Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich

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Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
ak-report.at

                                                                  Nr. 6/Okt./Nov. 2018
                                                                  49. Jahrgang

                                 Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich

               Seiten 4-6

               Starke Frauen
               in der Technik
               Sindia Höller: angehende IT-Spezialistin aus Leidenschaft
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Bei „5 aus 21“ wird                                                                                      GUT ZU WISSEN

arg geschummelt                                                                           Beschäftigte beim AMS zwischenparken

                                                                                          M    itarbeiter/-innen stempeln schicken und kurz darauf wieder
                                                                                               holen: So wälzen Firmen Kosten von Auftragsschwankungen
                                                                                          auf die Allgemeinheit ab. Um wie viel – schätzen Sie – geht es dabei?
                                          Stimmt das wirklich? Und wem nutzt
                                                                                          a) 195 Mio. Euro              b) 308 Mio. Euro             c) 430 Mio. Euro
                                          das tatsächlich? Einem kritischen
                                          Blick hält dieses Rezept nicht stand.                                                       Die Auflösung finden Sie auf Seite 14.
                                          Substanziell werden nämlich nur bei
                                          den neun Gebietskrankenkassen Ver-
                                          änderungen vorgenommen.
                                             Genauso falsch ist das Bild vom
                                          kostspieligen Funktionär. Abgesehen
                                                                                                         KURZ & BÜNDIG
                                          davon, dass es nicht 2000, sondern
Andrea Heimberger                         nur rund 900 Funktionäre/-innen                    Beihilfen für Schule                     ausstieg. „Gewalt darf kein Be-
                                                                                                                                      rufsrisiko sein“, sagt AK-Präsi-
Chefredakteurin                           gibt, von denen 90 Prozent diese
                                                                                             und Studium holen
                                          Tätigkeit ehrenamtlich machen,                                                              dent Dr. Johann Kalliauer und
                                          verschweigt die Bundesregierung,                   Bis 15. Dezember können Sie              fordert schärfere gesetzliche Re-
                                          dass die Kosten für die gesamte                 um staatliche Studienbeihilfe               gelungen sowie Hilfestellungen
Aus 21 sollen fünf                        Selbstverwaltung nur 5,6 Millionen              ansuchen. Aufpassen, es geht                durch die Arbeitgeber.
                                          Euro betragen. Das heißt, es würde              um Ihr Geld! Jetzt sogar um
Sozialversicherungs-                      178,5 Jahre dauern, um die kolpor-              mehr Geld. Denn auf Drängen                    Museum plus Führung
                                          tierte Milliarde bei den Funktionären           der AK wurden die Stipendien
                                                                                                                                         um nur einen Euro
träger werden.                            einzusparen.                                    2017 deutlich erhöht. Auch die
                                             Bei den Krankenversicherungs-                Einkommensgrenze der Eltern,                  Um nur zehn Euro ins Kon-
Mit klaren ­Ansagen                       trägern betrugen die Kosten der                 bis zu der die Beihilfe gewährt             zert, Kabarett oder Theater, um
                                          Selbstverwaltung zuletzt nur rund               wird, wurde angehoben. Es                   nur einen Euro in zahlreiche
und einfachen Bot-                        3,5 Millionen Euro. Die Krankenver-             kann daher sein, dass Sie erst              Museen: Der „Kulturmonat
                                          sicherungsträger sind für 8,7 Mil-              jetzt Anspruch haben. Am bes-               November“ ist längst kein Ge-
schaften versucht                         lionen Versicherte zuständig, die               ten, Sie prüfen das gleich mit              heimtipp mehr. Heuer bietet
                                          Einnahmen betrugen rund 18,7 Mil-               dem AK-Stipendienrechner auf                er AK-Mitgliedern sogar noch
die ­Regierung,                           liarden Euro. Ein Vergleich aus der             ak-report.at. Für Schüler/-innen            mehr: Um den einen Euro gibt
                                          Privatwirtschaft: Der Vorstandsvor-             gibt’s dort den AK-Schulbeihil-             es im Museum Arbeitswelt in
­dieses Vorhaben zu                       sitzende der VOEST hat laut dem                 fenrechner. Die Einreichfrist für           Steyr sowie im Lentos, Nor-
                                          Wirtschaftsmagazin „trend“ heuer                die staatliche Schulbeihilfe en-            dico, Schlossmuseum und AEC
 erklären. Der Haken                      ein Jahres­einkommen von 3,1 Milli-             det am 31. Dezember!                        in Linz zusätzlich zum Eintritt
                                          onen Euro – bei einem Umsatz von                                                            Spezialführungen. Am besten
 ­dabei: Die Ansagen                      12,9 Milliarden.                                   Gewalt im Beruf:                         gleich anmelden. Mehr auf
                                             Warum also diese Strukturreform?                                                         ak-report.at.
                                                                                             Kein Einzelschicksal
  sind falsch.                            Kurzfristig wird die Mitbestimmung
                                          der versicherten Arbeitnehmer/-in-                 Beschimpfungen, Drohun-                     Nützliche Tipps für
                                          nen massiv beschnitten, mittelfris-             gen, sexuelle Belästigung, Mob-
                                                                                                                                         pflegende Angehörige
                                          tig erhofft man sich – nachdem die              bing, Prügel: Gewalt ist vielfäl-

W     enn die Regierung ankündigt:
      „Wir machen aus 21 Versi-
cherungsträgern fünf“, dann klingt
                                          Wirtschaft nun das Sagen hat – we-
                                          niger Beiträge für die Unternehmen.
                                          Die Bundesregierung setzt das um,
                                                                                          tig und macht vor dem Arbeits-
                                                                                          platz nicht Halt. Jede/-r Fünfte
                                                                                          erlebt sie im Kollegenkreis,
                                                                                                                                        Wird ein Familienmitglied
                                                                                                                                      pflegebedürftig, taucht ein Berg
                                                                                                                                      an Fragen auf: Wie komme
das für viele Menschen plausibel.         was die Industriellenvereinigung und            durch Vorgesetzte oder Kund-                ich zum Pflegegeld? Wer un-
Vor allem, wenn es heißt, eine Mil-       das Großkapital vorgeben. Die Um-               schaften. Am meisten betroffen              terstützt mich bei der Pflege?
liarde Euro würde aufgrund der            verteilung von unten nach oben ist              sind Frauen, bei den Branchen               Kann ich meine Arbeitszeit re-
Strukturreform den Versicherten           in vollem Gang.                                 rangieren öffentlicher Verkehr,             duzieren? Eine Link-Sammlung
zugutekommen.                                                                             Gastronomie sowie Gesundheit                auf ak-report.at hilft Ihnen über
   Auch hier präsentiert man ein            Ihre                                          und Pflege ganz vorne. Die Fol-             erste Hürden. Und bei Proble-
einfaches Rezept: Da gibt es 2000                                                         gen für die Opfer reichen von               men mit der Pflegegeld-Einstu-
Funktionäre, und da holen wir uns                                                         vermehrten Krankenständen                   fung bietet die AK eine neue
die nötigen Mittel. Es lohnt sich aber,                                                   über Burn Out bis zum Berufs-               Beratung an (siehe Rückseite).
genauer hinzusehen und zu fragen:                         andrea.heimberger@akooe.at

                                                                                       Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich
                                                                                       Nr. 6, Oktober 2018, 49. (73.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr.
                                                                                       Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter
                                                                                       und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz
                                                                                       Telefon: +43 (0)50 6906-2182, E-Mail: kommunikation@akooe.at
                                                                                       Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter (CvD), Isabell Falkner, Ines
                                                                                       ­Hafner, Andrea Heimberger (Leitung), Martina Macher (CvD), Ulrike Mayr, Sabine Naderer-Je-
                                                                                        linek, Andreas Nöhmayer, Hans Promberger (CvD), Norbert Ramp, Margit Schrenk, Walter Sturm,
                                                                                        Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild).
                                                                                        Fotos: Manfred Gartner. Auflage: 547.000
                                                                                        Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz
                                                                                        Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html
2       report                                                                          Die nächste Ausgabe erscheint am 12. Dezember 2018.
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Standortpartnerschaft:
    Unternehmer und Kon-
 servative wollen die Sozi-
alpartnerschaft durch eine

                                        Eine gefährliche Idee
  „Standortpartnerschaft“
  ersetzen. Was so freund-
  lich harmlos klingt, ist in
  Wahrheit eine Kampfan-
sage an die Beschäftigten.

D   ie Sozialpartnerschaft ist das
    Ergebnis eines schmerzhaften
Lernprozesses aus dem Scheitern
der Ersten Republik. Arbeitge-
ber/-innen und Arbeitnehmer/-in-
nen standen einander im Öster-
reich der 1920er und 30er-Jahre
in unversöhnlichen politischen
Lagern gegenüber. Das vorgeblich
„christlich-soziale“ Lager setzte der
Demokratie ein Ende, indem es die
Arbeiterbewegung blutig nieder-
schlug, und errichtete eine austro-
faschistische Diktatur, die von der
nationalsozialistischen abgelöst
wurde. Es folgten Millionen von                    Die Interessen der Beschäftigten drohen durch das Standortdenken der Unternehmer unter die Räder zu kommen.
Toten im verheerenden Zweiten
Weltkrieg.                              gefährlich einseitig. Es verschleiert   orts“ zurückgefahren werden muss.        sche Parteien und Interessenvertre-
                                        nicht nur tatsächliche Interessen-      So hat etwa die oberösterreichische      tungen verboten hat. Einen Antrag,
  Sozialpartnerschaft als               und Machtungleichgewichte zwi-          Wirtschaftskammer (WK) jüngst            der die Wiederaufnahme der Sozi-
                                        schen Kapital und Arbeit, sondern       eine „OÖ Standortpartnerschaft“          alpartnerschaft gefordert hat, hat
  Wohlstandsmotor
                                        schürt auch den Nationalismus.          mit der Begründung gefordert,            die Wirtschaftskammermehrheit
   Danach waren sich alle einig,        Statt als Partner, mit denen man im     Österreich könne sich wegen der          in der gleichen Sitzung abgelehnt.
dass Interessengegensätze zwischen      gemeinsamen Interesse kooperie-         Standortkonkurrenz „nicht län-
Arbeitgebern und -nehmern nie           ren sollte, werden andere Staaten       ger ein Gegeneinander von Par-             Standortpolitik meint
mehr in blutige Konflikte münden,       als „Konkurrenzstandorte“ begrif-       teien, Interessenvertretungen und
                                                                                                                           meist Soziabbau
sondern sozialpartnerschaftlich         fen. Das soll verhindern, dass sich     Institutionen leisten“. Die Demo­
am Verhandlungstisch ausgetra-          die Arbeitnehmer/-innen länder-         kratiefeindlichkeit dieses Ansatzes         Dass „Standortpartnerschaft“
gen werden sollen: Jede Seite an-       übergreifend solidarisieren.            ist erschreckend. Denn der zivili-       ganz klar den Abbau des Sozialstaa-
erkennt die legitimen Interessen           Ihre Interessen an einem fai-        sierte Meinungsstreit zwischen Par-      tes zugunsten von Unternehmerin-
der anderen und bemüht sich um          ren Anteil am erwirtschafteten          teien und Interessenvertretungen         teressen meint, hat ein WK-Funkti-
Kompromisse. Das hat Österreich         Wohlstand, an sozialer Sicherheit       ist das Wesen der Demokratie. Wer        onär in der Debatte verdeutlicht:
sozialen Frieden gebracht und das       und einem guten Leben werden            meint, wir könnten uns das „nicht        Er trat dafür ein, sich insbesondere
Land zu einem der wohlhabend­           zweitrangig. Der Wohlfahrtstaat         länger leisten“, liegt gefährlich nahe   dem Thema Lohnnebenkosten
sten der Welt gemacht.                  erscheint als Kostenfaktor, der im      am Gedankengut des Ständestaats          zu widmen, den Staat Österreich
   Die „Standortpartnerschaft“          Interesse des „Wirtschaftsstand-        der 1930er-Jahre, der demokrati-         und all seine Organisationsein-
stellt das fundamental in Frage.                                                                                         heiten zu verschlanken und warf
Statt des fairen Interessenaus-                                                                                          öffentlichen Einrichtungen und
gleichs sollen die Bedürfnisse der                                                                                       Gemeinden mangelndes Kosten-
„nationalen Wirtschaft“ im globa-                                                                                        bewusstsein vor. Lohnnebenkosten
len Wettbewerb im Mittelpunkt                                                                                            finanzieren aber vor allem Sozial-
stehen. Die Arbeitnehmer/-innen                                           » Die Unternehmer                              leistungen für die Beschäftigten.
sollen sich der Konkurrenzlogik                                                                                          Die Budgets von Kommunen und
unterordnen, Lohnzurückhaltung                                  wollen, dass sich die                                    staatlichen Einrichtungen zu kür-
üben, längere Arbeitszeiten, Sozi-                                                                                       zen, heißt, deren Angebote für die
alabbau und Privilegien für Unter-                              Arbeitnehmer ihrer                                       Menschen zu verschlechtern.
nehmen akzeptieren.                                                                                                         Wer dieses Denken fördert, sollte
                                                                Konkurrenzlogik un-                                      sich bewusst sein, dass es Werte wie
  Interessengegensätze sollen                                                                                            Solidarität und Verantwortung für-
  verschleiert werden                      Dr. Johann Kalliauer terwerfen und nennen                                     einander untergräbt und letztlich
                                           AK-Präsident                                                                  den sozialen Zusammenhalt und
  Das Bild, dass alle Unternehmer                               das auch noch ‚Stand-                                    sogar die friedliche Koexistenz von
und Beschäftigten einer Nation                                                                                           Staaten gefährdet. Schon jetzt sind
im gleichen Boot säßen und sich            ortpartnerschaft‘. Wir verlangen ein                                          die zerstörerischen Folgen dieses
gemeinsam gegen andere „Stand-                                                                                           Denkens deutlich spürbar.
orte“ durchsetzen müssten, ist aber        Zurück zum sozialpartnerschaftlichen                                                              walter.sturm@akooe.at

                                           Interessenausgleich.«
                                                                                                                                                  report       3
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Frauen an Maschinen, Computern und Autos:

Technik-Jobs: „This is

  Die Mechatronikerin Katha-
  rina Friedl ist längst keine
 Pionierin mehr. Starke
 Frauen wie sie sind auf dem
Vormarsch. Sie arbeiten in
technischen, nach wie vor
    männerdominierten, Be-
         rufen und leisten dort
            nicht selten heraus-
              ragende Arbeit.

4    report
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
not a Man's World“
K   eine 1,70 Meter groß, aber un-
    heimlich stark – in jeder Hin-
sicht. Das ist Katharina Friedl. Sie
                                         Katharina Friedl. Diese Akzeptanz
                                         musste sie sich aber hart erarbeiten.
                                         „Als Frau in einem Männerberuf
                                                                                            » Als Frau in einem ­Männerberuf
ist Mechatronikerin bei der Firma        wird dir noch genauer auf die Fin-               musst du dich täglich noch mehr
Engel in Dietach. Als Servicetech-       ger geschaut. Du musst noch mehr
nikerin wartet und repariert sie         zeigen, was du drauf hast, damit                 ­beweisen. Dadurch wirst du besser. «
Roboter für Spritzgussanlagen.           alle überzeugt sind.“
Erst seit gut einem Jahr ausgelernt,        Jede zehnte Technikerin hat das               Sindia Höller, angehende IT-Technikerin
gehört sie mittlerweile zu den Bes-      Gefühl, sie müsse mehr leisten als
ten im Betrieb. „Die Roboter nur         die Männer. Das treibt offenbar zu
zusammenzubauen, das war mir zu          Höchstleistungen an. In der Firma          schaftliche Fachschule. Danach war         Frauenberufen sowie die hohe
wenig“, erzählt die 23-Jährige. Nun      Engel ist man höchst zufrieden mit         plötzlich sonnenklar: „Ich gehe in         Anerkennung.
ist sie eine derjenigen, die anrü-       den Technikerinnen. Von den 148            die Technik“, erzählt sie.                    Wie schwierig es ist, mit 14 die
cken, wenn ein Roboter nicht rich-       Beschäftigten in der Produktion              Nur bei 17 Prozent der befrag-           richtige Berufsentscheidung zu
tig läuft. Sie fährt in Betriebe welt-   im Werk in Dietach sind sieben             ten Frauen hat die Schule bei der          treffen, das weiß auch Sindia Höller.
weit, war auch schon in Deutsch-
land, der Schweiz, Südtirol und
Rumänien, schaut sich die Maschi-
nen an, macht sich auf die Suche
nach dem Fehler, repariert ihn und
fährt erst wieder, wenn das Ding
läuft: „Du weißt nie, was dich er-
wartet. Das taugt mir.“ Die Kunden
sind zunächst oft irritiert, wenn
„der Servicetechniker vom Engel“
vor ihnen steht. Mit einer jungen
Dame rechnen die wenigsten. Ka-
tharina Friedl: „Es ist mir auch
schon passiert, dass mich beim
Empfang in einer Firma niemand
abgeholt hat, weil alle geglaubt ha-
ben, ich wäre die Praktikantin.“ Sie
schmunzelt bei dieser Geschichte.

  Auch Frauen
  können anpacken
   Eine AK-Studie mit 200 jungen
oberösterreichischen Frauen in
technischen Lehrberufen ergab,            Computer sind ihre große Leidenschaft. Die künftige IT-Technikerin Sindia Höller ist gerade dabei, eine der Besten zu werden.
dass Technikerinnen Vorurteile
am ehesten im Kundenkontakt              Frauen. Engel würde den Anteil             Berufsentscheidung eine Rolle ge-          Sie ist 26 Jahre alt und im dritten
erleben. Von den Kollegen/-innen         gerne erhöhen – allein, es fehlt           spielt. In den Schulen gelingt es of-      Lehrjahr zur IT-Technikerin. Sie ist
und Vorgesetzten hingegen fühlen         an Bewerberinnen. In ganz Ober­            fenbar noch zu wenig, jungen Mäd-          endlich in ihrer „Traumbranche“
sich die Befragten mehrheitlich          österreich entscheiden sich pro            chen Alternativen zu Friseurin, Bü-        angekommen. Auch, weil ihr ihr
gut akzeptiert. 85 Prozent geben         Jahr nur 200 Mädchen für einen             rokauffrau und Co aufzuzeigen.             Mann Mut gemacht hat, ihre Lei-
an, dass ihre Leistungen in der          technischen Lehrberuf.                                                                denschaft zum Beruf zu machen.
Firma gleichberechtigt anerkannt           Bei Katharina Friedl war die Ent-          Alternativen zu Friseurin,               „Ich habe immer schon am Com-
werden. Erste Anfangsschwierig-          scheidung auch nicht von vorn-                                                        puter herumgebastelt. Dass ich das
                                                                                      Bürokauffrau & Co
keiten sind meist schnell ausge-         herein klar. Ihr Vater, von Beruf                                                     auch beruflich machen könnte, das
räumt: „Wenn mich die Kollegen           ebenfalls Servicetechniker, hat sie          Dabei liegen die Vorteile von Be-        war zuvor nie ein Thema“, erinnert
zum Beispiel beim Schwerheben            schon als Kind oft zur Arbeit mit-         rufskarrieren in typischen Männer-         sie sich. So machte die gebürtige
von vornherein übergehen, dann           genommen und ihr prophezeit,               domänen ganz klar auf der Hand:            Deutsche damals ihr Abitur und
stört mich das schon. Das war an-        das wäre das Richtige für sie. Mit         die bessere Bezahlung schon in             begann das Studium Bioingeni-
fangs so. Mittlerweile wissen alle,
dass ich anpacken kann“, berichtet
                                         14 war sie aber doch noch unsicher
                                         und machte zunächst die landwirt-
                                                                                    der Lehrzeit, bessere Job- und
                                                                                    Aufstiegschancen als in typischen               Mehr dazu auf Seite 6
                                                                                                                                                                »
                                                                                                                                                          report     5
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Problemen kann es ganz schön
                                                                                                                          stressig werden. Ist dann alles gut
                                                                                                                          gelaufen, bin ich abends richtig
                                                                                                                          zufrieden“, erzählt sie. In ihrer Frei-
                                                                                                                          zeit entwickelt sie Computerpro-
                                                                                                                          gramme, nebenbei hat sie gerade
                                                                                                                          das Fernstudium Informatik be-
                                                                                                                          gonnen. Oberste Priorität hat aber
                                                                                                                          ihre Lehre. Der Job im hauptsäch-
                                                                                                                          lich aus Männern bestehenden
                                                                                                                          Team „taugt ihr so richtig“. Auch
                                                                                                                          in der Berufsschule ist sie als eine
                                                                                                                          der wenigen Frauen voll akzeptiert.
Fixbestandteil im Männer-Team der Peugeot-Werkstatt Leonding: Simone Liedl, Kfz-Technikerin mit Systemelektronik.         Sie ist sogar Klassensprecherin.
                                                                                                                             Das Thema Berufsschule hat
                                                                                                                          eine andere Powerfrau gerade er-
                                                                                                                          folgreich hinter sich gebracht. Si-

      Neun von zehn Frauen würden
                                                                                                                          mone Liedl bestand im September
                                                                                                                          ihre Lehrabschlussprüfung und
                                                                                                                          ist nun Kfz-Technikerin mit Sys-

        wieder in die Technik gehen.
                                                                                                                          temelektronik bei Peugeot Leon-
                                                                                                                          ding. Dorthin reist sie jeden Tag
                                                                                                                          aus Engerwitzdorf an. Mit dem
                                                                                                                          Bus brauchte sie früher als Lehr-
                                                                                                                          mädchen eineinhalb Stunden für
                                                                                                                          eine Strecke. Sie hatte von Anfang
                                                                                                                          an keine andere Wahl, denn in der
                                         eurswesen. Damit war sie gar nicht        Die Kunden rufen an und geben          Nähe ihres Heimatortes hat sie
                                         glücklich. „Abends hatte ich nie          ihre Computer-Probleme durch.          keine Lehrstelle bekommen. „Die
                                         das Gefühl, etwas geschafft zu ha-        Manche Fehler können vom Büro          meisten Werkstätten auf dem Land
                                         ben“, erinnert sie sich.                  aus behoben werden, andere muss        nehmen keine Frauen auf. Sie ha-
                                           Das schaut jetzt ganz anders aus.       man vor Ort lösen. Auch bei ihr        ben oft nicht mal Damentoiletten“,
                                         An ihrem Arbeitsplatz, der Firma          sind die Kunden im ersten Mo-          berichtet die 19-Jährige. Fast 20
                                         X-tention in Wels, ist sie täglich        ment oft irritiert, dann aber sehr     Bewerbungen hat sie geschrieben.
                                         gefordert. Die Firma ist auf Hard-        beeindruckt, wenn sie ihre Arbeit      Bei Peugeot hat es dann endlich
                                                                                   erfolgreich erledigt hat. „Die meis-   geklappt. Darüber sind alle froh,
                                                                                   ten erwarten einen Mann, wenn          denn Simone Liedl wäre aus dem
                                                                                   sie einen IT-Techniker anfordern“,     „Männerteam“ in der Werkstatt
        » Die Jobsuche war schwierig.                                              berichtet Frau Höller. Auch sie hat    nicht mehr wegzudenken.
                                                                                   die Erfahrung gemacht, dass man
      Viele Werkstätten auf dem Land                                               sich als Frau in ihrer Branche täg-      Dranbleiben und nicht
                                                                                   lich noch mehr beweisen muss,
      ­haben nicht mal Damentoiletten. «                                           sieht das aber positiv: „Dadurch
                                                                                                                            locker lassen
                                                                                   wird man einfach besser.“ In ih-         Die Hälfte der Mädchen auf
      Simone Liedl, Kfz-Technikerin und Systemelektronikerin                       rer Firma haben weibliche Lehr-        Lehrstellensuche im technischen
                                                                                   linge überhaupt den Ruf, sehr gut      Bereich erlebt Absagen. Fast 40
                                                                                   zu sein. Die Folge: Die Hälfte der     Prozent suchen bis zu drei Mo-
                                         und Software im medizinischen             Lehrlinge bei X-tention ist mittler-   nate, jede Zehnte sogar länger als
                                         Bereich spezialisiert. Sindia Höller      weile weiblich. Es tut sich was in     ein halbes Jahr. Reinkommen ist
                                         und ihre Kollegen/-innen betreuen         der Branche.                           oft die größte Hürde. Simone Liedl
                                         die komplizierten Computersys-               Sindia Höller hat auch sehr         aber hat nicht locker gelassen und
                                         teme, unter anderem von Kranken-          hohe Ansprüche an sich selbst.         ihren persönlichen Plan durchge-
                                         häusern wie dem Klinikum Wels.            Sie möchte gefordert werden. „Bei      zogen. So wie Katharina Friedl und
                                         Ihr Job ist es, die Computersysteme       uns ist jeder Arbeitstag anders. Du    Sindia Höller auch. Sie haben Jobs,
                                         zu installieren, zu warten und ein-       weißt in der Früh nie, was für Fälle   die sich richtig stark anfühlen. 
                                         zugreifen, wenn etwas nicht läuft.        heute reinkommen. Bei gröberen                               ulrike.mayr@akooe.at

6      report
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Raus aus der
    Lebensversicherungen
   halten oft nicht, was sie
 versprechen. Ein Rücktritt

                                      Versicherung?
   als Alternative zur Kün-
    digung ist oft möglich.
   Doch ab 1. Jänner 2019
     drohen dabei massive                                                                                                                Mag. Gerhard
                                                                                                                                            Augustin,
       Verschlechterungen.
                                                                                                                                    Konsumentenschutz

R    und um das Thema Lebensver-
     sicherungen hat der AK-Kon-
sumentenschutz seit jeher alle
                                                                                                                                     Altes Recht
Hände voll zu tun. Ob klassische                                                                                                     jetzt sichern
oder fondsgebundene Lebensver-
sicherung – häufig ist der Ertrag                                                                                                       Mag. Gerhard Augustin
viel niedriger als von den Versi-                                                                                                    vom AK-Konsumentenschutz
cherungsvermittlern bei Vertrags­                                                                                                    erklärt, was Lebensversiche-
abschluss in Aussicht gestellt                                                                                                       rungskunden/-innen jetzt ma-
wurde. Verantwortlich dafür sind                                                                                                     chen können und beachten
auch hohe Kosten, die mit Lebens-                                                                                                    sollten.
versicherungen meist einherge-                                                                                                          Was raten Sie Konsumentin-
hen – etwa Vermittlungsprovision,                                                                                                    nen und Konsumenten, die raus
Versicherungssteuer und Verwal-                                                                                                      aus ihrem Lebensversicherungs-
tungskosten. Wer vor Ablauf der                                                                                                      vertrag wollen?
Versicherung aussteigt, bekommt                                                                                                         Wer mit seiner Lebensversi-

                                                                                                                         © iStock
oft deutlich weniger heraus, als er                                                                                                  cherung unzufrieden ist, unzu-
einbezahlt hat.                       Einen Rücktritt vom Lebensversicherungsvertrag sollte man noch heuer erklären.                 reichend über sein Rücktritts-
   Im Vergleich zur Kündigung ist                                                                                                    recht belehrt wurde und wessen
ein Rücktritt vom Vertrag in vie-     ein massiver Dorn im Auge. Ihr           Wer meint, falsch belehrt worden                      Vertragabschluss schon mehr
len Fällen finanziell gesehen bes-    Ziel: eine Gesetzesänderung zu-          zu sein und somit vom Vertrag zu-                     als fünf Jahre zurückliegt, sollte
ser, weil dabei nach Ansicht der AK   gunsten der Versicherungen. Die          rücktreten zu können, sollte das                      seinen Rücktritt jedenfalls noch
Oberösterreich alle gezahlten Prä-    Konsequenz: Verschlechterun-             noch bis Ende 2018 machen.                            bis Ende Dezember 2018 er-
mien plus vier Prozent Ver­zinsung    gen für die Konsumenten/-innen.             Aus Sicht von AK-Präsident Dr.                     klären. Auch wenn ein Vertrag
von der Versicherung zurückzu-        Nach mehrmaligem Anlauf der              Johann Kalliauer ist das neue Ge-                     schon beendet worden ist, ist
zahlen sind – abzüglich der Kos-      Versicherungslobby hat nun die           setz untragbar: „Die Regierung                        ein Spätrücktritt noch möglich
ten eines etwaigen Versicherungs-     aktuelle Bundesregierung wesent-         tut so, als hätte sie endlich Rechts-                 und in der Regel sinnvoll.
schutzes, zum Beispiel für den Fall   liche Wünsche der Versicherungen         sicherheit bei einem strittigen                          Was gibt es dabei zu
des Ablebens. In richtungsweisen-     erfüllt. Im Juli wurde ein Gesetz        Thema geschaffen. In Wirklichkeit                     beachten?
den Urteilen haben der Europäi-       beschlossen, das schon ab 1. Jän-        hat sie, ohne weitere höchstgericht-                     Bei einem Rechtsstreit mit
sche Gerichtshof und nach einer       ner 2019 und auch für bereits be-        liche Entscheidungen abzuwarten,                      der Versicherung können hohe
von der AK Oberösterreich veran-      stehende Verträge gelten soll und        eine Novelle übers Knie gebro-                        Anwaltskosten anfallen. Wer
lassten Klage auch der Oberste Ge-    das massive Einbußen bei einem           chen, von der vorrangig die Versi-                    keine Deckung durch eine pri-
richtshof in den Jahren 2013 und      Spätrücktritt bringen wird – siehe       cherungen profitieren.“                              vate Rechtsschutzversicherung
2015 entschieden, dass Versicherte    Infokasten unten. Der Rat der AK:                               ines.hafner@akooe.at           hat, kann sich an einen Prozess-
bei fehlender oder fehlerhafter Be-                                                                                                  kostenfinanzierer wenden.
lehrung über das Rücktrittsrecht                                                                                                        Und wie sieht es bei jenen
quasi „ewig“ einen Rücktritt vom                                                                                                     aus, die erst vor kurzem eine Le-
Vertrag erklären können. Dies gilt
für alle Lebensversicherungen, die
                                        Das ändert sich ab 2019                                                                      bensversicherung abgeschlossen
                                                                                                                                     haben?
nach dem 1. Jänner 1997 abge-
schlossen wurden.                       A  chtung bei kapitalbildenden Lebensversicherungen: Die aktuelle
                                           Bundesregierung hat Verschlechterungen für Konsumenten/-in-
                                        nen beschlossen, die einen Spätrücktritt vom Vertrag erklären wollen.
                                                                                                                                        Wer innerhalb des ersten
                                                                                                                                     Jahres raus aus dem Vertrag
                                                                                                                                     will, könnte vergleichsweise gut
  Bundesregierung beschloss                                                                                                          aussteigen, weil das neue Gesetz
  massive Verschlechterung                        Derzeit                      Ab 1. Jänner 2019                                     hier Verbesserungen vorsieht.
                                                                                                                                     Es gibt aber widersprüchliche
  Der Clou: Schätzungen zufolge         •
                                         Kunden/-innen können alle             • Kunden/-innen bekommen ein-                        Gesetzesbestimmungen und
waren in Österreich bei 70 bis 90        einbezahlten Prämien plus vier           bezahlte Prämien ohne Zinsen                       deshalb massive EU-rechtliche
Prozent aller Verträge die Beleh-        Prozent Zinsen zurückfordern             zurück (nur bei Rücktritt binnen                   Bedenken. Es bleibt daher abzu-
rungen über das Rücktrittsrecht         •
                                         Kein Abzug von Abschluss-                eines Jahres ab Vertragsabschluss)                 warten, ob die Novelle tatsäch-
nicht korrekt. In diesen Fällen          und Stornokosten – egal, wann         • Bei Rücktritt nach fünf Jahren:                    lich Bestand haben wird.
könnte auch noch viele Jahre nach        der Rücktritt erklärt wird               Nur noch Auszahlung des meist
Vertragsabschluss ein Spätrücktritt
erklärt werden.
                                        •
                                         Kein Überwälzen von Ver-
                                         anlagungsverlusten auf Ver-
                                                                                  niedrigeren Rückkaufwerts
                                                                               • Veranlagungsverluste können auf
                                                                                                                                                   Fragen?
  Die höchstgerichtlichen Urteile        sicherungsnehmer/-innen                  Versicherte überwälzt werden                                     050 / 6906-2
                                                                                                                                                         6906-1
waren der Versicherungswirtschaft

                                                                                                                                                            report        7
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Erster Hipp-Betriebsrat
         Erstmals gibt es am
    Hipp-Standort Gmunden
     einen Arbeiterbetriebs-
         rat – vor allem dank
                                                                                                                               grundsätzlich positiv gegenüber.
       des Engagements von                                                                                                     „Sie haben erkannt, dass ein Be-
            ­Dominik Gessert.                                                                                                  triebsrat Chancen für ein besse-
                                                                                                                               res Arbeitsklima bietet und sogar
                                                                                                                               wirtschaftliche Vorteile bringt“,

S   eit über fünf Jahrzehnten pro-
    duziert Hipp in der Traunsee-
stadt Babynahrung. Rund 180 Ar-
                                                                                                                               sagt Gessert. Die neuen Mitspra-
                                                                                                                               chemöglichkeiten hätten einer-
                                                                                                                               seits die Motivation vieler Mitar-
beiter/-innen sind damit beschäf-                                                                                              beiter/-innen gestärkt, andererseits
tigt, den jüngsten Erdenbürgern                                                                                                müssten nun viele Probleme nicht
ihr Dasein schmackhaft zu ma-                                                                                                  mehr einzeln geklärt werden – was
chen. Einer von ihnen ist Dominik                                                                                              viel Zeit, Nerven und Geld spart.
Gessert, seit dreieinhalb Jahren im
Betrieb – zuletzt als Bereichsver-                                                                                               Dem Wahlsieg folgen
antwortlicher für das Fertigwaren-
                                                                                                                                 überbetriebliche Aufgaben
lager. „Ich komme aus einer klas-
sischen Arbeiterfamilie“, sagt der                                                                                                Mit 84 Prozent kann der 29-jäh-
gelernte Maurer.                                                                                                               rige Gmundner auf eine „überwäl-
                                                                                                                               tigende“ Wahlbeteiligung bei der
    Schichtplan-Diskussion                                                                                                     Betriebsratswahl-Premiere verwei-
                                          Betriebsrat Gessert (li.) mit seinem Bruder Patrick und Kollegin Anela Rizvanovic.   sen. Über 85 Prozent Zustimmung
    löste Engagement aus
                                                                                                                               gab es für seine Liste. Was Gessert
   Sein Sinn für Gerechtigkeit und        den Arbeitsbedingungen unzufrie-           zeptiert wurde. „Das bedeutet jetzt       besonders freut: „Dass auch jene,
Arbeitnehmerschutz hat ihn nun            den gewesen. „Die Kolleginnen              eine echte Arbeitszeitverkürzung          die anfangs skeptisch waren und
zum ersten Arbeiterbetriebsrats-          und Kollegen hatten das Gefühl,            und entsprechende Erholungspha-           mit meiner Person nicht soviel
vorsitzenden der Hipp-Produk-             ständig in der Arbeit zu sein und          sen“, freut sich Gessert.                 anfangen konnten, mein Engage-
tion Gmunden GmbH gemacht.                kaum mehr Freizeit zu haben.                                                         ment schätzen und die anderen
Ausschlaggebend war der Plan der          Auch Arbeitsunfälle und Kranken-              „Unsere Firmenchefs sind               motiviert haben, wählen zu gehen.“
Betriebsleitung, den Schichtbetrieb       stände haben sich gehäuft. Zudem                                                        Der Wahlerfolg Gesserts blieb
                                                                                        noch echte Sozialpartner“
zu verändern – und vor allem die          änderten sich die Schichtpläne                                                       nicht unbemerkt. Schon wenige Mo-
Art und Weise, wie dies gesche-           mehrmals pro Jahr“, sagt Gessert.             „Unsere Firma ist prinzipiell          nate danach wurde er in den Bezirks-
hen sollte. „An einem Donnerstag          Noch vor seiner Wahl als Betriebs-         sehr sozial eingestellt. Die Chefs        vorstand der Gewerkschaft PRO-GE
wurde ein neues Schichtmodell             rat organisierte er eine Umfrage           sind noch echte Sozialpartner, und        kooptiert. Er bringt dort seine Exper-
präsentiert, bereits am darauffol-        und präsentierte ein alternatives          die Geschäftsführung handelt bei          tise ebenso ein wie im Lohnkomitee
genden Montag mussten wir da-             Schichtmodell, das schlussendlich          Problemen sofort“, betont der Be-         der Gewerkschaft bei den Kollektiv-
nach arbeiten“, so Gessert. Dadurch       nicht nur von der Belegschaft, son-        triebsrat. Die Firmenleitung stand        vertragsverhandlungen.
seien viele Mit­arbeiter/-innen mit       dern auch von den Firmenchefs ak-          auch einer Betriebsratsgründung                             hans.promberger@akooe.at

                 AC H T U N G , B I S S I G !                                        Leitenden Angestellten
    Nicht alle Tassen                                                                bei Überstunden geprellt
    im Schrank                                                                       D   rei Jahre lang war ein Arbeit-
                                                                                         nehmer aus dem Großraum
                                                                                     Linz als leitender Angestellter bei
                                                                                                                               Der Arbeitgeber argumentierte, er
                                                                                                                               habe die Überstunden nicht ange-
                                                                                                                               ordnet, deshalb seien auch keine

    D    ramatische Szenen spielen sich allmorgendlich in den Teekü-
         chen und Aufenthaltsräumen zahlreicher Unternehmen ab.
    Kolleginnen und Kollegen wühlen schlaftrunken und mit grim-
                                                                                     einer Transportfima beschäftigt.
                                                                                     Nachdem er das Arbeitsverhält-
                                                                                     nis beendet hatte, wandte er sich
                                                                                                                               Zuschläge zu bezahlen. Doch die
                                                                                                                               Arbeit des Angestellten wäre in
                                                                                                                               der normalen Arbeitszeit nicht
    migem Blick in Schränken und Schubladen auf der Suche nach                       an die Arbeiterkammer, um seine           zu erledigen gewesen. Außerdem
    ihrem Lieblingshäferl für den ersten Kaffee. So mancher hat an-                  Endabrechnung überprüfen zu               hatte der Chef die Arbeitszeitauf-
    geblich bereits mit feuchten Augen sämtliche Abteilungen seiner                  lassen.                                   zeichnungen des Mannes stets ak-
    Firma abgesucht. Taucht das gute Stück nicht auf, zieht man mit                                                            zeptiert und die Überstunden nie
    fremder Beute von dannen. Da sieht man dann bei 30 Grad im                          Keine Zuschläge für                    beanstandet – deshalb wurden sie
    Sommer eine Kollegin ein Weihnachtshäferl mit Rentier und der                                                              ja auch abgerechnet, wenn auch
                                                                                        fast 160 Überstunden
    Aufschrift „Merry Christmas, hohoho!“ umklammern. Und ein äl-                                                              nicht korrekt.
    terer Arbeitnehmer nippt an einer Tasse mit dem Slogan „Mama                       Dabei stellte sich heraus, dass            Da der Arbeitgeber nicht ein-
    ist die Beste“. Ich selbst benutze gerne ein Häferl mit ungeklärten              der Mann fast 160 Überstunden             lenkte, wurden die offenen Ansprü-
    Eigentumsverhältnissen und der philosophischen Aufschrift „Shit                  geleistet hatte, diese aber ohne den      che gerichtlich geltend gemacht. In
    happens, Coffee helps!“.                            walter.sturm@akooe.at       gesetzlichen Zuschlag von 50 Pro-         einem Vergleich bekam der Ange-
                                                                                     zent abgerechnet worden waren.            stellte schließlich 1000 Euro.

8       report
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Relaxurlaub: FILM AB! Mit der AK
Heißer Preis ins Weihnachtskino
K   aum jemand, der einem
    Kurzurlaub im Wellness-Ho-
tel gar nichts abgewinnen kann.
                                       D   er Grinch ist grün, miesepetrig
                                           und ziemlich behaart. Weil er
                                       nichts so sehr hasst wie Weihnach-
                                                                                 kommt rechtzei-
                                                                                 tig im Advent in
                                                                                 unsere Kinos. Mit
Ins Schwitzen bringt einen aber        ten, das Fest der Liebe, beschließt       der AK können Sie

                                                                                                                                                                            © Universal
manchmal schon der Preis. Der          der Grinch, es allen richtig zu zei-      ein besonderes Ki-
AK-Konsumentenschutz hat sich          gen. Er heckt in seiner Höhle ei-         noerlebnis genie-
daher umgehört. Abfrage-Basis: ein     nen gemeinen Plan aus, der den            ßen: Gewinnen            Ein Grantscherm und Weihnachtshasser der Extraklasse:
Aufenthalt von Freitag bis Sonntag     ahnungslosen Menschen im Dörf-            Sie Tickets für die               „Der Grinch“ möchte allen das Fest vermiesen.
für zwei Personen im günstigsten       chen Whoville das Weihnachtsfest          Vorpremiere am
Doppelzimmer mit Halbpension.          gehörig verderben soll. Doch alles        29. 11. im Star Movie Ried und se- Ermäßigung an
Erhoben wurde auch, wie lange der      kommt ganz anders ...                     hen Sie den Film noch vor allen an- den Kinobuf-                           en Sie
                                                                                                                                                  Gewinn
Wellnessbereich am An- und Ab-                                                   deren – inklusive feierlichem Emp- fets. Alle Infor-
                                                                                                                                                               kets!
reisetag genutzt werden kann und         Gewinnen Sie einen ganz                 fang mit kleinen Imbissen und Ge- mationen zur                 Kinotic g auf
                                                                                                                                                              n
ob dafür aufgezahlt werden muss.                                                 tränken. Zusätzlich verlosen wir Reihe FILM                       Verlosu
                                         besonderen Kinoabend                                                                                        ak -r e p ort.at
Für die Auswertung wurden die                                                    noch „normale“ Kinotickets für AB! und zum
Kriterien des Österreichischen Re-       Die zauberhafte Neuverfilmung           weitere Vorführungen von „The Gewinnspiel fin-
lax Guide 2019 herangezogen. Alle      des Kinderbuches „Wie der Grinch          Grinch“ in allen Star Movie Kinos den Sie im Internet
Details finden Sie auf ak-report.at.   Weihnachten gestohlen hat“                in Oberösterreich plus 15 Prozent auf ak-report.at.

Krankenkassenfusion: Enteignung
der Arbeitnehmer im großen Stil
    Als „Reform“ verkauft                                                                                                  rechte zu. Offensichtlich waren
                                                                                                                           ihnen diese nicht weitreichend
die Regierung die Zusam­
                                                                                                                           genug. Deshalb sollen die Gre-
 menlegung der Kranken­                                                                                                    mien künftig jeweils zur Hälfte
 kassen. In Wahrheit wird                                                                                                  mit Vertretern/-innen der Arbeit-
       den Versicherten ihr                                                                                                nehmer/-innen und der Arbeitge-
                                                                                                                           ber/-innen besetzt werden.
      ­Eigentum gestohlen.
                                                                                                                              Die Wirtschaft wird so mitent-
                                                                                                                           scheiden, ob Arbeitern/-innen und

M    acht die Bundesregierung
     ihre Ankündigungen wahr,
wird ab 2019 ein jahrzehntelan-
                                                                                                                           Angestellten eine medizinische
                                                                                                                           Versorgung oder eine Reha zusteht
                                                                                                                           oder wie mit Kindern, Alten und
ges Erfolgsmodell, das System der                                                                                          Pflegebedürftigen verfahren wird.
Krankenversicherung, in seinen                                                                                             „Umgekehrt käme wohl niemand
Grundfesten erschüttert. Unter                                                                                             auf die Idee, die Beschäftigten über
dem Vorwand des Sparens sollen                                                                                             die Versicherung der Selbständi-
aus 21 Sozialversicherungsträgern      Die Beschäftigten wollen auch künftig selbst über ihre Versicherung entscheiden.    gen bestimmen zu lassen“, so Kal-
nur noch fünf werden. Dadurch                                                                                              liauer, der die geplanten Vorhaben
drohen Verschlechterungen in der       gehen soll? Diese Antwort blieb           krankenkasse soll künftig mitsamt         entschieden ablehnt.
Versorgung.                            die Regierung schuldig. Denn              ihren Rücklagen in einer zentralen
                                       betrachtet man nur den Verwal-            „Österreichischen Gesundheits-              Versicherte waren bisher
  Entscheidungen dauern,               tungsaufwand aller Krankenver-            kasse“ aufgehen.
                                                                                                                             bestens aufgehoben
                                       sicherungsträger in Ö ­ sterreich, so        „Bisher haben die Beschäftigten
  Bürokratie wird mehr
                                       liegt dieser bei 479 Millionen Euro,      selbst bestimmt, welche Maßnah-             Denn: „Die Versicherten waren
   Diese Zwangsfusionierung geht       die Gesamtaus­gaben liegen bei ca.        men und Angebote den Versicher-           bisher bei ihrer Gebietskranken-
zudem mit einer Zentralisierung        18,5 Milliarden Euro. Es müsste           ten, also den Eigentümern der             kasse bestens aufgehoben. Das ist
einher. Das sei besser für die Ver-    also wohl der gesamte Personal-           Krankenkassen, zustehen. In Zu-           nur mit vollwertigen Einrichtun-
sicherten, heißt es. Wohl kaum.        stand auf null gesetzt werden, um         kunft werden Unternehmer sagen,           gen und kompetenten Menschen
Die Entscheidungswege werden           diese Reduktion zu erreichen.             wo es langgeht“, warnt AK-Präsi­          vor Ort möglich und nicht durch
länger, der bürokratische Auf-            Besonders stark würden die Än-         dent Dr. Johann Kalliauer. Dabei          eine schwerfällige Zentrale und
wand steigt. Dafür soll es zu kol-     derungen übrigens Oberösterreich          standen den Arbeitgebern/-innen           Vorgaben aus der Ferne“, betont
portierten Einsparungen von einer      treffen. Denn die gut wirtschaf-          als Beitragszahlern/-innen schon          AK-Präsident Kalliauer.
Milliarde Euro kommen. Wie das         tende oberösterreichische Gebiets-        jetzt Kon­troll- und Zustimmungs-                        sabine.naderer-jelinek@akooe.at

                                                                                                                                                        report        9
Starke Frauen in der Technik - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
Wenn Lernprobleme viel Geld,
Nerven und Zeit kosten
     Wenn Kinder Hilfe beim                                                                                                  vier Instrumente erlernt. Der Stun-
                                                                                                                             denplan sorgt dafür, dass sie nicht
     Lernen brauchen, sprin-
                                                                                                                             vor halb sechs nach Hause kommt.
     gen oft Mama und Papa                                                                                                   Binder selbst pendelt als Systembe-
      ein. Ansonsten bleiben                                                                                                 raterin täglich nach Linz. Um gute
       nur mehr kostspielige                                                                                                 Noten sicherzustellen, wird auch
                                                                                                                             abends und am Wochenende ge-
         Nachhilfe-Stunden.
                                                                                                                             meinsam gepaukt.

U   lla Puchmayr ist angespannt.
    Sohn Niklas hat in mehre-
ren Fächern Schwierigkeiten. Er
                                                                                                                               13 Millionen Euro für
                                                                                                                               private Nachhilfe
bräuchte dringend Unterstützung,                                                                                                Puchmayr und Binder sind keine
verweigert zuhause aber die Hilfe                                                                                            Einzelfälle. Oberösterreichs Eltern
beim Lernen. „Von mir lässt er sich                                                                                          zahlen für Nachhilfe im Jahr 13
nicht helfen. Eine Außer-Haus-Be-                                                                                            Millionen Euro, durchschnittlich
treuung ist daher unbedingt nötig“,                                                                                          630 Euro pro Kind. „Eltern kön-
so die Puchenauerin. In der Volks-                                                                                           nen als ‚Lernhilfe‘ Erwartungen
schulzeit habe es noch einen Hort                                                                                            oft nicht erfüllen – pädagogisch,
im Ort gegeben, in dem die Betreu-       Keine Seltenheit: Nach Schule und Beruf geht´s noch ans gemeinsame Lernen.          finanziell und zeitlich. Mit dem
erinnen bei Hausaufgaben unter-                                                                                              12-Stunden-Tag werden Familien
stützten. Da sei alles in „geregelten    die Leistungen des Sohnes ver-          hin hat Niklas seine Nachprüfung            noch weiter unter Druck kom-
Bahnen gelaufen“, und Niklas habe        schlechterten, blieb nur mehr der       erfolgreich absolviert. Um schlech-         men“, befürchtet AK-Präsident Dr.
die Hilfe auch angenommen. Seit          Besuch einer Nachhilfe-Schule.          ten Noten vorzubeugen, überlegt             Johann Kalliauer. Er fordert daher
dem Wechsel ins Sportgymnasium           „Eineinhalb Stunden einmal pro          Puchmayr nun, weiterhin für regel-          bessere Förderung in der Schule,
in Linz ist das nicht mehr so.           Woche zu fünft in einer Gruppe          mäßige professionelle Nachhilfe zu          die private Nachhilfe überflüssig
                                         kosten rund 150 Euro pro Monat.         zahlen.                                     macht. Mehr echte Ganztagsschu-
  Eltern als Lernhilfe                   Das ist für mich als Alleinerzie-          „Alles dreht sich um die Schule,         len mit verschränkter Abfolge von
                                         herin doch eine ziemliche Belas-        auch am Wochenende wird ge-                 Unterricht, Freizeit und Lernen
  oft überfordert
                                         tung“, so Puchmayr. Dazu kamen          lernt“, sagt die dreifache Mutter Sa-       sowie der Ausbau des kostenlosen
  „Die Nachmittagsbetreuung in           im Sommer ein einwöchiges Lern-         bina Binder aus Liebenau. Insbe-            Förderunterrichts könnten die Lö-
der Schule dient eigentlich nur der      camp sowie die Lern- und Spaßwo-        sondere seit ihre elfjährige Tochter        sung sein.
Aufsicht“, sagt Puchmayr. Als sich       chen der Kinderfreunde. Immer-          die Musik-NMS besucht und gleich                                hans.promberger@akooe.at

                  A K A M S C H AU P L AT Z

     Lidl: Mitarbeiter mit
     Top-Leistungen
  I     n Sierning eröffnete die Handelskette Lidl die bereits 235. Filiale in
        Österreich. Welch hohe Wertschätzung das Unternehmen seinen
     Mitarbeitern/-innen entgegen bringt, zeigt sich schon daran, dass diese
     Lidl Österreich fünf Mal in Folge zu einem „Great Place to Work“
     gewählt haben. AK-Vizepräsident Helmut Feilmair hat sich über die
     Unternehmenskultur von Lidl bestens informiert und meint: „Die                           AK-Vizepräsident Helmut Feilmair mit Filialleiter Norbert Schmidt
     Beschäftigten im Handel erbringen Tag für Tag Top-Leistungen. Ein                  und Mitarbeiterin Mirlinda Blakcori vor der neuen Lidl-Filiale in Sierning.
     Unternehmen, das diese Leistungen anerkennt und wertschätzt, wird
     nachhaltig erfolgreich sein.“ Für Lidl Österreich ist es ein großes An-     beschäftigt, davon elf in Oberösterreich. „Bei uns sind Lehrlinge ein
     liegen, dass die Mitarbeiter/-innen Beruf, Familie und Freizeit gut ver-    wichtiger Teil des Teams. Unser Ziel ist es, so viele Lehrlinge wie
     einbaren können. Dafür sorgen vor allem die minutengenaue Arbeits-          möglich nach der Ausbildung zu übernehmen. Viele unserer ehema-
     zeiterfassung sowie verschiedene familienfreundliche Teilzeitmodelle.       ligen Lehrlinge leiten heute entweder eine eigene Filiale oder sind
     Ein weiterer wesentlicher Faktor ist bei Lidl Österreich die Aus- und       stellvertretende Filialleiter“, erklärt Christian Schug, Vorsitzender der
     Weiterbildung. Insgesamt sind derzeit in Österreich 110 Lehrlinge           ­Geschäftsleitung von Lidl Österreich.

10       report
Unblutige                             Vom Kollegen sexuell
Daunen                                belästigt: AK half Frau
W     ärmende Daunen in Winter-
      jacken bedeuten für Gänse
oft unendliche Qualen. Bei leben-
                                      A    lles begann mit anzüglichen Be-
                                           merkungen wie „Ich will dich
                                      fesseln wie in Shades of Grey“. Und
                                                                             wusste, wandte sie sich an die AK,
                                                                             die schließlich Klage gegen den
                                                                             Mann einbrachte. Nach einem au-
                                                                                                                                 SEXUELLE BELÄSTIGUNG
                                                                                                                                 IM BETRIEB
                                                                                                                                Ratgeber für Betriebsräte/-innen
digem Leib werden ihnen bis zu        obwohl eine Angestellte aus Ober-      ßergerichtlichen Vergleich wurden
vier Mal per Hand die Federn aus      österreich deutlich zum Ausdruck       der Frau 3000 Euro Schadenersatz
dem Körper gerissen. Es bleiben       brachte, dass er solche Bemerkun-      zugesprochen.                                      Stand: Oktober 2018

schwere Verletzungen und offene       gen unterlassen sollte, hörte ihr
Wunden. Wer auf „unblutige“ Dau-      Kollege nicht damit auf. Er wurde        Ratgeber für Betroffene
                                                                                                                                ooe.arbeiterkammer.at                          1

nen setzt, schaut beim Jackenkauf     sogar noch aufdringlicher, starrte                                                               Die neue AK-Broschüre „Sexuelle
                                                                               und Betriebsräte
auf Gütesiegel. Aber sind diese       der Frau während Gesprächen auf-                                                                          Belästigung im Betrieb“
zuverlässig? Der AK-Konsumen-         fällig auf die Brust und fasste sie       Sexuelle Belästigung am Ar-
tenschutz hat mit dem Tierschutz-     gegen ihren Willen an.                 beitsplatz gehört leider zu den                elle Belästigung am Arbeitsplatz“.
verein „Vier Pfoten“ nachgeforscht,      Dass sie sich dagegen wehrte,       Dauerbrennern in der Gleichbe-                 Der zweite Ratgeber „Sexuelle Be-
welche Textilunternehmen nach-        schien den Mann nur noch mehr          handlungsberatung der Arbeiter-                lästigung im Betrieb“ richtet sich
weislich auf Lebendrupf verzich-      anzustacheln. Zwei Jahre lang litt     kammer Oberösterreich. Deshalb                 an Betriebsräte/-innen. Beide Bro-
ten und belegen können, woher         die Frau unter dieser massiven se-     hat die AK zwei Info-Broschüren                schüren sowie den AK-Gleichbe-
ihre Daunen stammen. Alle Infos       xuellen Belästigung am Arbeits-        zum Thema aufgelegt. Betroffene                handlungs-Check finden Sie auf
dazu finden Sie auf ak-report.at.     platz. Als sie weder ein noch aus      finden Rat in der Broschüre „Sexu-             ak-report.at.

Die Beschäftigten sind die wahren
Leistungsträger in Oberösterreich
   Sie sind produktiv, krea-                                                                                                aber auch die Leistungen, die nicht
                                       UNTERNEHMER PROFITIEREN VON DEN PRODUKTIVEN BESCHÄFTIGTEN                            sichtbar sind: Die oberösterreichi-
 tiv, innovativ. Sie sind fle-
                                                                                                                            schen Arbeitnehmer/-innen haben
 xibel und mobil. Ohne sie             Wertschöpfung                                Überschuss
 stünde alles still. Für ihre               pro Kopf:   86.187 €                      pro Kopf:   26.236 €                  im Vorjahr mehr als eine Milliarde
                                                                                                                            berufliche Arbeitsstunden geleistet,
Leistungen hätten die Be-                                                                                                   davon 38 Millionen Überstunden,
                                                                                                                            davon wiederum fast sieben Mil-
schäftigten mehr verdient.
                                                                                                                            lionen ohne jegliche Abgeltung.
                                                                                                                            Dazu kommen ehrenamtliche Ar-

D   ass wichtige oberösterreichi-
    sche Betriebe Quartal für Quar-    2016
                                                                                                                            beit, Pflege und Kinderbetreuung.

tal und Jahr für Jahr Rekordergeb-                                                                                            Die Beschäftigten zahlen
nisse vermelden dürfen, haben sie      Wertschöpfung
                                                        93.325 €                      Überschuss
                                                                                                    31.718 €                  den Großteil der Steuern
den Leistungen der Beschäftigten            pro Kopf:                                   pro Kopf:
zu verdanken. Denn sie sind es, die                                                                                            Um an ihre Arbeitsplätze zu ge-
mit ihrem Einsatz, ihrer täglichen                                                                                          langen, nehmen die Beschäftigten
Arbeit, ihrer Produktivität und ih-                                                                                         teils weite Wege in Kauf. Zehn Pro-
rer Kreativität jene Wertschöpfung                                                                                          zent pendeln täglich mehr als 100
erzielen, die unterm Strich einen                                                                                           Kilometer. Alle Pendler/-innen zu-
                                       2017
                                                                                                                AK Grafik

satten Reingewinn einbringt.                                                                                                sammen lassen jährlich rund 500
                                                                                                                            Millionen Euro an den Tankstellen.
  Mehr als 31.000 Euro                                                                                                      Und alle oberösterreichischen Be-
                                         Die Miba-Gruppe, die Firmen         beim Österreichischen Patentamt                schäftigten berappen jährlich mehr
  Überschuss pro Kopf
                                      Engel in Schwertberg, Trumpf           angemeldet haben. Insgesamt gab                als 6,5 Milliarden Euro an Lohn-
  Die Beschäftigten in 301 ausge-     Maschinen in Pasching, Plasser         es 610 Erfindungsanmeldungen                   steuer und Abgaben – mehr als alle
wählten Mittel- und Großbetrieben     & Theurer in Linz sowie Fill in        aus Oberösterreich. Das bedeutete              Unternehmen in ganz Österreich
haben im vergangenen Jahr rund        Gurten zählen zu den Top-10 der        wie schon in den Jahren zuvor:                 Gewinnsteuern zahlen. Daher Fin-
93.000 Euro an Pro-Kopf-Wert-         innovativsten Betriebe in ganz         Platz 1 unter den neun Bundes-                 ger weg vom Sozialstaat! Denn den
schöpfung erwirtschaftet. Zieht       Öster­reich. Warum? Weil ihre Mit-     ländern. Der technologische Vor-               finanzieren sich die Beschäftigten
man davon die durchschnittlichen      arbeiterinnen und Mitarbeiter in       sprung der oberösterreichischen                zum Großteil selbst. Für ihre Leis-
Personalkosten ab, blieben diesen     der Forschung und Entwicklung          Spitzenbetriebe beruht also zu ei-             tungen haben sie mehr Respekt und
Firmen rund 31.000 Euro pro Mit-      im vergangenen Jahr jeweils mehr       nem Gutteil auf den Fähigkeiten                höhere Einkommen verdient.
arbeiterin und Mitarbeiter.           als 20 Erfindungen gemacht und         ihrer Beschäftigten. Oftmals sind es                                       dominik.bittendorfer@akooe.at

                                                                                                                                                                    report 11
Knappe Gesundheitsbudgets, veraltete Personal

In Oberösterreichs Krank
                                                                                                           den extrem viele Überstunden ge-
                                                                                                           macht. Die werden am Jahresende
                                                                                                           ordnungsgemäß ausgezahlt, aber
                                                                                                           die meisten Kolleginnen und Kol-
                                                                                                           legen hätten lieber Zeitausgleich.
                                                                                                           Und das geht sich einfach nicht
                                                                                                           aus.“ Auch Martina Reischenböck
                                                                                                           hält die gängigen Personalberech-
                                                                                                           nungsmodelle für nicht mehr zeit-
                                                                                                           gemäß. Ein Beispiel: „Wir alle wis-
                                                                                                           sen, wie wichtig die Gespräche mit
                                                                                                           den Patientinnen und Patienten
                                                                                                           sind. In der Pflegekategorisierung
                                                                                                           wird auf die Minute genau festge-
                                                                                                           legt, was wie lange dauern darf. Pa-
                                                                                                           tientengespräche sind da gar nicht
                                                                                                           vorgesehen.“

                                                                                                             Zeit für die Kranken
                                                                                                             haben – das bewirkt viel
                                                                                                              Oft schaffen es die Kranken-
                                                                                                           häuser nicht, die Nachtdienste
                            Martina Reischenböck, Betriebsrätin im Krankenhaus Ried: „Wenn wir gestresst   mit zwei Pflegekäften zu besetzen.
                            sind, überträgt sich das auf die Patientinnen und Patienten.“                  Wenn in einer Station nur eine
                                                                                                           Person Nachtdienst schiebt, ist
                                                                                                           Stress allerdings vorprogrammiert.
  Immer mehr zusätzliche Aufgaben, aber kein zusätz-                mer mehr Aufgaben aufgebürdet,         Das ist nicht nur für die Beschäf-
    liches Personal. Das könnte letztlich auf Kosten der            die Aufgaben müssen in immer           tigten schlecht. Denn im Idealfall
                                                                    kürzerer Zeit erledigt werden, es      überträgt sich die eigene Ruhe auf
 Menschlichkeit gehen und die Gesundheit der Betrof­
                                                                    kommen immer mehr demente Pa-          die Patientinnen und Patienten, im
  fenen gefährden. Noch läuft alles glatt in Oberöster-             tienten/-innen, die viel mehr Zeit     schlechtesten Fall aber der Stress.
reichs Krankenhäusern. Die Frage ist: Wie lange noch?               und Aufmerksamkeit brauchen –          „Wenn man Zeit hat, bewirkt das
                                                                    doch es gibt nicht mehr Personal.      bei den kranken Menschen viel
                                                                    Die Modelle für die Personalbe-        Gutes“, sagt Reischenböck.

                            R   und 16.000 Menschen sind in
                                den oberösterreichischen Kran-
                            kenhäusern damit beschäftigt, uns
                                                                    rechnung stammen noch aus den
                                                                    90er-Jahren, knappe Gesundheits-
                                                                    budgets verschärfen die Situation.
                                                                                                             In der Psychiatrie ist Ruhe
                                                                                                             ganz besonders wichtig
                            zu pflegen und wieder auf die
                            Beine zu bringen, wenn wir krank           „Wir sind beim Personal                Bei Menschen mit akuten Psy-
                            sind. Als Pflegekraft, als Physiothe-                                          chosen, Depressionen oder Selbst-
                                                                       schon ziemlich am Limit“
                            rapeut, als Hebamme oder in medi-                                              mordtendenzen wirkt diese Über-
                            zinisch-technischen Berufen. Etwa          Martina Reischenböck ist als Be-    tragung noch viel dramatischer.
                            80 Prozent davon sind Frauen.           triebsratsvorsitzende der Angestell-   Stefan Weißensteiner ist Diplo-
                               Ein stationärer Aufenthalt im        ten im Krankenhaus der Barmher-        mierter Psychiatrischer Kranken-
                            Spital ist für jeden Menschen eine      zigen Schwestern in Ried für rund      pfleger und arbeitet seit sieben
                            Ausnahmesituation, auch wenn            1300 Leute zuständig, etwa 650         Jahren in der Akutpsychiatrie mit
                            nur ein kleiner Eingriff vorgenom-      davon arbeiten unmittelbar in der      Unterbringungsbereich für er-
                            men wird. Die kompetente und            Pflege. Die Diplomierte Gesund-        wachsene Männer am Neuromed
                            einfühlsame Arbeit des Pflegeper-       heits- und Krankenschwester mit        Campus in Linz. Derzeit befinden
                            sonals ist da ebenso wichtig wie        Zusatzausbildung für den Opera-        sich gut 20 Patienten mit schwe-
                            jene der Ärztinnen und Ärzte.           tionsbereich ist außerdem stellver-    ren psychischen Krisen auf der
                               Doch die hohe Versorgungs-           tretende Konzernbetriebsratsvorsit-    geschlossenen Station. „Freiwillig
                            und Arbeitsqualität in Oberöster-       zende der Vinzenz-Gruppe. „Wir         kommt hier keiner her“, sagt er.
                            reichs Krankenhäusern ist in Ge-        sind beim Personal schon ziem-            Zwei versperrte Türen sind zu
                            fahr. Den Beschäftigten werden im-      lich am Limit“, sagt sie: „Es wer-     passieren, ehe man die Station

12   report
berechnungsmodelle

nkenhäusern brodelt es
  erreicht. Es ist still und friedlich,   der junge Mann seinen Job. „Man
  doch das ist nicht immer so. Ag-        baut ja auch eine Beziehung zu
  gression und Gewalt sind keine          einzelen Patienten auf. Es gibt so-
  Seltenheit. „Wir sind die Hardco-       zusagen Stammgäste, die begrüßt
  re-Männerstation“, bringt es Stefan     man mit den Worten: ‚Was hast
  Weißensteiner auf den Punkt.            du denn jetzt schon wieder ange-
     Grundsätzlich gilt hier der          stellt?‘.“ Dankbarkeit sei in der Psy-
  gleiche Personalschlüssel wie in        chiatrie eher keine Kategorie, sagt
  anderen Krankenhäusern. Auch            Weißensteiner, es gebe aber auch
  hier kann es vorkommen, dass der        Ausnahmen: „Kürzlich kam ein
  Nachtdienst alleine ist. Allerdings     Patient, der vor 15 Jahren bei uns
  nur in den „offenen“ Stationen.         war, seinen alten Stationspfleger
  In der geschlossenen Akutpsych-         besuchen.“
  iatrie muss der Nachtdienst mit
  zwei Personen besetzt sein. Den-          Warum es trotz aller
  noch sieht Weißensteiner hier
                                            Widrigkeiten läuft
  Handlungsbedarf: „Wenn in einer
  anderen Station jemand auf den             Positiv sieht Weißensteiner, dass
  Alarmknopf drückt, muss ich hin.        es auf der Station seit drei Jahren ei-
  Dann ist mein Kollege alleine. Da       nen Deeskalationstrainer gibt: „Es
  wäre zumindest ein Springer für         gibt praktisch keinen Mitarbeiter
  den Nachtdienst notwendig, der          auf der Station, der noch nicht ge-
  in akuten Situationen aushelfen         schlagen, angespuckt oder gekratzt
  kann.“ Das wurde auch bereits in        worden ist. Ich war selbst einmal
  Aussicht gestellt.                      nach einem heftigen Faustschlag
                                          mehrere Tage im Krankenstand.“
    Wenn sechs Polizisten                    Warum es trotz aller Widrig-
                                          keiten immer noch gut läuft? „Ich
    einen Gewalttäter bringen
                                          glaube, das ist deshalb so, weil wir
     Für Zartbesaitete ist der Job je-    uns intern einfach so gut organisie-
  denfalls nichts. „Stellen Sie sich      ren, weil wir ein junges Team sind
  vor, da kommen zwei Streifenwa-         mit einigen erfahrenen Leuten und
  gen mit sechs Polizisten, die lie-      mit einer guten Chefin, die uns da
  fern einen Mann in Handschellen         voll unterstützt.“                        Stefan Weißensteiner arbeitet in der Akutpsychiatrie für erwachsene Männer im
  ab. Der hat randaliert und mit der                                                Neuromed Campus in Linz – einer echten „Hardcore-Station“, wie er selbst sagt.
  Axt seinen Fernseher zertrümmert.         Das heikle Thema
  Den Patienten, den gerade sechs                                                   gen ist enorm. Die Teams halten          Studie die Arbeitssituation der Be-
                                            Aufopferungsbereitschaft
  mit Schlagstöcken bewaffnete Po-                                                  extrem gut zusammen. Wenn einer          schäftigten in der Pflege untersucht
  lizisten gebändigt haben, muss ich        Es gibt aber noch einen ande-           krank wird, springen die anderen         und dafür unter anderem 200 aus-
  jetzt alleine übernehmen“, schil-       ren Grund dafür, warum es in den          ein, bis irgendwann alle wirklich        führliche Interviews geführt. Bei
  dert Stefan Weißensteiner einen         Krankenhäusern immer noch so              am Limit sind“, erzählt Betriebs-        allen Befragten herrscht Einigkeit,
  ganz normalen Vorfall aus sei-          gut läuft: „Die Aufopferungsbereit-       rätin Reischenböck. Die Belastun-        dass mittelfristig mehr Personal
  nem Arbeitsalltag. Dennoch liebt        schaft der Kolleginnen und Kolle-         gen gehen an keinem spurlos vor-         notwendig ist, um die hohe Qua-
                                                                                    bei. „Es kann daurchaus sein, dass       lität aufrechtzuerhalten.
                                                                                    wir in einer größeren Station zwei          Eine Zusammenfassung der Stu-

     Das fordert die AK:                                                            Langzeitkrankenstände haben“, so
                                                                                    Reischenböck. Gewerkschaftliche
                                                                                                                             die finden Sie auf ak-report.at. 
                                                                                                                                                 martina.macher@akooe.at
                                                                                    Arbeit sei unter diesen Bedingun-

    E     ine rasche Personalaufstockung um 20 Prozent, das entspricht
          rund 2500 Vollzeitstellen. Das ermöglicht
     • eine bessere Berücksichtigung von Ausfallszeiten wie Kranken-
                                                                                    gen jedenfalls Schwerarbeit: „In
                                                                                    jeder anderen Branche würden die
                                                                                    Betroffenen wahrscheinlich sagen:
        stände, Urlaube oder Weiterbildungen,                                       ‚Entweder ihr stellt jemanden ein,
     • eine höhere verbindliche Besetzung der Nacht- und Wochenend-                oder wir gehen.‘ Hier gibt es eine
        dienste, aber nicht zulasten der Tagdienstbesetzung, und                    extrem hohe Toleranzschwelle.“
     • die Schaffung zusätzlicher Zeitreserven für alle Berufsgruppen,               Die Arbeiterkammer Oberöster-
        die mit dementen Patienten/-innen arbeiten.                                 reich hat im Rahmen einer großen
     • Außerdem muss die Finanzierung unseres Gesundheitswesens
        nachhaltig gesichert werden.
                                                                                                                                                        report 13
Freizeitwinzer keltern                                                                                  Obermair. Als Kellermeister des
                                                                                                                         Vereins achtet er sehr auf Qualität.
                                                                                                                         Wer glaubt, dass der Welser Wein

                   in der Welser Heide
                                                                                                                         nur ein „Sauerampfer“ sein kann,
                                                                                                                         wird beim Verkosten rasch eines
                                                                                                                         Besseren belehrt.
                                                                                                                            „Dass unser Einsatz sich ge-
                                                                                                                         schmacklich lohnt, freut uns natür-
 Die Mitglieder des Welser                                                                                               lich sehr“, sagt Burgi Mittermayr.
                                                                                                                         Als kleines Dankeschön erhält die
Weinbauvereins haben ein
                                                                                                                         Oberbank-Angestellte wie die an-
  ganz besonderes Hob­­by:                                                                                               deren 60 Vereinsmitglieder jedes
 Sie trotzen dem steinigen                                                                                               Jahr eine Flasche Weißen, eine Fla-
Heideboden einen wirklich                                                                                                sche Roten und eine kleine Flasche
                                                                                                                         Tresterbrand. Letzteren destilliert
          guten Tropfen ab.
                                                                                                                         der Malznerhof in Wallern.

M    it dem wärmer werdenden
     Klima ist der Weinbau nach
Oberösterreich zurückgekehrt.
                                                                                                                            Auch Nicht-Mitglieder
                                                                                                                            sind gern gesehen
Wie viele Flurnamen belegen, war                                                                                           Was an Wein und Schnaps von
er hierzulande weitverbreitet, bis                                                                                       den eigenen Trauben übrig bleibt,
ihm der Temperaturrückgang seit                                                                                          wird nicht frei verkauft, sondern
Beginn des 17. Jahrhunderts nach                                                                                         nur bei speziellen Anlässen ausge-
und nach die Grundlage entzog.                                                                                           schenkt. Neben der gemeinsamen
Heute hat Oberösterreich ein ei-                                                                                         Arbeit kommen auch die Weiter-
genes Weinbaugesetz. 20 Hektar       Obmann Christian Kaiser (r.), Burgi Mittermayr und Bernhard Obermair bei der        bildung zum Thema Wein und
Rebflächen sind wieder bepflanzt     heurigen Lese in der „Riede Steinreich“ des hochaktiven Welser Weinbauvereins.      die Geselligkeit im Verein nicht zu
– Tendenz steigend.                                                                                                      kurz – etwa bei Weinverkostungen
                                     Bohrgeräte wäre es nicht gegan-          Heute keltern die Welser Bac-              mit bekannten Winzern/-innen
  Pflanzen der Rebstöcke             gen. „Wegen des Heidebodens              chus-Fans aus 20 Rebsorten einen           oder bei Weinreisen. Beide stehen
                                     haben wir unseren Garten ‚Riede          weißen Gemischten Satz und aus             auch Nicht-Mitgliedern offen.
  machte große Mühe
                                     Steinreich‘ genannt“, sagt Obmann        zehn weiteren einen roten. Einige            So sind die zahlreichen Aktivi-
  Der Welser Weinbauverein           Christian Kaiser, der beruflich die      Sorten sind pilzwiderstandsfähige          täten des Welser Weinbauvereins
wurde 2009 aus Interesse am          Weinabteilung bei Metro in Wels          Neuzüchtungen mit ungewohnten              eine echte Bereicherung für die
Wein gegründet. Gastwirt Bern-       leitet. Der Zaun wurde montiert          Namen wie Solaris, Phönix, Caber-          Messestadt. „Das Wichtigste ist die
hard Obermair stellte ein 1000       und das Holz eines Maibaums zu           net Cortis und Nero. Sie wurden            Gaudi!“, bringt Obmann Christian
Quadratmeter großes Grundstück       einem großen Eingangsportal ver-         aus Deutschland und der Schweiz            Kaiser die mit dem Wein verbun-
zur Verfügung, auf dem die Ver-      arbeitet. Dann fing das ständige         geholt. „Bei uns ist alles bio: Kunst-     dene Lebensfreude auf den Punkt.
einsmitglieder mit großer Mühe       Lernen an. Berufswinzer, die vor-        dünger, Insektizide und Pestizide          Da kann man nur sagen: Prost!
350 Rebstöcke pflanzten. Ohne        beikamen, gaben wertvolle Tipps.         bleiben draußen“, betont Bernhard                                  robert.eiter@akooe.at

               AU F G E Z E I C H N E T von Karl Berger                                       DA S S T E C K T DA H I N T E R
                                                                                 Mitbestimmung im Betrieb

                                                                                 W     enn die Beschäftigten in den Unternehmen starke Mitspra-
                                                                                       cherechte haben, ist auch die politische Demokratie stärker.
                                                                                 Das zeigt ein Vergleich europäischer Länder, den das Wissenschafts-
                                                                                 zentrum Berlin für Sozialforschung durchgeführt hat. Laut der
                                                                                 Forschungseinrichtung gibt es dafür mehrere Gründe: Gewerk-
                                                                                 schafter/-innen und Betriebsräte/-innen wirken meist auch über die
                                                                                 betriebliche Ebene hinaus und stärken damit die Zivilgesellschaft.
                                                                                 Die größere soziale Verantwortung der Unternehmen, die aus der
                                                                                 Mitbestimmung resultiert, wirkt sich ebenfalls auf die Politik aus.
                                                                                 Aktionen wie das Ausbooten der Betriebsräte beim 12-Stunden-Tag
                                                                                 lassen also auch für die Demokratie nichts Gutes erwarten.

                                                                                  Auflösung von Seite 2 „Gut zu wissen!“
                                                                                  Antwort c) ist richtig. Die gängige Praxis von Unternehmen, Beschäftigte bei
                                                                                  kleinsten Auftragsdellen zu kündigen und mit Wiedereinstellungszusagen beim
                                                                                  AMS zwischenzuparken, kostet die Allgemeinheit jährlich rund 430 Millionen
                                                                                  Euro und die Betroffenen Lohn. Für die AK ein No-Go, das abgestellt gehört.

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