Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
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Mit Leserumfrage Nr. 60 April 2010 Bessere Luft atmen Der neue Massnahmenplan gegen krankmachende Luftbelastung Am richtigen Ort bauen Interview mit dem neuen Kantonsplaner Wilhelm Natrup Gemeinden nachhaltig führen Fünf Gemeinden berichten Umweltinformation Kanton Zürich
IMPRESSUM INHALTSVERZEICHNIS Editorial: Was halten Sie von der ZUP? 3 Hinweise zum Vollzug 4 Allgemeines Vermischtes, Veranstaltungen, Publikationen Impressum, kantonale Webadressen, Bestellkarte 35 39 Energie Für gesunde Luft im Kanton Gewisse Schadstoffkonzentrationen überschreiten noch immer die Grenzwerte. Ein neuer Massnahmenplan der Baudirektion sorgt dafür, dass die Bevölkerung künftig bessere Luft atmet. 5 Gesundheitseffekte treten schon bei tiefen PM10-Belastungen auf Luft Nachgefragt bei Reto Schüpbach, Mitautor der Gesundheitsstudie. INTERVIEW 10 Bäume-Rauschen ohne Wind Einfluss der Bepflanzung auf die Schutzwirkung von Lärmhindernissen. 11 Lärmbeurteilungen sichern – nicht aufbauschen Lärm Bauen im Lärm: Der IGW-Bereich im GIS ist das Instrument zur Früherkennung von Lärmproblemen. 13 Biodiversität für den Kanton Zürich Biodiversität ist wertvoll und begeistert. Auch der Kanton Zürich möchte im internationalen Jahr der Biodiversität auf seinen überraschend grossen biologischen Reichtum aufmerksam machen und ihn weiter bewahren. 15 Raum/Landschaft Moderat wachsen, aber am richtigen Ort Interview mit dem neuen Kantonsplaner Wilhelm Natrup: Wie und wohin will er die künftige Entwicklung des Lebensraums Zürich steuern, und wie stellt er sich die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Regionen vor? INTERVIEW 17 Abfall Boden/ Belastungen des Erdreichs auf einen Blick Altlasten Fachstelle Bodenschutz und Sektion Altlasten informieren gemeinsam im Internet zu Verfahren und Zuständigkeiten. 23 Wasser Bevölkerung will so viel für den Umweltschutz tun wie noch nie Vergleich der Schweizer Bevölkerung mit den Bewohnern im Kanton Zürich. 25 Umweltdaten Hohes Niveau im Umweltschutz bestätigt Umweltbericht der Stadt Winterthur 2009. 29 Nachhaltigkeit ist nicht gratis zu haben – aber eine lohnende Investition Resultate des Forschungsprojekts «NOGF – Nachhaltigkeitsorientierte Nachhaltigkeit Gemeindeführung». Die Partnergemeinden Baden, Illnau-Effretikon, Lengnau AG, Wiesendangen und Winterthur berichten. 31
Diese Ausgabe enthält neben spannenden Interviews und Berichten aus den Gemeinden eine Leserumfrage Was halten Sie von der ZUP? Liebe Leserinnen und Leser Isabel Flynn Redaktorin «Zürcher UmweltPraxis» Ihre Meinung ist uns wichtig! Darum liegt dieser 60. Ausgabe der «Zürcher Um- Koordinationsstelle für Umweltschutz weltPraxis» (ZUP) eine Karte zur Leserbefragung bei. Sie müssen die pauschal- Generalsekretariat Baudirektion frankierte Karte nur noch ausfüllen und in einen Briefkasten werfen. Helfen Sie Postfach, 8090 Zürich uns, Ihre Bedürfnisse noch besser zu erfüllen und die Qualität der ZUP auf Dauer Telefon 043 259 24 18 hochzuhalten. isabel.flynn@bd.zh.ch Diese 60. Ausgabe beschäftigt sich mit einigen sehr grundlegenden Themen. Be- www.umweltschutz.zh.ch sonders ans Herz legen möchte ich Ihnen den Beitrag zum neu beschlossenen Massnahmenplan Lufthygiene (Seite 5). Er erläutert, welche gesundheitlichen Folgen die Luftbelastung hat, woher die verschiedenen Luftschadstoffe stam- men und wie die verschiedenen Verursachergruppen künftig in die Pflicht ge- nommen werden sollen. Warum Feinstaub gesundheitsschädlich ist und wie man sich schützen kann, erklärt Reto Schüpbach, Mitautor der neusten Gesund- heitstudie, im Interview Seite 10. Ebenfalls hervorheben möchte ich das Interview mit dem neuen Kantonsplaner Wilhelm Natrup (Seite 17). Er wird als Chef des Amts für Raumordnung und Ver- messung wesentlich beeinflussen, wohin sich die Entwicklung des Zürcher Raums in Zukunft bewegt. Wie ist seine Vision für die Agglomeration Zürich? Wo liegen die grossen Herausforderungen der nächsten Jahre? Und wie sieht er Editorial die künftige Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Regionen? Editorial Von anderen zu lernen, ist besonders wertvoll. Fünf Gemeinden berichten ab Seite 31 über ihre Erfahrungen mit der nachhaltigkeitsorientierten Gemeinde- führung. Ihr Fazit: Nachhaltigkeit ist nicht gratis zu haben – aber die Investition lohnt sich. Weitere Artikel dieser Ausgabe beschäftigen sich mit Fragen wie: Welchen Ein- fluss hat eine Bepflanzung auf den Lärmschutz (Seite 11)? Wie berechnet man im Internet die Lärmimmissionen für eine künftige Überbauung (Seite 13)? Wo- rum geht es im Internationalen Jahr der Biodiversität (Seite 15)? Und sind die Zürcher tatsächlich umweltbewusster als die durchschnittliche Schweizer Bevöl- kerung (Seite 25)? Zum Schluss noch ein kleiner Tipp. Alle bisher erschienenen ZUP-Artikel seit 1994 erhalten Sie unter www.umweltschutz.zh.ch (Rubrik: ZUP). Hier finden Sie für jedes Umweltthema schnell heraus, was Kern des Problems ist, wer damit Er- fahrung hat und ob es Beispiele aus Ihrer Umgebung gibt. Herzliche Grüsse Isabel Flynn UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 3
Hinweise zum Vollzug Gezielt für gesunde Luft im Kanton Verhandlungserfolg der Schweiz: globale Verstärkte Förderung für energetische Zwar ist die Luft im Kanton heute viel sauberer Abfall- und Chemikalienpolitik wird gestärkt Sanierungen als einst, gewisse Schadstoffkonzentrationen Üblicherweise führen internationale Umwelt- Seit Anfang Jahr unterstützt das schweizweite überschreiten aber immer noch die Grenzwerte. konventionen getrennte Treffen durch. Mit dem Gebäudeprogramm der Kantone und des Bun- Ein neuer Massnahmenplan des Regierungsra- von der Schweiz angeregten Ziel, im Abfall- und des energietechnische Verbesserungen der Ge- tes sorgt dafür, dass die Bevölkerung künftig Chemikalienbereich künftig stärker zusammen- bäudehülle. Zusätzlich fördert der Kanton noch bessere Luft atmet. Der Regierungsrat ist zuarbeiten, tagten die Vertragsparteien der Rot- Zürich die Abwärmenutzung und den Einsatz überzeugt, dass die Kosten der Massnahmen terdamer-, Stockholmer- und Basler Konvention erneuerbarer Energien. Finanziert wird die er- durch die höhere Standort- und Lebensqualität im Februar erstmals gleichzeitig. Die Vertrags- weiterte Förderung durch die Teilzweckbindung mehr als aufgewogen werden. parteien folgten einem Vorschlag der Schweiz der CO2-Abgabe des Bundes und dem vom www.luft.zh.ch und beschlossen, die Leitung der drei Konventi- Kantonsrat beschlossenen Rahmenkredit. onssekretariate in Genf zusammenzulegen. Die zentrale Informations- und Anlaufstelle für Bundesamt für Umwelt das Gebäudeprogramm ist die Internetseite Umfahrungen Fällanden-Schwerzenbach, www.dasgebaeudeprogramm.ch. Dort findet Grüningen und Pfäffikon sich ein direkter Link zum kantonalen Förderpro- Das Amt für Verkehr hat für die drei Zürcher Ober- Feuerbrandbekämpfung mit Streptomycin: gramm und zu den Gesuchsformularen. länder Umfahrungsprojekte Fällanden-Schwer- Maximal noch zwei Anwendungen www.energie.zh.ch zenbach, Grüningen und Pfäffikon verschiedene Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat Zweckmässigkeitsbeurteilungen vorgenommen. die Zulassung von Streptomycin zur Feuerbrand- Für die Umfahrung von Fällanden-Schwerzen- bekämpfung für 2010 erneuert, allerdings mit Bessere Gebäudedämmung bach hat der Regierungsrat eine Etappierung der noch restriktiveren Auflagen als in den zwei vor- und energieeffiziente Haustechnik Streckenabschnitte beschlossen, wobei zuerst die angehenden Jahren. Neu sind bei Blüten-Infekti- Künftig soll ein Neubau im Kanton Zürich nur Umfahrung von Fällanden realisiert werden soll. onsgefahren nur noch zwei Anwendungen von die Energie von umgerechnet 4,8 Liter Heizöl In Grüningen soll ein temporäres LKW-Fahrver- Streptomycin in Kernobstanlagen erlaubt. Die pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und bot neue Erkenntnisse bringen, gleichzeitig sol- Erfahrungen mit dem Streptomycin-Einsatz und Jahr verbrauchen, umfassend sanierte Gebäude len weitere Umfahrungsvarianten vertieft wer- die Weiterentwicklung alternativer Bekämp- rund 9 Liter. Damit sinkt der zulässige Wärme- den. Die Westumfahrung Pfäffikon soll mög- fungsmassnahmen haben zu diesem Entscheid bedarf von Neubauten um einen Drittel. Zum lichst rasch realisiert werden, die Variante einer beigetragen. Auch im 2009 wurden bei Bakteri- Vergleich: Im Jahr 1975 lag der Bedarf noch bei Nordumfahrung wird nicht weiter verfolgt. en auf Kernobstbäumen und im Boden keine er- einer Energiemenge von 22 Litern Heizöl. Baudirektion Kanton Zürich höhten Antibiotikaresistenzen festgestellt. www.energie.zh.ch Bundesamt für Landwirtschaft Bundesrat will Treibhausgase Gebühren und Aufsichtsabgaben um mindestens 20 Prozent senken Verstärkter Schutz für Trockenwiesen im Energiebereich werden angepasst Der Bundesrat schliesst sich dem an der Weltkli- und -weiden Der Bundesrat hat im Februar die Änderung der makonferenz von Kopenhagen Ende 2009 aus- Trockenwiesen und -weiden sind mehrheitlich Verordnung über die Gebühren und Aufsichts- gehandelten «Copenhagen Accord» an. Er mel- das Ergebnis einer extensiven landwirtschaftli- abgaben im Energiebereich (GebV-En, SR det der UNO-Klimakonvention, dass die chen Nutzung und spielen eine wichtige Rolle 730.05) gutgeheissen. Die revidierte Verordnung Schweiz den Treibhausgasausstoss bis 2020 um bei der Erhaltung und Förderung der Artenviel- trat am 1. März 2010 in Kraft. Sie schafft unter mindestens 20 Prozent senken will. Zudem hat falt. Sie werden künftig besser geschützt. Am anderem die Grundlage für Akontozahlungen der Bundesrat beschlossen, das Engagement im 13. Januar 2010 hat der Bundesrat die Verord- für die anfallenden Gebühren bei länger dauern- Globalen Umweltfonds (GEF) zu erhöhen. nung verabschiedet, welche die Umsetzung des den Verfahren. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Bundesinventars der Trockenwiesen und -wei- Bundesamt für Energie Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK den regelt. Das neue Inventar wird knapp 3000 Objekte umfassen. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Übergangsregelung für Elektrogeräte Lärmgrenzwerte für militärische Anlagen Verkehr, Energie und Kommunikation Für elektronische Geräte, die ab nächstem Jahr Bei der Lärmbekämpfung bei militärischen Waf- neu hergestellt oder in die Schweiz importiert fen-, Schiess- und Übungsplätzen kamen bis an- werden, gelten seit dem 1. Januar 2010 ver- hin provisorische Richtwerte zur Anwendung. Kostendeckende Einspeisevergütung: schärfte Vorschriften zum Stromverbrauch. Dies Die Beurteilungsgrundlagen wurden nun aktua- Vergütung für Solarstrom sinkt hatte der Bundesrat im Juni 2009 im Rahmen ei- lisiert und sollen rechtsverbindlich als neuer An- Das Eidgenössische Departement für Umwelt, ner Revision der Energieverordnung beschlos- hang 9 in der Lärmschutz-Verordnung festge- Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sen. Nicht-konforme Geräte aus Lagerbeständen legt werden. Das UVEK schickte eine entspre- senkt die kostendeckende Einspeisevergütung dürfen Schweizer Händler und Hersteller noch chende Verordnungsrevision in die Anhörung. (KEV) für Solarstrom um 18 Prozent. Grund bis Ende 2010 verkaufen. UVEK dafür sind die stark gesunkenen Marktpreise für UVEK Photovoltaik-Module sowie die in der Energie- verordnung vorgesehene reguläre jährliche Ab- Schweiz tritt Übereinkommen zum Gefahr- senkung der Vergütungen. Weiter verlängert Besserer Zugang zu Umweltinformationen guttransport auf Binnengewässern bei das UVEK die Frist zur Einreichung der Baube- Die Schweiz soll der Aarhus-Konvention beitre- Die Schweiz soll dem europäischen Überein- willigungen für Windenergieanlagen von zwei ten. Dies hat der Bundesrat letzten Dezember be- kommen zum Gefahrguttransport auf Binnen- auf vier Jahre. Und schliesslich führt das UVEK schlossen. Damit soll die Bevölkerung einen bes- gewässern (ADN) beitreten. Der Bundesrat hat die Netto-Messung der Stromproduktion ein: seren Zugang zu Umweltinformationen erhalten. im Februar eine entsprechende Botschaft an das Der Eigenstromverbrauch der Anlagen wird da- Die Schweiz hatte die Aarhus-Konvention bereits Parlament verabschiedet. Betroffen vom Über- durch künftig bereits bei der Messung abgezo- bei ihrer Verabschiedung im Jahre 1998 unter- einkommen ist in der Schweiz allein die Rhein- gen und muss in den KEV-Tarifen nicht mehr zeichnet. Jetzt soll die Ratifikation dieses Ver- schifffahrt. Heute unterliegen diese Transporte verrechnet werden. Die Änderungen treten tragswerks an die Hand genommen werden. der Verordnung über die Beförderung gefährli- rückwirkend auf den 1. Januar 2010 in Kraft. UVEK cher Güter auf dem Rhein (ADNR) von 2001. Bundesamt für Energie Bundesamt für Verkehr 4 UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
Alle Verursachergruppen in die Pflicht nehmen Für gesunde Luft im Kanton Zwar ist die Luft im Kanton viel sau- ger an Atemnot, Bronchitis oder chro- Regula Rometsch berer als einst, gewisse Schadstoff- nischem Husten leiden. Zudem werden Abteilung Lufthygiene konzentrationen überschreiten aber höhere Sterberaten infolge von Lun- AWEL Amt für immer noch die Grenzwerte. Ein genkrebs, anderen Atemwegserkran- Abfall, Wasser, Energie und Luft neuer Massnahmenplan der kanto- kungen sowie Herz-Kreislauf-Krank- Stampfenbachstr. 12, Postfach, 8090 nalen Baudirektion sorgt dafür, heiten verzeichnet. Zürich dass die Bevölkerung künftig besse- Gesundheitlich besonders relevant sind Telefon 043 259 29 95 re Luft atmet. die feinen Russpartikel aus der Ver- Fax 043 259 51 78 brennung von Brenn- und Treibstoffen. regula.rometsch@bd.zh.ch Denn je feiner die Feinstaub-Partikel www.luft.zh.ch Die Luftqualität im Kanton Zürich hat sind, desto tiefer gelangen sie in die sich bis Ende der Neunzigerjahre stark Lunge und umso gesundheitsschädi- verbessert. Seither ist die Luftschad- gender ist ihre Wirkung. So können die stoffbelastung jedoch kaum mehr zu- Russpartikel (kleiner 1 μm) Lungen- rückgegangen. Die Konzentrationen krebs verursachen oder via Lunge ins von Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid Herz-Kreislauf-System gelangen. Die (NO2) und Ozon (O3) überschreiten an Folge sind Herzinfarkte sowie andere vielen Orten im Kanton die Grenzwer- Herz-Kreislauf-Erkrankungen. te immer noch deutlich. Etwa zwei Drit- In Kanton Zürich sind jährlich 3900 Spi- tel der Zürcher Bevölkerung sind einer taltage und 470 000 Tage einge- zu hohen PM10-Belastung und etwa schränkter Aktivität auf Krankheiten ein Viertel der Bevölkerung ist einer zu zurückzuführen, die durch übermässige Luft hohen NO2-Belastung ausgesetzt. Luftverschmutzung verursacht werden. Infolge der Luftverschmutzung entste- hen im Kanton Zürich jährliche Gesund- Gesundheitliche Folgen heitskosten von 555 Mio. Franken. der Luftschadstoffbelastung Verschiedene Studien zeigen, dass zu hohe Konzentrationen von Luftschad- stoffen zu Atemwegs- und Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen führen können. So- wohl kurzfristige Belastungsspitzen als auch länger andauernde Schadstoffbe- lastungen können gesundheitliche Be- einträchtigungen verursachen. So zeigt eine neue Schweizer Studie, dass die notfallmässigen Spitaleinweisungen we- gen Herz- und Kreislauf- sowie Atem- wegsproblemen zunehmen, wenn im Winter die Feinstaubwerte ansteigen (siehe Interview Seite 10). Andere Studienresultate zeigen, dass Einwohner von Gebieten mit höheren Luftschadstoffe konzentrieren sich besonders bei winterlichen Inversionslagen und belasten Luftschadstoffbelastungen, beispiels- dann die Gesundheit. Ein ganzes Massnahmenpaket soll die Luftqualität verbessern. weise entlang von Autobahnen, häufi- Quelle: AWEL/Lufthygiene UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 5
Luft PM10-Immissionen 2005 Kanton Zürich PM10 Anteil belastete Bevölkerung Kanton Zürich Die räumliche Verteilung und der zeitliche Verlauf offenbaren: Noch immer werden weite Kreise der Bevölkerung mit PM10-Immissionen über dem Grenzwert belastet. Quelle: AWEL/Lufthygiene Belastung schadet Natur Luft gelangen diese Schadstoffe in Verarbeitungsprozesse sowie die Land- und Gebäuden Form von Stickstoff in die Böden und wirtschaft. Der Feinstaub-Ausstoss Gewässer und führen dort zu Versaue- stammt zu je einem Drittel aus dem Aber nicht nur der Mensch, auch natür- rung und Überdüngung. Infolgedessen Verkehr, den Feuerungen sowie aus In- liche Ökosysteme leiden unter über- wird die Widerstandskraft von Wäldern dustrie und Gewerbe. Feinstaub ent- mässiger Luftschadstoffbelastung. Na- gegenüber Stürmen, Trockenheit, Frost steht einerseits bei Verbrennungspro- turnahe Wiesen, Wälder und Moore sowie Schädlingen vermindert, und es zessen und andererseits durch Aufwir- können den übermässigen Ausstoss kommt zu vermehrtem Windwurf. Ar- belung und Abrieb (z.B. Strassen- von Stickoxiden und Ammoniak län- tenreiche Naturwiesen verkümmern, staub). gerfristig nicht verkraften. Über die seltene Flachmoore verschwinden, und Aufgrund der gesundheitlichen Rele- der Fischbestand verarmt. Zudem wird vanz ist das Hauptaugenmerk auf die Externe Kosten der die Fruchtbarkeit landwirtschaftlicher Verbrennungspartikel zu richten. Diese Luftverschmutzung Nutzflächen beeinträchtigt, und ent- entstehen hauptsächlich bei der Ver- sprechende Ernteeinbussen sind die brennung von Dieseltreibstoffen und 600 555 Folge. Holz. Dabei stammen rund 35 Prozent Zusätzlich zu den negativen Wirkun- des Dieselrusses von Baumaschinen, Externe Kosten (in Mio. CHF/a) 500 gen auf Mensch und Ökosysteme ist 20 Prozent von Lastwagen und 12 Pro- 400 die Luftverschmutzung auch für Ge- zent aus dem Personenverkehr. bäudeschäden verantwortlich. Insge- Bei den Stickoxid-Emissionen ist der 300 samt verursacht die übermässige Luft- Strassenverkehr mit einem Anteil von 200 164 verschmutzung im Kanton Zürich jähr- 52 Prozent Hauptverursacher. Die 99 lich Kosten von rund 820 Mio. Franken. flüchtigen organischen Verbindungen 100 (VOC) stammen hingegen hauptsäch- 0 lich aus industriellen Verarbeitungspro- Gesundheit Gebäude Ökosysteme Herkunft der Luftschadstoffe zessen. Bei den Ammoniak-Emissionen wiederum ist die Landwirtschaft mit ei- Die externen Kosten der Luftverschmutzung Zu den wichtigsten Quellen der Luft- nem Anteil von 90 Prozent eindeutige betrugen im Jahr 2005 total 818 Mio. Fran- ken. schadstoffe gehören der Strassenver- Hauptverursacherin. Aufgrund dieser Quelle: econcept, 2006 kehr, Feuerungsanlagen, industrielle Zahlen wird deutlich, wo Massnahmen 6 UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
Lärm Luft zur Bekämpfung der einzelnen Schad- stoffe primär ansetzen müssen. Wichtigste Emissionsquellen PM10 2005: Total 2012 Tonnen Verkehr (Strasse, Schiene) 39% Luftverkehr 2% Massnahmenplan Luftreinhaltung Landwirtschaft 17% 2008 Am 9. Dezember 2009 hat der Regie- Industrie/Gewerbe 23% rungsrat einen neuen Massnahmen- plan erlassen, um die Belastungssituati- Feuerungen 19% on im Kanton zu verbessern. Aufgrund der Grenzwertüberschreitungen ist der Kanton Zürich gemäss Luftreinhalte- Dieselruss: Total 376 Tonnen Verordnung und Umweltschutzgesetz Baumaschinen 34% verpflichtet, einen Massnahmenplan zu erstellen. Der neue Massnahmenplan Restliche Fahrzeuge/Maschinen 11% Land- und Fortwirtschaft 9% 2008 ersetzt den bisherigen Massnah- Linienbusse 3% menplan von 1996 sowie dessen Er- Lieferwagen 11% gänzungen in den folgenden Jahren. Personenwagen 12% Die Aktualisierung wurde wegen neuer Schwere Nutzfahrzeuge 20% gesetzlicher Grundlagen (Revision der Luftreinhalte-Verordnung 2007) und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse NOX 2005: Total 13415 Tonnen zur Wirkung von Feinstaub auf die Strassenverkehr 52% menschliche Gesundheit erforderlich. Luftverkehr 9% Landwirtschaft 6% Industrie/Gewerbe 13% Strategie des Massnahmenplans Feuerungen 20% Zur Reduktion der Luftschadstoffbelas- tung nimmt der Massnahmenplan sämtliche Verursachergruppen in die Pflicht. Das primäre Ziel des Massnah- VOC 2005: Total 14600 Tonnen menplans ist die Verbesserung der Ge- sundheit der Zürcher Bevölkerung. Strassenverkehr 19% Luftverkehr 2% Darum legt er das Schwergewicht auf Landwirtschaft 12% die Reduktion der krebserregenden Feuerungen 4% Russpartikel. Daneben soll aber auch der Ausstoss von Stickoxiden, flüchti- gen organischen Verbindungen und Industrie/Gewerbe 63% Ammoniak zurückgehen. Damit möglichst viele Zürcherinnen und Zürcher von den Massnahmen NH3 2005: Total 2869 Tonnen profitieren, soll die Schadstoffbelas- tung insbesondere in dicht besiedelten Strassenverkehr 6% Gebieten sinken. Der Massnahmen- Industrie/Gewerbe 4% plan setzt vorwiegend auf das Aus- schöpfen des nach wie vor beträcht- lichen technischen Innovationspoten- Verkehr zials zur Verbesserung der Luftqualität Luftverkehr Landwirtschaft 90% Landwirtschaft – ein Weg, der sich schon bisher be- Industrie/Gewerbe währt hat. Hingegen zielt er nicht auf Feuerungen einschneidende Verhaltensänderungen Schadstoffemissionen im Kanton Zürich (2005) nach Verursacherkategorien für PM10, der breiten Bevölkerung, die aufwän- Dieselruss, NOX, VOC und NH3. dig und schwierig durchzusetzen sind. Quelle: AWEL/Lufthygiene UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 7
Luft Lärm Massnahmen lagen möglichst an zentralen, am öf- fentlichen Verkehrsnetz gut angebun- Der Massnahmenplan 2008 umfasst denen Standorten angesiedelt werden. insgesamt 25 Massnahmen in den Be- reichen Verkehr, Feuerungen, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Gewerbe Massnahmen im Bereich und Flughafen. Sie teilen sich auf in: Feuerungen A) Massnahmen im Kompetenzbereich Auch die kleinen und grossen Feue- des Kantons rungsanlagen, welche für die Heizwär- • Verpflichtungen für den Kanton meerzeugung, für industrielle Prozesse und die Gemeinden zum Umset- oder für die energetische Abfallverwer- zen von Projekten und Rechtset- tung eingesetzt werden, müssen sau- zungsvorhaben berer werden. Aufgrund des bisherigen • Für alle verbindliche und unmit- Massnahmenplans werden im Kanton telbar anwendbare Massnahmen Zürich bereits eine Vielzahl von Mass- (neu zusammengefasst in einer nahmen erfolgreich umgesetzt. kantonalen Verordnung zum Mass- Neu müssen stationäre Verbrennungs- Den Massnahmenplan finden Sie unter: nahmenplan Luftreinhaltung) motoren, beispielsweise in einem www.luft.zh.ch. Blockheizkraftwerk, jährlich anstatt al- Quelle: AWEL/Lufthygiene B) Anträge an den Bund le zwei Jahre kontrolliert werden. Die in Bereichen, in denen der Kanton Fristen der Luftreinhalte-Verordnung Angestrebt wird eine grösstmögliche nicht direkt Einfluss nehmen kann. für die Ausrüstung von grösseren Rest- Reduktion der Schadstoffemissionen holzfeuerungen mit Feinstaubfiltern bei möglichst geringen Kosten. Für je- werden im Kanton Zürich verkürzt de einzelne Reduktionsmassnahme Massnahmen im Bereich Verkehr (Restholz = Abfallholz in Schreinereien). wurden die Kosten ermittelt und dem Zudem dürfen Spanplatten und sonsti- volkswirtschaftlichen Nutzen gegen- Die Massnahmen im Verkehrsbereich ges belastetes Restholz nur noch in die- übergestellt. Bei mehr als drei Vierteln setzen primär bei der Förderung des sen grösseren, mit Filtern ausgerüste- der Massnahmen liegt der monetäre technischen Fortschritts an: Der beste- ten Feuerungen, verbrannt werden. Nutzen deutlich über den jeweiligen hende Fahrzeugpark soll durch emissi- Bei Feststofffeuerungsanlagen, in wel- Kosten. Die restlichen Massnahmen onsärmere und energieeffizientere chen Holz, Altholz, Papier und ähnliche sind zwar vergleichsweise teuer, redu- Fahrzeuge ersetzt werden. Dazu will Abfälle verbrannt werden, muss die zieren die Emissionen jedoch beson- der Kanton den Absatz von umwelt- Funktion des Feinstaub-Filters dauernd ders stark und haben zusätzliche posi- freundlichen Personenwagen, Mo- überwacht werden. Damit soll sicher- tive Effekte, wie beispielsweise eine torrädern und Nutzfahrzeugen mit ei- gestellt werden, dass der Filter immer Kohlendioxid (CO2)-Reduktion. ner Ökologisierung der kantonalen eingeschaltet ist und die Abgase nur in Motorfahrzeugsteuer fördern. Zudem Ausnahmefällen über einen Bypass sollen künftig auch die Motorräder ei- entweichen. Was können Sie tun für saubere Luft? ner periodischen Abgaskontrolle un- • Benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmit- terzogen werden. tel oder den kombinierten Verkehr. Der Kanton geht dabei selber mit gutem Massnahmen im Bereich Industrie • Kaufen Sie nur Fahrzeuge der Klassen A Beispiel voran, indem er emissionsarme und Gewerbe und B gemäss Energieetikette. Fahrzeuge mit niedrigem Treibstoffver- • Kaufen Sie dieselbetriebene Personenwa- brauch beschafft und dieselbetriebene Im Bereich Industrie und Gewerbe geht gen nur mit geschlossenem Partikelfilter- Fahrzeuge und Maschinen mit Partikel- es hauptsächlich darum, den Ausstoss system. filtern ausrüstet. Dasselbe verlangt der von VOC zu vermindern. Gewerbebe- • Verfeuern Sie in Ihrem Cheminée nur sau- Kanton auch von seinen Auftragneh- triebe, welche Lösemittel verwenden, beres, trockenes Stückholz, und feuern Sie mern. werden zu individuellen Massnahmen statt von unten von oben an. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für verpflichtet. Der Umschlag von Löse- • Verzichten Sie auf die Verbrennung von Massnahmen im Verkehrsbereich ist mitteln muss in einem geschlossenen Gartenabfällen im Freien, kompostieren die Raumplanung. Um die Bevölkerung System mit Gaspendelung erfolgen, Sie diese oder entsorgen Sie sie mit dem an verkehrsreichen Lagen und in städ- damit die Gase nicht in die Aussenluft Haushaltskehricht. tischen Agglomerationen zu schützen, entweichen. Tankstellen, bei welchen sollen Einkaufszentren und Freizeitan- die Gasrückführsysteme unzureichend 8 UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
Lärm Luft funktionieren, sind mit selbstüberwa- forstwirtschaftlichen Abfällen zu ver- chenden Gasrückführsystemen auszu- meiden, welche für schätzungsweise Ausblick statten. sieben Prozent des Feinstaub-Austos- In diesem Artikel haben Sie einen Überblick Aber nicht nur der Ausstoss von VOC, ses verantwortlich ist. Dabei handelt es zum Massnahmenplan Luftreinhaltung 2008 sondern auch der von Russ muss ver- sich um Russpartikel, die aus gesund- erhalten. Ausführlichere Informationen zum mindert werden. Dazu will der Kanton heitlichen Gründen vermieden werden Massnahmenplan finden Sie unter mit Betreibern von baustellenähnli- sollten. Diese sammeln sich während www.luft.zh.ch. In den nächsten ZUP-Ausga- chen Anlagen (z.B. Kies- und Recyc- Inversionslagen, welche in den Winter- ben wird zudem noch vertieft auf einzelne lingwerken, Vergärungs- und Kompos- monaten häufig auftreten, in den un- Aspekte des Massnahmenplans eingegan- tierungsanlagen) eine Vereinbarung teren Luftschichten an und führen zu gen. unterzeichnen, damit Maschinen und übermässigen Feinstaub-Immissionen. Geräte auch auf diesen Anlagen ver- Deshalb sollen Wald-, Feld- und Gar- mehrt mit Partikelfiltern ausgerüstet tenabfälle in den Monaten November werden. Der Kanton verlangt dies bis Februar nicht mehr im Freien ver- Feinstaub (PM10) und 960 Tonnen schon seit 2004 auf kantonseigenen brannt werden. Stickoxiden (NOX) pro Jahr. Zusammen Baustellen und hat viele der eigenen mit den Massnahmen des Bundes las- Maschinen und Geräte bereits aus- sen sich die Emissionen im Kanton gerüstet. Künftig will er auch Maschi- Massnahmen im Bereich Flughafen Zürich so um ein erhebliches Stück re- nen und Geräte, welche für forst- und duzieren. Eine wesentliche Ziellücke landwirtschaftliche Arbeiten einge- Um emissionsarme Flugzeuge zu för- bleibt allerdings bestehen. setzt werden, mit Partikelfiltern aus- dern, ist am Flughafen Zürich im Rah- Sollte sich die Differenz in den nächsten rüsten. Dasselbe verlangt er von seinen men des bisherigen Massnahmenplans Jahren entgegen den Erwartungen Auftragnehmern. bereits vor zehn Jahren eine emissions- nicht verkleinern, ist der Kanton ver- Bei Transporten von und zu grösseren abhängige Landegebühr eingeführt pflichtet, weitere Massnahmen zu tref- UVP-pflichtigen Baustellen, welche worden. Diese soll nun international fen. hinsichtlich ihrer Umweltauswirkun- harmonisiert und an den aktuellen Bei kurzfristigen Spitzenbelastungen, gen speziell geprüft werden müssen, Stand der Technik angepasst werden. wie sie im Kanton Zürich alle paar Jah- werden schärfere Anforderungen an re auftreten, schafft die im 2006 be- den Schadstoffausstoss der einge- schlossene SMOG-Verordnung Abhil- setzten Lastwagen gestellt. Massengü- Verbleibende Ziellücke fe, um die Schadstoffemissionen mit tertransporte (z.B. Abfälle oder Bau- kurzfristigen Massnahmen zu reduzie- materialien) sollen primär mit der Bahn Insgesamt sorgt die Umsetzung des ren. Das primäre Ziel bleibt jedoch die befördert werden. Der Kanton geht da- Massnahmenplans Luftreinhaltung 2008 langfristige Verbesserung der Luftqua- bei mit gutem Beispiel voran, indem er für eine Reduktion von 100 Tonnen lität. auch andere Massengüter in erster Li- nie mit der Bahn befördert. Reduktion der Feinstaubemissionen und verbleibende Ziellücke Massnahmen im Bereich Land- SMOG-Verordnung des Kantons Zürich (2006) und Forstwirtschaft Massnahmenplan des Kantons Zürich (2008) Um den hohen Ammoniak-Ausstoss der Landwirtschaft zu senken, will der Aktionsplan Feinstaub des Bundes (2006) Kanton Zürich beim Bund ein Ammoni- Ziellücke ak-reduzierendes Projekt einreichen. Emissionsziel Dieser stellt im Rahmen des Programms «Nachhaltige Nutzung von natürlichen Tolerierbare Restemissionen Ressourcen» Gelder für ressourcen- schonende Massnahmen zur Verfü- gung. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von Schleppschlauchverteilern beim Ausbringen der Gülle. Die Feinstaubemissionen werden im Kanton Zürich künftig reduziert durch den Massnah- Ein wichtiger Ansatzpunkt für die Ver- menplan Luftreinhaltung, den Aktionsplan Feinstaub des Bundes sowie im Akutfall durch die SMOG-Verordnung. Dennoch kann das angestrebte Ziel nicht ganz erreicht werden, es bleibt besserung der Luftqualität ist es auch, eine Ziellücke. die offene Verbrennung von land- und Quelle: AWEL/Lufthygiene UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 9
Luft Lärm Interview: Teilweise. Die Resultate der vorliegenden Studie nische und betriebliche Massnahmen ebenfalls Nachgefragt bei Reto Schüpbach stehen grösstenteils in gutem Einklang mit den Re- ein grosses Minderungspotenzial. Offene Ver- Mitautor der Gesundheitsstudie sultaten aus anderen europäischen Untersuchun- brennung (die teilweise illegal ist) sollte so weit gen. Neu ist die Erkenntnis, dass schon bei tiefen wie möglich unterlassen werden. Cheminéefeuer Gesundheitseffekte treten schon PM10-Belastungen Gesundheitseffekte auftreten. zündet man für einen schadstoffarmen Brennver- bei tiefen PM10-Belastungen auf Wie die Studie zeigte, könnten ausserdem hohe lauf am besten von oben an. Eine Übersicht der Abteilung Lufthygiene Ozonkonzentrationen in doppelter Hinsicht schäd- im Kanton Zürich beschlossenen Massnahmen ist AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft lich sein: durch ihre direkten Wirkungen auf die im Massnahmenplan Luftreinhaltung aufgelistet. Stampfenbachstr. 12 Atemwege sowie über eine zusätzliche Verstär- Postfach, 8090 Zürich kung der Feinstaubeffekte. Wie ist die gesundheitliche Belastung von Herz Telefon 043 259 4177 und Lunge durch Feinstaub im Vergleich zu an- reto.schuepbach@bd.zh.ch Wie kann man sich die Wirkung der PM10 im Kör- deren Risikofaktoren einzuordnen? Was ist das Beson- per vorstellen? In der Regel sind die gesundheitlichen Belastun- dere Ihrer Studie? PM10 bezeichnet die Grössenklasse des Feinstaubs gen durch das Rauchen (und auch das Passiv- Weltweit wurde bis zu einem aerodynamischen Durchmesser von rauchen) um ein Vielfaches höher als die PM10- bereits eine Viel- 10 Mikrometern (μm). In dieser Klasse sind Stoffe Belastungen, denen ein Mensch bei uns norma- zahl von Studien unterschiedlichster chemischer Zusammensetzung lerweise ausgesetzt ist. So liegt die Feinstaub- über die gesund- und physikalischer Eigenschaften enthalten. Wegen konzentration in Innenräumen, wo geraucht heitlichen Auswir- ihrer Feinheit und wegen der daran angelagerten wird, einen Faktor 15 bis 20 höher als an stark kungen von Fein- Stoffe sind Russpartikel aus Verbrennungsmotoren belasteten Standorten im Freien. Auch im Ver- staub gemacht. Ei- besonders gefährlich. Diese Partikel dringen bis tief gleich zu anderen kardiovaskulären Risikofakto- ne ähnliche Unter- in die feinsten Verästelungen der Lunge ein und ren wie z. B. Cholesterin, Bluthochdruck, Diabe- suchung wurde vor können sogar in den Blutkreislauf übertreten. In der tes und Übergewicht ist die vorherrschende einigen Jahren in der Schweiz bereits im Rahmen Lunge werden hauptsächlich entzündliche Prozes- PM10-Belastung als untergeordnet einzustufen. des europäischen APHEA II-Projektes gemacht. se ausgelöst, im Blut wird durch Einwirkung der Auf der anderen Seite ist doch hervorzuheben, Die Resultate wurden jedoch wegen mangelhaf- Partikel auf die Blutplättchen das Thromboserisiko dass in der Schweiz nach Schätzungen bis zu ter Spitaldaten nicht publiziert. Seit ca. 2001 hat und somit das Infarktrisiko erhöht. Noch nicht alle 3500 frühzeitige Todesfälle auf die erhöhte Luft- sich die Datenlage in der Schweiz ganz erheblich Wirkungsmechanismen sind abschliessend geklärt. belastung zurückgeführt werden. verbessert, sowohl was die Qualität der PM10- Messdaten anbelangt wie auch was die Qualität Und wie kann man sich schützen? Untersucht wurden Notfalleinweisungen – kön- der medizinischen Statistik der Krankenhäuser Im Freien gilt es möglichst Gebiete mit hoher Belas- nen Sie auch etwas zu chronischen Schäden sa- betrifft. Was diese Studie auszeichnet, ist, dass tung (v. a. stark befahrene Strassen) zu meiden gen? erstmals die Effekte in ländlichen Gebieten mit oder dort zumindest anstrengende körperliche Ak- Die chronischen Schäden werden in der Schweiz schwacher Belastung und der kombinierte Effekt tivitäten zu unterlassen. Bei eigenen Aktivitäten im Rahmen der bald 20 Jahre laufenden SA- von PM10 und NO2 untersucht wurden. mit hoher Feinstaubentwicklung (z. B. Schleifen) PALDIA- und SCARPOL-Studien untersucht. ist die Feinstaubentwicklung so weit als möglich zu Langfristige Wirkung von erhöhten PM10-Belas- Und was waren die wichtigsten Ergebnisse? reduzieren, ausserdem sollte man persönliche tungen konnten u. a. auf die Abnahme der Lun- Es zeigte sich, dass für die Notfalleinweisungen Schutzmassnahmen ergreifen, also beispielsweise genfunktion, die Zunahme chronischer Bronchi- in Folge Herz- und Kreislauf-Problemen im We- eine Atemschutzmaske tragen. tissymptome und zunehmender Atemnot nach- sentlichen nur die PM10-Werte des Ereignistages gewiesen werden. und des Vortages relevant waren, wogegen die Was muss künftig im Sinne der Vorsorge unter- Notfalleinweisungen in Folge Atemwegsproble- nommen werden? Was bedeutet dies aus gesundheitlicher Sicht für men eher mit PM10-Belastungen der Tage davor Im Sinne des Vorsorgeprinzips gilt es, die massgeb- die Menschen im Kanton Zürich? assoziiert waren. Eine erhöhte PM10-Belastung lichen Quellen für Feinstaub zu eliminieren oder zu 170 000 Zürcherinnen und Zürcher, die heute führte also erst mit einer gewissen zeitlichen Ver- reduzieren, insbesondere in dicht besiedelten Ge- noch übermässigen Immissionen ausgesetzt zögerung zu Atemwegsproblemen, wohingegen bieten. Die besonders schädlichen PM10-Emissio- sind, werden dies künftig nicht mehr sein, wenn sich Herz-Kreislauf-Probleme praktisch unmit- nen aus Verbrennungsprozessen stammen haupt- der ganze Massnahmenplan Luftreinhaltung in telbar bemerkbar machten. Überdurchschnitt- sächlich aus dem Strassenverkehr, den Holzfeuerun- die Tat umgesetzt ist. Auch für alle anderen lich betroffen von den Folgen erhöhter PM10- gen, der offenen Verbrennung und industriellen so- nimmt die Schadstoffbelastung weiter ab. Wenn Belastung sind ältere Personengruppen. wie gewerblichen Aktivitäten. Bei den Dieselmoto- wir den Schutz vor dem Passivrauchen dazuneh- ren können durch den konsequenten Einsatz von men, hat der Kanton Zürich sicher einen grossen Waren Sie von den Ergebnissen der Studie über- Partikelfiltern ein Grossteil der Emissionen eliminiert Schritt unternommen, um die schadstoffbeding- rascht? werden, bei den Holzfeuerungen besteht durch tech- ten gesundheitlichen Risiken herabzusetzen. 10 UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
Einfluss der Bepflanzung auf die Schutzwirkung von Lärmhindernissen Bäume-Rauschen ohne Wind Lärmschutzwälle schirmen Wohn- Unbefriedigendem Lärmschutz Walter Egli gebiete erfolgreich gegen Ver- auf den Grund gehen Fachstelle Lärmschutz kehrslärm ab. Viele Betroffene sind Tiefbauamt Kanton Zürich der Ansicht, dass Bepflanzungen Um fundierte Erkenntnisse zu dieser Walcheplatz 2, 8090 Zürich den Lärm zusätzlich reduzieren. Ei- Fragestellung zu gewinnen, löste die Telefon 043 259 55 16 ne Untersuchung zeigt nun aber, Fachstelle Lärmschutz ein entsprechen- walter.egli@bd.zh.ch dass das Gegenteil der Fall ist. des Forschungsprojekt aus. Konkreter www.laerm.zh.ch Anlass dazu waren Klagen und ungenü- gend erklärbare Phänomene im Gebiet Markus Weber Mit der Zunahme des Verkehrs wurden Zürich-Brunau an der Autobahn A3. Basler & Hofmann AG, Zürich in den vergangenen Jahren an zahlrei- Östlich vom neuen Autobahn-Dreieck Markus.Weber@baslerhofmann.ch chen Strassen- und Bahnabschnitten befindet sich das Wohnquartier Im Lärmschutzwände und -wälle zum Hummel, abgeschirmt vom Verkehrs- Peter Angst Schutz der Anwohner realisiert. Dabei lärm durch einen bis zu acht Meter ho- Rutishauser Ingenieurbüro GmbH, Zürich zeigten sich immer mehr Situationen, hen Lärmschutzwall. Von den Anwoh- p.angst@ruing.ch bei denen Bepflanzungen zu speziellen nern wurde die Schutzwirkung des Auswirkungen auf die Lärmausbrei- Walls jedoch immer wieder bemängelt. tung führen. Anwohner beschwerten Ein deutlich hörbares Rauschen wurde sich über die schlechte Wirkung von der Durchlässigkeit der Steinkörbe zu- Lärmschutzmassnahmen und neu ent- geschrieben, die im mittleren Teil den standene Nebengeräusche. Zwar wird Wall ergänzen. Die Experten vermute- Hecken und Sträuchern oft eine lärm- ten jedoch als Ursache eine reflektie- Lärm mindernde Wirkung zugeschrieben. rende Wirkung der belaubten Bäume Messtechnisch kann diese jedoch kaum zwischen dem Lärmschutzwall und nachgewiesen werden. den Wohnhäusern. Untersuchungsgebiet beim Autobahndreieck Zürich-Brunau mit Lärmschutzwall und reflektierender Baumgruppe. Die Grafik zeigt die Lärm- ausbreitung zum Wohngebiet. Quelle: Weber/Angst UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 11
Lärm den Raster und Ermittlung der Pegel- minderung. Akustische Kamera – mit den Augen • Vergleich der gemessenen mit den hören berechneten Pegelminderungen. Die akustische Kamera besteht aus einer Vi- deokamera, einem Mikrofon-Array (mehrere regelmässig angeordnete Mikrofone) und ei- Ergebnisse der akustischen Kamera nem leistungsfähigen Computer. Dieser er- stellt aus den gemessenen Schallpegeln eine Die Aufnahmen mit der akustischen «Lärmkarte» und legt sie über das Foto. Die Kamera zeigen deutlich die reflektie- verschiedenen Lärmpegel werden mit unter- Wallkrone, dahinter liegt die Autobahn ca. 8 m tiefer renden Bereiche an Bäumen und Wald- schiedlichen Farben dargestellt, ähnlich wie rändern. Neben dem Blattwerk sind vor bei einer Wärmebildkamera. Momentaufnahme aus dem Pegelverlauf der Reflexionen an Bäumen infolge Schuss- allem die festen Baumbestandteile wie abgabe am strassenseitigen Wallfuss. Stamm und dicke Äste wesentlich an Quelle: Norsonic Brechbühl den Reflexionen beteiligt. Allerdings • Direkt hinter dem Wall sind die ge- lassen sich aus den Messungen nur die messenen Immissionspegel eher Forschungsmethode Intensitätsunterschiede, nicht aber die höher als aufgrund der Berechnung absoluten Lärmpegel ableiten. erwartet (grün). Für die Untersuchung der Lärmausbrei- • Im Bereich der Baumgruppe liegen tung im Problemgebiet wurde eine die Pegel unter den erwarteten Wer- kombinierte Methodik gewählt, die Ergebnisse der Messungen und ten (gelb orange). auf unterschiedlichen Messtechniken Berechnungen • Südlich der Baumgruppe sind die ge- und Modellrechnungen beruht: messenen Werte gegenüber den be- • Einsatz der so genannten akusti- Für die Ermittlung der Reflexionsanteile rechneten tiefer als im Bereich der schen Kamera zur Lokalisierung von sind vor allem die Pegelminderungen Bäume (gelb/orange rot). Lärmquellen und reflektierenden zwischen den Messpunkten auf der Die Reflexionen an den Bäumen führen Gegenständen. Damit wurden der Wallkrone (direkte Sicht auf die Strasse) offensichtlich zu einer Erhöhung der Lärm- Verkehrslärm sowie lärmsimulieren- und den Rasterpunkten im vom Wall belastung um ein bis zwei Dezibel (dB). de Signalschüsse am strassenseiti- abgeschirmten Gebiet von Interesse. gen Wallfuss gemessen und abge- Die Unterschiede zwischen den gemes- bildet. senen und den berechneten Pegelmin- Folgerungen • Messung und Berechnung der Pegel derungen sind im Bild unten grafisch auf der Wallkrone sowie an Mess- dargestellt. Daraus lassen sich die fol- Die Untersuchungen zeigen, dass die punkten in einem dahinterliegen- genden Tendenzen erkennen: Reflexionen an Bäumen und Sträu- chern vor allem bei hoher Abschirmung des Direktschalls hörbar und messbar sind. Im vorliegenden Fall führen sie zu einer Immissionserhöhung von ein bis zwei Dezibel. Massgebend ist dabei nicht nur die Belaubung, sondern auch Stamm und dicke Äste tragen erheblich zu den Reflexionen bei. Die Auswertung der Knallmessungen mit einer Signalpistole zeigt zudem, dass im Einzelfall noch mit deutlich höheren Auswirkungen zu rechnen ist. Die Untersuchungen sollten deshalb an weiteren repräsentativen Standorten fortgesetzt werden. Vor allem bei der Planung und beim Unterhalt von bauli- chen Lärmschutzmassnahmen sind die psychologischen und ästhetischen Vor- Unterschiede zwischen gemessenen und berechneten Pegelminderungen in dB. Direkt hinter teile einer Bepflanzung gegenüber all- dem Wall sind die gemessenen Immissionspegel eher höher als aufgrund der Berechnung er- wartet (grün). fälligen akustischen Nachteilen sorg- Quelle: Weber fältig abzuwägen. 12 UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
Bauen im Lärm I: IGW-Bereich für Baugesuche im GIS-Browser Lärmbeurteilung sichern – nicht aufbauschen Einer übermässigen Lärmbelastung der Lärm-Emissionsdaten berechnet: Urs Waldner / Daniel Aebli von Neu- und Umbauten ist spätes- • Autobahnen, Staatsstrassen (ausser Fachstelle Lärmschutz tens im Rahmen des Baubewilli- Städte Zürich und Winterthur) Tiefbauamt gungsverfahrens entgegenzuwir- • Bahnlinien Walcheplatz 2 ken. Der IGW-Bereich im GIS ist das • Flughafen Zürich 8090 Zürich Instrument zur Früherkennung. • Militärflugplatz Dübendorf Telefon 043 259 55 21 / 55 26 • Schiessanlagen urs.waldner@bd.zh.ch daniel.aebli@bd.zh.ch Die kantonale Behörde stellt dort, wo Topografische Gegebenheiten, Hinder- www.laerm.zh.ch sie für Baugesuche mitverantwortlich nisse und die Orientierung der Lüftungs- ist, geeignete Unterlagen und Hilfsmit- fenster werden in der Berechnung tel bereit – beispielsweise das Geogra- nicht berücksichtigt, so dass nicht alle fische Informations-System GIS mit sei- Gebäude im IGW-Bereich auch tat- nen vielen Informationsebenen. sächlich IGW-Überschreitungen auf- Mit Hilfe des GIS-Browsers, also einer weisen. Internet-Anwendung für das GIS, wer- Ausserdem werden (noch) nicht alle den diese ortsbezogenen Daten publi- Lärmquellen berücksichtigt: ziert und das Vorgehen sowie weitere • Industrie- und Gewerbebetriebe Hilfsmittel oder nützliche Quellen be- • Strassen Städte Zürich und schrieben. Ein Teil des Bereichs Lärm- Winterthur schutz gemäss Lärmschutzverordnung • Gemeindestrassen (LSV) wird durch die GIS-Browser-Ebenen • geplante Strassen Lärm im «Lärminformationssystem» und – • geplante Eisenbahnlinien seit neuerem auch öffentlich zugäng- lich – der Ebene «IGW-Bereich» be- Baugesuche im Einflussbereich dieser dient. Lärmquellen können aber ebenfalls Bauzonen erfasst Werden bei Bauvorhaben mit lärm- empfindlichen Räumen – Wohnräu- men und Betriebsräumen – die IGW überschritten, so ist eine Beurteilung durch den Kanton erforderlich (An- hang 3.2 BVV). Der «IGW-Bereich» setzt hier ein und bezeichnet die Areale in Bauzonen, in denen Überschreitun- gen der Immissionsgrenzwerte (IGW) möglich sind. Lärmquellen (noch) unvollständig Die gelb dargestellten Perimeter im GIS-BROWSER «IGW- Bereich» umfassen Areale mit po- tenziellen IGW-Überschreitungen. Alle Lärmarten ausser Fluglärm bedürfen zusätzlicher Ab- Die IGW-Bereiche für die folgenden klärungen und Berechnungen für eine korrekte Lärmbeurteilung. Lärmquellen werden auf der Grundlage Quelle: FALS UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 13
Lärm eine Beurteilung durch die Fachstelle Erfassung und Nachführung der Sach- Der Einstieg Lärmschutz erfordern. daten und der geometrischen Daten • Internet-Browser starten. Die Beurteilung von Industrie- und Ge- erfolgt fortlaufend (alle zwei Jahre) • GIS-Browser für IGW-Bereich auf werbelärm erfolgt durch das kantonale durch die Fachstelle Lärmschutz. www.laerm.zh.ch/laerminfo anklicken. Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA). • Den betreffenden Kartenausschnitt wäh- Bei Unsicherheiten – und natürlich len mit den Werkzeugen «Vergrössern», auch auf alle anderen Fragen – ertei- Emissionen sind keine «Verkleinern», «Verschieben» oder «Su- len diese Anlaufstellen Auskunft. Immissionen chen». • Das Werkzeug «Identifizieren» wählen und Zu beachten ist, dass es sich bei den Da- den lärmkritischen Punkt anklicken. Wohnen ist das Mass ten, die dem GIS-Browser (Ebenen • Katasterdaten beschaffen via weiterfüh- «IGW-Bereich» und «Strassenlärm-» rende Verweise (Links; vgl. Kasten «Das Der IGW-Bereich wird anhand der am bzw. «Schiesslärm-Informationssystem») Zwischenresultat»). stärksten lärmempfindlichen Nutzung – entstammen, um Roh- und Grund- Empfohlen sei auch die Kenntnisnahme und dem Wohnen – ermittelt. Für andere lagendaten handelt (mit Ausnahme Nutzung der umfangreichen Erklärungen und lärmempfindliche Nutzungen, zum des Fluglärms). Massgeblich zur Beur- Hinweise im GIS-Browser-Fenster unter Beispiel als Büroräume, fallen die IGW- teilung sind jedoch die Immissions- «Funktionen des GIS-Browsers» via «Hilfe»- Bereiche deutlich kleiner aus. daten, in die weitere Parameter ein- Knopf: Für die Berechnung des IGW-Bereichs fliessen (vgl. Kasten «Die Fortsetzung», • «Übersicht» werden die geltenden Empfindlich- links). • «Symbole» keitsstufen (ES) mitberücksichtigt. Im zweiten Teil dieser Artikelserie sol- • «Suchen» Gebieten in der ES IV werden die IGW len unter anderem Werkzeuge vorge- • «Diverses» der ES III zugrunde gelegt. Landwirt- stellt werden, mit denen solche Berech- schaftszonen wird die ES III zugeord- nungen (im Internet) ausgeführt wer- net. Gebieten mit unbestimmter ES wie den können. Das Ganze soll dazu die- Das Zwischenresultat Reservebauzonen wird die ES II zuge- nen, dass der Bereich Lärm bei Bau- Ja Strassenlärm wiesen. Zonen, in denen lärmempfind- gesuchen weder vergessen geht noch Strassenlärminfosystem Ja liche Räume nicht zonenkonform sind, unnötig aufgebläht wird. Bahnlärm Bahnlärm Zivilfluglärm Ja werden nicht berücksichtigt. Zivilfluglärm Schiesslärm – Militärfluglärm – Bereich ist gesetzt • Hinweise auf mögliche IGW-Überschrei- Für die Daten verantwortlich ist die tung für den lärmkritischen Punkt bezüg- Fachstelle Lärmschutz des kantonalen lich erfasste Lärmarten (sind die Immis- Tiefbauamts. Die GIS-Bearbeitung er- sionsgrenzwerte überschritten, obwohl al- folgt durch das GIS-Zentrum des kanto- le Massnahmen ausgeschöpft sind, so nalen Amts für Raumplanung und Ver- muss ein Baugesuch vom Kanton beurteilt messung. werden (BVV Anh. 3.2) Dem System zu Grunde liegen die ver- • Verweise zur Weiterbearbeitung (Links) bindlichen Zahlen der verschiedenen auf Datenquellen (Kataster in Tabelle blau). aktuellen Kataster oder Erhebungen mit Katastercharakter. Unterlagen und Informationen Die Fortsetzung • Strassen: Emissionskataster Im Internetbereich der Fachstelle Lärmschutz • Emissionsdaten zu Immissionsdaten wei- • SBB: Emissionsplan 2015 unter terbearbeiten (vgl. zweiter Teil dieses Ar- • SZU: Lärmbelastungskataster tikels). • SOB: Grobimmissionskataster www.laerm.zh.ch/laerminfo • Immissionsdaten beurteilen bezüglich • Flughafen: nomineller Betrieb des finden sich Links, noch mehr Informationen IGW. Jahres 2000 und vorläufiges Be- und Unterlagen zum Thema. Bei Unsicherheiten oder komplexen Fragestel- triebsreglement Für Industrie- und Gewerbelärm ist der Be- lungen ist ein Bauphysiker oder die Fachstelle • Militärflugplatz Dübendorf: Lärm- reich Arbeitsbedingungen (Arbeitsinspekto- Lärmschutz beizuziehen oder es ist das Bauge- belastungskataster 1997 rat) des AWA zuständig: such zur Beurteilung an die Kantonale Leitstel- • Schiessanlagen: Betriebsdaten der le für Baubewilligungen weiterzuleiten. einzelnen Schiessanlagen www.laerm.zh.ch/awa 14 UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
UNO-Jahr der Biodiversität: Bedeutung der Artenvielfalt und Aktivitäten zu ihrem Schutz Biodiversität für den Kanton Zürich «Biodiversität ist Leben» lautet die typen, Sorten und Rassen). Sie ist das Ursina Wiedmer Devise des Internationalen Jahres Ergebnis einer Millionen Jahre währen- Fachstelle Naturschutz (FNS) der Biodiversität, denn die Vielfalt den Evolution, stark geprägt durch ALN Amt für an Arten und Lebensräumen und den Einfluss Jahrhunderte dauernder Landschaft und Natur die genetische Vielfalt sind für die menschlicher Nutzungsformen. Stampfenbachstrasse 12 Menschen von existenzieller Be- Die Biodiversität ist die Grundlage Postfach, 8090 Zürich deutung. Auch im Kanton Zürich sämtlicher Lebensprozesse und Öko- Telefon 043 259 30 60 trägt ein noch überraschend gros- systemleistungen auf unserem Plane- ursina.wiedmer@bd.zh.ch ser biologischer Reichtum unter an- ten. Ohne sie wäre die Erde ein Him- www.naturschutz.zh.ch derem zu vielfältigen und abwechs- melskörper wie der Mond. Die Biodi- lungsreichen Naherholungsräumen versität stellt zudem eine Art Versiche- und damit zu einer hohen Standort- rung für unsere Zukunft dar: Die Viel- qualität bei. Diesen Reichtum gilt es falt von weltweit schätzungsweise 10 zu erhalten und langfristig zu si- bis 20 Millionen Arten, ihre genetische chern! Variabilität und die kaum klassifizierba- re Vielzahl verschiedener Lebensge- meinschaften und Wechselbeziehun- Das Jahr 2010 wurde von der UNO zum gen ermöglicht Anpassungen an ein Internationalen Jahr der Biodiversität breites Spektrum sich ändernder Um- ausgerufen. Abgestützt auf die 1992 weltbedingungen. Raum/ proklamierte Konvention von Rio, ha- Nicht zuletzt tragen wir als Gesellschaft ben sich die Unterzeichnerstaaten ver- eine ethische und moralische Verant- Landschaft pflichtet, bis ins Jahr 2010 den welt- wortung für dieses natürliche Erbe. weit immer weiter voranschreitenden Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen. Dieser ist insbesondere darauf zurück- zuführen, dass natürliche Lebensräu- me vom Menschen immer stärker ge- nutzt werden. Fast 60 Prozent der welt- weiten Ökosysteme sind bedroht. Die Aussterberate der Arten ist 100 bis 1000 Mal höher als die natürliche Rate. Was bringt uns eine grosse Vielfalt? Biodiversität ist das auf der Erde existie- rende Leben in seiner gesamten Vielfalt verschiedener Lebensformen wie Tiere, Pflanzen, Pilze oder Bakterien. Sie um- fasst aber auch die unterschiedlichen Lebensräume, in denen Arten leben, also Ökosysteme wie den Wald oder Moorlandschaften, wie hier auf dem Hirzel, sind nicht nur schön fürs Auge, sondern Lebens- die Gewässer sowie die genetische raum einer artenreichen Flora und Fauna. Vielfalt innerhalb der Arten (z.B. Öko- Quelle: Fachstelle Naturschutz UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch 15
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