HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN

Die Seite wird erstellt Ida Schlegel
 
WEITER LESEN
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
HELMHOLTZ –
WISSEN SCHAFFEN
FÜR DIE DIGITALE WELT

GESCHÄFTSBERICHT 2014
DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
INHALT

                                                        VORWORT
17    PILOTANLAGE MACHT BIOBENZIN
      Mit der bioliq-Pilotanlage haben KIT-
Forscher erstmals Benzin aus Stroh und
                                                        Helmholtz – Wissen schaffen für die digitale Welt                   06

anderen biologischen Reststoffen hergestellt            BERICHT DES PRÄSIDENTEN                                             07

                                                        PAKT FÜR FORSCHUNG UND INNOVATION                                   10

                                                        DRITTE RUNDE DER PROGRAMMORIENTIERTEN FÖRDERUNG 13

                                                        WISSENSCHAFTLICHE PREISE UND AUSZEICHNUNGEN                         15

                                                        AKTUELLE PROJEKTE AUS DER HELMHOLTZ-FORSCHUNG                       16
                                                        Forschungsbereich Energie                                           16
                                                        Forschungsbereich Erde und Umwelt                                   20
                                                        Forschungsbereich Gesundheit                                        24
                                                        Forschungsbereich Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr                  28
                                                        Forschungsbereich Schlüsseltechnologien                             30
                                                        Forschungsbereich Struktur der Materie                              34

                                                        LEISTUNGSBILANZ                                                     38
                                                        Ressourcen                                                          38
31     DATENSPEICHER DER ZUKUNFT Jülicher
       Wissenschaftler erforschen die Grundlagen für
die Datenspeicher von morgen, hier abgebildet ist ein
                                                        Wissenschaftliche Leistung
                                                        Kosten und Personal
                                                                                                                            40
                                                                                                                            42
Nano-Spintronics-Cluster-Tool
                                                        ORGANE UND ZENTRALE GREMIEN                                         46

                                                        GOVERNANCESTRUKTUR DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT                       49

                                                        MITGLIEDSZENTREN DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT                         50

                                                        Impressum                                                           51

                                                        HINWEIS ZUM BERICHTSZEITRAUM:
                                                        Der Helmholtz-Geschäftsbericht 2014 stellt die Entwicklungen in der
                                                        Helmholtz-Gemeinschaft von 2013 bis zum August 2014 dar. Er zeigt
35      ERSTE NEUTRINOS AUS DEM FERNEN
        KOSMOS ENTDECKT In der Antarktis-
station werden die Daten des Neutrinodetektors
                                                        die Ist-Kosten für die Forschung im Jahr 2013 und die vom Senat
                                                        empfohlene Finanzierung der Forschungsprogramme für die Jahre
IceCube gesammelt und vorausgewertet
                                                        2015 - 2019 der Forschungsbereiche Energie, Materie und Schlüssel-
                                                        technologien sowie die Finanzierungsempfehlungen für die Programm-
                                                        periode 2014 - 2018 für die Forschungsbereiche Erde und Umwelt,
                                                        Gesundheit und Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr.
                                                        Sie können den Geschäftsbericht unter www.helmholtz.de/gb14 auch
                                                        als PDF herunterladen.

                                                        Titelbild: iStockphoto/Strandperle; KIT; NASA; HZI; FZJ; GSI; DLR
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
Wir leisten Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von
Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch strategisch-
programmatisch ausgerichtete Spitzenforschung in den Bereichen
Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Luftfahrt, Raumfahrt
und Verkehr, Schlüsseltechnologien sowie Struktur der Materie.

Wir erforschen Systeme hoher Komplexität unter Einsatz von
Großgeräten und wissenschaftlichen Infrastrukturen gemeinsam
mit nationalen und internationalen Partnern.

Wir tragen bei zur Gestaltung unserer Zukunft durch Verbindung
von Forschung und Technologieentwicklung mit innovativen
Anwendungs- und Vorsorgeperspektiven.

Das ist unsere Mission.
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
VIELFALT
„Wir konnten zeigen, dass das von Nervenzellen
gebildete Protein SORLA vor Alzheimer schützt. Es
verhindert, dass das Gehirn zu viele A-beta-Eiweiß-
bruchstücke produziert, welche die Nervenzellen
schädigen. Alzheimer-Patienten haben wegen gene-
tischer Veränderungen zu wenig SORLA, ihre Nerven-
zellen bilden deshalb zu viel A-beta. Wir suchen
jetzt nach Wirkstoffen, die die Produktion von
SORLA in menschlichen Nervenzellen ankurbeln,
und hoffen, so vor Alzheimer schützen zu können.“
PROF. THOMAS WILLNOW
leitet die Forschungsgruppe Molekulare Herz-Kreislaufforschung am
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch

                                                                    „Katalysatoren gibt es nicht nur im Auto, sondern
                                                                    sie sind ein wichtiger Faktor in der chemischen
                                                                    Industrie, da sie Reaktionsenergien herabsetzen. An
                                                                    der Röntgenquelle PETRA III haben wir eine Technik
                                                                    entwickelt, um mit extrem kurzwelligem Röntgen-
                                                                    licht und großflächigen Hochleistungsdetektoren
                                                                    atomare Prozesse auf einer Katalysatoroberfläche
                                                                    live und unter realen Bedingungen zu verfolgen. Wir
                                                                    können so helfen, optimierte und kostengünstigere
                                                                    Katalysatoren zu entwickeln.“
                                                                    PROF. ANDREAS STIERLE
                                                                    ist leitender Wissenschaftler am Deutschen Elektronen-Synchrotron
                                                                    DESY und Leiter des DESY-Nanolab

„Zeiten extremen Klimawandels haben in der Evolu-
tionsgeschichte wiederholt zu ausgeprägten Krisen
geführt, auch der aktuelle Klimawandel hat dieses
Potenzial. Neben aller Sorge ist es extrem spannend,
seine Auswirkungen auf das Leben generell und aus
erdgeschichtlicher Perspektive zu verstehen. Die
Physiologie der Organismen steht für uns an zentraler
Stelle, denn sie verbindet zum Beispiel Klimaphysik,
Ökologie, Biogeochemie, Paläobiologie und letzt-
endlich Humanbiologie.“
PROF. HANS-OTTO PÖRTNER
leitet die Sektion Integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-
Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
„Wir entwickeln die Heizung, die den Plasma-Brenn-
stoff des internationalen Fusionstestreaktors ITER auf
Zündtemperatur bringen soll: Schnelle Wasserstoff-
atome, die in das Plasma eingeschossen werden,
geben ihre Energie über Stöße an die Plasmateilchen
ab. Damit erreichen wir ein Mehrfaches der Sonnen-
temperatur. Auch die Heizung für ein anschließendes
Demonstrationskraftwerk konzipieren wir mit und
bahnen so den Weg zu einem Fusionskraftwerk.“
PROF. URSEL FANTZ
leitet den Bereich ITER-Technologie und -Diagnostik am
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, einem assoziierten
Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft

                                                            „Es war schon ein radikaler Schritt, nach fast 25
                                                            Jahren aus den USA zurück nach Deutschland zu
                                                            kommen. Aber die Perspektiven, die mich in Berlin
                                                            erwarten, sind einfach fantastisch. Das neue Labor
                                                            EMIL an BESSY II wird Möglichkeiten bieten, die
                                                            es so vorher noch nicht gegeben hat. Hier können
                                                            wir verschiedene Messmethoden kombinieren und
                                                            Materialien wie dünne Schichten in Solarzellen direkt
                                                            während ihres Wachstumsprozesses untersuchen.“
                                                            DR. SIMONE RAOUX
                                                            baut das Institut Nanospektroskopie für Design und Optimierung
                                                            energierelevanter Materialien am Helmholtz-Zentrum Berlin auf

„Wir wollen herausfinden, wie viele Erzlagerstätten
es am Meeresboden wirklich gibt. Bisher sind einige
isolierte Standorte bekannt, insbesondere aktive
Hydrothermalquellen und Manganknollenfelder, aber
es ist schwierig, daraus eine globale Schätzung
abzuleiten. Darüber hinaus suchen wir nach großen
Vorkommen, die einen wirtschaftlichen Abbau lohnen
und so einen Beitrag zur globalen Versorgung mit
Rohstoffen leisten können.“
PROF. MARK HANNINGTON
leitet die Arbeitsgruppe Marine mineralische Rohstoffe am
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident

     HELMHOLTZ –
     WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGTALE WELT

     Liebe Leserin, lieber Leser,
     das Internet hat eine digitale Revolution angestoßen. Es hat Grenzen eingerissen und unser Leben
     beschleunigt: Wir können jederzeit von beinahe überall auf fast jede Information zugreifen. Der tief-
     greifende Wandel verändert unsere Gesellschaft, die Wirtschaft und, ganz ursächlich und umfassend,
     Wissenschaft und Forschung. Riesige Datenmengen stehen in Echtzeit der gesamten Forschergemeinde
     zur Verfügung. Mit den ungeahnten Möglich­keiten von „Big Data“ entstehen neue Herausforderungen.
     Herkömmliche Speichermedien können die Informa­tionsfluten kaum mehr aufnehmen, ihre Verarbeitung
     verschlingt einen immer größeren Anteil unserer Energie­ressourcen. Erst die Entwicklung neuer Tech-
     nologien und mathematischer Berechnungsmethoden ermöglicht den Umgang mit den Datenmengen.
     Genau hier setzt die Forschung von Helmholtz an. Ob die rasante Digitalisierung, die Arbeit an neuen
     Therapiemethoden gegen Volkskrankheiten oder die Gestaltung der Energiewende: Unser Ziel ist es,
     mit der Entwicklung nicht einfach nur Schritt zu halten, sondern die Gesellschaft durch vorausschau-
     ende strategische Forschung auf künftige Entwicklungen vorzubereiten. Im vorliegenden Geschäfts­
     bericht informieren wir Sie über die wesentlichen Neuerungen in der Helmholtz-Gemeinschaft im
     Berichtsjahr 2013, stellen unsere Forschungsbereiche mit vielen Beispielen aus den Helmholtz-Zentren
     vor und berichten über die dritte Begutachtungsrunde der Programmorientierten Förderung.

     Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre,

     Ihr Jürgen Mlynek

06
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
BERICHT DES PRÄSIDENTEN

                                                      „FÜR UNS IST VERÄNDERUNG
                                                    STÄNDIGER ANSPORN UND INTEGRALER
                                                         TEIL UNSERER MISSION.“
                                                                                  Jürgen Mlynek

       Die rasante Digitalisierung fast aller unserer Lebensbereiche         die Programmorien­tierte Förderung: Sie verbindet die
       in den vergangenen 20 Jahren zeigt, wie schnell sich Gesell-          strategische Frage nach den richtigen Forschungsthemen
       schaft, Wirtschaft und Wissenschaft verändern können –                mit der Frage nach der Qualität unserer Forschung. Im
       und wie wichtig es ist, als Wissenschaftsorganisation einen           Jahr 2004 hat die Helmholtz-Gemeinschaft damit begon-
       Beitrag zur Gestaltung dieses Wandels zu leisten. Die                 nen, ihre Forschungsmittel auf strategisch ausgerichtete
       Helmholtz-Gemeinschaft steht für diese Forschung an                   Forschungsprogramme zu verteilen: disziplinenübergrei-
       großen Zukunftsthemen. Zwar können wir die Zukunft nicht              fend und über alle Mitgliedszentren hinweg. Die dazu not-
       vorhersagen, wir sollten uns aber regelmäßig fragen, ob wir           wendigen, in den forschungspolitischen Vorgaben festge-
       mit unserer Forschung die richtigen Themen bearbeiten –               legten strategischen Richtlinien werden vom Zuwendungs-
       eben jene Themen, die in den nächsten 20 Jahren und                   geber, von der Politik, im Wechselspiel mit der Helmholtz-
       darüber hinaus von Bedeutung sein werden. Immer geht es               Gemeinschaft formuliert.
       um das eine große Ziel, Forschung zu betreiben, die den               Inzwischen ist die dritte Evaluierungsrunde der POF abge-
       Weg in die Zukunft weist.                                             schlossen, die im Frühjahr 2013 für die Programme der
                                                                             ­Forschungsbereiche Erde und Umwelt, Gesundheit sowie
       Die strategische Forschung steht auf dem Prüfstand                    Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr startete. Im Oktober 2013
       Wir sollten stets prüfen, ob unsere Forschungsinfrastruk-             hat der Senat eine Förderung der drei oben genannten For-
       turen, allen voran unsere Großgeräte, geeignet sind, um               schungsbereiche von insgesamt 6,16 Milliarden Euro für den
       den drängendsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen              Zeitraum von 2014 bis 2018 beschlossen. Im Frühjahr 2014
       Herausforderungen zu begegnen. Wie schneidet unsere                   folgte die Begutachtung der übrigen drei Forschungsbereiche
       Forschung im internationalen Vergleich ab? Gewinnen wir               Energie, Schlüsseltechnologien und Struktur der Materie. Viele
       die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und wie               von Helmholtz betriebene Großgeräte waren involviert, wie zum
       gut gelingt es uns, sie zu halten? Bei der Beantwortung               Beispiel Synchrotrons, Teilchenbeschleuniger und Fusionsreak-
       dieser Fragen haben uns in den Jahren 2013 und 2014 ins-              toren. Der Senat hat nun beschlossen, diese Forschungsbe­
       gesamt 419 international ausgewiesene und unabhängige                  reiche von 2015 bis 2019 mit insgesamt 6,63 Milliarden Euro
       Experten geholfen, allein 318 davon aus dem Ausland,                   zu finanzieren. In beiden Begutachtungsrunden bescheinigten
       in einem Verfahren, das die Forschungsaktivitäten der                  die Gutachter der Helmholtz-Forschung eine hohe strategi-
       Helmholtz-Gemeinschaft regelmäßig alle fünf Jahre auf den              sche Relevanz für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
       Prüfstand stellt. Wir nennen dieses Verfahren die POF –                sowie eine herausragende wissenschaftliche Qualität.

Ausgewählte Highlights aus dem Berichtszeitraum:

       14.01.2013         15.01.2013           28.01.2013            07.02.2013                 11.03.2013            06.06.2013            18.06.2013
2013

       Helmholtz-         Helmholtz Inter-     EU fördert Human      Beginn der 3. Runde        Wanderausstellung     Aufbau des            Berliner Institut
       Gemeinschaft       national Research    Brain Project als     der Begutachtung           Ideen 2020 – Ein      Helmholtz-Instituts   für Gesundheits-
       gründet 100.       Groups: Helmholtz-   Flaggschiff-Projekt   der Forschungspro-         Rundgang durch        Erlangen-Nürnberg     forschung (BIG)
       Virtuelles         Gemeinschaft         in der Helmholtz-     gramme durch 200           die Welt von morgen   für Erneuerbare       von MDC und
       Institut           fördert mit neuem    Gemeinschaft          internationale Expertin-   in Berlin eröffnet    Energien startet      Charité eröffnet
                          Programm                                   nen und Experten

                                                                                                                                                  07
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
Nach gut zehn Jahren und drei Begutachtungsrunden steht           Anfang 2014 haben der Bund und das Land Hessen in einer
  nun auch das Instrument der Programmorientierten Förde-           Vereinbarung beschlossen, ein „Internationales Helmholtz-
  rung selbst auf dem Prüfstand. Im Frühjahr 2014 hat eine          Zentrum Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR)“ zu
  vom Wissenschaftsrat eingesetzte Arbeitsgruppe mit der            bilden. Dazu sollen die GSI Helmholtzzentrum für Schwer-
  Evaluation begonnen. Ziel ist es, die strategische Hand-          ionenforschung GmbH und die FAIR GmbH möglichst rasch
  lungsfähigkeit der Helmholtz-Gemeinschaft vor dem Hinter-         zu einer gemeinsamen Gesellschaft fusionieren.
  grund des sich weiterentwickelnden Wissenschaftssystems
  sicherzustellen. Zugleich geht die Arbeitsgruppe der Frage        Die Gemeinschaft baut ihre Kooperationen weiter aus
  nach, welche Rolle die Helmholtz-Gemeinschaft in einer            Die Helmholtz-Gemeinschaft wirkt durch ihre zahlreichen
  zunehmend vernetzten europäischen und internationalen             Kooperationen in unterschiedlicher Form mit anderen Part-
  Wissenschaftslandschaft zukünftig spielen wird. Um diese          nern im Wissenschaftssystem zusammen, national wie inter-
  Fragen zu beantworten, überprüft der Wissenschaftsrat das         national: Die Forschungsinfrastrukturen stehen der weltweiten
  Verfahren der Programmorientierten Förderung einschließ-          Wissenschaftlergemeinde zur Nutzung offen. So haben im
  lich ihrer Governance-Strukturen, Instrumente und Prozess-        Jahr 2013 mehr als 2600 Gastwissenschaftler aus dem
  abläufe in Bezug auf Effektivität und Effizienz. Im Herbst        Ausland an den Helmholtz-Zentren geforscht. Nach dem
  2015 wird er Empfehlungen geben, wie die Mittelvergabe            Grundsatzbeschluss des Senats und positiver Begutachtung
  bei Helmholtz unter den jetzigen Bedingungen und Be-              wurde im Juni 2014 in Münster ein neues Helmholtz-Institut
  dürfnissen des Wissenschaftssystems noch verbessert               eingeweiht. Als eine Kooperation des Forschungszentrums
  werden kann.                                                      Jülich, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und
                                                                    der RWTH Aachen wird sich das Helmholtz-Institut Münster
  Alleinstellungsmerkmal große Forschungsinfrastrukturen            for Ionics in Energy Storage (HI MS) der Batterieforschung
  Es ist ein Alleinstellungsmerkmal der Helmholtz-Gemein-           widmen. Helmholtz unterstützt das Vorhaben mit 5,5 Millio-
  schaft, moderne und teilweise einzigartige Großgeräte zu          nen Euro jährlich, das Land Nordrhein-Westfalen wird bis
  entwickeln, zu betreiben und der internationalen Wissen-          2018 zusätzlich insgesamt elf Millionen Euro investieren. Der
  schaftsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Als Teil des        Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung von Elektrolyten
  Nationalen Roadmap-Pilotprozesses des Bundesministeri-            und ihrem ionischen Verhalten und ist komplementär zur
  ums für Bildung und Forschung erarbeitet Helmholtz ein            Forschung am Helmholtz-Institut Ulm für Elektrochemische
  Eckpunktepapier für zukünftige Prozesse zu Priorisierung,         Energiespeicher aufgestellt. Mit dieser Ausrichtung wollen
  Planung, Bau und Betrieb internationaler Forschungsinfra-         wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Außer-
  strukturen. Wichtige Punkte darin sind unter anderem die          dem konnte im Berichtszeitraum gleich an drei Helmholtz-
  Transparenz und Verbindlichkeit bezüglich der von den             Instituten Richtfest gefeiert werden: Die Helmholtz-Institute
  Zentren zu tragenden Risiken, die Sicherstellung einer            in Ulm, Saarbrücken und Mainz, jeweils in Kooperation mit
  angemessenen Balance zwischen Bau und Betrieb von                 mindestens einer Universität gegründet, haben neue Gebäu-
  Großgeräten und der Forschung in Programmen sowie die             de erhalten.
  Verantwortung der Zentren und der Gemeinschaft bei der            Im März 2014 starteten die ersten drei großen Forschungs-
  Planung und Steuerung solcher Großprojekte. Darüber               vorhaben am neuen Berliner Institut für Gesundheitsfor-
  hinaus behandelt das Papier die Frage, wie zukünftig alle         schung, einem gemeinsamen Forschungsraum des Max-
  wesentlichen Organisationen im deutschen Wissenschafts-           Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-
  system an der Entwicklung einer Nationalen Roadmap                Gemeinschaft und der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
  beteiligt werden können.                                          In den ersten Jahren unterstützt Helmholtz das Berliner

22.06.2013          30.09.2013          07.10.2013          11.10.2013            22.10.2013             09.12.2013              09.12.2013
Helmholtz fördert   Helmholtz fördert   Helmholtz wählt     Jubiläum in China:    Erfolgreiche Begut­    Starthilfe für markt-   Zweite Innovation
15 internationale   fünf deutsch-       drei Forschungs-    10 Jahre Helmholtz-   achtung des            reife Forschung:        Days der führen-
Forschergruppen     chinesische For-    projekte für eine   Büro Peking           geplanten Helmholtz-   Helmholtz unter-        den deutschen
„Helmholtz Inter-   schungsprojekte     wirtschaftliche                           Instituts Münster      stützt vier Firmen-     Forschungsorga-
national Research                       ­Verwertung aus                                                  ausgründungen           nisationen mit
Groups“                                                                                                                          der Wirtschaft

  08
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
„DAS WERTVOLLSTE KAPITAL EINER
                             WISSENSCHAFTSORGANISATION SIND
                               QUALIFIZIERTE UND ENGAGIERTE
                          MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER.“
                                                          Jürgen Mlynek

       Institut für Gesundheitsforschung mit insgesamt 45 Millionen              Das politische Umfeld muss stimmen
       Euro. Auch die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung,                Im Dezember 2012 wurde das Wissenschaftsfreiheitsgesetz
       an denen Helmholtz maßgeblich beteiligt ist, werden weiter                verabschiedet. Es räumt den Wissenschaftsorganisationen
       ausgebaut. Allein im Jahr 2013 haben Bund und Länder                      größere Spielräume bei Budget- und Personalentscheidungen
       77 Millionen Euro investiert, der vorläufige Endausbau soll               sowie bei Beteiligungs- und Bauvorhaben ein. So sorgt es
       bis zum Jahr 2015 erreicht sein.                                          für Bürokratieabbau und vergrößert den Handlungsspielraum
                                                                                 der Organisationen. Ferner hat die Helmholtz-Gemeinschaft
       Die Menschen sind unser Kapital                                           im Berichtszeitraum mit den Vorständen ihrer Mitgliedszen-
       Ein strategischer Schwerpunkt für die Helmholtz-Gemein-                   tren die Vorbereitungen zur Einführung von variablen Ver­
       schaft ist das Talentmanagement, denn für eine Wissen-                    gütungskomponenten auf der Basis von Zielvereinbarungen
       schaftsorganisation sind die geeigneten Mitarbeiterinnen                  vorangetrieben. Personalausschüsse der Aufsichtsgremien
       und Mitarbeiter ihr wertvollstes Kapital. Durch verschiedene              der Zentren passen nun die Zielvereinbarungen zentrenspe-
       Initiativen, unter anderem zur Nachwuchsförderung, entwi-                 zifisch an und behalten auch übergeordnete Gemeinschafts-
       ckelt Helmholtz ihr Potenzial beständig weiter. Die 2007                  ziele im Blick.
       gegründete Helmholtz-Akademie für Führungskräfte wird                     In der laufenden Legislaturperiode sind insgesamt neun
       weiter ausgebaut und lehrt die nötigen Managementtechni-                  Milliarden Euro zusätzlich für Wissenschaft und Bildung
       ken, um die eigenen Ressourcen wirksam einzusetzen. Zu                    vorgesehen, allein drei Milliarden davon für die Forschung.
       den Kerninhalten gehören Strategiearbeit, die Organisation                Der Pakt für Forschung und Innovation mit einer fünfjährigen
       von Strukturen und Prozessen und die Mitarbeiterführung.                  Laufzeit wird in einer dritten Phase fortgesetzt – allerdings mit
       Auch die 2011 gestartete Rekrutierungsinitiative zur Gewin-               nur noch drei Prozent jährlichem Aufwuchs für die außeruni-
       nung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissen-                      versitären Forschungseinrichtungen statt der bisherigen fünf
       schaftler trägt wesentlich dazu bei, die geeignetsten Mitar-              Prozent, da der Bund die Aufwüchse nun allein ohne Beteili-
       beiterinnen und Mitarbeiter zu Helmholtz zu holen. Im                     gung der Länder tragen wird. Wenn die von der Großen Koali-
       Rahmen dieser Initiative wird eine Quote von mindestens                   tion angekündigte Aufhebung des Kooperationsverbots für
       30 Prozent Frauen angestrebt, die bislang übererfüllt werden              die Wissenschaft endlich umgesetzt wird, wird es in Zukunft
       konnte. Insgesamt stellt die Helmholtz-Gemeinschaft pro                   einfacher, neue Formen der Zusammenarbeit zwischen außer-
       Jahr ein Budget von 24 Millionen Euro für die Rekrutierungs-              universitärer und universitärer Forschung zu realisieren. So
       initiative bereit. Um den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu            können auch dauerhaft Bundesgelder an die unterfinanzierten
       stärken, betreibt Helmholtz außerdem das W2/W3-Programm                   Hochschulen fließen und die Nachwuchssicherung stärken.
       für exzellente Wissenschaftlerinnen. Aus Mitteln des Impuls-
       und Vernetzungsfonds können pro Jahr mindestens fünf                      Dieser kurze Bericht soll eines zeigen: Die Helmholtz-­
       W2/W3-Positionen neu gefördert werden. Und auch bei den                   Gemeinschaft befindet sich in einem ständigen Aufbruch.
       Jüngsten setzt das Talentmanagement an: Die Stiftung                      So, wie die Welt um sie herum sich wandelt und immer
       „Haus der kleinen Forscher“ erreicht inzwischen mehr als                  neue Herausforderungen entstehen, so wandelt sich auch
       230 lokale Netzwerkpartner mit ihren Strukturen und Ange-                 Helmholtz. Für uns ist Veränderung ein ständiger Ansporn.
       boten – das sind etwa 26.500 Kitas, Horte und Grundschulen.               Wer sich die Lösung großer gesellschaftlicher Probleme
       Die mittlerweile rund 30 Schülerlabore an Helmholtz-Zentren               zum Ziel setzt, der braucht einen langen Atem auf dem
       und kooperierenden Universitäten zählen pro Jahr etwa                     schrittweisen Weg zum Erfolg. Ich bin davon überzeugt,
       65.000 Schüler, dazu kommen mehrere hundert Studierende                   dass die Helmholtz-Gemeinschaft weiterhin die in sie ge-
       und über 2000 Lehrkräfte in Fortbildungen.                                setzten hohen Erwartungen erfüllen wird.

       12.03.2014          11.04.2014              23.04.2014             09.05.2014           10.06.2014            27.06.2014           29.08.2014
2014

       Rainer Waser        Signal für Fachkräfte   50 Jahre Deutsches     5 Jahre Deutsches    Gründung des          Acht herausra-       DESY legt
       vom Forschungs-     aus der Forschung:      Krebsforschungs­       Zentrum für Neuro-   Helmholtz-Instituts   gende Wissen-        Grundstein für
       zentrum Jülich      Verleihung des          zentrum: Bundes-       degenerative         Münster als Kom-      schaftler erhalten   weltweit einzig-
       ­erhält Leibniz-    1. Helmholtz-DKB-       kanzlerin Merkel       Erkrankungen         petenzzentrum für     „Helmholtz           artiges Infekti-
        Preis 2014         Ausbildungspreises      war Ehrengast in       (DZNE)               Batterieforschung     International        onsforschungs-
                                                   Heidelberg                                                        ­Fellow Award“       zentrum

                                                                                                                                                 09
HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
PAKT FÜR FORSCHUNG UND INNOVATION

Der Pakt für Forschung und Innovation garantiert der Helmholtz-Gemeinschaft und
den übrigen außeruniversitären Forschungsorganisationen bis 2015 ein Budget mit
einem jährlichen Aufwuchs von fünf Prozent. Bund und Länder haben mit dieser
gemeinsamen Kraftanstrengung hervorragende Entwicklungsbedingungen für die
am Pakt beteiligten Forschungsorganisationen geschaffen. Wie der Pakt durch
Helmholtz erfüllt wird, zeigt der Bericht auf den folgenden Seiten.

Neue Forschungsbereiche mit strategischer Bedeutung           zu etablieren, von zeitlich befristeten Netzwerken, in denen
Die Arbeit der Helmholtz-Gemeinschaft ist der Aufgabe         räumlich verteilte Partner ein gemeinsames Projektziel
gewidmet, Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz zu        verfolgen, bis zu auf Dauer angelegten Strukturen wie den
betreiben und den großen Herausforderungen von Gesell-        Helmholtz-Instituten. Letztere sind Außenstellen von Helm-
schaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu begegnen. Im Sinne     holtz-Zentren auf dem Campus einer Partneruniversität. Der
dieser Ziele überprüft die Gemeinschaft systematisch in       Pakt ermöglicht es, derartige neue Strukturen gezielt zu
einem fünfjährigen Rhythmus ihr Portfolio an Forschungsthe-   fördern. Die Partneruniversitäten profitieren über die Förde-
men, die im Rahmen der Programmorientierten Förderung         rung gemeinsamer Projekte von den Paktmitteln der Helm-
grundständig finanziert werden. Die daraus abgeleitete neue   holtz-Gemeinschaft. Starthilfe für Initiativen zur Netzwerkbil-
Programmstruktur ist auch Ergebnis eines umfassend ange-      dung leistet in vielen Fällen der Impuls- und Vernetzungsfonds
legten Prozesses zur Themenplanung in allen Forschungs-       der Helmholtz-Gemeinschaft mit seinen Förderinstrumenten.
bereichen der Helmholtz-Gemeinschaft, der bereits 2010        In den Helmholtz-Allianzen und den Virtuellen Instituten
begonnen wurde. 16 dieser neuen Themen konnten mit            bündeln die Helmholtz-Zentren mit Universitäten und außer-
Forschungsmitteln aus dem Pakt für Forschung und Innova-      universitären Partnern ihre Kompetenz, um in strategisch
tion ausgestattet werden, um sie bereits vor Beginn der       wichtigen Forschungsfragen rasch Fortschritte und interna-
neuen Programmperiode 2014/15 zu bearbeiten.                  tionale Sichtbarkeit zu erreichen. 2013 haben zwei neue
                                                              Allianzen ihre Arbeit aufgenommen: die Energie-Allianz
Kompetenzen bündeln durch Vernetzung                          „Technologien für das zukünftige Energienetz“, gefördert mit
im Wissenschaftssystem                                        3,2 Millionen Euro für zwei Jahre, und die Allianz „Preclinical
Wissenschaft lebt von Austausch und Zusammenarbeit. Die       Comprehensive Cancer Center“ mit einem Fördervolumen
Helmholtz-Gemeinschaft hat die durch den Pakt für For-        von fünf Millionen Euro für vier Jahre. Die Virtuellen Institute
schung und Innovation verfügbaren Mittel insbesondere         sind im Vergleich zu den Helmholtz-Allianzen kleinere Ver-
genutzt, um ein breites Spektrum von Kooperationsformen       bünde, die flexibel angelegt sind und genutzt werden sollen,

10
499 gemeinsam berufene
                                           Professorinnen und Professoren
                                     6.789 an Helmholtz-Zentren betreute
                                           Doktoranden
                                        95 Graduiertenkollegs und -schulen
                                           (inkl. Exzellenzinitiative)
                                       110 Helmholtz-Virtuelle Institute
                                         6 Helmholtz-Institute
   HELMHOLTZ                            15 Helmholtz-Allianzen
                                                                                      UNIVERSITÄTEN
                                         5 Helmholtz-Energie-Allianzen
                                        19 Exzellenzcluster
                                           (2. Runde Exzellenzinitiative)
                                         8 Zukunftskonzepte
                                           (2. Runde Exzellenzinitiative)                               Helmholtz und
                                         2 Kooperationsmodelle:                                         die Universitäten:
                                           JARA und BIG                                                 Vernetzung über
                                         1 Institutionelle Fusion: KIT                                  Köpfe, Projekte
                                                                                                        und Institutionen
                                                                                                        (Berichtsjahr 2013)

um spezifische Forschungsthemen gemeinsam mit universi-             Fellow Award richtet sich an herausragende Forscherinnen
tären Partnern aufzugreifen und internationale Kompetenzen          und Forscher, aber auch an Wissenschaftsmanager aus dem
einzubeziehen. Sie werden mit jährlich bis zu 600.000 Euro          Ausland, die sich durch ihre Arbeit auf Helmholtz-relevanten
über drei bis fünf Jahre aus dem Impuls- und Vernetzungs-           Gebieten hervorgetan haben. Neben dem Preisgeld von
fonds gefördert. Dazu kommen Eigenmittel der Zentren, so            jeweils 20.000 Euro erhalten die Forscher eine Einladung zu
dass die Forschungsvorhaben insgesamt mit bis zu 900.000            flexiblen Forschungsaufenthalten an einem oder mehreren
Euro jährlich finanziert werden können. Die Vernetzung im           Helmholtz-Zentren und zu Gesprächen im Rahmen der
Wissenschaftssystem bleibt somit ein Kernelement der                Helmholtz-Akademie. Insgesamt wurden bislang 36 Persön-
Helmholtz-Strategie. Jüngstes Beispiel für eine regionale Nachwuchs-lichkeiten mit dem Award ausgezeichnet.
         Doktorandinnen
Schwerpunktbildung      durch die Postdoktorandinnen
                                    Zusammenführung der gruppenleiterinnen                   Professorinnen
Spitzenforschung von Helmholtz-Zentren und Hochschulen              Die Besten gewinnen und fördern: Talentmanagement
ist das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG).           Forschungsorganisationen leben in besonderer Weise von
  Ist-Frauenanteil von         58% Frauenquote im                   der Kreativität und
                                                          41% Frauenquote             64%Qualität ihrer Mitarbeiter. Die Besten zu
                                                                                           Frauenanteil
  36% Impulse durch internationale
Neue                           Förderprogramm
                                         Vernetzung       bei der Auswahlrunde        an der gesamten
                                                                    gewinnen, zu entwickeln    und zu halten sind prioritäre Ziele
Zahlreiche Helmholtz-Verbünde  bei der
                                   sindAuswahlrunde       2013
                                        international angelegt.                       Rekrutierungsinitiative
                                                                    der Helmholtz-Gemeinschaft.     Helmholtz widmet daher
                               2013                                                   2011 - 2013
Das gilt auch für etliche der Helmholtz-Allianzen und Virtuel-      einen Teil des Aufwuchses aus dem Pakt für Forschung und
len Institute. Zuletzt wurde das Portfolio an Fördermöglich-        Innovation dezidiert der Gewinnung von Spitzenforschern,
keiten sowohl um die Möglichkeit zur Förderung von For-             vor allem aber von Spitzenforscherinnen. Für die Zeit von
schungsverbünden als auch mit dem Helmholtz International 2013 bis 2017 stehen 102 Millionen Euro für diesen Zweck
Fellow Award um ein personenbezogenes Förderinstrument              zur Verfügung.
ergänzt. Mit dem neuen Instrument der Helmholtz Interna-            Die Helmholtz-Gemeinschaft hat sich für den wissenschaft-
tional Research Groups unterstützt die Helmholtz-Gemein-            lichen Bereich ein festes Zielquotensystem nach dem
schaft die Zusammenarbeit zwischen ihren Zentren und                Kaskadenmodell gegeben. Dadurch sollen auch jenseits der
ausländischen Forschungseinrichtungen. Dabei wird insbe-            Rekrutierungsinitiative mehr Frauen für Führungspositionen
sondere jungen Forschern die Möglichkeit gegeben, erste             gewonnen werden. Dabei orientiert sich die Zielquote der
Erfahrungen mit internationaler Kooperation zu sammeln.             Beteiligung von Frauen auf einer Karrierestufe am Frauen-
Die Helmholtz International Research Groups etablieren              anteil der jeweils vorausgehenden Stufe. Mit dieser Kombi-
gemeinsame Forschergruppen mit ausländischen Partner-               nation aus klaren Zielsetzungen und erweiterten Kapazitä-
Einrichtungen. Sie werden zunächst für drei Jahre mit bis zu        ten geht Helmholtz den Weg zu einer stärkeren Beteiligung
50.000 Euro jährlich aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds           von Wissenschaftlerinnen konsequent weiter.
gefördert. Die ausländischen Partnereinrichtungen finanzie-         Ergänzend zur Rekrutierung von Spitzenforschern wurde die
ren die Kooperationen in gleicher Höhe. Helmholtz hat 2013          Nachwuchsförderung weiter ausgebaut. Neben der möglichst
im Rahmen eines Pilotprojektes insgesamt 15 internationale          flächendeckenden Etablierung der strukturierten Graduier-
Forschergruppen ausgewählt. Der Helmholtz International             tenausbildung an den Zentren durch die Förderung von

                                                                                                                                11
Mehr Frauen in Führungspositionen
durch Förderung entlang der Talentkette

                                                                 Nachwuchs-
       Doktorandinnen              Postdoktorandinnen                                           Professorinnen
                                                                 gruppenleiterinnen

 Ist-Frauenanteil von          58% Frauenquote im           41% Frauenquote               64% Frauenanteil
 36%                           Förderprogramm               bei der Auswahlrunde          an der gesamten
                               bei der Auswahlrunde         2013                          Rekrutierungsinitiative
                               2013                                                       2011 - 2013
                                                                                                                    Förderinstrumente des Impuls-
                                                                                                                    und Vernetzungsfonds für
                                                                                                                    Wissenschaftlerinnen nach der
                                                                                                                    Promotion im Kaskadenmodell.
Begutachtungen: Quote an Gutachterinnen beträgt in allen Mittelvergabe-Wettbewerben mindestens 30 Prozent           Um die Zielquoten zu erreichen,
                                                                                                                    reagiert die Helmholtz-Gemein-
                                                                                                                    schaft mit diesem Modell auf das
                                                                                                                    Phänomen des sinkenden Anteils
                                                                                                                    von Frauen im Karriereverlauf.

Graduiertenschulen und -kollegs und dem sehr gut etablier-               Helmholtz-Validierungsfonds und Helmholtz Enterprise.
ten Förderinstrument der Helmholtz-Nachwuchsgruppen                      Der 2011 etablierte Validierungsfonds hat mittlerweile 15
wurde 2013 zum zweiten Mal das Helmholtz-Postdoktoran-                   Projekte ausgewählt, die vielversprechende Technologien
denprogramm ausgeschrieben. Die 19 für die Förderung                     bis zur Kommerzialisierbarkeit weiterentwickeln. In einigen
ausgewählten Kandidaten erhalten bis zu 300.000 Euro für                 Fällen ist dies bereits gelungen: Die Lizenzeinnahmen eines
zwei bis drei Jahre, um sich in ihrem Forschungsgebiet zu                Validierungsprojekts am Deutschen Zentrum für Luft- und
etablieren. Dank des Pakts für Forschung und Innovation ist              Raumfahrt (DLR) in Millionenhöhe haben maßgeblich zu den
ein abgerundetes Förderportfolio entstanden, das alle                    Erträgen für Lizenzen und Optionen in 2013 beigetragen.
wesentlichen Stufen der Talentkette abdeckt – vom Dokto-                 Eine externe Evaluation des Validierungsfonds im Juni 2014
randen bis zur Professorin. Dabei verfolgt Helmholtz auf                 hat die Erfolge sowie die professionelle Umsetzung des
jeder Karrierestufe eine Doppelstrategie: durch zusätzliche              Konzepts bestätigt und seine Weiterführung empfohlen.
Kapazitäten den Besten eine Perspektive zu geben – und                   Auch das zweite Förderinstrument, Helmholtz Enterprise,
sie kontinuierlich weiter zu qualifizieren. Dazu dienen insbe-           trägt zur erfreulichen Bilanz im Technologietransfer bei:
sondere die Helmholtz-Akademie für Führungskräfte und                    Die Zahl der Ausgründungen hat mit 19 im Jahr 2013 einen
die Helmholtz-Mentoring-Programme. Im Rahmen eines                       Höchstwert erreicht. Seit 2005 sind 99 Unternehmen
Alumni-Konzepts unter dem Titel „Helmholtz & Friends“                    ausgegründet worden. Im selben Zeitraum wurden 83
wird zudem die nachhaltige Vernetzung der Akademieteil-                  Gründungsprojekte durch Helmholtz Enterprise gefördert,
nehmer Ausgangspunkt für ein Kontaktnetzwerk aktueller                   aus denen 57 Unternehmen gegründet wurden. Über die
und ehemaliger Helmholtz-Führungskräfte sein.                            Hälfte aller Helmholtz-Gründungen hat somit zuvor eine
                                                                         Ausgründungsunterstützung durch Helmholtz Enterprise
Technologietransfer ermöglicht Wertschöpfung                             erhalten.
und Innovation                                                           2013 wurden die Innovation Days als Austauschplattform
Die Aktivitäten für einen erfolgreichen Technologietransfer              zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fortgeführt und
wurden im Jahr 2013 weiter verstärkt. In Abstimmung mit                  federführend von Helmholtz organisiert. Insgesamt nahmen
den Mitgliedszentren hat die Helmholtz-Gemeinschaft ein                  250 Experten aus Forschung, Industrie und der Finanzie-
Eckpunktepapier zur strategischen Weiterentwicklung des                  rungsbranche teil, um die besten Technologien und Grün-
Technologietransfers erarbeitet, das die Mitgliederver-                  dungsideen der vier großen außeruniversitären Forschungs-
sammlung im April 2014 verabschiedet hat. Darin werden                   organisationen kennenzulernen und Partnering-Meetings
Maßnahmenpakete definiert, die zum Beispiel über Kultur                  durchzuführen. Ergänzend dazu hat die Helmholtz-Gemein-
und Anreize noch mehr Potenziale für die Verwertung                      schaft ihr Format Research Day weiterentwickelt und mit
erschließen werden. Die bisherigen Instrumente wurden                    der Bayer AG sowie der Robert Bosch GmbH zwei dieser
fortgeführt: das Modellvorhaben Shared Services zur Pro-                 Open Innovation-Events realisiert, um Technologien der
fessionalisierung und gegenseitigen Unterstützung der                    Helmholtz-Zentren vorzustellen und gemeinsame Forschungs-
Transferstellen der Zentren sowie die Förderprogramme                    projekte zu identifizieren.

12
DRITTE RUNDE DER
PROGRAMMORIENTIERTEN FÖRDERUNG

Im Rahmen der Programmorientierten Förderung werden alle fünf Jahre die wissen-
schaftlich-strategische Ausrichtung der Forschung und die damit verbundene Grund-
finanzierung auf den Prüfstand gestellt. Hierzu bündelt die Helmholtz-Gemeinschaft
ihre Forschungsaktivitäten in strategischen, zumeist zentrumsübergreifenden
Programmen, die durch renommierte Experten aus aller Welt begutachtet werden.
Im Jahr 2013 wurden die Programme in den Forschungsbereichen Erde und Umwelt,
Gesundheit sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr evaluiert; dieses Jahr folgten
die Forschungsbereiche Energie, Schlüsseltechnologien und Struktur der Materie.

Für die dritte Programmperiode wurde das Begutachtungs-        der wissenschaftlichen Qualität bezieht die Kompetenz, die
verfahren im Hinblick auf die Mission geschärft und an ak-     Originalität sowie das Innovationspotenzial neuer Technolo-
tuelle Erfordernisse angepasst. Ein wesentlicher Punkt ist     gien und Entwicklungen mit ein. Die Bewertung der strategi-
die stärkere Trennung der strategischen Programme und des      schen Relevanz konzentriert sich vor allem auf die Themen-
Betriebs großer Forschungsinfrastrukturen – darunter Pho-      auswahl, die kohärente Zusammensetzung und Abstimmung
tonen- und Neutronenquellen für Materialforschung sowie        von Kompetenzen, Inhalten und Prozessen sowie das Pro-
Forschungsschiffe –, die mehrheitlich von externen Wissen-     gramm-Management insgesamt. Zur Bewertung der Program-
schaftlern genutzt werden. Bei Forschungsinfrastrukturen       me werden ferner die Beiträge zu den Zielen im Rahmen des
spielen, neben Fragen nach dem wissenschaftlichen Gesamt-      Pakts für Forschung und Innovation berücksichtigt. Dazu
konzept, der bislang erbrachten wissenschaftlichen Leistung    zählen neben der allgemeinen Kooperationskultur auch neu-
und der technischen Ausstattung, vor allem Life-Cycle-Ana-     artige Modelle vor allem mit universitären Partnern. Beiträge
lysen und das Nutzermanagement eine wichtige Rolle. Die        zur Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nach-
Begutachtungen verliefen äußerst positiv und erbrachten im     wuchses und der Transfer von Ergebnissen in Wirtschaft und
Hinblick auf die zukünftige Nutzung eine Reihe sehr wertvol-   Gesellschaft ziehen die Gutachter genauso hinzu. Schließlich
ler Hinweise. Auf dieser Basis erhalten die Zentren für den    ermöglichen es Querschnittsaktivitäten, Beiträge zu pro-
Betrieb der positiv evaluierten Forschungsinfrastrukturen      gramm-, vielfach sogar forschungsbereichsübergreifenden
eine auskömmliche Finanzierung, die auch die absehbaren        Forschungsfeldern zu bündeln und aufeinander abzustimmen.
Preissteigerungen berücksichtigt.                              Dazu gehören die Forschungsfragen zu großen Datenmengen
                                                               ebenso wie Bioökonomie, Elektromobilität und Sicherheits-
Die wichtigste Frage: Are we doing the right things –          forschung. Diese Querschnittsaktivitäten sind für die Helm-
and are we doing them right?                                   holtz-Gemeinschaft von besonderer Bedeutung, da die großen
Für die Begutachtung der Forschungsthemen in den Pro-          Zukunftsherausforderungen, die ganzheitliche Lösungen er-
grammen stehen zwei Aspekte im Fokus: die wissenschaft-        fordern, ohne inter- und transdisziplinäre Ansätze nicht ange-
liche Qualität und die strategische Relevanz. Die Bewertung    messen adressiert werden können.

                                                                                                                          13
Das wichtigste Ziel: Today we are good –                         und in der Pflanzenforschung für eine Welt mit mehr als sie-
tomorrow we are better!                                          ben Milliarden Menschen. Mit den Begutachtungen wurde die
Insgesamt wurden 17 Programme und 13 große Forschungs-           Strategie des Forschungsbereichs begrüßt, die Aktivitäten
infrastrukturen evaluiert. Die Begutachtungen fanden zwi-        breiter aufzustellen und in den drei Säulen Informationstech-
schen Januar und April 2014 im Rahmen eines internationa-        nologien, Materialwissenschaften und Lebenswissenschaften
len Peer-Review-Verfahrens und unter Beteiligung von 59          zu bündeln.
Gutachterinnen und 163 Gutachtern statt, zumeist von einer       Der Forschungsbereich Struktur der Materie wird mit neuem
ausländischen Forschungseinrichtung. Die Begutachtungser-        Namen „Materie“ und stark veränderter Programmstruktur in
gebnisse bilden die Basis für die Auflagen und Empfehlungen      die neue Programmperiode gehen. Die Begutachtungen be-
für die Programme und die daran beteiligten Zentren. Hierzu      stätigten die neue Aufstellung, insbesondere die Bündelung
zählen inhaltliche Aspekte hinsichtlich der Optimierung der      der Aktivitäten zu den klein(st)en Bausteinen jenseits des
Forschungsthemen und ihrer Bearbeitung ebenso wie die            Atoms sowie ein eigenständiges Programm, das sich der für
finanzielle Ausstattung. Der Helmholtz-Senat verfolgt die Ent-   große Experimente notwendigen Technologieforschung zu Be-
wicklung der Forschungsprogramme und dabei insbesondere          schleunigern und Detektoren widmen wird. Die Forschung im
die Umsetzung der strategischen Empfehlungen.                    Bereich Struktur der Materie ist eng verbunden mit Großgerä-
Die Begutachtungen bescheinigen allen Programmen eine            ten, insbesondere den von Helmholtz betriebenen Photonen-,
sehr hohe, in manchen Fällen weltweit einmalige wissen-          Neutronen- und Ionenquellen. Die Einzigartigkeit der Geräte
schaftliche Qualität und Leistungskraft. Im Forschungs-          und ihrer Kombination bei Helmholtz wurde hervorgehoben –
bereich Energie wurde die Neuaufstellung der Programme           dazu zählen die sich im Betrieb befindlichen Anlagen FLASH
begrüßt: Fünf Programme, darunter zwei übergreifend mit          und BER ebenso wie die internationalen Großgeräte XFEL und
dem Forschungsbereich Schlüsseltechnologien, adressieren         FAIR, die während der Programmperiode an den Helmholtz-
Themen, die im Rahmen der Energiewende von besonderer            Zentren DESY und GSI weiter aufgebaut werden.
Bedeutung sind. Dazu zählen erneuerbare Energien, Energie-
effizienz und Speicher ebenso wie die damit verbundenen          Querschnittsaktivitäten für die großen
Fragen für Wirtschaft und Gesellschaft. Zur Bündelung der        Herausforderungen der Gesellschaft
Ergebnisse der einzelnen Programme und zur Verstärkung           Viele Forschungsthemen machen nicht an den Programm-
der Zusammenarbeit wird der Forschungsbereich eine pro-          grenzen halt. Bioenergie ist sowohl im Kontext erneuerba-
grammübergreifende Initiative „Energiesystem 2050“ starten.      rer Energien als auch in der nachhaltigen Bioökonomie von
Für das Gesamtsystem wichtig ist auch die Fusionsforschung,      besonderer Bedeutung. Ebenso müssen Energiespeicher im
die künftig Kohle und Gas als Grundlast ersetzen soll, und die   Zusammenhang mit der Energiewende sowie der Mobilität be-
nukleare Sicherheitsforschung.                                   trachtet werden. Die Begutachtung bestätigte die Helmholtz-
Große Fortschritte und international einmalige Aktivitäten       Gemeinschaft darin, Beiträge der Programme zu programm-
sind auch im Forschungsbereich Schlüsseltechnologien zu          und forschungsbereichsübergreifenden Forschungsfeldern in
verzeichnen. Hierzu zählen vor allem die Aktivitäten in den      fünf Querschnittsverbünden und 13 Querschnittsthemen zu
Feldern Nanosysteme, Supercomputing und Big Data. Das            bündeln. Das Zusammenspiel zwischen den Programmen und
Vorhaben, Neurowissenschaften und Computing für ein bes-         Querschnittsaktivitäten wird eine der Herausforderungen für
seres Verständnis des menschlichen Gehirns eng aneinan-          die neue Programmperiode sein.
der zu führen – wie es auch im europäischen Human Brain          Insgesamt verliefen die Begutachtungen für die dritte
Project verfolgt wird, zu dem enge Bindungen bestehen –,         Programmperiode sehr erfolgreich und geben der Helm-
wurde ebenfalls sehr positiv gesehen. Dieses Vorhaben ist        holtz-Gemeinschaft Rückenwind für die Ausrichtung ihrer
Teil der Strategie des Forschungsbereichs, die Erforschung       Forschung. Gleichzeitig brachten sie eine Vielzahl an Ergeb-
von generischen Technologien stärker mit Anwendungen in          nissen, die für die weiteren strategischen Planungen wichtig
den Lebenswissenschaften zu verbinden, beispielsweise bei        sind und es ermöglichen, die Programme kontinuierlich zu
degenerativen Erkrankungen, in der regenerativen Medizin         verbessern.

14
WISSENSCHAFTLICHE PREISE
UND AUSZEICHNUNGEN

ERWIN-SCHRÖDINGER-PREIS 2014
Ein einzelnes Molekül kann Hoffnungsträger für Millionen
Menschen werden: Matthias Tschöp, Brian Finan, Kerstin
Stemmer (alle Helmholtz Zentrum München) und Richard
DiMarchi (Indiana University, USA) haben zwei Hormone,
die im Darm gebildet werden, zu einem einzigen Molekül
zusammenfügt. Diese Hormonkombination könnte künftig
bei Patienten mit Adipositas oder Typ-2-Diabetes den Blut-
zuckerwert senken. Dafür erhielten die Forscher den mit
50.000 Euro dotierten Erwin-Schrödinger-Preis 2014.

g www.helmholtz.de/schroedingerpreis

              V.l.n.r.: Helmholtz-Präsident Jürgen Mlynek, Richard DiMarchi,
              Brian Finan, Bundesministerin Johanna Wanka, Kerstin
              Stemmer und Matthias Tschöp. Foto: Marco Urban

                                                                               Alzheimer-Forschungspreis der Frankfurter Hans und Ilse
                                                                               Breuer-Stiftung: Dieter Edbauer und Michael T. Heneka
WISSENSCHAFTLICHE PREISE                                                       (DZNE); Curt Meyer-Gedächtnispreis: Sandrine Sander
                                                                               (MDC); Deutscher Krebshilfe Preis 2013: Hans-Georg
Auszeichnungen und Preise machen herausragende                                 Rammensee (DKTK); Deutscher Krebspreis 2014: Simone
Forscherpersönlichkeiten der Helmholtz-Gemeinschaft                            Fulda (DKTK); Dr. Paul Janssen Award for Biomedical
sichtbar. Die hier aufgeführten Beispiele zeigen Erfolge                       Research: Emmanuelle Charpentier (HZI); Ernst Schering
von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter-                           Preis 2014: Magdalena Götz (HMGU); European Research
schiedlicher Karriereebenen.                                                   Council Advanced Grant: Magdalena Götz (HMGU), Thomas
                                                                               Willnow (MDC); European Research Council Consolidator
                                                                               Grant: Oliver Daumke (MDC), Dieter Edbauer (DZNE), Martin
                                                                               Elsner und Tillmann Lüders (HMGU), Jochen Küpper (DESY)

Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2014: Rainer Waser                             European Research Council Starting Grant: Guido
(Forschungszentrum Jülich); Göran-Gustafsson-Preis:                            Grosse (AWI), Erin Crystal Koos und Pavel Levkin (beide
Emmanuelle Charpentier (HZI); Kavli-Preis für Nano-                            KIT), Thomas Wolbers (DZNE); European Research
wissenschaften: Stefan W. Hell (DKFZ); Kind-Philipp-                           Council Synergy Grant: Ralph Wolfgang Aßmann,
Preis: Ina Oehme und David Jones (beide DKFZ);                                 Petra Marie-Luise Fromme (beide DESY, zusammen
Nernst-Haber-Bodenstein-Preis: Emad Flear Aziz                                 mit Henry Nicholas Chapman und Franz Xaver Kärtner,
(HZB); Preis der Åland Foundation for the Future of                            beide Universität Hamburg); Felix Burda Award: Ulrike
the Baltic Sea: Hans von Storch (HZG); Young Inves-                            Stein (MDC); Frontiers of Knowledge Award: Knut Urban
tigator Grant des Human Frontiers Science Program:                             (Forschungszentrum Jülich) und Maximilian Haider (KIT,
Alexandros Vegiopoulos (DKFZ)                                                  zusammen mit H. Rose, Universität Ulm); Gay-Lussac-
                                                                               Humboldt-Forschungspreis 2013: Oliver Eickelberg (HMGU)

                                                                                                                                   15
DIE MISSION
        FORSCHUNGSBEREICH                                                       Eine Energieversorgung, die ökonomisch, ökologisch und
        ENERGIE                                                                 gesellschaftlich tragbar ist – daran arbeiten Helmholtz-Wis-
                                                                                senschaftler im Forschungsbereich Energie. Sie erforschen
                                                                                Wandlungs-, Verteilungs-, Nutzungs- und Speichertechniken
                                                                                und berücksichtigen die Klima- und Umweltfolgen. Ein Ziel
                                                                                ist es, fossile und nukleare Brennstoffe durch klimaneutrale
                                                                                Energieträger zu ersetzen und die Etablierung eines nach-
                                                                                haltigen Energiesystems voranzutreiben. Dazu loten die
                                                                                Forscher die Potenziale erneuerbarer Energiequellen wie
                                                                                Sonnenenergie, Biomasse oder Erdwärme aus. Sie arbeiten
                                                                                auch daran, die Effizienz konventioneller Kraftwerke zu
                                                                                steigern. Darüber hinaus will die Helmholtz-Gemeinschaft
                                                                                mit der Kernfusion langfristig eine neue Energiequelle
        PROF. DR. HOLGER HANSELKA
                                                                                erschließen, und sie verfügt über herausragendes Knowhow
        Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft,                               in der nuklearen Sicherheits- und Endlagerforschung.
        Koordinator für den Forschungsbereich Energie,
        Karlsruher Institut für Technologie                                     DIE PROGRAMMSTRUKTUR IN DER
                                                                                LAUFENDEN FÖRDERPERIODE
                                                                                Derzeit wirken acht Helmholtz-Zentren im Forschungsbereich
                                                                                Energie zusammen. Die Arbeiten gliedern sich in fünf For-
                                                                                schungsprogramme:
                                                                                   Erneuerbare Energien
                                                                                   Rationelle Energieumwandlung und -nutzung
                                                                                   Kernfusion
                                                                                   Nukleare Sicherheitsforschung
                                                                                   Technologie, Innovation und Gesellschaft
                        Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie    Interdisziplinäre Arbeitsgruppen treiben diese Programme in
                                                                                internationaler Zusammenarbeit voran.
                        Helmholtz-Zentrum Potsdam –
                              Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
                                                                                AUSBLICK
                             Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
                                                                                Die Energiewende gehört zu den größten Aufgaben der
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt                                       Gegenwart und Zukunft. In ihrem 6. Energieforschungs-
                                                                                programm konzentriert sich die Bundesregierung auf er-
Forschungszentrum Jülich                 Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
                                                                                neuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeicher und
                                                                                Netztechnologien. Die Helmholtz-Gemeinschaft unter-
                                                                                stützt diese Strategie nachdrücklich und trägt im Rahmen
                                                                                einer programmatischen Fokussierung ihrer Kompetenz
                                                                                und Erfahrung signifikant zur Umsetzung bei. Dazu gehört
                                                                                beispielsweise das ab 2015 neu eingerichtete Programm
                                                                                für effizientere Energiespeicher und vernetzte Infrastruk-
   Karlsruher Institut für Technologie                                          turen. Zudem schließt sie Forschungslücken und treibt
                                                                                Grundlagenforschung ebenso wie anwendungsorientierte
                         Max-Planck-Institut für Plasmaphysik                   Forschung voran. Die technologische Forschung wird von
                                                                                sozioökonomischer Forschung ergänzt. Es gilt, das Energie-
                                                                                system einschließlich aller gesellschaftlichen, wirtschaft-
                                                                                lichen und politischen Aspekte zu transformieren.

                                                                                behandelt, vernetzt und optimiert werden. Gleichzeitig muss
        DIE PROGRAMME IN DER                                                    die beim Umbau der Energieversorgung erforderliche Flexi­
        KOMMENDEN FÖRDERPERIODE 2015-2019                                       bilität im Hinblick auf Brennstoffarten, Energiebereitstellung
                                                                                und Infrastruktur erweitert werden.
        Energieeffizienz, Materialien und Ressourcen
        Das Ziel der Energiewende ist es, bis 2050 den Primärener-              Erneuerbare Energien
        gieverbrauch zu halbieren und die Emission von Treibhaus-               Die Hauptlast der Energiebereitstellung sollen erneuerbare
        gasen gegenüber 1990 um 80 bis 95 Prozent zu senken. Dazu               Energien tragen. Dabei gilt es, die verschiedenen Primärener-
        sollen die Prozessketten, die Ressourcen, Materialentwick-              gien wie solare Strahlung, Wind, Biomasse und Erdwärme
        lung, Verfahrenstechniken und Energiewandlungsprozesse                  effizient und kostengünstig zu erschließen und optimale Tech-

        16
Energie I Erde und Umwelt I Gesundheit I Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr I Schlüsseltechnologien I Struktur der Materie

Mit der bioliq-Pilotanlage
haben KIT-Forscher erstmals
Benzin aus Stroh und anderen
biologischen Reststoffen
hergestellt. Bild: M.Torge/KIT
                                      Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

       PILOTANLAGE MACHT BIOBENZIN
       In der bioliq-Anlage am KIT entsteht in einem mehrstufigen                 über 1200 Grad Celsius und Drücken bis zu 80 bar zu einem
       Prozess aus Stroh und anderen biologischen Reststoffen syn-                teerfreien Synthesegas um. Dieses Synthesegas besteht zum
       thetisches Benzin. Die Synthesestufe der bioliq-Pilotanlage                Großteil aus Kohlenstoffmonoxid und Wasserstoff. Bei der
       ging nun erfolgreich in Betrieb: Zum ersten Mal wurde dabei                anschließenden Heißgasreinigung geht es darum, störende
       Kraftstoff hergestellt. Damit ist die Anlage komplett aufge-               Partikel und Stoffe wie Chlor- und Stickstoff-Verbindungen aus
       baut. Im abschließenden Schritt wird die vollständige Prozess-             dem Synthesegas abzutrennen. Das gereinigte Gas wird dann
       kette im Zusammenspiel erprobt und für die industrielle Groß-              in der Synthesestufe gezielt zu maßgeschneiderten, hochwer-
       anwendung optimiert.                                                       tigen Kraftstoffen zusammengesetzt.
       Der gesamte bioliq-Prozess (Biomass to Liquid Karlsruhe)                   Die Anlage ist in ihrem Design speziell an die Randbedingun-
       besteht aus vier Stufen: In der ersten Stufe wird trockene                 gen von Kohlenstoffmonoxid-reichem Synthesegas angepasst,
       Restbiomasse wie Stroh, das zum Beispiel weit verteilt auf                 wie es aus biologischen Reststoffen erzeugt wird. Neuent-
       Feldern anfällt und einen niedrigen Energiegehalt hat, lokal               wicklungen können in der Pilotanlage direkt im industrierele-
       durch Schnellpyrolyse – der thermischen Zersetzung von                     vanten Maßstab erprobt werden, um die Forschungsergebnis-
       organischen Stoffen – in eine rohölartige Substanz von ho-                 se künftig schneller kommerziell umzusetzen.
       her Energiedichte umgewandelt. Diese Substanz lässt sich                   Der Aufbau der Pilotanlage am KIT Campus Nord wurde vom
       einfach und günstig über große Strecken transportieren und                 Bund, vom Land Baden-Württemberg und der EU gefördert.
       zentral weiterverarbeiten. Ein so genannter Hochdruck-Flug-                Neben zahlreichen Instituten und Dienstleistungseinheiten
       stromvergaser setzt die rohölartige Masse bei Temperaturen                 des KIT sind mehrere Industriepartner an bioliq beteiligt.
                                                                                  Weitere Beispiele aus diesem Forschungsbereich g

      nologien für zentrale und dezentrale Anwendungen zu ent-                    einer überwiegend auf erneuerbaren Energien basieren-
      wickeln. Die strategischen Forschungsthemen widmen sich                     den Versorgung gelingt, müssen die stark volatile Energie
      wissenschaftlichen Fragestellungen, die hochkomplexe und                    bedarfsgerecht gespeichert und die Infrastrukturen für die
      langfristige Entwicklungen erfordern und die großen Infra-                  verschiedenen Energieträger weiterentwickelt und besser
      strukturen der beteiligten Helmholtz-Zentren nutzen.                        vernetzt werden. Die Forschungsschwerpunkte zielen auf
                                                                                  zeitnahe Anwendung, umweltfreundliche Herstellung, hohe
      Speicher und vernetzte Infrastrukturen                                      Effizienz sowie sichere Systemintegration.
      Im Rahmen der Energiewende sollen wirtschaftliche Ener-
      giespeicher und Infrastrukturen zur Energieübertragung                      Future Information Technology
      und -verteilung entwickelt werden. Damit der Umbau zu                       Die Informations- und Kommunikationstechnologie wird immer

                                                                                                                                                      17
Sie können auch lesen