Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern

 
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Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern
Herwig Scholz
Spielsuchtambulanz Delatour im Villach
Departement für Psychosomatik Waiern
Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern
Abhängigkeiten
Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern
Tradierte Suchthypothesen
• Willensschwäche, Charaktermängel
• Anfälligkeit für Sucht durch psychische
  Krankheit z.B. Depressivität
• Entwicklungsstörungen z.B.: „orale Schwäche“
• Soziale Ursachen ‐ z. B.: Arbeitslosigkeit,
  Wohlstand
• Biochemischer Effekt des Suchtmittels
Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern
Modernes Konzept Suchtentwicklung
` Mehrdimensionales Zusammenwirken genetischer
  und psychosozialer Faktoren
` Umprogrammierung des mesolimbischen Systems im
  Zentralnervensystem
` Neurobiologische Veränderungen z.B.: Transmitter,
  Synapsen bewirken veränderte Signale
` Spezielle Reaktion des Belohnungssystems auf
  Substanzen oder Verhalten
Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern
Speziell suchtfördernde Eigenschaften von
                    Substanzen
Spezifische ZNS Effekte :
• Euphorie
• Erleichterung z.B.: Schmerzlinderung
• Beruhigung, Schlaf
• Angstverminderung, Problembeseitigung
• Selbstwertsteigerung
• Neue „erweiterte“ Perspektiven speziell Selbstbild etc…
Suchtbahnende Komponenten:
• Rascher Wirkbeginn nach Einnahme
• Stimulierung des Belohnungssystems…
• Verfügbarkeit
Speziell suchtfördernde Eigenschaften
                 Verhalten
Spezifische ZNS Effekte
• Euphorie, Glücksgefühl
• Verminderung negativer Affekte z.B.. Angst, Frustration
• Selbstwertsteigerung
• Neue „erweiterte“ Perspektiven speziell Selbstbild…

Suchtbahnende Komponenten:
• Verfügbarkeit
• Rascher Effekt auf das Belohnungssystem
Häufigere Varianten nicht stofflicher
                Suchtformen
•   Spielsucht
•   Computer, Internet, Chatroom
•   Kaufsucht
•   Süchtiges Sexualverhalten
•   Süchtig entgleistes Arbeitsverhalten
•   Macht ?
•   Geld ?
Wirtschaftliche Bedeutung des
            Glücksspiels

• Zählt zu den größten Wirtschaftszweigen in Europa
• 2002 Steuereinnahmen Deutschland 4.505 Euro
  (Meyer 2003), liegen höher als die Alkoholsteuern
• Steuern für Länder und Kommunen decken 1‐5% des
  Gesamtbudgets ab
• Jährliche Wachstumsraten zwischen 1.7 bis 10%
• Innovative dynamische Entwicklung der Industrie
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Gefährdungsfaktoren durch Geldspielautomaten

   ØHohe Ereignisfrequenz
   ØKurzes Auszahlungsintervall
   ØScheinbare Interaktionsmöglichkeiten
    durch Start ‐ Stop‐ Risikotasten
   Ø„Beinahegewinne“
   ØAkustische und optische Verstärkerfaktoren
   ØKontaktsetting
   ØSuggestion persönlicher Kompetenz
Begünstigende soziale Faktoren
¾ Spielautomaten – führen auch zu
 besonders rascher Suchtentwicklung
 (Breen et al. 2002)
¾Regionale Zulassungen ohne
 Kontrollmöglichkeiten
¾Unklare Standpunkte bei Politik und
 Behörden ‐
¾Werbung mit Fokus auf Glück und Erfolg
¾Verstärkter Zugang über Internet‐
 Sportwetten
Pathologischer Internet‐gebrauch(auch
               Mehrfachnennungen)

 4,0%
        3,7%

 3,5%

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                                         Chatten
 2,0%
                                         Interaktive Spiele

 1,5%                                    Online Erotik

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Epidemiologische Entwicklung der
          Spielsucht in Kärnten
• Bis 1997 Anteil der Kärntner Spieler unter 1%
• Seit Legalisierung des „kleinen Glücksspiels“
  kontinuierlicher Anstieg der Kärntner
  Patienten auf mehr als 15%
• Aufbau von Ambulanzen für Spieler in
  Klagenfurt(1998) und Villach(1999)
Entwicklungshintergründe für
   pathologisches Spielen
Entwicklungskonzept der Spielsucht (Custer et al
                       1985)

 • Vulnerabilität als Voraussetzung z.B.
   Selbstunsicherheit ,familiäre Faktoren etc.
 • “Gewinnphase” ‐ magische Bedeutung des
   Gewinns als Macht, Zuwendung, Beachtung...
 • “Verlustphase”‐ Ärger ,Angst‐ neuerliches Spielen
   zur Abwehr von Identitätsverlust ‐ “chasing”
 • “Verzweiflungsphase” Nach “Freikauf” oft
   Euphorie – Rückfall‐ Kontrollverlust,
   Normenabbau ‐ Delikte, Isolierung
Generell Spielsucht fördernde
              Basisfaktoren
• Genetisch‐ familiär, gelernt
• Störung der Impulskontrolle
• Gesteigerter Reizhunger „Sensation seeking"
• Soziale Lernprozesse ‐ Vorbildverhalten‐ Werbung
• Psychosoziale Probleme: Ängste, Unsicherheit
  Vereinsamung, Frustration, Langeweile
• Gravierende Störungen der Selbstwertregulierung
Familiäre Vorbelastungen bei
            Spielsüchtigen

• Missbrauch bzw. Abhängigkeit (Alkohol
  Medikamente, Spielsucht etc.) in Elternfamilie
• Extrem ehrgeizige Eltern ‐ Leistungsdruck
• Undurchschaubarer Erziehungsstil z.B. Wechsel
  Versagung/Verwöhnung
• Ablehnender Elternteil
• Verunsicherung und Entwertung durch Eltern
Literatur über Selbstwert und
               Spielsucht u.a.:
• Rosenthal (1986) Narzissmus bei gestörtem
  Selbstwertgefühl
• Jacobs (1989) als Hintergrund des integrativen
  Suchtmodells
• Lesieur und Blume( 1991) (Spielerinnen)
• Meyer und Bachmann (1996)
• Niemz et al. (2005( niedrige SW Scores …….
Kaskade der selbstentwertenden
      Überanpassungsreaktion
   Selbstwertminderung, Ängste, soziale
             Verunsicherung

     Überanpassung, Unterordnung,
    Dependenz, Aggressionshemmung,

 Leistungszwänge,Überlastung, Frustration,
 Selbstaggression, Schuldgefühle, „Looser“

Entlastungsversuche durch Spielen „Glück
    auf einer anderen Ebene“ ,Scheitern

      Süchtiges Spielen, verstärkte
           Selbstaggression
Ängste, Verunsicherung werden verdrängt

     Aggressive, expansive Gegenregulationen
     „Ich bin über alles erhaben“ „der Größte“, „Big Winner“

                  Scheitern an der Realität, Verluste

Verleugnung, Risikosteigerung, problematisches Spielen

          Süchtiges Spielen, sozialer Absturz, Depression
Entwicklungsschritte der Spielsucht
 Vulnerabilität

                                                        Manifestierung der
                                Überbewertung Gewinn    Abhängigkeit
               Fehlkompensation „Starkes Selbst“        Abwehrmechanismen
Gefährdung des Selbstwert       Erleichterungsspielen   „Chasing“
Selbstkonzepts Expansiv oder    Riskantes Spielen       Ignorieren
               regressiv        Realitätsflucht         psychosozialer
                                Magisches Denken        Konsequenzen
                                Neurobiologische        Aktivierung latenter
                                Umprogrammierung        Begleitstörungen
                                                        Soziale Isolierung

 Fehlende
 Schutzfunktionen
Tatsächlich gegebene Varianten der Spielformen

Ø„Normales Spielen“ ohne Konsequenzen
• Professionelles Spielen (?)
ØPathologische Spielvarianten :
• Problematisches Spielen
• Süchtiges Spielen
• Endzustände mit erheblicher psychosozialer
  Isolation
Diskussion über Störungscharakter
         des pathologischen Spielens
• Fehlverhalten
• Neurosemodell ‐ Bedeutung frühkindlicher
  Störungen ‐ Interpretation als Zwangsstörung (
  Hand 1990)
• Lernmodell‐Konditionierung durch
  Belohnungseffekte, Euphorie Erregungsimpulse,
  Machtphantasien
• Suchtmodell ‐ Analoge Kriterien zu süchtigem
  Verhalten bei substanzgebundenen
  Abhängigkeiten
Kriterien für problematisches Spielen

 • Spielen trotz ökonomischer Probleme
 • Ritualisiertes Verhalten vor/bei Spiel
   „magisches Denken“
 • Spielen wird starkes Bedürfnis
 • Familie, Beruf, soziale Interessen treten
   zurück, Kommunikationsabbruch
 • Zunehmende soziale Isolierung
Pathologisches Spielen
• Spielen trotz ökonomischer Probleme
• Spielen wird zentraler Lebensinhalt
• Ritualisiertes Verhalten vor/bei Spiel
• Einengung, Kommunikationsabbruch,
  Konfliktvermeidung
• Familie, Beruf, soziale Interessen treten
  zurück
• Soziale Isolierung
Pathologisches Spielen, Glücksspielsucht
                         nach DSM-IV

1. Glücksspiel als zentraler Lebensinhalt

2. höhere Einsätze

3. erfolglose Versuche das Spielverhalten zu kontrollieren

4. Entzugserscheinungen bei Verhinderung des Spielens

5. Spielen, um dysphorische Stimmung zu verbessern

6. Geldverlusten hinterherjagen

7. Verheimlichung der Intensität und Auswirkungen

8. Illegale Handlungen zur Finanzierung

9. wichtige persönliche Beziehungen gefährdet oder verloren

10. Erwartung der Rettung durch andere aus der Verschuldung
Untergruppen bei pathologischen Glückspielern
                  (Petry et al. 1999)

• Depressiv – neurotischer Typ: Extreme
  Beeinträchtigung von Sinnerfülltheit sowie der selbst
  ‐ fremdbezogenen Wertschätzung
• Narzistisch – persönlichkeitsgestörter
  Glücksspielertyp: Selbstbezogen, selbst‐täuschend,
  nach außen beschönigend‐Im Hintergrund
  selbstunsicher?
Geschlechtsunterschiede bei
            Problemspielern
• Männer präferieren strategische Spiele (Karten,
  Blackjack etc), Folgedelikte eher aggressiver.
  Früher Beginn des Spielens
• Frauen präferieren eher Automaten und Bingo,
  Folgedelikte eher Scheckfälschungen
  Späterer Beginn des Spielens aber raschere
  Progression
Irrational verzerrte „magische“ Denkprozesse
             bei Spielsüchtigen selbst

• Ich kann das Glück anziehen, „zwingen “
• Also bin ich ein Besonderer, ein „Glücksmensch“
• Automaten, Roulette lassen sich durch
  Geschicklichkeit/richtiges System „überlisten“
• Aber nur, wenn man sich so gut auskennt wie ich
• Wenn man lange genug bei einem System bleibt
  gewinnt man schließlich doch…..
Abwehrmechanismen bei Spielsüchtigen

• Verleugnung,Verdrängung,Rationalisierung etc.
• Realitätsentfernung, Selbsttäuschung
• Umwertungen z.B. Idealisierung “big looser”
  statt Verlierer
• “Alles oder Nichts”‐ Denken
• Aggressionen, antisoziale Muster zur
  Geldbeschaffung
Psychosoziale Störungsaspekte bei 294
      stationär behandelten Spielern
• Familiäre Vorbelastung durch Sucht: 27.8%
• Psychiatrische Zusatzdiagnosen bei: 36.5%:
  Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Zyklothymie,
  Dysthymie, schizophr.Residuum
• Suizidversuche:14.8%
• Zusätzlicher Missbrauch/Abhängigkeiten 43.5%
• Verschuldung 87%
Diagnostik problematisches, pathologisches
                                   Spielen
Diagnostisch relevante Hinweise aus
           der Gesamtsituation
• Schulden, Delikte
• Familiäre soziale Probleme
• Suizidgefährdung
• Fokussierung auf Gewinne trotz
  überwiegender Verluste
• Unrealistische Problemlösungen
• Schuldzuweisungen an die Umgebung
Identifizierung‐Diagnostik
               Spielsucht
• Anamnese
• Auffälligkeiten im Spiel‐/ Sozialverhalten
• Fragebögen z.B.: Kurzfragebogen nach Petry, South
  Oaks Gambling Screen, Gamblers Belief
  Questionaire etc..
• DSMIV, ICD 10
• „Nebendiagnose“ bei anderen Abhängigkeiten
Screening nach den pragmatischen
        Fragen von Rosenthal. CCCC
Cannot quit, Chasing, Craving, Consequences
1. Kann erst aufhören wenn das Geld ausgeht
2. Verlieren ist eine persönliche Niederlage die
  ich wettmachen möchte
3. Ich denke oft an Glückspiel und spüre einen
  inneren Drang danach
4. Zur Geldbeschaffung habe ich schon
  Menschen belogen und betrogen
Pharmakologische Ansätze
Grundsätzlich nur im Kontext mit komplexer
  psychosozialer Langzeittherapie ‐ wenig
  gesicherte Erfahrungen
• Antidepressiva
• Phasenprophylaktika
• Naltrexon soll Euphorie blockieren(?)
Kriterien für eine dem State of the Art gerechte
                 Spielsuchttherapie

• Hinterfragen der Kategorie „Spielsucht“ in Richtung
• Individualisierung: Statt Therapie der Spielsucht ‐
  Therapie des Spielsüchtigen
• Geeignete organisatorische Gegebenheiten und
  notwendige Kompetenzen
• Umfassendes Leistungsangebot – Langzeittherapie
• Netzwerke
Notwendige therapeutische Veränderungen
              bei Spielern
• Erkennen pathogener Muster und Kognitionen
• Herstellen der Zusammenhänge mit der Spielsucht
• Therapeutische Veränderung entgleister
  Selbstwertprobleme z.B. Selbstentwertung, narzisstische
  Flucht vor der Realität
• Erkennen gestörter Beziehungsstrukturen
• Konstruktive Veränderungen
• Spezielles Eingehen auf Abwehr und „magisches Denken“
Verlaufsorientiertes Konzept
1. Kontakt‐Orientierungsphase –
   Awehrmechanismen‐Motivationsarbeit im
   Vordergrund
2. Intensivere ambulante oder stationäre
   Arbeitsphase: Verhaltensanalyse‐
   Prozessanalyse‐Zielanalyse
3. Nachbehandlungsphase ca 2 Jahre:Abbau von
   Basisstörungen Anpassung an Lebensrealität,
   Abbau restierender Abwehr
Das „Behandlungskonzept
              de La Tour“
• Integrativ, verlaufsorientiert, individuell
• Ambulante Vorbereitung
• 8‐10 Wochen intensiv. Danach 2‐jährige
  Nachbetreuung in Gruppen‐/Einzeltherapie
• Adaptation an individuelle Störungen, Risiken und
  Abwehrmechanismen
• Schwerpunkt Gruppenarbeit mit strukturierter
  Thematisierung – Langzeitkonzept
• Starke Motivation zur Nachbehandlung
Warum ein stationäres
       Gruppenangebot unverzichtbar ist
• Einzeln behandelte Spieler grenzen sich von
  Substanzabhängigen ab
• Delegieren das Problem an die Therapeuten
• Können nicht voneinander/miteinander lernen
• Entwickeln wenig Bereitschaft zur
  poststationären Gruppenarbeit
• Wenig Beziehung zur Therapieeinrichtung
Inhaltliche: Vom magischen Denken zurück
                zur Realität
Themenschwerpunkte der Gruppenarbeit
•   „Mein Leben, mein Spiel und Ich selbst“
•   „Ich‐Du‐Es“ ‐ Beziehungen
•   „Glück im Spiel und in der Liebe“
•   „Hans im Glück“ (Spielbezogene Kognitionen)
•   „Es war einmal“ ‐ (Verlust und Trauer)
•   „Spielen ‐ nicht nur mit dem Glück“ (Reizhunger)
•   „Auf der Flucht“ (wovor ‐ wohin?)
•   Lebensziele ‐ „Mein Leben in 10 Jahren“
•   „Die Rückkehr der Monster“ (Rückfallproblematik)
Für das therapeutische Setting zu
                beachten
• Oft erhebliche Persönlichkeitsstörungen
• Verschärft durch suchtbedingte Abwehr
• Suizidalität
• Erheblicher sozialer Druck, Schulden
• Mehrfachabhängigkeiten
• Toxische Schäden sind nicht in jedem Fall
  vorhanden, dem entsprechend
• Andere Kognitionsstörungen als bei
  Substanzabhängigen
Speziell notwendige Kompetenzen
             Spielsuchttherapie
• Multiprofessionelle Teamleistung
• Kompetenzen nicht stoffgebundene Abhängigkeiten ‐
  Speziell Spielsucht
• Kompetenzen in der Therapie substanzgebundener
  Abhängigkeiten
• Diagnostik und Therapie psychiatrischer
  Hintergrundstörungen
• Psychotherapeutische Kompetenzen
• Kompetentes Versorgungsmodell für eine komplexe
  Langzeittherapie
VERNETZUNG UND ZUSAMMENARBEIT IN
       DER BEHANDLUNG VON SPIELSUCHT

Spielsuchtambulanz      Sozialmed.                           Abt. für Neurologie
                                          Ambulanz
 Christian‐Doppler‐   Dienst Salzburg                        und Psychosomatik
                                          de La Tour
   Klinik Salzburg                                               LKH Villach
                                                                           Spielergruppe Villach

  Contra‐Gambling
      Gruppe                                                                   Psychosoziale
     Innsbruck
                                 Krankenhaus de La Tour                       Beratungsstellen
                                                                                  der AVS
  Verein AS
Beratungsstelle                                                             Spielsuchtberatung
     Wien                                                                    des Magistrates
                                                                                Klagenfurt /
                                                                              Spielergruppe
     Suchtberatung                             Krankenhaus
         Baden            Suchtberatung          Stiftung               BAS Verein für
                           Wr. Neustadt        Maria Ebene            Suchtkrankenhilfe /
                                                                           LSF Graz
Gegenüber der Entwicklung problematischen
                    und süchtigen Spielens
Empfehlungen für einen verbesserten
            Spielerschutz
• Restriktive Schutzmaßnahmen bei den Glücksspielautomaten
  speziell Zugangsbeschränkungen für Gefährdete, Jugendliche
• Registrierung der Teilnehmer
• Schulung des Aufsichtspersonals
• Jugendschutz (auch bei Sportwetten), keine Zielwerbung auf
  selbstunschere Jugendliche ‐ Arbeit in Schulen
• Verlustgrenzen und Selbstsperre auch bei Sportwetten
• Schulung des Aufsichtspersonals in Wettbüros
• Intensivierter Schutz ‐ Online Spiele
• Aufklärung der Bevölkerung über Spielrisiken
Prävention Spielsucht, eigene Meinung
` Information, Öffentlichkeitsarbeit
` Frühe Erfassung von individuellen psychosozialen
  Risikofaktoren speziell im Bereich Selbstwert
` Schulung für Mitarbeiter von Betreuungseinrichtungen
  und der Anbieterbetriebe
` Abschaffen des Angebots problematischer Angebote (z.B.:
  Automaten in Gasthäusern
` „Spielerbetreuung“
` Gesetzliche Maßnahmen zur Risikoverminderung speziell
  bei Jugendlichen – effiziente Kontrollen
Dafür notwendige Voraussetzungen
` Ent‐Stigmatisierung der Spielsüchtigen und ihrer
  Angehörigen – Verständnis statt Verurteilung
` Konsequenter staatlich kontrollierter Spielerschutz
` Zweckbindung der durch Spielprofite eingenommenen
  Steuermittel zur Prävention und Therapie von
  Spielsüchtigen
` Nachhaltige Unterstützung der Angehörigen
` Solidarität mit den Betroffenen
` Hochqualifiziertte Ausbildungsmöglichkeiten für Betreuer
  und Anbieter z.B.. Universitätslehrgang Meduni Graz
Problematische Aspekte für
        Prävention und Therapie
• Stigmatisierung der Spieler und ihrer Angehörigen
• Stigmatisierung Forschung und Therapie
• Unqualifizierte Kontroversen bezüglich
  Forschungsinhalten ‐ Betreiberinteressen
• Gezielte Bewerbung selbstunsicherer Mensche
• Mangelhafte Aufklärung und Jugendschutz
• Unzureichende Angebote für Beratung und Therapie
  bundesweit
• Keine zweckgebundenen Mittel der Länder für
  Prävention und Therapie
Krankenhaus Delatour
Stationäre Therapie für Spielsüchtige seit mehr als 20 Jahren
Danke !
Danke !
Aktuelle Ergebnisse
                Präventionsstudie
` Spielteilnahme im letzten Jahr: 42% der Bevölkerung
  (vorwiegend Lotterieprodukte)
` In Wien höherer Anteil Automatenspiel
` Problematisches Spielen 0.4%, pathologisches Spielen nach
  DSM IV 0.7%
` Bei befragten Spielern 1.0/1.6%
` Besonders hohe Prävalenzen 18‐35 jährige,
  Pflichtschulabschluss, arbeitslos, Migrationshintergrund
` Höchstes Gefährdungspotential Automaten danach
  Sportwetten, klassisches Kasinospiel
Daten von 294 stationär behandelten
      spielsüchtigen Patienten

    248 Männer und 46 Frauen (15.6%)
  Durchschnittsalter: 41.75 Jahre (18‐67 a)
   Lebensgemeinschaft/Ehe: 172 (58.5%)
     Alleinstehend/ledig: 122 (41.5%)
            Verwitwet: 6 (2.0%)
           Berufstätig: 97 (33%)
           Arbeitslos: 143 (48.6)
          Pensioniert: 44 (15.0%)
Art des Glücksspiels und Häufigkeit (auch
              Mehrfachnennungen)

     1.   Automaten       76,8%
     2.   Große Casinospiele 24,8%
     3.   Kartenspiele 17,0%
     4.   Sportwetten 13,5%
     5.   Lotto         7,2%
     6.   Brieflos, Rubbellos 4,1%
     7.   Toto          2,0%
     8.   Tipp 3        1,7%
     9.   Börsenspekulationen 0,3%
          Internet‐Wettbüros 0,3%
Besonders hohe Gefährdung durch
          Geldspielautomaten

ØHohe Ereignisfrequenz
ØKurzes Auszahlungsintervall
ØScheinbare Interaktionsmöglichkeiten durch
 Start – Stopp ‐ Risikotasten
Ø„Beinahegewinne“
ØAkustische und optische Verstärkerfaktoren
ØKontaktsetting „öffentlicher Sieger“
Ausmaß der spielbedingten Verschuldung

•   Keine:           13.3%
•   Bis zu 7.000 Euro: 17.7%
•   Bis zu 35.000Euro: 28.6%
•   Bis zu 70.000 Euro: 19,0%
•   Über 70.000 Euro: 20.7%
•   Keine Angaben:      0.3%
Zusätzliche Störungsaspekte
      (202 Patienten stationär Kh Delatour )
• Familiäre Vorbelastung durch Sucht: 27.8%
• Psychiatrische Zusatzdiagnosen bei: 36.5%:
    Persönlichkeit, affektive Störungen, neurotische Störungen
•   Suizidversuche: 14.8%!
•   Zusätzlicher Missbrauch /Abhängigkeiten: 43.5%
•   Delikte: 27%
•   Erhebliche Verschuldung: 87%
Aktuell bedeutsame Organisationsformen
                    Glückspiel

• „Selbstorganisierte Geldgewinnspiele“ im privatem
  Bereich
• Kommerzielle Glücksspielangebote
• Klassische Casinoangebote z.b.:
• Roulette, Black‐Jack
• Automatenspiel
• Lotterieangebote, Lotto, Toto, Wettbüros
• Internetangebote
Traditionelle Casinoangebote
Verstärkerfaktoren
Ø Ambiente
ØUnterhaltung
Ø Exklusivität
Ø Machtphantasien, narzisstische Zufuhr
ØAlkoholangebot
ØMagisches Denken „Gewinn durch eigenes
  System“
Es gibt kaum globale Daten über Staaten
          sondern eher regionale Studien
Epidemiologische Einschätzungen
               Schweiz

• Pathologische Spieler 0.79% ca. 77.000
  Personen
• Problematisches Spielen 2.18 % ca 180.000
  Personen (Ossiek et al.1999)
• Prävalenz pathologisches Spielen im Tessin
  0.65%
• Problematisches Spielen 0.6% im Tessin
  (Bellini et al. 200)
Epidemiologie Spielsucht in Österreich bis
         zur Präventionsstudie

• Keine globalen Studien
• Nur regionale Angaben auf einzelne Kollektive
  bezogen (Wien , Kärnten…)
• Analog den internationalen Angaben ist mit
  Werten zwischen 0.5 ‐ 2.0% pathologische
  Spieler zu rechnen
• Deutliche Abhängigkeit der regionalen
  Prävalenzen von jeweiliger Gesetzeslage
  („Freigabe Automatenspiel“) registrierbar
Abhängigkeitszüge bei Glücksspielern
• Zentrale Bedeutung des Spielens
• Imperative Impulse zum Spielen
  “CRAVING”
• Kontrollverluste
• Abwehrmechanismen
• Bei Spielabstinenz: Unlust, Dysphorie
• Toleranzerhöhung gegenüber Risiken
• Tendenz zu Mehrfachabhängigkeiten
Kurzfragebogen von Petry und Bauly
• Orientiert sich an den 20 Fragen der Gamblers
  Anonymous
• Deutschsprachig
• Standardisiert
• Vorwiegend in klinischem Gebrauch bzw. für
• Epidemiologische Untersuchungen
Vorteile einer gemeinsamen Behandlung von Spielern
                         und Alkoholabhängigen

• Bei ca. 40‐45 % der Spieler zusätzlich
  Substanzmissbrauch/Abhängigkeit
• Erkennen von Parallelitäten und eigener Gefährdung für
  andere Abhängigkeiten ‐ Suchtverschiebung wird zum
  Thema
• Wer „wählt“, warum, welches Suchtmittel?
• Besseres Verständnis für das Phänomen „psychische
  Abhängigkeit“
• Wahrnehmung von Unterschieden fördert die
  Auseinandersetzung mit der eigenen Problematik
Allerdings gibt es nicht „die
    Spielsucht“ sondern
            Sehr unterschiedliche Varianten
                     und Schicksale
                 Siehe unsere Befunde!
Probleme der gemeinsamen Arbeit einzelner
            Spieler mit Alkoholabhängigen

• Austesten von Grenzen durch „Machtkämpfe“
• In Frage stellen von institutionellen Regeln
• Beharren auf einen Sonderstatus
• Abstinenzregel wird auch bei begleitender
  Substanzabhängigkeit nur auf das Glückspiel
  bezogen
• Forderungen/Verführungen gegenüber
  Mitpatienten/Therapeuten
Reaktionsmöglichkeiten des
       Selbstwertsystems auf Belastungen
• Konstruktive Bewältigung von Traumen,
  Konflikten, Belastungen
• Implosive Überanpassung ‐ Selbstentwertung zur
  Vermeidung weiterer Probleme mit permanenter
  Stressbelastung und hohem Depressionsrisiko
• Expansiv, narzisstische Flucht nach vorne ‐
  unkoordinierte Aggression nach außen anstelle
  Problemlösung mit programmierter Niederlage
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