HELMHOLTZ - WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 - DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
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HELMHOLTZ – WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGITALE WELT GESCHÄFTSBERICHT 2014 DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT DEUTSCHER FORSCHUNGSZENTREN
INHALT VORWORT 17 PILOTANLAGE MACHT BIOBENZIN Mit der bioliq-Pilotanlage haben KIT- Forscher erstmals Benzin aus Stroh und Helmholtz – Wissen schaffen für die digitale Welt 06 anderen biologischen Reststoffen hergestellt BERICHT DES PRÄSIDENTEN 07 PAKT FÜR FORSCHUNG UND INNOVATION 10 DRITTE RUNDE DER PROGRAMMORIENTIERTEN FÖRDERUNG 13 WISSENSCHAFTLICHE PREISE UND AUSZEICHNUNGEN 15 AKTUELLE PROJEKTE AUS DER HELMHOLTZ-FORSCHUNG 16 Forschungsbereich Energie 16 Forschungsbereich Erde und Umwelt 20 Forschungsbereich Gesundheit 24 Forschungsbereich Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr 28 Forschungsbereich Schlüsseltechnologien 30 Forschungsbereich Struktur der Materie 34 LEISTUNGSBILANZ 38 Ressourcen 38 31 DATENSPEICHER DER ZUKUNFT Jülicher Wissenschaftler erforschen die Grundlagen für die Datenspeicher von morgen, hier abgebildet ist ein Wissenschaftliche Leistung Kosten und Personal 40 42 Nano-Spintronics-Cluster-Tool ORGANE UND ZENTRALE GREMIEN 46 GOVERNANCESTRUKTUR DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT 49 MITGLIEDSZENTREN DER HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT 50 Impressum 51 HINWEIS ZUM BERICHTSZEITRAUM: Der Helmholtz-Geschäftsbericht 2014 stellt die Entwicklungen in der Helmholtz-Gemeinschaft von 2013 bis zum August 2014 dar. Er zeigt 35 ERSTE NEUTRINOS AUS DEM FERNEN KOSMOS ENTDECKT In der Antarktis- station werden die Daten des Neutrinodetektors die Ist-Kosten für die Forschung im Jahr 2013 und die vom Senat empfohlene Finanzierung der Forschungsprogramme für die Jahre IceCube gesammelt und vorausgewertet 2015 - 2019 der Forschungsbereiche Energie, Materie und Schlüssel- technologien sowie die Finanzierungsempfehlungen für die Programm- periode 2014 - 2018 für die Forschungsbereiche Erde und Umwelt, Gesundheit und Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Sie können den Geschäftsbericht unter www.helmholtz.de/gb14 auch als PDF herunterladen. Titelbild: iStockphoto/Strandperle; KIT; NASA; HZI; FZJ; GSI; DLR
Wir leisten Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch strategisch- programmatisch ausgerichtete Spitzenforschung in den Bereichen Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr, Schlüsseltechnologien sowie Struktur der Materie. Wir erforschen Systeme hoher Komplexität unter Einsatz von Großgeräten und wissenschaftlichen Infrastrukturen gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern. Wir tragen bei zur Gestaltung unserer Zukunft durch Verbindung von Forschung und Technologieentwicklung mit innovativen Anwendungs- und Vorsorgeperspektiven. Das ist unsere Mission.
VIELFALT „Wir konnten zeigen, dass das von Nervenzellen gebildete Protein SORLA vor Alzheimer schützt. Es verhindert, dass das Gehirn zu viele A-beta-Eiweiß- bruchstücke produziert, welche die Nervenzellen schädigen. Alzheimer-Patienten haben wegen gene- tischer Veränderungen zu wenig SORLA, ihre Nerven- zellen bilden deshalb zu viel A-beta. Wir suchen jetzt nach Wirkstoffen, die die Produktion von SORLA in menschlichen Nervenzellen ankurbeln, und hoffen, so vor Alzheimer schützen zu können.“ PROF. THOMAS WILLNOW leitet die Forschungsgruppe Molekulare Herz-Kreislaufforschung am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch „Katalysatoren gibt es nicht nur im Auto, sondern sie sind ein wichtiger Faktor in der chemischen Industrie, da sie Reaktionsenergien herabsetzen. An der Röntgenquelle PETRA III haben wir eine Technik entwickelt, um mit extrem kurzwelligem Röntgen- licht und großflächigen Hochleistungsdetektoren atomare Prozesse auf einer Katalysatoroberfläche live und unter realen Bedingungen zu verfolgen. Wir können so helfen, optimierte und kostengünstigere Katalysatoren zu entwickeln.“ PROF. ANDREAS STIERLE ist leitender Wissenschaftler am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY und Leiter des DESY-Nanolab „Zeiten extremen Klimawandels haben in der Evolu- tionsgeschichte wiederholt zu ausgeprägten Krisen geführt, auch der aktuelle Klimawandel hat dieses Potenzial. Neben aller Sorge ist es extrem spannend, seine Auswirkungen auf das Leben generell und aus erdgeschichtlicher Perspektive zu verstehen. Die Physiologie der Organismen steht für uns an zentraler Stelle, denn sie verbindet zum Beispiel Klimaphysik, Ökologie, Biogeochemie, Paläobiologie und letzt- endlich Humanbiologie.“ PROF. HANS-OTTO PÖRTNER leitet die Sektion Integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener- Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
„Wir entwickeln die Heizung, die den Plasma-Brenn- stoff des internationalen Fusionstestreaktors ITER auf Zündtemperatur bringen soll: Schnelle Wasserstoff- atome, die in das Plasma eingeschossen werden, geben ihre Energie über Stöße an die Plasmateilchen ab. Damit erreichen wir ein Mehrfaches der Sonnen- temperatur. Auch die Heizung für ein anschließendes Demonstrationskraftwerk konzipieren wir mit und bahnen so den Weg zu einem Fusionskraftwerk.“ PROF. URSEL FANTZ leitet den Bereich ITER-Technologie und -Diagnostik am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, einem assoziierten Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft „Es war schon ein radikaler Schritt, nach fast 25 Jahren aus den USA zurück nach Deutschland zu kommen. Aber die Perspektiven, die mich in Berlin erwarten, sind einfach fantastisch. Das neue Labor EMIL an BESSY II wird Möglichkeiten bieten, die es so vorher noch nicht gegeben hat. Hier können wir verschiedene Messmethoden kombinieren und Materialien wie dünne Schichten in Solarzellen direkt während ihres Wachstumsprozesses untersuchen.“ DR. SIMONE RAOUX baut das Institut Nanospektroskopie für Design und Optimierung energierelevanter Materialien am Helmholtz-Zentrum Berlin auf „Wir wollen herausfinden, wie viele Erzlagerstätten es am Meeresboden wirklich gibt. Bisher sind einige isolierte Standorte bekannt, insbesondere aktive Hydrothermalquellen und Manganknollenfelder, aber es ist schwierig, daraus eine globale Schätzung abzuleiten. Darüber hinaus suchen wir nach großen Vorkommen, die einen wirtschaftlichen Abbau lohnen und so einen Beitrag zur globalen Versorgung mit Rohstoffen leisten können.“ PROF. MARK HANNINGTON leitet die Arbeitsgruppe Marine mineralische Rohstoffe am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident HELMHOLTZ – WISSEN SCHAFFEN FÜR DIE DIGTALE WELT Liebe Leserin, lieber Leser, das Internet hat eine digitale Revolution angestoßen. Es hat Grenzen eingerissen und unser Leben beschleunigt: Wir können jederzeit von beinahe überall auf fast jede Information zugreifen. Der tief- greifende Wandel verändert unsere Gesellschaft, die Wirtschaft und, ganz ursächlich und umfassend, Wissenschaft und Forschung. Riesige Datenmengen stehen in Echtzeit der gesamten Forschergemeinde zur Verfügung. Mit den ungeahnten Möglichkeiten von „Big Data“ entstehen neue Herausforderungen. Herkömmliche Speichermedien können die Informationsfluten kaum mehr aufnehmen, ihre Verarbeitung verschlingt einen immer größeren Anteil unserer Energieressourcen. Erst die Entwicklung neuer Tech- nologien und mathematischer Berechnungsmethoden ermöglicht den Umgang mit den Datenmengen. Genau hier setzt die Forschung von Helmholtz an. Ob die rasante Digitalisierung, die Arbeit an neuen Therapiemethoden gegen Volkskrankheiten oder die Gestaltung der Energiewende: Unser Ziel ist es, mit der Entwicklung nicht einfach nur Schritt zu halten, sondern die Gesellschaft durch vorausschau- ende strategische Forschung auf künftige Entwicklungen vorzubereiten. Im vorliegenden Geschäfts bericht informieren wir Sie über die wesentlichen Neuerungen in der Helmholtz-Gemeinschaft im Berichtsjahr 2013, stellen unsere Forschungsbereiche mit vielen Beispielen aus den Helmholtz-Zentren vor und berichten über die dritte Begutachtungsrunde der Programmorientierten Förderung. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre, Ihr Jürgen Mlynek 06
BERICHT DES PRÄSIDENTEN „FÜR UNS IST VERÄNDERUNG STÄNDIGER ANSPORN UND INTEGRALER TEIL UNSERER MISSION.“ Jürgen Mlynek Die rasante Digitalisierung fast aller unserer Lebensbereiche die Programmorientierte Förderung: Sie verbindet die in den vergangenen 20 Jahren zeigt, wie schnell sich Gesell- strategische Frage nach den richtigen Forschungsthemen schaft, Wirtschaft und Wissenschaft verändern können – mit der Frage nach der Qualität unserer Forschung. Im und wie wichtig es ist, als Wissenschaftsorganisation einen Jahr 2004 hat die Helmholtz-Gemeinschaft damit begon- Beitrag zur Gestaltung dieses Wandels zu leisten. Die nen, ihre Forschungsmittel auf strategisch ausgerichtete Helmholtz-Gemeinschaft steht für diese Forschung an Forschungsprogramme zu verteilen: disziplinenübergrei- großen Zukunftsthemen. Zwar können wir die Zukunft nicht fend und über alle Mitgliedszentren hinweg. Die dazu not- vorhersagen, wir sollten uns aber regelmäßig fragen, ob wir wendigen, in den forschungspolitischen Vorgaben festge- mit unserer Forschung die richtigen Themen bearbeiten – legten strategischen Richtlinien werden vom Zuwendungs- eben jene Themen, die in den nächsten 20 Jahren und geber, von der Politik, im Wechselspiel mit der Helmholtz- darüber hinaus von Bedeutung sein werden. Immer geht es Gemeinschaft formuliert. um das eine große Ziel, Forschung zu betreiben, die den Inzwischen ist die dritte Evaluierungsrunde der POF abge- Weg in die Zukunft weist. schlossen, die im Frühjahr 2013 für die Programme der Forschungsbereiche Erde und Umwelt, Gesundheit sowie Die strategische Forschung steht auf dem Prüfstand Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr startete. Im Oktober 2013 Wir sollten stets prüfen, ob unsere Forschungsinfrastruk- hat der Senat eine Förderung der drei oben genannten For- turen, allen voran unsere Großgeräte, geeignet sind, um schungsbereiche von insgesamt 6,16 Milliarden Euro für den den drängendsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zeitraum von 2014 bis 2018 beschlossen. Im Frühjahr 2014 Herausforderungen zu begegnen. Wie schneidet unsere folgte die Begutachtung der übrigen drei Forschungsbereiche Forschung im internationalen Vergleich ab? Gewinnen wir Energie, Schlüsseltechnologien und Struktur der Materie. Viele die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und wie von Helmholtz betriebene Großgeräte waren involviert, wie zum gut gelingt es uns, sie zu halten? Bei der Beantwortung Beispiel Synchrotrons, Teilchenbeschleuniger und Fusionsreak- dieser Fragen haben uns in den Jahren 2013 und 2014 ins- toren. Der Senat hat nun beschlossen, diese Forschungsbe gesamt 419 international ausgewiesene und unabhängige reiche von 2015 bis 2019 mit insgesamt 6,63 Milliarden Euro Experten geholfen, allein 318 davon aus dem Ausland, zu finanzieren. In beiden Begutachtungsrunden bescheinigten in einem Verfahren, das die Forschungsaktivitäten der die Gutachter der Helmholtz-Forschung eine hohe strategi- Helmholtz-Gemeinschaft regelmäßig alle fünf Jahre auf den sche Relevanz für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft Prüfstand stellt. Wir nennen dieses Verfahren die POF – sowie eine herausragende wissenschaftliche Qualität. Ausgewählte Highlights aus dem Berichtszeitraum: 14.01.2013 15.01.2013 28.01.2013 07.02.2013 11.03.2013 06.06.2013 18.06.2013 2013 Helmholtz- Helmholtz Inter- EU fördert Human Beginn der 3. Runde Wanderausstellung Aufbau des Berliner Institut Gemeinschaft national Research Brain Project als der Begutachtung Ideen 2020 – Ein Helmholtz-Instituts für Gesundheits- gründet 100. Groups: Helmholtz- Flaggschiff-Projekt der Forschungspro- Rundgang durch Erlangen-Nürnberg forschung (BIG) Virtuelles Gemeinschaft in der Helmholtz- gramme durch 200 die Welt von morgen für Erneuerbare von MDC und Institut fördert mit neuem Gemeinschaft internationale Expertin- in Berlin eröffnet Energien startet Charité eröffnet Programm nen und Experten 07
Nach gut zehn Jahren und drei Begutachtungsrunden steht Anfang 2014 haben der Bund und das Land Hessen in einer nun auch das Instrument der Programmorientierten Förde- Vereinbarung beschlossen, ein „Internationales Helmholtz- rung selbst auf dem Prüfstand. Im Frühjahr 2014 hat eine Zentrum Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR)“ zu vom Wissenschaftsrat eingesetzte Arbeitsgruppe mit der bilden. Dazu sollen die GSI Helmholtzzentrum für Schwer- Evaluation begonnen. Ziel ist es, die strategische Hand- ionenforschung GmbH und die FAIR GmbH möglichst rasch lungsfähigkeit der Helmholtz-Gemeinschaft vor dem Hinter- zu einer gemeinsamen Gesellschaft fusionieren. grund des sich weiterentwickelnden Wissenschaftssystems sicherzustellen. Zugleich geht die Arbeitsgruppe der Frage Die Gemeinschaft baut ihre Kooperationen weiter aus nach, welche Rolle die Helmholtz-Gemeinschaft in einer Die Helmholtz-Gemeinschaft wirkt durch ihre zahlreichen zunehmend vernetzten europäischen und internationalen Kooperationen in unterschiedlicher Form mit anderen Part- Wissenschaftslandschaft zukünftig spielen wird. Um diese nern im Wissenschaftssystem zusammen, national wie inter- Fragen zu beantworten, überprüft der Wissenschaftsrat das national: Die Forschungsinfrastrukturen stehen der weltweiten Verfahren der Programmorientierten Förderung einschließ- Wissenschaftlergemeinde zur Nutzung offen. So haben im lich ihrer Governance-Strukturen, Instrumente und Prozess- Jahr 2013 mehr als 2600 Gastwissenschaftler aus dem abläufe in Bezug auf Effektivität und Effizienz. Im Herbst Ausland an den Helmholtz-Zentren geforscht. Nach dem 2015 wird er Empfehlungen geben, wie die Mittelvergabe Grundsatzbeschluss des Senats und positiver Begutachtung bei Helmholtz unter den jetzigen Bedingungen und Be- wurde im Juni 2014 in Münster ein neues Helmholtz-Institut dürfnissen des Wissenschaftssystems noch verbessert eingeweiht. Als eine Kooperation des Forschungszentrums werden kann. Jülich, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der RWTH Aachen wird sich das Helmholtz-Institut Münster Alleinstellungsmerkmal große Forschungsinfrastrukturen for Ionics in Energy Storage (HI MS) der Batterieforschung Es ist ein Alleinstellungsmerkmal der Helmholtz-Gemein- widmen. Helmholtz unterstützt das Vorhaben mit 5,5 Millio- schaft, moderne und teilweise einzigartige Großgeräte zu nen Euro jährlich, das Land Nordrhein-Westfalen wird bis entwickeln, zu betreiben und der internationalen Wissen- 2018 zusätzlich insgesamt elf Millionen Euro investieren. Der schaftsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Als Teil des Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung von Elektrolyten Nationalen Roadmap-Pilotprozesses des Bundesministeri- und ihrem ionischen Verhalten und ist komplementär zur ums für Bildung und Forschung erarbeitet Helmholtz ein Forschung am Helmholtz-Institut Ulm für Elektrochemische Eckpunktepapier für zukünftige Prozesse zu Priorisierung, Energiespeicher aufgestellt. Mit dieser Ausrichtung wollen Planung, Bau und Betrieb internationaler Forschungsinfra- wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Außer- strukturen. Wichtige Punkte darin sind unter anderem die dem konnte im Berichtszeitraum gleich an drei Helmholtz- Transparenz und Verbindlichkeit bezüglich der von den Instituten Richtfest gefeiert werden: Die Helmholtz-Institute Zentren zu tragenden Risiken, die Sicherstellung einer in Ulm, Saarbrücken und Mainz, jeweils in Kooperation mit angemessenen Balance zwischen Bau und Betrieb von mindestens einer Universität gegründet, haben neue Gebäu- Großgeräten und der Forschung in Programmen sowie die de erhalten. Verantwortung der Zentren und der Gemeinschaft bei der Im März 2014 starteten die ersten drei großen Forschungs- Planung und Steuerung solcher Großprojekte. Darüber vorhaben am neuen Berliner Institut für Gesundheitsfor- hinaus behandelt das Papier die Frage, wie zukünftig alle schung, einem gemeinsamen Forschungsraum des Max- wesentlichen Organisationen im deutschen Wissenschafts- Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz- system an der Entwicklung einer Nationalen Roadmap Gemeinschaft und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. beteiligt werden können. In den ersten Jahren unterstützt Helmholtz das Berliner 22.06.2013 30.09.2013 07.10.2013 11.10.2013 22.10.2013 09.12.2013 09.12.2013 Helmholtz fördert Helmholtz fördert Helmholtz wählt Jubiläum in China: Erfolgreiche Begut Starthilfe für markt- Zweite Innovation 15 internationale fünf deutsch- drei Forschungs- 10 Jahre Helmholtz- achtung des reife Forschung: Days der führen- Forschergruppen chinesische For- projekte für eine Büro Peking geplanten Helmholtz- Helmholtz unter- den deutschen „Helmholtz Inter- schungsprojekte wirtschaftliche Instituts Münster stützt vier Firmen- Forschungsorga- national Research Verwertung aus ausgründungen nisationen mit Groups“ der Wirtschaft 08
„DAS WERTVOLLSTE KAPITAL EINER WISSENSCHAFTSORGANISATION SIND QUALIFIZIERTE UND ENGAGIERTE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER.“ Jürgen Mlynek Institut für Gesundheitsforschung mit insgesamt 45 Millionen Das politische Umfeld muss stimmen Euro. Auch die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, Im Dezember 2012 wurde das Wissenschaftsfreiheitsgesetz an denen Helmholtz maßgeblich beteiligt ist, werden weiter verabschiedet. Es räumt den Wissenschaftsorganisationen ausgebaut. Allein im Jahr 2013 haben Bund und Länder größere Spielräume bei Budget- und Personalentscheidungen 77 Millionen Euro investiert, der vorläufige Endausbau soll sowie bei Beteiligungs- und Bauvorhaben ein. So sorgt es bis zum Jahr 2015 erreicht sein. für Bürokratieabbau und vergrößert den Handlungsspielraum der Organisationen. Ferner hat die Helmholtz-Gemeinschaft Die Menschen sind unser Kapital im Berichtszeitraum mit den Vorständen ihrer Mitgliedszen- Ein strategischer Schwerpunkt für die Helmholtz-Gemein- tren die Vorbereitungen zur Einführung von variablen Ver schaft ist das Talentmanagement, denn für eine Wissen- gütungskomponenten auf der Basis von Zielvereinbarungen schaftsorganisation sind die geeigneten Mitarbeiterinnen vorangetrieben. Personalausschüsse der Aufsichtsgremien und Mitarbeiter ihr wertvollstes Kapital. Durch verschiedene der Zentren passen nun die Zielvereinbarungen zentrenspe- Initiativen, unter anderem zur Nachwuchsförderung, entwi- zifisch an und behalten auch übergeordnete Gemeinschafts- ckelt Helmholtz ihr Potenzial beständig weiter. Die 2007 ziele im Blick. gegründete Helmholtz-Akademie für Führungskräfte wird In der laufenden Legislaturperiode sind insgesamt neun weiter ausgebaut und lehrt die nötigen Managementtechni- Milliarden Euro zusätzlich für Wissenschaft und Bildung ken, um die eigenen Ressourcen wirksam einzusetzen. Zu vorgesehen, allein drei Milliarden davon für die Forschung. den Kerninhalten gehören Strategiearbeit, die Organisation Der Pakt für Forschung und Innovation mit einer fünfjährigen von Strukturen und Prozessen und die Mitarbeiterführung. Laufzeit wird in einer dritten Phase fortgesetzt – allerdings mit Auch die 2011 gestartete Rekrutierungsinitiative zur Gewin- nur noch drei Prozent jährlichem Aufwuchs für die außeruni- nung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissen- versitären Forschungseinrichtungen statt der bisherigen fünf schaftler trägt wesentlich dazu bei, die geeignetsten Mitar- Prozent, da der Bund die Aufwüchse nun allein ohne Beteili- beiterinnen und Mitarbeiter zu Helmholtz zu holen. Im gung der Länder tragen wird. Wenn die von der Großen Koali- Rahmen dieser Initiative wird eine Quote von mindestens tion angekündigte Aufhebung des Kooperationsverbots für 30 Prozent Frauen angestrebt, die bislang übererfüllt werden die Wissenschaft endlich umgesetzt wird, wird es in Zukunft konnte. Insgesamt stellt die Helmholtz-Gemeinschaft pro einfacher, neue Formen der Zusammenarbeit zwischen außer- Jahr ein Budget von 24 Millionen Euro für die Rekrutierungs- universitärer und universitärer Forschung zu realisieren. So initiative bereit. Um den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu können auch dauerhaft Bundesgelder an die unterfinanzierten stärken, betreibt Helmholtz außerdem das W2/W3-Programm Hochschulen fließen und die Nachwuchssicherung stärken. für exzellente Wissenschaftlerinnen. Aus Mitteln des Impuls- und Vernetzungsfonds können pro Jahr mindestens fünf Dieser kurze Bericht soll eines zeigen: Die Helmholtz- W2/W3-Positionen neu gefördert werden. Und auch bei den Gemeinschaft befindet sich in einem ständigen Aufbruch. Jüngsten setzt das Talentmanagement an: Die Stiftung So, wie die Welt um sie herum sich wandelt und immer „Haus der kleinen Forscher“ erreicht inzwischen mehr als neue Herausforderungen entstehen, so wandelt sich auch 230 lokale Netzwerkpartner mit ihren Strukturen und Ange- Helmholtz. Für uns ist Veränderung ein ständiger Ansporn. boten – das sind etwa 26.500 Kitas, Horte und Grundschulen. Wer sich die Lösung großer gesellschaftlicher Probleme Die mittlerweile rund 30 Schülerlabore an Helmholtz-Zentren zum Ziel setzt, der braucht einen langen Atem auf dem und kooperierenden Universitäten zählen pro Jahr etwa schrittweisen Weg zum Erfolg. Ich bin davon überzeugt, 65.000 Schüler, dazu kommen mehrere hundert Studierende dass die Helmholtz-Gemeinschaft weiterhin die in sie ge- und über 2000 Lehrkräfte in Fortbildungen. setzten hohen Erwartungen erfüllen wird. 12.03.2014 11.04.2014 23.04.2014 09.05.2014 10.06.2014 27.06.2014 29.08.2014 2014 Rainer Waser Signal für Fachkräfte 50 Jahre Deutsches 5 Jahre Deutsches Gründung des Acht herausra- DESY legt vom Forschungs- aus der Forschung: Krebsforschungs Zentrum für Neuro- Helmholtz-Instituts gende Wissen- Grundstein für zentrum Jülich Verleihung des zentrum: Bundes- degenerative Münster als Kom- schaftler erhalten weltweit einzig- erhält Leibniz- 1. Helmholtz-DKB- kanzlerin Merkel Erkrankungen petenzzentrum für „Helmholtz artiges Infekti- Preis 2014 Ausbildungspreises war Ehrengast in (DZNE) Batterieforschung International onsforschungs- Heidelberg Fellow Award“ zentrum 09
PAKT FÜR FORSCHUNG UND INNOVATION Der Pakt für Forschung und Innovation garantiert der Helmholtz-Gemeinschaft und den übrigen außeruniversitären Forschungsorganisationen bis 2015 ein Budget mit einem jährlichen Aufwuchs von fünf Prozent. Bund und Länder haben mit dieser gemeinsamen Kraftanstrengung hervorragende Entwicklungsbedingungen für die am Pakt beteiligten Forschungsorganisationen geschaffen. Wie der Pakt durch Helmholtz erfüllt wird, zeigt der Bericht auf den folgenden Seiten. Neue Forschungsbereiche mit strategischer Bedeutung zu etablieren, von zeitlich befristeten Netzwerken, in denen Die Arbeit der Helmholtz-Gemeinschaft ist der Aufgabe räumlich verteilte Partner ein gemeinsames Projektziel gewidmet, Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz zu verfolgen, bis zu auf Dauer angelegten Strukturen wie den betreiben und den großen Herausforderungen von Gesell- Helmholtz-Instituten. Letztere sind Außenstellen von Helm- schaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu begegnen. Im Sinne holtz-Zentren auf dem Campus einer Partneruniversität. Der dieser Ziele überprüft die Gemeinschaft systematisch in Pakt ermöglicht es, derartige neue Strukturen gezielt zu einem fünfjährigen Rhythmus ihr Portfolio an Forschungsthe- fördern. Die Partneruniversitäten profitieren über die Förde- men, die im Rahmen der Programmorientierten Förderung rung gemeinsamer Projekte von den Paktmitteln der Helm- grundständig finanziert werden. Die daraus abgeleitete neue holtz-Gemeinschaft. Starthilfe für Initiativen zur Netzwerkbil- Programmstruktur ist auch Ergebnis eines umfassend ange- dung leistet in vielen Fällen der Impuls- und Vernetzungsfonds legten Prozesses zur Themenplanung in allen Forschungs- der Helmholtz-Gemeinschaft mit seinen Förderinstrumenten. bereichen der Helmholtz-Gemeinschaft, der bereits 2010 In den Helmholtz-Allianzen und den Virtuellen Instituten begonnen wurde. 16 dieser neuen Themen konnten mit bündeln die Helmholtz-Zentren mit Universitäten und außer- Forschungsmitteln aus dem Pakt für Forschung und Innova- universitären Partnern ihre Kompetenz, um in strategisch tion ausgestattet werden, um sie bereits vor Beginn der wichtigen Forschungsfragen rasch Fortschritte und interna- neuen Programmperiode 2014/15 zu bearbeiten. tionale Sichtbarkeit zu erreichen. 2013 haben zwei neue Allianzen ihre Arbeit aufgenommen: die Energie-Allianz Kompetenzen bündeln durch Vernetzung „Technologien für das zukünftige Energienetz“, gefördert mit im Wissenschaftssystem 3,2 Millionen Euro für zwei Jahre, und die Allianz „Preclinical Wissenschaft lebt von Austausch und Zusammenarbeit. Die Comprehensive Cancer Center“ mit einem Fördervolumen Helmholtz-Gemeinschaft hat die durch den Pakt für For- von fünf Millionen Euro für vier Jahre. Die Virtuellen Institute schung und Innovation verfügbaren Mittel insbesondere sind im Vergleich zu den Helmholtz-Allianzen kleinere Ver- genutzt, um ein breites Spektrum von Kooperationsformen bünde, die flexibel angelegt sind und genutzt werden sollen, 10
499 gemeinsam berufene Professorinnen und Professoren 6.789 an Helmholtz-Zentren betreute Doktoranden 95 Graduiertenkollegs und -schulen (inkl. Exzellenzinitiative) 110 Helmholtz-Virtuelle Institute 6 Helmholtz-Institute HELMHOLTZ 15 Helmholtz-Allianzen UNIVERSITÄTEN 5 Helmholtz-Energie-Allianzen 19 Exzellenzcluster (2. Runde Exzellenzinitiative) 8 Zukunftskonzepte (2. Runde Exzellenzinitiative) Helmholtz und 2 Kooperationsmodelle: die Universitäten: JARA und BIG Vernetzung über 1 Institutionelle Fusion: KIT Köpfe, Projekte und Institutionen (Berichtsjahr 2013) um spezifische Forschungsthemen gemeinsam mit universi- Fellow Award richtet sich an herausragende Forscherinnen tären Partnern aufzugreifen und internationale Kompetenzen und Forscher, aber auch an Wissenschaftsmanager aus dem einzubeziehen. Sie werden mit jährlich bis zu 600.000 Euro Ausland, die sich durch ihre Arbeit auf Helmholtz-relevanten über drei bis fünf Jahre aus dem Impuls- und Vernetzungs- Gebieten hervorgetan haben. Neben dem Preisgeld von fonds gefördert. Dazu kommen Eigenmittel der Zentren, so jeweils 20.000 Euro erhalten die Forscher eine Einladung zu dass die Forschungsvorhaben insgesamt mit bis zu 900.000 flexiblen Forschungsaufenthalten an einem oder mehreren Euro jährlich finanziert werden können. Die Vernetzung im Helmholtz-Zentren und zu Gesprächen im Rahmen der Wissenschaftssystem bleibt somit ein Kernelement der Helmholtz-Akademie. Insgesamt wurden bislang 36 Persön- Helmholtz-Strategie. Jüngstes Beispiel für eine regionale Nachwuchs-lichkeiten mit dem Award ausgezeichnet. Doktorandinnen Schwerpunktbildung durch die Postdoktorandinnen Zusammenführung der gruppenleiterinnen Professorinnen Spitzenforschung von Helmholtz-Zentren und Hochschulen Die Besten gewinnen und fördern: Talentmanagement ist das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG). Forschungsorganisationen leben in besonderer Weise von Ist-Frauenanteil von 58% Frauenquote im der Kreativität und 41% Frauenquote 64%Qualität ihrer Mitarbeiter. Die Besten zu Frauenanteil 36% Impulse durch internationale Neue Förderprogramm Vernetzung bei der Auswahlrunde an der gesamten gewinnen, zu entwickeln und zu halten sind prioritäre Ziele Zahlreiche Helmholtz-Verbünde bei der sindAuswahlrunde 2013 international angelegt. Rekrutierungsinitiative der Helmholtz-Gemeinschaft. Helmholtz widmet daher 2013 2011 - 2013 Das gilt auch für etliche der Helmholtz-Allianzen und Virtuel- einen Teil des Aufwuchses aus dem Pakt für Forschung und len Institute. Zuletzt wurde das Portfolio an Fördermöglich- Innovation dezidiert der Gewinnung von Spitzenforschern, keiten sowohl um die Möglichkeit zur Förderung von For- vor allem aber von Spitzenforscherinnen. Für die Zeit von schungsverbünden als auch mit dem Helmholtz International 2013 bis 2017 stehen 102 Millionen Euro für diesen Zweck Fellow Award um ein personenbezogenes Förderinstrument zur Verfügung. ergänzt. Mit dem neuen Instrument der Helmholtz Interna- Die Helmholtz-Gemeinschaft hat sich für den wissenschaft- tional Research Groups unterstützt die Helmholtz-Gemein- lichen Bereich ein festes Zielquotensystem nach dem schaft die Zusammenarbeit zwischen ihren Zentren und Kaskadenmodell gegeben. Dadurch sollen auch jenseits der ausländischen Forschungseinrichtungen. Dabei wird insbe- Rekrutierungsinitiative mehr Frauen für Führungspositionen sondere jungen Forschern die Möglichkeit gegeben, erste gewonnen werden. Dabei orientiert sich die Zielquote der Erfahrungen mit internationaler Kooperation zu sammeln. Beteiligung von Frauen auf einer Karrierestufe am Frauen- Die Helmholtz International Research Groups etablieren anteil der jeweils vorausgehenden Stufe. Mit dieser Kombi- gemeinsame Forschergruppen mit ausländischen Partner- nation aus klaren Zielsetzungen und erweiterten Kapazitä- Einrichtungen. Sie werden zunächst für drei Jahre mit bis zu ten geht Helmholtz den Weg zu einer stärkeren Beteiligung 50.000 Euro jährlich aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds von Wissenschaftlerinnen konsequent weiter. gefördert. Die ausländischen Partnereinrichtungen finanzie- Ergänzend zur Rekrutierung von Spitzenforschern wurde die ren die Kooperationen in gleicher Höhe. Helmholtz hat 2013 Nachwuchsförderung weiter ausgebaut. Neben der möglichst im Rahmen eines Pilotprojektes insgesamt 15 internationale flächendeckenden Etablierung der strukturierten Graduier- Forschergruppen ausgewählt. Der Helmholtz International tenausbildung an den Zentren durch die Förderung von 11
Mehr Frauen in Führungspositionen durch Förderung entlang der Talentkette Nachwuchs- Doktorandinnen Postdoktorandinnen Professorinnen gruppenleiterinnen Ist-Frauenanteil von 58% Frauenquote im 41% Frauenquote 64% Frauenanteil 36% Förderprogramm bei der Auswahlrunde an der gesamten bei der Auswahlrunde 2013 Rekrutierungsinitiative 2013 2011 - 2013 Förderinstrumente des Impuls- und Vernetzungsfonds für Wissenschaftlerinnen nach der Promotion im Kaskadenmodell. Begutachtungen: Quote an Gutachterinnen beträgt in allen Mittelvergabe-Wettbewerben mindestens 30 Prozent Um die Zielquoten zu erreichen, reagiert die Helmholtz-Gemein- schaft mit diesem Modell auf das Phänomen des sinkenden Anteils von Frauen im Karriereverlauf. Graduiertenschulen und -kollegs und dem sehr gut etablier- Helmholtz-Validierungsfonds und Helmholtz Enterprise. ten Förderinstrument der Helmholtz-Nachwuchsgruppen Der 2011 etablierte Validierungsfonds hat mittlerweile 15 wurde 2013 zum zweiten Mal das Helmholtz-Postdoktoran- Projekte ausgewählt, die vielversprechende Technologien denprogramm ausgeschrieben. Die 19 für die Förderung bis zur Kommerzialisierbarkeit weiterentwickeln. In einigen ausgewählten Kandidaten erhalten bis zu 300.000 Euro für Fällen ist dies bereits gelungen: Die Lizenzeinnahmen eines zwei bis drei Jahre, um sich in ihrem Forschungsgebiet zu Validierungsprojekts am Deutschen Zentrum für Luft- und etablieren. Dank des Pakts für Forschung und Innovation ist Raumfahrt (DLR) in Millionenhöhe haben maßgeblich zu den ein abgerundetes Förderportfolio entstanden, das alle Erträgen für Lizenzen und Optionen in 2013 beigetragen. wesentlichen Stufen der Talentkette abdeckt – vom Dokto- Eine externe Evaluation des Validierungsfonds im Juni 2014 randen bis zur Professorin. Dabei verfolgt Helmholtz auf hat die Erfolge sowie die professionelle Umsetzung des jeder Karrierestufe eine Doppelstrategie: durch zusätzliche Konzepts bestätigt und seine Weiterführung empfohlen. Kapazitäten den Besten eine Perspektive zu geben – und Auch das zweite Förderinstrument, Helmholtz Enterprise, sie kontinuierlich weiter zu qualifizieren. Dazu dienen insbe- trägt zur erfreulichen Bilanz im Technologietransfer bei: sondere die Helmholtz-Akademie für Führungskräfte und Die Zahl der Ausgründungen hat mit 19 im Jahr 2013 einen die Helmholtz-Mentoring-Programme. Im Rahmen eines Höchstwert erreicht. Seit 2005 sind 99 Unternehmen Alumni-Konzepts unter dem Titel „Helmholtz & Friends“ ausgegründet worden. Im selben Zeitraum wurden 83 wird zudem die nachhaltige Vernetzung der Akademieteil- Gründungsprojekte durch Helmholtz Enterprise gefördert, nehmer Ausgangspunkt für ein Kontaktnetzwerk aktueller aus denen 57 Unternehmen gegründet wurden. Über die und ehemaliger Helmholtz-Führungskräfte sein. Hälfte aller Helmholtz-Gründungen hat somit zuvor eine Ausgründungsunterstützung durch Helmholtz Enterprise Technologietransfer ermöglicht Wertschöpfung erhalten. und Innovation 2013 wurden die Innovation Days als Austauschplattform Die Aktivitäten für einen erfolgreichen Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fortgeführt und wurden im Jahr 2013 weiter verstärkt. In Abstimmung mit federführend von Helmholtz organisiert. Insgesamt nahmen den Mitgliedszentren hat die Helmholtz-Gemeinschaft ein 250 Experten aus Forschung, Industrie und der Finanzie- Eckpunktepapier zur strategischen Weiterentwicklung des rungsbranche teil, um die besten Technologien und Grün- Technologietransfers erarbeitet, das die Mitgliederver- dungsideen der vier großen außeruniversitären Forschungs- sammlung im April 2014 verabschiedet hat. Darin werden organisationen kennenzulernen und Partnering-Meetings Maßnahmenpakete definiert, die zum Beispiel über Kultur durchzuführen. Ergänzend dazu hat die Helmholtz-Gemein- und Anreize noch mehr Potenziale für die Verwertung schaft ihr Format Research Day weiterentwickelt und mit erschließen werden. Die bisherigen Instrumente wurden der Bayer AG sowie der Robert Bosch GmbH zwei dieser fortgeführt: das Modellvorhaben Shared Services zur Pro- Open Innovation-Events realisiert, um Technologien der fessionalisierung und gegenseitigen Unterstützung der Helmholtz-Zentren vorzustellen und gemeinsame Forschungs- Transferstellen der Zentren sowie die Förderprogramme projekte zu identifizieren. 12
DRITTE RUNDE DER PROGRAMMORIENTIERTEN FÖRDERUNG Im Rahmen der Programmorientierten Förderung werden alle fünf Jahre die wissen- schaftlich-strategische Ausrichtung der Forschung und die damit verbundene Grund- finanzierung auf den Prüfstand gestellt. Hierzu bündelt die Helmholtz-Gemeinschaft ihre Forschungsaktivitäten in strategischen, zumeist zentrumsübergreifenden Programmen, die durch renommierte Experten aus aller Welt begutachtet werden. Im Jahr 2013 wurden die Programme in den Forschungsbereichen Erde und Umwelt, Gesundheit sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr evaluiert; dieses Jahr folgten die Forschungsbereiche Energie, Schlüsseltechnologien und Struktur der Materie. Für die dritte Programmperiode wurde das Begutachtungs- der wissenschaftlichen Qualität bezieht die Kompetenz, die verfahren im Hinblick auf die Mission geschärft und an ak- Originalität sowie das Innovationspotenzial neuer Technolo- tuelle Erfordernisse angepasst. Ein wesentlicher Punkt ist gien und Entwicklungen mit ein. Die Bewertung der strategi- die stärkere Trennung der strategischen Programme und des schen Relevanz konzentriert sich vor allem auf die Themen- Betriebs großer Forschungsinfrastrukturen – darunter Pho- auswahl, die kohärente Zusammensetzung und Abstimmung tonen- und Neutronenquellen für Materialforschung sowie von Kompetenzen, Inhalten und Prozessen sowie das Pro- Forschungsschiffe –, die mehrheitlich von externen Wissen- gramm-Management insgesamt. Zur Bewertung der Program- schaftlern genutzt werden. Bei Forschungsinfrastrukturen me werden ferner die Beiträge zu den Zielen im Rahmen des spielen, neben Fragen nach dem wissenschaftlichen Gesamt- Pakts für Forschung und Innovation berücksichtigt. Dazu konzept, der bislang erbrachten wissenschaftlichen Leistung zählen neben der allgemeinen Kooperationskultur auch neu- und der technischen Ausstattung, vor allem Life-Cycle-Ana- artige Modelle vor allem mit universitären Partnern. Beiträge lysen und das Nutzermanagement eine wichtige Rolle. Die zur Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nach- Begutachtungen verliefen äußerst positiv und erbrachten im wuchses und der Transfer von Ergebnissen in Wirtschaft und Hinblick auf die zukünftige Nutzung eine Reihe sehr wertvol- Gesellschaft ziehen die Gutachter genauso hinzu. Schließlich ler Hinweise. Auf dieser Basis erhalten die Zentren für den ermöglichen es Querschnittsaktivitäten, Beiträge zu pro- Betrieb der positiv evaluierten Forschungsinfrastrukturen gramm-, vielfach sogar forschungsbereichsübergreifenden eine auskömmliche Finanzierung, die auch die absehbaren Forschungsfeldern zu bündeln und aufeinander abzustimmen. Preissteigerungen berücksichtigt. Dazu gehören die Forschungsfragen zu großen Datenmengen ebenso wie Bioökonomie, Elektromobilität und Sicherheits- Die wichtigste Frage: Are we doing the right things – forschung. Diese Querschnittsaktivitäten sind für die Helm- and are we doing them right? holtz-Gemeinschaft von besonderer Bedeutung, da die großen Für die Begutachtung der Forschungsthemen in den Pro- Zukunftsherausforderungen, die ganzheitliche Lösungen er- grammen stehen zwei Aspekte im Fokus: die wissenschaft- fordern, ohne inter- und transdisziplinäre Ansätze nicht ange- liche Qualität und die strategische Relevanz. Die Bewertung messen adressiert werden können. 13
Das wichtigste Ziel: Today we are good – und in der Pflanzenforschung für eine Welt mit mehr als sie- tomorrow we are better! ben Milliarden Menschen. Mit den Begutachtungen wurde die Insgesamt wurden 17 Programme und 13 große Forschungs- Strategie des Forschungsbereichs begrüßt, die Aktivitäten infrastrukturen evaluiert. Die Begutachtungen fanden zwi- breiter aufzustellen und in den drei Säulen Informationstech- schen Januar und April 2014 im Rahmen eines internationa- nologien, Materialwissenschaften und Lebenswissenschaften len Peer-Review-Verfahrens und unter Beteiligung von 59 zu bündeln. Gutachterinnen und 163 Gutachtern statt, zumeist von einer Der Forschungsbereich Struktur der Materie wird mit neuem ausländischen Forschungseinrichtung. Die Begutachtungser- Namen „Materie“ und stark veränderter Programmstruktur in gebnisse bilden die Basis für die Auflagen und Empfehlungen die neue Programmperiode gehen. Die Begutachtungen be- für die Programme und die daran beteiligten Zentren. Hierzu stätigten die neue Aufstellung, insbesondere die Bündelung zählen inhaltliche Aspekte hinsichtlich der Optimierung der der Aktivitäten zu den klein(st)en Bausteinen jenseits des Forschungsthemen und ihrer Bearbeitung ebenso wie die Atoms sowie ein eigenständiges Programm, das sich der für finanzielle Ausstattung. Der Helmholtz-Senat verfolgt die Ent- große Experimente notwendigen Technologieforschung zu Be- wicklung der Forschungsprogramme und dabei insbesondere schleunigern und Detektoren widmen wird. Die Forschung im die Umsetzung der strategischen Empfehlungen. Bereich Struktur der Materie ist eng verbunden mit Großgerä- Die Begutachtungen bescheinigen allen Programmen eine ten, insbesondere den von Helmholtz betriebenen Photonen-, sehr hohe, in manchen Fällen weltweit einmalige wissen- Neutronen- und Ionenquellen. Die Einzigartigkeit der Geräte schaftliche Qualität und Leistungskraft. Im Forschungs- und ihrer Kombination bei Helmholtz wurde hervorgehoben – bereich Energie wurde die Neuaufstellung der Programme dazu zählen die sich im Betrieb befindlichen Anlagen FLASH begrüßt: Fünf Programme, darunter zwei übergreifend mit und BER ebenso wie die internationalen Großgeräte XFEL und dem Forschungsbereich Schlüsseltechnologien, adressieren FAIR, die während der Programmperiode an den Helmholtz- Themen, die im Rahmen der Energiewende von besonderer Zentren DESY und GSI weiter aufgebaut werden. Bedeutung sind. Dazu zählen erneuerbare Energien, Energie- effizienz und Speicher ebenso wie die damit verbundenen Querschnittsaktivitäten für die großen Fragen für Wirtschaft und Gesellschaft. Zur Bündelung der Herausforderungen der Gesellschaft Ergebnisse der einzelnen Programme und zur Verstärkung Viele Forschungsthemen machen nicht an den Programm- der Zusammenarbeit wird der Forschungsbereich eine pro- grenzen halt. Bioenergie ist sowohl im Kontext erneuerba- grammübergreifende Initiative „Energiesystem 2050“ starten. rer Energien als auch in der nachhaltigen Bioökonomie von Für das Gesamtsystem wichtig ist auch die Fusionsforschung, besonderer Bedeutung. Ebenso müssen Energiespeicher im die künftig Kohle und Gas als Grundlast ersetzen soll, und die Zusammenhang mit der Energiewende sowie der Mobilität be- nukleare Sicherheitsforschung. trachtet werden. Die Begutachtung bestätigte die Helmholtz- Große Fortschritte und international einmalige Aktivitäten Gemeinschaft darin, Beiträge der Programme zu programm- sind auch im Forschungsbereich Schlüsseltechnologien zu und forschungsbereichsübergreifenden Forschungsfeldern in verzeichnen. Hierzu zählen vor allem die Aktivitäten in den fünf Querschnittsverbünden und 13 Querschnittsthemen zu Feldern Nanosysteme, Supercomputing und Big Data. Das bündeln. Das Zusammenspiel zwischen den Programmen und Vorhaben, Neurowissenschaften und Computing für ein bes- Querschnittsaktivitäten wird eine der Herausforderungen für seres Verständnis des menschlichen Gehirns eng aneinan- die neue Programmperiode sein. der zu führen – wie es auch im europäischen Human Brain Insgesamt verliefen die Begutachtungen für die dritte Project verfolgt wird, zu dem enge Bindungen bestehen –, Programmperiode sehr erfolgreich und geben der Helm- wurde ebenfalls sehr positiv gesehen. Dieses Vorhaben ist holtz-Gemeinschaft Rückenwind für die Ausrichtung ihrer Teil der Strategie des Forschungsbereichs, die Erforschung Forschung. Gleichzeitig brachten sie eine Vielzahl an Ergeb- von generischen Technologien stärker mit Anwendungen in nissen, die für die weiteren strategischen Planungen wichtig den Lebenswissenschaften zu verbinden, beispielsweise bei sind und es ermöglichen, die Programme kontinuierlich zu degenerativen Erkrankungen, in der regenerativen Medizin verbessern. 14
WISSENSCHAFTLICHE PREISE UND AUSZEICHNUNGEN ERWIN-SCHRÖDINGER-PREIS 2014 Ein einzelnes Molekül kann Hoffnungsträger für Millionen Menschen werden: Matthias Tschöp, Brian Finan, Kerstin Stemmer (alle Helmholtz Zentrum München) und Richard DiMarchi (Indiana University, USA) haben zwei Hormone, die im Darm gebildet werden, zu einem einzigen Molekül zusammenfügt. Diese Hormonkombination könnte künftig bei Patienten mit Adipositas oder Typ-2-Diabetes den Blut- zuckerwert senken. Dafür erhielten die Forscher den mit 50.000 Euro dotierten Erwin-Schrödinger-Preis 2014. g www.helmholtz.de/schroedingerpreis V.l.n.r.: Helmholtz-Präsident Jürgen Mlynek, Richard DiMarchi, Brian Finan, Bundesministerin Johanna Wanka, Kerstin Stemmer und Matthias Tschöp. Foto: Marco Urban Alzheimer-Forschungspreis der Frankfurter Hans und Ilse Breuer-Stiftung: Dieter Edbauer und Michael T. Heneka WISSENSCHAFTLICHE PREISE (DZNE); Curt Meyer-Gedächtnispreis: Sandrine Sander (MDC); Deutscher Krebshilfe Preis 2013: Hans-Georg Auszeichnungen und Preise machen herausragende Rammensee (DKTK); Deutscher Krebspreis 2014: Simone Forscherpersönlichkeiten der Helmholtz-Gemeinschaft Fulda (DKTK); Dr. Paul Janssen Award for Biomedical sichtbar. Die hier aufgeführten Beispiele zeigen Erfolge Research: Emmanuelle Charpentier (HZI); Ernst Schering von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter- Preis 2014: Magdalena Götz (HMGU); European Research schiedlicher Karriereebenen. Council Advanced Grant: Magdalena Götz (HMGU), Thomas Willnow (MDC); European Research Council Consolidator Grant: Oliver Daumke (MDC), Dieter Edbauer (DZNE), Martin Elsner und Tillmann Lüders (HMGU), Jochen Küpper (DESY) Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2014: Rainer Waser European Research Council Starting Grant: Guido (Forschungszentrum Jülich); Göran-Gustafsson-Preis: Grosse (AWI), Erin Crystal Koos und Pavel Levkin (beide Emmanuelle Charpentier (HZI); Kavli-Preis für Nano- KIT), Thomas Wolbers (DZNE); European Research wissenschaften: Stefan W. Hell (DKFZ); Kind-Philipp- Council Synergy Grant: Ralph Wolfgang Aßmann, Preis: Ina Oehme und David Jones (beide DKFZ); Petra Marie-Luise Fromme (beide DESY, zusammen Nernst-Haber-Bodenstein-Preis: Emad Flear Aziz mit Henry Nicholas Chapman und Franz Xaver Kärtner, (HZB); Preis der Åland Foundation for the Future of beide Universität Hamburg); Felix Burda Award: Ulrike the Baltic Sea: Hans von Storch (HZG); Young Inves- Stein (MDC); Frontiers of Knowledge Award: Knut Urban tigator Grant des Human Frontiers Science Program: (Forschungszentrum Jülich) und Maximilian Haider (KIT, Alexandros Vegiopoulos (DKFZ) zusammen mit H. Rose, Universität Ulm); Gay-Lussac- Humboldt-Forschungspreis 2013: Oliver Eickelberg (HMGU) 15
DIE MISSION FORSCHUNGSBEREICH Eine Energieversorgung, die ökonomisch, ökologisch und ENERGIE gesellschaftlich tragbar ist – daran arbeiten Helmholtz-Wis- senschaftler im Forschungsbereich Energie. Sie erforschen Wandlungs-, Verteilungs-, Nutzungs- und Speichertechniken und berücksichtigen die Klima- und Umweltfolgen. Ein Ziel ist es, fossile und nukleare Brennstoffe durch klimaneutrale Energieträger zu ersetzen und die Etablierung eines nach- haltigen Energiesystems voranzutreiben. Dazu loten die Forscher die Potenziale erneuerbarer Energiequellen wie Sonnenenergie, Biomasse oder Erdwärme aus. Sie arbeiten auch daran, die Effizienz konventioneller Kraftwerke zu steigern. Darüber hinaus will die Helmholtz-Gemeinschaft mit der Kernfusion langfristig eine neue Energiequelle PROF. DR. HOLGER HANSELKA erschließen, und sie verfügt über herausragendes Knowhow Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft, in der nuklearen Sicherheits- und Endlagerforschung. Koordinator für den Forschungsbereich Energie, Karlsruher Institut für Technologie DIE PROGRAMMSTRUKTUR IN DER LAUFENDEN FÖRDERPERIODE Derzeit wirken acht Helmholtz-Zentren im Forschungsbereich Energie zusammen. Die Arbeiten gliedern sich in fünf For- schungsprogramme: Erneuerbare Energien Rationelle Energieumwandlung und -nutzung Kernfusion Nukleare Sicherheitsforschung Technologie, Innovation und Gesellschaft Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie Interdisziplinäre Arbeitsgruppen treiben diese Programme in internationaler Zusammenarbeit voran. Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ AUSBLICK Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ Die Energiewende gehört zu den größten Aufgaben der Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Gegenwart und Zukunft. In ihrem 6. Energieforschungs- programm konzentriert sich die Bundesregierung auf er- Forschungszentrum Jülich Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf neuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeicher und Netztechnologien. Die Helmholtz-Gemeinschaft unter- stützt diese Strategie nachdrücklich und trägt im Rahmen einer programmatischen Fokussierung ihrer Kompetenz und Erfahrung signifikant zur Umsetzung bei. Dazu gehört beispielsweise das ab 2015 neu eingerichtete Programm für effizientere Energiespeicher und vernetzte Infrastruk- Karlsruher Institut für Technologie turen. Zudem schließt sie Forschungslücken und treibt Grundlagenforschung ebenso wie anwendungsorientierte Max-Planck-Institut für Plasmaphysik Forschung voran. Die technologische Forschung wird von sozioökonomischer Forschung ergänzt. Es gilt, das Energie- system einschließlich aller gesellschaftlichen, wirtschaft- lichen und politischen Aspekte zu transformieren. behandelt, vernetzt und optimiert werden. Gleichzeitig muss DIE PROGRAMME IN DER die beim Umbau der Energieversorgung erforderliche Flexi KOMMENDEN FÖRDERPERIODE 2015-2019 bilität im Hinblick auf Brennstoffarten, Energiebereitstellung und Infrastruktur erweitert werden. Energieeffizienz, Materialien und Ressourcen Das Ziel der Energiewende ist es, bis 2050 den Primärener- Erneuerbare Energien gieverbrauch zu halbieren und die Emission von Treibhaus- Die Hauptlast der Energiebereitstellung sollen erneuerbare gasen gegenüber 1990 um 80 bis 95 Prozent zu senken. Dazu Energien tragen. Dabei gilt es, die verschiedenen Primärener- sollen die Prozessketten, die Ressourcen, Materialentwick- gien wie solare Strahlung, Wind, Biomasse und Erdwärme lung, Verfahrenstechniken und Energiewandlungsprozesse effizient und kostengünstig zu erschließen und optimale Tech- 16
Energie I Erde und Umwelt I Gesundheit I Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr I Schlüsseltechnologien I Struktur der Materie Mit der bioliq-Pilotanlage haben KIT-Forscher erstmals Benzin aus Stroh und anderen biologischen Reststoffen hergestellt. Bild: M.Torge/KIT Karlsruher Institut für Technologie (KIT) PILOTANLAGE MACHT BIOBENZIN In der bioliq-Anlage am KIT entsteht in einem mehrstufigen über 1200 Grad Celsius und Drücken bis zu 80 bar zu einem Prozess aus Stroh und anderen biologischen Reststoffen syn- teerfreien Synthesegas um. Dieses Synthesegas besteht zum thetisches Benzin. Die Synthesestufe der bioliq-Pilotanlage Großteil aus Kohlenstoffmonoxid und Wasserstoff. Bei der ging nun erfolgreich in Betrieb: Zum ersten Mal wurde dabei anschließenden Heißgasreinigung geht es darum, störende Kraftstoff hergestellt. Damit ist die Anlage komplett aufge- Partikel und Stoffe wie Chlor- und Stickstoff-Verbindungen aus baut. Im abschließenden Schritt wird die vollständige Prozess- dem Synthesegas abzutrennen. Das gereinigte Gas wird dann kette im Zusammenspiel erprobt und für die industrielle Groß- in der Synthesestufe gezielt zu maßgeschneiderten, hochwer- anwendung optimiert. tigen Kraftstoffen zusammengesetzt. Der gesamte bioliq-Prozess (Biomass to Liquid Karlsruhe) Die Anlage ist in ihrem Design speziell an die Randbedingun- besteht aus vier Stufen: In der ersten Stufe wird trockene gen von Kohlenstoffmonoxid-reichem Synthesegas angepasst, Restbiomasse wie Stroh, das zum Beispiel weit verteilt auf wie es aus biologischen Reststoffen erzeugt wird. Neuent- Feldern anfällt und einen niedrigen Energiegehalt hat, lokal wicklungen können in der Pilotanlage direkt im industrierele- durch Schnellpyrolyse – der thermischen Zersetzung von vanten Maßstab erprobt werden, um die Forschungsergebnis- organischen Stoffen – in eine rohölartige Substanz von ho- se künftig schneller kommerziell umzusetzen. her Energiedichte umgewandelt. Diese Substanz lässt sich Der Aufbau der Pilotanlage am KIT Campus Nord wurde vom einfach und günstig über große Strecken transportieren und Bund, vom Land Baden-Württemberg und der EU gefördert. zentral weiterverarbeiten. Ein so genannter Hochdruck-Flug- Neben zahlreichen Instituten und Dienstleistungseinheiten stromvergaser setzt die rohölartige Masse bei Temperaturen des KIT sind mehrere Industriepartner an bioliq beteiligt. Weitere Beispiele aus diesem Forschungsbereich g nologien für zentrale und dezentrale Anwendungen zu ent- einer überwiegend auf erneuerbaren Energien basieren- wickeln. Die strategischen Forschungsthemen widmen sich den Versorgung gelingt, müssen die stark volatile Energie wissenschaftlichen Fragestellungen, die hochkomplexe und bedarfsgerecht gespeichert und die Infrastrukturen für die langfristige Entwicklungen erfordern und die großen Infra- verschiedenen Energieträger weiterentwickelt und besser strukturen der beteiligten Helmholtz-Zentren nutzen. vernetzt werden. Die Forschungsschwerpunkte zielen auf zeitnahe Anwendung, umweltfreundliche Herstellung, hohe Speicher und vernetzte Infrastrukturen Effizienz sowie sichere Systemintegration. Im Rahmen der Energiewende sollen wirtschaftliche Ener- giespeicher und Infrastrukturen zur Energieübertragung Future Information Technology und -verteilung entwickelt werden. Damit der Umbau zu Die Informations- und Kommunikationstechnologie wird immer 17
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