdem werden
                                                                         Verbindungen nach Afrika (Melilla, Nador und Alhucemas) angeboten.
Salobreña
GESCHICHTE MIT BLICK AUFS MEER
                                                                                      47

                                                               Peñón de Salobreña

Salobreña                                                      Straße von Salobreña

      Salobreña erklimmt seine beeindruckende Felskuppe mit einem
mittelalterlichen Labyrinth enger Sträßchen, weiß gekalkten und mit
bunten Blumen geschmückten Häusern, Durchgängen, Gewölben und
atemberaubenden Wendungen. Ein Spaziergang durch die Medina versetzt
uns in vergangene Zeiten. Am Fuße der imposanten Maurenfestung erstreckt
sich die grüne Ebene („Vega“), übersäht mit tropischen Obstbäumen.
Die Kirche El Rosario (16. Jh.) im Mudéjar-Stil ist besonders sehenswert.
Die herrlich weitläufigen Strände werden das ganze Jahr über aufgesucht.

Küste der Castillos und Wachtürme

Calahonda                                   Almuñécar

Seitdem Abdelaziz, Sohn            Wachtürme und Castillos
von Muza, dieses Gebiet im         aneinander, die nichts
8. Jh. besetzte, wurde die         unbeobachtet ließen, von Cerro
Befestigung der Küste zur          Gordo über La Rijana oder
Überlebensfrage für alle           Castell de Ferro bis nach La
Dynastien, die arabischen          Rábita. Untereinander durch
wie die christlichen. Für die      Leuchtzeichen verbunden,
Araber, um sich vor christlichen   warnten sie die Bevölkerung
Invasionen zu schützen. Für        vor möglichen Bedrohungen.
die Christen, um vor den           Heute bilden sie
gefürchteten Streifzügen           Aussichtspunkte mit einem
von Piraten und Korsaren           atemberaubendem Panorama
zu warnen. So reihen sich          und halten die Erinnerung an
entlang der Küste zahlreiche       vergangene Zeiten wach.          Salobreña
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