Grundlagen des One Piece Flow - RHOMBOS-VERLAG BERLIN

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Grundlagen
       des
  One Piece Flow

RHOMBOS-VERLAG • BERLIN
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                       Umschlag: RHOMBOS-VERLAG, Berlin
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                  RHOMBOS-VERLAG, Kurfürstenstr. 17, 10785 Berlin

                     Druck: dbusiness GmbH, Berlin, Eberswalde

                        ISBN 978-3-937231-97-6
Dipl.-Ing. Harry Arzet

     Grundlagen
         des
    One Piece Flow

Leitfaden zur Planung und Realisierung
      von mitarbeitergebundenen
         Produktionssystemen

          RHOMBOS-VERLAG
One Piece Flow             colco Unternehmensberatung

Inhaltsverzeichnis

1.    Herkunft / Historie                         7
2.    Erfolgsfaktoren                            10
3.    Grundlagen                                 12
  3.1 Voraussetzungen                            13
  3.2 Gestaltungsfaktoren                        14
  3.3 Mitarbeiter                                15
4.    Einsatzfelder                              16
5.    Planung eines OPF-Montagesystems           18
  5.1 Mengengerüst                               18
  5.2 Montagestruktur                            20
  5.3 Prüfkonzept                                23
  5.4 Arbeitsplan                                25
  5.5 Planzeiten                                 26
  5.6 Personalbedarf                             27
    5.6.1     Größen:                            27
    5.6.2     Formeln:                           28
    5.6.3     Beispielrechnung:                  28
  5.7 Materialbereitstellung                     30
    5.7.1     Blocklager                         30
    5.7.2     Arbeitsplatzergonomie              32
  5.8 Taktung                                    33
    5.8.1     OPF - Grundregeln                  33
    5.8.2     Beispiel                           35
    5.8.3     Beispielstudie 1                   37
    5.8.4     Beispielstudie 2                   37
    5.8.5     Beispielstudie 3                   38
  5.9 Layout                                     39
    5.9.1     Fragmentierung von OPF-Montagen    40
  5.10    Poka Yoke                              47

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  5.11    Fehlerpotenzialanalyse                   47
  5.12    Variantenarbeitsplätze                   49
    5.12.1    Kombinierte Variantenarbeitsplätze   50
    5.12.2    Einzelne Variantenarbeitsplätze      50
  5.13    Transportsystem                          51
    5.13.1    Transport von Hand                   51
    5.13.2    Transport mit Wagen                  52
    5.13.3    Bänder, Rollen oder Hängebahnen      53
    5.13.4    Auswirkungen auf die
    Erweiterungsflexibilität                       53
  5.14    Arbeitsanweisungen                       54
6.    Mitarbeiterbeteiligung und -schulung         55
  6.1 ILU-Matrix                                   56
7.    Anwendungsbeispiele aus der Praxis           59
  7.1 Montage elektronischer Bauteile              59
  7.2 Metallverarbeitenden Industrie               60
  7.3 Metallverarbeitenden Industrie               61
  7.4 Verfahrenstechnik                            62
  7.5 Druckerei                                    63
  7.6 Kombinierte Montage                          64
8.    Literaturhinweis                             66

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1.   Herkunft / Historie

  „One Piece Flow“ (OPF) oder zu deutsch sinngemäß
„Mitarbeitergebundener Arbeitfluss“ (MAF), ist ein Ar-
beitssystem, das erst in jüngerer Zeit Eingang in eu-
ropäische Produktionen und Fertigungen gefunden hat.
Trotz seiner nachweislichen Vorteile ist die Verbrei-
tung in Deutschland und Europa unverhältnismäßig ge-
ring.

  Eigentlich sind die Grundlagen für den OPF nicht neu.
Erfunden wurden sie bereits1913 in den USA durch
Henry Ford. Zur damaligen Zeit wurde das erste Ford
Erfolgs-Automobil, das weltberühmte T-Modell auf ei-
ner Stelle von mehreren Monteuren komplett fertig-
montiert. Das war Henry Ford zu unwirtschaftlich. Er
stellte den Montageablauf in der Art um, dass zuerst
der Rahmen mit dem Fahrwerk zusammenmontiert
wurde, wodurch diese „Grundgestelle“ fahrbar waren.
  Danach verband er diese mit einem langen Seil und
zog sie in getakteten Abständen, mittels einer starken
Seilwinde, jeweils um eine Montageposition weiter
(sieh Abb. 1.-1). Die Montage-Mitarbeiter blieben je
nach Arbeitsumfang an einem Arbeitsplatz stehen
(Fließbandprinzip) oder sie wanderten mit dem Fahr-
zeug von einem Arbeitsplatz zum nächsten mit (OPF-
Prinzip).

 Durch diese innovative Maßnahme gelang es Henry
Ford, die Montagezeiten auf einen Schlag von zuvor 13
Stunden auf 5 Stunden und 50 Minuten zu reduzieren.

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One Piece Flow                          colco Unternehmensberatung

Nach weiteren Optimierungen, vor allem im Bereich
des Taktungsabgleichs und der Mitarbeiterausbildung,
konnte die Montagezeit weiter auf 2 Stunden und 38
Minuten reduziert werden!
 Eine Grundlage für alle nachfolgenden modernen Pro-
duktions- und Montagestrategien waren damit ge-
schaffen.

           Abb. 1.-1, Der erste „One Piece Flow“.

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One Piece Flow                colco Unternehmensberatung

 Der OPF versank danach allerdings für längere Zeit in
der Bedeutungslosigkeit. Erst Anfang der 50er-Jahre
entwickelte Taiichi Ohno das Toyota-Produktionssy-
stem. In diesem spielten ganz neue Anforderungen wie
Kundennähe, Produktionsflexibilität, Lieferanten-/ Kun-
denbeziehung und andere eine ganz große Rolle. Dabei
wurden Systeme wie „Just in Time“ oder „Kanban“,
„Kaizen“ und „Poka Yoke“ entwickelt, ohne die heute
keine moderne Produktion mehr denkbar ist. In diesem
Zusammenhang wurde auch die Innovation der OPF-
Produktion wieder neu entdeckt. Weiterentwickelt und
perfektioniert ist dieses System bis heute das flexibel-
ste und wirtschaftlichste, mitarbeitergebundene Ar-
beitssystem.

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One Piece Flow                                      colco Unternehmensberatung

 2. Erfolgsfaktoren

  Wer im produzierenden Gewerbe heutzutage wett-
bewerbsfähig sein will, der muss sich an den Bedürf-
nissen des Marktes d.h. an seinen Kunden orientieren.
Dies bedeutet in der Regel viele Modelle mit unter-
schiedlichen Varianten in verschiedenen Stückzahlen,
ebenso wie kurze Lieferzeiten und hoher Qualitäts-
standard bei marktkonformen Preisen (sieh Abb. 2.-1).

                                                                Fehlerfreie
                                                          en     Fehlerfreie
                                                        ng       Qualität
                                                   ru             Qualität
                                                rde
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                               n   d                                 Hohe
                            Ku                                 Individualität
                                                                 Individualität
          Lieferant
            Lieferant
                                                                   Kurze
                                                                     Kurze
                                                                 Lieferzeit
                                                                   Lieferzeit

                                                               Niedriger Preis
                                                                Niedriger Preis

     Abb. 2.-1, Anforderungen an den Lieferanten

  In der Praxis verlangt dies nach hochflexiblen Produk-
tionssystemen, welche es dem Hersteller erlauben
diese Anforderungen so wirtschaftlich wie möglich zu
erfüllen. Ein OPF-System wird dabei oft (aber nicht

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immer) die beste Lösung darstellen, vereinigt es doch
die folgenden Erfolgsfaktoren auf sich:

   •   Produktionsschwankungen bis +/- 20% ohne
       Produktivitätsverluste
   •   Variantenumstellung ohne Rüstzeiten
   •   Losgröße 1 ohne Produktivitätsverluste
   •   Dynamischer Variantenmix ohne Produktionsver-
       luste
   •   Varianten oder Modellwechsel ohne Zeitverlust
   •   Einfachste Kapazitätserweiterung
   •   Einfachste Variantenerweiterung
   •   Verlustlose Just in Time Fertigung
   •   Integrierte Kanbansysteme
   •   Integration und Produktverantwortung der
       Mitarbeiter
   •   Hohe Mitarbeitermotivation
   •   Optimale Nutzung des Mitarbeiterpotentials
   •   Systemproduktivität > 96%

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 3. Grundlagen

  Der Grundgedanke eines OPF besteht darin, dass alle
Mitarbeiter eines OPF alle in dieser OPF-Zelle anfallen-
den Arbeiten beherrschen, diese auch verrichten und
dadurch für den Gesamtprozess dieser OPF-Zelle und
das daraus resultierende Produkt verantwortlich sind.
  Dabei sind mehrere Arbeitsplätze arbeitsteilig in ei-
ner OPF-Zelle angeordnet. Der Mitarbeiter startet am
ersten AP (Arbeitsplatz) und durchläuft die gesamte
Zelle indem er sich mit dem Produkt von Arbeitsplatz
zu Arbeitsplatz fortbewegt bis er den letzten Arbeits-
platz erreicht hat. Dort wird das Produkt in der Regel
geprüft und in andere Verantwortungen weitergege-
ben. Der Mitarbeiter geht an den ersten Arbeitsplatz
zurück und startet seinen Prozess von Neuem. Start-
und Endpunkt einer OPF-Zelle sollten daher räumlich
möglichst eng zusammen liegen, weshalb die Grund-
formen u-, kreis- oder tropfenförmige Anordnungen
sind (siehe Abb.3.-1).

  Vormontagen oder Prüfungen können entweder als
einzelne Arbeitsplätze oder als eigenständige OPF an
den zentralen OPF angedockt werden (Bergisches
Wasserrad)

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       U - Form            Kreisorm                Tropfenform

  Abb, 3.-2, Grundformen

3.1 Voraussetzungen

  Grundsätzlich muss ein Prozess gewisse Vorausset-
zungen erfüllen, damit er OPF- tauglich ist.
So muss es sich z.B. um einen klar umrissenen und
durchgängigen, mitarbeitergebundenen Prozess han-
deln, der eine sinnvolle Arbeitsteilung zulässt und ü-
berdies einen gewissen Arbeitsinhalt nicht über-
schreitet. Zur Anpassung besteht jedoch die Möglich-
keit, mehrere OPF-Zellen parallel oder in Reihe aufzu-
bauen.
  Weiterhin müssen die Produkte in ihrer Wertschöp-
fungskette, falls dies notwendig ist, auch durch die
OPF-Zelle transportiert werden können. Dies ist nicht
immer einfach zu lösen, aber es gibt OPF-Zellen, in de-
nen werden sogar schwere Hydraulikbagger oder
Werkzeugmaschinen auf Luftkissen von Arbeitsplatz zu
Arbeitsplatz geschoben.

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