HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login

Die Seite wird erstellt Titus-Stefan Böhme
 
WEITER LESEN
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
HESSEN natürlich
Landesverband Hessen

                       Sommer 2021

      Fo ku s
     E n e rg i e -
      we n d e
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
2 | THEMA

Artenschutz und Energiewende
                                                       Schutz von Arten und Lebensräumen be-       Eine Verkehrswende, Wärmedämmung
                                                       deutet. Nicht nur in den Tropen, wo sa-     von Bestandsgebäuden, Lastmanagement,
                                                       genhaft artenreiche Korallenriffe schon     Aufbau von Speichermöglichkeiten: der
                                                       jetzt kaum mehr zu retten sind. Auch für    Klimaschutz ist eine hoch anspruchsvolle
                                                       Hessen wird prognostiziert, dass bis zum    Aufgabe mit vielen Facetten. Aber dass
                                                       Ende dieses Jahrhunderts sogar die Buche    der Ausbau der Windkraft weitergehen
                                                       nur noch in den Hochlagen der Mittel-       muss, daran führt kein Weg vorbei, wenn
                                                       gebirge eine Chance haben wird. All dies    wir alle Kohle- und Kernkraftwerke erset-
                                                       sollte man sich vergegenwärtigen, wenn      zen wollen. Seit Anfang des Jahres wur-
                                                       man bedenkt, dass unter dem Einsatz der     den netto nur drei neue Windkraftanla-
                                                       Windenergie auch manche Vogel- und          gen in Hessen gebaut.
                                                       Fledermausarten zu leiden haben.
                                                                                                   Der stärkste Rückgang der Biodiversität
                                                       Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein,   vollzieht sich in Hessen ohnehin in der
                                                       dass regenerative Energien möglichst        Agrarlandschaft, hier stehen wichtige
                                                       naturverträglich erzeugt werden können.     Entscheidungen an zur Reduktion des
                                                       Auf die Initiative des NABU Hessen geht     Pestizideinsatzes, zum Aufbau eines um-
                                                       es zurück, dass das Umweltministerium       fassenden Biotopverbunds und zur Wie-
                                                       mit unserer Beteiligung an Artenschutz-     derherstellung von Lebensraumstruktu-
                                                       programmen für besonders windkraft-         ren in der Landschaft, die in den letzten
                                                       sensible Arten arbeitet. Fledermäuse,       Jahren großräumig verschwunden sind.
                                        V. Lindmayer

                                                       Rotmilan, Schwarzstorch und viele andere    Auch hier bringen wir uns zum Schutz
                                                       dürfen nicht unter die (Wind-)Räder kom-    der Artenvielfalt ein.
                                                       men. Sie müssen parallel zum Ausbau
Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen                   der Windenergie stabile Populationen        Nie waren die Herausforderungen im Na-
des NABU Hessen,                                       aufbauen oder behalten. Die Maßnahmen       tur- und Umweltschutz größer. Wir bit-
                                                       zu ihrem Schutz müssen deshalb kon-         ten Sie dafür um Ihre Unterstützung.
die Krise der Biodiversität und die Klima-             kret, wirksam und dauerhaft sein. Dane-
krise sind zwei Herausforderungen für                  ben fordern wir, dass in Hessen wie neu-    Ihr Gerhard Eppler
die Menschheit, die nicht getrennt von-                erdings in anderen Bundesländern eine       NABU-Landesvorsitzender
einander gesehen werden können. Jede                   Fotovoltaik-Pflicht für Gewerbeimmobili-
für sich ist eine existenzielle Bedrohung,             en und große Parkplätze eingeführt wird.
und beide erfordern ein energisches und
sofortiges Handeln. Die 2020er Jahre sind
das entscheidende Jahrzehnt in der Fra-
ge, ob wir diese Krisen zu bewältigen in
der Lage sind. Beide werden sie von der
Corona-Pandemie überlagert, die uns vor
Augen führt, dass auch der Mensch als
Teil der Natur ihren Gesetzen unterliegt.

Das jüngste Urteil des Bundesverfassungs-
gerichts zum Klimaschutz hat allen deut-
lich gemacht, dass wir nicht in dieser
Generation die natürlichen Ressourcen
aufbrauchen und unseren Enkeln die Fol-
gen überlassen dürfen. Ein bahnbrechen-
des Urteil, bei dem es interessant sein
wird zu prüfen, ob diese Argumentation
auch auf den Rückgang der Biodiversität
übertragbar sein kann. Es wäre zu wün-
                                                                                                                                          M. Sommerhage

schen, denn nur mit schönen Worten ist
der Natur nicht geholfen. Wobei nicht zu                 Rotmilan an Windrad
vergessen ist, dass Klimaschutz zugleich

Sommer 2021                                                                                                                  HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
THEMA | 3

Hilfe für Schwarzstorch, Fledermaus und Co
Hessen unterstützt Tierarten, für die Windkraftanlagen eine Gefahr darstellen

D
         urch den Bau von Windkraftan-       men im Staatswald
         lagen können einige Tierarten       genutzt werden, um         Bechstein-Fledermaus
         gefährdet werden. Diesen „wind-     gezielte Hilfe für
kraftsensiblen Arten“ soll daher geholfen    die windkraftsensib-
werden. Der NABU Hessen fordert seit         len Arten zu leisten.
2019 vehement entsprechende Artenhilfs-          Als Sofortmaß-
programme von der Landesregierung ein.       nahme wurde schon
Der Bestand der Vogel- und Fledermaus-       die forstliche Nut-
arten soll stabil gehalten oder sogar ver-   zung im Umkreis
größert werden. Mit Erfolg. Inzwischen       von 200 Meter um
wird intensiv an Möglichkeiten zur För-      die 14 Schwarz-
derung von Schwarzstorch, Rotmilan,          storchhorste im
Wespenbussard, Waldschnepfe und den          Staatswald gestoppt.
fünf Fledermausarten Großer und Klei-        Auch Manschetten
ner Abendsegler, Rauhaut-, Bechstein-        zum Schutz vor
und Mopsfledermaus gearbeitet. Dabei         Prädatoren werden
gibt es zwei Strategien: Die Auswahl von     bereits angebracht.
                                                                      M. König

Maßnahmenräumen und konkrete Ar-             Bachrenaturierun-
tenhilfsprogramme.                           gen sollen die Nah-
                                             rungsgrundlage ver-
Maßnahmenräume                               bessern.                   Schwarzstorch
Das Land hat für jeden Regierungsbezirk          Für den Wespen-
etwa drei Maßnahmenräume vorgeschla-         bussard wird ein Ar-
gen, in die Artenschutzmaßnahmen für         tenschutzkonzept
windkraftsensible Arten gelenkt werden       erarbeitet. Er pro-
sollen. Insgesamt nehmen sie mit 80.000      fitiert von extensi-
Hektar etwa doppelt so viel Fläche ein       vem Grünland und
wie die Vorrangräume für Windkraft, die      Waldwiesen, einer
ca. 2% der Landesfläche einnehmen. Das       günstigen Waldin-
Land hat viele Vorschläge des NABU dazu      nenrandgestaltung
aufgegriffen: So wurden gezielt öffentli-    und damit der För-
che Flächen (v.a. Landesflächen) ausge-      derung von Insek-
wählt, da hier die Umsetzung schnell er-     ten, darunter den
folgen kann. Die Maßnahmenräume lie-         von ihm bevorzug-
gen in der Regel außerhalb und in der        ten Wespen.
Nähe von EU-Vogelschutzgebieten. So              Beim Rotmilan
                                                                      D. Bark

werden die Brut- und Nahrungshabitate        sollen neben dem
der dort lebenden Arten erweitert. Die       Schutz der Horste
Gebiete liegen regional im Zusammen-         auch die umgebende Waldbewirtschaf-         landwirtschaftlichen Flächen zu bringen.
hang mit Windkraft-Vorranggebieten,          tung angepasst (Ruhezeit ab dem 1. März)    Ziel ist, bei etwa 300 der 1.600 hessischen
aber weit genug weg, dass die Arten nicht    und die Nahrungshabitate verbessert         Brutpaare das Überleben von mehr Jung-
in Konflikt mit den Anlagen kommen.          werden. Altgrasstreifen, Rotationsmahd,     tieren zu ermöglichen.
                                             angepasste Beweidung, Verzicht auf Mäu-
Artenhilfsprogramme                          segifte oder Waldinseln im Ackerland        Hilfe für Fledermäuse . Für Fledermäuse
Bisher gab es nur Artenhilfs-„konzepte“.     sind Maßnahmen, die der Art helfen kön-     sollen Höhlenbäume gesichert, Wälder
Weil aber Papier geduldig ist, braucht es-   nen. Über die Agrarförderung (HALM-         wieder vernässt, Gewässer renaturiert und
echte Artenhilfsprogramme, in denen ge-      Programm) sollen neue Maßnahmen-            auf Baumfällungen verzichtet werden. In
nug Schutzmaßnahmen umgesetzt wer-           typen definiert und finanziert werden.      umfangreichen     Untersuchungen werden
den. Diese werden derzeit erarbeitet, und    Der NABU pocht hier auf Schaffung und       die Kolonien kartiert und die zu schüt-
zwar für das gesamte Land Hessen. Dabei      Schutz linearer Strukturen in einer groß-   zenden Quartierkomplexe abgegrenzt.
sollen z.B. bestehende Managementkon-        räumigen Agrarlandschaft. Mehr Biodi-       Der NABU setzt sich dafür ein, dass die
zepte (etwa für EU-Vogelschutzgebiete),      versitätsberater, Artenfachberater und      Programme mit ausreichend Geld und
Gewässer-Renaturierungsprojekte, der         die neuen Landschaftspflegeverbände sol-    Personal zur Umsetzung unterlegt sind
Klimaschutzplan und forstliche Maßnah-       len helfen, weitere Lebensräume in die      und so rasch wie möglich starten. (mh)

HESSEN natürlich                                                                                                        Sommer 2021
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
4 | THEMA

                                                        inz
                                                      He                                                   jps
                                                                                                         k/
                                                                                                       oc

                                                   D.

                                                                                                     rst
                                                                                                  tte
                                                                                               shu
               t
            ors
        genh
  B. Lan

                                                                                       SP
                                                                                    k/A

                                                                               oc
                                      e

                                                                            rst
                                    ag

                                                                         tte
                                 erh

                                                                      Shu
                               mm
                          M. So

Gefährdete Tiere und Pflanzen
Die Klimakrise birgt viele Gefahren für die hessische Artenvielfalt

D
         as weltweite Artensterben lässt       te Arten wie Arnika, Trollblume, Frauen-      einer Verschiebung um 200 bis 300 Kilo-
         sich auf verschiedene Ursachen        schuh, Türkenbundlilie und Märzenbecher.      meter in Richtung der Pole bzw. um 200
         zurückführen. Die Intensivierung                                                    Höhenmeter auszugehen.
der Landnutzung ist derzeit der wirkmäch-      Aktiver Vogelschutz . Bei den Tieren sind
tigste Faktor. Aber auch die schnelle Er-      fast alle Amphibien von der Austrocknung      Gefährdete Moore . Tier- und Pflanzenar-
wärmung durch die Klimakrise wird zu-          ihrer Laichgewässer bedroht, bei den Rep-     ten, die mit den raschen Veränderungen
nehmend zu einer großen Gefahr für den         tilien gelten die Sumpfschildkröte und        mithalten und nach Norden wandern
Erhalt der biologischen Vielfalt. Erste Aus-   die Kreuzotter als Klimaverlierer. Auch       können, haben die besten Überlebens-
wirkungen lassen sich schon jetzt in Hes-      die Vogelwelt ist gefährdet. Ob Schwarz-      chancen. Arten, die in die Mittelgebirge
sen beobachten. Mit den Folgen des Kli-        und Weißstorch, Braunkehlchen, Wach-          hochsteigen oder nur dort vorkommen
mawandels für die Biodiversität befasst        telkönig, Bekassine, Kiebitz oder Großer      – wie etwa die Hochmoor-Bewohner in
sich mittlerweile ein neuer Forschungs-        Brachvogel – die Liste potenziell gefähr-     der Rhön – haben das Nachsehen. So zeigt
zweig, die ‚Climate change biology‘.           deter Arten ist lang. Der Vogelkundler        eine aktuelle Untersuchung aus dem Ro-
                                               Walter Veit konnte im Lahn-Dill-Kreis fest-   ten und Schwarzen Moor, dass mehrere
Klimaverlierer . Neben Klimagewinnern,         stellen, dass sich das Braunkehlchen im-      typische Hochmoorlibellen nicht mehr
also Tieren und Pflanzen, die wie etwa der     mer mehr in die Bergregionen des Wes-         wiedergefunden wurden. Den beiden
Bienenfresser, die Blaue Holzbiene oder        terwalds zurückzieht und heute fast nur       Moorbereichen droht schon mittelfris-
die Gottesanbeterin durch die zunehmen-        noch in den höheren Lagen brütet.             tig die Austrocknung.
de Wärme begünstigt werden, gibt es ei-                                                          Aber auch im Flachland ist das Wan-
ne ganze Reihe an potenziellen Verlierern.     Temperaturanstieg . Auch bei Schmetter-       dern nach Norden nicht so einfach: Die
Das sind vor allem Lebewesen, die auf nas-     lingen, Libellen und Käfern ist mit dem       intensive Landnutzung versperrt vielen
se und kühle Bedingungen angewiesen            Aussterben von Arten durch den Klima-         Arten die Ausbreitungswege. Deshalb ist
sind. Solche Arten finden sich bevorzugt       wandel zu rechnen. Durch die Erwär-           ein durchgängiger Lebensraumverbund
in Feuchtgebieten und in den Berglagen         mung verlagern sich die Vegetationszo-        mit intakten Wegrainen und Trittstein-
der hessischen Mittelgebirge. Zu den ge-       nen nach Norden und in die Höhe. So ist       Biotopen eine wichtige Vorsorge für den
fährdeten Pflanzen gehören ganz bekann-        bei einem Temperaturanstieg um 1°C von        Artenschutz in der Klimakrise. (bl)

Sommer 2021                                                                                                            HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
VOR ORT | 5

Sicheres Revier für den Biber in Flörsbachtal
NABU Biebergemünd kauft wertvolle Wiesen für den Naturschutz

N
         ach monatelangen teils zähen                dieses Ziel zu erreichen,
         Verhandlungen konnten die bei-              wurde durch die zufällige
         den Gruppenvorstände Wolfgang               Ansiedlung einer Biberfa-
Froschauer und Wolfgang Stock im Mai                 milie schon ein schönes
letzten Jahres endlich den Kaufvertrag               Stück Arbeit geleistet.
für fünf Grundstücke im Lohrbachtal von
Lohrhaupten zwischen dem NABU Bie-                   Naturerlebnisse . Im Zuge
bergemünd-Flörsbachtal und den Verkäu-               der Weiterentwicklung des
fern notariell besiegeln.                            Biotops sollen auch Tierbe-
                                                     obachtungen und Führun-
Wertvolle Wiesen . Der Kauf wurde durch              gen mit Kindergartengrup-
eine enge Kooperation mit der Oberen                 pen und Schulklassen mög-
Naturschutzbehörde in Darmstadt und                  lich sein. Zur ersten Infor-

                                                                                    W. Froschauer
der Bereitstellung der Kaufpreissumme                mation der vielen Spazier-
aus Mitteln sogenannter Ersatzzahlungen              gänger wurde bereits eine
ermöglicht. Auf dem zusammenhängen-                  Informationstafel am Weg-
den Wiesenareal von über 15.000 Quad-                esrand aufgestellt. Auf dem Bild sind Uwe      dratmeter großes schützenswertes Areal
ratmeter soll sich die Natur in Zukunft              Rämisch, Alexandra Teichtweier, Doreen         in der Gemeinde erworben. Somit verfügt
frei entfalten können. Nur durch gezielte            Bassermann, Wolfgang Froschauer und            der NABU Biebergemünd über eine Grund-
Eingriffe soll ein Feuchtwiesenbiotop ent-           Wolfgang Stock zu sehen. Schon im Jahr         stücksfläche von insgesamt drei Hektar.
stehen, um heimischen Insekten und Tie-              2019 hat der NABU aus eigenen Finanz-          Diese Flächen sind nun dauerhaft für die
ren eine gesicherte Heimat zu bieten. Um             mitteln ein ebenfalls knapp 15.000 Qua-        Natur gesichert. (Wolfgang Froschauer)

Neue Quartierkästen für die Fledermäuse
NABU Langen-Egelsbach optimiert den Artenschutz in altem Steinbruch

                                                     D
                                                             er alte Langener Steinbruch auf        Nachdem im Herbst in einer Renaturie-
                                                             dem oberen Steinberg zwischen          rungsmaßnahme Morast aus dem Stein-
                                                             dem Naturfreundehaus und der           bruch gebaggert und wildes Gebüsch
                                                     A 661 ist eine Besonderheit im Rhein-          beschnitten und entfernt wurde, kann
                                                     Main-Gebiet. Ehemals gab es allein auf         sich nun die Natur wieder richtig entfal-
                                                     Langener Gebiet ca. 40 Steinbrüche. Alle       ten. Zum Schutz und zur Unterstützung
                                                     übrigen Steinbrüche sowohl im Rhein-           der Vermehrung brachten Mitglieder des
                                                     Main Gebiet als auch in Langen wurden          NABU Langen-Egelsbach im April neue
                                                     nach und nach verfüllt und sind heute in       Nisthilfen an.
                                                     der Landschaft kaum noch zu erkennen.
                                                                                                    Fledermauskästen . „Wir hängen hier u.a.
                                                     Naturdenkmal . Auf dem Oberen Stein-           Fledermauskästen auf. Die Fledermäuse
                                                     berg kann man den einzigen unverfüllt          haben mit den freien Wasserflächen über
                                                     gebliebenen Steinbruch von der in den          den nahen Teichen und im Steinbruch
                                                     Wald hineinführenden Straße einsehen.          ideale Lebens- und Jagdbedingungen", er-
                                                     Er ist mit seinen Steilwänden und der gut      läuterte Dieter Ohler, langjähriger NABU-
                                                     sichtbaren Abbruchkante ein geschütztes        Aktiver und Vogelschutzbeauftragter der
                                                     Naturdenkmal, das erdgeschichtlichen           Stadt Langen. So wurden ein Überwinte-
                                                     Einblick zulässt. Außerdem ist das Gebiet      rungskasten und einige Sommerquartiere
                                                     auch als Flora-Fauna-Habitat der EU aus-       angebracht. Außerdem sollen mit passen-
                                                     gewiesen und geschützt, weil es seltene        den Kobeln die im Steinbruch lebenden
                                        R. Lehmann

                                                     Pflanzen und vom Aussterben bedrohte           Bliche Garten- und Siebenschläfer unter-
                                                     Amphibien und Vögel beheimatet.                stützt werden. (Rudolf Lehmann)

HESSEN natürlich                                                                                                                 Sommer 2021
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
6 | VOR ORT

Radikaler Baumkronenschnitt an Linden
NABU Donsbach kritisiert Baumpflege-Maßnahmen in der Stadt

                                                D
                                                          er starke Rückschnitt von Bäu-        türlich liegen diese dann sowohl auf den
                                                          men in der Dillenburger Baum-         Gehwegen und den geparkten Autos als
                                                          gartenstraße stieß beim NABU          auch im Hof oder Garten der Anwohner.
                                                Donsbach auf großen Unmut. Die NABU-            Aber das war schon immer so. Die Natur-
                                                Aktiven haben keinerlei Verständnis für         schützer gehen davon aus, dass sich die
                                                den radikalen Rückschnitt der alten Lin-        meisten Anwohner der Bäume erfreuen –
                                                den. Viele Dillenburger Mitglieder des          egal in welcher Jahreszeit. Nicht zu verste-
                                                NABU und Teile der Bevölkerung zeigten          hen ist es dann um so mehr, dass wegen
                                                sich fassungslos. Dillenburg sollte froh        einiger Anwohner die Bäume so radikal
                                                sein, dass es in der Stadt solche stattlichen   zurückgeschnitten wurden.
                                                Bäume noch gibt. Nunmehr sehen die
                                                Bäume, bzw. das, was davon übrig ist,           Wichtig für Mikroklima . Bäume an Straßen
                                                nicht mehr ansehnlich aus. Ganz abge-           und in Parkanlagen prägen unter ande-
                                                sehen davon, dass sich kein Vogel dort          rem das Erscheinungsbild unserer Stadt.
                                                mehr auf hält oder gar ein Nest bauen           Sie verbessern durch Sauerstoffproduk-
                                                kann. Für den NABU ist klar: Nachhaltig-        tion, CO2-Bindung, Staubfilterung und
                                                keit und Naturschutz sehen anders aus.          Schattenbildung nachhaltig das Stadt-
                                                                                                klima. Damit tragen sie wesentlich zum
                                                Gesunde Bäume gefällt . Schon im letzten        Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bür-
                                                Jahr hatte der NABU bei einem Rundgang          ger in der Stadt bei. Der Wald um Dillen-
                                                sehen können, dass in der Baumgarten-           burg kann die Bäume in der Innenstadt
                             F. M. Dietermann

                                                straße zwei völlig gesunde Bäume gefällt        nicht ersetzen. Die Bäume in der Stadt
                                                wurden. Selbstverständlich fallen im            haben eine andere Bedeutung für das Mi-
                                                Herbst Blätter von den Bäumen. Und na-          kroklima. (Frank Markus Dietermann)

Auszeichnung für den Fledermausschutz
Frank Seumer und Ayham Jarrah erhalten Kreisnaturschutzpreis

                                                M
                                                          itte März hat der Landkreis Wal-      biet aktiv. Dazu gehören der Schutz von
                                                          deck-Frankenberg zum 25. Mal          Winter- und Sommerquartieren der nacht-
                                                          seinen Naturschutzpreis verge-        aktiven Fledertiere sowie die Forschung
                                                ben. Den Hauptpreis mit einem Preis-            und die Bildungsarbeit.
                                                geld von jeweils 1.250 Euro erhielten der
                                                Gründer der NAJU Frankenberg Frank              Gruppenbetreuer . Ayham Jarrah ist seit
                                                Seumer sowie der verdiente Waldschüt-           Ende 2016 Mitglied bei der NAJU Fran-
                                                zer und Landschaftsplaner Norbert Panek.        kenberg. Der junge Naturschützer war
                             F. Seumer

                                                Mit dem Jugend-Naturschutzpreis und             erst wenige Monate zuvor im Rahmen
                                                einem Preisgeld von 500 Euro wurde Ay-          des Familiennachzugs als Syrer über die
                                                ham Jarrah von der NAJU Frankenberg             Türkei nach Deutschland gekommen. In
                                                ausgezeichnet.                                  kurzer Zeit hat er sich Kenntnisse im
                                                                                                Arten- und Biotopschutz angeeignet. Er
                                                Fledermausexperte . Frank Seumer hat            wirkte bei vielen praktischen Arbeitsein-
                                                die NAJU Frankenberg 1989 gegründet.            sätzen mit, begleitete Fledermaus-Erleb-
                                                Seit 1995 ist er Vorsitzender des NABU          nisabende in Jugendherbergen erst als
                                                und der NAJU Frankenberg. Der erfahre-          Assistent und seit Sommer 2018 als selb-
                                                ne Naturschützer betreut mit mehreren           ständiger Referent für Grundschulklas-
                                                NABU-Aktiven das Projekt „Schiefergru-          sen. Er gehört seit 2019 fest zum Fleder-
                             F. Seumer

                                                be Röddenau“ und ist seit 1986 in Sachen        mausteam und ist als Betreuer der NAJU-
                                                Fledermausschutz im gesamten Kreisge-           Kindergruppe tätig. (Frank Seumer)

Sommer 2021                                                                                                                 HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
VOR ORT | 7

Hilfe für Mehlschwalben und Schleiereulen
NABU Wehrheim kümmert sich um neue Nisthilfen im Hessenpark

                                                                  gonnen wurde, die       und erstellte mit der zuständigen Beauf-
                                                                  Scheune zu restau-      tragten für Bauwesen Heike Notz einen
                                                                  rieren, mussten al-     Plan, wo welche Nisthilfen angebracht
                                                                  le Schwalbennester      werden sollten. Seine Empfehlungen
                                                                  und sonstigen Nist-     wurden vollständig angenommen.
                                                                  hilfen abmontiert
                                                                  werden. Nun war         Viele neue Nisthilfen . So wurden unter
                                                                  sie vollständig wie-    dem Giebel ein Schleiereulen-Kasten und
                                                                  der hergestellt.        an der Giebelwand einer angrenzenden
                                                                  Deshalb wurde von       Scheune ein Turmfalkenkasten installiert.
                                                                  der Unteren Natur-      Rund um die Trendelscheune gibt es nun
F. -J. Salzmann

                                                                  schutzbehörde ver-      Nistkästen für Höhlenbrüter, Halbhöh-
                                                                  fügt, wieder neue       len-Nischenbrüter und Flachkästen für
                                                                  Nisthilfen anzu-        Fledermäuse. Unter dem Dachvorstand

D
                                                                  bringen. Da den         warten nun mehrere Mehlschwalbennes-
        er NABU Wehrheim ist bereits         zuständigen Mitarbeitern des Hessen-         ter auf neue Bewohner. Alle Nisthilfen
        seit vielen Jahren im Freilichtmu-   parks das nötige Know-How fehlte, ba-        tragen das NABU-Logo, sie wurden in den
        seum Hessenpark aktiv. An der        ten sie den NABU-Vogelexperten Franz-        Behindertenwerkstätten Oberursel und
großen Trendelscheune haben die NABU-        Josef Salzmann aus Wehrheim um Hilfe.        Sassen gebaut. Der kleine Beitrag zum
Aktiven schon seit längerer Zeit Nisthil-    Der NABU-Ansprechpartner für das Frei-       Vogelschutz ist ein gutes Aushängeschild
fen angebracht. Als vor zwei Jahren be-      lichtmuseum sagte natürlich sofort zu        für den NABU. (Franz-Josef Salzmann)

Meister Adebar auf dem Märchenschloss
NABU Horlofftal errichtet Nisthilfe für Weißstorch auf Vierlingsturm

D
         as Hungener Schloss hat eine        war auch die Ansiedlung eines Storchen-
         märchenhafte Ausstrahlung. Frü-     Pärchens 2018, das sich nach 50 Jahren
         her logierte auch Meister Adebar    Abwesenheit in der „Hubbach“ nördlich
im alten Gemäuer. Sein vermeintliches        von Hungen auf einem vom NABU, der
Wirken für reichlich Nachwuchs führte        OVAG und dem RP Gießen errichteten
den „Klapperstorch“ einst 1968 letztma-      Brutmast niederließ und dort seitdem wie-
lig nach Hungen. Das Trockenlegen, Aus-      der seine Jungen aufzieht.
trocknen und Umbrechen von Wiesen
sowie die Verfüllung und Bebauung von        Nest auf Schlossturm . Vor einiger Zeit
Auenflächen im kernstädtischen Über-         wurde die Initiative ergriffen, den Weiß-
schwemmungsbereich des Grassees ent-         storch ebenfalls wieder auf seinem histo-
wertete einen Großteil seines angestamm-     rischen Brutplatz auf der Spitze des Vier-
ten Lebens- und Nahrungsraums.               lingsturms des Hungener Schlosses zu
                                             etablieren. In Zusammenarbeit des NABU
Wiederansiedlung . Mit der Schaffung         mit der Schloss-Eigentümergemeinschaft
und Wiederherstellung von Lebensräu-         und durch Förderung des RP Gießen
men in den Auen der Horloff und ihrer        konnte dieses Ansinnen vor Kurzem in
Nebengewässer sowie dem Angebot von          die Realität umgesetzt werden. Der NABU
Artenschutz-Nisthilfen durch den NABU        dankt allen Beteiligten, besonders dem
Horlofftal und den amtlichen Natur-          Artenschutz-Dezernat des Regierungs-
schutz hat sich der Weißstorch nach sei-     präsidiums Gießen, da es das Schutzpro-
                                                                                          S. Kannwischer

nem Aussterben seitdem wieder mit bis        jekt durch finanzielle Förderung aus Bio-
zu 15 Brutpaaren im Hungener Gemein-         diversitätsmitteln des Landes erst mög-
debereich etablieren können. Ein Erfolg      lich gemacht hat. (Stephan Kannwischer)

HESSEN natürlich                                                                                                       Sommer 2021
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
8 | VOR ORT

Praktischer Artenschutz oben im Kirchturm
NABU Otzberg-Lengfeld zeichnet Evangelische Kirche für Vogelschutz aus

                                                   I
                                                        m Herbst 2019 gründete sich unter              deren Öffnung als Einflug dient. Es stell-
                                                        dem Dach der NABU-Gruppe Otzberg               te sich jedoch heraus, dass durch diese
                                                        eine naturinteressierte Gruppe, um             Öffnung lediglich Wildtauben eingewan-
                                                   sich aktiv für Natur- und Umweltbelange             dert sind. Möglicherweise haben diese
                                                   in ihrem Ortsteil Lengfeld einzusetzen.             potenzielle Eulenbewohner verschreckt
                                                   Unter der Federführung von Ute Pleyer               und ferngehalten. Um dem Problem feh-
                                                   und Thomas Uhl wurden die ersten Ideen              lender Brutplätze zu begegnen und zu
                                                   gesammelt und bereits ein erstes großes             erproben, ob ein Fernbleiben der Tauben
                                                   Projekt umgesetzt: Ein Eulenprojekt im              hilfreich ist, wurde nun eine „Zugangs-
                                                   Turm der Evangelischen Kirche.                      schleuse“ entwickelt und eingebaut. Die
                                       U. Pleyer

                                                                                                       Schleuse wurde von Werner Schwarz ent-
                                                   Eulenstube . Bereits vor Jahren wurde im            wickelt und direkt hinter die Öffnung
                                                   Dachraum über dem Kirchenschiff der                 der Dachgaube eingebaut, um den Zu-
                                                   evangelischen Kirche in Lengfeld eine so-           gang für Tauben zu erschweren.
                                                   genannte „Eulenstube“ für Schleiereulen
                                                   eingerichtet. Denn junge Schleiereulen              NABU-Auszeichnung . Als zweites Projekt
                                                   haben schon früh einen großen Platzbe-              bauten die Aktiven einen Turmfalkenkas-
                                                   darf. Für ihre ersten Flugsprünge und               ten in das Kirchturmdach ein. Im Okto-
                                                   Flugversuche, ihre spielerischen Beute-             ber 2020 wurde die Evangelische Kirche
                                                   fangspiele und für ihre ungestümen Be-              dann mit der NABU-Plakette und Urkun-
                                                   wegungen brauchen sie einen geschütz-               de „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeich-
                                       U. Pleyer

                                                   ten Raum. Die Lengfelder Eulenstube                 net. Pfarrer Felix Heinz nahm die Aus-
                                                   wurde hinter einer Dachgaube eingebaut,             zeichnung entgegen. (Ute Pleyer)

Mit Blumensamen, Katzenstreu und Wasser
NABU Steinheim bastelt bienenfreundliche Samenbomben mit Kindern

A
        uf der Wimmelwiese der Stadt-
        werke Hanau hat es Mitte April
        ordentlich gewimmelt. Insgesamt
22 Kinder im Alter von zwei bis elf Jah-
ren hatten sich angemeldet, um aus Erde,
Katzenstreu, Bio-Blumensamen und Was-
ser eine „Pampe“ herzustellen und damit
Samenbomben zu kreieren. Auch aus
Pappmaché konnten entsprechende Bom-
                                                                                           U. Pleyer

                                                                                                                                               U. Pleyer

ben gebastelt werden, dabei nahmen die
Kinder Ausstechförmchen zu Hilfe.

Geschenk für Eltern . Anschließend ver-            Praktischer Insektenschutz . Mit dem bun-           noch eine tolle Veranstaltung durchfüh-
zierten die jungen Naturschützer die Bom-          ten Blickfang, der sich dann nach dem               ren können, die nicht nur die Kids begeis-
ben mit getrockneten Blumen und auf                „Bombenwurf“ ergibt, leisten die Kinder             tert hat, sondern selbst Eltern im „Bom-
der Wiese gefundenen Zapfen. Schön ver-            einen Beitrag dazu, dass sich die Bienen,           benbastelfieber“ waren.
ziert und hübsch verpackt konnten die              Insekten und Vögel wohlfühlen und eine                  Die Blumensamen wurden der NABU-
gebastelten Samenbomben dann an die                Nahrungsgrundlage haben. Dafür hat                  Gruppe von Bingenheimer Saatgut, Bie-
Mamas und Omas verschenkt werden.                  sich der NABU Steinheim eingesetzt und              nenretter.de und dem Hessischen Um-
Die Kinder waren alle sehr interessiert            unter Corona-Hygiene-Bedingungen, vor-              weltministerium zur Verfügung gestellt.
und froh, endlich einmal wieder aus dem            heriger Anmeldung sowie vorheriger Ter-             Die Stadt Hanau stellte die Wimmelwiese
Haus „rauszukommen“.                               minvergabe im Halbstundentakt den-                  zur Verfügung. (Claudia Meindorfer)

Sommer 2021                                                                                                                       HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
VOR ORT | 9

Immer weniger Erdkröten und Grasfrösche
NABU Wetterau zieht erschreckende Bilanz der Amphibienwanderungen

                                                    D
                                                             er NABU Wetterau baut seit vie-      teraukreis. Die NABU-Aktiven verzeich-
                                                             len Jahren im Frühling Amphi-        nen Einbrüche von über 95 %. Das zeigt
                                                             bienzäune auf, um Fröschen und       sich auch am Schutzzaun 274: Im Jahr
                                                    Kröten über die Straßen zu helfen. Da an      2006 wurden noch 2.078 Erdkröten über
                                                    den Zäunen seit über einer Woche keine        die Straße getragen. Das sind keine Aus-
                                                    Bewegungen mehr festgestellt wurden,          reißer, sondern eine kontinuierlich über
                                                    bauten die NABU-Aktiven die Wande-            15 Jahre fallende Linie.
                                                    rungshilfe Mitte April wieder ab. Da sich
                                                    die Tiere neben anderen Faktoren auch         Kaum Laichballen . Auch an den Laichge-
                                                    stark an der Tageslänge orientierten, lohn-   wässern sieht es mau aus. Wo noch vor
                                                    te sich kein weiterXes Warten.                fünf Jahren viele Ballen des Grasfroschs
                                                        Die Bilanz der diesjährigen Amphibien-    zu finden waren, sind jetzt nur wenige
                                                    wanderung fiel ernüchternd aus. So lie-       oder keine mehr. Die Uferpflanzen wa-
                                                    ßen sich am Schutzzaun 274 nur 60 Erd-        ren früher rundum mit Laichschnüren
                                                    kröten einsammeln. Erschreckend ist           der Erdkröte umwickelt, nun sind es nur
                                                    vor allem der Gesamttrend: Die Amphi-         noch ganz vereinzelte Bereiche. Wenn
                                                    bienbestände brechen seit 15 Jahren er-       der Trend anhält, lohnt es sich künftig
                                                    heblich ein. Sowohl an den Zäunen als         kaum noch, im Frühling Amphibienzäu-
                                           H. May

                                                    auch an vielen anderen Stellen im Wet-        ne aufzubauen. (Frank Uwe Pfuhl)

Misteln schneiden und Apfelbäume pflanzen
NABU Steinbuch-Michelstadt startet Aktion „Obstbaum-Patenschaft“

W
            ar die heute vielerorts anzutref-       lassenes und durch den NABU mit zahl-
            fende Mistel in früheren Zei-           reichen Obstbäumen bepflanztes 2.800
            ten auch eine verehrte und oft          Quadratmeter großes Gelände. Im Zuge
seltene Pflanze, so stellt sie mittlerwei-          der Baumpflegeaktion wurden viele Spa-
le in einigen Regionen Deutschlands eine            ziergänger auf die teils stark befallenen
Gefahr für Obstbäume dar. So gefährdet              Obstbäume auf den umliegenden Flur-
sie mitunter die für den Odenwald so cha-           stücken aufmerksam. Einige Eigentümer
rakteristischen, teils über Jahrhunderte            erklärten sich daraufhin bereit, ihre Flä-
in der Kulturlandschaft gepflegten Streu-           chen ebenfalls der NABU-Gruppe zur Ver-
obstwiesen und verändert die Landschaft.            fügung zu stellen.

Mistelschnitt . Nur wenige Obstsorten wie           Obstbaumpflanzung . Der Gruppen-Vor-
z.B. die Birne haben der Mistel etwas ent-          sitzende Gerhard Germann entwickelte
gegenzusetzen, viele Obstsorten werden              gemeinsam mit Richard Ratz die Aktion
bei starkem Befall unwiederbringlich                „Patenschaft für Obstbäume“. Der Gedan-
geschädigt. Befallene Obstbäume sollten             ke dahinter: durch eine Spende von min-
zum Schutz daher am besten im späten                destens 100 Euro kann die Patenschaft
Winter oder zeitigen Frühjahr beschnit-             für einen Obstbaum erworben werden,
ten und von der Mistel befreit werden.              und der Baumpate erhält neben der Mög-
Der Pflege vorhandener Obstbäume auf                lichkeit der Ernte der Obsterträge ein Na-
ihren gepachteten Flächen rund um Mi-               mensschild am Pflanzpfahl seines Bau-
chelstadt hatte sich die NABU-Gruppe                mes. Die Resonanz auf die Aktion war er-
Steinbuch-Michelstadt daher einmal mehr             freulich groß, sodass bereits die ersten 15
von November 2020 bis Januar 2021 an-               Baumpaten unter Einhaltung der gebo-
genommen. Seit 23 Jahren schon pflegt               tenen Hygienemaßnahmen ihre Bäume
                                                                                                  S. Geist

die NABU-Gruppe ein von der Stadt über-             pflanzen konnten. (Sibylle Geist)

HESSEN natürlich                                                                                                              Sommer 2021
HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
10 | VOR ORT

Natterkopf, Ochsenzunge und Färberwaid
NABU Langen-Egelsbach legt bunte Blumenwiese für Insekten an

                                       S. Kiefer

                                                                                               S. Kiefer

                                                                                                                                                     S. Kiefer
E
        ine Wildblumenwiese für Insek-             firma durchgeführten Erdarbeiten auf                    sich viele Blüten. Vor allem Natternkopf,
        ten: Diese Idee hatten mehrere             dem Gelände. Im April 2018 wurden dann                  Ochsenzunge und Skabiose, aber auch
        Mitglieder des NABU Langen-Egels-          zertifizierte Wildblumenpflanzen und Sa-                Färberwaid und andere Pflanzen wurden
bach bei einem Infotreff im Jahr 2017.             men, die auf den Boden und das Umfeld                   von vielen Insekten besucht!
Nachdem die Frage bezüglich des Gelän-             der beiden Flächen abgestimmt waren,
des mit der Gemeinde Egelsbach geklärt             gepflanzt und ausgesät.                                 Eigene Blütensamen . In den Jahren 2019
war sowie Unterstützer, Stadtwerke Lan-                                                                    und 2020 nahmen unsere Mitglieder be-
gen, Kreis Offenbach und die Biologin Dr.          Große Blütenvielfalt . Die NABU-Aktiven                 reits Samen ab, um demnächst eine weite-
Eva Distler mit ins Boot geholt waren,             Sigrid und Hans Szegfü versorgten die                   re Fläche gestalten zu können. Die eigenen
konnte Anfang 2018 mit den Arbeiten be-            Flächen gut mit Wasser, sodass sich Sa-                 Pflanzensamen wurden darüber hinaus
gonnen werden. Nach dem Plan der Bio-              men und Pflanzen optimal entwickelten.                  auch in kleinen Tütchen bei diversen Ver-
login starteten die von einer Gartenbau-           Bereits in diesem heißen Sommer zeigten                 anstaltungen verschenkt. (Simone Kiefer)

Kleine Amphibie mit großem Herz im Auge
NABU Odenwaldkreis kümmert sich um gefährdete Gelbbauchunken

                                                                      bach und Böllstein, wo der           über den Rand eines Weinglases streicht“.
                                                                      NABU Odenwaldkreis alles             Da die Unkenbestände im Odenwald sehr
                                                                      dafür tut, um die kleine             klein sind, lässt sich das dort leider kaum
                                                                      Population zu erhalten.              mehr erleben.
                                                                      Zuletzt konnten nur noch
                                                                      zehn erwachsene Tiere ge-            Stetige Hilfe nötig . Ohne den leidenschaft-
                                                                      zählt werden.                        lichen Einsatz der NABU-Aktiven wäre
                                                                                                           die Gelbbauchunke wahrscheinlich auch
                                                                  Gelber Bauch . Da die Be-                auf dem Gelände der Kompostierungs-
                                                                  stände des lediglich vier                anlage nicht mehr vorhanden. Sie schüt-
                                                                  bis fünf Zentimeter großen               zen die Kaulquappen vor vielen Fressfein-
                                                                  Lurchs mit dem charakte-                 den und pflegen regelmäßig den Lebens-
                                                           D. Heinz

                                                                  ristischen, gelb-schwarz                 raum. Da Gelbbauchunken eigentlich

D
                                                                  gemusterten Bauch nicht                  Bewohner von Auen sind, die sich stän-
        ie Gelbbauchunke ist im Oden-              leicht zu erfassen sind, können es natür-               dig verändern und immer wieder neue
        wald äußerst selten geworden.              lich auch ein paar mehr sein. Jede Unke                 Tümpel bilden, muss diese Dynamik auf
        Das vermutlich letzte Vorkom-              hat ein einzigartiges Bauchmuster. Die                  dem Gelände jährlich künstlich nachge-
men der kleinen Amphibie mit den herz-             NABU-Kreisvorsitzende Martina Lim-                      baut werden. So furchte auch dieses Jahr
förmigen Pupillen lebt auf dem gut ein-            precht liebt besonders den bezaubernden                 ein Radlader neue Wasserrinnen in den
gezäunten Gelände der Zentralen Kom-               Ruf: „Dieses Uh-uh klingt bei großen Be-                Tonschlamm, die das Überleben der Un-
postierungsanlage zwischen Kirchbrom-              ständen so, als ob man mit einem Finger                 ke sichern. (Martina Limprecht)

Sommer 2021                                                                                                                            HESSEN natürlich
VOR ORT | 11

Bunte Blumenwiesen in Waldeck-Frankenberg
NABU-Kreisverband veranstaltet großen Naturschutzwettbewerb

M
           it dem neuen Naturschutzwett-
           bewerb „Bunte Wiesen in Wal-
           deck-Frankenberg“ sucht der
NABU-Kreisverband artenreiche Wiesen
im Landkreis. Bunte Wiesen, wo es summt
und zwitschert, wo Schmetterlinge von
Blüte zu Blüte taumeln, Wildbienen em-
sig Pollen in ihren Höschen sammeln, bei
jedem Schritt im Gras Heuschrecken da-
vonhüpfen und Vögel genug Insekten für
ihre Brut finden – solche blütenreiche
Wiesen haben heute Seltenheitswert.
Deshalb will der NABU in Waldeck-Fran-
kenberg die Bewirtschafterinnen und
                                                  B. Langenhorst

Bewirtschafter von Wiesen oder Weiden
ehren, die artenreiche Wiesen erhalten
und dauerhaft pflegen.

Zwanzig Pflanzenarten . Am Wiesenwett-            wird und keine Ausgleichs- oder Natur-        den vom NABU begutachtet und bewer-
bewerb kann jeder teilnehmen, der eine            schutzfläche ist – eine HALM-Förderung        tet. Die Bewirtschafter der zehn am bes-
blütenreiche Wiese bewirtschaftet, die            ist aber zulässig. Der Wettbewerb richtet     ten bewerteten Wiesen in Waldeck-Fran-
mindestens 1.000 Quadratmeter groß ist,           sich an Landwirte, aber auch andere Nut-      kenberg erhalten Preise, die im Rahmen
wenigstens 20 unterschiedliche Planzen-           zer von Grünland – zum Beispiel Pferde-       einer festlichen Veranstaltung verliehen
arten beheimatet, extensiv bewirtschaftet         halter. Alle eingereichten Projekte wer-      werden. (Heinz-Günther Schneider)

Nasser Insektentod mit schwersüßem Duft
NABU Flieden fordert schnelles Verbot von Flüssigkeitsfallen für Fliegen

                                                  aufgestellt. Mit ihrem süßen Duft sollen      Landen dagegen nur Fliegen im tödlichen
                                                  sie Fliegen anlocken, die dann in der Flüs-   Nass, hilft der gesetzliche Artenschutz
                                                  sigkeit elendig verenden. Solche Fliegen-     nicht weiter. Laut IDUR ist allerdings das
                                                  fallen sind aus mehreren Gründen pro-         Tierschutzrecht zu beachten, weshalb Kle-
                                                  blematisch. Zum einen ist fraglich, ob sie    befallen mittlerweile verboten sind. Laut
                                                  selektiv nur Fliegen töten. Wahrschein-       § 1 des Tierschutzgesetzes darf niemand
                                                  lich verenden darin auch nützliche, be-       einem Tier ohne vernünftigen Grund
                                                  drohte und unter Naturschutz stehende         Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
                                                  Insekten wie Bienen und Hummeln. Aber         Für Nassfallen gibt es derzeit leider noch
                                                  selbst wenn sie nur Fliegen anlocken, ver-    eine Rechtslücke.
                                                  nichten sie wichtiges Futter für die Jun-
                                                  genaufzucht der Vögel. Deshalb sollten        Fliegenfallen verbieten . Aus Sicht des
                                                  sie verboten werden.                          NABU Flieden ist es in Zeiten des grassier-
                                       W. Lauer

                                                                                                enden Insektensterbens geboten, das Auf-
                                                  Unklare Rechtslage . Derzeit ist leider un-   stellen von Insektenfallen dringlich zu

I
                                                  klar, ob solche Fallen eingesetzt werden      untersagen. Wenn NABU-Mitglieder eine
    m Sommer sind sie leider immer mal            dürfen. Falls sie nicht selektiv wirken und   solche Fliegenfalle sehen, sollten sie den
    wieder zu sehen: Flüssigkeitsfallen           auch geschützte Arten anlocken, versto-       Eigentümer auf den § 1 des Tierschutzge-
    für Fliegen. Sie werden vor allem an          ßen sie gegen das Naturschutzrecht. Hier      setzes hinweisen und mit Nachdruck da-
Gaststätten mit einer Außengastronomie            gilt der verschärfte Verbotstatbestand        rum bitten, die Todesfalle sofort zu ent-
oder auf Parkplätzen von Discountern              des „Tötens besonders geschützter Tiere“.     fernen. (Wolfgang Lauer)

HESSEN natürlich                                                                                                              Sommer 2021
12 | VOR ORT

Unzureichender Artenschutz
NABU zieht ernüchternde Bilanz der Hessischen Biodiversitätsstrategie

                                                            U
                                                                     m die Artenviel-    Waldschutz . Auch beim Waldschutz hat
                                                                     falt in Hessen      Hessen seine gesetzten Ziele bislang
                                                                     zu bewahren,        nicht erreicht. So hat Hessen bislang
                                                            hat die Landesregierung      nur 3,9% statt 5% Naturwälder aus-
                                                            vor sieben Jahren die        gewiesen. Anstatt die noch nötigen
                                                            Hessische Biodiversitäts-    Flächen einfach im Staatswald abzu-
                                                            strategie ins Leben ge-      stecken, versucht das Land seit drei
                                                            rufen. Im Rahmen des         Jahren, das Ziel mit Appellen für einen
                                                            Programms sollten bis        freiwilligen Nutzungsverzicht bei kom-
                                                            Ende 2020 große Verbes-      munalen und privaten Waldbesitzern
                                                            serungen beim Wald-          zu erreichen. Damit wird auch das Ziel,
                                                            und Gewässerschutz           eine natürliche Waldentwicklung in
                                                            sowie beim Erhalt der        10% der öffentlichen Wälder zuzulas-
                                           B. Langenhorst

                                                            Artenvielfalt im Offen-      sen, bei weitem nicht erreicht.
                                                            land erreicht werden.            Bei der bundesweiten Vorgabe, 2%
                                                            Der NABU Hessen hat          der Landesfläche als Wildnisgebiete mit
                                                            nun eine Bilanz gezo-        einer Fläche von jeweils mehr als 1.000
                                                            gen. Trotz einiger guter     Hektar auszuweisen, liegt Hessen noch
                                                            Ansätze und Schutzpro-       weiter zurück. Bislang wurden, so der
                                                            jekte bleiben insgesamt      NABU, auf gerade einmal 0,5% der Flä-
                                                            große Defizite.              che für Wildnisentwicklung geeignete
                                                                                         Gebiete eingerichtet. Dabei sind gro-
                                                            Gewässerschutz . So wur-     ße unzerschnittene Naturwälder mit
                                                            de in Hessen bisher nur      alten Bäumen der beste Garant für den
                                                            für 11% der Fließgewäs-      Erhalt der waldtypischen biologischen
                                                            ser ein ‚guter ökologi-      Vielfalt. Positiv sind die Schaffung ei-
                                                            scher Zustand‘ erreicht.     ner Naturschutzleitlinie für den Wald
                                                            Etwa 65% aller Fließ-        und die Zertifizierung des Staatswalds
                                                            gewässer sind weiterhin      nach dem ‚FSC‘-Siegel.
                                                            als stark naturfern zu
                                                            bezeichnen. Auch die         Landwirtschaft . Beim Schutz des land-
                                                            chemische Belastung          wirtschaftlich genutzten Offenlands
                                           M. Harthun

                                                            der Gewässer hat eher        hat die Landesregierung noch viel zu
                                                            zu- als abgenommen.          tun. So befi ndet sich das artenreiche
                                                            Die weiterhin hohe Ni-       Grünland in einem schlechten Erhal-
                                                            tratbelastung ist größ-      tungszustand. Entweder verbrachen
                                                            tenteils auf die intensive   die Wiesen wegen Nutzungsaufgabe
                                                            Landwirtschaft zurück-       oder sie verwandeln sich durch eine
                                                            zuführen. Die Verbesse-      zu intensive Nutzung mit Dünger und
                                                            rung der ökologischen        häufiger Mahd zu artenarmen Grün-
                                                            Qualität von Fließgewäs-     flächen, die Insekten keine Nahrung
                                                            sern ist eine Verpflich-     mehr bieten. Zudem sind wichtige
                                                            tung der europäischen        Trittsteinbiotope wie Feld- und Wegrai-
                                                            Wasserrahmenrichtli-         ne nicht geschützt und werden häufig
                                                            nie. Daher müssen be-        umgebrochen und gemulcht. So wird
                                                            stehende gesetzliche         es für viele Wildtiere immer schwieri-
                                                            Regelungen konsequent        ger, umherzuwandern.
                                                            genutzt werden. Als po-          Um den rasanten Schwund der bio-
                                           M. Sommerhage

                                                            sitiv hebt der NABU das      logischen Vielfalt aufzuhalten, braucht
                                                            Landesprogramm ‚100          das Land mehr Mut und eine konse-
                                                            wilde Bäche‘ hervor.         quente Schutzstrategie. (mh/bl)

Sommer 2021                                                                                                        HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13

                                        B. Langenhorst

                                                                                                                                                     C. Gebhardt
                                                                                                  S. Leyhe
 Jugendburg Hessenstein                                   Hessenstein-Team                                    NABU-Haus am Roten Moor

                                                                                                                                                     B. Langenhorst
                                        J. Tumbrägel

                                                                                                  A. Gaube
 NABU-Moorführer                                          NABU-Haus an den Salzwiesen                         Rotes Moor-Team

NABU-Zentren im Lockdown
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Natur- und Umweltbildung

D
         ie Corona-Pandemie brachte für                  Hessens einziges Hochmoor absagen. „Der             nen. Da auch keine Schulklassen auf die
         die hessischen NABU-Info- und                   Bohlenpfad durch das Rote Moor ist so               Burg kommen konnten, entwickelte das
         Bildungszentren große Einschnit-                schmal, dass sich begegnende Gruppen                Team der Bildungsstätte Alternativange-
te mit sich. So musste nicht nur die Ju-                 die Abstandsregeln nicht gut einhalten              bote. „Mit dem Klassenprogramm ‚Hessen-
gendherberge ‚Jugendburg Hessenstein‘                    können“, erläutert der NABU-Moorführer              stein unterwegs‘ fahren wir jetzt direkt
erst von Frühling bis Sommer 2020 und                    Wolfgang Kemmerzell.                                zu den Schulen und führen dort Tages-
dann wieder im November ihren Betrieb                                                                        programme durch“, freuen sich die Lei-
komplett einstellen. Auch das NABU-Haus                  Herberge im Stillstand . Noch gravierender          terinnen Andrea Garthe und Stephanie
am Roten Moor in der Rhön war gezwun-                    sind die Lockdown-Auswirkungen auf die              Boley. Erste Burg-Programme wurden be-
gen, ab März des letzten Jahres die Moor-                Jugendburg Hessenstein, Hessens älteste             reits gebucht.
Ausstellung zu schließen und dann im                     Jugendherberge. Die in der Nationalpark-
Spätherbst ebenfalls die Gastwirtschaft.                 region Kellerwald-Edersee mitten im Wald            Regionale Infozentren . Der Lockdown hat
„Als wichtiger Anlaufpunkt für den Lang-                 gelegene Unterkunft mit Bildungsstätte              auch die regionalen Infozentren von
lauf haben wir im Winter eigentlich Hoch-                wird vom NABU Hessen sowie von der                  NABU-Gruppen weitgehend lahmgelegt.
saison“, erklärt Pächter Herbert Adolph                  Kreishandwerkerschaft und dem Land-                 Ob das ‚NABU-Haus an den Salzwiesen‘
aus Gersfeld. In diesem Jahr blieb nur der               kreis Waldeck-Frankenberg betrieben.                in Ortenberg, die ‚Naturschutzscheune
Skiverleih übrig, der unter entsprechen-                 "Seit dem letzten Frühjahr sind wir im Kri-         Reinheimer Teiche‘, die ‚NABU-Feldscheu-
den Hygienebedingungen weiter möglich                    senmodus", schildert Geschäftsführer Dr.            ne‘ in Waldems, die ‚Naturschutzscheune
war. Ohne staatliche Hilfe und eine Ver-                 Berthold Langenhorst die aktuelle Lage.             Weinberg Wetzlar‘ oder die ‚NABU Um-
ringerung der Pachtzahlungen konnte                      Viele der knapp 30 Mitarbeitenden befin-            weltwerkstatt Wetterau‘ – überall muss-
die Jausenstation nur schwer überleben.                  den sich in Kurzarbeit.                             ten Führungen, Fortbildungen und Feste
                                                             Nur ein Rumpfteam sorgt dafür, dass             abgesagt werden. Die NABU Umweltwerk-
Keine Moorführungen . Mindestens bis En-                 Gästeanfragen bearbeitet und die Haus-              statt Wetterau hat die Zeit dafür genutzt,
de Mai mussten auch die ehrenamtlichen                   technik fit gehalten wird. Ziel der Herber-         ein großes Online-Fortbildungsangebot
NABU-Moorführer*innen zu Hause blei-                     ge im Wartestand ist es, den Betrieb mög-           aufzubauen. Schließlich muss es beim Ein-
ben und alle geplanten Führungen durch                   lichst schnell wieder hochfahren zu kön-            satz für die Natur ja weitergehen. (bl)

HESSEN natürlich                                                                                                                           Sommer 2021
14 | LANDESWEIT

Staffelweitergabe in der Geschäftsführung
Personelle Veränderungen in der NABU-Landesgeschäftsstelle

                                              N
                                                        ach über dreißigjähriger erfolg-     Aktiven, deren Engagement mir sehr viel
                                                        reicher Arbeit im NABU Landes-       Freude und Kraft gegeben hat“, blickt
                                                        verband Hessen hat Hartmut           auch Hartmut Mai auf die gemeinsame
                                              Mai seine Tätigkeit als Landesgeschäfts-       Zeit zurück.
                                              führer beendet. „Als NABU-Landesvorsit-
                                              zender danke ich Hartmut Mai für seine         Neues Dreierteam . Der Landesvorstand hat
                                              stets loyale Tätigkeit über diesen langen      nunmehr die Aufgaben in der Geschäfts-
                                              Zeitraum, in dem er den NABU Hessen            stelle anders als bisher verteilt. Der Ge-
                                              mitgeprägt, den Landesverband in her-          schäftsbereich Naturschutz wird ab jetzt
                                              ausragender Art und Weise repräsentiert        von Mark Harthun verantwortet, die Lei-
                                              und dazu beigetragen hat, ihn zu der heu-      tung des Geschäftsbereichs Kommunika-
                                              te anerkannten Institution zu machen“,         tion obliegt Dr. Berthold Langenhorst und
                                              erklärte der landesvorsitzende Gerhard         Jan Sachse leitet den Geschäftsbereich
                                              Eppler aus Anlass der Verabschiedung.          Organisation.
                                                                                                 „Damit haben wir eine flache Hierar-
                                              Erfolgreicher Naturschutz . Viele erfolgrei-   chie, eine Zuordnung zu den jeweiligen
                                              che Naturschutzprojekte konnten in die-        Kernkompetenzen und zugleich eine Mi-
                                              sen Jahren gemeinsam umgesetzt werden.         schung aus Altgedienten und jüngeren
                                              „Ich möchte mich bei allen Weggefähr-          Mitarbeitern erreicht“, ist sich der Lan-
                                              ten und Unterstützern für die vertrau-         desvorsitzende Gerhard Eppler sicher,
                                              ensvolle und gute Zusammenarbeit ganz          dass die Arbeit in der Landesgeschäfts-
K. Kaltwaßer

                                              herzlich bedanken. Mein ganz besonde-          stelle auch unter der neuen Führung er-
                             Hartmut Mai
                                              rer Dank gilt den vielen ehrenamtlichen        folgreich fortgesetzt wird. (ge)

Verschiedene Interessen in Einklang bringen
NABU trauert um verdienten Frankenberger Naturschützer Günter Faust

E
        r hatte ein Herz für die Natur. An-   und Nistplattformen für Weißstörche.
        fang März ist der Frankenberger       Sein Ziel war stets, den Schutz der Natur
        Naturschützer Günter Faust im         in Einklang mit den Interessen von Land-
Alter von 80 Jahren verstorben.               wirtschaft und Tourismus zu bringen und
    Günter Faust war mehr als 40 Jahre        dennoch genügend Rückzugsräume für
für den NABU Frankenberg, den NABU-           bedrohte Tierarten zu erhalten. Als kom-
Kreisverband Waldeck-Frankenberg, die         petenter Berater mit ausgleichendem Ele-
NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe so-        ment wurde er von Behörden, Kommu-
wie die „Freundes des Goldbachtales“ ak-      nen und vielen Interessengruppen glei-
tiv und hat dort viele Projekte initiiert,    chermaßen geschätzt.
begleitet und vorangetrieben. Das Zug-
vogelrastgebiet „Jungferhügel Schreufa/       Viele Auszeichnungen . Günter Faust gehör-
Viermünden“, das „Wässerwiesenprojekt         te 1980 zu den Gründern der damaligen
Ederaue“ bei Rennertehausen oder das          Gruppe im Deutschen Bund für Vogel-
Beweidungsprojekt im Goldbachtal sind         schutz und hat auch 1993 die Renovie-
herausragende Beispiele seines jahrelan-      rung und Einrichtung des Frankenberger
gen Wirkens. Ferner war Faust seit 1992       Naturschutzhauses maßgeblich mitge-
offizieller Betreuer des Naturschutzge-       staltet. Er war Träger des Ehrenbriefes
bietes „Auf dem Tiergarten“ bei Franken-      des Landes Hessen, der Goldenen Ehren-
berg. Seine Verdienste sind auch der Bau      nadel des NABU und wurde 2012 mit dem
                                                                                             F. Seumer

von Vogel-Beobachtungsstationen am            Kreisnaturschutzpreis in Waldeck-Fran-
Ederauen-Radweg, mehrere Starenhotels         kenberg ausgezeichnet. (Frank Seumer)

Sommer 2021                                                                                                             HESSEN natürlich
M. Sommerhage
                                                                                                               NABU-STIFTUNG | 15

                                             N. Flügel

                          Braunkehlchen                                                                  Mehrjähriger Altgrasstreifen

Refugium für das Braunkehlchen
Wiesenbrüter-Projekt der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe im Vogelsberg

E
        inst waren sie häufig, heute sucht   und viele seltene Pflanzenarten wie Teu-      lich bieten mehrjährige Altgras- und Bra-
        man sie vielerorts vergebens:        felsabbiss und Sumpf-Blutauge finden          chestreifen eine Rückzugsmöglichkeit
        Großräumige extensiv genutzte        entlang der strukturreichen Aue einen         für die Tierwelt und schaffen gleichzeitig
Landschaften. Im Wiesenbrüter-Projekt        geeigneten Lebensraum. An den Flach-          eine strukturreiche Landschaft. Um auch
ist es der NABU-Stiftung Hessisches Na-      wasserbereichen rasten zudem regelmä-         die Landwirte davon zu überzeugen, wer-
turerbe gemeinsam mit dem NABU-Kreis-        ßig Watvögel wie Bekassine, Bruchwas-         den diese Maßnahmen über Vertragsnatur-
verband Vogelsberg gelungen, 32 Hektar       serläufer und Grünschenkel.                   schutz-Programme finanziell gefördert.
artenreiches Grünland in der Gemeinde
Grebenhain im Vogelsbergkreis langfris-      Offenland für Braunkehlchen . Damit das        Erfolgskontrolle . Die durchgeführten Pfle-
tig für den Naturschutz zu sichern.          auch so bleibt, werden die Flächen lang-      gemaßnahmen werden stets fachlich be-
                                             fristig durch die NABU-Stiftung betreut       gleitet. Dieses Jahr untersuchen Artbe-
Erhalt der Artenvielfalt . Das Magergrün-    und regelmäßig Pflegemaßnahmen um-            rater der Staatlichen Vogelschutzwarte
land mit einem vielfältigen Wechsel aus      gesetzt. Im Winter 2020/21 wurden bei-        für Hessen insbesondere den Bestand an
Feucht- und Nasswiesen, vom Biber auf-       spielsweise entlang der Lüderaue einige       Braunkehlchen und Wiesenpieper im
gestauten Flachwasserbereichen und           Gehölze entfernt, um den offenen Cha-         Projektgebiet. Auf Grundlage solcher Da-
strukturreichen Gräben ist heute eine        rakter der Fläche für Braunkehlchen und       ten wird das Gebietsmanagement konti-
echte Besonderheit. Entlang der Lüderaue     Wiesenpieper zu erhalten. Beide Raritäten     nuierlich angepasst, um die Fläche best-
und am benachbarten Waaggraben en-           meiden gehölzreiche Wiesenflächen und         möglich zu entwickeln.
gagiert sich die NABU-Stiftung gemein-       hohe Bäume. Dazu sind im Vorfeld zahl-
sam mit den zuständigen Behörden des         reiche Abstimmungen mit den zuständi-         Schutz der Vielfalt . Die NABU-Stiftung
Vogelsbergkreises, dem Naturschutz-          gen Behörden nötig, weil dabei viele Inter-   Hessisches Naturerbe engagiert sich in-
großprojekt Vogelsberg, der Staatlichen      essen abgewogen werden müssen.                zwischen seit 17 Jahren für den Erhalt
Vogelschutzwarte für Hessen, mehreren                                                      von wertvollen Lebensräumen für Tiere
Landnutzern und Ehrenamtlern für den         Großer Strukturreichtum . Die Wiesenflä-      und Pflanzen, schützt die biologische
Erhalt der Artenvielfalt.                    chen selbst werden extensiv, also ohne        Vielfalt und fördert die Natur- und Um-
   Hier finden hessenweit vom Ausster-       Einsatz von Düngemitteln und mit ver-         weltbildung. Insgesamt verwaltet die
ben bedrohte Tierarten, wie Braunkehl-       gleichsweise späten Nutzungszeitpunk-         NABU-Stiftung über 900 Hektar Natur-
chen und Wiesenpieper, einen ihrer letz-     ten bewirtschaftet. Auf einigen besonders     schutzflächen in ganz Hessen. Dadurch
ten Rückzugsräume im Vogelsberg. Auch        hochwertigen Flächen findet die erste         stehen diese dem Naturschutz dauerhaft
der stark gefährdete Ulmen-Zipfelfalter      Mahd erst ab dem 15. Juli statt. Zusätz-      zur Verfügung. (Nico Flügel)

HESSEN natürlich                                                                                                         Sommer 2021
16 | NAJU

Digitaler Gruppenleiterlehrgang
Breite Aus- und Fortbildungspalette für Jugendliche und Erwachsene

D     ie NAJU Hessen bildet seit vielen Jah-
      ren angehende NAJU-Gruppenleiter*
innen für die Ortsebene und Teamer*in-
                                               liche Rückmeldung zur Planung und
                                               Durchführung der Naturerlebniseinheit.
                                                                                             NAJU Hessen Team und den Teilnehmer*
                                                                                             innen des Gruppenleiter*innen-Lehrgangs
                                                                                             viel Spaß bereitet, denn alle waren bereit,
nen der Landesebene aus. Von Tagesfort-        Umweltbildung . Im zweiten Teil der Aus-      sich auf die digitalen Begebenheiten ein-
bildungen bis hin zu Wochenseminaren           bildung findet eine Fortbildung zum The-      zulassen, und sind mit voller Energie in
ist die Fortbildungspalette weit gefächert.    ma Kinderschutz, zur Prävention sexua-        das Seminar gestartet. Kleine Bewegungs-
Das Alter der Teilnehmer*innen liegt zwi-      lisierter Gewalt statt sowie vertiefende      spiele zwischendurch lockerten den Se-
schen 15 und 70 Jahren. Ziel ist es, den       Workshops zum Thema Umweltbildung             minartag auf und sorgten immer wieder
Teilnehmer*innen ein umfassendes theo-         und Naturschutz. Ergänzend bietet die         für neue Motivation und für eine gute
retisches und praktisches Wissen zu ver-       NAJU-(Tages-)Fortbildungen an, dieses         Stimmung.
mitteln und ihnen viel Handwerkszeug           Jahr zum Thema Landwirtschaft, Kinder-            Mit verschiedenen kurzen Theaterein-
für die Leitung von Gruppen mit an die         schutz und nachhaltigem Kochen, sowie         heiten, Kleingruppenarbeiten, aber auch
Hand zu geben.                                 eine mehrtägige Ausbildungstour für die       in der Großgruppe konnten die vielen
    In den letzten Jahren hat sich ein zwei-   Wildlife-Teamer*innen.                        Themen gut bearbeitet werden. Das Aus-
teiliges Format des Gruppenleiter*innen-           Die Voraussetzungen für die Jugend-       bildungsteam der NAJU Hessen freut sich
Lehrgangs etabliert, um die Jugendleiter-      leitercard JULEICA sind: Es müssen Fort-      auf den Präsenztag im Juli, um die Teil-
card JULEICA zu erlangen.                      bildungen mit mindestens 40 Zeitstun-         nehmer*innen endlich live, draußen in
                                               den absolviert werden. Bei der Beantra-       der Natur, kennenlernen zu dürfen.
Lehrgangsinhalte . Im ersten Teil des Lehr-    gung dürfen die Fortbildungen nicht äl-
gangs werden folgende Themen behan-            ter als drei Jahre sein. Der Erste-Hilfe-     Weitere Fortbildungen . Im Sommer gibt
delt: Gruppenphasen, Leitungsstile, Um-        Kurs darf ebenfalls nicht älter sein als      es drei Fortbildungen zur Verlängerung
gang mit Konflikten, Recht für Gruppen-        drei Jahre. Bei der Beantragung muss man      der JULEICA. Los geht es am 19. Juni mit
leiter*innen, Jugendschutzgesetz, Auf-         mindestens 16 Jahre sein.                     den zwei Digitalkursen zur Prävention
sichtspflicht, Sexualstrafrecht und die                                                      sexualisierter Gewalt sowie zu Kochen für
Versicherungsfragen. Des Weiteren pla-         Digitaler Gruppenleiterlehrgang . Ein digi-   Gruppen. Am 10. Juli steht das prakti-
nen die Teilnehmenden eine Naturerleb-         taler Gruppenleiter-Lehrgang traf zunächst    sche Erleben von Landwirtschaft mit Kin-
niseinheit, die sie mit der gesamten Grup-     auf Bedenken, ob sich diese Veranstaltung     der- und Jugendgruppen in Neukirchen
pe praktisch durchführen. Abschließend         sinnvoll in den digitalen Raum verlegen       auf dem Programm. (Vera Börner)
erhält jede*r Teilnehmer*in eine ausführ-      ließe. Schließlich hat der Lehrgang dem

Sommer 2021                                                                                                             HESSEN natürlich
Sie können auch lesen