Herwig Scholz Spielsuchtambulanz Delatour im Villach Departement für Psychosomatik Waiern
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Tradierte Suchthypothesen • Willensschwäche, Charaktermängel • Anfälligkeit für Sucht durch psychische Krankheit z.B. Depressivität • Entwicklungsstörungen z.B.: „orale Schwäche“ • Soziale Ursachen ‐ z. B.: Arbeitslosigkeit, Wohlstand • Biochemischer Effekt des Suchtmittels
Modernes Konzept Suchtentwicklung ` Mehrdimensionales Zusammenwirken genetischer und psychosozialer Faktoren ` Umprogrammierung des mesolimbischen Systems im Zentralnervensystem ` Neurobiologische Veränderungen z.B.: Transmitter, Synapsen bewirken veränderte Signale ` Spezielle Reaktion des Belohnungssystems auf Substanzen oder Verhalten
Speziell suchtfördernde Eigenschaften von Substanzen Spezifische ZNS Effekte : • Euphorie • Erleichterung z.B.: Schmerzlinderung • Beruhigung, Schlaf • Angstverminderung, Problembeseitigung • Selbstwertsteigerung • Neue „erweiterte“ Perspektiven speziell Selbstbild etc… Suchtbahnende Komponenten: • Rascher Wirkbeginn nach Einnahme • Stimulierung des Belohnungssystems… • Verfügbarkeit
Speziell suchtfördernde Eigenschaften Verhalten Spezifische ZNS Effekte • Euphorie, Glücksgefühl • Verminderung negativer Affekte z.B.. Angst, Frustration • Selbstwertsteigerung • Neue „erweiterte“ Perspektiven speziell Selbstbild… Suchtbahnende Komponenten: • Verfügbarkeit • Rascher Effekt auf das Belohnungssystem
Häufigere Varianten nicht stofflicher Suchtformen • Spielsucht • Computer, Internet, Chatroom • Kaufsucht • Süchtiges Sexualverhalten • Süchtig entgleistes Arbeitsverhalten • Macht ? • Geld ?
Wirtschaftliche Bedeutung des Glücksspiels • Zählt zu den größten Wirtschaftszweigen in Europa • 2002 Steuereinnahmen Deutschland 4.505 Euro (Meyer 2003), liegen höher als die Alkoholsteuern • Steuern für Länder und Kommunen decken 1‐5% des Gesamtbudgets ab • Jährliche Wachstumsraten zwischen 1.7 bis 10% • Innovative dynamische Entwicklung der Industrie
G ro Au ß e to 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Ca m Kl at ei si en ne no sp 76,8 Ca ie si le no Ka sp ie 24,8 rt e le ns 20,8 Sp pi el or e tw 17 et te Br ie n f lo 13,5 s, Lo R ub tt o 7,2 be l lo s 4,1 Bö To rs to 2 en sp Ti ek pp In 3 te ul at rn 1,7 e io t- W ne et n 0,3 tb ü ro s Mehrfachnennungen) 0,3 %-W ert Art des Glücksspiels und Häufigkeit (auch
Gefährdungsfaktoren durch Geldspielautomaten ØHohe Ereignisfrequenz ØKurzes Auszahlungsintervall ØScheinbare Interaktionsmöglichkeiten durch Start ‐ Stop‐ Risikotasten Ø„Beinahegewinne“ ØAkustische und optische Verstärkerfaktoren ØKontaktsetting ØSuggestion persönlicher Kompetenz
Begünstigende soziale Faktoren ¾ Spielautomaten – führen auch zu besonders rascher Suchtentwicklung (Breen et al. 2002) ¾Regionale Zulassungen ohne Kontrollmöglichkeiten ¾Unklare Standpunkte bei Politik und Behörden ‐ ¾Werbung mit Fokus auf Glück und Erfolg ¾Verstärkter Zugang über Internet‐ Sportwetten
Pathologischer Internet‐gebrauch(auch Mehrfachnennungen) 4,0% 3,7% 3,5% 3,0% 2,4% 2,5% Surfen Chatten 2,0% Interaktive Spiele 1,5% Online Erotik 0,9% 1,0% 0,5% 0,3% 0,0% 1
Epidemiologische Entwicklung der Spielsucht in Kärnten • Bis 1997 Anteil der Kärntner Spieler unter 1% • Seit Legalisierung des „kleinen Glücksspiels“ kontinuierlicher Anstieg der Kärntner Patienten auf mehr als 15% • Aufbau von Ambulanzen für Spieler in Klagenfurt(1998) und Villach(1999)
Entwicklungshintergründe für pathologisches Spielen
Entwicklungskonzept der Spielsucht (Custer et al 1985) • Vulnerabilität als Voraussetzung z.B. Selbstunsicherheit ,familiäre Faktoren etc. • “Gewinnphase” ‐ magische Bedeutung des Gewinns als Macht, Zuwendung, Beachtung... • “Verlustphase”‐ Ärger ,Angst‐ neuerliches Spielen zur Abwehr von Identitätsverlust ‐ “chasing” • “Verzweiflungsphase” Nach “Freikauf” oft Euphorie – Rückfall‐ Kontrollverlust, Normenabbau ‐ Delikte, Isolierung
Generell Spielsucht fördernde Basisfaktoren • Genetisch‐ familiär, gelernt • Störung der Impulskontrolle • Gesteigerter Reizhunger „Sensation seeking" • Soziale Lernprozesse ‐ Vorbildverhalten‐ Werbung • Psychosoziale Probleme: Ängste, Unsicherheit Vereinsamung, Frustration, Langeweile • Gravierende Störungen der Selbstwertregulierung
Familiäre Vorbelastungen bei Spielsüchtigen • Missbrauch bzw. Abhängigkeit (Alkohol Medikamente, Spielsucht etc.) in Elternfamilie • Extrem ehrgeizige Eltern ‐ Leistungsdruck • Undurchschaubarer Erziehungsstil z.B. Wechsel Versagung/Verwöhnung • Ablehnender Elternteil • Verunsicherung und Entwertung durch Eltern
Literatur über Selbstwert und Spielsucht u.a.: • Rosenthal (1986) Narzissmus bei gestörtem Selbstwertgefühl • Jacobs (1989) als Hintergrund des integrativen Suchtmodells • Lesieur und Blume( 1991) (Spielerinnen) • Meyer und Bachmann (1996) • Niemz et al. (2005( niedrige SW Scores …….
Kaskade der selbstentwertenden Überanpassungsreaktion Selbstwertminderung, Ängste, soziale Verunsicherung Überanpassung, Unterordnung, Dependenz, Aggressionshemmung, Leistungszwänge,Überlastung, Frustration, Selbstaggression, Schuldgefühle, „Looser“ Entlastungsversuche durch Spielen „Glück auf einer anderen Ebene“ ,Scheitern Süchtiges Spielen, verstärkte Selbstaggression
Ängste, Verunsicherung werden verdrängt Aggressive, expansive Gegenregulationen „Ich bin über alles erhaben“ „der Größte“, „Big Winner“ Scheitern an der Realität, Verluste Verleugnung, Risikosteigerung, problematisches Spielen Süchtiges Spielen, sozialer Absturz, Depression
Entwicklungsschritte der Spielsucht Vulnerabilität Manifestierung der Überbewertung Gewinn Abhängigkeit Fehlkompensation „Starkes Selbst“ Abwehrmechanismen Gefährdung des Selbstwert Erleichterungsspielen „Chasing“ Selbstkonzepts Expansiv oder Riskantes Spielen Ignorieren regressiv Realitätsflucht psychosozialer Magisches Denken Konsequenzen Neurobiologische Aktivierung latenter Umprogrammierung Begleitstörungen Soziale Isolierung Fehlende Schutzfunktionen
Tatsächlich gegebene Varianten der Spielformen Ø„Normales Spielen“ ohne Konsequenzen • Professionelles Spielen (?) ØPathologische Spielvarianten : • Problematisches Spielen • Süchtiges Spielen • Endzustände mit erheblicher psychosozialer Isolation
Diskussion über Störungscharakter des pathologischen Spielens • Fehlverhalten • Neurosemodell ‐ Bedeutung frühkindlicher Störungen ‐ Interpretation als Zwangsstörung ( Hand 1990) • Lernmodell‐Konditionierung durch Belohnungseffekte, Euphorie Erregungsimpulse, Machtphantasien • Suchtmodell ‐ Analoge Kriterien zu süchtigem Verhalten bei substanzgebundenen Abhängigkeiten
Kriterien für problematisches Spielen • Spielen trotz ökonomischer Probleme • Ritualisiertes Verhalten vor/bei Spiel „magisches Denken“ • Spielen wird starkes Bedürfnis • Familie, Beruf, soziale Interessen treten zurück, Kommunikationsabbruch • Zunehmende soziale Isolierung
Pathologisches Spielen • Spielen trotz ökonomischer Probleme • Spielen wird zentraler Lebensinhalt • Ritualisiertes Verhalten vor/bei Spiel • Einengung, Kommunikationsabbruch, Konfliktvermeidung • Familie, Beruf, soziale Interessen treten zurück • Soziale Isolierung
Pathologisches Spielen, Glücksspielsucht nach DSM-IV 1. Glücksspiel als zentraler Lebensinhalt 2. höhere Einsätze 3. erfolglose Versuche das Spielverhalten zu kontrollieren 4. Entzugserscheinungen bei Verhinderung des Spielens 5. Spielen, um dysphorische Stimmung zu verbessern 6. Geldverlusten hinterherjagen 7. Verheimlichung der Intensität und Auswirkungen 8. Illegale Handlungen zur Finanzierung 9. wichtige persönliche Beziehungen gefährdet oder verloren 10. Erwartung der Rettung durch andere aus der Verschuldung
Untergruppen bei pathologischen Glückspielern (Petry et al. 1999) • Depressiv – neurotischer Typ: Extreme Beeinträchtigung von Sinnerfülltheit sowie der selbst ‐ fremdbezogenen Wertschätzung • Narzistisch – persönlichkeitsgestörter Glücksspielertyp: Selbstbezogen, selbst‐täuschend, nach außen beschönigend‐Im Hintergrund selbstunsicher?
Geschlechtsunterschiede bei Problemspielern • Männer präferieren strategische Spiele (Karten, Blackjack etc), Folgedelikte eher aggressiver. Früher Beginn des Spielens • Frauen präferieren eher Automaten und Bingo, Folgedelikte eher Scheckfälschungen Späterer Beginn des Spielens aber raschere Progression
Irrational verzerrte „magische“ Denkprozesse bei Spielsüchtigen selbst • Ich kann das Glück anziehen, „zwingen “ • Also bin ich ein Besonderer, ein „Glücksmensch“ • Automaten, Roulette lassen sich durch Geschicklichkeit/richtiges System „überlisten“ • Aber nur, wenn man sich so gut auskennt wie ich • Wenn man lange genug bei einem System bleibt gewinnt man schließlich doch…..
Abwehrmechanismen bei Spielsüchtigen • Verleugnung,Verdrängung,Rationalisierung etc. • Realitätsentfernung, Selbsttäuschung • Umwertungen z.B. Idealisierung “big looser” statt Verlierer • “Alles oder Nichts”‐ Denken • Aggressionen, antisoziale Muster zur Geldbeschaffung
Psychosoziale Störungsaspekte bei 294 stationär behandelten Spielern • Familiäre Vorbelastung durch Sucht: 27.8% • Psychiatrische Zusatzdiagnosen bei: 36.5%: Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Zyklothymie, Dysthymie, schizophr.Residuum • Suizidversuche:14.8% • Zusätzlicher Missbrauch/Abhängigkeiten 43.5% • Verschuldung 87%
Diagnostik problematisches, pathologisches Spielen
Diagnostisch relevante Hinweise aus der Gesamtsituation • Schulden, Delikte • Familiäre soziale Probleme • Suizidgefährdung • Fokussierung auf Gewinne trotz überwiegender Verluste • Unrealistische Problemlösungen • Schuldzuweisungen an die Umgebung
Identifizierung‐Diagnostik Spielsucht • Anamnese • Auffälligkeiten im Spiel‐/ Sozialverhalten • Fragebögen z.B.: Kurzfragebogen nach Petry, South Oaks Gambling Screen, Gamblers Belief Questionaire etc.. • DSMIV, ICD 10 • „Nebendiagnose“ bei anderen Abhängigkeiten
Screening nach den pragmatischen Fragen von Rosenthal. CCCC Cannot quit, Chasing, Craving, Consequences 1. Kann erst aufhören wenn das Geld ausgeht 2. Verlieren ist eine persönliche Niederlage die ich wettmachen möchte 3. Ich denke oft an Glückspiel und spüre einen inneren Drang danach 4. Zur Geldbeschaffung habe ich schon Menschen belogen und betrogen
Pharmakologische Ansätze Grundsätzlich nur im Kontext mit komplexer psychosozialer Langzeittherapie ‐ wenig gesicherte Erfahrungen • Antidepressiva • Phasenprophylaktika • Naltrexon soll Euphorie blockieren(?)
Kriterien für eine dem State of the Art gerechte Spielsuchttherapie • Hinterfragen der Kategorie „Spielsucht“ in Richtung • Individualisierung: Statt Therapie der Spielsucht ‐ Therapie des Spielsüchtigen • Geeignete organisatorische Gegebenheiten und notwendige Kompetenzen • Umfassendes Leistungsangebot – Langzeittherapie • Netzwerke
Notwendige therapeutische Veränderungen bei Spielern • Erkennen pathogener Muster und Kognitionen • Herstellen der Zusammenhänge mit der Spielsucht • Therapeutische Veränderung entgleister Selbstwertprobleme z.B. Selbstentwertung, narzisstische Flucht vor der Realität • Erkennen gestörter Beziehungsstrukturen • Konstruktive Veränderungen • Spezielles Eingehen auf Abwehr und „magisches Denken“
Verlaufsorientiertes Konzept 1. Kontakt‐Orientierungsphase – Awehrmechanismen‐Motivationsarbeit im Vordergrund 2. Intensivere ambulante oder stationäre Arbeitsphase: Verhaltensanalyse‐ Prozessanalyse‐Zielanalyse 3. Nachbehandlungsphase ca 2 Jahre:Abbau von Basisstörungen Anpassung an Lebensrealität, Abbau restierender Abwehr
Das „Behandlungskonzept de La Tour“ • Integrativ, verlaufsorientiert, individuell • Ambulante Vorbereitung • 8‐10 Wochen intensiv. Danach 2‐jährige Nachbetreuung in Gruppen‐/Einzeltherapie • Adaptation an individuelle Störungen, Risiken und Abwehrmechanismen • Schwerpunkt Gruppenarbeit mit strukturierter Thematisierung – Langzeitkonzept • Starke Motivation zur Nachbehandlung
Warum ein stationäres Gruppenangebot unverzichtbar ist • Einzeln behandelte Spieler grenzen sich von Substanzabhängigen ab • Delegieren das Problem an die Therapeuten • Können nicht voneinander/miteinander lernen • Entwickeln wenig Bereitschaft zur poststationären Gruppenarbeit • Wenig Beziehung zur Therapieeinrichtung
Inhaltliche: Vom magischen Denken zurück zur Realität
Themenschwerpunkte der Gruppenarbeit • „Mein Leben, mein Spiel und Ich selbst“ • „Ich‐Du‐Es“ ‐ Beziehungen • „Glück im Spiel und in der Liebe“ • „Hans im Glück“ (Spielbezogene Kognitionen) • „Es war einmal“ ‐ (Verlust und Trauer) • „Spielen ‐ nicht nur mit dem Glück“ (Reizhunger) • „Auf der Flucht“ (wovor ‐ wohin?) • Lebensziele ‐ „Mein Leben in 10 Jahren“ • „Die Rückkehr der Monster“ (Rückfallproblematik)
Für das therapeutische Setting zu beachten • Oft erhebliche Persönlichkeitsstörungen • Verschärft durch suchtbedingte Abwehr • Suizidalität • Erheblicher sozialer Druck, Schulden • Mehrfachabhängigkeiten • Toxische Schäden sind nicht in jedem Fall vorhanden, dem entsprechend • Andere Kognitionsstörungen als bei Substanzabhängigen
Speziell notwendige Kompetenzen Spielsuchttherapie • Multiprofessionelle Teamleistung • Kompetenzen nicht stoffgebundene Abhängigkeiten ‐ Speziell Spielsucht • Kompetenzen in der Therapie substanzgebundener Abhängigkeiten • Diagnostik und Therapie psychiatrischer Hintergrundstörungen • Psychotherapeutische Kompetenzen • Kompetentes Versorgungsmodell für eine komplexe Langzeittherapie
VERNETZUNG UND ZUSAMMENARBEIT IN DER BEHANDLUNG VON SPIELSUCHT Spielsuchtambulanz Sozialmed. Abt. für Neurologie Ambulanz Christian‐Doppler‐ Dienst Salzburg und Psychosomatik de La Tour Klinik Salzburg LKH Villach Spielergruppe Villach Contra‐Gambling Gruppe Psychosoziale Innsbruck Krankenhaus de La Tour Beratungsstellen der AVS Verein AS Beratungsstelle Spielsuchtberatung Wien des Magistrates Klagenfurt / Spielergruppe Suchtberatung Krankenhaus Baden Suchtberatung Stiftung BAS Verein für Wr. Neustadt Maria Ebene Suchtkrankenhilfe / LSF Graz
Gegenüber der Entwicklung problematischen und süchtigen Spielens
Empfehlungen für einen verbesserten Spielerschutz • Restriktive Schutzmaßnahmen bei den Glücksspielautomaten speziell Zugangsbeschränkungen für Gefährdete, Jugendliche • Registrierung der Teilnehmer • Schulung des Aufsichtspersonals • Jugendschutz (auch bei Sportwetten), keine Zielwerbung auf selbstunschere Jugendliche ‐ Arbeit in Schulen • Verlustgrenzen und Selbstsperre auch bei Sportwetten • Schulung des Aufsichtspersonals in Wettbüros • Intensivierter Schutz ‐ Online Spiele • Aufklärung der Bevölkerung über Spielrisiken
Prävention Spielsucht, eigene Meinung ` Information, Öffentlichkeitsarbeit ` Frühe Erfassung von individuellen psychosozialen Risikofaktoren speziell im Bereich Selbstwert ` Schulung für Mitarbeiter von Betreuungseinrichtungen und der Anbieterbetriebe ` Abschaffen des Angebots problematischer Angebote (z.B.: Automaten in Gasthäusern ` „Spielerbetreuung“ ` Gesetzliche Maßnahmen zur Risikoverminderung speziell bei Jugendlichen – effiziente Kontrollen
Dafür notwendige Voraussetzungen ` Ent‐Stigmatisierung der Spielsüchtigen und ihrer Angehörigen – Verständnis statt Verurteilung ` Konsequenter staatlich kontrollierter Spielerschutz ` Zweckbindung der durch Spielprofite eingenommenen Steuermittel zur Prävention und Therapie von Spielsüchtigen ` Nachhaltige Unterstützung der Angehörigen ` Solidarität mit den Betroffenen ` Hochqualifiziertte Ausbildungsmöglichkeiten für Betreuer und Anbieter z.B.. Universitätslehrgang Meduni Graz
Problematische Aspekte für Prävention und Therapie • Stigmatisierung der Spieler und ihrer Angehörigen • Stigmatisierung Forschung und Therapie • Unqualifizierte Kontroversen bezüglich Forschungsinhalten ‐ Betreiberinteressen • Gezielte Bewerbung selbstunsicherer Mensche • Mangelhafte Aufklärung und Jugendschutz • Unzureichende Angebote für Beratung und Therapie bundesweit • Keine zweckgebundenen Mittel der Länder für Prävention und Therapie
Krankenhaus Delatour Stationäre Therapie für Spielsüchtige seit mehr als 20 Jahren
Danke !
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Aktuelle Ergebnisse Präventionsstudie ` Spielteilnahme im letzten Jahr: 42% der Bevölkerung (vorwiegend Lotterieprodukte) ` In Wien höherer Anteil Automatenspiel ` Problematisches Spielen 0.4%, pathologisches Spielen nach DSM IV 0.7% ` Bei befragten Spielern 1.0/1.6% ` Besonders hohe Prävalenzen 18‐35 jährige, Pflichtschulabschluss, arbeitslos, Migrationshintergrund ` Höchstes Gefährdungspotential Automaten danach Sportwetten, klassisches Kasinospiel
Daten von 294 stationär behandelten spielsüchtigen Patienten 248 Männer und 46 Frauen (15.6%) Durchschnittsalter: 41.75 Jahre (18‐67 a) Lebensgemeinschaft/Ehe: 172 (58.5%) Alleinstehend/ledig: 122 (41.5%) Verwitwet: 6 (2.0%) Berufstätig: 97 (33%) Arbeitslos: 143 (48.6) Pensioniert: 44 (15.0%)
Art des Glücksspiels und Häufigkeit (auch Mehrfachnennungen) 1. Automaten 76,8% 2. Große Casinospiele 24,8% 3. Kartenspiele 17,0% 4. Sportwetten 13,5% 5. Lotto 7,2% 6. Brieflos, Rubbellos 4,1% 7. Toto 2,0% 8. Tipp 3 1,7% 9. Börsenspekulationen 0,3% Internet‐Wettbüros 0,3%
Besonders hohe Gefährdung durch Geldspielautomaten ØHohe Ereignisfrequenz ØKurzes Auszahlungsintervall ØScheinbare Interaktionsmöglichkeiten durch Start – Stopp ‐ Risikotasten Ø„Beinahegewinne“ ØAkustische und optische Verstärkerfaktoren ØKontaktsetting „öffentlicher Sieger“
Ausmaß der spielbedingten Verschuldung • Keine: 13.3% • Bis zu 7.000 Euro: 17.7% • Bis zu 35.000Euro: 28.6% • Bis zu 70.000 Euro: 19,0% • Über 70.000 Euro: 20.7% • Keine Angaben: 0.3%
Zusätzliche Störungsaspekte (202 Patienten stationär Kh Delatour ) • Familiäre Vorbelastung durch Sucht: 27.8% • Psychiatrische Zusatzdiagnosen bei: 36.5%: Persönlichkeit, affektive Störungen, neurotische Störungen • Suizidversuche: 14.8%! • Zusätzlicher Missbrauch /Abhängigkeiten: 43.5% • Delikte: 27% • Erhebliche Verschuldung: 87%
Aktuell bedeutsame Organisationsformen Glückspiel • „Selbstorganisierte Geldgewinnspiele“ im privatem Bereich • Kommerzielle Glücksspielangebote • Klassische Casinoangebote z.b.: • Roulette, Black‐Jack • Automatenspiel • Lotterieangebote, Lotto, Toto, Wettbüros • Internetangebote
Traditionelle Casinoangebote Verstärkerfaktoren Ø Ambiente ØUnterhaltung Ø Exklusivität Ø Machtphantasien, narzisstische Zufuhr ØAlkoholangebot ØMagisches Denken „Gewinn durch eigenes System“
Es gibt kaum globale Daten über Staaten sondern eher regionale Studien
Epidemiologische Einschätzungen Schweiz • Pathologische Spieler 0.79% ca. 77.000 Personen • Problematisches Spielen 2.18 % ca 180.000 Personen (Ossiek et al.1999) • Prävalenz pathologisches Spielen im Tessin 0.65% • Problematisches Spielen 0.6% im Tessin (Bellini et al. 200)
Epidemiologie Spielsucht in Österreich bis zur Präventionsstudie • Keine globalen Studien • Nur regionale Angaben auf einzelne Kollektive bezogen (Wien , Kärnten…) • Analog den internationalen Angaben ist mit Werten zwischen 0.5 ‐ 2.0% pathologische Spieler zu rechnen • Deutliche Abhängigkeit der regionalen Prävalenzen von jeweiliger Gesetzeslage („Freigabe Automatenspiel“) registrierbar
Abhängigkeitszüge bei Glücksspielern • Zentrale Bedeutung des Spielens • Imperative Impulse zum Spielen “CRAVING” • Kontrollverluste • Abwehrmechanismen • Bei Spielabstinenz: Unlust, Dysphorie • Toleranzerhöhung gegenüber Risiken • Tendenz zu Mehrfachabhängigkeiten
Kurzfragebogen von Petry und Bauly • Orientiert sich an den 20 Fragen der Gamblers Anonymous • Deutschsprachig • Standardisiert • Vorwiegend in klinischem Gebrauch bzw. für • Epidemiologische Untersuchungen
Vorteile einer gemeinsamen Behandlung von Spielern und Alkoholabhängigen • Bei ca. 40‐45 % der Spieler zusätzlich Substanzmissbrauch/Abhängigkeit • Erkennen von Parallelitäten und eigener Gefährdung für andere Abhängigkeiten ‐ Suchtverschiebung wird zum Thema • Wer „wählt“, warum, welches Suchtmittel? • Besseres Verständnis für das Phänomen „psychische Abhängigkeit“ • Wahrnehmung von Unterschieden fördert die Auseinandersetzung mit der eigenen Problematik
Allerdings gibt es nicht „die Spielsucht“ sondern Sehr unterschiedliche Varianten und Schicksale Siehe unsere Befunde!
Probleme der gemeinsamen Arbeit einzelner Spieler mit Alkoholabhängigen • Austesten von Grenzen durch „Machtkämpfe“ • In Frage stellen von institutionellen Regeln • Beharren auf einen Sonderstatus • Abstinenzregel wird auch bei begleitender Substanzabhängigkeit nur auf das Glückspiel bezogen • Forderungen/Verführungen gegenüber Mitpatienten/Therapeuten
Reaktionsmöglichkeiten des Selbstwertsystems auf Belastungen • Konstruktive Bewältigung von Traumen, Konflikten, Belastungen • Implosive Überanpassung ‐ Selbstentwertung zur Vermeidung weiterer Probleme mit permanenter Stressbelastung und hohem Depressionsrisiko • Expansiv, narzisstische Flucht nach vorne ‐ unkoordinierte Aggression nach außen anstelle Problemlösung mit programmierter Niederlage
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