Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen - N e - Deutscher ...

 
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Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen - N e - Deutscher ...
Anwendung des hochschulspezifischen
Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur
Nachhaltigkeitsberichterstattung
an Hochschulen

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Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen - N e - Deutscher ...
Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex –
ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen - N e - Deutscher ...
Bericht-
                                                            erstattung

2   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen - N e - Deutscher ...
Die Inhalte des Leitfadens „Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhal-
tigkeitsberichterstattung an Hochschulen“ wurden im Arbeitspaket Nachhaltigkeitsberichterstattung des Ver-
bundprojekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten“ (HOCHN) in einem partizipa-
torischen Prozess mit mehreren Hochschulen unter der Federführung der Universität Hamburg, Freien Universität
Berlin und der Universität Duisburg-Essen gemeinschaftlich entwickelt. Es handelt sich bei dieser Publikation um
eine Betaversion, die nach einer Testphase in einen Gesamtleitfaden integriert wird. Das Projekt wird unter dem
Kennzeichnen FKZ13NKE007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm
Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert.

Universität Hamburg                        Freie Universität Berlin                       Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Alexander Bassen,                Prof. Dr. Gerhard de Haan,                     Prof. Dr. André Niemann,
PD Dr. Remmer Sassen                       Coco Klußmann                                  Elisa Gansel

Fakultät für Wirtschafts- und              Institut Futur                                 Institut für Wasserbau und
Sozialwissenschaften                       Fabeckstraße 37                                ­Wasserwirtschaft
Rentzelstraße 7                            14195 Berlin                                    Universitätsstraße 15
20146 Hamburg                                                                              45141 Essen

Remmer.Sassen@uni-hamburg.de               sekretariat@institutfutur.de                   andre.niemann@uni-due.de

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Reporting

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                                                  Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur
                                                  Nachhaltigkeitsberichterstattung
                                                  an Hochschulen

Inhalt
Einleitung .............................................................................................................................................................................................................. 8
 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen ..................................................................................................................................... 8
 HOCHN – das Forschungsprojekt .............................................................................................................................................................. 8
   Ziele von HOCHN ........................................................................................................................................................................................... 8
   Projektaufbau von HOCHN ......................................................................................................................................................................... 8
   Handlungsfelder ........................................................................................................................................................................................... 9
   Leitfäden ......................................................................................................................................................................................................... 10
   HOCHN – das Hochschulnetzwerk ........................................................................................................................................................ 10
 Ausblick – wie geht es weiter? ................................................................................................................................................................ 10
 Danksagung ...................................................................................................................................................................................................... 11
Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN ........................................................................................................... 14
 Präambel ........................................................................................................................................................................................................... 14
 Zum Entstehungsprozess ........................................................................................................................................................................... 14
 Intention des Nachhaltigkeits­verständnisses im Kontext Hochschule ................................................................................ 14
 Zielgruppe ........................................................................................................................................................................................................ 15
 Grundverständnis von Nachhaltigkeit und Ethik im Kontext von Hochschulen ............................................................... 16
 1. Forschung ..................................................................................................................................................................................................... 18
 2. Lehre .............................................................................................................................................................................................................. 19
 3. Betrieb .......................................................................................................................................................................................................... 20
 4. Governance .................................................................................................................................................................................................. 21
 5. Transfer ......................................................................................................................................................................................................... 22
Einführung in die Thematik des hochschulspezifischen DNK ..................................................................................................... 24
 Präambel ........................................................................................................................................................................................................... 24
 Inhaltliche Anwendung der Präambel ................................................................................................................................................. 24
Entwicklung des HS-DNK in Anlehnung an den bestehenden DNK .......................................................................................... 26
Gründe für die Abgabe einer Entsprechenserklärung zum hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex .......... 27
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex ................................................................................................ 28
 Anleitung für das Ausfüllen ­einer Entsprechenserklärung ....................................................................................................... 28
 Partizipative Nachhaltigkeitsberichterstattung – transformative P                                                            ­ rozesse in der Hochschule anstoßen ........... 28
Kriterien des hochschulspezifischen DNK ........................................................................................................................................... 30
 Strategie (Kriterien 1–4) ............................................................................................................................................................................. 30
 Prozessmanagement: Governance (5-10) ............................................................................................................................................ 34
 Umwelt: Betrieb (11-13) ............................................................................................................................................................................... 40
 Gesellschaft (14-20) ...................................................................................................................................................................................... 45
 Abgrenzung zu anderen hochschulspezifischen ­Nachhaltigkeitsbewertungs- und -berichtssystemen .............. 54
   Kriterien für eine Bestandaufnahme von Nachhaltigkeitsaktivitäten an Hochschulen in Bayern ......................... 54
   Principles for Responsible Management Education (PRME) ..................................................................................................... 54

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Anlagen ................................................................................................................................................................................................................ 58
 Thematische Leitfaden-Übersicht ......................................................................................................................................................... 58
 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 59
 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................................................... 59
Verwendete Literatur .................................................................................................................................................................................... 61
Impressum .......................................................................................................................................................................................................... 64

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6   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Einleitung

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   7
Einleitung
Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen

Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Ent-              schen Partner*innen aus circa 140 Hochschulen aus-
wicklungsaufgabe, die immer mehr in den Fokus rückt.                  tauschen (Stand August 2020).
Hochschulen sind wie alle anderen gesellschaftlichen
Akteur*innen gefordert, sich mit den damit verbunde-                  Innerhalb der inzwischen fast vierjährigen Zusammen-
                                       nen Herausforde-               arbeit und mit dem engen bundesweiten Austausch
                                       rungen auseinan-               über zahlreiche Veranstaltungsformate wie Praxis-For-
                                       derzusetzen. Wie               schungssessions, Kollaborationstreffen und Netzwerk-
Eine begriffliche Annäherung           kann es komple-                Hubs, ist der eigentliche Mehrwert von HOCHN deutlich
an das Nachhaltigkeitsver-             xen Organisatio-               geworden: die Schaffung eines Transformationsfeldes
ständnis im HOCHN-Verbund              nen wie Hoch-                  zwischen Studierenden, (Nachwuchs-) Wissenschaft-
                                       schulen gelingen,              ler*innen, Praktiker*innen sowie anderen Nachhaltig-
findet sich ab Seite 14.
                                       den Prozess einer              keitsakteur*innen. Dadurch werden neue Sichtweisen
                                       nachhaltigen Ent-              ermöglicht, gegenseitige Wertschätzung unabhängig
                                       wicklung inner-                von Hierarchieebenen entwickelt und ein vertrauensvol-
                                       halb der eigenen               ler Raum für konstruktives Zusammenwirken geboten.
Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu einer
dauerhaften Aufgabe zu machen? Wie kann es gelingen,
                                                                      HOCHN – das Forschungsprojekt
dass sich möglichst viele Akteur*innen für nachhaltige
Entwicklung engagieren? Für diese Fragen gibt es kein                 Ziele von HOCHN
Patentrezept, keine Handlungsanleitung, keine Check-                  Übergeordnetes Ziel des vom Bundesministerium für
liste, die für alle Hochschulen gleichermaßen hilfreich               Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundpro-
wäre oder von allen gleichermaßen genutzt werden                      jekts Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – ver­
könnte – zu unterschiedlich sind Hochschulen, etwa hin-               netzen – berichten (HOCHN) ist es, die nachhaltige
sichtlich ihrer Rechtsform (privat oder öffentlich), ihres            Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu
Typs (Universität, Fachhochschule, Hochschule für an-                 fördern. Daraus leiten sich vier Teilziele ab:
gewandte Wissenschaften), ihrer Lage (ländlicher Raum
oder Metropolregion) oder Größe (kleine spezialisierte                1.	Etablierung und Verstetigung eines Netzwerks zum
oder große Volluniversität). Darüber hinaus werden die                    Erfahrungsaustausch
Hochschulen von externen Rahmenbedingungen beein-
flusst, die je nach Bundesland Nach­haltig­keitsthemen                2.	Entwicklung und Reflexion eines gemeinsamen
mehr oder weniger befördern.                                              Nachhaltigkeitsverständnisses

In einer ersten zweijährigen Forschungsphase (11/2016-                3.	Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung durch
10/2018) hat sich der HOCHN-Verbund mit den genann-                       Implementierung von Maßnahmen und Methoden
ten Fragen beschäftigt. Der hier vorliegende Leitfaden
ist einer von insgesamt sechs HOCHN-Leitfäden, die                    4.	Erstellung von Leitfäden zur nachhaltigen Hoch-
zunächst als Betaversionen vorlagen und die Ergeb-                        schulentwicklung, Testung und Zusammenführung
nisse dieser Arbeit ausschnitthaft darstellen. In der an-                 zu einem integrierten Gesamtleitfaden
schließenden zweiten Phase des Projektes wurden die
Leitfäden durch die elf Verbundpartner*innen an un-                   Bis Ende Oktober 2020 ist das Ziel, über HOCHN eine Road­
terschiedlichsten Hochschulen erprobt. Einige Erkennt-                map Nachhaltige Hochschulen 2030 als Zukunftsvision
nisse der Erprobungsphase sind in diese zweite und                    einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu entwerfen.
finale Auflage der Leitfäden eingeflossen. Neben dem
Forschungsvorhaben der elf deutschen Hochschulen                      Projektaufbau von HOCHN
des Verbundes besteht das HOCHN-Projekt aus einem                     Elf geförderte Verbundhochschulen sind in den wie
wachsenden Nachhaltigkeitsnetzwerk von Hochschulen                    in Abbildung 1 dargestellten Arbeitskonstellationen
aus dem deutschsprachigen Raum, in dem sich inzwi-                    eingebunden.

8    Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Projektstruktur

                           Governance
                              FU Berlin                           Forschung                         Transfer
                           Team Bormann                                                           HNE Eberswalde
                                                                  Leuphana Uni
                             Uni Vechta                             Lüneburg                       Team Nölting
                          Team Rieckmann                           Team Lang
                                                                  LMU München
                                                                   Team Vogt

                                  Lehre
                                                                                                   Betrieb
                                Uni Bremen                          Gesamt-
                             Team Müller-Christ                   koordination                    TU Dresden
                                                                                                 Team Günther
                                Uni Tübingen                      Uni Hamburg
Fachbeirat                     Team Potthast                                                    HS Zittau/Görlitz
                                                                  Team Bassen &
                                                                                                Team Delakowitz
                                                                     Schmitt

                          Berichterstattung                       Vernetzung
                              Uni Hamburg                         Uni Hamburg
                          Team Bassen & Sassen                    Team Schmitt
                                FU Berlin
                             Team de Haan                          Uni Bremen
                           Uni Duisburg-Essen                         Team
                                                                                                                       Partner*innen
                             Team Niemann                          Müller-Christ
                                                                                                                    Partnerhochschulen
                                                                                             HOCHN-                 Multiplikator*innen
                                                                                            Netzwerk

    Abbildung 1: Gesamtstruktur von HOCHN (Universität Hamburg)

    Die Teams der elf Verbundhochschulen von HOCHN wei-                       Das HOCHN-Projekt wird von einem (inter-) national be-
    sen einen hohen Anteil an Nachwuchswissenschaft-                          setzen Beirat begleitet. Darüber hinaus ist das Institut
    ler*innen sowie einen breite disziplinäre Themen-                         für Hochschulentwicklung HIS-HE Kooperationspartner
    vielfalt auf. Folgende Hochschulen sind im Verbund                        im Handlungsfeld Betrieb.
    vertreten:
    • Freie Universität Berlin                                                Handlungsfelder
    • Universität Bremen                                                      Im Sinne eines die gesamte Hochschulinstitution um-
    • Technische Universität Dresden                                          fassenden Ansatzes („Whole Institution Approach“) wird
    • Universität Duisburg-Essen                                              neben den Kernbereichen Lehre und Forschung der Be-
    • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde                       trieb von Hochschulen beleuchtet. Darüber hinaus sind
    • Universität Hamburg                                                     die Handlungsfelder Nachhaltigkeitsberichterstattung
    • Leuphana Universität Lüneburg                                           und Governance als Querschnittsthemen sowie Trans-
    • Ludwig-Maximilians-Universität München                                  fer Gegenstand der Betrachtung.
    • Eberhard Karls Universität Tübingen
    • Universität Vechta
    • Hochschule Zittau/Görlitz
                                                                                    http://www.hoch-n.org/4-partner/fachbeirat

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Leitfäden                                                                                  HOCHN – das Hochschulnetzwerk
Jedes der Arbeitspakete hat sich über den Projektver-                                      Unter Federführung der Universitäten Hamburg und
lauf mit einem spezifischen Thema hochschulischer                                          Bremen wird ein stetig wachsendes Hochschulnetzwerk
Nachhaltigkeit beschäftigt: Forschung, Lehre, Betrieb                                      aufgebaut. In diesem sind zum Zeitpunkt der Druck-
sowie Transfer, ergänzt um die Querschnittsthemen                                          legung dieser finalen Auflage der Einzelleitfäden be-
Nachhaltigkeitsberichterstattung und Governance.                                           reits Angehörige aus circa 140 deutschen Hochschu-
Die sechs HOCHN-Leitfäden lagen zunächst als Beta-                                         len vernetzt. Damit können bestehende Erfahrungen
versionen vor. Sie wurden parallel zur Gründungs-, For-                                    und Expertisen an den einzelnen Hochschulen sichtbar
schungs- und Vernetzungstätigkeit der ersten zwei För-                                     gemacht werden, wechselseitiger Austausch angeregt
derjahre erstellt und in den folgenden zwei Jahren nach                                    und Voneinander-Lernen ermöglicht werden. Auf der
Veröffentlichung pilotiert und überarbeitet. Sie erhe-                                     HOCHN-Nachhaltigkeitslandkarte können die zustän-
ben dennoch nicht den Anspruch, die Handlungsfelder                                        digen Personen, Partnerhochschulen sowie Nachhal-
vollumfänglich abzubilden, sondern setzen thematische                                      tigkeitsinitiativen im gesamten deutschen Hochschul-
Schlaglichter und fassen die gesammelten und ent-                                          raum gefunden werden.
wickelten Erkenntnisse strukturiert zusammen. Damit
stellen sie einen Ausgangspunkt für die Diskussionen
                                                                                           Ausblick – wie geht es weiter?
im wachsenden HOCHN-Netzwerk dar. Sie sind leben-
dige Dokumente, bei denen der gemeinsame Erstel-                                           Die separate Betrachtung von Handlungsfeldern stellt
lungs- und Austauschprozess den eigentlichen Mehr-                                         einen pragmatischen Ausgangspunkt dar. Zwischen
wert hervorbringt. Sie verdeutlichen auch, dass es viele                                   den Handlungsfeldern bestehen jedoch starke Inter-
kleine, mitunter unspektakulär erscheinende Schritte                                       dependenzen und ein Whole Institution Approach um-
sind, die eine Hochschule bewegen.                                                         fasst auch und insbesondere die Adressierung und Or-
                                                                                           chestierung von Schnittstellen zwischen den einzelnen
Zielgruppen der HOCHN-Leitfäden sind all diejenigen,                                       Handlungs- und Themenfeldern nachhaltiger Entwick-
die in ihrer eigenen Hochschule die nachhaltige Entwick-                                   lung. Diese Schnittstellen zu berücksichtigen, mit Erfah-
lung voranbringen und einen niedrigschwelligen Einstieg                                    rungswissen anzureichern und anhand konkreter Praxis­
in die verschiedenen Handlungsfelder erhalten wollen.                                      beispiele offen zu legen, war daher ein Schwerpunkt
Dabei sollen die verschiedenen Grundbedingungen der                                        der zweiten Projektphase (11/2018-10/2020). Neben der
vielseitigen deutschen Hochschullandschaft im Blick                                        Pilotierung und Überarbeitung der Einzelleitfäden ist
behalten werden, sodass alle Hochschulen Anregun-                                          das Ziel, ein integriertes, digitales Gesamtformat an-
gen finden können. Diesen wichtigen Austausch möchte                                       zubieten, das zur Anwendung und weiteren Mitgestal-
das HOCHN-Netzwerk als bundesweite Plattform in der                                        tung einlädt. Ab Herbst 2020 ist daher als Ergebnis ein
nachhaltigen Hochschulentwicklung befördern. Zudem                                         HOCHN-Wiki verfügbar, eine gemeinsame Online-Platt-
richten sich die Leitfäden an alle Stakeholder von Hoch-                                   form, die zur Nutzung für alle Interessierten offensteht.
schulen, da durch die Leitfäden Transparenz darüber er-
zeugt wird, welche Rahmenbedingungen und Handlun-
gen für eine nachhaltige Hochschule erforderlich sind.

                                                                 In HOCHN erlebe ich eine inspirierende
                                                                 Zusammenarbeit mit unglaublich raschem
                                                                 Arbeitsfortschritt: wirklich vorbildlich, nicht
                             Foto: Markus Scholz/scholzfoto.de

                                                                 nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der
                                                                 Organisation und Arbeitsweise.
                                                                 Dipl.-Ing. Cornelia Reimoser
                                                                 Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN

10   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Bei HOCHN mitmachen!                                              nendes Hochschulnetzwerk liegt die Aufgabe noch vor
                                                                    uns, dauerhafte Strukturen aufzubauen, bis sich Logi-
  Wir freuen uns auf weitere Hochschulpartner*in-
                                                                    ken in den Hochschulen derart verändert haben, dass
  nen, die Teil des HOCHN-Netzwerks werden wollen.
                                                                    Nachhaltigkeitsprozesse als funktionale Daueraufgaben
  Durch die Teilnahme an unseren Veranstaltungen
                                                                    wertgeschätzt und personell besetzt bleiben. Persön-
  besteht die Möglichkeit, sich in die Prozesse aktiv
                                                                    lich bedanken wir uns insbesondere bei Dr. Karl Eugen
  einzubringen. Weitere Informationen:
                                                                    Huthmacher, Eckart Lilienthal, Florian Frank, Cornelia
  
   http://www.hoch-n.org/mitmachen
   http://hoch-n.org/landkarte
                                                                    Möller sowie Dr. Martin Schulte aus der Abteilung 7: Zu-
                                                                    kunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und Nach-
      netzwerk@hoch-n.org                                           haltigkeit des BMBF. Durch ihre wertvolle Unterstützung
                                                                    sowie die Möglichkeit, in einer zweiten Förderphase
Im HOCHN-Wiki ist neben den Leitfäden und anderen                   die vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse zu ver-
Materialien auch die Roadmap „Nachhaltige Hoch-                     dichten und anwendungsbezogen zu prüfen, haben sie
schullandschaft 2030“ verfügbar. Die Roadmap zeigt                  wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung an Hochschu-
Perspektiven, Potenziale und konkrete Umsetzungs-                   len beigetragen.
pfade auf, wie bis 2030 eine Nachhaltigkeitstransfor-
mation deutscher Hochschulen gestärkt und erreicht                  Unserem Projektträger, dem VDI Technologiezentrum,
werden kann. Um die in HOCHN begonnenen Aktivitä-                   insbesondere Svetlana Thaller-Honold, Christiane
ten und Vernetzungen auch über die unmittelbare Pro-                Ploetz und Helene Leneschmidt sowie Heinz Horsten
jektlaufzeit hinaus aufrecht zu erhalten sowie auszu-               möchten wir zudem unseren besonderen Dank aus-
bauen, wurde im April 2020 die Deutsche Gesellschaft                sprechen. Als verlässliche Partner*innen tragen sie mit
für Nachhaltigkeit an Hochschulen e. V. (DG HochN) ins              ihrem Blick ganz wesentlich zu Perspektivenwechsel in
Leben gerufen. Die DG HochN bietet die Arena, um das                der Hochschulwelt bei.
UNESCO-Programm „Bildung für nachhaltige Entwick-
lung 2030“ im deutschen Hochschulsystem auf Grund-                  Ebenfalls besonderer Dank gebührt den HOCHN-Fach-
lage bisheriger Wirkungen weiter umzusetzen und zu                  beiratsmitgliedern (https://www.hochn.uni-hamburg.
verankern.                                                          de/1-projekt/fachbeirat.html), die sich in vielfältiger
                                                                    Form beratend und mitgestaltend im HOCHN-Netzwerk
                                                                    eingebracht haben.
Danksagung
Ohne das BMBF und seine bundesweite Anschubfinan-                   Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit
zierung wäre ein Projekt zur nachhaltigen Hochschul-                den vielen Akteur*innen für eine nachhaltige Hoch-
entwicklung in dieser Form nicht realisierbar. Als ler-             schulentwicklung in Deutschland und darüber hinaus.

Wenn es das Programm nicht schon gäbe,
müsste man so etwas wie HOCHN erfinden.
                                                                                                     Foto: H. Thämlitz

Prof. Dr. (mult.) Dr. h. c. (mult.) Walter Leal
HAW Hamburg / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN

          Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   11
12   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   13
Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN
M. Vogt, L. Lütke-Spatz und C. Weber; unter Mitwirkung von A. B     ­ assen, M. ­Bauer, I. Bormann, W. ­Denzler,
F. Geyer, E. Günther, S. Jahn, J. K
                                  ­ ahle, B. K
                                             ­ ummer, D. Lang, H. Molitor, S. Niedlich, G. ­Müller-Christ,
B. Nölting, T. P
               ­ otthast, M. Rieckmann, C. Schwart, R. Sassen, C. Schmitt und C. Stecker
16. Januar 2020

Präambel

Gesamtziel des Vorhabens Nachhaltigkeit an Hochschu-                  dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Bislang besteht jedoch
len (HOCHN) ist die Förderung nachhaltiger Entwicklung                kein hinreichender Konsens darüber, wie der aus ge-
an Hochschulen in Deutschland sowie die Konzeption von                sellschaftlicher Verantwortung begründete Anspruch
hierfür geeigneten Maßnahmen und Leitfäden. Eine wich-                von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen ver-
tige Basis dafür ist die Entwicklung eines gemeinsamen                standen, ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dies
Nachhaltigkeitsverständnisses – wir verwenden im Folgen-              zeigt sich beispielsweise in der aktuellen Debatte um
den die Begriffe Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwick-              die Verhältnisbestimmung von Freiheit und nachhaltig-
lung synonym – unter Berücksichtig seiner transformati-               keitsbezogener Verantwortung der Wissenschaft. Auch
ven Aspekte für eine zukunftsfähige Hochschullandschaft               aus diesem Grund hat es sich der Verbund HOCHN zum
in Deutschland. HOCHN wird vom Bundesministerium für                  Ziel gesetzt, ein gemeinsames, hochschulspezifisches
Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Unter www.hoch-               Nachhaltigkeitsverständnis zu entwickeln, das eine ge-
n.org finden sich nähere Informationen zum Projekt.                   sellschaftliche Transformation unterstützen soll. Das
                                                                      Nachhaltigkeitsverständnis basiert dabei auf vielfälti-
                                                                      gen bereits in (internationalen) Beschlüssen veranker-
Zum Entstehungsprozess
                                                                      ten Grundverständnissen von Nachhaltigkeit sowie auf
Das vorliegende Nachhaltigkeitsverständnis des Ver-                   wissenschaftlicher Literatur zum Nachhaltigkeitsprinzip.
bundprojekts HOCHN entstand in einem partizipato-
rischen und konsultativen Prozess der elf Verbund-                    Bei dem vorliegenden Text handelt es sich nicht um
hochschulen über die Projektdauer November 2016                       einen fixierten Standard, sondern um einen Orientie-
bis Oktober 2020. Der nachfolgende Text basiert auf                   rungsrahmen zur gesamtinstitutionellen Integration
den Zielformulierungen bzw. den Nachhaltigkeitsver-                   und Umsetzung von Nachhaltigkeit als ethisches Prin-
ständnissen der einzelnen Partnerinnen des Verbund-                   zip an Hochschulen in Deutschland (insbesondere in
projekts (Freie Universität Berlin, Universität Bremen,               den Handlungsfeldern Forschung, Lehre, Betrieb, Gover-
Technische Universität Dresden, Universität Duis-                     nance und Transfer). Dieser muss kontinuierlich an die
burg-Essen, Hochschule für nachhaltige Entwicklung                    sich ändernden Erkenntnisse und Rahmenbedingun-
Eberswalde, Universität Hamburg, Leuphana Univer-                     gen angepasst werden. Das Nachhaltigkeitsverständnis
sität Lüneburg, Ludwig-Maximilians-Universität Mün-                   innerhalb des HOCHN-Verbunds schließt keineswegs
chen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Universität                aus, dass einzelne Hochschulen mit ihren unterschied-
Vechta und Hochschule Zittau/Görlitz) sowie auf der                   lichen Zugängen, Schwerpunktsetzungen und Praktiken
Auswertung der im Literaturverzeichnis ersichtlichen                  innerhalb dieses Rahmens je eigene Akzente setzen.
Texte. Das Nachhaltigkeitsverständnis ist auf konzep-                 Vielmehr betrachten wir die Vielfalt unterschiedlicher
tionelle Kohärenz angelegt und arbeitet insbesondere                  Nachhaltigkeitsverständnisse als Gewinn, da Nachhal-
die normativen Implikationen von Nachhaltigkeit her-                  tigkeit idealerweise auf die jeweiligen Kontexte und
aus. Die Erarbeitung des Nachhaltigkeitsverständnisses                Rahmenbedingungen der Hochschulen und auf ihre
des HOCHN-Verbunds fand unter der wissenschaftlichen                  AkteurInnen Bezug nehmen sollte. Gerade weil es un-
Leitung von Prof. Dr. Markus Vogt (LMU München) statt.                terschiedliche Akzente gibt, erfüllt eine begrifflich-
                                                                      konzeptionelle Klärung jedoch die wichtige Funktion,
                                                                      Interpretationsspielräume zu klären, offene Fragen für
Intention des Nachhaltigkeits­
                                                                      weitere Diskussion und Forschung zu benennen sowie
verständnisses im Kontext Hochschule
                                                                      Gemeinsamkeiten trotz kontextuell unterschiedlicher
Viele AkteurInnen an deutschen Hochschulen befas-                     Umsetzungen nicht aus dem Blick zu verlieren.
sen sich in Wissenschaft, Lehre und Betriebspraxis mit

14   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung                   keit. Die Freiheit von Forschung und Lehre realisiert sich
dürfen keine abstrakten Begrifflichkeiten und Konzepte               nur dann in verantwortlicher Weise, wenn die Hochschu-
ohne klaren Handlungsbezug bleiben, die sich nach be-                len selber ihre Potenziale für eine Große Transformation
liebigen Interessenlagen instrumentalisieren lassen.                 der Gesellschaft reflektieren und ihre Erkenntnisse ge-
Daher soll das vorliegende Nachhaltigkeitsverständnis                samtinstitutionell entsprechend umsetzen. Der Prozess
Gesprächs- und Kooperationsprozesse stärken. Darü-                   (Kommunikation und strategische Steuerung, um auf-
ber hinaus liefert es die Basis für eine langfristige und            einander abgestimmtes Handeln zu ermöglichen) und
substantielle Umsetzung von Maßnahmen an Hoch-                       das Ergebnis (Schaffung von Strukturen und konkrete
schulen, die für eine große gesellschaftliche Transfor-              Umsetzung auf der Basis eines gemeinsamen Nachhal-
mation (vgl. WBGU 2011) zur Erreichung der Nachhaltig-               tigkeitsverständnisses) sind für alle Ebenen gleicher-
keitsziele unerlässlich sind.                                        maßen relevant. Dabei muss auf eine möglichst hohe
                                                                     Kohärenz Wert gelegt werden, um Missverständnisse
Dabei können mehrere Ebenen unterschieden werden,                    abzuwenden und sich gegenseitig aufhebende Effekte
die für die Entwicklung eines Nachhaltigkeitsverständ-               von Nachhaltigkeitsstrategien zu vermeiden.
nisses für Hochschulen von Bedeutung sind (Systeme,
Gruppen und Individuen):                                             Der nachfolgende Text dient einerseits der Verständigung
a)	Makroebene: Diese umfasst den übergeordneten                     innerhalb des Verbundes HOCHN, andererseits als Instru-
    gesellschaftlichen Rahmen und funktionale gesell-                ment der Kommunikation nach außen, um Unterstützung,
    schaftliche Teilsysteme (politische, wirtschaftliche,            Kooperation und weitere AkteurInnen für den offenen, kre-
    (sozio-) kulturelle, technologische, ökologische,                ativen, selbstreflexiven und emergenten Prozess nachhal-
    rechtliche Einflussfaktoren) mit den dazugehörigen               tiger Entwicklung in und durch Hochschulen zu gewinnen.
    Diskursen. Kernfrage: Wie wird Nachhaltigkeit in der
    Gesellschaft verhandelt?
                                                                     Zielgruppe
b)	Mesoebene: Sie nimmt die Hochschule als Organisa-
    tion sowie deren Einheiten (beispielsweise Fakultäten,           Der vorliegende Text richtet sich in erster Linie an Hoch-
    Institute, Gremien, Abteilungen, Kooperationskonsor-             schulangehörige, insbesondere an diejenigen, die sich
    tien, Teams etc.) in den Blick. Kernfrage: Welches auf           mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und
    die jeweilige Hochschule ausdifferenzierte Nachhal-              Veränderungsprozesse gestalten wollen. Zu den inter-
    tigkeitsverständnis findet für die Hochschule im Sinne           nen Anspruchsgruppen gehören demnach die Stu-
    eines Whole Institution Approach bzw. für deren Or-              dierenden, die Hochschulleitungen, Wissenschaftle-
    ganisationsteile Anwendung?                                      rInnen und Lehrende, Verwaltungsmitarbeitende und
c)	Mikroebene: Diese bezieht sich auf Einzelpersonen                Nachhaltigkeitsbeauftragte. Hervorgehoben sind dabei
    (die Hochschulangehörigen und Individuen aus den                 die Change Agents, die sowohl hochschulintern als
    Anspruchsgruppen) mit ihrem je individuellen Nach-               auch -extern Umstrukturierungsprozesse vorantreiben
    haltigkeitsverständnis. Es ist von persönlichen, indi-           wollen. Change Agents finden sich dabei hierarchisch
    viduellen Annahmen und Interpretationen, je nach                 auf allen Ebenen. Dies wird in der Praxis dadurch deut-
    Vorwissen, Statusgruppe, Werten und Einstellungen,               lich, dass Veränderungsprozesse hin zu einer nachhal-
    sozialer Einbettung etc. geprägt. Um eine nachhal-               tigen Entwicklung von Hochschulen sowohl top-down
    tige Entwicklung langfristig institutionalisieren und            als auch bottom-up initiiert erfolgen können, aber zur
    zugleich Individuen zu nachhaltigkeitsorientiertem               erfolgreichen Umsetzung die jeweils andere Ebene be-
    Handeln befähigen zu können, sind auch diese indi-               nötigen. Als hochschulexterne Anspruchsgruppen sind,
    viduellen Verständnisse von Bedeutung. Es gilt, sie              neben den Change Agents, z. B. VertreterInnen von zu-
    in gegenseitiger Durchdringung mit den jeweiligen                ständigen Landes- und Bundesministerien, Politik, Zivil-
    Meso- und Makroebenen rückzukoppeln. Kernfrage:                  gesellschaft, Unternehmen, der Hochschulrektorenkon-
    Was bedeutet nachhaltige Entwicklung für mein Han-               ferenz, der Kultusministerkonferenz und der deutschen
    deln, auch im Austausch mit und in Abhängigkeit von              UNESCO-Kommission zu nennen. Verbindende Elemente
    anderen?                                                         zwischen den internen und externen Anspruchsgruppen,
                                                                     die die Wechselwirkungen zwischen den AkteurInnen
Dabei geht es um die Reflexion des eigenen Handelns                  symbolisieren sollen, sind die Kommunikation, der Aus-
auf allen Ebenen mit Bezug zum ethischen, konzeptio-                 tausch und das voneinander Lernen (vgl. Abbildung 1).
nellen und transformativen Anspruch der Nachhaltig-

           Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   15
Abbildung 2: Übersicht der unterschiedlichen Ebenen von Anspruchsgruppen der Hochschulen in Deutschland

Grundverständnis von Nachhaltigkeit                                    Aufgeklärte Wissenschaft bedarf einer methodisch-kri-
und Ethik im Kontext von Hochschulen                                   tischen Reflexion zum Stellenwert normativer Perspek-
                                                                       tiven. Deshalb analysiert Ethik die vielfältigen Gründe,
Nachhaltigkeit ist als normatives Prinzip der Maßstab                  Ziele, Motivationen und Widerstände guten und gerech-
einer globalen und intergenerationellen Gerechtigkeit,                 ten Handelns. Dabei erschöpft sie sich nicht darin, re-
die vom gegenwärtigen Wandel des Erdsystems stark                      zeptartig fertige Lösungen vorzugeben. Vielmehr will
herausgefordert wird. Ethisch-politisch ist nachhaltige                sie zunächst zum Nachdenken anregen und dadurch
Entwicklung kein von außen vorgegebenes und festge-                    zur Freiheit befähigen. Die Freiheit der Wissenschaft ist
legtes Ziel, sondern ein offener Suchprozess mit viel-                 von daher stets als Auftrag zur eigenverantwortlichen
fältigen Zielkomponenten, der sich von daher plural                    Reflexion ihrer Ziele im Dienst einer zukunftsfähigen
und kulturvariabel gestaltet. Ihr Anliegen ist es, die                 Gesellschaft zu interpretieren.
langfristige Verantwortung, die ökologische Tragfähig-                 Der Bedarf an ethischer Reflexion und Orientierung
keit, die soziale Gerechtigkeit und die wirtschaftliche                ergibt sich vor allem in Umbruchsituationen. Eine sol-
Leistungsfähigkeit zu sichern. Hierzu zielt sie auf die                che liegt heute angesichts des tiefgreifenden Werte-
Stärkung kultureller Kompetenzen der Mitgestaltung                     wandels sowie der globalen, nationalen und regiona-
des gesellschaftlichen Lebens ab. Mit ihrer systemisch                 len Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung (wie
integrierten Umsetzung wird der Anspruch einer um-                     z. B. Klimawandel) vor. Von daher versteht es das Nach-
fassenden gesellschaftlichen Transformation verbun-                    haltigkeitsprinzip sowohl als ökosoziale und ökonomi-
den. Kern ist die Transformation des Verhältnisses des                 sche Herausforderung wie auch als Kulturaufgabe, die
Menschen zur Natur. Die Aufgabe der Hochschulen be-                    natürlichen Lebensgrundlagen für alle Menschen welt-
steht darin, sich theoretisch-konzeptionell, methodisch                weit einschließlich der nachfolgenden Generationen
und reflexiv mit den Prozessen und Bedingungen der                     zu erhalten (vgl. Brundtland-Kommission; Art. 20a GG;
gesellschaftlichen Transformation auseinanderzuset-                    SDGs) und die Natur in ihrem Eigenwert mit ihrer bio-
zen. Gleichzeitig geht es auch darum, wie die ethische                 logischen Vielfalt zu achten und zu schützen (vgl. Bun-
Dimension in der Wissenschaft (in den Handlungsfel-                    desnaturschutzgesetz § 1).
dern Forschung, Lehre und Betrieb) berücksichtigt und                  Hochschulen als zentrale Akteurinnen des gesell-
umgesetzt werden kann.                                                 schaftlichen Diskurses widmen sich dieser Thematik

16   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
an zentraler Stelle. In diesem Kontext, und in Anleh-                 Die AkteurInnen des Verbundprojekts sind bestrebt,
nung an die gemeinsame Erklärung der HRK/DUK (2010)                   Nachhaltigkeit in den Handlungsfeldern Forschung,
„Hochschulen für nachhaltige Entwicklung“ sowie die                   Lehre, Betrieb, Governance sowie Transfer in ihren
Empfehlung der HRK (2018) „Für eine Kultur der Nach-                  eigenen Hochschulen zu verankern. Damit leisten
haltigkeit an Hochschulen“, fassen die AkteurInnen                    sie einen Beitrag zur praktischen Umsetzung der
des Verbundprojekts HOCHN Nachhaltigkeit als pro-                     oben genannten Ziele, regen einen kontinuierli-
filstiftende und verbindende Leitidee auf. Mit diesem                 chen Verbesserungsprozess an und versuchen eine
gemeinsamen Ziel können die Hochschulen ihren je                      glaubwürdige Vorbildfunktion einzunehmen. Nach-
eigenen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Gestaltung                   haltige Hochschulentwicklung wird dabei als offe-
der Gesellschaft und zum verantwortungsvollen Um-                     ner, reflexiver Prozess verstanden, in dem sich die
gang mit den Gemeingütern des Planeten Erde leisten.                  Freiheit der Wissenschaft und ihre gesellschaftli-
Den Hochschulen kommt aufgrund ihrer ethischen und                    che Verantwortung wechselseitig bedingen.
gesellschaftspolitischen Verantwortung eine undele-
gierbare Reflexionsaufgabe und Impulsfunktion für eine                Die AkteurInnen des Verbundprojekts verpflich-
solche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr                   ten sich, das Verständnis und die Umsetzung von
Nachhaltigkeit zu. Hochschulen können dabei empi-                     Nachhaltigkeit zu fördern. So leisten die Hoch-
risches und theoretisches Wissen, Methodenkompe-                      schulen ihren Beitrag zum fünfjährigen Weltakti-
tenz und Reflexionsfähigkeit als besondere Stärken ein-               onsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwick-
bringen. Dem normativen Gehalt von Nachhaltigkeit                     lung“ der Vereinten Nationen (2015–2019, WAP),
gerecht zu werden bedeutet zum einen, methodisch                      zu dem sich auch Deutschland mit dem Nationa-
über Problemstellungen in den Gesellschaften nach-                    len Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwick-
zudenken und sich relevanten Fra gen hinsichtlich des                 lung (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige
Verhältnisses von Mensch und Natur zu stellen. Zum                    Entwicklung 2017) verpflichtet hat. Dadurch tragen
anderen ist in sektorübergreifenden Zusammenhän-                      die Hochschulen zur Wahrnehmung der Sustainable
gen zu denken und konkret zu handeln. Es geht darum,                  Development Goals der UN (SDGs) sowie zu deren
wie trag fähige Lösungen zum Umgang mit den großen                    strategischen Weiterentwicklung und Ergänzung
Herausforderungen unserer Zeit global, national und                   bei. Dies ist sinnvoll, da die SDGs u. a. auf zentrale
regional gefunden, umgesetzt und dauerhaft institu-                   globale Herausforderungen (wie z. B. steigender
tionell implementiert werden können. Dabei ist es für                 Ressourcenverbrauch und Bevölkerungswachstum,
die Ethik konstitutiv, auch Hemmnisse auf dem Weg                     Externalisierung ökosozialer Kosten oder Zielkon-
zur Nachhaltigkeit systemisch in den Blick zu nehmen.                 flikte zwischen Wirtschaftswachstum und ökologi-
Auf dieser Weise kann sie nicht nur Zielwissen generie-               schen Grenzen) unzureichend eingehen.
ren, sondern auch Transformationswissen vermitteln.
                                                                      Die Hochschulen bemühen sich, eine angemes-
                                                                      sene in- und externe Transparenz sicherzustel-
                                                                      len, kontinuierliche, offene und reflexive Verbes-
                                                                      serungsprozesse zu fördern, den Dialog mit den
                                                                      verschiedenen Anspruchsgruppen der Hochschu-
                                                                      len zu unterstützen und den Austausch mit der Ge-
                                                                      sellschaft zu erleichtern. Hierfür kann es sich als
                                                                      zielführend erweisen, den Status Quo zu analy-
                                                                      sieren, transparente und regelmäßige Informatio-
                                                                      nen zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten bereitzu-
                                                                      stellen und zu kommunizieren. Eine so gestaltete
                                                                      Nachhaltigkeitsberichterstattung trägt dazu bei,
                                                                      das Nachhaltigkeitsverständnis einer Hochschule
                                                                      mit ihren konkreten Zielen und Maßnahmen zu re-
                                                                      flektieren und darüber in Austausch mit den An-
                                                                      spruchsgruppen zu treten.

          Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   17
1. Forschung

Bei Nachhaltigkeit handelt es sich um ein disziplin-                  stände) und Transformationswissen (Wissen zur Aus-
übergreifendes, normatives und gesellschaftsrelevan-                  lösung und Ausgestaltung konkreter Veränderungs-
tes Prinzip. Daher sind neue Formen der problemdiag-                  prozesse) Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung
nostizierenden und lösungsorientierten Forschung in                   geleistet werden.
Form einer Zusammenarbeit zwischen unterschiedli-
chen Fachdisziplinen (interdisziplinär) sowie zwischen                Bei alledem sollten ForscherInnen auf die Differenzie-
Hochschulen und weiteren Teilen der Gesellschaft                      rung zwischen nachhaltigkeitsorientierter Forschung
(transdisziplinär, auch in Bezug auf Transformation)                  und Forschen in gesellschaftlicher Verantwortung
erforderlich.                                                         (Explikation von LeNa, vgl. Fraunhofer-Gesellschaft
                                                                      et al. 2015) achten. Erstere fragt, inwieweit Forschung
Neben disziplinspezifischen Ergebnissen der Wis-                      sich in ihrer Konzeption, Durchführung und Wirkungser-
senschaften stehen daher fächerübergreifende For-                     wartung an globalen Herausforderungen für die Gesell-
schungserkenntnisse im Vordergrund, da gerade diese                   schaft ausrichten und explizit zu ihren Lösungen beitra-
aufgrund der Komplexität und Multikausalität gesell-                  gen kann. Letztere konzentriert sich auf eine ethische
schaftlicher Herausforderungen von großer Bedeutung                   und systemische Reflexion der Forschungsprozesse all-
sind. Wissenschaft braucht innovative, inter- und trans-              gemein. Forschungsfragen, Methoden, Ergebnisse und
disziplinäre Forschung in und zwischen Geistes- und                   deren Kommunikation sollten hinsichtlich ihrer Wir-
Kulturwissenschaften, Rechts-, Wirtschafts- und So-                   kungen und Umsetzung kritisch reflektiert werden. Wie
zialwissenschaften sowie Natur- und Ingenieurswis-                    im LeNa Reflexionsrahmen für die außeruniversitären
senschaften und Medizin. Dabei wird die methodisch                    Forschungseinrichtungen (Ferretti et al. 2016) postu-
differenzierte Spezialisierung der Fachdisziplinen nicht              liert, stehen ForscherInnen auch an Hochschulen in
aufgehoben. Wissenschaft lebt auch von Spezialisie-                   der Verantwortung, sich bei ihren wissenschaftlichen
rungen. Forschung für nachhaltige Entwicklung kann                    Arbeiten mit ethischen Fragen der eigenen Forschung
daher auch unter zentralen Teilaspekten wie beispiels-                auseinanderzusetzen.
weise Klimawissenschaften, Bioökonomie oder Trans-
formationsforschung stattfinden. Allerdings dürfen die
Querschnittszusammenhänge ebenso wenig aus dem
                                                                        Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN ver-
Blick geraten wie eine konkrete Lösungsorientierung
                                                                        folgen das Ziel, Forschungsvorhaben zu nachhaltig-
für gesellschaftliche Herausforderungen.
                                                                        keitsrelevanten Fragestellungen in Form von diszi-
                                                                        plinärer, inter- und transdisziplinärer Forschung zu
Die Reichweite und die Grenzen der jeweils vorausge-
                                                                        unterstützen. Sie stellen sich die Aufgabe, die ver-
setzten wissenschaftstheoretischen Modelle bedürfen
                                                                        schiedenen disziplinären Forschungsfelder unter
einer kritischen ethischen Reflexion. Auf dieser Grund-
                                                                        dem Dachbegriff der Nachhaltigkeit inter- und
lage sollen die jeweiligen Anschlussstellen zu anderen
                                                                        transdisziplinär zu bündeln. Eine ethische und sys-
wissenschaftlichen Disziplinen und anderen Kulturen
                                                                        tematische Reflexion der Forschungsprozesse wird
diskutiert und so ein Austausch ermöglicht werden. Zur
                                                                        von den AkteurInnen als notwendige Voraussetzung
effektiven Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen
                                                                        für Forschung in gesellschaftlicher Verantwortung
den Disziplinen sowie zwischen Wissenschaft und wei-
                                                                        angesehen. Bestehende Anreizsysteme sind zu hin-
teren gesellschaftlichen AkteurInnen sind zusätzliche
                                                                        terfragen und gegebenenfalls anzupassen.
erkenntnistheoretische und methodische Ansätze er-
forderlich, die über die Disziplingrenzen hinausgehen.
Nur auf diese Weise kann den komplexen Wechsel-
wirkungen zwischen Mensch und Umwelt angemessen
Rechnung getragen werden.

Damit können durch die Generierung von Systemwis-
sen (Wissen über Zusammenhänge und Mechanismen
in ökologischen und sozioökonomischen Systemen),
Zielwissen (Wissen über wünschenswerte Systemzu-

18   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
2. Lehre

Es ist Aufgabe der Hochschulen anhand von disziplinä-
rer, inter- und transdisziplinärer Lehre Wissen und Kom-
                                                                       Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN set-
petenzen zu fördern, die es Studierenden ermöglichen,
                                                                       zen sich für ein ganzheitliches Bildungskonzept für
sowohl konzeptionelle als auch praktische Beiträge
                                                                       nachhaltige Entwicklung ein, das die Transforma-
zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft zu
                                                                       tion der Lern- und Lehrumgebung einschließt, die
leisten. Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung
                                                                       Verankerung von Nachhaltigkeitsprinzipien und
(BNE) bedeutet, Nachhaltigkeit mit all ihren Facetten
                                                                       Lehrinhalten in sämtlichen Bildungskontexten von
zu erfassen und Herausforderungen nachhaltiger Ent-
                                                                       Hochschulen gewährleistet und sich in den Stu-
wicklung zu erkennen und zu beurteilen, um im Le-
                                                                       dien- und Prüfungsordnungen der Hochschulen wi-
bens- und Berufsumfeld verantwortlich und zukunfts-
                                                                       derspiegelt. Die Weiterbildung von Lehrenden und
orientiert handeln zu können. Die akademische Lehre
                                                                       Multiplikatoren bildet die hierfür nötige Grundlage.
für BNE sollte vielfältige Erscheinungsformen haben,
um die vielschichtigen Anforderungen bedarfsgerecht
bearbeiten zu können und ein möglichst breites Band
zwischen den einzelnen Anspruchsgruppen in diesem
Lehr-Lern-Prozess zu spannen. Dabei müssen sich Fach-
wissen mit Gestaltungskompetenzen für partizipative
Entscheidungs- und Problemlösefähigkeit sowie per-
sonalen Kompetenzen verbinden. Ein entscheidender
Aspekt ist die Einübung von Reflexionsfähigkeit im Um-
gang mit Komplexität und Unsicherheit. Zentrale Be-
deutung kommt der Verknüpfung von Forschung und
Lehre sowie mit disziplinär, inter- und transdisziplinär
angelegten Studienangeboten zu, um Gestaltungskom-
petenz für eine resiliente Entwicklung der Gesellschaft
zu fördern.

BNE – verstanden als Bildungskonzept – eröffnet in
vielen Disziplinen neue Perspektiven auf Inhalte und
ist zugleich ein Impuls für eine methodische Weiter-
entwicklung der Lehre. Sie verknüpft auf diese Weise
Grundlagen-, Orientierungs- und Anwendungswissen,
zielt auf aktive Teilhabe, Mitgestaltung und Handlungs-
kompetenz der Lernenden. Darüber hinaus befähigt sie
zu kritisch-reflexivem und systemisch-vernetztem Den-
ken und fördert interkulturelles Lernen. Darüber hinaus
umfasst sie sowohl Urteils- als auch Gestaltungs- und
Transformationskompetenz und berücksichtigt lebens-
langes Lernen. Voraussetzung dafür ist die Entwicklung
von Wissen und Kompetenzen zu Nachhaltigkeit und zur
BNE bei Lehrenden und MultiplikatorInnen (vgl. „Prio-
ritäre Handlungsfelder“ 2 und 3 des BNE-Weltaktions-
programms, WAP) sowie die Bereitstellung der erfor-
derlichen Ressourcen.

           Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   19
3. Betrieb

Im Betrieb sind langfristig wirksame Rahmenbedin-                       Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN setzen
gungen zu schaffen, um der Vorbildfunktion für nach-                    sich für die Umsetzung eines umfassenden Nach-
haltigkeitsorientiertes Handeln sowohl gegenüber den                    haltigkeitsverständnisses im Betriebsmanagement
Studierenden und Beschäftigten als auch gegenüber                       ein. Es kann sich als hilfreich erweisen, ein Nach-
der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Hierbei ist die                   haltigkeits-, Umwelt- oder Klimaschutzprogramm
ressourcenschonende und sozialverantwortliche Aus-                      zu erstellen, in dem die Zielsetzungen und Maßnah-
gestaltung beispielsweise des Betriebs von Laboren,                     men aufgeführt und kommuniziert werden. Darü-
Technika und Gebäuden, sowie der Verwaltungspro-                        ber hinaus kann es sinnvoll sein, Stabsstellen und
zesse und des Campusmanagements der Hochschulen                         Nachhaltigkeitskommissionen einzurichten, die für
wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Entwick-                    die Koordination und Umsetzung von Nachhaltig-
lung von Hochschulen.                                                   keitsmaßnahmen verantwortlich sind.

Durch gezielte Maßnahmen in strategischen Organisa-
tionsbereichen wie dem Finanz-, Personal-, Gesund-
heits-, Beschaffungs- und Entsorgungs-, Mobilitäts- und
Weiterbildungsmanagement sowie der Ernährung, des
Tierschutzes und der baulichen und technischen Infra-
struktur sollen modellhaft ökologisch und sozial ver-
trägliche Lösungen entwickelt werden, die schrittweise
einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess erzielen.
Diese Aufgabe hat nicht nur eine technische, organi-
satorische und verhaltensbezogene Dimension, son-
dern ist auch als sozialer und dialogischer Prozess im
Zusammenspiel von Forschung, Lehre und Verwaltung
zu verstehen, dessen Gelingen ein faires und respekt-
volles Miteinander zur Grundlage hat.

Auch ein verantwortungsvoller Umgang der Hochschul-
leitungen und der jeweils Zuständigen mit allen Be-
schäftigten und Studierenden (beispielsweise durch
familienfreundliche Arbeits- und Studienbedingungen
sowie adäquate Mitbestimmung) ist essentieller Be-
standteil eines nachhaltigen Campusmanagements.
Der Campus kann als Reallabor für Nachhaltigkeit ge-
staltet werden, um gesamtinstitutionelle Lernprozesse
in der Verknüpfung von Forschung, Lehre und Praxis
anzustoßen.

20   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
4. Governance

Die vielfältigen und komplexen Aufgaben der Gover-                     Die AkteurInnen des Verbundprojekts HOCHN set-
nance im Kontext von Hochschulen erfordern ein Ver-                    zen sich dafür ein, ihr hochschuleigenes Verständ-
ständnis sowie eine Verankerung von Nachhaltigkeit in                  nis von Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln und zu
den jeweiligen Hochschulstrukturen. Die Hochschulkul-                  einer Hochschulkultur beizutragen, die auf einem
tur definiert sich durch ein Werteverständnis, das sich                entsprechenden Werteverständnis basiert. Dazu
im Leitbild der Hochschule widerspiegelt und von den                   zählt auch, sich mit Strategien, Strukturen und Ver-
Hochschulangehörigen gelebt wird. Grundlage dafür                      antwortlichkeiten für die gesamtinstitutionelle Um-
ist, dass möglichst alle Anspruchsgruppen in den Pro-                  setzung von Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen,
zess einer nachhaltigen Entwicklung der Hochschule                     unter Einbindung aller Anspruchsgruppen der
eingebunden werden.                                                    Hochschule und mit Blick auf einen Whole Insti-
                                                                       tution Approach.
Dies geschieht u. a. durch die hochschuleigene Refle-
xion von Nachhaltigkeit und die Formulierung einer
Nachhaltigkeitsstrategie. Weitere Elemente sind Selbst-
verpflichtungen, die Benennung personeller Verant-
wortlichkeiten, die Partizipation an internen und exter-
nen Nachhaltigkeitsprozessen sowie die Anerkennung
für das Engagement der AkteurInnen bei der Gestaltung
einer Hochschullandschaft, die sich an den Grundsät-
zen einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft
orientiert. Nicht zuletzt ist eine kritische Selbstrefle-
xion der AkteurInnen für den gesamten Prozess der Im-
plementation von Nachhaltigkeit an den Hochschulen
wesentlich. Berichterstattung kann ein wichtiges Ins-
trument der Selbstreflexion, der Optimierung von Go-
vernance-Prozessen sowie der Kommunikation nach
innen und außen sein.

Nachhaltige Entwicklung wird als ein lernendes Kon-
zept aufgefasst, das die Vielfalt unterschiedlicher Per-
spektiven und Zugänge begreift. Die aktive Beteiligung
der Studierenden gibt dafür wichtige Impulse. Gerade
diese Pluralität der verschiedenen hochschulischen
Anspruchsgruppen sowie deren Vorstellungen zum
Nachhaltigkeitsprozess ist eine Herausforderung für
den Dialog sowie für eine strategische Bündelung der
vorhandenen Potentiale.

           Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   21
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