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Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen e 2 0 2 0 flag Neuau
Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN) Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Bericht- erstattung 2 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Die Inhalte des Leitfadens „Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhal- tigkeitsberichterstattung an Hochschulen“ wurden im Arbeitspaket Nachhaltigkeitsberichterstattung des Ver- bundprojekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten“ (HOCHN) in einem partizipa- torischen Prozess mit mehreren Hochschulen unter der Federführung der Universität Hamburg, Freien Universität Berlin und der Universität Duisburg-Essen gemeinschaftlich entwickelt. Es handelt sich bei dieser Publikation um eine Betaversion, die nach einer Testphase in einen Gesamtleitfaden integriert wird. Das Projekt wird unter dem Kennzeichnen FKZ13NKE007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert. Universität Hamburg Freie Universität Berlin Universität Duisburg-Essen Prof. Dr. Alexander Bassen, Prof. Dr. Gerhard de Haan, Prof. Dr. André Niemann, PD Dr. Remmer Sassen Coco Klußmann Elisa Gansel Fakultät für Wirtschafts- und Institut Futur Institut für Wasserbau und Sozialwissenschaften Fabeckstraße 37 Wasserwirtschaft Rentzelstraße 7 14195 Berlin Universitätsstraße 15 20146 Hamburg 45141 Essen Remmer.Sassen@uni-hamburg.de sekretariat@institutfutur.de andre.niemann@uni-due.de Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 3
Reporting Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen Inhalt Einleitung .............................................................................................................................................................................................................. 8 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen ..................................................................................................................................... 8 HOCHN – das Forschungsprojekt .............................................................................................................................................................. 8 Ziele von HOCHN ........................................................................................................................................................................................... 8 Projektaufbau von HOCHN ......................................................................................................................................................................... 8 Handlungsfelder ........................................................................................................................................................................................... 9 Leitfäden ......................................................................................................................................................................................................... 10 HOCHN – das Hochschulnetzwerk ........................................................................................................................................................ 10 Ausblick – wie geht es weiter? ................................................................................................................................................................ 10 Danksagung ...................................................................................................................................................................................................... 11 Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN ........................................................................................................... 14 Präambel ........................................................................................................................................................................................................... 14 Zum Entstehungsprozess ........................................................................................................................................................................... 14 Intention des Nachhaltigkeitsverständnisses im Kontext Hochschule ................................................................................ 14 Zielgruppe ........................................................................................................................................................................................................ 15 Grundverständnis von Nachhaltigkeit und Ethik im Kontext von Hochschulen ............................................................... 16 1. Forschung ..................................................................................................................................................................................................... 18 2. Lehre .............................................................................................................................................................................................................. 19 3. Betrieb .......................................................................................................................................................................................................... 20 4. Governance .................................................................................................................................................................................................. 21 5. Transfer ......................................................................................................................................................................................................... 22 Einführung in die Thematik des hochschulspezifischen DNK ..................................................................................................... 24 Präambel ........................................................................................................................................................................................................... 24 Inhaltliche Anwendung der Präambel ................................................................................................................................................. 24 Entwicklung des HS-DNK in Anlehnung an den bestehenden DNK .......................................................................................... 26 Gründe für die Abgabe einer Entsprechenserklärung zum hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex .......... 27 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex ................................................................................................ 28 Anleitung für das Ausfüllen einer Entsprechenserklärung ....................................................................................................... 28 Partizipative Nachhaltigkeitsberichterstattung – transformative P rozesse in der Hochschule anstoßen ........... 28 Kriterien des hochschulspezifischen DNK ........................................................................................................................................... 30 Strategie (Kriterien 1–4) ............................................................................................................................................................................. 30 Prozessmanagement: Governance (5-10) ............................................................................................................................................ 34 Umwelt: Betrieb (11-13) ............................................................................................................................................................................... 40 Gesellschaft (14-20) ...................................................................................................................................................................................... 45 Abgrenzung zu anderen hochschulspezifischen Nachhaltigkeitsbewertungs- und -berichtssystemen .............. 54 Kriterien für eine Bestandaufnahme von Nachhaltigkeitsaktivitäten an Hochschulen in Bayern ......................... 54 Principles for Responsible Management Education (PRME) ..................................................................................................... 54 4 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Anlagen ................................................................................................................................................................................................................ 58 Thematische Leitfaden-Übersicht ......................................................................................................................................................... 58 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 59 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................................................... 59 Verwendete Literatur .................................................................................................................................................................................... 61 Impressum .......................................................................................................................................................................................................... 64 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 5
6 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Einleitung Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 7
Einleitung Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Ent- schen Partner*innen aus circa 140 Hochschulen aus- wicklungsaufgabe, die immer mehr in den Fokus rückt. tauschen (Stand August 2020). Hochschulen sind wie alle anderen gesellschaftlichen Akteur*innen gefordert, sich mit den damit verbunde- Innerhalb der inzwischen fast vierjährigen Zusammen- nen Herausforde- arbeit und mit dem engen bundesweiten Austausch rungen auseinan- über zahlreiche Veranstaltungsformate wie Praxis-For- derzusetzen. Wie schungssessions, Kollaborationstreffen und Netzwerk- Eine begriffliche Annäherung kann es komple- Hubs, ist der eigentliche Mehrwert von HOCHN deutlich an das Nachhaltigkeitsver- xen Organisatio- geworden: die Schaffung eines Transformationsfeldes ständnis im HOCHN-Verbund nen wie Hoch- zwischen Studierenden, (Nachwuchs-) Wissenschaft- schulen gelingen, ler*innen, Praktiker*innen sowie anderen Nachhaltig- findet sich ab Seite 14. den Prozess einer keitsakteur*innen. Dadurch werden neue Sichtweisen nachhaltigen Ent- ermöglicht, gegenseitige Wertschätzung unabhängig wicklung inner- von Hierarchieebenen entwickelt und ein vertrauensvol- halb der eigenen ler Raum für konstruktives Zusammenwirken geboten. Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu einer dauerhaften Aufgabe zu machen? Wie kann es gelingen, HOCHN – das Forschungsprojekt dass sich möglichst viele Akteur*innen für nachhaltige Entwicklung engagieren? Für diese Fragen gibt es kein Ziele von HOCHN Patentrezept, keine Handlungsanleitung, keine Check- Übergeordnetes Ziel des vom Bundesministerium für liste, die für alle Hochschulen gleichermaßen hilfreich Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundpro- wäre oder von allen gleichermaßen genutzt werden jekts Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – ver könnte – zu unterschiedlich sind Hochschulen, etwa hin- netzen – berichten (HOCHN) ist es, die nachhaltige sichtlich ihrer Rechtsform (privat oder öffentlich), ihres Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu Typs (Universität, Fachhochschule, Hochschule für an- fördern. Daraus leiten sich vier Teilziele ab: gewandte Wissenschaften), ihrer Lage (ländlicher Raum oder Metropolregion) oder Größe (kleine spezialisierte 1. Etablierung und Verstetigung eines Netzwerks zum oder große Volluniversität). Darüber hinaus werden die Erfahrungsaustausch Hochschulen von externen Rahmenbedingungen beein- flusst, die je nach Bundesland Nachhaltigkeitsthemen 2. Entwicklung und Reflexion eines gemeinsamen mehr oder weniger befördern. Nachhaltigkeitsverständnisses In einer ersten zweijährigen Forschungsphase (11/2016- 3. Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung durch 10/2018) hat sich der HOCHN-Verbund mit den genann- Implementierung von Maßnahmen und Methoden ten Fragen beschäftigt. Der hier vorliegende Leitfaden ist einer von insgesamt sechs HOCHN-Leitfäden, die 4. Erstellung von Leitfäden zur nachhaltigen Hoch- zunächst als Betaversionen vorlagen und die Ergeb- schulentwicklung, Testung und Zusammenführung nisse dieser Arbeit ausschnitthaft darstellen. In der an- zu einem integrierten Gesamtleitfaden schließenden zweiten Phase des Projektes wurden die Leitfäden durch die elf Verbundpartner*innen an un- Bis Ende Oktober 2020 ist das Ziel, über HOCHN eine Road terschiedlichsten Hochschulen erprobt. Einige Erkennt- map Nachhaltige Hochschulen 2030 als Zukunftsvision nisse der Erprobungsphase sind in diese zweite und einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu entwerfen. finale Auflage der Leitfäden eingeflossen. Neben dem Forschungsvorhaben der elf deutschen Hochschulen Projektaufbau von HOCHN des Verbundes besteht das HOCHN-Projekt aus einem Elf geförderte Verbundhochschulen sind in den wie wachsenden Nachhaltigkeitsnetzwerk von Hochschulen in Abbildung 1 dargestellten Arbeitskonstellationen aus dem deutschsprachigen Raum, in dem sich inzwi- eingebunden. 8 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Projektstruktur Governance FU Berlin Forschung Transfer Team Bormann HNE Eberswalde Leuphana Uni Uni Vechta Lüneburg Team Nölting Team Rieckmann Team Lang LMU München Team Vogt Lehre Betrieb Uni Bremen Gesamt- Team Müller-Christ koordination TU Dresden Team Günther Uni Tübingen Uni Hamburg Fachbeirat Team Potthast HS Zittau/Görlitz Team Bassen & Team Delakowitz Schmitt Berichterstattung Vernetzung Uni Hamburg Uni Hamburg Team Bassen & Sassen Team Schmitt FU Berlin Team de Haan Uni Bremen Uni Duisburg-Essen Team Partner*innen Team Niemann Müller-Christ Partnerhochschulen HOCHN- Multiplikator*innen Netzwerk Abbildung 1: Gesamtstruktur von HOCHN (Universität Hamburg) Die Teams der elf Verbundhochschulen von HOCHN wei- Das HOCHN-Projekt wird von einem (inter-) national be- sen einen hohen Anteil an Nachwuchswissenschaft- setzen Beirat begleitet. Darüber hinaus ist das Institut ler*innen sowie einen breite disziplinäre Themen- für Hochschulentwicklung HIS-HE Kooperationspartner vielfalt auf. Folgende Hochschulen sind im Verbund im Handlungsfeld Betrieb. vertreten: • Freie Universität Berlin Handlungsfelder • Universität Bremen Im Sinne eines die gesamte Hochschulinstitution um- • Technische Universität Dresden fassenden Ansatzes („Whole Institution Approach“) wird • Universität Duisburg-Essen neben den Kernbereichen Lehre und Forschung der Be- • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde trieb von Hochschulen beleuchtet. Darüber hinaus sind • Universität Hamburg die Handlungsfelder Nachhaltigkeitsberichterstattung • Leuphana Universität Lüneburg und Governance als Querschnittsthemen sowie Trans- • Ludwig-Maximilians-Universität München fer Gegenstand der Betrachtung. • Eberhard Karls Universität Tübingen • Universität Vechta • Hochschule Zittau/Görlitz http://www.hoch-n.org/4-partner/fachbeirat Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 9
Leitfäden HOCHN – das Hochschulnetzwerk Jedes der Arbeitspakete hat sich über den Projektver- Unter Federführung der Universitäten Hamburg und lauf mit einem spezifischen Thema hochschulischer Bremen wird ein stetig wachsendes Hochschulnetzwerk Nachhaltigkeit beschäftigt: Forschung, Lehre, Betrieb aufgebaut. In diesem sind zum Zeitpunkt der Druck- sowie Transfer, ergänzt um die Querschnittsthemen legung dieser finalen Auflage der Einzelleitfäden be- Nachhaltigkeitsberichterstattung und Governance. reits Angehörige aus circa 140 deutschen Hochschu- Die sechs HOCHN-Leitfäden lagen zunächst als Beta- len vernetzt. Damit können bestehende Erfahrungen versionen vor. Sie wurden parallel zur Gründungs-, For- und Expertisen an den einzelnen Hochschulen sichtbar schungs- und Vernetzungstätigkeit der ersten zwei För- gemacht werden, wechselseitiger Austausch angeregt derjahre erstellt und in den folgenden zwei Jahren nach und Voneinander-Lernen ermöglicht werden. Auf der Veröffentlichung pilotiert und überarbeitet. Sie erhe- HOCHN-Nachhaltigkeitslandkarte können die zustän- ben dennoch nicht den Anspruch, die Handlungsfelder digen Personen, Partnerhochschulen sowie Nachhal- vollumfänglich abzubilden, sondern setzen thematische tigkeitsinitiativen im gesamten deutschen Hochschul- Schlaglichter und fassen die gesammelten und ent- raum gefunden werden. wickelten Erkenntnisse strukturiert zusammen. Damit stellen sie einen Ausgangspunkt für die Diskussionen Ausblick – wie geht es weiter? im wachsenden HOCHN-Netzwerk dar. Sie sind leben- dige Dokumente, bei denen der gemeinsame Erstel- Die separate Betrachtung von Handlungsfeldern stellt lungs- und Austauschprozess den eigentlichen Mehr- einen pragmatischen Ausgangspunkt dar. Zwischen wert hervorbringt. Sie verdeutlichen auch, dass es viele den Handlungsfeldern bestehen jedoch starke Inter- kleine, mitunter unspektakulär erscheinende Schritte dependenzen und ein Whole Institution Approach um- sind, die eine Hochschule bewegen. fasst auch und insbesondere die Adressierung und Or- chestierung von Schnittstellen zwischen den einzelnen Zielgruppen der HOCHN-Leitfäden sind all diejenigen, Handlungs- und Themenfeldern nachhaltiger Entwick- die in ihrer eigenen Hochschule die nachhaltige Entwick- lung. Diese Schnittstellen zu berücksichtigen, mit Erfah- lung voranbringen und einen niedrigschwelligen Einstieg rungswissen anzureichern und anhand konkreter Praxis in die verschiedenen Handlungsfelder erhalten wollen. beispiele offen zu legen, war daher ein Schwerpunkt Dabei sollen die verschiedenen Grundbedingungen der der zweiten Projektphase (11/2018-10/2020). Neben der vielseitigen deutschen Hochschullandschaft im Blick Pilotierung und Überarbeitung der Einzelleitfäden ist behalten werden, sodass alle Hochschulen Anregun- das Ziel, ein integriertes, digitales Gesamtformat an- gen finden können. Diesen wichtigen Austausch möchte zubieten, das zur Anwendung und weiteren Mitgestal- das HOCHN-Netzwerk als bundesweite Plattform in der tung einlädt. Ab Herbst 2020 ist daher als Ergebnis ein nachhaltigen Hochschulentwicklung befördern. Zudem HOCHN-Wiki verfügbar, eine gemeinsame Online-Platt- richten sich die Leitfäden an alle Stakeholder von Hoch- form, die zur Nutzung für alle Interessierten offensteht. schulen, da durch die Leitfäden Transparenz darüber er- zeugt wird, welche Rahmenbedingungen und Handlun- gen für eine nachhaltige Hochschule erforderlich sind. In HOCHN erlebe ich eine inspirierende Zusammenarbeit mit unglaublich raschem Arbeitsfortschritt: wirklich vorbildlich, nicht Foto: Markus Scholz/scholzfoto.de nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der Organisation und Arbeitsweise. Dipl.-Ing. Cornelia Reimoser Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN 10 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Bei HOCHN mitmachen! nendes Hochschulnetzwerk liegt die Aufgabe noch vor uns, dauerhafte Strukturen aufzubauen, bis sich Logi- Wir freuen uns auf weitere Hochschulpartner*in- ken in den Hochschulen derart verändert haben, dass nen, die Teil des HOCHN-Netzwerks werden wollen. Nachhaltigkeitsprozesse als funktionale Daueraufgaben Durch die Teilnahme an unseren Veranstaltungen wertgeschätzt und personell besetzt bleiben. Persön- besteht die Möglichkeit, sich in die Prozesse aktiv lich bedanken wir uns insbesondere bei Dr. Karl Eugen einzubringen. Weitere Informationen: Huthmacher, Eckart Lilienthal, Florian Frank, Cornelia http://www.hoch-n.org/mitmachen http://hoch-n.org/landkarte Möller sowie Dr. Martin Schulte aus der Abteilung 7: Zu- kunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und Nach- netzwerk@hoch-n.org haltigkeit des BMBF. Durch ihre wertvolle Unterstützung sowie die Möglichkeit, in einer zweiten Förderphase Im HOCHN-Wiki ist neben den Leitfäden und anderen die vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse zu ver- Materialien auch die Roadmap „Nachhaltige Hoch- dichten und anwendungsbezogen zu prüfen, haben sie schullandschaft 2030“ verfügbar. Die Roadmap zeigt wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung an Hochschu- Perspektiven, Potenziale und konkrete Umsetzungs- len beigetragen. pfade auf, wie bis 2030 eine Nachhaltigkeitstransfor- mation deutscher Hochschulen gestärkt und erreicht Unserem Projektträger, dem VDI Technologiezentrum, werden kann. Um die in HOCHN begonnenen Aktivitä- insbesondere Svetlana Thaller-Honold, Christiane ten und Vernetzungen auch über die unmittelbare Pro- Ploetz und Helene Leneschmidt sowie Heinz Horsten jektlaufzeit hinaus aufrecht zu erhalten sowie auszu- möchten wir zudem unseren besonderen Dank aus- bauen, wurde im April 2020 die Deutsche Gesellschaft sprechen. Als verlässliche Partner*innen tragen sie mit für Nachhaltigkeit an Hochschulen e. V. (DG HochN) ins ihrem Blick ganz wesentlich zu Perspektivenwechsel in Leben gerufen. Die DG HochN bietet die Arena, um das der Hochschulwelt bei. UNESCO-Programm „Bildung für nachhaltige Entwick- lung 2030“ im deutschen Hochschulsystem auf Grund- Ebenfalls besonderer Dank gebührt den HOCHN-Fach- lage bisheriger Wirkungen weiter umzusetzen und zu beiratsmitgliedern (https://www.hochn.uni-hamburg. verankern. de/1-projekt/fachbeirat.html), die sich in vielfältiger Form beratend und mitgestaltend im HOCHN-Netzwerk eingebracht haben. Danksagung Ohne das BMBF und seine bundesweite Anschubfinan- Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit zierung wäre ein Projekt zur nachhaltigen Hochschul- den vielen Akteur*innen für eine nachhaltige Hoch- entwicklung in dieser Form nicht realisierbar. Als ler- schulentwicklung in Deutschland und darüber hinaus. Wenn es das Programm nicht schon gäbe, müsste man so etwas wie HOCHN erfinden. Foto: H. Thämlitz Prof. Dr. (mult.) Dr. h. c. (mult.) Walter Leal HAW Hamburg / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 11
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Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 13
Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN M. Vogt, L. Lütke-Spatz und C. Weber; unter Mitwirkung von A. B assen, M. Bauer, I. Bormann, W. Denzler, F. Geyer, E. Günther, S. Jahn, J. K ahle, B. K ummer, D. Lang, H. Molitor, S. Niedlich, G. Müller-Christ, B. Nölting, T. P otthast, M. Rieckmann, C. Schwart, R. Sassen, C. Schmitt und C. Stecker 16. Januar 2020 Präambel Gesamtziel des Vorhabens Nachhaltigkeit an Hochschu- dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Bislang besteht jedoch len (HOCHN) ist die Förderung nachhaltiger Entwicklung kein hinreichender Konsens darüber, wie der aus ge- an Hochschulen in Deutschland sowie die Konzeption von sellschaftlicher Verantwortung begründete Anspruch hierfür geeigneten Maßnahmen und Leitfäden. Eine wich- von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen ver- tige Basis dafür ist die Entwicklung eines gemeinsamen standen, ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dies Nachhaltigkeitsverständnisses – wir verwenden im Folgen- zeigt sich beispielsweise in der aktuellen Debatte um den die Begriffe Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwick- die Verhältnisbestimmung von Freiheit und nachhaltig- lung synonym – unter Berücksichtig seiner transformati- keitsbezogener Verantwortung der Wissenschaft. Auch ven Aspekte für eine zukunftsfähige Hochschullandschaft aus diesem Grund hat es sich der Verbund HOCHN zum in Deutschland. HOCHN wird vom Bundesministerium für Ziel gesetzt, ein gemeinsames, hochschulspezifisches Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Unter www.hoch- Nachhaltigkeitsverständnis zu entwickeln, das eine ge- n.org finden sich nähere Informationen zum Projekt. sellschaftliche Transformation unterstützen soll. Das Nachhaltigkeitsverständnis basiert dabei auf vielfälti- gen bereits in (internationalen) Beschlüssen veranker- Zum Entstehungsprozess ten Grundverständnissen von Nachhaltigkeit sowie auf Das vorliegende Nachhaltigkeitsverständnis des Ver- wissenschaftlicher Literatur zum Nachhaltigkeitsprinzip. bundprojekts HOCHN entstand in einem partizipato- rischen und konsultativen Prozess der elf Verbund- Bei dem vorliegenden Text handelt es sich nicht um hochschulen über die Projektdauer November 2016 einen fixierten Standard, sondern um einen Orientie- bis Oktober 2020. Der nachfolgende Text basiert auf rungsrahmen zur gesamtinstitutionellen Integration den Zielformulierungen bzw. den Nachhaltigkeitsver- und Umsetzung von Nachhaltigkeit als ethisches Prin- ständnissen der einzelnen Partnerinnen des Verbund- zip an Hochschulen in Deutschland (insbesondere in projekts (Freie Universität Berlin, Universität Bremen, den Handlungsfeldern Forschung, Lehre, Betrieb, Gover- Technische Universität Dresden, Universität Duis- nance und Transfer). Dieser muss kontinuierlich an die burg-Essen, Hochschule für nachhaltige Entwicklung sich ändernden Erkenntnisse und Rahmenbedingun- Eberswalde, Universität Hamburg, Leuphana Univer- gen angepasst werden. Das Nachhaltigkeitsverständnis sität Lüneburg, Ludwig-Maximilians-Universität Mün- innerhalb des HOCHN-Verbunds schließt keineswegs chen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Universität aus, dass einzelne Hochschulen mit ihren unterschied- Vechta und Hochschule Zittau/Görlitz) sowie auf der lichen Zugängen, Schwerpunktsetzungen und Praktiken Auswertung der im Literaturverzeichnis ersichtlichen innerhalb dieses Rahmens je eigene Akzente setzen. Texte. Das Nachhaltigkeitsverständnis ist auf konzep- Vielmehr betrachten wir die Vielfalt unterschiedlicher tionelle Kohärenz angelegt und arbeitet insbesondere Nachhaltigkeitsverständnisse als Gewinn, da Nachhal- die normativen Implikationen von Nachhaltigkeit her- tigkeit idealerweise auf die jeweiligen Kontexte und aus. Die Erarbeitung des Nachhaltigkeitsverständnisses Rahmenbedingungen der Hochschulen und auf ihre des HOCHN-Verbunds fand unter der wissenschaftlichen AkteurInnen Bezug nehmen sollte. Gerade weil es un- Leitung von Prof. Dr. Markus Vogt (LMU München) statt. terschiedliche Akzente gibt, erfüllt eine begrifflich- konzeptionelle Klärung jedoch die wichtige Funktion, Interpretationsspielräume zu klären, offene Fragen für Intention des Nachhaltigkeits weitere Diskussion und Forschung zu benennen sowie verständnisses im Kontext Hochschule Gemeinsamkeiten trotz kontextuell unterschiedlicher Viele AkteurInnen an deutschen Hochschulen befas- Umsetzungen nicht aus dem Blick zu verlieren. sen sich in Wissenschaft, Lehre und Betriebspraxis mit 14 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung keit. Die Freiheit von Forschung und Lehre realisiert sich dürfen keine abstrakten Begrifflichkeiten und Konzepte nur dann in verantwortlicher Weise, wenn die Hochschu- ohne klaren Handlungsbezug bleiben, die sich nach be- len selber ihre Potenziale für eine Große Transformation liebigen Interessenlagen instrumentalisieren lassen. der Gesellschaft reflektieren und ihre Erkenntnisse ge- Daher soll das vorliegende Nachhaltigkeitsverständnis samtinstitutionell entsprechend umsetzen. Der Prozess Gesprächs- und Kooperationsprozesse stärken. Darü- (Kommunikation und strategische Steuerung, um auf- ber hinaus liefert es die Basis für eine langfristige und einander abgestimmtes Handeln zu ermöglichen) und substantielle Umsetzung von Maßnahmen an Hoch- das Ergebnis (Schaffung von Strukturen und konkrete schulen, die für eine große gesellschaftliche Transfor- Umsetzung auf der Basis eines gemeinsamen Nachhal- mation (vgl. WBGU 2011) zur Erreichung der Nachhaltig- tigkeitsverständnisses) sind für alle Ebenen gleicher- keitsziele unerlässlich sind. maßen relevant. Dabei muss auf eine möglichst hohe Kohärenz Wert gelegt werden, um Missverständnisse Dabei können mehrere Ebenen unterschieden werden, abzuwenden und sich gegenseitig aufhebende Effekte die für die Entwicklung eines Nachhaltigkeitsverständ- von Nachhaltigkeitsstrategien zu vermeiden. nisses für Hochschulen von Bedeutung sind (Systeme, Gruppen und Individuen): Der nachfolgende Text dient einerseits der Verständigung a) Makroebene: Diese umfasst den übergeordneten innerhalb des Verbundes HOCHN, andererseits als Instru- gesellschaftlichen Rahmen und funktionale gesell- ment der Kommunikation nach außen, um Unterstützung, schaftliche Teilsysteme (politische, wirtschaftliche, Kooperation und weitere AkteurInnen für den offenen, kre- (sozio-) kulturelle, technologische, ökologische, ativen, selbstreflexiven und emergenten Prozess nachhal- rechtliche Einflussfaktoren) mit den dazugehörigen tiger Entwicklung in und durch Hochschulen zu gewinnen. Diskursen. Kernfrage: Wie wird Nachhaltigkeit in der Gesellschaft verhandelt? Zielgruppe b) Mesoebene: Sie nimmt die Hochschule als Organisa- tion sowie deren Einheiten (beispielsweise Fakultäten, Der vorliegende Text richtet sich in erster Linie an Hoch- Institute, Gremien, Abteilungen, Kooperationskonsor- schulangehörige, insbesondere an diejenigen, die sich tien, Teams etc.) in den Blick. Kernfrage: Welches auf mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und die jeweilige Hochschule ausdifferenzierte Nachhal- Veränderungsprozesse gestalten wollen. Zu den inter- tigkeitsverständnis findet für die Hochschule im Sinne nen Anspruchsgruppen gehören demnach die Stu- eines Whole Institution Approach bzw. für deren Or- dierenden, die Hochschulleitungen, Wissenschaftle- ganisationsteile Anwendung? rInnen und Lehrende, Verwaltungsmitarbeitende und c) Mikroebene: Diese bezieht sich auf Einzelpersonen Nachhaltigkeitsbeauftragte. Hervorgehoben sind dabei (die Hochschulangehörigen und Individuen aus den die Change Agents, die sowohl hochschulintern als Anspruchsgruppen) mit ihrem je individuellen Nach- auch -extern Umstrukturierungsprozesse vorantreiben haltigkeitsverständnis. Es ist von persönlichen, indi- wollen. Change Agents finden sich dabei hierarchisch viduellen Annahmen und Interpretationen, je nach auf allen Ebenen. Dies wird in der Praxis dadurch deut- Vorwissen, Statusgruppe, Werten und Einstellungen, lich, dass Veränderungsprozesse hin zu einer nachhal- sozialer Einbettung etc. geprägt. Um eine nachhal- tigen Entwicklung von Hochschulen sowohl top-down tige Entwicklung langfristig institutionalisieren und als auch bottom-up initiiert erfolgen können, aber zur zugleich Individuen zu nachhaltigkeitsorientiertem erfolgreichen Umsetzung die jeweils andere Ebene be- Handeln befähigen zu können, sind auch diese indi- nötigen. Als hochschulexterne Anspruchsgruppen sind, viduellen Verständnisse von Bedeutung. Es gilt, sie neben den Change Agents, z. B. VertreterInnen von zu- in gegenseitiger Durchdringung mit den jeweiligen ständigen Landes- und Bundesministerien, Politik, Zivil- Meso- und Makroebenen rückzukoppeln. Kernfrage: gesellschaft, Unternehmen, der Hochschulrektorenkon- Was bedeutet nachhaltige Entwicklung für mein Han- ferenz, der Kultusministerkonferenz und der deutschen deln, auch im Austausch mit und in Abhängigkeit von UNESCO-Kommission zu nennen. Verbindende Elemente anderen? zwischen den internen und externen Anspruchsgruppen, die die Wechselwirkungen zwischen den AkteurInnen Dabei geht es um die Reflexion des eigenen Handelns symbolisieren sollen, sind die Kommunikation, der Aus- auf allen Ebenen mit Bezug zum ethischen, konzeptio- tausch und das voneinander Lernen (vgl. Abbildung 1). nellen und transformativen Anspruch der Nachhaltig- Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 15
Abbildung 2: Übersicht der unterschiedlichen Ebenen von Anspruchsgruppen der Hochschulen in Deutschland Grundverständnis von Nachhaltigkeit Aufgeklärte Wissenschaft bedarf einer methodisch-kri- und Ethik im Kontext von Hochschulen tischen Reflexion zum Stellenwert normativer Perspek- tiven. Deshalb analysiert Ethik die vielfältigen Gründe, Nachhaltigkeit ist als normatives Prinzip der Maßstab Ziele, Motivationen und Widerstände guten und gerech- einer globalen und intergenerationellen Gerechtigkeit, ten Handelns. Dabei erschöpft sie sich nicht darin, re- die vom gegenwärtigen Wandel des Erdsystems stark zeptartig fertige Lösungen vorzugeben. Vielmehr will herausgefordert wird. Ethisch-politisch ist nachhaltige sie zunächst zum Nachdenken anregen und dadurch Entwicklung kein von außen vorgegebenes und festge- zur Freiheit befähigen. Die Freiheit der Wissenschaft ist legtes Ziel, sondern ein offener Suchprozess mit viel- von daher stets als Auftrag zur eigenverantwortlichen fältigen Zielkomponenten, der sich von daher plural Reflexion ihrer Ziele im Dienst einer zukunftsfähigen und kulturvariabel gestaltet. Ihr Anliegen ist es, die Gesellschaft zu interpretieren. langfristige Verantwortung, die ökologische Tragfähig- Der Bedarf an ethischer Reflexion und Orientierung keit, die soziale Gerechtigkeit und die wirtschaftliche ergibt sich vor allem in Umbruchsituationen. Eine sol- Leistungsfähigkeit zu sichern. Hierzu zielt sie auf die che liegt heute angesichts des tiefgreifenden Werte- Stärkung kultureller Kompetenzen der Mitgestaltung wandels sowie der globalen, nationalen und regiona- des gesellschaftlichen Lebens ab. Mit ihrer systemisch len Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung (wie integrierten Umsetzung wird der Anspruch einer um- z. B. Klimawandel) vor. Von daher versteht es das Nach- fassenden gesellschaftlichen Transformation verbun- haltigkeitsprinzip sowohl als ökosoziale und ökonomi- den. Kern ist die Transformation des Verhältnisses des sche Herausforderung wie auch als Kulturaufgabe, die Menschen zur Natur. Die Aufgabe der Hochschulen be- natürlichen Lebensgrundlagen für alle Menschen welt- steht darin, sich theoretisch-konzeptionell, methodisch weit einschließlich der nachfolgenden Generationen und reflexiv mit den Prozessen und Bedingungen der zu erhalten (vgl. Brundtland-Kommission; Art. 20a GG; gesellschaftlichen Transformation auseinanderzuset- SDGs) und die Natur in ihrem Eigenwert mit ihrer bio- zen. Gleichzeitig geht es auch darum, wie die ethische logischen Vielfalt zu achten und zu schützen (vgl. Bun- Dimension in der Wissenschaft (in den Handlungsfel- desnaturschutzgesetz § 1). dern Forschung, Lehre und Betrieb) berücksichtigt und Hochschulen als zentrale Akteurinnen des gesell- umgesetzt werden kann. schaftlichen Diskurses widmen sich dieser Thematik 16 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
an zentraler Stelle. In diesem Kontext, und in Anleh- Die AkteurInnen des Verbundprojekts sind bestrebt, nung an die gemeinsame Erklärung der HRK/DUK (2010) Nachhaltigkeit in den Handlungsfeldern Forschung, „Hochschulen für nachhaltige Entwicklung“ sowie die Lehre, Betrieb, Governance sowie Transfer in ihren Empfehlung der HRK (2018) „Für eine Kultur der Nach- eigenen Hochschulen zu verankern. Damit leisten haltigkeit an Hochschulen“, fassen die AkteurInnen sie einen Beitrag zur praktischen Umsetzung der des Verbundprojekts HOCHN Nachhaltigkeit als pro- oben genannten Ziele, regen einen kontinuierli- filstiftende und verbindende Leitidee auf. Mit diesem chen Verbesserungsprozess an und versuchen eine gemeinsamen Ziel können die Hochschulen ihren je glaubwürdige Vorbildfunktion einzunehmen. Nach- eigenen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Gestaltung haltige Hochschulentwicklung wird dabei als offe- der Gesellschaft und zum verantwortungsvollen Um- ner, reflexiver Prozess verstanden, in dem sich die gang mit den Gemeingütern des Planeten Erde leisten. Freiheit der Wissenschaft und ihre gesellschaftli- Den Hochschulen kommt aufgrund ihrer ethischen und che Verantwortung wechselseitig bedingen. gesellschaftspolitischen Verantwortung eine undele- gierbare Reflexionsaufgabe und Impulsfunktion für eine Die AkteurInnen des Verbundprojekts verpflich- solche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr ten sich, das Verständnis und die Umsetzung von Nachhaltigkeit zu. Hochschulen können dabei empi- Nachhaltigkeit zu fördern. So leisten die Hoch- risches und theoretisches Wissen, Methodenkompe- schulen ihren Beitrag zum fünfjährigen Weltakti- tenz und Reflexionsfähigkeit als besondere Stärken ein- onsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwick- bringen. Dem normativen Gehalt von Nachhaltigkeit lung“ der Vereinten Nationen (2015–2019, WAP), gerecht zu werden bedeutet zum einen, methodisch zu dem sich auch Deutschland mit dem Nationa- über Problemstellungen in den Gesellschaften nach- len Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwick- zudenken und sich relevanten Fra gen hinsichtlich des lung (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Verhältnisses von Mensch und Natur zu stellen. Zum Entwicklung 2017) verpflichtet hat. Dadurch tragen anderen ist in sektorübergreifenden Zusammenhän- die Hochschulen zur Wahrnehmung der Sustainable gen zu denken und konkret zu handeln. Es geht darum, Development Goals der UN (SDGs) sowie zu deren wie trag fähige Lösungen zum Umgang mit den großen strategischen Weiterentwicklung und Ergänzung Herausforderungen unserer Zeit global, national und bei. Dies ist sinnvoll, da die SDGs u. a. auf zentrale regional gefunden, umgesetzt und dauerhaft institu- globale Herausforderungen (wie z. B. steigender tionell implementiert werden können. Dabei ist es für Ressourcenverbrauch und Bevölkerungswachstum, die Ethik konstitutiv, auch Hemmnisse auf dem Weg Externalisierung ökosozialer Kosten oder Zielkon- zur Nachhaltigkeit systemisch in den Blick zu nehmen. flikte zwischen Wirtschaftswachstum und ökologi- Auf dieser Weise kann sie nicht nur Zielwissen generie- schen Grenzen) unzureichend eingehen. ren, sondern auch Transformationswissen vermitteln. Die Hochschulen bemühen sich, eine angemes- sene in- und externe Transparenz sicherzustel- len, kontinuierliche, offene und reflexive Verbes- serungsprozesse zu fördern, den Dialog mit den verschiedenen Anspruchsgruppen der Hochschu- len zu unterstützen und den Austausch mit der Ge- sellschaft zu erleichtern. Hierfür kann es sich als zielführend erweisen, den Status Quo zu analy- sieren, transparente und regelmäßige Informatio- nen zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten bereitzu- stellen und zu kommunizieren. Eine so gestaltete Nachhaltigkeitsberichterstattung trägt dazu bei, das Nachhaltigkeitsverständnis einer Hochschule mit ihren konkreten Zielen und Maßnahmen zu re- flektieren und darüber in Austausch mit den An- spruchsgruppen zu treten. Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 17
1. Forschung Bei Nachhaltigkeit handelt es sich um ein disziplin- stände) und Transformationswissen (Wissen zur Aus- übergreifendes, normatives und gesellschaftsrelevan- lösung und Ausgestaltung konkreter Veränderungs- tes Prinzip. Daher sind neue Formen der problemdiag- prozesse) Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung nostizierenden und lösungsorientierten Forschung in geleistet werden. Form einer Zusammenarbeit zwischen unterschiedli- chen Fachdisziplinen (interdisziplinär) sowie zwischen Bei alledem sollten ForscherInnen auf die Differenzie- Hochschulen und weiteren Teilen der Gesellschaft rung zwischen nachhaltigkeitsorientierter Forschung (transdisziplinär, auch in Bezug auf Transformation) und Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung erforderlich. (Explikation von LeNa, vgl. Fraunhofer-Gesellschaft et al. 2015) achten. Erstere fragt, inwieweit Forschung Neben disziplinspezifischen Ergebnissen der Wis- sich in ihrer Konzeption, Durchführung und Wirkungser- senschaften stehen daher fächerübergreifende For- wartung an globalen Herausforderungen für die Gesell- schungserkenntnisse im Vordergrund, da gerade diese schaft ausrichten und explizit zu ihren Lösungen beitra- aufgrund der Komplexität und Multikausalität gesell- gen kann. Letztere konzentriert sich auf eine ethische schaftlicher Herausforderungen von großer Bedeutung und systemische Reflexion der Forschungsprozesse all- sind. Wissenschaft braucht innovative, inter- und trans- gemein. Forschungsfragen, Methoden, Ergebnisse und disziplinäre Forschung in und zwischen Geistes- und deren Kommunikation sollten hinsichtlich ihrer Wir- Kulturwissenschaften, Rechts-, Wirtschafts- und So- kungen und Umsetzung kritisch reflektiert werden. Wie zialwissenschaften sowie Natur- und Ingenieurswis- im LeNa Reflexionsrahmen für die außeruniversitären senschaften und Medizin. Dabei wird die methodisch Forschungseinrichtungen (Ferretti et al. 2016) postu- differenzierte Spezialisierung der Fachdisziplinen nicht liert, stehen ForscherInnen auch an Hochschulen in aufgehoben. Wissenschaft lebt auch von Spezialisie- der Verantwortung, sich bei ihren wissenschaftlichen rungen. Forschung für nachhaltige Entwicklung kann Arbeiten mit ethischen Fragen der eigenen Forschung daher auch unter zentralen Teilaspekten wie beispiels- auseinanderzusetzen. weise Klimawissenschaften, Bioökonomie oder Trans- formationsforschung stattfinden. Allerdings dürfen die Querschnittszusammenhänge ebenso wenig aus dem Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN ver- Blick geraten wie eine konkrete Lösungsorientierung folgen das Ziel, Forschungsvorhaben zu nachhaltig- für gesellschaftliche Herausforderungen. keitsrelevanten Fragestellungen in Form von diszi- plinärer, inter- und transdisziplinärer Forschung zu Die Reichweite und die Grenzen der jeweils vorausge- unterstützen. Sie stellen sich die Aufgabe, die ver- setzten wissenschaftstheoretischen Modelle bedürfen schiedenen disziplinären Forschungsfelder unter einer kritischen ethischen Reflexion. Auf dieser Grund- dem Dachbegriff der Nachhaltigkeit inter- und lage sollen die jeweiligen Anschlussstellen zu anderen transdisziplinär zu bündeln. Eine ethische und sys- wissenschaftlichen Disziplinen und anderen Kulturen tematische Reflexion der Forschungsprozesse wird diskutiert und so ein Austausch ermöglicht werden. Zur von den AkteurInnen als notwendige Voraussetzung effektiven Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen für Forschung in gesellschaftlicher Verantwortung den Disziplinen sowie zwischen Wissenschaft und wei- angesehen. Bestehende Anreizsysteme sind zu hin- teren gesellschaftlichen AkteurInnen sind zusätzliche terfragen und gegebenenfalls anzupassen. erkenntnistheoretische und methodische Ansätze er- forderlich, die über die Disziplingrenzen hinausgehen. Nur auf diese Weise kann den komplexen Wechsel- wirkungen zwischen Mensch und Umwelt angemessen Rechnung getragen werden. Damit können durch die Generierung von Systemwis- sen (Wissen über Zusammenhänge und Mechanismen in ökologischen und sozioökonomischen Systemen), Zielwissen (Wissen über wünschenswerte Systemzu- 18 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
2. Lehre Es ist Aufgabe der Hochschulen anhand von disziplinä- rer, inter- und transdisziplinärer Lehre Wissen und Kom- Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN set- petenzen zu fördern, die es Studierenden ermöglichen, zen sich für ein ganzheitliches Bildungskonzept für sowohl konzeptionelle als auch praktische Beiträge nachhaltige Entwicklung ein, das die Transforma- zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft zu tion der Lern- und Lehrumgebung einschließt, die leisten. Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung Verankerung von Nachhaltigkeitsprinzipien und (BNE) bedeutet, Nachhaltigkeit mit all ihren Facetten Lehrinhalten in sämtlichen Bildungskontexten von zu erfassen und Herausforderungen nachhaltiger Ent- Hochschulen gewährleistet und sich in den Stu- wicklung zu erkennen und zu beurteilen, um im Le- dien- und Prüfungsordnungen der Hochschulen wi- bens- und Berufsumfeld verantwortlich und zukunfts- derspiegelt. Die Weiterbildung von Lehrenden und orientiert handeln zu können. Die akademische Lehre Multiplikatoren bildet die hierfür nötige Grundlage. für BNE sollte vielfältige Erscheinungsformen haben, um die vielschichtigen Anforderungen bedarfsgerecht bearbeiten zu können und ein möglichst breites Band zwischen den einzelnen Anspruchsgruppen in diesem Lehr-Lern-Prozess zu spannen. Dabei müssen sich Fach- wissen mit Gestaltungskompetenzen für partizipative Entscheidungs- und Problemlösefähigkeit sowie per- sonalen Kompetenzen verbinden. Ein entscheidender Aspekt ist die Einübung von Reflexionsfähigkeit im Um- gang mit Komplexität und Unsicherheit. Zentrale Be- deutung kommt der Verknüpfung von Forschung und Lehre sowie mit disziplinär, inter- und transdisziplinär angelegten Studienangeboten zu, um Gestaltungskom- petenz für eine resiliente Entwicklung der Gesellschaft zu fördern. BNE – verstanden als Bildungskonzept – eröffnet in vielen Disziplinen neue Perspektiven auf Inhalte und ist zugleich ein Impuls für eine methodische Weiter- entwicklung der Lehre. Sie verknüpft auf diese Weise Grundlagen-, Orientierungs- und Anwendungswissen, zielt auf aktive Teilhabe, Mitgestaltung und Handlungs- kompetenz der Lernenden. Darüber hinaus befähigt sie zu kritisch-reflexivem und systemisch-vernetztem Den- ken und fördert interkulturelles Lernen. Darüber hinaus umfasst sie sowohl Urteils- als auch Gestaltungs- und Transformationskompetenz und berücksichtigt lebens- langes Lernen. Voraussetzung dafür ist die Entwicklung von Wissen und Kompetenzen zu Nachhaltigkeit und zur BNE bei Lehrenden und MultiplikatorInnen (vgl. „Prio- ritäre Handlungsfelder“ 2 und 3 des BNE-Weltaktions- programms, WAP) sowie die Bereitstellung der erfor- derlichen Ressourcen. Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 19
3. Betrieb Im Betrieb sind langfristig wirksame Rahmenbedin- Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN setzen gungen zu schaffen, um der Vorbildfunktion für nach- sich für die Umsetzung eines umfassenden Nach- haltigkeitsorientiertes Handeln sowohl gegenüber den haltigkeitsverständnisses im Betriebsmanagement Studierenden und Beschäftigten als auch gegenüber ein. Es kann sich als hilfreich erweisen, ein Nach- der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Hierbei ist die haltigkeits-, Umwelt- oder Klimaschutzprogramm ressourcenschonende und sozialverantwortliche Aus- zu erstellen, in dem die Zielsetzungen und Maßnah- gestaltung beispielsweise des Betriebs von Laboren, men aufgeführt und kommuniziert werden. Darü- Technika und Gebäuden, sowie der Verwaltungspro- ber hinaus kann es sinnvoll sein, Stabsstellen und zesse und des Campusmanagements der Hochschulen Nachhaltigkeitskommissionen einzurichten, die für wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Entwick- die Koordination und Umsetzung von Nachhaltig- lung von Hochschulen. keitsmaßnahmen verantwortlich sind. Durch gezielte Maßnahmen in strategischen Organisa- tionsbereichen wie dem Finanz-, Personal-, Gesund- heits-, Beschaffungs- und Entsorgungs-, Mobilitäts- und Weiterbildungsmanagement sowie der Ernährung, des Tierschutzes und der baulichen und technischen Infra- struktur sollen modellhaft ökologisch und sozial ver- trägliche Lösungen entwickelt werden, die schrittweise einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess erzielen. Diese Aufgabe hat nicht nur eine technische, organi- satorische und verhaltensbezogene Dimension, son- dern ist auch als sozialer und dialogischer Prozess im Zusammenspiel von Forschung, Lehre und Verwaltung zu verstehen, dessen Gelingen ein faires und respekt- volles Miteinander zur Grundlage hat. Auch ein verantwortungsvoller Umgang der Hochschul- leitungen und der jeweils Zuständigen mit allen Be- schäftigten und Studierenden (beispielsweise durch familienfreundliche Arbeits- und Studienbedingungen sowie adäquate Mitbestimmung) ist essentieller Be- standteil eines nachhaltigen Campusmanagements. Der Campus kann als Reallabor für Nachhaltigkeit ge- staltet werden, um gesamtinstitutionelle Lernprozesse in der Verknüpfung von Forschung, Lehre und Praxis anzustoßen. 20 Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
4. Governance Die vielfältigen und komplexen Aufgaben der Gover- Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN set- nance im Kontext von Hochschulen erfordern ein Ver- zen sich dafür ein, ihr hochschuleigenes Verständ- ständnis sowie eine Verankerung von Nachhaltigkeit in nis von Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln und zu den jeweiligen Hochschulstrukturen. Die Hochschulkul- einer Hochschulkultur beizutragen, die auf einem tur definiert sich durch ein Werteverständnis, das sich entsprechenden Werteverständnis basiert. Dazu im Leitbild der Hochschule widerspiegelt und von den zählt auch, sich mit Strategien, Strukturen und Ver- Hochschulangehörigen gelebt wird. Grundlage dafür antwortlichkeiten für die gesamtinstitutionelle Um- ist, dass möglichst alle Anspruchsgruppen in den Pro- setzung von Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, zess einer nachhaltigen Entwicklung der Hochschule unter Einbindung aller Anspruchsgruppen der eingebunden werden. Hochschule und mit Blick auf einen Whole Insti- tution Approach. Dies geschieht u. a. durch die hochschuleigene Refle- xion von Nachhaltigkeit und die Formulierung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Weitere Elemente sind Selbst- verpflichtungen, die Benennung personeller Verant- wortlichkeiten, die Partizipation an internen und exter- nen Nachhaltigkeitsprozessen sowie die Anerkennung für das Engagement der AkteurInnen bei der Gestaltung einer Hochschullandschaft, die sich an den Grundsät- zen einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft orientiert. Nicht zuletzt ist eine kritische Selbstrefle- xion der AkteurInnen für den gesamten Prozess der Im- plementation von Nachhaltigkeit an den Hochschulen wesentlich. Berichterstattung kann ein wichtiges Ins- trument der Selbstreflexion, der Optimierung von Go- vernance-Prozessen sowie der Kommunikation nach innen und außen sein. Nachhaltige Entwicklung wird als ein lernendes Kon- zept aufgefasst, das die Vielfalt unterschiedlicher Per- spektiven und Zugänge begreift. Die aktive Beteiligung der Studierenden gibt dafür wichtige Impulse. Gerade diese Pluralität der verschiedenen hochschulischen Anspruchsgruppen sowie deren Vorstellungen zum Nachhaltigkeitsprozess ist eine Herausforderung für den Dialog sowie für eine strategische Bündelung der vorhandenen Potentiale. Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 21
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