Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd

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Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd
Harnwegsinfekte
(S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen)

      Dr. Dirk M. Potempa
       Landesverband Bayern Süd
 Berufsverband der Deutschen Urologen

       Aktionsbündnis Urologie
 Dachverband der Bayerischen Urologen
Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd
Interdisziplinäre S3 Leitlinie
Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und
Management unkomplizierter bakterieller ambulant
 erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen
             Patienten (Update 2017)
Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd
Beteiligte Institutionen
   Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) federführend
   UroEvidence@DGU
   Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM)
   Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
   Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
   Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie(DGHM)
   Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI)
   Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)
   Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften
    (AWMF)
   Deutsche vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und
    Laboratoriumsmedizin (DGKL)
   Patientenorganisation Interstitielle Cystitis Association Deutschland (ICAD)
   Arbeitskreis Krankenhaus- und Praxishygiene der AWMF
   Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA)
Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd
Von der Evidenz zur Empfehlung

Evidenzgrad                                                     Empfehlungsgrad
Bezeichnung                                                     Bezeichnung

Hoch                                                            Starke Empfehlung A
Klasse I                                                        „soll“

Mäßig                                                           Empfehlung B
Klasse II                                                       „sollte“

Schwach                                                         Empfehlung offen C
Klasse III,IV,V                                                 „kann“
                                                                Keine Aussage möglich D

            Klassifikation der Konsensusstärke
            Starker Konsens            Zustimmung von >95% der Teilnehmer
            Konsens                    Zustimmung von >75% bis 95% der Teilnehmer
            Mehrheitliche Zustimmung   Zustimmung von >50% bis 75% der Teilnehmer
            Kein Konsens/Dissens       Zustimmung von
Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd
Epidemiologie von HWI
Diagnose pro 100 Versicherte für akute Zystitis (N30.0) für weibliche
        Versicherte der Barmer GEK (2012-2013 ab 12. Lj)
Harnwegsinfekte (S3 Leitlinie Harnwegsinfektionen) Dr. Dirk M. Potempa - Landesverband Bayern Süd
Gliederung der Leitlinie
1.   Definition unkomplizierter HWI
2.   Patientengruppen
3.   Diagnose
4.   Erregerspektrum
5.   Erregerempfindlichkeit
6.   Indikation zur Antibiotikatherapie
7.   Art der Antibiotikatherapie
8.   Empfohlene Antibiotikatherapie
Definitionen
• Eine Harnwegsinfektion wird als unkompliziert
  eingestuft, wenn im Harntrakt keine relevanten
  funktionellen oder anatomischen Anomalien,
  keine relevanten Nierenfunktionsstörungen
  und keine relevanten Begleiterkrankungen/
  Differenzialdiagnosen vorliegen, die eine
  Harnwegsinfektion bzw. gravierende
  Komplikationen begünstigen.
   Expertenkonsens: EvG V
Hinweise auf komplizierende Faktoren von HWI
        Art des komplizierenden Faktors
        Anatomische Veränderungen                   Funktionelle Veränderungen
Angeborene anatomische Veränderungen, z.B. Funktionelle Veränderungen, z.B.
-   Ureterabgangsstenose                   -   Niereninsuffizienz
-   obstruktiver, refluxiver Megaureter    -   Harntransportstörungen
-   Harnblasendivertikel                   -   Entleerungsstörungen der Harnblasenspeicher
-   Harnröhrenklappen                      -   Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie
-   Phimose                                -   Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination

Erworbene anatomische Veränderungen, z.B. Störungen der angeborenen Immunität, z.B.
-   Nierensteine                           -   Diabetes mellitus
-   Harnleitersteine                       -   Leberinsuffizienz
-   Harnleiterstrikturen                   Störungen der erworbenen Immunität, z.B.
-   Harnblasentumore                       -   HIV
-   Prostatavergrößerung                   Intraoperative, postop. Immundysregulation
-   Urethrastriktur                        -   Fremdkörper, z.B.
-   Schwangerschaft                        -   Nephrostomie
-   operative Veränderungen                -   Harnleiterschienen
-   Veränderungen durch Strahlentherapie   -   Harnblasenkatheter
Definitionen

• Eine untere Harnwegsinfektion (Zystitis) wird
  angenommen, wenn sich die akuten
  Symptome nur auf den unteren Harntrakt
  begrenzen beziehen, z.B. neu aufgetretene
  Schmerzen beim Wasserlassen
  (Dysurie/Algurie), imperativer Harndrang,
  Pollakisurie, Schmerzen oberhalb der
  Symphyse.

   Expertenkonsens: EvG V
Definitionen

• Eine obere Harnwegsinfektion (Pyelonephritis)
  sollte dann angenommen werden, wenn sich
  bei den akuten Symptomen z.B. auch ein
  Flankenschmerz, ein klopfschmerzhaftes
  Nierenlager und/oder Fieber (>38°C) finden.

   Expertenkonsens: EvG V
Definitionen

• Eine klinisch symptomatische HWI wird von
  einer asymptomatischen Bakteriurie
  unterschieden.
• Der Begriff „asymptomatische HWI“ sollte
  nicht verwendet werden.

   Expertenkonsens: EvG V
Definitionen

• Eine rezidivierende HWI wird angenommen,
  wenn eine Rezidivrate von
  – ≥ 2 symptomatischen Episoden innerhalb von 6
    Monaten oder
  – ≥ 3 symptomatische Episoden innerhalb von 12
    Monaten vorliegen.

  Expertenkonsens: EvG V
Patientengruppen
ansonsten gesunde, nicht schwangere Frauen
 in der Prämenopause (Standardgruppe)
ansonsten gesunde Schwangere
ansonsten gesunde Frauen in der
 Postmenopause
ansonsten gesunde jüngere Männer
ansonsten gesunde Patienten mit Diabetes
 mellitus und stabiler Stoffwechsellage

Expertenkonsens: EvG V
Erhöhtes Risiko

Bei ansonsten gesunden, nicht schwangeren Frauen
erhöhen folgende Faktoren das Risiko für eine HWI
• zeitnaher Geschlechtsverkehr
• Gebrauch von Diaphragma und Spermiziden
• HWI in der Anamnese
• jugendliches Alter bei erster HWI (
Asymptomatische Bakteriurie
• Eine asymptomatische Bakteriurie (ABU) findet sich häufig bei
  Routineuntersuchungen von ansonsten gesunden, nicht
  schwangeren Frauen.
• Eine ABU erfordert in dieser Gruppe von Ausnahmen
  abgesehen keine Behandlung.
      Empfehlung: A (EvG Ia)
• Bei ansonsten gesunden Patienten soll kein Screening auf
  eine ABU erfolgen.
      Empfehlung: A (EvG Ia)
 Vor einer Schleimhaut traumatisierenden Intervention im
  Harntrakt erhöht eine ABU das Infektionsrisiko.
 Deshalb soll vor einer solchen Intervention nach einer ABU
  gesucht und diese bei Nachweis behandelt werden.
      Empfehlung: A
Asymptomatische Bakteriurie
              bei Patientinnen mit rezidivierender Zystitis
                                                      Keine Therapie
                                                         Therapie

Cai T. et al., Clin Infect Dis 2015;61:1655-1661
Asymptomatische Bakteriurie bei
                 schwangeren Frauen

                                                          Kein Unterschied in
                                                          der
                                                          Frühgeburtlichkeit

Kazemier B. et al., Lancet Infect Dis 2015;15:1324-1333                   34
Asymptomatische Bakteriurie bei
                 schwangeren Frauen

                                                          Pyelonephritis
        5%

        4%

        3%
                                     5 / 208
        2%
                                                                           24 / 4035
        1%

        0%
                            ASB + nicht behandelt                            ASB -

Kazemier B. et al., Lancet Infect Dis 2015;15:1324-1333                                35
Postmenopause
• Die Postmenopause ist charakterisiert durch einen
  signifikanten Rückgang der Östrogenproduktion, der häufig
  mit einer Atrophie der vaginalen Schleimhäute assoziiert ist.
• Eine Änderung des pH-Wertes und eine verminderte
  Besiedelung durch Laktobazillen führen zu einer vermehrten
  Besiedelung der Scheide mit Enterobacteriaceae und
  Anaerobiern.
• Ihr Konzentrationsanstieg disponiert zu HWI, wobei eine
  Korrelation mit zunehmendem Alter besteht [Pfau et al 1977].
• Die Prävalenz der ABU bei den über 70-jährigen beträgt
  zwischen 16% bis 50% [Mody et al 2014].
• Bei Frauen in der Postmenopause soll eine ABU nicht
  behandelt werden [Empfehlung: A – EvG Ia].
Jüngere Männer
• Harnwegsinfektionen bei Männern sollten in der Regel als
  komplizierte Infektionen eingeschätzt werden, da die Prostata
  als parenchymatöses Organ mit betroffen sein kann.
              Empfehlung: B (EvG IIb)
• Die Diagnose einer unkomplizierten HWI (Zystitis oder
  Pyelonephritis) beim Mann ist nur nach Ausschluss
  komplizierender Faktoren zulässig.
       EG IIb
• Bei HWI bei Männern sollte immer einer differenzierte
  Abklärung erfolgen.
       Empfehlung: B (EvG V)
• Eine ABU bei ansonsten gesunden jüngeren Männern soll
  nicht antibiotisch behandelt werden.
       Empfehlung: A (EvG V)
Diabetes mellitus
• Bei ansonsten gesunden Patienten mit Diabetes mellitus (DM)
  können HWI bei stabiler Stoffwechsellage als unkompliziert
  angesehen werden.
      EvG Ib
• HWI bei Patienten mit DM und instabiler Stoffwechsellage
  können problematisch sein, da sie möglicherweise die
  Insulinresistenz verstärken und eine instabile
  Stoffwechselsituation verschlechtern.
      EvG IIb
• Deshalb sind HWI bei einer instabilen Stoffwechselsituation
  und bei manifesten diabetischen Spätkomplikationen als
  kompliziert zu werten.
      EvG V
Nierenfunktionsstörungen
• HWI sollten bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz Grad II
  und IIIa als unkompliziert angesehen werden und nach den
  gleichen Therapieprinzipien behandelt werden, wie sie auch
  für Patienten ohne Nierenfunktionsstörungen zutreffen.

• Bei HWI von Patienten mit einer bestehenden
  Niereninsuffizienz Grad IIIb bis V besteht die Gefahr, dass die
  Infektion zu einer Progredienz der Niereninsuffizienz führt.

• Bei diesen Patienten sollten HWI in jedem Fall als kompliziert
  betrachtet und gegebenenfalls stationär versorgt werden.
Diagnostik
• Bei der Erstmanifestation einer akuten HWI oder, falls die
  Patientin dem Arzt nicht bekannt ist, sollte eine
  symptombezogene ärztliche Untersuchung mit Anamnese,
  erfolgen.
       Empfehlung: B (EvG V)
• Eine Diagnosestellung allein aufgrund klinischer Kriterien ist
  mit einer Fehlerquote von bis zu einem Drittel behaftet.
       EvG Ia
• Mit dem validierten Fragebogen ACSS (acute cystitis
  symptom score) kann aufgrund klinischer Kriterien die
  Diagnose einer unkomplizierten Zystitis mit hoher Sicherheit
  gestellt, der Schweregrad der Beschwerden eingeschätzt und
  der Verlauf beobachtet werden.
       EvG Ib
Acute Cystitis Symptom Score (ACSS)

Alidjanov et al 2015 Der Urologe 54:1269-76
Acute Cystitis Symptom Score (ACSS)

Alidjanov et al 2015 Der Urologe 54:1269-76
Urindiagnostik bei einer Harnwegsinfektion

Uringewinnung:   Mittelstrahlurin
                 Katheterisierung

Urinbefund:      Urinstatus
                 Teststreifen
                 Urinmikroskopie

Urinkultur:      Keimidentifikation
                 Keimzahl               E.coli
                 Sensibilitätstestung
Korrelation
       Katheterurin
             vs.
      Mittelstrahlurin

Hooton Th. et al. NEJM 2013
Diagnostik Pyelonephritis
 Bei der Diagnostik der akuten unkomplizierten Pyelonephritis
  bei ansonsten gesunden, nicht schwangeren Frauen folgt die
  Anamnese den allgemeinen Grundsätzen (siehe oben).
       Empfehlung A (EG V)
 Zusätzlich soll eine körperliche Untersuchung und
  Urinuntersuchung einschließlich Kultur durchgeführt werden.
       Empfehlung: A (EG V)
 Zum Ausschluss von komplizierenden Faktoren sollen
  weitergehende Untersuchungen (z.B. Sonographie) erfolgen.
       Empfehlung: A (EG V)
 Nach der AB-therapie einer Pyelonephritis soll in der
  Schwangerschaft die Erregereradikation durch Urinkultur
  verifiziert werden.
       Empfehlung: A (EvG V)
Antibiotikaresistenz (i/r) bei unkomplizierter Zystitis

                          ARESC (2008)         REHIP* (2011)        LORE (2015)    *nur E. coli
   70%
   60%
   50%
   40%
   30%
   20%
   10%
               n.d.         n.d.                      n.d.                   n.d. n.d.
    0%

 Wagenlehner et al. 2008; Schmiemann G et al. 2012; Zwirner M et al. 2016
epidemiologische Auswirkungen von Antibiotika
  Substanzgruppe     Effekte auf kollaterale Flora   Kompartiment
Aminoglykoside     ESBL                                   -
Carbapeneme        MRSA                            Stuhlflora
                   VRE                  
                   P. aeruginosa        
                   S. maltophilia        
Cephalosporine     ESBL                            Stuhlflora
                   C. difficile          
Fluorchinolone     ESBL                              Stuhlflora
                   MRSA                              Hautflora
                   C. difficile          
Fosfomycin                          -                      -
Nitrofurantoin                      -                      -
Penicilline        ESBL                              Stuhlflora
Pivmecillinam                       -                      -
Sulfonamide        ESBL                               Stuhlflora
Empirische Antibiotikatherapie der unkomplizierten Zystitis

         Substanz           Tagesdosierung     Dauer   Eradikationsrate      Empfindlich-       Geringe            Sicherheit/Geringe
                                                         bei sensiblen           keit      Kollateralschäden     Nebenwirkungen (UAW)
                                                            Erregern
 Folgende Antibiotika sollen bei der Therapie der unkomplizierten Zystitis vorzugsweise eingesetzt werden:
 Fosfomycintrometamol      3000mg 1          1 Tag    ++                   +++           +++                               +++
 Nitrofurantoin            50mg 4  tgl.      7 Tage   +++                  +++           +++                               ++
 Nitrofurantoin RT         100mg 2  tgl.     5 Tage   +++                  +++           +++                               ++
 Nitroxolin                250mg 3 x tgl      5 Tage   +++                  +++           +++                               +++
 Pivmecillinam             400mg 3  tgl.     3 Tage   +++                  +++           +++                               +++
 Trimethoprim soll nicht als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden, wenn die lokale Resistenzsituation von Escherichia coli >20% liegt:
 Trimethoprim              200mg 2  tgl.     5 Tage   +++                  ++(+)         ++                               ++(+)

 Folgende Antibiotika sollen bei der Therapie der unkomplizierter Zystitis NICHT als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden:
 Cefpodoximproxetil        100mg 2  tgl.     3 Tage   ++                   ++            +                                 +++
 Ciprofloxacin             250mg 2  tgl.     3 Tage   +++                  ++            +                                 ++
 Cotrimoxazol              160/800mg 2  tgl 3 Tage    +++                  +(+)          ++                                ++
 Levofloxacin              250mg 1  tgl.     3 Tage   +++                  ++            +                                 ++
 Norfloxacin               400mg 2  tgl.     3 Tage   +++                  ++            +                                 ++
 Ofloxacin                 200mg 2  tgl.     3 Tage   +++                  ++            +                                 ++
 RT= Retardform (= Makrokristalline Form)
Antibiotikaverschreibungen Zystitis
Antibiotikaverbrauch bei Diagnosen N10, N30.0, N30.9, N39.0
für weibliche Versicherte ohne Krankenhausaufenthalte in den
 letzten vier Wochen vor Verordnung (Wiss. Institut der AOK)

      Antibiotikum               IV/ 2010           IV/ 2015
      Trimethoprim (TMP)           18.979             20.626
      Sulfamethoxazol/TMP         230.824            142.290
      Ciprofloxacin               225.643            241.016
      Norfloxacin                  49.620             30.116
      Levofloxacin                 43.184             35.597
      Nitrofurantoin               33.959             44.471
      Fosfomycin                   41.206            185.309
      Nitroxolin                    9.278              6.722
Empirische Antibiotikatherapie der unkomplizierten
                             Pyelonephritis
          Substanz                Tagesdosierung        Dauer       Eradikationsrate    Empfindlich-     Kollateral-     Sicherheit/Geringe
                                                                     bei sensiblen         keit           schäden         Nebenwirkungen
                                                                       Erregern                                                (UAW)
Orale Therapie bei leichten bis moderaten Verlaufsformen
Ciprofloxacin                      500-750mg 2  tgl.  7-10 Tage          +++                  ++              +                  ++
Levofloxacin                       750mg 1  tgl.      5 Tage             +++                  ++              +                  ++
Cefpodoxim-Proxetil                200mg 2  tgl.      10 Tage            +++                  ++              +                  +++
Ceftibuten                         400mg 1  tgl.      10 Tage            +++                  ++              +                  +++
Initiale parenterale Therapie bei schweren Verlaufsformen
Nach Besserung kann bei Erregerempfindlichkeit eine orale Sequenztherapie mit einem der oben genannten oralen Therapieregime     eingeleitet
werden. Die Gesamttherapiedauer beträgt 1-2 Wochen, daher wird für die parenteralen Antibiotika keine Therapiedauer angegeben.
Mittel der 1. Wahl
Ciprofloxacin                      400mg (2)-3  tgl.                     +++                  ++              +                  ++
Levofloxacin                       750mg 1  tgl.                         +++                  ++              +                  ++
Ceftriaxon                         (1)-2g 1  tgl.                        +++                  ++              +                  +++
Cefotaxim                          2g 3  tgl.                            +++                  ++              +                  +++
Mittel der 2. Wahl (B)
Amoxicillin/Clavulansäure          2,2g 3  tgl.                           ++                   +             +++                 +++
Amikacin                           15mg/kg 1  tgl.                        ++                  ++             ++                  +(+)
Gentamicin                         5mg/kg 1  tgl.                         ++                  ++             ++                  +(+)
Cefepim                            (1)-2g 2  tgl.                        +++                  ++              +                  +++
Ceftazidim                         (1)-2g 3  tgl.                        +++                  ++              +                  +++
Ceftazidim/Avibactam               2,5g 3 x tgl.                          +++                 +++             ++                  +++
Ceftolozan/Tazobactam              1,5g 3 x tgl.                          +++                 +++             ++                  +++
                                                                          +++                 +++             ++                  +++
Piperacillin/Tazobactam            4,5g 3  tgl.
Ertapenem                          1g 1  tgl.                            +++                 +++             ++                  +++
Imipenem/Cilastatin                1g/1g 3  tgl.                         +++                 +++             ++                  +++
Meropenem                          1g 3  tgl.                            +++                 +++             ++                  +++
Mobley. Expert review vaccines 2012
Rezidivierende Zystitis I
• Bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau soll vor jeder medikamentösen
  Langzeitprophylaxe eine ausführliche Beratung der Patientin zur
  Vermeidung von Risikoverhalten erfolgen.
       Empfehlung. A
• Bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau sollte vor Beginn einer
  antibiotischen Langzeitprophylaxe das Immunprophylaktikum
  UroVaxom®(OM-89) oral über 3 Monate
       Empfehlung: B (EvG Ia)
• …oder es kann das Immunprophylaktikum StroVac® (vormals Solco-
  Urovac®) parenteral mit 3 Injektionen in wöchentlichen Abständen
  eingesetzt werden.
       Empfehlung: C
 … oder es kann Mannose empfohlen werden. Alternativ können
  verschiedene Phytotherapeutika (z.B. Präparate aus
  Bärentraubenblättern, Kapuzinerkressekraut, Meerrettichwurzel,
  Rosmarin, Liebstöckel, Tausendgüldenkraut) erwogen werden.
       Empfehlung. C
Peroral D-mannose bei rez. HWI
     randomisiert, nicht verblindet

                                      S Altarac, 2014
Beerepoot Meta-Analyse: 17 Studien; 2’165 Patienten

                                              1

             Oral Uro-Vaxom

              Vaginal Urovac

                Oral Oestriol

             Vaginal Oestriol

                 Lactobacilli

                Cranberries

                Acupuncture

Beerepot MA et al. J Urol 2013
Rezidivierende Zystitis II
• Bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau sollte/kann nach Versagen von
  Verhaltensänderungen und nicht-antibiotischen Prophylaxemaßnahmen
  sowie bei hohem Leidensdruck der Patientin eine kontinuierliche
  antibiotische Langzeitprophylaxe über 3 bis 6 Monate eingesetzt werden.
       Empfehlung: B/C
• Bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau im Zusammenhang mit dem
  Geschlechtsverkehr sollte als Alternative zur antibiotischen
  Langzeitprophylaxe eine postkoitale Einmalprophylaxe erfolgen
       Empfehlung. B
• Bei geeigneten Frauen sollte bei rezidivierender unkomplizierter Zystitis
  nach selbstgestellter Diagnose eine antibiotische Kurzzeittherapie
  erwogen werden.
       Empfehlung: A
• Antibiotika zur Langzeitprophylaxe bei rezidivierenden HWI (Grabe et al
  2014): Cotrimoxzol, Trimethoprim, Nitrofurantoin, Cefaclor, Fosfomycin
  trometamol (alle 10 Tage)
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