HESSEN natürlich Sommer 2021 - Landesverband Hessen - Imperia Login
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2 | THEMA Artenschutz und Energiewende Schutz von Arten und Lebensräumen be- Eine Verkehrswende, Wärmedämmung deutet. Nicht nur in den Tropen, wo sa- von Bestandsgebäuden, Lastmanagement, genhaft artenreiche Korallenriffe schon Aufbau von Speichermöglichkeiten: der jetzt kaum mehr zu retten sind. Auch für Klimaschutz ist eine hoch anspruchsvolle Hessen wird prognostiziert, dass bis zum Aufgabe mit vielen Facetten. Aber dass Ende dieses Jahrhunderts sogar die Buche der Ausbau der Windkraft weitergehen nur noch in den Hochlagen der Mittel- muss, daran führt kein Weg vorbei, wenn gebirge eine Chance haben wird. All dies wir alle Kohle- und Kernkraftwerke erset- sollte man sich vergegenwärtigen, wenn zen wollen. Seit Anfang des Jahres wur- man bedenkt, dass unter dem Einsatz der den netto nur drei neue Windkraftanla- Windenergie auch manche Vogel- und gen in Hessen gebaut. Fledermausarten zu leiden haben. Der stärkste Rückgang der Biodiversität Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein, vollzieht sich in Hessen ohnehin in der dass regenerative Energien möglichst Agrarlandschaft, hier stehen wichtige naturverträglich erzeugt werden können. Entscheidungen an zur Reduktion des Auf die Initiative des NABU Hessen geht Pestizideinsatzes, zum Aufbau eines um- es zurück, dass das Umweltministerium fassenden Biotopverbunds und zur Wie- mit unserer Beteiligung an Artenschutz- derherstellung von Lebensraumstruktu- programmen für besonders windkraft- ren in der Landschaft, die in den letzten sensible Arten arbeitet. Fledermäuse, Jahren großräumig verschwunden sind. V. Lindmayer Rotmilan, Schwarzstorch und viele andere Auch hier bringen wir uns zum Schutz dürfen nicht unter die (Wind-)Räder kom- der Artenvielfalt ein. men. Sie müssen parallel zum Ausbau Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen der Windenergie stabile Populationen Nie waren die Herausforderungen im Na- des NABU Hessen, aufbauen oder behalten. Die Maßnahmen tur- und Umweltschutz größer. Wir bit- zu ihrem Schutz müssen deshalb kon- ten Sie dafür um Ihre Unterstützung. die Krise der Biodiversität und die Klima- kret, wirksam und dauerhaft sein. Dane- krise sind zwei Herausforderungen für ben fordern wir, dass in Hessen wie neu- Ihr Gerhard Eppler die Menschheit, die nicht getrennt von- erdings in anderen Bundesländern eine NABU-Landesvorsitzender einander gesehen werden können. Jede Fotovoltaik-Pflicht für Gewerbeimmobili- für sich ist eine existenzielle Bedrohung, en und große Parkplätze eingeführt wird. und beide erfordern ein energisches und sofortiges Handeln. Die 2020er Jahre sind das entscheidende Jahrzehnt in der Fra- ge, ob wir diese Krisen zu bewältigen in der Lage sind. Beide werden sie von der Corona-Pandemie überlagert, die uns vor Augen führt, dass auch der Mensch als Teil der Natur ihren Gesetzen unterliegt. Das jüngste Urteil des Bundesverfassungs- gerichts zum Klimaschutz hat allen deut- lich gemacht, dass wir nicht in dieser Generation die natürlichen Ressourcen aufbrauchen und unseren Enkeln die Fol- gen überlassen dürfen. Ein bahnbrechen- des Urteil, bei dem es interessant sein wird zu prüfen, ob diese Argumentation auch auf den Rückgang der Biodiversität übertragbar sein kann. Es wäre zu wün- M. Sommerhage schen, denn nur mit schönen Worten ist der Natur nicht geholfen. Wobei nicht zu Rotmilan an Windrad vergessen ist, dass Klimaschutz zugleich Sommer 2021 HESSEN natürlich
THEMA | 3 Hilfe für Schwarzstorch, Fledermaus und Co Hessen unterstützt Tierarten, für die Windkraftanlagen eine Gefahr darstellen D urch den Bau von Windkraftan- men im Staatswald lagen können einige Tierarten genutzt werden, um Bechstein-Fledermaus gefährdet werden. Diesen „wind- gezielte Hilfe für kraftsensiblen Arten“ soll daher geholfen die windkraftsensib- werden. Der NABU Hessen fordert seit len Arten zu leisten. 2019 vehement entsprechende Artenhilfs- Als Sofortmaß- programme von der Landesregierung ein. nahme wurde schon Der Bestand der Vogel- und Fledermaus- die forstliche Nut- arten soll stabil gehalten oder sogar ver- zung im Umkreis größert werden. Mit Erfolg. Inzwischen von 200 Meter um wird intensiv an Möglichkeiten zur För- die 14 Schwarz- derung von Schwarzstorch, Rotmilan, storchhorste im Wespenbussard, Waldschnepfe und den Staatswald gestoppt. fünf Fledermausarten Großer und Klei- Auch Manschetten ner Abendsegler, Rauhaut-, Bechstein- zum Schutz vor und Mopsfledermaus gearbeitet. Dabei Prädatoren werden gibt es zwei Strategien: Die Auswahl von bereits angebracht. M. König Maßnahmenräumen und konkrete Ar- Bachrenaturierun- tenhilfsprogramme. gen sollen die Nah- rungsgrundlage ver- Maßnahmenräume bessern. Schwarzstorch Das Land hat für jeden Regierungsbezirk Für den Wespen- etwa drei Maßnahmenräume vorgeschla- bussard wird ein Ar- gen, in die Artenschutzmaßnahmen für tenschutzkonzept windkraftsensible Arten gelenkt werden erarbeitet. Er pro- sollen. Insgesamt nehmen sie mit 80.000 fitiert von extensi- Hektar etwa doppelt so viel Fläche ein vem Grünland und wie die Vorrangräume für Windkraft, die Waldwiesen, einer ca. 2% der Landesfläche einnehmen. Das günstigen Waldin- Land hat viele Vorschläge des NABU dazu nenrandgestaltung aufgegriffen: So wurden gezielt öffentli- und damit der För- che Flächen (v.a. Landesflächen) ausge- derung von Insek- wählt, da hier die Umsetzung schnell er- ten, darunter den folgen kann. Die Maßnahmenräume lie- von ihm bevorzug- gen in der Regel außerhalb und in der ten Wespen. Nähe von EU-Vogelschutzgebieten. So Beim Rotmilan D. Bark werden die Brut- und Nahrungshabitate sollen neben dem der dort lebenden Arten erweitert. Die Schutz der Horste Gebiete liegen regional im Zusammen- auch die umgebende Waldbewirtschaf- landwirtschaftlichen Flächen zu bringen. hang mit Windkraft-Vorranggebieten, tung angepasst (Ruhezeit ab dem 1. März) Ziel ist, bei etwa 300 der 1.600 hessischen aber weit genug weg, dass die Arten nicht und die Nahrungshabitate verbessert Brutpaare das Überleben von mehr Jung- in Konflikt mit den Anlagen kommen. werden. Altgrasstreifen, Rotationsmahd, tieren zu ermöglichen. angepasste Beweidung, Verzicht auf Mäu- Artenhilfsprogramme segifte oder Waldinseln im Ackerland Hilfe für Fledermäuse . Für Fledermäuse Bisher gab es nur Artenhilfs-„konzepte“. sind Maßnahmen, die der Art helfen kön- sollen Höhlenbäume gesichert, Wälder Weil aber Papier geduldig ist, braucht es- nen. Über die Agrarförderung (HALM- wieder vernässt, Gewässer renaturiert und echte Artenhilfsprogramme, in denen ge- Programm) sollen neue Maßnahmen- auf Baumfällungen verzichtet werden. In nug Schutzmaßnahmen umgesetzt wer- typen definiert und finanziert werden. umfangreichen Untersuchungen werden den. Diese werden derzeit erarbeitet, und Der NABU pocht hier auf Schaffung und die Kolonien kartiert und die zu schüt- zwar für das gesamte Land Hessen. Dabei Schutz linearer Strukturen in einer groß- zenden Quartierkomplexe abgegrenzt. sollen z.B. bestehende Managementkon- räumigen Agrarlandschaft. Mehr Biodi- Der NABU setzt sich dafür ein, dass die zepte (etwa für EU-Vogelschutzgebiete), versitätsberater, Artenfachberater und Programme mit ausreichend Geld und Gewässer-Renaturierungsprojekte, der die neuen Landschaftspflegeverbände sol- Personal zur Umsetzung unterlegt sind Klimaschutzplan und forstliche Maßnah- len helfen, weitere Lebensräume in die und so rasch wie möglich starten. (mh) HESSEN natürlich Sommer 2021
4 | THEMA inz He jps k/ oc D. rst tte shu t ors genh B. Lan SP k/A oc e rst ag tte erh Shu mm M. So Gefährdete Tiere und Pflanzen Die Klimakrise birgt viele Gefahren für die hessische Artenvielfalt D as weltweite Artensterben lässt te Arten wie Arnika, Trollblume, Frauen- einer Verschiebung um 200 bis 300 Kilo- sich auf verschiedene Ursachen schuh, Türkenbundlilie und Märzenbecher. meter in Richtung der Pole bzw. um 200 zurückführen. Die Intensivierung Höhenmeter auszugehen. der Landnutzung ist derzeit der wirkmäch- Aktiver Vogelschutz . Bei den Tieren sind tigste Faktor. Aber auch die schnelle Er- fast alle Amphibien von der Austrocknung Gefährdete Moore . Tier- und Pflanzenar- wärmung durch die Klimakrise wird zu- ihrer Laichgewässer bedroht, bei den Rep- ten, die mit den raschen Veränderungen nehmend zu einer großen Gefahr für den tilien gelten die Sumpfschildkröte und mithalten und nach Norden wandern Erhalt der biologischen Vielfalt. Erste Aus- die Kreuzotter als Klimaverlierer. Auch können, haben die besten Überlebens- wirkungen lassen sich schon jetzt in Hes- die Vogelwelt ist gefährdet. Ob Schwarz- chancen. Arten, die in die Mittelgebirge sen beobachten. Mit den Folgen des Kli- und Weißstorch, Braunkehlchen, Wach- hochsteigen oder nur dort vorkommen mawandels für die Biodiversität befasst telkönig, Bekassine, Kiebitz oder Großer – wie etwa die Hochmoor-Bewohner in sich mittlerweile ein neuer Forschungs- Brachvogel – die Liste potenziell gefähr- der Rhön – haben das Nachsehen. So zeigt zweig, die ‚Climate change biology‘. deter Arten ist lang. Der Vogelkundler eine aktuelle Untersuchung aus dem Ro- Walter Veit konnte im Lahn-Dill-Kreis fest- ten und Schwarzen Moor, dass mehrere Klimaverlierer . Neben Klimagewinnern, stellen, dass sich das Braunkehlchen im- typische Hochmoorlibellen nicht mehr also Tieren und Pflanzen, die wie etwa der mer mehr in die Bergregionen des Wes- wiedergefunden wurden. Den beiden Bienenfresser, die Blaue Holzbiene oder terwalds zurückzieht und heute fast nur Moorbereichen droht schon mittelfris- die Gottesanbeterin durch die zunehmen- noch in den höheren Lagen brütet. tig die Austrocknung. de Wärme begünstigt werden, gibt es ei- Aber auch im Flachland ist das Wan- ne ganze Reihe an potenziellen Verlierern. Temperaturanstieg . Auch bei Schmetter- dern nach Norden nicht so einfach: Die Das sind vor allem Lebewesen, die auf nas- lingen, Libellen und Käfern ist mit dem intensive Landnutzung versperrt vielen se und kühle Bedingungen angewiesen Aussterben von Arten durch den Klima- Arten die Ausbreitungswege. Deshalb ist sind. Solche Arten finden sich bevorzugt wandel zu rechnen. Durch die Erwär- ein durchgängiger Lebensraumverbund in Feuchtgebieten und in den Berglagen mung verlagern sich die Vegetationszo- mit intakten Wegrainen und Trittstein- der hessischen Mittelgebirge. Zu den ge- nen nach Norden und in die Höhe. So ist Biotopen eine wichtige Vorsorge für den fährdeten Pflanzen gehören ganz bekann- bei einem Temperaturanstieg um 1°C von Artenschutz in der Klimakrise. (bl) Sommer 2021 HESSEN natürlich
VOR ORT | 5 Sicheres Revier für den Biber in Flörsbachtal NABU Biebergemünd kauft wertvolle Wiesen für den Naturschutz N ach monatelangen teils zähen dieses Ziel zu erreichen, Verhandlungen konnten die bei- wurde durch die zufällige den Gruppenvorstände Wolfgang Ansiedlung einer Biberfa- Froschauer und Wolfgang Stock im Mai milie schon ein schönes letzten Jahres endlich den Kaufvertrag Stück Arbeit geleistet. für fünf Grundstücke im Lohrbachtal von Lohrhaupten zwischen dem NABU Bie- Naturerlebnisse . Im Zuge bergemünd-Flörsbachtal und den Verkäu- der Weiterentwicklung des fern notariell besiegeln. Biotops sollen auch Tierbe- obachtungen und Führun- Wertvolle Wiesen . Der Kauf wurde durch gen mit Kindergartengrup- eine enge Kooperation mit der Oberen pen und Schulklassen mög- Naturschutzbehörde in Darmstadt und lich sein. Zur ersten Infor- W. Froschauer der Bereitstellung der Kaufpreissumme mation der vielen Spazier- aus Mitteln sogenannter Ersatzzahlungen gänger wurde bereits eine ermöglicht. Auf dem zusammenhängen- Informationstafel am Weg- den Wiesenareal von über 15.000 Quad- esrand aufgestellt. Auf dem Bild sind Uwe dratmeter großes schützenswertes Areal ratmeter soll sich die Natur in Zukunft Rämisch, Alexandra Teichtweier, Doreen in der Gemeinde erworben. Somit verfügt frei entfalten können. Nur durch gezielte Bassermann, Wolfgang Froschauer und der NABU Biebergemünd über eine Grund- Eingriffe soll ein Feuchtwiesenbiotop ent- Wolfgang Stock zu sehen. Schon im Jahr stücksfläche von insgesamt drei Hektar. stehen, um heimischen Insekten und Tie- 2019 hat der NABU aus eigenen Finanz- Diese Flächen sind nun dauerhaft für die ren eine gesicherte Heimat zu bieten. Um mitteln ein ebenfalls knapp 15.000 Qua- Natur gesichert. (Wolfgang Froschauer) Neue Quartierkästen für die Fledermäuse NABU Langen-Egelsbach optimiert den Artenschutz in altem Steinbruch D er alte Langener Steinbruch auf Nachdem im Herbst in einer Renaturie- dem oberen Steinberg zwischen rungsmaßnahme Morast aus dem Stein- dem Naturfreundehaus und der bruch gebaggert und wildes Gebüsch A 661 ist eine Besonderheit im Rhein- beschnitten und entfernt wurde, kann Main-Gebiet. Ehemals gab es allein auf sich nun die Natur wieder richtig entfal- Langener Gebiet ca. 40 Steinbrüche. Alle ten. Zum Schutz und zur Unterstützung übrigen Steinbrüche sowohl im Rhein- der Vermehrung brachten Mitglieder des Main Gebiet als auch in Langen wurden NABU Langen-Egelsbach im April neue nach und nach verfüllt und sind heute in Nisthilfen an. der Landschaft kaum noch zu erkennen. Fledermauskästen . „Wir hängen hier u.a. Naturdenkmal . Auf dem Oberen Stein- Fledermauskästen auf. Die Fledermäuse berg kann man den einzigen unverfüllt haben mit den freien Wasserflächen über gebliebenen Steinbruch von der in den den nahen Teichen und im Steinbruch Wald hineinführenden Straße einsehen. ideale Lebens- und Jagdbedingungen", er- Er ist mit seinen Steilwänden und der gut läuterte Dieter Ohler, langjähriger NABU- sichtbaren Abbruchkante ein geschütztes Aktiver und Vogelschutzbeauftragter der Naturdenkmal, das erdgeschichtlichen Stadt Langen. So wurden ein Überwinte- Einblick zulässt. Außerdem ist das Gebiet rungskasten und einige Sommerquartiere auch als Flora-Fauna-Habitat der EU aus- angebracht. Außerdem sollen mit passen- gewiesen und geschützt, weil es seltene den Kobeln die im Steinbruch lebenden R. Lehmann Pflanzen und vom Aussterben bedrohte Bliche Garten- und Siebenschläfer unter- Amphibien und Vögel beheimatet. stützt werden. (Rudolf Lehmann) HESSEN natürlich Sommer 2021
6 | VOR ORT Radikaler Baumkronenschnitt an Linden NABU Donsbach kritisiert Baumpflege-Maßnahmen in der Stadt D er starke Rückschnitt von Bäu- türlich liegen diese dann sowohl auf den men in der Dillenburger Baum- Gehwegen und den geparkten Autos als gartenstraße stieß beim NABU auch im Hof oder Garten der Anwohner. Donsbach auf großen Unmut. Die NABU- Aber das war schon immer so. Die Natur- Aktiven haben keinerlei Verständnis für schützer gehen davon aus, dass sich die den radikalen Rückschnitt der alten Lin- meisten Anwohner der Bäume erfreuen – den. Viele Dillenburger Mitglieder des egal in welcher Jahreszeit. Nicht zu verste- NABU und Teile der Bevölkerung zeigten hen ist es dann um so mehr, dass wegen sich fassungslos. Dillenburg sollte froh einiger Anwohner die Bäume so radikal sein, dass es in der Stadt solche stattlichen zurückgeschnitten wurden. Bäume noch gibt. Nunmehr sehen die Bäume, bzw. das, was davon übrig ist, Wichtig für Mikroklima . Bäume an Straßen nicht mehr ansehnlich aus. Ganz abge- und in Parkanlagen prägen unter ande- sehen davon, dass sich kein Vogel dort rem das Erscheinungsbild unserer Stadt. mehr auf hält oder gar ein Nest bauen Sie verbessern durch Sauerstoffproduk- kann. Für den NABU ist klar: Nachhaltig- tion, CO2-Bindung, Staubfilterung und keit und Naturschutz sehen anders aus. Schattenbildung nachhaltig das Stadt- klima. Damit tragen sie wesentlich zum Gesunde Bäume gefällt . Schon im letzten Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bür- Jahr hatte der NABU bei einem Rundgang ger in der Stadt bei. Der Wald um Dillen- sehen können, dass in der Baumgarten- burg kann die Bäume in der Innenstadt F. M. Dietermann straße zwei völlig gesunde Bäume gefällt nicht ersetzen. Die Bäume in der Stadt wurden. Selbstverständlich fallen im haben eine andere Bedeutung für das Mi- Herbst Blätter von den Bäumen. Und na- kroklima. (Frank Markus Dietermann) Auszeichnung für den Fledermausschutz Frank Seumer und Ayham Jarrah erhalten Kreisnaturschutzpreis M itte März hat der Landkreis Wal- biet aktiv. Dazu gehören der Schutz von deck-Frankenberg zum 25. Mal Winter- und Sommerquartieren der nacht- seinen Naturschutzpreis verge- aktiven Fledertiere sowie die Forschung ben. Den Hauptpreis mit einem Preis- und die Bildungsarbeit. geld von jeweils 1.250 Euro erhielten der Gründer der NAJU Frankenberg Frank Gruppenbetreuer . Ayham Jarrah ist seit Seumer sowie der verdiente Waldschüt- Ende 2016 Mitglied bei der NAJU Fran- zer und Landschaftsplaner Norbert Panek. kenberg. Der junge Naturschützer war F. Seumer Mit dem Jugend-Naturschutzpreis und erst wenige Monate zuvor im Rahmen einem Preisgeld von 500 Euro wurde Ay- des Familiennachzugs als Syrer über die ham Jarrah von der NAJU Frankenberg Türkei nach Deutschland gekommen. In ausgezeichnet. kurzer Zeit hat er sich Kenntnisse im Arten- und Biotopschutz angeeignet. Er Fledermausexperte . Frank Seumer hat wirkte bei vielen praktischen Arbeitsein- die NAJU Frankenberg 1989 gegründet. sätzen mit, begleitete Fledermaus-Erleb- Seit 1995 ist er Vorsitzender des NABU nisabende in Jugendherbergen erst als und der NAJU Frankenberg. Der erfahre- Assistent und seit Sommer 2018 als selb- ne Naturschützer betreut mit mehreren ständiger Referent für Grundschulklas- NABU-Aktiven das Projekt „Schiefergru- sen. Er gehört seit 2019 fest zum Fleder- F. Seumer be Röddenau“ und ist seit 1986 in Sachen mausteam und ist als Betreuer der NAJU- Fledermausschutz im gesamten Kreisge- Kindergruppe tätig. (Frank Seumer) Sommer 2021 HESSEN natürlich
VOR ORT | 7 Hilfe für Mehlschwalben und Schleiereulen NABU Wehrheim kümmert sich um neue Nisthilfen im Hessenpark gonnen wurde, die und erstellte mit der zuständigen Beauf- Scheune zu restau- tragten für Bauwesen Heike Notz einen rieren, mussten al- Plan, wo welche Nisthilfen angebracht le Schwalbennester werden sollten. Seine Empfehlungen und sonstigen Nist- wurden vollständig angenommen. hilfen abmontiert werden. Nun war Viele neue Nisthilfen . So wurden unter sie vollständig wie- dem Giebel ein Schleiereulen-Kasten und der hergestellt. an der Giebelwand einer angrenzenden Deshalb wurde von Scheune ein Turmfalkenkasten installiert. der Unteren Natur- Rund um die Trendelscheune gibt es nun F. -J. Salzmann schutzbehörde ver- Nistkästen für Höhlenbrüter, Halbhöh- fügt, wieder neue len-Nischenbrüter und Flachkästen für Nisthilfen anzu- Fledermäuse. Unter dem Dachvorstand D bringen. Da den warten nun mehrere Mehlschwalbennes- er NABU Wehrheim ist bereits zuständigen Mitarbeitern des Hessen- ter auf neue Bewohner. Alle Nisthilfen seit vielen Jahren im Freilichtmu- parks das nötige Know-How fehlte, ba- tragen das NABU-Logo, sie wurden in den seum Hessenpark aktiv. An der ten sie den NABU-Vogelexperten Franz- Behindertenwerkstätten Oberursel und großen Trendelscheune haben die NABU- Josef Salzmann aus Wehrheim um Hilfe. Sassen gebaut. Der kleine Beitrag zum Aktiven schon seit längerer Zeit Nisthil- Der NABU-Ansprechpartner für das Frei- Vogelschutz ist ein gutes Aushängeschild fen angebracht. Als vor zwei Jahren be- lichtmuseum sagte natürlich sofort zu für den NABU. (Franz-Josef Salzmann) Meister Adebar auf dem Märchenschloss NABU Horlofftal errichtet Nisthilfe für Weißstorch auf Vierlingsturm D as Hungener Schloss hat eine war auch die Ansiedlung eines Storchen- märchenhafte Ausstrahlung. Frü- Pärchens 2018, das sich nach 50 Jahren her logierte auch Meister Adebar Abwesenheit in der „Hubbach“ nördlich im alten Gemäuer. Sein vermeintliches von Hungen auf einem vom NABU, der Wirken für reichlich Nachwuchs führte OVAG und dem RP Gießen errichteten den „Klapperstorch“ einst 1968 letztma- Brutmast niederließ und dort seitdem wie- lig nach Hungen. Das Trockenlegen, Aus- der seine Jungen aufzieht. trocknen und Umbrechen von Wiesen sowie die Verfüllung und Bebauung von Nest auf Schlossturm . Vor einiger Zeit Auenflächen im kernstädtischen Über- wurde die Initiative ergriffen, den Weiß- schwemmungsbereich des Grassees ent- storch ebenfalls wieder auf seinem histo- wertete einen Großteil seines angestamm- rischen Brutplatz auf der Spitze des Vier- ten Lebens- und Nahrungsraums. lingsturms des Hungener Schlosses zu etablieren. In Zusammenarbeit des NABU Wiederansiedlung . Mit der Schaffung mit der Schloss-Eigentümergemeinschaft und Wiederherstellung von Lebensräu- und durch Förderung des RP Gießen men in den Auen der Horloff und ihrer konnte dieses Ansinnen vor Kurzem in Nebengewässer sowie dem Angebot von die Realität umgesetzt werden. Der NABU Artenschutz-Nisthilfen durch den NABU dankt allen Beteiligten, besonders dem Horlofftal und den amtlichen Natur- Artenschutz-Dezernat des Regierungs- schutz hat sich der Weißstorch nach sei- präsidiums Gießen, da es das Schutzpro- S. Kannwischer nem Aussterben seitdem wieder mit bis jekt durch finanzielle Förderung aus Bio- zu 15 Brutpaaren im Hungener Gemein- diversitätsmitteln des Landes erst mög- debereich etablieren können. Ein Erfolg lich gemacht hat. (Stephan Kannwischer) HESSEN natürlich Sommer 2021
8 | VOR ORT Praktischer Artenschutz oben im Kirchturm NABU Otzberg-Lengfeld zeichnet Evangelische Kirche für Vogelschutz aus I m Herbst 2019 gründete sich unter deren Öffnung als Einflug dient. Es stell- dem Dach der NABU-Gruppe Otzberg te sich jedoch heraus, dass durch diese eine naturinteressierte Gruppe, um Öffnung lediglich Wildtauben eingewan- sich aktiv für Natur- und Umweltbelange dert sind. Möglicherweise haben diese in ihrem Ortsteil Lengfeld einzusetzen. potenzielle Eulenbewohner verschreckt Unter der Federführung von Ute Pleyer und ferngehalten. Um dem Problem feh- und Thomas Uhl wurden die ersten Ideen lender Brutplätze zu begegnen und zu gesammelt und bereits ein erstes großes erproben, ob ein Fernbleiben der Tauben Projekt umgesetzt: Ein Eulenprojekt im hilfreich ist, wurde nun eine „Zugangs- Turm der Evangelischen Kirche. schleuse“ entwickelt und eingebaut. Die U. Pleyer Schleuse wurde von Werner Schwarz ent- Eulenstube . Bereits vor Jahren wurde im wickelt und direkt hinter die Öffnung Dachraum über dem Kirchenschiff der der Dachgaube eingebaut, um den Zu- evangelischen Kirche in Lengfeld eine so- gang für Tauben zu erschweren. genannte „Eulenstube“ für Schleiereulen eingerichtet. Denn junge Schleiereulen NABU-Auszeichnung . Als zweites Projekt haben schon früh einen großen Platzbe- bauten die Aktiven einen Turmfalkenkas- darf. Für ihre ersten Flugsprünge und ten in das Kirchturmdach ein. Im Okto- Flugversuche, ihre spielerischen Beute- ber 2020 wurde die Evangelische Kirche fangspiele und für ihre ungestümen Be- dann mit der NABU-Plakette und Urkun- wegungen brauchen sie einen geschütz- de „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeich- U. Pleyer ten Raum. Die Lengfelder Eulenstube net. Pfarrer Felix Heinz nahm die Aus- wurde hinter einer Dachgaube eingebaut, zeichnung entgegen. (Ute Pleyer) Mit Blumensamen, Katzenstreu und Wasser NABU Steinheim bastelt bienenfreundliche Samenbomben mit Kindern A uf der Wimmelwiese der Stadt- werke Hanau hat es Mitte April ordentlich gewimmelt. Insgesamt 22 Kinder im Alter von zwei bis elf Jah- ren hatten sich angemeldet, um aus Erde, Katzenstreu, Bio-Blumensamen und Was- ser eine „Pampe“ herzustellen und damit Samenbomben zu kreieren. Auch aus Pappmaché konnten entsprechende Bom- U. Pleyer U. Pleyer ben gebastelt werden, dabei nahmen die Kinder Ausstechförmchen zu Hilfe. Geschenk für Eltern . Anschließend ver- Praktischer Insektenschutz . Mit dem bun- noch eine tolle Veranstaltung durchfüh- zierten die jungen Naturschützer die Bom- ten Blickfang, der sich dann nach dem ren können, die nicht nur die Kids begeis- ben mit getrockneten Blumen und auf „Bombenwurf“ ergibt, leisten die Kinder tert hat, sondern selbst Eltern im „Bom- der Wiese gefundenen Zapfen. Schön ver- einen Beitrag dazu, dass sich die Bienen, benbastelfieber“ waren. ziert und hübsch verpackt konnten die Insekten und Vögel wohlfühlen und eine Die Blumensamen wurden der NABU- gebastelten Samenbomben dann an die Nahrungsgrundlage haben. Dafür hat Gruppe von Bingenheimer Saatgut, Bie- Mamas und Omas verschenkt werden. sich der NABU Steinheim eingesetzt und nenretter.de und dem Hessischen Um- Die Kinder waren alle sehr interessiert unter Corona-Hygiene-Bedingungen, vor- weltministerium zur Verfügung gestellt. und froh, endlich einmal wieder aus dem heriger Anmeldung sowie vorheriger Ter- Die Stadt Hanau stellte die Wimmelwiese Haus „rauszukommen“. minvergabe im Halbstundentakt den- zur Verfügung. (Claudia Meindorfer) Sommer 2021 HESSEN natürlich
VOR ORT | 9 Immer weniger Erdkröten und Grasfrösche NABU Wetterau zieht erschreckende Bilanz der Amphibienwanderungen D er NABU Wetterau baut seit vie- teraukreis. Die NABU-Aktiven verzeich- len Jahren im Frühling Amphi- nen Einbrüche von über 95 %. Das zeigt bienzäune auf, um Fröschen und sich auch am Schutzzaun 274: Im Jahr Kröten über die Straßen zu helfen. Da an 2006 wurden noch 2.078 Erdkröten über den Zäunen seit über einer Woche keine die Straße getragen. Das sind keine Aus- Bewegungen mehr festgestellt wurden, reißer, sondern eine kontinuierlich über bauten die NABU-Aktiven die Wande- 15 Jahre fallende Linie. rungshilfe Mitte April wieder ab. Da sich die Tiere neben anderen Faktoren auch Kaum Laichballen . Auch an den Laichge- stark an der Tageslänge orientierten, lohn- wässern sieht es mau aus. Wo noch vor te sich kein weiterXes Warten. fünf Jahren viele Ballen des Grasfroschs Die Bilanz der diesjährigen Amphibien- zu finden waren, sind jetzt nur wenige wanderung fiel ernüchternd aus. So lie- oder keine mehr. Die Uferpflanzen wa- ßen sich am Schutzzaun 274 nur 60 Erd- ren früher rundum mit Laichschnüren kröten einsammeln. Erschreckend ist der Erdkröte umwickelt, nun sind es nur vor allem der Gesamttrend: Die Amphi- noch ganz vereinzelte Bereiche. Wenn bienbestände brechen seit 15 Jahren er- der Trend anhält, lohnt es sich künftig heblich ein. Sowohl an den Zäunen als kaum noch, im Frühling Amphibienzäu- H. May auch an vielen anderen Stellen im Wet- ne aufzubauen. (Frank Uwe Pfuhl) Misteln schneiden und Apfelbäume pflanzen NABU Steinbuch-Michelstadt startet Aktion „Obstbaum-Patenschaft“ W ar die heute vielerorts anzutref- lassenes und durch den NABU mit zahl- fende Mistel in früheren Zei- reichen Obstbäumen bepflanztes 2.800 ten auch eine verehrte und oft Quadratmeter großes Gelände. Im Zuge seltene Pflanze, so stellt sie mittlerwei- der Baumpflegeaktion wurden viele Spa- le in einigen Regionen Deutschlands eine ziergänger auf die teils stark befallenen Gefahr für Obstbäume dar. So gefährdet Obstbäume auf den umliegenden Flur- sie mitunter die für den Odenwald so cha- stücken aufmerksam. Einige Eigentümer rakteristischen, teils über Jahrhunderte erklärten sich daraufhin bereit, ihre Flä- in der Kulturlandschaft gepflegten Streu- chen ebenfalls der NABU-Gruppe zur Ver- obstwiesen und verändert die Landschaft. fügung zu stellen. Mistelschnitt . Nur wenige Obstsorten wie Obstbaumpflanzung . Der Gruppen-Vor- z.B. die Birne haben der Mistel etwas ent- sitzende Gerhard Germann entwickelte gegenzusetzen, viele Obstsorten werden gemeinsam mit Richard Ratz die Aktion bei starkem Befall unwiederbringlich „Patenschaft für Obstbäume“. Der Gedan- geschädigt. Befallene Obstbäume sollten ke dahinter: durch eine Spende von min- zum Schutz daher am besten im späten destens 100 Euro kann die Patenschaft Winter oder zeitigen Frühjahr beschnit- für einen Obstbaum erworben werden, ten und von der Mistel befreit werden. und der Baumpate erhält neben der Mög- Der Pflege vorhandener Obstbäume auf lichkeit der Ernte der Obsterträge ein Na- ihren gepachteten Flächen rund um Mi- mensschild am Pflanzpfahl seines Bau- chelstadt hatte sich die NABU-Gruppe mes. Die Resonanz auf die Aktion war er- Steinbuch-Michelstadt daher einmal mehr freulich groß, sodass bereits die ersten 15 von November 2020 bis Januar 2021 an- Baumpaten unter Einhaltung der gebo- genommen. Seit 23 Jahren schon pflegt tenen Hygienemaßnahmen ihre Bäume S. Geist die NABU-Gruppe ein von der Stadt über- pflanzen konnten. (Sibylle Geist) HESSEN natürlich Sommer 2021
10 | VOR ORT Natterkopf, Ochsenzunge und Färberwaid NABU Langen-Egelsbach legt bunte Blumenwiese für Insekten an S. Kiefer S. Kiefer S. Kiefer E ine Wildblumenwiese für Insek- firma durchgeführten Erdarbeiten auf sich viele Blüten. Vor allem Natternkopf, ten: Diese Idee hatten mehrere dem Gelände. Im April 2018 wurden dann Ochsenzunge und Skabiose, aber auch Mitglieder des NABU Langen-Egels- zertifizierte Wildblumenpflanzen und Sa- Färberwaid und andere Pflanzen wurden bach bei einem Infotreff im Jahr 2017. men, die auf den Boden und das Umfeld von vielen Insekten besucht! Nachdem die Frage bezüglich des Gelän- der beiden Flächen abgestimmt waren, des mit der Gemeinde Egelsbach geklärt gepflanzt und ausgesät. Eigene Blütensamen . In den Jahren 2019 war sowie Unterstützer, Stadtwerke Lan- und 2020 nahmen unsere Mitglieder be- gen, Kreis Offenbach und die Biologin Dr. Große Blütenvielfalt . Die NABU-Aktiven reits Samen ab, um demnächst eine weite- Eva Distler mit ins Boot geholt waren, Sigrid und Hans Szegfü versorgten die re Fläche gestalten zu können. Die eigenen konnte Anfang 2018 mit den Arbeiten be- Flächen gut mit Wasser, sodass sich Sa- Pflanzensamen wurden darüber hinaus gonnen werden. Nach dem Plan der Bio- men und Pflanzen optimal entwickelten. auch in kleinen Tütchen bei diversen Ver- login starteten die von einer Gartenbau- Bereits in diesem heißen Sommer zeigten anstaltungen verschenkt. (Simone Kiefer) Kleine Amphibie mit großem Herz im Auge NABU Odenwaldkreis kümmert sich um gefährdete Gelbbauchunken bach und Böllstein, wo der über den Rand eines Weinglases streicht“. NABU Odenwaldkreis alles Da die Unkenbestände im Odenwald sehr dafür tut, um die kleine klein sind, lässt sich das dort leider kaum Population zu erhalten. mehr erleben. Zuletzt konnten nur noch zehn erwachsene Tiere ge- Stetige Hilfe nötig . Ohne den leidenschaft- zählt werden. lichen Einsatz der NABU-Aktiven wäre die Gelbbauchunke wahrscheinlich auch Gelber Bauch . Da die Be- auf dem Gelände der Kompostierungs- stände des lediglich vier anlage nicht mehr vorhanden. Sie schüt- bis fünf Zentimeter großen zen die Kaulquappen vor vielen Fressfein- Lurchs mit dem charakte- den und pflegen regelmäßig den Lebens- D. Heinz ristischen, gelb-schwarz raum. Da Gelbbauchunken eigentlich D gemusterten Bauch nicht Bewohner von Auen sind, die sich stän- ie Gelbbauchunke ist im Oden- leicht zu erfassen sind, können es natür- dig verändern und immer wieder neue wald äußerst selten geworden. lich auch ein paar mehr sein. Jede Unke Tümpel bilden, muss diese Dynamik auf Das vermutlich letzte Vorkom- hat ein einzigartiges Bauchmuster. Die dem Gelände jährlich künstlich nachge- men der kleinen Amphibie mit den herz- NABU-Kreisvorsitzende Martina Lim- baut werden. So furchte auch dieses Jahr förmigen Pupillen lebt auf dem gut ein- precht liebt besonders den bezaubernden ein Radlader neue Wasserrinnen in den gezäunten Gelände der Zentralen Kom- Ruf: „Dieses Uh-uh klingt bei großen Be- Tonschlamm, die das Überleben der Un- postierungsanlage zwischen Kirchbrom- ständen so, als ob man mit einem Finger ke sichern. (Martina Limprecht) Sommer 2021 HESSEN natürlich
VOR ORT | 11 Bunte Blumenwiesen in Waldeck-Frankenberg NABU-Kreisverband veranstaltet großen Naturschutzwettbewerb M it dem neuen Naturschutzwett- bewerb „Bunte Wiesen in Wal- deck-Frankenberg“ sucht der NABU-Kreisverband artenreiche Wiesen im Landkreis. Bunte Wiesen, wo es summt und zwitschert, wo Schmetterlinge von Blüte zu Blüte taumeln, Wildbienen em- sig Pollen in ihren Höschen sammeln, bei jedem Schritt im Gras Heuschrecken da- vonhüpfen und Vögel genug Insekten für ihre Brut finden – solche blütenreiche Wiesen haben heute Seltenheitswert. Deshalb will der NABU in Waldeck-Fran- kenberg die Bewirtschafterinnen und B. Langenhorst Bewirtschafter von Wiesen oder Weiden ehren, die artenreiche Wiesen erhalten und dauerhaft pflegen. Zwanzig Pflanzenarten . Am Wiesenwett- wird und keine Ausgleichs- oder Natur- den vom NABU begutachtet und bewer- bewerb kann jeder teilnehmen, der eine schutzfläche ist – eine HALM-Förderung tet. Die Bewirtschafter der zehn am bes- blütenreiche Wiese bewirtschaftet, die ist aber zulässig. Der Wettbewerb richtet ten bewerteten Wiesen in Waldeck-Fran- mindestens 1.000 Quadratmeter groß ist, sich an Landwirte, aber auch andere Nut- kenberg erhalten Preise, die im Rahmen wenigstens 20 unterschiedliche Planzen- zer von Grünland – zum Beispiel Pferde- einer festlichen Veranstaltung verliehen arten beheimatet, extensiv bewirtschaftet halter. Alle eingereichten Projekte wer- werden. (Heinz-Günther Schneider) Nasser Insektentod mit schwersüßem Duft NABU Flieden fordert schnelles Verbot von Flüssigkeitsfallen für Fliegen aufgestellt. Mit ihrem süßen Duft sollen Landen dagegen nur Fliegen im tödlichen sie Fliegen anlocken, die dann in der Flüs- Nass, hilft der gesetzliche Artenschutz sigkeit elendig verenden. Solche Fliegen- nicht weiter. Laut IDUR ist allerdings das fallen sind aus mehreren Gründen pro- Tierschutzrecht zu beachten, weshalb Kle- blematisch. Zum einen ist fraglich, ob sie befallen mittlerweile verboten sind. Laut selektiv nur Fliegen töten. Wahrschein- § 1 des Tierschutzgesetzes darf niemand lich verenden darin auch nützliche, be- einem Tier ohne vernünftigen Grund drohte und unter Naturschutz stehende Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Insekten wie Bienen und Hummeln. Aber Für Nassfallen gibt es derzeit leider noch selbst wenn sie nur Fliegen anlocken, ver- eine Rechtslücke. nichten sie wichtiges Futter für die Jun- genaufzucht der Vögel. Deshalb sollten Fliegenfallen verbieten . Aus Sicht des sie verboten werden. NABU Flieden ist es in Zeiten des grassier- W. Lauer enden Insektensterbens geboten, das Auf- Unklare Rechtslage . Derzeit ist leider un- stellen von Insektenfallen dringlich zu I klar, ob solche Fallen eingesetzt werden untersagen. Wenn NABU-Mitglieder eine m Sommer sind sie leider immer mal dürfen. Falls sie nicht selektiv wirken und solche Fliegenfalle sehen, sollten sie den wieder zu sehen: Flüssigkeitsfallen auch geschützte Arten anlocken, versto- Eigentümer auf den § 1 des Tierschutzge- für Fliegen. Sie werden vor allem an ßen sie gegen das Naturschutzrecht. Hier setzes hinweisen und mit Nachdruck da- Gaststätten mit einer Außengastronomie gilt der verschärfte Verbotstatbestand rum bitten, die Todesfalle sofort zu ent- oder auf Parkplätzen von Discountern des „Tötens besonders geschützter Tiere“. fernen. (Wolfgang Lauer) HESSEN natürlich Sommer 2021
12 | VOR ORT Unzureichender Artenschutz NABU zieht ernüchternde Bilanz der Hessischen Biodiversitätsstrategie U m die Artenviel- Waldschutz . Auch beim Waldschutz hat falt in Hessen Hessen seine gesetzten Ziele bislang zu bewahren, nicht erreicht. So hat Hessen bislang hat die Landesregierung nur 3,9% statt 5% Naturwälder aus- vor sieben Jahren die gewiesen. Anstatt die noch nötigen Hessische Biodiversitäts- Flächen einfach im Staatswald abzu- strategie ins Leben ge- stecken, versucht das Land seit drei rufen. Im Rahmen des Jahren, das Ziel mit Appellen für einen Programms sollten bis freiwilligen Nutzungsverzicht bei kom- Ende 2020 große Verbes- munalen und privaten Waldbesitzern serungen beim Wald- zu erreichen. Damit wird auch das Ziel, und Gewässerschutz eine natürliche Waldentwicklung in sowie beim Erhalt der 10% der öffentlichen Wälder zuzulas- B. Langenhorst Artenvielfalt im Offen- sen, bei weitem nicht erreicht. land erreicht werden. Bei der bundesweiten Vorgabe, 2% Der NABU Hessen hat der Landesfläche als Wildnisgebiete mit nun eine Bilanz gezo- einer Fläche von jeweils mehr als 1.000 gen. Trotz einiger guter Hektar auszuweisen, liegt Hessen noch Ansätze und Schutzpro- weiter zurück. Bislang wurden, so der jekte bleiben insgesamt NABU, auf gerade einmal 0,5% der Flä- große Defizite. che für Wildnisentwicklung geeignete Gebiete eingerichtet. Dabei sind gro- Gewässerschutz . So wur- ße unzerschnittene Naturwälder mit de in Hessen bisher nur alten Bäumen der beste Garant für den für 11% der Fließgewäs- Erhalt der waldtypischen biologischen ser ein ‚guter ökologi- Vielfalt. Positiv sind die Schaffung ei- scher Zustand‘ erreicht. ner Naturschutzleitlinie für den Wald Etwa 65% aller Fließ- und die Zertifizierung des Staatswalds gewässer sind weiterhin nach dem ‚FSC‘-Siegel. als stark naturfern zu bezeichnen. Auch die Landwirtschaft . Beim Schutz des land- chemische Belastung wirtschaftlich genutzten Offenlands M. Harthun der Gewässer hat eher hat die Landesregierung noch viel zu zu- als abgenommen. tun. So befi ndet sich das artenreiche Die weiterhin hohe Ni- Grünland in einem schlechten Erhal- tratbelastung ist größ- tungszustand. Entweder verbrachen tenteils auf die intensive die Wiesen wegen Nutzungsaufgabe Landwirtschaft zurück- oder sie verwandeln sich durch eine zuführen. Die Verbesse- zu intensive Nutzung mit Dünger und rung der ökologischen häufiger Mahd zu artenarmen Grün- Qualität von Fließgewäs- flächen, die Insekten keine Nahrung sern ist eine Verpflich- mehr bieten. Zudem sind wichtige tung der europäischen Trittsteinbiotope wie Feld- und Wegrai- Wasserrahmenrichtli- ne nicht geschützt und werden häufig nie. Daher müssen be- umgebrochen und gemulcht. So wird stehende gesetzliche es für viele Wildtiere immer schwieri- Regelungen konsequent ger, umherzuwandern. genutzt werden. Als po- Um den rasanten Schwund der bio- M. Sommerhage sitiv hebt der NABU das logischen Vielfalt aufzuhalten, braucht Landesprogramm ‚100 das Land mehr Mut und eine konse- wilde Bäche‘ hervor. quente Schutzstrategie. (mh/bl) Sommer 2021 HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13 B. Langenhorst C. Gebhardt S. Leyhe Jugendburg Hessenstein Hessenstein-Team NABU-Haus am Roten Moor B. Langenhorst J. Tumbrägel A. Gaube NABU-Moorführer NABU-Haus an den Salzwiesen Rotes Moor-Team NABU-Zentren im Lockdown Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Natur- und Umweltbildung D ie Corona-Pandemie brachte für Hessens einziges Hochmoor absagen. „Der nen. Da auch keine Schulklassen auf die die hessischen NABU-Info- und Bohlenpfad durch das Rote Moor ist so Burg kommen konnten, entwickelte das Bildungszentren große Einschnit- schmal, dass sich begegnende Gruppen Team der Bildungsstätte Alternativange- te mit sich. So musste nicht nur die Ju- die Abstandsregeln nicht gut einhalten bote. „Mit dem Klassenprogramm ‚Hessen- gendherberge ‚Jugendburg Hessenstein‘ können“, erläutert der NABU-Moorführer stein unterwegs‘ fahren wir jetzt direkt erst von Frühling bis Sommer 2020 und Wolfgang Kemmerzell. zu den Schulen und führen dort Tages- dann wieder im November ihren Betrieb programme durch“, freuen sich die Lei- komplett einstellen. Auch das NABU-Haus Herberge im Stillstand . Noch gravierender terinnen Andrea Garthe und Stephanie am Roten Moor in der Rhön war gezwun- sind die Lockdown-Auswirkungen auf die Boley. Erste Burg-Programme wurden be- gen, ab März des letzten Jahres die Moor- Jugendburg Hessenstein, Hessens älteste reits gebucht. Ausstellung zu schließen und dann im Jugendherberge. Die in der Nationalpark- Spätherbst ebenfalls die Gastwirtschaft. region Kellerwald-Edersee mitten im Wald Regionale Infozentren . Der Lockdown hat „Als wichtiger Anlaufpunkt für den Lang- gelegene Unterkunft mit Bildungsstätte auch die regionalen Infozentren von lauf haben wir im Winter eigentlich Hoch- wird vom NABU Hessen sowie von der NABU-Gruppen weitgehend lahmgelegt. saison“, erklärt Pächter Herbert Adolph Kreishandwerkerschaft und dem Land- Ob das ‚NABU-Haus an den Salzwiesen‘ aus Gersfeld. In diesem Jahr blieb nur der kreis Waldeck-Frankenberg betrieben. in Ortenberg, die ‚Naturschutzscheune Skiverleih übrig, der unter entsprechen- "Seit dem letzten Frühjahr sind wir im Kri- Reinheimer Teiche‘, die ‚NABU-Feldscheu- den Hygienebedingungen weiter möglich senmodus", schildert Geschäftsführer Dr. ne‘ in Waldems, die ‚Naturschutzscheune war. Ohne staatliche Hilfe und eine Ver- Berthold Langenhorst die aktuelle Lage. Weinberg Wetzlar‘ oder die ‚NABU Um- ringerung der Pachtzahlungen konnte Viele der knapp 30 Mitarbeitenden befin- weltwerkstatt Wetterau‘ – überall muss- die Jausenstation nur schwer überleben. den sich in Kurzarbeit. ten Führungen, Fortbildungen und Feste Nur ein Rumpfteam sorgt dafür, dass abgesagt werden. Die NABU Umweltwerk- Keine Moorführungen . Mindestens bis En- Gästeanfragen bearbeitet und die Haus- statt Wetterau hat die Zeit dafür genutzt, de Mai mussten auch die ehrenamtlichen technik fit gehalten wird. Ziel der Herber- ein großes Online-Fortbildungsangebot NABU-Moorführer*innen zu Hause blei- ge im Wartestand ist es, den Betrieb mög- aufzubauen. Schließlich muss es beim Ein- ben und alle geplanten Führungen durch lichst schnell wieder hochfahren zu kön- satz für die Natur ja weitergehen. (bl) HESSEN natürlich Sommer 2021
14 | LANDESWEIT Staffelweitergabe in der Geschäftsführung Personelle Veränderungen in der NABU-Landesgeschäftsstelle N ach über dreißigjähriger erfolg- Aktiven, deren Engagement mir sehr viel reicher Arbeit im NABU Landes- Freude und Kraft gegeben hat“, blickt verband Hessen hat Hartmut auch Hartmut Mai auf die gemeinsame Mai seine Tätigkeit als Landesgeschäfts- Zeit zurück. führer beendet. „Als NABU-Landesvorsit- zender danke ich Hartmut Mai für seine Neues Dreierteam . Der Landesvorstand hat stets loyale Tätigkeit über diesen langen nunmehr die Aufgaben in der Geschäfts- Zeitraum, in dem er den NABU Hessen stelle anders als bisher verteilt. Der Ge- mitgeprägt, den Landesverband in her- schäftsbereich Naturschutz wird ab jetzt ausragender Art und Weise repräsentiert von Mark Harthun verantwortet, die Lei- und dazu beigetragen hat, ihn zu der heu- tung des Geschäftsbereichs Kommunika- te anerkannten Institution zu machen“, tion obliegt Dr. Berthold Langenhorst und erklärte der landesvorsitzende Gerhard Jan Sachse leitet den Geschäftsbereich Eppler aus Anlass der Verabschiedung. Organisation. „Damit haben wir eine flache Hierar- Erfolgreicher Naturschutz . Viele erfolgrei- chie, eine Zuordnung zu den jeweiligen che Naturschutzprojekte konnten in die- Kernkompetenzen und zugleich eine Mi- sen Jahren gemeinsam umgesetzt werden. schung aus Altgedienten und jüngeren „Ich möchte mich bei allen Weggefähr- Mitarbeitern erreicht“, ist sich der Lan- ten und Unterstützern für die vertrau- desvorsitzende Gerhard Eppler sicher, ensvolle und gute Zusammenarbeit ganz dass die Arbeit in der Landesgeschäfts- K. Kaltwaßer herzlich bedanken. Mein ganz besonde- stelle auch unter der neuen Führung er- Hartmut Mai rer Dank gilt den vielen ehrenamtlichen folgreich fortgesetzt wird. (ge) Verschiedene Interessen in Einklang bringen NABU trauert um verdienten Frankenberger Naturschützer Günter Faust E r hatte ein Herz für die Natur. An- und Nistplattformen für Weißstörche. fang März ist der Frankenberger Sein Ziel war stets, den Schutz der Natur Naturschützer Günter Faust im in Einklang mit den Interessen von Land- Alter von 80 Jahren verstorben. wirtschaft und Tourismus zu bringen und Günter Faust war mehr als 40 Jahre dennoch genügend Rückzugsräume für für den NABU Frankenberg, den NABU- bedrohte Tierarten zu erhalten. Als kom- Kreisverband Waldeck-Frankenberg, die petenter Berater mit ausgleichendem Ele- NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe so- ment wurde er von Behörden, Kommu- wie die „Freundes des Goldbachtales“ ak- nen und vielen Interessengruppen glei- tiv und hat dort viele Projekte initiiert, chermaßen geschätzt. begleitet und vorangetrieben. Das Zug- vogelrastgebiet „Jungferhügel Schreufa/ Viele Auszeichnungen . Günter Faust gehör- Viermünden“, das „Wässerwiesenprojekt te 1980 zu den Gründern der damaligen Ederaue“ bei Rennertehausen oder das Gruppe im Deutschen Bund für Vogel- Beweidungsprojekt im Goldbachtal sind schutz und hat auch 1993 die Renovie- herausragende Beispiele seines jahrelan- rung und Einrichtung des Frankenberger gen Wirkens. Ferner war Faust seit 1992 Naturschutzhauses maßgeblich mitge- offizieller Betreuer des Naturschutzge- staltet. Er war Träger des Ehrenbriefes bietes „Auf dem Tiergarten“ bei Franken- des Landes Hessen, der Goldenen Ehren- berg. Seine Verdienste sind auch der Bau nadel des NABU und wurde 2012 mit dem F. Seumer von Vogel-Beobachtungsstationen am Kreisnaturschutzpreis in Waldeck-Fran- Ederauen-Radweg, mehrere Starenhotels kenberg ausgezeichnet. (Frank Seumer) Sommer 2021 HESSEN natürlich
M. Sommerhage NABU-STIFTUNG | 15 N. Flügel Braunkehlchen Mehrjähriger Altgrasstreifen Refugium für das Braunkehlchen Wiesenbrüter-Projekt der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe im Vogelsberg E inst waren sie häufig, heute sucht und viele seltene Pflanzenarten wie Teu- lich bieten mehrjährige Altgras- und Bra- man sie vielerorts vergebens: felsabbiss und Sumpf-Blutauge finden chestreifen eine Rückzugsmöglichkeit Großräumige extensiv genutzte entlang der strukturreichen Aue einen für die Tierwelt und schaffen gleichzeitig Landschaften. Im Wiesenbrüter-Projekt geeigneten Lebensraum. An den Flach- eine strukturreiche Landschaft. Um auch ist es der NABU-Stiftung Hessisches Na- wasserbereichen rasten zudem regelmä- die Landwirte davon zu überzeugen, wer- turerbe gemeinsam mit dem NABU-Kreis- ßig Watvögel wie Bekassine, Bruchwas- den diese Maßnahmen über Vertragsnatur- verband Vogelsberg gelungen, 32 Hektar serläufer und Grünschenkel. schutz-Programme finanziell gefördert. artenreiches Grünland in der Gemeinde Grebenhain im Vogelsbergkreis langfris- Offenland für Braunkehlchen . Damit das Erfolgskontrolle . Die durchgeführten Pfle- tig für den Naturschutz zu sichern. auch so bleibt, werden die Flächen lang- gemaßnahmen werden stets fachlich be- fristig durch die NABU-Stiftung betreut gleitet. Dieses Jahr untersuchen Artbe- Erhalt der Artenvielfalt . Das Magergrün- und regelmäßig Pflegemaßnahmen um- rater der Staatlichen Vogelschutzwarte land mit einem vielfältigen Wechsel aus gesetzt. Im Winter 2020/21 wurden bei- für Hessen insbesondere den Bestand an Feucht- und Nasswiesen, vom Biber auf- spielsweise entlang der Lüderaue einige Braunkehlchen und Wiesenpieper im gestauten Flachwasserbereichen und Gehölze entfernt, um den offenen Cha- Projektgebiet. Auf Grundlage solcher Da- strukturreichen Gräben ist heute eine rakter der Fläche für Braunkehlchen und ten wird das Gebietsmanagement konti- echte Besonderheit. Entlang der Lüderaue Wiesenpieper zu erhalten. Beide Raritäten nuierlich angepasst, um die Fläche best- und am benachbarten Waaggraben en- meiden gehölzreiche Wiesenflächen und möglich zu entwickeln. gagiert sich die NABU-Stiftung gemein- hohe Bäume. Dazu sind im Vorfeld zahl- sam mit den zuständigen Behörden des reiche Abstimmungen mit den zuständi- Schutz der Vielfalt . Die NABU-Stiftung Vogelsbergkreises, dem Naturschutz- gen Behörden nötig, weil dabei viele Inter- Hessisches Naturerbe engagiert sich in- großprojekt Vogelsberg, der Staatlichen essen abgewogen werden müssen. zwischen seit 17 Jahren für den Erhalt Vogelschutzwarte für Hessen, mehreren von wertvollen Lebensräumen für Tiere Landnutzern und Ehrenamtlern für den Großer Strukturreichtum . Die Wiesenflä- und Pflanzen, schützt die biologische Erhalt der Artenvielfalt. chen selbst werden extensiv, also ohne Vielfalt und fördert die Natur- und Um- Hier finden hessenweit vom Ausster- Einsatz von Düngemitteln und mit ver- weltbildung. Insgesamt verwaltet die ben bedrohte Tierarten, wie Braunkehl- gleichsweise späten Nutzungszeitpunk- NABU-Stiftung über 900 Hektar Natur- chen und Wiesenpieper, einen ihrer letz- ten bewirtschaftet. Auf einigen besonders schutzflächen in ganz Hessen. Dadurch ten Rückzugsräume im Vogelsberg. Auch hochwertigen Flächen findet die erste stehen diese dem Naturschutz dauerhaft der stark gefährdete Ulmen-Zipfelfalter Mahd erst ab dem 15. Juli statt. Zusätz- zur Verfügung. (Nico Flügel) HESSEN natürlich Sommer 2021
16 | NAJU Digitaler Gruppenleiterlehrgang Breite Aus- und Fortbildungspalette für Jugendliche und Erwachsene D ie NAJU Hessen bildet seit vielen Jah- ren angehende NAJU-Gruppenleiter* innen für die Ortsebene und Teamer*in- liche Rückmeldung zur Planung und Durchführung der Naturerlebniseinheit. NAJU Hessen Team und den Teilnehmer* innen des Gruppenleiter*innen-Lehrgangs viel Spaß bereitet, denn alle waren bereit, nen der Landesebene aus. Von Tagesfort- Umweltbildung . Im zweiten Teil der Aus- sich auf die digitalen Begebenheiten ein- bildungen bis hin zu Wochenseminaren bildung findet eine Fortbildung zum The- zulassen, und sind mit voller Energie in ist die Fortbildungspalette weit gefächert. ma Kinderschutz, zur Prävention sexua- das Seminar gestartet. Kleine Bewegungs- Das Alter der Teilnehmer*innen liegt zwi- lisierter Gewalt statt sowie vertiefende spiele zwischendurch lockerten den Se- schen 15 und 70 Jahren. Ziel ist es, den Workshops zum Thema Umweltbildung minartag auf und sorgten immer wieder Teilnehmer*innen ein umfassendes theo- und Naturschutz. Ergänzend bietet die für neue Motivation und für eine gute retisches und praktisches Wissen zu ver- NAJU-(Tages-)Fortbildungen an, dieses Stimmung. mitteln und ihnen viel Handwerkszeug Jahr zum Thema Landwirtschaft, Kinder- Mit verschiedenen kurzen Theaterein- für die Leitung von Gruppen mit an die schutz und nachhaltigem Kochen, sowie heiten, Kleingruppenarbeiten, aber auch Hand zu geben. eine mehrtägige Ausbildungstour für die in der Großgruppe konnten die vielen In den letzten Jahren hat sich ein zwei- Wildlife-Teamer*innen. Themen gut bearbeitet werden. Das Aus- teiliges Format des Gruppenleiter*innen- Die Voraussetzungen für die Jugend- bildungsteam der NAJU Hessen freut sich Lehrgangs etabliert, um die Jugendleiter- leitercard JULEICA sind: Es müssen Fort- auf den Präsenztag im Juli, um die Teil- card JULEICA zu erlangen. bildungen mit mindestens 40 Zeitstun- nehmer*innen endlich live, draußen in den absolviert werden. Bei der Beantra- der Natur, kennenlernen zu dürfen. Lehrgangsinhalte . Im ersten Teil des Lehr- gung dürfen die Fortbildungen nicht äl- gangs werden folgende Themen behan- ter als drei Jahre sein. Der Erste-Hilfe- Weitere Fortbildungen . Im Sommer gibt delt: Gruppenphasen, Leitungsstile, Um- Kurs darf ebenfalls nicht älter sein als es drei Fortbildungen zur Verlängerung gang mit Konflikten, Recht für Gruppen- drei Jahre. Bei der Beantragung muss man der JULEICA. Los geht es am 19. Juni mit leiter*innen, Jugendschutzgesetz, Auf- mindestens 16 Jahre sein. den zwei Digitalkursen zur Prävention sichtspflicht, Sexualstrafrecht und die sexualisierter Gewalt sowie zu Kochen für Versicherungsfragen. Des Weiteren pla- Digitaler Gruppenleiterlehrgang . Ein digi- Gruppen. Am 10. Juli steht das prakti- nen die Teilnehmenden eine Naturerleb- taler Gruppenleiter-Lehrgang traf zunächst sche Erleben von Landwirtschaft mit Kin- niseinheit, die sie mit der gesamten Grup- auf Bedenken, ob sich diese Veranstaltung der- und Jugendgruppen in Neukirchen pe praktisch durchführen. Abschließend sinnvoll in den digitalen Raum verlegen auf dem Programm. (Vera Börner) erhält jede*r Teilnehmer*in eine ausführ- ließe. Schließlich hat der Lehrgang dem Sommer 2021 HESSEN natürlich
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