Hinsehen und schützen - Dokumentation des Fachtages "Prävention ist mehr als Improvisation" - Erzbistum-Paderborn
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Dokumentation des Fachtages „Prävention ist mehr als Improvisation“ auge n a u f schü tzen hinsehen und
Inhalts- Bildergalerie verzeichnis Gesichter der Prävention Vorwort....................................................................................................... 3 Interview mit Karl-Heinz Stahl...................................................................... 4 Impulsvortrag von Brigitte Braun: „Es braucht eine sichtbare Haltung“:............................................................ 8 Impulsvortrag von Julia von Weiler: „Es braucht Wissen um die Relevanz der sozialen Medien im Kontext sexueller Gewalt“.............10 Im Gespräch mit Thomas Bensmann: „Prävention muss Teil der Seelsorge sein“...................................................13 Interview mit Julia von Weiler.......................................................................14 Statements und Bildergalerie......................................................................16 Anfangen statt Aussitzen: Wie das Erstellen eines institutionellen Schutzkonzeptes gelingen kann................................. 22 Weitergehende Informationen.................................................................... 24 |2
Vorwort: Generalvikar Alfons Hardt Liebe Leserinnen und Leser, sehr geehrte Damen und Herren, „Prävention (lateinisch praevenire „zuvorkommen“/„verhüten“) bezeichnet Maßnah- men zur Abwendung von unerwünschten Ereignissen oder Zuständen, die mit einer ge- wissen Wahrscheinlichkeit eintreffen könnten, wenn nichts getan würde.“ Mit diesen Worten definiert eine große Online-Enzyklopädie die Aufgabe, die sich die katholische Kirche im Allgemeinen, wir im Erzbistum Paderborn und viele haupt- und ehrenamt- liche Mitchristen in den einzelnen Pfarreien, Vereinen und Verbänden ganz oben auf die Agenda gesetzt haben. In aller Ernsthaftigkeit, mit großer Kompetenz, Sorgfalt und sehr viel Engagement haben wir uns in den vergangenen Jahren organisatorisch, strukturell und inhaltlich aufgestellt und die Grundlagen dafür geschaffen, dass wir durch eine aufmerksame Präventionsarbeit heute und auch in der Zukunft gemeinsam für eine sichere und achtsame Kirche arbeiten werden. Wenn wir heute über die Präventions- als Lesende selbst ein Bild davon machen, Menschen zugänglich gemacht werde, arbeit in unserer Kirche reden, dann dür- wie facettenreich und herausfordernd „wie tief das Böse sogar in das Herz eines fen wir die Augen nicht davor verschlie- die Präventionsarbeit im Erzbistum Dieners der Kirche eindringen kann.“ In ßen, dass auch Vertreter unserer Kirche Paderborn gestaltet wird. Dazu bedarf es diesem Vorwort bittet Papst Franziskus in der Vergangenheit das Vertrauen von auf allen Ebenen Menschen, die aus einer persönlich die Opfer von Missbrauch Kindern und Schutzbefohlenen ver- sichtbaren Grundhaltung heraus mithel- durch katholische Priester um Vergebung letzt haben. Es galt und gilt für uns als fen, dass die Prävention von sexualisier- und kündigt an, hart gegen Missbrauch Kirche Verantwortung zu tragen und wir ter Gewalt zum integralen Bestandteil und dessen Vertuschung vorzugehen. können und dürfen der Frage nicht aus- kirchlicher Arbeit werden kann. weichen, wie wir verlässlich sicherstellen Dieser Verantwortung fühlen wir uns können, dass anvertraute Menschen Ihnen möchte ich an dieser Stelle von auch im Erzbistum Paderborn jeden Tag unsere Dienste und Einrichtungen als ganzem Herzen danken und gleichzeitig verpflichtet. Deshalb bin ich dankbar, geschützten Raum erleben können. dazu ermutigen, dass wir den Weg der dass sich hier so viele Mitchristen enga- Entwicklung zu einer Kultur der Acht- gieren und die Kirche zu einem vertrau- Über 100 Männer und Frauen haben bei samkeit auch in Zukunft kontinuier- ensvollen und sicheren Ort des Miteinan- der Fachtagung in Dortmund der Prä- lich gemeinsam weiter gehen. Unsere der und Füreinander werden lassen. ventionsarbeit ein Gesicht gegeben. Sie Koordinationsstelle im Erzbischöflichen sind auf vielen Ebenen der katholischen Generalvikariat wird all ihr Engagement Herzlichen Dank. Kirche im Erzbistum Paderborn aktiv und und ihre Kompetenz nutzen, um sie auf repräsentieren die engagierten Christin- diesem Weg zu unterstützen. nen und Christen, die in den Gemeinden Alfons Hardt und kirchlichen Organisationen, Vereinen Eines der Opfer von sexuellem Miss- Generalvikar des Erzbistums Paderborn und Verbänden in der Präventionsarbeit brauch durch einen Ordensmann hat arbeiten. Hauptamtliche und Ehrenamt- ein wichtiges und erschütterndes Buch liche und auch Seelsorger stehen mit geschrieben. Daniel Pittet beschreibt in ihrem Tun und Denken für eine Kirche, „Pater, ich vergebe Euch“, wie er als Kind die achtsam ist, Hilfe und Schutz ge- missbraucht wurde. Papst Franziskus hat währt und Verantwortung übernimmt. zu diesem wichtigen Werk das Vorwort verfasst und betont, wie wichtig es sei, In dieser Dokumentation können Sie sich dass durch das Zeugnis von Pittet allen 3|
Paderborn, denn auch hier wurde „ein Interview intensiver Lern- und Entwicklungs- mit Karl-Heinz Stahl, Präventionsbeauftragter prozess durchlaufen, der noch nicht abgeschlossen ist.“ Präventionsschulungen sind in diesem Zusammenhang wichtige Bausteine, damit das Thema „sexualisierte Gewalt“ nicht tabuisiert und umgangen, son- dern offen und mit Wissen angegangen und in die Entwicklung einer neuen Kultur des achtsamen Miteinanders eingebettet wird. In einer solchen Aus- richtung dienen die Schulungen unter anderem dazu, den Menschen neben der notwendigen Sensibilisierung einen gemeinsamen Mindest-Wissensstand zu vermitteln. Stichwort „Präventionsschulungen“, wenn Sie eine Einschätzung zur Prä- ventionsarbeit im Erzbistum Paderborn „Wir müssen eine Kultur der aktiven geben sollen, wie würden Sie die aktuelle Situation zusammenfassen? Aufmerksamkeit entwickeln“ Karl-Heinz Stahl: Im Erzbistum Pa- „Die Kirche will ein sicherer Lern- und Lebensraum sein“, so schreibt Karl- derborn haben mittlerweile mehrere Heinz Stahl in seiner Einladung zum Fachtag. Als Diözesanbeauftragter zur Prä- zehntausend Menschen an einer Prä- vention von sexuellem Missbrauch im Erzbistum Paderborn steht er jeden Tag ventionsschulung teilgenommen. Die vor der Herausforderung zu verdeutlichen, dass neben Sensibilität, Achtsam- Erkenntnis von Werner Tschan, „Wenn keit und Wissen eine entschiedene Haltung von Verantwortlichen und Mitarbei- man sich etwas nicht vorstellen kann, tenden notwendig ist, damit Präventionsmaßnahmen eine konkrete, tragfähige kann man es auch nicht erkennen“, ist und im Alltag umzusetzende Gestalt bekommen. vielfach ein erster Schlüssel, um in Prä- ventionsschulungen für die Thematik zu „Die Kirche ist kein Ort fernab der Realität, sondern auch hier sind Menschen sensibilisieren. mit all ihren Schwächen zugegen. Wir müssen eine Kultur der aktiven Auf- Im Erzbistum Paderborn haben merksamkeit entwickeln, die deutlich macht, dass alle Mitarbeiterinnen und mittlerweile mehrere zehntau- Mitarbeiter den Schutz von anvertrauten Menschen als selbstverständlichen send Menschen an einer Präven- Auftrag in ihrem Tun verstehen.“ Im Interview steht er uns Rede und Antwort. tionsschulung teilgenommen. Herr Stahl, wie sind Sie als Diözesanbe- zuholen und besprechbar zu machen. Die positiven Entwicklungen der Prä- auftragter zur Prävention von sexuellem Dabei zeigten sich, pointiert gesagt, ventionsarbeit in den vergangenen Missbrauch im Erzbistum an dieses zwei Akzentuierungen sehr deutlich: Jahren zeigen sich in vielen Handlungs- Thema herangetreten? Zum einen ist es ein sehr dynamischer feldern: Neben der Verstetigung der Prozess, zum anderen skizziert eine Schulungsarbeit trugen vor allem die Karl-Heinz Stahl: Nun, zunächst einmal Aussage von Bischof Ackermann ge- Qualifizierung der Präventionsfachkräfte gilt und galt es, das Thema „sexualisier- wissermaßen auch die Entwicklungen und die Entwicklung von institutionellen te Gewalt“ aus der Tabu-Zone heraus- der Präventionsarbeit im Erzbistum Schutzkonzepten zu diesen Entwicklun- |4
gen maßgeblich bei. Es wurde deutlich, den Teilnehmenden mit diesem Fachtag plikatoren, Präventionsfachkräfte und dass in der intensiven Auseinander- eine Plattform zum Wissenserwerb, zum Trägervertreter immer wieder inhaltlich setzung mit der eigenen Haltung zur fachlichen Austausch und zur Vernet- auf den Stand zu bringen und eine Wis- Thematik ein Schlüssel liegt, um die zung bieten. senserweiterung zu ermöglichen. „Kultur der Achtsamkeit“ zu fördern, So haben das Internet und die Verantwortung zu übernehmen und die- „Haltung, Wissen und Konzepte“ – was sozialen Medien das Aufwach- se Haltung im Arbeitsalltag in Handlung bedeutet das genau? sen junger Menschen in hohem umzusetzen. Maße verändert. Karl-Heinz Stahl: Die Präventionsarbeit Nicht selten erleben wir darüber hinaus, braucht als Erstes eine sichtbare Haltung Und als Drittes braucht die Präventions- dass sich Einstellungen von Teilnehmen- und fordert deshalb, dass Verantwort- arbeit Konzepte, die sowohl individuelle den zur Thematik verändern. Vielen wird liche und alle Mitarbeitenden auf allen als auch strukturelle – und damit insti- deutlich, wie sehr das Thema einer ge- Ebenen sich mit der Thematik ausein- tutionelle – Bemühungen zum Schutz lebten Kultur der Achtsamkeit mit ihnen andersetzen und ihre eigene Haltung der anvertrauten Menschen in den Mit- persönlich – und mit ihrer Haltung - überprüfen. Hier gilt es eine Kultur zu telpunkt stellen. Dieser Ansatz zielt auf zu tun hat. entwickeln, in der die Angst genau hin- die institutionellen Schutzkonzepte und zuschauen, die Angst genau hinzuhören damit darauf ab, welche Bausteine zum Der Fachtag sollte gerade Multiplikato- und die Angst Dinge anzusprechen Aufbau schützender Faktoren innerhalb ren, Präventionsfachkräfte und Träger- keinen Platz haben. So wird gelebte von Gemeinden, Diensten und Einrich- vertreter weiterbilden und motivieren in Achtsamkeit als grundlegende Haltung tungen passgenau entwickelt werden der nicht alltäglichen und teils aufreiben- zu einem Schlüssel für die Präventions- können. den Arbeit. Was war der Grundgedanke arbeit. bei der Konzeption des Tages? Sie nannten das Stichwort „Institutio- Präventionsarbeit braucht als Zweites nelle Schutzkonzepte“: Wie groß ist die Karl-Heinz Stahl: Neben den Schu- Sensibilität und Wissen – und dieses Gefahr, dass nach der Erstellung die ent- lungsmaßnahmen geht es in einem wei- Wissen muss gewissermaßen immer sprechenden Konzepte in der Schublade teren Schritt darum, wie die Prävention wieder upgedatet werden. So haben das verschwinden? Ist bei allen Beteiligten von sexualisierter Gewalt in laufende Internet und die sozialen Medien das angekommen, dass man so ein Thema Prozesse und die jeweiligen Strukturen Aufwachsen junger Menschen in hohem nicht „abhaken“ kann, sondern dass der zum Teil differenzierten und komple- Maße verändert. Vor diesem Hinter- Kirche und ihre Institutionen hier ihrer xen Arbeitsbereiche eingefügt werden grund müssen wir in den Blick nehmen, Verantwortung dauerhaft gerecht wer- kann. dass bei allen positiven Möglichkei- den müssen? ten, die die sozialen Medien bieten, Der Grundgedanke bei der Konzeption eben auch die Gefahr des sexuellen Karl-Heinz Stahl: Ein Schutzkonzept des Tages war deshalb: Es braucht Hal- Missbrauchs im Internet sehr real ist. ist nicht dafür gedacht, verschriftlicht tung, Wissen und Konzepte. Wir wollten Deshalb ist es uns wichtig, die Multi- zu werden und anschließend sein Da- 5|
sein in einem verstaubten Büroordner Die Entwicklung eines institutionellen groß und eine große Herausforderung. zu fristen. Es muss gelebt und in einem Schutzkonzeptes hat zudem das Ziel, Wie ist Ihre Herangehensweise an diese kontinuierlichen Prozess immer wieder eine Kultur der Achtsamkeit und des spezielle Herausforderung? auch auf seine Aktualität und eventuel- Respekts, der Wertschätzung und len Änderungs- und Ergänzungsbedarf der Grenzachtung einzuführen, nach- Karl-Heinz Stahl: Die Fachtagung war überprüft werden – und dazu bedarf es haltig zu fördern und administrativ zu bereits die zweite Veranstaltung inner- eines „hierarchischen Willens zur Um- implementieren. Dieses lenkt den Blick halb kurzer Zeit, in der wir diese Thematik setzung“, wie Michael Böwer es nennt, darauf, dass Organisationen, Diens- zielgerichtet aufgegriffen haben. In der in den Arbeitsalltag. te und Einrichtungen einiges für den katholischen Jugendarbeit im Erzbistum Schutz von Kindern und Jugendlichen Paderborn wird ebenfalls schon seit län- Ein Schutzkonzept ist nicht tun können. gerer Zeit zu dieser Thematik gearbeitet. dafür gedacht, verschriftlicht zu So werden für die zuständigen Mitarbei- werden und anschließend sein Hier bin ich sehr froh, dass wir enga- tenden und Referenten entsprechende Dasein in einem verstaubten gierte und tatkräftige Präventionsfach- Fortbildungsangebote und ein entspre- Büroordner zu fristen. kräfte in vielen Gemeinden, Jugendver- chender Fachaustausch ermöglicht. Die Entwicklung und Erstellung eines bänden, Diensten und Einrichtungen institutionellen Schutzkonzeptes ist ein haben, die auf Dauer die Diskussion Spannend war insbesondere der Fach- umfassender inhaltlicher Prozess, der über Verbindlichkeit und Achtsam- austausch mit den Fachkräften der bei allen Herausforderungen auch die keit in ihrem jeweiligen Handlungsfeld katholischen Jugendarbeit und den Prä- Potenziale zeigt, wenn es gelingt, mög- aufrechterhalten und Mitsorge dafür ventionsfachkräften an den Schulen in lichst viele Akteure mit einzubeziehen. tragen, dass das Thema eben nicht „ab- Trägerschaft des Erzbistums, da in bei- Ein solcher Prozess braucht Partizipa- gehakt“ wird. den Bereichen sehr deutlich wird, dass tion. Deshalb sollte darauf hingewirkt Begriffe wie Trolling, Cyberbullying, werden, dass ein Entwicklungsprozess Um nochmal ein von Ihnen eben bereits Cybergrooming, Sexting oder Sextor- auf allen Ebenen stattfindet und alle angesprochenes Thema in den Blick zu tion, das heißt sexuelle Erpressung, für Beteiligten – vor allem die Kinder und nehmen: Missbrauch im Internet be- Kinder und Jugendliche im Internet und Jugendlichen selbst – partizipativ ein- ziehungsweise in sozialen Netzwerken in den sozialen Medien, die sie nutzen, bezogen werden. ist ein wichtiges Thema, die Dynamik ist manchmal sehr real sind. |6
Mit den Schulungsreferentinnen und -referenten haben wir im Dezember vergangenen Jahres gemeinsam be- raten, wie wir das Thema „Übergriffe in sozialen Medien“ in den Präven- tionsschulungen zukünftig verankern können. Vor diesem Hintergrund planen wir z. B. auch gemeinsam mit der Hauptabteilung Schule und Erziehung z. Zt. entsprechende thematische Ver- anstaltungen für die Kollegien in allen Schulen in Trägerschaft des Erzbistums im Jahr 2019. Wenn Sie auf den Fachtag blicken, welches Feedback haben Sie bekommen – speziell aus den Arbeitsgruppen am Nachmittag? dass es eine regelmäßige Überprüfung zu sehen, dass viele Menschen in den und gegebenenfalls Weiterentwicklung Gemeinden, in der Jugendarbeit, in den Karl-Heinz Stahl: Wir haben sehr des Schutzkonzeptes gibt. Ein solch Schulen, in den Diensten und Einrich- positive Rückmeldungen erhalten, und intensiver Lern- und Entwicklungspro- tungen im Erzbistum Paderborn aus es zeigt sich, dass der Fachaustausch zess braucht Zeit und setzt eine Haltung ihrer Grundhaltung heraus mithelfen, in den Nachmittagseinheiten wichtige voraus, die man weder befehlen noch dass Prävention von sexualisierter Ge- Akzentuierungen aufzeigte und darüber zu der man jemanden verpflichten kann. walt grundsätzlich und selbstverständ- hinaus ein weitergehender Anstoß war, Wir müssen auch sehen, dass es oftmals lich in die tägliche (Erziehungs)- Arbeit sich mit den Themen weiter auseinan- die vermeintlich kleinen, alltäglichen mit Kindern, Jugendlichen sowie schutz- derzusetzen und erste Ideen zur Über- Schritte sind, die eine Kultur der aktiven oder hilfebedürftigen Erwachsenen tragung auf die jeweilige Praxis vor Ort Aufmerksamkeit befördern. integriert wird. Dafür bin ich dankbar. zu bekommen. Ein solch intensiver Lern- und Entwicklungsprozess braucht Dann lassen Sie uns zum Schluss noch Zeit und setzt eine Haltung an Ihrem Ausblick in die Zukunft teil- voraus, die man weder befehlen haben. Präventionsarbeit ist ein stetiger noch zu der man jemanden und langwieriger Prozess, weil eines der verpflichten kann. Hauptziele sein muss, Verhalten zu ver- ändern und zu verfestigen. Was sind Ihre Deshalb möchten wir weiterhin darauf wesentlichen mittelfristigen Ziele für die hinwirken, dass möglichst viele Men- Präventionsarbeit im Erzbistum? schen in der Präventionsarbeit mitden- ken und sich engagieren. Es geht um Karl-Heinz Stahl: Im Wesentlichen einen vertrauensvollen, offenen Umgang geht es hier darum sicherzustel- miteinander, in Respekt, Achtsamkeit len, dass das institutionelle und Wertschätzung, damit es gelingt, Schutzkonzept nachhaltig Prävention als dauerhaften und wirksa- wirksam ist. Es handelt men Bestandteil in der Praxis zu veran- sich um institutio- kern, um davon ausgehend Schutz- und nelle Schutzpro- Kompetenzräume zu entwickeln. zesse und das bedeutet, Und hier ist es für mich sehr erfreulich 7|
Es braucht eine sichtbare Haltung lisierte Gewalt erleichtern können und erschweren. Mädchen und Jungen sind Adressaten, weil ihre Stärke aufgebaut Impulsvortrag von Brigitte Braun, und Überlegenheit geht und die mittels und ihre Unabhängigkeit gefördert wer- Referentin für Prävention von se- sexualisierter Handlungen durchgesetzt den sollen. Ihre Mobilität und Freiheit xuellem Kindesmissbrauch bei der wird. Wichtig ist in diesem Zusammen- soll vergrößert werden. Bundeszentrale für gesundheitliche hang die Tatsache, dass sexualisierte „Institutionen sind gefordert, Aufklärung in Köln Gewalt keine Variante der Sexualität weil ihre Strukturen und Kultur ist, sondern eine sexualisierte Form der sexualisierte Gewalt erleich- „Haltung bestimmt Handlung!“ – lau- Gewalt. tern können und erschweren.“ tete die zentrale Aussage des Vortrags von Brigitte Braun. Die Mitarbeiterin Prävention, so Braun, meint jede Maß- Für Brigitte Braun sind in „Haltung“ der Bundeszentrale für gesundheitliche nahme, die dazu dient, sexualisierte weitere Begriffe eingeschlossen: „Halt Aufklärung sieht gerade bei der Prä- Gewalt gegen Mädchen und Jungen zu wie Stopp und Grenze, Halten wie vention die Erwachsenen in der Pflicht, verhindern und bereits im Vorfeld zu Unterstützen und Stärken, Haltung wie sich mit der eigenen Haltung zu Gewalt behindern. Die entsprechenden Maß- Standpunkt und Mut sowie Aushalten und ihrem Verständnis von Sexualität nahmen richten sich an alle Beteiligten: schwieriger Gefühle und Situationen.“ auseinanderzusetzen: „Dazu gehören Erwachsene bekommen in diesem die Übernahme von Verantwortung und Zusammenhang einen „Modellcharak- Wenn es darum geht, eine entsprechen- der Mut, Positionen zu beziehen und ter“, weil sie im Umgang miteinander de Haltung gegen sexualisierte Gewalt diese in Handlung umzusetzen.“ Dabei Respekt und Grenzsetzung vorleben zu entwickeln, kommt eine ganze Reihe ist sexualisierte Gewalt in erster Linie sollen. Institutionen sind gefordert, von Aspekten und Komponenten ins eine Gewalttat, in der es um Macht weil ihre Strukturen und Kultur sexua- Spiel: Das Wissen über diese Form der |8
Gewalt und die Auseinandersetzung lich machen – Schritt für Schritt, Wort damit muss einhergehen mit der Be- für Wort, Geste für Geste.“ wusstheit für den eigenen Körper sowie Klarheit, Verlässlichkeit und Mut zu Unerlässlich dabei: Der Blick auf das sichtbaren Positionen. Ebenso gehört eigene Verhalten. Wer von Kindern er- die Fähigkeit dazu, Kritik auszuhalten wartet, Grenzen zu setzen und „Stopp“ und mit Angst umzugehen und diese zu zu sagen, dürfe deshalb nicht ver- bewältigen; ebenso die Solidarität mit gessen, wie schwierig das sein kann, Betroffenen und die Unterstützung Be- selbst für Erwachsene und auch in ganz troffener sowie die Auseinandersetzung alltäglichen Situationen: „Wenn Ihre mit Geschlechterrollen. Nachbarin schellt, und Sie haben abso- lut keine Zeit. – Wie verhalten Sie sich, 1 Haltung aufgrund eigener Aus- Zentral ist in diesem Kontext das wie setzen Sie in diesem Moment eine einandersetzung ist eine gute Spüren, Setzen und Respektieren von Grenze?“ Deshalb sei Zurückhaltung Basis, mit der unaufgeregt und Grenzen. Denn Grenzverletzungen wichtig, wenn von Kindern und Jugendli- verlässlich mit sexualisierter passieren alltäglich in den unterschied- chen Grenzsetzung eingefordert werde: Gewalt umgegangen werden kann. lichsten Zusammenhängen und Situatio- „Machen Sie es den Kindern leichter, nen. Brigitte Braun: „Man wird unter- indem Sie selbst im Umgang Grenzen 2 Erwachsene sind Modell für einen brochen, ungefragt berührt, man wird achten, versuchen Sie, in solchen grenzachtenden Umgang. Was sie nicht beteiligt oder nicht einmal gehört. Momenten Vorbild zu sein.“ Denn, das nicht nur vermitteln, sondern gleich – Situationen, die Kinder und Jugend- müsse man sich immer vor Augen hal- zeitig vorleben, wird glaubwürdig liche ganz besonders häufig erleben.“ ten: „Das Zwischenmenschliche steuert und ermutigt. Angesichts dessen sei es besonders uns mehr als manche richtige und gute wichtig, gerade im alltäglichen Umgang Erkenntnis.“ 3 Mut, Zutrauen und Vernetzung beispielsweise in einer Einrichtung ein sind hilfreiche Ressourcen in Klima der Achtsamkeit und des respekt- Vier zentrale Punkte gab die Referentin der Arbeit mit sexualisierter Gewalt vollen Miteinanders zu fördern. Denn, der Bundeszentrale für gesundheitliche und dem Ziel, diese zu reduzieren. so Brigitte Braun, grenzachtende Prä- Aufklärung ihrem Publikum mit auf den vention beginne bereits an einem Punkt, Weg: 4 Alles kann gelehrt und gelernt werden! an dem von sexualisierter Gewalt noch keine Rede sei. Ihr Rat: „Kinder wollen gefragt werden, sie wollen entscheiden können. Zeigen Sie, dass Sie das mög- Brigitte Braun le m K indesmissbrauc h bei der se xu el Prävention von g in Köln Referentin für sund he itl iche Aufklärun o-Trainerin Bundeszentrale für ge is or in M . A . (DGSv), WenD gogin, Superv Dipl.- Sozialpäda rtbildne - Ja hr en al s qualifizier te Fo ist seit den 1980 er und Wei - Brigitte Braun t tä tig . Si e ve ranstaltet Aus- sexuelle Gewal tionen. rin zum Thema ch ho ch sc hu len und Institu Hochschulen, Fa rbänden terbildungen in r hi na us zu sammen mit Ve entwickelt darü be r Gewalt Brigitte Braun äv en tio n von sexuelle nen Konzepte zu r Pr en und Frau - und Organisatio tr of fe ne n Mädchen, Jung ch direkt mit be cher zum und arbeitet au di ve rs er Fa char tikel und Bü n ist Autorin en. Brigitte Brau isierter Gewalt. a de r Pr äv ention vor sexual Them 9|
Es braucht Wissen um die Relevanz der sozialen Medien im Kontext sexueller Gewalt Kinder und Jugendliche im digitalen Dauerstress: Ständiger Zugriff auf Daten, Bilder, Filme, Spiele, immer er- Impuls-Vortrag von Julia von Weiler, überzeugt: Zum einen um im Bereich reichbar, zugleich Subjekt und Objekt Geschäftsführerin von „Innocence in Prävention und Intervention erfolgreich sein. Permanentes Ausgeliefertsein an Danger“ zu sein, zum anderen um im Umgang Beleidigungen, Gewaltdarstellungen, mit Opfern das Richtige zu tun. Pornografie – ob absichtlich oder zu- Digitale Medien verändern unsere fällig; etwa in Werbespots, die auf die Lebenswelt grundlegend – vom Kon- Mit Blick auf die Nutzung digitaler alte Regel „Sex sells“ setzen, und das sumverhalten bis zur Sexualität. Eine Medien und die Auswirkungen sollte vor dem Hintergrund eines „kindlichen“ Tatsache, die man nach Ansicht von man sich deshalb Folgendes vor Augen Entwicklungsstands. Julia von Weiler bei der Frage nach der halten: Die tägliche Onlinenutzung Die tägliche Onlinenutzung liegt Relevanz digitaler Medien im Miss- liegt heute im Schnitt bei 221 Minuten heute im Schnitt bei 221 Minuten brauchs-Kontext nicht vergessen darf. und hat sich damit innerhalb von zehn und hat sich damit innerhalb von Denn die Konsequenz daraus lautet: Jahren mehr als verdoppelt. Zu 80 zehn Jahren mehr als verdoppelt. „Alles findet heute online statt – auch Prozent wird dabei das Smartphone Missbrauch.“ verwendet, jederzeit und überall Gerade die Online-Kommunikation ohne nutzbar. Rund ein Viertel der 18- und persönlichen Kontakt hat Auswirkungen Wer sich gegen sexuellen Missbrauch 19-Jährigen gibt an, dass schon einmal auf das Gehirn, wie der amerikanische engagiert – als Institution genauso wie falsche oder beleidigende Dinge über Neurowissenschaftler Dr. Dan Siegel als Person, muss diese Zusammenhän- ihn oder sie online oder per Handy festgestellt hat: Wer nicht mehr „Face ge kennen, davon ist Julia von Weiler verbreitet wurden. to Face“ miteinander kommuniziert, | 10
muss auf eine ganze Reihe von Signalen lichen Gegensatz, wie die Referentin klein: Dazu gehört das Verbreiten von seines Gesprächspartners verzichten: betonte: einerseits weil Erwachsene sexuellen und/oder gewaltvollen Inhal- Von der Haltung über den Gesichts- Regeln aufstellen, an die sie sich selbst ten an Kinder und Jugendliche durch ausdruck bis zu Tonfall und -lage. Das nicht halten, andererseits weil Kinder Erwachsene oder auch Jugendliche schränkt nicht nur die Kommunikations- und Jugendliche aufgrund ihres Entwick- – bis hin zu Cybersex bzw. sexuellem möglichkeiten ein. Auf Dauer wirkt sich lungsstandes zu einem solchen Ver- Missbrauch, wobei das Smartphone das das laut Siegel auch auf das gesamte halten bzw. zur Reflexion des eigenen „ultimative Tatwerkzeug“ darstellt. Sozialverhalten aus: Wer nur auf diesem Tuns (noch) nicht in der Lage sind: „Wir „surface level“ kommuniziert, lernt auch überfordern sie mit Vorgaben in Sachen Dabei kann schon die Verbreitung von seine gesamte Umwelt nur oberflächlich Mediennutzung und -kompetenz, an die Sexting-Bildern etwa von Jugendlichen kennen und handelt unter Umständen wir uns selbst gar nicht halten.“ eine hohe Belastung darstellen: Denn entsprechend. die Raum-Zeit-Dimension wird im Netz, Entscheidend im Missbrauchs-Kontext: das „nie vergisst“, gesprengt: Was ein- Alles geschieht online, alles ist perma- Täter kennen alle diese Zusammenhän- mal im Internet ist, ist immer im Inter- nent für alle nachvollziehbar. Die Folge ge und machen sie sich gezielt zunutze. net. Angst – „Wer wird das über mich dieser ständigen öffentlichen Selbst- Der Wunsch nach Anerkennung und sehen?“ – wird zum Dauerbegleiter. darstellung ist der Zwang zur digitalen Angst vor Ausgrenzung machen Kinder Erpressung mit entsprechenden Bildern Selbstoptimierung. Dieser „gesellschaft- und Jugendliche beeinflussbar. Sexuelle oder Videos gehört zum Täter-Vorge- lich verordnete Exhibitionismus“ betrifft Neugier und Unerfahrenheit werden hen. Wobei sie perfide und strategisch nicht nur Kinder und Jugendliche, planvoll ausgenutzt. eine Beziehung aufbauen und Kinder beeinflusst sie aber in besonderer Weise und Jugendliche manipulieren, um sie zu – schließlich ist jeder dritte Internet- Damit einher geht ein gesamtgesell- missbrauchen („Grooming“). nutzer minderjährig: Dazugehören, an- schaftlicher Veränderungsprozess die Nach einer Studie von erkannt werden, Angst vor Ausgrenzung Sexualität betreffend: Denn die neue „Innocence in Danger“ schätzt als „Looser“, etwa beim Verzicht auf Technologie hat massive Auswirkun- fast die Hälfte aller Schulen „WhatsApp“. Das Leben wird zu einem gen. „Sexting“ – das Verschicken von die Gefahren von „Sexting“ digitalen Wettlauf nach „Likes“: Untersu- sexuellen Nachrichten und Bildern zur als hoch ein. chungen zeigen, dass Frauen zwischen gegenseitigen Erregung – hat enormen 16 und 25 Jahren über fünf Stunden Anteil an der Kommunikation in sozialen Sexueller Missbrauch ist eine Bezie- in der Woche mit „Selfie-Shootings“ Medien, ein Trend, der Kinder und Ju- hungstat – auch und gerade im Netz. verbringen; auf der Suche nach einem gendliche natürlich nicht auslässt. Nach Denn Kinder und Jugendliche leben durch Bildbearbeitungsprogramme einer Studie von „Innocence in Danger“ Beziehungen online. Das macht sie ver- kreierten Schönheitsideal. schätzt fast die Hälfte aller Schulen die letzlich, weil Täter immer ungestörten Gefahren von „Sexting“ als hoch ein. und direkten Zugriff haben. Das alles, so Julia von Weiler, muss der- Denn der Schritt hin zu sexualisierter jenige wissen, der sich in der Prävention Gewalt mittels digitaler engagiert: „Wer Kinder und Jugendliche Medien ist nur schützen will, muss sie verstehen, und wissen, wie Täter ticken.“ In Sachen Verständnis kann ein selbstkritischer Blick auf das eigene Verhalten hilf- reich sein: Denn das persön- liche Medienverhalten und die Erwartungen an Kinder und Jugend- liche stehen häufig in einem deut- 11 |
Dabei lässt sich das Ausmaß ziemlich der Opfer teilt sich jemand anderem Dabei muss eines immer klar genau berechnen: Legt man die Zahlen mit, gerade einmal ein Prozent der sein: Prävention, die nur Angst der von der Universität Regensburg Betroffenen wird Ermittlungsbehör- macht, verfehlt ihr Ziel! 2015 durchgeführten „Mikado“-Studie den oder Jugendämtern bekannt. Die zugrunde, haben 26 Prozent der er- Opfer schweigen aus unterschiedlichen „Wir brauchen deshalb“, so Julia von wachsenen Internet-Nutzer sexuelle On- Gründen: 52 Prozent aus Scham, 26 Weiler, „Neugier und Offenheit für die line-Kontakte. Das sind bei 56 Millionen Prozent, weil sie vom Täter bedroht wur- Lebenswelten der Kinder und Jugend- erwachsenen Nutzern im Jahr 2015 rund den. Allerdings fühlten sich 80 Prozent lichen, eine klare Haltung und Wissen 14,5 Millionen. Experten gehen davon derjenigen, die sich mitgeteilt hatten, über Gewalt und Missbrauch genauso aus, dass fünf Prozent von ihnen im Netz anschließend ausreichend geschützt wie über das Online-Leben etwa in sexuelle Missbrauchs-Kontakte zu Kin- und unterstützt. Julia von Weiler: „Sozia- sozialen Netzwerken.“ Dazu gehört die dern bis 14 Jahren unterhalten; das ent- le Unterstützung durch die Familie und Auseinandersetzung mit dem eigenen spricht einer Zahl von knapp 730.000 das weitere soziale Umfeld sind bedeu- Verhalten und dem der Kinder und Erwachsenen. Bei zwei bis fünf Kon- tende Schutzfaktoren.“ Jugendlichen. Hilfreich kann es ebenso takten pro Erwachsenem liegt die Zahl sein, den kreativen Umgang mit sozialen der betroffenen Kinder zwischen knapp Betroffene brauchen einfühlsame und Medien zu fördern, zum Beispiel mit 1,5 und gut 3,6 Millionen Kindern. Das informierte Ansprechpartner, die sie Blick auf Musik, Video oder Fotografie. Täterprofil der Regensburger Studie geht verstehen, die Ruhe bewahren können von einem hohen Bildungsniveau, jun- und die hinsehen und eingreifen. Auf- gem Alter und männlichem Geschlecht klärung und Nachsorge haben zentrale aus, etwa 25 Prozent sind Frauen. Bedeutung. Kinder und Jugendliche sollten ihrem Alter entsprechend auf- Wobei gerade im Hinblick auf konkre- geklärt werden. Es gibt für jedes Alter te Zahlen das große Dunkelfeld nicht geeignetes Informationsmaterial, etwa außer Acht gelassen werden darf, so die Theaterstücke oder Selbstbehauptungs- „Mikado“-Studie: Nur etwa ein Drittel kurse. r Julia von Weile nce in Danger erin von Innoce utorin und Leit Psychologin, A V. Deutschland e. d an der yc ho lo gi e an der FU Berlin un r studierte Ps sie für Julia von Weile ih re s St ud iums arbeitete rsity. Währe nd dort u. a. New York Unive ew Yo rk und begleitete ty Project“ in N Anlauf- und „Children’s Safe ar si e in zahlreichen nder. Seit 19 92 w betreuen und missbrauchte Ki n se xueller Gewalt n tätig, die O pf er vo itung der deut- Beratungsstelle lia vo n Weiler die Le 2003 über na hm Ju internationalen beraten. Im Jahr in D an ger e. V“, einem von „Innoc en ce s sich v. a. schen Sektion le m Missbrauch, da ävention vo r se xu el einsetzt. Julia Netzwerk zur Pr po rn og rafie im Internet reitung von Ki nd er len Gremien gegen die Verb na le n und internationa n zahlreiche n na tio ng der Fälle vo von Weiler ist in r Be gl ei tu ng der Aufarbeitu SO – th e im Beirat zu i „eNAC tätig, wie etwa de r O de nw al dschule und be ei le r is t sbrauch in W sexuellem Mis nline“. Julia von O A lli an ce fo r Child Safety O g eb er s „I m Netz – European NG el so w ie de s Elternrat Fachar tik ).“ Autorin diverser der Verlag, 2014 xu el le r G ew al t schützen (Her Kinder vor se | 12
Im Gespräch mit Thomas Bensmann e n t io n m u s s Teil Prä v e sein d e r S e e ls o rg Für Thomas Bensmann war es „keine Umso wichtiger, meint Thomas Bens- Wer an das Thema herangeht, Frage“, am Fachtag in der Kommen- mann, sei es deshalb, der Prävention weil es eben sein muss, der kann de teilzunehmen: „Ich befasse mich den entsprechenden Stellenwert zu ge- kaum den richtigen Zugang fin- schon lange mit dem Thema, bin selbst ben: „Wer an das Thema herangeht, weil den und in seinen Bemühungen Präventionsfachkraft und führe auch es eben sein muss, der kann kaum den ernst genommen werden. Schulungen durch.“ Solche Veranstal- richtigen Zugang finden und in seinen tungen, ist sich der 48-jährige Pastor im Bemühungen ernst genommen werden.“ Deshalb meint Bensmann, sollte es im Pastoralverbund Paderborn Nord-Ost- Er setzt darauf, authentisch und glaub- Hinblick auf Prävention auch eine klare West sicher, sind in mehrfacher Hinsicht haft zu sein: „Die kirchlichen Jugendver- Aufgabenverteilung geben: „Jemand aus unverzichtbar: „Weil sie den Austausch bände haben in diesem Zusammenhang dem Pastoralteam muss eindeutig zu- untereinander fördern, immer wieder die Vorreiterrolle übernommen und auch ständig sein.“ Das müsse, so der Pastor, aufs Neue sensibel für die Problematik eine Art Vorbildfunktion.“ Bensmann nicht unbedingt ein Geistlicher sein, machen und natürlich auch einen Moti- selbst war einige Jahre BDKJ-Diöze- auf der anderen Seite solle man als vationsschub mit sich bringen.“ sanseelsorger, weiß aber auch um den Priester aber immer ansprechbar sein: Stellenwert der Jugendarbeit in der „Nur wenn wir das Thema Prävention Prävention und Umgang mit sexuellem Gemeinde oder auf Pastoralverbunds zu einem Teil der Seelsorge machen, Missbrauch hält Bensmann für zentrale ebene: „Dort gab es im Rahmen der Prä- zeigen wir als Kirche, dass wir aus den Themen, wenn die Glaubwürdigkeit der ventionsarbeit eine Fragebogen-Aktion Vorfällen der Vergangenheit gelernt und Institution Kirche zur Diskussion steht: mit Kindern und Jugendlichen, bei der die richtigen Schlüsse gezogen haben.“ „Zum einen geht es darum, eine Haltung auch die Eltern mit im Boot waren.“ Eine zu entwickeln, die von gegenseitigem Aktion, so der Priester, mit deutlicher Respekt geprägt ist, zum anderen wird Signalwirkung in die Richtung, dass alle nur auf diese Weise deutlich gemacht, Fragen rund um das Thema offen disku- dass nichts mehr unter den Teppich ge- tiert werden und nichts nach „Schema F kehrt wird!“ abgehandelt wird.“ 13 |
häufig „kontraproduktiv“. Was müsste Interview passieren, damit man sich dieser Ver- mit Julia von Weiler antwortung bewusster ist? Julia von Weiler: Wir bewegen uns da in einem sehr interessanten Spannungs- feld: Einerseits müssen wir als Erwach- sene dafür sorgen, dass die nächste Generation sich in allen möglichen Bereichen gut entwickelt, dass sie sich gesund ernährt, Sport treibt, dass sie die Bildung bekommt, die sie braucht. Die Ansprüche sind immens gestiegen, andererseits tut sich die Elterngene- ration sehr schwer damit, Grenzen zu setzen und Eltern zu sein, die nicht immer nur Freunde sind, sondern auch Vorbild. Wir haben nicht unbedingt Lust, uns in diesen Kategorien zu bewegen. Als Erwachsene erwarten wir von Sie haben es gerade schon gesagt: In den digitalen Medien tun sich die Kindern und Jugendlichen einiges an Me- Kinder sind gute Anwender und uns Erwachsenen in Sachen Vorbildfunktion dienkompetenz, andererseits verhalten Erwachsenen häufig überlegen. Das besonders schwer. Denn dazu gehört, wir uns selbst nicht so kompetent. Wie kann auch ein Problem sein. dass sie ihr Verhalten selbstkritisch kommt man aus dieser Falle heraus? reflektieren. Dabei kommen wir aber Julia von Weiler: Dabei darf man nicht unter Umständen zu Erkenntnissen, die Julia von Weiler: Indem man sich sehr vergessen, dass digitale Medien sehr in- uns gar nicht gefallen. Wir weichen dem genau bewusst macht, wie komplex tuitiv anwendbar sind; wenn Kinder und aus, indem wir herunterspielen oder die Welt durch digitale Medien gewor- Jugendliche das gut beherrschen, heißt verdrängen, dass wir selbst häufig von den ist und man sich dann Gedanken das nicht, dass sie auch Zusammenhän- der digitalen Welt eingenommen oder darüber macht, was Jugendliche und ge durchschauen. Mit einem Smart- sogar abhängig sind, – letztlich ein Ver- Kinder wirklich leisten können: Ich will phone können sie spielend umgehen. drängungs- oder Verleugnungsprozess. sie weder unter- noch überfordern. Man Das mag ein Vorteil sein, aber Anwen- sollte aber nicht so tun, als könnten dungskompetenz darf auf keinen Fall Ab und zu rüttelt uns aber mal etwas auf! Kinder und Jugendliche alles in der verwechselt werden mit Medien- oder digitalen Welt regeln, nur weil sie gute gar Lebenskompetenz. Dazu gehört die Julia von Weiler: Ja, zum Beispiel jetzt Anwender sind. Als Eltern muss man kritische Reflexion des eigenen Medien- der aktuelle Facebook-Skandal. Als sich immer wieder die Frage stellen: verhaltens. Deshalb muss man sich die Kinderschützer kritisieren wir schon „Was kann mein Kind aufgrund seines Frage stellen, ob das eigene Kind das seit Jahren Art und Umfang, wie Daten Entwicklungsstandes können und was wirklich kann, wenn es sieben, zehn, von der Industrie gehortet werden, kann es schlicht noch nicht können?“ In zwölf oder 16 Jahre alt ist. ohne dass uns gesagt wird, was damit der analogen Welt machen wir das ganz geschieht. Auf der anderen Seite wird Anwendungskompetenz darf selbstverständlich, etwa im Straßenver- uns vonseiten der Internet-Konzerne auf keinen Fall verwechselt kehr oder wenn es um Nahrungsmittel gerade mit Blick auf Missbrauch und werden mit Medien- oder gar oder Fernsehsendungen geht. In der Kinderschutz die Verantwortung für Lebenskompetenz. digitalen Welt dagegen zucken wir so die eigenen Daten zugeschoben. Dabei ein bisschen mit den Schultern, statt Erwachsene, Eltern, Lehrer, Erzieher – wäre es technisch kein Problem, mehr unserer elterlichen Verantwortung ge- alle haben Vorbildcharakter. Wir verhal- Sicherheit gerade für Kinder zu schaf- recht zu werden. ten uns aber gerade im Medienbereich fen. Entsprechende Forderungen sind | 14
immer ins Leere gelaufen. Plötzlich Was heißt das alles für den Bereich der kommt die Politik mit ins Spiel, es geht Prävention? an den Kern unserer Demokratie, und alle stehen da und sagen: „Jetzt muss Julia von Weiler: Natürlich müssen wir dringend etwas passieren.“ die Kinder stärken. Aber wir dürfen die Augen nicht vor der Tatsache verschlie- Dabei wäre es technisch ßen, dass Kinder und Jugendliche kein Problem, mehr Sicherheit den strategisch vorgehenden Tätern gerade für Kinder zu schaffen. einfach völlig unterlegen sind. Denn Zu spät? das kann Prävention nicht leisten: Kinder und Jugendliche werden Julia von Weiler: Kinder- und Jugend- diesen erwachsenen Tätern nicht schutz war eigentlich in diesem Zu- ebenbürtig. Sie sind immer sammenhang nie so weit oben auf der stärker als Kinder; insbeson- politischen Agenda. Hinzu kommt, dass dere digital. Dessen müssen wir von digitalen Medien regelrecht wir uns als Erwachsene immer eingekauft sind, weil sie unser Leben so bewusst sein! Deshalb lautet wahnsinnig bequem gestalten. eine ganz konkrete Forderung, dass Plattformen im Netz, die Ist vor dieser Tatsache der Einsatz gegen sich explizit an Kinder und Missbrauch im Internet nicht ein „Kampf Jugendliche wenden, für einen gegen Windmühlen“? erhöhten Sicherheitsstandard sorgen, damit Kinder und Julia von Weiler: Das stimmt, aber wir Jugendliche sich dort sicher müssen diesen Kampf führen. Ange- bewegen können. Die Idee sichts der Dimensionen, die Miss- von der freundlichen Selbst- brauchsskandale wie der aktuelle in organisation der Menschheit Großbritannien haben, ist es dringend im digitalen Orbit funktioniert geboten, die Ressourcen zu verstär- einfach nicht. Auch Experten, ken. Missbrauchszahlen, die das BKA die dieser Utopie lange positiv aus den USA vom „National Centre for gegenüberstanden wie Sascha Missing and Exploited Children“ in den Lobo, gestehen mittlerweile USA erhält, weisen eine unglaubliche ein, dass das Experiment ge- Steigerungsrate auf: von 2012 bis 2017 scheitert ist. um 1845 Prozent! Diesem Anstieg steht ein Personalzuwachs bei der zustän- Also Regulierung? digen BKA-Abteilung um 46 Prozent gegenüber. In den Bundesländern gab Julia von Weiler: In anderen es bei den zuständigen Ermittlern prak- Zusammenhängen, etwa beim Ur- tisch keine personelle Verstärkung. Das heberrecht, ist man sich einig, beim Internet macht vieles von dem sichtbar, Kinderschutz ist man zurückhalten- was sowieso schon immer passiert ist. der – für mich völlig unverständlich! Deshalb müssen wir uns als Gesell- Die Gesellschaft muss sich ihrer Ver- schaft fragen, welchen Stellenwert Kin- antwortung Kindern und Jugendlichen derschutz wirklich hat. Und zwar ganz gegenüber bewusst werden. Und zwar konkret mit Blick auf mehr Personal etc. jeder Einzelne, der oder die in diesem und nicht mit Phrasen wie „Kinder sind Zusammenhang mit Kindern und Ju- unsere Zukunft!“ gendlichen zu tun hat. 15 |
Statements Eindrücke zum Fachtag Sabine Düser, Ense „Als Dozentin in der Altenhilfe hat das Thema für mich noch eine weitere Komponente, den Missbrauch von schutzbe- dürftigen älteren Menschen – ein besonders tabuisierter Bereich. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie diese, um einen professionellen und sensiblen Umgang zu fördern.“ Antje Bettermann, Dortmund Präventionsfachkraft für den Pastoralen Raum Dortmund- Ost und Leiterin eines Familienzentrums: „Prävention be- gleitet mich bereits während meiner gesamten beruflichen Zeit und liegt mir persönlich sehr am Herzen. Sowohl in der Kita wie im Pastoralen Raum ist das Thema präsent und akzeptiert. Ein Fachtag wie dieser in der Kommende ist in mehrfacher Hinsicht wichtig: Informationen aus erster Hand und direkter Austausch sind durch nichts zu ersetzen.“ Dr. Gabriele Staufenbiel-Zervoulakos, Letmathe Ehrenamtliche Präventionsfachkraft im Pastoralverbund Letmathe: „Das Thema wird bei uns auf breiter Ebene dis- kutiert, und in den vergangenen eineinhalb Jahren ist viel geschehen – von Schulungen in der Kinder- und Jugend- arbeit bis zur Erstellung von Verhaltenskonzepten. Persön- liche Kontakte, wie sie hier geknüpft und vertieft werden können, sind gerade in diesem Zusammenhang wichtig.“ | 16
Stefan Wehrmann, Jugendhilfe St. Elisabeth, Dortmund: „Für eine Einrichtung wie unsere, in der Kinder und Jugend- liche in schwierigen Lebensverhältnissen Unterstützung bekommen, ist Prävention immer ein wichtiges Thema, mit dem aber sensibel umgegangen werden muss. Ich selbst bin Schulungsmitarbeiter und freue mich natürlich über Informationen von anerkannten Expertinnen und Experten. Fachtage wie dieser in der Kommende bringen darüber hinaus einen echten Motivationsschub!“ Christiane Köhne, Dortmund Macht Präventionsschulungen – unter anderem im Sport, etwa bei der DJK: „Neuer Input und neue Impulse wie bei dieser Veranstaltung sind extrem wichtig, gerade mit Blick auf die rasante Entwicklung in den sozialen Netzwerken und digitalen Medien!“ 17 |
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Anfangen statt Aussitzen Wie das Erstellen eines institutionel- den Punkt und beschrieb damit eine gruppen, die bereits ein Schutzkonzept len Schutzkonzeptes gelingen kann. Situation, in der sich wohl eine ganze verwirklicht haben oder kurz vor der Reihe hauptamtlicher Mitarbeitern se- Fertigstellung stehen: „Man sollte sich Der Countdown läuft: Bis zum Ende hen: Die Befürchtung, als „Einzelkämp- Unterstützer suchen und deren Hilfe an- des Jahres müssen alle kirchlichen ferin oder Einzelkämpfer auf der Strecke nehmen.“ Das könne die ehrenamtliche Rechtsträger im Erzbistum Paderborn zu bleiben.“ Präventionsfachkraft ebenso eine von ein institutionelles Schutzkonzept für der Diözesanstelle vermittelte Prozess- Handlungsfelder im Bereich der Kinder- „Ein Schutzkonzept ist viel Arbeit“, begleiterin oder ein Prozessbegleiter; und Jugendhilfe erstellt haben. Um die äußert Carsten Adolfs hier Verständnis, wie ein Schulungsmitarbeiter sein. Auch Frage, wie das trotz Zeitdrucks und um gleichzeitig deutlich zu machen: der Kontakt zu Jugendverbänden ist Arbeitsbelastung gelingen kann, ging es „Sie müssen diese Arbeit nicht allein durchaus sinnvoll: „Sie sind in diesem in zwei Arbeitsgruppen, die von Marion tun, holen Sie sich andere mit ins Themenfeld häufig einfach besser auf- Nolden bzw. von Carsten Adolfs und Boot!“ Christoph Storks Rat in diesem gestellt“, erklärt Carsten Adolfs. „Das Christoph Stork geleitet wurden. Zusammenhang: „Beginnen Sie nicht Erzbistum macht zahlreiche prozess- ohne klaren Auftrag; die Frage nach begleitende Angebote, nutzen Sie sie“, Die aktuelle Zwischenbilanz in Sachen der Verantwortung und die Schaffung empfiehlt Christoph Stork. Schutzkonzept fiel dabei recht unter- entsprechender Strukturen sollte am schiedlich aus: Während einige Pas- Anfang stehen.“ Dass das Erstellen eines Schutzkonzep- toralverbünde oder Pastorale Räume tes „kein Auftrag wie jeder andere“ ist, Sie müssen diese Arbeit nicht bereits am Ziel oder auf der Zielgeraden betont Marion Nolden mit Blick auf die allein tun, holen Sie sich sind, gibt es woanders noch Start- spezielle Situation der pädagogischen andere mit ins Boot! schwierigkeiten. „Ich habe Angst, dass Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen: ich mit der Arbeit alleingelassen werde“, Dass es auf diese Weise gelingen kann, „Das Thema ist emotional belastend, brachte es eine Gemeindereferentin auf bestätigten diejenigen aus den Arbeits- sehr vielschichtig und im Umgang nicht | 22
immer ganz einfach“, weiß sie aus eige- weilt und nicht wirklich anfängt.“ Vor Erstellung eines Schutzkonzeptes dem ner Erfahrung. Abgesehen davon sei es dem Hintergrund der Dynamik, dem die Thema einen Platz in der Pastoral zu nur ein „Aufgabenbereich von vielen in gesamte Problematik unterliege, müsse verschaffen und so für eine allgemei- der täglichen Arbeit.“ man sich sowieso von dem Gedanken ne Akzeptanz zu sorgen: „Allein aus verabschieden, „fertig“ zu werden, sind diesem Grund sollte man viele Mitstrei- Andererseits können ihrer Einschätzung sich alle drei Fachleute einig: „Das ter ins Boot holen, so schafft man eine nach gerade die Kindertageseinrichtun- Thema wird uns weiter beschäftigen, solide Basis“, rät Christoph Stork. gen auf eine ganze Reihe von vorhande- es bleibt aktuell, und deshalb müssen Stattdessen müsse es das nen „Bausteinen“ setzen, wenn es um alle Verantwortlichen Maßnahmen und Ziel sein, auch durch Erstel- die Realisierung eines Schutzkonzeptes Konzepte immer wieder den aktuellen lung eines Schutzkonzeptes geht: „Entsprechende Erfahrungen Anforderungen und Wandlungen an- dem Thema einen Platz in der in der Sexualpädagogik sind nur ein passen.“ Pastoral zu verschaffen. Teil von vielen Ressourcen, auf die in diesem Zusammenhang zurückgegriffen Deshalb dürfe das „Aufatmen“ nach der „Einige stehen derzeit bildlich gespro- werden kann.“ Wie bei einem Puzzle Erstellung eines Schutzkonzeptes wirk- chen noch am Fuß des Berges, das Gip- könne man diese einzelnen Teile in die lich nur eine kurze „Atempause“ sein, felkreuz ist nicht in Sicht, und sie fragen Hand nehmen, prüfen und zuordnen: denn abgeschlossen ist der Prozess in sich, wie sie da hinaufkommen sollen“, „Wenn man sich vorher die Frage ge- diesem Moment nicht. Darauf weisen beschreibt Carsten Adolfs die Situation. stellt hat, wie das Gesamtbild aussehen alle Referenten hin: „Gerade in diesem „Gehen Sie los, aber packen Sie sich soll, kann man leichter die Bausteine Zusammenhang müssen wir uns als den Rucksack unterwegs nicht zu voll“, aus den vorhandenen auswählen, die lernende Institution erweisen, die Her- lautet seine Empfehlung. Von Idealvor- man für das Schutzkonzept brauchen ausforderungen ändern sich immer aufs stellungen, die nicht realistisch seien, kann.“ Neue, ihnen kann man nur mit einer solle man sich in dieser Anfangsphase deutlich sichtbaren Haltung begegnen, verabschieden: „In diesem Moment Doch dieses Gesamtbild müsse nicht aus der heraus man ein solches Kon- kommt es darauf an, den ersten Schritt perfekt und bis ins Detail ausgearbeitet zept ständig weiterentwickelt, überprüft zu tun und den Prozess anzustoßen und sein, warnen sowohl Carsten Adolfs als und hinterfragt.“ in Gang zu bringen.“ auch Christoph Stork vor übertriebe- nem „Perfektionismus“ in der Startpha- Wer angesichts dieser Tatsache „für die Die Empfehlung der Experten zum se: „Man muss zu Beginn nicht alles bis Schublade“ arbeite, habe die Zeichen Schluss: „Nehmen Sie den Motivations- zum Ende durchgeplant und entwickelt der Zeit nicht erkannt und werde der schub aus diesem Tag und nutzen Sie haben, denn das bringt alles nichts, Problematik nicht gerecht. Stattdessen ihn, dann wird es auch gelingen!“ wenn man nur im Planungsmodus ver- müsse es das Ziel sein, auch durch Carsten Adolfs Marion Nolden Christoph Stork Pastor, Präventionsfachkraft und Leiterin einer Tageseinrichtung für Kinder, Prozessbegleiter bei der Entwicklung Schulungsreferent Präventionsfachkraft und aktuell Prozess- institutioneller Schutzkonzepte und begleiterin für zwei Einrichtungen Schulungsreferent 23 |
Weitergehende Informationen www.innocenceindanger.de Auf der Internetseite gibt es unter anderem konkrete Infos zu unterschiedlichen Präven- tions-Angeboten und -Projekten. Clips beispielsweise zu Nackt-Selfies oder Sexting zei- gen, wie Eltern und Erzieher oder Lehrer damit umgehen sollten. Außerdem können um- fangreiche Arbeitsmaterialien sowie ein Ratgeber über die Grundlagen zum Kinderschutz im Zeitalter von Internet, Smartphone und sozialen Medien heruntergeladen werden. www.save-me-online.de Beratung für Jugendliche von Mobbing in der Schule und Cybermobbing bis zu sexuellem Missbrauch. www.juuuport.de Anonyme Beratung und praktische Online-Tipps von Jugendlichen für Jugendliche. www.hilfeportal-missbrauch.de Internetseite des unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. www.bzga.de Internetseite der Bundeszentrale zur gesundheitlichen Aufklärung mit Informationen zu dem Thema Prävention von sexuellem Missbrauch. Buchtipp: Julia von Weiler: Im Netz – Kinder vor sexueller Gewalt schützen; Herder-Verlag Erzb. Generalvikariat - HA Personal und Verwaltung Karl-Heinz Stahl - Diözesanbeauftragter zur Prävention von sexuellem Missbrauch Domplatz 20, 33098 Paderborn - Tel. 05251/125-1213 karlheinz.stahl@erzbistum-paderborn.de - www.praevention-erzbistum-paderborn.de Verantwortlich für Redaktion und Gestaltung
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