HUNGRIG NACH WANDEL! Was die Bundesregierung auf dem UN-Gipfel zu Ernährungssystemen erreichen sollte - Welthungerhilfe
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© Welthungerhilfe HUNGRIG NACH WANDEL! Was die Bundesregierung auf dem UN-Gipfel zu Ernährungssystemen erreichen sollte Europäische Pommes frites werden nach Peru, ins Heimatland der Kartoffel, exportiert, wo es noch fast 4.000 Kartoffelsorten gibt – mit hohen Kosten für die Umwelt. Heimische Kartoffelsorten werden dort wiederum von kleinbäuerlichen Betrieben angebaut. Diese haben kaum Zugang zu profitablen Märkten. Parallel dazu exportie- ren Großbetriebe in Peru Produkte wie Spargel, Weintrauben und Paprika, die zu einem erheblichen Wachstum der peruanischen Landwirtschaft beigetragen haben.1 Doch davon profitieren nur wenige: 50 Prozent der perua- nischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, viele überwiegend indigene Kleinbäuerinnen und -bauern leiden unter chronischer Unterernährung. Ein Beispiel dafür, wie der Anbau und Konsum von Nah- rungsmitteln sich negativ auf einen Großteil der Produzent*innen und unseren Planeten auswirken. Der Begriff Ernährungssystem bezieht sich auf die zeitigen Ernährungssystems schärfen und entsprechende Maßnahmen auf den Weg bringen. Die Bundesregierung Art und Weise, wie Nahrungsmittel produziert, ver- sollte sich im Interesse der Menschen, die am stärksten arbeitet, gehandelt und konsumiert werden – also von Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung betrof- vom Acker bis zum Teller. Bei der ganzheitlichen fen sind, aktiv in diesen Prozess einbringen. Betrachtung werden ebenfalls alle beteiligten Akteure sowie die sozioökonomischen und ökolo- Kleinbauern leiden unter ungleichen Einkommens- gischen Auswirkungen ihres Handelns einbezogen. 2 und Lebensbedingungen Die Existenz von mehr als zwei Milliarden Menschen ist von kleinbäuerlicher Landwirtschaft abhängig. 3 In Weltweit werden mehr Lebensmittel produziert als je vielen Weltregionen produzieren sie den größten Anteil zuvor. Trotzdem gelingt es derzeit nicht, gesunde, der Nahrungsmittel und liefern bis zu 80 Prozent der nachhaltige, kulturell angepasste und erschwingliche elementaren Nährstoffe. 4 Nichtsdestotrotz sind viele Nahrung für alle Menschen bereitzustellen. Das Recht dieser Familien arm und können sich nicht ausrei- auf Nahrung von Millionen Menschen weltweit wird täg- chend ernähren. Frauen und Kinder sind am lich mit Füßen getreten. Dieser Widerspruch hat den schlimmsten betroffen, denn Frauen werden auf viel- UN-Generalsekretär dazu veranlasst, im September fältige Weise diskriminiert mit negativen Folgen für 2021 den UN-Gipfel für Ernährungssysteme einzuberu- ihre Existenzsicherung und Ernährungssicherheit fen. Der Gipfel soll das Bewusstsein für eine dringend (siehe Abbildung 1). notwendige und weltweite Transformation unseres der-
Abbildung 1: Geschlechterungleichheit auf dem Land und ihre Das derzeitige globale Ernährungs- Auswirkungen auf den Hunger system verschärft die Ungleichheiten Intensive Landwirtschaft ist maßgeblich ver- FRAUEN antwortlich für die Degradierung von Acker- LEIDEN UNTER land und Trinkwasser. Die industrielle Vieh- GESCHLECHTS- zucht ist für etwa 20 Prozent der globalen BEDINGTEN Treibhausgasemissionen verantwortlich.6 UNGLEICHHEITEN Größter Treiber für den Verlust der biologi- IN DER LAND- schen Vielfalt wiederum ist die Umwandlung WIRTSCHAFT: Ungesicherte natürlicher Ökosysteme in Acker- und Weide- Landrechte land. Internationale Handels- und Investi- In Entwicklungsländern sind tionspolitiken, beispielsweise zur Förderung 45–60% aller Arbeits- Fehlender des Soja- und Palmölanbaus für globale kräfte in der Landwirtschaft Frauen. Sie haben jedoch Zugang zu Märkte, tragen maßgeblich dazu bei, dass in- weniger Zugang zu Produktions- Produktionsmitteln digene Gruppen sowie Kleinbäuerinnen und mitteln und Chancen als Männer. -bauern von ihrem Land vertrieben werden. Dies geht einher mit fehlender rechtlicher Unterstützung durch die nationalen Regie- 150 Fehlender Zugang zu Bildung rungen. De facto sind sichere Landrechte WENN Mio. existentiell wichtig für die Ernährungs- FRAUEN weniger sicherheit der Landbevölkerung. DEN GLEICHEN Hungernde ZUGANG ZU Die sozialen und ökologischen Kosten unseres PRODUKTIONS- Unbezahlte Konsumverhaltens – insbesondere im Glo- MITTELN HÄTTEN Fürsorgearbeit balen Norden – werden jedoch nicht in die Lebensmittelpreise eingerechnet. Statt- WIE MÄNNER: dessen werden sie hauptsächlich von Steuer- 30% zahler*innen und gesellschaftlich benach- Steigerung der Geringere Ver- teiligten Haushalten übernommen. Darüber- Nahrungsmittelproduktion handlungsmacht hinaus belohnen intensive landwirtschaft- im Haushalt liche Produktionssysteme die billige Pro- Unsichere Ausschluss duktion großer Mengen von energiereichen, Beschäftigungs- von Entscheidungs- verhältnisse aber häufig nährstoffarmen Grundnahrungs- prozessen und politischer mitteln. Gesunde und nährstoffreiche Lebens- Repräsentation mittel wiederum sind für viele Menschen un- erschwinglich: Das betrifft rund drei Milliarden Menschen weltweit.7 Gerade die Länder und gesellschaftlichen Gruppen, die unter den negativen Auswir- kungen dieser Politik am stärksten leiden, haben in der Regel keine Einflussmöglichkei- ten bzw. bei Verhandlungen die schlechteste Position. Machtungleichgewichte werden auf lokaler und nationaler Ebene sichtbar: In der Regel haben Männer und städtische Eliten stärkeren Einfluss auf politische Entschei- dungen als Frauen und die ländliche Bevöl- Quelle: FAO. 2020. Addressing gender inequalities to build resilience; FAO. 2011-2012.The State of Food and Agriculture. kerung. Dadurch werden Bedürfnisse und Rechte von kleinbäuerlichen Betrieben, Landarbeiter*innen, indigenen Völkern und Obwohl bekannt ist, dass Investitionen in Landwirtschaft und die Ent- Frauen vernachlässigt: wie beispielsweise in wicklung ländlicher Räume Armut erfolgreich bekämpfen, wurden sie Sierra Leone, wo hauptsächlich einflussrei- in den letzten Jahrzehnten weitgehend vernachlässigt.5 De facto sind che Personen wie Regierungsvertreter*innen kleinbäuerliche Betriebe oft in einem Teufelskreis aus Subsistenzland- und traditionelle Autoritäten zur Reform der wirtschaft, geringen Erträgen und unzureichendem Einkommen gefan- Landgesetzgebung konsultiert wurden. Die gen und können ihre Familien nicht angemessen versorgen. Darüber Interessen der betroffenen lokalen Gemein- hinaus treffen sie die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels schaften hingegen wurden nicht berücksich- am härtesten. Es fehlt ihnen am Zugang zu Kapital, Informationen, tigt.8 Auf internationaler Ebene sind die Aus- Qualitätssaatgut, aber auch zu Beratungsdiensten und natürlichen wirkungen solcher Missverhältnisse häufig Ressourcen. Häufig leben sie in abgelegenen Regionen mit schlechter noch dramatischer: wenn zum Beispiel arme Infrastruktur und fehlendem Zugang zu Märkten. Selbst wenn diese Länder gezwungen sind, Kreditgebern gegen- bäuerlichen Betriebe Überschüsse produzieren, können sie nicht mit über Zugeständnisse zu machen und so Han- Niedrigpreisen von Importprodukten aus industrieller Produktion kon- delsbedingungen zu akzeptieren, die unmit- kurrieren. Beschäftigte in der Landwirtschaft und Lebensmittelindust- telbare negative Auswirkungen haben auf die rie arbeiten häufig unter prekären Bedingungen: Es fehlt an Arbeitssi- Existenzsicherung und Ernährungssicherheit cherheit, existenzsichernden Löhnen und sozialer Absicherung. gesellschaftlich benachteiligter Gruppen.6
Der Zugang zu gesunder Nahrung ist ein die Widerstandsfähigkeit benachteiligter Menschen. Auf Menschenrecht diese Weise sind arme Haushalte weniger gefährdet, in der Folge externer Schocks in eine Ernährungskrise zu geraten. Heutige und zukünftige Generationen können sich nur dann gesund ernähren, wenn dabei gewährleistet wird, Damit ernährungsunsichere Menschen tatsächlich von Poli- dass natürliche Ressourcen geschützt statt übernutzt wer- tiken und Programmen profitieren können, müssen sie bei den. Regierungen müssen Ernährungssysteme im öffentli- der Entscheidungsfindung auf lokaler, nationaler und chen Interesse so umgestalten, dass sie das Wohl von globaler Ebene ein Mitspracherecht haben. Haben sie Menschen und der Erde gleichermaßen im Blick haben. Zugang zu relevanten Informationen und Rechenschafts- mechanismen, können sie Behörden für deren Handeln bei Dabei muss die Förderung ländlicher Räume in Verbindung der Ausgestaltung der Ernährungspolitik sowie dem Schutz mit der Unterstützung (klein-)bäuerlicher Betriebe in Politik des Rechts auf Nahrung zur Verantwortung ziehen. Sind und Wirtschaft Priorität haben, bilden sie doch das Rück- Verbraucher*innen darüber hinaus ausreichend informiert, grat der Nahrungsmittelproduktion im Globalen Süden. welche Nahrungsmittel gesund sind und wer sie unter Wenn die Arbeits- und Einkommensbedingungen in der welchen Bedingungen produziert, dann greifen sie eher zu Landwirtschaft verbessert und menschenwürdige Arbeits- gesunden Lebensmitteln aus nachhaltiger Produktion, weil plätze in der lokalen und regionalen Ernährungswirtschaft sie sie anders wertschätzen. geschaffen werden, finden Jugendliche im ländlichen Raum wieder eine Existenzgrundlage. Außerdem wird regio- Der folgende Ansatz zeigt beispielhaft, wie viele der nale Wertschöpfung gefördert. Höhere öffentliche Investi- oben genannten Ziele im Rahmen eines systemischen tionen in soziale Sicherheit und Armutsbekämpfung stärken Vorgehens in die Tat umgesetzt werden können: BhoomiKa - Fair und Bio für Land und Stadt zentraler Effekt ist, dass kleinbäuerliche Familien selbst über qualitativ hochwertigere Nahrungsmittel verfügen und sich so Die Vermarktungsplattform „BhoomiKa“ („erdverbunden“) wurde besser ernähren können. von der Welthungerhilfe und Partnern in Indien 2017 gegründet, Für die Vermarktung werden Lebensmittelunternehmer*innen um einer wachsenden städtischen Bevölkerung die Möglichkeit zu ausgebildet und in den Bereichen Nahrungsmittelsicherheit, geben, sich mit Biolebensmitteln von kleinbäuerlichen Betrieben umweltfreundliche Verpackungen und Produktmarketing ge- aus der Region zu versorgen. In Indien ist Lebensmittelsicherheit schult. Sie arbeiten in der Regel als selbständige Start Ups und ein großes Thema, viele Nahrungsmittel sind stark verseucht mit sind mit den Bauern und größeren Netzwerken sowie Verbrau- Pestiziden. Im normalen Lebensmittelhandel verdienen vor allem chermärkten vernetzt. Zwischenhändler*innen, deshalb werden die hier angebauten Auf der Verbraucherebene erhalten städtische Familien Zu- Produkte über Start Ups in Direktvermarktung an Verbraucher- gang zu sicheren biologischen Lebensmitteln. *innen in Großstädten verkauft. Das verhilft den landwirtschaft- lichen Produzent*innen zu einem deutlich höheren Einkommen. Nach einer erfolgreichen Pilotphase arbeitet Bhoomika in- „Green, clean, fair – grün, sauber, fair“ ist deshalb auch das zwischen mit 7000 Landwirt*innen zusammen. Frauen werden Markenzeichen von BhoomiKa. ermutigt, Vorstandsmitglieder von bäuerlichen Erzeugergemein- Um diese neu entstandenen regionalen und lokalen Ernährungs- schaften zu werden. Ein Netzwerk von 50 Unternehmer*innen systeme widerstandsfähig zu machen, werden beteiligte Ak- ist entstanden, die Hälfte davon sind Frauen. Für 15 landwirt- teur*innen durch verschiedene Maßnahmen unterstützt: schaftliche Bio-Produkte wurden neue Wertschöpfungsketten Kleinbäuerinnen und -bauern erhalten Trainings in agraröko- entwickelt. Davon profitieren 800.000 Verbraucher*innen. logischen Anbaumethoden. Außerdem werden sie darin aus- BhoomiKa hat bereits mehrere indische Bundesstaaten dazu gebildet, sich gegenseitig im Rahmen eines „Participatory bewogen, sich um gesündere Angebote bei den Schulmahl- Guarantee Systems (PGS)“ zu zertifizieren. Ein positiver und zeiten zu kümmern. Was die Welthungerhilfe von der deutschen Regierung erwartet Der UN Food Systems Summit im September muss dringend die Weichen für eine Transformation unseres globalen Ernährungssystems stellen: 1. Regierungen sollten Vorreiter mit Blick auf einen grund- 2. Regierungen müssen menschenrechtliche und ökologische legenden Wandel des Ernährungssystems sein, statt Minimal- Sorgfaltspflichten in der landwirtschaftlichen Produktion und in lösungen anzustreben. Lieferketten durchsetzen. Regierungen dürfen sich nicht hinter dem Multi-Akteurs- Soziale und ökologische Kosten unseres Produktions- Format des Gipfels verstecken, sondern müssen sich zu und Konsumverhaltens müssen sich in Lebensmittel- konkreten Maßnahmen verpflichten: Diese müssen auf preisen widerspiegeln. Der UN-Gipfel muss dafür die bestehenden Vereinbarungen wie den UN-Nachhaltigkeits- notwendigen Maßnahmen einleiten. Regierungen im zielen, dem Pariser Klimaabkommen, Menschenrechtsver- Globalen Norden und Süden sollten steuerliche Anreize, trägen und ILO-Konventionen basieren und dürfen nicht wie z.B. Agrarsubventionen so umwidmen, dass sie dahinter zurückfallen. Hierbei geht es weniger um techni- einen Beitrag zu Umwelt- und Klimazielen sowie zur sche Lösungen als um strukturelle Veränderungen des Bereitstellung bezahlbarer und gesunder Lebensmittel Ernährungssystems. Auch die Privatwirtschaft ist verpflich- leisten. Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der tet, aktiv zur Bekämpfung von Armut und Fehlernährung EU ist in diesem Zusammenhang ein entscheidender sowie zum Schutz der Umwelt beizutragen. Hebel für einen Kurswechsel, den die deutsche Regie- rung entschlossen vorantreiben sollte. Darüber hinaus
sollte sich Deutschland für ein ambitioniertes europäi- inklusiver Beteiligung der Schwächsten im Prozess des UN- sches Lieferkettengesetz einsetzen, das das Recht auf Gipfels berücksichtigen und diese auch im politischen Dia- Nahrung adressiert. Hier kann der UN-Gipfel dafür ge- log mit Partnerregierungen betonen. Sie sollte die Mittel für nutzt werden, ein starkes Signal zu senden, dass ein das Empowerment von marginalisierten Gruppen und zivil- rechtlicher Rahmen für die Gewährleistung menschen- gesellschaftlichen Akteuren deutlich erhöhen. Auch sollte rechtlicher Sorgfaltspflichten, Umwelt- und Sozialstan- sie sich dafür einsetzen, dass das UN-Komitee für Welter- dards in globalen Lieferketten unabdingbar ist. In die- nährung (CFS) als multilaterales und menschenrechtlich sem Zusammenhang sollte sich die Bundesregierung verankertes Forum mit etablierten Mitbestimmungsmög- aktiv an der Entwicklung eines verbindlichen UN- lichkeiten eine wichtige Rolle in zukünftigen ernährungspo- Vertrags zu Wirtschaft und Menschenrechten beteiligen litischen Debatten, bei der Entscheidungsfindung und dem sowie weitere UN-Mitgliedsstaaten dafür gewinnen. Monitoring der Ergebnisse des UN-Gipfels zu Ernährungs- 3. Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft müssen systemen erhält. lokale und regionale Ernährungssysteme aufbauen und stärken. 5. Die Gleichstellung der Geschlechter muss eine Priorität bei Der UN-Gipfel sollte die Bedeutung lokal und regional ver- der Transformation sein. ankerter Ernährungssysteme klar hervorheben, um deren Damit Frauen und Mädchen im ländlichen Raum in Zu- Resilienz zu stärken und das Erreichen des Null-Hunger- kunft eine Chance auf Existenzsicherung und gerechtere Ziels voranzutreiben. Hier muss die Bundesregierung si- Vergütung haben, müssen herrschende strukturelle Aus- cherstellen, dass auf dem Gipfel politische Maßnahmen grenzungen bzw. Benachteiligungen in Politikansätzen und und öffentliche Investitionen Priorität haben, die zur Stär- Maßnahmen berücksichtigt werden. Regierungen müssen kung ländlicher Wirtschaftskreisläufe und (klein-) die Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen bäuerlicher Betriebe beitragen: Hierbei sollten technische, garantieren und dafür sorgen, dass deren Landrechte wie soziale und politische Innovationen gemeinsam mit lokalen auch ihr Zugang zu Wissen, Betriebsmitteln, Finanzierung, Gemeinschaften entwickelt werden unter Einbeziehung würdiger Arbeit, natürlichen Ressourcen und Märkten ihres traditionellen Wissens. Regierungen generell müssen gesichert und geschützt werden. Vor allem müssen Re- Ernährungspolitiken künftig sektorübergreifend abstimmen gierungen, Geberorganisationen und Wirtschaft einhei- und sicherstellen, dass Politikentscheidungen wie z.B. in mische zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für Handel, Landwirtschaft oder Energie keine negativen Aus- die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzen, in die wirkungen auf die Ernährungssicherheit von Menschen Planung und Umsetzung von Programmen einbeziehen. haben – indem sie dazu führen, dass Menschen für den Geberländer müssen die Gleichstellung der Geschlechter Anbau von Exportprodukten von ihrem Land vertrieben und die Rechte von Frauen und Mädchen systematisch werden oder dass gesunde Lebensmittel teurer sind als im Dialog mit den Partnerländern thematisieren. ungesunde. 6. Die Ergebnisse des Gipfels müssen regelmäßig und mit 4. Arme und hungernde Menschen müssen im Zentrum er- inklusiver Beteiligung überprüft werden. nährungspolitischer Ansätze stehen. Die Ergebnisse des UN-Gipfels müssen sich daran messen Ernährungsunsichere Menschen und die junge Generation, lassen, ob sie zu einer signifikanten Verbesserung für die die von den Auswirkungen aktueller Politikansätze unmit- Menschen führen, die an Unterernährung leiden und von telbar betroffen sind, müssen ihre Interessen einbringen den ökologischen und sozialen Folgekosten des globalen und über die Umsetzung mitbestimmen können. Dafür Ernährungssystems betroffen sind. Diese Gruppen müssen braucht es politische Freiräume auf lokaler, nationaler und durch legitime Vertreter*innen am Monitoring der Gipfel- internationaler Ebene. Die Bundesregierung muss die Not- Ergebnisse auf nationaler und internationaler Ebene aktiv wendigkeit von Transparenz, Rechenschaftspflicht und beteiligt werden. Weniger als zehn Jahre verbleiben bis zum Jahr 2030. Bis dahin wollte die Weltgemeinschaft auf Basis der Globalen Ziele für Nachhaltige Entwicklung dafür sorgen, dass kein Mensch weltweit mehr hungern muss. Doch im Zuge der Corona-Pandemie, weltweiter Krisen und Konflikte sowie des Klimawandels geht der Trend leider wieder in die andere Richtung. Der UN-Gipfel zu Ernährungssystemen ist eine große Chance, die Weichen zur Erreichung dieser Ziele nochmals neu zu stellen. Wir brauchen nachhaltige, inklusive und widerstandsfähige Ernährungssysteme. Denn alle Men- schen haben das Recht, sich angemessen und gesund zu ernähren. Weltweit und jederzeit! Quellen: Bonn/Berlin, 19. Juli 2021 1 Worldbank 2018. https://blogs.worldbank.org/latinamerica/peru-s- agricultural-production-grows-smallholders-long-better-markets Kontakt: Asja Hanano, Leiterin Politik und 2 HLPE. 2020. Food security and nutrition: building a global narrative towards 2030. Außenbeziehungen 3 Fan, Shenggen, and Christopher Rue. 2020. “The Role of Smallholder Farms in a Changing World.” Email: policy@welthungerhilfe.de 4 Fanzo, Jessica. 2020. “From Big to Small: the Significance of Smallhol- der Farms in the Global Food System.” The Lancet Planetary Health. 5 CAADP. 2019. Second Biennial Review Report of the African Union Commission on the Implementation of the Malabo Declaration on Accele- rated Agricultural Growth and Transformation for Shared Prosperity and Deutsche Welthungerhilfe e. V. Improved Livelihoods. 6 The Lancet. 2019. The Global Syndemic of Obesity, Undernutrition, and Climate Change: The Lancet Commission Report. Friedrich-Ebert-Straße 1, 53173 Bonn 7 FAO, IFAD, UNICEF, WFP and WHO. 2021. The State of Food Security Tel. +49 (0)228 2288-0 and Nutrition in the World 2021. Transforming food systems for food security, improved nutrition and affordable healthy diets for all. Fax +49 (0)228 2288-333 8 Land for Life Consortium, Policy Brief "Better Land Governance Laws”, February 2020; https://land-for-life.org/countries/sierra-leone/ www.welthungerhilfe.de
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