Hören Suchen Gestalten 900 Jahre Kloster Engelberg
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Hören Tipps für den Alltag Benediktinischer werden Suchen Gestalten 900 Jahre Kloster Wandern wie wir damals Von Buochs in den Kloster- garten Engelberg 1120— Das Jubiläum in Ihrer Nähe Feiern Sie mit 2020 Mitbeten, mitsingen, mitleben Gesucht: Drei für Ostern 20201
Benediktinischer werden Sie brauchen nicht ins Kloster einzu- treten, um Ihren Alltag benediktinischer zu gestalten. Doch was genau könnte das heissen? In Küche, Schule, Haushalt, Büro, auf der Baustelle, im Atelier, im Geschäft und überall? Auf den dünnen Seiten lesen Sie einige unserer Vorschläge. 2
→ Benediktinisch leben: die Regula Benedicti Die Regel des heiligen Benedikt ist die Grundlage unseres Zusammenlebens. Verfasst hat sie Benedikt von Nursia für das Kloster Montecassino, das er um 529 gegründet hatte. Als Abt war Benedikt anfänglich sehr streng, so streng, dass man sogar versuchte, ihn zu vergiften. Die Regel selbst ist eher ausgeglichen, wohlwollend, einem menschlichen Mass verpflichtet, sie enthält geistliche Weisungen und solche zum Zusammen- leben in der Gemeinschaft. Es lohnt, sie mit heutigen Augen zu lesen. Es gibt unterschiedlich ausgestattete Ausgaben, erhältlich im Handel und bei uns an der Pforte.
1 Vorwort 6 Fremde, Gäste, 900 Jahre Kloster Freunde Engelberg → Seite 12 Gastfreundschaft ist uns ein Anliegen. 2 Hören, suchen, → Seite 37 gestalten Hier, was wir und 7 Raus in die einige unserer Gäste Welt dazu sagen. → Seite 14 Wir sind nicht immer da. → Seite 40 3 Wie wir nach Engelberg 8 Der Konvent kamen Ja, das sind wir. Je Wandern Sie unseren einzeln und dann auf Weg hoch. → Seite 16 dem Gruppenphoto. → Seite 42 4 Was wir tun Beten und arbeiten. 9 Unsere Jubiläums- Beides gehört Anlässe zusammen. → Seite 18 Wir freuen uns auf Sie. → Seite 66 5 Gesucht: Drei für Ostern 2020 10 Herzlichen Dank Vielleicht ist Für diese kraftvolle das genau etwas Unterstützung. → Seite 78 für Sie. → Seite 34 13
1 Vorwort mehr dazu ab → Seite 66. Und nehmen Sie an unse- 900 Jahre Kloster Engelberg rer Osterliturgie 2020 teil. → Seite 34 Ein Photo, auf dem wir alle drauf sind? Hören — Suchen — Gestalten: Das ist der Leit- Unmöglich. Warum, lesen Sie ab → Seite 40. Die gedanke unseres 900-Jahr-Jubiläums, auch Photos sind trotzdem gelungen. → Seite 50 dieser Broschüre. Und eigentlich ist er das Und ja: Auch bei uns gibt es unterschied- schon lange, nämlich seit Benedikt von Nursia liche Meinungen. So sind nicht alle davon dem Gelärme Roms entflohen war, in eine begeistert, eine Broschüre zu machen, mit gu- Höhle, die ihm dieses Hören und Suchen ge- tem Grund: eitle Selbstdarstellung. stattete. Und ihm, von dort weiter ziehend, Eitel wollen wir nicht sein. Aber wir wollen dieses Gestalten ermöglichte. Ihnen einen Einblick geben in das, was wir In unserem Leitgedanken sehen wir etwas sind und tun, in die Art, wie wir hören, suchen Ausgleichendes – zu all der Hektik, zu all und gestalten – mit Ihnen. dem Tun, zu all den Smartphones. Irgendwo Frieden, pax. muss es doch, wenn auch nur für kurz, eine Höhle geben, und weiter geht’s. Gefasst, ge- Abt Christian, Prior Pater Guido, Subprior erdet, inspiriert. Im Dienste Gottes gar, sicher Bruder Kuno, Alt-Abt Pater Berchtold, Pater des Guten. Andri, Pater Benedikt, Bruder Domenico, Vielleicht ist diese Broschüre eine solche Pater Eugen, Bruder Gabriel, Bruder Gerold, kleine, kleine Höhle. Lesen Sie ein wenig darin, Pater Gregor (†), Bruder Johann Baptist, Pater vielleicht lässt Sie etwas aufhorchen, viel- Leonhard, Bruder Marian, Pater Markus, leicht finden Sie etwas. Zum Beispiel die eine Bruder Meinrad, Pater Patrick, Pater Romuald, und andere benediktinische Inspiration auf Bruder Samuel, Pater Thomas und Bruder den dünnen Zwischenseiten. Thomas von der Abtei zur Seligen Jungfrau Und gestalten Sie mit: Kommen Sie an die Maria und zum Heiligen Nikolaus in Engelberg Jubiläumsanlässe, wir haben einige geplant, 14 15
2 Hören, suchen, gestalten «Zum Hören muss man offen sein. Wie der kleine Prinz es sagt: Man sieht nur mit dem «In den Begegnungen hier sind Hören – Suchen – Gestalten dynamisch erfahrbar. Hier, was wir und einige unserer Herzen gut.» «Als wir dem Ochsen nach- gegangen sind, damals, von Buochs weg in Gespräche und Musik – Gott und Menschen – Bergwelt und Klostergebäude – Hörbares Gäste dazu sagen. dieses Tal hier hoch: Worauf haben wir da gehört?» «Wir essen still, wir hören zu: und Stille, hier wird vieles Wirklichkeit.» Sr. Mattia Fähndrich, Gast Einer von uns liest uns dabei vor. Gesell- schaftliches, Philosophisches, Theologisches, «Das ist der Austausch – sich auch in einem Unsere Lebensform sehen wir in einem Spirituelles.» «Wir wollen nicht angeben, interdisziplinären Gespräch intensiv zuzu- aber wir haben die grösste Orgel der Schweiz. hören.» Hören auf die Regel Benedikts, in einem 9097 Pfeifen und 137 Register, frisch reno- Felix Hafner, Gast viert, 2018.» «In einem gewissen Sinn ist Suchen nach Gott und in einem Gestalten aber das Nicht-Hören wohl die wichtigste «Stille werden und erst einmal hören, auch der Welt. Das tun wir je einzeln als Mit- Fähigkeit heute, nämlich das Nicht-Hören auf all die Ablenkungen.» in sich hinein.» Hildegard Graeve, Gast bruder und alle gemeinsam als benedikti- «In Buochs, damals vor 900 Jahren, da dachten wir, wir hätten unseren Ort gefun- «Unsere Gesellschaft ist so laut und nische Kostergemeinschaft. Wer hört, den. Wir waren uns so sicher. Und doch wussten wir nicht, dass unsere Suche noch überreizt, dass wir verlernt haben, auf das Wichtigste zu hören: uns selbst.» sucht und gestaltet, kann etwas ändern. gar nicht beendet war. Ist sie es heute?» «Suchen, das ist ein Hin-Neigen der gesam- Stefan Geisse, Gast ten Existenz – hin zu Gott, zum Menschen, «Ich suche nicht. Oder das Suchen fällt mir zur Situation, in der man lebt. Statt das hier so leicht, dass es mir gar nicht auffällt. Gegenteil zu tun, nämlich sich in sich selbst Ich skizziere, nehme am Chorgebet teil.» zurückzuziehen.» «Wer sucht, bleibt auf Peter Hodel, Gast dem Weg, ist offener, geschützt vor dem Ver- schlossen-Sein.» «Jeder befasst sich ja mit «In der Stille in Engelberg versuche ich den grossen Fragen: Wer bin ich? Wo komm vermehrt auf Gott zu hören, ihn zu suchen, ich her? Wohin geh ich? Wer hat das mich neu auf ihn auszurichten und daraus WLAN-Passwort?» mein Leben im Kloster und in der Seelsorge «Umsetzen, was aus dem Hören, dem zu verändern und neu zu gestalten.» Suchen entsteht.» «Etwas Schönes, Gutes, Kurt Grüter, Gast Sinnvolles, in Freiheit und mit Mut.» «Benediktiner haben immer gestaltet, auch den Lebensraum hier, Engelberg.» «Das Gestalten soll offen sein, geändert werden können.» «Auch wenn man dem Neuen skeptisch gegenüber steht, es geht darum, die Gegenwart gut und positiv auszubauen.» «Benedikt hat Europa alphabetisiert. Seine Klöster schufen, bewahrten und organi- sierten Wissen, waren Fixpunkte auf den Wegen durch Europa. So erklärte Papst Paul VI. unseren Ordensgründer Benedikt von Nursia 1964 zu Europas Schutzpatron.» 16 17
3 Wie wir nach Engelberg kamen Zwar ginge es mit dem Bike schneller, aber wir hatten damals auch keines. Ausserdem Lussi von Unterwalden, er war der erste Landeshauptmann von Nid- und Obwalden, Wandern Sie unseren Weg hoch. ist die Gemächlichkeit des Wanderns näher an unserem Jubiläumsmotto, «Hören – er erwirkte die Bischofswürde für den Abt von Engelberg, vertrat auch die katholische Suchen – Gestalten». In der Benediktsregel, Schweiz am Konzil von Trient. Prolog 44, steht: «Jetzt müssen wir laufen Legen Sie los, mit der Familie, mit Freun- und tun, was uns für die Ewigkeit nützt.» Nun, erstmal Laufen reicht vielleicht, der 7 Grafenort — das Herrenhaus, damals Herberge, auch Feriendomizil der Mönche, den. Start ist in Buochs NW. Da kom- Rest wird sich richten. jetzt Tagungszentrum, schön auch für private Anlässe wie Trauungen, geführt von men Sie zum Beispiel gut von Luzern mit 1 Buochs — hier wollten wir das Kloster der «Stiftung Lebensraum Gebirge». An gründen, schön am See. Doch jeden Morgen der Hausfront das Wappen, es zeigt, dass der dem Schiff hin. Und dann sind es sechs- sahen wir unsere Arbeit vom Vortag ver- Abt keine weltliche Macht mehr hat: Das einhalb Stunden zu Fuss, ohne Rast, nichtet. Uns erschien die Mutter Gottes in unseren Träumen.Was sie nur von uns wollte? Schwert ist weggemeisselt. Der Abt von Engelberg war damals ja auch Herr über die ohne Abstecher. Und da, eines Tages: Der Ochse schnaubte. Zeterte und zerrte, riss den Pflock mit sich, Gemeinde, sozusagen Talammann, und ja, auch Richter. zog los. Und wir, wir folgten. – Auf einer Klosterführung, im Barocksaal, sehen Sie 8 Obermatt — hoch jetzt, durch die die Gemälde dazu. Aaschlucht. Feuerstellen, Hängebrücken, Pfade. Wie da der Ochse, den Pflock im 2 Pfarrkirche Buochs — einfach rein, Schlepptau, wohl hochgekommen ist. gleich links, da an der Wand das Fresko: Ein Engel, zerstörte Mauern, offenbar soll es in 9 Oertigen — die Brücke war oft Streit- Buochs kein Kloster geben. punkt: Wo sie steht, war damals Kloster- gebiet, genutzt wurde sie von Nidwaldner 3 Ennerberg — vielleicht schnell hoch zur Bauern, denn sie führte direkt hoch zum Votivtafel mit der Schlacht von Sins. Sogar Trübsee, zur Arni. Streitthema: Unterhalts- das heutige Sinser Gemeindehaus ist darauf kosten. Und ab und zu die Kosten für einen zu sehen: vom Kloster Engelberg erbaut, Neubau der Brücke. damals als Pfarrhaus. Den Sinserinnen und Sinsern sollte es spirituell gut gehen, das 10 Klosterhof — herzlich willkommen, Sie Freiamt war Engelbergs Kornkammer. sind da. Vielleicht ist sogar der neue Brun- nen schon errichtet, zur Würdigung des 4 Büren — die Bruder-Klausen-Kirche, ersten Abtes, Abt Adelhelm. Hier steckte er hier sollte man kurz rasten. Bruder Klaus hat seinen Abtsstab in den Boden, es entsprang → Wann wandern? das wohl auch getan, wenn er nach Engel- eine Quelle. Auch eine Statue erhält er, Zum Beispiel dann, wenn Sie nach Ihrer Wande- berg pilgerte, vom Ranft aus, den Benedikts- sie kommt in die Begegnungszone zu stehen. rung auch noch einen Jubiläumsanlass besuchen tag zu feiern. können. Siehe Seite 66. 5 Dallenwil — da ginge es nun hoch ins → Klosterführungen, sogar mit Sound Neben unserer normalen Führung – da sehen Sie Kloster Maria-Rickenbach, vom Kloster auch den frisch renovierten Barocksaal – können Engelberg wurde es bei der Gründung 1857 Sie sich im Orgelprogramm die Klosterorgel tatkräftig unterstützt. Wallfahrtsort, Kraft- zeigen lassen, auch für Schulklassen. Es ist die ort. Dazu Gesundes und Heilendes aus grösste Orgel der Schweiz, 2018 haben wir sie der Klosterkräuterei. Einen eigenen Ausflug gereinigt, was für eine Wucht und Tiefe sie wieder wert. hat, und auch wie leise und klar und leicht sie wieder klingt. Informieren Sie sich zu unseren Füh- rungen auf unserer Website oder schreiben Sie 6 Wolfenschiessen — das Hohe Haus, das an pforte@kloster-engelberg.ch «Hechhuis», 1586, Sitz von Ritter Melchior 18 19
4 Was wir tun Einen Wecker braucht es, um den Tag zu beginnen. Um halb sechs Uhr morgens sind Luft. Schreibt in Basel an der Predigt, über die fünf Sprachen der Liebe. Sorgt für Beten und arbeiten. Beides gehört wir in der Kirche versammelt, im Chor- gestühl, das sind zwei einander gegenüber- Ordnung und Sauberkeit in der Kloster- kirche. Ist bereits unterwegs, eine Messe zu zusammen. gestellte Reihen, hinter dem Altar an den Längsseiten der Kirche. In diesen Reihen halten. Fährt nach Stans ins Spital zur Seelsorge. Überlegt sich, welche Zeile aus stehen und sitzen wir und vor allem beten der Aeneis ihm am besten gefällt. Ist eine wir. Die Psalmen im Wechselgesang, Phon Perle im Rosenkranz weiter. Was machen wir so, den ganzen Tag? Es und Antiphon, Stimme und Gegenstimme, Einer räumt sein Büro in der Stifts- Gäste, Kandidaten, auch manche Novizen schule auf. Betreut einen Gast. Geht bei einer gibt die Chorgebete, und es gibt die Arbeit. benötigen da etwas Übung. Zigarette im Klostergarten die Predigt durch. Im Winter ist es da dunkel, das Licht Schreibt einen Limerick, macht das Kor- Das Gemeinsame und das, was jeder gedämpft, Kaffee hat noch kaum einer ge- rektorat dieser Broschüre. Öffnet ein Paket einzeln tut, für andere, für sich und für habt, unser erstes gemeinsames Tun ist das Beten. Wir beten nicht für uns selbst, wir mit Kakaobohnen aus Kamerun. Ob die Qualität stimmt? Nimmt einen Tag frei, um die Gemeinschaft. Dabei sind uns Arbeit beten für die Menschen, für die Welt. Es ist ein gemeinsamer spiritueller Akt, der doch eine Kirche in Deutschland zu besichtigen. Führt eine Gruppe Schüler durch das Kloster. und Gebet keine getrennten Sphären: jeden einzelnen von uns in diesen neuen Tag hinein trägt. Im Frühsommer ist es be- Malt. Stellt sein Lehrbuch zur angewandten Logik zurück ins Regal. Besinnung und Leben gehören zusammen. sonders symbolisch: Langsam geht die Sonne auf, aus dem Dunkel der Nacht treten Kommt von zehn Tagen Exerzitien aus Oberfranken zurück. Verkauft eine Flasche wir, gemeinsam betend, in den Tag. Klosterwein im Blumenladen. Kümmert Diese Stundengebete, diese gemein- sich unter der Leitung der Pflegerinnen um samen Treffen, Gott zu suchen und zu wür- kranke Mitbrüder. Hält an der Entschei- digen, wiederholen sich durch den Tag: dung fest, mit Geduld und durch Vorbild zu Stundengebete. Wir feiern sie frühmorgens, führen, in Gesprächen, nicht durch Befehl vormittags, mittags, nachmittags, am Vor- und Anordnung. Fährt einen Besucher abend und zur Nacht: Vigil, Laudes, Eu- durch das Aniene-Tal östlich von Rom nach charistiefeier, Mittagshore, Vesper, Komplet. Subiaco, zur Höhle Benedikts. Nimmt an Danach, nach der Komplet, ist Silentium, einer Matura-Jubiläumsfeier teil. Gibt Novi- Stillschweigen, wir geben uns zumindest ziatsunterricht. Denkt über die Benedikts- grosse Mühe. Regel als Instrument für die Wirtschaft nach. Dazwischen geht jeder seiner Arbeit Erzählt, wie es war, in der Küche zu arbeiten. nach, je nach dem, wie er eingesetzt ist. Einer räumt das Frühstück ab. Einer kopiert Blickt auf die Uhr. Oh, hoppla, Zeit für das etwas für den Unterricht an der Stiftsschule, Stundengebet, los. einer bereitet einen Vortrag vor, einer eine Messe, einer schreibt an seiner Doktorarbeit. Archiviert die Unterlagen zum Kloster in Kamerun. Unterstützt die Pforte. Ist oben auf Tagenstal, jodelt ein Halleluja in diese Aussicht, baut weiter an der Trockenmauer. Forscht, ob man im Engelberger Dialekt eher ein ä oder eher ein e schreibt. Bereitet die Blumen für die Ostersonn- tagsmesse vor. Wie schön, sie werden zum richtigen Zeitpunkt blühen. Entwickelt mit der Universität St. Gallen ein Leadership- Programm für Mönche. Spaziert mit einem Mitbruder im Rollstuhl durch die frische 20 21
«Nicht alles verplanen. Das Leben leben, nicht verwalten, die Freude am Dasein nicht verges- sen.» 22
«Sich täglich Zeit für Stille nehmen. Das Wesentliche wächst in der Stille.» 25
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«Schaut, dass ihr Gelegenheiten schafft, miteinander zu spre- chen. Da ist es einem vielleicht nicht immer wohl, aber da kommen die Fragen auf den Tisch und die Antwor- ten auch.» 28
«Du machst etwas und du findest, dass du es sorgfältig machen willst, schön.» EngelbergKloster032 31
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5 Gesucht: Drei für Ostern 2020 Reisserisch könnten wir es so sagen: Viel Show wird es geben, Weihrauch, Drama, hier kennen, wird betreut vom Novizen- meister, der ihm auch bei den Fragen hilft, Vielleicht ist das genau etwas für Sie. Happy-End. Aber alles ist echt. Es ist keine Seifenoper, kein Netflix, kein Holly-, kein die es so gibt, wenn man alles hinter sich lassen und ins Kloster eintreten will, Gott Bollywood. Es ist existentiell. Der Verrat, suchen und der Gemeinschaft dienen. die Leidensgeschichte, die Kreuzigung, der Apropos «Alles hinter sich lassen». Wir suchen drei Personen für Ostern 2020, Tod – die Erlösung. Ostern, das ist der Kern unseres Glaubens, die Auferstehung. Fürs Klosterleben eignet sich niemand, der von etwas weg rennt. Er wird auch hier drei, die von Mittwochabend bis Diens- Und Sie könnten an der Osterliturgie davon weg rennen. Man nimmt sich immer teilnehmen, richtig dabei sein. Und gleich- mit. Die Entscheidung fürs Klosterleben tagmittag mit uns mitmachen: mitbeten, zeitig helfen Sie mit, zu beten für die ergibt sich aus anderen Gründen, einer Menschen, für die Welt: Mit uns im Chor- Berufung, einer Sanftheit des Herzens, einer mitsingen, mitleben. Und dabei hören, gestühl sind Sie mitten in der Passion, dem in sich ruhenden Liebe für Jesus, einer suchen, gestalten. Möchten Sie dabei sein? Tod und der Auferstehung Jesu. Und direkt beim Stiftschor und Orchester. Von der inniglichen, existentiellen Suche nach Gott, einem Geleit des Heiligen Geistes. Jeder Melden Sie sich am besten sofort, spä- Trauer über die existentielle Verzweiflung bis zum Frohlocken und zur Freude am von uns hat seine eigene, ganz persönliche Berufungsgeschichte. Von etwas davon testens bis zum 26. Februar 2020. Ostersonntag. Machen Sie mit. Leben Sie vom Hohen rennen, nein. Da sein, ja. Noch etwas zu «Alles hinter sich las- Donnerstag bis nach Ostermontag bei uns, sen». Ja, man lässt wohl einiges hinter sich, wir laden drei Personen ein. Nehmen Sie teil aber bei weitem nicht alles. Wir sind mitten an unseren Zeremonien, singen Sie Gebete drin in der Welt. Tauschen uns aus. Reisen. und Psalmen, direkt aus dem Chorgestühl Sprechen. Hören zu, suchen, gestalten. Nicht die Stundengebete. nur im Kloster. Und auch wenn der Oster- Da sitzen, stehen, knien Sie mit uns. zyklus, diese wunderbare Liturgie während Schon morgens um halb sechs, in dieser mys- dieser fünf für uns so bedeutungsvollen tischen, noch dunklen Stimmung. Sie Tage, im Kloster stattfindet, ist er immer werden merken: Das löst etwas aus. – Hören. auch verbunden mit dem, was ausserhalb ge- Suchen. Gestalten. Da haben Sie es, direkt schieht. Wie alles, was wir tun, verbunden in und aus Ihrem Herzen. ist mit unserer Welt. Eine einmalige Gelegenheit ist es zwar Verbunden zum Beispiel durch die Stun- nicht, Sie können sich, wann immer Sie dengebete, in denen wir gemeinsam täg- möchten, für «Kloster auf Zeit» bei uns lich die Welt tragen, für die Menschen beten. anmelden und mitmachen. Aber: Es ist ein Verbunden auch einfach durch unsere ○ Ja, ich möchte am Osterzyklus 2020 richtig Jubiläumsjahr, und insofern können wir Anwesenheit als Gemeinschaft, während – dabei sein. sagen: Es wird einmalig. Wenn Sie spüren, zumindest über Ostern – die Kirche voll ist Bewerben Sie sich. Schicken Sie uns ein paar das könnte etwas sein für Sie: Melden und alle mitsingen wie mit einer Stimme (wir Zeilen zu sich und Ihrer Motivation. In der Kürze Sie sich. sind manchmal grosszügig in der Gesangs- liegt die Würze, aber nicht immer, und so be- Jetzt ist es halt so: Wir sind ein Männer- bewertung unserer Kirchen-BesucherInnen, nötigen Sie vielleicht ein ganzes Blatt, das ist kloster. Die drei Personen sollten also männ- und über Ostern gibt es volles Programm, tipptopp, Kontaktdaten nicht vergessen. Schicken lich sein. Es gibt auch Benediktinerinnen- mit Stiftschor, Stiftsorchester). Sie uns Ihre Anfrage bis zum 26. Februar 2020, dem Aschermittwoch, an: Klöster, Frauen dürfen gerne dort anfragen. Diese fünf Tage leben Sie bei uns. Das Abt Christian Meyer Wer unverheiratet ist, erhält den Vorzug vor ist uns ein wichtiges Anliegen. Sie sind Benediktinerkloster 1 Verheirateten. Der Grund ist klar: Wir sind natürlich frei zu gehen, wann immer Sie 6390 Engelberg überzeugt, dass einer dieser drei Ostergäste möchten. Aber es wäre schön, wenn Sie die anschliessend eine Kandidatur prüft. Sich ganze Zeit da wären. Sie erhalten ein Zim- oder per E-Mail an also überlegt, wie es wäre, in unser Kloster mer, es hat WLAN. WC/Dusche sind auf dreifuerostern2020@kloster-engelberg.ch einzutreten. Während der Kandidatur, dem Flur. Vollpension. Eine Kutte können Sie hören von uns bis spätestens am nur damit das jetzt schon klar ist, lebt diese wir Ihnen nicht geben; wenn Sie eine tragen 21. März 2020, dem Benediktstag. Person mit uns im Kloster, lernt das Leben würden, bedeutete das, dass Sie die Kandi- 36 37
datur absolviert und das Noviziat begonnen hätten. Bringen Sie einfach eher dunkle, gemeinsamem Beten für die Menschen und die Welt. Dazu Loslösung von einem fal- 6 Fremde, Gäste, Freunde eher ungemusterte und eher warme Kleidung mit sowie ein paar Finken; auch warme schen Selbst, Bannung der Gefahr, dass man sich nur noch tiefer in sich selbst verzieht. Gastfreundschaft ist uns ein Anliegen. und gute Schuhe, vielleicht haben wir zwi- Selbstbestimmung. schen den Kirchenbesuchen und den Selbstbestimmung? Obwohl der Abt Mahlzeiten noch etwas zu arbeiten und Sie sind bereit dazu. Einen Wecker, den brau- entscheidet, was man im Kloster tut? Ob man in die Küche befohlen wird, in die Gärt- Schon als er in seiner Höhle in Subiaco chen Sie wahrscheinlich. nerei, auf Tagenstal? Ob man unterrich- lebte, empfing Benedikt Besucher, be- Was gibt es noch zu sagen? Vielleicht tet? Nach irgendwo geschickt wird, um ein zu diesem doch sehr lockeren Ton, den wir Handwerk, etwas Naturwissenschaftliches gründete damit die benediktinische Gast- hier anschlagen. Dieser Ton mag Ihnen oder Sprachen zu lernen? In fernen Ländern im Widerspruch stehen zur Ernsthaftigkeit Aufgaben erledigt? Nicht einmal im Kloster freundschaft. Bei uns ist vieles möglich: unserer Anliegen. Denn das, worum es jedem einzelnen Mitbruder von uns geht und Engelberg lebt, sondern ausserhalb? – Zu- gegeben, nach Selbstbestimmung hört sich einige Tage, Wochen, gar Kloster auf Zeit. uns als Gemeinschaft, ist ja die Suche nach das nicht an. Erst, wenn man versteht, Gott. Das ist der Kern unserer Lebensweise. dass in dem, was sonst so als Selbstbestim- Deswegen sind wir im Kloster. Und des- mung verstanden wird, vielleicht gar nicht wegen halten wir uns an die Regel des Hei- so viel Freiheit liegt, erlangt man eine ligen Benedikt. Gleichzeitig haben wir andere Perspektive auf das Wesen der Selbst- ein freundliches Verhältnis untereinander, bestimmung. wir lachen viel, und zwar haben wir manch- Unsere leichte Furcht können wir aber mal auch Streitigkeiten zu klären, doch gleich selber gut beruhigen: Wir waren ist für uns halt doch ein offener Ton charak- in diesen 900 Jahren schon zweimal nur ein teristisch, ein offenes Gespräch. Dazu einziger Mönch. Wir waren schon einmal kommt: Ernsthaftigkeit schliesst Heiterkeit über 120 Mönche. Aber durch all die Jahr- nicht aus, zumindest bei uns nicht, genau so hunderte, durchschnittlich, waren wir eher wenig wie ein Plauderton ausschliesst, dass etwa so viele, wie wir es jetzt sind, um die ernste Angelegenheiten besprochen werden. zwanzig. Und es ist der Weg Gottes: Klöster Ausserdem: Es geht ja darum, dass gehen auf, Klöster gehen zu. Sie Gast sind und unsere Gastfreundschaft Wenn wir also unsere leise Furcht ernst geniessen. Sollten Sie anschliessend eine nehmen und über sie nachdenken, sind Kandidatur prüfen, halten wir uns einiges wir wieder sehr entspannt. Wir können nicht enger an die Benedikts-Regel 58,1: «Kommt sagen, was passieren wird, wir können einer neu und will das klösterliche Leben nur hören, suchen, gestalten. Was für uns beginnen, werde ihm der Eintritt nicht leicht entscheidend ist: Es geht uns nicht ums gewährt, sondern man richte sich nach Überleben, es geht uns ums Dienen. dem Wort des Apostels: ‹Prüft die Geister, Ansonsten gibt es nichts mehr zu sagen. ob sie aus Gott sind.›» Wir sind 21 Mönche im Alter von 30 bis 92. → 17 Zimmer, 24 Betten Ist das hier nicht einfach plumpe Wir geben unserem Leben Sinn, Sinn in Für Einzelpersonen, Familien und Paare sowie für Tagungen und Seminare. Zehn Einzel- und Werbung? Ja, verzeihen Sie. Doch wir haben Gott. Und wenn Sie Freude hätten, diese sieben Doppelzimmer, die meisten mit Dusche diese Furcht, dass wir noch weniger wer- festliche Zeit mit uns zu verbringen, wenn es und WC, einige mit Etagenbad. Vollpension im den. Es ist zwar eine leise Furcht. Aber wir Sie reizt, die Osterliturgie mitzuerleben und Gastsaal ist inklusive, auch WLAN und Schreib- machen uns Sorgen um den Glauben. mitzugestalten — es wäre auch uns eine tisch zum Arbeiten, ab 100 Franken: «Das Haus Und wir sind nicht mehr so sicher, ob die Freude. Gottes soll von Weisen auch weise verwaltet Menschen von unserer klösterlichen Lebens- Pax. werden», so die Regel 53,22 im Gästekapitel. «Weise verwalten» heisst auch: In speziellen weise wissen. Und davon, was diese Lebens- Fällen können wir die Rechnung reduzieren. Mehr weise der Umkehr, der conversatio morum, zu unseren Gästezimmern auf unserer Website, ermöglicht: Dienst an den Menschen Anfragen gerne an: und an Gott, ein Leben in Gemeinschaft mit pforte@kloster-engelberg.ch 38 39
Wir haben uns für Gäste gerüstet, sehr suchen, gestalten, das ist genau, warum ich Und ein Tipp, um benediktinischer zu mit allem so sorgfältig umgehen wie mit gerne. Wir sind kein Kloster der Abschottung, regelmässig hier bin.» werden: «Ab und zu die eigene Begrenztheit Altargefässen. Dieser achtsame Umgang mit wir sind Benediktiner. Viele unserer Gäste Und ein Tipp, um benediktinischer zu feststellen, sie anerkennen und versuchen, allem Materiellen, vom Kaffeelöffeli bis suchen: Besinnung, Einkehr, Auszeit. Diese werden: «Da hilft das Te Deum vom Kloster diese Grenzen im interdisziplinären Dialog zum Auto, prägt.» tiefe Ruhe. Viele gestalten: Sie lesen, skiz- Maria Laach, das sind Gebete und Gedan- etwas zu erweitern.» zieren, schreiben, nehmen an Tagungen ken für jeden Tag des Monats. Ich glaube teil, viele auch an unserem Tagesablauf, sie nicht, dass die Engelberger Benediktiner Peter Hodel ist Architekt in Wetzikon, er hören unseren Chorgebeten zu. Auch wir etwas dagegen haben, hier ist die Website: sagt: «Das Kloster ist meine zweite Heimat. haben gestaltet: Unsere Gästezimmer sind www.maria-laach.de.» Kennengelernt habe ich es über Pater seit Kurzem umgebaut. Eugen, ich besuchte eine Ausstellung im Benedikts-Regel 53,1: «Alle Fremden, Kurt Grüter ist Leitender Priester in Kriens, Talmuseum mit seinen Arbeiten, weil sie die kommen, sollen aufgenommen werden er sagt: «Der Alltag als Priester ist oft mich ansprachen. Ich komme jedes Jahr wie Christus; denn er wird sagen: ‹Ich war hektisch. Hier oben zu sein bedeutet mir zwei-, dreimal für eine Woche, skizziere fremd, und ihr habt mich aufgenommen.›» viel: Innehalten, Stille, Besinnung, In-sich- und arbeite an Entwürfen, nehme am Nun ja, fremd sind uns viele unserer Gäste Gehen. Ich richte mich wieder intensiver Alltag der Mönche teil. Ich darf mich auch längst nicht mehr. Sie kommen regelmässig, auf Gott aus, auf die Frohe Botschaft. Ich in der Klausur bewegen, skizziere hinten sind Freunde geworden: beteilige mich am spirituellen Alltag der in der Gärtnerei oder setze mich unter die Mönche, so an den Gebeten, der Eucharistie- Arkaden, lese im Lesesaal. Dann ist wieder Stefan Geisse ist Coach in Zürich, er sagt: feier, am gemeinsamen Essen. Während Gebets- oder Essenszeit. Ich arbeite un- «Dieser wunderschöne Ort der Stille und der Arbeitszeit der Mönche lese ich ein spiri- bekümmert, niemand fragt mich, was ich Einkehr unterstützt meine Arbeit mit tuelles Buch. Oder ich bete und meditiere, mache, ich habe keinen Druck, mich zu Menschen, welche unter Stress und innerer denke nach über Gott und die Welt, das geht rechtfertigen. Es ist wunderschön hier, Anspannung leiden. Hier kann ich ihnen auch auf einem Spaziergang. Das alles ist inspirierend.» eine Umgebung ermöglichen, in denen sie wohltuend für Leib und Seele, besonders Und ein Tipp, um benediktinischer zu zur Ruhe kommen, und ich bin tief durch das viele Schweigen und die Stille.» werden: «Mit dem Murren aufhören: nicht berührt, dass das hier so gut klappt. Die Und ein Tipp, um benediktinischer zu immer gleich alles genervt eins zu eins Anspannung löst sich, die Gesichtsaus- werden: «Vermehrt nach dem schönen zurückgeben. Und die Treue zum Alltag: ver- drücke werden weicher, viele gewinnen tiefe Motto ‹Hören – Suchen – Gestalten› leben, suchen, den Alltag zum Leuchten zu brin- Einsichten für ihr Leben, und ich ja auch. auch nach der benediktinischen Regel ‹Ora gen. Beides ist nicht spektakulär.» Nach jedem Seminar nehme ich viel dieser et labora› die Ausgewogenheit zwischen positiven Energie des Klosters mit in Arbeit und Gebet finden.» Schwester Mattia Fähndrich ist Olivetanerin meinen Alltag.» im Kloster Heiligkreuz, Cham, sie sagt: Und ein Tipp, um benediktinischer zu Felix Hafner ist Jus-Professor in Basel, er «Ich komme sporadisch für ein paar Ferien- werden: «Die benediktinische Discretio, sagt: «Seit bald 20 Jahren kommen wir tage hier hoch. Etwas Musse, etwas Wan- das Einhalten des rechten Masses. Kein für unser interdisziplinäres Seminar hierher, dern, ich bin sehr frei. Ich schätze es, an den Zuviel, kein Zuwenig. Innehalten.» in diese Atmosphäre mit dem Geist der Gebetszeiten teilzunehmen, wenn ich nicht Offenheit und des Austausches. Hier im gerade am Wandern bin. Oft lerne ich an- Hildegard Graeve ist Sales Managerin im Kloster steht uns viel Zeit für Gespräche zur dere Gäste kennen, manchmal kommt es zu Ruhrgebiet, sie sagt: «Einmal, 1989, bin ich Verfügung, im Seminar selbst, beim Essen, tiefen Gesprächen, zum Beispiel erinnere nach der Samstagabendmesse sitzen ge- abends beim gemütlichen Zusammensein. ich mich an eine deutsche Sängerin, mit blieben, und plötzlich wurde da, in der auf Die zeitliche Struktur des Klosters nehmen der ich seither auf Facebook befreundet bin. den ersten Blick leeren Kirche, gesungen. wir gerne an. Für Interessierte besteht dabei Dieses Jahr habe ich mich für das Chor- Das hat mich so berührt, seither bin ich auch die Gelegenheit, vor den Mahlzeiten projekt angemeldet. Ich freue mich schon jeden Abend an die Complet, egal, wie weit die Gebetsstunden zu besuchen. Diese kla- darauf, gemeinsam zu singen. Das Kloster ich schon gewandert war, meine geliebte ren Zeiten tun sehr gut, auch wenn wir ist ein Ort der Begegnung – mit Menschen, Complet muss sein. Und wenn ich da bin, die Diskussionen oft genau dann abbrechen mit Gott.» geht Christian in die Ferien, ich kümmere müssen, wenn sie besonders spannend Und ein Tipp, um benediktinischer zu mich um die Papageien. Das Kloster lässt werden. Aber interessanterweise scheinen werden: «Ein Beispiel aus der Benedikts- mich zur Ruhe kommen, und das ist ja der diese Unterbrüche die weitere Diskussion regel, das mich immer wieder beeindruckt, Grund, warum ich es hier so liebe: Hören, zu fördern.» betrifft den Umgang mit Geräten. Man soll 40 41
7 Raus in die Welt Manchmal, ziemlich oft, da gehen wir raus aus dem Kloster, hinein in die Welt, beides Ja, wir haben eine Bibiliothek gebaut, eine Schule, eine Schreinerei, eine Gärtnerei, ein Wir sind nicht immer da. gehört für uns zusammen. Uns ist es wich- tig, die Welt zu gestalten. Schon Benedikt Kraftwerk. Wir gestalten die Welt als Gärt- ner, Köche, Komponisten, Lehrer, Maler, hat das so gemacht, er hat sich in Rom nicht Manager, Mathematiker, Maurer, Musiker, wohlgefühlt, in der Welt um 500 nach Chris- Philologen, Philosophen, Physiker, Schrei- Oben auf Tagenstal. In Brienz an einer tus: Lärm, Stürmerei, all die Menschen, die im Schein leben statt im Sein; Menschen, ner, Theologen, und und und. Eine ziemlich wilde Bande, wenn man sich das mal so Messe. Am Krankenbett eines Mitbruders die ausschliesslich auf sich selbst bezogen anschaut, mit vielen Talenten. sind, so hat er sie erlebt. Jetzt, seit einigen Jahren, befinden im Spital. Im Klassenzimmer der Stifts- Da ist er raus aus Rom, in diese Höhle wir uns in einer Besinnungsphase, also eher bei Subiaco, und nach einiger Zeit des Hörens wieder nah an der Höhle des Hörens und schule. Am Rednerpult im KKL. und Suchens hat er gemerkt: Es geht da- Suchens. Viele unserer Betriebe, Ausdruck rum, auch wieder hinaus zu gehen, die Welt unserer Weltgestaltung, haben wir jetzt so zu gestalten. Genau das wurde zur Grund- organisiert, dass sie ohne uns funktionieren: bewegung benediktinischen Lebens: Vom Sogar der Stiftsschule haben wir einen eigen- Rückzug in die Spiritualität, also in das ständigen Weg gegeben, auch viele ehe- persönliche und gemeinschaftliche Suchen mals klostereigene Betriebe wie die Kloster- Gottes, geht es wieder hinaus in die Gestal- Schreinerei sind selbständige Unternehmen tung der Welt, der gemeinsamen Grundlage geworden. Und: Zwar gehört das Kloster unseres Lebens. Unser Alltag zeigt das auf: in Kamerun immer noch zu uns, doch sind Unsere Stundengebete wechseln mit unserer die beiden Klöster in den USA, damals Arbeit in der Welt. von uns gegründet, schon seit über hundert Zeichen dieser Weltgestaltung sind Jahren selbständig. zum Beispiel die Begradigung der Aa, so dass So findet unsere Weltgestaltung mo- das Tal nicht mehr sumpfig ist, sondern be- mentan eher im Kleinen statt, etwas mehr im wirtschaftet werden kann. Auch das Ko- Hören und Suchen als im Gestalten: Wir pieren der antiken Schriften, damals, als es halten zum Beispiel Messen in Brienz, Hell- noch keine Druckereien gab, eine wichtige bühl und an anderen Orten. Feiern Taufen, Arbeit auch in unserem Kloster, begonnen Erstkommunion, Firmungen, Hochzeiten, unter unserem zweiten Abt: von Hand, goldene Hochzeiten, Abschiedsgottesdienste. mit Gänsekiel und Schabmesser. Sogar eine Wir sind zur Seelsorge im Spital. Einer Luther-Bibel haben wir noch, sie ist so gross, unserer Mönche ist Kaplan in Reinach. Einer sie würde grad so knapp ins Boardgepäck lebt in Rom, um der Kirche zu helfen, sich passen. Unsere Abschriften – und damit das weiter zu entwickeln. Einer unterrichtet an antike Wissen – fanden ihren Weg durch der Stiftsschule, einer hilft in der inte- → Auch Sie können raus: Kloster auf Zeit → Sogar täglich raus, wo immer Sie sind: ganz Europa, in andere Städte, Klöster, grierten Oberstufe. Wir werden eingeladen, Wer sich für eine Auszeit entscheidet, kommt die Oblation Bibliotheken. Vorträge zu halten, zum Beispiel ins KKL meist für ein, zwei Wochen, viele sogar einiges Sie fühlen sich uns verbunden, möchten diese Unsere Stiftsschule und unser Unter- vor die versammelten Unternehmer der Zen- länger: «Kloster auf Zeit» heisst, sich während Verbundenheit festigen, gleichzeitig weiterhin als richten sehen wir ebenso als Weltgestaltung, tralschweiz. Und manchmal mischen wir einer Art Sabbatical zu besinnen und gleichzeitig weltliche Person leben. Es braucht etwas Vor- die Benediktiner trugen wesentlich zur uns ein, stellen offizielle Ansichten zur Dis- die benediktinische Spiritualität kennenzulernen. bereitung, gemeinsam, und wir verleihen Ihnen Sie vielleicht auch? Sie erhalten ein Zimmer die Oblation. Dabei geben Sie Ihr Versprechen, Alphabetisierung Europas bei, und in unse- kussion. Erörtern Möglichkeiten, etwa bei uns in der Klausur, gehen in Ruhe Ihrem Hören im Sinne des heiligen Benedikt und in Verbunden- rer Schule unterrichten wir seit Jahrhun- die Ehe für alle. Das haben sicher nicht alle und Suchen nach. Und wir freuen uns, wenn heit mit unserem Kloster zu leben. Als Welt- derten. Auch der Handel mit Nahrungsmit- gern, und auch wir sind uns da, wie bei Sie mitmachen: bei den Stundengebeten, beim oblate beten Sie täglich, wo immer Sie sind, den teln und Vieh, zum Beispiel damals mit vielem, nicht einig. gemeinsamen Essen, vielleicht gibt es auch einen oder anderen Psalm. Meist entwickelt sich Mailand, war ein Gestalten der Welt. Und Also, wir sind im Kloster, aber wir ge- etwas zu arbeiten, sicher gern einiges aus der der Wunsch nach einer Oblation bei Personen, ebenfalls etwas Praktisches: die Gründung, hen auch raus. Schon immer. Und jetzt für Benediktsregel zu lesen. Und zu diskutieren: die uns bereits näher kennen, zum Beispiel über das benediktinische Leben. Fragen, auch zu den «Kloster auf Zeit». Falls Sie eine Frage haben, 1879, der Sparkasse Engelberg, damit dieses Jubiläum und weiterhin in Zukunft. Kosten, bitte an: gern: die Engelberger einen Ort haben, ihr Geld gastpater@kloster-engelberg.ch gastpater@kloster-engelberg.ch anzulegen. 42 43
8 Der Konvent Ja, das sind wir. Je einzeln und dann auf dem Gruppenphoto. Die Einzelportraits sind von März bis Juni 2019 entstanden, das Gruppenphoto am Ostersonntag, 21. April 2019, hinter der Sakristei, da wurde 1884/85 das erste Konventphoto überhaupt gemacht. Pater Benedikt → Das Gruppenphoto: siehe Seite 50 und 51 Damals waren 34 Mitbrüder auf dem Photo. Heute, an diesem Ostersonntag, leichter Frühling, starker Wind, sind es 17: Es fehlt Bruder Gerold, er war im Krankenbett, Bruder Marian hat den Termin knapp verpasst, Pater Romuald war in Brienz und Hasliberg BE im Einsatz, Pater Benedikt in Reinach BL, Pater Markus in Rom. Also, vorne von links nach rechts: Bruder Gabriel, Pater Gregor, Prior Pater Guido, Abt Christian, Subprior Bruder Kuno, Bruder Johann Baptist, Pater Thomas. Hinten von links: Pater Andri, Bruder Samuel, Pater Eugen, Bruder Thomas, Pater Leonhard, Pater Patrick, Bruder Domenico, Alt-Abt Berchtold, Frère Elie Tekam Taghuen, zu Besuch aus dem Tochterkloster Mont Febe, und Bruder Meinrad. Pater Eugen 44 45
«Die Gastfreundschaft pflegen, mit aller Aufmerksamkeit.» Bruder Meinrad Bruder Marian 46
«Sich einbringen. Und gemeinsam etwas gestalten.» Abt Christian Pater Leonhard 49
Bruder Thomas Pater Thomas Bruder Samuel Pater Patrick 50 51
52 53
Alt-Abt Pater Berchtold Pater Andri Pater Markus Prior Pater Guido 54 55
«Beten. Im Gebet Ruhe finden. Irgendwohin gehen, wo dich niemand sieht. Und einen guten Beichtvater finden, man kann das Herz aus- Subprior Bruder Kuno schütten, Beichten ist so wichtig.» Pater Romuald 56
«Feierlich sein ab und zu. Wie wir Bene- diktiner.» Bruder Gabriel Bruder Gerold 59
Pater Benedikt Bruder Meinrad Aus Luzern, 1989, weltlicher Name Andrin Aus Weiden in der Oberpfalz (Bayern), 1963, Locher, Matura in Engelberg, Profess 2012, weltlicher Name Thomas Haberl, Profess Theologe, Priester. «Das Gemeinschaft- 1985 im Kloster Weltenburg, 1988 Über- liche und das Kontemplative, das hat mich tritt ins Kloster Rohr (beide in Bayern), zum Eintritt bewegt.» Momentan ist Pater Bautechnikschule, Fliesen- und Plattenleger. Benedikt «outgesourcet», ist Kaplan in Was ihn angezogen hatte: der Choral- Reinach BL, wohnt dazu in Basel, weil er dort gesang, der klar strukturierte Tagesplan mit noch eine musikalische Ausbildung macht. Gebet und Arbeit. 2016 wurde die Profess Pater Benedikt hält Messen, Abdankungs- nach Engelberg übertragen. «Im Kloster gottesdienste, feiert Taufen, ist Seelsorger. Rohr gab es noch vier Leute, das Ende war Ihm wird gesagt, seine Messen seien «klös- absehbar.» Es geht ja um die Gottesnach- terlich geprägt, ruhiger, kontemplativer». So folge, «diesen Weg kann ich auch in Engel- singt er viele Gebete, statt sie zu sprechen, berg gehen». Bruder Meinrad ist hier «frei bringt seine benediktinische Spiritualität ein: ausgedrückt und in verantwortungsvoller «Schliesslich bin ich durchdrungen von Weise» sein eigener Chef, nutzt sein Können diesem benediktinischen Geist, dieser Le- als Handwerker. «Ich konnte immer meine bensart, ich verwirkliche sie, wo immer ich Fähigkeiten einbringen, hier sogar noch viel bin.» Für Pater Benedikt ist das Kloster keine mehr.» Er renoviert Schieferplatten in den Welt für sich, «wir leben alle in derselben Gängen, kümmert sich um die Alp Tagens- Welt». Doch wie ist es so fern von Daheim? stal, den Stausee, baut Wasserableitungen, «Es heisst ja, join the monastery and see Trockenstützmauern, «da wurde lange nichts the world.» gemacht, diese Arbeit passt mir sehr gut». Bruder Johann Baptist Pater Eugen Bruder Marian Aus Bischofszell TG, 1939, weltlicher Name Aus Schüpfheim LU, 1934, weltlicher Name Bruno Bollin, Matura in Engelberg, Profess Johann Felder, Profess 1959, Schneider, 1961, Theologe, Priester, Künstler, Leh- 53 Jahre lang, jetzt pensioniert. «Nach der rer für Deutsch, Religion und Bildnerisches Schule für Gehörlose habe ich beim Entle- Gestalten, 45 Jahre lang, «immer gern», bucher Schneidermeister mein Handwerk 18 Jahre Prior. Schon als Schüler war Pater gelernt.» Seine Kutten haben einen ausge- Eugen mit der Staffelei unterwegs, «die zeichneten Ruf. «Ich habe immer geschaut, Anlage hat mich fasziniert, der Bau, der Gar- dass der Stoff gut ist, und so genäht, dass ten». Nach der Matura das Angebot: «Male sie möglichst lange halten.» Auch mit Schnitt weiter.» Über die Kunsti Luzern an die Hoch- und Längen hat er experimentiert, «so weit schule der Künste, Wien. «Kein Tag, ohne das eben möglich ist». Bruder Marian erhält zu malen, aber nur malen, das geht nicht.» immer noch viel Besuch von seinen ehe- Es braucht «das Chorgebet, das gemeinsame maligen Klassenkameraden, er ist viel gereist, Essen und es braucht weitere Arbeit, eben war viermal in Lourdes, auch in Jerusalem, das Unterrichten». Benediktiner, das waren in Paris. Warum ins Kloster? «Um Gott zu schon immer «Kunst- und Kulturschaf- dienen.» Jetzt deckt Bruder Marian manch- fende, das Kopieren damals der Codices». mal den Tisch, räumt meistens das Früh- In Pater Eugens Atelier, im obersten Stock, stück ab, und ganz sicher ist er bald hier, steht, liegt, lehnt, stapelt sich, was nicht in bald da zu finden, immer hat er den Rosen- die Welt hinaus ist, Angedachtes, Skizzen, kranz in den Fingern. Und dann beim Singen bereits Fertiges. «Mein Leben im Kloster im Chor, «auch wenn ich ja nicht mitsinge, heisst: Gestalten.» den Chor liebe ich einfach». Pater Gregor (†) 60 61
Abt Christian Aus Basel, 1967, weltlicher Name Christian Meyer, Matura in Engelberg, Profess 1989, Bruder Samuel Aus Gersau SZ, 1965, weltlicher Name Marcel Camenzind, Profess 2013, gelernter «Wohlwollend aufneh- men, auch dann, wenn 2010 zum 59. Abt gewählt, vorher Pfarrer Koch, Kaufmann mit Abschluss Betriebs- von Engelberg. Priester wollte er schon wirtschaft, hat in einer aufstrebenden Firma immer werden. Aber Kloster, nein. «Doch der die Arbeitsabläufe organisiert, «und plötz- Abstand nach der Matura hat eine Wende lich rief das Klosterleben». Besonders die bewirkt, und ich dachte, ausprobieren musst du es.» Die Spiritualität des gemeinsamen Betens, «und danach bist du wieder hinein- Benediktsregel fasziniert Bruder Samuel: «Geschrieben vor fünfzehn Jahrhunderten, ist die Regel heute noch aktuell, sie bein- es einem nicht so passt. Auch Frieden schliessen gewurstelt in das Leben, wie es halt ist, das haltet Weisheiten, die in Führungsseminaren gefällt mir». Doch sind es keine getrennten wieder hinzugezogen werden.» Welten: «Besinnung und Leben, contempla- tio und actio, sind eines.» Das Gelübde Bruder Thomas des klösterlichen Lebenswandels, die con- versatio morum, bedeutet Umkehr: «Jeden Tag nutzen, um neu anzufangen.» Sich nicht Aus Muttenz BL, 1971, weltlicher Name Thomas Stingelin, Profess 2008, war da- mals Lehrer, Philosophie und Deutsch, ist mit dem, was man nicht ändern kann, darauf zufrieden geben, auch als Abt, der ja das an der Pforte, macht Klosterführungen, Kloster führt. Das macht Abt Christian auf vergleicht da das Internat gern auch einmal seine Weise. Nicht befehlen, sondern vor- mit Hogwarts, hilft den Pflegerinnen, seine stehen. «Durch das eigene Leben und durch Mitbrüder zu pflegen, spaziert mit Pater Geduld, jeder hat seinen Weg, wie er sucht, und sein Temperament.» Gregor und Bruder Gerold, geht joggen: «Als Benediktiner musst du fähig sein, dir die Zeit auch selbst zu füllen.» Es muss mehr vertrauen, dass es gut kommt.» Pater Leonhard geben im Leben, Familie wollte er nicht, «also Aus Zürich, 1934, weltlicher Name Felix bin ich nach Engelberg». Bruder Thomas Kessler, Matura im Kloster Disentis, «damals war reformiert, hat hier die Firmung erhalten, durfte man nur über Ostern und Weihnach- «abschwören muss man heute ja nicht ten heim, aber es gab lange, lange Sommer- mehr». Benediktinier zu werden, «das war ferien», Profess 1956, Theologe, Priester, die Stabilitas loci, also einen Ort, ein Da- Organist, Kantor, Chef Schwachstromanla- heim zu haben, ein Gleichgewicht zwischen gen, hat das Internet im Kloster eingerichtet, innen und aussen, zwischen mir und ande- Lehrer für Physik und Mathematik, 45 Jahre ren, zwischen Regelmässigkeit und Repe- lang, «in der Mathe lechzen die Schüler tivität.» Um über Identität nachzudenken, nach Religion». Bereits als Kind ministrierte darüber, wer man ist, empfiehlt er auch Pater Leonhard regelmässig, in der Kirche Winnie Puuh, das erste Kapitel. St. Peter und Paul. «Schon mein erster Besuch in Engelberg hat mir gefallen, obwohl Pater Thomas ich den Hahnen durch den Nebel nur kurz Aus Wolfenschiessen NW, 1942, weltlicher sehen konnte.» Gerne wäre er nach Kamerun, Name Thaddäus Blättler, Matura in Engel- aber der Abt hat gesagt, «probier, Schule berg, Profess 1964, Theologe, Priester, zu geben, ich hatte Talent und er hat mich wurde in die USA geschickt, um Englisch zu studieren geschickt, Physik, Mathematik». studieren, unterrichtete es dann 40 Jahre Mit 80 hatte Pater Leonhard einen Herz- lang, hat sich auch «mit einigen Schülern infarkt, «das modifiziert das Weltbild, für in die ägyptischen Hieroglyphen eingearbei- Aufregung sind jetzt die anderen zuständig, tet». Dass er Priester werde, habe seine ich danke Gott jeden Morgen». Umgebung immer gewusst. «Aber ich muss- te herausfinden: Ist das wirklich mein Wille?» Und am Pfingstsonntag 1963, «da wusste ich es, ich werde Benediktiner». Sich in 62
«Den Berufs- und diesen Rhythmus des Klosters zu geben: «Ich kann noch so hässig sein, nach dem Chor- gebet bin ich komplett ruhig.» Pater Thomas schrauben lässt. «Ich war ja oft unterwegs und wollte ihn mit dem Töff mitnehmen können.» Jetzt ist Pater Berchtold pensio- Familienalltag bewusst hat vielen seiner Schüler das Sakrament der niert, die «stabilitas mentis ist jetzt meine Ehe gespendet, ihre Kinder getauft. «Jetzt Aufgabe, zum Beispiel habe ich mehr Zeit folgen die Jubiläen, manchmal auch Ab- für die Predigten». schiedsgottesdienste.» Seit Pater Thomas als Berufung sehen.» pensioniert ist, hilft er aus, wo immer nötig. «An Arbeit hat es mir noch nie gemangelt.» Pater Patrick Pater Markus Aus Rothenburg LU, 1959, weltlicher Name Markus Muff, Matura in Engelberg, Profess 1982, Theologe, Priester. «Ins Kloster ein- Aus Waldkirch SG, 1961, weltlicher Name zutreten, war eigentlich gar keine Entschei- Patrick Ledergerber, Matura in Engelberg, dung, es war ganz normal, das auszupro- Profess 1983, Theologe, Priester. «Das ist bieren.» Und Benediktiner? «Ich kenne das gut hier, hier gehöre ich hin.» Die Kloster- Kloster aus der Schulzeit. Und warum willst gemeinschaft ist so etwas wie eine Familie, du Zürcher werden, wenn du in Luzern auf- sie gibt einen festen Ort. Es geht auch um gewachsen bist?» Pater Markus lebt in Rom, Freude, Benedikt schreibt ja im Prolog, er in der Badia Primaziale Sant’ Anselmo mit hoffe, «nichts Hartes und nichts Schweres der Internationalen Benediktiner Universität, festzulegen». Zwar hat Pater Patrick ein ist Director of Development for Europe. Orgel-Konzertdiplom, doch «ich spiele nicht «Die Kirche wächst pro Jahr um 1,8 Millionen mehr, habe kaum Zeit und finde die Ruhe Menschen, unglaublich.» Mit der Universität nicht dazu». Pater Patrick war Präfekt und St. Gallen hat er ein Leadership-Programm Gastpater, jetzt ist er Kellermeister und seit für Mönche entwickelt, «auch ein Kloster 2011 Pfarrer von Engelberg. «Die Leute braucht gute Führung». Essentiell: «Religion kommen nicht mehr so in die Kirche, also leben, nicht verwalten.» Pater Markus ist gehe ich raus zu ihnen.» Zum Beispiel ins viel unterwegs. Hat er selber Gäste, fährt er Spital, auf Trübsee hoch, die Messe halten, sie nach Subiaco, zeigt ihnen im Kloster am liebsten gleich mit dem E-Bike. Und San Benedetto die Höhle von Benedikt. «Hier ab und zu ein Haus einsegnen. «Wir sind wie ist unser Ursprung.» ein Tram, Gott ist wie der Draht, wir müssen nur den Bügel hochfahren.» Pater Andri Aus Sumvitg GR, 1974, weltlicher Name Alt-Abt Pater Berchtold Andri Tuor, Profess 1999, Theologe, Priester, Aus Zürich, 1940, weltlicher Name Felix Religionslehrer, Schulseelsorger. Hat «sich Müller, Matura 1962 in Engelberg, Profess ins Kloster verliebt», was ihn veranlasste 1963, Theologe, Priester. Ingenieur war nachzuforschen, ob man sich überhaupt in eigentlich die Idee, er hatte damals seine Institutionen verlieben kann. War Projekt- Schulbücher mit Eisenbahnen und Flugzeu- leiter der Neuausrichtung der Stiftsschule, gen vollgezeichnet. Doch im Kloster ver- Interims-Schulleiter, Internatsleiter, suchte bindet Arbeit sich mit Gebet, Alleine-Sein die ersten beiden weltlichen Rektoren. Jetzt mit Gemeinschaft. Dazu die Möglichkeiten an seiner Dissertation: Hat ein Internat einen zur Entfaltung: «Das Kloster bietet ja eine pädagogischen Mehrwert? «Da gibt es fast Lebensform, die sinnvolle Arbeit enthält.» keine Literatur, kaum Studien.» Und er macht So hat Pater Berchtold Religion, Psychologie ein, wie er es nennt, «Noviziat zur Lebens- und Ethik unterrichtet, war in der Verwal- mitte», will den Kern klösterlichen Lebens tung tätig, Novizenmeister und, von 1988 wiederentdecken, «mein Ding ist Mönch- bis 2010, Abt. An seinem Abtstab zeigt sich sein, Benediktinermönch». Das ist Suchen ein ingenieurhaftes Detail: Es ist der erste und Dienen. Und gleichzeitig eine Lebens- Abtstab in Engelberg, der sich auseinander- schule, «in der ich reifen, zum wahren 65
Selbst kommen kann». Dazu gehört die Pater Romuald Gerold wurde 1952 nach Kamerun ge- richtete in Chur, lehrte Philosophie in Rom, Frage: «Wie geht das überhaupt, Mönchsein Aus Beromünster LU, 1938, weltlicher schickt nach Otélé, dann ins Kloster Mont an der Internationalen Benediktiner Uni- in der heutigen Zeit? Wie nah sind wir dran Name Pius Mattmann, Matura in Engelberg, Febe. In seinem Buch berichtet er: «Mitten versität Sant’ Anselmo, lebte dort acht Jahre, an den wesentlichen Fragen?» Profess 1959, Theologe, Priester, an die im Regenwald, 70 Kilometer von Yaoundé seit 2005 ist er wieder in Engelberg. Liest Uni Fribourg geschickt: alte Sprachen, Ge- entfernt, wurde ich in der dortigen Schrei- Lenin, liebt Linux. Und Logik. «Gefühl und Prior Pater Guido schichte, Dissertation. Kümmert sich um nerei Nachfolger von Bruder Franz-Xaver Logik stimmen nicht immer überein.» Ob Aus Neuenkirch LU, 1967, weltlicher Name die Italiener-Mission, «das hat Pater Franz Ruckstuhl.» Bruder Gerold hat die Schreine- ein Schluss richtig ist, «darüber entscheidet Guido Muff, Matura in Engelberg, Profess gemacht, dann ich und so ist es geblieben rei ausgebaut und eine Schreinerschule nicht unsere Einsicht, sondern die Form». 1995, Theologe, Priester, seit 2006 Prior. bis heute». Pater Romuald ist froh, dass es gegründet, «1978 absolvierte mein erster Pater Gregor diskutiert gern, auch mit Logi- «Als Pfarrer würde mir das Gemeinschaft- diese 20-Stunden-Tage nicht mehr gibt, die Schreinerlehrling mit Erfolg die staatliche kern des MIT und von Harvard, zum Beispiel, liche fehlen.» Ins Kloster? «Einfach einmal er als Präfekt des Lyzeums hatte, 34 Jahre Lehrabschlussprüfung», über 700 wurden es. ob das nicht-ausschliessende Oder als v ausprobieren, dann weiss ich es.» Pater lang, dazu der Unterricht: Latein, Griechisch, Ebenfalls betreute er die Gefangenen im oder als aut geschrieben werden soll. Ist Guido führt als Novizenmeister ins spirituelle antike Kulturkunde, Italienisch, Neugrie- Gefängnis von Yaoundé. 1995, bei einem Logik kompliziert? «Etwas Disziplin, Papier Leben des Klosters ein, ist Bibliothekar, chisch. «Nach der Komplet ist jetzt Feier- Überfall auf das Pfarrhaus: «Als Appenzeller» und Kugelschreiber», das reicht, um sie sich Seelsorger an der Stiftsschule, Mitglied der abend.» Der Lieblingssatz, Vergil, Aeneis: habe er den Befehlen der Banditen nicht anzueignen, «im Selbststudium». Lässt sich Schulleitung. «Überhaupt funktionieren «Tantae molis erat Romanam condere gen- gehorchen können, er wurde angeschossen, die Existenz Gottes durch Logik beweisen? unsere Betriebe jetzt sehr gut, da haben wir tem.» Ist mit seinen Griechisch-Klassen nach erholte sich aber sehr gut. Seit 2008 Der «Wahrheitsgehalt eines Satzes kann nicht viel Energie hineingesteckt.» Jetzt geht es Ithaka, Santorini, Athen, während zwanzig lebt er wieder in Engelberg, gegenwärtig im durch die Logik alleine bestimmt werden». darum, die Gemeinschaft zu stärken: «Das, Jahren, da ist er aufs Töffli gestiegen, hier Alters- und Pflegeheim. «Sein Handwerk Pater Gregor ist kurz vor Drucklegung was uns ausmacht, zu pflegen.» Dasein für ins Auto, macht über 1200 Kilometer pro sorgfältig ausüben, immer tüchtig sein wollen, der Jubiläumsbroschüre am 14. September die, die auf der Suche sind. Und beten: «Im Monat: Pater Romuald feiert Gottesdienste, das Wissen weitergeben.» 2019 im Alter von 84 Jahren verstorben. Stundengebet wird unsere Gemeinschaft, so in Brienz, Meiringen, Langenthal. «Das ihre Tiefe, als Einheit spürbar.» Eine seiner Kloster ist mein Daheim.» Bruder Johann Baptist Bruder Domenico Predigten, über die Hochzeit von Kanaa: Aus Appenzell AI, 1934, weltlicher Name Aus Muotathal SZ, 1964, weltlicher Name «Ist es nicht verrückt, dass Jesus denen, die Bruder Gabriel Hermann Rusch, Profess 1959, hatte in einer Paul Suter, Profess 1995, Sakristan der wohl schon gut über den Durst getrunken Aus Wettingen AG, 1948, weltlicher Name Druckerei gearbeitet. «Meine Eltern sagten, Klosterkirche. «Mein Vorgänger war schon haben, noch mehr Wein organisiert?» Markus Egloff, Profess 1971, Gärtner, pen- ich solle mir das Kloster aber genau an- ziemlich alt, ich habe ihm jeweils geholfen, sioniert. Bruder Gabriel hatte damals ein schauen.» Es gehe um mehr als nur einen und dann wurde mir diese Aufgabe über- Subprior Bruder Kuno Inserat des Klosters in der Gärtner-Zeitschrift Tag, «nämlich ums ganze Leben». Genau tragen.» Mit 27 hat Bruder Domenico zum Aus Thal SG, 1948, weltlicher Name Kuno gesehen, kam so nach Engelberg und nach deshalb ist es gut, Benediktiner zu sein. «Da ersten Mal ans Kloster gedacht. «Ich habe Rüst, Profess 1984, Lehrer für Mathematik dem Noviziat wurde ihm tatsächlich die bist du nicht allein.» Zunächst hat er als mich intensiv damit auseinander gesetzt und Wirtschaft, pensioniert, leider: «Man Gärtnerei zugewiesen. «Ich habe mir auch Maler gearbeitet, bis «Abt Leonhard gesagt und mich dann einfach einmal darauf einge- muss ja mit 70 aufhören.» Damals in St. Gallen andere Orden überlegt, aber bei allen dachte hat, es braucht dich in der Küche». Zu besten lassen.» Bruder Domenico war damals Brief- war er IBM-Kundenberater mit klarem ich, das ist zu wenig feierlich, da verhungere Zeiten waren es jeden Morgen drei Kannen träger, wollte nicht nur in die Kirche, son- Lebensplan. Doch geriet er ins Nachdenken, ich, Benediktiner hingegen sind feierlich.» Milch, gross und schwer, je vierzig Liter, dern in den Glauben hinein wachsen. «Die immer tiefer, besuchte häufiger die Messe, Und in Engelberg werden die Brüder nobel die Bruder Johann Baptist langsam und vor- Chorgebete, dieser Tagesablauf, das alles bald täglich. «Irgendwann dachte ich, jetzt behandelt. Jahrzehntelang hat Bruder sichtig umschüttete, zum Erwärmen. Auch gefällt mir, auch dass Arbeit und Gebet musst du es probieren, sonst findest du nie Gabriel die Gärtnerei und den Blumenladen die Schinken brauchten Kraft, hochzutragen zusammengehören, sich nach festen Zeiten heraus, ob es das Richtige ist.» Erfreulich, geführt, «die Hüfte wackelt ein bisschen», waren sie unters Dach, in die Räucherkam- abwechseln. Dieser Rhythmus, der mich dass «Eltern und Geschwister meiner Ent- doch immer noch sorgt er dafür, dass die mer, «die wurden wunderbar». Dann lacht durch den Tag und durchs Leben trägt.» In scheidung gleichsam zustimmten». Was Kirche mit Blumen geschmückt ist. Manch- Bruder Johann Baptist, das tut er sowieso anderen Orden muss man ab und zu das Bruder Kuno hier gefällt: Man ist immer in mal nimmt Bruder Gabriel einen Ferientag. oft, und fragt, mit Schalk: «Was aber ist das Kloster wechseln, hat kein richtiges Daheim. Gemeinschaft, am selben Ort, mit derselben «Da fahre ich mit meiner Schwester Kirchen Schwerste in der Küche?» Niemand weiss Als Benediktiner hat man einen Ort, «ich bin Tageseinteilung, alle haben dasselbe Ziel. anschauen, bis nach Deutschland hoch, es. «Das Schwierigste ist Suppe kochen. eingebunden, da ist eine grosse Stabilität, Sein Büro in der Schule hat er geräumt, er St. Blasien zum Beispiel, aber die schönste Wer das kann, ist wirklich gut.» ich gehöre hierher». probiere nun, «sich nützlich zu machen, Kirche ist die in Rheinau, Kanton Zürich.» ich gebe Führungen, helfe im Refektorium, Pater Gregor (†) also im Speisesaal der Mönche». Und das Bruder Gerold Aus Kerns OW, mit weltlichem Namen Unterrichten ist ja nicht ganz vorbei: Als Sub- Aus Gonten AI, 1927, weltlicher Name Theodor Bucher, geboren 1935, Profess prior gibt Bruder Kuno Noviziatsunterricht. Alois Neff, Profess 1950, Schreiner. Bruder 1968, Theologe, Priester, Philosoph, unter- 66 67
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