INTER NATIO - 365/24 Berlin
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BER Ort, der Synonym für den Wandel ist und an dem die DDR zwi- schenzeitlich den „Palast der LIN Republik“ errichtet hatte, steht Europas größte Kulturbaustelle kurz vor der Fertigstellung. Das Berliner Stadtschloss wird 25.8.2018 wieder aufgebaut. Inspiriert von zwei vielgereisten Brüdern wird INTER es künftig den Namen Humboldt Forum tragen. Eine Vielzahl kul- tureller Einrichtungen wird hier NATIO eine neue Heimat finden. Und dabei dürfen all die The- men, die Berlin besonders und NAL ambivalent erscheinen lassen, natürlich nicht fehlen. Sie liefern das Material für die Berlin-Aus- stellung von Kulturprojekte Berlin und dem Stadtmuseum Berlin, die auch zum Humboldt Forum gehören wird. Es wird um Revolutionen und Migration ge- hen, um Krieg und Grenzen, aber auch um Freiräume, Mode oder Vergnügen. So soll anschaulich werden, wie die Stadt zu dem wurde, was sie immer war: ein Berlin wird. Und wird gemacht. Ort, an dem global bedeutende Weltweite Entwicklungen, Ereig- Ereignisse Zeichen im urbanen nisse und Kulturen prägen und Raum hinterlassen haben. verändern die Stadt und wirken Die Ausstellung wird im Herbst von hier aus zurück in die Welt. 2019 eröffnen. Dieses Heft führt Der Umbruch hat Kontinuität; sie schon heute anhand der dann Berlin selbst ist eine Themen- verha n del ten T h emen du rc h welt, die 365 Tage im Jahr und Berlin wie durch ein Museum und 24 Stunden am Tag offen steht, verfolgt Spuren aus der Vergan- 70 MUSEEN, 700 VERANSTALTUNGEN, 1 TICKET erlebbar ist — in ihrer Vielfalt wie in ihren Widersprüchen. genheit bis in die Gegenwart. Und es gibt Tipps, wo das spürbar Eine Gemeinschafts- Im Zentrum der Stadt, an einem ist: in Berlin 365/24. WWW.LANGE-NACHT-DER-MUSEEN.DE veranstaltung der Berliner Museen mit
BE R LI N SCHLOSSPORTAL IM STA ATSRATSGEBÄUDE Ma n muss nur richtig hin- schauen. Das Gegenläuf ige f indet sich in Berlin immer BILDE R wieder vereint an überra- schenden Stellen. Im alten DDR-Staatsratsgebäude ( heute: European School of Management and Technolog y) f indet sich ein Rest des im Krieg zerstörten und danach gespreng ten Stadtschlosses. In den nüchternen 1960er- Berlinst Jahre-Bau ist das barocke soge- nannte Schlossportal IV inte- griert, das immerhin zu einem Fünftel aus Orig inalteilen besteht. Auf dessen Balkon hat Karl Liebknecht mal geredet, der 1918 einer der Republikausrufer war. Lieb- knecht schaute damals auf den Lustgarten. Nun lieg t das umgesetzte Portal an der Südseite des wiederaufge- 2 bauten Schlosses. 1 Lady in Red vor 3 Häuserfassaden dem Kanzleramt zu Street-Art- Leinwänden 2 Brandenburger Tor: erst Stadtgrenze, dann Ort der Teilung, heute Kissenschlacht- 5 Kulisse 3 „DIE SCHÖNHEIT DER STADT “ 1 MUSEUM EPHRAIM- POTSDAMER PAL AIS PL ATZ u KLOSTERSTRASSE s u POTSDAMER Weeßte, kennste?! Berlin ist mehr als die Summe seiner Klischees, die Berlin aus Künstler*innen- PL ATZ man in Minden, Madrid und Milwaukee kennt. Mehr als die Stadt mit der sicht, das ist mal Metropolis, Stellen Sie sich mal vor, was BERGHAIN mal Sündenbabel, mal Hinter- hier früher war: Brache. s OSTBAHNHOF Mauer, mit Clubs in alten Industriehallen, mit einem alten Flughafen zum hof idyll und mal völlig abs- Davon kann man sich et wa Ist Nacht, ist Tag ? Man weiß Drachen steigen lassen und einem neuen, der noch fertig werden muss. trakt. Werke vom 19. Jahr- in Wim Wenders Filmklassiker es nicht. In jedem Fall tobt Mit günstigen Mieten (zumindest im Vergleich). Im Schatten dieser hundert bis heute zeigt die „Der Himmel über Berlin“ ein die Party für alle, die Schlange Sonderausstellung an diesem Bild machen. Das Weinhaus und Türsteher*innen über- weitverbreiteten Bilder lässt sich sogar Schönheit entdecken. Alltägliche Standort des Stadtmuseums Huth war darin das letzte leben. Was genau geht, blei bt Vielfalt sowieso. Genaues Hinschauen lohnt sich. Denn Berlin überrascht. (23. Februar bis 26. August nach dem Krieg übrig aber Geheimnis. What happens Immer wieder. Immer noch. 2018). gebliebene Gebäude. in Berg hain stays in Berg hain.
R EVO LUTION Umgestürzt 7 Auf Barrikaden wurde „ATL AS DES in Berlin schon im- KOMMUNISMUS“ GORKI-THEATER mer gern gestiegen. t KUPFERGRABEN Ob 1848, 1918/19, In der Dokumentartheater- 1967/68 oder 1989: Inszenierung erzählen meh- ZIONSKIRCHE rere (Frauen-)Generationen Revolutionen und t ZIONS- konkret über ihren Traum von Revolten brachen hier KIRCHPL ATZ einer besseren Welt. Und was aus, aber auch von Die „Umweltbi bliothek“ draus wurde. Oder auch nicht. in der Zionskirche ist eine Revolution und Alltag. Die außen in die Stadt ein. Keimzelle der Friedlichen zweite Saison im Repertoire. Impulse dazu kamen Revolution von 1989, zudem aus Paris oder Kiel, eine der alternativen Publi- zi tät. 1931/32 betete Dietrich CHE GUEVARA aus Kuba, Algerien 1 Bonhoef fer in dem Haus. ZU BESUCH IN und dem Kongo, aus Sonntags (12—17 Uhr) lässt DER DDR 1960 Polen, Ungarn oder sich die Aussicht vom Turm Im Dezember 1960 reiste genießen. Che Guevara in die Haupt- Leipzig… Im Wechsel- stadt der DDR. In seiner spiel wurde daraus olivgrünen Uniform f iel er Weltpolitik, die in FRIEDHOF DER zwischen all den Anzug trä- MÄRZGEFALLENEN gern auf. Dabei kam er in Berlin mal gemacht, t PL ATZ DER ziviler Mission als Präsident mal unterstützt wurde. VEREINTEN NATIONEN der kubanischen National- 1 Umbruch im eigenen Dass Umsturz auch Die Opfer der Barrikaden- bank, um den Zucker zu kämpfe von 1848 wurden verkaufen, den die USA nach Leben: Monika Zimmering in friedlich geht, zeig- auf einem eilig eigens für der kubanischen Revolution „Atlas des Kommunismus“, ten die Kerzen in den sie hergerichteten Friedhof nicht mehr abnahmen. Seine inszeniert im Gorki-Theater Händen 1989, die im entstehenden Volkspark Dolmetscherin war Tamara Friedrichshain bestat tet. Bunke, die ihm nach Kuba 2 Mahnwache Mauer und Eisernen vor dem Stasi- Todesopfer der November- folg te. Wie er wurde sie Archiv in Vorhang zum Einsturz revolution kamen 1918 noch 1967 im bolivianischen Lichtenberg im 2 September 1990 brachten. hinzu. Befreiungskampf ermordet.
FR E I R ÄU M E Platz da! 2 Regeln? Schranken? Mauern? HOLZMARKT Braucht in Berlin kein Mensch. 1 Schwules Leben im Schwulen 3 Seit 2006 ernten bosnische b OSTBAHNHOF Die Sperrstunde wurde im West- Projektentwicklung von Museum* Kriegsf lüchtlinge im Garten 2 Städtische teil schon 1949 abgeschafft; das unten. Am Ufer der Spree, Gärtner, Rosenduft am Gleisdreieck- am Werk in den das mittlerweile von teuren Nachtleben der Inselstadt war Prinzessinnen- park Wohn- und Geschäftsbau- gärten am legendär. Subkultur, Clubs, Hacker- ten gesäumt ist, fällt dieses Kreuzberger Moritzplatz szene, und David Bowie lebte 3 offen zugäng liche Areal aus dem Rahmen. Clubs und Kita, Ende der Siebziger mal hier. Werkstatt und Wohnen, Bier Nach dem Mauerfall kam Techno und Büro: Auf dem alten aus der US-Industriestadt Detroit Bar25-Gelände direkt an der und traf in Berlin auf viel leeren 1 Spree bringt eine Genossen- schaft alles zusammen. 9 Raum. So wurde Zwischennut- zung zur lokalen Besonderheit: THAI-WIESE u FEHRBELLINER URBAN NATION BAUMHAUS Betonwüsten zu Blumenbeeten, PL ATZ MUSEUM OF CONTEM- AN DER MAUER B ran dwä n d e z u Kuns t we rke n Riecht nach asiatischer SCHWULES MUSEUM* PORARY URBAN ART b BETHANIENDAMM und Parks zu Streetfood-Märkten. Garküche, schmeckt nach u NOLLENDORFPL ATZ u NOLLENDORFPL ATZ Eine kleine, zu Ost-Berlin asiatischer Garküche, wird Die Geschichte des Kampfes Eigentlich log isch: Was sich gehörende Verkehrsinsel auf Was davon demnächst noch sein aber im Preußenpark frisch um Gleichberechtigung aller früher f lüchtig und unge- der Westseite der Mauer? wird? Die Spielräume werden unter freiem Himmel zuberei- sexuellen Orientierungen plant als ungefragte Kunst Perfekter Platz für ein Baum- kleiner. Andererseits ist Freiraum tet. Einst Thailänder*innen-, wird hier sei t 1985 erforscht, im öf fentlichen Raum zeigte, haus mit Garten! Von Osman heute Szene-Treff, und nach archiviert und in wechseln- bekommt jetzt ein Museum. Kali in den frühen 1980ern nicht nur eine Frage von Flächen, Jahren als Provisorium aktuell den Ausstellungen öf fentlich Street Art in Bilderrahmen. gegründet, sorgt jetzt die sondern eine Form des Denkens bedroht vom bürokratischen gezeigt. Auch: welche inof f i- Werke von 190 internationa- zweite Generation für das und Gestaltens. Druck zur Insitutionalisierung. ziellen Treffpunkte es gab. len Künstler*innen. Grün-Guerilla-Projekt.
„Durch die historische Teilung der Stadt hat Berlin eine ganz besondere Situation. Im Schatten der Mauer konnten sich Soziotope, Experimentierfelder, zum Beispiel in Kreuzberg und Prenzlauer Berg entwickeln. Auf dem ehema- ligen Grenzstreifen entstanden dann nach der Wieder vereinigung Brachf lächen, die neu genutzt wurden, etwa am Mauerpark. Da wurden Möglichkeitsfenster genutzt, die sich immer wieder mal öffnen, sich nach einer Weile aber auch wieder schließen.“ PROF. DR. F EL ICI TAS H I L L M AN N TU B erl in , In s t it u t f ü r S t ad t - u n d R eg ion al p l an u n g s ow ie Leib n iz-In s t it u t f ü r rau m b ezog en e S ozial fors chu n g (IR S )
G RE N Z E N „ENTHÜLLT. BERLIN UND SEINE DENKMÄLER“ „OST-BERLIN — DIE HALBE HAUPT- Weiter geht’s ZITADELLE SPANDAU STADT “ MUSEUM u ZITADELLE EPHRAIM-PAL AIS Die Zi tadelle ist eine Fes- u KLOSTERSTRASSE MAUER-RADWEG tung aus der Zei t, als sich Ost-Berlin, wie es war, wurde Früher Todesstreifen, heute gegen das Außen verteidigt und heute noch erkennbar beliebtes Ziel der Naherho- werden musste. Heute ge- ist. Eine Hälf te von Berlin, lungsbedürf tigen, per Rad hört Spandau zu Berlin, die aber „Hauptstadt der DDR“. oder zu Fuß. Auf 160 Kilo- Schutzmauern sind Relikte Und ganzer Stolz. Die Aus- metern geht es einmal rund der Vergangenhei t. So wie stellung darüber läuf t von Die Hauptstadt als um West-Berlin — entlang viele Denkmäler. Die werden Oktober 2018 bis Mai 2019 an Integrationsmaschine. des Weges, auf dem einst die heute dort ausgestellt. Größ- diesem Expohaus des Stadt- Mauer stand. ter Promi: Lenins Kopf. museums. Spandau? Köpenick? Blankenburg? Seit 1920 1 An der 2 Lichtgrenze vor machen sie Berlin erst Schwedter East Side Galler y. Straße in Reenactment des zu Berlin, wie wir es heute Prenzlauer Mauerfalls zu Berg endet der dessen 25. Jahres- kennen: zu einer Groß- Hinterhof an der tag 2014 Hinterlandmauer stadt. 40 Jahre nach der 1 zur Mauer Eingemeindung hieß es dann an der Sektoren- grenze: „Keinen Schritt weiter. Sonst wird ge- schossen.“ Die einen 13 wurden ein-, die anderen WHEELMAP.ORG ausgesperrt. Da galt es, Manche Grenzen werden von andere Grenzen zu deh- vielen nicht gesehen. Solche nen, als Hausbesetzer*in zum Beispiel, die seit 2010 wheelmap.org markiert — ein in Kreuzberg oder Künst- interaktiver, crowdkompi- ler*in in Prenzlauer Berg. lierter, ständig erweiterter Doch nicht alle Grenzen Open-Data-Stadtplan, der über die Barrierefreiheit sind so sichtbar wie eine von Ämtern, Museen, Cafés Mauer. Sie verlaufen Auskunft g i bt. Drei Farben zwischen oben und unten, geben Info: grün (voll roll- stuhlgerecht), gelb (teilweise arm und reich. Zwischen rollstuhlgerecht), rot (nicht Ost und West. Wobei rollstuhlgerecht). Früher der Vorteil der Großstadt verständig te man sich über Flyer und Broschüren. Heute Berlin ist, dass hier in dank mobilem Internet. Kommt der Regel jeder sein Ding aus Berlin. Lässt sich aber machen kann. 2 auch auf Weltgröße zoomen.
VER GN ÜG E N Prächtig amüsieren A b g e ht d i e Pa r t y und die Part y g e ht ab . Hedonisten, Hipster un d Ha l l od r i s — Be rli n is t ihre St adt . O b da z u La ckleder bekleidu ng o d e r H i g h He e l s, Te chno ode r Ts chaikowski, ein Kinosa a l oder eine pas swor tg e sc h ü t zte A b ris s haus p art y g e hören, ist j edem selbst über l a sse n : d a s i s t Te i l de s Konze pt s . S chon seit den Goldenen 1 Zwan z i g e rn . O d e r s e i t Bolle , de m He lde n des gleichna m igen G as s e n h a u e r s. Wo de r S p aß auf hört ? V ie lleicht da , wo Clu bs in I n n en st a d t l a g e n schlie ß e n müs s e n, we il die Ra u m m ieten z u te ue r si n d . L ä sst sich auch als He raus forder u ng begreifen: Es gilt, i mmer i n B ewe g u ng zu b le i b e n. 3 CLUB „TRESOR“ Heute residiert der „Tresor“ 2 im ehemaligen Heizkraftwerk Mitte in der Köpenicker Straße. BERLINALE 1 In Clärchens Ballhaus hat Tanz Tradition 3 Heike Makatsch trifft auf den Fotografen-Pool Seinen Namen hat sich der weltberühmte Club aber von 15 der Berlinale s u POTSDAMER 2 Eintauchen in 1991 bis 2005 in der Leipziger Barbara Krugers CL ÄRCHENS PL ATZ „ZURÜCKGESCHAUT “ Straße gemacht — in den Tresor- Installation bei BALLHAUS Die Internationalen Berliner MUSEUM TREPTOW Sprüth Magers räumen des Kauf haus Wert- s ORANIENBURGER Filmfestspiele sind ein Kind t JOHANNISTHAL währen d der Berlin Art Week heim, einst das schönste in STRASSE des Kalten Kriegs, wurden (KIRCHE) 2017 Deutschland. In der NS-Zeit Betreutes Schwofen sei t vom US-amerikanischen Film Die Ausstellung vergegen- wurden die jüdischen Besitzer 1913, mi t Band und Tanzkurs, Off icer in der Mili tärreg ie- wärtig t e in beschäm end e s enteignet, im Krieg das Haus bei Bedarf. An der Theke rung als „Schaufenster der Vergnügen: Die erste deutsche zerstört, zehn Jahre danach saßen schon Heinrich Zille freien Welt“ ini tiiert und 1951 Kolonialausstellung 1896 die Ruine abgerissen. Nur die und Franz Bi berkopf (alter erstmals ausgerichtet. Heute: im Treptower Park. Samt Tresorräume blieben. Und einige Bekannter aus Döblins „Berlin 360 Filme für 500.000 Kino- „Völkerschau“, einem anderen Schließf ächer haben den Umzug Alexanderplatz“). besuche in zehn Tagen. Wort für: Menschen-Zoo. ins jetzige Domizil mitgemacht.
KRIEG Frieden schaffen Von Berlin aus wurde Krieg über Europa und die Welt gebracht, mehrfach. Dann kam der Krieg nach Berlin zurück. Bis heute sind Einschusslöcher in Fassaden, Lücken in Straßenzügen tagtägliche Mahnung. In den vergangenen Jahren wurden diese Spuren jedoch rarer. Museen, Originalschauplätze, aber auch für Ewigkeiten vor- gesehene Bauwerke übernehmen das Gedenken. Neben den Erinne- rungen bleibt der Krieg auch gegenwärtig: durch Menschen, die aus 1 Syrien und anderen Ländern vor Kriegen fliehen. BERLINER 17 SCHWERBEL ASTUNGS- UNTERWELTEN KÖRPER u PL ATZ s u GESUNDBRUNNEN DER LUFTBRÜCKE Entschuldigung, aber Sie Ob der Berliner Sand einen haben hier unten einen Bunker kolossalen Triumphbogen vergessen. Was vom Zweiten trägt? Das musste Al bert Weltkrieg und der folgenden Speer 1941 / 42 mi t seinem Atomkrieg-Angst übrig blieb, Betonklotz in Tempelhof noch ist heute in Führungen zu rasch klären. Erst nach dem besichtigen. FILMGALERIE Krieg folgte die Auswertung: BERLIN hätte nicht gehalten. s NORDBAHNHOF 1 Einschuss- VOLKSPARK PRENZ- u ROSENTHALER löcher weichen. L AUER BERG PL ATZ Die Kunst- installation JÜDISCHES s L ANDSBERGER Top-Auswahl. Top-Tipp: „Fuge“ von MUSEUM ALLEE „B-Movie. Lust & Sound in Sonya Schönberger u KOCHSTRASSE In Be rl i n g i b t e s Be rge? West-Berlin 1979—1989“: Ein (2014) hält die Erinnerung Neuauf lage des welt wei t ers- Ja , au s K r i e g s t r ü mme r n. 20-jähriger Uniformfetischist mit goldener ten solchen Hauses, das die Hi e r l a ge r t , wa s i m We l t kr i e g aus Eng land dokumentiert Farbe wach Nazis kurz vor dem Zwei ten r u nd u m de n A l exa nde r- den Geist der Nachkriegszei t, 2 Die Cucula- Weltkrieg schlossen. 2000 p l at z ka p u t t g i ng . O b e nau f eine Subkultur, die Musik Werkstatt ebnet Gef lü- Jahre jüdische Geschichte pf l a nz t e ma n R a s e n, Bäu me macht, die nach Schlachten- chteten den im furiosen Neubau des Star- u nd s ch u f — Be rl i ns ge h e i m- lärm und Industrie klingt. Weg in die 2 Arbeitswelt archi tekten Daniel Li beskind. t i p p i g s t e n Pa rk. Einstürzende Neubauten.
„ K rie g be d e ut e t für m ich, im mer i n Angs t zu l e be n. Ich habe als Jo urnali sti n i n Da ma s k us ge arbe it e t u nd in ei nem Te il d e r St a dt ge wohnt , d e r vom IS ko nt rol l ie rt wurd e . A ls Frau , di e allei ne l e bt u n d kein Kopf t uch t räg t , war das se h r p ro bl em at is ch. Vo r zwe i Jahre n habe ich m ich entschi e- d e n , zu f l ie he n — ohne Blick zurück. In B e rl in f ühle ich m ich in Sicherheit, a b e r n ic ht fre i. In d e r f re m d en Sprache ka n n ic h n icht alle m e ine Id e en a u s d rü c ke n; d e r Rhy t hmu s d es Leb ens i s t ga nz a nd e rs . Für m ich hat der K ri eg ei n f a c h a l l e s ve ränd e r t . Da s s B e rl in auch d u rch Kr ie ge gepräg t w u rd e , we iß ich. Abe r ich m erke es d e r St a dt he ut e nicht m e hr an. Ob es i n Da ma s k us in 4 0, 5 0 Jahre n auch so s e in w ird ?“ Z OYA A N W E R MA HFOU D Jo u r n a l i s t i n a u s S yrien, arbeitet in Berl in a ls S oz i a l a r b e i t e r i n in einem Frauenh aus
MODE U8 u NEUKÖLLN Das Comeback der Schnee- jeans. In Kombination mi t SED-Zentralkomitee-Gedächt- Hat Style nisbrillen. Dazu Jutebeutel. Nichts gewährt einen besse- ren Einblick in die aktuelle Hipstermode als ein Trip mi t der U-Bahnlinie 8 1 durch Neukölln. Unterhemd, Jogginghose, dazu Badeschlappen: 1 Fear and 3 Ja, wo laufen loathing Sie denn? Auf Solche Fashion-Statements werden in Berlin in Berlin der Alternative Fashion Week nur noch ironisch getragen. In Hinterhöfen 2 Eine ganz normale 4 Glamour im nähen kleine Labels eigene Kollektionen, in Berliner Straßenszene Großstadt- dschungel des der U-Bahn proben Hipster die neuesten stillgelegten Spreeparks Trends. Das Ergebnis wird zweimal im Jahr vor großem Publikum auf Welt-Tauglichkeit getes- tet — bei der Fashion Week. Die hat übrigens Tradition. Denn als von jüdischen Produzent*- innen geprägte Modestadt florierte und expor- tierte Berlin schon im 19. Jahrhundert; die erste Berliner Mod ewoc he g ab e s 19 18. D aran m u ss n ur an g e k n ü pf t we rde n. D e r e i ns t ig e Ruf a ls i nte r nat i on a l e Mode met rop ole i s t aber noch nicht erreicht — die Vielfalt der Stadt in Mode auszudrücken aber schon. 3 FASHION WEEK Schulterpolster: gerade in 21 oder out? Derartige Fragen 2 werden jedes Jahr im Januar KUNSTGEWERBE- und im Sommer (3. bis 7. Juli MUSEUM 2018) auf dem L aufsteg und s u POTSDAMER in Messehallen geklärt. BIS ES MIR VOM PL ATZ ALTERNATIVE LEIBE FÄLLT Mode als Kunsthandwerk? FASHION WEEK u KLEISTPARK Gehört ins Museum! 150 Jahre Noch eine Modewoche. Für alle, die sich denken: Diese Aus alt näh neu. Das Verände- Mode-Geschichte in 130 „Fashion Week“-Fashion Week rungsatelier hält nichts vom Kostümen von Paul Poiret bis ist echt sowas von Mainstream. Wegschmeißen. Die Lieblings- Christian Dior. Nicht denkbar Noch unangepasster, noch jeans verdient ein zweites ohne den Ankauf der Samm- nachhaltiger, noch unbekann- Leben als Tasche. Und die lung von Martin Kamer und tere Talente. Umwelt freut’s sowieso. Wolfgang Ruf. 4
„Berlin war Ende des 19. Jahrhunderts die Hauptstadt der Konfektionsmode. Die erste Modenschau Berlins f and 1910 im Hause Herrmann Gerson in Sichtweite des Berliner Schlosses mit Modellen des Pariser Couturiers Poiret statt; 1918 wurde die erste Berliner Modewoche ins Leben gerufen. Groß e Mo de häus e r arbe it e t e n eng mit namhaften Künstlern und Architekten vom Deutschen Werkbund und Bauhaus zusammen und waren damit Wegbereiter der Moderne. Exporte gingen in die ganze Welt. Bewusst wurde im National- sozialismus mit dieser Tradition gebrochen, Firmen ‘arisiert’, berühmte Firmenn a m e n a u s g e l ö s c h t , d i e B e s i t z e r f a m i l i e n ve r trie- ben und ermordet. Bis in die 1950er Jahre prof itierte man allerdings weiter vom Ruf und Können der Vorkriegszeit.“ DR. GE SA KESSEMEIER Mo d e - u n d Ze i t h i s t o rik erin
M IGRA T ION Immer in Bewegung Ur-Berliner*in ist, der oder dessen Vorfahr*innen irgendwann in die Stadt kamen. Im 17. Jahrhundert waren es die protestantischen Hugenotten aus Frankreich, im 19. Jahrhundert die Arbeitssuchen- den aus Osteuropa, im 20. Jahrhundert „Gastarbeiter*innen“ aus der Türkei und „Vertragsarbeiter*innen“ aus Vietnam. Heute machen ihre Wurzeln, Mitbringsel und Aneignungen die Stadt aus — sei es als 1 Dom auf dem Gendarmenmarkt, als Trottoir in der Sprache oder in Form von Döner, Bánh Mì und Bagel auf dem Teller. Und der Prozess geht weiter. Denn Berlin steht nicht still. Es ist hin und weg. DONG XUAN CENTER HOUSE OF ONE t HERZBERG- u SPITTELMARKT STRASSE Lessings Traum soll ab 2019 Wo die Winkekatzen wohnen. auf dem Petriplatz entstehen. 3 Und die blinkenden „Geöf f- Synagoge, Kirche und Moschee net“-Schilder. Und nebenher unter einem, vom Berliner 1 Berliner 3 Ankunft in etwas, g i bt es das authentischste Architekturbüro Kuehn Klassiker: das anfangs nicht vietnamesische Essen der Malvezzi entworfenen Dach. 25 Der Spätkauf als Alltag gedacht mit Internet- war: „Vertragsar- Stadt. Der Besuch des Groß- anschluss beit“ aus Vietnam in Ost-Berlin, markts in Lichterberg ersetzt 2 Bananen- Bevorratung 1973 eine Fernreise. RUSSISCH-ORTHO- auf dem DOXER FRIEDHOF türkischen Markt am TEGEL u HOLZHAUSER „ROUTE 4 4“ Maybachufer WERKSTATT STRASSE NEUKÖLLN DER KULTUREN Zwiebeltürme in Hell bau, Ob Wahlheimat oder Zu- u HERMANNPL ATZ krasiwyj! Sei t 1893 Begräbnis- f luchtsort, Migrantinnen Wo Neukölln auf Kreuzberg platz für Anhänger*innen der führen durch ihr Neukölln triff t, laufen Kultur und Kul- russisch-orthodoxen Kirche. und erzählen dabei ihre 2 turen aus aller Welt zusam- Verwunschener Ausf lugsort, Geschichten. Ein Pendant men. Plat tform für Veranstal- krass urban an der Stadtauto- im Wedding g i bt es auch, tungen und Festivals, Wiege bahn gelegen. Nabokovs Vater die „Route 65“. Anmeldung des Karnevals der Kulturen. ist hier beerdigt. erforderlich.
„ Ic h f ü h l e m ich als e ine vom Prenzlauer B e rg . Mit uns e re m Ve re in he lfen wi r, d a s s e s a nd e re n Vie t nam e s innen auch s o ge ht . Dafür bie t e n wir Sp rachkurse und Re c ht s be rat ung , abe r auch ei nen i nt e rk u lt ure lle n Frau e nt re ff an. Wir s pre c he n De ut s ch, abe r wi r wollen uns e re Ku lt ur le be n u nd u ns eren d e ut s c h e n Fre und e n ze ige n — etwa b ei m ge m e in s a me n Fe ie r n d e s Ne ujahrsfestes. Ic h s e l bs t bin in Hanoi ge boren und 1 974 f ü r m e ine Aus bild u ng nach Ost- B e rl in ge kom m e n. Sp ät e r hab e i ch a l s Sp ra c hm it t le r in für d ie vi elen vi et- n a m e s is c he n Ve r t rags arbe it er i n der DDR ge a rbe it e t . 1990 wu rd e n si e e nt l a s s e n u nd s ollt e n zur ü ck nach Vie t n a m . Es war d am als e in Kampf, i n B e rl in zu ble i be n. Abe r ich b i n hi er z u Ha u s e .“ HOA I T H U Fra u e n p roj e k t Vi nap h unu
WE LT DE N KE N JACOB-UND- WILHELM-GRIMM- ZENTRUM s u FRIEDRICH- STRASSE Größter, freilaufenden Biblio- theksbesucher*innen an einem Ort zugänglicher Bestand Geht durch den Kopf im deutschsprachigen Raum. Nicht nur für Studierende der Humboldt-Universität. Schicker Zehngeschosser 2 rund um den Lesesaal. Man kann Berlin nicht begreifen 1 Platz für 3 Lässig, diese Erkenntnisse Berliner 29 ohne seine Verbindungen zur im Lesesaal des Hinterhöfe… Grimm-Zentrums Welt. Das wussten schon die 2 Berlin im Fokus Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt. Als Gelehrte und „[L AUT ] DIE WELT HÖREN“ Forschungsreisende verstanden HUMBOLDT-BOX sie die Welt als Ganzes, in den s u ALEX ANDERPL ATZ Hierarchien von damals. Folgt Technisch einfangen lassen sich Klänge sei t 140 Jahren. man ihrem Geist, hat der perma- Doch was löst das Hören aus? nente Perspektivwechsel Metho- Und wem gehört der Klang ? de: ins Verhältnis bringen und Das klärt die Ausstellung in der Humboldt-Box (22. März neu sortieren, aus der Gegen- bis 16. September 2018). wart auf die Geschichte schau- en und damit anders verstehen. Das Humboldt Forum sieht’s genauso — und Spuren der Humboldts finden sich schon NATURKUNDE- heute an vielen Orten der Stadt. MUSEUM u NATUR- KUNDEMUSEUM Manche der 130.000 in Alkohol archivierten Fische hat Alexander von Humboldt noch persönlich von seinen Exkursionen mi tgebracht. Gezeigt wird die Hälf te aller 1 bekannten Arten. 3
Berlin wird. Und wird gemacht. Weltweite Entwicklungen, Ereignisse und Kulturen prägen, verändern und formen und wirken von hier aus zurück in die Welt. Das zeigt das Humboldt Forum in seiner Gesamt- heit: Mit den über 20.000 Exponaten des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin — Stiftung Preußischer Kulturbesitz, mit dem Humboldt-Labor der Hum- boldt-Universität zu Berlin, mit dem Museum des Ortes, mit zahlreichen Sonderschauen und Veranstaltungen, unter der Federführung der Stif- tung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Und natürlich mit der Berlin-Ausstellung. Sie wird die vielen Realitäten der Stadt aus ebenso vielen Perspektiven erzäh- len. Das bedeutet Offenheit, liefert Gesprächsstoff, befördert Aus- tausch. Dazu gehört auch, Eigen- heiten, Gegensätze und Problema- tisches ins Auge zu fassen. Besucher*innen werden die Welt in Berlin und Berlin in der Welt neu kennenlernen und entdecken — an Spuren in der Geschichte und der internationalen Gegenwart in der Stadt. Historie ist nichts Abge- schlossenes, sondern etwas, das gerade in Berlin sehr lebendig ist und immer wieder neu verstanden werden kann. Anhand der Aspekte, die dieses Heft schon einmal auf seine Weise beschrieben hat. Freuen Sie sich darauf. Ab Herbst 2019.
BILDNACHWEIS BERLIN-BILDER S. 4 VERGNÜGEN S. 14 MIGRATION S. 24 1 © Martin U Waltz 1 © visi tBerlin, Foto: visumate 1 © Art Directors & TRIP 2 © Martin U Waltz 2 © Antje Schröder Alarmy Stock Foto 3 © Lena Giovanazzi 3 © Xiomara Bender 2 © Ines Ebel 3 © picture alliance ZB REVOLUTION S. 6 KRIEG S. 16 Horst Sturm 1 © Ute L ang kafel MAIFOTO 1 © Christof Zwiener MIGRATION S. 26 2 © Christian Schulz Robert- 2 © Dawin Meckel OSTKREUZ Havemann-Gesellschaf t © Jörg Brüggemann KRIEG S. 18 OSTKREUZ FREIRÄUME S. 8 © Andreas Brandau WELTDENKEN S. 28 1 © L anchonete.org Filmstill aus „Queer Ci ty“ MODE S. 20 1 © Gonzales Photo (Reg ie: Danila Bustamante) Alamy Stock Foto 1 © Marie Louise Haefner 2 © Lena Giovanazzi 2 © Lena Giovanazzi 2 © Ophélie Rondeau 3 © Big i Möhrle 3 © Martin Schumann 3 © Hélène R. Hidalgo 4 © Kirsten Becken FREIRÄUME S. 10 WELTDENKEN S. 30 © Speedminton GmbH, Berlin MODE S. 22 © Lena Giovanazzi © Mystyler y.com GRENZEN S. 12 SWITCH S. 32 1 © Matthias Lüdecke © Marcello Zerlet ti TITEL S. 22 2 © REUTERS A xel Schmidt © Lena Giovanazzi IMPRESSUM HERAUSGEBER DIE BERLIN-AUSSTELLUNG IM HUMBOLDT Kulturprojekte Berlin GmbH FORUM entsteht im Auftrag des Landes Berlin Geschäf tsführer: als Ko-Produktion von Kulturprojekte Berlin Mori tz van Dülmen und dem Stadtmuseum Berlin. THE BERLIN Klosterstr. 68 | 10179 Berlin EXHIBITION AT THE HUMBOLDT FORUM was commissioned by the State of Berlin as a co- KOORDINATION production bet ween Kulturprojekte Berlin and Jana Sperling the Stadtmuseum Berlin. KONZEPT UND REDAKTION Matthias Dell KONTAKT CONTACT REDAKTIONELLE MITARBEIT info@huf-ausstellung.berlin Juliane Wiedemeier LEKTORAT CHEF-KURATOR Jana Sperling, Clara von Schell des Landes Berlin im Humboldt Forum CHIEF CUR ATOR ART DIRECTION for the state of Berlin at the Humboldt Forum Ines Ebel, Georg von Wilcken Paul Spies L AYOUT Caroline Menges, Bianca Sof f LEITUNG KURATORENTEAM TEAMLEADER CUR ATORIAL TEAM BILDREDAKTION Brinda Sommer Lena Giovanazzi ÜBERSETZUNG PROJEKTLEITUNG Catherine Hales HEAD OF PROJECT MANAGEMENT Simone Leimbach DRUCK PieReg Druckcenter Berlin GmbH BERLIN 365/24 ist eine Ini tiative von Kulturprojekte Berlin und visi tBerlin: 365-24.BERLIN
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