HANDELN UND WANDELN - Erzbistum-Paderborn
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AUSGABE 1 | AUGUST 2021 MAGAZIN FÜR ALLE, DIE IM ERZBISTUM PADERBORN RELIGION UNTERRICHTEN HANDELN UND WANDELN DIGITALITÄT KOPIERTES GLÜCK UND PANDEMIE BEFRIEDIGT NICHT Anfragen an Schule im Wandel – Freiraum – ein Wundermittel Perspektiven für zeitgemäßen für persönliches Wachstum Religionsunterricht SEITE 18 SEITE 5 MEDIENZENTRUM PAUSENBROT IS BACK! Auch Lehrerinnen und Lehrer Ein vertrauter Name brauchen eine Pause kehrt zurück SEITE 30 SEITE 14 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
UND PA SST EUCH NICHT DIESER ZEIT AN. GEBR AUCHT VIEL MEHR EUREN VERSTAND IN EINER NEUEN WEISE UND L A SST EUCH DADURCH VERWANDELN. DANN KÖNNT IHR BEURTEILEN, WA S DEM WILLEN GOT TES ENTSPRICHT: WA S GUT IST, WA S GOT T GEFÄLLT UND WA S VOLLKOMMEN IST. RÖM 12,2 Die Übersetzung ist entnommen aus: Deutsche Bibelgesellschaft (Hg.), BasisBibel, Stuttgart 2021. IMPRESSUM HERAUSGEGEBEN VON REDAKTION FOTOS Erzbistum Paderborn Benedikt Bohn (Leitung) Seite 4: © Erzbistum Paderborn Körperschaft des öffentlichen Rechts Dr. Dennis Lewandowski Seite 8: © privat Ferdi Lüttig vertreten durch den Generalvikar Christoph Quasten M. A. Seite 11: © privat Ferdi Lüttig Alfons Hardt Melina Sieker Seite 13: © Erzbistum Paderborn – Besim Mazhiqi Erzbischöfliches Generalvikariat Seite 14, 15: © Erzbistum Paderborn – David Hesse DRUCK Bereich Schule und Hochschule Seite 16: © Erzbistum Paderborn Bonifatius GmbH, Paderborn Dompropst Msgr. Joachim Göbel Seite 17: © Erzbistum Paderborn – Besim Mazhiqi www.bonifatius-druckerei.de Domplatz 3 | 33098 Paderborn Seite 19: © privat Clemens Blattert SJ Telefon 05251 125-1349 LAYOUT Seite 24: © Schneider Verlag Hohengehren schuleundhochschule@erzbistum-paderborn.de Mues + Schrewe GmbH, Warstein Seite 25: © FWU, KFW www.mues-schrewe.de Seite 26: © privat Maria Casper, Dirk Linnenberg Die „Lesepause“ erscheint zweimal im Jahr. Seite 27: © Erzbistum Paderborn – David Hesse Seite 29: © Erzbistum Paderborn – Michael Bodin Seite 33: © Erzbistum Paderborn – David Hesse Seite 35: © Pixabay.de Alle weiteren Bilder: shutterstock.com 2 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
INH A LT Inhalt Editorial 4 Digitalität und Pandemie Anfragen an Schule im Wandel – Perspektiven für zeitgemäßen Religionsunterricht 5 9 Werkzeugkoffer: Digitales Lernen Kirche. Schule. Zukunft. Monsignore Dr. Michael Bredeck im Interview 12 Medienzentrum is back! Ein vertrauter Name kehrt zurück 14 Abschied in der Religionspädagogik 16 Alexander Schmidt verabschiedet sich in den Ruhestand Geschenke der Nachhaltigkeit Erzbischof Becker verschenkt Bäume an Abiturienten 17 Kopiertes Glück befriedigt nicht Warum Freiraum ein Wundermittel für persönliches Wachstum ist 18 In uns allen steckt ein kleiner Zachäus Lebenswandel in der Begegnung mit Jesus 21 22 Selbstwirksamkeit erfahren Streitschlichtung in der Grundschule Konfliktratgeber für Lehrerinnen und Lehrer 24 „Einer von uns beiden muss sich ändern und mit dir fangen wir an!“ 25 Medienhäppchen Zwei neue Kurzfilme für den Unterricht 3 Fragen an ... 26 ... die Sonderpädagogen Maria Kasper und Dirk Linnenberg Place to be! Die Gedenkstele in den Schulen St. Michael in Paderborn 27 28 Handeln und Wandeln in der SV-Arbeit Ein Besuch im Mallinckrodt-Gymnasium in Dortmund 30 Auch Lehrerinnen und Lehrer brauchen eine Pause! Religionsunterricht muss sexy sein Jeden Monat ein neues Buch 32 Web-Seminar mit Buchvorschlägen für Kita, Grund- und Förderschulen 33 34 Zahlen und Fakten zum Religionsunterricht Veranstaltungshinweise 35 36 Arbeitssegen Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 3
ED I TO RI A L LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, hinter jedem Neubeginn steht eine anfäng- Kontext Schule muss sie mehr sein als ein liche Idee. Eine Idee, die uns – bewusst oder Selbstzweck. Unser Autor Ferdi Lüttig fragt, unbewusst – handeln lässt, um einen Wan- was dieser Wandel für das zeitgemäße Ler- del zu erzeugen. nen an Schulen bedeutet (Seite 5 bis 8). Wandel – das ist ein großes Wort! Es klingt Auch wir haben einen Wandel vollzogen: nach Bedeutsamkeit, nach Hoffnung und Sie halten heute die erste Ausgabe unseres Verheißung, nach „Was könnte nicht al- Magazins Lesepause in den Händen. Sie löst les kommen?“. Genauso aber ist Wandel die Schulinformation ab. Diese Lesepause schlichtweg alltäglich. Die Schule als Lern- möchte Sie zu Beginn des neuen Schuljahres und Lebensort vieler Menschen gibt Zeugnis in Ihrem Berufsalltag begleiten. von den alltäglichen kleinen und großen Wandlungen, die wir erleben, ohne ihnen Wir freuen uns, wenn Sie in dieser ersten große Bedeutung beizumessen. Ausgabe spüren, was uns dabei angetrieben hat: einen Neuanfang mit unserem Magazin Was bedeutet das Handeln in der Wirk- zu setzen, der Sie erfreut, der Sie zum Nach- lichkeit der Schulwelt? Handeln bedeutet, und Weiterdenken anregt und Ihnen Ideen Verantwortung zu übernehmen, Position zu für die Spielräume im „Handeln und Wan- beziehen, eine Wahl zu treffen. Und sich in deln“ an Ihrer Schule mitgibt. einem nächsten Schritt die Frage zu stellen: Welche Werte und Normen stehen hinter den Entscheidungen, und auf welche Impul- se aus unserem christlichen Glauben verwei- sen sie? Was also wollen wir verwandeln? Was wün- schen wir uns für uns und die nächste Gene- ration, die an unseren Schulen ausgebildet und geprägt wird? Wie schnell wir uns als Gesellschaft anpas- sen müssen und somit wandeln, wurde uns in den letzten Monaten durch die Pandemie vor Augen geführt. Digitalisierung ist ein Melina Sieker maßgebliches Stichwort: Insbesondere im Referentin für Schulpastoral 4 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T DiGitalität und PandeMiE Ein Beitrag von Ferdi Lüttig Anfragen an Schule im Wandel – Perspektiven für zeitgemäßen Religionsunterricht E s war wie ein Befreiungsschlag, als die Schulen Lernende vor große Herausforderungen. Ging es zu- zum allgemeinen Präsenzunterricht zurück- nächst oft vordergründig um das Funktionieren und kehrten. Nach monatelangem Distanz- und Beherrschen von Hard- und Software, um schnelle Wechselunterricht gab es wieder ein Stück Normalität. und zuverlässige Internetverbindungen, richtet sich Scheinbar – denn in vielen Schulen ist nichts mehr, der didaktische Fokus nun weniger auf „Digitalisie- wie es einmal war. Gemeint sind nicht vermeintli- rung“ mit Fragen der Technik und des Datenschutzes che Lernlücken, denn die sind in Schulen mit guten als vielmehr auf eine „Kultur der Digitalität“(1), die im Lernmanagementsystemen und guten didaktischen Kern auch nach zeitgemäßer Bildung mit neuer oder Konzepten oft gar nicht entstanden, oder sie sind neu reflektierter Lern- und Schulkultur fragt. Auch für kompensiert worden: Kinder und Jugendliche konnten einen Religionsunterricht, der das Wohl der Lernen- neue Kompetenzen im digitalen Bereich und auch in den in den Mittelpunkt gelingender Lernprozesse mit der Selbststeuerung des Lernens erwerben. Denn in wertorientierter Kommunikation rücken will, stellt der Zeit der Pandemie und der Notwendigkeit eines sich die Frage, was der Wandel durch Digitalität und Distanzlernens hat digital gestütztes Lernen ein un- Pandemie für zeitgemäßes Lernen(2) bedeutet. erwartetes Tempo erfahren und stellt Lehrende wie Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 5
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T ANFRAGEN AN LERN- UND SCHULKULTUR IM ZEITALTER DER DIGITALITÄT Meine Anfragen aus pädagogischer, didak- tischer und bildungspolitischer Perspektive haben exemplarischen Charakter. Sie dienen zum Beispiel als Grundlage für Steuerungs- prozesse in der Unterrichtsentwicklung, um vor Ort die Ausrichtung des Lernens unter den Bedingungen der Digitalität zu verein- baren. Besondere Relevanz erhalten sie, weil Digitalität oft als „Verstärker“(3) bestehender Entwicklungen wirksam ist: (Wie) Können diese An- (Wie) Werden projekt- (Wie) Werden fachlich (Wie) Werden fragen einer Schul- und artige Lernformen mit anspruchsvolle und Partizipation und Unterrichtsentwicklung hoher Selbststeuerung komplexe Inhalte Demokratiebewusstsein Struktur geben? gestaltet? nachhaltig erschlossen? integriert? (Wie) Kann eine neue (Wie) Werden kreative (Wie) Können Lehrkräfte (Wie) Werden Respekt, Lernkultur auch den Blick Gestaltungsmöglichkeiten ein Lernnetzwerk auf- Empathie, Vertrauen und auf eine neue Prüfungs- und kritisches Denken bauen und lebenslanges Solidarität gestärkt? kultur eröffnen? ermöglicht? Lernen gestalten? (Wie) Kann eine (Wie) Kann eine Kultur (Wie) Können Evaluation Welche Anfragen Ermöglichungsdidaktik der Digitalität entwickelt und Feedback relevante möchten Sie gerne mit Kontrollverzicht werden? Aspekte erfassen? ergänzen? gelingen? (Wie) Werden soziale (Wie) Kann Bildungs- (Wie) Werden Hetero- (Wie) Werden mentale Kompetenzen durch gerechtigkeit gefördert genität und Individuali- und körperliche Gesund- Kommunikation und werden? sierung berücksichtigt? heit gefördert? Kollaboration angezielt? In der Auseinandersetzung mit diesen Anfragen ist die Kultur der Digitalität auch für einen zeitgemäßen Reli- gionsunterricht eine unverzichtbare Perspektive.(4) 6 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T THEOLOGISCHE ANFRAGEN ANFRAGEN AN SCHULE IM ZEITALTER DER DIGITALITÄT IM ZEITALTER DER PANDEMIE Der Aspekt der Gottebenbildlichkeit ist fundamen- Ungewollte soziale Isolierung und soziale Distanz in tal in der biblisch-christlichen Anthropologie: Der vielen Monaten des Lockdowns belasten die Gesund- Mensch ist in seiner Personalität mit Würde, Freiheit heit von Kindern und Jugendlichen ganz besonders. und Verantwortung ausgestattet. Die Verantwortung Gerade bei ihnen, so scheint es, wird eine nicht zu un- wiederum impliziert die Achtung der Würde und der terschätzende Vulnerabilität aufgrund der Corona-Kri- Freiheit aller Menschen. Hieraus lassen sich folgende se erst allmählich deutlich – und dies quer durch alle Anfragen für eine Schulentwicklung und Lernkultur Jahrgangsstufen und in allen sozialen Milieus: Physi- ableiten: Wie kann der digitale Gestaltungsprozess mit sche Gewalteinwirkungen auf Kinder lesen sich in den Chancen und Gefahren durch eine christlich inten- Kriminalstatistiken der Pandemiezeit erschreckend: (5) dierte Achtsamkeit begleitet werden? Soll und kann Viel zu oft überschreiten Eltern, selbst gestresst von das – von Gott geschenkte – Person-Sein ein Kriterium den Begleitfaktoren der Pandemie, die Grenzen ihrer für Entscheidungsprozesse in der digitalen Transfor- Rechte. Psychische Belastungen und Zukunftsängste mation sein? Wie kann man Lernende in ihrer Perso- lassen nicht weniger dramatisch eine „Fernbeziehung nalität, in ihrer Urteilskraft, in ihrem Selbstbewusst- mit dem Leben“(6) offenbar werden. Klar ist, dass sein stärken? Kann Unterricht so gestaltet werden, Selbstwerdungsprozesse von Kindern und Jugendli- dass Lernende Autorinnen und Autoren des eigenen chen deutlich beeinträchtigt sind. Für Schule und Re- Lebens sind? Wird Bildung insgesamt als Prozess der ligionsunterricht stellen sich auch in diesem Kontext Selbstkonstruktion verstanden? wesentliche Anfragen: Ist Schule also mehr denn je als Ort der Krisenbewältigung gefordert? Kann und will Die Personalität der Lernenden ist wegen der theo- Schule das leisten? Steht der Religionsunterricht hier logischen Grundlage zeitübergreifend eine bleibende in besonderer Verantwortung? Perspektive für den Religionsunterricht. Für einen zeitgemäßen Religionsunterricht gilt es, dies unter Diagnostik der Lernausgangslage und ein Suchen nach den Bedingungen der Digitalität im Sinne der formu- pädagogischen und didaktischen Antworten gehören lierten Anfragen neu zu konkretisieren. immer zu einem guten Religionsunterricht. Während und nach der Pandemie ergibt sich daraus eine klare Perspektive: Die Orientierung an der aktuellen Vulne- rabilität der Lernenden gehört wesentlich zu einem zeitgemäßen Religionsunterricht. Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 7
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T FAZIT UND AUSBLICK Ein zeitgemäßer Religionsunterricht unter den Be- Eine dritte Ebene ist die Frage der didaktischen Set- dingungen der Digitalität und der Pandemie sollte tings: Das eigenverantwortliche und selbstgesteuerte die skizzierten Anfragen und die daraus abgeleiteten Lernen ist gerade jetzt unverzichtbar, damit Lernende Perspektiven in den Fokus rücken: In einer Kultur der sich auch beim Lernen als Autorinnen und Autoren Digitalität sind die Lernenden in ihrer Personalität, des eigenen Lebens wahrnehmen. Entsprechende konkret in ihren Selbstwerdungsprozessen, zu stärken! Erfahrungen aus dem Distanzlernen sollten künftig ein wegweisender Faktor bei der Wahl der Lernformen Wie kann ein zeitgemäßer Religionsunterricht die- sein. Überzeugend sind besonders Gestaltungsauf- ser Intention gerecht werden? Auf drei Ebenen sind gaben im Projektlernen, die nicht bei fiktiven An- Ansatzmöglichkeiten zu sehen. Zum einen die Be- forderungssituationen, sondern – konstruktivistisch ziehungsebene: In und nach der Pandemie werden konsequent – bei den Fragen und Perspektiven der Kinder und Jugendliche noch mehr Zuwendung, Nähe Kinder und Jugendlichen selbst ansetzen(9) und in und Wertschätzung benötigen. Ein achtsamer Um- zeitgemäßen Lernformaten Kreativität, eine hohe gang ist gefragt. Individualisierung und intensive Reflexionsanlässe ermöglichen.(10) Auf einer zweiten Ebene sind die Wahl der Unter- richtsinhalte und das nachhaltige Erschließen exis- TEXT: FERDI LÜTTIG tenziell relevanter Kontexte wichtig: Zum Beispiel lassen sich tiefenpsychologische Auslegungen von Glaubensgeschichten, die korrelationsdidaktisch mit Selbstwerdungsprozessen der Lernenden kontextua- lisiert werden können – etwa zu Abrahams Exodus(7) –, gewinnbringend in den Blick nehmen. Weiterhin sind in dieser Hinsicht Heilungsgeschichten, die von Vulnerabilität und der Hoffnungsperspektive eines Aufgerichtet-Werdens erzählen, etwa „die gekrümmte Frau“ in Lk 13, eine geeignete Grundlage, Vulnerabili- tät der Lernenden bewusst zu machen und sie nicht hoffnungslos damit alleinzulassen. Unabhängig von FERDI LÜTTIG biblischen Bezügen haben Religionslehrkräfte auch GYMNASIALLEHRER IN HÖXTER, gute Erfahrungen, mit Briefen oder einer Mail an das FACHLEITER FÜR KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE eigene „zukünftige Ich“(8) Reflexionsprozesse der Ler- UND BILDUNGSWISSENSCHAFTEN AM ZFSL DETMOLD, REFERENT IM „RELILAB“ (HTTPS://RELILAB.ORG) nenden bezüglich ihrer Identität und beabsichtigter Entwicklungen der eigenen Person zu ermöglichen. ANMERKUNGEN/LITERATURHINWEISE: (1) Vgl. F. Stalder, Kultur der Digitalität, Berlin 2016 (2) Zeitgemäßer RU oder zeitgemäßes Lernen im RU sind keine klar definierten Begriffe. Vgl. zur Annäherung https://t1p.de/wuyg und https://t1p.de/vsbg (3) Vgl. https://t1p.de/bj5g (4) Vgl. https://t1p.de/oipa) (5) Vgl. https://t1p.de/bwrk (6) Vgl. FAZ am 14. 5. 2021 (7) Vgl. M. Kassel, Biblische Urbilder, München 1987, S. 211-219 (8) Vgl. https://mailnudge.de (9) Vgl. https://t1p.de/5xxn (10) Vgl. F. Lüttig, „Fotoprojekt zur Gotteslehre – Gestaltungsaufgabe im RU“: https://t1p.de/v0yg 8 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
WERKZEUGKOFFER DIGITALES LERNEN I n den beiden vergangenen „Corona-Schuljahren“ hat die digitale Ent- wicklung einen Schub bekommen. Die Abteilung Religionspädagogik hat einige Tools getestet und geschaut, inwiefern diese auch im Reli- gionsunterricht zum Einsatz kommen können. Eine Auswahl mit Veran- staltungshinweisen finden Sie nachfolgend zusammengestellt. 1. Digitale Tools im Religionsunterricht Tools können verschiedene Aspekte des kollaborati- VERANSTALTUNGSHINWEIS ven Lernens und Arbeitens abdecken. Diese Tools sind Neue Lernwege ermöglichen – digitale Tools für den in den verschiedenen Unterrichtsphasen einsetzbar: Religionsunterricht kennenlernen und erproben zum Beispiel beim Sammeln, Teilen und Präsentieren Termin: Mittwoch, 10. November 2021 von Gedanken (Oncoo, Flinga, MindMeister), bei der Zeit: 15.30 bis 18.00 Uhr digitalen Tafelarbeit (Classroomscreen, Jamboard, Ort: Bildungs- und Tagungshaus Liborianum, Miro) oder bei der Auswertung von Lernprozessen Paderborn (edpuzzle, Plickers, vocaroo). Schulform: Sek. I, Sek. II, BK (Dr. Stefan Klug) Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 9
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T 2. Digitale Medien in verschiedenen Unterrichtsphasen des Religionsunterrichts der Grundschule VERANSTALTUNGSHINWEIS Auch im präsentischen Religionsunterricht können Digitale Medien in verschiedenen Unterrichtsphasen digitale Werkzeuge genutzt werden, um Aufgaben des Religionsunterrichts abwechslungsreich, zielgerichtet und motivierend an- Termin: Donnerstag, 7. Oktober 2021 zubieten. Zeit: 16.30 bis 18.30 Uhr Ort: Online-Fortbildung So eignet sich das Tool „flinga“ zum Beispiel, um alle Schulform: Grundschule Lea Kinder in der Eingangsphase „zu Wort“ kommen zu lassen – ohne dafür bereits die ersten 25 Minuten der Emma Es geht Stunde zu „verbrauchen“. mir gut. (Katrin Holthaus) Leon Ich bin fröhlich, WIE GEHT ES DIR HEUTE? weil ... Ben Ich bin traurig. Robert Vanessa 3. Mehr als nur Pinnwand – mit dem „Padlet“ kooperativ im Unterricht arbeiten Materialien bereitstellen, Ergebnisse sammeln, Ge- Mit „TaskCards“ gibt es eine attraktive Alternative, die danken austauschen – die digitale Pinnwand „Padlet“ aus Deutschland kommt und darauf angelegt ist, alle bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Zusam- datenschutzrechtlichen Vorgaben einzuhalten (www. menarbeit im Religionsunterricht (www.padlet.com). TaskCards.de). Mit dem „Padlet“ lassen sich viele lehrplanbezogene (Dr. Stefan Klug) Unterrichtsvorhaben so aufbereiten, dass für Schüle- rinnen und Schüler ein strukturiertes, kooperatives VERANSTALTUNGSHINWEIS Arbeiten an einem Thema oder innerhalb einer Unter- Digitale Tools zwischen didaktischem Mehrwert und richtsreihe möglich ist. Spielerei – eine Orientierungshilfe mit einem Unter- richtsbeispiel zum Thema „Was ist der Mensch?“ Ein „Padlet“ kann als eine Art Lernbegleitung dienen Termin: Mittwoch, 22. September 2021 und auch im Präsenzunterricht eingesetzt werden, Zeit: 16.00 bis 18.00 Uhr vorausgesetzt, die Lernenden verfügen über Endgeräte Ort: Online-Fortbildung (Smartphone, PC, Tablet). Mit einer kostenfreien Ver- Schulform: Sek. II, BK sion können bis zu drei „Padlets“ erstellt werden. Für mehr Pinnwände muss ein Abonnement abgeschlos- sen werden. Bei digitalen Tools nicht unproblematisch ist der Datenschutz. Dahingehende Fragen sind vorab mit der Schulleitung bzw. der Lerngruppe und deren Eltern zu klären. 10 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T 4. Foto-Projekte im Religionsunterricht Foto-Projekte sind für beide Sekundarstufen geeignete VERANSTALTUNGSHINWEIS Lernformen für ein zeitgemäßes Lernen. Bei dieser Foto-Projekte im Religionsunterricht Gestaltungsaufgabe, die in einer unterrichtsbegleiten- Termin: Donnerstag, 25. November 2021 den Projektarbeit mit hohem Maß an Individualisie- Zeit: 16.00 bis 17.30 Uhr rung und Selbststeuerung über einen Zeitraum von Ort: Online-Fortbildung mehreren Wochen oder auch Monaten (Kurshalbjahr) Schulform: Sek. I, Sek. II, BK geleistet wird, geht es um Kreativität, wiederholende Vertiefung von Lerninhalten, um fachliche Vernet- zung und persönliche Auseinandersetzung. Durch das Anzielen der drei Anforderungsbereiche kann ein solches Projekt auch als Format einer zeitgemäßen Prüfungskultur verstanden werden. Unter den Bedingungen der Digitalität lassen sich die Vorzüge der Foto-Projekte deutlicher wahrnehmen und verstärken, etwa wenn die Dokumentation der Fotos über das Tool „Padlet“ erfolgt. Dadurch gewinnt die Gesamtpräsentation aufgrund der ansprechenden und übersichtlichen Visualisierungsmöglichkeit moti- vationspsychologisch deutlich an Attraktivität. (Ferdi Lüttig) 5. Erklärvideos im Religionsunterricht Erklärvideos können mit einfachen Mitteln religions- kostenfreien Weboberfläche www.mysimpleshow.de pädagogische Themen im Religionsunterricht auf- produziert werden. Aber: Mit dem Gratis-Konto sind greifen, da sie ohne großen Aufwand erstellt werden die Videos öffentlich. Deshalb unbedingt die Ur- können und eine hohe Alltagsrelevanz mitbringen. Sie heberrechte beachten. Der Vorteil: Man kann auch fördern die Stärkung der Medienkompetenz, die inter- Filme anderer User suchen und nutzen. aktive Gruppenarbeit und das Prinzip „Lernen durch (Ulrike Rohe) Lehren“. Beispiel eines Erklärvideos zum Thema Fasten, erstellt Eine einfache Möglichkeit ist die Legetechnik. Man von Schülerinnen und Schülern eines Berufskollegs: „zerlegt“ beispielsweise den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer in vier Szenen und zeichnet diese. Die vier Zeichnungen werden aufeinandergestapelt, und man zieht diese von oben nach unten während des Videodrehs (mit Smartphone oder Tablet) herun- ANMELDUNG UND INFORMATION ter, während ein Sprecher die Geschichte erzählt. FÜR ALLE VERANSTALTUNGEN: Einfach und schnell können Erklärvideos (mit an- www.religion-bildung.de sprechenden Abbildungen und Wischgesten) mit der lehrerfortbildung@erzbistum-paderborn.de Telefon: 05251 125-1343 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 11
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T Kirche. Schule. Zukunft. Monsignore Dr. Michael Bredeck im Interview Wie schätzen Sie die momentane Situation Schulen im Erzbistum werden zunehmend der katholischen Kirche in Deutschland ein? als pastorale Orte verstanden, insbesondere Die Situation der katholischen Kirche in dann, wenn die territoriale Pastoral in ihrer Deutschland ist sehr herausfordernd. Einer- heutigen Weise nicht mehr überall vorzu- seits haben wir innerhalb der Kirche große finden ist. Für mich stellt sich die Frage, was Meinungsverschiedenheiten, wie der Weg in Schule seitens der Kirche braucht! Schulen die Zukunft konkret gestaltet werden kann. funktionieren auch ohne Kirche. Was wäre Was verstehen wir künftig unter einer (digi- also eine Dienstleistung, die die Kirche vor talen) Gemeinde? Wie kann der Lebenswelt- Ort erbringen könnte? Ich hoffe, dass das eta- bezug der Seelsorge konkret werden? Und, blierte Angebot der Religiösen Schulwochen die wichtigste Frage, wie erhält das Evange- auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen lium eine Relevanz im Leben von Menschen? wird. Aus meiner Sicht wird hier der Kon- Zum anderen gibt es die Auseinandersetzun- takt von Kirche und Schule im Sinne einer gen um kirchenpolitische Themen und wie umfassenden menschlichen und religiösen sie im Synodalen Weg behandelt werden. Bildung junger Menschen vorbildhaft kon- Hier sehe ich keine einfachen Lösungen, kretisiert. dabei aber eine zunehmende Verhärtung der Erwartungen. Darüber hinaus möchte ich Wie können Religionslehrerinnen und auf die anstehenden erheblichen Einschnitte Religionslehrer den Spagat schaffen zwischen bei den zur Verfügung stehenden Personal- Angefragt-Sein durch Lernende und Eltern und und Finanzressourcen in den nächsten der Loyalität zur Kirche? 15 Jahren hinweisen. Für das Erzbistum Ich vermute, dass Religionslehrerinnen und Paderborn soll im Herbst ein Zielbild 2030+ Religionslehrer diesem Spagat nicht auswei- vorgestellt werden, das realistisch und chend können. Loyalität zur Kirche würde attraktiv beschreibt, wie Kirche aussehen für mich vor allem darin bestehen, Klischees kann. über die Kirche nicht zu verstärken, sondern aufzubrechen. Im Mittelpunkt der Kirche Welche Rolle hat Schule zukünftig für Kirche? steht die Glaubensverkündigung. Kirche ist Die Schule wird immer ein Ort sein, an dem kein Selbstzweck, sondern dient dem Evan- junge Menschen gebildet und auch mensch- gelium. Insofern ist der Spagat vor allem lich ausgebildet, geprägt und „geformt“ wer- dadurch zu leisten, dass man für sich selbst den. Insofern wird Kirche auch künftig mit den Kern des Evangeliums herausarbeitet, in Schule im Interesse der jungen Menschen dessen Grundhaltung dann auch der Reli- in Kontakt sein müssen. Die kirchlichen gionsunterricht erteilt werden kann. 12 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T Ist das Leitkriterium Evangelisierung auch ein MONSIGNORE DR. MICHAEL BREDECK (51) Thema für die Schule? HAT AM 1. APRIL 2021 DIE LEITUNG DES BEREICHS Die Schule hat in erster Linie einen Bildungs- PASTORALE DIENSTE IM ERZBISCHÖFLICHEN GENERALVIKARIAT ÜBERNOMMEN, NACHDEM ER ZUVOR DEN BEREICH auftrag. Das gilt auch für den Religionsunter- ENTWICKLUNG UND KOMMUNIKATION richt. Evangelisierung als Leitkriterium wäre IM GENERALVIKARIAT GELEITET HATTE. aus meiner Sicht vor allem für die Schul- pastoral zu entwickeln. Die Übertragung dieses Leitkriteriums auf den Lebensort Schule muss vor Ort geschehen, im Gespräch zwischen den verschiedenen Akteuren der Pastoral und der Schule. Ich bin gespannt, ob es gelingen wird, in einem ersten Schritt Religionslehrerinnen und Religionslehrer mit dem Leitkriterium Evangelisierung in Kontakt zu bringen. „Je weniger Menschen von sich aus die Kirche aufsuchen, umso mehr müssen wir innerhalb der Kirche bereit und fähig sein, den Kontakt außerhalb unserer gewohnten Möglichkeiten zu suchen. Dazu werden wir möglichst viele Orte, Gelegenheiten und Wege nutzen müssen, um als Christen mit dem Evangelium in einer sehr pluralen Gesellschaft präsent zu sein.“ Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 13
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T ck ! MEDIENZENTRUM is ba Christoph Quasten leitet die Einrichtung seit 1992 und freut sich über die Rückkehr der Marke Medienzentrum. EIN VERTRAUTER NAME KEHRT ZURÜCK unterricht und Katechese entstand, wird das Medien- Vielen ist der Name noch geläufig, nun feiert er eine zentrum im Erzbistum Paderborn. Damit knüpft man Renaissance. Aus dem Institut für Religionspädagogik begrifflich wieder an die 1975 in Paderborn gegründete und Medienarbeit (IRUM), das 2008 aus der Fusion Einrichtung an. des Medienzentrums mit dem Institut für Religions- 14 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T WAS BLEIBT, WAS SICH ÄNDERT Form öffentlich nutzen und vorführen? Für In der Zusammenarbeit der Religionspädago- all diese Fragen ist das Medienzentrum kom- gik und der Medienarbeit traten die erhofften petenter Ansprechpartner. Synergieeffekte nicht ein. Die Wiedererkenn- barkeit, vor allem der Abteilung Religionspäd- DER BEITRAG agogik, litt. Daher ist es nur konsequent, dass In der Medienausleihe des Medienzentrums sie nach außen wieder als eigener Bereich der in Paderborn und Dortmund erhalten Unter- Schulabteilung auftritt. richtende und katechetisch Tätige das ent- Bewährt hatte sich indes die Fusion des Me- sprechende Material und werden auch ziel- dienzentrums mit dem Institut für Religions- gruppenspezifisch beraten. Sie können hier unterricht und Katechese und seinen beiden auf einen zentralen Ort zugreifen, der aus der Standorten in Paderborn und Dortmund. Das Flut der Möglichkeiten die Medien bereitstellt, Medienzentrum bleibt ein eigener Bereich in die den Qualitätsansprüchen genügen, die der Schulabteilung. rezensiert und lehrplanorientiert sind und bei denen Urheber- und Vorführungsrechte AUFTRAG UND VISION gewährleistet sind. Das Medienzentrum richtet sich mit den Neben den nach wie vor stark frequentierten Angeboten der religionspädagogischen stationären Ausleihen in Paderborn und Dort- Fachbibliothek und Mediothek an Religions- mund setzt das Medienzentrum zunehmend lehrerinnen und -lehrer für den Unterricht, auf digitale Plattformen. an Erzieherinnen und Erzieher im Bereich der Kitas, an Studierende der Theologie oder Informationen finden Sie in der neu aufge- Religionspädagogik sowie an alle, die haupt- bauten Homepage unter www.mz-pb.de. oder ehrenamtlich in den Pfarrgemeinden tätig sind. KERNANLIEGEN Das Medienzentrum unterstützt Multiplika- toren in Verkündigung und Katechese durch eine qualifizierte Beratung und den Verleih von Medien für den Religionsunterricht sowie für die Arbeit in Gemeinden und Verbänden. Dabei kommt der didaktischen Gestaltung Das Medienzentrum ist in Paderborn seit 1989 in einem des Unterrichts eine hohe Bedeutung zu. Ak- historischen Fachwerkensemble untergebracht. tuelle, attraktive und qualitätsvolle Medien können wirkungsvoll unterstützen und den katechetischen Unterricht interessant, an- sprechend und lebendig machen. QUALITÄT UND RECHTSSICHERHEIT Ein Problem, vor dem Lehrende und kate- chetisch Tätige stehen, ist die Auswahl aus der Flut der Informationen. Welche Medien erfüllen sowohl inhaltlich als auch didaktisch Das Medienzentrum in Dortmund befindet sich in den die notwendige Qualität ? Wie sieht es mit den Räumlichkeiten des Sozialinstituts Kommende im Orts- Urheberrechten aus? Was kann ich in welcher teil Brackel. Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 15
FÜR D EN REL I GI O NSUN T ERRI CH T Abschied in der Religions- pädagogik Alexander Schmidt verabschiedet sich in den Ruhestand N ach über 35 Jahren als religionspädagogischer Referent für die Sekundarstufe I verabschiedet sich Alexander Schmidt in den Ruhestand. Er war viele Jahrzehnte für seinen Bereich das Aushänge- schild der Abteilung Religionspädagogik und hat die ALEXANDER SCHMIDT WAR VON 1985 BIS 2021 FÜR DIE Arbeit mit seinen Themenschwerpunkten, seiner Aus- RELIGIONSPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNG strahlung und seiner Persönlichkeit geprägt. IN DER SEKUNDARSTUFE I VERANTWORTLICH. Was hat sich mit den Jahren in Sachen Fortbildungsver- zunehmenden Ganztagsunterricht hat sich auch das anstaltungen verändert? Nachmittagsangebot der Lehrerfortbildung verrin- Ich meine, die Erwartungshaltung den Teilnehmen- gert. In jüngster Zeit kamen Online-Formate hinzu. den hat auf jeden Fall zugenommen. Medien müssen Die sozialen Dimensionen sind durch diese digitale immer aktuell, möglichst rasch und kostenfrei ab- Form komplett weggebrochen. Die gilt es nach Corona rufbar sein. Frühere Gruppen von Lehrerinnen und neu aufzubauen. Lehrern waren in sich homogener. Und es braucht heute viel mehr Arbeitszeit für die Organisation einer Gibt es im Gegenzug zum Wandel auch Kontinuität? Tagung und ihre Ankündigung auf verschiedenen Eine große Kontinuität liegt in den Angeboten auf Plattformen, wie Homepage, Newsletter, Fortbildungs- Dekanatsebene, aber auch bei verschiedenen Studien- kalender. fahrten nach Israel, Rom oder Auschwitz. Welche Themen waren früher gefragt? Welche heute? Wie hat sich die Zielsetzung religionspädagogischer Früher waren Themen wie „Bausteine zur Firmung“, Fortbildungsarbeit entwickelt? „Bausteine zur Erstkommunion“, „Das Kirchenjahr“, Die Zielsetzung ist grundsätzlich gleich geblieben. Wir „Richtlinien und Lehrpläne“, „Neue Schulbücher“ ge- wollen Lehrerinnen und Lehrer für die Herausforde- fragt. In den letzten Jahren liegt der Fokus vor allem rungen in Schulen und Lerngruppen stärken. Es ist auf Methodik, konfessionell-kooperativem Religions- uns Religionspädagogen immer ein Anliegen, Angebo- unterricht und digitalen Medien. te so zu platzieren, dass die Lehrenden Bausteine aus der Praxis für die Praxis erhalten. Haben sich die Organisationsformate verändert? In den 1980er- und 1990er-Jahren hatten wir auf jeden Fall mehr Nachmittagsveranstaltungen. Mit dem 16 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
Hatten die Idee und begleiten die Pflanzaktion im Haxtergrund (v. l. n. r.): Daniel Pumpe, Vorstandsmitglied von My Promise Mother Earth und Mitinitiator der Aktion, Dompropst Msgr. Joachim Göbel, Leiter des Bereichs Schule und Hochschule, Aktions-Künstler Arnd Drossel und Erzbischof Hans-Josef Becker. Geschenke der Nachhaltigkeit Erzbischof Becker verschenkt Bäume an Abiturienten D ie Prüfungsbesten im Fach Katholische Religi- WIE DER PREIS VERGEBEN WIRD on des Abiturjahrgangs 2021 erhalten ein ganz Mit dem diesjährigen Abiturjahrgang sind neben der persönliches Geschenk von Paderborns Erz- Anpassung der Vergaberichtlinien Art und Umfang bischof Hans-Josef Becker. Mit jeweils einem eigenen der Auszeichnung geändert worden. Bislang hatte der Baum gratuliert er den Schülerinnen und Schülern im Erzbischof Buchpreise vergeben. Honoriert werden Erzbistum zur bestandenen Reifeprüfung. Gepflanzt diejenigen Schülerinnen und Schüler, die das Fach werden die „Geschenke der Nachhaltigkeit“ im Herbst Katholische Religionslehre in der Abiturprüfung als im beliebten Paderborner Waldpark Haxtergrund. schriftliches oder mündliches Fach absolvieren und Eine Tafel soll auf den Abiturjahrgang 2021 und das die Prüfung mit mindestens 13 Punkten abschließen. Fach Katholische Religionslehre hinweisen. Mit der ungewöhnlichen Aktion Die Religionslehrerinnen oder -lehrer informieren dankt der Erzbischof den die Abteilung Religionspädagogik über den Prüfungs- Schülerinnen und Schülern erfolg und geben den Namen der Schülerin oder des auch für ihre Sensibilität Schülers weiter. Diese oder dieser erhält eine Urkunde und ihren Einsatz in Fragen im Rahmen der Zeugnisübergabe. Im Herbst werden des Klimaschutzes und der an die ausgezeichneten Abiturienten Postkarten ver- Bewahrung der Schöpfung. sendet. Darauf zu sehen: ein Foto des jeweils gepflanz- ten Baumes und dessen Koordinaten. Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 17
FÜR D IE SEEL S O RGE Kopiertes Glück befriedigt nicht Warum Freiraum ein Wundermittel für persönliches Wachstum ist – Pater Clemens Blattert SJ über die Zukunftswerkstatt in Frankfurt D er Wunsch, glücklich zu sein, ver- 2015 bat mich mein Provinzial, ein Angebot bindet uns Menschen über alle für junge Erwachsene zu entwickeln, die Unterschiede hinweg. „Mein Leben sich auf der Suche befinden. Mein Problem möge gelingen!“ ist die Hoffnung, die unser war nur: Was hilft denn jungen Menschen? Herz motiviert, zu suchen. Obwohl diese Ich befragte über 50 Studierende: „Stell dir Suche allgemein menschlich ist, fordert sie vor, der Orden stellt dir einen Seelsorger zu jede einzelne Person individuell heraus. einhundert Prozent zur Verfügung. Die ein- Meist kündigt sich diese Suche im Alter zige Vorgabe, die es gibt, lautet: ‚Es muss um von 15 Jahren zaghaft an, nimmt mit dem Berufung gehen.‘ Was soll der Seelsorger für Schulabschluss und der Ausbildungs- oder dich tun?“ Die Antwort, die sich regelmäßig Studienwahl zunehmend Fahrt auf und wird wiederholte, war: „Biete uns einen Ort an, zwischen 20 und 30 Jahren in allen Dimen- wo wir runterkommen können. Und zeig sionen der eigenen Persönlichkeit bedrän- uns, wie wir die Stimme Gottes von unse- gend: Wer bin ich? Was will ich? Was will ich rem eigenen ‚Vogel‘ unterscheiden können.“ nicht? Was erwarten andere von mir, und Ich war überrascht, denn in meinem Ver- was erwarte ich von mir selbst? Wie will ich ständnis liegt darin die Stärke von Kirche: meine Talente ausleben, und wie stelle ich Menschen Freiraum anbieten und sie zu mir Beziehungen vor? War das schon alles, einer aufrichtigen Kommunikation mit Gott oder steckt noch mehr in meinem Leben? befähigen. Ich selbst habe das in meiner Aus- Wie gehe ich mit meinem Scheitern und bildung als stärkend und erfüllend erfahren. meinen Grenzen um? Nach welchen Werten Aufatmen will ich leben? An was glaube ich eigentlich? Universale Antworten gibt es auf all diese in der Weite Fragen nicht. Weil man sich zwar von ande- ren etwas abschauen, es aber nicht einfach „abschreiben“ kann: Kopiertes Glück befrie- digt nicht! 18 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D IE SEEL S O RGE So entstand in Frankfurt die Zukunftswerk- statt der Jesuiten. Hier dreht sich alles um Berufung. Während sich außerhalb der Kirche Coaches aller Couleur den Begriff „Zukunftswerkstatt“ unter den Nagel geris- sen haben und gutes Geld damit verdienen, ist er in der Kirche – und reserviert für den Priester- und Ordensberuf – in die Ecke gestellt worden. Wenn wir ihn aber aus der Ecke herausholen und abstauben, entfaltet er eine Weite, die aufatmen lässt und eine Richtung anzeigt, die Vertrauen zum Voran- gehen schenkt. Die Berufung respektive das Glück eines Pädagogen lässt sich vielleicht so beschreiben: erleben dürfen, wie junge Menschen ihre Persönlichkeit entfalten. Darin stellen Lehrerinnen und Lehrer sogar ein Abbild Gottes dar: Gott wünscht sich zu- tiefst, dass mein Leben gelingt. Er will, dass sich meine Einmaligkeit entfaltet und dass ich nicht nur so ein bisschen Leben, sondern vielmehr Leben in Fülle habe. Im Selbst- vertrauen wachsen Was aber ist das Angebot der jesuitischen Zukunftswerkstatt? Unsere Zielgruppen sind junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Wir bieten ihnen vor allem Freiraum an. Dahinter liegt die Überzeugung, dass alle CLEMENS BLATTERT SJ Puzzleteile für das Bild eines gelingenden DER JESUIT CLEMENS BLATTERT SJ Lebens im einzelnen Menschen selbst liegen. IST GRÜNDER DER ZUKUNFTSWERKSTATT SJ Er braucht nur Freiraum, diese ausbreiten zu IN FRANKFURT UND WURDE IM APRIL 2021 VON DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ können, um zu erkennen, welches Bild sich ZUM DIREKTOR FÜR BERUFUNGSPASTORAL ERNANNT. da zeigen will. Ebenso kann sich im Freiraum auch der Druck des Alltags, der Entwicklung behindert, lösen. Im Freiraum wächst Mut zum Experimentieren. Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 19
FÜR D IE SEEL S O RGE Das zweite große Standbein ist die Befähi- Seit 2017 gibt es die Zukunftswerkstatt, und gung. Die jungen Menschen werden zur Un- ich staune als Begleiter, wie rege unsere An- terscheidung ihrer Gedanken, Wünsche und gebote genutzt werden. Aber auch darüber, Visionen befähigt. Was führt mich zu mehr wie die einfachen Mittel „Freiraum“ und Leben? Und was führt mich eher davon weg? „Befähigung“ junge Menschen in ihrem Diese Frage kann jede und jeder nur für sich Selbstvertrauen wachsen lassen und ihnen selbst beantworten. Es geht um Selbststän- Mut zum Experimentieren schenken. Ganz digkeit. Es geht darum, dass ich mich selbst nebenbei wächst in der Zukunftswerkstatt verantworte: vor mir, vor Gott und vor ande- auch eine neue Form von Kirche: ein frei- ren. So präge ich mein Profil aus. lassender Raum, ein Miteinander im Suchen und Ermutigung zum Leben der gottge- schenkten Einmaligkeit. www.zukunftswerkstatt-sj.de 20 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
FÜR D IE SEEL S O RGE KLASSENANDACHT In uns allen steckt ein kleiner Zachäus Lebenswandel in der Begegnung mit Jesus A ndachten geben wichtige Impulse für die Lebendig- keit einer Schule, einer Klasse, für die Entwicklung und Stärkung der Persönlichkeit und des Miteinanders. Nachdenken über sich selbst, im Beten, Bitten und im Gesang in Gemeinschaft spüren, dass man nicht alleine ist, tut gut und findet in der Nächstenliebe die höchste Vollendung: Was ich für andere ma- che, hat Sinn und gibt mir ein gutes Gefühl. Ansprechende Inhalte und Formen transportieren biblische Geschichten in das Hier und Jetzt und setzen sie mit dem Leben der Schülerinnen und Schüler in Beziehung. Die Lesepause stellt Ihnen Andachtsentwürfe und -bausteine zur Verfü- gung, methodisch-didaktisch aufbereitet, mit spirituellem und kreativem Input, mit Vorlagen, Videos und Liedern zum Download. Im folgenden Vor- schlag geht es um die Geschichte von Zachäus: Die Begegnung zwischen Zachäus und Jesus bringt einen großen Lebenswan- del für Zachäus mit sich: Statt von den Menschen weiter unrechtmäßig hohe Steuern einzutreiben und sich selbst zu bereichern, gibt er nach dem Ge- spräch mit Jesus die Hälfte seines Vermögens an die Armen und das Vierfache an betrogene Menschen zurück. In der Begegnung mit Jesus können auch wir uns heute wandeln und gewohnte Verhaltensweisen durchbrechen bzw. verändern. In diesem Sinne kann Zachäus für die Kinder ein Beispiel sein, sich selbst und ihr Handeln im Hinblick auf Jesus zu reflektieren, und sie dazu ermutigen, kleine Schritte der Veränderung zu wagen. Passen Sie unsere Vorschläge zur Klassenandacht gerne an Ihre Klasse an, und nutzen Sie unser Material unter folgendem Download-Link: https://t1p.de/Klassenimpuls Wir wünschen Ihnen Gottes Segen und gutes Gelingen bei der Durchführung! Ihre Schulpastoral Grundschule im Erzbistum Paderborn Sören Becker und Sarah Münsterteicher Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 21
AUS D ER SEEL S O RGE Selbstwirksamkeit erfahren Streitschlichtung in der Grundschule S treitschlichter gibt es an vielen Schulen. Sie grei- werden über 20 Schreitschlichterinnen und Streit- fen ein, wenn es auf dem Schulhof zu Konflikten schlichter – Mädchen sind zumeist in der Überzahl – kommt, und helfen den Streitenden, Probleme ausgebildet. zu artikulieren und zu lösen. Adelheid Büker-Oel, Lei- terin der Abteilung Schulpastoral, hat die Grundschu- Das Konzept der Streitschlichtung an der Grundschule le Brüder Grimm in Rheda-Wiedenbrück besucht. orientiert sich am „Peace Force“-Konzept von Roland Gerber. Im dritten Schuljahr geht es los mit einer Ich treffe mich mit Irene Kreimer, Lehrerin an der Stunde pro Woche, in der die Selbst- und Fremdwahr- Brüder-Grimm-Schule. Das Streitschlichtungspro- nehmung „geübt“ wird, der Umgang mit Gefühlen gramm gibt es hier bereits seit 2005. In jedem Jahr und Angriffen gegen die Person angesprochen und der 22 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
AUS D ER SEEL S O RGE Schlichtungsablauf trainiert wird, um so als Peer-Me- diatoren in Konflikten mit Gleichaltrigen tätig werden zu können. Das zweite Halbjahr des dritten Schul- jahres steht so ganz im Zeichen der Ausbildung, die auch beinhaltet, dass ab April die „Lehrlinge“ mit den „Profis“ aus der vierten Klasse mitgehen können, um zu hospitieren und zu trainieren. Zuständig für die Streitschlichtungsgruppe und deren Ausbildung sind Mitarbeitende aus dem Kollegium und dem erweiter- ten pädagogischen Team der Schule. „Das, was ich hier gelernt habe, habe ich zu Hause mit meinem Als ausgesprochen engagiert erlebt Irene Kreimer die Mädchen und Jungen, die sich mit den Konfliktsi- Bruder ausprobiert!“ tuationen ihrer Mitschüler auf dem Schulhof aus- Streitschlichter aus der 4. Klasse einandersetzen. Aber nicht nur die ausgebildeten der Brüder-Grimm-Schule in Wiedenbrück Streitschlichtenden seien stolz auf ihre Tätigkeit; auch die Mitschülerinnen und Mitschüler, die von diesen Konfliktsituationen ergeben sich auf dem Schul- Kompetenzen profitierten, seien froh über deren Ein- hof immer wieder: Es wird geschubst, die Kinder satz: „Die Kinder fühlen sich gesehen, und viele haben beschimpfen sich gegenseitig, es gibt Streit um die sich schon dafür bedankt, dass die Gleichaltrigen Reihenfolge bei Spielen, oder etwas wurde wegge- ihnen bei ihren Konflikten hilfreich zur Seite stehen“, nommen, und schon ist der Ärger da. „Die Schreit- betont Kreimer. schlichtungs-Zweiterteams sind auf dem Schulhof präsent und greifen ein, bevor ein Streit eskalieren Sehr spannend finde ich, wie die Kinder für die Streit- kann. Sie sorgen dafür, dass Probleme untereinander schlichtung ausgewählt werden. Alle Drittklässler, und durch die Selbstwirksamkeit der Kinder gelöst die sich ausbilden lassen wollen, dürfen sich melden. werden können“, erklärt Irene Kreimer. Als sehr sen- Dann wird in der Klasse schriftlich und anonym be- sibel und präventiv wirkend beschreibt sie die Streit- raten, wer aus Sicht der Klassenkameradinnen und schlichtungskinder. Die Schlichtungsgespräche folgen -kameraden geeignet ist. Ein tolles Beispiel für basis- einem festgelegten Modell, das auch Vereinbarungen demokratisches Handeln! Und für die Möglichkeit beinhaltet. Das wiederum macht manchmal weitere der Selbstwirksamkeit! Denn erst dann, wenn mehr Gespräche nötig, die dann im Streitschlichtungsraum als zwei Kinder in einen Konflikt involviert sind oder geführt werden. „Selbstverständlich ist die Streit- wenn es um körperliche Gewalt geht, werden Lehre- schlichtung absolut freiwillig: Die Konfliktparteien rinnen hinzugezogen. werden nicht zur Schlichtung gezwungen.“ WEITERE AUSKÜNFE GIBT Adelheid Büker-Oel Abteilung Schulpastoral adelheid.bueker-oel@erzbistum-paderborn.de Tel.: 05251 125-1487 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 23
FÜR D IE SEEL S O RGE „Einer von uns beiden muss sich ändern und mit dir fangen wir an!“ I m Oktober 2020 erschien der Konfliktratgeber für Dabei kommt der Autor nie mit dem erhobenen Zeige- Lehrerinnen und Lehrer von Bardo Schaffner. Eine finger daher, sondern nimmt alle auch im geschriebe- Rezension von Adelheid Büker-Oel, Leiterin der Ab- nen Wort ernst, und das (schul)nah, überzeugend und teilung Schulpastoral. qualifiziert. Konflikte treten überall im Leben auf, besonders aber Der zweite Teil des Buches widmet sich dem Aus- in der Schule. Das Ziel des Ratgebers ist es, die Hand- weg aus Konfliktsituationen auf der Grundlage der lungsfähigkeit von Lehrenden zu erhalten, zu unter- Trias „Kontakt – Kontrakt – Kontext“. Schaffner gibt stützen oder (wieder)herzustellen. Bardo Schaffner den Lehrenden Gesprächsleitfäden an die Hand, um schöpft dabei aus jahrzehntelanger Erfahrung als die unterschiedlichen „Gesprächstypen“ – Konflikt-, Fortbildner von Lehrerinnen und Lehrern, Pädagoge, Beurteilungs-, pädagogisches, Klärungs- und Bera- Familientherapeut und Supervisor. tungsgespräch – klarer zu unterscheiden und dadurch einen angemessenen Handlungsrahmen entwickeln Der erste Teil des Buches legt die Grundlage dafür, zu können. So können das eigene Verhalten und auch Konflikte besser zu verstehen. Wahrnehmungen, der Schulalltag Entlastung erfahren. Die guten, knapp Übertragungen und Projektionen spielen im Schul- und treffend formulierten Tipps jeweils am Ende kontext eine große Rolle. Lehrende sind auf der einen eines inhaltlichen Gedankengangs helfen, das Ge- Seite mit widersprüchlichen Rollenerwartungen kon- schriebene noch besser zu internalisieren. Zusätzlich frontiert: Lernende fördern und beraten, aber auch sind am Ende des Buches die grundlegenden Themen beurteilen. Andererseits sind sie „Opfer“ von Übertra- in prägnanten Arbeitsblättern zusammengefasst. gungen und Projektionen. Das zu wissen hilft, damit umzugehen und sich selbst und den eigenen Selbst- Der Konfliktberater für Lehrende verdeutlicht durch wert zu stärken. So werden Handlungsfähigkeit und klare Analysen, eine verständlich erklärte Theorie und eine lange Berufszufriedenheit gewährleistet. praktische Beispiele, wie der „Dreh“ in Konflikten ge- lingen kann. Schaffner erläutert professionell, dennoch leicht ver- Es ist sehr erfreulich, dass Bardo Schaffner seinen ständlich und mit einer Prise Humor Perspektiven in Ruhestand dazu genutzt hat, seine wertvollen Ausfüh- Konflikten, Kommunikationsmodelle, Gesprächsmus- rungen so pointiert und lebensnah aufzuschreiben. ter und -rollen, unausgesprochene Regeln, und das Für jede Lehrerin und jeden Lehrer ein absolut emp- stets im Kontext mit Schule. Die zahlreichen Beispiele fehlenswertes Buch! dürften allen Lehrenden sehr bekannt vorkommen. 24 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
MED IENH Ä PP CHEN MEDIEN- HAPPCHEN ZWEI NEUE KURZFILME FÜR DEN UNTERRICHT D as Medienzentrum stellt Religionslehrerinnen Das Fenster der Nachbarn und -lehrern für den Unterricht zahlreiche Ein Paar um die vierzig, audiovisuelle Medien zur Verfügung. Diese das mit seinen Kindern sind vor Ort in Dortmund und Paderborn ausleihbar, in einer Stadtwohnung in zahlreiche Titel stehen auch online im Medienportal New York lebt, wird auf ein zur Verfügung. Die Lesepause stellt zwei neue Kurz- junges Paar in der gegen- filme vor. überliegenden Wohnung aufmerksam, als dieses sich einem heftigen Lie- Was ist der Mensch? – Menschenbild im Wandel besspiel hingibt. Aus der Was ist der Mensch? Diese ist die zufälligen Beobachtung letzte der berühmten vier Fragen des entwickelt sich die Neugier Philosophen Immanuel Kant. In der auf die Entwicklung der Produktion skizzieren vier Experten Beziehung des anderen Paares, bis diese eine Antwortversuche aus verschiedenen unerwartete tragische Wendung nimmt. Perspektiven: aus jüdisch-christli- Das eindrückliche Kurzdrama basiert auf cher Position, aus der Philosophie einer tatsächlichen Begebenheit und wurde des antiken Griechenlands, aus dem mit dem Oscar für den besten Kurzspielfilm Zeitalter der Vernunft und Aufklä- 2020 ausgezeichnet. rung und aus der Sicht ausgewählter Philosophen des 19. und 20. Jahrhun- Online im Medienportal unter derts. Ein Menschenrechtsaktivist https://medienzentralen.de/medium45825/ stellt sich den Fragen nach den Ent- Das-Fenster-der-Nachbarn wicklungen des Body-Enhancements und der Künstlichen Intelligenz im Als DVD ausleihbar in Paderborn (DVD1778) 21. Jahrhundert. und Dortmund (V/4.6/40) Online im Medienportal unter https://medienzentralen.de/medium45921/ Was-ist-der-Mensch Als DVD ausleihbar in Paderborn [DVD1799] DAS MEDIENZENTRUM IM NETZ: www.mz-pb.de Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 25
3 FR AGEN A N . . . FRAGEN AN ... I n dieser Folge an die Sonderpädagogin Maria Kasper von der Hermann-Schmidt-Schule in Pader- born und den Sonderpädagogen Dirk Linnenberg von der Warburger Petrus-Damian-Schule. Religionsunterricht in Zeiten von Mein persönliches Highlight im Corona bedeutet für mich ... In fünf Jahren werden wir im Religionsunterricht war/ist ... Maria Kasper: ... die aktuelle Religionsunterricht ... Situation und die Gefühle der Maria Kasper: ... wenn die Schü- Schülerinnen und Schüler in dieser Maria Kasper: ... mithilfe digitaler lerinnen und Schüler ganz still besonderen Zeit aufzugreifen, zu Medien Inhalte noch ansprechen- und aufmerksam die biblische thematisieren und darauf einzu- der vermitteln und unterrichten Erzählung mitverfolgen, weil sie so gehen. können. gebannt von ihr sind. Dirk Linnenberg: … den Schüle- Dirk Linnenberg: … mit etwas weni- Dirk Linnenberg: … das Nach- rinnen und Schülern auf leicht ger vollen Lehrplänen arbeiten und spielen der Jesusgeschichten. Die verständliche Weise Sprichwörter, intensiver die Geschichten und Schülerinnen und Schüler können biblische Geschichten (Bilderge- Worte aus der Bibel bearbeiten. sich sehr gut mit den Gefühlen schichten, Leporellos) oder Psal- der handelnden Personen identi- men (mit bildlicher Unterstützung) fizieren. Ein weiteres Highlight ist näherzubringen. Es erfordert mehr die Auseinandersetzung mit den Aufwand, die Inhalte aufzuarbei- Psalmen. Den Schülerinnen und ten, da beim Lernen auf Distanz Schülern gelingt es gut, die Bild- das persönliche, intensive Ge- wörter zu verstehen, diese einzu- spräch und eine vertrauens- sortieren und auf ihr eigenes volle Atmosphäre fehlen. Leben zu beziehen. Aspekte, die für unsere Kinder von immenser Bedeutung sind. MARIA KASPER DIRK LINNENBERG SONDERPÄDAGOGIN VON DER SONDERPÄDAGOGE HERMANN-SCHMIDT-SCHULE, VON DER WARBURGER PADERBORN PETRUS-DAMIAN-SCHULE 26 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
PL ACE TO BE ! Place to be! Warum Freiraum ein Wundermittel für persönliches Wachstum ist – Die Gedenkstele in den Schulen St. Michael in Paderborn Über zehn Jahre schon steht sie mitten im Schulzentrum – die Gedenk- stele für die Verstorbenen der Schulgemeinschaft von St. Michael. Ein- gerahmt von den Klassenräumen des Gymnasiums und der Realschule, ist dieser Ort für zahlreiche Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer ein stiller Rückzugsort, um sich eine kleine Auszeit zum Gedenken an verstorbene Angehörige oder Freunde zu nehmen. Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021 27
FÜR D EN S CHUL A L LTAG HANDELN UND WANDELN IN DER SV-ARBEIT Ein Besuch im Mallinckrodt-Gymnasium in Dortmund D ie Lesepause hat Jungen und Mädchen der seiner Auswirkungen auf unsere Zukunft sehr am Schülervertretung des Mallinckrodt-Gym- Herzen. Ökologisch gesehen können wir mithilfe des nasiums in Dortmund gefragt, wofür sie sich Fördervereins die Klassenräume mit nachhaltigen in ihrer Amtszeit starkgemacht haben. Und danach, Uhren ausstatten und einen Nachhaltigkeitswett- was sich dadurch gewandelt haben könnte. Die Fragen bewerb durchführen. Ein langjähriges Projekt ist die stellte Lea Schmidt, Abteilung Schulpastoral. Unterstützung einer Wohnungslosenhilfe. Schülerin- nen und Schüler können ehrenamtlich mithelfen oder ihre Pfandflaschen in die „Gast-Haus-Tonne“ spenden. Ihr werdet für die Länge eines Schuljahrs gewählt. Zudem ist in Kooperation mit einigen Lehrkräften die Was macht eure Arbeit so besonders? Kronkorken-Aktion initiiert worden: Der Erlös gespen- Es sind viele Aspekte, die unsere Arbeit besonders deter und weiterverarbeiteter Kronkorken kommt machen. Zum Beispiel die Vermittlungsfunktion zwi- Kindern in Ghana zugute. schen Lehrer- und Schülerschaft. Besonders wichtig ist uns, Perspektiven der Schülerinnen und Schüler Welche Rolle spielt religiöses Bewusstsein? zu erfassen und zu vertreten. Auch können wir durch Wir sind der Überzeugung, dass die christliche Nächs- unser Tun den Schulalltag aktiv mitgestalten. tenliebe, so wie sie uns „Mallinckröten“ in unserer Schulzeit nähergebracht wird, ein zentraler Begriff in Wie hat die Pandemie eure Arbeit verändert? der Arbeit der Schülervertretung ist. Die Projekte, die Viele Aktionen konnten nicht stattfinden. Dadurch wir während unserer Amtszeit einführen, sind ja ins- waren unsere finanziellen Möglichkeiten limitiert. besondere für die uns nachfolgenden Stufen gedacht. Damit haben uns auch persönliche Kontakte gefehlt, Wir möchten nicht nur unseren Planeten retten, son- insbesondere die stufenübergreifenden Interaktionen. dern auch den der folgenden Generation. Die Pandemie hat aber auch Positives bewirkt. Wir ha- ben gelernt, neue Lösungsansätze zu finden. So konn- Fühlt ihr euch in eurem Engagement genügend unter- ten wir unsere Nachhilfe-Kartei digital weiterführen. stützt? Zudem haben wir versucht, trotz der Umstände ein Nicht nur unsere SV-Lehrkräfte, Frau Wüstefeld und weitmöglichst normales Schulleben zu ermöglichen, Herr Michl, haben uns tatkräftig mit Ratschlägen und wie beispielsweise mit einen Kürbisschnitz-Wettbe- Ideen geholfen, sondern es standen uns auch viele werb. Lehrende aus dem Kollegium bei der Ideenfindung und Umsetzung zur Seite. Zudem hat uns der Förderverein Wofür habt ihr euch in eurer Amtszeit starkgemacht? sehr unterstützt. Dennoch ist es immer noch schwierig, Was hat sich durch euch gewandelt? Projekte und Ideen umzusetzen, da die SV in vielen Be- Uns liegt das Thema der Nachhaltigkeit – ökologisch, reichen zu wenig Aufmerksamkeit erhält und dadurch sozial, ökonomisch – aufgrund der Aktualität und finanzielle Mittel eingeschränkt sind. 28 Lesepause | Ausgabe 1 | August 2021
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