Grenzen und Möglichkeiten einer Deutung der Merseburger Zauber-sprüche
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Zusammenfassungen zu den Vorträgen der Tagung "Symposium für Archäoastronomie 2013" Stand 14.08.2013 Grenzen und Möglichkeiten einer Deutung der Merseburger Zauber-sprüche Wolfgang Beck, Friedrich-Schiller-Universität Jena Die Merseburger Zaubersprüche zählen zu den prominentesten Texten des frühen Mittelalters. Neben der philologischen Erforschung und Deutung dieser beiden Zaubersprüche hat es immer auch Versuche gegeben, die Texte in einem interdisziplinären Zugriff zu deuten und sie als Manifestation bestimmter Diskurse zu vereinnahmen. Diese Versuche sind nicht selten voraussetzungsreich und spekulativ. Anhand einiger populärwissenschaftlicher Thesen aus den Bereichen der Mythologie, der Rechtsgeschichte und der Astronomie sollen die Grenzen und Möglichkeiten einer Deutung der Merseburger Zaubersprüche ausgelotet werden. (Foto: Kulturhistorisches Museum Merseburg) Der „zweite Merseburger Zauberspruch“ als Astralsage Ralf Koneckis-Bienas, Dortmund „Phol und W(u)odan fuhren (ritten) zum Holze (Wald) Da ward Balders Fohlen sein Fuß verrenkt … Bein zu Beine, Blutader zu Blutader Glied zu Glieder (zu heilen sei) als seien sie geleimt.“ Der zweite Merseburger Zauberspruch handelt von Phol, Wodan und Balder, die in einen Wald ritten. Balders Pferd verrenket sich ein Bein. Es wurde mit magischen Worten wieder geheilt. Ein unbekannter Chronist hatte die Zeilen im 9.oder 10. Jahrhundert aufgeschrieben. Bereits die Brüder Grimm deuteten Balder als Sonnensinnbild. Darauf aufbauend läßt sich der Merkspruch für den Gläubigen und Himmelskundigen als Astralsage aufzeigen. Phol, gedeutet als ein Venussinnbild, ist das Pferd von Balder. Mit auf diese Reise geht Wodan (Merkur). Merkur und Venus reiten ein Stück gemeinsam von der untergehenden Sonne fort. Der Astronom spricht von „östlicher Elongation“. Als innere Planeten können sie sich aber nicht all zu weit von der Sonne weg bewegen. Die Sonne hält ihr „Venuspferdchen“ immer am Zügel. Plötzlich scheut das Himmelspferd und bleibt ruckartig stehen, was als Beinverrenkung („benrenki“) aufgefaßt wird. Der Astronom spricht vom „Stillstand der Venus“. Erst nach Heilung des Beins kann das
Venuspferd wieder zuzurücklaufen. Die Venus als Pferd der Sonne ist in zahlreichen Märchen und Mythen Europas belegbar. Hinzu kommen zahlreiche Felsbilder aus der nordischen Bronzezeit, die zeigen, daß die Astralsage den Menschen Jahrtausende lang geläufig war. Abbildung: Der zweite Merseburger Zauberspruch läßt sich mit nordischen Felsbildern der Bronzezeit vergleichen: Zeichnung oben: Die Sonne wird vom Venuspferd gezogen. Die glänzende Mähne entspricht der Darstellung der „östlichen Elongation“. Die zweite Zeichnung deutet das ruckartige Scheuen des Pferdes an, das sich wie das Merseburger ebenfalls das Bein verrenkt zu haben scheint. In der dritten Zeichnung hat das Pferd vier Beine und vier Streifen. Die vierte Zeichnung zeigt eine Mähne, die nur aus zwei Strichen besteht (Abbildungen aus: F. Kaul: Der Sonnenwagen von Trundholm, in H. Meller (Hrsg.): Der geschmiedete Himmel, Halle 2004). Das Rondell Pömmelte-Zackmünde – Ein Ritualort des späten 3. Jt. v. Chr. in Mitteldeutschland André Spatzier, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Das in der Nähe von Schönebeck, Salzlandkreis, gelegene Rondell von Pömmelte-Zackmünde gehört zu den bedeutendsten Neuentdeckungen der letzten Jahre für die Zeit des ausgehenden Neolithikums und der frühesten Bronzezeit in Mitteleuropa. Die während der Ausgrabungen in den Jahren 2005-2008 entdeckten Befundsituationen und Funde lassen in ihm eines der seltenen Heiligtümer jenes Zeitraums erkennen. Hierfür spricht nicht nur die besondere, an der Kreisform orientierte Architektur mit dem komplexen Aufbau aus mehreren konzentrischen Ringen. Dies zeigen ebenso die rituellen Deponierungen im Bereich der Anlage, deren außerordentliche Häufung einzigartig für das 3. Jt. v. Chr. ist. Von entscheidender Wichtigkeit sind 29 schachtartige Vertiefungen, in die mannigfaltige Objekte zu verschiedenen Zeitpunkten absichtlich eingebracht worden waren. Die Zusammensetzung des Spektrums der deponierten Objekte und die Art und Weise der Niederlegungen bezeugen die Nutzung des ringförmigen Monumentalbaus als Ort zur Durchführung ritueller Handlungen und Performance. Diese fanden, wie die Ausrichtung der Hauptzugänge zum Inneren der Anlage nahe legt, unter anderem zu bestimmten Zeitpunkten im Verlauf des durch den Wechsel von Frühling, Sommer, Herbst und Winter geprägten Jahreszyklus statt. Ferner weist auch die Verteilung der während der Grabungen geborgenen Funde darauf hin, das bestimmte Bereiche des Rondells mit spezifischen Vorstellungen verbunden waren. Neben der vermutlich am Sonnenlauf orientierten Ausrichtung der Hauptzugänge äußert sich dieser Sachverhalt des Weiteren durch die Lokalisierung „regulärer“ Bestattungen ausschließlich in der östlichen Hälfte der Kreisanlage. Interessanterweise handelt es sich bei den bestatteten Individuen ausschließlich um junge Männer, die vermutlich einen besonderen sozialen Status innehatten. Zu den zuvor genannten
Deponierungen gehören weitere menschliche Skelette und Skelettteile, die jedoch ausschließlich von Kindern, Jugendlichen und weiblichen Individuen stammen. Zusammen mit dem hierarchisch gestaffelten Aufbau des Rondells in verschiedene Zonen liefern die Menschenfunde Anhaltspunkte, dass das Ringmonument neben rituell-performativen auch gesellschaftlich regulierende Funktionen besaß. Aus einer integrativen Zusammenschau der in den letzten Jahren erkannten Indizienlage wird es möglich, das Rondell von Pömmelte-Zackmünde als ikonisches, eventuell ein komplexes Weltbild repräsentierendes Bauwerk zu interpretieren, dem die Bedeutung eines unter Umständen als Garant angesehenen Heiligtums zukam. Zur Astronomie der Rondellanlage Pömmelte-Zackmünde Mechthild Meinike, Planetarium Merseburg Im Zeitraum 2005-2008 wurde südöstlich von Magdeburg eine komplexe archäologische Fundstelle ausgegraben. Eine große Kreisgrabenanlage, mehrere Häuser, Grabanlagen sowie interessante Stein- und Keramikfunde lassen auf einen zentralen rituellen Ort, der über längere Zeit genutzt wurde, schließen. Mittels der Fundkomplexe und 14C-Daten ließ sich der Nachweis führen, dass die Schnurkeramiker, die Glockenbecherleuchte und die Aunjetitzer Kultur (2800- 1600 v. Ch.) das Areal in der Nähe der heutigen Dörfer Pömmelte und Zackmünde nutzten. Nach den Wiedererrichtung der Kreisgrabenanlage in Goseck als Sonnenobservatorium stellte sich die spannende Frage, ob die Graben- und Grubenstrukturen mit 3-fachem ringförmige Woodhenge eine astronomische Bedeutung hatte. Auch die umgebende Topographie wurde in die Untersuchungen mit eingezogen. Der Himmel über dem Erdwerk Salzmünde – Archäologie und Astronomie eines Doppelgrabenwerkes Mechthild Meinike, Planetarium Merseburg Aus dem Ende 2007 geschlossenen Grabungsfeld bei Salzmünde-Schiebzig brachten die Archäologen mehr als 100.000 Einzelfunde ans Licht. Verschiedene Siedlungsspuren stammen aus der Zeit der Stichbandkeramik (4900 v. Ch.), der Bernburger (3000 v. Ch.) und Aunjetitzer Kultur (1900 v. Ch.) bis ins Hochmittelalter. Als Bestattungsplatz diente das Areal um 3800 v. Ch. zur Zeit der Baalberger Kultur und der Schnurkeramik (2400 v. Ch.). Es wurden
Grubenreihen der späten Bronzezeit/frühen Eisenzeit (800 v. Ch.)und Brandgräber der Latené- Zeit ausgegraben. Neben über 300 Gräbern aus allen Zeiten wurden auch zahlreiche Tierskelette gefunden. Aus der Zeit der Salzmünder Kultur wurden u. a. Schädeldeponierungen, Körpergräber und ein Doppelgrabensystem freigelegt. Die Archäologen forschen über den Zweck dieser großen Anlage, da viele Funde rätselhaft erscheinen. Am Beispiel des Erdwerkes Salzmünde sollen die archäoastronomischen Methoden und die Möglichkeiten bei der Interpretation erläutert werden. Von Ägypten nach Merseburg: Steinerne Sonnenuhren und Kultur-transport Peter Lindner, Planetarium Hoyerswerda Sonnenuhren als Zeitmessinstrumente in unterschiedlichen Ausführungen lassen sich im alten Ägypten finden. Die Uhren haben in einem zyklischen Zeitverständnis einen hohen Stellenwert. Um 1500 v. Ch. treten neben verschiedenartig gestalteten Wasseruhren auch drei Typen von Sonnenuhren auf. Die linealförmige Sonnenuhr wird zur Sonnenuhr mit treppenartigen Auffangflächen oder zu Streiflichtsonnenuhr weiter entwickelt. Doch diese Entwicklungen verlieren sich im Lauf der Geschichte, während die Sonnenuhr mit senkrechtem Schattenstab (Gnomon) und waagerechter Auffangfläche von den Griechen und Römern übernommen wird. (Lit.: Daniela Wuensch, Klaus P. Sommer Reprint "Ludwig Borchardt - Die altägyptische Zeitmessung", Termessos, 2013, S. 31-39, Foto: „Berliner Instrumente“ Ägyptisches Museum Berlin) Lichtmess in Spergau und die Astronomie – über den Umgang mit der Geschichte am Beispiel der Region Rössen-Spergau Jürgen Jankofsky/Schüler-AG des Planetariums Merseburg Lichtmess am ersten Sonntag im Februar ist ein Termin, der in der Region Rössen-Spergau nicht vergessen wird. Ob Erbsbär, Schwarzmacher oder Vogelmenschen, die streng hierarchisch gegliederte Lichtmessgesellschaft folgt genau festgelegten Ritualen, die z. T. fremdartig
anmuten. Die ältesten Nachweise der Spergauer Lichtmess sind aus dem 17. Jahrhundert überliefert. Seit der mittleren Jungsteinzeit ist die Gegend besiedelt. Lassen sich Indizien für astronomische Bezüge zu diesem großartigen Volksfest und archäologischen Fundstellen in der Region finden? Die Rössener Kultur hat noch heute deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Jugendarbeit der Fachgruppe "Archäoastronomie" in der Sternwarte Sohland/Spree Dr. Hilmar Hensel, Sternwarte Sohland Im Jahr 2006 wurde an verschiedenen legendenumwobenen Felsen der Oberlausitz ein Sonnenbeobachtungsphänomen entdeckt. Sichtöffnungen bieten die Möglichkeit kalendarischer Sonnenbeobachtungen zur Bestimmung der Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen. Es kam zu der Überlegung, dass es sich bei den Sichtöffnungen zum Teil um das gezielte Werk des Menschen handeln könnte. Im Jahr 2007 gründete die Sternwarte „Bruno-H.-Bürgel“ Sohland/Spree zur Erforschung des Sonnenbeobachtungsphänomens die Fachgruppe Archäoastronomie. Um möglichst viele Verdachtsobjekte beobachten zu können und schnell auswertbare Ergebnisse zu erhalten wurde bei Schülern des Immanuel-Kant-Gymnasiums Wilthen um Mithilfe geworben. Die Resonanz war hoch. Es bildeten sich vier Schülergruppen mit 4-6 Schülern, die sechs Objekte zur Wintersonnenwende 2007 aufsuchen und das Erscheinen der Sonne in den jeweiligen Sichtöffnungen fotografisch Dokumentieren wollten. Die Schüler wurden für die Beobachtungszeit von der Schule freigestellt. Die Aktion wurde zu einem Erfolg. Alle waren begeisterte. Seither ist es Tradition, dass alljährlich Schülergruppen in der Sternwarte archäoastronomische Forschungsaufgaben erfüllen. Sie vermessen und fotografieren Objekte, informieren sich über das Funktionsprinzip kalendarische Sonnenbeobachtungen, fertigen Dokumentationen an, bauen Modelle und halten Vorträge über ihre Ergebnisse in der Sternwarte Sohland. Eine Schülerin des Sorbischen Gymnasiums Bautzen erarbeitet über einen Zeitraum von 2 Jahren zum Thema Sonnenheiligtümer der Oberlausitz auch einen Videobeitrag. Im Frühjahr 2012 öffnete die Sächsische Landesgartenschau in Löbau. Ein Bereich des Gartenschaugeländes wurde zu einem grünen Klassenzimmer umgestaltet. Im Rahmen dieses Klassenzimmerkonzeptes erhielt die Fachgruppe Archäoastronomie der Sternwarte Sohland die Möglichkeit eine kleine archäoastronomische Steingartenanlage zu konzipieren und eine Minibaustelle für „Sonnenheiligtümer“ einzurichten. Zum Rahmenprogramm der Gartenschau gehörten auch 10 Vorträge der Fachgruppe Archäoastronomie zum Thema „Sonnenheiligtümer der Oberlausitz“ vor Schulklassen. Seit Februar 2013 läuft in der Sternwarte ein Jugendprogramm, welches von der Fachgruppe Archäoastronomie initiiert wurde und unter anderem auch archäoastronomische Themen beinhaltet. Das Jugendprogramm trägt den Titel
„Über Grenzen zu den Sternen auf der Suche nach dem Stein der Weisen“. Teilnehmer sind Schüler aus Tschechien und Deutschland. Es wird finanziert durch den Europäischen Sozialfonds für regionale Entwicklung. Quellen: Chronik der Sternwarte „Bruno-H.-Bürgel“ Sohland/Spree e.V.; Ralf Herold „Sonnenheiligtümer der Oberlausitz – Der Geldkeller auf dem Löbauer Berg und sein wahrer Schatz“; Programm der Sächsischen Landesgartenschau Löbau 2012, Sächsische Zeitung vom 28.05.2012 „Himmelsscheibe aus Lausitzer Granit“ und vom 12.07.2012„Sonnensucher“; „Rozhlad“, sorbischen Kulturzeitschrift vom 14.05.2012 „Was vielleicht die alten Sorben noch wussten“ Archäologie mit dem Multicopter – Fliegen mit Digitalkamera und Fernsteuerung Workshop mit dem Modellflugclub Merseburg Praktische Hinweise und Hilfestellungen für den Einsatz eines Multicopters geben Mitglieder des Modellflugclubs Merseburg. Das Fliegen mit Digitalkamera und Fernsteuerung findet heute breite Anwendungsmöglichkeiten in Wissenschaft und Technik. Auch Archäologen nutzen die fliegenden Kameraaugen. Senkrecht und schräg aufgenommene Fotos und Videos vom zu untersuchenden Gelände liefern neue Perspektiven. angefragt: SHS-Spezialhelikopter-Service Halle Die Plejaden – das Siebengestirn in Himmelsmechanik, Kulturgeschichte und aktueller Forschung Ingo Hohler, Planetarium Merseburg Eine Reise durch die Geschichte der Beobachtung des berühmten Sternhaufens zeigt die vielfältigen Sichtweisen zu unterschiedlichen Zeiten in verschiedenen Kulturen. Um das Siebengestirn ranken sich eine große Zahl Geschichten und bildlicher Darstellungen, die in dieser Vorführung vorgestellt werden. Warum hatte das Siebengestirn am Himmel für die Menschen früherer Zeiten eine so besondere Bedeutung? Lässt sich die Bedeutung möglicherweise durch die Position des Sternhaufens am Firmament und durch himmelsmechanische Vorgänge erklären? Ein anderes, aber ebenso faszinierendes Bild dieser besonderen Sterne zeigen die neuesten Forschungsergebnisse.
Archäologie aus dem Weltall mit dem Satelliten TerraSAR-X Roland Linck, Bayrisches Landesamt für Denkmalpflege Für eine Untersuchung großflächiger archäologischer Stätten bietet sich neben den bodenbasierten geophysikalischen Verfahren auch eine satellitengestützte Fernerkundung an. Während optische Satellitenfotos bereits seit einigen Jahrzehnten sehr vielversprechend eingesetzt werden, war beim Satellitenradar bisher die geringe Auflösung der Sensoren ein limitierender Faktor. Seit 2007 ist jedoch mit TerraSAR-X ein sehr leistungsfähiger Satellit in Einsatz, mit dem auch Archäologie aus dem Weltall beobachtet werden kann. Dies stellt einen wesentlichen Meilenstein in der satellitenbasierten archäologischen Prospektion dar. Denn nun stehen neben den hoch aufgelösten optischen Aufnahmen durch QuickBird und WorldView-2 mit bis zu 0,5 m Auflösung auch Radaraufnahmen aus dem All mit bis zu 1 m Auflösung zur Verfügung. Damit lassen sich selbst kleinste lineare archäologische Befunde am Boden aus dem Weltraum detektieren. Im Rahmen dieses Vortrags werden das Potential und die Verwendungsmöglichkeiten von TerraSAR-X und optischen Satellitenaufnahmen zur Identifizierung und Beobachtung von ober- und untertägigen archäologischen Stätten weltweit dargestellt. Zur Verifizierung der Resultate erfolgt jeweils ein Vergleich mit den Ergebnissen der dort durchgeführten bodenbasierten geophysikalischen Verfahren. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf den weltbekannten UNESCO Weltkulturerbestätten in Uruk (Irak) und Palmyra (Syrien). Beide stellen hervorragende Beispiele dafür dar, wie eine archäologische Feldforschung trotz unstabiler politischer Bedingungen mit Hilfe von satellitengestützter Fernerkundung fortgeführt werden kann. Des Weiteren werden Denkmäler unterschiedlichster Zeitstellung vom Neolithikum bis ins Mittelalter z. B. aus Deutschland, Russland, Syrien, Jordanien und Italien vorgestellt.
Sternenhimmelvorführung "Sternhagelvoll – die Sterne des Bacchus" Mechthild Meinike, Planetarium Merseburg Manche Sternbilder haben in den überlieferten Geschichten etwas mit verschiedenen geistigen Getränken zu tun. Im himmlischen Olymp ging es durchaus fröhlich zu. Am Sternenhimmel haben sich die Menschen kalendarisch für Tätigkeiten im Weinanbau zeitlich orientiert. Noch heute kündet eine Stern namens "Die Weinleserin" davon. Auch spielt das Siebengestirn in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die aktuelle Forschung widmet sich der Untersuchung von "Alkohol im Kosmos". Auch in der Raumfahrt wird Alkohol in unterschiedlicher Form verwendet. Zwischen Buntsandstein und Himmelszelt – Geologische Besonderheiten der Fundregion um Sonnenobservatorium und Himmelsscheibe Gregor Borg, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Die Fundplätze der bronzezeitlichen Himmelsscheibe von Nebra sowie des jungsteinzeitlichen Sonnenobservatoriums von Goseck liegen eingebettet in naturräumliche Landschaften, die maßgeblich von der regionalen, insbesondere aber von der lokalen Geologie geprägt sind. Dabei sollten diese beiden, in ihrer archäologischen Bedeutung besonders herausragenden Funde auch im Kontext des reichen Fundinventars der Umgebung beider Orte betrachtet werden. Die Region entlang der Unstrut ist u. a. von mehreren großen prähistorischen Gräberfeldern geprägt, so dem Hügelgräberfeld oberhalb des Steilhangs (der sogenannten Steinklöbe) der Unstrut, nordwestlich von Nebra, sowie der großen Vielzahl von Schachtgräbern im Sander von Steigra. Die Umgebung dieser Fundkomplexe wurde im Rahmen geoarchäologischer Begleitforschung geologisch, petrologisch, geomorphologisch und geographisch untersucht, um so Hinweise darauf zu finden, ob und welche Rolle der Naturraum für die Ortsauswahl gespielt hat. Die das Gebiet unterlagernde Geologie der Region wird überwiegend von Gesteinen des Buntsandsteins sowie des Muschelkalks geprägt, deren Wechselfolgen von flach lagernden Ton‐ und Sandsteinen bzw. Kalk und Mergelsteinen die ausgeprägten Plateaus und Geländekanten des südlichen Sachsen‐Anhalts bildet. In diese Gesteinsfolge sind die Fluss‐ und Bachläufe der Region mit ihren z. T. sehr ausgeprägten Steilhängen (die Steinklöbe und der Felsabbruch bei Schloss Goseck) erosiv eingetieft. Eiszeitliche Sedimente wie Schotter, Kiese, Sande und Löß finden sich ‐ zumeist reliktisch ‐ auf den Hochplateaus nördlich der Unstrut. Die Detailkartierung der Umgebung des Sonnenobservatoriums von Goseck ergab, dass es auf einer reliktischen glazialen Schotterlinse liegt, die von Geschiebemergeln und z. T. Lößlehm umgeben ist. Die Bedeutung dieser lokalen geologischen Situation für den „Baugrund“ der prähistorischen Palisadenanlage, wie auch der rekonstruierten Anlage erschließt sich leicht bei Regenwetter. Im umgebenden tonigen Boden
versinkt man zu Fuß im Schlamm und eine feste Verankerung der Palisadenpfähle im Untergrund ist unmöglich. Erst die gut drainierte Schotterlinse mit ihren groben Geröllen und Kiesen erlaubt die Errichtung einer Doppelpalisade und zugleich einen festen Zugang bei einem ansonsten vom Wasser durchweichten tonig‐schlammigen Boden der Umgebung. Direkt benachbart zum Fundort der Himmelsscheibe liegt das seinerzeit weithin sichtbare Hügelgräberfeld oberhalb der Steinklöbe am Steilabhang zur Unstrut. Die z. T. stark erodierten und vermutlich schon früh ausgeraubten Hügelgräber enthalten Steinkistengräber aus sehr dünnplattigem Stein. Diese zumeist nur 5‐7 cm dicken, beinahe brettartig anmutenden Steinplatten stellen einen ganz besonderen natürlichen „Verbundwerkstoff“ dar, da es sich um sogenannte oolithische Sandsteinplatten des Muschelkalks handelt. In diesen Platten ist der übliche, Quarz, Feldspat und Glimmer enthaltene Sandstein durch wenige mm‐große, eiförmige Karbonatpartikel (sogenannte Ooide) zusätzlich verstärkt und zementiert und erlaubt so den Abbau und die Verwendung dieser besonders ungewöhnlich dünnen dabei aber äußerst stabilen Sandsteinplatten. Diese Beispiele zeigen, wie sehr die prähistorischen Menschen bei der Auswahl von Orten und geogenen Materialien geologische, petrologische und geomorphologische Standortfaktoren bewusst berücksichtigt haben. Diese gilt es heute wiederzuentdecken bzw. zu rekonstruieren. Imbolc, Samhain und Co. – vom Fortwirken steinzeitlicher Feste in unsere Zeit Wolfhard Schlosser Unsere Feste lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Einige sind im Jahr beweglich und über den Sonnenlauf und die Mondphase an den Ostertermin gekoppelt. Dazu zählen etwa Pfingsten oder Christi Himmelfahrt. Andere wie beispielsweise Mariä Lichtmeß oder Allerheiligen liegen im Jahre fest, hängen also nur vom Sonnenstand ab. Der Referent hat fast zweihundert Feste der zweiten Gruppe untersucht. Es handelt sich zumeist um lokale Feste, die häufig mit Umzügen, Viehmärkten und dergleichen verbunden sind. Es zeigt sich, dass diese gehäuft zeitlich zwischen den Sonnenwenden und den Äquinoktien auftreten, also gegen Anfang der Monate Februar, Mai, August und November. Diese Termine werden in der wissenschaftlichen Literatur mit ihren keltischen Namen Imbolc, Beltaine, Lugnasad und Samhain bezeichnet, sind aber sicher in ganz Alteuropa gefeiert worden. Es ist interessant, dass in einigen Fällen ein Bezug zu prähistorischen Denkmälern vermutet werden kann. So ist das Ziel des Bochumer Maiabendfestes das Umfeld des Bochumer Kreisgrabens. Dieser ist etwa so alt wie die berühmte Anlage von Goseck und – wie diese – über Jahrtausende im Gelände nicht mehr erkennbar gewesen. Ein kollektives Gedächtnis der umwohnenden Bevölkerung an herausragende prähistorische Ereignisse ist nicht ungewöhnlich, man denke etwa an das bronzezeitliche ‚Königsgrab von Seddin’.
Sonnenreligion und Sonnenschiffe - Nebra, Dänemark, Ägypten Flemming Kaul, Nationalmuseum Kopenhagen Die Himmelsscheibe von Nebra trägt ein stilisiertes Boot, die Sonnenbarke, als eines ihrer herausragenden Elemente. Das belegt für uns die herausragende Funktion von Schiffen in der Mythologie der Bronzezeit– dieses Bild steht in Verbindung mit der unendlichen Wanderung der Sonne und der anderen Himmelskörper am Firmament. In Skandinavien und in Ägypten – „an beiden Enden der Welt“ – finden wir bemerkenswerte Parallelen des Bildes vom „Sonnenschiff“. Wir sollten dafür auch eines der kompliziertesten Themen der bronzezeitlichen Religion näher betrachten: Was geschah mit den Verstorbenen und welche Vorstellungen für das Leben nach dem Tod gab es? Spielten die Toten eine aktive Rolle für den ewigen Sonnenlauf als Schiffsbesatzung auf der Sonnenbarke? Zur Sprache der Himmelsscheibenbenutzer Jürgen Udolph Aus archäologischer, historischer, astronomischer und naturwissenschaftlicher Sicht ist die Scheibe von Nebra schon oft und auch sehr genau untersucht worden. Es wird aber auch gern die Frage gestellt: Was waren das für Menschen, die die Scheibe nutzten? Sie lebten nicht in Städten, hatten keine Schrift, und Stammesnamen sind auch nicht bekannt. Woher kamen sie? Oder wohnten sie schon länger in Nebra und an der Unstrut? Wie kann man etwas über die Sprache der Himmelsscheibennutzer erfahren? Greift man diese Bemerkungen aus Sicht der Sprachwissenschaft und Namenforschung auf, so kann man in einigen Punkten durchaus zu einigen Ergebnissen kommen. Die vor 3.600 Jahren am Unterlauf der Unstrut siedelnden Menschen hatten zwar noch keine Schrift, aber sie haben etwas anderes hinterlassen: geographische Namen, darunter den Namen Nebra selbst. Orts- und Flussnamen sind alte Zeugen der Besiedlung und sie verraten uns auch, welche Sprache die Besiedler des Unstruttales vor ca. 3.000 Jahren gesprochen haben. Darum wird es in dem Vortrag gehen. angefragt: Zur Kreisgrabenanlage Goseck Andreas Northe
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