HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU

 
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HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
HESSEN natürlich
Landesverband Hessen

                       Herbst 2021

                                        Vögel
                                     s c h ü t ze n
                                      im NABU
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
2 | THEMA

Vogelschutz im NABU Hessen
                                                       in den 1980er Jahren. Der Wanderfalke         und die daraus erwachsene Motivation zu
                                                       ist aber auch ein Beispiel dafür, dass eine   ihrem Schutz aus der Vogelbeobachtung
                                                       Trendumkehr gelingen kann durch ein           entstanden. Engagement für Natur- und
                                                       Verbot der schlimmsten Umweltgifte. Ein       Umweltschutz wird immer komplexer
                                                       Beispiel auch, dass es allein mit Appellen    und fordert immer mehr Einsatz. Die Kli-
                                                       an die Freiwilligkeit nicht getan ist, son-   makrise wirft ganz neue Fragen auf, auf
                                                       dern in solchen Fällen klare rechtliche       die es keine einfachen Antworten gibt.
                                                       Vorgaben nötig sind.                          Wo es auch Konflikte zwischen Maßnah-
                                                                                                     men zum Klimaschutz und dem Schutz
                                                       Auch die zunehmende Ausräumung, Eu-           der Artenvielfalt gibt. Welche Lösungs-
                                                       trophierung und Uniformierung unserer         möglichkeiten können wir dafür finden?
                                                       Landschaft schlägt sich in unserer Vogel-
                                                       welt nieder. Die einen profitieren und wer-   Nicht zu vergessen: Die absichtslose Be-
                                                       den immer häufiger, etwa die Rabenkrä-        obachtung der Natur gibt – auch mir per-
                                                       he. Bei anderen, etwa den früheren Aller-     sönlich – immer wieder neue Motivation
                                                       weltsarten Rebhuhn oder Feldlerche, zeigt     und Kraft für viele Sitzungen, Stellung-
                                                       ein katastrophaler Rückgang, dass etwas       nahmen, Telefonate und Lobbyarbeit, die
                                                       nicht stimmt mit der Bewirtschaftung          der Einsatz für den Naturschutz so mit
                                                       unserer Landschaft. Dass der Rückgang         sich bringt. Der Gesang eines Brachvogels
                                                       vieler Kleinvögel, die zumindest ihre Jun-    ist einfach schön und erfüllt mich mit
                                                       gen mit Insektennahrung aufziehen, et-        dem Wunsch, ihn zu erhalten. Egal ob er
                                        V. Lindmayer

                                                       was mit dem Insektenrückgang zu tun           nützlich ist oder nicht.
                                                       hat, ist auch ein naheliegender Gedanke.
                                                                                                     Nicht nur für den Klimaschutz, auch für
Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen                   Die Beispiele zeigen aber auch, dass es       den Schutz der Biodiversität wird das be-
des NABU Hessen,                                       nicht weiterhilft, gefährdete Vögel nach-     gonnene Jahrzehnt entscheidend sein.
                                                       zuzüchten oder Krähen zu schießen, son-       Packen wir´s an, dazu sind wir alle auf-
der Schutz der heimischen Vogelarten,                  dern dass wir an den Ursachen ansetzen        gerufen.
das zeigt nicht nur unser NABU-Logo, ist               müssen. Genau das ist die Botschaft und
ein zentrales Anliegen unseres Verbandes.              der Auftrag, den wir aus unserer Beschäf-     Ihr Gerhard Eppler
Daran ändert auch nichts, dass seit Grün-              tigung mit der Vogelwelt mitnehmen.           NABU-Landesvorsitzender
dung des NABU die Herausforderungen                    Zugleich ist für viele die Liebe zur Natur
zum Schutz unserer Umwelt und der be-
lebten Natur immer weiter gewachsen
sind auf ein damals nicht vorstellbares
Niveau.

Unsere Vogelarten sind dabei gleich zwei-
erlei: Gegenstand unserer Schutzbemü-
hungen und Indikatoren für den Zustand
unserer Umwelt. Über keine andere Tier-
gruppe liegen so viele, so langjährige und
belastbare Daten vor wie über die Vögel.
In der hessischen Nachhaltigkeitsstrate-
gie wurde ein Vogelindikator eingeführt,
bei dem besonders der Wert für die Vögel
der Agrarlandschaft nach wie vor nach
unten weist.
                                                                                                                                            Shutterstock/Bildagentur Zoonar

Einige Vogelarten stehen am Ende der
Nahrungskette und warnen uns vor der
Gefährdung unserer eigenen Gesundheit
durch Umweltgifte. Beispiel ist das fast                 Großer Brachvogel
völlige Verschwinden des Wanderfalken

Herbst 2021                                                                                                                    HESSEN natürlich
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THEMA | 3

                                       S. Schawo

                                                                                                                                                J. Struch
                                                                                           D. Warren

                                                                                                                                                D. Warren
                                       J. Struch

Für Steinkauz und Schleiereule
Praktischer Artenschutz der AG Eulen im NABU-Kreisverband Groß-Gerau

I
     m Februar 2019 trafen sich Vertre-            marder-Population besteht, entschlossen             Hilfe für Schleiereulen . Für die Schleier-
     ter einiger Gruppen sowie einzelne            sich die AG-Mitglieder, für die Steinkäuze          eulen kaufen die AG-Mitglieder Brutkis-
     Aktive auf Einladung des NABU-Kreis-          Röhren mit Marderschutz zu verwenden.               ten in den Maßen 120/50/50 bei einer
verbandes Groß-Gerau, um die AG Eulen              Als sicherste Methode erschien ihnen die            Lebenshilfe-Werkstatt. Die Kontrollklap-
zu gründen. Ziel war ein lockerer Zusam-           Halbmondpendelröhre, die von Gerhard                pen bauen sie dann immer vor Ort ein,
menschluss, um die Arbeit im Eulen-                Neuhaus vom NABU Minden-Lübbeke vor-                da die örtlichen Bedingungen in den un-
schutz zu koordinieren und sich gegen-             gestellt worden war. Er hat mit dieser              terschiedlichsten landwirtschaftlichen
seitig bei der Ausführung zu unterstüt-            Technik schon einige Jahre positive Er-             Gebäuden und privaten Dachböden sehr
zen. Bis dahin wurde der Eulenschutz von           fahrung gesammelt.                                  variieren. Im Moment haben sie über 60
den einzelnen lokalen Gruppen geleistet,                                                               Schleiereulenkisten in ihrer Obhut, auch
ohne die Nachbarreviere oder eine Ver-             Praktisches Pendel . Die Pendeleinheit              hier wird das Angebot zur Übertagung
netzung dieser zu beachten.                        hat zwei Durchschlüpfe, über denen eine             und Brut ständig erweitert.
                                                   Achse verläuft, an der zwei gegenläufige
Steinkauz-Schutz . Die Haupttätigkeit der          Halbmondpendel befestigt sind. Kriecht              NABU-Plakette . Als Dank und zum Mo-
AG Eulen liegt im Anbringen von Nist-              ein Marder durch das erste Loch, bewirkt            tivieren verleiht die AG Eulen an die Eu-
hilfen für Steinkauz und Schleiereule so-          die Einstellung der beiden Pendel, dass             lenvermieter die NABU Plakette „Eulen-
wie die Kontrolle und Reinigung der Brut-          das hintere Loch verschlossen bleibt und            freundliches Haus“. Zur Finanzierung
möglichkeiten. Es werden bei Bedarf auch           der Marder nicht hindurchschlüpfen                  stellten die NABU-Aktiven ihre Projekte
Turmfalkenkästen montiert, um Fehlbe-              kann. Da der Steinkauz kleiner ist, kann            bei der Umweltlotterie GENAU ein. Schon
legungen – insbesondere von Schleiereu-            er ohne Probleme herein und heraus. Da              zweimal wurden sie von einem glück-
lenkisten – zu verhindern. Bei Brutkon-            es diese Röhre nicht zu kaufen gibt, wer-           lichen Hauptgewinner ausgesucht und
trollen achten die NABU-Aktiven darauf,            den alle von der AG Eulen selbst gebaut.            konnten deshalb ohne Geldsorgen an die
die Störung so gering wie möglich zu hal-          Im Laufe der Zeit wurde der ursprüngli-             Umsetzung gehen.
ten. Des Weiteren steht auch die Pflege            che Plan noch verbessert und pflegeleich-               Weitere Infos über die AG Eulen des
von Kopfweiden und Streuobstwiesen auf             ter gestaltet. Im Kreisgebiet betreuen die          NABU-Kreisverbands Groß-Gerau gibt auf
dem Plan, um die Lebensbedingungen                 NABU-Aktiven bereits über 370 Stein-                Facebook unter „NABU Rhein-Main AG
der Eulen zu verbessern. Da in den meis-           kauzröhren. An geeigneten Stellen wer-              Eulen“ und im Web unter  www.nabu-
ten Gebieten im Kreis eine hohe Stein-             den noch neue montiert.                             rhein-main.de (Ilka Linke)

HESSEN natürlich                                                                                                                       Herbst 2021
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4 | THEMA

Warum ist Vogelschutz auch heute noch wichtig?
NABU-Aktive aus ganz Hessen nehmen Stellung zum Herzensthema

Vogelschutz ist auch heute noch wichtig,      Vogelschutz ist die Herzkammer des Na-        Weil viele Arten bedroht sind und deren
weil Vögel wichtige Indikatoren für die       turschutzbundes und die Verteidigung          Lebensräume durch Flächenverbrauch
höchst dringliche nachhaltige Entwick-        der Biodiversität ein Härtetest für unse-     und intensiver Landwirtschaft so lang-
lung und den überlebenswichtigen Schutz       re Glaubwürdigkeit. Erstrangige Aufgabe       sam verschwinden. (Alfred Wolf, NABU
der biologischen Vielfalt sind. (Harald       und Schicksalsfrage für dieses Jahrzehnt      Siedelsbrunn)
Ristau, NABU-Kreisverband Limburg-Weilburg)   bzw. in Zeiten des Anthropozäns. (Dieter
                                              Gothe, NABU Solz)                             Vögel sind wichtige Indikatoren für den
                                                                                            ökologischen Zustand unserer Natur und
                 age                          Vögel sind Anzeiger für den Zustand der       Landschaft. Darüber hinaus sind viele Vo-
              erh
            mm                                uns umgebenden Natur. Intakte Natur           gelarten oft Identifikationsobjekte für die
          So
     M.

                                              macht glücklich, Vögel, Insekten, einhei-     Menschen, wenn sie die Schönheiten der
                                              mische Blühpflanzen gehören zusammen          Natur umschreiben wollen! (Heinz-Günther
                                              gedacht. (Heinz Kapp, NABU Neu-Isenburg)      Schneider, NABU Battenberg)

                                              Vögel sind ein wichtiger Bestandteil des
                                              „Ökosystems Natur“ und Indikatoren über                    un
                                                                                                           k
                                                                                                     T. M
                                              dessen Zustand. Manche Arten sind stark
                                              bedroht. (Richard Wildner, NABU Otzberg)

                                              Vogelschutz ist Artenschutz. (Manfred Vogt,
                                              NABU Limeshain)

Weil es nachweislich immer weniger Vö-        Weil jeder einzelne Vogel der Zahn eines
gel gibt. Wer Augen und Ohren und auch        Zahnrades im komplexen Getriebe von
nur ein wenig Interesse hat, dem ist be-      Werden, Sein und Vergehen ist. Und wenn
reits seit längerer Zeit aufgefallen, dass    wir nicht bald das ganze Zahnrad tau-
z.B. bei der Winterfütterung, aber auch       schen, droht das Getriebe still zu stehen.
in der Brutsaison deutlich weniger Vögel      (Thomas Lay, NABU Münster)
und vor allem auch Vogelarten in den Gär-
ten vorhanden sind. Wo sind Kernbeißer,                                                     Viele Vögel sind als Mitgeschöpfe Sympa-
Klappergrasmücke, Dompfaff, Türken-                                           T. D
                                                                                            thieträger, begleiten den Menschen posi-
                                                                                  ov
taube und sogar Hausrotschwanz hin?                                                 e       tiv und sind gute Vermittlungsobjekte
(Alfred Leiß, NABU Kefenrod-Bindsachsen)                                                    für den Natur- und Artenschutzgedanken.
                                                                                            Außerdem sind zahlreiche Arten gut er-
Dokumentation und Schutz von Vögeln                                                         forscht und die Erkenntnisse daraus ge-
in Ihren Brut- und Rastgebieten ist eine                                                    ben uns das Rüstzeug für einen modernen,
der elementaren Voraussetzungen für                                                         gesamtökologisch orientierten Natur-
nachhaltigen Naturschutz, dem Erhalt                                                        schutz zu Gunsten der vielfältigen Öko-
unserer Lebensgrundlage. Zu allen Zei-                                                      systeme und ihrer Lebensgemeinschaften.
ten waren Vögel die auffälligsten und am                                                    (Stephan Kannwischer, NABU Horlofftal)
häufigsten wahrgenommenen Anzeiger
von Umweltveränderungen und vorhan-                                                         Der Einsatz für den Schutz unserer Vögel
dener Biodiversität, was auch den Men-                                                      ist wichtiger denn je, da die meisten Be-
schen ganz unmittelbar betraf und (wei-                                                     stände dramatisch rückläufig sind. Über
terhin) betrifft. (Frank Philip Gröhl, NABU   Vögel sind Bestandteile unseres Lebens        Vögel als populäre Indikatoren lassen
Riedstadt)                                    und wichtige Indikatoren für den Natur-       sich Maßnahmen durchführen, von de-
                                              und Umweltschutz. (Klaus Hilbert, NABU        nen auch andere, weniger spektakuläre
Weil Vogelschutz für viele Menschen den       Bad König/Nieder-Kinzig)                      Tierarten profitieren. (Dr. Peter Koswig,
direkten und gut erkennbaren Zustand                                                        NABU Korbach)
unserer Natur aufzeigt. Weil Vogelschutz      Vogelschutz ist wichtig, weil unsere Kin-
positiv besetzt ist und den Zugang zu         der es lieben, den Jungvögeln im Garten       Vogelschutz heißt Wohnrecht auf Lebens-
weiteren Naturschutzthemen herstellen         beim Fliegenlernen zuzuschauen. (Rory         zeit für die Mitbewohner vom Dach und
kann. (Thomas Fleck, NABU Kassel)             Brückmann, NABU Kaufungen/Lohfelden)          freien Anflug. (Ruth Ortwein, NABU Walldorf)

Herbst 2021                                                                                                             HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
THEMA | 5

                                                  Das ist unsere Möglichkeit, Lebensräume       Unser Ziel ist es, unsere heimischen Eu-
                                                  zurückzugeben und dem Artenschwinden          len zu schützen und deren Lebensraum
                                                  entgegenzuwirken. Der Schutz fängt be-        zu erhalten. Im dicht besiedelten Rhein-
                                                  reits mit einem Vogelhäuschen an. Damit       Main-Gebiet ist unsere Arbeit besonders

                                        D.
                                           Ba
                                                  unsere Kinder Störche auf der Wiese zäh-      wichtig, da Veränderungen in der Land-

                                             rk
                                                  len können. (Susan Höhner, NABU Münster)      wirtschaft und die zunehmende Bebau-
                                                                                                ung starken Einf luss auf die Eulenbe-
                                                  In Anbetracht des dramatisch immer wei-       stände haben. (Jasmin Speckhardt, NABU
                                                  ter fortschreitenden Artenrückganges          Seeheim-Jugenheim)
                                                  unserer Vögel in der Agrarlandschaft –
                                                  bedingt durch die industrielle Landwirt-      Vögel sind cool und machen Spaß zu be-
                                                  schaft und Flächenversiegelung – gewinnt      obachten und sie haben auch ein grund-
                                                  der Vogelschutz immer mehr an Bedeu-          sätzliches Recht aufs Leben. Der Vogel-
                                                  tung und darf im Hinblick auf die Verant-     schutz schützt auch viele andere Tiere,
                                                  wortung, die gerade der NABU dafür hat        weil Vögel auf viele Ökosysteme angewie-
Vogelschutz ist auch heute noch wichtig,          – Gründerin Lina Hähnle – nicht hinten-       sen sind. Ich will auch in Zukunft noch
weil Vögel im Naturhaushalt eine bedeu-           angestellt werden. Artenschutz – Vogel-       beim Baden mal einen Eisvogel sehen
tende Rolle, z.B. als Blütenbestäuber, Sa-        schutz – kann und darf nicht gegen Kli-       können oder beim Blick aus dem Fenster
menverbreiter, Schädlingsvertilger spie-          maschutz an Bedeutung verlieren. (Norbert     mal einen Gartenrotschwanz vorbeiflie-
len und eins wichtiger Indikator für den          Möller, NABU Großenhausen)                    gen sehen können und ich will, dass das
Zustand von Lebensräumen sind. (Markus                                                          auch noch die Kinder und Jugendlichen
Dietrich, NABU Oberelsungen)                                                                    in 20, 30, 50 und 100 Jahren noch erleben
                                                                ve                              können. (Lydia Heidemann, NAJU Hessen)
                                                              Do
                                                           T.
Weil wir noch keine Trendwende bezüg-
lich der Bestände von Vogelarten auf                                                            Der Schutz von Vögeln in ihren Brut- und
landwirtschaftlich genutzten Flächen ha-                                                        Rastgebieten, sowie auf ihren Zugwegen
ben. Gerade die lokalen Ergebnisse beim                                                         bedeutet auch Biotopschutz und ist da-
Monitoring häufiger Brutvögel sind für                                                          mit Grundvoraussetzung für einen effek-
2021 wenig ermutigend. (Dr. Karl-Heinz                                                          tiven Naturschutz und die Sicherung
Svoboda, NABU Volkmarsen)                                                                       auch unserer Lebensgrundlagen. Vögel
                                                                                                geben als sichtbarste Bioindikatoren, die
Die Wiege des NABU liegt im Vogelschutz.                                                        entscheidenden Anzeichen, ob Lebens-
Er bewegt uns. Wir brauchen konsequen-                                                          räume intakt sind. Darüber hinaus be-
ten Vogelschutz. Kein Abwägen mit an-                                                           steht eine starke emotionale Beziehung
deren Interessen. Auch nicht für Windrä-                                                        der Menschen zu dieser Tiergruppe, da
der. Ohne Vogelschutz braucht es keinen                                                         sie seit jeher den Wechsel der Jahreszei-
NABU. (Bernd Petri, Stellv. Landesvorsitzender)   Hunderttausende Vögel sterben jährlich        ten ankündigt und Vögel sich leicht beob-
                                                  durch menschengemachte Gefahrenquel-          achten lassen und somit den Zugang zur
Weil Vögel viel mit uns Menschen gemein-          len. Glasscheiben, Wasserbecken, Gifte,       Natur ermöglichen. (Martina Limprecht,
sam haben: Sie singen, bauen ein Nest und         Verdrahtung, usw. Gleichzeitig bieten un-     NABU Odenwaldkreis)
manchmal gehen Sie auf Reisen. (Peter             sere modernen Siedlungen immer weni-
Ströde, NABU Heuchelheim-Kinzenbach)              ger Nistmöglichkeiten. Hier müssen wir
                                                  unser Bewusstsein schärfen und aktiv
                                                                                                               GE
                                                                                                             HA
Um dem Artenrückgang rechtzeitig vor-             helfen. (Thomas Mathias, NABU Steinau)                   ER
                                                                                                       M
                                                                                                     OM

zubeugen, (Günter Trageser, NABU Gedern)
                                                                                                      S
                                                                                                   M.

                                                  Was heißt hier „heute noch“? Er ist wich-
Vogelschutzaktionen und Medienberichte            tiger denn je, schaut man sich die Rück-
darüber sind eine hervorragende Mög-              gänge vieler Kleinvogelarten an. Nur mit
lichkeit zur Öffentlichkeitsarbeit für den        dem Aufhängen von Nistkästen ist es na-
Naturschutz insgesamt. (Wolfgang Lübcke,          türlich nicht getan, man muss verstärkt
NABU Edertal)                                     auch an anderen Rückgangsursachen an-
                                                  setzen. (Gerhard Eppler, NABU-Landesvor-
Vogelschutz ist auch heute noch wichtig,          sitzender)
weil er gleichzeitig Biotopschutz bedeu-
tet und somit auch vielen anderen Tier-           Weil Veränderungen im Vogelbestand
und Pf lanzenarten zugutekommt und                viel einfacher zu beobachten sind als der
weil Vögel in der Bevölkerung nach wie            Rückgang von Insekten, Pflanzen oder          Damit es für die Vogelwelt überhaupt
vor Sympathieträger für den Naturschutz           anderen Tierarten. (Dr. Lothar Jacob, NABU-   noch ein „morgen“ gibt. (Willi Benz, NABU
sind. (Michael Held, NABU Bürstadt)               Kreisverband Dieburg)                         Seeheim-Jugenheim)

HESSEN natürlich                                                                                                               Herbst 2021
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
6 | THEMA

                                               Weil wir Verantwortung dafür überneh-          was hätten tun können. Das Vögel etwas
                                M.
                                               men müssen, die negativen Auswirkun-           mit dem ökologischen Gleichgewicht zu
                                   So
                                               gen menschlichen Handelns so weit wie          tun haben – ist leider nicht jedem ver-

                                    m
                                     m
                                               uns möglich auszugleichen. Die Vielfalt        ständlich. Vogelschutz sollte im Gedan-

                                      erh
                                         age
                                               unserer Vogelwelt spiegelt die „Gesund-        ken der Menschen mehr sein, als nur Fut-
                                               heit“ unserer Heimat wider. (Christiane        terknödel im Winter aufzuhängen. Aber
                                               Sasse, NABU Altkreis Hofgeismar)               immerhin schon mal etwas. (Peggy Schnee-
                                                                                              weiß, NABU-Kreisverband Gießen)
                                               Auch Vögel sind ein Indikator für eine
                                               intakte Umwelt und gehören wie alle an-        Vögel sind für viele Menschen die Sym-
                                               deren Tierarten einfach dazu. Sei es an        pathieträger in der Natur. Vogelschutz
                                               Land, am und auf dem Wasser oder in            bedeutet daher auch Schutz der Biodi-
                                               der Luft. Notwendiger Vogelschutz zeigt        versität, um Lebensraum und Nahrungs-
                                               uns u. a. ständig auf, dass wir unser Ver-     grundlagen für Vögel zu erhalten. (Maria
                                               halten gegenüber der Natur ändern müs-         Beier, NABU-Kreisverband Schwalm-Eder)
Vögel sind ein ganz wichtiger Teil des Öko-    sen. Ferner „beflügeln“ Vögel die Seele
systems, weil sie zum Beispiel für das         des Menschen durch ihren Gesang und            Da im aktuellen Wahlprogramm der
Gleichgewicht mit Insekten und anderen         ihr zu beobachtendes Verhalten. (Werner        Grünen doppelt so viele Windräder in
wirbellosen Tieren in der Natur und auch       Bellon, NABU Fuldatal)                         Deutschland gefordert werden wie bis-
durch die Verbreitung von Samen für die                                                       her, ist Vogelschutz wichtiger denn je.
eine Vielfalt an Pflanzen sorgen. Da wir                                                      Klimaschutz muss ergebnisoffen disku-
Menschen ihre Lebensräume zerstören                                                           tiert werden und deshalb dürfen Klima-
oder stark verändern, müssen wir auch                           e                             schutz und Windkraft nicht zu Lasten
                                                           ag

dafür sorgen, dass diese Eingriffe mög-                                                       von Arten- und Vogelschutz gehen. Ge-
                                                         rh
                                                       me
                                                     om

lichst begrenzt und neue geeignete Le-                                                        rade dafür muss der NABU sich einset-
                                                 M. S

bensräume gestaltet werden. (Hans Günter                                                      zen, damit auch noch unsere Kinder den
Abt, NABU Darmstadt)                                                                          Rotmilan direkt am Himmel bewundern
                                                                                              können und nicht nur am Computerbild-
Vogelschutz sehe ich als wesentlichen                                                         schirm. (Anke Diehlmann, NABU Lampertheim)
Mosaikstein für den Natur- und Umwelt-
schutz. Die ehrenamtlichen Aktivitäten                                                        Wir verändern das Klima massiv. Wir sor-
für den Vogelschutz sind sehr vielseitig                                                      gen durch eine industrielle Agrarwirt-
und können in allen Altersgruppen Men-                                                        schaft dafür, dass in der Feldflur immer
schen zum gemeinsamen Mitmachen                                                               weniger Sämereien zu finden sind. Wir
begeistern. (Axel Schmitt, NABU Gründau/                                                      sorgen mit monotonen Agrarlandschaf-
Niedergründau)                                 Vögel sind unsere fliegende, flatternde        ten und hocheffizienten Pestizideinsatz
                                               und singende Verbindung zur Natur –            dafür, dass es immer weniger Insekten
Vögel sind faszinierende Geschöpfe mit         überall auf der Welt und an so gut wie         gibt. Wir nehmen den Vögeln also die
sagenhaften Sinnenleistungen. Sie sind         jedem Ort. Schützen wir unsere gefieder-       Nahrung und verändern deren Umwelt-
zudem Zeigerarten für Lebensräume, wo-         ten Freunde, so bewahren wir auch diese        bedingungen – meist zum Schlechten. Da-
durch sich ökologische Zusammenhänge           vitale Verbindung, unsere gesamte Um-          her ist es gerade heute absolut notwen-
gut erläutern lassen. Vermutlich war es        welt und uns selbst. (Dr. Andreas Schrimpf,    dig, durch den Vogelschutz wenigstens
nie wichtiger sich mit dem Artenschutz         NABU Marburg)                                  einen Teil unserer Fehler auszugleichen.
auseinanderzusetzen, um gemeinsam ge-                                                         (Dr. Rüdiger Werner, NABU Rödermark)
gen das Artensterben vorzugehen. (Maik         Weil Vogelschutz Naturschutz ist und Vö-
Sommerhage, NABU Bad Arolsen)                  gel in ihrem Bestand gefährdet sind (Rück-
                                               gang bei uns seit 1980 um ca. 30%, Bo-                       erh
                                                                                                               age
                                                                                                          mm
Viele Vogelarten sind inzwischen existenz-     denbrüter um bis zu über 90%). Weil ihr               M.
                                                                                                        So

gefährdet – durch ein völlig verfehltes        Lebensraum immer mehr eingeengt wird.
Agrarsystem, anhaltende Biotopzerstö-          (Joachim Bach, NABU Seeheim-Jugenheim)
rung, Flächenverluste, Neozoen u.v.m.
Neuerdings auch durch „gut gemeinten“          Nicht alle Menschen erachten den Vogel-
Klimaschutz mit Windkraftanlagen am            schutz als wichtig. Der Gesang der Vögel
falschen Platz... und unkritischen Schmu-      wird als selbstverständlich angenommen.
sekurs mit der Politik. Entschlossen für       Vögel gab und gibt es doch schon immer!
Artenschutz einzutreten ist die Kernauf-       Erst wenn etwas seltener wird oder im
gabe des NABU – wenn wir das nicht mehr        Zweifelsfall gar nicht mehr da ist, fällt es
tun, ist der NABU überf lüssig! (Sibylle       der Mehrheit auf und sie fangen an sich
Winkel, NABU-Kreisverband Main-Kinzig)         zu fragen, ob sie hier vielleicht doch et-

Herbst 2021                                                                                                              HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
THEMA | 7

Erfolgreiche Saison für die Korbacher Dohlen
NABU Korbach verzeichnet Rekordzahl von 83 Jungtieren an Kirchtürmen

                                                                                                                                       Y. Kappelmann
                                        P. Koswig

Ä
        ußerst zufrieden zeigt sich der             Schwarze Tauben . Von alters her boten       zehn Jahren begonnen, Einflugöffnungen
        NABU Korbach mit der Entwick-               Kirchtürme den Dohlen besonders attrak-      zu schaffen, die zu dahinter liegenden
        lung des Dohlenbestandes in der             tive Brutplätze. Daher rührt auch die Zu-    Nistkästen führen. So bleiben die Türme
Kreisstadt. Dieses Jahr konnten die Na-             schreibung „des Pfarrers schwarze Tau-       sauber und die Tauben ausgesperrt. Ent-
turschützer um ihren Vorsitzenden Dr.               ben“. Um die Kirchen vor Verschmutzung       gegen dem vielfach zu beobachteten Trend
Peter Koswig sogar die Rekordzahl von 83            durch Tauben zu schützen, wurden viele       des Sterbens vieler Vogelarten konnten
Jungvögeln verzeichnen. Damit entstand              Einflugbereiche hermetisch vergittert,       die NABU-Aktiven hier mit viel privatem
in den drei Kirchtürmen Kilian, Nikolai             womit aber auch die Brutplätze für Doh-      Engagement ein höchst erfolgreiches Ar-
und Marien eine der bedeutendsten Kolo-             len und Falken wegfielen. Der NABU hat       tenhilfsprogramm in der Praxis durch-
nien in ganz Nordhessen.                            in Absprache mit den Gemeinden vor           führen. (Dr. Peter Koswig)

Die Vogelwelt des Landkreises Gießen
NABU-Kreisverband Gießen veröffentlicht neue Avifauna

D
         er NABU-Kreisverband Gießen                re Daten zu Verfügung stellten, so stieg     ders auch eher häufige Arten seit etwa
         hat jetzt eine neue Avifauna des           diese Zahl über 1982 mit 56 Meldern und      2010 teils dramatische Bestandseinbußen
         Landkreises herausgebracht. Im             110 in 1996 durch die Beobachtungspor-       zu verzeichnen haben. Die Avifauna kann
Mittelpunkt des Buchs steht ein Vergleich           tale im Internet auf 200 in 2019 mit über    bestellt werden bei Lioba Krämer, Tel.:
historischer Datenreihen mit dem heu-               54.000 Daten. Die unterschiedlich große      06406-77045, E-Mail:  lioba.kraemer@t-
tigen Zustand der Vogelbestände. Da der             Zahl der Beobachter macht direkte Da-        online.de (Dr. Tim Mattern)
Rückgang vieler Vogelarten dramatisch               tenvergleiche unmöglich. Allerdings sind
voranschreitet, war der Zeitpunkt für die           Aussagen dort möglich, wo die damali-
Herausgabe unaufschiebbar, um notwen-               gen Beobachter noch Artenhäufigkeiten
dige und dringende Schutzmaßnahmen                  feststellten, die heute nicht mehr annäh-
fundiert herleiten zu können.                       ernd erreicht werden.

Gute Datenlage . Die Datenlage im Kreis             Bestandstrends . In der Avifauna werden
Gießen kann als vergleichsweise sehr gut            die Vogelarten nach Häufigkeit und Ent-
bezeichnet werden, nicht zuletzt durch              wicklungstendenzen dargestellt. Im Kreis-
einen recht hohen Bestand an systema-               gebiet wurden 309 Arten nachgewiesen,
tisch erhobenen Daten auch zu häufige-              dazu 33 Arten als Gefangenschaftsflücht-
ren Vogelarten. Seit 1979 liegen aufberei-          linge und 18 Typen von Hybriden. 24 Ar-
tete kreisbezogene Beobachtungen von                ten sind als Brutvogel im Kreis ausgestor-
fast allen hier vorkommenden Vogelarten             ben, davon 8 Arten in den letzten 40 Jah-
vor, beginnend durch Hans-Erich Wiss-               ren. 4 Arten stehen kurz davor auszuster-
ner vom damaligen DBV-Kreisverband.                 ben, 18 Arten brüten seit 1979 (wieder)
Waren es 1979 noch 17 Personen, die ih-             im Kreisgebiet. Es zeigt sich, dass beson-

HESSEN natürlich                                                                                                               Herbst 2021
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
8 | THEMA

Nationalpark, Rotmilane und Wintervögel
Neue Ausgabe der Vogelkundlichen Hefte Edertal erschienen

D
          er einzige hessische National-             stellt der sauerländische Gastautor Fried-
          park Kellerwald-Edersee ist ein            helm Schnurbus fest. Von dort werden
          Schwerpunkt in der neuen Aus-              die meisten Einzelexemplare des Rotmi-
gabe der „Vogelkundlichen Hefte Eder-                lans im Kreis gemeldet. Ein Adlerbussard
tal“. Die Kreisverbände Waldeck-Franken-             machte dort 2011 Station und lockte zahl-
berg von NABU und HGON haben jetzt                   reiche Beobachter an.
den 47. Band der jährlich erscheinenden
Reihe vorgestellt. Allein vier Beiträge be-          Wintervogelzählung . Im 25. Jahr fand die
schäftigen sich mit dem Schutzgebiet,                Wintervogelzählung an der gesamten
das im Herbst 2020 um die Steilhänge am              hessischen Eder statt. Insgesamt 88 Vo-
nördlichen Edersee-Ufer erweitert wurde.             gelarten wurden an dem Fluss gezählt.
Nationalpark-Forschungsleiter Achim                  Berichtet wird auch über einen Trupp Bie-
Frede stellt die neuen Lebensräume und               nenfresser: Etwa zwanzig Vögel machten
ihre Besonderheiten vor.                             in einem Garten im oberen Edertal im
                                                     Mai 2020 Station.
Hotspot des Rotmilans . Die Goddelshei-                  Das Herzstück des Heftes ist wieder
mer Hochfläche ist eine intensiv genutz-             der avifaunistische Sammelbericht, für                  Bezugsadresse: NABU Waldeck-
te landwirtschaftliche Fläche. Trotzdem              den mehr als 60 Beobachter Daten gelie-                 Frankenberg, E-Mail: info@nabu-
                                                                                                             waldeck-frankenberg.de
ist sie ein wichtiger Lebensraum. Das                fert haben. (Bernd Schünemann)

In den Häuserschluchten der Metropolregion
NABU Frankfurt zieht Bilanz der diesjährigen Wanderfalkensaison

                                                                                                         O
                                                                                                                  b am Heizkraftwerk Niederrad,
                                                                                                                  am Telekom-Turm in Ginnheim,
                                                                                                                  an der Werksbrücke Sindlingen,
                                                                                                         auf dem Henninger Turm, am Commerz-
                                                                                                         banktower, auf einem Strommast bei Nie-
                                                                                                         der-Eschbach oder an der Dreikönigskir-
                                                                                                         che: Dank der Wanderfalken-AG des NABU
                                                                                                         Frankfurt hat der faszinierene Greifvogel
                                                                                                         viele Brutmöglichkeiten im Großraum.
                                                                                                         Die Häuserschluchten der Metropole bie-
                                                                                                         ten ihm zudem ertragreiche Jagdgründe.
                                                                                             I. Grbaow
                                         I. Rösler

                                                                                                         Stabiler Bestand . Die Bilanz der Wander-
                                                                                                         falkensaison 2021 kann sich sehen las-
                                                                                                         sen: An 14 künstlichen Nisthilfen hat das
                                                                                                         Team um den Wanderfalkenexperten In-
                                                                                                         golf Grabow insgesamt 20 Jungvögel ge-
                                                                                                         zählt. Damit bleiben die Bestände weiter-
                                                                                                         hin stabil. Alle Wanderfalken-Reviere
                                                                                                         haben mittlerweile „Sichtkontakt“ zuei-
                                                                                                         nander. So ist eine weitere Verdichtung
                                                                                                         der Brutplätze in der Stadt kaum zu er-
                                                                                                         warten. Es wird unübersichtlicher, alle
                                                                                                         Brutplätze im Auge zu behalten. Mögli-
                                         I. Grabow

                                                                                             I. Grabow

                                                                                                         cherweise gibt es in der Stadt sogar noch
                                                                                                         unbekannte Brutplätze. (Ingolf Grabow)

Herbst 2021                                                                                                                          HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
THEMA | 9

Mehlschwalbenzählung seit sechzig Jahren
NABU Krofdorf-Gleiberg setzt sich für den Schwalbenschutz ein

                                      T. Mattern

                                                                              T. Mattern

B
         ereits kurz nach Gründung der             allem von „Schwalbenvater“ Reinhold             zu einer wahren Erfolgsgeschichte. Mit
         Gruppe Krofdorf-Gleiberg im da-           Stork durchgeführt. Die intensiven prak-        einem Schwalbenhaus lassen sich Kolo-
         maligen Deutschen Bund für Vo-            tischen Schutzbemühungen und viel Öf-           nien bei geeigneter Standortwahl erset-
gelschutz 1961 führten die Aktiven eine            fentlichkeitsarbeit führen zu einer Stei-       zen oder neu gründen und sichern. Auch
Erfassung der besetzten Mehlschwalben-             gerung des Mehlschwalbenbestands auf            hier ist eine regelmäßige Reinigung em-
Nester im ganzen Ort durch. Die Zählung            einen Spitzenwert von 416 Brutpaaren.           pfehlenswert. Viele NABU-Gruppen ka-
wurde seitdem nahezu alljährlich Mitte                                                             men nach Krofdorf-Gleiberg, um sich von
Juli durchgeführt. Mit dem Bewusstsein             Erfolgreiches Schwalbenhaus . Bis heute         Reinhold Stork in Sachen Schwalben-
um den Brutbestand wuchs auch das En-              liegt der Bestand stabil weit über 200 Paa-     schutz beraten zu lassen. Das Schwalben-
gagement für den Schutz der Schwalben.             ren. Ein Meilenstein war die Errichtung         haus fand so viele Nachahmer, dass Oli-
Hausbesitzern wurde die Anbringung von             des Schwalbenhauses 1991. Aus einer             ver Wegener, Vorstandsmitglied im NABU
Nisthilfen und Kotbrettern angeboten.              Notlage geboren – dem Umbau des Feuer-          Wettenberg, mit der Produktion von
Dieser Service besteht bis heute, wurde            wehrgerätehauses mit vielen Schwalben-          Schwalbenhäusern ein berufliches zwei-
in den vergangenen dreißig Jahren vor              nester daran –, entwickelte sich die Idee       tes Standbein fand. (Dr. Tim Mattern)

Vom Alpenstrandläufer bis zum Zwergsäger
Neuer 35. Band der Vogelkundlichen Berichte Lahn-Dill erschienen

A
       uf über 180 Seiten versammelt der           festzustellen. Mit der Bestandsentwick-
       neue Band der „Vogelkundlichen              lung der Wacholderdrossel im Solmser
       Berichte Lahn-Dill“ die Vogelmel-           Land beschäftigt sich der Vogelkundler
dungen aus dem Jahr 2020 von über 100              Werner Schindler. Die Erfassung der Brut-
Beobachtern aus dem ganzen Kreisgebiet.            vorkommen ergab, dass in 2020 nur noch
Ob Wachtel, Moorente, Kiebitz, Steinkauz,          5 bis 8 Paare zu finden waren. Im Vergleich
Wanderfalke oder Schwarzkehlchen – der             zu Aufzeichnungen aus den Jahren 1967
Leser kann genau nachvollziehen, wann              bis 1974 ergab das einen Rückgang um
welche Zug- oder Brutvögel zwischen Lahn           über 75 Prozent. Die Heidelerche steht im
und Dill gesichtet wurden.                         Mittelpunkt des Fachartikels von Walter
                                                   Veit. Hier zeigt sich ein positiver Trend: In
Drei Fachbeiträge . Die Beobachtungsdaten          2020 konnten immerhin wieder zwei Brut-
werden durch drei hochwertige Fachbeiträ-          paare und sechs Reviere kartiert werden.
ge ergänzt. So befasst sich Dieter Schmidt
mit Bestandsentwicklung, Bruterfolg, Ge-           Der Band 35/2020 der „Vogelkundlichen
fährdung und Schutz des Raufußkauzes               Berichte Lahn-Dill“ kann beim NABU-
von 1970 bis 2020. Wie bei vielen anderen          Kreisvorsitzenden Walter Veit erworben
Vogelarten ist ein schleichender Rückgang          werden unter  www.NABU-ldk.de. (bl)

HESSEN natürlich                                                                                                                 Herbst 2021
HESSEN natürlich Herbst 2021 - Vö ge l - NABU
10 | VOR ORT

Ausbreitung der Herkulesstaude verhindern
NABU Bad Nauheim beseitigt hochwüchsigen Riesen-Bärenklau

                                                       A
                                                               uch dieses Jahr haben die Natur-    nen Stoff enthält, welcher phototoxisch
                                                               schützer des NABU Bad Nauheim       ist, d.h. bei Hautkontakt unter Sonnen-
                                                               wieder an mehreren Stellen im       einstrahlung zu verbrennungsähnlichen
                                                       Stadtgebietes Pflanzen des Riesen-Bären-    Hautausschlägen führt.
                                                       klaus entfernt. Schwerpunkt der Aktivitä-
                                                       ten waren die Wetter-Aue zwischen Stein-    Invasive Art . Wegen der von ihm ausge-
                                                       furth und Wisselsheim und die Usa-Aue       henden Bedrohung für die Biodiversität
                                                       zwischen Bad Nauheim und Friedberg.         ist der Riesenbärenklau auf europäischer
                                                                                                   Ebene als invasive Art eingestuft, die
                                                       Hochwüchsige Pflanze . Zum Problem wur-     rasch auszurotten ist oder – wenn sich
                                                       de der Anfang des 19. Jahrhunderts als      wie beim Riesenbärenklau die Tiere oder
                                                       Zierpflanze und Bienenweide eingeführ-      Pflanzen schon weiter ausgebreitet haben
                                                       te Riesen-Bärenklau durch seine hohe        – deren weitere Verbreitung zumindest
                                                       Vermehrungsfähigkeit und das durch          verhindert werden sollte.
                                                       seine Hochwüchsigkeit fast vollständige         Im Bad Nauheimer Stadtgebiet kommt
                                                       Fehlen konkurrierender Pflanzen. Hier-      der Riesen-Bärenklau heute nur noch an
                                                       durch kam es in den bevorzugt besiedel-     wenigen Stellen der Usa- und der Wetter-
                                                       ten Flussauen zu stellenweise dichten       Aue vor. Um die weitere Ausbreitung des
                                                       Beständen, die durch die von ihnen aus-     Riesen-Bärenklaus zu verhindern und ihn
                                                       gehende Beschattung zur teilweisen Ver-     mittelfristig komplett zu beseitigen, ent-
                                                       drängung von heimischen Pflanzen führ-      fernen die NABU-Aktiven jährlich den
                                                       te. Für den Menschen wird der Riesen-       jungen Aufwuchs vor der Sameneife. An
                                        G. Balthasar

                                                       Bärenklau zusätzlich dadurch zum Pro-       mehreren Stellen ist er inzwischen schon
                                                       blem, dass er in seinem Pflanzensaft ei-    verschwunden. (Mirko Franz)

Stunde der Gartenvögel für rüstige Rentner
Seniorenwohnheim in Steinau beteiligt sich an NABU-Zählaktion

M
          aria Solangi vom Sozialen Dienst             grundstück und führten Listen
          des Seniorenwohnheims der                    über Sperlinge, Stare, Amseln,
          DoreaFamilie Steinau hatte ei-               Meisen und andere Piepmätze,
ne Idee: In Kooperation mit dem NABU                   die sich zwischen den Hühnern
Vögel beobachten. Die Senior*innen er-                 und Hasen aufhielten.
freuen sich regelmäßig an den Vögeln,
die zwischen den neun hauseigenen Hüh-                 Nistkasten . Anlässlich der Eröff-
nern, den vier Hasen und dem Haushund                  nung der Tagespflege und Be-
nach Futter suchen.                                    treutes Wohnen und als kleines
                                                       Dankeschön fürs Mitmachen
Vögelzählen in der Aue . Spaß hatten die               überreichte Franz-Josef Jobst
älteren Herrschaften auch am Vatertags-                vom NABU Main-Kinzig einen
wochenende: Auf Anregung von Maria                     Spezialnistkasten für Höhlen-
Solangi nahmen sie an der NABU-Zählung                 brüter wie Kohl- und Blaumeise
von Gartenvögeln teil. Die etwas Mobile-               oder Kleiber an einen der eif-
ren wanderten in die gegenüberliegende                 rigsten Beobachter. Dieser freu-
Aue und beobachteten dort eine Stunde                  te sich und hofft, dass sich schon
lang, welche Vögel sich vor ihren Augen                bald erste „Mieter“ einfi nden
tummelten, nach Futter suchten oder                    und ihren Nachwuchs aufzie-
                                                                                                                                           F. -J. Jobst

einfach nur über sie hinweg flogen. Die                hen, wenn der Kasten im Gar-
weniger mobilen blieben auf dem Wohn-                  ten hängt. (Franz-Josef Jobst)

Herbst 2021                                                                                                                   HESSEN natürlich
VOR ORT | 11

Der Waldrand – ein vergessener Lebensraum?
NABU Nonnenroth setzt sich für eine optimale Biotopgestaltung ein

D
         as Wechselspiel von Wald und       saum aus drei eng mit-
         Feld gibt unserer Landschaft ihr   einander verzahnten
         charakteristisches Aussehen. Vor   Zonen, dem Waldman-
allem Waldränder – Brücken zwischen         tel, dem Strauchgürtel
Wald und offenem Land – sind nicht nur      und dem Krautsaum.
ein die Landschaft belebendes Element,      Bei Waldaußenrändern
sondern erfüllen wichtige ökologische       sollte eine Tiefe von 20
Funktionen für Mensch und Tier. Wald-       bis 30 Meter erreicht
ränder sind durch den Menschen entstan-     werden und je unregel-
den, artenreiche Übergangs- und Vernet-     mäßiger ein Waldrand
zungselemente, die in den vergangenen       verläuft, desto besser
Jahrzehnten durch die Intensivierung der    seine Wirkung. Außer-
Landnutzung an vielen Orten immer           dem erfüllt er eine
schmaler und einförmiger geworden sind.     wichtige Schutzfunkti-
Oder sogar ganz verschwunden sind.          on und bildet einen ef-
                                            fektiven Puffer. Die al-    H. Weiss

Drei Waldsaum-Zonen . Nicht nur in Non-     lermeisten Waldränder
nenroth, sondern überall in Deutschland,    in Hungen weisen heute keine ökologisch      wie in Nonnenroth eignet. Der Schutz und
leiden Wälder unter den Folgen steigen-     optimale Struktur auf. Dadurch gehen         die Pflege von Waldrändern sind dem-
der Temperaturen. Mit Nachdruck mah-        auf vielen hundert Kilometern Länge wert-    entsprechend dringlich, und das Aufwer-
nen Wissenschaftler daher, die Wälder       volle Lebensräume für bedrohte Arten         tungspotenzial ist erheblich. Der NABU
fit für den Klimawandel zu machen. Vor      verloren.                                    Nonnenroth hat schon erste Gespräche
diesem Hintergrund findet überall in                                                     mit der zuständigen Revierförsterin ge-
Deutschland ein Waldumbau statt. Dabei      Anlegen von Buchten . Das Anlegen von        führt. Nun hoffen die Naturschützer, dass
wird das Anlegen von Waldrändern ver-       Buchten ist eine einfache, wirksame und      auch die Politiker*innen und die Stadt
gessen, so der NABU-Vorsitzende Heinz       auch kostengünstige Maßnahme, die sich       Hungen bei der ökologischen Waldrand-
Weiss. Normalerweise besteht ein Wald-      vor allem für strukturarme Waldränder        pflege mitziehen. (Heinz Weiss)

Blaues Blütenparadies für summende Insekten
NABU Solms verwandelt eintönigen Acker in artenreiche Salbeiwiese

S
        albei-Glatthaferwiesen waren frü-   zung des Projektes ar-
        her in Hessen häufig zu fi nden.    beitet die NABU-Grup-
        Sie kamen vorzugsweise auf ma-      pe eng mit den örtlichen
geren und trockenen Südhängen vor und       Landwirten und der Ge-
beherbergten eine große Artenfülle. Heu-    meinde zusammen. Im
te sind die meist ein- bis zweischürigen    Mittelpunkt der Aktivi-
blumenbunten Wiesen selten geworden.        täten steht die fortwäh-
Deshalb kommt dem NABU Solms ein            rende Aushagerung des
großer Verdienst zu, in jahrelanger mü-     Bodens, damit die licht-
hevoller Arbeit einen eintönigen Acker      liebenden Pflanzen ge-
wieder in ein Blütenparadies für Schmet-    nug Platz finden. Neben
terlinge, Wildbienen und Käfer verwan-      dem Salbei blühen auf
delt zu haben.                              den weiten Wiesen nun
    Das Ergebnis kann sich sehen lassen:    Margerite, Klappertopf,
Auf einer botanischen Exkursion im Som-     Knolliger Hahnenfuß
                                                                        B. Langenhorst

mer zeigte der NABU-Vorsitzende von         und Flaumhafer. Somit
Solms, Walter Veit, was einen effektiven    hat sich der große Auf-
Biotopschutz ausmacht: Bei der Umset-       wand gelohnt. (bl)

HESSEN natürlich                                                                                                       Herbst 2021
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Eimer-Taxi für Erdkröten, Frösche und Molche
NABU Fuldatal baut Krötenschutzzaun bei Ihringshausen auf

                                                  das Geschlecht der Amphibien, trugen         heiten nicht über die bestehende breite
                                                  sie per Eimer-Taxi über die Straße und       Gleisanlage wandern können, sondern
                                                  ließen sie kurz vor dem Laichgewässer        sich im Winter auf der anderen Stra-
                                                  frei. Das Ziel der Tiere war ein nahes Re-   ßenseite im Hang in frostsicheren Ver-
                                                  genrückhaltebecken.                          stecken aufhalten. In den Falleimern
                                                                                               wurden bislang Erdkröten, Grasfrösche,
                                                  Krötenwanderung . Als Frühlingsquar-         Teichmolche, Bergmolche, Fadenmol-
                                                  tier dient das Feuchtgebiet, als Winter-     che und eine Zauneidechse entdeckt.
                                                  quartier vermutlich die Hanglage auf
                                                  der anderen Straßenseite. Normalerwei-       Weniger Erdkröten . In diesem Jahr wa-
                                                  se sind Erdkröten bei ihrer Wanderung        ren mit 190 Exemplaren wesentlich we-
                                                  zwei bis drei, manchmal auch mehr            niger Erdkröten als in den beiden Vor-
                                      G. Lerch

                                                  Kilometer unterwegs, um ihr Laichge-         jahren mit 343 bzw. 353 Tieren unter-
                                                  wässer zu erreichen, in dem sie gebo-        wegs. Allerdings hat sich die Anzahl

I
     m Frühling hat der NABU Fuldatal             ren wurden. Hinter der Hanganlage,           der Molche, besonders der Teichmol-
     das dritte Mal in Folge einen mobi-          die mit vielen Sträuchern und Bäumen         che, mit 37 Exemplaren wieder erholt.
     len Krötenschutzzaun beim Orts-              bewachsen ist, fahren viele Personen-        Auch einige Bergmolche und Faden-
teil Ihringshausen aufgestellt. Die Na-           und Güterzüge. Es ist anzunehmen, dass       molche waren am Krötenschutzzaun
turschützer notierten die Anzahl und              die Amphibien aufgrund der Gegeben-          emsig unterwegs. (Gerlinde Lerch)

Neue Insektenhotels auf Wildblumenwiesen
NABU Main-Kinzig berät Baugesellschaft Hanau beim Artenschutz

                                                  I
                                                      m Jahre 2017 hat die Baugesellschaft     nen für das richtige Füllmaterial zur
                                                      Hanau zahlreiche Wiesen, leere           Verfügung gestellt. Tobias Karger, Ob-
                                                      Grundstücke und verwilderte Gär-         jektbetreuer der Baugesellschaft Hanau
                                                  ten zur Insektenschutzzone erklärt und       und gelernter Schreiner, begann bereits
                                                  diese durch Schilder als solche kennt-       im Winter letzten Jahres mit dem Bau
                                                  lich gemacht. Um Ärger mit den Nach-         der Insektennistkästen nach Anleitung
                                                  barn zu vermeiden, werden die Flächen        des NABU.
                                                  um die Insektenwiesen herum regelmä-
                                                  ßig gemäht. Im vergangenen Jahr wur-         Kinderstube für Insekten . Das erste „In-
                                                  den die Insektenschutzzonen durch 15         sektenhotel“ wurde direkt am Firmen-
                                                  Kilogramm Wildblumenwiesensamen              gebäude der Baugesellschaft Hanau, mit
                                       N. Weber

                                                  für Schatten- und Sonnenflächen auf-         Flugrichtung zum Schlossgarten, auf-
                                                  gewertet. Gleichzeitig wurde der Bau         gestellt und jetzt eingeweiht. Weitere
                                                  und das Aufstellen von Nisthilfen für        Kästen in unterschiedlichen Größen
                                                  Insekten geplant.                            und Befüllungen folgen. Sie finden ih-
                                                                                               ren Platz in diesem Frühjahr auf den
                                                  NABU-Unterstützung . Um hier Fehler zu       Wiesen und verwilderten Gärten, um
                                                  vermeiden, wandte sich die Baugesell-        möglichst vielen Insekten eine Kinder-
                                                  schaft Hanau an den NABU-Kreisver-           stube zu bieten. Um auch zukünftig
                                                  band Main-Kinzig und lässt sich bera-        die Artenvielfalt auf den Wildblumen-
                                                  tend begleiten, um die Wiesen weiter         wiesen der Baugesellschaft Hanau zu
                                                  aufzuwerten und zu beleben. Nach Be-         fördern und sicherzustellen, wird der
                                                  gutachtung einiger Flächen bekam die         NABU-Kreisverband Main-Kinzig wei-
                                                  Baugesellschaft Hanau passende Bau-          terhin beratend und unterstützend mit-
                                       N. Weber

                                                  anleitungen und auf die jeweiligen In-       wirken und die Wiesen von Zeit zu Zeit
                                                  sektenarten abgestimmte, Informatio-         begutachten. (Norbert Weber)

Herbst 2021                                                                                                              HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13

Steinbrüche sind Refugien der Artenvielfalt
NABU verlängert erfolgreiche Kooperation mit der MHI-Gruppe

D
         er NABU Hessen betreut seit dem             Fledermausquartieren, aber auch die ge-
         Jahr 2016 insgesamt 13 Steinbrü-            zielte Neuanlage von über 100 Kleinge-
         che der Mitteldeutschen Hart-               wässern umgesetzt. Durch diese Maßnah-
stein-Industrie AG (MHI) in Hessen und               men konnten die Lebensraumbedingun-
Rheinland-Pfalz. Dort finden regelmäßige             gen für bedrohte Arten wie z.B. Gelb-
Begehungen durch speziell geschulte eh-              bauchunke, Flussregenpfeifer und Uhu,
renamtliche NABU-Steinbruchbetreuer*                 aber auch viele Insektenarten optimiert
innen statt, um die vorkommenden Ar-                 und gesichert werden.

                                                                                                                                                      K. Klatwaßer
ten zu erfassen und die Ergebnisse zu do-
kumentieren. Anschließend werden mit                 Vorbildliches Engagement . „Durch die
dem Unternehmen Maßnahmen zur Op-                    hier entstandene vorbildliche Zusammen-
timierung des Natur- und Artenschutzes               arbeit zwischen Abbaubetrieb und Natur-
auf den Geländen erarbeitet.                         schutz konnten wir bereits viel für den
                                                     Artenschutz erreichen und so langfristig
Hohe Artenvielfalt . Im Laufe des Projek-            Perspektiven für bedrohte Arten schaf-
tes konnten so bereits mehr als 1.800                fen. Daher freuen wir uns sehr über die
Artbeobachtungen von 320 verschiedenen               offizielle Verlängerung der Kooperation“,
Tier- und Pflanzenarten dokumentiert                 erklärt Dominik Heinz, der Projektleiter
werden. In den Steinbrüchen wurden                   Artenschutz in Abbaugebieten des NABU

                                                                                                                                                      K. Kaltwaßer
Maßnahmen zum aktiven Artenschutz                    Hessen. Die erfolgeiche Arbeit kann also
wie das Aufhängen von Nistkästen und                 weitergehen (Dominik Heinz / kk)

Naturschutztauchen für unsere Gewässer
NABU, Angler und Taucher unterzeichnen Seenschutz-Vereinbarung
                                         R. Stoodt

                                                                                              R. Stoodt

                                                                                                                                                R. Stoodt

S
        elten gibt es ein Thema, bei dem             kommen Nährstoffeinträge aus der Land-               untersuchungen können anschließend
        sich alle Naturschützer so einig             wirtschaft oder falscher Fischbesatz. Da-            Veränderungen festgestellt werden. Be-
        sind: die Qualität der Seen in Hes-          bei bietet das Ökosystem See zahlreichen             gehung des Ufers durch örtliche NABU-
sen muss verbessert werden. Der NABU                 Tieren und Pflanzen einen Lebensraum                 Gruppen sind eine sinnvolle Ergänzung.
Hessen, der Verband Hessischer Fischer               und leistet einen wichtigen Beitrag zur              Für Gewässer mit schlechterem Erhal-
sowie der Hessische Tauchsportverband                biologischen Diversität.                             tungszustand – das werden die meisten
unterzeichneten im Frühling im Natur-                                                                     Gewässer sein – sollen proaktiv Maßnah-
schutzzentrum Bergstraße eine Verein-                Tauchgang für die Natur . Im Sinne der Ver-          men vorgeschlagen werden, die zu einer
barung mit dem Ziel, die hessischen Seen             einbarung sollen vor allem Gewässer bis              Verbesserung führen. Viel Arbeit, die da
in einen guten Zustand zu bringen. Dass              50 Hektar untersucht werden. Dies wer-               auf die NABU-Aktiven zukommt, aber es
dabei noch viel Arbeit vor allen liegt, ist          den vor allem die NABU-Naturschutztau-               lohnt sich. Weitere Informationen gibt es
den Verbänden sehr bewusst. Viele Ge-                cher*innen erledigen. Durch Monitoring-              unter  www.nabu-naturschutztauchen.
wässer sind durch die hohen Tempera-                 Tauchgänge wird der Zustand eines See                de und rainer.stoodt@nabu-naturschutz-
turen vom Klimawandel belastet, dazu                 festgehalten, durch regelmäßige Nach-                tauchen.de (Rainer Stoodt)

HESSEN natürlich                                                                                                                        Herbst 2021
14 | LANDESWEIT

Moorausstellung, Hochmoor und Sonnentau
Moorführertreffen am NABU-Haus am Roten Moor in der Rhön

                                                   N
                                                             ach langer Zeit trafen sich die     takt zu kommen. Ein großer Wunsch der
                                                             NABU-Moorführer*innen in der        Moorführer*innen war die Durchführung
                                                             Rhön wieder in Präsenz. So fan-     einer gemeinsamen internen Fortbildung.
                                                   den innerhalb kürzester Zeit gleich zwei      So erwuchs ziemlich schnell die Idee, die-
                                                   Treffen statt. Zum einen besuchten die        se bald zu organisieren.
                                                   Moorführer*innen Mitte Juli das NABU-
                                                   Haus am Roten Moor. Endlich konnten           Moorfortbildung . Um allen botanischen
                                                   sie sich bei selbstgebackenen Kuchen über     Freuden gerecht zu werden, besuchten
                                                   gelaufene Führungen durchs Rote Moor          sie schon eine Woche später das Schwar-
                                                   und weitere Wünsche für das Moorfüh-          ze Moor. Der Bohlenweg führt dort, an-
                                                   rer-Projekt, das von der Firma Rhön-Spru-     ders als im Roten Moor, direkt durch ein-
                                       V. Börner

                                                   del unterstützt wird, austauschen.            zigartige Hochmoorflächen. So konnten
                                                                                                 die NABU-Aktiven den Rundblättrigen
                                                   NABU-Moorausstellung . Außerdem be-           Sonnentau bewundern, eine fleischfres-
                                                   suchten sie die Moorausstellung, die auf-     sende Moorpflanze.
                                                   grund der derzeitigen Corona-Bestimmun-
                                                   gen weiterhin geschlossen bleiben muss.       Faszinierender Sonnentau . Die Freude
                                                   Die Ausstellung wurde trotzdem auf            am Sonnentau war groß. Und das Erstau-
                                                   Herz und Nieren und nach verschiedenen        nen war umso größer, dass diese einzigar-
                                                   Gesichtspunkten untersucht, wie zum           tige Pflanze so winzig und zart ist. Micha-
                                                   Beispiel: Wie wollen wir die Ausstellung      el Pinato, Anni Bender und Manfred Ben-
                                                   in Zukunft mit unseren Gruppen nutzen?        der glänzten mit einer umfangreichen
                                                   Welche Mitmach-Stationen sollten für          und informativen Führung zum Schwar-
                                                   Kinder (weiter)entwickelt werden? Die         zen Moor und zu vielen verschiedenen
                                                   NABU-Aktiven waren sich einig, dass es        Hochmoor- und Niedermoor-Pflanzen.
                                       V. Börner

                                                   ein geselliger und kurzweiliger Nachmit-      Mehr Infos gibt es unter  www.NABU-
                                                   tag war, um wieder miteinander in Kon-        Hausamrotenmoor.de (Vera Börner)

Mehr Natur- und Artenschutz in Feld und Flur
NABU Hessen gründet neue Landesarbeitsgruppe Landwirtschaft

D
         ass wir eine naturverträglichere          erarbeiten. Aber auch ganz „alltägliche“
         Landwirtschaft in Hessen brau-            Herausforderungen sollen angesprochen
         chen, darin sind wir uns im NABU          werden, wie z.B. der Umgang mit umge-
einig. Was aber ist eine naturverträgliche         pflügten Wegen und beackerten Wegerän-
Landwirtschaft? Was ist eine ordnungsge-           dern. Auch die nun überall neu entste-
mäße Landwirtschaft? Gibt es nur die eine          henden Landschaftspflegeverbände sind
Landwirtschaft? Welche guten Alternati-            ein wichtiges Thema. Wie können wir uns
ven sind vorhanden? Wie kann oder muss             hier verstärkt einbringen und dafür sor-
eine funktionsfähige Landwirtschaft von            gen, dass der Schutz der biologischen
heute und morgen aussehen?                         Vielfalt bei den einzelnen Projekten eine
                                                   zentrale Rolle spielt?
Gemeinsame Lösungen . In der neu gegrün-
deten Landesarbeitsgruppe (LAG) Land-              Wer Lust und Zeit hat, sich mit diesen The-
wirtschaft wollen wir über den Landbau             men auseinanderzusetzen, ist herzlich
und über die Probleme mit der Landwirt-            eingeladen, bei der Landesarbeitsgruppe
                                                                                                                                          M. Sommerhage

schaft reden, aber auch mit den Bauern             mitzuarbeiten. Interessent*innen kön-
und bestenfalls gemeinsame Lösungen für            nen sich wenden an  stefanie.stueber@
eine naturverträgliche Landwirtschaft              nabu-hessen.de (Stefanie Stüber)

Herbst 2021                                                                                                                 HESSEN natürlich
NABU-STIFTUNG | 15

                                                                                       N. Flügel

                                                                                                                                          N. Flügel
                                                                                                                                          L. Klostermann
                                                                                       N. Flügel
Einsatz für echte Sonnenliebhaber
NABU-Stiftung sichert Lebensraum für Segelfalter, Zippammer und Mauereidechse

W
           ärme genießende Mauereidech-     Ansprüchen der hier lebenden seltenen                  durch Spendengelder abgedeckt. Hierfür
           sen, durch die Lüfte gaukelnde   Arten zu Gute kommt.                                   ein großes Dankeschön an alle Spender!
           Segelfalter und singende Zipp-
ammern: Dieser Anblick prägt aktuell        Gibt es bereits erste Erfolge der Natur-               Wie soll es mit dem Projekt in Zukunft
das NABU-Schutzgebiet „Rheinhänge bei       schutzmaßnahmen?                                       weitergehen?
Assmannshausen“. Bereits seit 2005 en-
gagiert sich die NABU-Stiftung Hessisches   Nico Flügel: Schon im Frühsommer 2021                  Nico Flügel: Durch den Ankauf durch die
Naturerbe für den Schutz der wärmelie-      fand ich die ersten Segelfalter-Raupen in              NABU-Stiftung sind diese wertvollen Flä-
benden Arten in der Umgebung von Ass-       Bereichen, die vorher stark verbuscht wa-              chen langfristig für den Naturschutz ge-
mannshausen im Rheingau-Taunus-Kreis.       ren und deshalb nicht besiedelt werden                 sichert. Auch künftig möchten wir diese
In 2020 wurde dieses Projekt noch ein-      konnten. Außerdem konnte sich die Mau-                 weiter aufwerten. Dazu sollen noch eini-
mal erweitert und inhaltlich aufgewertet.   ereidechse auf den freigestellten Flächen              ge der inzwischen verfallenen Trocken-
Der Stiftungs-Referent für Flächenmana-     ausbreiten und die in der Nähe brütende                mauern instandgesetzt werden, damit
gement Nico Flügel erklärt im Interview,    Zippammer nutzte diese, um nach Nah-                   sich die Eidechsen wieder in deren Lücken
wie es zu dieser Erweiterung kam.           rung zu suchen.                                        verstecken können. Außerdem sind wir
                                                                                                   dabei, gemeinsam mit den beteiligten Be-
Nico Flügel: Bei meiner Bachelorarbeit      Wer ist an dem Projekt sonst noch betei-               hörden eine langfristige Offenhaltung
habe ich 2017 die Tagfalter im Projektge-   ligt und wie wird es finanziert?                       der Flächen zu organisieren.
biet erfasst. Unter anderem auf Grundla-
ge dieser Daten haben wir fachlich sinn-    Nico Flügel: In diesem Projekt arbeiten                Kann ich mir das Gebiet auch selbst mal
volle Erweiterungsflächen festgelegt und    wir mit den NABU-Gruppen Rheingau und                  bei einem Tagesausflug anschauen?
notwendige Pflegemaßnahmen geplant.         Untertaunus, der Jagdgenossenschaft,
Im Winter 2020/21 war es dann endlich       dem Forstamt Rüdesheim und der Obe-                    Nico Flügel: Unser Schutzgebiet zwischen
soweit: Einige der ehemaligen Weinberg-     ren Naturschutzbehörde in Darmstadt                    Assmannshausen und Rüdesheim lässt
sterrassen und Trockenmauern konnten        zusammen. Die Maßnahmen und der An-                    sich problemlos durch eine Wanderung
angekauft, entbuscht und freigestellt       kauf der neuen Flächen wurden im Rah-                  auf dem Rheingauer Rieslingpfad genie-
werden. Dabei blieben einige Einzelbäu-     men der Gemeinschaftsaufgabe Agrar-                    ßen. Zum Schutz der sensiblen Arten gilt
me und Gebüschgruppen als Rückzugs-         struktur und Küstenschutz (GAK) größ-                  es jedoch stets, auf den ausgewiesenen
räume erhalten. Das Ergebnis ist eine       tenteils vom Bund und dem Land Hessen                  Wanderwegen zu bleiben. (Interview: Lisa
strukturreiche Kulturlandschaft, die den    finanziert. Die restliche Summe wurde                  Klostermann)

HESSEN natürlich                                                                                                                  Herbst 2021
16 | NAJU
 J. Noeske

                                             J. Noeske

                                                                                         J. Noeske
Vom Anschleichen und Tarnen
NAJU-Wildlife-Kurs „Chamäleon“ zwischen Baum, Blatt und Boden

A    nfang des Sommers fand die erste
     Präsenz-Veranstaltung der NAJU mit
Hygienekonzept statt. Beim Kurs „Cha-
                                            Außerdem wurde so auch das Vertrauen
                                            gestärkt. Dann begann ein geführter Spa-
                                            ziergang durch den Wald. Ziel war es,
                                                                                        suchen. Dafür wurde die Gruppe in zwei
                                                                                        Gebiete aufgeteilt. Dort waren jeweils
                                                                                        fünf Gegenstände versteckt. Manche Ge-
mäleon“ konnten die Teilnehmer*innen        einen besonderen Baum zu finden. Dieser     genstände waren sehr gut getarnt, sodass
von 10 bis 14 Jahren den Wald mit allen     wurde dann mit dem Tastsinn erkundet.       es eine richtige Herausforderung darstell-
Sinnen erleben. Am ersten Tag stand das     Entscheidend waren dabei meist die Brei-    te. Am Ende waren die Gruppen dennoch
Entdecken im Mittelpunkt. Zuerst konn-      te des Baumes, die Verzweigung der Äste,    erfolgreich. Jetzt waren die Jugendlichen
ten die Jugendlichen sich bei verschiede-   die Beschaffenheit der Rinde und moos-      schon fast richtige Tarnprofis. Der Ge-
nen Spielen kennenlernen. Danach ging       bewachsene Stellen. Im Anschluss sollte     ruchs- und der Geschmackssinn wurden
es in den Wald, um die nähere Umgebung      der Baum, der zuvor betastet wurde, mit     zwar nicht behandelt, diese sind aber
zu erkunden. Der Abend begann dann          offenen Augen wiedergefunden werden.        auch nicht ganz so wichtig für das Tar-
mit einem auf dem Lagerfeuer gekochten                                                  nen im Wald.
Essen. Nachdem der Hunger gestillt war,     Blind im Wald . Danach waren die Ohren
wurde es auf dem Zeltplatz langsam ru-      der Teilnehmenden gefragt. Auch dazu        Mit Matsch und Moos . Später wurde das
hig. Als sich alle zum Schlafen hingelegt   wurden die Augen verbunden. Eine Per-       neu entdeckte Wissen über das Tarnen
hatten, konnten die Teilnehmenden noch      son stand in der Mitte, während der Rest    noch in zwei Gruppen ausprobiert. Mit
den Geräuschen aus dem Wald lauschen.       einen Kreis bildet. Dann schlich sich je-   viel Matsch, Moos und unterschiedlicher
                                            weils eine Person aus dem Kreis möglichst   Kleidung war es nun die Aufgabe, sich so
Schulung des Tastsinns . Am nächsten        leise an und der Mensch in der Mitte        gut wie nur möglich zu tarnen. Dazu ge-
Morgen übernahm die Sonne den Weck-         musste erkennen, aus welcher Richtung       hörte natürlich auch, ein gutes Versteck
dienst. Im Laufe des Tages wurden die       sie kam. Schon die kleinsten Geräusche      zu finden. Die jeweils andere Gruppe
verschiedenen Sinne betrachtet, die für     konnten ausschlaggebend sein. Manch-        konnte dann noch einmal ihren Sehsinn
gutes Tarnen gebraucht werden. Am Ende      mal war es ein raschelndes Blatt, ein an-   anstrengen und die Versteckten suchen.
sollten sich die Teilnehmenden schließ-     deres Mal waren es Geräusche der Klei-          Nach dem spannenden Tag mit allen
lich so gut tarnen können wie ein Cha-      dung. Nach einiger Zeit wurde das An-       Sinnen konnte der letzte Abend mit einer
mäleon. Den Anfang machte der Tastsinn.     schleichen allerdings soweit verbessert,    Runde Werwolf ausklingen. Am nächs-
Die Jugendlichen fanden sich dazu in        dass es immer schwieriger wurde.            ten Morgen war die letzte Aufgabe eine
Zweiergruppen zusammen. Einer Person            Jetzt wurden doch nochmal die Au-       Suchaktion, bevor es dann für alle wieder
wurden dann jeweils die Augen verbun-       gen gebraucht. Diesmal sollten die Teil-    nach Hause ging. (Janina Noeske)
den, um ihre anderen Sinne zu stärken.      nehmenden verschiedene Gegenstände

Herbst 2021                                                                                                        HESSEN natürlich
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