Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung - Testschnitte in einem Diskursfeld 500 Jahre politischer ...
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Herausgeber*innenkollektiv, eds. 2021. Pearls, Politics and Pistachios. Essays in Anthropology and Memories on the Occasion of Susan Pollock’s 65th Birthday: 477–92. DOI: 10.11588/propylaeum.837.c10761. Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung – Testschnitte in einem Diskursfeld 500 Jahre politischer Instrumentalisierung in Deutschland Stefan Burmeister* Die Varusschlacht oder Hermannschlacht oder der erzwungene Rückzug an die Rheinlinie Schlacht im Teutoburger Wald – drei Namen allerdings nicht. Bereits einige Jahre später für ein Ereignis – ist seit 500 Jahren fester versuchte Rom mit großem militärischem Bestandteil der deutschen Historiographie. Aufwand die Reconquista – wenngleich letzt- Kaum ein anderes historisches Ereignis hat lich erfolglos. Der ausbleibende Erfolg und die in vergleichbarer Weise die deutsche Identität hohen Verluste bewogen den Kaiser Tiberius, und den deutschen Nationalismus befeuert wie das Unternehmen Germanien abzubrechen die Varusschlacht. Auf besondere Weise bildete und die offensive römische Germanienpolitik sie den Fluchtpunkt der deutschen Nation; sie für die nächsten Jahrzehnte einzufrieren. Erst war Ideal und Lehrstück in einem. In einigen mit dem Scheitern der römischen Offensive Schlaglichtern soll ihre politische Instrumen- im Jahre 16 u. Z. wurde der vorerst end talisierung bis heute nachgezeichnet werden gültige Rückzug hinter den Rhein vollzogen (siehe auch Kösters 2009; Landesverband und die nachhaltigste Zäsur in der römischen Lippe 2009; Wiegels und Woesler 1995). Germanienpolitik markiert. Erst jetzt wurde das Ziel einer direkten Herrschaft über die Die Ausgangslage: germanischen Völker zwischen Rhein und Der antike Ereignishorizont Elbe aufgegeben. So maß auch der für unsere Kenntnis der historischen Vorgänge entschei- Es begann mit dem historischen Ereignis; dende römische Autor Tacitus dem Abbruch einem Ereignis, dem wir auch heute noch der Germanicus-Feldzüge eine größere Bedeu- verwundert und rätselnd gegenüberstehen. tung bei als vergleichsweise der Varusschlacht Im Jahre 9 u. Z. erlitt Rom, die Supermacht (Tac. ann. 2, 41). der Antike, eine der in ihrer Geschichte schwersten militärischen Niederlagen. Tief in Über die eigentlichen historischen Ereignisse Germanien wurden drei römische Legionen sowie die Motive der Akteure sind wir nur komplett vernichtet. Seit rund 20 Jahren ver- lückenhaft informiert. Wenige römische suchten die Römer die germanischen Gebiete Schriftsteller berichten über die Ereignisse rechts des Rheins zu kontrollieren. Sie waren und ihre Nachwirkungen. Die Berichte sind auf dem besten Wege, die Gebiete zwischen widersprüchlich, lückenhaft und die ursprüng- den Flüssen Rhein und Elbe als römische lichen Quellen der Berichte sind unbekannt. Provinz zu unterwerfen und ihrem Reich Eine der wirkungsvollsten Schilderungen einzuverleiben. Mit dem Sieg der Germanen liefert der römische Schriftsteller Tacitus rund unter Führung des Cheruskers Arminius wur- 100 Jahre nach der Schlacht. Für die spätere den diese Bemühungen zurückgeworfen. Eine Rezeption der Ereignisse kommt ihm geradezu Aufgabe der römischen Ansprüche auf die eine Schlüsselrolle zu, da es insbesondere Gebiete zwischen Rhein und Elbe impliziert seine Werke waren, die die Germanophilie * Museum und Park Kalkriese, Kalkriese (Deutschland)
Stefan Burmeister der letzten Jahrhunderte in Deutschland be- übersehen. Die realpolitische Wirkung des feuerten. Tacitus schuf – wahrscheinlich im Arminius war letztlich wenig erfolgreich, die Jahr 98 u. Z. – mit seinem monographischen Germanienpolitik des Tiberius hingegen sehr Sittengemälde der Germania eine antike Ver- (siehe Timpe 1971). sion des „edlen Wilden“; einige Jahre später verfasste er die Annalen, in denen er die Ereig- Tacitus gab mit seiner Inszenierung des nisse der Jahre 14–68 u. Z. in Jahresberichten Arminius der späteren Rezeption die Richtung zusammentrug. Kaum eine Quelle gibt – vor. Das von ihm gezeichnete positive Bild trotz aller Lücken und Oberflächlichkeit der der Germanen, insbesondere des Arminius Schilderungen – derart umfassend Auskunft wurde historisch für bare Münze genom- über die Bestrebungen der Römer, nach der men und diente als Vorlage für einen bunten Varusschlacht wieder die Kontrolle über den Strauß vielfältigster Geschichtsprojektionen. germanischen Raum zu gewinnen. Über Jahrhunderte wurde die Varusschlacht politisch instrumentalisiert und populär im Die Arbeitsweise des Tacitus hält einer kri- deutschen Bildungsgut verankert; nicht ohne tischen Analyse kaum stand (Kehne 2018) Grund ist das historische Ereignis in den und es ist evident, dass er neben dem rein Kanon der deutschen „Erinnerungsorte“ auf- annalistischen Anliegen auch eine politische genommen worden (Doyé 2001). Das daraus Agenda verfolgte. Tacitus kritisierte u. a. das resultierende Geschichtsbild wird nicht ohne Principat und die Machtkonzentration in der weiteres durch einen kritischen Schwenk in Hand des Kaisers (Shotter 1991) sowie die der Fachdiskussion abgelegt werden können. römische Germanienpolitik unter Tiberius Historische Narrative bestechen weniger durch und die damit verbundene Preisgabe der ger- Faktentreue und Authentizität als durch ihre manischen Gebiete. Vor diesem Hintergrund Eignung für etwaige politische Interessen. ist die weitgehend negative Darstellung des Nicht der Wahrheitsgehalt einer Quelle ist Kaiser Tiberius und die im Gegenzuge posi- entscheidend, sondern ihre Wirkmächtigkeit. tive Darstellung des römischen Feldherrn und Protagonisten der Reconquista Germanicus Rezeptionsgeschichte 1: zu verstehen. In diesem Kontext ist auch Ein deutscher Held im Geburtskanal die literarische Inszenierung des Germa- nen und Widersachers Roms Arminius zu Tacitus bemerkte in seinen Annalen, dass werten. T acitus widmete in seinen Annalen die Taten des Arminius auch hundert Jahre Arminius einen Nachruf, in dem er dessen später bei den Germanen besungen wür- Leistungen würdigte und ihn zum großen den (Tac. ann. 2, 88). Doch irgendwann Gegenspieler Roms aufbaute. Und Tacitus verklangen auch diese Lieder. Die wenigen im lieferte hier das zentrale Zitat der späteren Mittelalter rezipierten antiken Texte legten Arminius- Rezeption. Er schrieb: „ Unstreitig nur eine schwache Spur zu dem historischen war er [Arminius] der Befreier Germaniens […].“ Ereignis selbst; man wusste um die Varus- Tacitus fuhr fort: „[…] der das römische Volk schlacht als eine der Schlachten, in denen es nicht am Anfang seiner Geschichte, wie andere Germanen gelungen war, dem römischen Heer Könige und Heerführer, sondern das in h öchster eine empfindliche Niederlage zuzufügen. Doch Blüte stehende Reich herausgefordert hat, in den Arminius kannte man nicht, weder wurde er einzelnen Schlachten nicht immer erfolgreich, erwähnt noch gar gefeiert (Graus 1975, 248). im Kriege unbesiegt“ (Tac. ann. 2, 88). Dieser Satz entfaltete ab dem 16. Jahrhundert in Das änderte sich schlagartig als 1507 die Deutschland eine nachhaltige Wirkung. Annalen des Tacitus wiederentdeckt wurden. Dass Arminius auch eine rhetorische Figur In jener Zeit befanden sich päpstliche Kurie im Werk des Tacitus ist, wurde weitgehend und deutsche Fürsten in einem andauernden 478
Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung Konflikt über kulturelle Hoheit, Abgaben und fühlen sollten. Und er führte einen weiteren politische Macht. Seit einigen Jahrzehnten Aspekt in die Diskussion ein, der im Folgen- schwelte ein Kulturkampf, in dem man sich den eine große Wirkung entfalten sollte: die der neu rezipierten antiken Texte als argu- ursprüngliche, natürliche und unvermischte mentative Waffe bediente. Die Entdeckung Einheit der Deutschen (Mertens 2004, 73–77). der Annalen fiel auf einen vorbereiteten Boden, was die schnelle Rezeption (Mertens 2004, War die Rezeption von Piccolominis Text mit 96) der sechs noch erhaltenen Bücher dieses ihrer selektiven und rein propagandistisch mo- Sammelwerkes erklären mag. tivierten Auswahl behandelter Textpassagen noch bemüht, ein negatives Germanenbild zu Den Auftakt, sich mit der germanischen Ver- zeichnen, so lieferte C ampano Anknüpfungs gangenheit auseinanderzusetzen, gab der punkte für eine positive Rezeption. Da dieser italienische Humanist Enea Silvio Piccolomini, jedoch in gemeinsam mit der R egensburger der spätere Papst Pius II. 1455 wurde die letzte Rede veröffentlichten Briefen die Deutschen erhaltene Abschrift der Germania des Tacitus als schlimmste Barbaren verunglimpfte nach Italien gebracht, wo sie nur wenige Jahre (Mertens 2004, 75), rief er, ebenso wie später bereits von Piccolomini in einem politi- Piccolomini, empörte Reaktionen bei den schen Traktat verarbeitet wurde. Er wies die deutschen Humanisten hervor. Ihre Abwehr- aus den deutschen Ländern kommenden Vor- reaktion bildete letztlich den Ausgangspunkt würfe zurück, die Kurie würde über zu hohe der deutschen Germania-Rezeption. Abgabeforderungen die Länder im Norden ausbluten und so ihren eigenen Luxus finan- Drei zentrale Argumentationsmuster fin- zieren. Er drehte den Spieß um, indem er mit den sich bereits in den frühen Schriften der der G ermania auf die barbarische und unzivi- deutschen Humanisten (siehe Kloft 1995, 206): lisierte Kultur der Germanen, den Vorfahren der gegenwärtigen Deutschen, verwies. Dage- – Germanien bestand aus einer Vielzahl von gen hielt er die Kultur, den Wohlstand und die Stämmen und Landschaften, die nicht zen- Macht des zeitgenössischen Deutschlands, das tralistisch regiert wurden. Damit spiegelte diese Entwicklung der Christianisierung und es die Situation der deutschen Territorial somit letztlich der römischen Kurie zu verdan- herrschaften im 15. und 16. Jahrhundert ken habe (Mertens 2004, 68–72; Münkler und wider. Grünberger 1994, 222–25). – Von den Germanen ausgehend bestand eine Ähnlich plakativ argumentierte Giovanni historische Kontinuität bis zu den gegen Antonio Campano. Sein Anliegen war es, wärtigen Deutschen. die ständischen Vertreter des Regensburger Reichstages für den Abwehrkampf gegen die – Die Germanen wie auch die Deutschen Türken zu mobilisieren. Auch er berief sich verband ein gemeinsames Kultursubstrat auf die Germania. Diente Piccolomini die mit einem ausgeprägten Tugendsystem, Germania noch als Negativfolie, so bezog sich das sich deutlich von anderen Völkern Campano durchaus positiv auf sie. Mit Ver- unterscheiden ließ: Einfachheit und An- weis auf die antike Schrift betonte er in einer ständigkeit statt Luxus und Laster, Treue – ungehaltenen, später aber in Schriftform statt Verlogenheit, Tapferkeit und Freiheit vorgelegten – Rede die Ruhmbegier und krie- statt Kriecherei und Unterwürfigkeit. gerische Tüchtigkeit als naturgegebene und bewahrte Eigenschaften der Deutschen. Damit Man las aus den römischen Beschreibungen knüpfte er an eine vermeintliche Tradition an, einen ehrenhaften Volkscharakter heraus. der sich die deutschen Herrscher verpflichtet Die Behauptung eines unvermischten und 479
Stefan Burmeister bodenständigen Volkes erlaubt letztlich die In diesem Prozess der nationalen Selbst- Gleichung „germanisch = deutsch“. Über die findung kamen die Annalen des Tacitus wie konstruierte historische Kontinuität ließ sich gerufen. Der Kampf der „Deutschen“ für ebenso eine ethnische Kontinuität wie auch ihre Selbstbehauptung und Identität erhielt die Geschichte der Germanen selbst zu Eigen mit d ieser Schrift eine Identifikationsfigur. machen. Hier liegt der Keim jener Germanen- Arminius war nicht nur ein Name, sondern Ideologie, die als völkische P ropaganda die Personifikation der eigenen Ziele und ihr Gewaltpotenzial Jahrhunderte später Ideale. Der Germane wurde zum Fluchtpunkt entfalten sollte. Arnaldo Momigliano (1966, nationaler Ideologie. 113) zählte die Germania, die die finstersten Leidenschaften des menschlichen Geistes Den Anfang machte der Humanist und Papst- wecken könne („the most unholy passions in kritiker Ulrich von Hutten mit seinem 1519 the human mind“), d eshalb zu den hundert verfassten und 1529 posthum veröffentlichten gefährlichsten B üchern der Weltgeschichte. Arminius-Dialog (abgedruckt in Roloff 1995, Dass diese Ideologie mit den behaupteten 222–38). Er stiftete mit seinem Text im Stil urdeutschen Tugenden und Wesensmerkmalen der Totengespräche des griechischen Dichters letztlich auf den rhetorischen Stilmitteln eines Lukian von Samosata einen nationalen Mythos antiken römischen Literaten beruht, bezeugt und begründete den deutschen Arminius- die Ironief ähigkeit von Geschichte. Kult. Sein Arminius war ein deutscher Held, ein tugendhafter Freiheitskämpfer, ein R etter Mit Eric Hobsbawm (1983) handelt es sich des deutschen Vaterlandes. Auch wenn hier um eine erfundene Tradition,1 die den Arminius sich seiner Taten vor einem fiktiven Deutschen nicht nur einen gemeinsamen antiken Publikum rühmen konnte, war für Ursprungsmythos, eine origo gentis, lieferte, zeitgenössische LeserInnen im 16. Jahrhun- sondern zu einer Neukonzeption der deutschen dert die Botschaft unmissverständlich. Die Geschichte führte – letztlich zur Erfindung Parallelen zwischen dem, was Arminius in der deutschen Geschichte. Die deutschen dem inszenierten Dialog anprangerte, und der Humanisten fanden hierin das argumenta- Kritik der deutschen Reformatoren am päpst- tive Rüstzeug, eine Zusammengehörigkeit zu lichen Rom sind nur allzu deutlich. Dass von postulieren und eine positive Identität aus- Huttens Arminius nicht nur eine historische zuformulieren. Hier hat die deutsche Nation Person ist, mit der man sich aus nostalgischen ihren Ursprung, die sich in diesem Prozess Gründen befasste, sondern als Weckruf für den als vorgestellte Gemeinschaft formierte und Kampf um die deutsche Sache zu verstehen ist, die Definitionsmacht über ihre Zuordnungs- wird aus einem anderen Text des H umanisten attribute übernahm (siehe Münkler und deutlich. In seiner Klagschrift an Friedrich den Grünberger 1994). Die Nation war nicht bereits Weisen, mit der er den Kurfürsten zum Kampf da als man sich ihrer bewusst wurde; erst der gegen Rom bewegen wollte, beruft er sich auf Bewusstwerdungsprozess führte zu ihrer Ent- Arminius, der sich – so von Huttens Polemik stehung – oder wie Münkler und Grünberger – seiner Nachfahren schämen würde, die sich treffend formulieren: „Im Falle Deutschlands von „weichen, zarten Pfaffen und w eibischen zumindest sind Nation und nationale Identität Bischöfen“ beherrschen ließen (zitiert nach von den Intellektuellen nicht ‚nach‘-gedacht, Roloff 1995, 214). Arminius ist Vorbild und sondern ‚vor‘-gedacht worden“ (1994, 248). Mahnung. 1 Als Semi-Fiktion bezeichnet Hobsbawm (1983, 7) die Konstruktion einer Vergangenheit, die jenseits historischer Kontinuitäten liegt, aber wie im Fall von Boudica, Vercingetorix und eben auch Arminius – so seine Beispiele – auf realen historischen Personen beruht. 480
Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung Mit seinem Arminius setzte von Hutten den allem von dem sich emanzipierenden Bürger- Grundstein für die weitere Instrumentalisie- tum getragen, das seit dem Siebenjährigen rung des germanischen Freiheitshelden. Er Krieg (1756–1763) den Wunsch nach einem formulierte dessen Vorbildcharakter und legte einheitlichen Staat deutscher Nation hegte. damit die Gebrauchsweise des antirömischen Unzufrieden mit der politischen Unfreiheit im Germanen fest. Der propagandis tische traditionellen Ständesystem strebte es nach Charakter des Arminius bildes wird auch politischer Mitbestimmung in einem einheit- daran messbar, dass es nicht um eine lichen Staat. Die vernehmlichen patriotischen realistische Annäherung an eine historische Töne des bürgerlichen Nationalismus s tanden Person ging: Aspekte, die das ideologisch zu der Zeit noch nicht im Widerspruch zu motiviert gezeichnete Bild stören, wurden einer progressiven und erklärt aufkläreri- unterschlagen. Tacitus’ Erwähnung, dass schen Haltung, die der Idealvorstellung eines Arminius die Königswürde anstrebte und des- im ewigen Frieden lebenden Weltbürger- halb von Verwandten umgebracht wurde (Tac. tums nachhing. Vor allem die bürgerliche ann. 2, 88), ist schwerlich mit einer idealisier- Intelligenz sympathisierte zunächst mit der ten Darstellung der Germanen, insbesondere Französischen Revolution und wand sich erst des Arminius’ vereinbar und wurde schlicht- von ihr ab, als das Terrorregime der Jakobiner weg ignoriert. und die Gräuel der französischen Besatzung in Deutschland offenkundig wurden (Horstmann Von Huttens Arminius-Dialog entfaltete erst 2011, 15–18). in späteren Jahrhunderten seine ganze Wir- kung. In seiner eigenen Zeit wurde er nur In diesem politischen Milieu verfasste von einem kleineren Kreis der Humanisten Heinrich von Kleist 1808 seine Herrmanns rezipiert, doch über diese fand die Arminius- schlacht. Sein Hermann fällt aus dem bis dahin verehrung eine schnelle und weite Verbreitung. – und auch später – üblichen Rahmen der Im Zuge der Reformation nahm der „Kampf deutschen Heldenliteratur, ist er doch nicht gegen Rom“ eine deutliche Zuspitzung an, und als Sympathieträger und Identifikations Arminius war in dieser Sache ein dienlicher figur angelegt. Kleist zeigte einen ganz Kampfgefährte. Im Umkreis der frühen Refor anderen Arminius: Bei ihm ist Arminius matoren entstand auch die Eindeutschung des ein kalt rechnender, skrupelloser und intri Arminius in „Hermann“ (siehe Kösters 2009, ganter Stratege, der jegliche Moral und 64). persönliche Angelegenheit dem Ziel der Befrei- ung Germaniens unterordnet. Sein Arminius Rezeptionsgeschichte 2: propagiert die vollständige Entgrenzung der Kleists Herrmannsschlacht, ein deutsches Gewalt (siehe z. B. Reemtsma 1999; 2003). Heldenepos Scheinbar deutsche Tugenden wie Ehrlich- keit und Treue, die Tacitus in seiner Germania Im 18. und 19. Jahrhundert erreichte die bereits vor formuliert hatte, finden sich bei Hermania ihren Höhepunkt: Zwischen 1750 Kleists Hermann nicht. und 1850 wurden über 200 literarische Werke über den Arminius-Hermann verfasst (von Bereits zwei Jahre vor Fertigstellung dieses Essen 1998, 8), rund 30 Opern komponiert Werkes vermerkte Kleist in einem Brief, dass (Forchert 1975; Barbon und Plachta 1995). die Deutschen die „unterjochten Völker der Hermann, der Cherusker war ein deutscher Römer“ seien. Er wollte, wie persönliche Briefe Held, der mit seinem Kampf gegen Rom und Schriften belegen, mit seiner Dichtung zum festen Bestandteil des deutschen Bil- in das Zeitgeschehen eingreifen; so schrieb dungsguts und der Populärkultur geworden er an einen Bekannten, die Herrmannsschlacht war. Diese kulturelle Bewegung wurde vor sei „für den Augenblick berechnet“ (zitiert 481
Stefan Burmeister nach Görner 2011, 144–45). Doch in welches Schmitt (1963, 15) ist die Herrmannsschlacht Zeitgeschehen galt es einzugreifen, wel- Kleists „die größte Partisanendichtung aller chen Augenblick zu berechnen? Große Teile Zeiten“; sie ist das poetische Manifest dieser Europas erlebten die Okkupation unter Napo- Militärdoktrin. leon I. 1806 erlitt die preußische Armee zwei verheerende Niederlagen gegen die französi- Die Herrmannsschlacht wurde immer auch als sche Volksarmee; es wurde allzu deutlich, dass Propagandastück gelesen; doch bereits Ruth sie in ihrer veralteten Struktur der französi- Klüger (1994, 150) vermerkte, dass es weniger schen Armee nichts entgegenzusetzen hatte. ein solches, denn ein Stück über Propaganda Neben der Erkenntnis einer notwendigen Um- sei. Eine Propaganda, die als solche enttarnt strukturierung des Heeres machte ein weiteres ist, ist keine mehr. Ereignis Eindruck auf die preußischen Mi- litärs: 1808 erwies sich der äußerst grausam Jüngst haben andere Autorinnen wieder geführte Partisanenkrieg gegen die französi- auf die Unstimmigkeiten des Werkes hin- sche Besatzung in Spanien als scharfe Waffe gewiesen (Horstmann 2011; Vinken 2011). gegen den scheinbar übermächtigen Gegner. Das Drama funktioniere nicht in der ihm Kleist selbst bewegte sich in einem einfluss unterstellten Weise; nicht zuletzt deswegen reichen Kreis hochrangiger preußischer musste die Bühnenfassung Jahrzehnte später Militärs, die eine neue Militärdoktrin gegen überarbeitet werden. Die Grenzen zwischen die napoleonische Besatzung entwickelten. den Gegnern verschwimmen, die moralische Sie verfolgten Pläne eines gesamtdeutschen Scheidemarke zwischen „gut“ und „böse“ antifranzösischen Widerstands, der in einem ist aufgelöst. Während Hermann durch umfassenden und entfesselten Volkskrieg den Zynismus und Menschenverachtung geprägt militärischen Erfolg bringen sollte, der auf ist, zeichnen sich die römischen Protagonisten herkömmlichem Wege anscheinend nicht zu durch ihre Menschenwürde und Moral aus. erzielen sei. Die Tyrannei ist weniger bei den Besatzern als ihren Gegnern. Zahlreiche Aktionen des 1808 und 1811 verfasste der preußische Offizier Hermann sind auch unter dem Primat des Neidhardt von Gneisenau zwei Denkschriften, Totalen Krieges kaum vermittelt; Absichten die als Grundlage eines Volksaufstandes und und Methoden sind kaum vereinbar. Sigrid Guerilla-Krieges gegen die französische Be- Horstmann und Barbara Vinken kommen satzung gedacht waren (von Gneisenau 1936).2 beide zu dem Schluss, dass das Drama weni- Die beschriebenen Maßnahmen können als ger ein Aufruf zum Totalen Krieg und eine Vorwegnahme des Goebbel’schen Totalen Anweisung für den Partisanenkrieg sei, son- Krieges gelesen werden; alles schien erlaubt, dern eine Analyse der historischen Situation niemand konnte für seine Taten vor Gericht und eine Studie des Totalen Krieges. Es gibt belangt werden; der Vorwurf konnte nicht nicht mehr gut oder böse; die Befreiungs- sein, eine Gewalttat begangen, sondern nur sie kriege sind unausweichlich eine translatio unterlassen zu haben (von Gneisenau 1936, 18). tyrannis, Deutsche und Franzosen brüderlich In diesem Geist scheint die Herrmannsschlacht in Gewalt entzweit (Vinken 2011, 93). Die Kleists g eschrieben zu sein, auf dieser mora- Herrmannsschlacht stellt sowohl die National lischen Grundlage scheint Hermann seinen begeisterung als auch den Freiheitskrieg Widerstand gegen Rom zu führen. Nach Carl dar, verstörend ist jedoch, dass dies nicht in 2 Von Gneisenau verwies auf eine Reihe historischer Vorbilder, u. a. auf Arminius, für den Kampf gegen die napoleonische Besatzung: „Wieviel der feste Wille, unabhängig zu sein, vermag, bewies […] Hermann in Deutschland gegen das übermächtige Römerreich; […] und wahrlich wir haben ganz andere Kräfte zu Gebot“ (1936, 16). 482
Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung einer versöhnenden Synthese, sondern in der eymann das Drama als Kommentar zu den P unüberwindbaren Unversöhnlichkeit von Auf- moralischen Verwerfungen auch zweifellos klärung und Kriegsbegeisterung geschieht. gerechtfertigter Befreiungskriege gegen einen Krieg, Ideologie und Heldentum werden nicht übermächtigen Gegner. Er thematisierte mit abgelehnt, aber bloßgestellt (Horstmann 2011, seiner modernen Adaption des historischen 56–57). Stoffes die destruktiven Seiten des moder- nen anti-imperialistischen Befreiungskampfes Aufruf zum totalen Befreiungskrieg oder – ein Anfang der 1980er Jahre hoch Studie und konsequentes Weiterdenken aktuelles Thema. Bereits zuvor hatte Klüger eines solchen Krieges: Es lässt sich darüber (1994) einen inhaltlichen Bogen von Kleists streiten, welche Intentionen Kleist mit seinem Herrmannsschlacht zu Frantz Fanons Manifest Stück verfolgte, wenig streiten hingegen des anti-imperialistischen Befreiungskampfes lässt sich über die Rezeption dieses Stückes. Die Verdammten dieser Erde geschlagen und Mag es anfangs die Zeitgenossen Kleists resümiert, dass Kleist das Problem des Anti- noch befremdet und seinen Weg kaum in Imperialismus besser verstanden habe als die Lesestuben deutscher Bürger und auf die jeder Dramatiker oder Erzähler nach ihm. deutschen Theater bühnen geschafft haben, Die Bochumer Inszenierung zeigt die mora- mit der Deutschen Reichsgründung 1871 lische Niederlage des Befreiungskriegers im erlebte es jedenfalls einen großen Durchbruch. Augenblick seines Triumphes. Für Peymann Leicht modifiziert gehörte es zum festen (1984, 2) ist seine Darstellung eine Hermanns- Repertoire deutscher Bühnen (Fraude 1919) schlacht für den Frieden.4 und Schullektüre ( Riemenschneider 2008). In Nazideutschland avancierte es zum meist So vielseitig verwendbar ist die histori- gespielten Stück Kleists; Kleist selbst galt als sche Vorlage, so flexibel deren literarische „Klassiker des Nationalsozialismus“ (Busch Adaption. 1974, 241 mit Anm. 57). Das Bühnenstück wurde nicht als kritischer Kommentar zum Rezeptionsgeschichte 3: napoleonischen Befreiungskrieg gesehen, son- Geschichte in Stein gemeißelt, in Bronze dern als Agitationsstück3 und letztlich auch gegossen als ideologische Rechtfertigung des Holocaust (Seeba 2005, 50–55). Deutschland bestand zu Beginn des 19. Jahr- hunderts nach wie vor aus einer Vielzahl Einen Versuch der ideologischen Läuterung konkurrierender politischer Einheiten; die machte Claus Peymann 1982 mit seiner – Zerrissenheit Deutschlands war ein Stachel im äußerst erfolgreichen – Inszenierung des Fleisch der nationalen Selbstbewusstwerdung. Stückes am Bochumer Schau spiel haus. Wie Die Nation wurde mit einem Kampfbegriff der die späteren literarischen Neu deutungen Französischen Revolution belegt: die eine und etwa durch Horstmann und Vinken sah unteilbare Nation (Gall 1993, 41). Ihr S innbild 3 Der Reichsdramaturg Rainer Schlösser schrieb in der Leipziger Tageszeitung vom 10.01.1934: „Schwingt mit – und ihr werdet wissen, was die ‚Hermannsschlacht‘ ist: summa historiae, Inbegriff aller deutschen Geschichte seit zweitausend Jahren, das deutsche Schicksal. Das heißt: Von Feinden umstellt, von Verrätern umgarnt sein. … Das heißt: heute im tiefsten Schacht der Schmach schmachten, um vielleicht morgen schon auf den Trümmern der Tyrannei die Fahnen wiedergewonnener Freiheit aufzupflanzen, …“ (Zitat nach Busch 1974, Anhang S. 122-123). – So wurden Aufführungen der Herrmannsschlacht häufig auch von Partei-Aufmärschen und anderen propagandistischen Veranstaltungen begleitet (Busch 1974, 249). 4 Warum die Erkenntnis des Scheiterns im Moment des Sieges ein Appell zum Frieden sein soll, bleibt offen. Welche Schlussfolgerung lässt sich aus den Pervertierungen des Krieges ziehen: den Befreiungskrieg nicht zu führen? Bei aller Analyse und Kommentierung geben weder Kleist noch Peymann hierauf eine Antwort. 483
Stefan Burmeister war die Neuschöpfung der „Germania“. Als der gerade gekrönte deutsche Kaiser setzte Allegorie wurde Germania zur Personifikation sich persönlich für das Denkmal ein. In seiner einer neuen nationalen Staatsidee, die Idee Anwesenheit wurde es feierlich ein geweiht: des „ewigen Deutschlands“, dass sich nicht 76 Tonnen schwer, 25 Meter hoch reckt durch äußere Faktoren definiere, sondern Arminius seitdem sein Schwert gen Westen. von innen, von der Einheit der einen und Die politische Bedeutung des Denkmals wird unteilbaren Nation (Gall 1993, 46). Sie hebt inschriftlich auf dem 6 m langen Schwert sich damit entscheidend von dem früheren bekundet: „Deutsche Einheit, meine Stärke – literarischen Germania-Begriff ab, der eher Meine Stärke, Deutschlands Macht“. Und eine locker als Synonym für Deutschland benutzt Inschrift zu Ehren des Kaisers verlautet: wurde (siehe Hoffmann 1989; Gall 1993). „Der lang getrennte Stamm vereint mit starker „Die V orstellung einer mit sich selbst identischen, Hand, die welsche Macht und Tücke siegreich der ‚einen und unteilbaren‘ Nation war nun end- überwand, der längst verlorene Söhne heimführt gültig mit dieser Figur verbunden und auch zum Deutschen Reich, Armin, dem Retter ist er der Anspruch, daß die Nation die letzte und gleich.“ Arminius hatte zum ersten Mal den höchste Instanz im Leben der Gemeinschaft lange g eforderten Nachahmer gefunden. sei“ (Gall 1993, 51). Die Nation als höchste Instanz sollte die p olitische Rhetorik in den Dem Hermannsdenkmal ist ein zweites an die kommenden Kriegen noch verheerend prägen. Seite zu stellen: das Niederwalddenkmal bei Die neue Germania war Vision, Fluchtpunkt, Rüdesheim am Rhein. Dieses Denkmal sollte Programm aller n ationalen Ziele; Arminius der Einigung Deutschlands gedenken und das Mittel, diese zu erreichen. wurde nach zwölfjähriger Bauzeit 1883 einge- weiht. In seiner Monumentalität übertrifft es 1871 schien Deutschland am Ziel den Detmolder Hermann knapp. Oben thront seiner Träume. Mit dem Sieg Preußens Germania mit Schwert und den antiken und über Frankreich erfolgte die Reichs- zeitgenössischen Insignien der kaiserlichen gründung. Deutschland entstand als Macht; unter ihr das Hauptrelief mit der Dar- einheitlicher Nationalstaat. Der König von stellung der politischen und militärischen Preußen, Wilhelm I., ließ sich zum Deutschen Klasse (das heißt des Adels). Die Nation steht Kaiser krönen. Die feierliche Proklamation über allem! Damit traf das Denkmal den fand im Spiegelsaal des V ersailler Schlosses Zeitgeist. statt. Man wählte für diesen Staatsakt den 18. Januar – jenen Tag, an dem 170 Jahre zuvor In den Jahren nach der Reichseinigung bekam der erste preußische König gekrönt wurde der Nationengedanke zunehmend Risse. Die und das preußische Königreich entstand. Und eine und ungeteilte Nation gab es nicht. Die auch der Versailler Spiegelsaal, dem Festsaal Gesellschaft im Kaiserreich war gespalten; des Sonnenkönigs Ludwig XIV., war mit Ge- anfangs Katholiken, dann vor allem Sozialisten spür für historische Bezüge bewusst gewählt und Juden galten zunehmend als volksfeindli- worden. che Kräfte (siehe Gall 1993, 54; Mellies 2009, 225–27). Nach der Bezwingung des äußeren Zwei Denkmäler versinnbildlichen die deut- Feindes entdeckte die Nation den inneren sche Ideologie jener Jahre. Vier Jahre nach der Feind. Und auch hier gab Arminius das Heils- Reichsgründung wurde 1875 das Hermanns versprechen. Ist es der Einheitsgedanke, dem denkmal bei Detmold eingeweiht. Fast 40 alle anderen politischen Ideale nachgeordnet Jahre dauerte die Fertigstellung. Die bürgerli- werden, lässt sich Hermann noch vor jeden che Revolution von 1848/49 brachten den Bau ideologischen Karren spannen und propa- für längere Zeit zum Erliegen. Die Reichs- gandistisch instrumentalisieren. Nach der gründung forcierte jedoch die Fertigstellung; politischen Einigung war nun die völkische 484
Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung Einigung das Ziel, das fortan über die innere Und nach dem Zweiten Weltkrieg? Hermann Homogenisierung durch Ausschluss zu errei- wurde ins Bestiarium der deutschen Ge- chen gesucht wurde (Dörner 1996, 189). schichte verbannt. Arminius entzog sich in den Nachkriegs jahren der politischen Um- Das Detmolder Hermannsdenkmal war erziehung indem er abtauchte. Nach den politische Bühne zahlreicher rechts Erfahrungen der Naziherrschaft und des konservativer Gruppierungen, die gegen Krieges wollte man keinen Kriegshelden und die diversen ausgemachten Reichsfeinde keine nationale Rhetorik. Deutschland musste agitierten. Der aggressive Charakter war seinen Platz in Europa neu finden. Ein zwei- der des Kleist’schen Hermanns ebenbürtig, faches Comeback feierte Arminius durch die der auf deutschen Bühnen in diesen Jahren deutsche Teilung und den Ausbruch des K alten große Erfolge feierte. Der rechtskonser Krieges: Im Osten als Freiheitskämpfer gegen vative Symbolgehalt des Hermanns war mit den westlichen Imperialismus, im Westen der Zeit derart etabliert, dass Versuche, das gegen den Kommunismus. Beide Seiten strebten Denkmal inhaltlich den Rechten streitig zu mit Arminius nach Wiedererlangung der machen und von links zu instrumentalisieren, deutschen Einheit unter den jeweils eigenen letztlich scheiterten (siehe Mellies 2007, politischen Vorzeichen. Die FDP v eranstaltete 356–57). Hermann symbolisierte den Kampf am Jahres tag des Ostberliner Aufstandes gegen den inneren Gegner. Von „Feinden 1954 eine nächtliche Gedenkveranstaltung am umstellt, von Verrätern umgarnt“ nimmt Detmolder Hermannsdenkmal. Das Denkmal er den Kampf gegen die eigenen Fehler auf: war durch die Lichtinszenierung in schwarz- „Uneinigkeit, Selbstsucht, Kurzsichtigkeit, weiß-rote Farben getaucht. Rund 20.000 Verzagtheit, Neid und Dummheit“; so sah Menschen waren gekommen, um unter dem es die national sozialistische Propaganda, Hermann „die Gefallenen der Nation zu ehren die hier eine deutliche Parallele zwischen und ein Bekenntnis abzulegen zu einem unteil- Arminius und Hitler zog, die beide Deutsch- baren Deutschen Reich“ (Wolfrum 1999, 125). land von seinen inneren Feinden befreit Der FDP-Bundesvorsitzende Thomas D ehler hätten (Seeba 1995, 362). proklamierte: „Deutschland wird wieder zu Deutschland finden, und das Reich wird kommen“ Das Hermannsdenkmal in Detmold hatte (zitiert nach Wolfrum 1999, 126). In den beiden seinen festen Platz im nationalsozialis Folgejahren wurde die Veranstaltung unter tischen Veranstaltungs kalender; dennoch ähnlich großer Beteiligung wiederholt, um hatten die Nazis ein eher gebrochenes danach allerdings aus dem Veranstaltungs- Verhältnis zu diesem Ort. Eine Detmolder kalender gestrichen zu werden. Zunehmend Initiative, das Denkmal zur Wallfahrts- stieß die Nationalrhetorik der FDP auf Kritik stätte der deutschen Nation zu erklären, und letztlich konnte die P artei die Kosten der wurde vom Reichspropagandaministerium Großveranstaltung nicht mehr tragen. Der zurückgewiesen (siehe Mellies 1998, 559). Identitätsdiskurs der noch jungen Bundes Als Vorbild hatte Hermann ausgedient, republik war z. T. gebrochen; auf der einen da nun der F ührer selbst diese Funk- Seite hatte man die deutsche Einheit im Blick, tion übernommen hatte. Unter A rminius auf der anderen Seite war es Staatsräson, keine wurde der Kampf aufgenommen, unter zu lauten revanchistischen Töne anzuschlagen. Hitler vollendet. Das Verdienst lag beim Hermann konnte nur ein gesamtdeutscher Führer, der Germane rückte sichtlich in Held sein, keiner eines d eutschen Teilstaates, den Hintergrund und bildete allenfalls eine der offiziell bestrebt ist, sich in dieser Teil- historische Referenz. staatlichkeit einzurichten. 485
Stefan Burmeister Rezeptionsgeschichte 4: ubli P kationen berücksichtigt, die entweder Ein nationaler Mythos im Identitäts rein fiktional sind oder von Laien mit popu- vakuum oder Totgeglaubte leben länger lärwissenschaftlichem Anspruch geschrieben wurden. Arminius fristet somit mindestens In der gegenwärtigen Bundesrepublik scheint eine marginale Existenz in der Populärkultur. Arminius keinen rechten Platz mehr zu haben. Im rechtsextremen Milieu hingegen hat er Die nationale Rhetorik, die lange aus der nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt. ideellen Gefolgschaft des germanischen Krie- gers schallte, kann im heutigen politischen In den einschlägigen rechten Verlagen gab Diskurs Deutschlands nur befremdlich sein. Arminius seit jeher einen Dauerton von Arminius ist historisch unauflösbar mit der sich, der von einstiger nationaler Größe kriegerischen Handlungsoption zur Durch- und Kampfgeist zeugen sollte. 2009, als die setzung politischer Ziele verbunden; nach Varusschlacht durch den 2000sten Jahrestag zwei verlorenen Weltkriegen ist das gegen- wieder ins öffentliche Gedächtnis katapul- wärtig noch nicht diskursfähig – das mag tiert wurde, stieg die Zahl der Publikationen sich jedoch mit der Zeit auch wieder ändern. zum Thema allgemein sprunghaft an – und Der gegenwärtige nationale Diskurs ist ab- auch in rechtsextremen Kreisen erlebte Ar- gerüstet, deswegen jedoch nicht gleichfalls minius eine Konjunktur (siehe z. B. Vieregge pazifiziert wie gängige Polemiken z. B. gegen 2011). Diverse Regionalverbände der NPD AusländerInnen und die EU demonstrieren. traten 2009 unter der Parole „2000 Jahre Die Themenfelder dieses Diskurses haben Kampf gegen Überfremdung für nationale Selbst sich ebenso wie die sinnstiftenden Momente bestimmung“ auf. Auf der Demo in Osnabrück des nationalen Bewusst seins verlagert. Es am 07.03. huldigte der NPD-Funktionär Udo ist nicht mehr „Kraft durch Freude“ als viel- Pastörs dem „Kämpfer aus unserem Volke“, mehr „Vorsprung durch Technik“ und die der das Vorbild für die Deutschen im Kampf damit gemeinsam gedachte Wirtschaftskraft gegen das „Besatzungsregime“ in der BRD des Landes sowie die sportlichen Erfolge der sei – von Arminius lernen, heißt siegen l ernen. Fußballnationalmannschaft. Gründungsakte Und er ließ keinen Zweifel daran, dass sich der Bundesrepublik und Identitätsbezüge ein vergleichbares Ereignis wie die Varus werden nicht mehr in der Vorvergangen- schlacht in Deutschland – in moderater heit gesucht; das Wunder von Bern und der Formulierung: „wenn auch in anderer Form“ Berliner Mauerfall dürften hier viel wirk- – wiederholen müsse (Npdosnabrueck 2009). mächtiger sein. Vergangenheit vor 1945 wird Bemerkenswert ist eine rhetorische Figur, in der Rückschau immer durch das opake die innerhalb weniger Wochen von mehreren Zeitfenster des Dritten Reiches gesehen und NPD-Funktionären bemüht wurde. Nicht nur ist damit meist kontaminiert. Eine positive in den Zielen und im Erfolg wird Arminius Bezugnahme wäre heute ohne inhaltliche als Vorbild gesehen, sondern auch in seinen Läuterung und historische Neubestimmung Methoden: eine K arriere im feindlichen nicht denkbar. Hermann scheint seine Rolle System, um den Feind zu studieren (siehe als Nationalheld verloren zu haben. Tot ist Vieregge 2011, 167; Jürgen Rieger in einer er allerdings nicht, wie das große Interesse Rede am 28.02.2009: Rieger 2009). an der 2000-jährigen Wiederkehr der Varus- schlacht zeigte. Generell knüpfen die neonazistischen P hrasen an die alte Rhetorik des 19. und frühen 20. Im November 2019 waren rund 60 Buchtitel Jahrhunderts an. Wieder geht es – oder im deutschen Buchhandel lieferbar, die sich mit immer noch – um den Erhalt von Freiheit Arminius und dem Thema der Varusschlacht und Identität, die heute durch die „Coca- befassen. Hierbei wurden ausschließlich Cola und McDonalds Kultur“, durch das 486
Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung internationale Kapital, die USA, die EU und Geschichtsmythos und durch ImmigrantInnen bedroht werde (siehe kulturelles Gedächtnis Vieregge 2011). Arminius ist der Allrounder, der z. B. auch dem gegenwärtigen Unwillen, Der Arminius-Mythos basiert auf zwei steuerlichen Verpflichtungen nachzukommen, grundlegenden Komponenten. Zum einen als Vorlage dient (siehe „Pankraz, der wird eine Kontinuität zwischen der germa- Cheruskerfürst und die Steuerzahler.“ Junge nischen Vergangen heit und der deutschen Freiheit vom 20.03.2009). Bemerkenswert Gegenwart konstruiert. Diese Verbindung sind die mangelhaften Detailkenntnisse der zog zwei Konsequenzen nach sich. Erstens Redner, die keine intensivere Auseinander schien sie zu erlauben, die von Tacitus für setzung mit dem historischen Sujet erkennen sein romantisches Sittengemälde der Ger- lassen – so z. B. der mehrfach verurteile Nazi manen inszenierten Darstellungen eines Rieger in der oben zitierten Rede. Jürgen germanischen Volkscharakters als generelle Elsässer, einer der führenden Theoretiker der Wesenszüge der Deutschen anzueignen. Neuen Rechten, offenbarte in seinem Blog Man bediente sich in der textlichen Über- (Elsässer 2012), dass er erst durch eine Arte- lieferung und bezog sich auf das, was dem Fernsehproduktion auf die historische Person eigenen Selbstbild und Wunschdenken zu- Arminius auf merksam wurde; mit Faszina- träglich war – wobei die historische Ironie tion sah er hier den deutschen Che Guevara.5 selten realisiert wurde, dass die vermeintlich Unkenntnis war jedoch noch nie ein Aus- deutschen Tugenden auf römische Stereotype schlusskriterium für historische Leitbilder. und Propaganda zurückgehen. Die konstru- Und auch in der rechten Populärkultur be- ierte Verbindung zwischen Vergangenheit kommt Arminius abseits der politischen und Gegenwart machte Arminius zu einem Reden und Schriften seinen festen Platz – so Deutschen. Damit steht er am Beginn der etwa durch die Rechtsrockgruppe Sturmwehr, deutschen Historiographie. die ihn jüngst auf ihrer im N ovember 2018 veröffentlichten CD „Europa brennt“ besang. Die zweite Komponente des Arminius- Mythos’ ist die „Selbstdefinition durch Arminius nicht als bloße historische Figur, Feindmarkierung“ (Kösters 2009, 325). sondern als historische Leitfigur fristet zur- Arminius ist kein Vorbild für Völkerverstän- zeit ein Nischendasein am rechten politischen digung und Pazifismus, er ist aggressiv und Rand; er scheint gegenwärtig nur für Rechts- gewaltbereit. Er war immer das Vorbild einer radikale als historisches Vorbild zu taugen. zerrissenen und unter einem Minderwertig- Doch was bringt die Zukunft? Insgesamt keitskomplex leidenden Nation. Dieser schien lässt sich ein generell zunehmendes Interesse er Stärke, Sicherheit und Dominanz zu ver- an „Germanen“ feststellen. Reenactment- sprechen. Von daher ist auch zu verstehen, Veranstaltungen mit „Germanen“ und dass im momentanen Selbstverständnis des „Wikingern“ sind ein Tummelplatz für Nazis heutigen Deutschlands für diesen Helden aller Couleur (siehe Banghard 2016). Rechte kaum Verwendung ist. Die politische Lage präsentieren „Germanen“ und repräsentieren sieht Deutschland derzeit in einer anderen Germanentum. Karl Banghards (2016, Situation – doch die Zeiten mögen sich auch 10) mahnende Worte, dass „Vorgeschichte wieder ändern. Und dann? ein trojanisches Pferd [ist], in dem die rechte Propaganda in die Mitte der Gesellschaft gezogen Das sich um Hermann rankende Narrativ werden kann“, verdienen Beachtung. wurde hier bislang ohne nähere inhaltliche 5 Wenn Elsässer hier eine erstaunliche Naivität und Geschichtsferne offenbart, mögen diese auf seine links extreme Vergangenheit zurückzuführen sein. 487
Stefan Burmeister estimmung als Mythos bezeichnet. Jan B – und damit hat es seinen Ausgangs- wie Assmann hat sich in seinen Arbeiten zum Bezugspunkt nicht in der Vergangenheit, kulturellen Gedächtnis notwendigerweise sondern in der jeweiligen Gegenwart. Es ist auch mit dem Mythos befasst, den er als elementarer Bestand teil der gesellschaft fundierende Geschichte begreift. Diese ist lichen Konstruktion von Wirklichkeit, deren weniger ein Instrument zur Vermessung der Faktizität als objektive Wirklichkeit erlebt Vergangenheit; als fundierende Geschichte wird ( Berger und Luckmann 2009). Aus konstituiert der Mythos ein kollektives der eben g egebenen Charakter isierung von Selbstbild. Er ist somit in der Gegenwart fundierender Geschichte wird insbesondere identitätsbildend und liefert die Referenz deutlich, dass für sie die Möglichkeit der für zukünftige Handlungsziele. Der Mythos identitätsstiftenden Referenz elementarer ist markiert den Beginn der eigenen Geschichte als die historische Faktentreue des Narrativs. und versinnbildlicht das Werden der Gesell- Mythen sind Erinnerungs f iguren im kul- schaft (Assmann 2002, 52, 75–83). turellen Gedächtnis; für dieses zählt nicht faktische, sondern nur erinnerte Geschichte, In der Rückschau muss man ebenso sagen, womit wiederum der Unterschied von Mythos dass die Rezeption des Arminius als Element und Geschichte hinfällig wird (Assmann der fundierenden Geschichte historisch wirk- 2002, 52). mächtiger war als – soweit man das für die Historie überhaupt einschätzen kann – das Das kulturelle Gedächtnis konstituiert die historische Ereignis der Schlacht selbst. Die kollektive Erinnerung einer Gruppe; es Arminius-Rezeption hat sich kaum um die re-organisiert die Vergangenheit in einer historischen Tatsachen geschert. Alles, was Weise, dass sie für die Gruppe sinn- und man eigentlich nur sicher sagen kann, ist, dass identitäts stiftend ist. Der französische es diese Schlacht mit bekanntem Ausgang Soziologe Maurice Halbwachs hat auf die soziale gegeben hat – und sicherlich wird ein von den Gebundenheit der Erinnerung aufmerksam Römern „Arminius“ genannter Germane darin gemacht. In seinem Frühwerk betonte er die eine tragende Rolle gespielt haben. Doch das Rekonstruktivität des Gedächtnisses: Nicht war es auch schon. Letztlich all das, was im die Vergangenheit als solches wird b ewahrt, nationalen Hermann-Mythos geronnen ist, ist sondern nur das, „was die Gesellschaft in jeder weitgehend freie Erzählung. Damit ließe sich Epoche mit ihrem jeweiligen Bezugs rahmen ein schnelles Urteil fällen über den Mythos, rekonstruieren kann“ ( Halbwachs 1985a, seine Unwahrheiten und die Instrumentalisie- 390). Später verschärfte er diese A ussage: rung von Geschichte für offenkundig jeweils „Die Erinnerung ist in sehr w eitem Maße eine aktuelle Interessen. Es ließe sich ebenso eine Rekonstruktion der Vergangenheit mit Hilfe von Grenze ziehen zwischen dem Mythos und der der Gegenwart entliehenen Gegebenheiten und Ideologie einerseits und der Geschichte als wird im Übrigen durch andere, zu früheren Z eiten vergangenen objektiven Sachverhalt anderer unternommene Rekonstruktionen vorbereitet, aus seits. Doch beides ist weder sinnvoll noch denen das Bild von ehemals schon recht verändert trennscharf möglich. hervorgegangen ist“ (Halbwachs 1985b, 55–56). Erinnerungen liefern somit keine Abbilder Hans-Joachim Gehrke hat am Beispiel von von Vergangenheit, sondern Versionen von Troja und Marathon gezeigt, dass Mythen Vergangenheit. und faktische Geschichte im Geschichtswissen untrennbar ineinander aufgehen (Gehrke Der Zeitgenosse von Halbwachs, der 1994; 2004; siehe auch Assmann 2002, französische Lyriker und Philosoph Paul 75–76). Geschichtswissen ist Teil des indivi- Valéry war in seinen Entwürfen einer duellen wie kollektiven Orientierungswissens Gedächtnis theorie hier deutlich radikaler. 488
Hyper-Geschichte. Arminius und die Varusschlacht als Motor nationaler Identitätsbildung Ihm zufolge muss das Gedächtnis von der zu verkraften, die ein anderes Bild des Vergangenheit abgelöst und von der Gegen- Arminius zeichnen lassen. Weder die Unter wart her gedacht werden. Das Gedächtnis stellung des Tacitus, A rminius hätte die verwirkliche sich erst dadurch, dass die Königswürde in G ermanien angestrebt, noch Gegenwart in die Vergangen heit hinein die wegweisenden Ergebnisse des H istorikers interveniere und ihr auf diese Weise eine neue Dieter Timpe (Timpe 1970), dass es sich bei Ordnung aufzwinge (siehe Weinrich 1999, 25) dem germanischen Aufstand letztlich um eine – eine Ordnung, die den Handlungszwecken Rebellion innerhalb der römischen Armee der Gegenwart gemäß und genehm ist. handelte, könnten den offen verschlagenen Machtpolitiker Hermann demaskieren. Der Egal ob man sich dem Hermann- Narrativ Mythos hat einen Überschuss an Geschichte; von der Seite des Mythos und der Pers- als Hyper-Geschichte ist er weniger durch pektive fundierender Geschichte oder des Korrekturen seiner F aktizität als durch Erinnerungsparadigmas annähert; in jedem Aufhebung seiner Funktion als fundierende Falle erkennen wir die zeitbezogene An Geschichte zu überwinden. eignung der Vergangenheit zur Sinnstiftung in der jeweiligen Gegenwart und letztlich Wenn der Mythos nicht mehr zeitgemäß ist, zur Gestaltung der Zukunft. Instrumentali- d. h. die Bedürfnisse seiner Zeit nicht mehr sierung ist eine zentrale Begleiterscheinung bedient und sich auch nicht an diese anpassen dieses Geschichts narrativs, denn es war lässt, verliert er seine Wirkmächtigkeit. und ist nie eine Erzählung um ihrer selbst Maßgeblich hierfür sind gesellschaftliche willen, s ondern es enthielt immer auch eine Auseinandersetzungen, die die Interessen Aufforderung. Notwendigerweise ist diese felder neu definieren und die Leitlinien der Geschichte folglich zweck gebunden und Identitätsdiskurse neu ausrichten. Im Hin- ziel orientiert: Gehrke führt deshalb aus blick auf Arminius ist das ein anhaltender gutem Grund in diesem Zusammenhang den Prozess, der in D eutschland seit rund Begriff der „ intentionalen Geschichte“ ein 70 Jahren in Gange ist – mit noch offenem (Gehrke 1994; 2004). Von daher ist es müßig, Ende. Heute kann der Arminius-Kult für dem Mythos seine mangelnde Historizität Deutschland ein Lehrstück sein und seine vorzuwerfen; das verkennt die Funktion Überwindung Teil einer sinn stiftenden historischer M ythen, die eben nicht dazu neuen Identität. Teil d ieses Prozesses ist geschaffen werden aufzuklären, sondern not wendigerweise auch die Geschichts dazu, ein Kollektiv auf gemeinsame Werte wissenschaft. Gehrke sieht ihre Aufgabe in und Ziele einzuschwören. Die Rezeptions- Aufklärung und Kritik, in der Zerstörung geschichte des Arminius kann deshalb auch von Mythen und Legenden, nicht in ihrer weitgehend von der historischen Vorlage ab- Bildung (Gehrke 1994, 263–64). Die Dekons- gekoppelt sein – streng genommen braucht truktion des Mythos funktioniert schwerlich sie sie auch nicht. Eine größere h istorische über historische Korrekturen. Erst die Faktentreue würde nichts an dem Umstand Offenlegung der I ntentionalität fundierender ändern, dass das Narrativ einen histori- Geschichten sowie der verfolgten Absichten schen Mythos begründet, der immer noch und Ziele entzieht ihnen die Affektivität und identitätsstiftend ist. Dass B eispiel des emotionale Bindungskraft. Wie oben bereits Kleist’schen Hermanns zeigt, dass der Mythos betont, eine Propaganda, die als solche ent- flexibel genug ist, Geschichts korrekturen tarnt ist, ist keine mehr! 489
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