I M JUST A STREAMER - merz-Zeitschrift

Die Seite wird erstellt Lenny-Stefan Berndt
 
WEITER LESEN
I M JUST A STREAMER - merz-Zeitschrift
Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

                        96 Prozent der Jugendlichen besitzen ein Smartphone und nutzen
                        damit verbundene Dienste. Jedoch verursacht Informations- und
                        Kommunikationstechnik (IKT) einen hohen Energie- und Ressourcen-
                        verbrauch. Es fehlt bislang an Konzepten und Ansätzen im Bereich
                        Bildung, um die Nutzung solcher Technologien klimafreundlicher
                        zu gestalten. Im Rahmen eines Modellprojekts wurde daher ein
                        handlungs­psychologisch fundierter didaktischer Ansatz erarbeitet, der
                        auf die Förderung nachhaltigen Verhaltens im Hinblick auf IKT abzielt.

I´M JUST A STREAMER
KON Z E P TI O N E L L E O RI E N T I E RU N G FÜ R DIE
­E RSTE LLU NG VO N HA N D LU N GSTHEORETIS CH
 FUN D I E RT E N B I L D U NGS M AT ERIALIEN FÜ R EIN E
 KL I MAOPTI M I E RT E U N D E N E RGIEEFFIZIEN TE
 NU TZ UN G VO N I KT
Anna Bliesner-Steckmann und Franziska Stelzer               schiedener Medientätigkeiten ermöglicht. Auch
                                                            die Corona-Pandemie bedingte Homeschooling-
Bereits 84 Prozent aller Familien verfügen über             Situa­tion in den Jahren 2019 und 2020 erfor-
ein Abonnement für einen Video-­
                               Streaming-                   derte eine vermehrte Nutzung unterschiedlicher
Dienst, auch Musik-Streaming-Dienste sind in                digitaler Dienstleistungen. So erfolgte der Unter-
76 Prozent der Familien vorhanden (JIM Studie               richt digital mittels Videokonferenzen, Aufga-
2020). Smartphones finden sich in 99 Prozent                ben wurden in die von der Schule genutzte Platt-
der Haushalte, wobei nahezu jede*r Jugendliche              form eingestellt und die erledigten Aufgaben
eines besitzt: Betrachtet man den Eigenbesitz der           mussten dort wiederum hochgeladen und digi-
befragten Jugendlichen, steht das Smartphone                tal abgegeben werden. Auch außerschulisch grif-
mit 96 Prozent an erster Stelle (JIM Studie 2020).          fen die Schüler*innen seit Beginn der Pandemie
Somit verfügen bis auf seltene Ausnahmen prak-              verstärkt auf digitale Dienste zum Zeitvertreib
tisch alle Jugendlichen über ein Smartphone,                oder zum Austausch mit Freund*innen zurück
was ihnen eine multifunktionale Nutzung ver-                (­Lampert/ Thiel 2021).

Bliesner-Steckmann, Anna/Stelzer, Franziska (2021). I´m just a Streamer. Konzeptionelle Orientierung für die Erstel-
lung von handlungstheoretisch fundierten Bildungsmaterialien für eine klimaoptimierte und energieeffiziente Nutzung
von IKT. In: merz | medien + erziehung. www.merz-zeitschrift.de/fileadmin/user_upload/merz/ PDFs/online-exklusiv-
anna-bliesner-steckmann-franziska-stelzer-i-m-just-a-streamer.pdf                                                      1
I M JUST A STREAMER - merz-Zeitschrift
Diese dynamische Entwicklung der Informa-          erschweren die ‚Unsichtbarkeit’ des Energie­
    tions- und Kommunikationstechnik (IKT) ist         verbrauchs der scheinbar immateriellen, virtu-
    mit einem schnell steigenden Energie- und          ellen Dienste und die damit verbundenen Folgen
    Ressourcen­verbrauch und daraus resultierenden     für die Umwelt einen verantwortungsvollen Um-
    Treibhausgas- (THG) Emissionen verbunden: Die      gang mit diesen Technologien.
    Energieintensität der IKT-Branche steigt jähr-     Bei der Verhaltensänderung spielen Bildungspro-
    lich weltweit um vier Prozent an. Seit 2013 sind   zesse eine wichtige Rolle, die Transformations­
    die durch digitale Technologien verursachten       prozesse   mit     auslösen     sowie    flankieren
    CO2-Emissionen in den OECD-Ländern um 450          müssen. Der Wissenschaftliche Beirat der Bun-
    Millionen Tonnen CO2-eq gestiegen (Ferreboeuf      desregierung     Globale   ­
                                                                                  Umweltveränderungen
    et al. 2019). Untersuchungen aus dem Jahr 2018     (WBGU) (2011) schlägt dazu das neue For-
    schätzen den CO2-Fußabdruck des IKT-Sektors        schungsfeld ‚Transformationsforschung’ vor, in
    auf 730 Millionen Tonnen CO2-eq (­Malmodin/        welchem Wissen und Verständnis von Transfor-
    Lundén 2018). IKT wirkt sich auf zwei Arten        mationsprozessen zur beschleunigten Verbrei-
    auf die Umwelt aus: Zu den direkten Umwelt­        tung von Innovationen und der Integration syste-
    auswirkungen zählen der Ressourcenverbrauch       mischer Betrachtungsweisen erarbeitet werden.
    und die Emissio­nen, die durch die Herstellung,    Eine wesentliche Rolle wird dabei auch der Bil-
    Verwendung und Entsorgung der Hardware ver-        dung eingeräumt: Die ‚Transformationsbildung’
    ursacht werden. Indirekte Umweltauswirkun-         stellt dabei der Gesellschaft die Erkenntnisse der
    gen entstehen durch die Anwendung der Tech-        Transformations­forschung in aufbereiteter Form
    nologie und dadurch induzierte Konsum- und         zur Verfügung, indem sie Wissen über die Um-
    Produktionsmuster.                                 weltprobleme, welche die Transformation not-
    Dies zeigt, dass die Nutzung von Informations-     wendig machen, vermittelt und gleichzeitig Ziele,
    und Kommunikationstechnologie und damit ver-       Werte und Visionen transportiert. Die ‚transfor-
    bundene Handlungsroutinen eine Auswirkung          mative Bildung’ entwickelt ein Verständnis für
    auf das Klima haben. Eine gezielte, klimabewuss-   Handlungsoptionen und Lösungsansätze, bei-
    te Nutzung von IKT kann jedoch dazu beitragen,     spielsweise Wissen zu klima­verträglichem Mobi-
    die THG-Emissionen der Branche, aber auch in       litätsverhalten, zu nachhaltiger Ernährung oder
    anderen Lebensbereichen, zu reduzieren. Hand-      zu ­generationenübergreifender Verantwortung
    lungstheoretisch fundierte Bildungsmaterialien     (WBGU 2011).
    können ein wichtiger Ansatzpunkt hin zu nach-      Wie konkret können Bildungsmaterialien einer
    haltigem Handeln sein.                             solchen transformativen Bildung gestaltet wer-
    Die meisten Nutzer*innen sind sich jedoch der      den, damit sie tatsächlich nachhaltiges Handeln
    Auswirkungen, die ihre Nutzung auf unsere Um-      fördern? Gemeint ist damit nicht nur das Aneig-
    welt haben, nicht bewusst und es mangelt ih-       nen von Wissen und Fähigkeiten, sondern die
    nen an Wissen, wie man IKT energiesparend          tatsächliche Umsetzung eines Handlungsent-
    einsetzen kann (Christensen et al. 2014). Zudem    schlusses. Der vorliegende Beitrag beginnt mit

2                                                                                    www.merz-zeitschrift.de
I M JUST A STREAMER - merz-Zeitschrift
einer Erläuterung der Alltagsrelevanz der The-      Mit der Leitidee Nachhaltigkeit als normati-
matik sowie der Klimarelevanz der damit zusam-      ves Konstrukt wird deutlich, dass ‚nachhalti-
menhängenden Technologie. Die Wissenslücke          gem Handeln’ eine normative Komponente in-
dazu zu schließen ist ein erster, aber nicht hin-   newohnt, wie zentrale Fragestellungen des
reichender Schritt. Das Wissen muss sich auch       Nachhaltigkeitsdiskurses verdeutlichen: Wie sind
im Handeln widerspiegeln. Hierzu bieten hand-       Probleme intra- und intergenerationeller Gerech-
lungstheoretische Ansätze aus der Umwelt- und       tigkeit zu handhaben? Welche zeitliche Reichwei-
Moralpsychologie nützliche Herangehensweisen.       te hat die Verantwortung der heutigen Generatio­
Diese Hinweise, zumeist präsentiert in Form von     nen und welcher Art sind die anzustrebenden
Handlungsmodellen, gilt es didaktisch nutzbar zu    Gerechtigkeits- und Verteilungsprinzipien? Hier
machen. Das entwickelte Handlungsmodell leis-       zeigen sich Verantwortung und Gerechtigkeit als
tet dies und gibt pädagogische Interventionen an    zentrale normative Konstrukte, in deren Kon-
die Hand.                                           sequenz vom Individuum eine entsprechende
                                                    Handlungsweise eingefordert wird, nämlich eine,
PR O B L E M L AGE:                                 bei welcher das Subjekt im besten Falle nach in-
I ´ M J U ST A STREAMER –                           dividuellen moralischen Prinzipien handelt, die
W I S S E N U N D HAN DEL N IM                      an Gerechtigkeit und Gemeinwohlorientierung
KO N T E X T VO N IKT                               ausgerichtet sind.
                                                    Mit den moralischen Prinzipien wird der Boden
Die Kluft zwischen Wissen und Handeln ist auch      der Moralentwicklungsforschung betreten, was
im Bereich der Nachhaltigkeit thematisiert wor-     mit Blick auf die derzeit im BNE Diskurs behan-
den (Hamann et al. 2016, Bliesner-Steckmann         delten handlungspsychologischen Modelle aus
2018). Einen konsensfähigen, gar didaktischen       der Umweltpsychologie zunächst überraschen
Ansatz, diese Kluft im Rahmen von Bildungs­         mag. Vor allem durch die in diesen Modellen fa-
interventionen wirksam zu überbrücken, ist          vorisierte Normaktivation aber lässt sich eine
nicht auszumachen. Wenn ergründet werden            Brücke schlagen zur Stärkung des moralischen
soll, welche handlungshemmenden und -för-           Aspekts von BNE und seine pädagogische Bedeu-
dernden Faktoren zwischen dem Wissen sowie          tung für die Erstellung von wirksamen Bildungs-
der Absicht einer Handlung und ihrer Durchfüh-      materialien. Derzeit fehlt eine solche handlungs-
rung stehen, bedarf der Begriff der Handlung zu-    theoretische Reflexion des moralischen Moments
nächst einer Konkretisierung. Anders als etwas,     einer BNE auf Modellebene. Neben der stärkeren
was einem widerfährt oder man unbewusst tut,        Sichtbarmachung des Moralischen in den ange-
ist eine Handlung ein zumindest teilweise ab-       botenen Handlungsmodellen ist noch ein weiterer
sichtliches und kontrolliertes Tun, welches sich    Schritt notwendig, um zu handlungswirksamen
an Normen und Werten orientiert. Weiter zu          Bildungsmaterialien zu kommen: Die Ableitung
konkretisieren ist, was ‚nachhaltiges Handeln’      päda­
                                                        gogischer Interventionen für die Bildungs-
darstellt.                                          praxis als interdisziplinäre ‚Übersetzungsleistung’.

www.merz-zeitschrift.de                                                                                    3
I M JUST A STREAMER - merz-Zeitschrift
Gegenstand und Kontext in Bezug auf die Hand-        gerichtiger Schritt. Schließlich bietet die umwelt-
    lung sind ebenfalls zu klären, bevor handlungs-      psychologische Forschung zur Kluft zwischen
    hemmende und -fördernde Faktoren daraufhin           Umweltbewusstsein und umweltgerechtem Han-
    untersucht werden können, ob sie in Bildungs-        deln seit vielen Jahren verlässliche Hinweise
    materialien ‚übersetzt’ werden können. Die IKT       (Matthies 2005). Mit Blick auf die Handlungsmo-
    als Feld, in dem die*der Handelnde agiert, ist ge-   delle, die für die Nachhaltigkeitsforschung heran-
    kennzeichnet von dynamischen Entwicklungen           gezogen werden, hat es sich durchgesetzt, sowohl
    hinsichtlich Technik und sozialen Handlungsmus-      personenbezogene als auch strukturelle Faktoren
    tern. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren ein   als handlungswirksam anzusehen und in diesem
    starker Wandel der Branche in allen Lebens- und      Zusammenhang auf individuelle und soziale Nor-
    Wirtschaftsbereichen vollzogen: in organisatori-     men abzuheben (Matthies 2005, Bliesner-Steck-
    schen Abläufen, Arbeitsprozessen, Verhaltenswei-     mann 2018, Hamann et al. 2016). In Bezug auf
    sen der Menschen, Geschäftsmodellen und politi-      Handlungsmodelle mit ‚praxisnahen Interven­
    schem Handeln. Digitalisierung hat demnach eine      tionen’ ist insbesondere das ‚Psychologische Mo-
    beträchtliche Gestaltungskraft für Veränderun-       dell zur Erklärung nachhaltigen Handels‘ von
    gen von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik (BMU    Hamann et al. (2016) zu nennen, welches ver-
    2020). Genau hier setzt das Projekt ‚Lifestyle@      ständlich formuliert ist, zugleich aber auch den
    pro-Klima’ an: Es fokussiert die Erschließung von    aktuellen theoretischen State of the Art der For-
    THG- und Energieeinspar­potenzialen durch eine       schung widerspiegelt.
    klimaoptimierte und energieeffiziente Nutzung        Im Folgenden möchten die Autorinnen zeigen,
    von IKT-Geräten am Beispiel von Mobiltelefonen.      dass das Hamannsche Modell a) für eine hand-
    Neben Instrumenten wie einem Rechner zur Er-         lungstheoretische Reflexion des moralischen Mo-
    mittlung des eigenen CO2-Abdrucks und Kommu-         ments auf Modellebene geeignet ist, b) geeignet
    nikationsmaßnahmen wie zum Beispiel Aktions-         ist, eine Erweiterung um die Ebene moralischer
    wochen in den Schulen sind handlungstheoretisch      Handlungstheorie zu erfahren sowie c) aus dem
    fundierte Bildungsangebote zentral, die gemein-      auf diese Weise erweiterten Modell pädagogische
    sam mit Schulklassen und Lehrer*innen entwi-         Interventionen für die Bildungspraxis abzuleiten.
    ckelt werden und darauf abzielen, Klimaschutz­       Das Modell von Hamann et al. (2016) ist eine
    potenziale bei der IKT-Nutzung zu aktivieren.        Erweiterung des integrativen Einflussschemas
                                                         umweltgerechten Alltagshandelns        von    Ellen
    AN SAT Z PUN KT:                                     Matthies (2005). Dieses Modell wurde vielfach
    H AN DLU N GS W IRKSAME                              erprobt und wissenschaftlich untersucht – auch
    FAKTO REN                                            in Bezug auf Umweltschutzverhalten (Hamann
                                                         et al. 2016). Das Modell skizziert vielfältige An-
    Auf der Suche nach Erkenntnissen zu Rahmen-          satzpunkte (Motivatoren und Hemmnisfaktoren),
    bedingungen nachhaltigen Handelns ist die            um verhaltensändernde Effekte zu bewirken.
    Hinwendung zur Umweltpsychologie ein fol-            Von diesen Ansatz- oder Interventionspunkten

4                                                                                     www.merz-zeitschrift.de
Abbildung 1: Modell der Beziehung zwischen moralischem Urteil und moralischem Handeln //
                                                                                           Kohlberg/Candee 1984, S. 430

scheint eine ausreichend hohe Anzahl pädago-          viel beachtetes vierstufiges Modell zum Verhält-
gisch interpretierbar, was das Modell als zentra­     nis zwischen moralischem Urteil und morali-
len Ausgangspunkt weiterer konzeptioneller            schem Handeln an (siehe Abbildung 1). Das Mo-
Überlegungen qualifiziert.                            dell umfasst vier psychologische Funktionen, die
Der moralischen Kern des Modells von Hamann           jeweils eine oder mehrere Kognitionen umfassen.
et al. (2016), welcher es zudem für eine hand-        Im Phasenmodell wird ein mehrschrittiger Ab-
lungstheoretische Reflexion des moralischen Mo-       lauf beschrieben (I-IV): Ausgehend von der in-
ments zugänglich macht, findet sich in seiner the-    dividuellen moralischen Ausgangssituation (Stu-
oretischen Entstehungsgeschichte basierend auf        fe) interpretiert das Subjekt die Situation (I). Die
Matthies (2005). Matthies (2005) bezieht sich im      kognitive Interpretation, die Identifizierung nor-
Wesentlichen auf die ‚Theorie moralischer Ent-        mativer Komponenten und der weitere kognitive
scheidungen’ und deren entsprechender Modell-         Prozess werden dabei determiniert von der mo-
vorstellung (Schwartz/ Howard 1981) und soll          ralischen Entwicklungsstufe, die das Subjekt bis-
somit zur Erklärung jeglichen Handelns dienen,        lang erreicht hat. Die deontische Wahl bezeichnet
welches durch ein Gefühl moralischer Verpflich-       die aus der Sicht des Subjekts optimale Entschei-
tung, eine aktivierte personale Norm, erwächst.       dung, die nach der Sollensvorstellung getroffen
Die ökologische Norm als moralische Norm im           wird (II). Die nachfolgende Entscheidung (III)
Sinne der Leitidee Nachhaltigkeit führt zu mora-      zeigt, in welchem Maße sich das Subjekt auf eine
lischen Prinzipien auf individueller Ebene und zur    als notwendig verstandene Handlung verpflich-
Erweiterung des Modells von Hamann et al. (2016)      tet weiß. In die Bewertung, ob die Handlung aus-
auf der Ebene moralischer Handlungstheorie. Hier      geführt werden soll bzw. kann, werden weitere
interessiert, wie moralische Urteile als Grundlage    nicht-moralische Aspekte einbezogen (IV).
von moralischem Handeln gefällt werden.               Wie nun ist das Modell der Beziehung zwischen
Kohlberg/Candee (1984) bieten zu genau die-           moralischem Urteil und moralischem Handeln
sem Aspekt der moralischen Urteilsbildung ein         von Kohlberg/Candee (1984) im Kontext der Mo-

www.merz-zeitschrift.de                                                                                                5
Abbildung 2: Psychologisches Modell zur Erklärung nachhaltigen
Handelns von Hamann et al. 2016, S. 100 (links: eigene grafische
Darstellung) und Synthesemodell ‚Psychologisches Modell zur
Erklärung nachhaltigen ­Handelns und Urteilens’ (rechts: eigene
Darstellung auf der Basis von Hamann et al. 2016; Bliesner-Steck-
mann 2018; Matthies 2005; Kohlberg/Candee 1984)

           dellvorstellung von Hamann et al. (2016) abbild-          1.   Interpretation der Situation (I)/ Normaktiva-
           bar? Hier kann auf Bliesner-Steckmann (2018)                   tion: Die persönliche ökologische Norm be-
           zurückgegriffen werden, die eine Modellsyn-                    schreibt die erlebte persönliche Verpflich-
           these zwischen Matthies (2005) und Kohlberg/                   tung, sich umweltschonend zu verhalten
           Candee (1984) im Kontext einer handlungstheo-                  (Matthies 2005) und steht im Zusammen-
           retisch fundierten Didaktik für den beruflichen                hang mit dem Problembewusstsein, dem Ge-
           Kontext vorschlägt (Bliesner-Steckmann 2018).                  fühl der Verantwortung sowie der Selbst-
           Auf Grundlage der dort geleisteten Synthese und                wirksamkeit. Das Problembewusstsein ist
           auf Basis des Modells von Hamann et al. (2016)                 hierbei die Wahrnehmung, dass unsere na-
           wurde das ‚Psychologische Modell zur Erklärung                 türliche Umwelt bedroht ist. Verantwor-
           nachhaltigen Handelns und Urteilens‘ (siehe Ab-                tungsgefühl hat ein Subjekt, wenn es sich
           bildung 2) entwickelt, welches umwelt- und mo-                 bewusst ist, dass das eigene Verhalten für
           ralentwicklungspsychologische              Perspektiven        Umweltschäden und die Lösung von Um-
           erstmals integrierend verschränkt.                             weltproblemen relevant ist. Selbstwirksam-
           Im Folgenden sind die sieben zentralen in-                     keit ist die Gewissheit, eine Anforderung
           ner-psychischen, handlungswirksamen Faktoren                   mit den eigenen Fähigkeiten meistern zu
           beschrieben, die abschließend in eine Handlung                 können.
           münden:

6                                                                                                www.merz-zeitschrift.de
2.   Interpretation der Situation (I)/ Normaktiva-        Grad der moralischen Verpflichtung geprüft
     tion: Soziale Normen sind Regeln und Stan-           (Verantwortlichkeits- oder Verpflichtungs-
     dards, die viele Menschen teilen und die so          urteil III). Zu diesem Zeitpunkt kann es auch
     individuelles Verhalten lenken, ohne dafür           zur Neudefinition der Handlungssituation
     Gesetze zu benötigen. Sie deuten einer Per-          kommen.
     son an, wie sie sich in einer bestimmten Si-    7.   Umweltverhalten ist das Resultat des Zu-
     tuation verhalten sollte. Zu den sozialen            sammenspiels aller Komponenten.
     Normen gehört die subjektive Norm sowie         Die Kenntnis von Faktoren, die auf die Gene-
     Soll- und Ist-Normen.                           rierung einer Handlung einwirken, ist der erste
3.   (Verhaltens-)Kosten und Nutzen sind mo-         Schritt, die Übersetzung in eine konkrete didakti-
     netäre und verhaltensbezogene Vor- und          sche Intervention der Zweite. Sollen Bildungsma-
     Nachteile eines Verhaltens. Die erwarteten      terialien handlungstheoretisch fundiert werden,
     Kosten wollen wir möglichst verringern und      sollte ein zugrunde gelegtes Handlungsmodell
     den Nutzen erhöhen.                             demnach entsprechende pädagogische Hinweise
4.   Gewohnheiten sind Handlungen, die durch         liefern. Dies gilt mithin nur für handlungswirk-
     häufige Wiederholung automatisiert wur-         same Faktoren, die im Einflussbereich von Bil-
     den. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie    dungsmaßnahmen liegen. Im folgenden Kapitel
     häufig, stabil und automatisch erfolgen so-     widmen wir uns deshalb der näheren Betrach-
     wie typischerweise bei der Erreichung eines     tung der Maßnahmen, die in den Handlungsmo-
     bestimmten Ziels erfolgreich sind.              dellen, die in das entwickelte Modell eingeflossen
5.   Zudem beeinflussen Emotionen wie Angst,         sind, vorgeschlagen werden.
     Schuld oder Freude das Umweltverhalten.
6.   Deontische Wahl (II): Es wird bestimmt,           ‚ÜBERSETZUNG’:
     was in der spezifischen Handlungssituation      ­H ANDLUNGSWIRKSAME
     ‚das Richtige’ ist. In engem Zusammenhang         ­FAKTOREN IM SPIEGEL
     dazu steht der Abwägungsprozess. Die-            ­DIDAKTISCHER ­ANSATZPUNKTE
     ser beschreibt das Aufwiegen der Vor- und
     Nachteile einer Handlung. Die Intention be-     Das für das Modellprojekt herangezogene Syn-
     schreibt die Absicht, sich auf eine bestimm-    thesemodell enthält ableitbare Interventionen für
     te Weise zu verhalten. Beim Abwägungspro-       nachhaltiges Handeln. Die Umsetzung dieser In-
     zess werden konkret die Kosten und Nutzen       terventionen ist dabei auf unterschiedlichen Ebe-
     einer Handlung gegeneinander aufgewo-           nen verortet, beispielsweise ist die Schaffung von
     gen, um letztlich eine Entscheidung treffen     geeigneten Rahmenbedingungen in der Gesell-
     zu können, zudem fließen dabei auch die         schaft zur verstärkten Nutzung von Green IT eine
     persönliche ökologische Norm und soziale        Sache der politischen Entscheider*innen. Es sind
     Normen mit ein. Hier werden auch die eige-      also nicht alle empfohlenen Interventionen di-
     ne Verantwortlichkeit und der empfundene        rekt pädagogisch zu wenden. Pädagogische Inter-

www.merz-zeitschrift.de                                                                                   7
ventionen zielen bekanntermaßen auf die Förde-       Als Rahmen für die Strukturierung der Interven-
    rung von Handlungskompetenz, im vorliegenden         tionen wurde das Konzept der Lernzieltaxonomi-
    Beispiel nachhaltigen Handelns. Bei der Überset-     en herangezogen (Bloom 1976). Dieser Kunstgriff
    zung der Interventionen aus dem Handlungsmo-         dient der Abstufung von unterschiedlich kom-
    dell sind sowohl pragmatische Aspekte relevant       plexen pädagogischen Interventionen. Es wur-
    (beispielsweise. Umsetzbarkeit im Schulalltag),      de eine vierte Stufe hinzugefügt, die sich auf die
    ebenso wie didaktische Aspekte (beispielswei-        Verstetigung von Verhaltensänderungen bezieht.
    se. Potenziale der Integration in den Unterricht)    Adressiert werden die kognitiven und affektiven
    als auch moralische Aspekte wie die Passung mit      Ebenen der Lernziele. In Tabelle 1 ist die Struktu-
    dem Überwältigungsverbot in Hinblick auf Fra-        rierung exemplarisch dargestellt.
    gen der Meinungsbildung.
    Von über 30 einzelnen Interventionen, die sich in
    den genannten Handlungsmodellen finden, wur-
    den alle in pädagogische Interventionen über-
    führt. Ein paar wenige Interventionen bedürfen
    für die Übersetzung in pädagogische Interven­
    tionen eines größeren Aufwandes (siehe jeweili-
    ge Fußnote in der Tabelle). So ist beispielsweise.
    die geforderte Vermittlung ökologischer Werte
    (Matthies 2005) ein Aspekt, der vom Grundsatz
    her mehr Aufmerksamkeit benötigt. Auch wenn
    Nachhaltigkeit und damit die Propagierung einer
    klimafreundlichen IKT-Nutzung einen normati-
    ven Kern hat, sollte die Vermittlung entsprechen-
    der Werte in der Schule sensibel gehandhabt wer-
    den. Hier muss einer normativen Pädagogik im
    manipulativen Sinne (Lassahn 2000) vorgebeugt
    und der Schaffung von Orientierungswissen zu-
    gearbeitet werden. Lehrende fungieren hier als
    „Geburtshelfer“ für ein kritisches Bewusstsein
    (Lassahn 2000, S. 106 f.) Ein möglicher Fokus
    könnte daher eher auf der Förderung moralischer
    Urteilsfähigkeit (Bliesner-Steckmann 2018) und
    der Bildung einer eigenen Wertordnung liegen.
    Hier können makro- und mikrodidaktische Hin-
    weise aus der politischen und der moralischen
    Bildung fruchtbar sein.

8                                                                                     www.merz-zeitschrift.de
AFFEKT I VE EBENE
  STRUKT UR L E H R- /
                             MO RAL I SC H-NAC H-
    L E R N M AT E R I A L
                             HALT I G E REFL EXI ON
           (LLM)                                               PÄDAGOGISCHE INTE RVE NTION
                               (AN GELEHN T AN
   ( AN GE L E HN T A N                                   ABG ELE ITE T AUS HANDLUNGSM ODE LLE N
                              LERN ZIELE NACH
   LE R NZ I E L E NAC H
                              KRAT WOHL ET AL.
     B LO O M 1 976 )
                                      1 975)

 1. STUFE                    Aufmerksam werden,       • Problem- und Handlungswissen vermitteln, Infor-
 Informationen auf-          Re-Agieren,                mationen über Handlungskonsequenzen geben,
 nehmen & verar-
 beiten, Recherchie-         Imitation,                 Handlungsalternativen nennen, die motivieren,
 ren, Interpretieren,        Wert-beantwortung          Handlungsoptionen und Effektivität aufzeigen
 Vergleichen
                                                      • Verantwortungsgefühl adressieren („es hat was mit
                                                        mir zu tun“), Gefühl des Einbezogen-Seins, der Ver-
                                                        bindlichkeit adressieren
                                                      • Kompetenzen entwickeln
 2. STUFE                    Eigenes Werten,          • Selbstaufmerksamkeit und kognitive Dissonanz
 Wissen anwenden,            Wertung                    anregen
 Sachverhalte analy-
 sieren & verknüpfen,                                 • Stärkung/Stabilisierung des Einflusses persönlicher
 tieferes Verständnis                                   Normen durch Selbstverpflichtung (schriftlich, öf-
 aufbauen
                                                        fentlich usw.)
                                                      • Feedback geben
                                                      • Kompetenzen fördern
                                                      • Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen & för-
                                                        dern, Effektivität der Handlungen aufzeigen
                                                      • Bereitstellung geeigneter Rahmenbedingungen für
                                                        Handlungsalternativen, Handlungen durch die Si-
                                                        tuation erleichtern & Schaffung von Möglichkeiten
                                                        für bequemeres Verhalten1
                                                      • Vermittlung von Werten2
                                                      • Förderung moralischer Urteilsfähigkeit, Adressie-
                                                        rung des Gefühls der moralischen Verpflichtung
                                                        und der deontischen Wahl

www.merz-zeitschrift.de                                                                                       9
3. STUFE                 Aufbau Wertsystem,     • Moralisches Urteil reflektieren: Verantwortlich-
     Reflektieren, Beurtei-   Wert verinnerlichen,     keits- und Verpflichtungsurteil
     len, selbst Kreieren,
     Argumentieren            Wertordnung,           • Feedback sichtbar machen, CO2-Einsparung, kleine
                              Verinnerlichung          Schritte, viele Erfolgserlebnisse, Fehler sind nicht
                                                       schlimm, soziale Normen dahingehend beeinflussen
                                                     • Reflexion: Vorbilder kennenlernen, Soll- und
                                                       Ist-Normen wertschätzen
                                                     • Verhalten bequemer machen3
                                                     • Leidenschaften nutzen
                                                     • Minderheiteneinfluss nutzen4
                                                     • Achtsamkeit üben (wertfrei Status quo betrach-
                                                       ten) & Bewusst reflektieren
                                                     • Umsetzung von Intention fördern durch Zielset-
                                                       zung und Implementationsabsichten (Konkretisie-
                                                       rung von Verhalten)
                                                     • Senken von Verhaltenskosten durch positive Ein-
                                                       flussnahme auf soziale Normen (Erwartungen be-
                                                       deutsamer Personen)
                                                     • Erinnerungshilfen setzen (Prompts)
                                                     • Soziale Anerkennung und Unterstützung in der
                                                       Gruppe fördert positive Emotionen, ebenso wie
                                                       Essen, Humor5 & Geschichten, die Lust und Mut auf
                                                       Veränderung machen (Person sollte uns ähneln)
                                                     • Positive Emotionen können auch zur Anwen-
                                                       dung von Stereotype führen (dagegen hilft
                                                       Rechenschaftspflicht6)
                                                     • Wichtigkeit des Themas hervorheben, aussagekräf-
                                                       tige Quellen nutzen
                                                     • Negative Emotionen wohldosiert nutzen, um Ver-
                                                       haltensänderungen zu erzielen7, ansonsten psychi-
                                                       sche Abwehrreaktionen (Verleugnung, Relativie-
                                                       rung usw. – auch: Reaktanz/ Trotzverhalten ist zu
                                                       vermeiden) – positive Alternativen suchen
                                                     • Kompetenzen entwickeln

10                                                                                       www.merz-zeitschrift.de
4. STUFE                 Aufbau Wertsystem,     • Dauerhaft erwünschtes Verhalten aufrechterhalten:
 Verstetigen, Denk-       Wert verinnerlichen,      Selbstbelohnung, Selbstregulation stärken (Stär-
 und Verhaltens-          Wertordnung,              kung Selbstkontrolle durch Pausen, kleine Schritte
 muster dauerhaft         Verinnerlichung           & soziale Anerkennung)
 adressieren                                     • Temporäre8 starke Veränderung der Handlungs­
                                                    situation, um Routinen aufzubrechen
                                                 • Bei vielen Aspekten ansetzen, um Verhalten zu
                                                    verändern

                                                                     Tabelle 1: Pädagogische Interventionen //
                                                                           Quelle: Eigene Darstellung, Auszug

Für das bereits erwähnte Projekt ‚Lifestyle@             einen Bezug zur Realität herzustellen (Effek-
pro-Klima’ wurden für die pädagogischen Inter-           tivität der eigenen Handlung aufzeigen). Bei
ventionen in Spalte 3 jeweils konkrete Aufgaben-         den Lernenden erfolgt hierbei eine Normakti-
stellungen für Schüler*innen vorgeschlagen und           vation (siehe Handlungsmodell).
in Arbeitsmaterialien ausgearbeitet.                  • Aufgabenteil 3: Die Lernenden werden auf-
Im Folgenden soll ein Auszug der Aufgabenstel-           gefordert, sich einer selbst gewählten Chal-
lungen für die Lernenden aus Modul 2 einen               lenge zu stellen (Selbstverpflichtung) und ihre
Einblick geben, auf welche Weise die abgeleite-          Ergebnisse in einen Klassenscore einfließen
ten pädagogischen Interventionen bei der Kon-            zu lassen (individuelle und kollektive Selbst-
zipierung von Lehr-Lerneinheiten umgesetzt               wirksamkeitserfahrung ermöglichen). Hierbei
wurden. Exemplarisch wurde das Arbeitsblatt              können Verhaltensgewohnheiten durchbro-
‚Monsteralarm – COyou-Check‘ ausgewählt (sie-            chen sowie durch emotionale Beteiligung das
he Abbildung 3), welches pädagogische Instruk­           Gruppengefühl angesprochen werden, was
tionen der zweiten Stufe veranschaulicht.                die Kosten-Nutzen-Abwägung zugunsten der
• Aufgabenteil 1 verweist auf ein weiteres               selbstauferlegten Handlungsabsicht positiv
   Arbeitsblatt und wird im Folgenden nicht              beeinflussen kann.
   berücksichtigt                                     Erste Praxistests zeigen, dass die erstellten Bil-
• Aufgabenteil 2: Die Lernenden machen den            dungsmaterialien gut in den Unterricht zu inte­
   COyou-Check (https://coyou-check.de/) und          grieren sind und die angewandten Methoden den
   erhalten Tipps für eine nachhaltigere Nut­zung     Schüler*innen zusagen. Zum Abschluss des Mo-
   von IKT. Das Konzept der Monster irritiert         dellprojekts werden die entwickelten und erprob-
   zunächst und führt auf humorvolle Art und          ten Bildungsmaterialien auf der Projektwebsite
   Weise Verhaltenspotenziale vor Augen (An-          ‚Lifestyle@pro-Klima’ vollumfänglich und frei
   regung Selbstaufmerksamkeit und kognitive          verfügbar sein.
   Dissonanz). Die Angabe einer Rahmengröße in
   Form von Buchen erlaubt es den Lernenden,

www.merz-zeitschrift.de                                                                                          11
Abbildung 3: Auszug Lehr-Lerneinheit Modul 2 Lifestyle@pro-Klima //
     Quelle: Eigene Darstellung

12                                                                         www.merz-zeitschrift.de
Anmerkungen                                                     Christensen, Toke Haunstrup/ Mourik, Ruth/ Breukers, Sylvia/
1 Verlässt in signifikanten Teilen den Rahmen des               Mathijsen, Tomas/van den Heuve,Herjan (2014). Young
Einflusses eines schulischen Umfelds; eher Fokus                people, ICT and energy – status and trends in young people’s
auf Kompetenzentwicklung für die Nutzung von                    use and understanding of ICT and energy consumption: D2.1
Handlungsalternativen.                                          Technical Report on the Organisation and Outcomes of Focus
2   Auch wenn Nachhaltigkeit und damit die                      Groups and the Mapping Exercise. Technischer Bericht.
Propagierung einer klimafreundlichen IKT-Nutzung                Intelligent Energy – Europe.
einen normativen Kern hat, sollte die Vermittlung
                                                                Ferreboeuf, Hugues/ Efoui-Hess, Maxime/ Kahraman, Zeynep
entsprechender Werte in der Schule sensibel gehandhabt
                                                                (2019). Lean ICT – Towards Digital Sobriety. Paris: The Shift
werden; Fokus auf der Förderung moralischer
                                                                Projekt.
Urteilsfähigkeit und der Bildung einer eigenen
Wertordnung.
                                                                Hamann, Karen/ Baumann,Anna/ Löschinger, Daniel (2016).
3 Einflussmöglichkeiten im schulischen Umfeld                   Psychologie im Umweltschutz: Handbuch zur Förderung
vergleichsweise gering, kreative Impulse für die strukturelle   nachhaltigen Handelns. München: oekom.
und organisatorische Ausgestaltung des Schulalltags sind
hier gefragt.                                                   JIM-Studie (2020). Jugend, Informationen, Medien.
4 Im Schulalltag nur dann umzusetzen, wenn                      Basisuntersuchungen zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger.
Langfristeffekte auch erfahrbar werden können.                  Stuttgart: mpfs.

5   Verweist vornehmlich ins Private und spricht Faktoren
                                                                Kohlberg, Lawrence/Candee, Daniel (1984). Die Beziehung
an, die eher unterbewusst wahrgenommen werden
                                                                zwischen moralischem Urteil und moralischem Handeln. In:
(Manipulationsaspekt).
                                                                Althof, Wolfgang (Hrsg.), Lawrence Kohlberg. Die Psychologie
6 Wahrnehmung positiver Emotionen bei Gleichgesinnten           der Moralentwicklung. Frankfurt a. M: Suhrkamp, S. 373–493.
(wir, die guten, die Wirtschaft und der Kommerz - alles
schlecht) ist vor allem bei Aktivisten*innen zu verorten;       Lampert, Claudia/ Thiel, Kira (2021). Mediennutzung und
ggf. bei Kampagnenarbeit durch Schüler*innen zu                 Schule zur Zeit des ersten Lockdowns während der Covid-19-
berücksichtigen und bewusst zu reflektieren.                    Pandemie 2020. Ergebnisse einer Online-Befragung von 10-
7   Erzeugung negativer Emotionen bei einer Zielgruppe          bis 18-Jährigen in Deutschland. Unter Mitarbeit von Begüm
mit dem Ziel, diese für Umweltschutz und Nachhaltigkeit         Güngör. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut.
zu gewinnen, ist eher ein Instrument für den Einsatz
                                                                Lassahn, Rudolf (2000). Einführung in die Pädagogik.
durch Aktivisten*innen; kann beispielsweise. bei
                                                                Stuttgart: UTB.
der Planung einer Kampagne durch Schüler*innen
angesprochen werden.
                                                                Matthies, Ellen (2005). Wie können PsychologInnen ihr
8   Im Schulalltag nur unter bestimmten Bedingungen             Wissen besser an die PraktikerIn bringen? Vorschlag eines
umzusetzen, ggf. im Rahmen einer Projektwoche, wo               neuen integratives Einflussschemas umweltbewussten
beispielsweise. die ganze Klasse die IKT Nutzung einstellt.     Alltagshandelns. Umweltpsychologie, 9 (1), S. 62–81.

                                                                Schwartz, Shalom H./ Howard, Judith A.(1981). A normative
                                                                decision-making model of altruism. In: Rushton, J. Philippe/
Literaturverzeichnis
                                                                Sorrentino, Richard M. (Hrsg.), Altruism and Helping
Bliesner-Steckmann, Anna (2018). Handlungstheoretisch
                                                                Behavior. Hillsdale: Erlbaum, pp. 189-211.
fundierte Didaktik nachhaltiger Berufsbildung. Die Kluft
zwischen Wissen und Handeln. Wiesbaden: Springer VS.            Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale
                                                                Umweltveränderungen (WBGU) (2011). Welt im Wandel:
Bloom, Benjamin (1976). Taxonomie von Lernzielen im
                                                                Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Berlin:
kognitiven Bereich. Weinheim/ Basel: Beltz.
                                                                WBGU.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare
Sicherheit (BMU) (2020). Umweltpolitische Digitalagenda.
Berlin: BMU.

www.merz-zeitschrift.de                                                                                                         13
Dr. Anna Bliesner-Steckmann hat Erziehungs-        Dr. Franziska Stelzer hat Psychologie studiert
     wissenschaften studiert und an der Universi-       und an der Bergischen Universität Wupper-
     tät Duisburg-Essen promoviert. Sie war von         tal promoviert. Von 2011 – 2018 leitete sie die
     2010 – 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am     Stabsstelle ‚Qualitätssicherung transdisziplinärer
     Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie     Wissenschaftsprozesse‘ im Wuppertal Institut
     GmbH, Abteilung Nachhaltiges Produzieren und       für Klima, Umwelt, Energie GmbH. Seit 2019 ist
     Konsumieren, Forschungsbereich Innovations-        sie Projektleiterin in der Abteilung Nachhaltiges
     labore. Seit 2021 ist sie Mitglied bei der Deut-   Produzieren und Konsumieren, Forschungsbe-
     schen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft      reich Innovationslabore, im Wuppertal Institut.
     (DGfE). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Bildung     Ihre Arbeitsschwerpunkte sind transformative
     für nachhaltige Entwicklung, Verknüpfung von       und transdisziplinäre Forschung in nachhaltig-
     Lehr-/ Lerntheorie und -praxis mit Handlungs-      keitsorientierten Reallaboren, gesellschaftliche
     mustern in Produktion und Konsum, zielgrup-        Wirkung von Forschung, transformative Wissen-
     penspezifische Didaktik und Methodik, Trends       schaft und soziale Innovationen in Reallaboren/
     der Bildungsforschung.                             Living Labs.

14                                                                                    www.merz-zeitschrift.de
Sie können auch lesen