WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen

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WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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     WIR HABEN
     DIE WAHL
     FRAUEN 1919–2019
     EINE AUSSTELLUNG DER
     GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN
     ANLÄSSLICH 100 JAHRE
     FRAUENWAHLRECHT
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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                                                                                                                                                        1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Wir haben die Wahl. Frauen 1919–2019

Bis 1908 durften Frauen keiner Partei beitreten, kein Abitur machen und                                     „Für Vereine, die bezwecken, politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern, gelten …
nicht studieren. Und bis 1918 besaßen sie kein Wahlrecht. Die Mehrheit                                      nachstehende Beschränkungen: sie dürfen keine Frauenspersonen, Schüler und Lehrlinge als
                                                                                                            Mitglieder aufnehmen.“
der Menschen war davon überzeugt, dass die politischen und öffent­
                                                                                                            Preußisches Vereinsgesetz, § 8, 1850.
lichen Belange in den Händen der Männer gut aufgehoben waren.

Im November 1918 wurde mit dem Untergang des Kaiserreichs die                                               „Die Kulturgeschichte zeigt, daß die Frauen … an wissenschaftlichem Interesse und an
Weimarer Republik ausgerufen – und mit ihr das Wahlrecht für                                                ­schöpferischer Fruchtbarkeit die Männer nicht erreicht haben.“

­Männer und Frauen ab 20 Jahren. Nicht alle waren davon begeistert.                                         Die Überzeugung des Theologen und Zentrums-Politikers Carl Joseph Mausbach war bis
                                                                                                            Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreitet.
 Sogar Frauen selbst sprachen sich die dafür notwendige „Reife“­ab.
 Noch im Oktober 1918 hatten die meisten Parteien das Frauenstimm­
 recht abgelehnt. Nur die SPD forderte seit 1891 die politische Gleich­                                     „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten,
 stellung von Mann und Frau.                                                                                allgemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre
                                                                                                            alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“
                                                                                                            Rat der Volksbeauftragten in Berlin mit dem Aufruf „An das deutsche Volk“ am ­
1919 konnten Frauen erstmals wählen und sich als Kandidatin wählen                                          		                        12. November 1918.
­lassen. Wir ­haben die Wahl. Frauen 1919–2019 stellt die Pionierinnen
 vor, die am 21. März 1919 ins Essener Rathaus einzogen. Dieser ­wichtige
 Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung wird ergänzt mit Spots                                          „Meine Herren und Damen! (Heiterkeit) Es ist das erste Mal, daß in Deutschland die Frau
                                                                                                            als freie und gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen,
 auf die aktuelle Situation. Auch 100 Jahre später stehen für die Gleich­                                   und zwar ganz objektiv, daß es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten
 stellung der Geschlechter noch viele unerreichte Ziele auf der Agenda.                                     ­Vorurteile überwunden hat.“
 Die Frage lautet: Was ist zu tun?                                                                          Die Sozialdemokratin Marie Juchacz war die 1. Frau, die am 19. Februar 1919 in der
                                                                                                            neu gewählten Nationalversammlung sprach.

Weibliche Angestellte der städtischen Gasanstalt Essen, um 1910. Stadtwerke Essen/Fotoarchiv Ruhr Museum.

                                                             19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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                                                                                                                       1908                                              „Heraus mit dem Frauenwahlrecht.
                                                                                                                                                                         Frauen-Tag 8. März 1914”. 08.03.1914
                                   „Frauenspersonen“ dürfen einer Partei beitreten. Seit 1850 hatte das                                                                  Gestaltung: Karl Maria Stadler
                                                                                                                                                                         Druck/Verlag: R. Schumann,
                                    Preußische Vereinsrecht dies verboten. Im selben Jahr erlaubte eine                                                                  München (Nachdruck vom Neuen
                                    Bildungsreform auch Mädchen, Abitur zu machen und zu studieren.                                                                      Vorwärts Verlag, Bonn).

                                                                                                                                       1911
                                                                                                                          1918         Am 19. März findet in Deutschland zum ersten
                      Mit der Revolution kommt ein neues Wahlrecht: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften                        Mal der „Internationale Frauentag“ statt.
                        sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des
                      proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen
                       Personen zu vollziehen.“ Frauen waren vorher von allen politischen Wahlen ausgeschlossen.

                                                                                                                          1920         1919
                                                                                 Frauen können habilitieren und Professorin werden.
                                                                                                                                       8 Frauen ziehen im März 1919 als
                                                                                                                                       erste weibliche Abgeordnete in die
                                                                                                                          1929         102-köpfige Essener Stadtverordne-
                            Unter den 78 Abgeordneten der Essener Stadtverordnetenversammlung sind 10 Frauen.                          tenversammlung ein, dem heutigen
                                                                                                                                       Rat der Stadt Essen.
                                                                                                                                                                                                                            Das Zentrum war der Sieger der Wahl und erhielt 46 Sitze
                                                                                                                                                                                                                            in der Stadtverordnetenversammlung. Die MSPD 23, die
                                                                                                                                                                                                                            Koalition DNVP/DVP 15, die USPD 9, die DDP 6 und die

                                                                                                                           1934                                                                                             Polenpartei 2. Archiv Ernst Schmidt.

                                                                                                                                       1949
                                                  Frauen werden nicht mehr als Anwältinnen zugelassen, weil das einen „Einbruch
                                                in den altgeheiligten Grundsatz der Männlichkeit des Staates“ bedeutet hätte. Im
                                                 Essener Stadtrat mit 64 Abgeordneten sitzen 4 Frauen. Kurz darauf setzt sich der
                                                                    Rat nur noch aus männlichen NSDAP-Mitgliedern zusammen.

                                                                                                                                       Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
                                                                                                                                       tritt in Kraft, Artikel 3 Absatz 2 Satz 1 lautet: „Männer
                                                                                                                                       und Frauen sind gleichberechtigt.“
                                                                                                                          1950
                                                                     Der Rat der Stadt Essen besteht aus 9 Frauen und 41 Männern.

                                                                                                                                       1955
                                                                                                                       1969            Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verbietet den
                                                                                                                                       im Bund organisierten Vereinen den Frauen­
                                                                                                                                       fußball: „Im Kampf um den Ball verschwindet
                                                                        Als 1. Essener Politikerin wird Antje Huber                    die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden
                                                                         (SPD) in den Deutschen Bundestag ge-                          unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen
                                                                                                                                       des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“
Wahlkampfveranstaltung mit Antje Huber, Essen 1969.
Fotograf: Willy van Heekern, Fotoarchiv Ruhr Museum.
                                                                        wählt. Der Rat der Stadt Essen wählt am
                                                                          26. November mit Berta Möller-Dostali
                                                                                    (SPD) seine 1. Bürgermeisterin.

                                                                         Die Essenerin Uta Ranke-Heinemann ist
                                                                           die 1. Frau der Welt mit einer Professur                    1970
                                                                                         für katholische Theologie.                    Der DFB hebt sein „Damenfußball“-­                         Frauenfußball im Ruhrgebiet, Mai 1955. Fotograf: Peter Kleu,
                                                                                                                                                                                                  Fotoarchiv Ruhr Museum.

                                                                                                                                       Verbot auf.

                                                                                                                           1971
Berta Möller-Dostali bei ihrer Wahl zur stellvertretenden
Bürgermeisterin, Essen, 26. November 1969. Fotograf:                              In der Zeitschrift Stern bekennen sich 374 Frauen
Willy van Heekern, Fotoarchiv Ruhr Museum.                                       dazu, illegal abgetrieben zu haben. Nach § 218 des    1972
                                                                                   StGB ist ein Schwangerschaftsabbruch strafbar.
                                                                                                                                       Mit Annemarie Renger (SPD) wird erstmals eine Frau
                                                                                                                                       Bundestagspräsidentin. In allen deutschen Behörden
                                                                                                                                       soll das Wort „Fräulein“ nicht mehr verwendet werden.

                                                                                                                           1976
                                                               Ehepaare können ab jetzt auch den Familiennamen der Frau tragen.
                                                              Der § 218 wird geändert: der Schwangerschaftsabbruch ist grundsätz-
                                                                lich strafbar, Ausnahmen gelten bei medizinischer, eugenischer oder
                                                                                                                                       1977
                                                                  kriminologischer Indikation oder einer sonstigen schweren Notlage.
                                                                                                                                       Die „Hausfrauenehe“ wird abgeschafft.
                                                                                                                                       Bis dahin konnte der Ehemann z. B.
                                                                                                                                       ­Arbeitsverträge seiner Frau auch ­
                                                                                                                          1980                   gegen ihren Willen kündigen.
                       Die Gleichbehandlung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz und das Recht auf gleiches Entgelt
                               wird im BGB verankert. Stellenausschreibungen werden fortan geschlechtsneutral formuliert.                                                                                                            Arbeitssuchende im Arbeitsamt Gelsenkirchen,
                                                                                                                                                                                                                                     Januar 1967. Fotograf: Anton Tripp, Fotoarchiv

                                                                                                                                       1983                                                                                          Ruhr Museum.

                                                                                                                                       Als 1. Partei mit einer Frauenquote bei der Ämterbesetzung und der

                                                                                                                1986
                                                                                                                                       „Gleichstellung“ im Programm ziehen DIE GRÜNEN in den Bundestag ein.

Die Stadt Essen richtet die Stelle einer Gleichstellungs-
   beauftragten ein. Die 1. Stelle deutschlandweit war­                                                                                1988
                                                                                                                                       Die SPD beschließt auf Druck der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer
            4 Jahre zuvor in Köln eingerichtet worden.                                                                                 Frauen (ASF), eine Geschlechterquote von mindestens 40 % für alle Ämter
                                                                                                                                       und Mandate in ihr Statut aufzunehmen. Bei der CDU erfolgt dies 1996.

                                                                                                           1970 bis 1989
                                                                                                                                       1979
                                                            Die Erwerbsquote der Frauen steigt in diesem Zeitraum deutschlandweit
                                                                  von 46 % auf 54 % an, bei verheirateten Frauen von 39 % auf 48 %.

                                                                                                                                       Unter 42 Essener Ratsmitgliedern ist nur eine Frau.

                                                                                  19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
2B

                                                                                                                                                                                 1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

                                                                                                             1989
 Das neue Frauenförderungsgesetz von NRW legt fest, dass Frauen bei gleicher
  Eignung, Leistung und Befähigung bei Einstellungen und Beförderungen bzw.
 Höhergruppierungen solange bevorzugt werden, bis ein Frauenanteil von 50 %
                            erreicht sein wird – was bis heute nicht der Fall ist.

  Die Stadt Essen beschließt die Einführung einer geschlechterneutralen Sprache
 in der Verwaltung. Dabei werden entweder beide Geschlechter genannt oder es                                                                                                                 Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit Oberbürger-
                                                                                                                                                                                             meisterin Annette Jäger (rechts), Essen 1990. Fotografin:
                            wird eine Neutralisierung wie „Studierende“ gewählt.                                                                                                             Marga Kingler, Fotoarchiv Ruhr Museum.

                      Annette Jäger wird 1. Oberbürgermeisterin der Stadt Essen.                                          1992
                                                                                                                          Maria Jepsen wird in Hamburg die 1. Bischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland.

                                                                                                                  1993
                   Heide Simonis wird in Schleswig-Holstein die 1. Ministerpräsidentin eines Bundeslandes.
                                                                                                                          1994
                                                                                                                          Art. 3 GG wird ergänzt: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der
                                                                                                                          Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung
                                                                                                               1997       bestehender Nachteile hin“.
             In Deutschland werden Vergewaltigungen in der Ehe unter Strafe gestellt.
                                                                                                                          2001
                                                                                                                          Der 1. Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag findet statt, an dem Schülerinnen
                                                                                                                          Einblick in technische und naturwissenschaftliche Arbeitsfelder nehmen,
                                                                                                          2002            um in frauenuntypische Berufe hineinschnuppern zu können.

          Die Stadt Essen und alle städtischen Gesellschaften beschließen eine
      Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen in Ausbildung und Beruf.                                              2003
                                                                                                                          Fast die Hälfte aller Studierenden sind weiblich. Der Frauenanteil
                                                                                                                          innerhalb der deutschen Professorenschaft liegt bei 8 %.
                                                                                                                2004
                                                Laut DGB sind 68,4 % der Niedriglohnbeschäftigten Frauen.

                                                                                                                          2005
                                                                                                          2007            Angela Merkel wird die 1. Bundeskanzlerin Deutschlands.
      Mit der „Berliner Erklärung“ wird die Gleichberechtigung von Frauen und
     Männern als gemeinsames Ideal der Europäischen Union festgeschrieben.
                                                                                                                          2008
                                                                                                                          Zum 1. Mal findet in Deutschland der Equal Pay Day (Tag der Entgeltgleichheit) statt.
                                                                                                                          Dabei geht es um den Entgeltunterschied zwischen Frauen und Männern.
                                                                                                                2009
                                                                  33 % der Mitglieder im Bundestag sind Frauen.

                                                                                                                          2010
                                                                                                          2011            Hannelore Kraft wird die 1. Ministerpräsidentin in NRW und ist die 1. Präsidentin des
                                                                                                                          Bundesrates. Der 1. Boys´ Day, der Jungen-Zukunftstag, findet statt. Jungen können
                                                                                                                          an diesem Tag Berufe kennenlernen, in denen nur wenige Männer arbeiten.
                                                         100. Internationaler Frauentag.

                                                                                                                          2012
                                                                                                    2014                  Der Frauenanteil innerhalb der deutschen Professorenschaft liegt bei 19 %, bei der Richterschaft sind
                                                                                                                          es 33 % und bei den Alleinerziehenden 90 %. Bei den Professuren an der Universität Duisburg-Essen
                                                                                                                          liegt der Frauenanteil bei rund 21 %. 2006 lag er bei etwa 13 %.

             Marion Greve wird zur 1. Superintendentin des
              Evangelischen Kirchenkreises Essen gewählt.                                                                 2015
                                                                                                                          Ein Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen
                                                                                                                          in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst wird erlassen. Die Aufsichtsräte großer Firmen
                                                                                                             2016         müssen zu 30 % mit Frauen besetzt sein.

           Nach dem neuen Sexualstrafrecht ist nun jede sexuelle Handlung strafbar,
                 die gegen den erkennbaren Willen einer Person vorgenommen wird.                                          2017
             Der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen                                          Im neuen Bundestag ist der Frauenanteil mit 30,9 % so gering wie 1998. In der Legislaturperiode
                       von Männern und Frauen, der Gender Pay Gap, beträgt 21 %.                                          von 2013 bis 2017 war der Frauenanteil mit 36,5 % in der Geschichte des Deutschen Bundestags
                                                                                                                          seit 1949 am höchsten.

                                                                                                                          9 Frauen in Deutschland erhalten einen Michelin-Stern für ihre Kochkunst, neben 293 Männern.
                                                                                                                          Zu den ausgezeichneten Küchenchefinnen zählt Erika Bergmann aus Essen.
                                                                                                               2018
                                                                                                                          Ein Drittel der Beschäftigten im Handwerk ist weiblich.
               Für die Besetzung von Aufsichtsratsgremien, in denen dem Bund mindestens
                                  drei Sitze zustehen, gilt eine Geschlechterquote von 50 %.

              Wenn ein Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuge-
                ordneten werden kann, gibt es ein Feld mit der Geschlechtsangabe „divers“.                                2019
                                                                                                                          Aktuell sitzen 30 Ratsfrauen im 90-köpfigen Rat der
                                                                                                                          Stadt Essen. SPD: 10 von 30, CDU: 9 von 28, GRÜNE:
                                                                                                                          4 von 9, EBB: 1 von 5, FDP: 1 von 5, LINKE: 2 von 4,
                                                                                                                          PRO NRW: 2 von 2, BAL: 1 von 2 Ratsmitgliedern;
                                                                                                                          Stand: 01.01.2019.

                                  Intern. Frauentag 2018 im Essener Rathaus. Von links nach rechts: Silke Schuhmann,
                                  Alexandra Ascher, Stefanie Müller, Veronika Maruhn, Christiane Volkmer, Thomas Kufen,
                                  Stefan Zebrowski, Beate Döpper, Gabriele Bloch-Fancello, Sara Bronowicki .
                                  Fotograf: Peter Prengel.

                                                              19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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                                                                                                                                                               1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Essen um 1919

Es war eine turbulente Zeit, als Frauen 1919 zum ersten Mal ­wählen
konnten. Der Erste Weltkrieg war mit der Revolution Anfang
­November 1918 zu Ende gegangen. Die Bevölkerung war erschöpft
 und unzufrieden, wollte mehr Lohn und mehr Lebensmittel – auf
 ­vielen Zechen in Essen wurde gestreikt. Der Kaiser hatte abgedankt.
  Wie sollte es nun weitergehen?

In diese Unruhe fielen Anfang 1919 gleich drei Wahlen: am 19. Januar
1919 die Wahl zur Nationalversammlung, eine Woche später die Wahl
zur verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung. Und am
2. März waren alle Männer und Frauen ab 20 Jahren auf­gerufen,
ihre Stimme für eine neue Stadtverordnetenversammlung in Essen
abzugeben.

Für die Parteien war es eine Herausforderung, innerhalb weniger
Wochen den Wahlkampf zu organisieren. Die Wähler und (erstmals)
Wählerinnen zu mobilisieren, gelang vor allem dem Zentrum. Diese                                          Viele Frauen hatten im 1. Weltkrieg die Arbeit der Männer erledigt – hier in einer Fertigungshalle der Krupp´schen
                                                                                                          Gussstahlfabrik in Essen, ca. 1915. Viele Männer verstanden daher das Wahlrecht als eine Art Belohnung für die
Partei hatte sich nie für das Frauenwahlrecht ausgesprochen, ­profitierte                                 Leistungen an der „Heimatfront“. Fotograf unbekannt, Fotoarchiv Ruhr Museum.

nun aber davon. Viele Essenerinnen waren katholisch und stimmten
daher für die christlich demokratische Volkspartei.

Arbeiterinnen auf der Kokerei Mathias Stinnes in Karnap, 1917.
Fotograf unbekannt, Archiv Ernst Schmidt/Fotoarchiv Ruhr
Museum.

                                                                 Ausflug der Essener Arbeiterjugend mit   Arbeiterhochzeit um 1920 in der Kolonie Ebel, die damals zu Essen-Borbeck gehörte. Fotograf unbekannt,
                                                                 älteren Genossen, 1914. Fotograf unbe-   Archiv Ernst Schmidt/Fotoarchiv Ruhr Museum.
                                                                 kannt, Archiv Ernst Schmidt/Fotoarchiv
                                                                 Ruhr Museum.

          „Den ganzen Tag über fuhren Lastautos mit bewaffneten Soldaten
          durch die Stadt, teils um zu agitieren, teils um für Ruhe zu sorgen.
          Rote Fahnen waren an der Tagesordnung. Einen schlechten Eindruck
          machte es, daß weibliche Personen mit roten Schleifen sich in niedrigster                       „Im Westen organisierten wir eine Reihe geeigneter Persönlichkeiten …,
          Weise einmischten. Bei den zahlreichen Umzügen sind sie sogar in erster                         die in zahlreichen Vorträgen die Frauen von der Notwendigkeit über-
          Reihe mitmarschiert.“                                                                           zeugten, daß Wahlrecht auch Wahlpflicht sei.“
          Der Schüler Fritz Kesper über die Ereignisse Anfang November                                    Albertine Badenberg aus Steele organisierte 1919 den Wahlkampf
          1918 in Essen.                                                                                  für das katholische Zentrum.

                                                                 19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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Frauenbewegung in Essen

Die Essener Frauenbewegung vor 1919 war vielfältig. Es gab „Radikale“
wie Minna Deuper (1868–1937), die seit den 1880er Jahren aktiv war.
Sie verteilte Flugblätter, forderte das Frauenwahlrecht und lud 1904 zu
der 1­ . öffentlichen Versammlung Essener Sozialdemokratinnen ein. Als
Frauen ab 1908 Parteien beitreten durften, wurde sie sofort Parteimit­
glied. In den 1920er Jahren gehörte sie zu den Mitbegründerinnen der
Essener AWO.

Die Zweigstelle des Vereins „Frauenwohl“ wollte seit 1902 „auch in
­Essen der Frauenbewegung Boden“ verschaffen. Aktiv waren hier
 ­neben einigen Männern vor allem Frauen aus dem Essener Bürgertum
  wie Frida Levy (1881–1942), die sich seit 1911 lokal und auf Landes­
  ebene im Verein für Frauenstimmrecht engagierte. Dieser Verein sah
  im Frauenstimmrecht eine „Forderung der Gerechtigkeit, „sozialer
  Notwendigkeit“ und „der Kultur“.                                                                        3. Reihe von rechts, 2. Person von unten: Die Essener Sozialdemokratin Wilhelmina (Minna) Deuper, Tochter
                                                                                                          eines Krupp-Arbeiters und die Frau eines Sozialdemokraten, auf dem SPD-Parteitag in Chemnitz 1912. Archiv
                                                                                                          Ernst Schmidt.

Zahlreiche katholische und evangelische Frauen strebten vor 1918
nicht die politische, sondern die berufliche Gleichberechtigung an. So
saß die Lehrerin Albertine Badenberg (1865–1958) im Vorstand des
Vereins katholischer Lehrerinnen, der sich für die rechtliche und finan­
zielle Gleichstellung von Lehrerinnen einsetzte. 1903 gründete sie den
Katholischen Frauenbund Deutschlands mit. Von 1924 bis 1932 saß
die Zentrums-Abgeordnete im Preußischen Landtag.

102 Stadtverordnete wurden bei der ersten demokratischen Kommunal­
wahl am 2. März 1919 in Essen gewählt. Unter ihnen waren acht Frauen
                                                                                                          Sitzungssaal im Essener Rathaus, in dem mit dem Einzug der
von fünf Parteien. Leider ist von ihnen nur wenig überliefert.                                            ersten Politikerinnen eine „neue Zeit“ – so eine Tageszeitung am
                                                                                                          22.03.1919 – begann. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

                                                                                                                                                                               Albertine Wilhelmine Friederike Anna
                                                                                                          „Ueberall waren die wenigen aktiven Genossinnen                      Badenberg (1865–1958) ergriff eine
                                                                                                                                                                               der wenigen Berufsmöglichkeiten für
                                                                                                          agitatorisch tätig, indem sie zunächst Versamm-                      bürger­liche Frauen im 19. Jahrhundert
                                                                                                          lungen einberiefen und Vertrauenspersonen wählen                     und wurde Lehrerin. 1919 wurde sie
                                                                                                                                                                               ­Zentrums-Mitglied. Steeler Archiv e. V.
                                                                                                          ließen. Daß diese Arbeit zur damaligen Zeit ganz
                                                                                                          außerordentliche Anforderungen an jede einzelne Ge-
                                                                                                          nossin in bezug auf Opfer- und Bekennermut stellte,
                                                                                                          bedarf wohl keiner besonderen Hervorhebung.“
                                                                                                          Die Sozialdemokratin Minna Deuper (1868–1937)
                                                                                                          in einem Zeitungsartikel über die Zeit nach 1908,
                                                                                                          als Frauen zwar noch nicht wählen, aber einer
                                                                                                          ­Partei beitreten durften.

                                                                                                                                                        „Ich protestiere gegen meinen Ausschluss von der
                                                                                                                                                        Reichstagswahl, da ich als deutsche Staatsangehörige
                                                                                                                                                        über 23 Jahre auf Grund der bestehenden Verfassung
                                                                                                                                                        wahlberechtigt bin. … Wir Frauen wollen nicht nur
                                                                                                                                                        die Pflichten dem Reiche gegenüber erfüllen, nämlich
                                                                                                                                                        ihm die Bürger schenken, arbeiten und Steuern zahlen,
                                                                                                                                                        wir fordern als Staatsangehörige auch unsere Rechte,
                                                                                                                                                        nämlich die volle politische Gleichberechtigung.“
Frida Levy (1881–1942, ermordet in Riga) zog mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Dr. Fritz Levy, 1901 nach
Essen. Sie war im Frauenstimmrechtsverein aktiv und saß 1919 als „Bürgervertreterin“ im Ausschuss für                                                   Flugblatt des Preußischen Landesvereins für
Volksbildung. Ihr Mann hatte für die SPD von 1919 bis 1933 einen Sitz in der Essener Stadtverordneten­                                                  Frauen­stimmrecht anlässlich der Reichstagswahl
versammlung. Archiv Ernst Schmidt.
                                                                                                                                                        1912. Frida Levy war Vorsitzende des Essener Orts-
                                                                                                                                                        vereins für Frauenstimmrecht und saß im erweiter­
                                                                                                                                                        ten Vorstand des Preußischen Landesvereins für
                                                                                                                                                        Frauenstimmrecht.

                                                              19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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                                                                                                                                     1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Die 1. Frauen in der Essener Politik
Zentrum
Aus der Kommunalwahl im März 1919 ging das Zen­
trum mit 46 Mandaten als Sieger hervor. Das katholische
Zentrum hatte das Frauenwahlrecht zwar nicht öffentlich
gefordert, es aber seit einigen Jahren auch nicht mehr
bekämpft.

Die Lehrerin Franziska Gosewinkel (1891–1938) hatte
sich bereits bei der Wahl zur Nationalversammlung am
19. Januar 1919 aufstellen lassen, jedoch nicht genug
Stimmen erhalten. Sie kandidierte wenige Wochen
später erneut bei der Wahl in Essen. Der Stadtverord­
netenversammlung gehörte sie von 1919 bis 1929 an.
Von 1921 bis 1929 saß sie für das Zentrum auch im
Preußischen Provinziallandtag.

Auch Antonie van Loosen (1874–1941) war Lehrerin.
Seit 1897 war sie an der höheren Mädchenschule in
Borbeck (heute würde man Gymnasium sagen), ab
1905 in leitender Position. Im Krieg hatte sie sich als
                                                           Es gibt nur ein Foto der ersten drei Zentrums-Politikerinnen in der Essener Stadtverordnetenversammlung. Es zeigt Antonie van Loosen
Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes in Borbeck       mit ihren Kolleginnen und Kollegen an der höheren Mädchenschule in Borbeck. Sie steht in der Mitte der 3. Reihe von unten. Haus der
innerhalb des „Kriegsliebesdienstes“ engagiert und zahl­   Essener Geschichte/Stadtarchiv.

reiche Auszeichnungen erhalten. Bereits 1921 schied sie
aus dem Rat aus.

Über Maria Giesing, die von 1919 bis 1923 in der
­Essener Stadtverordnetenversammlung saß, ist nichts
 bekannt.

                                                                                                                                   Wahlzettel des Zentrums, 1919. Die Begriffe "Anarchie" und
                                                                                                                                   "Diktatur" richteten sich gegen die USPD, die die "Diktatur
                                                                                                                                   des Proletariats als notwendige Vorbedingung für die Ver-
                                                                                                                                   wirklichung des Sozialismus" und die Sozialisierung großer
                                                                                                                                   Industriebetriebe forderte. Haus der Essener Geschichte/
                                                                                                                                   Stadtarchiv, 911/156.

                                                           Anzeige für eine Frauenversammlung des Zentrums
                                                           in der Volks-Zeitung am 26.02.1919. Haus der Essener
                                                           Geschichte/Stadtarchiv.

                                         19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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                                                                                                                                   1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Die 1. Frauen in der Essener Politik
DDP / DNVP
Sechs Frauen standen auf der 18-köpfigen „Liste Keller“
von der DDP. Die im November 1918 gegründete links­
liberale Deutsche Demokratische Partei meinte es ernst
mit der Gleichberechtigung. Zwei DDP-Kandidatinnen
schafften es daher in die Stadtverordnetenversamm­
lung: Die Volksschullehrerin und spätere Schulrektorin
Maria Edler (1875–1961) war zugleich Vorsitzende der
Ortsgruppe des Landesvereins Preußischer Volksschul­
lehrerinnen. Edler war in zahlreichen pädagogischen
Einrichtungen und Gremien aktiv. Ihr Versuch, 1924 in
die Nationalversammlung zu wechseln, scheiterte.

Anna Bohn-Engelhardt (1880–1942) saß dem Stadt­
verband für Frauenbestrebungen vor und war 2. Vorsitzen­
de des Rheinisch-Westfälischen Frauenverbandes, der
sich für eine qualifizierte Ausbildung von Mädchen und
­jungen Frauen einsetzte. Bohn-Engelhardt saß für die
 DDP von 1919 bis 1933 in der Essener Stadtverordneten­
 versammlung.                                              Maria Edler von der DDP muss eine gute Rednerin gewesen sein. Normalerweise luden die P    ­ arteien
                                                           redeerfahrene Politiker ein, statt ihre eigenen Kandidatinnen sprechen zu lassen. Arbeiter-Zeitung,
                                                           08.01.1919. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.
Über die Oberin Maria Lenbert, die die ultrakon­
servative Parteikooperation von DNVP und DVP in
der Stadtverordnetenversammlung vertrat, ist nichts
bekannt. Beide Parteien lehnten die Republik ab, wie
zuvor das Frauenwahlrecht. Es ging diesen Parteien
nicht um eine Gleichberechtigung von Mann und Frau.
­Frauen waren, so die DNVP, die „Hüterin der sittlichen
 und religiösen Grundlagen des Familien- und Volks­
 lebens“.

                                                           Die DDP wandte sich mit Anzeigen in Tages­                 Sechs Frauen standen auf der 18-­köpfi­gen „Liste
                                                           zeitungen direkt an die wahlberechtigten Frauen.           ­Keller“ von der DDP für die ­Essener Stadtverordneten­
                                                           Rheinisch-Westfälische Zeitung, 02.04.1919. Haus            versammlung. Rheinisch-Westfälische Zeitung,
                                                           der Essener Geschichte/Stadtarchiv.                         27.02.1919. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

                                                           Wahlzettel der DNVP für die Wahl zur National­
                                                           versammlung am 19.01.1919. Die DNVP erhielt
                                                           10,3 % der Stimmen, und von insgesamt 41
                                                           ­Abgeordneten waren 3 weiblich. AES 19/857,
                                                            Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

                                         19192019
WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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Die 1. Frauen in der Essener Politik
MSPD / USPD
Die Sozialdemokraten, seit 1917 in MSPD und USPD getrennt, k­ onnten­
nur 33 Sitze erringen. Monika Hinrichs (1868–1952) von der Mehr­
heitssozialdemokratie (MSPD) hielt in ihrem Tagebuch fest: „8. März.
­Heute zum erstenmal als Stadtverordnete im Rathause. 3 Wochen liegen
 ­hinter uns. Es war viel Arbeit. Wir, die sozialdemokratische Fraktion,
  sind 24 Mann stark.“ Sie ist die einzige P­ olitikerin, von der Selbstzeug­
  nisse erhalten sind. Ihre Motivation, in die Politik zu gehen, ist ­daher­
  bekannt: „Auch wurde ich auf das wuchtige, schwer um seine E       ­ xistenz
  ­ringende Proletariat aufmerksam und ihre Interessen wurden die
   ­meinen. Von 1919-1929 war ich Stadtverordnete im Stadtparlament
    zu Essen.“

Von Emma Grasse (1877–?), nach der eine Straße in Essen benannt ist,
weiß man nur wenig. Da die Hausfrau aus Altenessen in die verfassung­
gebende Preußische Landesversammlung nachrücken konnte, zog sie die
Landes- der Kommunalpolitik vor und wurde eine von 26 weiblichen
der insgesamt 401 Abgeordneten der Landesversammlung.

Emma Leder (1879–1967) war Vertreterin der politisch l­inks ­stehenden
Unabhängigen Sozialdemokratischen P  ­ artei Deutschlands (USPD) in
                                                                                      Die USPD-Politikerin Emma Leder trat, ebenso wie Maria            Monika Hinrichs war mit ihrem Mann Heinrich,
der Stadtverordnetenversammlung. 1920 verließ sie diese, um 1924                      Edler von der DDP, als Rednerin im Wahlkampf 1919 auf. Als        einem Handwerker, von Süddeutschland nach
erneut in den damaligen Essener Rat einzuziehen, dieses Mal für die                   Kommunistin kam sie 1935 in das Frauenkonzentrationslager         Essen-Huttrop gezogen. „Ich warf mich mit
                                                                                      in Moringen und überlebte. Nach 1945 war sie wieder in der        Heißhunger auf alles, was die große Kunststadt
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Neun Jahre gestaltete sie                   KPD aktiv. Aus dieser Zeit stammt auch die Aufnahme. Archiv       zu bieten hatte“, 1907. Archiv Ernst Schmidt.
die Essener Politik mit. Nach der Machtübernahme durch die NSPD                       Ernst Schmidt.

1933 wurde sie mehrmals verhaftet.

                                                                                      Emma Leder war 1919 aktiv in den Wahlkampf e   ­ ingebunden und   Unter den 45 Kandidatinnen und Kandidaten
                                                                                      sprach im Januar über „Die Frauen und die Wahlen zur National­    der MSPD (ab 1922: SPD) waren nur zwei Frauen:
                                                                                      versammlung“. Sie wollte zuerst in die ­Nationalversammlung       Emma Gasse auf Platz 4 und Monika Hinrichs auf
                                                                                      einziehen, was jedoch nicht gelang. Arbeiter-Zeitung,             Platz 15. Arbeiter-Zeitung, 26.02.1919. Haus der
                                                                                      13.01.1919. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.              ­Essener Geschichte/Stadtarchiv.

                      Die MSPD wandte sich ausschließlich an männliche Wähler
                      und benannte auch nur Kandidaten. Ob sie sich ihrer Sache
                      bei den Wählerinnen sicher war? Denn die SPD hatte seit Jahr-
                      zehnten für das Frauenwahlrecht plädiert. Arbeiter-Zeitung,
                      01.03.1919. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

                                                                                      Emma Leder hatte bei der Essener USPD einen g    ­ uten
                                                                                      Listenplatz und so war es nicht ­erstaunlich, dass sie
                                                                                      gewählt wurde. Arbeiter-Zeitung, 28.02.1919. Haus
                                                                                      der Essener Geschichte/Stadtarchiv.

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WIR HABEN DIE WAHL FRAUEN 1919-2019 - EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT - Stadt Essen
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Frauen heute
100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts äußern sich aktive                   Die Aussagen der elf Frauen von heute zeigen, dass sich Engagement
Frauen, die die Essener Stadtgesellschaft von heute mitgestalten. Es                lohnt, Vernetzung wichtig ist und Ziele zu erkämpfen sind. Doch
geht um bisher Erreichtes, bestehende Ungerechtigkeiten und Ziele                   nicht durch aggressive Konfrontation, sondern mittels argumen­
für die Zukunft.                                                                    tativer B
                                                                                            ­ eharrlichkeit. Über eine Quotierung herrscht unter den elf
                                                                                    Frauen keine Einigkeit. Übereinstimmung gibt es jedoch in der
Dabei wird deutlich: Geduld, Hartnäckigkeit, Mut und Selbstbewusst­                 Beurteilung von Gleichberechtigung als große Chance – für Frauen
sein sind auch heute noch für Frauen unerlässlich, um in b
                                                         ­ estimmte                 und Männer.
Männer­kreise einzudringen und als gleich unter Gleichen wahr­
genommen zu werden.

Bei aller Beharrlichkeit alter Rollenbilder hat sich dennoch e­ iniges
­getan: Immer mehr junge Menschen bezeichnen sich selbst als                                 In der Politik, der Wirtschaft und im
 ­Feminist/Feministin, um überholte Denkweisen und Strukturen auf­                           öffentlichen Leben sind Frauen nach
  zubrechen. Aktuell fordert der Deutsche Frauenrat mit dem Aufruf
                                                                                             wie vor unterrepräsentiert.
  #mehrfrauenindieparlamente wieder Wahlrechtsreformen, damit
  Männer und Frauen je zur Hälfte in den Parlamenten vertreten sind.                         Dagmar Rode

                                                                                                           Es sollte neben den Glauben an Gleichheit
                                                                                                           das Einsetzen für Gleichheit treten – also
                                                                                                           eine aktivere Haltung.
            Gleichberechtigung muss endlich in den
            Köpfen ankommen und Gleichstellung durch                                                       Corinna Gerleve
            bessere Rahmenbedingungen gelebt werden.

            Julia Jankovic

                                                   Wir Frauen dürfen nicht darauf warten, dass
                                                   die Veränderung zu uns kommt – wir müssen
                                                   sie selbst gestalten.
Wir brauchen einen Feminismus,
                                                    Jutta Kruft-Lohrengel
der die Rechte sowie die politische
und soziale Gleichstellung aller
Menschen im Blick hat.
                                                                                         In den Parteien müssten die Frauen auf
Gabriele Giesecke
                                                                                         besseren Listenplätzen abgesichert werden,
                                                                                         um in den Räten ein ausgewogeneres Ver-
                                                                                         hältnis der Geschlechter zu erreichen.

                             Verbal sind wir gegendert, was aber nichts                  Christiane Moos

                             mit dem Verhalten zu tun hat. Deswegen:
                             Für Selbstbestimmung und Gleichstellung                                           Frauen werden seltener ernst genommen
                             braucht es eine Quote.                                                            für die Dinge, die sie tun. Ihnen wird oft
                                                                                                               weniger zugetraut.
                             Hiltrud Schmutzler-Jäger

                                                                                                               Johanna Ziemes

        Eine hundertprozentige Gleichstellung scheint auf
        absehbare Zeit nicht erreichbar. Daher ist weiterhin
        großes Engagement erforderlich, um das Erreichte zu                 In den Köpfen muss etwas passieren.
        erhalten und in kleinen Schritten weiterauszubauen.

        Hayriye Gedikoğlu                                                   Marianne Menze

                                            Die Zahl der weiblichen Führungskräfte
                                            in Unternehmen, Verwaltung und Wissen-
                                            schaft ist nicht zufriedenstellend.
                                            Petra Hermann

                                        1919                            2019
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                                                                                                                                               1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

  Gabriele Giesecke                                                                                 Christiane Moos
  ist seit 1999 Mitglied im Rat der Stadt Essen, seit 2014 als Fraktionsvorsitzende der Partei      ist Bilanzbuchhalterin und u. a. im Landesvorstand NRW der Frauen Union der CDU aktiv.
  DIE LINKE. Gabriele Giesecke ist ehrenamtlich aktiv, unter anderem ist sie stellvertretende       Seit 2014 sitzt sie für die CDU im Rat der Stadt Essen. Christiane Moos ist Mitglied im Unter­
  Vorstands­vorsitzende von ProAsyl / Flüchtlingsrat Essen e. V. Hauptberuflich ist sie Fall­       nehmerinnenverband „Schöne Aussichten“, der Gründerinnen und Unternehmerinnen bei
  managerin im Integrationspoint beim Jobcenter Oberhausen.                                         der Entwicklung von Strategien für ihr Geschäft und für die Vereinbarkeit von Familie und
                                                                                                    Beruf unterstützt. Zudem vertritt sie den Unternehmerinnenverband im Frauenrat NRW. In
                                                                                                    der Vollversammlung der IHK MEO engagierte sie sich erfolgreich für eine Erhöhung des
        Es ist überfällig, dass alle Gremien, über die der Stadtrat bestimmt, paritätisch           Frauenanteils auf 31 Prozent.
   mit Frauen und Männern besetzt werden. Aktuell ist dies weder bei den Ausschüssen
   der Fall noch z. B. bei den Aufsichtsräten und den Geschäftsführungen der städtischen
   ­Gesellschaften. Nur eines von sechs Dezernaten wird von einer Frau geführt. Außerdem                Während meiner politischen Tätigkeit musste ich immer wieder die Erfahrung machen,
    gibt es nur zwei Fraktionsvorsitzende – bei sechs Fraktionen. Um Teilhabe der Frauen zu         dass Frauen bei der Bewerbung um Mandate oder lukrative Aufsichtsratspositionen unter­
    ­ermöglichen, sollten die Sitzungen nicht bis in den Abend dauern und eine vernünfti­ge         lagen. In den politischen Gremien ist der weitaus größte Anteil der Mitglieder männlich, in
  ­Kinderbetreuung sichergestellt werden.			                                                        der CDU sind es aktuell 74 Prozent. Wenn bei einer Wahl Kandidaten beider Geschlechter
                                                                                                    an­treten, unterstützen die meisten zuerst ihr eigenes Geschlecht.
      Die Frauen bei der Linken haben durchgesetzt, dass bei allen Parteigremien und
  auf ­allen Wahllisten von DIE LINKE Frauen immer die Hälfte der Plätze besetzen. Das                    Als Vorsitzende der Frauen Union der CDU Essen bemühe ich mich seit Jahren
  ­bezweifelt heute niemand mehr. 			                                                               d­ arum, Frauen für eine Kandidatur bei den Kommunalwahlen zu gewinnen. Frauen
                                                                                                     ­wägen sehr genau ab, ob sie die Verantwortung, die ein politisches Mandat mit sich bringt,
                                                                                                      übernehmen wollen. Da sind manchmal sehr viel Unterstützung und Überzeugungsarbeit
      Offensichtlich setzten viele Parteien eine Gleichstellung nicht aus freien Stücken
                                                                                                      erforderlich. Außerdem sind die wenigsten zu einer Kampfkandidatur bereit.
  um. Hier muss der gesellschaftliche Druck erhöht werden. Ich bin für eine Änderung des
  Wahlrechts wie in Frankreich. Dort werden Wahllisten für die kommunale Ebene nur zu­
  gelassen, wenn sie paritätisch besetzt sind. Auch für die nationale Ebene ist das in Frankreich      In den Parteien müssten die Frauen auf besseren Listenplätzen abgesichert werden,
  in der Diskussion 			                                                                             um in den Räten ein ausgewogeneres Verhältnis der Geschlechter zu erreichen. Ich fände es
                                                                                                    gut, wenn die Stadt Essen eine Broschüre herausbrächte, die für das kommunalpolitische
                                                                                                    Engagement von Frauen wirbt. In anderen Kommunen gibt es so etwas bereits.
     Gleichstellung ist erreicht, wenn niemand mehr davon spricht.

                                                                                                        Die Fragen der Gleichberechtigung sind heute gesetzlich weitestgehend geklärt, aber
       Ich habe mich immer für die Dinge engagiert, die mir wichtig sind, und dabei nie
                                                                                                    es dauert eben lange, bis sich alles gesellschaftlich umsetzen lässt. Frauen sind häufiger von
  Zweifel gehabt, ob Männer das vielleicht besser können. Ich habe mich aktiv am Kampf
                                                                                                    sexueller Gewalt betroffen. Darauf zu achten, dass Ungleichheiten beseitigt werden, ist ein
  ­gegen das Abtreibungsverbot beteiligt. Aktuell muss der § 219a StGB abgeschafft werden.
                                                                                                    Teil des Feminismus, den wir auch hier in Deutschland noch brauchen.
   Es ist völlig unzeitgemäß, dass die Beratung zur Abtreibung immer noch durch Strafan­
   drohung eingeschränkt wird.

 „Frauen und andere Minderheiten“                                                                   Nicht alle Frauen müssen arbeiten
 – diese Überschrift hat mich mal sehr                                                              und sich einer männlichen Biografie
 aufgeregt. Frauen bilden die Hälfte der                                                            anpassen. Nicht alle Männer müssen
 Gesellschaft. Tat­sache ist aber auch: Sie                                                         Karriere machen. Es gibt unterschied-
 sind nicht als Einzige von gesellschaft-                                                           liche Lebensentwürfe­und -ziele.
 licher ­Diskriminierung und Zurück­                                                                Wenn es gesellschaftlich völlig akzep-
setzung betroffen. Wir brauchen e­ inen                                                             tiert ist, dass Männer und Frauen ihr
Feminismus, der die Rechte sowie die                                                                Leben nach ihren Wünschen gestal-
politische und soziale Gleichstellung                                                               ten, dann ist Gleichstellung erreicht!
aller Menschen im Blick hat – egal
­woher sie kommen, welchen Beruf
 sie ausüben, welchen Schul-
 abschluss sie haben.

                                           1919                                  2019
6B

                                                                                                                                          1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Petra Hermann                                                                                     Marianne Menze
ist Kommunikationstrainerin und Unternehmensberaterin und sitzt seit 2017 für                     ist Geschäftsführerin der Essener Filmkunsttheater GmbH und damit Hüterin der Essener
die FDP im Rat der Stadt Essen. Sie ist Mitglied des Kreis- sowie des Bezirksvorstands            Kinokultur. Mit ihrem Mann Hanns-Peter Hüster übernahm sie viele Kinoschätze wie
der FDP, ist stellvertretende Landesvorsitzende des Liberalen Mittelstands NRW und                die Lichtburg. Ihr Büro schmücken zahlreiche Auszeichnungen wie das Bundesverdienst­
­stellvertretende­Bundesvorsitzende des Liberalen Mittelstands Bund. In der Landschafts­          kreuz (2013), der Ehrenpreis der unabhängigen Filmverleiher (2017), die „Ehrenplaket­
 versammlung Rheinland sitzt sie für die FDP als sachkundige Bürger­in in verschiedenen           te“ der Stadt Essen, der „Kopf des Jahres” des Marketing Club Ruhr (2018) und viele
 Ausschüssen. 2015 wurde ihr die Ehrennadel der Vereini­gung Libe­raler Kommunalpoli­             andere. Ihre Leidenschaft für das Kino prägt das Image von Essen deutschlandweit.
 tiker (VLK) für ihr jahrlanges, ehrenamtliches Engagement in verschiedenen liberalen
 Gruppierungen verliehen.
                                                                                                     Ich bewege mich in erster Linie in unserer Branche. Von einer ­Ungleichbehandlung
                                                                                                  kann ich da nicht reden, außer vielleicht bei dem ein oder anderen Macho-Mann, der
     Wir haben schon viel erreicht bei der Gleichberechtigung der Frauen, aber es gibt auch       meinte demonstrieren zu müssen, dass es Frauen weniger draufhaben.
noch viel zu tun. Die Zahl der weiblichen Führungskräfte in Unternehmen, Verwaltung
und Wissenschaft ist nicht zufriedenstellend. Frauen sind unterrepräsentiert in den Parla­        Bei den Filmpremieren, die wir vor zehn Jahren hier hatten, lag der Männeranteil
menten von Kommunen, Bund und Ländern. Deshalb bieten die Freien­­­Demokraten im            unter den Regisseuren bei etwa 95 Prozent. Das hat sich inzwischen zugunsten der Frauen
Empowerment-Programm Support und Networking für politisch e­ ngagierte Frauen an, um        ­verschoben.
den Einstieg in die Führungsebenen der P    ­ olitik zu begleiten.

                                                                                                  In der Filmproduktion gibt es immer mehr Frauen. Die Regisseurinnen haben z. B.
     Feminismus sollte aufklären und diejenigen Denkmuster abbauen, die vor allem zur        ­gefordert, bei den Filmförderungen eine Quote einzuführen. Das finde ich gut.
 ­Diskriminierung aufgrund von Geschlechterzughörigkeit führen. Wir müssen nach wie vor
  veraltete Rollenbilder überwinden und das beginnt schon im Kindergarten.
                                                                                                  Die Filmbranche besteht aus Filmverleihern und Kinobetreibern. Bei den großen
                                                                                              ­Verleihern, die überwiegend US-amerikanische Mutterkonzerne haben, sitzen eigentlich
     Es geht darum, Mädchen wie Jungen eine freie Berufswahl zu ermöglichen, auch              nur Männer auf den Spitzenpositionen. Bei den kleineren Verleihern sind es schon mehr
 eine Entscheidungsfreiheit darüber, ob und wie lange er oder sie die Berufslaufbahn für       Frauen. Und bei den Kinos gab es vor der Multiplex-Zeit viele Betreiberinnen, so wie in der
 die Kinder­erziehung unterbricht oder die Arbeitszeit dafür reduziert. D
                                                                        ­ afür müssen wir      Lichtburg ja auch.
Rahmen­bedingungen schaffen. Denn gerade in Zeiten steigenden Fachkräftemangels
­können wir es uns nicht leisten, auf gut ausgebildete Frauen und Männer zu verzichten.
                                                                                                  Männer machen viele Geschäfte am Stehtisch, in Kneipen und an Orten, wo Frauen
                                                                                               nicht mit hingehen. Das funktioniert bei Frauen so nicht.
     „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“
 So die französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir.

                                                                                                          In den Köpfen muss etwas passieren, weil ich glaube, dass
                                                                                                          bestimmte Frauen, die geeignet wären, nicht ­genommen
                                                                                                          werden, eben weil sie Frauen sind oder es ihnen schwerer
                                                                                                          gemacht wird. Ich glaube allerdings nicht, dass man das
                                                                                                          gesetzlich regeln kann.

                                                    Die Stadt Essen hat in den letzten
                                                    Jahren sehr viel für Chancengleichheit
                                                    getan. Es gibt die Vereinbar­ung zur
                                                    „Förderung der Chancen­gleichheit“
                                                    im Konzern Stadt Essen­sowie ­einen­
                                                    detaillierten Frauenförderplan,
                                                    Fort­bildungsangebote sowie ein um-
                                                    fangreiches Beratungs­angebot bei der
                                                    Gleichstellungsstelle der Stadt Essen.

                                      1919                               2019
7A

                                                                                                                                             1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Jutta Kruft-Lohrengel                                                                              Dagmar Rode
übernahm 1990 als Diplom-Kauffrau zusammen mit ihrem Mann Karsten Lohrengel                        ist Pharmazeutisch-technische-Assistentin (PTA) und seit Februar 2018 Ratsfrau der
das elterliche Autohaus Kruft in Oberhausen, das sie bis heute als Geschäftsführerin               ­Fraktion des ESSENER BÜRGER BÜNDNIS (EBB) im Rat der Stadt Essen. Seit 2014
­leitet. Sie ist u. a. ehrenamtliche Handelsrichterin, Mitglied im Hochschulrat der Univer­         ist sie p
                                                                                                            ­ olitisch engagiert und seitdem auch als Mitglied im Kulturausschuss der Stadt
 sität ­Duisburg-Essen und eine von drei Frauen im 21-köpfigen Vorstand des Deutschen               Essen aktiv. Sie ist u. a. beratendes Aufsichtsratsmitglied der Theater und Philharmonie
 ­Industrie- und Handelskammertags (DIHK) mit Sitz in Berlin. 2008 wurde Jutta Kruft-­              Essen / TUP.
  Lohrengel Vizepräsidentin der IHK zu Essen und 2013 deren Präsidentin. Sie war die
  ­erste Frau auf diesem Posten in der damals 173-jährigen Geschichte der Essener IHK.                In der Politik, der Wirtschaft und im öffentlichen Leben sind Frauen nach wie vor
                                                                                                   unter­repräsentiert. Dies gilt trotz vergleichbarer Ausbildung insbesondere für berufliche
                                                                                                   ­Führungspositionen.
    Gesellschaftliche Veränderung braucht Vorbilder. So versuche ich als IHK-­Präsidentin
und Role Model Frauen Mut zu machen, sich in der Wirtschaft ehrenamtlich zu engagieren,                Das ESSENER BÜRGER BÜNDNIS (EBB) wird seit vielen Jahren von einer Vor­
auch in exponierten Positionen. Ebenso ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – längst        sitzenden geführt. Die nachfolgenden Positionen und die Zusammensetzung der Mitglieder
kein reines Frauenthema mehr – ein wichtiges Anliegen für mich. Als Unternehmerin f­ördere         sind allerdings noch weit von einer wünschenswerten Gleichstellung der Frau entfernt. Ich
ich die Gleichwertigkeit beider Geschlechter hinsichtlich Ausbildung, Weiterbildung, Über­         hoffe, mein Engagement in der Politik macht anderen Frauen Mut, einen vergleichbaren
tragung von Verantwortung und Entlohnung.			                                                       Schritt zu tun.

    Um das Potenzial für Frauen in Führungspositionen zu erkennen und zu aktivieren,                   Der Anteil der Frauen im Rat der Stadt Essen liegt mit rund 33 Prozent über der
ist die Schaffung von paritätisch besetzten Managementteams wichtig. Wir haben z. B. in            Frauen­quote im deutschen Bundestag (ca. 31 Prozent). Im Vergleich dazu beträgt der
unserer IHK mit dem Forum „Chefsache Führungskultur“ eine Veranstaltungsreihe be­                  ­Anteil der weib­lichen Bevölkerung in Essen in etwa 51 Prozent und der der männlichen
gonnen, die sich diesem Schwerpunkt widmet. Eine zentrale Botschaft lautet: Z
                                                                            ­ ukünftig              Einwohner knapp unter 49 Prozent. Es verbleibt also für die Ratsmitglieder ausreichender
kommen erfolgreiche Unternehmen an einer auf Parität und Diversität ausgerichteten                  Spielraum, um die Gleichstellung der Frau im Rat durch eine Erhöhung der Frauenquote
­Personalpolitik nicht mehr vorbei.			                                                              umzusetzen!

    Wenn Frauen mit Mut und Zuversicht ihre Leistungen selbstbewusst präsentieren, ihre                Im Idealfall ist die Gleichstellung der Geschlechter erreicht, wenn es unter vergleich-
Meinung kompetent äußern und vertreten und ihre Aufgaben mit großer Selbstverständlich-            baren Voraussetzungen (Ausbildung, Fähigkeiten und Eignung) so gut wie keine Benach-
keit bewältigen, trägt dies enorm zur Gleichwertigkeit bei. Wir Frauen dürfen nicht darauf         teiligungen im Hinblick auf die gesellschaftliche, politische und ökonomische Gleichheit
warten, dass die Veränderung zu uns kommt – wir müssen sie selbst gestalten. Wenn Sie das          ­zwischen den Geschlechtern mehr gibt.
Feminismus nennen, dann brauchen wir ihn.

                            Wenn Teilzeitarbeit gleich verteilt und Altersarmut nicht mehr weiblich ist,
                            wenn bei den Ausbildungsberufen nicht mehr zwischen typisch weiblich/­
                            typisch männlich unterschieden wird und keine Einkommensunterschiede bei
                            gleicher Art der beruflichen Tätigkeit vorhanden sind, wenn es eine g­ rößere
                            Teilhabe von Frauen in der Politik gibt und mehr Regierungschefinnen auf
                            der Welt – dann ist Gleichstellung erreicht.

                                                                                  Im Sinne einer gesellschaftlichen, politischen und
                                                                                  ökonomischen Gleichheit der Geschlechter bleibt
                                                                                  insbesondere unter ökonomischen Gesichtspunk-
                                                                                  ten noch viel zu tun.

                                        1919                                2019
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                                                                                                                                            1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Hiltrud Schmutzler-                                                                               Johanna Ziemes
Jäger                                                                                             hat einen Master in Psychologie und ist systemische Beraterin. Aktuell ist sie als wis­
                                                                                                  senschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Bildungswissenschaft an der Universität
                                                                                                  Duisburg-Essen beschäftigt und schließt demnächst ihre Promotion ab. Die Queer­
                                                                                                  ­
ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin und bei der NRW Regionalagentur MEO beschäftigt.               feministin ist seit 2016 Teil des Projekts „Feminismus im Pott“, das 2014 von einem
Sie gehörte Anfang der 1990er Jahre zu den Mitbegründerinnen der 1. internationalen               Blogger*innen­kolletiv ins L
                                                                                                                             ­ eben gerufen wurde, um „die verschiedenen feministischen
­Steeler Frauengruppe und schloss sich bald der Grünen Frauengruppe an, um sich auch              Stimmen im Ruhrgebiet zu ­sammeln.“ Auf Facebook hat es ca. 11.000 ­Follower*innen,
 dort frauenpolitisch zu engagieren. 1999 wurde sie für Bündnis 90/Die GRÜNEN in                  auf Instagram über 8.000.
 den Rat der Stadt Essen gewählt, deren Fraktionsvorsitzende sie seit 2003 ist. Sie sitzt in
 ­mehreren Ausschüssen, in einigen Aufsichtsräten und ist im Kultur- und Sportausschuss
  des Ruhrparlaments des Regionalverbandes Ruhr (RVR).                                                Wir Frauen arbeiten uns vor, von einer juristischen Gleichberechtigung hin zu einer
                                                                                                  ­sozio-kulturellen Chancengleichheit.

     Parteipolitisch aktiv bin ich zum Ende meines Studiums geworden, nachdem m   ­ eine­            Frauen werden seltener ernst genommen für die Dinge, die sie tun. Ihnen wird oft
Tochter geboren wurde. Da habe ich gemerkt, dass ich mich nicht nur zunehmend mit den             ­weniger zugetraut.
klassischen Rollenklischees als studierende Frau und Mutter, sondern auch mit m
                                                                              ­ einen
­Kommilitonen auseinandersetzen musste, die häufig versucht haben, die Meinungs­
                                                                                                     Für eine Gleichberechtigung ist die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen w­ ichtig.
 bildungshoheit in den politischen Diskussionen zu übernehmen.
                                                                                                  Um die männliche Dominanz zu durchbrechen, müssen mehr Frauen in A   ­ ufsichtsräten und
                                                                                                  Politik über die Quote vertreten sein.
    Bis heute gibt es – auch in der Kommunalpolitik – noch viel zu tun, um mehr Frauen
in die Kommunalparlamente sowie in die Führungsebenen von Verwaltung und städtischen
                                                                                                    Als Frau im akademischen Bereich werde ich häufiger unterbrochen, weil sich Männer
Tochter­gesellschaften zu bringen und auch für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit Sorge zu tragen.
                                                                                                  mehr in den Vordergrund drängen.

     Deshalb ist für mich auch heute noch die Frauenquote ein richtiges und wichtiges
                                                                                                      Politikerinnen müssen immer wieder beweisen, dass sie keine ­Abweichungsachse,
I­ nstrument, um den Anteil an Frauen in der Politik und in Führungspositionen zu erhöhen.
                                                                                                  sondern eine kompetente Einzelperson sind, was bei heterosexuellen cis M
                                                                                                                                                                         ­ ännern eher
 Denn ich möchte, dass wir nicht noch einmal 100 Jahre warten müssen, bis die Gleichberechti-
                                                                                                  ­anerkannt wird.
gung von Frauen und Männern endlich selbstverständlich ist.

                                                                                                     Insgesamt brauchen wir viel mehr Solidarität.
    Wir GRÜNE haben eine Frauenquote für die Listenaufstellung der Frauen und Männer
­eingeführt, die für den Rat der Stadt kandidieren. Auch in unseren Mitgliederversammlungen
 und Fraktionssitzungen praktizieren wir seit langem eine quotierte Rednerliste (Frau-Mann,
 Frau-Mann), durch die sich eine andere bzw. ausgewogenere Diskussionskultur entwickeln            Es könnte viel mehr von den Männern kommen, weil Feminismus ein
 konnte.			                                                                                        großartiges Potenzial für alle Menschen hat. Die Frage ist immer: V
                                                                                                                                                                     ­ erliere
                                                                                                   ich irgendetwas? Wenn die Männer von der Vorstellung wegkommen,
   In der Kommunalpolitik und den verschiedensten Gremien, Aufsichtsräten und in der               Handlungsprivilegien zu verlieren, ­gewinnen sie neue Handlungsmög-
Verwaltung stoße ich immer wieder auf „verbale Aufgeschlossenheit bei nachhaltiger Verhal-         lichkeiten und -freiheiten. Die Abkehr von der toxi­schen Männlichkeit
tensstarre“. Dieses Zitat der Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim spiegelt bis heute meine         kann nur ein Gewinn sein.
Alltagserfahrungen wider, dass wir verbal mittlerweile alles gendern, aber die alten Rollen-
und Verhaltensmuster sich trotzdem hartnäckig halten.

                                                                 Wichtig ist es, starke Akteurinnen in
                                                                 der Stadt miteinander zu vernetzen.
                                                                 Männer tun es ja auch, sie sind sehr gut
                                                                 vernetzt und unterstützen sich gegen-
                                                                 seitig. Lasst uns endlich durchstarten!

                                        1919                                 2019
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                                                                                                                                               1 0 0 J A H R E F R AU E N WA H L R E C H T

Hayriye Gedikoğlu                                                                                    Julia Jankovic
arbeitet im Babybesuchsdienst der Stadt Essen. Seit 2015 ist sie ehrenamtlich als                    ist seit 2014 Ratsfrau und Referentin für Europa und Internationales der SPD-Landtags­
Projekt­koordinatorin und Ansprechpartnerin für das FrauenTeamWerk in Essen aktiv.                   fraktion in Nordrhein-Westfalen. Sie ist seit 2016 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
Das 2009 von Frauen aus Essener Migrantenorganisationen und Initiativen gegründete                   ­sozialdemokratischer Frauen in Essen, der es u. a. um die Umsetzung der Interessen
Netzwerk organisiert Treffen, Schulungen, Wochenendseminare und Exkursionen für                       und Forderungen von Frauen geht. Julia Jankovic ist Initiatorin des ersten Frauen­
interessierte und engagierte Frauen. Das FrauenTeamWerk ist an den Essener Verbund                    förderkonzepts und der ersten Frauenförderungsreihe der SPD Essen.
der Immigrantenvereine e. V. angebunden und wird von den Integrationsagenturen
der Wohlfahrtsverbände in Essen und der Stadt Essen – Fachbereich Interkulturelle
Orientierung / Kommunales Integrationszentrum mitgetragen.                                              Ungleichheit habe ich schon in der Kindheit erfahren. Auf die Frage, warum ich etwas
                                                                                                     nicht durfte, war die Antwort oft: „weil du ein Mädchen bist.“

        Mit einem ausländischen Namen ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, ob eine              Es waren SPD-Frauen, die die Meilensteine der Gleichstellungspolitik in Deutschland
­ enachteiligung aufgrund des Geschlechts erfolgt oder aufgrund der Herkunft. So i­nteressier­te
B                                                                                                   erkämpft haben! Die SPD hat erreicht, dass die Lebensgeschichte von Frauen nicht nur
ich mich nach der Schule für eine Ausbildung als Bankkauffrau. Meine Be­werbung ­wurde              ­darin besteht, Kinder zu gebären und am Herd zu stehen. Ich wünsche mir, dass sich mehr
mit der Begründung abgelehnt, dass man nicht für die Türkei Frauen a­ usbilden wolle. D     ­ iese   Frauen daran erinnern, sie Mut und Inspiration finden, die Rechte der Frauen auch weiter-
Erfahrung verdeutlicht, dass für Frauen mit Migrationshintergrund zu der bestehenden               hin zu verteidigen.
­Geschlechterdiskriminierung eine spezifische Ungleichbehandlung e­ rschwerend hinzukommt.

                                                                                                        Gleichberechtigung muss endlich in den Köpfen ankommen und Gleichstellung durch
        Frauen mit Migrationshintergrund haben eine schwierigere Startposition bei der             bessere Rahmenbedingungen gelebt werden. Essen kann seinen Beitrag familienpolitisch
 ­Arbeitssuche. Besonders bei einem sichtbaren Migrationshintergrund erfahren Frauen               leisten, indem der Slogan „Großstadt für Kinder“ gelebt und Eltern entlastet werden. Ins-
  ­häufiger Diskriminierung. 			                                                                   besondere Alleinerziehende müssen stärker unterstützt werden. Auch örtliche Arbeitgeber
                                                                                                   müssen Verantwortung übernehmen.
        Das Motto vom FrauenTeamWerk lautet „Bildung und Qualifizierung für Frauen aus
    allen Herkunftsländern sowie deren Vernetzung“. Bildung steht dabei für die Entwicklung der         Laut aktuellem Gender Gap Report würde es – gingen es in dem bisherigen T     ­ empo
    eigenen Persönlichkeit, für die Sicherung von Demokratie, für die Förderung des f­riedlichen   weiter – noch 108 Jahre dauern, bis Frauen und Männer weltweit gleiche ökonomische
   Zusammenlebens und für die Toleranz kultureller Vielfalt. Zu diesem Zweck führen wir            ­Voraussetzungen hätten, Gleichstellung also Wirklichkeit wäre. Das ist schon bitter. Gleich-
   ­Seminare und Veranstaltungen durch. Die Qualifizierungen bieten den Teil­nehmerinnen die        stellung ist erst erreicht, wenn alle Mädchen auf dieser Welt geschützt aufwachsen, ohne sich
    Möglichkeit, ihre durch ehrenamtliche Tätigkeiten erworbenen Kompetenzen zu e­ rweitern,        minderwertig zu fühlen, wenn Frauen und Männer gleichermaßen Spitzenpositionen besetzen
    ihre Potenziale zu stärken und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zu präsentieren.			            und das Wort „Quotenfrau“ als Schimpfwort aus unserem Wortschatz verschwunden ist.

                                                                                         Wir Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung und haben ein Recht auf „die Hälfte des
                                                                                         Kuchens“. Mein Appell: Lasst uns sachlich an der Frage arbeiten, wie wir diesen aufteilen
                                                                                         können, und nicht ständig das ob infrage stellen. Ich wünsche mir mehr Frauen, die sich
                                                                                         nicht mit dem ­persönlich Erreichten bequemen, und mehr Männer, die sich trauen, aus
                                                                                         stereotypen Lebens­verhältnissen auszubrechen und an der Seite der Frauen zu kämpfen.
                                                                                         Gleichberechtigung bringt für Männer und Frauen gleichermaßen Vorteile.

                                                          Eine hundertprozentige Gleichstellung scheint auf
                                                          absehbare Zeit nicht erreichbar. Daher ist weiterhin
                                                          großes Engagement erforderlich, um das Erreichte zu
                                                          erhalten und in kleinen Schritten weiterauszubauen.

                                       1919                                2019
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Corinna Gerleve
ist Unternehmensberaterin bei McKinsey, wo sie derzeit für eine Promotion im Bereich
Wirtschaftswissenschaften an der TU Dortmund freigestellt ist. Für das Programm
„Tandem“ der Ehrenamtsagentur Essen ist sie seit 2018 Mentorin einer Schülerin,
um die junge Frau in ihren Ideen und Talenten zu bestärken. Als einen „Schritt hin zur
Gleich­berechtigung“ versteht sie auch ihr Engagement in einer Grundschule im Essener
Norden, wo sie Schülerinnen und Schülern mit Migrations­hintergrund Sprachunterricht
erteilt.

    Ich habe Ungleichheit bisher eher selten erlebt. Zu einem Beratungsprojekt bin ich als
­ inzige im Team geflogen, weswegen mich der Chef „Stewardess Corinna“ nannte. ­Warum
E
hat er sich dieses Klischeebildes bedient? Er hätte schließlich auch „Pilotin C
                                                                              ­ orinna“ zu mir
sagen können.

    Ich habe es nie so empfunden, dass mir Steine in meinen Weg gelegt wurden. Auch bei
den Mädchen und jungen Frauen, die ich durch mein Ehrenamt kennenlerne, freut es mich
ungemein zu sehen, welche ambitionierten Träume sie verfolgen und z. B. Ärztin oder Richte-
rin werden wollen, was früher eher männerdominierte Berufsfelder waren.

   Es sollte neben den Glauben an Gleichheit das Einsetzen für Gleichheit treten – also
eine aktivere Haltung. Viele Firmen achten zum Beispiel bereits darauf, dass auch Männer
in Elternzeit gehen können. Tatsächlich scheint es aber gesellschaftlich noch nicht so akzeptiert,
wenn der Mann dann zu Hause bleibt. Dafür müssen wir uns weiter einsetzen, nicht nur
damit Mütter weiterarbeiten können, wenn sie wollen, sondern auch damit Väter die freie
Wahl haben und nicht das Rollenbild des Geld verdienenden Mannes bedienen müssen.

    Gleichstellung ist erreicht, wenn das Thema nicht mehr diskutiert wird, sondern
selbstverständlich ist.

                                                                       Frühere Frauengenerationen haben für die Gleichberechtigung w   ­ egweisende
                                                                       Frauen­rechte erkämpft. Im Vergleich dazu macht meine Generation eher
                                                                       kleinere, aber nicht weniger wichtige Schritte. Denn es geht darum, diese
                                                                       Rechte einzufordern und in der Gesellschaft zu verankern – ob gleiche Be-
                                                                       zahlung, Vereinbarkeit von Job und Familie oder die Bestimmung über den
                                                                       ­eigenen Körper. Hier gibt es viele unterschwellig vorhandene Vorurteile in der
                                                                        Gesellschaft, was Mann oder Frau „darf “ oder „soll“, und dagegen können
                                                                        wir noch ambitionierter vorgehen.

                                                                                                           Impressum
                                                                                                           Eine Ausstellung der Gleichstellungsstelle der Stadt Essen
                                                                                                           Projektkoordination: Brigitte Liesner und Christiane Volkmer, Gleichstellungsstelle der Stadt Essen
                                                                                                           Projektkonzeption, Recherche und Texte: abeck ¦ büro für geschichtskommunikation, Essen
                                                                                                           Fotos: Anders fotografiert, Essen
                                                                                                           Gestaltung: RAFFELT DESIGN, Dortmund

                                                                                                           Dank an
                                                                                                           Oberbürgermeister Thomas Kufen und Amt für Ratsangelegenheiten und Repräsentation,
                                                                                                           Dr. Thomas Dupke / Fotoarchiv Ruhr Museum, Elke Fonger / Landesarbeitsgemeinschaft
                                                                                                           kommunaler Frauenbüros/Gleichstellungsstellen NRW, Birgit Hartings / Archiv Ernst Schmidt,
                                                                                                           Cordula Holtermann / Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv, Dr. Uri R. Kaufmann / Alte
                                                                                                           Synagoge Essen – Haus jüdischer Kultur, Thomas Morlang / Fotoarchiv Ruhr Museum /
                                                                                                           Steeler Archiv e. V.

                                                                                                           Dank an
                                                                                                           Hayriye Gedikoğlu, Corinna Gerleve, Gabriele Giesecke, Petra Hermann, Julia Jankovic,
                                                                                                           Jutta Kruft-Lohrengel, Marianne Menze, Christiane Moos, Dagmar Rode, Hiltrud Schmutzler-Jäger,
                                                                                                           Johanna Ziemes

                                                                                                           Weitere Informationen: www.frauenportal.essen.de | www.essen.de

                                           1919                                  2019
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