Energiewende im Verkehr - erneuerbar und elektrisch 2019-04 - VCÖ
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Mit der Traunseetram sicher, schnell und umweltfreundlich zum Ausbildungsplatz Regionalbahnen von Stern & Hafferl Verkehr top im Schülertransport Was die „Fridays for Future“ Bewegung seit Monaten propagiert wird bei den Lokalbahnen von Stern & Hafferl Verkehr, einem Unternehmen der Stern-Gruppe schon seit Jahrzehnten gelebt: Schülerinnen, Schüler und Auszubildende werden tagtäglich sicher, stressfrei und umweltfreundlich zur Schule oder Ausbildungsplatz gebracht. Und das ohne einen großen ökolo- gischen Fußabdruck zu hinterlassen. Die Jugendlichen machen es vor – Bahnfahren liegt im Trend. Bei der Traunseetram handelt es sich dabei täglich um rund 1.000 junge Fahrgäste, die auf der Strecke zwischen Vorchdorf und Gmunden ihren Aus- bildungsplatz erreichen. Ziel sind die Schulen in den Gemeinden Vorchdorf, Kirchham, Gschwandt und Gmunden bzw. der Gmundner Hauptbahnhof zur Weiterfahrt zu Ausbildungsstätten in Linz, Wels, etc… Rund die Hälfte der Fahrgäste davon besitzt auch das Jugendticket Netz OÖ und nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel auch zusätzlich zu diesen Fahrstrecken. “Dies ist ein klares Bekenntnis der Jugendlichen zum öffentlichen Verkehr. Taxi-Mama ist Geschichte, die Jugendlichen können sich in ihrem Aktionsradius frei bewegen. Ob ins Kino, zum Einkaufen in die Gmundner Innenstadt oder ins SEP oder zum Sport oder in die Musikschule. Und das ohne einen großen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen,” so Ing. Günter Neumann, Geschäftsführer von Stern & Hafferl Verkehr zur positiven Entwicklung und führt weiter aus: „Die Um- welt bleibt bei uns nicht auf der Strecke!“ https://www.youtube.com/results?search_query=Stern+%26+Haferl+Verkehr Einer für alle. Öffiziell: Appfahrt ! Die Salzburg Verkehr App KOSTENLOSE Mobile Ticket Fahrplanauskunft Fahrplanauskunft am Handy Abfahrtsmonitor Reisezeitvergleich für Android Und noch viele und iOS weitere Features Wir gestalten Zukunft. MIT Nachhaltig. HANDY- TICKET Mikroelektronik ist der Schlüssel, um mit weniger mehr zu machen. Halbleiter von Infineon Austria senken den Energieverbrauch. Sie ermöglichen eine umweltgerechte Mobilität, einen sicheren Datentransfer und die effiziente Erzeugung erneuerbarer Energie. So wird das Leben einfacher, sicherer und umweltfreundlicher. www.infineon.com/austria www.salzburg-verkehr.at
Mobilität mit Zukunft 4/2019 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 3 Dank Impressum VCÖ Als Autor zu zitieren: Publikationen des VCÖ dienen der fachlich 1050 Wien VCÖ, Wien, Ö sterreich fundierten Aufbereitung beziehungsweise Bräuhausgasse 7–9 Medieninhaber, Herausgeber Diskussion von Themen aus dem Bereich T +43-(0)1-893 26 97 und Verleger: Mobilität, Transport und Verkehr. Die Art der E vcoe@vcoe.at VCÖ, 1050 Wien www.vcoe.at ZVR-Zahl 674059554 Behandlung der Inhalte und die erarbeiteten Ergebnisse müssen nicht mit der M einung der VCÖ (Hrsg.): Titelbild: Manuela Tippl unterstützenden Institutionen und Personen „Energiewende im Verkehr – Lektorat: übereinstimmen. erneuerbar und elektrisch“ Karl Regner VCÖ-Schriftenreihe Übersetzung: „Mobilität mit Zukunft“ Sylvi Rennert Gedankt sei allen, die die Herausgabe dieser 4/2019 Layout: Publikation finanziell unterstützt haben. Wien 2019 VCÖ 2019 ISBN 978-3-903265-03-5 Druck: gugler GmbH, Auf der Schön 2 3390 Melk Erstellt durch Beiträge von: l Inhaltliche Mitarbeit 1 412173 Link Christoph Bearbeitende l Inhaltliche Inputs 2 376021 Heinfellner Holger Bearbeitende 3 11548 Pfaffenbichler Paul Bearbeitende l VCÖ-Redaktionsteam 4 401866 Prandste�er Ma�hias Bearbeitende 5 611912 Juschten Maria Bearbeitende Thorsten Manfred Lenck 6 5923 Juhasz Andreas Bearbeitende Schrödl 7 379465 Veigl Andreas Bearbeitende Maria Florian 8 564862 Maringer Florian Querlesen Höggerl Maringer Wolfgang 9 614631 Schrödl Manfred Querlesen Markus Rauh 10 23332 Müller Werner Querlesen Gansterer Werner Andreas Thomas 11 372701 Höggerl Maria Querlesen Veigl Andreas Müller Steffl 12 1221 Rauh Wolfgang Querlesen Juhasz 13 351551 Christ Renate Querlesen Angela Georg Mathias 14 89473 Hü�ler Walter Querlesen Köppl Günsberg Kirchner 15 677262 Claus Elisa Querlesen Renate Linda Elisa 16 691149 Dewes Clara Querlesen Christ Eder Claus Clara Walter 17 69502 Kranzl Lukas Querlesen Felix Hüttler Dewes 18 629730 Steffl Thomas Querlesen Steck Paul 19 68966 Günsberg Georg Querlesen Heinz Ulla Pfaffenbichler 20 685949 Lenck Thorsten Querlesen Högelsberger Rasmussen 21 227216 Köppl Angela Querlesen Christian 22 632470 Kirchner Mathias Querlesen Michael Gratzer 23 685193 Steck Felix Querlesen Schwendinger 24 26548 Högelsberger Heinz Querlesen Eva Maria Willi 25 203354 Plunger Eva Querlesen Plunger Nowak Maria 26 321338 Berger Angela Querlesen Inserate: Juschten Holger Matthias Heinfellner Fonds Gesundes Österreich Tanja Prandtstetter Perndorfer Infineon Angela Peter Lukas Salzburg Verkehr Vehzely Kranzl Berger Valentina Siemens Kofler Stern & Hafferl Wien Energie
Publikationen des Fonds Gesundes Österreich Aktive Mobilität – Aktive Mobilität – Aktive Mobilität – Argumentarium Aktive Mobilität in Schule, Betrieb & Gemeinde: gesund unterwegs! gesund unterwegs! gesund unterwegs! Aktive Mobilität Models of Good Practice Beispiele aus der Praxis für Schule und Kindergarten Beispiele aus der Praxis für Betriebe Beispiele aus der Praxis für Gemeinden und Städte KOMPAKT Fonds Gesundes Fonds Gesundes Fonds Gesundes Band Nr. 13 aus der Reihe WISSEN Fonds Gesundes Band Nr. 14 aus der Reihe WISSEN Fonds Gesundes Österreich Österreich Österreich Österreich Österreich www.aktive-mobilitaet.at Bring Bewegung Ich bin fit in dein LeBen Bewegungsempfehlungen für erwachsene und du? negnulhefpmesgnugeweB ehcildneguJ dnu redniK rüf Die Bewegungsempfehlungen pfehlungen Bewegungsem für Kinder und Jugendliche IST für Kinder und Jugendliche und ZEN STU ND E SIT NAC H EIN ER ZEIT FÜR BEW EGU NG. ech slun gsreich! Sie können auch Bewegungen mittlerer und Bewegungen höherer Intensität kombinieren Als Faustregel gilt, dass 20 Minuten Bewegung mit mittlerer Intensität gleich viel zählen wie 10 Minuten Bewegung mit höherer Intensität. die Bewegungsempfehlungen abw Bewege dich Mittlere Intensität bedeutet, dass die Atmung etwas beschleunigt ist, während der Bewegung aber noch gesprochen werden kann. Dauer: 150 min = 2½ h Höhere Intensität bedeutet, dass man tief(er) atmen muss und nur noch kurze Wortwechsel möglich sind. Dauer: 75 min = 1¼ h Bei muskelkräftigender Bewegung sollen die großen Muskelgruppen des Körpers gestärkt werden, indem das eigene Kör- pergewicht oder Hilfsmittel (z.B. Thera- für Erwachsene gibt es als Plakat in der Größe DIN A2. Für Einsteiger empfohlen. bänder) als Widerstand eingesetzt werden. egitläfleiv Diese Empfehlungen unterstützen den Nationalen Aktionsplan Bewegung. Nähere Infos unter www.napbewegung.at plakatA2.indd 1 25.09.12 12:02 Diese und weitere Publikationen erhalten Sie gratis beim Fonds Gesundes Österreich, ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH, Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien vielfältige Tel: 01/8950400, Fax: 01/8950400-720, fgoe@goeg.at, www.fgoe.org
Mobilität mit Zukunft 4/2019 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 5 Vorwort Der Energiebedarf unseres Lebensstils steigt und steigt. Ganz besonders durch unsere Mobilität. Das hat Folgen. Seien es verseuchte Ökosysteme durch die Ölförderung, menschenun- würdige Arbeitsbedingungen im Kobaltabbau für Batterien oder schlicht die CO2-Emissionen bei der Stromproduktion aus fossilen Rohstoffen. Wenn wir unsere Lebensqualität erhalten und gleichzeitig Umweltschäden und Klimaerhitzung nicht weiter befeuern wollen, dann muss einerseits der Energiebedarf im Vergleich » zu heute auf die Hälfte sinken und an- Ökologische Steuerreform dererseits diese verbleibende Energie ist unverzichtbar « aus regenerierbaren Quellen stammen – und selbst das nicht um jeden Preis. Die gute Nachricht ist, dass das machbar ist. Die schlechte Nachricht ist, dass trotz weltweiter ökologischer Warnsignale und globaler Protestbewegung der Handlungswille zu einer fundamentalen Wende fehlt. Eine Verkehrswende, die mit einer Energiewende und In- dustriewende Balance hält, muss mehr können als den simplen Austausch von Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren. Verkehr spielt eine Schlüsselrolle in einer Energiewende zu mehr Nachhaltigkeit und wird gesteuert durch politische Rah- menbedingungen. Eine tiefgreifende ökologische Steuerreform, die auch mit den kontraproduktiven Förderungen des Kfz-Ver- kehrs Schluss macht, ist ein unverzichtbarer Schritt. Auch Än- derungen in der Wohnbauförderung und im Wohnungsrecht, die Reform beziehungsweise Abschaffung des Pendelpauschales sowie Änderungen bei Treibstoffbesteuerung und Infrastruk- tur-Politik müssen folgen. Allein dadurch wird viel Verkehr vermieden und der Energiebedarf gesenkt. Beim verbleibenden Pkw-Verkehr wird der batterie-elektri- sche Antrieb zum Standard werden. Bei schweren Fahrzeugen die weit fahren, kann Wasserstoff eine Option sein. Doch auch der Öffentliche Verkehr braucht die Vollelektrifizierung. Wäh- rend die Bahn hier sehr weit ist, steht die Elektrifizierung des Busverkehrs erst am Anfang. Die VCÖ-Publikation „Energiewende im Verkehr – erneu- erbar und elektrisch“ zeigt, dass das Handlungsspektrum groß ist, um die menschenverursachte Klimaerhitzung auch im Ver- kehrsbereich einzubremsen. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
Wir entwickeln die Zukunft der Mobilität Mit Verantwortung und neuen Ideen. Wir elektrifizieren, automatisieren und digitalisieren Mobilität. Alleine in Österreich melden unsere Forscher jedes Jahr etwa 30 Patente rund um neue Mobilitätslösungen an. Siemens Mobility steht für mehr Nachhaltigkeit, modernem Fahrgastkomfort, intelligente Infrastruktur und hohe Verfügbarkeit. siemens.com/mobility
Mobilität mit Zukunft 4/2019 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 7 Inhaltsverzeichnis Die Klimaziele sind nur mit einer Verkehrswende erreichbar 9 Die Energiezukunft des Verkehrs ist erneuerbar 14 Batterie-elektrischer Antrieb als Standard für Pkw 18 Anwendungsbereiche für Wasserstoff und E-Fuels 21 E-Pkw als Treiber für die Energie- und Verkehrswende nutzen 26 Voll-Elektrifizierung des Öffentlichen Verkehrs vorantreiben 29 Elektrifizierten Güterverkehr zum Standard machen 34 CO2-Bepreisung zur Lenkung in Richtung Klimaverträglichkeit 37 Literatur, Quellen, Anmerkungen 40 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 44
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Foto: Stefan Raab Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 9 Die Klimaziele sind nur mit einer Verkehrswende erreichbar Der Energiebedarf des Verkehrs in Österreich hat, ebenso wie die Treibhausgas-Emissionen, seit dem Jahr 1990 stark zugenommen. Die 0 derzeit beschlossenen Maßnahmen reichen nicht aus, um die Klimaziele Modal Split des Güterverkehrs im Jahr 2017 in Tonnenkilometer in Prozent zu erreichen. Effizienzsteigerungen sind wichtig, aber nicht ausreichend, um die nötige Trendwende zu schaffen. Landwirtschaft Verkehr Dienstleistungen Haushalte In Österreich werden pro Jahr bereits rund 120 1990 kaum verändert. Der Güterverkehr exklu-Industrie Milliarden Personenkilometer zurückgelegt, um sive Rohrleitungen hat sich seit dem Jahr 1990 rund 45 Prozent mehr, als noch im Jahr 1990. auf rund 79 Milliarden Tonnenkilometer mehr Mit rund 69 Prozent wird der Großteil davon als verdoppelt. Der Anteil des Lkw-Verkehrs im Pkw zurückgelegt, der Anteil hat sich seit ist von 66 Prozent auf zuletzt 72 Prozent ge- Mit rund 36 Prozent hat Energiebedarf des Verkehrs nimmt am stärksten zu der Verkehr den größten Anteil am energetischen Landwirtschaft Haushalte Verkehr Endverbrauch in Öster- Veränderung des reich. Zudem hat sich Dienstleistungen Industrie der Energiebedarf im Energiebedarfs Verkehr seit dem Jahr seit dem Jahr 1990: Energetischer Endverbrauch in Petajoule in Österreich 1.200 1990 fast verdoppelt. -9% 1.000 + 39 % Quelle: Statistik Austria 2018147, Statistik Austria 2019145 Grafik: VCÖ 2019 + 11 % 800 600 + 53 % 400 + 92 % 200 0 02 04 06 08 10 12 14 16 18 90 92 94 96 98 00 19 19 19 19 20 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20
10 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch Mobilität mit Zukunft 4/2019 stiegen.182Laut der Energiebilanz Österreichs elektrische Energiemenge verdoppelte sich seit entfielen 36 Prozent beziehungsweise 401 Peta- dem Jahr 1970 absolut gesehen auf zwölf Peta- joule des energetischen Endverbrauchs im Jahr joule, ihr Anteil sank jedoch im selben Zeitraum 2018 auf den Verkehrssektor, womit dessen von fünf auf drei Prozent. Die insgesamt im Anteil etwas über dem Durchschnitt der EU28 Bahnsektor eingesetzte Energie nahm seit dem mit 33 Prozent liegt.148,28 Der Energiebedarf Höchststand mit rund zehn Petajoule im Jahr des Verkehrs in Österreich stieg in den Jahren 2000 auf rund sieben Petajoule im Jahr 2018 ste- 1970 bis 2005 vor allem durch die zunehmende tig ab.148,194 Dies liegt unter anderem an der stei- Zersiedlung, den Anstieg des Pkw-Verkehrs und genden Effizienz der Bahn. Der Energieaufwand Lkw-Verkehrs sowie den Kraftstoffexport (Tank- je Personenkilometer im Bahn-Fernverkehr sank tourismus) absolut um den Faktor 3,4 und relativ seit dem Jahr 2000 von 0,25 Kilowattstunden von 20 auf 35 Prozent des energetischen End- (kWh) auf 0,14 kWh, im Bahn-Nahverkehr von verbrauchs. Seither liegt der Energiebedarf auf 0,53 kWh auf 0,25 kWh pro Personenkilometer gleichbleibend hohem Niveau, vom Jahr 2014 und im Schienengüterverkehr von 0,14 auf 0,08 bis 2018 ist er jedoch jedes Jahr gestiegen.179,145 kWh pro Tonnenkilometer.167 Binnenschifffahrt Der leichte Rückgang nach dem Jahr 2005 kann und Flugverkehr nutzen ausschließlich fossile durch die Wirkung der Wirtschaftskrise ab dem Kraftstoffe. Im Kfz-Verkehr lag der Anteil fossi- Jahr 2008, steigende Kraftstoffpreise in den ler Energiequellen im Jahr 2018 bei 93 Prozent, Jahren 2011 und 2012 sowie 2014 und durch seit dem Jahr 2015 stieg dieser Anteil aufgrund Effizienzsteigerungen der Fahrzeugflotte erklärt des Rückgangs biogener Kraftstoffe wieder leicht werden.182 Den mit Abstand größten Anteil am an. Dieser Rückgang liegt vor allem an der gerin- Energiebedarf im Verkehrssektor (ohne Rohr- geren Verwendung von Agro-Kraftstoffen in ge- leitungen) Österreichs hatte im Jahr 2018 mit werblichen Flotten aufgrund des niedrigen Die- 89 Prozent der Kfz-Verkehr, also Pkw, Lkw und selpreises.27 Den höchsten Anteil an elektrischer Busse. Der Anteil der Bahn am Energiebedarf Energie hat mit 77 Prozent die Bahn.148 ist von zwölf Prozent im Jahr 1970 auf zwei Prozent im Jahr 2018 stark zurückgegangen, der Treibhausgas-Emissionen stark gestiegen Der Energiebedarf des Verkehrs in Österreich Anteil des Flugverkehrs (nationale und interna- Der steigende Energiebedarf im Verkehr be- ist so hoch wie noch tionale Flüge) hat sich im selben Zeitraum von dingt aufgrund der Abhängigkeit von fossilen nie. Allein der Kfz-Ver- kehr verbraucht rund 90 vier Prozent auf acht Prozent verdoppelt. Energiequellen eine ebenso starke Zunahme von Prozent der Energie. Die in Österreich im Verkehr eingesetzte Treibhausgas-Emissionen. Sie lagen im Jahr 2018 im Verkehrssektor bei 23,9 Millionen Tonnen Kfz-Verkehr benötigt in Österreich CO2-Äquivalenten, was 30 Prozent der gesamten Emissionen in Österreich inklusive europäischem fast 90 Prozent der Energie des Verkehrs Emissionshandel (EU-ETS) entspricht. Sie sind Kfz-Verkehr Bahnen das vierte Jahr in Folge und im Vergleich zum Jahr 1990 um 73 Prozent gestiegen, während die 2500 Flugverkehr Schifffahrt Treibhausgas-Emissionen in allen anderen rele- 400 389 1 vanten Sektoren in Österreich gesunken sind. In 373 Energetischer Endverbrauch Verkehr in Österreich 1 7 Schifffahrt Finnland sind die Treibhausgas-Emissionen des 2000 9 36 350 28 Verkehrs heute gleich hoch wie im Jahr 1990, in in Petajoule (ohne Rohrleitungen) Eisenbahn 300 der Schweiz sind sie im selben Zeitraum zwar um1500 Quelle: Statistik Austria 2018147, VCÖ 2019194 Grafik: VCÖ 2019 rund 15 Prozent gestiegen, die gesamten Emissi- 250 Flugverkehr 204 onen jedoch um acht Prozent gesunken.55 Auch 1 1000 200 insgesamt waren die Treibhausgas-Emissionen Kfz-Verkehr 13 9 345 in Österreich im Jahr 2018 nicht niedriger als im 335 150 Jahr 1990, sondern um 0,6 Prozent höher.183,a 500 100 Ein Grund für diese Entwicklung in Öster- 181 reich ist die starke Zunahme des Lkw-Verkehrs 0 50 seit dem Jahr 1990. 182 Weiters die zunehmende 0 1990 2005 2018* * Abschätzung VCÖ
163,9 Energieaufbr in Österre 95,5 Mobilität mit Zukunft 4/2019 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 11 84,1 63,6 12,5 0,6 11,6 19,5 Zersiedlung mit flächenintensiver Bauweise in zentrumsfernen Lagen ohne ausreichende Diesel ist in Österreich sehr billig Erschließung mit Öffentlichem Verkehr und steigenden Siedlungsflächen pro Person.215,84 Diesel-Preis pro Liter in Euro Der Kraftstoffexport im Tank war im Jahr 2016 (kaufkraftbereinigt, Stand Oktober 2019) Durchschnitt EU28 rund fünfmal höher als im Jahr 1990 und beträgt Rumänien 2,30 rund ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen Bulgarien 2,20 des inländischen Diesel pro LiterPkw- und Lkw-Verkehrs.30,174 (preisbereinigt) Polen 1,99 Veränderte Strukturen am Arbeitsmarkt sowie Ungarn 1,97 eine Abnahme des Pkw-Besetzungsgrades von Kroatien 1,97 durchschnittlich 1,4 Personen pro Pkw im Jahr Tschechien 1,76 1990 auf 1,15 Personen sind weitere Gründe für Anteil der Wege von Kindern ohne Begleitung die starke Zunahme der jährlich zurückgelegten Slowakei 1,76 Pkw-Kilometer.146,182 Litauen 1,73 durch Erwachsene in Prozent Potenzielle Effizienzgewinne im Pkw-Bereich Estland 1,70 sind durch steigendes Gewicht und Motorleis- Griechenland 1,65 tung konterkariert worden. Das Gewicht neu zu- Lettland 1,62 gelassener Diesel-Pkw hat beispielsweise in den Portugal 1,58 Jahren 2000 bis 2017 um 21 Prozent zugenom- Malta 1,56 men, die durchschnittliche Pkw-Motorleistung Slowenien 1,50 hat seit dem Jahr 2000 um ein Drittel zugenom- Italien 1,47 men.182,181 Zypern 1,41 Klimaziele mit derzeit beschlossenen Spanien 1,32 Maßnahmen nicht erreichbar Frankreich 1,31 Sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene Belgien 1,28 gibt es definierte und verbindliche Klimaziele. Großbritannien 1,27 Quelle: EU Kommission 201964, Eurostat 201968 Grafik: VCÖ 2019 Die „EU Effort Sharing Decision“ aus dem Jahr Schweden 1,27 2016 definiert nationale Ziele für die Sektoren, Niederlande 1,22 die nicht im EU-Emissionshandelssystem sind. Deutschland 1,21 Österreichs nationale Klima- und Energiestrate- Finnland 1,16 gie „Mission 2030“ aus dem Jahr 2018 schreibt Österreich 1,10 bis zum Jahr 2030 eine Reduktion der Treibhaus- gas-Emissionen des Verkehrssektors um 36 Pro- Irland 1,03 zent im Vergleich zum Jahr 2005 vor. Bis zum Dänemark 1,00 Jahr 2050 muss der Verkehrssektor weitgehend Luxemburg 0,88 emissionsfrei sein. Die im Jahr 2018 aktualisierte 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 EU-Richtlinie 2018/2001 zu erneuerbaren Ener- gien gibt zudem vor, den Anteil erneuerbarer lag der Anteil erneuerbarer Energie im Verkehr Diesel kostet in Öster- reich deutlich weniger Energie im Verkehr bis zum Jahr 2020 auf zehn trotz Mehrfachanrechnungen mit 9,7 Prozent als im EU-Schnitt. Prozent und bis zum Jahr 2030 auf 14 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2008, Besonders im Verhält- zu erhöhen.67 wovon 70 Prozent auf Agro-Kraftstoffe und der nis zur Kaufkraft wird sichtbar, wie billig Diesel Die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs Rest auf erneuerbaren Strom entfielen.150,f Die in Österreich ist. Im lagen in Österreich im Jahr 2017 um 1,6 Mil- fortschreitende Elektrifizierung der Pkw-Flotte Nachbarland Italien zahlt man für Diesel etwa ein lionen Tonnen über dem Zielpfad gemäß Kli- und vorgesehene Beimischung von Kraftstoffen Drittel mehr. maschutzgesetz. Werden weitere Maßnahmen aus Reststoffen in Höhe von 3,5 Prozent der im gesetzt, könnte das Gesamtziel für das Jahr Verkehrssektor eingesetzten Energie machen die 2020 laut Umweltministerium erreicht werden, Zielerreichung von zehn Prozent im Jahr 2020 insbesondere im Verkehrssektor ist die Errei- plausibel.212,186,124 chung der Ziele jedoch unsicher.30 Im Jahr 2017 Eine Trendfortschreibung mit Berücksich-
12 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch im Vergleich zur Klima- und Energiestrategie Verkehr ist noch immer massiv von 5,4 Millionen Tonnen CO2.186 vom Erdöl abhängig Elektrisch Zielpfad für klimaverträglichen Verkehr Benzin Sonstige fossile Treibstoffe Im Personenverkehr ist das Potenzial für Effi- (Flüssiggas, Naturgas, Petroleum, Agro-Kraftstoff Diesel zienzsteigerungen, etwa durch Verlagerung auf Flugbenzin, Kohle) Öffentlichen Verkehr und aktive Mobilität sowie 500 Elektrifizierung des Pkw-Verkehrs laut „Sach- standsbericht Mobilität“ des Umweltbundesamts 401 Quelle: Statistik Austria 2018147, Statistik Austria 2019145 Grafik: VCÖ 2019 Energetischer Endverbrauch im Verkehr 400 größer als im Lkw-Verkehr.30 Ein ambitionierter, 48 aber realistischer Zielpfad zur Erreichung der in Österreich in Petajoule 293 gesetzlichen Klimaziele bis zum Jahr 2030 sieht 300 31 daher etwa eine Halbierung der Treibhaus- 92 % fossil gas-Emissionen im Personenverkehr und eine 256 2 %des Lkw-Verkehrs auf dem Niveau 95 % fossil 200 Stabilisierung 164 des Jahres 2016 vor.186 Die Größe dieser Herausforderung wird an der 100 84 65 erforderlichen Elektrifizierung ersichtlich. Das 13 1 12 20 bereits erwähnte WEM-Szenario, bei dem die 0 gesetzlichen Klimaziele deutlich verfehlt würden, Jahr 2000 Jahr 2018 berechnet für das Jahr 2050 einen E-Pkw-Flot- tenanteil von 69 Prozent. Im Oktober 2019 be- 2000 2017 Der Großteil der im tigung bereits beschlossener Maßnahmen (das trug dieser 0,6 Prozent.14 Eine Marktprognose, Energieaufbringung in Energieaufbringung in 70 % Verkehr eingesetzten sogenannte WEM-Szenario: „with existing mea- der eine möglichst plausible Entwicklung für die Energie ist fossilen Ur- Österreich im Verkehr in Österreich im Verkehr in sprungs. Der Strom-An- sures“) zeigt keine Reduktion des Energiebedarfs Erreichung der in der Klimastrategie „Mission teil ist seit dem Jahr Petajoule Anteile in Prozent Petajoule Anteile in Pr im Verkehr bis zum Jahr 2030. Die Treibhaus- 2030“ festgelegten Ziele zugrunde liegt, geht elektrisch 2000 nicht gestiegen. 12,5 4,3 % 11,6 gas-Emissionen im Verkehr bleiben demnach bis von einem Anstieg des Anteils an E-Pkw an den Agro-Treibstoffe 0,6 0,2 % 19,5 zum Jahr 2030 mit 21,1 Millionen Tonnen fast Neuzulassungen auf 76 Prozent im Jahr 2030 Benzin unverändert und sinken bis zum Jahr 84,1 2050 auf aus.13 63,6 Anders als in ande- Diesel ren Sektoren, ist der 163,9 14,8 Millionen Tonnen. Im Jahr 2030 bliebe da- 254,2 sonstige Verbrauchfossile Treibstoffe* im Sektor 31,5 mit, unter anderem wegen des prognostizierten Vermeiden, verlagern, verbessern 44,7 Anteil der Wege von Kindern ohne Begleitung Verkehr seit dem Jahr fossil gesamt 2000 stark gestiegen. Anstiegs des Lkw-Verkehrs, eine Deckungslücke 95,5 % Maßnahmen spielen in allen Effizienzsteigernde Gesamtenergieverbrauch Verkehr 293 Energieszenarien eine wichtige Rolle, werden 394 Energieau�ringung im Verker durch Erwachsene in Prozent Über 80 Prozent des Erdöls fließen aber für die Erreichung der Klimaziele nicht in Österreich inVerkehr den Verkehr noch immer massiv vom ausreichen. Die Erfüllung des Zielpfads setzt Verkehr Industrie Erdöl abhängig Dienstleistungen somit einen disruptiven Wandel mit der Stra- tegie „vermeiden, verlagern, verbessern“ unter Haushalte 450 Landwirtschaft Beteiligung von Politik, Verwaltung, Wirtschaft 500 400 und Zivilgesellschaft voraus. Andernfalls besteht 44,7 2% sons�ge fossilebegründete Aussicht, das UN-Klimaziel keine 350 430 Treibstoffe* Quelle: Statistik Austria 2018147, Statistik Austria 2019145 Grafik: VCÖ 2019 in Österreich in Petajoule 401 5% 2% einer Eingrenzung der Erderhitzung auf unter 400 300 3% 4% Diesel 1,5 Grad Celsius zu erreichen. Aufgrund der Endenergieverbrauch Erdöl 31,5 in Österreich in Petajoule 250 6% 9% sektoralen Nutzungskonkurrenz um nachhaltig 254,2 Benzin Dienstleistungen produzierte Energie reicht eine Elektrifizierung 300 200 18 % 163,9 des Verkehrs nicht aus, es braucht eine deutli- 150 Landwirtschaft che Reduktion des absoluten Verkehrsaufwands. Agro-Treibstoffe 200 100 83 % Dafür müssen Maßnahmen in unterschiedlichen 68 % Industrie elektrischBereichen umgesetzt werden, etwa die Förderung 50 84,1 63,6 100 19,5 aktiver Mobilität durch entsprechenden Haushalte Ausbau 0 0,6 12,5 11,6 der Infrastruktur, Verkehr vermeidende Raum- 2000 2017 0 Verkehr Jahr 2000 Jahr 2018
Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 13 planung sowie die Förderung des Öffentlichen Beispiele der Mobilitätswende Verkehrs. Im Bereich Bepreisung zum Beispiel die Einführung eines Preises für den Ausstoß Foto: MA48/feel image/Matern von CO2-Emissionen und zusätzliche Maut-Sys- teme sowie Maßnahmen im Bereich Bewusst- seinsbildung.186 Diese Maßnahmen haben neben der Klimawirksamkeit auch positive Effekte auf die Lebens- und Aufenthaltsqualität, auf die Ge- sundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung sowie die Verkehrssicherheit.186 Auf Freiwilligkeit setzende Maßnahmen reichen nicht aus, um die Elektrifiziertes Spezialfahrzeug gesetzlich verankerten Klimaziele zu erreichen.104 Die MA 48 der Stadt Wien hat in einem Kooperationsprojekt Österreichs erstes Teil der Lösung kann eine CO2-Abgabe sein, wie vollelektrisches Müllsammelfahrzeug entwickelt. Seit Ende Mai 2019 wird es sie bereits in 25 Staaten weltweit, davon zwölf das Fahrzeug im Echtbetrieb eingesetzt. Sowohl der Antrieb als auch die in der EU, gibt.132,181 Müllverdichtung und Behälterentleerung funktionieren elektrisch, was neben Im Güterverkehr ist das Potenzial der Verla- den CO2-Emissionen auch den Lärm deutlich reduziert. Durch zwei Akkus mit gerung vom Lkw auf die Schiene, etwa durch einer Kapazität von 230 Kilowattstunden kann eine Reichweite von rund 100 mehr Kostenwahrheit über die Einführung einer Kilometern erzielt werden. Geladen wird ausschließlich Strom, der aus der flächendeckenden Lkw-Maut, auszunutzen. Wo Wiener Abfallwirtschaft gewonnen wird. diese Verlagerung nicht möglich ist, kann eine Elektrifizierung des Lkw-Verkehrs die Klima- verträglichkeit verbessern. In Städten bieten die Begrenzung öffentlicher Ankaufförderungen innovative City-Logistik-Konzepte in Kombina- auf die Markthochlaufphase um Mitnahmeef- tion mit kleinen, sparsamen und emissionsfreien fekte zu verhindern oder die Einführung von Nutzfahrzeugen großes Potenzial, das Treibhaus- Effizienzstandards, die von der Fahrzeuggröße gas-Reduktionsziel für das Jahr 2030 zu errei- abhängig sind, sodass größere Pkw strengeren chen.186 Effizienzkriterien unterliegen. In Norwegen wurde zum Beispiel die im Jahr 2012 eingeführ- Rebound-Effekten entgegensteuern te finanzielle Förderung von E-Pkw sukzessive Rebound-Effekte sind ein Problem bei Strategi- adaptiert, im Jahr 2017 wurde die kostenlose en, die hauptsächlich auf Effizienzsteigerungen Fährbenutzung für E-Pkw abgeschafft, im Jahr setzen. Sie bezeichnen eine Kompensation der 2019 diverse Kostenvorteile bei Maut und Park- erwarteten Reduktion des Energiebedarfs infolge gebühren zurückgenommen.155,137 Dies gilt auch von Effizienzsteigerungen durch intensivere Nut- für nicht-monetäre Maßnahmen wie die Mitbe- zung.106 So kann die Anschaffung eines Pkw mit nutzung von Busspuren, die jetzt für E-Pkw mit geringerem Treibstoffverbrauch etwa zu zusätz- nur einem Insassen nicht mehr erlaubt ist.155 lichen oder längeren Wegen führen. Effizienz- steigerungen können auch volkswirtschaftliche Auswirkungen auf Preise und in weiterer Folge Produktion und Nutzung haben.139,185 Verkehrswende dringend erforderlich Internationale Studien beziffern direkte Re- • Das Erreichen der Klimaziele im Verkehr ist möglich. Dafür muss der bound-Effekte mit etwa zehn bis 30 Prozent Verkehrsaufwand deutlich reduziert und die eingesetzte Energie auf im Vergleich zur erwarteten Effizienzsteige- erneuerbare Quellen umgestellt werden. rung.140,86,148 Zur Vermeidung von Rebound-Ef- • Mit den bisher in Österreich beschlossenen Maßnahmen werden die fekten muss deren Existenz bereits von vornhe- Klimaziele bei weitem verfehlt. rein mitgedacht werden. Maßnahmen in Bezug • Die Elektrifizierung des Pkw-Verkehrs alleine reicht nicht aus. Es ist auf Rebound-Effekte beim Neuwagenkauf die Drei-Säulen-Strategie „vermeiden, verlagern, verbessern“ umzu und E-Pkw sind etwa die Koppelung von Ver- brauchszielen und Ressourcenkosten, etwa durch setzen. eine sukzessive Erhöhung der Mineralölsteuer, • Die frühzeitige Berücksichtigung von möglichen Rebound-Effekten ist wichtig, damit das Potenzial von Effizienzsteigerungen nicht durch intensivere Nutzung zunichte gemacht wird.
1460 Terawa�stunden pro Jahr Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch Mobilität mit Zukunft 4/2019 15 3% 50 5 40 6 Foto: Pixabay 30 20 38 10 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Wasserkra� Windkra� Photovoltaik Biomasse fossil Stromverbrauch Österreich gesamt 80,000000 Die Energiezukunft des 66,666667 53,333333 40,000000 26,666667 Verkehrs ist erneuerbar 13,333333 0,000000 80,000000 Die Verkehrswende braucht erneuerbare Energie. Die Bedeutung von 66,666667 Ökostrom für eine klimaverträgliche Gesellschaft wird weiter steigen. Das Ausbaupotenzial der Ökostrom-Produktion in Österreich ist 53,333333 begrenzt, aber vorhanden. Sektorkopplung und netzdienliches Laden von E-Pkw bieten Chancen für ein zukunftsfähiges Energiesystem. 40,000000 26,666667 Ein wichtiger Grund für die große Bedeutung ziale kann in Form von elektrischer Energie 13,333333 von Strom im Rahmen der Energie- und Ver- gewonnen und in das Energiesystem eingebracht kehrswende ist, dass durch Elektrifizierung viele werden, für Wasserkraft und Windkraft etwa ist 0,000000 Der Ausbau der erneu- Energieanwendungen im und auch außerhalb des das die einzige Option. Eine Umfrage mit der 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 erbaren Stromerzeugung Verkehrssektors überhaupt erst dekarbonisierbar Frage, ob die EU den Zugang zu sauberer Ener- stagniert in den letzten Jahren. Insgesamt werden. Voraussetzung für höhere Klimaverträg- gie sicherstellen soll, ergab eine hohe Zustim- wuchs der Strombedarf lichkeit durch Elektrifizierung ist eine ausreichen- mung von über 90 Prozent der Befragten.62 stärker als die Erzeu- gung, der Importbedarf de Stromaufbringung aus erneuerbaren Energien. Bei der Nutzung von Solarenergie konkurriert ist dadurch gestiegen. Ein großer Teil der erneuerbaren Energiepoten die Stromerzeugung mit der solarthermischen Anteil Strom aus erneuerbaren Energiequellen sinkt Wasserkraft Windkraft Photovoltaik Biomasse fossil Stromverbrauch Österreich gesamt 80 74 Quelle: Statistik Austria 2018147, Statistik Austria 2019145 Grafik: VCÖ 2019 70 Importbedarf Stromproduktion in Österreich in Terawattstunden pro Jahr 60 15 50 5 1 40 6 30 Anteil Erneuerbare an Stromverbrauch 20 gesamt: 55 % 72 % 67 % 38 10 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Mobilität mit Zukunft 4/2019 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 15 Nutzung, etwa für Heizung und Warmwasser. In Im Straßentransport stieg der Stromkonsum in Österreich ist die jährlich installierte Kollektor- den Jahren 2005 bis 2017 zwar leicht um 6 Pro- leistung für solarthermische Nutzung nach einem zent, dieser machte aber im Jahr 2017 erst 0,4 Höchststand im Jahr 2009 rückläufig, die in Prozent des Stromverbrauchs im Verkehr aus.72 Betrieb befindliche Kollektorleistung stagnierte Der Anteil von Strom am gesamten Energie- vom Jahr 2015 bis 2018.25 Umgekehrt schreitet bedarf in Österreich stieg in diesem Zeitraum der Ausbau der Photovoltaik voran, nicht zuletzt von 19 auf 20 Prozent. Erneuerbare Energien auch deshalb, weil die leistungsspezifischen In- machen im gesamten Energiesystem 33 Prozent vestitionskosten der Photovoltaik sich mittlerwei- aus, das politische Ziel für das Jahr 2030 sind 45 le jenen der Solarthermie annähern.25 bis 50 Prozent.196 Der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung konnte somit der Steigerung Trotz Ökostrom-Ausbau kein höherer Anteil des Strombedarfs nicht folgen. So stiegen die Der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeu- Netto-Stromimporte in den Jahren 2005 bis 2018 gungin Österreich verlief seit Inkrafttreten des von 2,6 auf 8,9 TWh an und machten im Jahr Ökostromgesetzes im Jahr 2003 sehr dynamisch. 2018 bereits 12 Prozent des Gesamtstromkon- Er war geprägt von häufigen Änderungen im sums aus.152 Fördermechanismus, etwa bei Tarifhöhe oder Förderkontingenten. Diese veränderten Rahmen- Stromverbrauch wird weiter steigen bedingungen verhinderten einen kontinuierlichen Nach praktisch allen Energie- und Klimaszena- Ausbau. So fiel etwa der jährliche Zubau von rien für Österreich oder die EU, die eine zumin- Windkraftkapazitäten von 263 Megawatt im Jahr dest weitgehende Dekarbonisierung abbilden, 2003 auf 14 Megawatt im Jahr 2008. Ab dem wird der Stromanteil am Energiebedarf und Jahr 2010 stieg er wieder an und erreichte 230 meist auch der absolute Strombedarf in Zukunft Megawatt im Jahr 2018.89 deutlich ansteigen. Für Österreich zeigt eine Ge- Insgesamt stieg die Erzeugung von erneuer genüberstellung von drei Studien unterschiedli- barem Strom in Österreich im Durchschnitt von cher Organisationen, dass der Endenergiebedarf 41 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2005 auf 50 elektrischer Energie von 74 TWh im Jahr 2018 TWh im Jahr 2018.152 Während die Wasserkraft auf bis zu 79 TWh im Jahr 2050 anwächst – ein dabei relativ konstant blieb, stieg die Erzeugung moderater Zuwachs angesichts der Steigerung in aus Windkraft von 1,3 auf rund 6 TWh, aus den vorangegangenen Jahren.180,196,157 Zusätzlich Photovoltaik von 0,02 auf 1,4 TWh. Die Strom werden für die Dekarbonisierung industrieller erzeugung aus Biomasse legte von 2,4 auf 4,6 Anwendungen inklusive der Eisen- und Stahler- TWh zu, ist aber nunmehr seit Jahren konstant. zeugung und teilweise für den Verkehrssektor Der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung Wasserstoff oder daraus erzeugte E-Fuels be- am gesamten Stromverbrauch in Österreich nötigt, für deren Bereitstellung weitere 19 bis nahm zwar von 55 Prozent im Jahr 2003 auf 72 29 TWh Strom für die Elektrolyse eingesetzt Prozent im Jahr 2012 zu, nahm aber bis zum werden. Der gesamte Strombedarf in Österreich Jahr 2018 aufgrund des insgesamt steigenden steigt in diesen Szenarien bis zum Jahr 2050 auf Stromverbrauchs wieder auf 67 Prozent ab. Der bis zu 116 TWh. Der Anteil des Verkehrs steigt Gesamtstrombedarf inklusive Eigenbedarf des dabei von fünf Prozent im Jahr 2018 auf zwölf Energiesektors sowie Netz- und Pumpspeicher- bis 21 Prozent beziehungsweise acht bis 24 TWh verluste wuchs in den Jahren 2005 bis 2018 von im Jahr 2050. 67 TWh auf 74 TWh.152 Der Endverbrauch wuchs ebenso um etwa 10 Prozent von 57 TWh Erneuerbare Stromerzeugung ausbauen auf 63 TWh. In der Industrie war der Anstieg Das Potenzial, den Strombedarf in Österreich mit 19 Prozent am höchsten, im Dienstleistungs- durch sozial- und naturverträgliche Erzeugung sektor stagnierte der Bedarf, im Haushaltssektor im Inland zu decken, ist zwar begrenzt und teil- stieg er leicht, im Landwirtschaftssektor deutlich. weise umstritten, aber grundsätzlich vorhanden. Im Verkehrssektor sank der Strombedarf – trotz Gemäß Szenario-Studien reichen die Potenziale beginnender Etablierung von E-Pkw – leicht. für erneuerbare Stromproduktion in Österreich
16 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch Mobilität mit Zukunft 4/2019 definiert. Der gesamte Strombedarf im Jahr 2030 Beispiele der Mobilitätswende wird darin mit 80 bis 85 TWh abgeschätzt. Wenn für die Ausnahmen, etwa Stromerzeugung in der Sachgüterindustrie sowie Regel- und Ausgleich- senergie, rund 6 TWh angesetzt werden, müssten Foto: KWG-KNV 3% für eine bilanziell vollständig erneuerbare Strom- versorgung rund 74 bis 79 TWh Strom erneuer- bar erzeugt werden.29 Der Ausbau der Kapazität gegenüber der erneuerbaren Stromerzeugung im Mobilität und Heizung Jahr 2018 müsste daher 24 bis 29 TWh betragen. 92 % Es wird auch ein noch stärkerer Ausbau von kombinieren Pkw-Abstellplätze im öffentlichen 33 TWh für möglich gehalten und bis zum Jahr 2030 die Erzeugung von 48 TWh aus Wasser- Die Nutzung von E-Pkw und Wärmepumpen wird im privaten Bereich Raum aller kraft, 22,5 TWh aus Windkraft und 15 TWh aus Voraussicht nach deutlich zunehmen. Eine Herausforderung ist die Bewäl- Photovoltaik angestrebt.54 tigung der entstehenden Spitzenlast im Stromnetz. Der Ökostrom-Anbieter Auf EU-Ebene zeigt sich ein ähnliches Bild. In KWG und weitere Partner ermöglichen im Projekt „Smart Heat and Drive“ das allen acht von der EU-Kommission im Jahr 2018 Laden von E-Pkw und den Betrieb von Wärmepumpen auf Basis von Netzbe- veröffentlichten Szenarien für ein klimaneutrales lastungen und Strompreissignalen so zu steuern, dass Strom bezogen wird, Europa bis zum Jahr 2050 steigt der Strombe- wenn er günstig zur Verfügung steht. In einer ersten Ausbaustufe wurde eine darf deutlich an.66 In den Szenarien mit einer 0 hohen Erzeugung von Wasserstoff oder E-Fuels auf Preissignale reagierende Heizungssteuerung und ein Prototyp für das sonstige Sektoren und in den Szenarien, die Klimaneutralität errei- E-Pkw-Laden entwickelt. -2 chen, steigt der Bedarf und damit die notwendi- Verkehr ge Stromerzeugung bis zum Jahr 2050 sogar auf aus, um den angenommenen Bedarf zu decken. das Doppelte des Werts aus dem Jahr 2015 oder -4 Ein rascher Ausbau ist auch politisches Ziel in mehr an.65 Der Anteil der Stromerzeugung aus Österreich. Bereits im Jahr 2030 soll der gesamte erneuerbaren Quellen steigt dabei auf bis zu 85 -6 Allein im Jahr 2018 Strombedarf bilanziell, mit einigen Ausnahmen, Prozent, wobei alleine Windkraft und Sonnen- importierte Österreich durch erneuerbare Erzeugung im Inland gedeckt energie bis zu 72 Prozent ausmachen. Erdöl im Umfang von fast zehn Milliarden werden. Im Entwurf des nationalen Energie- und -8Euro. Der mit Abstand Klimaplans, mit dem Österreichs Beitrag zu den Erneuerbare Energie braucht flexible Netze größte Anteil des im- portierten Erdöls fließt Energie- und Klimazielen der EU für das Jahr Der Umbau auf die weitgehende Stromerzeu- -10in den Verkehrssektor. 2030 umgesetzt werden soll, ist dieses Ziel näher gung aus Quellen wie Windkraft und Solarener- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 gie stellt das bestehende Stromsystem vor große Öl-Importe kosten Österreich jährlich Herausforderungen. Darüber hinaus ist auch die Einbindung zusätzlicher Stromverbraucher viele Milliarden Euro mit hohem Leistungsbedarf, etwa E-Pkw oder Wärmepumpen, zu bewältigen. Da in einem 20 1 02 20 3 04 20 5 20 6 07 20 8 09 20 0 20 1 12 20 3 14 20 5 20 6 17 18 20 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 0 20 20 20 20 20 20 20 20 0 stabilen Stromnetz Einspeisung und Entnahmen sonstige Sektoren zu jedem Zeitpunkt übereinstimmen müssen, ist Quelle: Statistik Austria 2019145,154 Statistik Austria 2018147 Grafik: VCÖ 2019 Handelsbilanzdefizit von Erdöl und Erdölprodukten in Milliarden Euro -2 ein Zusammenspiel Verkehr von Erzeugung, intelligenten Netzen, Speichern und intelligentem Konsum notwendig. Sektorkopplung, also die Verknüp- -4 7,7 fung von Strom-, Wärme- und Verkehrssektor, spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Verkehrs- -6 sektor können etwa Elektro-Fahrzeuge durch gesteuertes Laden, als Teil des sogenannten „demand side management“, die Stromnachfrage -8 zeitlich verschieben oder die Batterie durch bidi- Verkehr 2,0 rektionales Laden und Entladen dem Stromsys- sonstige Sektoren -10
Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 17 Modal Split des Güterverkehrs im Jahr 2017 in Tonnenkilometer in Prozent tem als Speicher zur Verfügung stellen. Dadurch könnten E-Pkw zudem helfen, Energiebedarfs- Ökostrom-Produktion kann spitzen abzudecken und das Stromnetz zu stabili- bis zum Jahr 2050 verdoppelt werden sieren.131 Die Ladevorgänge müssen automatisch verkehrsberuhigt verkehrsbelastet Quelle: Statistik Austria 2018147, Umweltbundesamt 2017178, Veigl et al. 2017195, Streicher et al.2010156 an die Auslastung der Netze angepasst werden. Photovoltaik Wasserkraft Windkraft 80 8,8 Kindern ohne Begleitung Ein Praxistest wird im Jahr 2019 zum Beispiel in Ostfildern bei Stuttgart umgesetzt. Dabei wird 70 Durchschnittliche 120 in Terawattstunden in Prozent einerseits ein netzschonender Ladeplan mit Hilfe Mittelwert dreiervon Anzahl Szenarien Freundinnen einer App erstellt, andererseits wird die Ladeleis- 60 70 % und Freunden Grafik: VCÖ 2019 Quelle: FGM 2018, Hüttenmoser 1996 Grafik: VCÖ 2019 100 in Österreich 2,428 tung automatisch gesenkt, sobald Spannungsab- 50 Erwachsene fälle in den Leitungen auftreten. Auch das Poten- 4080 zial stationärer Batteriespeicher wird erprobt.142 Anteil der Wege von Zusätzlich könnte auch die Kopplung des Stromerzeugung 30 60 23 durch 30 % Stromnetzes mit dem Gasnetz zukünftig eine 20 1 Rolle spielen. Zu Zeiten von Erzeugungsüber- 6 40 schüssen könnte Strom entnommen und – trotz 10 deutlicher Umwandlungsverluste – in Wasser- 50 stoff umgewandelt werden. Dieser Wasserstoff 020 38 oder mit weiteren Umwandlungsverlusten 0 erzeugte E-Fuels wären auch für industrielle Jahr 2018 Prognose Jahr 2050 Anwendungen, im Straßengüterverkehr, im Schiffs- oder Flugverkehr nutzbar. Für Pkw ist Energie schafft. Die Erlöse könnten im Rahmen Verschiedene Szena- diese Option aufgrund der deutlich niedrigeren Energieeffizienz dem batterie-elektrischen E-Pkw einer ökologisch-sozialen Steuerreform an die Bevölkerung rückvergütet werden, wodurch die Ökostrom-Produk�on könnte bis zum rio-Analysen zeigen, dass die erneuerbare deutlich unterlegen.4 Eine andere Möglichkeit regressive Wirkung einer Energiebesteuerung Jahr 2050 verdoppelt werden Stromproduktion in Österreich bis zum Jahr zur Kopplung der Sektoren Verkehr und Wär- ausgeglichen und die Reform sozial verträglich 2050 im Vergleich zu 120 heute in etwa verdop- me zeigt ein Beispiel aus London, wo ab Ende wird.16 Berechnungen verschiedener Varian- Stromerzeugung in Österreich in pelt werden kann. Das des Jahres 2019 die durch den U-Bahnbetrieb 100 ten einer solchen Reform für Österreich liegen größte Zuwachspotenzial 101,135,99,80 wird 28dabei in der Photo- entstehende Abwärme in ein Fernwärmesystem vor. 80 Neben der notwendigen Einfüh- Terawa�stunden voltaik gesehen. für mehrere hundert Häuser und Unternehmen 50 rung eines CO2-Mindestpreises, braucht es auch Solar 60 Wasserkraft 23 Summe Jahr 2050 (Mittelwe eingespeist wird.160 eine Strategie für den Ausstieg aus fossilen WindkraftEner- Wind 1 10 Stromerzeugung in Österreich in Terawattstunden gieträgern. Subventionen 40 40 für fossile 6 Stromerzeu- Photovoltaik Wasser Ausbau braucht Rahmenbedingungen gung, insbesondere aus Kohle, sind abzuschaf- 50 20 38 Summe Jahr 2017: Für den Umbau des Energiesystems und Ausbau fen. In Schwedens Regierungsinitiative „Fossil der erneuerbaren Stromerzeugung braucht es free Sweden“0 werden etwa 49 30 Industriebranchen langfristige, planbare, umwelt- und sozialverträg- Jahr 2018 und Maßnah-Prognose Jahr 2050 dazu angehalten, selbst Strategien liche Rahmenbedingungen und die Zusammen- men für den Ausstieg aus 20 fossilen Energieträgern arbeit von Bund, Bundesländern und Gemein- zu entwickeln. Derzeit liegen solche bereits für den. Dazu ist ein längerfristiger Förderrahmen 13 Branchen vor.126 10 für den Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung notwendig, mit dem die erwähnte Stop-and-go- Politik des Ökostromgesetzes abgelöst wird. Das neue „Erneuerbaren Ausbau Gesetz“ das Ende Strom aus erneuerbaren 0 Wasser Quellen WindSolar 15 20 25 30 35 40 45 05 10 für Verkehrswende unverzichtbar 20 20 20 20 20 20 20 20 20 September 2019 beschlossen wurde, ist nur ein Schritt in diese Richtung.32,88 • Ausbau der Ökostrom-Erzeugung ist notwendig, um Klimaziele zu Ein wesentlicher Eckpunkt beim Ausstieg erreichen und braucht langfristige Planungssicherheit. aus fossiler Energie ist eine im Zeitverlauf an- • Konkrete Pfade zum Ausstieg aus fossiler Energie und die notwendi- steigende Bepreisung fossiler Energieträger, die ge Anpassung der Infrastrukturen müssen umgesetzt werden. die verursachten Umweltkosten berücksichtigt und faire Rahmenbedingungen für erneuerbare • Effizienz des Energiesystems durch Sektorkopplung erhöhen. • Netzdienliches Laden von E-Pkw für leistungsfähiges Stromnetz zum Standard machen.
18 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch Foto: Harald Stocker Batterie-elektrischer Antrieb als Standard für Pkw Der batterie-elektrische Antrieb eignet sich aufgrund der hohen Effizienz als Standard für die notwendige Verkehrswende. Wasserstoff und Brennstoffzelle sowie E-Fuels sind für spezielle Einsatzzwecke eine gute Alternative. Nachhaltigkeit bei den benötigten Rohstoffen und eine umfassende Recycling-Infrastruktur sind zu garantieren. Reduktion Energieeinsatz Verschiedene Varianten des Einsatzes elektrischer stofftanks in Kombination mit Brennstoffzellen im Vergleich Energie aus erneuerbaren Quellen kommen zu fürDiesel-Pkw gespeichert werden. Eine weitere Möglichkeit be- Mit Verlagerung von Autofahrten auf Bahn die Reduktion der Nutzung fossiler Treibstoffe steht in der Nutzung von sogenannten E-Fuels, und Bus wird der im Verkehrssektor in Frage. Eine Möglichkeit be- das heißt synthetisch aus Wasserstoff hergestell- Energiebedarf des Ver- kehrs stark reduziert. steht im Ersatz oder der Ergänzung von fossilen ten gasförmigen (power-to-gas) oder flüssigen Bei kürzeren Strecken Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren. (power-to-liquid) Treibstoffen. E-Fuels können sind Radfahren und Die für den Fahrzeugantrieb notwendige Energie direkt in den herkömmlichen Verbrennungskraft- Gehen am energie effizientesten. kann dabei entweder in Batterien oder in Wasser- maschinen eingesetzt werden.197 Der Einsatz von durch fossile Energieträger produziertem Strom Verkehr auf energieeffiziente für synthetische E-Fuels ist allerdings äußerst Mobilität verlagern ineffizient und widerspräche dem Energieeffizi- enz-Gesetz Österreichs, wonach der Bund dafür Diesel-Pkw 220 kWh 590 kWh zu sorgen hat, dassdirekt der Endenergieverbrauch eingedämmt und die jeweils effizienteste Techno- E-Pkw indirekt logie für unterschiedliche Einsatzzwecke geför- (Strommix Österreich) 320 180 - 38 % 122 dert wird. Der Wirkungsgrad der eingesetzten Im Vergleich zu Diesel-Pkw Energie ist im Vergleich zur direkten Nutzung Quelle: Umweltbundesamt 2019176, ECF 201158 Grafik: VCÖ 2019 Linienbus 40 150 - 77 % vorgelagerter fossiler Energieträger in Verbrennungsmotoren Energieeinsatz um ein Vielfaches geringer.172 Bahn 20 100 - 85 % Direkter Verbrauch fossil Batterie-elektrischer Antrieb als Standard Fahrrad 19 - 98 % Elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind für elektrisch eine breite Palette an eingesetzten Energieroh- Gehen 0 - 100 % stoffen deutlich effizienter als Verbrennungs- kraftmaschinen.110 Die Gesamteffizienz von 0 200 400 600 800 1000 Energieeinsatz für 1.000 Personenkilometer in Kilowattstunden
Mobilität mit Zukunft 4/2019 Energiewende im Verkehr – erneuerbar und elektrisch 19 Energiequelle bis Fahrleistung („well-to-wheel“) Beispiele der Mobilitätswende des batterie-elektrischen Antriebs ist abhängig von der Art der Stromerzeugung. Wird der eu- ropäische Durchschnitt der Stromproduktion herangezogen, ist der Gesamtwirkungsgrad des Foto: mov-e-now UG batterie-elektrischen Antriebs mit 22 Prozent nur geringfügig höher als jener von Benzinmotoren mit 17 Prozent und Dieselmotoren mit 21 Pro- zent.115,66,170 Verantwortlich dafür ist der hohe Anteil an thermischen Kraftwerken in vielen EU-Staaten und deren niedriger Wirkungsgrad. Platzsparendes E-Carsharing Werden batterie-elektrische Pkw mit dem Strom- Das „Weezl“ ist ein geschlossenes, ressourcenschonendes, platzsparendes mix aus Kraftwerken in Österreich betrieben, und wendiges E-Fahrzeug mit drei Rädern, das zwei Personen Platz bietet. ist der Gesamtwirkungsgrad mehr als doppelt Ursprünglich lediglich für den Tourismus gedacht, steht es seit Jänner 2018 so hoch wie jener benzin- oder dieselbetriebe- öffentlich zugänglich beispielsweise in Innsbruck zum Ausleihen bereit und ner Pkw. Bei Verwendung von Ökostrom sind wurde in das gemeindeübergreifende Sharing-Netzwerk „floMobil“ integriert. batterie-elektrische Pkw sogar rund dreimal so Das Weezl darf mit dem Mopedführerschein gelenkt werden. Neben der ge- effizient wie benzin- oder dieselbetriebene Pkw. nerell hohen Energieeffizienz auf Grund des niedrigen Gewichts, reduziert die Je nach Ausgangsstoffen und Energiequellen kompakte Größe den Flächen- und Parkraumbedarf um den Faktor drei im ist der batterie-elektrische Antrieb auch bis zu Vergleich zu einem Pkw. viermal so effizient wie Brennstoffzellen-Fahr- zeuge.115,59,171 Auch im Vergleich zu anderen Treibstoffen wie Erdgas oder Biogas ist der maverhältnissen wird mit einer Reichweite von batterie-elektrische Antrieb bis zum Doppelten 400 bis 600 Kilometer gerechnet.75,b effizienter.171 Für die notwendige Dekarbonisie- rung der Pkw-Flotte eignen sich demnach batte- Schnelles Laden und Netzstabilität als rie-elektrische Pkw als Standardlösung. Herausforderung der weiteren Elektrifizierung Mit steigender Anzahl von Elektro-Fahrzeugen Reichweite bei E-Pkw ausreichend steht das Stromnetz vor der Herausforderung, Umfragungen im oft als Vorbild genannten Nor- die gesteigerte Nachfrage und die daraus resul- wegen zeigen, dass die derzeitigen Reichweiten tierende Netzbelastung auszugleichen. Im Pro- von E-Pkw keine großen Hürden im realen All- jekt „Synerg-E” werden in den Jahren 2018 und tagsverkehr darstellen. Die pro Jahr mit einem 2019 zehn stationäre Batteriespeicher-Systeme batterie-elektrischen Pkw zurückgelegten Ent- in Österreich und Deutschland installiert und fernungen unterscheiden sich nicht von jenen im Realbetrieb getestet. Ziel ist es einerseits eine fossil betriebener Pkw. In Norwegen verwenden verlässliche Hochleistungs-Ladeinfrastruktur be- rund 80 Prozent der Haushalte, die nur einen reitzustellen und andererseits die Stromnetzstabi- batterie-elektrischen Pkw besitzen, diesen auch lität zu verbessern.117 Im Projekt „ultra-E“ wird für Langstreckenfahrten.74 In der Steiermark bis Mitte des Jahres 2019 erstmals in Europa ein wurde im Jahr 2019 ein Vermarktungskonzept zusammenhängendes Netz von 25 Hochleis- für E-Pkw umgesetzt, das Bedenken bezüglich tungs-Ladestationen mit einer Leistung von bis der Reichweite ausräumt. Wer einen E-Pkw kauft zu 350 Kilowatt pro Anschluss in Korridoren des oder least bekommt für Langstreckenfahrten bei transeuropäischen Transportnetzwerks (TEN-T) Bedarf einen Pkw mit Verbrennungsmotor zur von Amsterdam und Brüssel via München nach Verfügung gestellt.53 Zudem entwickelt sich die Wien und Graz errichtet.94 Batterietechnologie rasch weiter. Für die vor- Neben dem Aufbau einer zusammenhängen- aussichtlich ab dem Jahr 2020 verfügbare vierte den Ladeinfrastruktur werden auch alternative Generation an Lithium-Ionen-Akkus wird eine Formen des Ladens getestet. nominelle Reichweite von 500 bis 650 Kilometer erwartet. Im Realbetrieb unter norwegischen Kli-
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