Zielmarktanalyse für die Geschäftsanbahnungsreise "Geschäftschancen für deutsche Unternehmen der - iXPOS
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Zielmarktanalyse „Geschäftschancen für deutsche Unternehmen der Chemie/Petrochemie im kasachischen Markt“
Impressum Herausgeber Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Öffentlichkeitsarbeit für seine familienfreundliche Personalpolitik 11019 Berlin ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von www.bmwi.de der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Text und Redaktion Sarina Mohrhardt Dr. Konrad Bauer enviacon international Gestaltung und Produktion enviacon international Stand 31.07.2018 Bildnachweis Shutterstock Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt „Geschäftsanbahnungsreise: Geschäftschancen für deutsche Unternehmen der Chemie/Petrochemie im kasachischen Markt“ erstellt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder 2 mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................. 4 Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................... 5 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 6 1. Abstract ................................................................................................................................................ 7 2. Einführung: Zielmarkt Kasachstan ....................................................................................................... 8 2.1 Allgemeine Länderkennzahlen und das politische System ................................................................ 8 2.2 Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklungen ...................................................... 12 2.3 Investitionsklima .............................................................................................................................. 15 3. Die Öl- und Gas-Branche ................................................................................................................... 18 3.1 Erdölförderung ................................................................................................................................. 18 3.2 Transport von Rohöl......................................................................................................................... 22 3.3 Der Markt für Petrochemie ............................................................................................................... 24 3.5 Möglichkeiten für ausländische Unternehmen ................................................................................. 30 4. Markteinstieg in der Praxis................................................................................................................. 31 4.1 Politische und rechtliche Rahmenbedingungen................................................................................ 31 4.2 Einstiegs- und Vertriebsinformationen............................................................................................. 35 4.3 Steuern und Zoll ............................................................................................................................... 40 4.4 Dos & Don’ts ................................................................................................................................... 43 4.5 SWOT-Analyse ................................................................................................................................ 45 5. Übersicht zentraler Marktakteure, Messen und weiterführende Informationen ................................. 46 5.1 Politik und Verbände ........................................................................................................................ 46 5.2 Marktakteure der Petrochemiebranche ............................................................................................. 49 5.3 Messen im Zielland .......................................................................................................................... 51 5.4 Sonstige Kontakte............................................................................................................................. 52 6. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................ 54 3
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Nationalflagge der Republik Kasachstan ................................................................................................ 8 Abbildung 2: Karte Kasachstan .................................................................................................................................... 8 Abbildung 3: Wechselkursschwankungen EUR-KZT 2013-2018 .............................................................................. 12 Abbildung 4: Übersicht Importgüter Kasachstan 2017 (nach SITC) .......................................................................... 14 Abbildung 5: Übersicht Exportgüter Kasachstan 2017 (nach SITC) .......................................................................... 14 Abbildung 6: Bestand ausländischer Direktinvestitionen März 2017: Verteilung nach Branchen ............................. 16 Abbildung 7: Entwicklung des durchschnittlichen jährlichen Rohölpreises der OPEC .............................................. 18 Abbildung 8: Übersicht Rohölexporte Kasachstan 2016 nach Ländern ...................................................................... 19 Abbildung 9: Karte der Oblaste mit Erdöl-/Erdgasfeldern (Stand vor der Gesetzesänderung 2018) .......................... 20 Abbildung 10: Karte Pipelinesystem Kasachstan ....................................................................................................... 23 Abbildung 11: Gesamtoutput der chemischen Industrie 2012-2015 in KZT (in Mrd.) ............................................... 26 4
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Länderkennzahlen Kasachstan ..................................................................................................................... 9 Tabelle 2: Wirtschaftsschwerpunkte in den Oblasten ................................................................................................. 10 Tabelle 3: Mitgliedschaften in Wirtschaftszusammenschlüssen ................................................................................. 11 Tabelle 4: Außenhandel Kasachstan 2014-2017 ......................................................................................................... 13 Tabelle 5: Übersicht Erdöl- und Erdgasförderung Kasachstan 2015-2017 ................................................................. 18 Tabelle 6: Kasachstans wichtigste Öl- und Gasfelder ................................................................................................. 22 Tabelle 7: Import ausgewählter Chemieerzeugnisse ................................................................................................... 24 Tabelle 8: Auflistung ausgewählter chemischer Erzeugnisse im Jahr 2015................................................................ 25 Tabelle 9: Auflistung ausgewählter nationaler Chemieunternehmen in Kasachstan .................................................. 25 Tabelle 10: Hauptprodukte der Ölverarbeitung (in Mio. t) ......................................................................................... 26 Tabelle 11: Übersicht der Unternehmen in ausgewählten SWZ ................................................................................. 28 Tabelle 12: Auflistung ausgewählter Großprojekte .................................................................................................... 29 Tabelle 13: MBK 2015-2018 ...................................................................................................................................... 32 Tabelle 14: Überblick der Rechtsformen in Kasachstan ............................................................................................. 36 Tabelle 15: Entwicklung der Bruttomonatslöhne ........................................................................................................ 39 Tabelle 16: Übersicht durchschnittlicher Bruttomonatslöhne in ausgewählten Positionen (2017) ............................. 39 Tabelle 17: Übersicht der Steuersätze ......................................................................................................................... 41 5
Abkürzungsverzeichnis AG = Aktiengesellschaft AO = Russisch für Aktiengesellschaft bbl = One Barrel of Oil BCF = Billion Standard Cubic Feet (deutsch Milliarde) BIN = Business Identification Number Bio. = Billionen BIP = Bruttoinlandsprodukt BMWi = Bundesministerium für Wirtschaft und Energie CNPC = China National Petroleum Corporation CPC = Caspian Pipeline Consortium DBA = Doppelbesteuerungsabkommen EAWU = Eurasische Wirtschaftsunion EUR = Euro GmbH = Gesellschaft mit beschränkter Haftung GTAI = Germany Trade and Invest GUS = Gemeinschaft Unabhängiger Staaten IIN = Individual Identification Number kg = Kilogramm km = Kilometer km2 = Quadratkilometer KMG = KazMunaiGaz KZT = Kasachischer Tenge m = Meter m3 = Kubikmeter MBK = Monatliche Berechnungskennziffer Mbpd = One thousand barrels of oil per day Mio. = Millionen Mrd. = Milliarden Oblast = Russisch für (Verwaltungs-)Gebiet OGJ = Oil & Gas Journal OPEC = Organization of the Petroleum Exporting Countries SITC = Standard International Trade Classification ST-RK = Standard Kasachstan SWZ = Sonderwirtschaftszone t. = Tonnen TOO = Russisch für GmbH TR = Technischen Reglements Tsd. = Tausend USD = US-Dollar VR = Volksrepublik WTO = World Trade Organization 6
1. Abstract Kasachstan gehört mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 158 Mrd. USD (2017) zur Gruppe der erfolgreichen Transformationsstaaten. Seit einer kurzen wirtschaftlichen Abschwächung in 2016 befindet sich das größte Binnenland der Welt wieder auf einem aufschwingenden Kurs und zieht zunehmend das Interesse der internationalen Geschäftswelt auf sich. Neben investitionsträchtigen Sektoren wie dem Ausbau der Infrastruktur, Projekten in der Agrar-Industrie oder dem Telekommunikationssektor steht besonders die Modernisierung des gesamten Ölsektors im Fokus. Dank der großen Ölreserven in Kasachstan, welche als elftgrößte Ölreserven der Weltrangliste zählen, nimmt die Öl- und Gasförderung einen zentralen Teil der kasachischen Wirtschaft ein. Trotz der von Präsident Nursultan Nasarbajew angekündigten Diversifizierung wird das Wachstum auch in Zukunft stark von dem Export von Rohöl und anderer Ölerzeugnissen abhängig sein. Daher steht im Vordergrund, die meist veralteten Raffinerien neu auszurüsten und ihre Effizienz zu steigern. Hier bietet sich besonders für ausländische Unternehmen eine Chance, in den kasachischen Markt einzusteigen. Durch den herrschenden Fachkräftemangel und die fehlende Expertise gerade im Hinblick auf die erst vor einigen Jahren begonnen Aktivitäten in Offshore- Ölfeldern, ist das Land auf ausländische Unterstützung angewiesen. Dass die Regierung dies bereits vor einiger Zeit erkannte, zeigt sich anhand der umfangreichen Fördermöglichkeiten für Investitionen. Eine Vielzahl an Maßnahmen und Gesetzesänderungen wurden verabschiedet und weitere sind in Planung. Es wird in schnellen Schritten versucht, die Wirtschaft für das internationale Unternehmertum zu öffnen. Somit ist Kasachstan auf einem guten Weg, das von Präsident Nasarbajew angekündigte Ziel, Kasachstan bis 2050 unter die Top 30 der meist entwickelten Industriestaaten Länder der Welt zu befördern, zu erreichen. Diese Zielmarktanalyse wurde als Vorbereitung auf die Geschäftsanbahnungsreise „Geschäftschancen für deutsche Unternehmen der Chemie/Petrochemie im kasachischen Markt“ (September 2018) im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms für KMU erarbeitet. Sie dient dazu, deutschen Anbietern in dieser Branche sowie allgemeinen Interessenten des Zielmarkts erste Einblicke in das Land Kasachstan und die Möglichkeiten dort zu bieten. Zunächst gibt eine kurze Einführung mit allgemeinen Informationen über Kasachstan und seinen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen Überblick über das Zielland, bevor im Weiteren konkret auf die Öl- und Gasbranche eingegangen wird. Es gilt, sowohl den Upstream-Bereich der Branche, genauer die Exploration und Erdölförderung, als auch den Downstream-Sektor zu beleuchten. Die Frage, wie der Markt für Petrochemie in Kasachstan aufgebaut ist und welche Chancen hier für ausländische Unternehmen entstehen, soll beantwortet werden. Im Anschluss werden Hinweise zum Markteinstieg in der Praxis gegeben. Es werden insbesondere politische und rechtliche Rahmenbedingungen aufgezeigt, verschiedene Markteintrittsformen thematisiert und Informationen zum Thema Steuern und Zoll gegeben. Ergänzend helfen Hinweise zu kulturellen Eigenheiten in Kasachstan, den Markteinstieg zu vereinfachen. Eine übersichtliche SWOT-Analyse zeigt abschließend noch einmal die Stärken und Schwächen sowie zukünftige Potenziale der Öl- und Gasbranche im Zielland auf. Eine Auflistung relevanter Institutionen, Marktakteure, Messen und weiteren wichtigen Kontakten rundet die Marktstudie ab. Die Informationen wurden vorrangig durch Quellen, veröffentlicht innerhalb der Zeitspanne 2016-2018, gewonnen. Hier dienten neben offiziellen Angaben der kasachischen Regierung und den deutschen Vertretungen auch Veröffentlichungen von Fachzeitschriften, Marktakteuren und Verbänden als Grundlage. Zudem wurden auch bisherige Erhebungen und Studien über den Zielmarkt Kasachstan mit einbezogen. 7
2. Einführung: Zielmarkt Kasachstan 2.1 Allgemeine Länderkennzahlen und das politische System Abbildung 1: Nationalflagge der Republik Kasachstan Quelle: CIA World Fact Book (2018): Kazakhstan. www.cia.gov. Kasachstan liegt in Zentralasien und ist mit einer Fläche von 2.724.902 km2 das neuntgrößte Land der Welt. Das Territorium erstreckt sich über zwei Kontinente, den europäischen und den asiatischen, und auch das geographische Zentrum des europäisch-asiatischen Subkontinents befindet sich in Kasachstan. Als größtes Binnenland der Welt besitzt die Republik keinen Zugang zu den Weltmeeren, grenzt jedoch im Südwesten an das Kaspische Meer. Die Nachbarländer sind Russland (im Norden), China (im Osten) und Kirgistan, Usbekistan und Turkmenistan (im Süden). Mit seinem auch wirtschaftlich eng verbundenen Partner Russland teilt Kasachstan eine Grenze von 6.467 km, was als die weltweit längste Grenze zwischen zwei Staaten gilt. Der nördlichste Punkt des Landes liegt ungefähr auf einem Breitengrad mit Moskau, der südlichste Punkt mit Madrid. Aufgrund seiner Größe erstreckt sich Kasachstan über zwei Zeitzonen.1 Abbildung 2: Karte Kasachstan Quelle: CIA World Factbook (2018): Kazakhstan. www.cia.gov. Landschaftlich ist Kasachstan sehr divers. Von bis zu 7.000 m hohen Gebirgen mit Gletschern bis Wüsten und Steppen lässt sich hier alles vorfinden. Im Norden herrscht Waldsteppe, in Zentral- und 1 Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Kasachstan 2016. Daten-Fakten-Hintergründe. www.botschaft-kaz.de. 8
Westkasachstan besteht mehr als die Hälfte des Gebiets aus Halbwüste und Wüste. Der höchste Gipfel, der Khan Tengri, befindet sich im Südosten des Landes. Aufgrund der Entfernung zu den Weltmeeren weist Kasachstan ein strenges Kontinentalklima auf. Die Winter sind im Norden und Zentrum lang und kalt, im Süden eher kurz und mild. Kasachstan gilt als eines der ölreichsten Länder der Welt, ist jedoch auch reich an Mineralien und Metallen wie Uran, Zink, Kupfer, Kohle und Gold. Zudem ist fast 80 % der Landfläche für die Landwirtschaft geeignet. Dies ist der höchste Prozentanteil in ganz Zentralasien. Im Hinblick auf den Anbau von Weizen befindet sich Kasachstan weltweit unten den zehn stärksten Produktionsländern. Das Flussnetz bildet sich aus ca. 85.000 Wasserläufen. Der in zwei Teile gesplittete Aralsee, der einst als viertgrößter Binnensee der Welt galt, schrumpft drastisch. Auch der Balchasch-See ist durch die sich jährlich verringernden Zuflüsse und die Abwasserzufuhr gefährdet. Insgesamt ist die Umweltsituation trotz Besserungsversuche noch immer kritisch.2 Die wichtigsten Länderkennzahlen sind in Tabelle 1 aufgelistet. Tabelle 1: Länderkennzahlen Kasachstan Offizieller Name Republik Kasachstan; Kasachisch: Kazakstan Respublikasy Hauptstadt Astana (seit 10.12.1997) mit knapp über 1 Mio. Einwohnern Staatsform Präsidialrepublik Staatsoberhaupt Nursultan Nasarbajew Unabhängigkeit 16. Dezember (Nationalfeiertag) 1991 von der Sowjetunion Landessprachen Kasachisch (Staatssprache); Russisch Einwohnerzahl 18,3 Mio. Einwohner Bevölkerungsdichte 6,6 Personen/km2 (2016) Bevölkerungswachstum 1,4 % (Schätzung) Währung Kasachische Tenge (KZT) BIP Nominal 2017: 158 Mrd. USD Pro-Kopf-Einkommen Nominal 2017: 8.667 USD Sunnitischer Islam (Hanafiten) (70,0 %), russisch-orthodoxe, Religionszugehörigkeit katholische und evangelische Christen (insg. 26,2 %), jüdische Religion und andere religiöse Gemeinschaften Vorwahl +7 Korruptionsindex Rang 122 von 179 (2017) Quelle: CIA Wold Factbook (2018): Kazakhstan. www.cia.gov; Auswärtiges Amt (2018): Kasachstan. www.auswaertiges- amt.de. Strukturell gliedert sich Kasachstan seit dem 19. Juni 2018 in 14 Gebiete und drei Städte: die alte Hauptstadt Almaty, die neue Hauptstadt Astana und seit der Gesetzesänderung ebenfalls die Stadt Schymkent. Erstere bilden bereits seit vielen Jahren die wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes mit den Schwerpunkten Handel und Finanzen. Schymkent gilt nun als neues Zentrum für Investitionen, 2 Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Kasachstan 2016. Daten-Fakten-Hintergründe. www.botschaft-kaz.de; Institut für Agrarpolitik und Marktforschung (2017): Analysis of macroeconomic policies in Kazakhstan: A general equilibrium approach. www. geb.uni-giessen.de/geb/. 9
Technologien und intellektuellen Ressourcen.3 In diesen drei zentralen Städten lässt sich die höchste Bevölkerungskonzentration des sonst eher wenig dicht besiedelten Landes feststellen. Um die geringe Bevölkerungsdichte zu veranschaulichen, kann ein Vergleich herbeigezogen werden: Kasachstan besitzt eine Fläche, welche mehr als siebenmal so groß wie Deutschland ist. Seine Einwohnerzahl beträgt etwas über 18 Millionen (Mio.) Einwohner. Dies entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Nordrhein- Westfalen. Nachdem die Bevölkerungszahl bis 2002 zunächst aufgrund von Emigrationen und sinkender Geburtenrate sank, lässt sich seitdem ein stetiges Wachstum beobachten. Die wirtschaftliche Stabilität und das steigende Lebensniveau mögen die Hauptursache hierfür sein. Über 55 % der Bevölkerung leben in städtischen Gebieten. Das Verhältnis von Stadt- und Landbevölkerung differenziert jedoch in den verschiedenen Teilen des Landes erheblich. Die Bevölkerung setzt sich zu 63 % aus Kasachen, 23 % Russen und kleineren Minderheiten aus Usbeken, Ukrainern, Uiguren und Tataren zusammen. Auch die ca. 180.000 in Kasachstan lebenden Deutschen stellen eine bedeutende Minderheit dar. Die deutsche Präsenz lässt sich auf den Stalin-Erlass zur Deportation der Russlanddeutschen aus dem Wolgagebiet im Jahr 1941 zurückführen.4 Tabelle 2: Wirtschaftsschwerpunkte in den Oblasten Wirtschaftssektor Region Ölsektor Atyrau, Mangystau, Westkasachstan, Kysylorda, Aktobe Industrie (hauptsächlich Erz- und Kohlebergbau, Metallurgie) Karaganda, Ostkasachstan, Pawlodar Agrarsektor Aqmola, Kostanai, Nordkasachstan, Almaty, Südkasachstan Quelle: GTAI (2016): Wirtschaftsstruktur und –chancen Kasachstan. www.gtai.de. Die innenpolitische Lage in Kasachstan ist bis auf einige kleine Demonstrationen im Jahr 2016 ruhig und stabil. Der aktuelle Präsident Nursultan Nasarbajew ist bereits seit der Unabhängigkeit 1991 Staatsoberhaupt und Vorsitzender seiner Partei Nur Otan. Eine Amtszeit beschränkt sich grundsätzlich auf fünf Jahre und ist auf zwei Amtszeiten begrenzt. Da der Präsident jedoch nahezu allein die Richtlinien der Politik bestimmt, gilt die Fünf-Jahres-Regelung nicht für Nursultan Nasarbajew. Die Regierungsform basiert auf einem Zwei-Kammer-Parlament, welches sich aus dem Oberhaus, dem Senat, und dem Unterhaus, Mashilis, zusammensetzt. Erstere Instanz besteht seit einer Verfassungsänderung 2007 aus 47 Senatoren. Eine Gesamtzahl von 32 dieser Senatoren wird innerhalb der einzelnen Verwaltungsgebiete (Oblasten) gewählt, während 15 direkt vom Präsidenten ernannt werden. Das Unterhaus hat 105 Sitze; aktuell bezieht die Partei des Präsidenten 82 % dieser. Sowohl das Parlament als auch die Regierung haben das Recht der Gesetzinitiative, ausgefertigt werden sie jedoch vom Präsidenten. Interessant ist außerdem, dass bis 2012 in beiden Kammern des Parlaments ausschließlich Politiker der Präsidentenpartei Nur Otan vertreten waren. Von einer echten Opposition kann bis heute nicht gesprochen werden.5 Die Regierung ist das höchste Organ der Exekutivmacht und besteht aus 16 Ministerien und 1 Agentur, welche nochmals verschiedene Komitees umfassen. Diese Zahl ergab sich durch eine Umstrukturierung im Jahr 2014 aller regierenden Behörden und Agenturen. In diesem Zuge wurde unter anderem das Ministerium für Energie gegründet, welchem Teile des ehemaligen Ministeriums für Öl und Gas, des Ministeriums für Industrie und neue Technologien und des Ministeriums für Umwelt und Wasser 3 Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien (2018): Kasachstan schafft 17. Verwaltungseinheit. www.zentralasien.ahk.de. 4 Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Kasachstan 2016. Daten-Fakten-Hintergründe. www.botschaft-kaz.de; Deutsche Vertretungen in Kasachstan (2017): Beziehungen zu Deutschland. www.kasachstan.diplo.de. 5 Auswärtiges Amt (2018): Kasachstan Außenpolitik/Innenpolitik. www.auswaertiges-amt.de. 10
übertragen wurden. Die Ministerien und Komitees sind für die grundregelnden Richtungen der Sozial-, Wirtschafts- und Verteidigungspolitik, der nationalen Sicherheit und der öffentlichen Ordnung zuständig. Zusätzlich sind seit 2007 auch örtliche Selbstverwaltungsapparate, die Maslichate, endgültig anerkannt. Ihnen obliegt unter anderem die Entscheidung über örtliche Wirtschafts- und Sozialprogramme oder der örtliche Haushalt.6 In Kasachstan sind Politik und Wirtschaft bis heute stark miteinander verstrickt. Dies führt dazu, dass gerade relevante Branchen äußerst abgesichert und unterstützt werden, während andere Branchen hinten anstehen. Da Entscheidungen in der Hierarchie noch ganz oben getroffen werden, ist es besonders für ausländische Unternehmen wichtig, in ständigen Kontakt zu den Ministerien und staatlichen Komitees zu stehen.7 Ein erster Schritt hin zu einer klareren Trennung von Politik und Wirtschaft gelang durch ein 2015 verabschiedetes Gesetz zur Beschränkung der Teilnahme des Staates an unternehmerischen Tätigkeiten. Ziel ist die Stärkung des Wettbewerbs und günstige Bedingungen für private Unternehmen.8 Bereits seit seiner Unabhängigkeit pflegt Kasachstan enge Beziehungen zu seinen Nachbarländern, zunächst hauptsächlich mit Russland und Weißrussland. So wurde 2007 eine Zollunion zwischen den drei Ländern gegründet, welche als Ziel hatte, ein Zollgebiet mit einheitlichem Zollkodex zu errichten. Die Import- und Exportzölle wurden abgeschafft und die Einfuhrbestimmungen harmonisiert. Im Jahr 2015 wurden schließlich auch Armenien und Kirgistan in den Binnenmarkt aufgenommen. Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) hilft bis heute, den Austausch von Waren, Kapital und Dienstleistungen zu erleichtern.9 Tabelle 3: Mitgliedschaften in Wirtschaftszusammenschlüssen Internationale und Regionale Wirtschaftszusammenschlüsse von der Republik Kasachstan World Trade Organization (WTO) Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) mit Russland, Belarus, Armenien, Kirgistan Gemeinschaft Unabhängiger Staaten mit Armenien, Aserbaidschan, Kirgistan, Tadschikistan, (GUS) Turkmenistan, Usbekistan, Moldawien, Russland, Ukraine, Weißrussland Shanghai Cooperation Organization (SCO) mit China, Kirgistan, Russland, Tadschikistan, Usbekistan Eurasian Economic Community mit Kirgistan, Weißrussland, Russland, Tadschikistan (EURASEC) Economic Cooperation Organization mit Afghanistan, Aserbaidschan, Iran, Kirgistan, Pakistan, (ECO) Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Türkei Quelle: Auswärtiges Amt (2018): Kasachstan Außenpolitik/Innenpolitik. www.auswaertiges-amt.de. 6 Government of the Republic of Kazakhstan (2018): Ministries. www.government.kz/en/; Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Kasachstan 2016. Daten-Fakten-Hintergründe. www.botschaft-kaz.de. 7 Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien (2015): Zielmarktanalyse Kasachstan. Stadt- und Verkehrsplanung. www.ixpos.de. 8 GTAI (2017): Recht kompakt Kasachstan. www.gtai.de. 9 Eurasian Economic Union. www.eaeunion.org. 11
2.2 Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklungen Kasachstan ist ein klassisches Transformationsland und weist seit seiner Unabhängigkeit in 1991 eine schnelle Entwicklung hin zu einer erfolgreichen Marktwirtschaft auf. Während nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion jedes Land eine etwas andere Richtung einschlug, entschied sich Kasachstan ähnlich wie Kirgistan für radikale Reformen und einen liberalen Fokus. Länder wie beispielsweise Turkmenistan entwickelten sich hingegen zu heutigen totalitären Regimen. Die politische Führung Kasachstans erkannte schnell die Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit und öffnete frühzeitig das Land für Investoren und Wirtschaftspartner. Durch die Eliminierung von quantitativen Handelsrestriktionen, die Rationalisierung der Importtarife und die Privatisierung der kleinen und mittelständigen Unternehmen wurde bereits Mitte der 1990er Jahre der Weg für eine freie Marktwirtschaft geebnet. Die hohe Arbeitslosigkeit, welche das junge Land bereits seit seiner Unabhängigkeit zu bekämpfen hatte, konnte bis auf 5 % reduziert werden. Das hohe Vorkommen an Erdöl und Erdgas favorisierte diese Entwicklung. Kasachstans Industrie, welche bereits zu Beginn der Nation zu großen Teilen aus Aktivitäten der Bergbau- und verarbeitenden Branche bestand, machte schon in der damaligen Zeit 41 % des BIPs aus. Die Konzentration auf die Rohstoffindustrien führte jedoch gleichermaßen zu einer Abnahme der Landwirtschaft.10 Abbildung 3: Wechselkursschwankungen EUR-KZT 2013-2018 Quelle: Finanzen.net. (Stand 13.06.2018). 1993 wurde der Tenge (KZT) als nationale Währung eingeführt und löste den russischen Rubel ab. Die historisch bedingte verstärkte Beziehung zu Russland und den anderen Mitgliedsländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist seit einigen Jahren ein beliebtes Diskussionsthema sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene. Aktueller Wechselkurs (Stand 12.07.2018) 100 KZT 0,25 € 0,29 USD Quelle: Finanzen100.de. 10 Institut für Agrarpolitik und Marktforschung (2017): Analysis of macroeconomic policies in Kazakhstan: A general equilibrium approach. Dissertation. www./geb.uni-giessen.de/geb/. 12
Mit einem erwarteten BIP von ca. 179 Mrd. USD ist Kasachstans Wirtschaft im Jahr 2018 nun wieder am Wachsen.11 Für die kommenden Jahre bis 2022 erwartet die Regierung eine Zunahme von 3,1 % bis 4,2 % jährlich.12 Doch die hohe Abhängigkeit Kasachstans von externen Faktoren gestaltete sich das Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren schwierig. Zunächst waren 2015 und 2016 sowohl die Importe als auch Exporte aufgrund einer Abwertung des russischen Rubels gesunken. Der Ölpreisverfall führte sogar zu einem Rückgang des BIPs. Als Antwort auf eine Abwertung der kasachischen Währung ebenfalls in 2015 reagierte der Staat mit Maßnahmen wie einem Währungsausgleich und größerer Flexibilität des Wechselkurses. Seitdem befindet sich die Wirtschaft, auch aufgrund der wieder steigenden Ölpreise, auf einem Erholungskurs. Außerdem wurde Kasachstan 2015 als 162. Mitglied der World Trade Organization (WTO) aufgenommen und verpflichtete sich daher, herrschende Handelshemmnisse zu reduzieren. Besonders der Abbau von Zöllen auf ca. 6 % favorisierte die positive Entwicklung der Wirtschaft und soll ein Zeichen geben, dass Kasachstan für die Ausweitung des internationalen Handels bereit ist. Seit den 2000er Jahren weist Kasachstan eine positive Handelsbilanz auf.13 Die EU ist Kasachstans wichtigster Handelspartner mit einem Gesamtanteil von 35,4 % und befindet sich damit noch vor Russland und China. Deutschland ist mit einem 5,7 % Anteil der Importe Kasachstans drittstärkster Lieferant. Tabelle 4: Außenhandel Kasachstan 2014-2017 In Mrd. USD 2014 2015 2016 2017 Import 41,30 30,57 25,38 29,3 Export 79,46 45,95 36,78 48,34 Wichtigste Handelspartner Import (2017) Russland 39,1 % China 16,0 % Deutschland 5,1 % Wichtigste Handelspartner Export (2017) Italien 17,9 % China 12,0 % Niederlande 9,8 % Quelle: GTAI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Kasachstan. www.gtai.de. Die Verteilung des Imports nach Gütern ist in Kasachstan relativ ausgeglichen. Der Hauptfokus liegt allgemein bei Maschinen, Lebensmitteln und Kfz. Im Hinblick auf die Exportgüter hingegen, stellt Kasachstans Hauptproduktionsgut Erdöl mehr als die Hälfte aller Exporte dar. Die genaue Aufteilung ist Abbildung 4 und Abbildung 5 zu entnehmen. 11 Statista. 12 GTAI (2017): Wirtschaftsausblick November 2017 – Kasachstan. www.gtai.de. 13 Auswärtiges Amt (2018): Kasachstan Wirtschaft. www.auswaertiges-amt.de 13
16% Maschinen Nahrungsmittel 9% Kfz und -Teile 6% 57% Elektrotechnik 6% 6% Elektronik Sonstiges (% der Gesamteinfuhr) Abbildung 4: Übersicht Importgüter Kasachstan 2017 (nach SITC) Quelle: GTAI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Kasachstan. www.gtai.de. 5% 12% Edröl 7% Eisen und Stahl 10% 55% NE-Metalle Rohstoffe 11% Gas Sonstiges (% der Gesamtausfuhr) Abbildung 5: Übersicht Exportgüter Kasachstan 2017 (nach SITC) Quelle: GTAI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Kasachstan. www.gtai.de. Der Ölsektor macht ca. ein Fünftel Kasachstans BIP aus. Durch die fehlende Diversifizierung der Wirtschaft herrscht schon seit vielen Jahren eine hohe Abhängigkeit der Öl- und Gasförderung. Trotz vieler politischer Programme konnte diese Einschränkung Kasachstans Wirtschaft bisher nicht behoben werden. Gesunkene Rohstoffpreise, die geschwächte Wirtschaftslage Russlands bedingt durch Sanktionen und auch die Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums beeinflussen Kasachstans Wirtschaft bis heute noch. Die Tatsache, dass Erdöl Kasachstans Hauptexportgut ist, erschwert die 14
wirtschaftliche Stabilität zusätzlich. 2000 wurde daher ein Nationaler Erdölfond eingerichtet, der die staatlichen Einnahmen der Erdölförderung festigen soll.14 Für die Zukunft hat die Regierung Kasachstans große Ziele: 2012 verkündigte Präsident Nasarbajew den Plan „Kasachstan 2050“, der das Land bis ins Jahr 2050 unter die Top 30 meist entwickelten Industriestaaten der Welt befördern soll. Neben nachhaltigen Demokratisierungs- und Liberalisierungsprozessen wird besonders die Neuausrichtung Kasachstans Wirtschaft als primäres Ziel genannt. Den Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen bis 2030 verdoppeln, Innovation und Forschung vorantreiben und die Infrastruktur ausbauen sind nur einige Punkte des umfangreichen Strategiepapiers. Die Diversifizierung und Modernisierung der Wirtschaftssektoren steht weiterhin an oberster Stelle.15 Erste Vorhaben von „Kasachstan 2050“ wurden bereits im Rahmen des Infrastrukturprogramms „Nurly Zhol“ umgesetzt. Die Flughäfen Astana, Semei und Almaty werden modernisiert. Auch die Eisenbahninfrastruktur wird aufgrund des erhofften höheren Warenaufkommens ausgebaut. Bisher gilt die Eisenbahn mit einem Schienennetz von ca. 14.300 km als wichtigstes Beförderungsmittel in Kasachstan. Die Transporte werden von der in Staatsbesitz stehenden Eisenbahngesellschaft Kasachstan Temir Zholy und auch privaten Frachtführern durchgeführt. Zu beachten ist, dass das dortige Schienensystem eine andere Spurweite aufweist. Außerdem nimmt auch China einen immer höheren Stellenwert für die wirtschaftliche Entwicklung Kasachstans ein. Da Kasachstan Bedeutung als Transitland zunimmt, wurde von der Volksrepublik (VR) China eine neue Seidenstraße initiiert. Das vor einiger Zeit begonnene Programm zum Straßenbau soll auch im Jahr 2018 fortgeführt werden. 2017 wurden landesweit über 600 km Fernstraßen instand gesetzt. Bis 2025 soll sich die Gesamtkilometerzahl an sanierten Straßen auf 4000 erhöht werden. Im Hinblick auf die Liberalisierung der Wirtschaft wurde 2015 eine neue Privatisierungswelle für die Jahre 2016-2020 beschlossen. Plan ist es, bis 2020 783 Unternehmen und Einrichtungen zu privatisieren oder teilprivatisieren. Hierbei handelt es sich um Unternehmen im Eigentum des Staates, der kasachischen Nationalbank, des nationalen Wohlfahrtsfonds „Samruk Kazyna“, der Holding „Baiterek“ und der Holding „Kaz-Agro“.16 Ebenfalls in Zusammenhang mit „Kasachstan 2050“ wurde das Green Energy Concept im Jahr 2013 veröffentlich. Die wichtigsten Ziele sind hierbei die Erhöhung der Produktivität und Steigerung der Effektivität von Wasser, Land und biologischen Ressourcen.17 2.3 Investitionsklima Kasachstan besitzt im Vergleich mit seinen Nachbarländern die höchste Anzahl an ausländischen Direktinvestitionen. In das Jahr 2018 startete das Land mit einem Bestand von 161,6 Mrd. USD. Nachdem sich Kasachstan 2015 noch auf Rang 52 der „Ease-of-Doing-Business“-Liste der Weltbank befand, konnte es heute in 2018 auf Platz 36 vorrücken. Besonders gut schneidet das Land in den Kategorien „Enforcing Contracts“ und „Protecting Minority Investors“ ab. Der größte Investor sind die Niederlande mit einem Bestand von 70 Mrd. USD, was einem Anteil von 43,5 % des Gesamtbestands entspricht. Danach folgen die USA (25 Mrd. USD) und Frankreich (13 Mrd. USD). Deutschland liegt bislang nur auf Ranglistenplatz 17, der Zufluss ist jedoch wachsend.18 Die neu hinzukommenden 14 Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien (2015): Zielmarktanalyse Kasachstan. Stadt- und Verkehrsplanung. www.ixpos.de 15 Strategy 2050. www.strategy2050.kz/en/. 16 Außenwirtschaft Austria (2017): Exportbericht Kasachstan. www.auwi-bayern.de. 17 Kazakhstan. Leading the Green Revolution in Central Asia. https://www.kzgreenenergy.com/. 18 GTAI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Kasachstan. www.gtai.de; DEinternational Kasachstan (2017): Kasachstan in Zahlen. Herbst 2017. www.zentralasien.ahk.de. 15
ausländischen Direktinvestitionen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Förderung von Bodenschätzen. In diesem Sektor deckt die Förderung im März 2017 72 % des Bestands an ausländischen Direktinvestitionen ab. Die Investitionen in den verarbeitenden Industrien und professionellen, wissenschaftlichen und technischen Tätigkeiten betragen jeweils nur knapp über 6 % des gesamten Bestands.19 Aytrau gilt dank seiner Ölvorkommnisse als wichtigster Empfänger inländischer und ausländischer Investitionen.20 Um diese Branchenabhängigkeit zu verringern, wurde Mitte 2017 die “Investitionsstrategie 2018-22“ verabschiedet, welche das Ziel hat, die Anlageinvestitionen in den Nicht- Rohstoffsektor um das 1,5-fache zu steigern.21 Dennoch konzentriert sich das Wirtschaftswachstum auch weiterhin auf den Öl- und Gassektor, insbesondere aufgrund der Inbetriebnahme neue Ölfelder und die Ausweitung bereits bestehender. 2017 stieg die Ölförderung um 10,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der verarbeitenden Industrie gelang ein Wachstum von 5,5 % in diesem Zeitraum.22 Wichtigste Zweige sind hierbei die Metall- und Metallwarenindustrie, die Produktion von Nahrungsmittel und die Chemie/Petrochemie.23 Als besonders perspektivische Branche des Nicht-Rohstoffsektors gilt die Transportinfrastruktur. Das im November 2014 ins Leben gerufene Konjunkturprogramm “Nurly Zhol“ soll neben der allgemeinen Richtung der Wirtschaftspolitik Investitionen im Verkehrs- und Logistiksektor organisieren. Die Idee ist einerseits eine zentralistische Infrastruktur von der Hauptstadt Astana in alle wichtigen Städte des Landes zu errichten. Zudem liegt der Schwerpunkt auf der Ausweitung der Infrastruktur in der Sonderwirtschaftszone (SWZ) Atyrau und in Khorgos an der chinesischen Grenze.24 Förderung Bodenschätze 2% 3% 5% 4% Verarbeitende Industrie 7% Professionelle, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten 7% Finanzdienstleisungen 72% Handel Bauwirtschaft Sonstiges Abbildung 6: Bestand ausländischer Direktinvestitionen März 2017: Verteilung nach Branchen Quelle: DEinternational Kasachstan (2017): Kasachstan in Zahlen. Herbst 2017. www.zentralasien.ahk.de. 19 DEinternational Kasachstan (2017): Kasachstan in Zahlen. Herbst 2017. www.zentralasien.ahk.de. 20 Außenwirtschaft Austria (2017): Exportbericht Kasachstan. www.auwi-bayern.de. 21 GTAI (2017): Wirtschaftsausblick November 2017 - Kasachstan. www.gtai.de. 22 GTAI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Kasachstan. www.gtai.de. 23 DEinternational Kasachstan (2017): Kasachstan in Zahlen. Herbst 2017. www.zentralasien.ahk.de. 24 Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien (2015): Zielmarktanalyse Kasachstan. Stadt- und Verkehrsplanung. www.ixpos.de. 16
Kasachstan ist im Hinblick auf seine Modernisierungspläne auf ausländische Unternehmen angewiesen. Mit Deutschland besteht schon seit einigen Jahren ein beidseitiges Interesse. Da Kasachstan Deutschlands viertgrößter Lieferant an Ölerzeugnissen ist, liegt auch dem deutschen Staat viel daran, die Rohstoffversorgung weiterhin zu sichern. Zudem kann Deutschland durch den Transfer an Technologien und Wissen die Ölförderung und –verarbeitung weiter ausbauen. Das gute Verhältnis der zwei Staaten wurde bereits 2012 durch eine Regierungsvereinbarung über die Partnerschaft in der Rohstoff-, Industrie- und Technologiebranche versiegelt. Zudem findet einmal jährlich die Tagung der Deutsch-Kasachischen Regierungsarbeitsgruppe Wirtschaft und Handel unter der Leitung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des kasachischen Ministeriums für Investition und Entwicklung statt. Themen wie Finanzierung, Rohstoffe und Energie werden besprochen.25 Neben den großen Konzernen Siemens, Knauf, Heidelberg Cement und Linde AG sind über 250 weitere deutsche Unternehmen im kasachischen Markt aktiv. In der Regel werden die Tätigkeiten der deutschen Unternehmen durch Repräsentanzen oder Verkaufsbüros mit lokalem Personal ausgeführt. Zusammenarbeiten finden hier in allen Wirtschaftsbranchen statt. Erhöhte Konzentrationen lassen sich jedoch besonders bezüglich Bau- und Baustoffmaschinen, Landwirtschaftstechnik, Pharmazeutische Industrie und Medizintechnik vorfinden.26 Auch im Hinblick auf die Entwicklung eines dualen Ausbildungssystems mit Kasachstan ist Deutschland an vorderster Stelle. Gemeinsam mit lokalen Unternehmen werden heute bereits in über 400 Institutionen Berufsausbildungsprogramme angeboten.27 Trotz des hohen Interesses ausländischer Unternehmen an der kasachischen Wirtschaft, bleibt der schwache Banksektor für die Investitionsgeschehen weiterhin problematisch. Die Kreditvergabe der Banken ist zurückhaltend und besonders kleine und mittlere Unternehmen leiden an den hohen Kreditzinsen. Lediglich der Leitzins konnte in den letzten Jahren gesenkt werden und stand im April 2018 bei 9,25 %.28 Ein Jahr vorher lag er noch bei 17 %. Um den Finanzsektor zu stärken, gerade im Hinblick auf die hohe Zahl an notleidenden Krediten, verabschiedete die Zentralbank Kasachstans Mitte 2017 ein neues Programm. Hier sollen mithilfe eines Stabilitätsfonds von ca. 500 Mrd. KZT die Banken gestützt werden. Der Anteil notleidender Kredite lag im September 2017 bei 12,8 %.29 25 BMWi (2017): Zielmarktanalyse Kasachstan 2017. Bau- und Baustoffindustrie. www.ixpos.de. 26 Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien (2015): Zielmarktanalyse Kasachstan. Stadt- und Verkehrsplanung. www.ixpos.de. 27 Ministry of Foreign Affairs Republic of Kazakhstan (2018): Kazakhstan – Germany. www.mfa.gov.kz/en/. 28 CEIC. www.ceicdata.com. 29 GTAI (2017): Wirtschaftsausblick November 2017 – Kasachstan. www.gtai.de. 17
3. Die Öl- und Gas-Branche Kasachstans Wirtschaft ist stark von Erdöl, Erdgas und anderen Bodenschätzen abhängig. Der Ölsektor steht bis heute für immerhin 20 % des gesamten BIPs. Die geplante Diversifizierung der Wirtschaft ist bisher wenig erfolgreich und wird trotz vieler Fortschritte noch einige Jahre auf sich warten lassen. Daher wird die Erdölbranche auch weiterhin stark für das Vorankommen des Landes verantwortlich sein. Hauptprobleme sind jedoch die geringe Effizienz, die hohen Verluste und veralteten Technologien des Sektors. 3.1 Erdölförderung Im Jahr 2017 förderte Kasachstan 86,2 Mio. t Rohöl. Durch die Inbetriebnahme des neuen Ölfelds Kaschagan in 2016 stieg die Ölförderung um 10,5 % zum Vorjahr. Kasachstan befindet sich damit auf dem Rang 12 der ölproduzierenden Länder der Welt. Bis 2025 soll die Erdöl und –gasförderung sogar auf 107,3 Mio. t ausgeweitet werden. Das Jahr 2016 galt allgemein als schwieriges Jahr für die Erdölförderung des Landes. Dies hing mit den gesunkenen Rohstoffpreisen und der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Situation zusammen.30 120 100 80 in USD/ 60 bbl 40 20 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Abbildung 7: Entwicklung des durchschnittlichen jährlichen Rohölpreises der OPEC Quelle: Eigene Darstellung nach Statista. Tabelle 5: Übersicht Erdöl- und Erdgasförderung Kasachstan 2015-2017 2015 2016 2017 Erdölproduktion in Mio. t. (inkl. 79,5 78,0 86,2 Gaskondensat) Erdgasproduktion in Mrd. m3 45,5 47,7 53,2 Quelle: GTAI (2018): Wirtschaftsdaten kompakt Kasachstan. www.gtai.de. 30 GTAI (2018): Kasachstan legt neues Strategiepapier auf. www.gtai.de. 18
53 % der gesamten Exporteinnahmen des Landes lassen sich auf Rohöl zurückführen. Da die Produktion voraussichtlich in den nächsten Jahren zunimmt, während der Konsum innerhalb des Landes gleich bleibt, wird auch in Zukunft der Export an Rohöl einen wichtigen Stellenwert des Außenhandels einnehmen. Exportiert wird das Rohöl hauptsächlich nach Europa, Asien und Ozeanien. Auch Deutschland ist maßgeblich von Lieferungen aus Kasachstan abhängig.31 Abbildung 8: Übersicht Rohölexporte Kasachstan 2016 nach Ländern Quelle: U.S. Energy Information Administration. www.eia.gov. Insgesamt werden 62 % der Gesamtfläche Kasachstans von Erdöl- und Erdgasfeldern bedeckt. Diese lassen sich in den sechs (von insgesamt 14) Provinzen Aktobe, Atyrau, Westkasachstan, Karaganda, Kysylorda and Mangystau vorfinden. Von den 172 Feldern im Land befinden sich 80 noch in der Entwicklung.32 Laut einer Angabe in dem Oil & Gas Journal (OGJ) in 2017 belaufen sich die Erdölreserven in Kasachstan auf insgesamt 30 Mrd. Barrel. Damit ist Kasachstan nach Russland das Land mit den zweitgrößten Vorkommen in Eurasien und der Weltranglisten Elfter. Zudem wird Kasachstans Ölvorkommen auf weitere 60-100 Mrd. Barrel geschätzt, die jedoch noch unentdeckt sind. Der Großteil hiervon soll sich im Kaspischen Meer befinden. Damit könnte Kasachstan 2-3 % der weltweiten Nachfrage an Rohöl decken. Die Erdgasfelder Kasachstans belaufen sich schätzungsweise auf 3 Billionen (Bio.) Kubikmeter (m3), wobei auch hier viele Reserven noch unentdeckt sind. Hauptsächlich befinden sie sich in direkter Nähe zu den Feldern des flüssigen Erdöls. Daher bieten die zwei Erdölfelder Karachaganak und Tengiz, welche als Kasachstans größte Ölfelder gelten, auch die größten Erdgasreserven. Mit der Exploration neuer Ölfelder erwartet das Land pro Tonne Rohöl ca. 1000 m3 Erdgas.33 Von Januar bis April 2018 stieg die Erdgasproduktion bereits um 6,3 % im Gegensatz zum Vorjahr auf 18,8 Mrd. m3 an.34 31 GTAI (2018): Kasachstan legt neues Strategiepapier auf. www.gtai.de. 32 KazMunaiGas (2017): Oil and gas sector. www.kmgep.kz/eng/. 33 The International Trade Administration U.S. Department of Commerce (2017): Kazakhstan – Oil and Gas Equipment and Services. www.export.gov. 34 Embassy of the Kingdom of the Netherlands (2018): Special Energy Issue on Kazakhstan. www.nederlandwereldwijd.nl. 19
Abbildung 9: Karte der Oblaste mit Erdöl-/Erdgasfeldern (Stand vor der Gesetzesänderung 2018) Quelle: Eigene Darstellung nach GIS/GPS Mapping Services LLC. 20
Ölfeld Kaschagan Kaschagan gilt als das fünftgrößte Ölfeld der Welt. Es befindet sich im Kaspischen Meer nahe der Stadt Atyrau. Der Beginn der Erdölförderung war zunächst auf 2013 geplant gewesen, musste aber aufgrund von Fehlern an der Pipeline bis zur Küste um einige Jahre verschoben werden. Die Schwierigkeit des riesigen Ölfelds und auch Grund der Verzögerungen ist seine tiefe Lage und der hohe dort herrschende Druck. Kaschagan liegt fast 4 km unter dem Meeresgrund und ist einem Druck von ca. 53 bar ausgesetzt. Zudem besitzt das Erdöl hier einen hohen Anteil giftiger und korrosionsfördernder Hydrogensulfide. Aufgrund von Flachwasser und dem kalten Klima können konventionelle Bohr- und Produktionstechnologien nur bedingt eingesetzt werden. Künstliche Bohrinseln sind anstelle von Ölplattformen notwendig.35 Ölfeld Tengiz Das Ölfeld Tengiz befindet sich im Gebiet Atyrau und schließt neben dem eigentlich Ölfeld weitere noch vorzubereitende Lagerstätten und das Koroljow-Feld mit ein. Das Ölvorkommen hier zählt zu den größten Erdölreserven der Welt. Annährend 30 % der nationalen Ölproduktion wird in Tengiz gefördert.36 Ölfeld Karachaganak Das Ölfeld Karachaganak befindet sich im Gebiet Westkasachstan nahe der Stadt Aqsai. Das riesige zusammenhängende Erdgasfeld gehört ebenfalls zu den größten der Welt. Hier werden die Vorräte auf 1,35 Bio. m3 Gas und Gaskondensat und 200 Mio. t Erdöl geschätzt.37 Kasachstans Erdöl gehört zur Sorte der häufig als „leicht“ und „süß“ bezeichneten Rohöle.38 Hauptsächlich wird das sogenannte CPC Blend exportiert. Seinen Namen erhielt dieses Rohöl aufgrund des Transports durch die Caspian Pipeline Consortium (CPC) Pipeline. Hierbei handelt es sich um Erdöl mit einem geringen Schwefelgehalt, welches von Raffinerien leicht zu Produkten wie Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl weiterverarbeitet werden kann. Bei „schweren“ Rohölsorten hingegen ist der Raffinierungsprozess aufwändiger und teurer.39 Das Ölfeld Tengiz fördert mehr als die Hälfte der gesamtkasachischen Produktion von CPC Blend. Insgesamt erfolgt 50 % der kasachischen Ölproduktion in den zwei großen Onshore Ölfeldern Tengiz und Karachaganak. Im Oktober 2016 wurde zudem die Ölförderung in dem Offshore Ölfeld Kaschagan begonnen. In voller Produktion werden die drei Hauptfelder in Zukunft insgesamt 60 % der gesamten Erdölförderung ausmachen. Neben dem Großprojekt Kaschagan verfolgt Kasachstan zwei weitere zentrale Projekte. 2016 wurde zunächst beschlossen, die Produktion des Ölfelds Tengiz ab 2022 um 12 Mio. t jährlich zu steigern. Das auch als Future Growth Project und Wellhead Preasure Management Project (FGP-WPMP) bekannte Doppelprojekt soll prinzipiell die Injektion von Hydrogen-Sulfid ermöglichen. Die Kosten belaufen sich auf 36,8 Mrd. USD.40 Daneben gilt es auch, das Gaskondensatfeld Karachaganak weiter auszubauen.41 KazMunaiGas (KMG) ist Kasachstans nationales Öl- und Gasunternehmen. 2002 gegründet, besitzt es Kapitalbeteiligungen in Karachaganak (10 %), Kaschagan (16,9 %), Tengiz (20 %) und 44 weiteren 35 U.S. Energy Information Administration (2017): Country Analysis Brief: Kazakhstan. www.ieee.es/en/. 36 Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Kasachstan 2016. Daten-Fakten-Hintergründe. www.botschaft-kaz.de. 37 Ebd. 38 U.S. Energy Information Administration (2017): Country Analysis Brief: Kazakhstan. www.ieee.es/en/. 39 Tagesschau (2008): Rohöl ist nicht gleich Rohöl. www.tagesschau.de. 40 Außenwirtschaft Austria (2017): Exportbericht Kasachstan. www.auwi-bayern.de. 41 GTAI (2017): Branchencheck Kasachstan November 2017. www.gtai.de. 21
Erdgas-Unternehmen. Durch seine starke Stellung in Kasachstans Erdölbranche, auch durch die Kontrolle der inländischen Pipelines und Wassertransportmöglichkeiten von Rohöl, spielt KMG in fast allen Geschäften mit ausländischen Unternehmen eine wichtige Rolle. Neben KMG weisen auch westliche Energiekonzerne wie Eni, Shell, Total und ExxonMobil Anteile an den drei großen Ölfeldern auf. Tabelle 6: Kasachstans wichtigste Öl- und Gasfelder Ölfeld Operierendes Kapitalbeteiligte Startjahr Produktion Produktion Unternehmen Unternehmen liquids natural gas (2016) (2016) Tengiz Tengizchevroil Chevron, ExxonMobil, 1991 570 Mbpd 274 BCF (TCO) KMG, Lukoil Karachaganak Karachaganak BG, Eni, Chevron, 1984 206 Mbpd 300 BCF Petroleum Lukoil, KMG Operating BV (KPO) Kaschagan North Caspian KMG, Eni, 2016 370 Mbpd Kapazität: Operating ExxonMobil, Shell, 100 BCF Company (NCOC) Total, CNPC, Inpex Quelle: U.S. Energy Information Administration (2017): Country Analysis Brief: Kazakhstan. www.ieee.es/en/. Grundsätzlich kann für die Zukunft davon ausgegangen werden, dass die Rohölförderung besonders in den drei großen, Hauptfelder stetig gesteigert wird. Die Produktion der kleineren und mittleren Lagerstätten hingegen wird tendenziell zurückgehen. Da jedoch gerade Tengiz, Kaschagan und Karachaganak sehr exportorientiert sind, sagen Kritiker einen Rückgang der nationalen Brenn- und Schmierstoffproduktion hervor. Dies könnte aufgrund der immer wieder aufkommenden Benzinkrisen problematisch für Kasachstans Wirtschaft sein.42 Hierauf wird zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer eingegangen. 3.2 Transport von Rohöl Durch den fehlenden Zugang zum offenen Meer ist Kasachstan stark von Ölpipelines abhängig, um das Öl an die benachbarten Länder weiterzuleiten. Seit seiner Unabhängigkeit versucht das Land bereits neue Exportmöglichkeiten zu schaffen, nutzt jedoch noch immer verstärkt die ursprünglichen Routen innerhalb der Sowjetunion. Das insgesamt über 6.000 km lange Öl-Pipelinesystem wird ähnlich wie die Ölfelder von dem nationalen Öl- und Gasunternehmen KMG geführt.43 Als Hauptpipelines gelten die CPC Pipeline nach Novorossiysk (Russland), die Uzen-Atyrau-Samara Pipeline und die noch relativ neue Kasachstan-China Pipeline. Besonders Letzterer wird in der Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen. Da Chinas Nachfrage an Energie stetig steigt und 65 % seines Ölbedarfs bis 2020 durch Importe decken will, ist das Land auf die über 2.200 km lange Pipeline angewiesen. Hier werden jährlich zehn Millionen Tonnen Rohöl von Westkasachstan in die Xinjiang Provinz in China transportiert.44 Zudem wurde 2017 ein Expansionsprojekt der CPC abgeschlossen und erhöht ebenfalls die Kapazität des Öltransports nach Russland. Im April 2018 genehmigte die kasachische Regierung das 8 Mrd. KZT schwere Projekt Dostyk-Alashankou. Ziel ist es, Kasachstan Stellung als Transitland für die Förderung von Flüssiggas von 42 Novastan (2017): Kasachstan Abhängigkeit von importiertem Benzin nimmt zu. www.novastan.org. 43 Botschaft der Republik Kasachstan in der Bundesrepublik Deutschland (2016): Kasachstan 2016. Daten-Fakten-Hintergründe. www.botschaft-kaz.de; PwC (2016): Doing Business Guide Kazakhstan. www.pwc.kz. 44 Hydrocarbons Technology (n.a.): Kazakhstan – China Crude Oil Pipeline. www.hydrocarbons-technology.com. 22
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