Handy und die Folgen - Klaus Heidegger

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Handy und die Folgen - Klaus Heidegger
Handy und die Folgen

            Klaus Heidegger
            17.01.2014
Handy und die Folgen - Klaus Heidegger
2

Inhalt
Handy-Variation zu Matthäus 25 ............................................................................................................ 4
1     Handy-Geschichten ......................................................................................................................... 7
    1.1      Handy als wichtigstes Symbol unserer Technikzeit ................................................................. 7
    1.2      Der Siegeszug des Handys hält an ........................................................................................... 7
    1.3      Elektronik-Flut ......................................................................................................................... 8
2     Nachhaltigkeit und Handy ............................................................................................................... 9
    2.1      Zerstörung durch Ressourcenverbrauch ................................................................................. 9
    2.2      Zerstörung durch Gifte ............................................................................................................ 9
    2.3      Zerstörung durch Energieverbrauch ....................................................................................... 9
    2.4      Die gesundheitlichen Folgen durch Strahlenbelastung ........................................................... 9
3     Stoffliche Bestandteile von Handys ............................................................................................... 11
    3.1      Überblick ............................................................................................................................... 11
    3.2      Ressourcenfluch .................................................................................................................... 11
    3.3      Rohstoffe für Handys ............................................................................................................. 12
      3.3.1         Überblick: Bestandteile von Handys.............................................................................. 12
      3.3.2         Kobalt – Coltan .............................................................................................................. 12
    3.4      Zum Beispiel: Palladium aus Norilsk ...................................................................................... 13
      3.4.1         Die Reise der Rohstoffe ................................................................................................. 13
4     Produktionsbedingungen und Produktionsverhältnisse ............................................................... 14
    4.1      Niedrige Löhne ...................................................................................................................... 14
    4.2      Übermäßig lange Arbeitszeiten ............................................................................................. 14
    4.3      Strafgelder ............................................................................................................................. 14
    4.4      Missachtung der Gewerkschaftsrechte ................................................................................. 14
    4.5      Mangelnder Arbeitsschutz .................................................................................................... 14
    4.6      Bevorzugte Einstellung von Frauen, um Proteste zu vermeiden .......................................... 14
    4.7      Versprochen aber gehalten? ................................................................................................. 14
    4.8      Sonderwirtschaftszonen ........................................................................................................ 15
    4.9      System von Zulieferfirmen .................................................................................................... 15
    4.10     Zum Beispiel: Samsung in Brasilien – Sommer 2013 ............................................................. 15
      4.10.1        iSlaves - Ausbeutung und Widerstand in Chinas Foxconn-Fabriken ............................. 16
5     Eco-Rating von Handys .................................................................................................................. 16
    5.1      Der Bereich Öko-Design umfasst vier Aspekte: ..................................................................... 17
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3

6      Die Problemlast alter Handys – zurück in die Länder Afrikas oder? ............................................. 19
    6.1        Elektroschrott wächst dramatisch......................................................................................... 19
    6.2        Fünf Möglichkeiten für alte Handys ...................................................................................... 19
7      Tipps für einen nachhaltigen Gebrauch von Handys bzw. für den Kauf von Handys ................... 20
    7.1        Überblick ............................................................................................................................... 20
    7.2        Alternative Fairphone............................................................................................................ 22
Quellen u.a.: .......................................................................................................................................... 23
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Handy-Variation zu Matthäus 25

Ich schuftete als Kind in einer Mine in der
Demokratischen Republik Kongo,
und habe für dein neues Handy Kobalterze
geschürft.
Der Lohn reichte kaum zum Überleben.
Ich hatte Angst, dass eine Mine einbricht
und ich lebendig begraben werde.
Ich durfte nicht krank werden,
sonst hätte ich selbst diesen dreckigen Job
verloren.

Das Kobalt wurde verkauft,
viel Geld davon landete in korrupten Händen,
womit Waffen gekauft wurden.

                                                   Ich bin ein Waisenkind in Afrika,
                                                   meine Eltern sind im Bürgerkrieg gestorben,
                                                   getötet mit den Dollars aus dem
                                                   Mineralienhandel.
                                                   Mein älterer Bruder versuchte die Flucht
                                                   nach Europa.
                                                   Ich habe nichts mehr von ihm gehört.
                                                   Ist er im Meer ertrunken – wie so viele?

Ich war als junge Frau mit Tausenden in einer
chinesischen Fabrik
und habe im Akkord am Fließband einen Schalter
in dein I-Phone gesetzt,
Abertausende Male den gleichen Handgriff am
Tag,
10-Stunden lang für zwei Dollar.
Ich durfte nicht krank werden,
sonst hätte ich selbst diesen lebenstötenden Job
verloren.
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5

Ich saß neben dir im Bus zur Schule,
deine Banknachbarin.
Ich wollte mit dir reden.
Du hast die WhatsApp-Nachrichten gelesen;
hattest nur einen Blick für dein Smartphone.

                                                           I
                                                           Ich war als Fünfzehnjähriger am
                                                           Stadtrand von Accra auf einer
                                                           Müllhalde mit Elektroschrott aus
                                                           Europa.
                                                           Dort habe ich auch dein Handy
                                                           gefunden. Alt war es nicht.
                                                           Ich habe das Plastik weggebrannt und
                                                           konnte so Minerale gewinnen,
                                                           habe dabei giftige Dämpfe
                                                           eingeatmet.
                                                           Vielleicht werde ich aus dem Abfall
                                                           ein Wertstoffe gewinnen,
                                                           um mir ein paar Brote und Früchte
                                                           kaufen zu können.

Ich lebe in Norilsk im Norden Sibiriens.
Meine ganze Familie, meine drei kleinen Kinder,
sie wachsen in einer der am meisten verschmutzten Städte
dieses Erdballs auf.
Für russische Verhältnisse verdiene ich nicht schlecht.
1000 Euro für 40 Stunden im Bergbau unter Tag.
Mein Leben wird nicht lange sein.
Das Palladium in deinem Handy stammt aus einer Mine,
in der ich arbeite.
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Ich war den Strahlen deines Handys ausgesetzt,
als du während der Bahnfahrt unbekümmert telefoniert hast.
Permanent werden meine Zellen von den Strahlen deines Handys
in Stress gesetzt: es ist nicht gesunde – werde für dich noch für mich.

Mit deinem Internet tauglichen Smartphone könntest du mich sehen:
als Bergarbeiter im Kongo, in Chile, Ruanda oder Sibirien,
als Müllkind in Ghana, als Industriearbeiterin in China,
als Mensch neben dir.

                            Ich bekam etwas mehr Lohn für meine Arbeit,
                            weil du ein Fairphone gekauft hast,
                            weil sich diese Organisation bemüht,
                            gerechte Preise zu zahlen.

                            Wenn du mich siehst in jedem Menschen, dann wirst du beginnen:
                            Achtsam und nicht verschwenderisch mit deinem Handy zu sein,
                            auf lange Lebensdauer und geringen Energieverbrauch zu achten,
                            die Belastung durch Strahlen zu vermindern.
                            Ich habe mich über die Aufmerksamkeit gefreut,
                            die du mir während der Busfahrt geschenkt hast,
                            als du selbst das Vibrieren deines Handys ignoriert hast,
                            um mit mir zu reden.

                                                          Klaus Heidegger
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1   Handy-Geschichten

1.1 Handy als wichtigstes Symbol unserer Technikzeit
Handys – ich verwende im Folgenden diesen Begriff auch für Smartphones, die längst schon die
bisherigen Handys alt aussehen lassen – spielen eine zentrale Rolle im Leben der Menschen. Dies gilt
vor allem für die Lebenswelt der Jugendlichen.

Jedes Handy erzählt eine Geschichte, in der die globalisierte Ökonomie sichtbar wird. Es ist eine
Geschichte von Ausbeutung und Ressourcenvernichtung. Hier verdichtet sich, warum es einen
planetarischen Overshoot gibt – die Übernutzung der Erde. Die Menschheit verbraucht heute jedes
Jahr 1,4 Planeten und im Jahr 2050 werden es 2 Planeten sein, soviel Ressourcen werden verbraucht.

Jedes Handy erzählt von der Verwobenheit der Menschheit. Es ist eine Geschichte von Kindern, die
unter Lebensgefahr in den Bergbauminen im Herzen Afrikas nach dem wertvollen Metall schürfen
und dabei ihr Leben riskieren, weil die korrupten Minenbesitzer nur wenig auf die Sicherheit achten.
Deren Erträge landen oft in den Händen jener, die sich Waffen kaufen für die endlosen Bürgerkriege,
deretwegen Hunderttausende fliehen. An unseren Handys klebt Blut, so eine Aussage
entwicklungspolitisch denkender Menschen.

Handys zeigen heute auf, was hinter den Begriffen „Ressourcenfluch“ oder „Graue Energie“ steckt
und wie bei kaum einem anderen Produkt wird hier sichtbar, was mit „geplanter Obsoleszenz“
geschieht.1

Handys möchte ich nicht verteufeln: Wenn sie sinnvoll und begrenzt eingesetzt werden, können sie
der Kommunikation dienen. Sie sind auch in vielen Ländern geeignet, um soziale Kommunikation zu
stärken, die zu einer positiv politischen Veränderung beitragen kann.

Wir verlangen nach fair-trade-Nahrung und Clean Clothes. Es ist auch Zeit für Fair Phones.

1.2 Der Siegeszug des Handys hält an

Weltweit gibt es mittlerweile rund sechs Milliarden Handy-Verträge. Setzt sich das Wachstum mit
unvermindertem Tempo fort, gibt es 2014 mehr Handy-Verträge als Menschen auf der Erde. In mehr
als 100 Staaten der Welt liegt die Mobilfunk-Penetration bei über 100 Prozent, d.h. in diesen Ländern
gibt es mehr Mobilfunk-Verträge als Einwohner. In sieben Staaten beträgt die Mobilfunk-Penetration
sogar mehr als 200 Prozent.

Auf dem Handy-Markt herrscht ein intensiver Wettbewerb und laufend bringen die Hersteller neue
Modelle heraus, die besser sein sollen als die abgelösten Geräte. Und die Kunden greifen bei den
neuen Modellen zu, obwohl ihr vorhandenes Handy noch vollauf funktionstüchtig ist oder weil sie bei
einer Vertragsverlängerung vom Mobilfunkanbieter ein neues Gerät angeboten bekommen - sie
wollen ein Handy haben, das technisch auf dem neuesten Stand ist. Auch eine zunehmende Akku-
Schwäche kann ein Grund für einen vorzeitigen Wechsel des Handys sein, vor allem wenn der Akku

1
 Vgl. den Film „Kaufen für die Müllhalde“, in: https://www.youtube.com/watch?v=rX_y11vgb4E, abgerufen am
14.1.2014.
Handy und die Folgen - Klaus Heidegger
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fest im Gerät verbaut ist und sich nicht einfach austauschen lässt. 36 Handys pro Sekunde werden
auf der Welt hergestellt, 18 Monate nach der Produktion, Launch und Verkauf hat statistisch gesehen
ein Gerät in der Hand des Nutzers schon wieder ausgesorgt. In der Regel landet das Handy dann aber
nicht in einem Recyclingsystem, sondern im Hausmüll oder in irgendwelchen Schubladen.

1.3 Elektronik-Flut

Handys sind jedoch nur die Spitze einer Flutwelle von Elektronik, die immer mehr unser alltägliches
Leben bestimmen, von den Drohnen über angeblich intelligente Autos bis zu Türschlössern, die sich
mit dem Smartphone öffnen lassen. Die Elektronik-Messe CES in Las Vegas Anfang Jänner 2014 hat
vieles davon demonstriert: Ultra-HD-Fernseher, gebogene Bildschirme und Smart-TV-Bildschirm-
Diagonalen von 105 Zoll werden angeboten. Sensoren in den Autos sollen beim Einparken helfen. In
den Heimen finden sich Heizungs-Thermostate, die sich über das Internet regeln lassen. Es gibt
Sensoren für Tennisschläger genauso wie Golfhandschuhe, die Tausende Daten pro Sekunde
aufzeichnen, um 3D-Analysen zu erstellen. Smartwatches werden als weitere Attraktion bei der CES
angepriesen. Damit ist das Handgelenk mit dem Internet verbunden.

Am meisten verwandt mit den Smartphones sind heute die Tablets. Sie lösen teils die herkömmlichen
Notebooks und PCs ab. Medien schreiben von einem Tablet-Boom.

Was nicht bedacht wird: Hinter all diesen High-Tech-Produkten stecken Rohstoffe und enorm viel
Energieumsatz. Am Ende sind es Berge von Elektronikschrott.
9

2    Nachhaltigkeit und Handy

2.1 Zerstörung durch Ressourcenverbrauch
Viele Rohstoffe, die in Handys verarbeitet werden, stammen aus nicht erneuerbaren Quellen. Der
Abbau dieser Materialien führt in den jeweiligen Ländern zu beträchtlichen Belastungen für Mensch
und Natur. Häufig werden dabei intakte Ökosysteme unwiederbringlich zerstört. Daher wäre es
wichtig, dass Geräte von vornherein so designt sind, dass möglichst viele Bestandteile
wiederverwertet werden und in neue Handys eingebaut werden können. Dies ist jedoch nur dann
möglich, wenn diese Geräte in Ländern recycelt werden, wo es auch das entsprechende Know-How
dafür gibt. Diese nach Afrika oder Asien zu exportieren, ist daher keine Lösung, denn dadurch gehen
viele wertvolle Substanzen verloren.

2.2 Zerstörung durch Gifte
Auch wenn einige Handy-Hersteller mittlerweile auf manche problematischen Chemikalien
verzichten, gibt es immer noch genügend ältere Geräte im Umlauf als auch Neuprodukte, die sowohl
bei der Produktion als auch bei der Entsorgung negative Auswirkungen auf die menschliche
Gesundheit als auch auf die Umwelt haben können.

2.3 Zerstörung durch Energieverbrauch
Nicht nur die Produktion der Rohstoffe für die Geräte ist höchst energieintensiv, auch deren
Transport sowie die Produktion dieser Geräte benötigt sehr viel Energie, sowie auch der laufende
Betrieb. Studien prognostizieren für die kommenden Jahre eine Verdreifachung des
Energieverbrauchs aufgrund der mobilen Kommunikation.2 Einerseits für die Nutzer und
Nutzerinnen selbst als auch für die vielen Dienste, die über die immer größer werdende Zahl an
Smartphones genutzt werden, wie beispielsweise soziale Netzwerke oder andere virtuell nutzbare
Dienste, die zu stetig steigendem Energieverbrauch von Rechenzentren führen.

Energie wiederum ist wertvoll. Die Energiereserven werden knapp. Selbst erneuerbare
Energiequellen werden nicht ausreichen, um den hohen Bedarf zu decken.

2.4 Die gesundheitlichen Folgen durch Strahlenbelastung
Viele Studien belegen inzwischen, dass die Strahlung der drahtlosen Technologien auch unterhalb
der gesetzlichen Grenzwerte körperliche Funktionen beeinflussen kann. Gefunden wurden zum
Beispiel DNA-Schäden, ein erhöhtes Tumorrisiko, die Schwächung des Immunsystems,
Veränderungen der Gehirnwellen sowie Eizellen-, Embryonen- und Spermaschädigungen. Außerdem
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Depressionen, Lernschwierigkeiten und schließlich
Gedächtnisstörungen.

2
 “Using up-to-date data and life cycle assessment models, we predict an increase of CO2 equivalent emissions
by a factor of three until 2020 compared to 2007, rising from about 86 to 235 Mto CO2e, suggesting a steeper
increase than predicted in the well-known SMART2020 report.” Zit.in:
http://ieeexplore.ieee.org/xpl/login.jsp?tp=&arnumber=5978416&url=http%3A%2F%2Fieeexplore.ieee.org%2F
xpls%2Fabs_all.jsp%3Farnumber%3D5978416, abgerufen am 14.1.2014.
10

Viele Jahre waren die Wirkmechanismen elektromagnetischer Strahlung unterhalb der gesetzlichen
Grenzwerte unbekannt. Aufgrund der geringen Energiemengen wurde jede Wirkung kategorisch
geleugnet.

Vor allem neuere Forschungen haben hier aber inzwischen interessante Ergebnisse gebracht:
Hochfrequente gepulste Strahlung erzeugt demnach oxidativen Stress in den Zellen. Viele Forscher
sind sich inzwischen einig, dass gerade dem oxidativen Stress eine große Bedeutung für viele
körperliche und sogar seelische Störungen unserer modernen westlichen Zivilisationen zukommt.
Darunter neurodegenerative und Herz-Kreislauf Erkrankungen sowie das Chronische Müdigkeits- und
das Burnout-Syndrom.

Weiterhin hat man herausgefunden, dass die gepulste hochfrequente Strahlung von WLAN, Handy
und Schnurlostelefonen generell physiologischen Stress erzeugt. Die „Kampf oder Flucht“- Reaktion
des Körpers wird aktiviert und damit die Ausschüttung von Stresshormonen. Bei einer ständigen
Belastung findet der Körper dauerhaft nicht mehr in sein natürliches Gleichgewicht zurück - mit
fatalen Folgen für die Gesundheit.

Interessante Erkenntnisse in Bezug auf die Auswirkungen von WLAN gewann eine Schülerin im
Rahmen eines Experiments für den Leistungskurs Biologie. Sie untersuchte die Folgen von WLAN auf
Insekten und stellte Verstümmelungen und frühen Tod fest.

In dem Versuch wurden 31 Ratten 18 Monate elektromagnetischen Strahlen ausgesetzt, wie sie von
Mobiltelefonen verbreitet werden. Das Ergebnis: Die Sterberate verdoppelte sich, die Anzahl der
weißen Blutkörperchen erhöhte sich und es kam zu Gedächtnisverlusten und vorzeitiger Alterung.
Inwiefern die Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen sind, ist unklar - allerdings ist das
genetische Erbgut von Ratte und Mensch zu 90% gleich. Würde man den Versuch auf den Menschen
umsetzen, würde dies laut den Forschern etwa einer täglichen Exposition über 63 Jahre
entsprechen.3

3
 Vgl. http://www.sein.de/news/2009/august/handy-strahlen-lassen-ratten-frueher-sterben.html, abgerufen
am 16.1.2014.
11

3   Stoffliche Bestandteile von Handys

3.1 Überblick
Ein Handy besteht aus rund 300 Bauteilen verschiedener Materialien. Hauptbestandteil des Handys
ist Kunststoff, doch auch Glas, Keramik, Metalle und sogenannte Seltene Erden wie Thulium und
Lutetium werden bei der Handy-Produktion verwendet. Gold wird beispielsweise für Kontakte und
Anschlüsse auf Leiterplatten, Tantel oder Koltan für Kondensatoren, Kobalt und Nickel für den Akku
und Platin für LCDs benötigt. Die Gewinnung der Metalle verursacht immense Umweltschäden und
Gesundheitsschäden, der in den Abbaugebieten arbeitenden und lebenden Menschen:
Beispielsweise gelangen bei den meisten industriellen Abbaustätten für Gold Quecksilber oder
Cyanid in die Umwelt bzw. ins Trinkwasser, und die meisten Lagerstätten für Seltene Erden enthalten
radioaktive Materialien, die beim Abbau austreten und in Luft und Wasser gelangen könne

3.2 Ressourcenfluch
Nur in wenigen Ländern haben Bodenschätze zu einem guten Leben vieler geführt. Es gibt den
Zusammenhang zwischen dem Reichtum an Bodenschätzen einerseits und Armut, schlechter
Regierung und Gewalt andererseits. Der Begriff "Ressourcenfluch" (Resource Curse) bezeichnet. die
schädlichen Einflüsse für Land und Bevölkerung, die durch Ressourcen entstehen. Mit Blick auf
Holland, wo 1959 Erdgasvorkommen gefunden wurden, was fast den Niedergang der heimischen
Wirtschaft mit sich brachte, wird der Ressourcenfluch auch als „holländische Krankheit“ bezeichnet.
Dies negativen Einflüsse sind vor allem die schwächeren Wettbewerbschancen sonstiger Branchen
und die Herabsetzung der "Ressource Mensch", da Bildung dort keine lohnende Investition im
Vergleich zu Erdgas, Erdöl, Diamanten, Edelhölzern oder ähnlichen Bodenschätzen ist.

Entgegen der Erwartung, dass ein Reichtum an natürlichen Ressourcen, insbesondere Erdöl, einem
Land und seiner Bevölkerung wirtschaftlichen Wohlstand bringen kann, ist es oft nicht möglich,
diesen Reichtum auch umzusetzen. Exportierte Rohstoffe erhöhen dann den realen Gegenwert des
Geldes zum Wechselkurs und somit sind andere Wirtschaftsbranchen nicht mehr weltmarktfähig. Der
daraus resultierende Niedergang der Industrie und Volkswirtschaft (Deindustrialisierung) führt in
einer Spirale zur Abhängigkeit des Landes von den Rohstoffexporten und ist damit höchst anfällig für
Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Dieses Phänomen wird als "Holländische Krankheit"
bezeichnet, da es zuerst in ehemaligen holländischen Kolonien beobachtet wurde.

Wer von uns weiß schon, dass für unsere unzähligen Elektrogeräte etwa 50.000 Kinder in den Minen
von Katanga im Kongo den dafür notwendigen Rohstoff Kobalt abbauen müssen? Die
Elektronikbranche verbraucht einen immer größeren Anteil der wertvollen Metalle der Welt. Um
diesen Bedarf zu decken, wurden beispielsweise in einer Bergbauregion in Südafrika 7.000
Dorfbewohner gezwungen, ihr Ackerland ohne eine angemessene Entschädigung zu verlassen, damit
dort neue Platinminen entstehen konnten.

Platin ist ein sehr vielseitig zu verwendendes Edelmetall, das unter anderem in der
Computerindustrie bei der Herstellung von PC-Festplatten und LCD Bildschirmen zum Einsatz kommt.
12

Die Löhne im Platinabbau decken häufig nicht einmal die Grundbedürfnisse. Viele Beschäftigte sind
Leiharbeiter. Sie haben nur wenige Rechte und verdienen wesentlich weniger als andere Arbeiter.
Oft müssen sie die gefährlichsten Aufgaben verrichten und erhalten dafür nur sehr unzureichende
Sicherheitstrainings.

Die großen Elektronikunternehmen haben trotz allem lange Zeit ihre Verantwortung für die
Verletzung von Arbeits-, Umwelt- und Menschenrechtsstandards ihrer Rohstoff-Zulieferer geleugnet.

Norwegen könnte als Beispiel für eines der wenigen Länder der Welt gelten, das aus dem
Vorhandensein der Ressource Erdöl Wohlstand für die gesamt Bevölkerung erwirtschaftet hat.

3.3 Rohstoffe für Handys

3.3.1   Überblick: Bestandteile von Handys
•       56% Kunststoffe (Gehäuse, Tastaturmatte, Leiterplatte)
•       25% Metalle (Leiterbahnen, elektronische Bestandteile, mechanische
               Komponenten)
•       16% Glas und Keramik (Display, Keramikteile)
•       3%     Sonstige (Flüssigkristalle, Flammenhemmer)

Diese Bestandteile wiederum sind aus über 50 Stoffen aufgebaut. Die Gewinnung einiger dieser
Stoffe ist mit sehr hohem Energieaufwand verbunden (z.B. Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin usw.).
Manche dieser Stoffe werden auf der Erde langsam knapp (z.B.Indium, Gallium).

Die Verteilung der Metalle ist wie folgt:
8%      Kupfer (Cu)
9%      Aluminium (Al)
8%      Eisen (Fe)
5%      Siliciumdioxid (SiO2)
4%      Silicium         (Si)
Rest: Nickel (Ni), Zinn(Sn), Chrom (Cr), Blei (Pb), Neodym (Nd), Zink (Zn), Silber (Ag), Palladium
        (Pd), Gold (Au), Antimon (Sb), Titan (Ti), Bismut (Bi), Cobalt (Co), Beryllium (Be) und
        weitere.
Handys enthalten auch Gold (Au), ein sehr bekannter und wertvoller Stoff. Kobalt (Co) hingegen ist
eher unbekannt, wird auf der Erde aber langsam knapp.

3.3.2 Kobalt – Coltan
Lagerstätten für die seltenen Kobalterze befinden sich in: Kongo, USA, Kuba, Neukaledonien und
Australien. Der Kongo liefert allerdings weltweit die Hälfte aller Kobalt-Erze. Mit jährlich 45.000
Tonnen des Metalls deckt die Demokratische Republik Kongo etwas mehr als die Hälfte der
weltweiten Kobaltförderung ab. Mindestens 60 Prozent dieser Menge wird laut Studien von
Arbeitern des Kleinstbergbaus mit einfachsten Mitteln abgebaut, gewaschen, sortiert und über
Zwischenhändler an den Weltmarkt verkauft. Wer von uns weiß schon, dass für unsere unzähligen
Elektrogeräte etwa 50.000 Kinder in den Minen von Katanga im Kongo den dafür notwendigen
Rohstoff Kobalt abbauen müssen?

Kobalt ist ein wichtiger Bestandteil von wiederaufladbaren Batterien, die für viele Produkte der
Unterhaltungselektronik benötigt werden. In den Minen ist etwa jeder dritte Bergarbeiter noch ein
13

Kind oder Jugendlicher. Manche von ihnen sind erst sieben Jahre alt. Sie arbeiten ohne
Schutzkleidung und atmen Mineralstaub ein, der zu Lungenschäden und Augenproblemen führt.

Zwischen 67.000 und 108.000 Arbeiter fördern laut Studie im Kongo in zumeist nicht registrierten
Minen Kobalt. "Jährlich sterben mehr als einhundert Menschen durch Hangrutschungen,
Schachteinstürze oder Wassereinbrüche." Auch Kinderarbeit sei weit verbreitet. "19.000 bis 30.000
Kinder unter 15 Jahren bauen das Erz ab oder waschen und sortieren die geförderten Mineralien."

Coltan wird für die Produktion von Touchscreens verwendet.

Die blutige Spur Tantal – Coltan – für Wärmeleitung verwendet. Unvorstellbares Leid: Im Kongo 5
Milllionen Menschen gestorben seit 1996, Hunderttausende Frauen vergewaltigt, misshandelt. Suche
nach Coltan hat zum Krieg beigetragen. Kongo ist eines der reichsten Länder, aber zugleich enorme
Armut. Coltan-Minen werden heute von Bürgerkriegsparteien verwaltet.

3.4 Zum Beispiel: Palladium aus Norilsk
Norilsk liegt nördlich des Polarkreises, 3500 Kilometer von Moskau entfernt. Ein Gigant der
Buntmetallindustrie. Weltweit dürfte es keinen Platz geben, an dem so viele Bodenschätze lagern wie
hier. 240.000 Menschen leben in dieser Stadt. Sie führt die Hitliste der am meisten verschmutzten
Städte der Welt an.
70 Prozent des weltweiten Palladiumbedarfs deckt Norilsk-Nickel. Darüber hinaus gibt es noch Kupfer
und Nickel.. Das Stollensystem von Norilsk misst 40 Kilometer. In 1.050 Meter Tiefe schuften Arbeiter
rund um die Uhr, in drei Schichten. Es gibt auch eine Werkstatt unter Tage. Hier machen Mechaniker
die Bagger und Grubenbohrer wieder fit. Die Arbeiter verdienen im Schnitt 1000 Euro im Monat,
nicht schlecht für russische Verhältnisse.

3.5 Die Reise der Rohstoffe
Kupfer (Cu) wird z.B. in Chile unter großem Energieaufwand abgebaut. Gold (Au) kommt aus
Südafrika und Silber (Ag) aus Russland. Diese Rohstoffe werden in die Türkei oder nach China
transportiert. Dort werden so genannte Halbfabrikate, d.h. Einzelteile, maschinell und von
Menschenhand hergestellt. Diese Halbfabrikate müssen anschließend wieder transportiert werden
und zwar nach Malaysia. Dort werden die Mobiltelefone zusammengesetzt und verpackt.
Anschließend macht das Handy eine Reise nach Finnland zu einem der großen Handyproduzenten.
Von dort aus gelangt es schließlich zu uns und wir können es bei einem der Mobilfunkanbieter
kaufen. Die Kupferteile in einem Handy in Österreich haben bis dann etwa 38000 km zurückgelegt.
Tansportwege sind immer mit einem Energieaufwand verbunden.“

Die Profiteure des Abbaus von Rohstoffen und des Handels sind – besonders in den Ländern Afrikas –
nicht die Bevölkerung vor Ort. Teils kommen die Rohstoffe aus Ländern, wo Krieg und Diktatur
herrschen. Beispiel dafür ist das Bürgerkriegsland Kongo. Man kann davon ausgehen, dass mit den
Kobalterzen Blutgeld für Krieg verknüpft ist.
14

4   Produktionsbedingungen und Produktionsverhältnisse

Rund die Hälfte aller Handys wird heute in China bzw. von chinesischen Konzernen hergestellt.
Kinderarbeit, Überstunden, schlechte Bezahlung, gesundheitsschädigende Produktionsbedingungen:

4.1 Niedrige Löhne
Sowohl in China als auch auf den Philippinen verdienen die Arbeiterinnen und Arbeiter für ihre
Vollzeittätigkeit in der Fabrik oft nur den Mindestlohn, obwohl sich der Lebensunterhalt von diesem
Lohn nur sehr schwer bestreiten lässt. Die Mindestlöhne sind so niedrig (3 bis 6 Euro pro Tag), dass
sie nur ein Drittel dessen ausmachen, was die Familien der Arbeiter zum Überleben brauchen. Die
Arbeiter müssen extrem viele Überstunden leisten, um über die Runden zu kommen. oft arbeiten sie
zwölf Stunden am Tag, manchmal sieben Tage die Woche.

4.2 Übermäßig lange Arbeitszeiten
In Spitzenzeiten ist es nicht ungewöhnlich, dass die Arbeiter zwölf Stunden täglich, sechs bis sieben
Tage pro Woche arbeiten.

4.3 Strafgelder
In untersuchten chinesischen Fabriken war es üblich, Strafgelder in Form von Lohnkürzungen
einzubehalten.>>

4.4 Missachtung der Gewerkschaftsrechte
Auf den Philippinen wurde über die Schikanierung von Arbeitern, Kündigungen und sogar Morde
berichtet, und Schätzungen zufolge gibt es in weniger als 10 Prozent der Elektronikfirmen des Landes
eine Gewerkschaft.

4.5 Mangelnder Arbeitsschutz
Die befragten Arbeiter klagten über Muskelschmerzen, Augenprobleme, Allergien, Schwindel,
Erschöpfung, Verbrennungen, Schnittwunden, Schmerzen in Lunge oder Brustkorb und
Gewichtsverlust. In einer Fabrik in China gaben die Arbeiter an, für den Umgang mit Chemikalien
stünde ihnen keine ausreichende Schutzausrüstung zur Verfügung. In einer Abteilung hatten die
Arbeiter, die mit Schwefelsäure umgehen, aufgrund des straffen Arbeitsplans nicht genug Zeit, um
ihre Sicherheitsmasken anzulegen.

4.6 Bevorzugte Einstellung von Frauen, um Proteste zu vermeiden
Die meisten Beschäftigten an den Fließbändern sind junge Frauen, die oft die Hauptversorger ihrer
Familien sind und denen viele ihrer Grundrechte verwehrt werden. Frauen werden bevorzugt, weil
angenommen wird, dass sie weniger stark für ihre Rechte eintreten und sich besser für
Detailarbeiten eignen

4.7 Versprochen aber gehalten?
Apple hat bereits 2012 bessere Arbeitsbedingungen für hunderttausende Angestellte des
chinesischen Zulieferers Foxconn versprochen. Der Elektronikriese stand zuvor wegen katastrophaler
Zustände bei der iPhone-Produktion am medialen Pranger.
15

4.8 Sonderwirtschaftszonen
Auch in Südindiens Sonderwirtschaftszonen, etwa in Tamil Nadu, nahe Chennai, sind die
Bedingungen nicht besser. Neben Foxconn fertigen etwa Samsung und Nokia hier Mobilfunkgeräte.
Aus gutem Grund: Indien verzichtet auf Exportsteuern. Strom und Wasser gibt es die ersten Jahre
gratis. Hunderttausende gut ausgebildete Arbeiter um wenig mehr. Hundert Dollar im Monat
verdienen die Angestellten in den Nokia-Werken. Zumindest das Doppelte wäre nötig, um
„anständig“ leben zu können.

Der durchschnittliche Lohn für die Arbeiter und Arbeiterinnen macht ein Prozent der
Herstellungskosten aus.

4.9 System von Zulieferfirmen
Änderungen in diesem System – um faire Preise zu erreichen – sind jedoch weit schwieriger als bei
anderen Produkten. Wenn ein Bauer Banen verkauft, so ist dies sein Produkt, für das er einen fairen
Preis bekommen kann. In der Handy-Produktion gibt es jedoch eine Fülle an Zulieferfirmen.

4.10 Zum Beispiel: Samsung in Brasilien – Sommer 2013
Arbeitstage von bis zu 15 Stunden, Fließbandarbeit in Sekundenschnelle und kaum Pausen: Wer für
Samsung in Brasilien arbeitet, tut dies oft unter miserablen Bedingungen. Jetzt schreitet die
Regierung ein.

Angestellte, die zehn Stunden lang stehen müssen, die bis zu 15 Stunden täglich arbeiten, die 27 Tage
lang keinen einzigen Tag Pause haben: Die brasilianischen Behörden werfen dem südkoreanischen
Elektronik-Konzern Samsung vor, in seinem Werk in Manaus unter haarsträubenden Bedingungen zu
produzieren. Das Arbeitsministerium hat die Firma deshalb auf umgerechnet 82 Millionen Euro
verklagt.

Die Klage fußt auf drei Inspektionen der Behörden, deren Ergebnisse teils in Filmaufnahmen
dokumentiert sind. Danach muss ein Samsung-Angestellter in nur sechs Sekunden ein Mobil-Telefon,
ein Ladegerät, zwei Gebrauchsanweisungen und die Kopfhörer in eine Schachtel verpacken. Die
Verpackung wird von einem anderen Arbeiter an zwei Punkten gescannt und mit einem Etikett
versehen - 6800-mal die gleiche Tätigkeit pro Arbeitstag. Für die Montage des Handys stehen 32,7
Sekunden Zeit zur Verfügung, die Herstellung eines Smartphones darf anderthalb Minuten dauern.
Für das Verpacken eines Fernsehers gewährt der Takt des Fließbands 4,8 Sekunden.

In der Klage wirft die Staatsanwaltschaft der Firma vor, das Arbeitstempo schade der Gesundheit der
Belegschaft. Arbeitstage von bis zu 15 Stunden seien nicht selten, die Angestellten würden zu
Überstunden gezwungen, die Pausen – zwei zu zehn Minuten pro Schicht – seien zu kurz, und wenn
sie überschritten würden, gebe es Lohnabzug. Die Samsung-Leute müssten oft das Wochenende und
an gesetzlichen Feiertagen durcharbeiten, die Arbeitsplätze seien so gestaltet, dass sie sich die Leute
nicht hinsetzen können. Die Zahl der repetitiven Bewegungen pro Minute, zu denen die Arbeiter
durch den Fließband-Takt gezwungen sind, sei dreimal höher als der übliche Grenzwert.

„Diese Verstöße gegen grundlegende Rechte der Arbeiter waren Gegenstand von Dutzenden
Anzeigen im Mai 2011, im Mai 2013 und Juni 2013, was unter Beweis stellt, dass die Beklagte nicht
die geringste Absicht hat, die Arbeitsgesetzgebung zu erfüllen und ihre Produktionsbedingungen
entsprechend anzupassen“, heißt es in der Klage. Die rund 82 Millionen Euro, auf die die Firma
verklagt wird, erschienen zwar hoch, entsprächen aber nur dem Gewinn, den der südkoreanische
16

Konzern weltweit an zwei Arbeitstagen erwirtschafte. Seit 1996 sei Samsung von den Behörden 162-
mal ermahnt worden, sich an die Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften zu halten. Gegen
Samsung Manaus laufen außerdem noch rund 1200 individuelle Klagen, die heutige oder ehemalige
Angestellte angestrengt haben.

4.10.1 iSlaves - Ausbeutung und Widerstand in Chinas Foxconn-Fabriken
Der taiwanesische Konzern Foxconn beschäftigt allein in China mehr als eine Million
Menschen. Als weltweit größter Auftragsfertiger für Elektronik produziert Foxconn für Apple
und andere Marken. Foxconns ArbeiterInnen sind die iSlaves, die unsere
Kommunikationsspielzeuge wie iPhones und iPads unter miesen Bedingungen herstellen
müssen. 2010 kam es in den chinesischen Fabriken zu einer Serie von Selbstmorden. Pun
Ngai und andere chinesische WissenschaftlerInnen und AktivistInnen analysierten daraufhin
die Arbeitsbedingungen und veröffentlichten ihre Ergebnisse 2011 in einem Buch, das jetzt
in deutscher Übersetzung vorliegt. Das Buch besteht aus Erzählungen von ArbeiterInnen und
analytischen Kapiteln der AutorInnen, die einen Einblick in das System Foxconn bieten. Die
ArbeiterInnen schildern die Verlagerung ihrer Fabriken ins chinesische Hinterland, ihre
fortgesetzte Ausbeutung, den Einsatz »billiger« PraktikantInnen, die Vertuschung der vielen
Arbeitsunfälle und das militärische Fabrikregime. Das Buch liefert neues Material gegen die
heile Welt der digitalen Konzerne Foxconn, Apple und Co. und fordert unsere solidarische
Unterstützung des Widerstandes der ArbeiterInnen in China ein.

Der Blick auf die weltgrößten Unternehmen im Jahr 2014 zeigt, welche wirtschaftliche Macht hinter
den Herstellerfirmen von Handys steckt. Samsung Electronics steht an 20. Stelle und hat letztes Jahr
einen Gewinn von 12 Mrd. Dollar gemacht. Apple ist an 55. Stelle mit einem Gewinn von 25
Milliarden.

5   Eco-Rating von Handys

Vodafone führte das umfangreichste Nachhaltigkeits-Ranking für Mobiltelefone in Deutschland ein.4
Auf einer Punkteskala von eins bis fünf zeigt das Vodafone Eco-Rating einen Wert an, der die
Auswirkungen des Handys auf Umwelt und Gesellschaft zusammenfasst. In allen Shops sowie im
Online-Shop von www.vodafone.de haben Kunden die Möglichkeit, Aspekte der Nachhaltigkeit in
ihre Entscheidung für den Kauf eines Mobiltelefons einzubeziehen.

Das Vodafone Eco-Rating berechnet sich aus mehr als 200 Einzelaspekten, wie zum Beispiel dem
CO2-Fußabdruck oder wie Rohstoffe im Herstellungsprozess verbraucht werden. Hinzu kommen
Bewertungen für soziale Aspekte. Hierzu zählen Bewertungen für Arbeitsbedingungen oder für die
Anti-Korruptionsregeln bei Herstellern und Lieferanten. Diese Informationen werden direkt bei den
Herstellern abgefragt. Unabhängige Experten übernehmen die Zusammenstellung und Berechnung
eines Abschlusswertes zwischen eins und fünf. Mit fünf Punkten kann ein Mobiltelefon den höchsten

4
 Vgl. http://www.vodafone.de/unternehmen/soziale-verantwortung/umweltschutz.html, abgerufen am
2.1.2014.
17

Wert auf der Nachhaltigkeitsskala erreichen.

Das Rating wurde von den beiden im Nachhaltigkeitsbereich führenden Zertifizierungs- und
Beratungsgesellschaften Bureau Veritas und SKM Enviros entwickelt. Die Fragen an die Hersteller
basieren auf der Forschung zum Lebenszyklus von Mobiltelefonen, Feedback von Kunden und
anderer Interessengruppen, internationaler Nachhaltigkeitsinitiativen der Elektronikindustrie und auf
Richtlinien von Umweltorganisationen.

Das Vodafone Eco-Rating wurde ursprünglich von Vodafone Niederlande im Dezember 2011
eingeführt. Seitdem haben neun weitere Vodafone-Märkte die Bewertung erfolgreich übernommen,
darunter Australien und die Tschechische Republik.

Mehr als 200 Aspekte aus den Bereichen Öko-Design, Lebenszyklus und Unternehmensleistung
werden für die Berechnung des Eco-Ratings herangezogen.

Aus den folgenden drei Bereichen werden mehr als 200 Kriterien bewertet:

5.1 Der Bereich Öko-Design umfasst vier Aspekte:
1) Nachhaltige Komponenten und recycelte Materialien

       Standardisierte Ladelösung

       Anteil an recyceltem Material

       Aufgearbeitete oder wiederverwendete Teile

2) Produkthaltbarkeit und verlängerte Lebensdauer

       Voraussichtliche Lebensdauer des Geräts

       Robustes bzw. Schutzgehäuse

       Modularität (Bausteinprinzip)

       Verfügbarkeit von Ersatzteilen

       Leichtes Upgraden und Reparieren

3) Funktionalität und Flexibilität des Handsets

       Fördert einen nachhaltigeren Lebensstil
18

      Unterstützt die Kreislaufwirtschaft

      Verfügt über Energiesparfunktionen

4) Gefahrstoffe

      Substanzen, die nicht unter die REACH- oder RoHS-Verordnung fallen
19

6   Die Problemlast alter Handys – zurück in die Länder Afrikas oder?

6.1 Elektroschrott wächst dramatisch
Eine neue Statistik zeigt:5 Fast 50 Millionen Tonnen Elektroschrott produzierte die Weltbevölkerung
im Jahr 2012, auf mehr als 65 Millionen Tonnen wird dieser Wert im Lauf der nächsten drei Jahre
steigen. Auf Europa entfallen pro Jahr (2012) derzeit rund 9 Millionen Tonnen Elektroschrott.
Auffällig im internationalen Vergleich ist, dass Österreich einen Spitzenplatz belegt, was die Mange
an ausgedienten Computern, TV-Apparaten, Handys und sonstigen elektronichen Geäten betrifft: Gut
25 Kilo Elektroschrott fielen hier 2012 pro Kopf an – mehr als etwa in Deutschland und England. Die
Müllberge sind vor allem deshalb bedenklich, weil Schadstoffe, wie Quecksilber und Cadmium
enthalten sind.

6.2 Fünf Möglichkeiten für alte Handys
Ausgediente Handys haben vier Möglichkeiten:
a) Sie lagern in irgendwelchen Schubladen.
b) Sie werden dem Recycling zugeführt.
c) Sie werden zusammen mit anderem Elektronikschrott in afrikanische Länder geliefert.
d) Sie landen im Restmüll
e) Sie werden verschenkt – für jemanden, der noch einen Nutzen daran findet und auch mit einem
„älteren Modell“ zufrieden ist.

Zu b) Handy recyceln

Da Handys viele wertvolle Rohstoffe enthalten, ist es unumgänglich, sie einem Recycling zuzuführen.
Etliche Umweltschutz- und Sozialorganisationen nehmen Handys an und lassen sie einem Recycling
zukommen, wodurch für sie auch eine zusätzliche Einnahmenquelle entsteht.6

In Österreich nehmen auch Problemstoffsammelstellen Mobiltelefone an. Beim Kauf eines neuen
Handys kann man sein altes beim Verkäufer abgeben.

Im Durchschnitt enthalten 41 Handys so viel Gold wie eine Tonne Erz.

Zu c) Elektronikschrott nach Afrika

So arbeiten beispielsweise Menschen in den Armutsgegenden Afrikas – vor allem in Ghana – unter
schlimmen Bedingungen, um aus dem europäischen Berg von Elektronikschrott weiter verwendbare
Rohstoffe zu gewinnen. Das Plastik wird verbrannt, Edelmetalle bleiben übrig und werden verkauft.7

Zu d) Handys im Hausmüll

Landen Handys im Hausmüll, was gesetztlich verboten ist, gefährden sie durch die Schadstoffe die
Umwelt. Die wertvollen Bestandteile können nicht mehr einem Recycling zugeführt werden.

5
  Vgl. profil, 23.12.2013,53.
6
  Vgl. z.B.: http://www.nabu.de/themen/konsumressourcenmuell/waskannichtun/handyrecycling/index.html
7
  Vgl. http://www.weitewelt.eu/weltweit/2013/hier-brennt-unser-schrott, abgerufen am 2.1.2014.
20

7    Tipps für einen nachhaltigen Gebrauch von Handys bzw. für den Kauf von
     Handys

7.1 Überblick
    a)   Das "grünste" Handy ist dasjenige, das nicht neu gekauft wird. Vor dem Kauf überlegen, ob
         man wirklich ein neues Handy oder Smartphone benötigt oder ob man nicht noch länger mit
         dem vorhandenen Gerät auskommt. Optional bietet sich auch der Kauf eines gebrauchten
         oder die Übernahme eines von einem Freund oder Bekannten abgelegten Handys an.

    b) Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Handys beträgt bei uns etwa 18 Monate. Je
         länger ein Handy benützt wird, desto sinnvoller. Dies bedeutet also: Robuste Handys
         (Outdoor-Handys) haben eine längere Lebensdauer, weil sie weniger anfällig sind, nicht bei
         jedem Sturz schon kaputt sind usw. Es gibt auch Outdoor-Smartphones, die beispielsweise in
         1,5m Tiefe im Wasser eine halbe Stunde unbeschadet sein können. Je weniger ein Handy
         benützt wird, desto länger wird es haltbar sein. Das heißt, den Gebrauch eines Handys auf
         ein Minimum reduzieren.

    c)   Beim Kauf eines neuen Handys oder Smartphones auf Geräte mit auswechselbarem Akku
         achten. Später kann man dann gegebenenfalls durch den Kauf eines neuen Akkus die
         Lebensdauer des Handys oder Smartphones erhöhen.

    d) Bei Vertragsabschluss im Mobilfunkladen einen SIM-only-Tarif wählen. Dann ist man
         hinsichtlich der Nutzungsdauer des Handys oder Smartphones flexibler. In der Regel spart
         man so auch bares Geld, weil einerseits der übliche monatliche Hardware-Zuschlag von 10
         Euro oder mehr auf die Tarifgrundkosten entfällt und weil andererseits ein separat im freien
         Handel gekauftes Handy in der Regel günstiger als bei einem Kauf mit Vertrag im Shop eines
         Mobilfunkanbieters ist.

    e)   Alt-Handys ordnungsgemäß bei Recyclinghöfen, Mobilfunkanbietern oder in Elektronik-
         Geschäften zurückgeben und entsorgen lassen: So können viele der wertvollen Metalle
         recycelt und wiederverwertet werden. Der Ertrag ist im Einzelfall verschwindend gering,
         wirkt sich aber in der Masse aus. Höhere Recycling-Quoten würden bedeuten, dass weniger
         neue Rohstoffe für neue Handys und Smartphones abgebaut werden mussten.

    f)   Systemfunktionen und Apps für das Energie-Management auf dem Smartphone nutzen oder
         manuell nicht benötigte Anwendungen wie beispielsweise Bluetooth, GPS, UMTS o.ä.
         vorübergehend abstellen, um den Stromverbrauch zu senken und die Zeit bis zur nächsten
         Akku-Aufladung zu verlängern. Empfehlenswert ist es auch, dass Handy oder Smartphone
         über Nacht ganz abzustellen.

    g)   Das Ladegerät von der Steckdose entfernen, sobald der Akku des Handys oder Smartphones
         aufgeladen ist, um unnötigen Stromverbrauch zu vermeiden. Viele Geräte zeigen das Ende
         des eigentlichen Ladevorgangs per Signalleuchte an. Es gibt auch Smartphone-Apps, die dem
         Nutzer signalisieren, wann der Akku vollständig aufgeladen ist.

    h) Handy-Akkus mit Ökostrom aufladen.
21

i)   Zur Vermeidung bzw. Verringerung von Strahlenbelastungen:

        o   Jeder Zentimeter macht einen Unterschied! Denn die Belastung nimmt im Quadrat
            zum Abstand ab. Je weiter weg das Handy beim Telefonieren also vom Kopf ist, desto
            besser. Die beste Möglichkeit Abstand zu schaffen, ist ein geeignetes Headset. Doch
            Vorsicht! - Nicht jedes Headset reduziert die Strahlung wirklich.
        o   Alle kabelgebundenen Headsets nehmen die hochfrequente Strahlung der
            Handyantenne auf und leiten diese bis zum Ohr. Nach Messungen der Zeitschrift
            Ökotest wurde festgestellt, dass zwar nur noch 5 bis 20 % der Strahlung im Kopfhörer
            ankommt, aber durch die Position des Kopfhörers direkt in der Ohrmuschel der
            Abstand zum empfindlichen Inneren des Gehirns weiterhin abnimmt.
        o   Außerdem ist die Abschirmung durch den Schädelknochen hier am geringsten und
            erzeugt dadurch oft eine ähnliche und sogar manchmal höhere Belastung, als wenn
            man direkt mit dem Handy telefonieren würde. Dies bestätigte die Studie einer
            britischen Verbraucherorganisation, die zu denselben Ergebnissen kam.7
        o   Deshalb sollte man unbedingt darauf achten, ein Headset mit Luftleitertechnik zu
            verwenden. Hier wird die Weiterleitung der Strahlung durch einen Luftschlauch
            unterbrochen. Die Luft leitet zwar den Schall, aber nicht die Strahlung. Aktuell gibt es
            zwei Headsets, die dieses Kriterium erfüllen. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrem
            Fachhändler danach.
        o   Alternativ zu den oben beschriebenen Headsets, ist auch die Freisprechfunktion des
            Handys zu empfehlen. Wenn es nicht stört, dass die Umgebung mithört, ist dies
            ebenfalls eine gute Möglichkeit, Abstand zu halten und die Strahlenbelastung zu
            reduzieren.
        o   Um die Strahlungsbelastung durch ein Handy zu beurteilen, gibt es zwei Werte: Der
            SAR-Wert (Spezifische Absorptions Rate) und der connect-Strahlungsfaktor. Der SAR-
            Wert gibt die Menge der Energie an, die vom Körpergewebe, insbesondere dem
            Kopf, während des Mobiltelefonierens bei höchster Sendeleistung aufgenommen
            wird. Der connect-Strahlungfaktor bezieht mit ein, dass das Handy bei gutem
            Empfang nicht immer mit höchster Leistung sendet.
        o   Beide Werte sollten möglichst niedrig sein und zeigen an, wie strahlungsintensiv ein
            Handymodell ist. Hier gibt es große Unterschiede: Ein niedriger SAR-Wert wäre
            beispielsweise 0,33 W/kg, während es auch iPhones mit 1,1 W/kg, also dem
            dreifachen Wert gibt. Baubiologen empfehlen einen SAR-Wert von unter 0,4 W/kg.
        o   In Autos, Bussen und Bahnen werden die elektromagnetischen Wellen durch die
            metallischen Außenhüllen stark gedämpft. Hier muss das Handy seine Leistung
            erhöhen um eine Verbindung zu bekommen. Entsprechend stark steigt auch die
            Strahlenbelastung beim Telefonieren. Dasselbe gilt in Tunneln, Kellern und anderen
            Orten mit schlechtem Empfang. Hier sollte man also möglichst nicht mit dem Handy
            telefonieren.
        o   Zugegeben, die WLAN-Verbindung ins Internet kann praktisch sein – trotzdem sollte
            man darauf verzichten und wann immer möglich Kabelverbindungen benutzen. Die
            relevanten WLAN-Sendeantennen befinden sich sowohl im PC oder Notebook, als
            auch dem Router und lassen sich heute meist per Knopfdruck aktivieren
            beziehungsweise deaktivieren. Dies sollte man auch nutzen und WLAN zumindest
            dann abschalten, wenn man es nicht braucht.
22

           o   Leider ist WLAN im Router oft ab Werk aktiviert. Dann ist man rund um die Uhr der
               Strahlung ausgesetzt, selbst wenn man es gar nicht nutzt. Daher gegebenenfalls
               abschalten.
   j)   Kurzimpulse zur Vermeidung von Strahlenbelastung.

           o   Prinzipiell so wenig und so kurz wie möglich mit Handy telefonieren.

           o   Wenn möglich, mit Festnetz telefonieren.

           o   Kinder und Jugendliche sollen Handy nur für Notfall bekommen.

           o   Das Handy während des Gesprächaufbaus von Kopf und Körper fernhalten.
               (Armabstand!)

           o   Nicht in Fahrzeugen (Auto, Bus, Bahn …) telefonieren.

           o   Beim Versenden von SMS das Handy generell so weit wie möglich vom Körper
               fernhalten.

           o   Handys nicht in den Hosensack stecken. Dies kann bei Männern die Fruchtbarkeit
               beeinträchtigen!

           o   Wenn nicht gebraucht, das Handy ausschalten.

           o   Keine Spiele via Handy spielen.

           o   Besonders Wireless LAN führen zu hoher Dauerbelastung.

           o   Wenn möglich, Kabelverbindungen statt Funkverbindungen.

"Länger nutzen", "wieder verwenden" und "recyceln" lautet der Nachhaltigkeits-Dreiklang. Handys
und Smartphones können beim umweltfreundlicheren Verhalten helfen. Doch Nutzer sollten schon
beim Kauf auf die Produktionsbedingungen der jeweiligen Geräte achten und durch ihre
Kaufentscheidung die Hersteller zu nachhaltigeren Prozessen auffordern. Leistungsfähige sowie fair
und umweltschonend hergestellte Handys schließen sich nicht gegenseitig aus.

7.2 Alternative Fairphone
Eine Niederländische Firme bietet Smartphone um 325 Euro an. Die Eckdaten:

       Zwei von fünf Mineralien kommen aus Bedingungen, in denen fair gearbeitet wird.
       Mit einem Fond sollen Fabrikarbeiter unterstützt werden.
       Eigenes Recyclingsammelsystem.
       Ladegerät und Kopfhörer werden nicht automatisch miteliefert.
       Akkus sind auswechselbar.
       Display wird durch besonders dickes Glas geschützt.
23

Quellen u.a.:

Reller Armin, Holdinghausen Heike (2013): Wir konsumieren uns zu Tode. Warum wir unseren
Lebensstil ändern müssen, wenn wir überleben wollen, Frankfurt/Mein: Westend

http://www.ted.com/talks/bandi_mbubi_demand_a_fair_trade_cell_phone.html, abgerufen am
10.1.2014. (Über Kongo, Talant, …)

http://videos.arte.tv/de/videos/apple-stories-ein-kritischer-dokumentarfilm--7626916.html,
abgerufen am 14.1.2014, (Über Apple…)

http://www.zentrum-der-gesundheit.de/handy-strahlung-ia.html#ixzz2qDPqOtES, abgerufen am
14.1.2014, (Über Strahlenbelastung, …)

Filme:
Kaufen für die Müllhalde - Doku komplett; geplante Obsoleszenz, in:
https://www.youtube.com/watch?v=rX_y11vgb4E

Blutige Handys - Die unmenschliche Coltan-Gewinnung, in:
https://www.youtube.com/watch?v=ItfEoM_YHMU

Blood Coltan (2008), in: https://www.youtube.com/watch?v=cM23HXtPPRk

Apple Stories:
Der Hamburger Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach hat es sich zur Aufgabe gemacht, die
Herstellungskette von Mobilfunkgeräte am Beispiel des Konzerns "Apple" und dessen Trend-Handy
"I-Phone" aufzudecken. Zu diesem Zweck besuchte Gerlach Hamburg, Ruanda und Shenzhen. Unter
anderem ging er der Frage nach, ob der niedrige Lohn eines Minenarbeiters, der Material für die
Handy-Herstellung fördert, überhaupt ausreicht, um eine ganze Familie zu ernähren. Diese Frage
führt zu noch weitaus komplexeren Fragen, die der Produktionsprozess des Konzerns mit sich bringt.
Gerlach stellt fest, dass Apple den Minenarbeitern, die zum Zinnabbau in Ruanda beschäftigt sind,
kaum genug für ein Hemd, geschweige denn Essen zahlt. Der Dokumentarfilmer bemängelt weiter,
dass Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten dermaßen unter Druck gesetzt werden, dass die
Selbstmordrate weit mehr als nur skandalös ist. Angestellte werden überwacht, Gewerkschaften
werden unterdrückt und der Lohn ist lächerlich gering.
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