HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
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2 | THEMA Vogelschutz im NABU Hessen in den 1980er Jahren. Der Wanderfalke und die daraus erwachsene Motivation zu ist aber auch ein Beispiel dafür, dass eine ihrem Schutz aus der Vogelbeobachtung Trendumkehr gelingen kann durch ein entstanden. Engagement für Natur- und Verbot der schlimmsten Umweltgifte. Ein Umweltschutz wird immer komplexer Beispiel auch, dass es allein mit Appellen und fordert immer mehr Einsatz. Die Kli- an die Freiwilligkeit nicht getan ist, son- makrise wirft ganz neue Fragen auf, auf dern in solchen Fällen klare rechtliche die es keine einfachen Antworten gibt. Vorgaben nötig sind. Wo es auch Konflikte zwischen Maßnah- men zum Klimaschutz und dem Schutz Auch die zunehmende Ausräumung, Eu- der Artenvielfalt gibt. Welche Lösungs- trophierung und Uniformierung unserer möglichkeiten können wir dafür finden? Landschaft schlägt sich in unserer Vogel- welt nieder. Die einen profitieren und wer- Nicht zu vergessen: Die absichtslose Be- den immer häufiger, etwa die Rabenkrä- obachtung der Natur gibt – auch mir per- he. Bei anderen, etwa den früheren Aller- sönlich – immer wieder neue Motivation weltsarten Rebhuhn oder Feldlerche, zeigt und Kraft für viele Sitzungen, Stellung- ein katastrophaler Rückgang, dass etwas nahmen, Telefonate und Lobbyarbeit, die nicht stimmt mit der Bewirtschaftung der Einsatz für den Naturschutz so mit unserer Landschaft. Dass der Rückgang sich bringt. Der Gesang eines Brachvogels vieler Kleinvögel, die zumindest ihre Jun- ist einfach schön und erfüllt mich mit gen mit Insektennahrung aufziehen, et- dem Wunsch, ihn zu erhalten. Egal ob er V. Lindmayer was mit dem Insektenrückgang zu tun nützlich ist oder nicht. hat, ist auch ein naheliegender Gedanke. Nicht nur für den Klimaschutz, auch für Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen Die Beispiele zeigen aber auch, dass es den Schutz der Biodiversität wird das be- des NABU Hessen, nicht weiterhilft, gefährdete Vögel nach- gonnene Jahrzehnt entscheidend sein. zuzüchten oder Krähen zu schießen, son- Packen wir´s an, dazu sind wir alle auf- der Schutz der heimischen Vogelarten, dern dass wir an den Ursachen ansetzen gerufen. das zeigt nicht nur unser NABU-Logo, ist müssen. Genau das ist die Botschaft und ein zentrales Anliegen unseres Verbandes. der Auftrag, den wir aus unserer Beschäf- Ihr Gerhard Eppler Daran ändert auch nichts, dass seit Grün- tigung mit der Vogelwelt mitnehmen. NABU-Landesvorsitzender dung des NABU die Herausforderungen Zugleich ist für viele die Liebe zur Natur zum Schutz unserer Umwelt und der be- lebten Natur immer weiter gewachsen sind auf ein damals nicht vorstellbares Niveau. Unsere Vogelarten sind dabei gleich zwei- erlei: Gegenstand unserer Schutzbemü- hungen und Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt. Über keine andere Tier- gruppe liegen so viele, so langjährige und belastbare Daten vor wie über die Vögel. In der hessischen Nachhaltigkeitsstrate- gie wurde ein Vogelindikator eingeführt, bei dem besonders der Wert für die Vögel der Agrarlandschaft nach wie vor nach unten weist. Shutterstock/Bildagentur Zoonar Einige Vogelarten stehen am Ende der Nahrungskette und warnen uns vor der Gefährdung unserer eigenen Gesundheit durch Umweltgifte. Beispiel ist das fast Großer Brachvogel völlige Verschwinden des Wanderfalken Herbst 2021 HESSEN natürlich
THEMA | 3 S. Schawo J. Struch D. Warren D. Warren J. Struch Für Steinkauz und Schleiereule Praktischer Artenschutz der AG Eulen im NABU-Kreisverband Groß-Gerau I m Februar 2019 trafen sich Vertre- marder-Population besteht, entschlossen Hilfe für Schleiereulen . Für die Schleier- ter einiger Gruppen sowie einzelne sich die AG-Mitglieder, für die Steinkäuze eulen kaufen die AG-Mitglieder Brutkis- Aktive auf Einladung des NABU-Kreis- Röhren mit Marderschutz zu verwenden. ten in den Maßen 120/50/50 bei einer verbandes Groß-Gerau, um die AG Eulen Als sicherste Methode erschien ihnen die Lebenshilfe-Werkstatt. Die Kontrollklap- zu gründen. Ziel war ein lockerer Zusam- Halbmondpendelröhre, die von Gerhard pen bauen sie dann immer vor Ort ein, menschluss, um die Arbeit im Eulen- Neuhaus vom NABU Minden-Lübbeke vor- da die örtlichen Bedingungen in den un- schutz zu koordinieren und sich gegen- gestellt worden war. Er hat mit dieser terschiedlichsten landwirtschaftlichen seitig bei der Ausführung zu unterstüt- Technik schon einige Jahre positive Er- Gebäuden und privaten Dachböden sehr zen. Bis dahin wurde der Eulenschutz von fahrung gesammelt. variieren. Im Moment haben sie über 60 den einzelnen lokalen Gruppen geleistet, Schleiereulenkisten in ihrer Obhut, auch ohne die Nachbarreviere oder eine Ver- Praktisches Pendel . Die Pendeleinheit hier wird das Angebot zur Übertagung netzung dieser zu beachten. hat zwei Durchschlüpfe, über denen eine und Brut ständig erweitert. Achse verläuft, an der zwei gegenläufige Steinkauz-Schutz . Die Haupttätigkeit der Halbmondpendel befestigt sind. Kriecht NABU-Plakette . Als Dank und zum Mo- AG Eulen liegt im Anbringen von Nist- ein Marder durch das erste Loch, bewirkt tivieren verleiht die AG Eulen an die Eu- hilfen für Steinkauz und Schleiereule so- die Einstellung der beiden Pendel, dass lenvermieter die NABU Plakette „Eulen- wie die Kontrolle und Reinigung der Brut- das hintere Loch verschlossen bleibt und freundliches Haus“. Zur Finanzierung möglichkeiten. Es werden bei Bedarf auch der Marder nicht hindurchschlüpfen stellten die NABU-Aktiven ihre Projekte Turmfalkenkästen montiert, um Fehlbe- kann. Da der Steinkauz kleiner ist, kann bei der Umweltlotterie GENAU ein. Schon legungen – insbesondere von Schleiereu- er ohne Probleme herein und heraus. Da zweimal wurden sie von einem glück- lenkisten – zu verhindern. Bei Brutkon- es diese Röhre nicht zu kaufen gibt, wer- lichen Hauptgewinner ausgesucht und trollen achten die NABU-Aktiven darauf, den alle von der AG Eulen selbst gebaut. konnten deshalb ohne Geldsorgen an die die Störung so gering wie möglich zu hal- Im Laufe der Zeit wurde der ursprüngli- Umsetzung gehen. ten. Des Weiteren steht auch die Pflege che Plan noch verbessert und pflegeleich- Weitere Infos über die AG Eulen des von Kopfweiden und Streuobstwiesen auf ter gestaltet. Im Kreisgebiet betreuen die NABU-Kreisverbands Groß-Gerau gibt auf dem Plan, um die Lebensbedingungen NABU-Aktiven bereits über 370 Stein- Facebook unter „NABU Rhein-Main AG der Eulen zu verbessern. Da in den meis- kauzröhren. An geeigneten Stellen wer- Eulen“ und im Web unter www.nabu- ten Gebieten im Kreis eine hohe Stein- den noch neue montiert. rhein-main.de (Ilka Linke) HESSEN natürlich Herbst 2021
4 | THEMA Warum ist Vogelschutz auch heute noch wichtig? NABU-Aktive aus ganz Hessen nehmen Stellung zum Herzensthema Vogelschutz ist auch heute noch wichtig, Vogelschutz ist die Herzkammer des Na- Weil viele Arten bedroht sind und deren weil Vögel wichtige Indikatoren für die turschutzbundes und die Verteidigung Lebensräume durch Flächenverbrauch höchst dringliche nachhaltige Entwick- der Biodiversität ein Härtetest für unse- und intensiver Landwirtschaft so lang- lung und den überlebenswichtigen Schutz re Glaubwürdigkeit. Erstrangige Aufgabe sam verschwinden. (Alfred Wolf, NABU der biologischen Vielfalt sind. (Harald und Schicksalsfrage für dieses Jahrzehnt Siedelsbrunn) Ristau, NABU-Kreisverband Limburg-Weilburg) bzw. in Zeiten des Anthropozäns. (Dieter Gothe, NABU Solz) Vögel sind wichtige Indikatoren für den ökologischen Zustand unserer Natur und age Vögel sind Anzeiger für den Zustand der Landschaft. Darüber hinaus sind viele Vo- erh mm uns umgebenden Natur. Intakte Natur gelarten oft Identifikationsobjekte für die So M. macht glücklich, Vögel, Insekten, einhei- Menschen, wenn sie die Schönheiten der mische Blühpflanzen gehören zusammen Natur umschreiben wollen! (Heinz-Günther gedacht. (Heinz Kapp, NABU Neu-Isenburg) Schneider, NABU Battenberg) Vögel sind ein wichtiger Bestandteil des „Ökosystems Natur“ und Indikatoren über un k T. M dessen Zustand. Manche Arten sind stark bedroht. (Richard Wildner, NABU Otzberg) Vogelschutz ist Artenschutz. (Manfred Vogt, NABU Limeshain) Weil es nachweislich immer weniger Vö- Weil jeder einzelne Vogel der Zahn eines gel gibt. Wer Augen und Ohren und auch Zahnrades im komplexen Getriebe von nur ein wenig Interesse hat, dem ist be- Werden, Sein und Vergehen ist. Und wenn reits seit längerer Zeit aufgefallen, dass wir nicht bald das ganze Zahnrad tau- z.B. bei der Winterfütterung, aber auch schen, droht das Getriebe still zu stehen. in der Brutsaison deutlich weniger Vögel (Thomas Lay, NABU Münster) und vor allem auch Vogelarten in den Gär- ten vorhanden sind. Wo sind Kernbeißer, Viele Vögel sind als Mitgeschöpfe Sympa- Klappergrasmücke, Dompfaff, Türken- T. D thieträger, begleiten den Menschen posi- ov taube und sogar Hausrotschwanz hin? e tiv und sind gute Vermittlungsobjekte (Alfred Leiß, NABU Kefenrod-Bindsachsen) für den Natur- und Artenschutzgedanken. Außerdem sind zahlreiche Arten gut er- Dokumentation und Schutz von Vögeln forscht und die Erkenntnisse daraus ge- in Ihren Brut- und Rastgebieten ist eine ben uns das Rüstzeug für einen modernen, der elementaren Voraussetzungen für gesamtökologisch orientierten Natur- nachhaltigen Naturschutz, dem Erhalt schutz zu Gunsten der vielfältigen Öko- unserer Lebensgrundlage. Zu allen Zei- systeme und ihrer Lebensgemeinschaften. ten waren Vögel die auffälligsten und am (Stephan Kannwischer, NABU Horlofftal) häufigsten wahrgenommenen Anzeiger von Umweltveränderungen und vorhan- Der Einsatz für den Schutz unserer Vögel dener Biodiversität, was auch den Men- ist wichtiger denn je, da die meisten Be- schen ganz unmittelbar betraf und (wei- stände dramatisch rückläufig sind. Über terhin) betrifft. (Frank Philip Gröhl, NABU Vögel sind Bestandteile unseres Lebens Vögel als populäre Indikatoren lassen Riedstadt) und wichtige Indikatoren für den Natur- sich Maßnahmen durchführen, von de- und Umweltschutz. (Klaus Hilbert, NABU nen auch andere, weniger spektakuläre Weil Vogelschutz für viele Menschen den Bad König/Nieder-Kinzig) Tierarten profitieren. (Dr. Peter Koswig, direkten und gut erkennbaren Zustand NABU Korbach) unserer Natur aufzeigt. Weil Vogelschutz Vogelschutz ist wichtig, weil unsere Kin- positiv besetzt ist und den Zugang zu der es lieben, den Jungvögeln im Garten Vogelschutz heißt Wohnrecht auf Lebens- weiteren Naturschutzthemen herstellen beim Fliegenlernen zuzuschauen. (Rory zeit für die Mitbewohner vom Dach und kann. (Thomas Fleck, NABU Kassel) Brückmann, NABU Kaufungen/Lohfelden) freien Anflug. (Ruth Ortwein, NABU Walldorf) Herbst 2021 HESSEN natürlich
THEMA | 5 Das ist unsere Möglichkeit, Lebensräume Unser Ziel ist es, unsere heimischen Eu- zurückzugeben und dem Artenschwinden len zu schützen und deren Lebensraum entgegenzuwirken. Der Schutz fängt be- zu erhalten. Im dicht besiedelten Rhein- reits mit einem Vogelhäuschen an. Damit Main-Gebiet ist unsere Arbeit besonders D. Ba unsere Kinder Störche auf der Wiese zäh- wichtig, da Veränderungen in der Land- rk len können. (Susan Höhner, NABU Münster) wirtschaft und die zunehmende Bebau- ung starken Einf luss auf die Eulenbe- In Anbetracht des dramatisch immer wei- stände haben. (Jasmin Speckhardt, NABU ter fortschreitenden Artenrückganges Seeheim-Jugenheim) unserer Vögel in der Agrarlandschaft – bedingt durch die industrielle Landwirt- Vögel sind cool und machen Spaß zu be- schaft und Flächenversiegelung – gewinnt obachten und sie haben auch ein grund- der Vogelschutz immer mehr an Bedeu- sätzliches Recht aufs Leben. Der Vogel- tung und darf im Hinblick auf die Verant- schutz schützt auch viele andere Tiere, wortung, die gerade der NABU dafür hat weil Vögel auf viele Ökosysteme angewie- Vogelschutz ist auch heute noch wichtig, – Gründerin Lina Hähnle – nicht hinten- sen sind. Ich will auch in Zukunft noch weil Vögel im Naturhaushalt eine bedeu- angestellt werden. Artenschutz – Vogel- beim Baden mal einen Eisvogel sehen tende Rolle, z.B. als Blütenbestäuber, Sa- schutz – kann und darf nicht gegen Kli- können oder beim Blick aus dem Fenster menverbreiter, Schädlingsvertilger spie- maschutz an Bedeutung verlieren. (Norbert mal einen Gartenrotschwanz vorbeiflie- len und eins wichtiger Indikator für den Möller, NABU Großenhausen) gen sehen können und ich will, dass das Zustand von Lebensräumen sind. (Markus auch noch die Kinder und Jugendlichen Dietrich, NABU Oberelsungen) in 20, 30, 50 und 100 Jahren noch erleben ve können. (Lydia Heidemann, NAJU Hessen) Do T. Weil wir noch keine Trendwende bezüg- lich der Bestände von Vogelarten auf Der Schutz von Vögeln in ihren Brut- und landwirtschaftlich genutzten Flächen ha- Rastgebieten, sowie auf ihren Zugwegen ben. Gerade die lokalen Ergebnisse beim bedeutet auch Biotopschutz und ist da- Monitoring häufiger Brutvögel sind für mit Grundvoraussetzung für einen effek- 2021 wenig ermutigend. (Dr. Karl-Heinz tiven Naturschutz und die Sicherung Svoboda, NABU Volkmarsen) auch unserer Lebensgrundlagen. Vögel geben als sichtbarste Bioindikatoren, die Die Wiege des NABU liegt im Vogelschutz. entscheidenden Anzeichen, ob Lebens- Er bewegt uns. Wir brauchen konsequen- räume intakt sind. Darüber hinaus be- ten Vogelschutz. Kein Abwägen mit an- steht eine starke emotionale Beziehung deren Interessen. Auch nicht für Windrä- der Menschen zu dieser Tiergruppe, da der. Ohne Vogelschutz braucht es keinen sie seit jeher den Wechsel der Jahreszei- NABU. (Bernd Petri, Stellv. Landesvorsitzender) Hunderttausende Vögel sterben jährlich ten ankündigt und Vögel sich leicht beob- durch menschengemachte Gefahrenquel- achten lassen und somit den Zugang zur Weil Vögel viel mit uns Menschen gemein- len. Glasscheiben, Wasserbecken, Gifte, Natur ermöglichen. (Martina Limprecht, sam haben: Sie singen, bauen ein Nest und Verdrahtung, usw. Gleichzeitig bieten un- NABU Odenwaldkreis) manchmal gehen Sie auf Reisen. (Peter sere modernen Siedlungen immer weni- Ströde, NABU Heuchelheim-Kinzenbach) ger Nistmöglichkeiten. Hier müssen wir unser Bewusstsein schärfen und aktiv GE HA Um dem Artenrückgang rechtzeitig vor- helfen. (Thomas Mathias, NABU Steinau) ER M OM zubeugen, (Günter Trageser, NABU Gedern) S M. Was heißt hier „heute noch“? Er ist wich- Vogelschutzaktionen und Medienberichte tiger denn je, schaut man sich die Rück- darüber sind eine hervorragende Mög- gänge vieler Kleinvogelarten an. Nur mit lichkeit zur Öffentlichkeitsarbeit für den dem Aufhängen von Nistkästen ist es na- Naturschutz insgesamt. (Wolfgang Lübcke, türlich nicht getan, man muss verstärkt NABU Edertal) auch an anderen Rückgangsursachen an- setzen. (Gerhard Eppler, NABU-Landesvor- Vogelschutz ist auch heute noch wichtig, sitzender) weil er gleichzeitig Biotopschutz bedeu- tet und somit auch vielen anderen Tier- Weil Veränderungen im Vogelbestand und Pf lanzenarten zugutekommt und viel einfacher zu beobachten sind als der weil Vögel in der Bevölkerung nach wie Rückgang von Insekten, Pflanzen oder Damit es für die Vogelwelt überhaupt vor Sympathieträger für den Naturschutz anderen Tierarten. (Dr. Lothar Jacob, NABU- noch ein „morgen“ gibt. (Willi Benz, NABU sind. (Michael Held, NABU Bürstadt) Kreisverband Dieburg) Seeheim-Jugenheim) HESSEN natürlich Herbst 2021
6 | THEMA Weil wir Verantwortung dafür überneh- was hätten tun können. Das Vögel etwas M. men müssen, die negativen Auswirkun- mit dem ökologischen Gleichgewicht zu So gen menschlichen Handelns so weit wie tun haben – ist leider nicht jedem ver- m m uns möglich auszugleichen. Die Vielfalt ständlich. Vogelschutz sollte im Gedan- erh age unserer Vogelwelt spiegelt die „Gesund- ken der Menschen mehr sein, als nur Fut- heit“ unserer Heimat wider. (Christiane terknödel im Winter aufzuhängen. Aber Sasse, NABU Altkreis Hofgeismar) immerhin schon mal etwas. (Peggy Schnee- weiß, NABU-Kreisverband Gießen) Auch Vögel sind ein Indikator für eine intakte Umwelt und gehören wie alle an- Vögel sind für viele Menschen die Sym- deren Tierarten einfach dazu. Sei es an pathieträger in der Natur. Vogelschutz Land, am und auf dem Wasser oder in bedeutet daher auch Schutz der Biodi- der Luft. Notwendiger Vogelschutz zeigt versität, um Lebensraum und Nahrungs- uns u. a. ständig auf, dass wir unser Ver- grundlagen für Vögel zu erhalten. (Maria halten gegenüber der Natur ändern müs- Beier, NABU-Kreisverband Schwalm-Eder) Vögel sind ein ganz wichtiger Teil des Öko- sen. Ferner „beflügeln“ Vögel die Seele systems, weil sie zum Beispiel für das des Menschen durch ihren Gesang und Da im aktuellen Wahlprogramm der Gleichgewicht mit Insekten und anderen ihr zu beobachtendes Verhalten. (Werner Grünen doppelt so viele Windräder in wirbellosen Tieren in der Natur und auch Bellon, NABU Fuldatal) Deutschland gefordert werden wie bis- durch die Verbreitung von Samen für die her, ist Vogelschutz wichtiger denn je. eine Vielfalt an Pflanzen sorgen. Da wir Klimaschutz muss ergebnisoffen disku- Menschen ihre Lebensräume zerstören tiert werden und deshalb dürfen Klima- oder stark verändern, müssen wir auch e schutz und Windkraft nicht zu Lasten ag dafür sorgen, dass diese Eingriffe mög- von Arten- und Vogelschutz gehen. Ge- rh me om lichst begrenzt und neue geeignete Le- rade dafür muss der NABU sich einset- M. S bensräume gestaltet werden. (Hans Günter zen, damit auch noch unsere Kinder den Abt, NABU Darmstadt) Rotmilan direkt am Himmel bewundern können und nicht nur am Computerbild- Vogelschutz sehe ich als wesentlichen schirm. (Anke Diehlmann, NABU Lampertheim) Mosaikstein für den Natur- und Umwelt- schutz. Die ehrenamtlichen Aktivitäten Wir verändern das Klima massiv. Wir sor- für den Vogelschutz sind sehr vielseitig gen durch eine industrielle Agrarwirt- und können in allen Altersgruppen Men- schaft dafür, dass in der Feldflur immer schen zum gemeinsamen Mitmachen weniger Sämereien zu finden sind. Wir begeistern. (Axel Schmitt, NABU Gründau/ sorgen mit monotonen Agrarlandschaf- Niedergründau) Vögel sind unsere fliegende, flatternde ten und hocheffizienten Pestizideinsatz und singende Verbindung zur Natur – dafür, dass es immer weniger Insekten Vögel sind faszinierende Geschöpfe mit überall auf der Welt und an so gut wie gibt. Wir nehmen den Vögeln also die sagenhaften Sinnenleistungen. Sie sind jedem Ort. Schützen wir unsere gefieder- Nahrung und verändern deren Umwelt- zudem Zeigerarten für Lebensräume, wo- ten Freunde, so bewahren wir auch diese bedingungen – meist zum Schlechten. Da- durch sich ökologische Zusammenhänge vitale Verbindung, unsere gesamte Um- her ist es gerade heute absolut notwen- gut erläutern lassen. Vermutlich war es welt und uns selbst. (Dr. Andreas Schrimpf, dig, durch den Vogelschutz wenigstens nie wichtiger sich mit dem Artenschutz NABU Marburg) einen Teil unserer Fehler auszugleichen. auseinanderzusetzen, um gemeinsam ge- (Dr. Rüdiger Werner, NABU Rödermark) gen das Artensterben vorzugehen. (Maik Weil Vogelschutz Naturschutz ist und Vö- Sommerhage, NABU Bad Arolsen) gel in ihrem Bestand gefährdet sind (Rück- gang bei uns seit 1980 um ca. 30%, Bo- erh age mm Viele Vogelarten sind inzwischen existenz- denbrüter um bis zu über 90%). Weil ihr M. So gefährdet – durch ein völlig verfehltes Lebensraum immer mehr eingeengt wird. Agrarsystem, anhaltende Biotopzerstö- (Joachim Bach, NABU Seeheim-Jugenheim) rung, Flächenverluste, Neozoen u.v.m. Neuerdings auch durch „gut gemeinten“ Nicht alle Menschen erachten den Vogel- Klimaschutz mit Windkraftanlagen am schutz als wichtig. Der Gesang der Vögel falschen Platz... und unkritischen Schmu- wird als selbstverständlich angenommen. sekurs mit der Politik. Entschlossen für Vögel gab und gibt es doch schon immer! Artenschutz einzutreten ist die Kernauf- Erst wenn etwas seltener wird oder im gabe des NABU – wenn wir das nicht mehr Zweifelsfall gar nicht mehr da ist, fällt es tun, ist der NABU überf lüssig! (Sibylle der Mehrheit auf und sie fangen an sich Winkel, NABU-Kreisverband Main-Kinzig) zu fragen, ob sie hier vielleicht doch et- Herbst 2021 HESSEN natürlich
THEMA | 7 Erfolgreiche Saison für die Korbacher Dohlen NABU Korbach verzeichnet Rekordzahl von 83 Jungtieren an Kirchtürmen Y. Kappelmann P. Koswig Ä ußerst zufrieden zeigt sich der Schwarze Tauben . Von alters her boten zehn Jahren begonnen, Einflugöffnungen NABU Korbach mit der Entwick- Kirchtürme den Dohlen besonders attrak- zu schaffen, die zu dahinter liegenden lung des Dohlenbestandes in der tive Brutplätze. Daher rührt auch die Zu- Nistkästen führen. So bleiben die Türme Kreisstadt. Dieses Jahr konnten die Na- schreibung „des Pfarrers schwarze Tau- sauber und die Tauben ausgesperrt. Ent- turschützer um ihren Vorsitzenden Dr. ben“. Um die Kirchen vor Verschmutzung gegen dem vielfach zu beobachteten Trend Peter Koswig sogar die Rekordzahl von 83 durch Tauben zu schützen, wurden viele des Sterbens vieler Vogelarten konnten Jungvögeln verzeichnen. Damit entstand Einflugbereiche hermetisch vergittert, die NABU-Aktiven hier mit viel privatem in den drei Kirchtürmen Kilian, Nikolai womit aber auch die Brutplätze für Doh- Engagement ein höchst erfolgreiches Ar- und Marien eine der bedeutendsten Kolo- len und Falken wegfielen. Der NABU hat tenhilfsprogramm in der Praxis durch- nien in ganz Nordhessen. in Absprache mit den Gemeinden vor führen. (Dr. Peter Koswig) Die Vogelwelt des Landkreises Gießen NABU-Kreisverband Gießen veröffentlicht neue Avifauna D er NABU-Kreisverband Gießen re Daten zu Verfügung stellten, so stieg ders auch eher häufige Arten seit etwa hat jetzt eine neue Avifauna des diese Zahl über 1982 mit 56 Meldern und 2010 teils dramatische Bestandseinbußen Landkreises herausgebracht. Im 110 in 1996 durch die Beobachtungspor- zu verzeichnen haben. Die Avifauna kann Mittelpunkt des Buchs steht ein Vergleich tale im Internet auf 200 in 2019 mit über bestellt werden bei Lioba Krämer, Tel.: historischer Datenreihen mit dem heu- 54.000 Daten. Die unterschiedlich große 06406-77045, E-Mail: lioba.kraemer@t- tigen Zustand der Vogelbestände. Da der Zahl der Beobachter macht direkte Da- online.de (Dr. Tim Mattern) Rückgang vieler Vogelarten dramatisch tenvergleiche unmöglich. Allerdings sind voranschreitet, war der Zeitpunkt für die Aussagen dort möglich, wo die damali- Herausgabe unaufschiebbar, um notwen- gen Beobachter noch Artenhäufigkeiten dige und dringende Schutzmaßnahmen feststellten, die heute nicht mehr annäh- fundiert herleiten zu können. ernd erreicht werden. Gute Datenlage . Die Datenlage im Kreis Bestandstrends . In der Avifauna werden Gießen kann als vergleichsweise sehr gut die Vogelarten nach Häufigkeit und Ent- bezeichnet werden, nicht zuletzt durch wicklungstendenzen dargestellt. Im Kreis- einen recht hohen Bestand an systema- gebiet wurden 309 Arten nachgewiesen, tisch erhobenen Daten auch zu häufige- dazu 33 Arten als Gefangenschaftsflücht- ren Vogelarten. Seit 1979 liegen aufberei- linge und 18 Typen von Hybriden. 24 Ar- tete kreisbezogene Beobachtungen von ten sind als Brutvogel im Kreis ausgestor- fast allen hier vorkommenden Vogelarten ben, davon 8 Arten in den letzten 40 Jah- vor, beginnend durch Hans-Erich Wiss- ren. 4 Arten stehen kurz davor auszuster- ner vom damaligen DBV-Kreisverband. ben, 18 Arten brüten seit 1979 (wieder) Waren es 1979 noch 17 Personen, die ih- im Kreisgebiet. Es zeigt sich, dass beson- HESSEN natürlich Herbst 2021
8 | THEMA Nationalpark, Rotmilane und Wintervögel Neue Ausgabe der Vogelkundlichen Hefte Edertal erschienen D er einzige hessische National- stellt der sauerländische Gastautor Fried- park Kellerwald-Edersee ist ein helm Schnurbus fest. Von dort werden Schwerpunkt in der neuen Aus- die meisten Einzelexemplare des Rotmi- gabe der „Vogelkundlichen Hefte Eder- lans im Kreis gemeldet. Ein Adlerbussard tal“. Die Kreisverbände Waldeck-Franken- machte dort 2011 Station und lockte zahl- berg von NABU und HGON haben jetzt reiche Beobachter an. den 47. Band der jährlich erscheinenden Reihe vorgestellt. Allein vier Beiträge be- Wintervogelzählung . Im 25. Jahr fand die schäftigen sich mit dem Schutzgebiet, Wintervogelzählung an der gesamten das im Herbst 2020 um die Steilhänge am hessischen Eder statt. Insgesamt 88 Vo- nördlichen Edersee-Ufer erweitert wurde. gelarten wurden an dem Fluss gezählt. Nationalpark-Forschungsleiter Achim Berichtet wird auch über einen Trupp Bie- Frede stellt die neuen Lebensräume und nenfresser: Etwa zwanzig Vögel machten ihre Besonderheiten vor. in einem Garten im oberen Edertal im Mai 2020 Station. Hotspot des Rotmilans . Die Goddelshei- Das Herzstück des Heftes ist wieder mer Hochfläche ist eine intensiv genutz- der avifaunistische Sammelbericht, für Bezugsadresse: NABU Waldeck- te landwirtschaftliche Fläche. Trotzdem den mehr als 60 Beobachter Daten gelie- Frankenberg, E-Mail: info@nabu- waldeck-frankenberg.de ist sie ein wichtiger Lebensraum. Das fert haben. (Bernd Schünemann) In den Häuserschluchten der Metropolregion NABU Frankfurt zieht Bilanz der diesjährigen Wanderfalkensaison O b am Heizkraftwerk Niederrad, am Telekom-Turm in Ginnheim, an der Werksbrücke Sindlingen, auf dem Henninger Turm, am Commerz- banktower, auf einem Strommast bei Nie- der-Eschbach oder an der Dreikönigskir- che: Dank der Wanderfalken-AG des NABU Frankfurt hat der faszinierene Greifvogel viele Brutmöglichkeiten im Großraum. Die Häuserschluchten der Metropole bie- ten ihm zudem ertragreiche Jagdgründe. I. Grbaow I. Rösler Stabiler Bestand . Die Bilanz der Wander- falkensaison 2021 kann sich sehen las- sen: An 14 künstlichen Nisthilfen hat das Team um den Wanderfalkenexperten In- golf Grabow insgesamt 20 Jungvögel ge- zählt. Damit bleiben die Bestände weiter- hin stabil. Alle Wanderfalken-Reviere haben mittlerweile „Sichtkontakt“ zuei- nander. So ist eine weitere Verdichtung der Brutplätze in der Stadt kaum zu er- warten. Es wird unübersichtlicher, alle Brutplätze im Auge zu behalten. Mögli- I. Grabow I. Grabow cherweise gibt es in der Stadt sogar noch unbekannte Brutplätze. (Ingolf Grabow) Herbst 2021 HESSEN natürlich
THEMA | 9 Mehlschwalbenzählung seit sechzig Jahren NABU Krofdorf-Gleiberg setzt sich für den Schwalbenschutz ein T. Mattern T. Mattern B ereits kurz nach Gründung der allem von „Schwalbenvater“ Reinhold zu einer wahren Erfolgsgeschichte. Mit Gruppe Krofdorf-Gleiberg im da- Stork durchgeführt. Die intensiven prak- einem Schwalbenhaus lassen sich Kolo- maligen Deutschen Bund für Vo- tischen Schutzbemühungen und viel Öf- nien bei geeigneter Standortwahl erset- gelschutz 1961 führten die Aktiven eine fentlichkeitsarbeit führen zu einer Stei- zen oder neu gründen und sichern. Auch Erfassung der besetzten Mehlschwalben- gerung des Mehlschwalbenbestands auf hier ist eine regelmäßige Reinigung em- Nester im ganzen Ort durch. Die Zählung einen Spitzenwert von 416 Brutpaaren. pfehlenswert. Viele NABU-Gruppen ka- wurde seitdem nahezu alljährlich Mitte men nach Krofdorf-Gleiberg, um sich von Juli durchgeführt. Mit dem Bewusstsein Erfolgreiches Schwalbenhaus . Bis heute Reinhold Stork in Sachen Schwalben- um den Brutbestand wuchs auch das En- liegt der Bestand stabil weit über 200 Paa- schutz beraten zu lassen. Das Schwalben- gagement für den Schutz der Schwalben. ren. Ein Meilenstein war die Errichtung haus fand so viele Nachahmer, dass Oli- Hausbesitzern wurde die Anbringung von des Schwalbenhauses 1991. Aus einer ver Wegener, Vorstandsmitglied im NABU Nisthilfen und Kotbrettern angeboten. Notlage geboren – dem Umbau des Feuer- Wettenberg, mit der Produktion von Dieser Service besteht bis heute, wurde wehrgerätehauses mit vielen Schwalben- Schwalbenhäusern ein berufliches zwei- in den vergangenen dreißig Jahren vor nester daran –, entwickelte sich die Idee tes Standbein fand. (Dr. Tim Mattern) Vom Alpenstrandläufer bis zum Zwergsäger Neuer 35. Band der Vogelkundlichen Berichte Lahn-Dill erschienen A uf über 180 Seiten versammelt der festzustellen. Mit der Bestandsentwick- neue Band der „Vogelkundlichen lung der Wacholderdrossel im Solmser Berichte Lahn-Dill“ die Vogelmel- Land beschäftigt sich der Vogelkundler dungen aus dem Jahr 2020 von über 100 Werner Schindler. Die Erfassung der Brut- Beobachtern aus dem ganzen Kreisgebiet. vorkommen ergab, dass in 2020 nur noch Ob Wachtel, Moorente, Kiebitz, Steinkauz, 5 bis 8 Paare zu finden waren. Im Vergleich Wanderfalke oder Schwarzkehlchen – der zu Aufzeichnungen aus den Jahren 1967 Leser kann genau nachvollziehen, wann bis 1974 ergab das einen Rückgang um welche Zug- oder Brutvögel zwischen Lahn über 75 Prozent. Die Heidelerche steht im und Dill gesichtet wurden. Mittelpunkt des Fachartikels von Walter Veit. Hier zeigt sich ein positiver Trend: In Drei Fachbeiträge . Die Beobachtungsdaten 2020 konnten immerhin wieder zwei Brut- werden durch drei hochwertige Fachbeiträ- paare und sechs Reviere kartiert werden. ge ergänzt. So befasst sich Dieter Schmidt mit Bestandsentwicklung, Bruterfolg, Ge- Der Band 35/2020 der „Vogelkundlichen fährdung und Schutz des Raufußkauzes Berichte Lahn-Dill“ kann beim NABU- von 1970 bis 2020. Wie bei vielen anderen Kreisvorsitzenden Walter Veit erworben Vogelarten ist ein schleichender Rückgang werden unter www.NABU-ldk.de. (bl) HESSEN natürlich Herbst 2021
10 | VOR ORT Ausbreitung der Herkulesstaude verhindern NABU Bad Nauheim beseitigt hochwüchsigen Riesen-Bärenklau A uch dieses Jahr haben die Natur- nen Stoff enthält, welcher phototoxisch schützer des NABU Bad Nauheim ist, d.h. bei Hautkontakt unter Sonnen- wieder an mehreren Stellen im einstrahlung zu verbrennungsähnlichen Stadtgebietes Pflanzen des Riesen-Bären- Hautausschlägen führt. klaus entfernt. Schwerpunkt der Aktivitä- ten waren die Wetter-Aue zwischen Stein- Invasive Art . Wegen der von ihm ausge- furth und Wisselsheim und die Usa-Aue henden Bedrohung für die Biodiversität zwischen Bad Nauheim und Friedberg. ist der Riesenbärenklau auf europäischer Ebene als invasive Art eingestuft, die Hochwüchsige Pflanze . Zum Problem wur- rasch auszurotten ist oder – wenn sich de der Anfang des 19. Jahrhunderts als wie beim Riesenbärenklau die Tiere oder Zierpflanze und Bienenweide eingeführ- Pflanzen schon weiter ausgebreitet haben te Riesen-Bärenklau durch seine hohe – deren weitere Verbreitung zumindest Vermehrungsfähigkeit und das durch verhindert werden sollte. seine Hochwüchsigkeit fast vollständige Im Bad Nauheimer Stadtgebiet kommt Fehlen konkurrierender Pflanzen. Hier- der Riesen-Bärenklau heute nur noch an durch kam es in den bevorzugt besiedel- wenigen Stellen der Usa- und der Wetter- ten Flussauen zu stellenweise dichten Aue vor. Um die weitere Ausbreitung des Beständen, die durch die von ihnen aus- Riesen-Bärenklaus zu verhindern und ihn gehende Beschattung zur teilweisen Ver- mittelfristig komplett zu beseitigen, ent- drängung von heimischen Pflanzen führ- fernen die NABU-Aktiven jährlich den te. Für den Menschen wird der Riesen- jungen Aufwuchs vor der Sameneife. An G. Balthasar Bärenklau zusätzlich dadurch zum Pro- mehreren Stellen ist er inzwischen schon blem, dass er in seinem Pflanzensaft ei- verschwunden. (Mirko Franz) Stunde der Gartenvögel für rüstige Rentner Seniorenwohnheim in Steinau beteiligt sich an NABU-Zählaktion M aria Solangi vom Sozialen Dienst grundstück und führten Listen des Seniorenwohnheims der über Sperlinge, Stare, Amseln, DoreaFamilie Steinau hatte ei- Meisen und andere Piepmätze, ne Idee: In Kooperation mit dem NABU die sich zwischen den Hühnern Vögel beobachten. Die Senior*innen er- und Hasen aufhielten. freuen sich regelmäßig an den Vögeln, die zwischen den neun hauseigenen Hüh- Nistkasten . Anlässlich der Eröff- nern, den vier Hasen und dem Haushund nung der Tagespflege und Be- nach Futter suchen. treutes Wohnen und als kleines Dankeschön fürs Mitmachen Vögelzählen in der Aue . Spaß hatten die überreichte Franz-Josef Jobst älteren Herrschaften auch am Vatertags- vom NABU Main-Kinzig einen wochenende: Auf Anregung von Maria Spezialnistkasten für Höhlen- Solangi nahmen sie an der NABU-Zählung brüter wie Kohl- und Blaumeise von Gartenvögeln teil. Die etwas Mobile- oder Kleiber an einen der eif- ren wanderten in die gegenüberliegende rigsten Beobachter. Dieser freu- Aue und beobachteten dort eine Stunde te sich und hofft, dass sich schon lang, welche Vögel sich vor ihren Augen bald erste „Mieter“ einfi nden tummelten, nach Futter suchten oder und ihren Nachwuchs aufzie- F. -J. Jobst einfach nur über sie hinweg flogen. Die hen, wenn der Kasten im Gar- weniger mobilen blieben auf dem Wohn- ten hängt. (Franz-Josef Jobst) Herbst 2021 HESSEN natürlich
VOR ORT | 11 Der Waldrand – ein vergessener Lebensraum? NABU Nonnenroth setzt sich für eine optimale Biotopgestaltung ein D as Wechselspiel von Wald und saum aus drei eng mit- Feld gibt unserer Landschaft ihr einander verzahnten charakteristisches Aussehen. Vor Zonen, dem Waldman- allem Waldränder – Brücken zwischen tel, dem Strauchgürtel Wald und offenem Land – sind nicht nur und dem Krautsaum. ein die Landschaft belebendes Element, Bei Waldaußenrändern sondern erfüllen wichtige ökologische sollte eine Tiefe von 20 Funktionen für Mensch und Tier. Wald- bis 30 Meter erreicht ränder sind durch den Menschen entstan- werden und je unregel- den, artenreiche Übergangs- und Vernet- mäßiger ein Waldrand zungselemente, die in den vergangenen verläuft, desto besser Jahrzehnten durch die Intensivierung der seine Wirkung. Außer- Landnutzung an vielen Orten immer dem erfüllt er eine schmaler und einförmiger geworden sind. wichtige Schutzfunkti- Oder sogar ganz verschwunden sind. on und bildet einen ef- fektiven Puffer. Die al- H. Weiss Drei Waldsaum-Zonen . Nicht nur in Non- lermeisten Waldränder nenroth, sondern überall in Deutschland, in Hungen weisen heute keine ökologisch wie in Nonnenroth eignet. Der Schutz und leiden Wälder unter den Folgen steigen- optimale Struktur auf. Dadurch gehen die Pflege von Waldrändern sind dem- der Temperaturen. Mit Nachdruck mah- auf vielen hundert Kilometern Länge wert- entsprechend dringlich, und das Aufwer- nen Wissenschaftler daher, die Wälder volle Lebensräume für bedrohte Arten tungspotenzial ist erheblich. Der NABU fit für den Klimawandel zu machen. Vor verloren. Nonnenroth hat schon erste Gespräche diesem Hintergrund findet überall in mit der zuständigen Revierförsterin ge- Deutschland ein Waldumbau statt. Dabei Anlegen von Buchten . Das Anlegen von führt. Nun hoffen die Naturschützer, dass wird das Anlegen von Waldrändern ver- Buchten ist eine einfache, wirksame und auch die Politiker*innen und die Stadt gessen, so der NABU-Vorsitzende Heinz auch kostengünstige Maßnahme, die sich Hungen bei der ökologischen Waldrand- Weiss. Normalerweise besteht ein Wald- vor allem für strukturarme Waldränder pflege mitziehen. (Heinz Weiss) Blaues Blütenparadies für summende Insekten NABU Solms verwandelt eintönigen Acker in artenreiche Salbeiwiese S albei-Glatthaferwiesen waren frü- zung des Projektes ar- her in Hessen häufig zu fi nden. beitet die NABU-Grup- Sie kamen vorzugsweise auf ma- pe eng mit den örtlichen geren und trockenen Südhängen vor und Landwirten und der Ge- beherbergten eine große Artenfülle. Heu- meinde zusammen. Im te sind die meist ein- bis zweischürigen Mittelpunkt der Aktivi- blumenbunten Wiesen selten geworden. täten steht die fortwäh- Deshalb kommt dem NABU Solms ein rende Aushagerung des großer Verdienst zu, in jahrelanger mü- Bodens, damit die licht- hevoller Arbeit einen eintönigen Acker liebenden Pflanzen ge- wieder in ein Blütenparadies für Schmet- nug Platz finden. Neben terlinge, Wildbienen und Käfer verwan- dem Salbei blühen auf delt zu haben. den weiten Wiesen nun Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Margerite, Klappertopf, Auf einer botanischen Exkursion im Som- Knolliger Hahnenfuß B. Langenhorst mer zeigte der NABU-Vorsitzende von und Flaumhafer. Somit Solms, Walter Veit, was einen effektiven hat sich der große Auf- Biotopschutz ausmacht: Bei der Umset- wand gelohnt. (bl) HESSEN natürlich Herbst 2021
12 | VOR ORT Eimer-Taxi für Erdkröten, Frösche und Molche NABU Fuldatal baut Krötenschutzzaun bei Ihringshausen auf das Geschlecht der Amphibien, trugen heiten nicht über die bestehende breite sie per Eimer-Taxi über die Straße und Gleisanlage wandern können, sondern ließen sie kurz vor dem Laichgewässer sich im Winter auf der anderen Stra- frei. Das Ziel der Tiere war ein nahes Re- ßenseite im Hang in frostsicheren Ver- genrückhaltebecken. stecken aufhalten. In den Falleimern wurden bislang Erdkröten, Grasfrösche, Krötenwanderung . Als Frühlingsquar- Teichmolche, Bergmolche, Fadenmol- tier dient das Feuchtgebiet, als Winter- che und eine Zauneidechse entdeckt. quartier vermutlich die Hanglage auf der anderen Straßenseite. Normalerwei- Weniger Erdkröten . In diesem Jahr wa- se sind Erdkröten bei ihrer Wanderung ren mit 190 Exemplaren wesentlich we- zwei bis drei, manchmal auch mehr niger Erdkröten als in den beiden Vor- G. Lerch Kilometer unterwegs, um ihr Laichge- jahren mit 343 bzw. 353 Tieren unter- wässer zu erreichen, in dem sie gebo- wegs. Allerdings hat sich die Anzahl I m Frühling hat der NABU Fuldatal ren wurden. Hinter der Hanganlage, der Molche, besonders der Teichmol- das dritte Mal in Folge einen mobi- die mit vielen Sträuchern und Bäumen che, mit 37 Exemplaren wieder erholt. len Krötenschutzzaun beim Orts- bewachsen ist, fahren viele Personen- Auch einige Bergmolche und Faden- teil Ihringshausen aufgestellt. Die Na- und Güterzüge. Es ist anzunehmen, dass molche waren am Krötenschutzzaun turschützer notierten die Anzahl und die Amphibien aufgrund der Gegeben- emsig unterwegs. (Gerlinde Lerch) Neue Insektenhotels auf Wildblumenwiesen NABU Main-Kinzig berät Baugesellschaft Hanau beim Artenschutz I m Jahre 2017 hat die Baugesellschaft nen für das richtige Füllmaterial zur Hanau zahlreiche Wiesen, leere Verfügung gestellt. Tobias Karger, Ob- Grundstücke und verwilderte Gär- jektbetreuer der Baugesellschaft Hanau ten zur Insektenschutzzone erklärt und und gelernter Schreiner, begann bereits diese durch Schilder als solche kennt- im Winter letzten Jahres mit dem Bau lich gemacht. Um Ärger mit den Nach- der Insektennistkästen nach Anleitung barn zu vermeiden, werden die Flächen des NABU. um die Insektenwiesen herum regelmä- ßig gemäht. Im vergangenen Jahr wur- Kinderstube für Insekten . Das erste „In- den die Insektenschutzzonen durch 15 sektenhotel“ wurde direkt am Firmen- Kilogramm Wildblumenwiesensamen gebäude der Baugesellschaft Hanau, mit N. Weber für Schatten- und Sonnenflächen auf- Flugrichtung zum Schlossgarten, auf- gewertet. Gleichzeitig wurde der Bau gestellt und jetzt eingeweiht. Weitere und das Aufstellen von Nisthilfen für Kästen in unterschiedlichen Größen Insekten geplant. und Befüllungen folgen. Sie finden ih- ren Platz in diesem Frühjahr auf den NABU-Unterstützung . Um hier Fehler zu Wiesen und verwilderten Gärten, um vermeiden, wandte sich die Baugesell- möglichst vielen Insekten eine Kinder- schaft Hanau an den NABU-Kreisver- stube zu bieten. Um auch zukünftig band Main-Kinzig und lässt sich bera- die Artenvielfalt auf den Wildblumen- tend begleiten, um die Wiesen weiter wiesen der Baugesellschaft Hanau zu aufzuwerten und zu beleben. Nach Be- fördern und sicherzustellen, wird der gutachtung einiger Flächen bekam die NABU-Kreisverband Main-Kinzig wei- Baugesellschaft Hanau passende Bau- terhin beratend und unterstützend mit- N. Weber anleitungen und auf die jeweiligen In- wirken und die Wiesen von Zeit zu Zeit sektenarten abgestimmte, Informatio- begutachten. (Norbert Weber) Herbst 2021 HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13 Steinbrüche sind Refugien der Artenvielfalt NABU verlängert erfolgreiche Kooperation mit der MHI-Gruppe D er NABU Hessen betreut seit dem Fledermausquartieren, aber auch die ge- Jahr 2016 insgesamt 13 Steinbrü- zielte Neuanlage von über 100 Kleinge- che der Mitteldeutschen Hart- wässern umgesetzt. Durch diese Maßnah- stein-Industrie AG (MHI) in Hessen und men konnten die Lebensraumbedingun- Rheinland-Pfalz. Dort finden regelmäßige gen für bedrohte Arten wie z.B. Gelb- Begehungen durch speziell geschulte eh- bauchunke, Flussregenpfeifer und Uhu, renamtliche NABU-Steinbruchbetreuer* aber auch viele Insektenarten optimiert innen statt, um die vorkommenden Ar- und gesichert werden. K. Klatwaßer ten zu erfassen und die Ergebnisse zu do- kumentieren. Anschließend werden mit Vorbildliches Engagement . „Durch die dem Unternehmen Maßnahmen zur Op- hier entstandene vorbildliche Zusammen- timierung des Natur- und Artenschutzes arbeit zwischen Abbaubetrieb und Natur- auf den Geländen erarbeitet. schutz konnten wir bereits viel für den Artenschutz erreichen und so langfristig Hohe Artenvielfalt . Im Laufe des Projek- Perspektiven für bedrohte Arten schaf- tes konnten so bereits mehr als 1.800 fen. Daher freuen wir uns sehr über die Artbeobachtungen von 320 verschiedenen offizielle Verlängerung der Kooperation“, Tier- und Pflanzenarten dokumentiert erklärt Dominik Heinz, der Projektleiter werden. In den Steinbrüchen wurden Artenschutz in Abbaugebieten des NABU K. Kaltwaßer Maßnahmen zum aktiven Artenschutz Hessen. Die erfolgeiche Arbeit kann also wie das Aufhängen von Nistkästen und weitergehen (Dominik Heinz / kk) Naturschutztauchen für unsere Gewässer NABU, Angler und Taucher unterzeichnen Seenschutz-Vereinbarung R. Stoodt R. Stoodt R. Stoodt S elten gibt es ein Thema, bei dem kommen Nährstoffeinträge aus der Land- untersuchungen können anschließend sich alle Naturschützer so einig wirtschaft oder falscher Fischbesatz. Da- Veränderungen festgestellt werden. Be- sind: die Qualität der Seen in Hes- bei bietet das Ökosystem See zahlreichen gehung des Ufers durch örtliche NABU- sen muss verbessert werden. Der NABU Tieren und Pflanzen einen Lebensraum Gruppen sind eine sinnvolle Ergänzung. Hessen, der Verband Hessischer Fischer und leistet einen wichtigen Beitrag zur Für Gewässer mit schlechterem Erhal- sowie der Hessische Tauchsportverband biologischen Diversität. tungszustand – das werden die meisten unterzeichneten im Frühling im Natur- Gewässer sein – sollen proaktiv Maßnah- schutzzentrum Bergstraße eine Verein- Tauchgang für die Natur . Im Sinne der Ver- men vorgeschlagen werden, die zu einer barung mit dem Ziel, die hessischen Seen einbarung sollen vor allem Gewässer bis Verbesserung führen. Viel Arbeit, die da in einen guten Zustand zu bringen. Dass 50 Hektar untersucht werden. Dies wer- auf die NABU-Aktiven zukommt, aber es dabei noch viel Arbeit vor allen liegt, ist den vor allem die NABU-Naturschutztau- lohnt sich. Weitere Informationen gibt es den Verbänden sehr bewusst. Viele Ge- cher*innen erledigen. Durch Monitoring- unter www.nabu-naturschutztauchen. wässer sind durch die hohen Tempera- Tauchgänge wird der Zustand eines See de und rainer.stoodt@nabu-naturschutz- turen vom Klimawandel belastet, dazu festgehalten, durch regelmäßige Nach- tauchen.de (Rainer Stoodt) HESSEN natürlich Herbst 2021
14 | LANDESWEIT Moorausstellung, Hochmoor und Sonnentau Moorführertreffen am NABU-Haus am Roten Moor in der Rhön N ach langer Zeit trafen sich die takt zu kommen. Ein großer Wunsch der NABU-Moorführer*innen in der Moorführer*innen war die Durchführung Rhön wieder in Präsenz. So fan- einer gemeinsamen internen Fortbildung. den innerhalb kürzester Zeit gleich zwei So erwuchs ziemlich schnell die Idee, die- Treffen statt. Zum einen besuchten die se bald zu organisieren. Moorführer*innen Mitte Juli das NABU- Haus am Roten Moor. Endlich konnten Moorfortbildung . Um allen botanischen sie sich bei selbstgebackenen Kuchen über Freuden gerecht zu werden, besuchten gelaufene Führungen durchs Rote Moor sie schon eine Woche später das Schwar- und weitere Wünsche für das Moorfüh- ze Moor. Der Bohlenweg führt dort, an- rer-Projekt, das von der Firma Rhön-Spru- ders als im Roten Moor, direkt durch ein- V. Börner del unterstützt wird, austauschen. zigartige Hochmoorflächen. So konnten die NABU-Aktiven den Rundblättrigen NABU-Moorausstellung . Außerdem be- Sonnentau bewundern, eine fleischfres- suchten sie die Moorausstellung, die auf- sende Moorpflanze. grund der derzeitigen Corona-Bestimmun- gen weiterhin geschlossen bleiben muss. Faszinierender Sonnentau . Die Freude Die Ausstellung wurde trotzdem auf am Sonnentau war groß. Und das Erstau- Herz und Nieren und nach verschiedenen nen war umso größer, dass diese einzigar- Gesichtspunkten untersucht, wie zum tige Pflanze so winzig und zart ist. Micha- Beispiel: Wie wollen wir die Ausstellung el Pinato, Anni Bender und Manfred Ben- in Zukunft mit unseren Gruppen nutzen? der glänzten mit einer umfangreichen Welche Mitmach-Stationen sollten für und informativen Führung zum Schwar- Kinder (weiter)entwickelt werden? Die zen Moor und zu vielen verschiedenen NABU-Aktiven waren sich einig, dass es Hochmoor- und Niedermoor-Pflanzen. V. Börner ein geselliger und kurzweiliger Nachmit- Mehr Infos gibt es unter www.NABU- tag war, um wieder miteinander in Kon- Hausamrotenmoor.de (Vera Börner) Mehr Natur- und Artenschutz in Feld und Flur NABU Hessen gründet neue Landesarbeitsgruppe Landwirtschaft D ass wir eine naturverträglichere erarbeiten. Aber auch ganz „alltägliche“ Landwirtschaft in Hessen brau- Herausforderungen sollen angesprochen chen, darin sind wir uns im NABU werden, wie z.B. der Umgang mit umge- einig. Was aber ist eine naturverträgliche pflügten Wegen und beackerten Wegerän- Landwirtschaft? Was ist eine ordnungsge- dern. Auch die nun überall neu entste- mäße Landwirtschaft? Gibt es nur die eine henden Landschaftspflegeverbände sind Landwirtschaft? Welche guten Alternati- ein wichtiges Thema. Wie können wir uns ven sind vorhanden? Wie kann oder muss hier verstärkt einbringen und dafür sor- eine funktionsfähige Landwirtschaft von gen, dass der Schutz der biologischen heute und morgen aussehen? Vielfalt bei den einzelnen Projekten eine zentrale Rolle spielt? Gemeinsame Lösungen . In der neu gegrün- deten Landesarbeitsgruppe (LAG) Land- Wer Lust und Zeit hat, sich mit diesen The- wirtschaft wollen wir über den Landbau men auseinanderzusetzen, ist herzlich und über die Probleme mit der Landwirt- eingeladen, bei der Landesarbeitsgruppe M. Sommerhage schaft reden, aber auch mit den Bauern mitzuarbeiten. Interessent*innen kön- und bestenfalls gemeinsame Lösungen für nen sich wenden an stefanie.stueber@ eine naturverträgliche Landwirtschaft nabu-hessen.de (Stefanie Stüber) Herbst 2021 HESSEN natürlich
NABU-STIFTUNG | 15 N. Flügel N. Flügel L. Klostermann N. Flügel Einsatz für echte Sonnenliebhaber NABU-Stiftung sichert Lebensraum für Segelfalter, Zippammer und Mauereidechse W ärme genießende Mauereidech- Ansprüchen der hier lebenden seltenen durch Spendengelder abgedeckt. Hierfür sen, durch die Lüfte gaukelnde Arten zu Gute kommt. ein großes Dankeschön an alle Spender! Segelfalter und singende Zipp- ammern: Dieser Anblick prägt aktuell Gibt es bereits erste Erfolge der Natur- Wie soll es mit dem Projekt in Zukunft das NABU-Schutzgebiet „Rheinhänge bei schutzmaßnahmen? weitergehen? Assmannshausen“. Bereits seit 2005 en- gagiert sich die NABU-Stiftung Hessisches Nico Flügel: Schon im Frühsommer 2021 Nico Flügel: Durch den Ankauf durch die Naturerbe für den Schutz der wärmelie- fand ich die ersten Segelfalter-Raupen in NABU-Stiftung sind diese wertvollen Flä- benden Arten in der Umgebung von Ass- Bereichen, die vorher stark verbuscht wa- chen langfristig für den Naturschutz ge- mannshausen im Rheingau-Taunus-Kreis. ren und deshalb nicht besiedelt werden sichert. Auch künftig möchten wir diese In 2020 wurde dieses Projekt noch ein- konnten. Außerdem konnte sich die Mau- weiter aufwerten. Dazu sollen noch eini- mal erweitert und inhaltlich aufgewertet. ereidechse auf den freigestellten Flächen ge der inzwischen verfallenen Trocken- Der Stiftungs-Referent für Flächenmana- ausbreiten und die in der Nähe brütende mauern instandgesetzt werden, damit gement Nico Flügel erklärt im Interview, Zippammer nutzte diese, um nach Nah- sich die Eidechsen wieder in deren Lücken wie es zu dieser Erweiterung kam. rung zu suchen. verstecken können. Außerdem sind wir dabei, gemeinsam mit den beteiligten Be- Nico Flügel: Bei meiner Bachelorarbeit Wer ist an dem Projekt sonst noch betei- hörden eine langfristige Offenhaltung habe ich 2017 die Tagfalter im Projektge- ligt und wie wird es finanziert? der Flächen zu organisieren. biet erfasst. Unter anderem auf Grundla- ge dieser Daten haben wir fachlich sinn- Nico Flügel: In diesem Projekt arbeiten Kann ich mir das Gebiet auch selbst mal volle Erweiterungsflächen festgelegt und wir mit den NABU-Gruppen Rheingau und bei einem Tagesausflug anschauen? notwendige Pflegemaßnahmen geplant. Untertaunus, der Jagdgenossenschaft, Im Winter 2020/21 war es dann endlich dem Forstamt Rüdesheim und der Obe- Nico Flügel: Unser Schutzgebiet zwischen soweit: Einige der ehemaligen Weinberg- ren Naturschutzbehörde in Darmstadt Assmannshausen und Rüdesheim lässt sterrassen und Trockenmauern konnten zusammen. Die Maßnahmen und der An- sich problemlos durch eine Wanderung angekauft, entbuscht und freigestellt kauf der neuen Flächen wurden im Rah- auf dem Rheingauer Rieslingpfad genie- werden. Dabei blieben einige Einzelbäu- men der Gemeinschaftsaufgabe Agrar- ßen. Zum Schutz der sensiblen Arten gilt me und Gebüschgruppen als Rückzugs- struktur und Küstenschutz (GAK) größ- es jedoch stets, auf den ausgewiesenen räume erhalten. Das Ergebnis ist eine tenteils vom Bund und dem Land Hessen Wanderwegen zu bleiben. (Interview: Lisa strukturreiche Kulturlandschaft, die den finanziert. Die restliche Summe wurde Klostermann) HESSEN natürlich Herbst 2021
16 | NAJU J. Noeske J. Noeske J. Noeske Vom Anschleichen und Tarnen NAJU-Wildlife-Kurs „Chamäleon“ zwischen Baum, Blatt und Boden A nfang des Sommers fand die erste Präsenz-Veranstaltung der NAJU mit Hygienekonzept statt. Beim Kurs „Cha- Außerdem wurde so auch das Vertrauen gestärkt. Dann begann ein geführter Spa- ziergang durch den Wald. Ziel war es, suchen. Dafür wurde die Gruppe in zwei Gebiete aufgeteilt. Dort waren jeweils fünf Gegenstände versteckt. Manche Ge- mäleon“ konnten die Teilnehmer*innen einen besonderen Baum zu finden. Dieser genstände waren sehr gut getarnt, sodass von 10 bis 14 Jahren den Wald mit allen wurde dann mit dem Tastsinn erkundet. es eine richtige Herausforderung darstell- Sinnen erleben. Am ersten Tag stand das Entscheidend waren dabei meist die Brei- te. Am Ende waren die Gruppen dennoch Entdecken im Mittelpunkt. Zuerst konn- te des Baumes, die Verzweigung der Äste, erfolgreich. Jetzt waren die Jugendlichen ten die Jugendlichen sich bei verschiede- die Beschaffenheit der Rinde und moos- schon fast richtige Tarnprofis. Der Ge- nen Spielen kennenlernen. Danach ging bewachsene Stellen. Im Anschluss sollte ruchs- und der Geschmackssinn wurden es in den Wald, um die nähere Umgebung der Baum, der zuvor betastet wurde, mit zwar nicht behandelt, diese sind aber zu erkunden. Der Abend begann dann offenen Augen wiedergefunden werden. auch nicht ganz so wichtig für das Tar- mit einem auf dem Lagerfeuer gekochten nen im Wald. Essen. Nachdem der Hunger gestillt war, Blind im Wald . Danach waren die Ohren wurde es auf dem Zeltplatz langsam ru- der Teilnehmenden gefragt. Auch dazu Mit Matsch und Moos . Später wurde das hig. Als sich alle zum Schlafen hingelegt wurden die Augen verbunden. Eine Per- neu entdeckte Wissen über das Tarnen hatten, konnten die Teilnehmenden noch son stand in der Mitte, während der Rest noch in zwei Gruppen ausprobiert. Mit den Geräuschen aus dem Wald lauschen. einen Kreis bildet. Dann schlich sich je- viel Matsch, Moos und unterschiedlicher weils eine Person aus dem Kreis möglichst Kleidung war es nun die Aufgabe, sich so Schulung des Tastsinns . Am nächsten leise an und der Mensch in der Mitte gut wie nur möglich zu tarnen. Dazu ge- Morgen übernahm die Sonne den Weck- musste erkennen, aus welcher Richtung hörte natürlich auch, ein gutes Versteck dienst. Im Laufe des Tages wurden die sie kam. Schon die kleinsten Geräusche zu finden. Die jeweils andere Gruppe verschiedenen Sinne betrachtet, die für konnten ausschlaggebend sein. Manch- konnte dann noch einmal ihren Sehsinn gutes Tarnen gebraucht werden. Am Ende mal war es ein raschelndes Blatt, ein an- anstrengen und die Versteckten suchen. sollten sich die Teilnehmenden schließ- deres Mal waren es Geräusche der Klei- Nach dem spannenden Tag mit allen lich so gut tarnen können wie ein Cha- dung. Nach einiger Zeit wurde das An- Sinnen konnte der letzte Abend mit einer mäleon. Den Anfang machte der Tastsinn. schleichen allerdings soweit verbessert, Runde Werwolf ausklingen. Am nächs- Die Jugendlichen fanden sich dazu in dass es immer schwieriger wurde. ten Morgen war die letzte Aufgabe eine Zweiergruppen zusammen. Einer Person Jetzt wurden doch nochmal die Au- Suchaktion, bevor es dann für alle wieder wurden dann jeweils die Augen verbun- gen gebraucht. Diesmal sollten die Teil- nach Hause ging. (Janina Noeske) den, um ihre anderen Sinne zu stärken. nehmenden verschiedene Gegenstände Herbst 2021 HESSEN natürlich
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