Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)

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Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Mit Leserumfrage
Nr. 60 April 2010

                    Bessere Luft atmen
                    Der neue Massnahmenplan gegen krankmachende Luftbelastung

                    Am richtigen Ort bauen
                    Interview mit dem neuen Kantonsplaner Wilhelm Natrup

                    Gemeinden nachhaltig führen
                    Fünf Gemeinden berichten

                                                                           Umweltinformation
                                                                           Kanton Zürich
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
IMPRESSUM
                    INHALTSVERZEICHNIS

                   Editorial: Was halten Sie von der ZUP?                                                 3
                   Hinweise zum Vollzug                                                                   4
    Allgemeines    Vermischtes, Veranstaltungen, Publikationen
                   Impressum, kantonale Webadressen, Bestellkarte
                                                                                                         35
                                                                                                         39

        Energie
                   Für gesunde Luft im Kanton
                   Gewisse Schadstoffkonzentrationen überschreiten noch immer die Grenzwerte.
                   Ein neuer Massnahmenplan der Baudirektion sorgt dafür, dass die Bevölkerung
                   künftig bessere Luft atmet.                                                            5
                   Gesundheitseffekte treten schon bei tiefen PM10-Belastungen auf
            Luft   Nachgefragt bei Reto Schüpbach, Mitautor der Gesundheitsstudie.
                   INTERVIEW                                                                             10

                   Bäume-Rauschen ohne Wind
                   Einfluss der Bepflanzung auf die Schutzwirkung von Lärmhindernissen.                  11
                   Lärmbeurteilungen sichern – nicht aufbauschen
           Lärm    Bauen im Lärm: Der IGW-Bereich im GIS ist das Instrument zur Früherkennung
                   von Lärmproblemen.                                                                    13
                   Biodiversität für den Kanton Zürich
                   Biodiversität ist wertvoll und begeistert. Auch der Kanton Zürich möchte im
                   internationalen Jahr der Biodiversität auf seinen überraschend grossen biologischen
                   Reichtum aufmerksam machen und ihn weiter bewahren.                                   15
Raum/Landschaft    Moderat wachsen, aber am richtigen Ort
                   Interview mit dem neuen Kantonsplaner Wilhelm Natrup: Wie und wohin will er die
                   künftige Entwicklung des Lebensraums Zürich steuern, und wie stellt er sich die
                   Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Regionen vor? INTERVIEW                          17

          Abfall

         Boden/    Belastungen des Erdreichs auf einen Blick
       Altlasten   Fachstelle Bodenschutz und Sektion Altlasten informieren gemeinsam im Internet
                   zu Verfahren und Zuständigkeiten.                                                     23

         Wasser

                   Bevölkerung will so viel für den Umweltschutz tun wie noch nie
                   Vergleich der Schweizer Bevölkerung mit den Bewohnern im Kanton Zürich.               25
   Umweltdaten     Hohes Niveau im Umweltschutz bestätigt
                   Umweltbericht der Stadt Winterthur 2009.                                              29

                   Nachhaltigkeit ist nicht gratis zu haben – aber eine lohnende Investition
                   Resultate des Forschungsprojekts «NOGF – Nachhaltigkeitsorientierte
  Nachhaltigkeit   Gemeindeführung». Die Partnergemeinden Baden, Illnau-Effretikon, Lengnau AG,
                   Wiesendangen und Winterthur berichten.                                                31
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Diese Ausgabe enthält neben spannenden Interviews und Berichten aus den Gemeinden eine Leserumfrage

Was halten Sie von der ZUP?

Liebe Leserinnen und Leser                                                            Isabel Flynn
                                                                                      Redaktorin «Zürcher UmweltPraxis»
Ihre Meinung ist uns wichtig! Darum liegt dieser 60. Ausgabe der «Zürcher Um-
                                                                                      Koordinationsstelle für Umweltschutz
weltPraxis» (ZUP) eine Karte zur Leserbefragung bei. Sie müssen die pauschal-
                                                                                      Generalsekretariat Baudirektion
frankierte Karte nur noch ausfüllen und in einen Briefkasten werfen. Helfen Sie
                                                                                      Postfach, 8090 Zürich
uns, Ihre Bedürfnisse noch besser zu erfüllen und die Qualität der ZUP auf Dauer
                                                                                      Telefon 043 259 24 18
hochzuhalten.
                                                                                      isabel.flynn@bd.zh.ch
Diese 60. Ausgabe beschäftigt sich mit einigen sehr grundlegenden Themen. Be-         www.umweltschutz.zh.ch
sonders ans Herz legen möchte ich Ihnen den Beitrag zum neu beschlossenen
Massnahmenplan Lufthygiene (Seite 5). Er erläutert, welche gesundheitlichen
Folgen die Luftbelastung hat, woher die verschiedenen Luftschadstoffe stam-
men und wie die verschiedenen Verursachergruppen künftig in die Pflicht ge-
nommen werden sollen. Warum Feinstaub gesundheitsschädlich ist und wie
man sich schützen kann, erklärt Reto Schüpbach, Mitautor der neusten Gesund-
heitstudie, im Interview Seite 10.

Ebenfalls hervorheben möchte ich das Interview mit dem neuen Kantonsplaner
Wilhelm Natrup (Seite 17). Er wird als Chef des Amts für Raumordnung und Ver-
messung wesentlich beeinflussen, wohin sich die Entwicklung des Zürcher
Raums in Zukunft bewegt. Wie ist seine Vision für die Agglomeration Zürich?
Wo liegen die grossen Herausforderungen der nächsten Jahre? Und wie sieht er
                                                                                         Editorial
die künftige Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Regionen?
                                                                                         Editorial
Von anderen zu lernen, ist besonders wertvoll. Fünf Gemeinden berichten ab
Seite 31 über ihre Erfahrungen mit der nachhaltigkeitsorientierten Gemeinde-
führung. Ihr Fazit: Nachhaltigkeit ist nicht gratis zu haben – aber die Investition
lohnt sich.

Weitere Artikel dieser Ausgabe beschäftigen sich mit Fragen wie: Welchen Ein-
fluss hat eine Bepflanzung auf den Lärmschutz (Seite 11)? Wie berechnet man
im Internet die Lärmimmissionen für eine künftige Überbauung (Seite 13)? Wo-
rum geht es im Internationalen Jahr der Biodiversität (Seite 15)? Und sind die
Zürcher tatsächlich umweltbewusster als die durchschnittliche Schweizer Bevöl-
kerung (Seite 25)?

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp. Alle bisher erschienenen ZUP-Artikel seit
1994 erhalten Sie unter www.umweltschutz.zh.ch (Rubrik: ZUP). Hier finden Sie
für jedes Umweltthema schnell heraus, was Kern des Problems ist, wer damit Er-
fahrung hat und ob es Beispiele aus Ihrer Umgebung gibt.

                                                                 Herzliche Grüsse

                                                                      Isabel Flynn

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                      3
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Hinweise zum Vollzug

Gezielt für gesunde Luft im Kanton                   Verhandlungserfolg der Schweiz: globale             Verstärkte Förderung für energetische
Zwar ist die Luft im Kanton heute viel sauberer      Abfall- und Chemikalienpolitik wird gestärkt        Sanierungen
als einst, gewisse Schadstoffkonzentrationen         Üblicherweise führen internationale Umwelt-         Seit Anfang Jahr unterstützt das schweizweite
überschreiten aber immer noch die Grenzwerte.        konventionen getrennte Treffen durch. Mit dem       Gebäudeprogramm der Kantone und des Bun-
Ein neuer Massnahmenplan des Regierungsra-           von der Schweiz angeregten Ziel, im Abfall- und     des energietechnische Verbesserungen der Ge-
tes sorgt dafür, dass die Bevölkerung künftig        Chemikalienbereich künftig stärker zusammen-        bäudehülle. Zusätzlich fördert der Kanton
noch bessere Luft atmet. Der Regierungsrat ist       zuarbeiten, tagten die Vertragsparteien der Rot-    Zürich die Abwärmenutzung und den Einsatz
überzeugt, dass die Kosten der Massnahmen            terdamer-, Stockholmer- und Basler Konvention       erneuerbarer Energien. Finanziert wird die er-
durch die höhere Standort- und Lebensqualität        im Februar erstmals gleichzeitig. Die Vertrags-     weiterte Förderung durch die Teilzweckbindung
mehr als aufgewogen werden.                          parteien folgten einem Vorschlag der Schweiz        der CO2-Abgabe des Bundes und dem vom
www.luft.zh.ch                                       und beschlossen, die Leitung der drei Konventi-     Kantonsrat beschlossenen Rahmenkredit.
                                                     onssekretariate in Genf zusammenzulegen.            Die zentrale Informations- und Anlaufstelle für
                                                     Bundesamt für Umwelt                                das Gebäudeprogramm ist die Internetseite
Umfahrungen Fällanden-Schwerzenbach,                                                                     www.dasgebaeudeprogramm.ch. Dort findet
Grüningen und Pfäffikon                                                                                  sich ein direkter Link zum kantonalen Förderpro-
Das Amt für Verkehr hat für die drei Zürcher Ober-   Feuerbrandbekämpfung mit Streptomycin:              gramm und zu den Gesuchsformularen.
länder Umfahrungsprojekte Fällanden-Schwer-          Maximal noch zwei Anwendungen                       www.energie.zh.ch
zenbach, Grüningen und Pfäffikon verschiedene        Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat
Zweckmässigkeitsbeurteilungen vorgenommen.           die Zulassung von Streptomycin zur Feuerbrand-
Für die Umfahrung von Fällanden-Schwerzen-           bekämpfung für 2010 erneuert, allerdings mit        Bessere Gebäudedämmung
bach hat der Regierungsrat eine Etappierung der      noch restriktiveren Auflagen als in den zwei vor-   und energieeffiziente Haustechnik
Streckenabschnitte beschlossen, wobei zuerst die     angehenden Jahren. Neu sind bei Blüten-Infekti-     Künftig soll ein Neubau im Kanton Zürich nur
Umfahrung von Fällanden realisiert werden soll.      onsgefahren nur noch zwei Anwendungen von           die Energie von umgerechnet 4,8 Liter Heizöl
In Grüningen soll ein temporäres LKW-Fahrver-        Streptomycin in Kernobstanlagen erlaubt. Die        pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und
bot neue Erkenntnisse bringen, gleichzeitig sol-     Erfahrungen mit dem Streptomycin-Einsatz und        Jahr verbrauchen, umfassend sanierte Gebäude
len weitere Umfahrungsvarianten vertieft wer-        die Weiterentwicklung alternativer Bekämp-          rund 9 Liter. Damit sinkt der zulässige Wärme-
den. Die Westumfahrung Pfäffikon soll mög-           fungsmassnahmen haben zu diesem Entscheid           bedarf von Neubauten um einen Drittel. Zum
lichst rasch realisiert werden, die Variante einer   beigetragen. Auch im 2009 wurden bei Bakteri-       Vergleich: Im Jahr 1975 lag der Bedarf noch bei
Nordumfahrung wird nicht weiter verfolgt.            en auf Kernobstbäumen und im Boden keine er-        einer Energiemenge von 22 Litern Heizöl.
Baudirektion Kanton Zürich                           höhten Antibiotikaresistenzen festgestellt.         www.energie.zh.ch
                                                     Bundesamt für Landwirtschaft

Bundesrat will Treibhausgase                                                                             Gebühren und Aufsichtsabgaben
um mindestens 20 Prozent senken                      Verstärkter Schutz für Trockenwiesen                im Energiebereich werden angepasst
Der Bundesrat schliesst sich dem an der Weltkli-     und -weiden                                         Der Bundesrat hat im Februar die Änderung der
makonferenz von Kopenhagen Ende 2009 aus-            Trockenwiesen und -weiden sind mehrheitlich         Verordnung über die Gebühren und Aufsichts-
gehandelten «Copenhagen Accord» an. Er mel-          das Ergebnis einer extensiven landwirtschaftli-     abgaben im Energiebereich (GebV-En, SR
det der UNO-Klimakonvention, dass die                chen Nutzung und spielen eine wichtige Rolle        730.05) gutgeheissen. Die revidierte Verordnung
Schweiz den Treibhausgasausstoss bis 2020 um         bei der Erhaltung und Förderung der Artenviel-      trat am 1. März 2010 in Kraft. Sie schafft unter
mindestens 20 Prozent senken will. Zudem hat         falt. Sie werden künftig besser geschützt. Am       anderem die Grundlage für Akontozahlungen
der Bundesrat beschlossen, das Engagement im         13. Januar 2010 hat der Bundesrat die Verord-       für die anfallenden Gebühren bei länger dauern-
Globalen Umweltfonds (GEF) zu erhöhen.               nung verabschiedet, welche die Umsetzung des        den Verfahren.
Eidgenössisches Departement für Umwelt,              Bundesinventars der Trockenwiesen und -wei-         Bundesamt für Energie
Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK              den regelt. Das neue Inventar wird knapp 3000
                                                     Objekte umfassen.
                                                     Eidgenössisches Departement für Umwelt,             Übergangsregelung für Elektrogeräte
Lärmgrenzwerte für militärische Anlagen              Verkehr, Energie und Kommunikation                  Für elektronische Geräte, die ab nächstem Jahr
Bei der Lärmbekämpfung bei militärischen Waf-                                                            neu hergestellt oder in die Schweiz importiert
fen-, Schiess- und Übungsplätzen kamen bis an-                                                           werden, gelten seit dem 1. Januar 2010 ver-
hin provisorische Richtwerte zur Anwendung.          Kostendeckende Einspeisevergütung:                  schärfte Vorschriften zum Stromverbrauch. Dies
Die Beurteilungsgrundlagen wurden nun aktua-         Vergütung für Solarstrom sinkt                      hatte der Bundesrat im Juni 2009 im Rahmen ei-
lisiert und sollen rechtsverbindlich als neuer An-   Das Eidgenössische Departement für Umwelt,          ner Revision der Energieverordnung beschlos-
hang 9 in der Lärmschutz-Verordnung festge-          Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)           sen. Nicht-konforme Geräte aus Lagerbeständen
legt werden. Das UVEK schickte eine entspre-         senkt die kostendeckende Einspeisevergütung         dürfen Schweizer Händler und Hersteller noch
chende Verordnungsrevision in die Anhörung.          (KEV) für Solarstrom um 18 Prozent. Grund           bis Ende 2010 verkaufen.
UVEK                                                 dafür sind die stark gesunkenen Marktpreise für     UVEK
                                                     Photovoltaik-Module sowie die in der Energie-
                                                     verordnung vorgesehene reguläre jährliche Ab-
Schweiz tritt Übereinkommen zum Gefahr-              senkung der Vergütungen. Weiter verlängert          Besserer Zugang zu Umweltinformationen
guttransport auf Binnengewässern bei                 das UVEK die Frist zur Einreichung der Baube-       Die Schweiz soll der Aarhus-Konvention beitre-
Die Schweiz soll dem europäischen Überein-           willigungen für Windenergieanlagen von zwei         ten. Dies hat der Bundesrat letzten Dezember be-
kommen zum Gefahrguttransport auf Binnen-            auf vier Jahre. Und schliesslich führt das UVEK     schlossen. Damit soll die Bevölkerung einen bes-
gewässern (ADN) beitreten. Der Bundesrat hat         die Netto-Messung der Stromproduktion ein:          seren Zugang zu Umweltinformationen erhalten.
im Februar eine entsprechende Botschaft an das       Der Eigenstromverbrauch der Anlagen wird da-        Die Schweiz hatte die Aarhus-Konvention bereits
Parlament verabschiedet. Betroffen vom Über-         durch künftig bereits bei der Messung abgezo-       bei ihrer Verabschiedung im Jahre 1998 unter-
einkommen ist in der Schweiz allein die Rhein-       gen und muss in den KEV-Tarifen nicht mehr          zeichnet. Jetzt soll die Ratifikation dieses Ver-
schifffahrt. Heute unterliegen diese Transporte      verrechnet werden. Die Änderungen treten            tragswerks an die Hand genommen werden.
der Verordnung über die Beförderung gefährli-        rückwirkend auf den 1. Januar 2010 in Kraft.        UVEK
cher Güter auf dem Rhein (ADNR) von 2001.            Bundesamt für Energie
Bundesamt für Verkehr

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Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Alle Verursachergruppen in die Pflicht nehmen

Für gesunde Luft im Kanton

Zwar ist die Luft im Kanton viel sau-        ger an Atemnot, Bronchitis oder chro-          Regula Rometsch
berer als einst, gewisse Schadstoff-         nischem Husten leiden. Zudem werden            Abteilung Lufthygiene
konzentrationen überschreiten aber           höhere Sterberaten infolge von Lun-            AWEL Amt für
immer noch die Grenzwerte. Ein               genkrebs, anderen Atemwegserkran-              Abfall, Wasser, Energie und Luft
neuer Massnahmenplan der kanto-              kungen sowie Herz-Kreislauf-Krank-             Stampfenbachstr. 12, Postfach, 8090
nalen Baudirektion sorgt dafür,              heiten verzeichnet.                            Zürich
dass die Bevölkerung künftig besse-          Gesundheitlich besonders relevant sind         Telefon 043 259 29 95
re Luft atmet.                               die feinen Russpartikel aus der Ver-           Fax 043 259 51 78
                                             brennung von Brenn- und Treibstoffen.          regula.rometsch@bd.zh.ch
                                             Denn je feiner die Feinstaub-Partikel          www.luft.zh.ch
Die Luftqualität im Kanton Zürich hat        sind, desto tiefer gelangen sie in die
sich bis Ende der Neunzigerjahre stark       Lunge und umso gesundheitsschädi-
verbessert. Seither ist die Luftschad-       gender ist ihre Wirkung. So können die
stoffbelastung jedoch kaum mehr zu-          Russpartikel (kleiner 1 μm) Lungen-
rückgegangen. Die Konzentrationen            krebs verursachen oder via Lunge ins
von Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid       Herz-Kreislauf-System gelangen. Die
(NO2) und Ozon (O3) überschreiten an         Folge sind Herzinfarkte sowie andere
vielen Orten im Kanton die Grenzwer-         Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
te immer noch deutlich. Etwa zwei Drit-      In Kanton Zürich sind jährlich 3900 Spi-
tel der Zürcher Bevölkerung sind einer       taltage und 470 000 Tage einge-
zu hohen PM10-Belastung und etwa             schränkter Aktivität auf Krankheiten
ein Viertel der Bevölkerung ist einer zu     zurückzuführen, die durch übermässige             Luft
hohen NO2-Belastung ausgesetzt.              Luftverschmutzung verursacht werden.
                                             Infolge der Luftverschmutzung entste-
                                             hen im Kanton Zürich jährliche Gesund-
Gesundheitliche Folgen                       heitskosten von 555 Mio. Franken.
der Luftschadstoffbelastung

Verschiedene Studien zeigen, dass zu
hohe Konzentrationen von Luftschad-
stoffen zu Atemwegs- und Herz-Kreis-
lauf-Erkrankungen führen können. So-
wohl kurzfristige Belastungsspitzen als
auch länger andauernde Schadstoffbe-
lastungen können gesundheitliche Be-
einträchtigungen verursachen. So zeigt
eine neue Schweizer Studie, dass die
notfallmässigen Spitaleinweisungen we-
gen Herz- und Kreislauf- sowie Atem-
wegsproblemen zunehmen, wenn im
Winter die Feinstaubwerte ansteigen
(siehe Interview Seite 10).
Andere Studienresultate zeigen, dass
Einwohner von Gebieten mit höheren
                                             Luftschadstoffe konzentrieren sich besonders bei winterlichen Inversionslagen und belasten
Luftschadstoffbelastungen, beispiels-        dann die Gesundheit. Ein ganzes Massnahmenpaket soll die Luftqualität verbessern.
weise entlang von Autobahnen, häufi-                                                                            Quelle: AWEL/Lufthygiene

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                              5
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Luft

          PM10-Immissionen 2005 Kanton Zürich                                            PM10 Anteil belastete Bevölkerung
                                                                                         Kanton Zürich

Die räumliche Verteilung und der zeitliche Verlauf offenbaren: Noch immer werden weite Kreise der Bevölkerung mit PM10-Immissionen über
dem Grenzwert belastet.
                                                                                                                 Quelle: AWEL/Lufthygiene

Belastung schadet Natur                                                     Luft gelangen diese Schadstoffe in        Verarbeitungsprozesse sowie die Land-
und Gebäuden                                                                Form von Stickstoff in die Böden und      wirtschaft. Der Feinstaub-Ausstoss
                                                                            Gewässer und führen dort zu Versaue-      stammt zu je einem Drittel aus dem
Aber nicht nur der Mensch, auch natür-                                      rung und Überdüngung. Infolgedessen       Verkehr, den Feuerungen sowie aus In-
liche Ökosysteme leiden unter über-                                         wird die Widerstandskraft von Wäldern     dustrie und Gewerbe. Feinstaub ent-
mässiger Luftschadstoffbelastung. Na-                                       gegenüber Stürmen, Trockenheit, Frost     steht einerseits bei Verbrennungspro-
turnahe Wiesen, Wälder und Moore                                            sowie Schädlingen vermindert, und es      zessen und andererseits durch Aufwir-
können den übermässigen Ausstoss                                            kommt zu vermehrtem Windwurf. Ar-         belung und Abrieb (z.B. Strassen-
von Stickoxiden und Ammoniak län-                                           tenreiche Naturwiesen verkümmern,         staub).
gerfristig nicht verkraften. Über die                                       seltene Flachmoore verschwinden, und      Aufgrund der gesundheitlichen Rele-
                                                                            der Fischbestand verarmt. Zudem wird      vanz ist das Hauptaugenmerk auf die
                                         Externe Kosten der                 die Fruchtbarkeit landwirtschaftlicher    Verbrennungspartikel zu richten. Diese
                                         Luftverschmutzung                  Nutzflächen beeinträchtigt, und ent-      entstehen hauptsächlich bei der Ver-
                                                                            sprechende Ernteeinbussen sind die        brennung von Dieseltreibstoffen und
                                  600
                                           555                              Folge.                                    Holz. Dabei stammen rund 35 Prozent
                                                                            Zusätzlich zu den negativen Wirkun-       des Dieselrusses von Baumaschinen,
 Externe Kosten (in Mio. CHF/a)

                                  500
                                                                            gen auf Mensch und Ökosysteme ist         20 Prozent von Lastwagen und 12 Pro-
                                  400                                       die Luftverschmutzung auch für Ge-        zent aus dem Personenverkehr.
                                                                            bäudeschäden verantwortlich. Insge-       Bei den Stickoxid-Emissionen ist der
                                  300
                                                                            samt verursacht die übermässige Luft-     Strassenverkehr mit einem Anteil von
                                  200                 164                   verschmutzung im Kanton Zürich jähr-      52 Prozent Hauptverursacher. Die
                                                                  99        lich Kosten von rund 820 Mio. Franken.    flüchtigen organischen Verbindungen
                                  100
                                                                                                                      (VOC) stammen hingegen hauptsäch-
                                    0                                                                                 lich aus industriellen Verarbeitungspro-
                                        Gesundheit   Gebäude   Ökosysteme   Herkunft der Luftschadstoffe              zessen. Bei den Ammoniak-Emissionen
                                                                                                                      wiederum ist die Landwirtschaft mit ei-
Die externen Kosten der Luftverschmutzung
                                                                            Zu den wichtigsten Quellen der Luft-      nem Anteil von 90 Prozent eindeutige
betrugen im Jahr 2005 total 818 Mio. Fran-
ken.                                                                        schadstoffe gehören der Strassenver-      Hauptverursacherin. Aufgrund dieser
                     Quelle: econcept, 2006                                 kehr, Feuerungsanlagen, industrielle      Zahlen wird deutlich, wo Massnahmen

6                                                                                                        UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Lärm
                                                                                                                            Luft

zur Bekämpfung der einzelnen Schad-
stoffe primär ansetzen müssen.                  Wichtigste Emissionsquellen
                                                PM10 2005: Total 2012 Tonnen
                                                                Verkehr (Strasse, Schiene) 39%
                                                                                Luftverkehr 2%
Massnahmenplan Luftreinhaltung
                                                                           Landwirtschaft 17%
2008

Am 9. Dezember 2009 hat der Regie-                                     Industrie/Gewerbe 23%
rungsrat einen neuen Massnahmen-
plan erlassen, um die Belastungssituati-
                                                                             Feuerungen 19%
on im Kanton zu verbessern. Aufgrund
der Grenzwertüberschreitungen ist der
Kanton Zürich gemäss Luftreinhalte-             Dieselruss: Total 376 Tonnen
Verordnung und Umweltschutzgesetz
                                                                          Baumaschinen 34%
verpflichtet, einen Massnahmenplan zu
erstellen. Der neue Massnahmenplan                         Restliche Fahrzeuge/Maschinen 11%
                                                                   Land- und Fortwirtschaft 9%
2008 ersetzt den bisherigen Massnah-                                           Linienbusse 3%
menplan von 1996 sowie dessen Er-                                           Lieferwagen 11%
gänzungen in den folgenden Jahren.
                                                                        Personenwagen 12%
Die Aktualisierung wurde wegen neuer                             Schwere Nutzfahrzeuge 20%
gesetzlicher Grundlagen (Revision der
Luftreinhalte-Verordnung 2007) und
neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse           NOX 2005: Total 13415 Tonnen
zur Wirkung von Feinstaub auf die
                                                                         Strassenverkehr 52%
menschliche Gesundheit erforderlich.                                           Luftverkehr 9%
                                                                           Landwirtschaft 6%

                                                                       Industrie/Gewerbe 13%
Strategie des Massnahmenplans

                                                                             Feuerungen 20%
Zur Reduktion der Luftschadstoffbelas-
tung nimmt der Massnahmenplan
sämtliche Verursachergruppen in die
Pflicht. Das primäre Ziel des Massnah-          VOC 2005: Total 14600 Tonnen
menplans ist die Verbesserung der Ge-
sundheit der Zürcher Bevölkerung.                                        Strassenverkehr 19%
                                                                               Luftverkehr 2%
Darum legt er das Schwergewicht auf
                                                                          Landwirtschaft 12%
die Reduktion der krebserregenden
                                                                              Feuerungen 4%
Russpartikel. Daneben soll aber auch
der Ausstoss von Stickoxiden, flüchti-
gen organischen Verbindungen und                                       Industrie/Gewerbe 63%

Ammoniak zurückgehen.
Damit möglichst viele Zürcherinnen
und Zürcher von den Massnahmen
                                                NH3 2005: Total 2869 Tonnen
profitieren, soll die Schadstoffbelas-
tung insbesondere in dicht besiedelten                                     Strassenverkehr 6%
Gebieten sinken. Der Massnahmen-                                        Industrie/Gewerbe 4%
plan setzt vorwiegend auf das Aus-
schöpfen des nach wie vor beträcht-
lichen technischen Innovationspoten-               Verkehr
zials zur Verbesserung der Luftqualität            Luftverkehr
                                                                          Landwirtschaft 90%
                                                   Landwirtschaft
– ein Weg, der sich schon bisher be-               Industrie/Gewerbe
währt hat. Hingegen zielt er nicht auf             Feuerungen

einschneidende Verhaltensänderungen
                                             Schadstoffemissionen im Kanton Zürich (2005) nach Verursacherkategorien für PM10,
der breiten Bevölkerung, die aufwän-         Dieselruss, NOX, VOC und NH3.
dig und schwierig durchzusetzen sind.                                                                    Quelle: AWEL/Lufthygiene

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                       7
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Luft                                       Lärm

                                                  Massnahmen                                 lagen möglichst an zentralen, am öf-
                                                                                             fentlichen Verkehrsnetz gut angebun-
                                                  Der Massnahmenplan 2008 umfasst            denen Standorten angesiedelt werden.
                                                  insgesamt 25 Massnahmen in den Be-
                                                  reichen Verkehr, Feuerungen, Land- und
                                                  Forstwirtschaft, Industrie und Gewerbe     Massnahmen im Bereich
                                                  und Flughafen. Sie teilen sich auf in:     Feuerungen

                                                  A) Massnahmen im Kompetenzbereich          Auch die kleinen und grossen Feue-
                                                     des Kantons                             rungsanlagen, welche für die Heizwär-
                                                     • Verpflichtungen für den Kanton        meerzeugung, für industrielle Prozesse
                                                       und die Gemeinden zum Umset-          oder für die energetische Abfallverwer-
                                                       zen von Projekten und Rechtset-       tung eingesetzt werden, müssen sau-
                                                       zungsvorhaben                         berer werden. Aufgrund des bisherigen
                                                     • Für alle verbindliche und unmit-      Massnahmenplans werden im Kanton
                                                       telbar anwendbare Massnahmen          Zürich bereits eine Vielzahl von Mass-
                                                       (neu zusammengefasst in einer         nahmen erfolgreich umgesetzt.
                                                       kantonalen Verordnung zum Mass-       Neu müssen stationäre Verbrennungs-
Den Massnahmenplan finden Sie unter:                   nahmenplan Luftreinhaltung)           motoren, beispielsweise in einem
www.luft.zh.ch.                                                                              Blockheizkraftwerk, jährlich anstatt al-
                Quelle: AWEL/Lufthygiene
                                                  B) Anträge an den Bund                     le zwei Jahre kontrolliert werden. Die
                                                     in Bereichen, in denen der Kanton       Fristen der Luftreinhalte-Verordnung
Angestrebt wird eine grösstmögliche                  nicht direkt Einfluss nehmen kann.      für die Ausrüstung von grösseren Rest-
Reduktion der Schadstoffemissionen                                                           holzfeuerungen mit Feinstaubfiltern
bei möglichst geringen Kosten. Für je-                                                       werden im Kanton Zürich verkürzt
de einzelne Reduktionsmassnahme                   Massnahmen im Bereich Verkehr              (Restholz = Abfallholz in Schreinereien).
wurden die Kosten ermittelt und dem                                                          Zudem dürfen Spanplatten und sonsti-
volkswirtschaftlichen Nutzen gegen-               Die Massnahmen im Verkehrsbereich          ges belastetes Restholz nur noch in die-
übergestellt. Bei mehr als drei Vierteln          setzen primär bei der Förderung des        sen grösseren, mit Filtern ausgerüste-
der Massnahmen liegt der monetäre                 technischen Fortschritts an: Der beste-    ten Feuerungen, verbrannt werden.
Nutzen deutlich über den jeweiligen               hende Fahrzeugpark soll durch emissi-      Bei Feststofffeuerungsanlagen, in wel-
Kosten. Die restlichen Massnahmen                 onsärmere und energieeffizientere          chen Holz, Altholz, Papier und ähnliche
sind zwar vergleichsweise teuer, redu-            Fahrzeuge ersetzt werden. Dazu will        Abfälle verbrannt werden, muss die
zieren die Emissionen jedoch beson-               der Kanton den Absatz von umwelt-          Funktion des Feinstaub-Filters dauernd
ders stark und haben zusätzliche posi-            freundlichen Personenwagen, Mo-            überwacht werden. Damit soll sicher-
tive Effekte, wie beispielsweise eine             torrädern und Nutzfahrzeugen mit ei-       gestellt werden, dass der Filter immer
Kohlendioxid (CO2)-Reduktion.                     ner Ökologisierung der kantonalen          eingeschaltet ist und die Abgase nur in
                                                  Motorfahrzeugsteuer fördern. Zudem         Ausnahmefällen über einen Bypass
                                                  sollen künftig auch die Motorräder ei-     entweichen.
 Was können Sie tun für saubere Luft?             ner periodischen Abgaskontrolle un-
 • Benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmit-     terzogen werden.
     tel oder den kombinierten Verkehr.           Der Kanton geht dabei selber mit gutem     Massnahmen im Bereich Industrie
 •   Kaufen Sie nur Fahrzeuge der Klassen A       Beispiel voran, indem er emissionsarme     und Gewerbe
     und B gemäss Energieetikette.                Fahrzeuge mit niedrigem Treibstoffver-
 •   Kaufen Sie dieselbetriebene Personenwa-      brauch beschafft und dieselbetriebene      Im Bereich Industrie und Gewerbe geht
     gen nur mit geschlossenem Partikelfilter-    Fahrzeuge und Maschinen mit Partikel-      es hauptsächlich darum, den Ausstoss
     system.                                      filtern ausrüstet. Dasselbe verlangt der   von VOC zu vermindern. Gewerbebe-
 •   Verfeuern Sie in Ihrem Cheminée nur sau-     Kanton auch von seinen Auftragneh-         triebe, welche Lösemittel verwenden,
     beres, trockenes Stückholz, und feuern Sie   mern.                                      werden zu individuellen Massnahmen
     statt von unten von oben an.                 Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für     verpflichtet. Der Umschlag von Löse-
 •   Verzichten Sie auf die Verbrennung von       Massnahmen im Verkehrsbereich ist          mitteln muss in einem geschlossenen
     Gartenabfällen im Freien, kompostieren       die Raumplanung. Um die Bevölkerung        System mit Gaspendelung erfolgen,
     Sie diese oder entsorgen Sie sie mit dem     an verkehrsreichen Lagen und in städ-      damit die Gase nicht in die Aussenluft
     Haushaltskehricht.                           tischen Agglomerationen zu schützen,       entweichen. Tankstellen, bei welchen
                                                  sollen Einkaufszentren und Freizeitan-     die Gasrückführsysteme unzureichend

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Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Lärm
                                                                                                                                         Luft

funktionieren, sind mit selbstüberwa-        forstwirtschaftlichen Abfällen zu ver-
chenden Gasrückführsystemen auszu-           meiden, welche für schätzungsweise              Ausblick
statten.                                     sieben Prozent des Feinstaub-Austos-            In diesem Artikel haben Sie einen Überblick
Aber nicht nur der Ausstoss von VOC,         ses verantwortlich ist. Dabei handelt es        zum Massnahmenplan Luftreinhaltung 2008
sondern auch der von Russ muss ver-          sich um Russpartikel, die aus gesund-           erhalten. Ausführlichere Informationen zum
mindert werden. Dazu will der Kanton         heitlichen Gründen vermieden werden             Massnahmenplan finden Sie unter
mit Betreibern von baustellenähnli-          sollten. Diese sammeln sich während             www.luft.zh.ch. In den nächsten ZUP-Ausga-
chen Anlagen (z.B. Kies- und Recyc-          Inversionslagen, welche in den Winter-          ben wird zudem noch vertieft auf einzelne
lingwerken, Vergärungs- und Kompos-          monaten häufig auftreten, in den un-            Aspekte des Massnahmenplans eingegan-
tierungsanlagen) eine Vereinbarung           teren Luftschichten an und führen zu            gen.
unterzeichnen, damit Maschinen und           übermässigen Feinstaub-Immissionen.
Geräte auch auf diesen Anlagen ver-          Deshalb sollen Wald-, Feld- und Gar-
mehrt mit Partikelfiltern ausgerüstet        tenabfälle in den Monaten November
werden. Der Kanton verlangt dies             bis Februar nicht mehr im Freien ver-         Feinstaub (PM10) und 960 Tonnen
schon seit 2004 auf kantonseigenen           brannt werden.                                Stickoxiden (NOX) pro Jahr. Zusammen
Baustellen und hat viele der eigenen                                                       mit den Massnahmen des Bundes las-
Maschinen und Geräte bereits aus-                                                          sen sich die Emissionen im Kanton
gerüstet. Künftig will er auch Maschi-       Massnahmen im Bereich Flughafen               Zürich so um ein erhebliches Stück re-
nen und Geräte, welche für forst- und                                                      duzieren. Eine wesentliche Ziellücke
landwirtschaftliche Arbeiten einge-          Um emissionsarme Flugzeuge zu för-            bleibt allerdings bestehen.
setzt werden, mit Partikelfiltern aus-       dern, ist am Flughafen Zürich im Rah-         Sollte sich die Differenz in den nächsten
rüsten. Dasselbe verlangt er von seinen      men des bisherigen Massnahmenplans            Jahren entgegen den Erwartungen
Auftragnehmern.                              bereits vor zehn Jahren eine emissions-       nicht verkleinern, ist der Kanton ver-
Bei Transporten von und zu grösseren         abhängige Landegebühr eingeführt              pflichtet, weitere Massnahmen zu tref-
UVP-pflichtigen Baustellen, welche           worden. Diese soll nun international          fen.
hinsichtlich ihrer Umweltauswirkun-          harmonisiert und an den aktuellen             Bei kurzfristigen Spitzenbelastungen,
gen speziell geprüft werden müssen,          Stand der Technik angepasst werden.           wie sie im Kanton Zürich alle paar Jah-
werden schärfere Anforderungen an                                                          re auftreten, schafft die im 2006 be-
den Schadstoffausstoss der einge-                                                          schlossene SMOG-Verordnung Abhil-
setzten Lastwagen gestellt. Massengü-        Verbleibende Ziellücke                        fe, um die Schadstoffemissionen mit
tertransporte (z.B. Abfälle oder Bau-                                                      kurzfristigen Massnahmen zu reduzie-
materialien) sollen primär mit der Bahn      Insgesamt sorgt die Umsetzung des             ren. Das primäre Ziel bleibt jedoch die
befördert werden. Der Kanton geht da-        Massnahmenplans Luftreinhaltung 2008          langfristige Verbesserung der Luftqua-
bei mit gutem Beispiel voran, indem er       für eine Reduktion von 100 Tonnen             lität.
auch andere Massengüter in erster Li-
nie mit der Bahn befördert.
                                                  Reduktion der Feinstaubemissionen und verbleibende Ziellücke

Massnahmen im Bereich Land-
                                                                                             SMOG-Verordnung des Kantons Zürich (2006)
und Forstwirtschaft
                                                                                             Massnahmenplan des Kantons Zürich (2008)

Um den hohen Ammoniak-Ausstoss
der Landwirtschaft zu senken, will der                                                       Aktionsplan Feinstaub des Bundes (2006)
Kanton Zürich beim Bund ein Ammoni-
                                                                                             Ziellücke
ak-reduzierendes Projekt einreichen.                               Emissionsziel
Dieser stellt im Rahmen des Programms
«Nachhaltige Nutzung von natürlichen
                                                                                             Tolerierbare Restemissionen
Ressourcen» Gelder für ressourcen-
schonende Massnahmen zur Verfü-
gung. Dazu gehört beispielsweise der
Einsatz von Schleppschlauchverteilern
beim Ausbringen der Gülle.                   Die Feinstaubemissionen werden im Kanton Zürich künftig reduziert durch den Massnah-
Ein wichtiger Ansatzpunkt für die Ver-       menplan Luftreinhaltung, den Aktionsplan Feinstaub des Bundes sowie im Akutfall durch die
                                             SMOG-Verordnung. Dennoch kann das angestrebte Ziel nicht ganz erreicht werden, es bleibt
besserung der Luftqualität ist es auch,      eine Ziellücke.
die offene Verbrennung von land- und                                                                         Quelle: AWEL/Lufthygiene

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                                   9
Bessere Luft atmen - Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Luft                                         Lärm

 Interview:                                            Teilweise. Die Resultate der vorliegenden Studie          nische und betriebliche Massnahmen ebenfalls
 Nachgefragt bei Reto Schüpbach                        stehen grösstenteils in gutem Einklang mit den Re-        ein grosses Minderungspotenzial. Offene Ver-
 Mitautor der Gesundheitsstudie                        sultaten aus anderen europäischen Untersuchun-            brennung (die teilweise illegal ist) sollte so weit
                                                       gen. Neu ist die Erkenntnis, dass schon bei tiefen        wie möglich unterlassen werden. Cheminéefeuer
 Gesundheitseffekte treten schon                       PM10-Belastungen Gesundheitseffekte auftreten.            zündet man für einen schadstoffarmen Brennver-
 bei tiefen PM10-Belastungen auf                       Wie die Studie zeigte, könnten ausserdem hohe             lauf am besten von oben an. Eine Übersicht der
 Abteilung Lufthygiene                                 Ozonkonzentrationen in doppelter Hinsicht schäd-          im Kanton Zürich beschlossenen Massnahmen ist
 AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft         lich sein: durch ihre direkten Wirkungen auf die          im Massnahmenplan Luftreinhaltung aufgelistet.
 Stampfenbachstr. 12                                   Atemwege sowie über eine zusätzliche Verstär-
 Postfach, 8090 Zürich                                 kung der Feinstaubeffekte.                                Wie ist die gesundheitliche Belastung von Herz
 Telefon 043 259 4177                                                                                            und Lunge durch Feinstaub im Vergleich zu an-
 reto.schuepbach@bd.zh.ch                              Wie kann man sich die Wirkung der PM10 im Kör-            deren Risikofaktoren einzuordnen?
                                Was ist das Beson-     per vorstellen?                                           In der Regel sind die gesundheitlichen Belastun-
                                dere Ihrer Studie?     PM10 bezeichnet die Grössenklasse des Feinstaubs          gen durch das Rauchen (und auch das Passiv-
                                Weltweit wurde         bis zu einem aerodynamischen Durchmesser von              rauchen) um ein Vielfaches höher als die PM10-
                                bereits eine Viel-     10 Mikrometern (μm). In dieser Klasse sind Stoffe         Belastungen, denen ein Mensch bei uns norma-
                                zahl von Studien       unterschiedlichster chemischer Zusammensetzung            lerweise ausgesetzt ist. So liegt die Feinstaub-
                                über die gesund-       und physikalischer Eigenschaften enthalten. Wegen         konzentration in Innenräumen, wo geraucht
                                heitlichen Auswir-     ihrer Feinheit und wegen der daran angelagerten           wird, einen Faktor 15 bis 20 höher als an stark
                                kungen von Fein-       Stoffe sind Russpartikel aus Verbrennungsmotoren          belasteten Standorten im Freien. Auch im Ver-
                                staub gemacht. Ei-     besonders gefährlich. Diese Partikel dringen bis tief     gleich zu anderen kardiovaskulären Risikofakto-
                                ne ähnliche Unter-     in die feinsten Verästelungen der Lunge ein und           ren wie z. B. Cholesterin, Bluthochdruck, Diabe-
                                suchung wurde vor      können sogar in den Blutkreislauf übertreten. In der      tes und Übergewicht ist die vorherrschende
 einigen Jahren in der Schweiz bereits im Rahmen       Lunge werden hauptsächlich entzündliche Prozes-           PM10-Belastung als untergeordnet einzustufen.
 des europäischen APHEA II-Projektes gemacht.          se ausgelöst, im Blut wird durch Einwirkung der           Auf der anderen Seite ist doch hervorzuheben,
 Die Resultate wurden jedoch wegen mangelhaf-          Partikel auf die Blutplättchen das Thromboserisiko        dass in der Schweiz nach Schätzungen bis zu
 ter Spitaldaten nicht publiziert. Seit ca. 2001 hat   und somit das Infarktrisiko erhöht. Noch nicht alle       3500 frühzeitige Todesfälle auf die erhöhte Luft-
 sich die Datenlage in der Schweiz ganz erheblich      Wirkungsmechanismen sind abschliessend geklärt.           belastung zurückgeführt werden.
 verbessert, sowohl was die Qualität der PM10-
 Messdaten anbelangt wie auch was die Qualität         Und wie kann man sich schützen?                           Untersucht wurden Notfalleinweisungen – kön-
 der medizinischen Statistik der Krankenhäuser         Im Freien gilt es möglichst Gebiete mit hoher Belas-      nen Sie auch etwas zu chronischen Schäden sa-
 betrifft. Was diese Studie auszeichnet, ist, dass     tung (v. a. stark befahrene Strassen) zu meiden           gen?
 erstmals die Effekte in ländlichen Gebieten mit       oder dort zumindest anstrengende körperliche Ak-          Die chronischen Schäden werden in der Schweiz
 schwacher Belastung und der kombinierte Effekt        tivitäten zu unterlassen. Bei eigenen Aktivitäten         im Rahmen der bald 20 Jahre laufenden SA-
 von PM10 und NO2 untersucht wurden.                   mit hoher Feinstaubentwicklung (z. B. Schleifen)          PALDIA- und SCARPOL-Studien untersucht.
                                                       ist die Feinstaubentwicklung so weit als möglich zu       Langfristige Wirkung von erhöhten PM10-Belas-
 Und was waren die wichtigsten Ergebnisse?             reduzieren, ausserdem sollte man persönliche              tungen konnten u. a. auf die Abnahme der Lun-
 Es zeigte sich, dass für die Notfalleinweisungen      Schutzmassnahmen ergreifen, also beispielsweise           genfunktion, die Zunahme chronischer Bronchi-
 in Folge Herz- und Kreislauf-Problemen im We-         eine Atemschutzmaske tragen.                              tissymptome und zunehmender Atemnot nach-
 sentlichen nur die PM10-Werte des Ereignistages                                                                 gewiesen werden.
 und des Vortages relevant waren, wogegen die          Was muss künftig im Sinne der Vorsorge unter-
 Notfalleinweisungen in Folge Atemwegsproble-          nommen werden?                                            Was bedeutet dies aus gesundheitlicher Sicht für
 men eher mit PM10-Belastungen der Tage davor          Im Sinne des Vorsorgeprinzips gilt es, die massgeb-       die Menschen im Kanton Zürich?
 assoziiert waren. Eine erhöhte PM10-Belastung         lichen Quellen für Feinstaub zu eliminieren oder zu       170 000 Zürcherinnen und Zürcher, die heute
 führte also erst mit einer gewissen zeitlichen Ver-   reduzieren, insbesondere in dicht besiedelten Ge-         noch übermässigen Immissionen ausgesetzt
 zögerung zu Atemwegsproblemen, wohingegen             bieten. Die besonders schädlichen PM10-Emissio-           sind, werden dies künftig nicht mehr sein, wenn
 sich Herz-Kreislauf-Probleme praktisch unmit-         nen aus Verbrennungsprozessen stammen haupt-              der ganze Massnahmenplan Luftreinhaltung in
 telbar bemerkbar machten. Überdurchschnitt-           sächlich aus dem Strassenverkehr, den Holzfeuerun-        die Tat umgesetzt ist. Auch für alle anderen
 lich betroffen von den Folgen erhöhter PM10-          gen, der offenen Verbrennung und industriellen so-        nimmt die Schadstoffbelastung weiter ab. Wenn
 Belastung sind ältere Personengruppen.                wie gewerblichen Aktivitäten. Bei den Dieselmoto-         wir den Schutz vor dem Passivrauchen dazuneh-
                                                       ren können durch den konsequenten Einsatz von             men, hat der Kanton Zürich sicher einen grossen
 Waren Sie von den Ergebnissen der Studie über-        Partikelfiltern ein Grossteil der Emissionen eliminiert   Schritt unternommen, um die schadstoffbeding-
 rascht?                                               werden, bei den Holzfeuerungen besteht durch tech-        ten gesundheitlichen Risiken herabzusetzen.

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Einfluss der Bepflanzung auf die Schutzwirkung von Lärmhindernissen

Bäume-Rauschen ohne Wind

Lärmschutzwälle schirmen Wohn-               Unbefriedigendem Lärmschutz                  Walter Egli
gebiete erfolgreich gegen Ver-               auf den Grund gehen                          Fachstelle Lärmschutz
kehrslärm ab. Viele Betroffene sind                                                       Tiefbauamt Kanton Zürich
der Ansicht, dass Bepflanzungen              Um fundierte Erkenntnisse zu dieser          Walcheplatz 2, 8090 Zürich
den Lärm zusätzlich reduzieren. Ei-          Fragestellung zu gewinnen, löste die         Telefon 043 259 55 16
ne Untersuchung zeigt nun aber,              Fachstelle Lärmschutz ein entsprechen-       walter.egli@bd.zh.ch
dass das Gegenteil der Fall ist.             des Forschungsprojekt aus. Konkreter         www.laerm.zh.ch
                                             Anlass dazu waren Klagen und ungenü-
                                             gend erklärbare Phänomene im Gebiet          Markus Weber
Mit der Zunahme des Verkehrs wurden          Zürich-Brunau an der Autobahn A3.            Basler & Hofmann AG, Zürich
in den vergangenen Jahren an zahlrei-        Östlich vom neuen Autobahn-Dreieck           Markus.Weber@baslerhofmann.ch
chen Strassen- und Bahnabschnitten           befindet sich das Wohnquartier Im
Lärmschutzwände und -wälle zum               Hummel, abgeschirmt vom Verkehrs-            Peter Angst
Schutz der Anwohner realisiert. Dabei        lärm durch einen bis zu acht Meter ho-       Rutishauser Ingenieurbüro GmbH, Zürich
zeigten sich immer mehr Situationen,         hen Lärmschutzwall. Von den Anwoh-           p.angst@ruing.ch
bei denen Bepflanzungen zu speziellen        nern wurde die Schutzwirkung des
Auswirkungen auf die Lärmausbrei-            Walls jedoch immer wieder bemängelt.
tung führen. Anwohner beschwerten            Ein deutlich hörbares Rauschen wurde
sich über die schlechte Wirkung von          der Durchlässigkeit der Steinkörbe zu-
Lärmschutzmassnahmen und neu ent-            geschrieben, die im mittleren Teil den
standene Nebengeräusche. Zwar wird           Wall ergänzen. Die Experten vermute-
Hecken und Sträuchern oft eine lärm-         ten jedoch als Ursache eine reflektie-          Lärm
mindernde Wirkung zugeschrieben.             rende Wirkung der belaubten Bäume
Messtechnisch kann diese jedoch kaum         zwischen dem Lärmschutzwall und
nachgewiesen werden.                         den Wohnhäusern.

Untersuchungsgebiet beim Autobahndreieck Zürich-Brunau mit Lärmschutzwall und reflektierender Baumgruppe. Die Grafik zeigt die Lärm-
ausbreitung zum Wohngebiet.
                                                                                                                Quelle: Weber/Angst

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                        11
Lärm

                                                            den Raster und Ermittlung der Pegel-
                                                            minderung.                                Akustische Kamera – mit den Augen
                                                        •   Vergleich der gemessenen mit den          hören
                                                            berechneten Pegelminderungen.             Die akustische Kamera besteht aus einer Vi-
                                                                                                      deokamera, einem Mikrofon-Array (mehrere
                                                                                                      regelmässig angeordnete Mikrofone) und ei-
                                                        Ergebnisse der akustischen Kamera             nem leistungsfähigen Computer. Dieser er-
                                                                                                      stellt aus den gemessenen Schallpegeln eine
                                                        Die Aufnahmen mit der akustischen             «Lärmkarte» und legt sie über das Foto. Die
                                                        Kamera zeigen deutlich die reflektie-         verschiedenen Lärmpegel werden mit unter-
Wallkrone, dahinter liegt die Autobahn ca. 8 m tiefer
                                                        renden Bereiche an Bäumen und Wald-           schiedlichen Farben dargestellt, ähnlich wie
                                                        rändern. Neben dem Blattwerk sind vor         bei einer Wärmebildkamera.
Momentaufnahme aus dem Pegelverlauf
der Reflexionen an Bäumen infolge Schuss-
                                                        allem die festen Baumbestandteile wie
abgabe am strassenseitigen Wallfuss.                    Stamm und dicke Äste wesentlich an
                  Quelle: Norsonic Brechbühl            den Reflexionen beteiligt. Allerdings       • Direkt hinter dem Wall sind die ge-
                                                        lassen sich aus den Messungen nur die          messenen Immissionspegel eher
Forschungsmethode                                       Intensitätsunterschiede, nicht aber die        höher als aufgrund der Berechnung
                                                        absoluten Lärmpegel ableiten.                  erwartet (grün).
Für die Untersuchung der Lärmausbrei-                                                               • Im Bereich der Baumgruppe liegen
tung im Problemgebiet wurde eine                                                                       die Pegel unter den erwarteten Wer-
kombinierte Methodik gewählt, die                       Ergebnisse der Messungen und                   ten (gelb  orange).
auf unterschiedlichen Messtechniken                     Berechnungen                                • Südlich der Baumgruppe sind die ge-
und Modellrechnungen beruht:                                                                           messenen Werte gegenüber den be-
• Einsatz der so genannten akusti-                      Für die Ermittlung der Reflexionsanteile       rechneten tiefer als im Bereich der
  schen Kamera zur Lokalisierung von                    sind vor allem die Pegelminderungen            Bäume (gelb/orange  rot).
  Lärmquellen und reflektierenden                       zwischen den Messpunkten auf der            Die Reflexionen an den Bäumen führen
  Gegenständen. Damit wurden der                        Wallkrone (direkte Sicht auf die Strasse)   offensichtlich zu einer Erhöhung der Lärm-
  Verkehrslärm sowie lärmsimulieren-                    und den Rasterpunkten im vom Wall           belastung um ein bis zwei Dezibel (dB).
  de Signalschüsse am strassenseiti-                    abgeschirmten Gebiet von Interesse.
  gen Wallfuss gemessen und abge-                       Die Unterschiede zwischen den gemes-
  bildet.                                               senen und den berechneten Pegelmin-         Folgerungen
• Messung und Berechnung der Pegel                      derungen sind im Bild unten grafisch
  auf der Wallkrone sowie an Mess-                      dargestellt. Daraus lassen sich die fol-    Die Untersuchungen zeigen, dass die
  punkten in einem dahinterliegen-                      genden Tendenzen erkennen:                  Reflexionen an Bäumen und Sträu-
                                                                                                    chern vor allem bei hoher Abschirmung
                                                                                                    des Direktschalls hörbar und messbar
                                                                                                    sind. Im vorliegenden Fall führen sie zu
                                                                                                    einer Immissionserhöhung von ein bis
                                                                                                    zwei Dezibel. Massgebend ist dabei
                                                                                                    nicht nur die Belaubung, sondern auch
                                                                                                    Stamm und dicke Äste tragen erheblich
                                                                                                    zu den Reflexionen bei.
                                                                                                    Die Auswertung der Knallmessungen
                                                                                                    mit einer Signalpistole zeigt zudem,
                                                                                                    dass im Einzelfall noch mit deutlich
                                                                                                    höheren Auswirkungen zu rechnen ist.
                                                                                                    Die Untersuchungen sollten deshalb an
                                                                                                    weiteren repräsentativen Standorten
                                                                                                    fortgesetzt werden. Vor allem bei der
                                                                                                    Planung und beim Unterhalt von bauli-
                                                                                                    chen Lärmschutzmassnahmen sind die
                                                                                                    psychologischen und ästhetischen Vor-
Unterschiede zwischen gemessenen und berechneten Pegelminderungen in dB. Direkt hinter              teile einer Bepflanzung gegenüber all-
dem Wall sind die gemessenen Immissionspegel eher höher als aufgrund der Berechnung er-
wartet (grün).                                                                                      fälligen akustischen Nachteilen sorg-
                                                                           Quelle: Weber            fältig abzuwägen.

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Bauen im Lärm I: IGW-Bereich für Baugesuche im GIS-Browser

Lärmbeurteilung sichern –
nicht aufbauschen

Einer übermässigen Lärmbelastung             der Lärm-Emissionsdaten berechnet:            Urs Waldner / Daniel Aebli
von Neu- und Umbauten ist spätes-            • Autobahnen, Staatsstrassen (ausser          Fachstelle Lärmschutz
tens im Rahmen des Baubewilli-                 Städte Zürich und Winterthur)               Tiefbauamt
gungsverfahrens entgegenzuwir-               • Bahnlinien                                  Walcheplatz 2
ken. Der IGW-Bereich im GIS ist das          • Flughafen Zürich                            8090 Zürich
Instrument zur Früherkennung.                • Militärflugplatz Dübendorf                  Telefon 043 259 55 21 / 55 26
                                             • Schiessanlagen                              urs.waldner@bd.zh.ch
                                                                                           daniel.aebli@bd.zh.ch
Die kantonale Behörde stellt dort, wo        Topografische Gegebenheiten, Hinder-          www.laerm.zh.ch
sie für Baugesuche mitverantwortlich         nisse und die Orientierung der Lüftungs-
ist, geeignete Unterlagen und Hilfsmit-      fenster werden in der Berechnung
tel bereit – beispielsweise das Geogra-      nicht berücksichtigt, so dass nicht alle
fische Informations-System GIS mit sei-      Gebäude im IGW-Bereich auch tat-
nen vielen Informationsebenen.               sächlich IGW-Überschreitungen auf-
Mit Hilfe des GIS-Browsers, also einer       weisen.
Internet-Anwendung für das GIS, wer-         Ausserdem werden (noch) nicht alle
den diese ortsbezogenen Daten publi-         Lärmquellen berücksichtigt:
ziert und das Vorgehen sowie weitere         • Industrie- und Gewerbebetriebe
Hilfsmittel oder nützliche Quellen be-       • Strassen Städte Zürich und
schrieben. Ein Teil des Bereichs Lärm-          Winterthur
schutz gemäss Lärmschutzverordnung           • Gemeindestrassen
(LSV) wird durch die GIS-Browser-Ebenen      • geplante Strassen                              Lärm
im «Lärminformationssystem» und –            • geplante Eisenbahnlinien
seit neuerem auch öffentlich zugäng-
lich – der Ebene «IGW-Bereich» be-           Baugesuche im Einflussbereich dieser
dient.                                       Lärmquellen können aber ebenfalls

Bauzonen erfasst

Werden bei Bauvorhaben mit lärm-
empfindlichen Räumen – Wohnräu-
men und Betriebsräumen – die IGW
überschritten, so ist eine Beurteilung
durch den Kanton erforderlich (An-
hang 3.2 BVV). Der «IGW-Bereich»
setzt hier ein und bezeichnet die Areale
in Bauzonen, in denen Überschreitun-
gen der Immissionsgrenzwerte (IGW)
möglich sind.

Lärmquellen (noch) unvollständig
                                             Die gelb dargestellten Perimeter im GIS-BROWSER «IGW- Bereich» umfassen Areale mit po-
                                             tenziellen IGW-Überschreitungen. Alle Lärmarten ausser Fluglärm bedürfen zusätzlicher Ab-
Die IGW-Bereiche für die folgenden           klärungen und Berechnungen für eine korrekte Lärmbeurteilung.
Lärmquellen werden auf der Grundlage                                                                                      Quelle: FALS

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                          13
Lärm

                                                    eine Beurteilung durch die Fachstelle      Erfassung und Nachführung der Sach-
 Der Einstieg                                       Lärmschutz erfordern.                      daten und der geometrischen Daten
 •  Internet-Browser starten.                       Die Beurteilung von Industrie- und Ge-     erfolgt fortlaufend (alle zwei Jahre)
 •  GIS-Browser für IGW-Bereich auf                 werbelärm erfolgt durch das kantonale      durch die Fachstelle Lärmschutz.
    www.laerm.zh.ch/laerminfo anklicken.            Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA).
 •  Den betreffenden Kartenausschnitt wäh-          Bei Unsicherheiten – und natürlich
    len mit den Werkzeugen «Vergrössern»,           auch auf alle anderen Fragen – ertei-      Emissionen sind keine
    «Verkleinern», «Verschieben» oder «Su-          len diese Anlaufstellen Auskunft.          Immissionen
    chen».
 •  Das Werkzeug «Identifizieren» wählen und                                                   Zu beachten ist, dass es sich bei den Da-
    den lärmkritischen Punkt anklicken.             Wohnen ist das Mass                        ten, die dem GIS-Browser (Ebenen
 •  Katasterdaten beschaffen via weiterfüh-                                                    «IGW-Bereich» und «Strassenlärm-»
    rende Verweise (Links; vgl. Kasten «Das         Der IGW-Bereich wird anhand der am         bzw. «Schiesslärm-Informationssystem»)
    Zwischenresultat»).                             stärksten lärmempfindlichen Nutzung –      entstammen, um Roh- und Grund-
 Empfohlen sei auch die Kenntnisnahme und           dem Wohnen – ermittelt. Für andere         lagendaten handelt (mit Ausnahme
 Nutzung der umfangreichen Erklärungen und          lärmempfindliche Nutzungen, zum            des Fluglärms). Massgeblich zur Beur-
 Hinweise im GIS-Browser-Fenster unter              Beispiel als Büroräume, fallen die IGW-    teilung sind jedoch die Immissions-
 «Funktionen des GIS-Browsers» via «Hilfe»-         Bereiche deutlich kleiner aus.             daten, in die weitere Parameter ein-
 Knopf:                                             Für die Berechnung des IGW-Bereichs        fliessen (vgl. Kasten «Die Fortsetzung»,
 •  «Übersicht»                                     werden die geltenden Empfindlich-          links).
 •  «Symbole»                                       keitsstufen (ES) mitberücksichtigt.        Im zweiten Teil dieser Artikelserie sol-
 •  «Suchen»                                        Gebieten in der ES IV werden die IGW       len unter anderem Werkzeuge vorge-
 •  «Diverses»                                      der ES III zugrunde gelegt. Landwirt-      stellt werden, mit denen solche Berech-
                                                    schaftszonen wird die ES III zugeord-      nungen (im Internet) ausgeführt wer-
                                                    net. Gebieten mit unbestimmter ES wie      den können. Das Ganze soll dazu die-
 Das Zwischenresultat
                                                    Reservebauzonen wird die ES II zuge-       nen, dass der Bereich Lärm bei Bau-
                          Ja
  Strassenlärm                                      wiesen. Zonen, in denen lärmempfind-       gesuchen weder vergessen geht noch
                          Strassenlärminfosystem
                          Ja                        liche Räume nicht zonenkonform sind,       unnötig aufgebläht wird.
  Bahnlärm                Bahnlärm
  Zivilfluglärm           Ja                        werden nicht berücksichtigt.
                          Zivilfluglärm
  Schiesslärm             –

  Militärfluglärm         –                         Bereich ist gesetzt

 • Hinweise auf mögliche IGW-Überschrei-            Für die Daten verantwortlich ist die
     tung für den lärmkritischen Punkt bezüg-
                                                    Fachstelle Lärmschutz des kantonalen
     lich erfasste Lärmarten (sind die Immis-
                                                    Tiefbauamts. Die GIS-Bearbeitung er-
     sionsgrenzwerte überschritten, obwohl al-
                                                    folgt durch das GIS-Zentrum des kanto-
     le Massnahmen ausgeschöpft sind, so
                                                    nalen Amts für Raumplanung und Ver-
     muss ein Baugesuch vom Kanton beurteilt
                                                    messung.
     werden (BVV Anh. 3.2)
                                                    Dem System zu Grunde liegen die ver-
 •   Verweise zur Weiterbearbeitung (Links)
                                                    bindlichen Zahlen der verschiedenen
     auf Datenquellen (Kataster in Tabelle blau).
                                                    aktuellen Kataster oder Erhebungen
                                                    mit Katastercharakter.
                                                                                                 Unterlagen und Informationen
 Die Fortsetzung                                    • Strassen: Emissionskataster                Im Internetbereich der Fachstelle Lärmschutz
 •   Emissionsdaten zu Immissionsdaten wei-         • SBB: Emissionsplan 2015                    unter
     terbearbeiten (vgl. zweiter Teil dieses Ar-    • SZU: Lärmbelastungskataster
     tikels).                                       • SOB: Grobimmissionskataster                www.laerm.zh.ch/laerminfo
 •   Immissionsdaten beurteilen bezüglich           • Flughafen: nomineller Betrieb des          finden sich Links, noch mehr Informationen
     IGW.                                              Jahres 2000 und vorläufiges Be-           und Unterlagen zum Thema.
 Bei Unsicherheiten oder komplexen Fragestel-          triebsreglement
                                                                                                 Für Industrie- und Gewerbelärm ist der Be-
 lungen ist ein Bauphysiker oder die Fachstelle     • Militärflugplatz Dübendorf: Lärm-          reich Arbeitsbedingungen (Arbeitsinspekto-
 Lärmschutz beizuziehen oder es ist das Bauge-         belastungskataster 1997
                                                                                                 rat) des AWA zuständig:
 such zur Beurteilung an die Kantonale Leitstel-    • Schiessanlagen: Betriebsdaten der
 le für Baubewilligungen weiterzuleiten.               einzelnen Schiessanlagen                  www.laerm.zh.ch/awa

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UNO-Jahr der Biodiversität: Bedeutung der Artenvielfalt und Aktivitäten zu ihrem Schutz

Biodiversität für den Kanton Zürich

«Biodiversität ist Leben» lautet die          typen, Sorten und Rassen). Sie ist das          Ursina Wiedmer
Devise des Internationalen Jahres             Ergebnis einer Millionen Jahre währen-          Fachstelle Naturschutz (FNS)
der Biodiversität, denn die Vielfalt          den Evolution, stark geprägt durch              ALN Amt für
an Arten und Lebensräumen und                 den Einfluss Jahrhunderte dauernder             Landschaft und Natur
die genetische Vielfalt sind für die          menschlicher Nutzungsformen.                    Stampfenbachstrasse 12
Menschen von existenzieller Be-               Die Biodiversität ist die Grundlage             Postfach, 8090 Zürich
deutung. Auch im Kanton Zürich                sämtlicher Lebensprozesse und Öko-              Telefon 043 259 30 60
trägt ein noch überraschend gros-             systemleistungen auf unserem Plane-             ursina.wiedmer@bd.zh.ch
ser biologischer Reichtum unter an-           ten. Ohne sie wäre die Erde ein Him-            www.naturschutz.zh.ch
derem zu vielfältigen und abwechs-            melskörper wie der Mond. Die Biodi-
lungsreichen Naherholungsräumen               versität stellt zudem eine Art Versiche-
und damit zu einer hohen Standort-            rung für unsere Zukunft dar: Die Viel-
qualität bei. Diesen Reichtum gilt es         falt von weltweit schätzungsweise 10
zu erhalten und langfristig zu si-            bis 20 Millionen Arten, ihre genetische
chern!                                        Variabilität und die kaum klassifizierba-
                                              re Vielzahl verschiedener Lebensge-
                                              meinschaften und Wechselbeziehun-
Das Jahr 2010 wurde von der UNO zum           gen ermöglicht Anpassungen an ein
Internationalen Jahr der Biodiversität        breites Spektrum sich ändernder Um-
ausgerufen. Abgestützt auf die 1992           weltbedingungen.                                   Raum/
proklamierte Konvention von Rio, ha-          Nicht zuletzt tragen wir als Gesellschaft
ben sich die Unterzeichnerstaaten ver-        eine ethische und moralische Verant-               Landschaft
pflichtet, bis ins Jahr 2010 den welt-        wortung für dieses natürliche Erbe.
weit immer weiter voranschreitenden
Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen.
Dieser ist insbesondere darauf zurück-
zuführen, dass natürliche Lebensräu-
me vom Menschen immer stärker ge-
nutzt werden. Fast 60 Prozent der welt-
weiten Ökosysteme sind bedroht. Die
Aussterberate der Arten ist 100 bis
1000 Mal höher als die natürliche Rate.

Was bringt uns eine grosse
Vielfalt?

Biodiversität ist das auf der Erde existie-
rende Leben in seiner gesamten Vielfalt
verschiedener Lebensformen wie Tiere,
Pflanzen, Pilze oder Bakterien. Sie um-
fasst aber auch die unterschiedlichen
Lebensräume, in denen Arten leben,
also Ökosysteme wie den Wald oder
                                              Moorlandschaften, wie hier auf dem Hirzel, sind nicht nur schön fürs Auge, sondern Lebens-
die Gewässer sowie die genetische             raum einer artenreichen Flora und Fauna.
Vielfalt innerhalb der Arten (z.B. Öko-                                                                      Quelle: Fachstelle Naturschutz

UMWELTPRAXIS Nr. 60 / April 2010 www.umweltschutz.zh.ch                                                                              15
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