Grundlagen des One Piece Flow - RHOMBOS-VERLAG BERLIN
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Grundlagen des One Piece Flow RHOMBOS-VERLAG • BERLIN
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da- ten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. © 2005 RHOMBOS-VERLAG, Berlin Printed in Germany Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlag: RHOMBOS-VERLAG, Berlin Bildnachweis: Umschlagseite 1: aboutpixel.de / Zahn in Zahn II © Peter Kirchhoff Diagramm: Harry Arzet Foto Umschlagseite 4: Harry Arzet VK-Nr. 65 859 www.rhombos.de verlag@rhombos.de RHOMBOS-VERLAG, Kurfürstenstr. 17, 10785 Berlin Druck: dbusiness GmbH, Berlin, Eberswalde ISBN 978-3-937231-97-6
Dipl.-Ing. Harry Arzet Grundlagen des One Piece Flow Leitfaden zur Planung und Realisierung von mitarbeitergebundenen Produktionssystemen RHOMBOS-VERLAG
One Piece Flow colco Unternehmensberatung Inhaltsverzeichnis 1. Herkunft / Historie 7 2. Erfolgsfaktoren 10 3. Grundlagen 12 3.1 Voraussetzungen 13 3.2 Gestaltungsfaktoren 14 3.3 Mitarbeiter 15 4. Einsatzfelder 16 5. Planung eines OPF-Montagesystems 18 5.1 Mengengerüst 18 5.2 Montagestruktur 20 5.3 Prüfkonzept 23 5.4 Arbeitsplan 25 5.5 Planzeiten 26 5.6 Personalbedarf 27 5.6.1 Größen: 27 5.6.2 Formeln: 28 5.6.3 Beispielrechnung: 28 5.7 Materialbereitstellung 30 5.7.1 Blocklager 30 5.7.2 Arbeitsplatzergonomie 32 5.8 Taktung 33 5.8.1 OPF - Grundregeln 33 5.8.2 Beispiel 35 5.8.3 Beispielstudie 1 37 5.8.4 Beispielstudie 2 37 5.8.5 Beispielstudie 3 38 5.9 Layout 39 5.9.1 Fragmentierung von OPF-Montagen 40 5.10 Poka Yoke 47 5
One Piece Flow colco Unternehmensberatung 5.11 Fehlerpotenzialanalyse 47 5.12 Variantenarbeitsplätze 49 5.12.1 Kombinierte Variantenarbeitsplätze 50 5.12.2 Einzelne Variantenarbeitsplätze 50 5.13 Transportsystem 51 5.13.1 Transport von Hand 51 5.13.2 Transport mit Wagen 52 5.13.3 Bänder, Rollen oder Hängebahnen 53 5.13.4 Auswirkungen auf die Erweiterungsflexibilität 53 5.14 Arbeitsanweisungen 54 6. Mitarbeiterbeteiligung und -schulung 55 6.1 ILU-Matrix 56 7. Anwendungsbeispiele aus der Praxis 59 7.1 Montage elektronischer Bauteile 59 7.2 Metallverarbeitenden Industrie 60 7.3 Metallverarbeitenden Industrie 61 7.4 Verfahrenstechnik 62 7.5 Druckerei 63 7.6 Kombinierte Montage 64 8. Literaturhinweis 66 6
One Piece Flow colco Unternehmensberatung 1. Herkunft / Historie „One Piece Flow“ (OPF) oder zu deutsch sinngemäß „Mitarbeitergebundener Arbeitfluss“ (MAF), ist ein Ar- beitssystem, das erst in jüngerer Zeit Eingang in eu- ropäische Produktionen und Fertigungen gefunden hat. Trotz seiner nachweislichen Vorteile ist die Verbrei- tung in Deutschland und Europa unverhältnismäßig ge- ring. Eigentlich sind die Grundlagen für den OPF nicht neu. Erfunden wurden sie bereits1913 in den USA durch Henry Ford. Zur damaligen Zeit wurde das erste Ford Erfolgs-Automobil, das weltberühmte T-Modell auf ei- ner Stelle von mehreren Monteuren komplett fertig- montiert. Das war Henry Ford zu unwirtschaftlich. Er stellte den Montageablauf in der Art um, dass zuerst der Rahmen mit dem Fahrwerk zusammenmontiert wurde, wodurch diese „Grundgestelle“ fahrbar waren. Danach verband er diese mit einem langen Seil und zog sie in getakteten Abständen, mittels einer starken Seilwinde, jeweils um eine Montageposition weiter (sieh Abb. 1.-1). Die Montage-Mitarbeiter blieben je nach Arbeitsumfang an einem Arbeitsplatz stehen (Fließbandprinzip) oder sie wanderten mit dem Fahr- zeug von einem Arbeitsplatz zum nächsten mit (OPF- Prinzip). Durch diese innovative Maßnahme gelang es Henry Ford, die Montagezeiten auf einen Schlag von zuvor 13 Stunden auf 5 Stunden und 50 Minuten zu reduzieren. 7
One Piece Flow colco Unternehmensberatung Nach weiteren Optimierungen, vor allem im Bereich des Taktungsabgleichs und der Mitarbeiterausbildung, konnte die Montagezeit weiter auf 2 Stunden und 38 Minuten reduziert werden! Eine Grundlage für alle nachfolgenden modernen Pro- duktions- und Montagestrategien waren damit ge- schaffen. Abb. 1.-1, Der erste „One Piece Flow“. 8
One Piece Flow colco Unternehmensberatung Der OPF versank danach allerdings für längere Zeit in der Bedeutungslosigkeit. Erst Anfang der 50er-Jahre entwickelte Taiichi Ohno das Toyota-Produktionssy- stem. In diesem spielten ganz neue Anforderungen wie Kundennähe, Produktionsflexibilität, Lieferanten-/ Kun- denbeziehung und andere eine ganz große Rolle. Dabei wurden Systeme wie „Just in Time“ oder „Kanban“, „Kaizen“ und „Poka Yoke“ entwickelt, ohne die heute keine moderne Produktion mehr denkbar ist. In diesem Zusammenhang wurde auch die Innovation der OPF- Produktion wieder neu entdeckt. Weiterentwickelt und perfektioniert ist dieses System bis heute das flexibel- ste und wirtschaftlichste, mitarbeitergebundene Ar- beitssystem. 9
One Piece Flow colco Unternehmensberatung 2. Erfolgsfaktoren Wer im produzierenden Gewerbe heutzutage wett- bewerbsfähig sein will, der muss sich an den Bedürf- nissen des Marktes d.h. an seinen Kunden orientieren. Dies bedeutet in der Regel viele Modelle mit unter- schiedlichen Varianten in verschiedenen Stückzahlen, ebenso wie kurze Lieferzeiten und hoher Qualitäts- standard bei marktkonformen Preisen (sieh Abb. 2.-1). Fehlerfreie en Fehlerfreie ng Qualität ru Qualität rde ff o n ena Hohe n d Hohe Ku Individualität Individualität Lieferant Lieferant Kurze Kurze Lieferzeit Lieferzeit Niedriger Preis Niedriger Preis Abb. 2.-1, Anforderungen an den Lieferanten In der Praxis verlangt dies nach hochflexiblen Produk- tionssystemen, welche es dem Hersteller erlauben diese Anforderungen so wirtschaftlich wie möglich zu erfüllen. Ein OPF-System wird dabei oft (aber nicht 10
One Piece Flow colco Unternehmensberatung immer) die beste Lösung darstellen, vereinigt es doch die folgenden Erfolgsfaktoren auf sich: • Produktionsschwankungen bis +/- 20% ohne Produktivitätsverluste • Variantenumstellung ohne Rüstzeiten • Losgröße 1 ohne Produktivitätsverluste • Dynamischer Variantenmix ohne Produktionsver- luste • Varianten oder Modellwechsel ohne Zeitverlust • Einfachste Kapazitätserweiterung • Einfachste Variantenerweiterung • Verlustlose Just in Time Fertigung • Integrierte Kanbansysteme • Integration und Produktverantwortung der Mitarbeiter • Hohe Mitarbeitermotivation • Optimale Nutzung des Mitarbeiterpotentials • Systemproduktivität > 96% 11
One Piece Flow colco Unternehmensberatung 3. Grundlagen Der Grundgedanke eines OPF besteht darin, dass alle Mitarbeiter eines OPF alle in dieser OPF-Zelle anfallen- den Arbeiten beherrschen, diese auch verrichten und dadurch für den Gesamtprozess dieser OPF-Zelle und das daraus resultierende Produkt verantwortlich sind. Dabei sind mehrere Arbeitsplätze arbeitsteilig in ei- ner OPF-Zelle angeordnet. Der Mitarbeiter startet am ersten AP (Arbeitsplatz) und durchläuft die gesamte Zelle indem er sich mit dem Produkt von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz fortbewegt bis er den letzten Arbeits- platz erreicht hat. Dort wird das Produkt in der Regel geprüft und in andere Verantwortungen weitergege- ben. Der Mitarbeiter geht an den ersten Arbeitsplatz zurück und startet seinen Prozess von Neuem. Start- und Endpunkt einer OPF-Zelle sollten daher räumlich möglichst eng zusammen liegen, weshalb die Grund- formen u-, kreis- oder tropfenförmige Anordnungen sind (siehe Abb.3.-1). Vormontagen oder Prüfungen können entweder als einzelne Arbeitsplätze oder als eigenständige OPF an den zentralen OPF angedockt werden (Bergisches Wasserrad) 12
One Piece Flow colco Unternehmensberatung U - Form Kreisorm Tropfenform Abb, 3.-2, Grundformen 3.1 Voraussetzungen Grundsätzlich muss ein Prozess gewisse Vorausset- zungen erfüllen, damit er OPF- tauglich ist. So muss es sich z.B. um einen klar umrissenen und durchgängigen, mitarbeitergebundenen Prozess han- deln, der eine sinnvolle Arbeitsteilung zulässt und ü- berdies einen gewissen Arbeitsinhalt nicht über- schreitet. Zur Anpassung besteht jedoch die Möglich- keit, mehrere OPF-Zellen parallel oder in Reihe aufzu- bauen. Weiterhin müssen die Produkte in ihrer Wertschöp- fungskette, falls dies notwendig ist, auch durch die OPF-Zelle transportiert werden können. Dies ist nicht immer einfach zu lösen, aber es gibt OPF-Zellen, in de- nen werden sogar schwere Hydraulikbagger oder Werkzeugmaschinen auf Luftkissen von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz geschoben. 13
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