Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
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ak-report.at Nr. 6/Okt./Nov. 2018 49. Jahrgang Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich Seiten 4-6 Starke Frauen in der Technik Sindia Höller: angehende IT-Spezialistin aus Leidenschaft
Bei „5 aus 21“ wird GUT ZU WISSEN arg geschummelt Beschäftigte beim AMS zwischenparken M itarbeiter/-innen stempeln schicken und kurz darauf wieder holen: So wälzen Firmen Kosten von Auftragsschwankungen auf die Allgemeinheit ab. Um wie viel – schätzen Sie – geht es dabei? Stimmt das wirklich? Und wem nutzt a) 195 Mio. Euro b) 308 Mio. Euro c) 430 Mio. Euro das tatsächlich? Einem kritischen Blick hält dieses Rezept nicht stand. Die Auflösung finden Sie auf Seite 14. Substanziell werden nämlich nur bei den neun Gebietskrankenkassen Ver- änderungen vorgenommen. Genauso falsch ist das Bild vom kostspieligen Funktionär. Abgesehen KURZ & BÜNDIG davon, dass es nicht 2000, sondern Andrea Heimberger nur rund 900 Funktionäre/-innen Beihilfen für Schule ausstieg. „Gewalt darf kein Be- rufsrisiko sein“, sagt AK-Präsi- Chefredakteurin gibt, von denen 90 Prozent diese und Studium holen Tätigkeit ehrenamtlich machen, dent Dr. Johann Kalliauer und verschweigt die Bundesregierung, Bis 15. Dezember können Sie fordert schärfere gesetzliche Re- dass die Kosten für die gesamte um staatliche Studienbeihilfe gelungen sowie Hilfestellungen Aus 21 sollen fünf Selbstverwaltung nur 5,6 Millionen ansuchen. Aufpassen, es geht durch die Arbeitgeber. Euro betragen. Das heißt, es würde um Ihr Geld! Jetzt sogar um Sozialversicherungs- 178,5 Jahre dauern, um die kolpor- mehr Geld. Denn auf Drängen Museum plus Führung tierte Milliarde bei den Funktionären der AK wurden die Stipendien um nur einen Euro träger werden. einzusparen. 2017 deutlich erhöht. Auch die Bei den Krankenversicherungs- Einkommensgrenze der Eltern, Um nur zehn Euro ins Kon- Mit klaren Ansagen trägern betrugen die Kosten der bis zu der die Beihilfe gewährt zert, Kabarett oder Theater, um Selbstverwaltung zuletzt nur rund wird, wurde angehoben. Es nur einen Euro in zahlreiche und einfachen Bot- 3,5 Millionen Euro. Die Krankenver- kann daher sein, dass Sie erst Museen: Der „Kulturmonat sicherungsträger sind für 8,7 Mil- jetzt Anspruch haben. Am bes- November“ ist längst kein Ge- schaften versucht lionen Versicherte zuständig, die ten, Sie prüfen das gleich mit heimtipp mehr. Heuer bietet Einnahmen betrugen rund 18,7 Mil- dem AK-Stipendienrechner auf er AK-Mitgliedern sogar noch die Regierung, liarden Euro. Ein Vergleich aus der ak-report.at. Für Schüler/-innen mehr: Um den einen Euro gibt Privatwirtschaft: Der Vorstandsvor- gibt’s dort den AK-Schulbeihil- es im Museum Arbeitswelt in dieses Vorhaben zu sitzende der VOEST hat laut dem fenrechner. Die Einreichfrist für Steyr sowie im Lentos, Nor- Wirtschaftsmagazin „trend“ heuer die staatliche Schulbeihilfe en- dico, Schlossmuseum und AEC erklären. Der Haken ein Jahreseinkommen von 3,1 Milli- det am 31. Dezember! in Linz zusätzlich zum Eintritt onen Euro – bei einem Umsatz von Spezialführungen. Am besten dabei: Die Ansagen 12,9 Milliarden. Gewalt im Beruf: gleich anmelden. Mehr auf Warum also diese Strukturreform? ak-report.at. Kein Einzelschicksal sind falsch. Kurzfristig wird die Mitbestimmung der versicherten Arbeitnehmer/-in- Beschimpfungen, Drohun- Nützliche Tipps für nen massiv beschnitten, mittelfris- gen, sexuelle Belästigung, Mob- pflegende Angehörige tig erhofft man sich – nachdem die bing, Prügel: Gewalt ist vielfäl- W enn die Regierung ankündigt: „Wir machen aus 21 Versi- cherungsträgern fünf“, dann klingt Wirtschaft nun das Sagen hat – we- niger Beiträge für die Unternehmen. Die Bundesregierung setzt das um, tig und macht vor dem Arbeits- platz nicht Halt. Jede/-r Fünfte erlebt sie im Kollegenkreis, Wird ein Familienmitglied pflegebedürftig, taucht ein Berg an Fragen auf: Wie komme das für viele Menschen plausibel. was die Industriellenvereinigung und durch Vorgesetzte oder Kund- ich zum Pflegegeld? Wer un- Vor allem, wenn es heißt, eine Mil- das Großkapital vorgeben. Die Um- schaften. Am meisten betroffen terstützt mich bei der Pflege? liarde Euro würde aufgrund der verteilung von unten nach oben ist sind Frauen, bei den Branchen Kann ich meine Arbeitszeit re- Strukturreform den Versicherten in vollem Gang. rangieren öffentlicher Verkehr, duzieren? Eine Link-Sammlung zugutekommen. Gastronomie sowie Gesundheit auf ak-report.at hilft Ihnen über Auch hier präsentiert man ein Ihre und Pflege ganz vorne. Die Fol- erste Hürden. Und bei Proble- einfaches Rezept: Da gibt es 2000 gen für die Opfer reichen von men mit der Pflegegeld-Einstu- Funktionäre, und da holen wir uns vermehrten Krankenständen fung bietet die AK eine neue die nötigen Mittel. Es lohnt sich aber, über Burn Out bis zum Berufs- Beratung an (siehe Rückseite). genauer hinzusehen und zu fragen: andrea.heimberger@akooe.at Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich Nr. 6, Oktober 2018, 49. (73.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr. Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz Telefon: +43 (0)50 6906-2182, E-Mail: kommunikation@akooe.at Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter (CvD), Isabell Falkner, Ines Hafner, Andrea Heimberger (Leitung), Martina Macher (CvD), Ulrike Mayr, Sabine Naderer-Je- linek, Andreas Nöhmayer, Hans Promberger (CvD), Norbert Ramp, Margit Schrenk, Walter Sturm, Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild). Fotos: Manfred Gartner. Auflage: 547.000 Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html 2 report Die nächste Ausgabe erscheint am 12. Dezember 2018.
Standortpartnerschaft: Unternehmer und Kon- servative wollen die Sozi- alpartnerschaft durch eine Eine gefährliche Idee „Standortpartnerschaft“ ersetzen. Was so freund- lich harmlos klingt, ist in Wahrheit eine Kampfan- sage an die Beschäftigten. D ie Sozialpartnerschaft ist das Ergebnis eines schmerzhaften Lernprozesses aus dem Scheitern der Ersten Republik. Arbeitge- ber/-innen und Arbeitnehmer/-in- nen standen einander im Öster- reich der 1920er und 30er-Jahre in unversöhnlichen politischen Lagern gegenüber. Das vorgeblich „christlich-soziale“ Lager setzte der Demokratie ein Ende, indem es die Arbeiterbewegung blutig nieder- schlug, und errichtete eine austro- faschistische Diktatur, die von der nationalsozialistischen abgelöst wurde. Es folgten Millionen von Die Interessen der Beschäftigten drohen durch das Standortdenken der Unternehmer unter die Räder zu kommen. Toten im verheerenden Zweiten Weltkrieg. gefährlich einseitig. Es verschleiert orts“ zurückgefahren werden muss. sche Parteien und Interessenvertre- nicht nur tatsächliche Interessen- So hat etwa die oberösterreichische tungen verboten hat. Einen Antrag, Sozialpartnerschaft als und Machtungleichgewichte zwi- Wirtschaftskammer (WK) jüngst der die Wiederaufnahme der Sozi- schen Kapital und Arbeit, sondern eine „OÖ Standortpartnerschaft“ alpartnerschaft gefordert hat, hat Wohlstandsmotor schürt auch den Nationalismus. mit der Begründung gefordert, die Wirtschaftskammermehrheit Danach waren sich alle einig, Statt als Partner, mit denen man im Österreich könne sich wegen der in der gleichen Sitzung abgelehnt. dass Interessengegensätze zwischen gemeinsamen Interesse kooperie- Standortkonkurrenz „nicht län- Arbeitgebern und -nehmern nie ren sollte, werden andere Staaten ger ein Gegeneinander von Par- Standortpolitik meint mehr in blutige Konflikte münden, als „Konkurrenzstandorte“ begrif- teien, Interessenvertretungen und meist Soziabbau sondern sozialpartnerschaftlich fen. Das soll verhindern, dass sich Institutionen leisten“. Die Demo am Verhandlungstisch ausgetra- die Arbeitnehmer/-innen länder- kratiefeindlichkeit dieses Ansatzes Dass „Standortpartnerschaft“ gen werden sollen: Jede Seite an- übergreifend solidarisieren. ist erschreckend. Denn der zivili- ganz klar den Abbau des Sozialstaa- erkennt die legitimen Interessen Ihre Interessen an einem fai- sierte Meinungsstreit zwischen Par- tes zugunsten von Unternehmerin- der anderen und bemüht sich um ren Anteil am erwirtschafteten teien und Interessenvertretungen teressen meint, hat ein WK-Funkti- Kompromisse. Das hat Österreich Wohlstand, an sozialer Sicherheit ist das Wesen der Demokratie. Wer onär in der Debatte verdeutlicht: sozialen Frieden gebracht und das und einem guten Leben werden meint, wir könnten uns das „nicht Er trat dafür ein, sich insbesondere Land zu einem der wohlhabend zweitrangig. Der Wohlfahrtstaat länger leisten“, liegt gefährlich nahe dem Thema Lohnnebenkosten sten der Welt gemacht. erscheint als Kostenfaktor, der im am Gedankengut des Ständestaats zu widmen, den Staat Österreich Die „Standortpartnerschaft“ Interesse des „Wirtschaftsstand- der 1930er-Jahre, der demokrati- und all seine Organisationsein- stellt das fundamental in Frage. heiten zu verschlanken und warf Statt des fairen Interessenaus- öffentlichen Einrichtungen und gleichs sollen die Bedürfnisse der Gemeinden mangelndes Kosten- „nationalen Wirtschaft“ im globa- bewusstsein vor. Lohnnebenkosten len Wettbewerb im Mittelpunkt finanzieren aber vor allem Sozial- stehen. Die Arbeitnehmer/-innen » Die Unternehmer leistungen für die Beschäftigten. sollen sich der Konkurrenzlogik Die Budgets von Kommunen und unterordnen, Lohnzurückhaltung wollen, dass sich die staatlichen Einrichtungen zu kür- üben, längere Arbeitszeiten, Sozi- zen, heißt, deren Angebote für die alabbau und Privilegien für Unter- Arbeitnehmer ihrer Menschen zu verschlechtern. nehmen akzeptieren. Wer dieses Denken fördert, sollte Konkurrenzlogik un- sich bewusst sein, dass es Werte wie Interessengegensätze sollen Solidarität und Verantwortung für- verschleiert werden Dr. Johann Kalliauer terwerfen und nennen einander untergräbt und letztlich AK-Präsident den sozialen Zusammenhalt und Das Bild, dass alle Unternehmer das auch noch ‚Stand- sogar die friedliche Koexistenz von und Beschäftigten einer Nation Staaten gefährdet. Schon jetzt sind im gleichen Boot säßen und sich ortpartnerschaft‘. Wir verlangen ein die zerstörerischen Folgen dieses gemeinsam gegen andere „Stand- Denkens deutlich spürbar. orte“ durchsetzen müssten, ist aber Zurück zum sozialpartnerschaftlichen walter.sturm@akooe.at Interessenausgleich.« report 3
Frauen an Maschinen, Computern und Autos: Technik-Jobs: „This is Die Mechatronikerin Katha- rina Friedl ist längst keine Pionierin mehr. Starke Frauen wie sie sind auf dem Vormarsch. Sie arbeiten in technischen, nach wie vor männerdominierten, Be- rufen und leisten dort nicht selten heraus- ragende Arbeit. 4 report
not a Man's World“ K eine 1,70 Meter groß, aber un- heimlich stark – in jeder Hin- sicht. Das ist Katharina Friedl. Sie Katharina Friedl. Diese Akzeptanz musste sie sich aber hart erarbeiten. „Als Frau in einem Männerberuf » Als Frau in einem Männerberuf ist Mechatronikerin bei der Firma wird dir noch genauer auf die Fin- musst du dich täglich noch mehr Engel in Dietach. Als Servicetech- ger geschaut. Du musst noch mehr nikerin wartet und repariert sie zeigen, was du drauf hast, damit beweisen. Dadurch wirst du besser. « Roboter für Spritzgussanlagen. alle überzeugt sind.“ Erst seit gut einem Jahr ausgelernt, Jede zehnte Technikerin hat das Sindia Höller, angehende IT-Technikerin gehört sie mittlerweile zu den Bes- Gefühl, sie müsse mehr leisten als ten im Betrieb. „Die Roboter nur die Männer. Das treibt offenbar zu zusammenzubauen, das war mir zu Höchstleistungen an. In der Firma schaftliche Fachschule. Danach war Frauenberufen sowie die hohe wenig“, erzählt die 23-Jährige. Nun Engel ist man höchst zufrieden mit plötzlich sonnenklar: „Ich gehe in Anerkennung. ist sie eine derjenigen, die anrü- den Technikerinnen. Von den 148 die Technik“, erzählt sie. Wie schwierig es ist, mit 14 die cken, wenn ein Roboter nicht rich- Beschäftigten in der Produktion Nur bei 17 Prozent der befrag- richtige Berufsentscheidung zu tig läuft. Sie fährt in Betriebe welt- im Werk in Dietach sind sieben ten Frauen hat die Schule bei der treffen, das weiß auch Sindia Höller. weit, war auch schon in Deutsch- land, der Schweiz, Südtirol und Rumänien, schaut sich die Maschi- nen an, macht sich auf die Suche nach dem Fehler, repariert ihn und fährt erst wieder, wenn das Ding läuft: „Du weißt nie, was dich er- wartet. Das taugt mir.“ Die Kunden sind zunächst oft irritiert, wenn „der Servicetechniker vom Engel“ vor ihnen steht. Mit einer jungen Dame rechnen die wenigsten. Ka- tharina Friedl: „Es ist mir auch schon passiert, dass mich beim Empfang in einer Firma niemand abgeholt hat, weil alle geglaubt ha- ben, ich wäre die Praktikantin.“ Sie schmunzelt bei dieser Geschichte. Auch Frauen können anpacken Eine AK-Studie mit 200 jungen oberösterreichischen Frauen in technischen Lehrberufen ergab, Computer sind ihre große Leidenschaft. Die künftige IT-Technikerin Sindia Höller ist gerade dabei, eine der Besten zu werden. dass Technikerinnen Vorurteile am ehesten im Kundenkontakt Frauen. Engel würde den Anteil Berufsentscheidung eine Rolle ge- Sie ist 26 Jahre alt und im dritten erleben. Von den Kollegen/-innen gerne erhöhen – allein, es fehlt spielt. In den Schulen gelingt es of- Lehrjahr zur IT-Technikerin. Sie ist und Vorgesetzten hingegen fühlen an Bewerberinnen. In ganz Ober fenbar noch zu wenig, jungen Mäd- endlich in ihrer „Traumbranche“ sich die Befragten mehrheitlich österreich entscheiden sich pro chen Alternativen zu Friseurin, Bü- angekommen. Auch, weil ihr ihr gut akzeptiert. 85 Prozent geben Jahr nur 200 Mädchen für einen rokauffrau und Co aufzuzeigen. Mann Mut gemacht hat, ihre Lei- an, dass ihre Leistungen in der technischen Lehrberuf. denschaft zum Beruf zu machen. Firma gleichberechtigt anerkannt Bei Katharina Friedl war die Ent- Alternativen zu Friseurin, „Ich habe immer schon am Com- werden. Erste Anfangsschwierig- scheidung auch nicht von vorn- puter herumgebastelt. Dass ich das Bürokauffrau & Co keiten sind meist schnell ausge- herein klar. Ihr Vater, von Beruf auch beruflich machen könnte, das räumt: „Wenn mich die Kollegen ebenfalls Servicetechniker, hat sie Dabei liegen die Vorteile von Be- war zuvor nie ein Thema“, erinnert zum Beispiel beim Schwerheben schon als Kind oft zur Arbeit mit- rufskarrieren in typischen Männer- sie sich. So machte die gebürtige von vornherein übergehen, dann genommen und ihr prophezeit, domänen ganz klar auf der Hand: Deutsche damals ihr Abitur und stört mich das schon. Das war an- das wäre das Richtige für sie. Mit die bessere Bezahlung schon in begann das Studium Bioingeni- fangs so. Mittlerweile wissen alle, dass ich anpacken kann“, berichtet 14 war sie aber doch noch unsicher und machte zunächst die landwirt- der Lehrzeit, bessere Job- und Aufstiegschancen als in typischen Mehr dazu auf Seite 6 » report 5
Problemen kann es ganz schön stressig werden. Ist dann alles gut gelaufen, bin ich abends richtig zufrieden“, erzählt sie. In ihrer Frei- zeit entwickelt sie Computerpro- gramme, nebenbei hat sie gerade das Fernstudium Informatik be- gonnen. Oberste Priorität hat aber ihre Lehre. Der Job im hauptsäch- lich aus Männern bestehenden Team „taugt ihr so richtig“. Auch in der Berufsschule ist sie als eine der wenigen Frauen voll akzeptiert. Fixbestandteil im Männer-Team der Peugeot-Werkstatt Leonding: Simone Liedl, Kfz-Technikerin mit Systemelektronik. Sie ist sogar Klassensprecherin. Das Thema Berufsschule hat eine andere Powerfrau gerade er- folgreich hinter sich gebracht. Si- Neun von zehn Frauen würden mone Liedl bestand im September ihre Lehrabschlussprüfung und ist nun Kfz-Technikerin mit Sys- wieder in die Technik gehen. temelektronik bei Peugeot Leon- ding. Dorthin reist sie jeden Tag aus Engerwitzdorf an. Mit dem Bus brauchte sie früher als Lehr- mädchen eineinhalb Stunden für eine Strecke. Sie hatte von Anfang an keine andere Wahl, denn in der eurswesen. Damit war sie gar nicht Die Kunden rufen an und geben Nähe ihres Heimatortes hat sie glücklich. „Abends hatte ich nie ihre Computer-Probleme durch. keine Lehrstelle bekommen. „Die das Gefühl, etwas geschafft zu ha- Manche Fehler können vom Büro meisten Werkstätten auf dem Land ben“, erinnert sie sich. aus behoben werden, andere muss nehmen keine Frauen auf. Sie ha- Das schaut jetzt ganz anders aus. man vor Ort lösen. Auch bei ihr ben oft nicht mal Damentoiletten“, An ihrem Arbeitsplatz, der Firma sind die Kunden im ersten Mo- berichtet die 19-Jährige. Fast 20 X-tention in Wels, ist sie täglich ment oft irritiert, dann aber sehr Bewerbungen hat sie geschrieben. gefordert. Die Firma ist auf Hard- beeindruckt, wenn sie ihre Arbeit Bei Peugeot hat es dann endlich erfolgreich erledigt hat. „Die meis- geklappt. Darüber sind alle froh, ten erwarten einen Mann, wenn denn Simone Liedl wäre aus dem sie einen IT-Techniker anfordern“, „Männerteam“ in der Werkstatt » Die Jobsuche war schwierig. berichtet Frau Höller. Auch sie hat nicht mehr wegzudenken. die Erfahrung gemacht, dass man Viele Werkstätten auf dem Land sich als Frau in ihrer Branche täg- Dranbleiben und nicht lich noch mehr beweisen muss, haben nicht mal Damentoiletten. « sieht das aber positiv: „Dadurch locker lassen wird man einfach besser.“ In ih- Die Hälfte der Mädchen auf Simone Liedl, Kfz-Technikerin und Systemelektronikerin rer Firma haben weibliche Lehr- Lehrstellensuche im technischen linge überhaupt den Ruf, sehr gut Bereich erlebt Absagen. Fast 40 zu sein. Die Folge: Die Hälfte der Prozent suchen bis zu drei Mo- und Software im medizinischen Lehrlinge bei X-tention ist mittler- nate, jede Zehnte sogar länger als Bereich spezialisiert. Sindia Höller weile weiblich. Es tut sich was in ein halbes Jahr. Reinkommen ist und ihre Kollegen/-innen betreuen der Branche. oft die größte Hürde. Simone Liedl die komplizierten Computersys- Sindia Höller hat auch sehr aber hat nicht locker gelassen und teme, unter anderem von Kranken- hohe Ansprüche an sich selbst. ihren persönlichen Plan durchge- häusern wie dem Klinikum Wels. Sie möchte gefordert werden. „Bei zogen. So wie Katharina Friedl und Ihr Job ist es, die Computersysteme uns ist jeder Arbeitstag anders. Du Sindia Höller auch. Sie haben Jobs, zu installieren, zu warten und ein- weißt in der Früh nie, was für Fälle die sich richtig stark anfühlen. zugreifen, wenn etwas nicht läuft. heute reinkommen. Bei gröberen ulrike.mayr@akooe.at 6 report
Raus aus der Lebensversicherungen halten oft nicht, was sie versprechen. Ein Rücktritt Versicherung? als Alternative zur Kün- digung ist oft möglich. Doch ab 1. Jänner 2019 drohen dabei massive Mag. Gerhard Augustin, Verschlechterungen. Konsumentenschutz R und um das Thema Lebensver- sicherungen hat der AK-Kon- sumentenschutz seit jeher alle Altes Recht Hände voll zu tun. Ob klassische jetzt sichern oder fondsgebundene Lebensver- sicherung – häufig ist der Ertrag Mag. Gerhard Augustin viel niedriger als von den Versi- vom AK-Konsumentenschutz cherungsvermittlern bei Vertrags erklärt, was Lebensversiche- abschluss in Aussicht gestellt rungskunden/-innen jetzt ma- wurde. Verantwortlich dafür sind chen können und beachten auch hohe Kosten, die mit Lebens- sollten. versicherungen meist einherge- Was raten Sie Konsumentin- hen – etwa Vermittlungsprovision, nen und Konsumenten, die raus Versicherungssteuer und Verwal- aus ihrem Lebensversicherungs- tungskosten. Wer vor Ablauf der vertrag wollen? Versicherung aussteigt, bekommt Wer mit seiner Lebensversi- © iStock oft deutlich weniger heraus, als er cherung unzufrieden ist, unzu- einbezahlt hat. Einen Rücktritt vom Lebensversicherungsvertrag sollte man noch heuer erklären. reichend über sein Rücktritts- Im Vergleich zur Kündigung ist recht belehrt wurde und wessen ein Rücktritt vom Vertrag in vie- ein massiver Dorn im Auge. Ihr Wer meint, falsch belehrt worden Vertragabschluss schon mehr len Fällen finanziell gesehen bes- Ziel: eine Gesetzesänderung zu- zu sein und somit vom Vertrag zu- als fünf Jahre zurückliegt, sollte ser, weil dabei nach Ansicht der AK gunsten der Versicherungen. Die rücktreten zu können, sollte das seinen Rücktritt jedenfalls noch Oberösterreich alle gezahlten Prä- Konsequenz: Verschlechterun- noch bis Ende 2018 machen. bis Ende Dezember 2018 er- mien plus vier Prozent Verzinsung gen für die Konsumenten/-innen. Aus Sicht von AK-Präsident Dr. klären. Auch wenn ein Vertrag von der Versicherung zurückzu- Nach mehrmaligem Anlauf der Johann Kalliauer ist das neue Ge- schon beendet worden ist, ist zahlen sind – abzüglich der Kos- Versicherungslobby hat nun die setz untragbar: „Die Regierung ein Spätrücktritt noch möglich ten eines etwaigen Versicherungs- aktuelle Bundesregierung wesent- tut so, als hätte sie endlich Rechts- und in der Regel sinnvoll. schutzes, zum Beispiel für den Fall liche Wünsche der Versicherungen sicherheit bei einem strittigen Was gibt es dabei zu des Ablebens. In richtungsweisen- erfüllt. Im Juli wurde ein Gesetz Thema geschaffen. In Wirklichkeit beachten? den Urteilen haben der Europäi- beschlossen, das schon ab 1. Jän- hat sie, ohne weitere höchstgericht- Bei einem Rechtsstreit mit sche Gerichtshof und nach einer ner 2019 und auch für bereits be- liche Entscheidungen abzuwarten, der Versicherung können hohe von der AK Oberösterreich veran- stehende Verträge gelten soll und eine Novelle übers Knie gebro- Anwaltskosten anfallen. Wer lassten Klage auch der Oberste Ge- das massive Einbußen bei einem chen, von der vorrangig die Versi- keine Deckung durch eine pri- richtshof in den Jahren 2013 und Spätrücktritt bringen wird – siehe cherungen profitieren.“ vate Rechtsschutzversicherung 2015 entschieden, dass Versicherte Infokasten unten. Der Rat der AK: ines.hafner@akooe.at hat, kann sich an einen Prozess- bei fehlender oder fehlerhafter Be- kostenfinanzierer wenden. lehrung über das Rücktrittsrecht Und wie sieht es bei jenen quasi „ewig“ einen Rücktritt vom aus, die erst vor kurzem eine Le- Vertrag erklären können. Dies gilt für alle Lebensversicherungen, die Das ändert sich ab 2019 bensversicherung abgeschlossen haben? nach dem 1. Jänner 1997 abge- schlossen wurden. A chtung bei kapitalbildenden Lebensversicherungen: Die aktuelle Bundesregierung hat Verschlechterungen für Konsumenten/-in- nen beschlossen, die einen Spätrücktritt vom Vertrag erklären wollen. Wer innerhalb des ersten Jahres raus aus dem Vertrag will, könnte vergleichsweise gut Bundesregierung beschloss aussteigen, weil das neue Gesetz massive Verschlechterung Derzeit Ab 1. Jänner 2019 hier Verbesserungen vorsieht. Es gibt aber widersprüchliche Der Clou: Schätzungen zufolge • Kunden/-innen können alle • Kunden/-innen bekommen ein- Gesetzesbestimmungen und waren in Österreich bei 70 bis 90 einbezahlten Prämien plus vier bezahlte Prämien ohne Zinsen deshalb massive EU-rechtliche Prozent aller Verträge die Beleh- Prozent Zinsen zurückfordern zurück (nur bei Rücktritt binnen Bedenken. Es bleibt daher abzu- rungen über das Rücktrittsrecht • Kein Abzug von Abschluss- eines Jahres ab Vertragsabschluss) warten, ob die Novelle tatsäch- nicht korrekt. In diesen Fällen und Stornokosten – egal, wann • Bei Rücktritt nach fünf Jahren: lich Bestand haben wird. könnte auch noch viele Jahre nach der Rücktritt erklärt wird Nur noch Auszahlung des meist Vertragsabschluss ein Spätrücktritt erklärt werden. • Kein Überwälzen von Ver- anlagungsverlusten auf Ver- niedrigeren Rückkaufwerts • Veranlagungsverluste können auf Fragen? Die höchstgerichtlichen Urteile sicherungsnehmer/-innen Versicherte überwälzt werden 050 / 6906-2 6906-1 waren der Versicherungswirtschaft report 7
Erster Hipp-Betriebsrat Erstmals gibt es am Hipp-Standort Gmunden einen Arbeiterbetriebs- rat – vor allem dank grundsätzlich positiv gegenüber. des Engagements von „Sie haben erkannt, dass ein Be- Dominik Gessert. triebsrat Chancen für ein besse- res Arbeitsklima bietet und sogar wirtschaftliche Vorteile bringt“, S eit über fünf Jahrzehnten pro- duziert Hipp in der Traunsee- stadt Babynahrung. Rund 180 Ar- sagt Gessert. Die neuen Mitspra- chemöglichkeiten hätten einer- seits die Motivation vieler Mitar- beiter/-innen sind damit beschäf- beiter/-innen gestärkt, andererseits tigt, den jüngsten Erdenbürgern müssten nun viele Probleme nicht ihr Dasein schmackhaft zu ma- mehr einzeln geklärt werden – was chen. Einer von ihnen ist Dominik viel Zeit, Nerven und Geld spart. Gessert, seit dreieinhalb Jahren im Betrieb – zuletzt als Bereichsver- Dem Wahlsieg folgen antwortlicher für das Fertigwaren- überbetriebliche Aufgaben lager. „Ich komme aus einer klas- sischen Arbeiterfamilie“, sagt der Mit 84 Prozent kann der 29-jäh- gelernte Maurer. rige Gmundner auf eine „überwäl- tigende“ Wahlbeteiligung bei der Schichtplan-Diskussion Betriebsratswahl-Premiere verwei- Betriebsrat Gessert (li.) mit seinem Bruder Patrick und Kollegin Anela Rizvanovic. sen. Über 85 Prozent Zustimmung löste Engagement aus gab es für seine Liste. Was Gessert Sein Sinn für Gerechtigkeit und den Arbeitsbedingungen unzufrie- zeptiert wurde. „Das bedeutet jetzt besonders freut: „Dass auch jene, Arbeitnehmerschutz hat ihn nun den gewesen. „Die Kolleginnen eine echte Arbeitszeitverkürzung die anfangs skeptisch waren und zum ersten Arbeiterbetriebsrats- und Kollegen hatten das Gefühl, und entsprechende Erholungspha- mit meiner Person nicht soviel vorsitzenden der Hipp-Produk- ständig in der Arbeit zu sein und sen“, freut sich Gessert. anfangen konnten, mein Engage- tion Gmunden GmbH gemacht. kaum mehr Freizeit zu haben. ment schätzen und die anderen Ausschlaggebend war der Plan der Auch Arbeitsunfälle und Kranken- „Unsere Firmenchefs sind motiviert haben, wählen zu gehen.“ Betriebsleitung, den Schichtbetrieb stände haben sich gehäuft. Zudem Der Wahlerfolg Gesserts blieb noch echte Sozialpartner“ zu verändern – und vor allem die änderten sich die Schichtpläne nicht unbemerkt. Schon wenige Mo- Art und Weise, wie dies gesche- mehrmals pro Jahr“, sagt Gessert. „Unsere Firma ist prinzipiell nate danach wurde er in den Bezirks- hen sollte. „An einem Donnerstag Noch vor seiner Wahl als Betriebs- sehr sozial eingestellt. Die Chefs vorstand der Gewerkschaft PRO-GE wurde ein neues Schichtmodell rat organisierte er eine Umfrage sind noch echte Sozialpartner, und kooptiert. Er bringt dort seine Exper- präsentiert, bereits am darauffol- und präsentierte ein alternatives die Geschäftsführung handelt bei tise ebenso ein wie im Lohnkomitee genden Montag mussten wir da- Schichtmodell, das schlussendlich Problemen sofort“, betont der Be- der Gewerkschaft bei den Kollektiv- nach arbeiten“, so Gessert. Dadurch nicht nur von der Belegschaft, son- triebsrat. Die Firmenleitung stand vertragsverhandlungen. seien viele Mitarbeiter/-innen mit dern auch von den Firmenchefs ak- auch einer Betriebsratsgründung hans.promberger@akooe.at AC H T U N G , B I S S I G ! Leitenden Angestellten Nicht alle Tassen bei Überstunden geprellt im Schrank D rei Jahre lang war ein Arbeit- nehmer aus dem Großraum Linz als leitender Angestellter bei Der Arbeitgeber argumentierte, er habe die Überstunden nicht ange- ordnet, deshalb seien auch keine D ramatische Szenen spielen sich allmorgendlich in den Teekü- chen und Aufenthaltsräumen zahlreicher Unternehmen ab. Kolleginnen und Kollegen wühlen schlaftrunken und mit grim- einer Transportfima beschäftigt. Nachdem er das Arbeitsverhält- nis beendet hatte, wandte er sich Zuschläge zu bezahlen. Doch die Arbeit des Angestellten wäre in der normalen Arbeitszeit nicht migem Blick in Schränken und Schubladen auf der Suche nach an die Arbeiterkammer, um seine zu erledigen gewesen. Außerdem ihrem Lieblingshäferl für den ersten Kaffee. So mancher hat an- Endabrechnung überprüfen zu hatte der Chef die Arbeitszeitauf- geblich bereits mit feuchten Augen sämtliche Abteilungen seiner lassen. zeichnungen des Mannes stets ak- Firma abgesucht. Taucht das gute Stück nicht auf, zieht man mit zeptiert und die Überstunden nie fremder Beute von dannen. Da sieht man dann bei 30 Grad im Keine Zuschläge für beanstandet – deshalb wurden sie Sommer eine Kollegin ein Weihnachtshäferl mit Rentier und der ja auch abgerechnet, wenn auch fast 160 Überstunden Aufschrift „Merry Christmas, hohoho!“ umklammern. Und ein äl- nicht korrekt. terer Arbeitnehmer nippt an einer Tasse mit dem Slogan „Mama Dabei stellte sich heraus, dass Da der Arbeitgeber nicht ein- ist die Beste“. Ich selbst benutze gerne ein Häferl mit ungeklärten der Mann fast 160 Überstunden lenkte, wurden die offenen Ansprü- Eigentumsverhältnissen und der philosophischen Aufschrift „Shit geleistet hatte, diese aber ohne den che gerichtlich geltend gemacht. In happens, Coffee helps!“. walter.sturm@akooe.at gesetzlichen Zuschlag von 50 Pro- einem Vergleich bekam der Ange- zent abgerechnet worden waren. stellte schließlich 1000 Euro. 8 report
Relaxurlaub: FILM AB! Mit der AK Heißer Preis ins Weihnachtskino K aum jemand, der einem Kurzurlaub im Wellness-Ho- tel gar nichts abgewinnen kann. D er Grinch ist grün, miesepetrig und ziemlich behaart. Weil er nichts so sehr hasst wie Weihnach- kommt rechtzei- tig im Advent in unsere Kinos. Mit Ins Schwitzen bringt einen aber ten, das Fest der Liebe, beschließt der AK können Sie © Universal manchmal schon der Preis. Der der Grinch, es allen richtig zu zei- ein besonderes Ki- AK-Konsumentenschutz hat sich gen. Er heckt in seiner Höhle ei- noerlebnis genie- daher umgehört. Abfrage-Basis: ein nen gemeinen Plan aus, der den ßen: Gewinnen Ein Grantscherm und Weihnachtshasser der Extraklasse: Aufenthalt von Freitag bis Sonntag ahnungslosen Menschen im Dörf- Sie Tickets für die „Der Grinch“ möchte allen das Fest vermiesen. für zwei Personen im günstigsten chen Whoville das Weihnachtsfest Vorpremiere am Doppelzimmer mit Halbpension. gehörig verderben soll. Doch alles 29. 11. im Star Movie Ried und se- Ermäßigung an Erhoben wurde auch, wie lange der kommt ganz anders ... hen Sie den Film noch vor allen an- den Kinobuf- en Sie Gewinn Wellnessbereich am An- und Ab- deren – inklusive feierlichem Emp- fets. Alle Infor- kets! reisetag genutzt werden kann und Gewinnen Sie einen ganz fang mit kleinen Imbissen und Ge- mationen zur Kinotic g auf n ob dafür aufgezahlt werden muss. tränken. Zusätzlich verlosen wir Reihe FILM Verlosu besonderen Kinoabend ak -r e p ort.at Für die Auswertung wurden die noch „normale“ Kinotickets für AB! und zum Kriterien des Österreichischen Re- Die zauberhafte Neuverfilmung weitere Vorführungen von „The Gewinnspiel fin- lax Guide 2019 herangezogen. Alle des Kinderbuches „Wie der Grinch Grinch“ in allen Star Movie Kinos den Sie im Internet Details finden Sie auf ak-report.at. Weihnachten gestohlen hat“ in Oberösterreich plus 15 Prozent auf ak-report.at. Krankenkassenfusion: Enteignung der Arbeitnehmer im großen Stil Als „Reform“ verkauft rechte zu. Offensichtlich waren ihnen diese nicht weitreichend die Regierung die Zusam genug. Deshalb sollen die Gre- menlegung der Kranken mien künftig jeweils zur Hälfte kassen. In Wahrheit wird mit Vertretern/-innen der Arbeit- den Versicherten ihr nehmer/-innen und der Arbeitge- ber/-innen besetzt werden. Eigentum gestohlen. Die Wirtschaft wird so mitent- scheiden, ob Arbeitern/-innen und M acht die Bundesregierung ihre Ankündigungen wahr, wird ab 2019 ein jahrzehntelan- Angestellten eine medizinische Versorgung oder eine Reha zusteht oder wie mit Kindern, Alten und ges Erfolgsmodell, das System der Pflegebedürftigen verfahren wird. Krankenversicherung, in seinen „Umgekehrt käme wohl niemand Grundfesten erschüttert. Unter auf die Idee, die Beschäftigten über dem Vorwand des Sparens sollen die Versicherung der Selbständi- aus 21 Sozialversicherungsträgern Die Beschäftigten wollen auch künftig selbst über ihre Versicherung entscheiden. gen bestimmen zu lassen“, so Kal- nur noch fünf werden. Dadurch liauer, der die geplanten Vorhaben drohen Verschlechterungen in der gehen soll? Diese Antwort blieb krankenkasse soll künftig mitsamt entschieden ablehnt. Versorgung. die Regierung schuldig. Denn ihren Rücklagen in einer zentralen betrachtet man nur den Verwal- „Österreichischen Gesundheits- Versicherte waren bisher Entscheidungen dauern, tungsaufwand aller Krankenver- kasse“ aufgehen. bestens aufgehoben sicherungsträger in Ö sterreich, so „Bisher haben die Beschäftigten Bürokratie wird mehr liegt dieser bei 479 Millionen Euro, selbst bestimmt, welche Maßnah- Denn: „Die Versicherten waren Diese Zwangsfusionierung geht die Gesamtausgaben liegen bei ca. men und Angebote den Versicher- bisher bei ihrer Gebietskranken- zudem mit einer Zentralisierung 18,5 Milliarden Euro. Es müsste ten, also den Eigentümern der kasse bestens aufgehoben. Das ist einher. Das sei besser für die Ver- also wohl der gesamte Personal- Krankenkassen, zustehen. In Zu- nur mit vollwertigen Einrichtun- sicherten, heißt es. Wohl kaum. stand auf null gesetzt werden, um kunft werden Unternehmer sagen, gen und kompetenten Menschen Die Entscheidungswege werden diese Reduktion zu erreichen. wo es langgeht“, warnt AK-Präsi vor Ort möglich und nicht durch länger, der bürokratische Auf- Besonders stark würden die Än- dent Dr. Johann Kalliauer. Dabei eine schwerfällige Zentrale und wand steigt. Dafür soll es zu kol- derungen übrigens Oberösterreich standen den Arbeitgebern/-innen Vorgaben aus der Ferne“, betont portierten Einsparungen von einer treffen. Denn die gut wirtschaf- als Beitragszahlern/-innen schon AK-Präsident Kalliauer. Milliarde Euro kommen. Wie das tende oberösterreichische Gebiets- jetzt Kontroll- und Zustimmungs- sabine.naderer-jelinek@akooe.at report 9
Wenn Lernprobleme viel Geld, Nerven und Zeit kosten Wenn Kinder Hilfe beim vier Instrumente erlernt. Der Stun- denplan sorgt dafür, dass sie nicht Lernen brauchen, sprin- vor halb sechs nach Hause kommt. gen oft Mama und Papa Binder selbst pendelt als Systembe- ein. Ansonsten bleiben raterin täglich nach Linz. Um gute nur mehr kostspielige Noten sicherzustellen, wird auch abends und am Wochenende ge- Nachhilfe-Stunden. meinsam gepaukt. U lla Puchmayr ist angespannt. Sohn Niklas hat in mehre- ren Fächern Schwierigkeiten. Er 13 Millionen Euro für private Nachhilfe bräuchte dringend Unterstützung, Puchmayr und Binder sind keine verweigert zuhause aber die Hilfe Einzelfälle. Oberösterreichs Eltern beim Lernen. „Von mir lässt er sich zahlen für Nachhilfe im Jahr 13 nicht helfen. Eine Außer-Haus-Be- Millionen Euro, durchschnittlich treuung ist daher unbedingt nötig“, 630 Euro pro Kind. „Eltern kön- so die Puchenauerin. In der Volks- nen als ‚Lernhilfe‘ Erwartungen schulzeit habe es noch einen Hort oft nicht erfüllen – pädagogisch, im Ort gegeben, in dem die Betreu- Keine Seltenheit: Nach Schule und Beruf geht´s noch ans gemeinsame Lernen. finanziell und zeitlich. Mit dem erinnen bei Hausaufgaben unter- 12-Stunden-Tag werden Familien stützten. Da sei alles in „geregelten die Leistungen des Sohnes ver- hin hat Niklas seine Nachprüfung noch weiter unter Druck kom- Bahnen gelaufen“, und Niklas habe schlechterten, blieb nur mehr der erfolgreich absolviert. Um schlech- men“, befürchtet AK-Präsident Dr. die Hilfe auch angenommen. Seit Besuch einer Nachhilfe-Schule. ten Noten vorzubeugen, überlegt Johann Kalliauer. Er fordert daher dem Wechsel ins Sportgymnasium „Eineinhalb Stunden einmal pro Puchmayr nun, weiterhin für regel- bessere Förderung in der Schule, in Linz ist das nicht mehr so. Woche zu fünft in einer Gruppe mäßige professionelle Nachhilfe zu die private Nachhilfe überflüssig kosten rund 150 Euro pro Monat. zahlen. macht. Mehr echte Ganztagsschu- Eltern als Lernhilfe Das ist für mich als Alleinerzie- „Alles dreht sich um die Schule, len mit verschränkter Abfolge von herin doch eine ziemliche Belas- auch am Wochenende wird ge- Unterricht, Freizeit und Lernen oft überfordert tung“, so Puchmayr. Dazu kamen lernt“, sagt die dreifache Mutter Sa- sowie der Ausbau des kostenlosen „Die Nachmittagsbetreuung in im Sommer ein einwöchiges Lern- bina Binder aus Liebenau. Insbe- Förderunterrichts könnten die Lö- der Schule dient eigentlich nur der camp sowie die Lern- und Spaßwo- sondere seit ihre elfjährige Tochter sung sein. Aufsicht“, sagt Puchmayr. Als sich chen der Kinderfreunde. Immer- die Musik-NMS besucht und gleich hans.promberger@akooe.at A K A M S C H AU P L AT Z Lidl: Mitarbeiter mit Top-Leistungen I n Sierning eröffnete die Handelskette Lidl die bereits 235. Filiale in Österreich. Welch hohe Wertschätzung das Unternehmen seinen Mitarbeitern/-innen entgegen bringt, zeigt sich schon daran, dass diese Lidl Österreich fünf Mal in Folge zu einem „Great Place to Work“ gewählt haben. AK-Vizepräsident Helmut Feilmair hat sich über die Unternehmenskultur von Lidl bestens informiert und meint: „Die AK-Vizepräsident Helmut Feilmair mit Filialleiter Norbert Schmidt Beschäftigten im Handel erbringen Tag für Tag Top-Leistungen. Ein und Mitarbeiterin Mirlinda Blakcori vor der neuen Lidl-Filiale in Sierning. Unternehmen, das diese Leistungen anerkennt und wertschätzt, wird nachhaltig erfolgreich sein.“ Für Lidl Österreich ist es ein großes An- beschäftigt, davon elf in Oberösterreich. „Bei uns sind Lehrlinge ein liegen, dass die Mitarbeiter/-innen Beruf, Familie und Freizeit gut ver- wichtiger Teil des Teams. Unser Ziel ist es, so viele Lehrlinge wie einbaren können. Dafür sorgen vor allem die minutengenaue Arbeits- möglich nach der Ausbildung zu übernehmen. Viele unserer ehema- zeiterfassung sowie verschiedene familienfreundliche Teilzeitmodelle. ligen Lehrlinge leiten heute entweder eine eigene Filiale oder sind Ein weiterer wesentlicher Faktor ist bei Lidl Österreich die Aus- und stellvertretende Filialleiter“, erklärt Christian Schug, Vorsitzender der Weiterbildung. Insgesamt sind derzeit in Österreich 110 Lehrlinge Geschäftsleitung von Lidl Österreich. 10 report
Unblutige Vom Kollegen sexuell Daunen belästigt: AK half Frau W ärmende Daunen in Winter- jacken bedeuten für Gänse oft unendliche Qualen. Bei leben- A lles begann mit anzüglichen Be- merkungen wie „Ich will dich fesseln wie in Shades of Grey“. Und wusste, wandte sie sich an die AK, die schließlich Klage gegen den Mann einbrachte. Nach einem au- SEXUELLE BELÄSTIGUNG IM BETRIEB Ratgeber für Betriebsräte/-innen digem Leib werden ihnen bis zu obwohl eine Angestellte aus Ober- ßergerichtlichen Vergleich wurden vier Mal per Hand die Federn aus österreich deutlich zum Ausdruck der Frau 3000 Euro Schadenersatz dem Körper gerissen. Es bleiben brachte, dass er solche Bemerkun- zugesprochen. Stand: Oktober 2018 schwere Verletzungen und offene gen unterlassen sollte, hörte ihr Wunden. Wer auf „unblutige“ Dau- Kollege nicht damit auf. Er wurde Ratgeber für Betroffene ooe.arbeiterkammer.at 1 nen setzt, schaut beim Jackenkauf sogar noch aufdringlicher, starrte Die neue AK-Broschüre „Sexuelle und Betriebsräte auf Gütesiegel. Aber sind diese der Frau während Gesprächen auf- Belästigung im Betrieb“ zuverlässig? Der AK-Konsumen- fällig auf die Brust und fasste sie Sexuelle Belästigung am Ar- tenschutz hat mit dem Tierschutz- gegen ihren Willen an. beitsplatz gehört leider zu den elle Belästigung am Arbeitsplatz“. verein „Vier Pfoten“ nachgeforscht, Dass sie sich dagegen wehrte, Dauerbrennern in der Gleichbe- Der zweite Ratgeber „Sexuelle Be- welche Textilunternehmen nach- schien den Mann nur noch mehr handlungsberatung der Arbeiter- lästigung im Betrieb“ richtet sich weislich auf Lebendrupf verzich- anzustacheln. Zwei Jahre lang litt kammer Oberösterreich. Deshalb an Betriebsräte/-innen. Beide Bro- ten und belegen können, woher die Frau unter dieser massiven se- hat die AK zwei Info-Broschüren schüren sowie den AK-Gleichbe- ihre Daunen stammen. Alle Infos xuellen Belästigung am Arbeits- zum Thema aufgelegt. Betroffene handlungs-Check finden Sie auf dazu finden Sie auf ak-report.at. platz. Als sie weder ein noch aus finden Rat in der Broschüre „Sexu- ak-report.at. Die Beschäftigten sind die wahren Leistungsträger in Oberösterreich Sie sind produktiv, krea- aber auch die Leistungen, die nicht UNTERNEHMER PROFITIEREN VON DEN PRODUKTIVEN BESCHÄFTIGTEN sichtbar sind: Die oberösterreichi- tiv, innovativ. Sie sind fle- schen Arbeitnehmer/-innen haben xibel und mobil. Ohne sie Wertschöpfung Überschuss stünde alles still. Für ihre pro Kopf: 86.187 € pro Kopf: 26.236 € im Vorjahr mehr als eine Milliarde berufliche Arbeitsstunden geleistet, Leistungen hätten die Be- davon 38 Millionen Überstunden, davon wiederum fast sieben Mil- schäftigten mehr verdient. lionen ohne jegliche Abgeltung. Dazu kommen ehrenamtliche Ar- D ass wichtige oberösterreichi- sche Betriebe Quartal für Quar- 2016 beit, Pflege und Kinderbetreuung. tal und Jahr für Jahr Rekordergeb- Die Beschäftigten zahlen nisse vermelden dürfen, haben sie Wertschöpfung 93.325 € Überschuss 31.718 € den Großteil der Steuern den Leistungen der Beschäftigten pro Kopf: pro Kopf: zu verdanken. Denn sie sind es, die Um an ihre Arbeitsplätze zu ge- mit ihrem Einsatz, ihrer täglichen langen, nehmen die Beschäftigten Arbeit, ihrer Produktivität und ih- teils weite Wege in Kauf. Zehn Pro- rer Kreativität jene Wertschöpfung zent pendeln täglich mehr als 100 erzielen, die unterm Strich einen Kilometer. Alle Pendler/-innen zu- 2017 AK Grafik satten Reingewinn einbringt. sammen lassen jährlich rund 500 Millionen Euro an den Tankstellen. Mehr als 31.000 Euro Und alle oberösterreichischen Be- Die Miba-Gruppe, die Firmen beim Österreichischen Patentamt schäftigten berappen jährlich mehr Überschuss pro Kopf Engel in Schwertberg, Trumpf angemeldet haben. Insgesamt gab als 6,5 Milliarden Euro an Lohn- Die Beschäftigten in 301 ausge- Maschinen in Pasching, Plasser es 610 Erfindungsanmeldungen steuer und Abgaben – mehr als alle wählten Mittel- und Großbetrieben & Theurer in Linz sowie Fill in aus Oberösterreich. Das bedeutete Unternehmen in ganz Österreich haben im vergangenen Jahr rund Gurten zählen zu den Top-10 der wie schon in den Jahren zuvor: Gewinnsteuern zahlen. Daher Fin- 93.000 Euro an Pro-Kopf-Wert- innovativsten Betriebe in ganz Platz 1 unter den neun Bundes- ger weg vom Sozialstaat! Denn den schöpfung erwirtschaftet. Zieht Österreich. Warum? Weil ihre Mit- ländern. Der technologische Vor- finanzieren sich die Beschäftigten man davon die durchschnittlichen arbeiterinnen und Mitarbeiter in sprung der oberösterreichischen zum Großteil selbst. Für ihre Leis- Personalkosten ab, blieben diesen der Forschung und Entwicklung Spitzenbetriebe beruht also zu ei- tungen haben sie mehr Respekt und Firmen rund 31.000 Euro pro Mit- im vergangenen Jahr jeweils mehr nem Gutteil auf den Fähigkeiten höhere Einkommen verdient. arbeiterin und Mitarbeiter. als 20 Erfindungen gemacht und ihrer Beschäftigten. Oftmals sind es dominik.bittendorfer@akooe.at report 11
Knappe Gesundheitsbudgets, veraltete Personal In Oberösterreichs Krank den extrem viele Überstunden ge- macht. Die werden am Jahresende ordnungsgemäß ausgezahlt, aber die meisten Kolleginnen und Kol- legen hätten lieber Zeitausgleich. Und das geht sich einfach nicht aus.“ Auch Martina Reischenböck hält die gängigen Personalberech- nungsmodelle für nicht mehr zeit- gemäß. Ein Beispiel: „Wir alle wis- sen, wie wichtig die Gespräche mit den Patientinnen und Patienten sind. In der Pflegekategorisierung wird auf die Minute genau festge- legt, was wie lange dauern darf. Pa- tientengespräche sind da gar nicht vorgesehen.“ Zeit für die Kranken haben – das bewirkt viel Oft schaffen es die Kranken- häuser nicht, die Nachtdienste Martina Reischenböck, Betriebsrätin im Krankenhaus Ried: „Wenn wir gestresst mit zwei Pflegekäften zu besetzen. sind, überträgt sich das auf die Patientinnen und Patienten.“ Wenn in einer Station nur eine Person Nachtdienst schiebt, ist Stress allerdings vorprogrammiert. Immer mehr zusätzliche Aufgaben, aber kein zusätz- mer mehr Aufgaben aufgebürdet, Das ist nicht nur für die Beschäf- liches Personal. Das könnte letztlich auf Kosten der die Aufgaben müssen in immer tigten schlecht. Denn im Idealfall kürzerer Zeit erledigt werden, es überträgt sich die eigene Ruhe auf Menschlichkeit gehen und die Gesundheit der Betrof kommen immer mehr demente Pa- die Patientinnen und Patienten, im fenen gefährden. Noch läuft alles glatt in Oberöster- tienten/-innen, die viel mehr Zeit schlechtesten Fall aber der Stress. reichs Krankenhäusern. Die Frage ist: Wie lange noch? und Aufmerksamkeit brauchen – „Wenn man Zeit hat, bewirkt das doch es gibt nicht mehr Personal. bei den kranken Menschen viel Die Modelle für die Personalbe- Gutes“, sagt Reischenböck. R und 16.000 Menschen sind in den oberösterreichischen Kran- kenhäusern damit beschäftigt, uns rechnung stammen noch aus den 90er-Jahren, knappe Gesundheits- budgets verschärfen die Situation. In der Psychiatrie ist Ruhe ganz besonders wichtig zu pflegen und wieder auf die Beine zu bringen, wenn wir krank „Wir sind beim Personal Bei Menschen mit akuten Psy- sind. Als Pflegekraft, als Physiothe- chosen, Depressionen oder Selbst- schon ziemlich am Limit“ rapeut, als Hebamme oder in medi- mordtendenzen wirkt diese Über- zinisch-technischen Berufen. Etwa Martina Reischenböck ist als Be- tragung noch viel dramatischer. 80 Prozent davon sind Frauen. triebsratsvorsitzende der Angestell- Stefan Weißensteiner ist Diplo- Ein stationärer Aufenthalt im ten im Krankenhaus der Barmher- mierter Psychiatrischer Kranken- Spital ist für jeden Menschen eine zigen Schwestern in Ried für rund pfleger und arbeitet seit sieben Ausnahmesituation, auch wenn 1300 Leute zuständig, etwa 650 Jahren in der Akutpsychiatrie mit nur ein kleiner Eingriff vorgenom- davon arbeiten unmittelbar in der Unterbringungsbereich für er- men wird. Die kompetente und Pflege. Die Diplomierte Gesund- wachsene Männer am Neuromed einfühlsame Arbeit des Pflegeper- heits- und Krankenschwester mit Campus in Linz. Derzeit befinden sonals ist da ebenso wichtig wie Zusatzausbildung für den Opera- sich gut 20 Patienten mit schwe- jene der Ärztinnen und Ärzte. tionsbereich ist außerdem stellver- ren psychischen Krisen auf der Doch die hohe Versorgungs- tretende Konzernbetriebsratsvorsit- geschlossenen Station. „Freiwillig und Arbeitsqualität in Oberöster- zende der Vinzenz-Gruppe. „Wir kommt hier keiner her“, sagt er. reichs Krankenhäusern ist in Ge- sind beim Personal schon ziem- Zwei versperrte Türen sind zu fahr. Den Beschäftigten werden im- lich am Limit“, sagt sie: „Es wer- passieren, ehe man die Station 12 report
berechnungsmodelle nkenhäusern brodelt es erreicht. Es ist still und friedlich, der junge Mann seinen Job. „Man doch das ist nicht immer so. Ag- baut ja auch eine Beziehung zu gression und Gewalt sind keine einzelen Patienten auf. Es gibt so- Seltenheit. „Wir sind die Hardco- zusagen Stammgäste, die begrüßt re-Männerstation“, bringt es Stefan man mit den Worten: ‚Was hast Weißensteiner auf den Punkt. du denn jetzt schon wieder ange- Grundsätzlich gilt hier der stellt?‘.“ Dankbarkeit sei in der Psy- gleiche Personalschlüssel wie in chiatrie eher keine Kategorie, sagt anderen Krankenhäusern. Auch Weißensteiner, es gebe aber auch hier kann es vorkommen, dass der Ausnahmen: „Kürzlich kam ein Nachtdienst alleine ist. Allerdings Patient, der vor 15 Jahren bei uns nur in den „offenen“ Stationen. war, seinen alten Stationspfleger In der geschlossenen Akutpsych- besuchen.“ iatrie muss der Nachtdienst mit zwei Personen besetzt sein. Den- Warum es trotz aller noch sieht Weißensteiner hier Widrigkeiten läuft Handlungsbedarf: „Wenn in einer anderen Station jemand auf den Positiv sieht Weißensteiner, dass Alarmknopf drückt, muss ich hin. es auf der Station seit drei Jahren ei- Dann ist mein Kollege alleine. Da nen Deeskalationstrainer gibt: „Es wäre zumindest ein Springer für gibt praktisch keinen Mitarbeiter den Nachtdienst notwendig, der auf der Station, der noch nicht ge- in akuten Situationen aushelfen schlagen, angespuckt oder gekratzt kann.“ Das wurde auch bereits in worden ist. Ich war selbst einmal Aussicht gestellt. nach einem heftigen Faustschlag mehrere Tage im Krankenstand.“ Wenn sechs Polizisten Warum es trotz aller Widrig- keiten immer noch gut läuft? „Ich einen Gewalttäter bringen glaube, das ist deshalb so, weil wir Für Zartbesaitete ist der Job je- uns intern einfach so gut organisie- denfalls nichts. „Stellen Sie sich ren, weil wir ein junges Team sind vor, da kommen zwei Streifenwa- mit einigen erfahrenen Leuten und gen mit sechs Polizisten, die lie- mit einer guten Chefin, die uns da fern einen Mann in Handschellen voll unterstützt.“ Stefan Weißensteiner arbeitet in der Akutpsychiatrie für erwachsene Männer im ab. Der hat randaliert und mit der Neuromed Campus in Linz – einer echten „Hardcore-Station“, wie er selbst sagt. Axt seinen Fernseher zertrümmert. Das heikle Thema Den Patienten, den gerade sechs gen ist enorm. Die Teams halten Studie die Arbeitssituation der Be- Aufopferungsbereitschaft mit Schlagstöcken bewaffnete Po- extrem gut zusammen. Wenn einer schäftigten in der Pflege untersucht lizisten gebändigt haben, muss ich Es gibt aber noch einen ande- krank wird, springen die anderen und dafür unter anderem 200 aus- jetzt alleine übernehmen“, schil- ren Grund dafür, warum es in den ein, bis irgendwann alle wirklich führliche Interviews geführt. Bei dert Stefan Weißensteiner einen Krankenhäusern immer noch so am Limit sind“, erzählt Betriebs- allen Befragten herrscht Einigkeit, ganz normalen Vorfall aus sei- gut läuft: „Die Aufopferungsbereit- rätin Reischenböck. Die Belastun- dass mittelfristig mehr Personal nem Arbeitsalltag. Dennoch liebt schaft der Kolleginnen und Kolle- gen gehen an keinem spurlos vor- notwendig ist, um die hohe Qua- bei. „Es kann daurchaus sein, dass lität aufrechtzuerhalten. wir in einer größeren Station zwei Eine Zusammenfassung der Stu- Das fordert die AK: Langzeitkrankenstände haben“, so Reischenböck. Gewerkschaftliche die finden Sie auf ak-report.at. martina.macher@akooe.at Arbeit sei unter diesen Bedingun- E ine rasche Personalaufstockung um 20 Prozent, das entspricht rund 2500 Vollzeitstellen. Das ermöglicht • eine bessere Berücksichtigung von Ausfallszeiten wie Kranken- gen jedenfalls Schwerarbeit: „In jeder anderen Branche würden die Betroffenen wahrscheinlich sagen: stände, Urlaube oder Weiterbildungen, ‚Entweder ihr stellt jemanden ein, • eine höhere verbindliche Besetzung der Nacht- und Wochenend- oder wir gehen.‘ Hier gibt es eine dienste, aber nicht zulasten der Tagdienstbesetzung, und extrem hohe Toleranzschwelle.“ • die Schaffung zusätzlicher Zeitreserven für alle Berufsgruppen, Die Arbeiterkammer Oberöster- die mit dementen Patienten/-innen arbeiten. reich hat im Rahmen einer großen • Außerdem muss die Finanzierung unseres Gesundheitswesens nachhaltig gesichert werden. report 13
Freizeitwinzer keltern Obermair. Als Kellermeister des Vereins achtet er sehr auf Qualität. Wer glaubt, dass der Welser Wein in der Welser Heide nur ein „Sauerampfer“ sein kann, wird beim Verkosten rasch eines Besseren belehrt. „Dass unser Einsatz sich ge- schmacklich lohnt, freut uns natür- Die Mitglieder des Welser lich sehr“, sagt Burgi Mittermayr. Als kleines Dankeschön erhält die Weinbauvereins haben ein Oberbank-Angestellte wie die an- ganz besonderes Hobby: deren 60 Vereinsmitglieder jedes Sie trotzen dem steinigen Jahr eine Flasche Weißen, eine Fla- Heideboden einen wirklich sche Roten und eine kleine Flasche Tresterbrand. Letzteren destilliert guten Tropfen ab. der Malznerhof in Wallern. M it dem wärmer werdenden Klima ist der Weinbau nach Oberösterreich zurückgekehrt. Auch Nicht-Mitglieder sind gern gesehen Wie viele Flurnamen belegen, war Was an Wein und Schnaps von er hierzulande weitverbreitet, bis den eigenen Trauben übrig bleibt, ihm der Temperaturrückgang seit wird nicht frei verkauft, sondern Beginn des 17. Jahrhunderts nach nur bei speziellen Anlässen ausge- und nach die Grundlage entzog. schenkt. Neben der gemeinsamen Heute hat Oberösterreich ein ei- Arbeit kommen auch die Weiter- genes Weinbaugesetz. 20 Hektar Obmann Christian Kaiser (r.), Burgi Mittermayr und Bernhard Obermair bei der bildung zum Thema Wein und Rebflächen sind wieder bepflanzt heurigen Lese in der „Riede Steinreich“ des hochaktiven Welser Weinbauvereins. die Geselligkeit im Verein nicht zu – Tendenz steigend. kurz – etwa bei Weinverkostungen Bohrgeräte wäre es nicht gegan- Heute keltern die Welser Bac- mit bekannten Winzern/-innen Pflanzen der Rebstöcke gen. „Wegen des Heidebodens chus-Fans aus 20 Rebsorten einen oder bei Weinreisen. Beide stehen haben wir unseren Garten ‚Riede weißen Gemischten Satz und aus auch Nicht-Mitgliedern offen. machte große Mühe Steinreich‘ genannt“, sagt Obmann zehn weiteren einen roten. Einige So sind die zahlreichen Aktivi- Der Welser Weinbauverein Christian Kaiser, der beruflich die Sorten sind pilzwiderstandsfähige täten des Welser Weinbauvereins wurde 2009 aus Interesse am Weinabteilung bei Metro in Wels Neuzüchtungen mit ungewohnten eine echte Bereicherung für die Wein gegründet. Gastwirt Bern- leitet. Der Zaun wurde montiert Namen wie Solaris, Phönix, Caber- Messestadt. „Das Wichtigste ist die hard Obermair stellte ein 1000 und das Holz eines Maibaums zu net Cortis und Nero. Sie wurden Gaudi!“, bringt Obmann Christian Quadratmeter großes Grundstück einem großen Eingangsportal ver- aus Deutschland und der Schweiz Kaiser die mit dem Wein verbun- zur Verfügung, auf dem die Ver- arbeitet. Dann fing das ständige geholt. „Bei uns ist alles bio: Kunst- dene Lebensfreude auf den Punkt. einsmitglieder mit großer Mühe Lernen an. Berufswinzer, die vor- dünger, Insektizide und Pestizide Da kann man nur sagen: Prost! 350 Rebstöcke pflanzten. Ohne beikamen, gaben wertvolle Tipps. bleiben draußen“, betont Bernhard robert.eiter@akooe.at AU F G E Z E I C H N E T von Karl Berger DA S S T E C K T DA H I N T E R Mitbestimmung im Betrieb W enn die Beschäftigten in den Unternehmen starke Mitspra- cherechte haben, ist auch die politische Demokratie stärker. Das zeigt ein Vergleich europäischer Länder, den das Wissenschafts- zentrum Berlin für Sozialforschung durchgeführt hat. Laut der Forschungseinrichtung gibt es dafür mehrere Gründe: Gewerk- schafter/-innen und Betriebsräte/-innen wirken meist auch über die betriebliche Ebene hinaus und stärken damit die Zivilgesellschaft. Die größere soziale Verantwortung der Unternehmen, die aus der Mitbestimmung resultiert, wirkt sich ebenfalls auf die Politik aus. Aktionen wie das Ausbooten der Betriebsräte beim 12-Stunden-Tag lassen also auch für die Demokratie nichts Gutes erwarten. Auflösung von Seite 2 „Gut zu wissen!“ Antwort c) ist richtig. Die gängige Praxis von Unternehmen, Beschäftigte bei kleinsten Auftragsdellen zu kündigen und mit Wiedereinstellungszusagen beim AMS zwischenzuparken, kostet die Allgemeinheit jährlich rund 430 Millionen Euro und die Betroffenen Lohn. Für die AK ein No-Go, das abgestellt gehört. 14 report
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