Impfquoten bei Erwachsenen in Deutschland - Aktuelles aus der KV-Impfsurveillance

 
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Impfquoten bei Erwachsenen in Deutschland - Aktuelles aus der KV-Impfsurveillance
Epidemiologisches Bulletin      50 | 2021      16. Dezember 2021                                           3

  Impfquoten bei Erwachsenen in Deutschland –
  Aktuelles aus der KV-Impfsurveillance

  1. Zusammenfassung                                        wird aber weiterhin verfehlt. Auch die Influenza-
  Mit der Verfügbarkeit neuer Impfstoffe, die einen         Impfquoten bei Erwachsenen mit impfrelevanten
  Schutz vor im Erwachsenenalter auftretenden Er-           Grunderkrankungen sowie bei Schwangeren liegen
  krankungen bieten, gewinnen Impfungen auch in             immer noch auf einem zu niedrigen Niveau. Die be-
  dieser Altersgruppe zunehmend an Bedeutung.               stehenden Impflücken erhöhen das Risiko für
  Auch die Datenlage zur Krankheitslast impfver-            schwere Krankheitsverläufe und Hospitalisierun-
  meidbarer Erkrankungen im Erwachsenenalter hat            gen, die insbesondere unter Pandemiebedingungen
  sich im letzten Jahrzehnt durch epidemiologische          auch zu einer zusätzlichen Belastung der Gesund-
  Studien und neue Meldepflichten verbessert. Das           heitsversorgungssysteme führen können. Dasselbe
  Konzept des lebensbegleitenden Impfens ist mitt-          trifft auf die Impfquoten der Pneumokokken-Imp-
  lerweile in einer Resolution der Europäischen             fung zu: Auch sie erreichen trotz eines zu verzeich-
  ­Union (EU) und in der regionalen bzw. globalen           nenden Anstiegs weiterhin kein zufriedenstellendes
   Impf­agenda 2030 der Weltgesundheitsorganisa­            Niveau.
   tion (WHO) verankert.
                                                            Die Impfquoten der Herpes-zoster-Impfung liegen
  Wir berichten zur Inanspruchnahme von Routine­            im zweiten Jahr nach der STIKO-Empfehlung noch
  impfungen bei Erwachsenen in Deutschland und              weiterhin im einstelligen Prozentbereich. Dabei
  zeigen die Trends der letzten Jahre auf. Im Ver-          stand der Umsetzung der Impfempfehlung zu-
  gleich zu den Vorjahren haben sich 2020, dem ers-         nächst die eingeschränkte Verfügbarkeit des emp-
  ten Jahr der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)         fohlenen Impfstoffs entgegen. In den kommenden
  Pandemie, die Impfquoten mehrerer von der Stän-           Analysen wird sich zeigen, ob mit zunehmender
  digen Impfkommission (STIKO) für Erwachsene               Impfstoffverfügbarkeit auch die Inanspruchnahme
  empfohlenen Impfungen erhöht. Insbesondere bei            dieser Impfung ansteigt.
  Impfungen gegen respiratorische Erreger ist die er-
  höhte Inanspruchnahme zu beobachten. Insgesamt            Nur zirka die Hälfte der Erwachsenen lässt ihren
  erscheint die Nutzung von Impfstoffen im Erwach-          Impfstatus gegen Tetanus und Diphtherie empfeh-
  senenalter jedoch weiterhin verbesserungswürdig.          lungsgemäß alle 10 Jahre auffrischen. Dieser Wert
  Die hier präsentierten Ergebnisse bieten ein räum-        hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert.
  lich und zeitlich umfassendes und aktuelles Bild der      Dagegen ist die Inanspruchnahme der Pertussis-
  Impfinanspruchnahme in Deutschland. Zum einen             Impfung in den vergangenen Jahren zwar kontinu-
  machen sie positive Entwicklungen des Impfge-             ierlich auf mittlerweile über 40 % gestiegen, ohne
  schehens in Deutschland mit zuletzt gestiegenen           jedoch die Werte der Tetanus- und Diphtherie-Imp-
  Influenza-, Pneumokokken- und Masern-Impfquo-             fung (Td-Impfung) zu erreichen. Die seit mehr als
  ten sichtbar; zum anderen identifizieren sie Defizite     10 Jahren bestehende Empfehlung, die nächstfällige
  und zeigen Handlungspotenziale auf.                       Td-Impfung auch zur einmaligen Pertussis-Imp-
                                                            fung zu nutzen, wird damit nur unzureichend um-
  So hat sich der bereits in der Saison 2018/19 gezeig-     gesetzt.
  te Anstieg der Influenza-Impfquote in allen unter-
  suchten Alters- und Indikationsgruppen auch               Im Jahr 2020 hatten nach 1970 geborene Erwach-
  2020/21 fortgesetzt. Damit steigt die Inanspruch-         sene die höchste jährliche Inanspruchnahme der
  nahme die dritte Saison in Folge. Das Ziel einer          ­Masern-Impfung seit Aussprechen der Impfemp-
  Impfquote von 75 % bei Seniorinnen und Senioren            fehlung für diese Gruppe. Diese Entwicklung steht
Epidemiologisches Bulletin    50 | 2021     16. Dezember 2021                                               4

  in einem zeitlichen Zusammenhang zum Inkraft-          pen aufzeigen und Maßnahmen zur Schließung der
  treten des Masernschutzgesetzes.                       Impflücken zielgerichtet planen zu können.

  Ältere Menschen haben bei einer Frühsommer-
  meningoenzephalitis-(FSME-)Infektion ein deutlich      3. Ergebnisse
  höheres Risiko als Kinder, schwer zu erkranken und     Eine Übersicht zu den Ergebnissen der Impfinan-
  bleibende Komplikationen zu erleiden. Dennoch          spruchnahme zum jeweils aktuellsten Datenstand
  sind die FSME-Impfquoten bei Erwachsenen in den        auf Ebene der KV-Regionen und bundesweit ist in
  ausgewiesenen Risikogebieten in allen Altersgrup-      Tabelle 1 aufgeführt.
  pen eher gering und unterliegen zudem regionalen
  Variationen.                                           3.1 Impfung gegen Influenza
                                                         3.1.1 Influenza-Standardimpfung bei ≥ 60-Jährigen
                                                         Die STIKO empfiehlt allen Personen ab einem Alter
  2. Hintergrund und Ziel                                von 60 Jahren, sich jährlich im Herbst gegen die
  Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet jährlich      saisonale Influenza impfen zu lassen.4 In Abbil-
  über aktuelle Impfquoten bei Kindern und bei           dung 1 sind die Impfquoten der Saisons 2008/09
  Erwachsenen.1,2 In der vorliegenden Ausgabe veröf-     bis 2020/21 für eine Influenza-Impfung bei Perso-
  fentlichen wir Untersuchungsergebnisse zur Inan-       nen im Alter von mindestens 60 Jahren unabhän-
  spruchnahme von Routineimpfungen im Erwachse-          gig von möglicherweise bestehenden impfrelevan-
  nenalter, die von der STIKO empfohlen werden: Das      ten Grundkrankheiten aufgeführt.
  sind die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und
  Pertussis, die Influenza- und Pneumokokken-Imp-        In den Saisons 2008/09 und 2009/10 waren bun-
  fung, die Herpes-zoster-Impfung, die Masern-Imp-       desweit knapp die Hälfte der mindestens 60-Jähri-
  fung sowie die in ausgewiesenen Risikogebieten         gen gegen Influenza geimpft (s. Abb. 1). Nachfol-
  empfohlene Impfung gegen FSME. Die Inanspruch-         gend zeigten die Impfquoten zunächst einen klar
  nahme der COVID-19-Impfung ist nicht Teil der hier     rückläufigen Trend auf. Mit der Saison 2012/13
  vorgestellten Ergebnisse und kann an dieser Stelle     ­stagnierten die Impfquoten zunächst auf einem Ni-
  nicht bewertet werden. Bei den untersuchten Imp-        veau, bei dem gut ein Drittel aller Personen ab ei-
  fungen wird unterschieden zwischen Impfungen,           nem Alter von 60 Jahren gegen die saisonale Influ-
  die allen Menschen in der jeweiligen Altersgruppe       enza geimpft war. Ab Saison 2018/19 ist ein leichter
  angeboten werden sollen (Standardimpfungen) und         Anstieg zu beobachten, der sich bis zur letzten
  Impfungen, die aufgrund eines individuell erhöhten      ­Saison 2020/21 fortgesetzt hat. Bundesweit wurde
  Risikos, beispielsweise bei Vorliegen einer Grund­       2020/21 eine Impfquote von 47,3 % erreicht (s.
  erkrankung oder einer besonderen beruflichen Tä-         Tab. 1). Generell liegt die Impfquote in den östlichen
  tigkeit, empfohlen sind (Indikationsimpfungen).          Bundesländern (ÖBL) (Brandenburg, Mecklenburg-
                                                           Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)
  Die in diesem Artikel dargestellten Ergebnisse zur       weit über der Impfquote westlicher KV-Regionen
  Inanspruchnahme von Impfungern basieren auf              bzw. Bundesländer einschließlich Berlin (WBL) (s.
  Auswertungen von Abrechnungsdaten der Kassen­            Abb. 1 und Tab. 1). In Saison 2020/21 beträgt der
  ärztlichen Vereinigungen (KVen) in der RKI-Impf­         Wert in den WBL 44,0 % (Spannweite der KV-Regio­
  surveillance.                                            nen: 30,4 – 58,0 %), in den ÖBL 62,3 % (Spannweite
                                                           58,9 – 67,5 %) (s. Abb. 1 und Tab. 1).
  Ziel der Analysen ist die Evaluation der Umsetzung
  der von der STIKO empfohlenen Impfungen für Er-        Die Impfquoten steigen in allen untersuchten Bun-
  wachsene in Deutschland. Die Identifizierung und       desländern mit dem Alter an (s. Abb. 2). Zwischen
  Darstellung von Impflücken in einzelnen Regionen,      den Altersgruppen 60 – 69 und 70 – 79 Jahre sind
  Altersgruppen und Indikationsgruppen ist eine          die Unterschiede besonders ausgeprägt. Der An-
  wichtige Voraussetzung, um den Bedarf für eine         stieg in den Saisons 2018/19 bis 2020/21 ist in allen
  Steigerung von Impfquoten in bestimmten Zielgrup-      Altergruppen zu beobachten. In Saison 2020/21
Gesamt
 Impfung      Bevölkerungsgruppe                     Datenstand         BW     BY     BE     BB     HB     HH     HE     MV     NI     NO     RP     SL     SN     ST     SH     TH     WL     (alle untersuchten
                                                                                                                                                                                                  KV-Regionen)

              Standardimpfung: ≥60-Jährige                              30,4   36,6   58,0   65,1   50,3   46,9   46,1   62,6   54,9   46,4   48,0   48,7   59,5   67,5   53,6   58,9   44,8         47,3

              Indikationsimpfung: ≥18-Jährige mit    Influenzasaison
 Influenza                                                              25,6   30,5   48,3   56,4   41,0   37,8   37,1   53,7   44,3   37,6   38,4   42,5   51,9   59,2   44,2   50,3   37,3         39,3
              impfrelevanten Grunderkrankungen       2020/2021

              Impfung bei Schwangeren                                   18,8   18,6   34,4   24,1   29,8   24,9   23,2   29,0   NAb    24,3   19,9   25,9   28,2   33,9   24,5   21,3   24,9         23,2
                                                                                                                                                                                                                    Epidemiologisches Bulletin

                                                     ab einem Alter
              Standardimpfung: 60 – 73-Jährigea ohne
                                                     von 60 Jahren      12,6   14,8   33,1   41,1   20,0   21,8   20,5   40,4   23,7   20,7   18,1   16,6   35,9   41,7   24,0   35,0   NAc          22,5
              impfrelevante Grunderkrankungen
                                                     bis I/2021
 Pneumo-
 kokken
                                                     innerhalb der
              Indikationsimpfung: ≥18-Jährige mit
                                                     letzten 6 Jahre    10,5   11,9   25,7   26,8   17,4   18,0   15,6   26,9   19,5   16,9   14,7   15,5   25,1   27,4   20,5   24,9   NAc          17,6
                                                                                                                                                                                                                    50 | 2021

              impfrelevanten Grunderkrankungen
                                                     bis I/2021

                                      1. Impfung                        4,1    6,7    7,3    4,9    4,4    3,9    5,4    5,0    3,6    7,6    7,7    6,0    6,2    7,0    3,1    5,0    4,7           5,0
 Herpes       Standardimpfung:
                                                     I/2019 – I/2021
 zoster       ≥60 Jahre
                                      2. Impfung                        2,8    4,0    4,7    3,3    2,7    2,3    3,6    3,2    2,5    5,1    4,7    4,1    4,1    4,6    2,0    3,5    3,1           3,3

 Diphtherie   Standardimpfung: ≥18 Jahre                                42,5   48,3   55,1   69,4   52,5   45,7   51,2   69,6   55,0   48,0   46,3   71,6   69,2   51,3   69,0   46,4   50,7         52,7
                                                     innerhalb der
 Tetanus      Standardimpfung: ≥18 Jahre             letzten 10 Jahre   44,3   50,2   56,1   69,4   54,0   47,4   53,8   69,7   56,1   49,4   48,3   72,3   69,6   52,4   69,3   48,1   51,8         53,9
                                                     bis 2020
 Pertussis    Standardimpfung: ≥18 Jahre                                32,5   37,5   47,5   62,1   38,8   34,9   39,0   64,1   42,8   35,7   34,5   66,2   62,1   41,5   60,6   35,9   39,7         43,7
                                                                                                                                                                                                                    16. Dezember 2021

                                                     Impfinzidenz
 Masern       ≥18 Jahre, nach 1970 geboren                              1,5    2,1    2,1    1,4    2,3    1,9    2,2    1,2    2,1    2,1    1,8    1,8    1,3    1,5    2,2    1,2    2,2           1,9
                                                     2020

              ≥18 Jahre und aktueller Impfstatus
              (grundimmunsiert und ggf. zeitgerechte
 FSME                                                2019               16,4   20,4    –      –      –      –     16,6    –     9,8     –     13,1   8,8    17,1    –      –     30,2    –           18,4
              Auffrischimpfung), in ausgewiesenen
              Risikogebietend der KV-Regionen

Tab. 1 | Inanspruchnahme von für Erwachsene empfohlenen Standard- und Indikationsimpfungen nach Saison, Jahr bzw. Quartal in allen 17 Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV)
(in %). Gesamtzahl untersuchter Personen: Influenza-Standardimpfung: n = 18.135.158; Influenza-Indikationsimpfung mit impfrelevanten Grunderkrankungen: n = 19.186.688; Influenza-
Impfung bei Schwangeren: n = 543.071; Pneumokokken-Standardimpfung: n = 6.683.789; Pneumokokken-Indikationsimpfung mit impfrelevanten Grunderkrankungen: n = 15.971.650; Her-
pes-zoster-Impfung: n = 17.898.056; Diphtherie-, Tetanus-, Pertussis-Impfung: n = 56.181.535; Masern-Impfung: n = 28.465.280; FSME-Impfung: n = 13.644.859.
BW = Baden-Württemberg | BY = Bayern | BE = Berlin | BB = Brandenburg | HB = Bremen | HH = Hamburg | HE = Hessen | MV = Mecklenburg-Vorpommern | NI = Niedersachsen |
NO = Nordrhein | RP = Rheinland-Pfalz | SL = Saarland | SN = Sachsen | ST = Sachsen-Anhalt | SH = Schleswig-Holstein | TH = Thüringen | WL= Westfalen-Lippe
a Der untersuchbare Altersbereich ergibt sich aus dem für die Längsschnittanalyse zur Verfügung stehenden Spanne der Datenfortschreibung (s. 3. Ergebnisse).
b Für Niedersachsen lagen keine Daten zur Identifizierung Schwangerer vor.
c In Westfalen-Lippe hatte sich 2016 das Pseudonymisierungsverfahren geändert. Da für die Impfquote patientenbezogene Längsschnitte von 13 Jahren (Pneumokokken-Standardimpfung)
   bzw. 6 Jahren (Pneumokokken-Indikationsimpfung) nötig sind, kann keine Impfquote ausgewiesen werden.
                                                                                                                                                                                                                    5

d ausgewiesene Risikogebiete nach RKI3
Epidemiologisches Bulletin                                                             50 | 2021                      16. Dezember 2021                                                                                                         6

  Influenza-Impfquote in %
  80                                        80
                                                                                                                                                                                         Bundesweit
                                                                                                                                                                                         Bundesweit                     WBL
                                                                                                                                                                                                                        WBL                    ÖBL
                                                                                                                                                                                                                                               ÖBL
  70                                        70

  60                                        60
                 Influenza‐Impfquote in %

  50                                        50

  40                                        40

  30                                        30

  20                                        20

  10                                        10

   0                                           0
       2008/09                                          2008/09 2010/11
                                                      2009/10    2009/10              2010/11
                                                                                      2011/12      2011/12
                                                                                                    2012/13 2012/13
                                                                                                               2013/14 2013/14
                                                                                                                           2014/152014/15   2015/162016/17
                                                                                                                                       2015/16         2016/17 2017/18
                                                                                                                                                                 2017/18 2018/19
                                                                                                                                                                          2018/19                                       2019/20
                                                                                                                                                                                                                        2019/20         2020/21
                                                                                                                                                                                                                                         2020/21
                                                                                                                                                   Saison
                                                                                                                                                                                                                                                Saison

  Abb. 1 | Impfquote für eine Influenza-Impfung bei Personen im Alter von mindestens 60 Jahren nach Influenzasaison, 2008/09 –
  2020/21 (in %), bundesweit, westliche (WBL) und östliche Bundesländer (ÖBL).

  ­ etrug die Impfquote in den Altergruppen 60 – 69,
  b                                                                                                                                                impfung empfohlen.4 Hierzu zählen chronische Er-
  70 – 79 und 80 Jahre und älter 39,8 %, 52,7 % und                                                                                                krankungen der Atmungsorgane, chronische Herz-
  54,1 %.                                                                                                                                          Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabe-
                                                                                                                                                   tes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen,
  3.1.2 Influenza-Impfung bei Erwachsenen mit                                                                                                      chronische neurologische Erkrankungen, eine an-
  impfrelevanten Grunderkrankungen                                                                                                                 geborene oder erworbene Immundefizienz bzw.
  Allen Personen mit bestimmten Grunderkrankun-                                                                                                    Immunsuppression sowie eine HIV-Infektion.
  gen wird – unabhängig vom Alter – die Influenza­

  Influenza-Impfquote in %

  60

  50

  40

  30

  20

  10

   0
       60 – 69

                                            70 – 79

                                                         80 +

                                                                60 – 69

                                                                            70 – 79

                                                                                       80 +

                                                                                                60 – 69

                                                                                                            70 – 79

                                                                                                                      80 +

                                                                                                                             60 – 69

                                                                                                                                         70 – 79

                                                                                                                                                     80 +

                                                                                                                                                            60 – 69

                                                                                                                                                                        70 – 79

                                                                                                                                                                                  80 +

                                                                                                                                                                                           60 – 69

                                                                                                                                                                                                       70 – 79

                                                                                                                                                                                                                 80 +

                                                                                                                                                                                                                         60 – 69

                                                                                                                                                                                                                                     70 – 79

                                                                                                                                                                                                                                                    80 +

                        2014/15                                           2015/16                         2016/17                      2017/18                        2018/19                        2019/20                       2020/21

                                                                                                                                                                                                                 Altersgruppe und Saison

  Abb. 2 | Impfquoten für die Influenza-Impfung nach Altersgruppe und Influenzasaison bei Personen im Alter von mindestens
  60 Jahren, unabhängig vom Bestehen einer zusätzlichen Indikation aufgrund impfrelevanter Grunderkrankungen, bundesweit.
Epidemiologisches Bulletin                                50 | 2021           16. Dezember 2021                                                                    7

  Der zeitliche Verlauf der Influenza-Impfquote bei                                             3.1.3 Influenza-Impfung bei Schwangeren
  Erwachsenen mit Impfindikation ähnelt dem der                                                 Schwangerschaft ist ein wesentlicher Risikofaktor
  Impfquote der Standardimpfung bei Personen ab                                                 für schwere oder tödliche Krankheitsverläufe bei ei-
  60 Jahren, liegt allerdings auf einem niedrigeren                                             ner Influenzavirus-Infektion. Seit 2010 empfiehlt
  Niveau. Von Saison 2014/15 bis 2019/20 wurden                                                 die STIKO für alle Schwangeren, die während der
  bundesweit jeweils knapp ein Drittel der Personen                                             Influenzasaison schwanger sind, die Impfung ge-
  im Alter ab 18 Jahren mit impfrelevanten Grund­                                               gen saisonale Influenza.5 Gesunde Schwangere sol-
  erkrankungen gegen Influenza geimpft (s. Abb. 3).                                             len die Impfung vorzugsweise ab dem 2. Trimenon
  Nach dem leichten Anstieg der Inanspruchnahme                                                 erhalten. Für Schwangere mit einer chronischen
  ab der Saison 2018/19 war ein stärkerer Anstieg in                                            Grunderkrankung, die unabhängig von der Schwan-
  der letzten Saison 2020/21 erkennbar, der zu einer                                            gerschaft eine Indikation für die Influenza-Impfung
  Impfquote von 39,3 % führte. Die Werte in den ÖBL                                             darstellt, wird die Impfung bereits ab dem 1. Trime-
  liegen stets weit über den Werten der WBL (s. Abb. 3                                          non empfohlen.
  und Tab. 1). und belaufen sich in Saison 2020/21 auf
  eine Impfquote von 54,1 % (ÖBL; Spannweite 50,3 –                                             In der Influenzasaison 2020/21 wurden bundesweit
  59,2 %) und 36,2 % (WBL; Spannweite 25,6 – 48,3 %)                                            23,2 % aller zur Impfsaison Schwangeren gegen
  (s. Tab. 1).                                                                                  ­saisonale Influenza geimpft (s. Tab. 1). Berlin wies
                                                                                                 mit 34,4 % die höchste Impfquote auf, gefolgt von
  Die Impfquoten der Influenza-Indikationsimpfung                                                Sachsen-­Anhalt (33,9 %) und Bremen (29,8 %). Am
  steigen mit dem Alter an (s. Abb. 4). In allen unter-                                          wenigsten häufig wurden Schwangere in Bayern
  suchten Saisons erreichen allerdings erst die Alters­                                          und Baden-Württemberg geimpft (18,6 % bzw.
  bereiche ab 60 Jahren eine Impfquote von 30 % und                                              18,8 %). Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der
  mehr. Der Anstieg der Impfquote in den Saisons                                                 Impfquote bundesweit und nach KV-Region von
  2018/19 und 2019/20, insbesondere aber in 2020/21,                                             Saison 2014/15 bis Saison 2020/21. Seit Saison
  zeigt sich in allen Altergruppen. In Saison 2020/21                                            2017/18 und insbesondere in Saison 2020/21 ist
  betrug die Impfquote nach Altergruppen 12,6 %                                                  bundesweit sowie in allen KV-Regionen ein deutli-
  (18 – 29 Jahre), 16,1 % (30 – 39 Jahre), 21,6 % (40 – 49                                       cher Anstieg der Impfquote zu beobachten. In die-
  Jahre), 28,9 % (50 – 59), 44,3 % (60 – 69), 55,2 %                                             sem Zeitraum betrug der Zuwachs im Vergleich zur
  (70 – 79) und 56,0 % (80 Jahre und älter) (s. Abb. 4).                                         Vorsaison jeweils rund 2 %-Punkte in den Saisons

  Influenza-Impfquote in %
  80                                80
                                                                                                                             Bundesweit
                                                                                                                             Bundesweit           WBL
                                                                                                                                                  WBL        ÖBL
                                                                                                                                                             ÖBL
  70                                70

  60                                60
         Influenza‐Impfquote in %

  50                                50

  40                                40

  30                                30

  20                                20

  10                                10

   0                                 0
                             2014/152008/09   2009/10  2010/11
                                                  2015/16        2011/12   2012/13
                                                                      2016/17        2013/14   2014/15
                                                                                           2017/18       2015/162018/19
                                                                                                                   2016/17    2017/182019/20
                                                                                                                                        2018/19   2019/20 2020/21
                                                                                                                                                            2020/21
                                                                                              Saison
                                                                                                                                                                Saison
  Abb. 3 | Impfquoten für die Influenza-Impfung bei Personen im Alter von mindestens 18 Jahren und einer Indikation aufgrund
  bestehender Grunderkrankungen nach Influenzasaison, bundesweit, westliche (WBL) und östliche Bundesländer (ÖBL).
Epidemiologisches Bulletin                               50 | 2021                       16. Dezember 2021                                                                                                          8

  Influenza-Impfquote in %

  60                                                                                                                                                                                                                 18 – 29

                                                                                                                                                                                                                     30 – 39
  50
                                                                                                                                                                                                                     40 – 49

                                                                                                                                                                                                                     50 – 59
  40
                                                                                                                                                                                                                     60 – 69

                                                                                                                                                                                                                     70 – 79
  30
                                                                                                                                                                                                                     80 +

  20

  10

   0
           2014/15                     2015/16                          2016/17                 2017/18                          2018/19                      2019/20                   2020/21
                                                                                                                                                                                                                   Saison
  Abb. 4 | Impfquoten für die Influenza-Impfung bei bestehender Indikation aufgrund impfrelevanter Grundkrankheiten nach
  Altersgruppe bei Personen im Alter von mindestens 18 Jahren nach Influenzasaison, bundesweit.

  Influenza-Impfquote in %
  45
               2014/2015       2015/2016            2016/2017           2017/2018   2018/2019        2019/2020            2020/2021
  40

  35

  30

  25

  20

  15

  10

   5

   0
        Bund

                     Baden-
               Württemberg

                              Bayern

                                           Berlin

                                                          Brandenburg

                                                                           Bremen

                                                                                    Hamburg

                                                                                                Hessen

                                                                                                           Mecklenburg-
                                                                                                           Vorpommern

                                                                                                                              Nordrhein

                                                                                                                                          Rheinland-
                                                                                                                                               Pfalz

                                                                                                                                                       Saarland

                                                                                                                                                                   Sachsen

                                                                                                                                                                             Sachsen-
                                                                                                                                                                               Anhalt

                                                                                                                                                                                          Schleswig-
                                                                                                                                                                                            Holstein

                                                                                                                                                                                                       Thüringen

                                                                                                                                                                                                                   Westfalen-
                                                                                                                                                                                                                       Lippe

  Abb. 5 | Impfquote gegen saisonale Influenza bei Schwangeren mit Impfindikation nach KV-Bereich für die Saisons 2014/15 bis
  2020/21. Von der KV Hamburg waren erst ab Saison 2017/18, von der KV Saarland erst ab Saison 2015/16 und von der KV-
  Westfalen-Lippe ab Saison 2016/17 die notwendigen Daten für diese Analyse verfügbar. Von der KV Niedersachsen lagen bis zum
  Zeitpunkt der Datenanalyse keine verwendbaren Daten vor.

  2017/18 bis 2019/20 und 6,6 %-Punkte in Saison                                                                     35 – < 40 Jahre: 26,7 %; 40+ Jahre: 25,6 %), bei den
  2020/21. Die Impfquote variiert mit dem Alter der                                                                  unter 30-jährigen Schwangeren lag die Impfquote
  Schwangeren. In Saison 2020/21 waren rund ein                                                                      bei bis zu 20 % (< 20 Jahre: 18,1 %; 20 – < 25 Jahre:
  Viertel der Schwangeren im Alter ab 30 Jahren ge-                                                                  18,2 %; 25 – < 30 Jahre: 20,0 %).
  gen Influenza geimpft (30 – < 35 Jahre: 24,7 %;
Epidemiologisches Bulletin                                      50 | 2021             16. Dezember 2021                                                                    9

  3.2 Impfung gegen Pneumokokken                                                                         dem Jahr 2008 verfügbar sind. Für eine vollständige
  3.2.1 Pneumokokken-Standardimpfung                                                                     Berechnung der Impfquote ist eine B     ­ eobachtung
  bei ≥ 60-Jährigen ohne impfrelevante Grund-                                                            ab dem Alter von 60 Jahren erforderlich. Die 60-jäh-
  erkrankungen                                                                                           rigen Personen des Jahres 2008 und damit ältesten
  Die STIKO empfiehlt allen Personen ab einem Alter                                                      Vertreter der hier betrachteten Altersspanne sind
  von 60 Jahren die einmalige Impfung gegen Pneu-                                                        zum ersten hier dargestellten Berichtszeitpunkt
  mokokken als Standardimpfung. Im Gegensatz                                                             (Quartal 1/2015) daher 67 Jahre alt. Mit jedem weite-
  dazu soll bei impfrelevanten Grunderkrankungen                                                         ren Kalenderjahr der Analyse kann die betrachtete
  die Impfung alle 6 Jahre wiederholt werden.6 Aus                                                       Altersgruppe dann um jeweils ein Altersjahr weiter-
  der Unterschiedlichkeit dieser Empfehlungen erge-                                                      geführt werden (d. h. bis zum Alter von 73 Jahren für
  ben sich auch unterschiedliche Definitionen für ei-                                                    den Berichtszeitpunkt Quartal I/2021). In Fällen, in
  nen vollständigen Impfstatus. Daher werden die                                                         denen über alle Berichtszeitpunkte Quartal I/2015 –
  Impfquoten für beide Gruppen separat voneinander                                                       I/2021 verglichen wird, beschränken wir uns bei der
  berechnet und berichtet. In der folgenden Auswer-                                                      Darstellung der Impfquoten jedoch auf die Alters-
  tung sind die Impfquoten der Standardimpfung für                                                       gruppe 60 – 67 Jahre (s. Abb. 6).
  Personen ab dem Alter von 60 Jahren auf solche Per-
  sonen beschränkt, bei denen im jeweils letzten Jahr                                                    Die Impfquoten der Altersgruppe der 60 – 67-Jähri-
  unserer Datenanalyse keine impfrelevanten Grund­                                                       gen weisen in den ÖBL einen über die Zeit steigen-
  erkrankungen identifiziert wurden. Die Auswertun-                                                      den Trend auf, der sich in den WBL zunächst nicht
  gen für die Impfquoten ab Quartal I/2015 konnten                                                       zeigt (s. Abb. 6). Zwischen I/2019 und I/2021 ist
  für die Altersgruppe 60 bis mindestens 67  Jahren                                                      dann ein vergleichsweise starker Zuwachs sowohl
  durchgeführt werden. Die Altersbeschränkung er-                                                        in den ÖBL (um 5,9 Prozentpunkte auf 31,2 %) als
  gibt sich aus der Tatsache, dass in der Datenbank der                                                  auch den WBL (um 5,5 Prozentpunkte auf 14,1 %) zu
  KV-Impfsurveillance die Bildung von Auswertungs-                                                       beobachten, der bundesweit in einer Impfquote von
  kohorten für Längsschnittanalysen anhand von Arzt-                                                     17,3 % resultiert. Die Impfquote steigt mit dem Alter
  Patienten-Kontakten erfolgt, die allerdings erst seit                                                  an (s. Abb. 7). Der Zuwachs der Impfquote zum

  Pneumokokken-Impfquote in %

  50                                 80
                                                                                                                                       Bundesweit
                                                                                                                                       Bundesweit           WBL
                                                                                                                                                            WBL        ÖBL
                                                                                                                                                                       ÖBL
  45                                 70

  40
                                     60
          Influenza‐Impfquote in %

  35
                                     50
  30
                                     40
  25

                                     30
  20

  15                                 20

  10                                 10

   5
                                      0
   0                                      2008/09   2009/10    2010/11   2011/12     2012/13   2013/14   2014/15   2015/16   2016/17    2017/18   2018/19   2019/20   2020/21

                   I/2015                             I/2016                I/2017                 I/2018Saison         I/2019               I/2020               I/2021

                                                                                                                                                                        Quartal

  Abb. 6 | Impfquoten für die Pneumokokken-Impfung ohne Vorliegen einer Indikation aufgrund bestehender Grunderkrankungen
  bei Personen im Alter von 60 – 67 Jahren jeweils zum Ende des I. Quartals 2015 bis 2021, bundesweit, westliche (WBL) und
  östliche Bundesländer (ÖBL).
Epidemiologisches Bulletin         50 | 2021       16. Dezember 2021                                                10

  Pneumokokken-Impfquote in %
  50                                                                                                                     60

                                                                                                                         61
  45
                                                                                                                         62
  40
                                                                                                                         63

  35                                                                                                                     64

                                                                                                                         65
  30
                                                                                                                         66
  25
                                                                                                                         67
  20                                                                                                                     68

  15                                                                                                                     69

                                                                                                                         70
  10
                                                                                                                         71
   5                                                                                                                     72

   0                                                                                                                     73
           I/2015         I/2016          I/2017        I/2018          I/2019         I/2020         I/2021

                                                                                                                   Quartal

  Abb. 7 | Impfquoten für die Pneumokokken-Impfung ohne Vorliegen einer Indikation aufgrund bestehender Grunderkrankungen
  bei Personen im Alter von 60 bis max. 73 Jahren jeweils zum Ende des ersten Quartals von I/2015 bis I/2021, bundesweit

  Stand I/2021 ist mit Ausnahme der 60-Jährigen in               I/2020 an (s. Abb. 8) und sinkt in I/2021 auf 17,6 %
  allen übrigen Altersjahren zu beobachten; mit                  In den ÖBL liegt die Impfquote generell wesentlich
  60  Jahren liegen die Impfquoten bundesweit bei                höher als in den WBL und beträgt in I/2021 26,1 %
  3,5 %, mit 73 Jahren betragen sie 39,7 % und in der            (ÖBL; Spannweite 24,9 – 27,4 %) bzw. 15,6 % (WBL;
  Gesamtgruppe der 60 – 73-Jährigen 22,5 % (Spann-               Spannweite 10,5 – 25,7 %) (s. Abb. 8 und Tab. 1). Ein
  weite der Bundesländer: 12,6 – 41,7 %) (s. Tab. 1).            Anstieg ist auch mit dem Alter zu beobachten (s.
                                                                 Abb. 9). Dabei erreichen die Impfquoten bis zur Al-
  3.2.2 Pneumokokken-Indikationsimpfung                          tersgruppe von 50 – 59 Jahren jedoch nicht mehr als
  bei Erwachsenen mit impfrelevanten Grund­                      10 %. Die Gruppe der 70 – 79-Jährigen weist stets
  erkrankungen                                                   den höchsten Wert auf, er beläuft sich in I/2021 auf
  Wie die Influenza-Impfung wird allen Personen mit              eine bundesweite Impfquote von 28,8 %.
  bestimmten Vorerkrankungen unabhängig vom
  ­Alter die Pneumokokken-Impfung empfohlen.6 Die                3.3 Impfung gegen Herpes zoster
   für eine Indikation relevanten Vorerkrankungen                Seit Dezember 2018 empfiehlt die STIKO allen Per-
   sind mit denen für eine aus gesundheitlichen Grün-            sonen ab einem Alter von 60 Jahren die Impfung mit
   den indizierte Influenza-Impfung beinahe iden-                dem adjuvantierten Herpes-zoster-subunit-(HZ/su-)
   tisch. Die Indikationsimpfung sollte mit einem                Totimpfstoff (Shingrix) mit 2 Impfstoffdosen im Ab-
   Mindestabstand von 6 Jahren aufgefrischt werden.              stand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten zur
   Entsprechend beschreiben die Impfquoten den An-               Verhütung von Herpes zoster, seinen Komplikatio-
   teil der Personen mit bestehenden impfrelevanten              nen und Spätfolgen.7 Aufgrund des erhöhten Risi-
   Grunderkrankungen, der innerhalb der letzten                  kos für immunsupprimierte Personen und Perso-
   6  Jahre die Impfung in Anspruch genommen hat.                nen mit anderen relevanten Grunderkrankungen,
                                                                 an Herpes zoster und deren Komplikationen zu er-
  Bundesweit steigt die Impfquote der Erwachsenen                kranken, empfiehlt die STIKO für Personen ab ei-
  über die Jahre zunächst kontinuierlich auf 19,0 % in           nem Alter von 50 Jahren mit erhöhter gesundheitli-
Epidemiologisches Bulletin                                     50 | 2021            16. Dezember 2021                                                                            11

  Pneumokokken-Impfquote in %

  50                               80
                                                                                                                                      Bundesweit
                                                                                                                                      Bundesweit             WBL
                                                                                                                                                             WBL           ÖBL
                                                                                                                                                                           ÖBL
  45                               70

  40
                                   60
        Influenza‐Impfquote in %

  35
                                   50
  30
                                   40
  25

  20                               30

  15                               20

  10
                                   10

   5
                                    0
   0                                    2008/09   2009/10   2010/11   2011/12   2012/13   2013/14     2014/15    2015/16    2016/17    2017/18     2018/19    2019/20    2020/21
                               I/2015                 I/2016               I/2017                      Saison
                                                                                                   I/2018                I/2019                  I/2020                 I/2021

                                                                                                                                                                             Quartal

  Abb. 8 | Impfquoten für die Pneumokokken-Impfung innerhalb der letzten 6 Jahre bei Vorliegen einer Indikation aufgrund
  bestehender Grunderkrankungen bei Personen im Alter von mindestens 18 Jahren jeweils zum Ende des ersten Quartals von
  2015 bis 2021, bundesweit, westliche (WBL) und östliche Bundesländer (ÖBL).

  Pneumokokken-Impfquote in %

  50                                                                                                                                                                             18 – 29

  45                                                                                                                                                                             30 – 39

  40                                                                                                                                                                             40 – 49

                                                                                                                                                                                 50 – 59
  35
                                                                                                                                                                                 60 – 69
  30
                                                                                                                                                                                 70 – 79
  25
                                                                                                                                                                                 80 +
  20

  15

  10

   5

   0
                          I/2015                   I/2016             I/2017              I/2018                I/2019            I/2020                  I/2021
                                                                                                                                                                             Quartal
  Abb. 9 | Bundesweite Impfquoten für die Pneumokokken-Impfung innerhalb der letzten 6 Jahre bei Vorliegen einer Indikation
  aufgrund bestehender Grunderkrankungen nach Altersgruppe bei Personen im Alter von mindestens 18 Jahren jeweils zum Ende
  des ersten Quartals von 2015 bis 2021.

  cher Gefährdung infolge einer Grunderkrankungen                                                      Krankenkassen erklärt. In der vorliegenden Arbeit
  die Impfung mit dem HZ/su-Totimpfstoff als Indi-                                                     wurde vorerst nur die ab dem Jahr 2019 beginnende
  kationsimpfung. Im März 2019 hat der Gemein­                                                         Inanspruchnahme der als Standardimpfung emp-
  same Bundesausschuss die Standard- und Indika­                                                       fohlenen Impfung bei Personen ab einem Alter von
  tionsimpfung zur Pflichtleistung der Gesetzlichen                                                    60 Jahren untersucht.
Epidemiologisches Bulletin              50 | 2021             16. Dezember 2021                                                  12

  Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 betrug die                              Impfung Erwachsener soll die Krankheitslast durch
  bundesweite Impfquote für die erste Impfstoffdosis                            Pertussis primär bei Erwachsenen und indirekt bei
  5,0%, für die zweite 3,3%. Auch auf Ebene der KVen                            ihren ungeschützten Kontakten, insbesondere bei
  ist die bisherige Inanspruchnahme sehr gering und                             Säuglingen, reduzieren. Die Impfempfehlung wur-
  zeigt zwischen den Regionen relativ wenig Variation                           de Anfang 2010 in die Schutzimpfungsrichtlinie
  (Spannweite der Impfquote erste Dosis: 3,1 – 7,7 %:                           aufgenommen; damit besteht eine generelle Kos-
  zweite Dosis: 2,0 – 5,1 %). Bundesweit haben 75 %                             tenübernahme durch die gesetzlichen Krankenver-
  derjengen, die bis Oktober 2020 die 1. Impfung er-                            sicherungen.9
  halten haben, bis spätestens März 2021 die Impf­
  serie mit der 2. Impfung vervollständigt.                                     Die Inanspruchnahme der Td-Impfungen jeweils
                                                                                innerhalb des 10-Jahresintervalls erfuhr in den Jah-
  3.4 Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und                                     ren 2016 – 2020 wenig Änderung. Die Impfquoten
  Pertussis                                                                     belaufen sich bundesweit auf 52 – 54 % (Tetanus)
  Allen Personen ab 18 Jahren wird eine Tetanus(T)-                             und 51 – 53 %. (Diphtherie), zeigen aber über die Zeit
  und Diphtherie(d)-Auffrischungsimpfung in einem                               Anstiege auf sehr kleinem Niveau (s. Abb. 10). Die
  10-Jahresintervall empfohlen. Seit 2009 gilt zudem                            Inanspruchnahme der Pertussis-Impfung ist in den
  die Empfehlung, bei der nächstfälligen 10-jährli-                             vergangenen Jahren hingegen deutlich gestiegen,
  chen Td-Impfung einmalig einen Impfstoff mit zu-                              die Impfquoten sind jedoch niedriger als die der
  sätzlicher azellulärer Pertussis-Komponente zu ver-                           Td-Impfung. Während bis zum Jahr 2016 bundes-
  wenden.8 Die Impfung kann als Td-Pertussis(Tdap)-                             weit noch 32,6 % der Erwachsenen innerhalb der
  Kombinationsimpfung oder bei entsprechender In-                               vergangenen 10 Jahre eine Pertussis-Impfung erhal-
  dikation auch als Kombinationsimpfung mit zusätz-                             ten hatten, betrug die Impfquote 2020 bereits
  licher Komponente gegen Kinderlähmung (Tdap-                                  43,7 %. In den WBL sind die Td-Impfquoten im
  Poliomyelitis) verabreicht werden. Die Pertussis-                             Zeitraum 2016 – 2020 wesentlich geringer als in

  Impfquote in %

  80                                                                                                                              2016

                                                                                                                                  2017
  70
                                                                                                                                  2018
  60
                                                                                                                                  2019

  50                                                                                                                              2020

  40

  30

  20

  10

   0
          Tetamis

                       Diphtherie

                                    Pertussis

                                                    Tetamis

                                                                   Diphtherie

                                                                                  Pertussis

                                                                                              Tetamis

                                                                                                        Diphtherie

                                                                                                                     Pertussis

                    Bundesweit                                    WBL                                   ÖBL

  Abb. 10 | Inanspruchnahme von Tetanus-, Diphtherie- und Pertussis-Impfungen innerhalb der vergangenen 10 Jahre bei
  Personen, die zu Beginn dieses Zeitintervalls mindestens 18 Jahre alt waren, jeweils bundesweit, westliche (WBL) und östliche
  Bundesländer (ÖBL), 2016 – 2020.
Epidemiologisches Bulletin                                      50 | 2021            16. Dezember 2021                                                                    13

  den ÖBL (WBL: Tetanus 49 – 51 %, Diphtherie 47 –                                                     unabhängig vom jeweils bereits bestehenden Impf-
  49 %; ÖBL: Tetanus 68 – 70 %, Diphtherie 67 –                                                        status und beschreibt den Anteil von nach 1970 ge-
  70 %). Auch die Inanspruchnahme der Pertussis-                                                       borenen ≥ 18-jährigen Personen, der im jeweiligen
  Impfung ist in den ÖBL höher. Sie ist zwischen                                                       Jahr eine Masern-Impfung in Anspruch genommen
  2016 und 2020 aber in beiden Regionen gestiegen                                                      hat. Daher erfolgte bei den Bezugspopulationen
  (WBL: von 27,7 auf 39,5 %; ÖBL: von 50,7 % auf                                                       auch kein Abzug der in einem Berichtsjahr geimpf-
  64,4 %).                                                                                             ten Personen von den Versichertenzahlen der Folge-
                                                                                                       jahre.
  3.5 Masern-Impfung bei nach 1970
  geborenen Erwachsenen                                                                                Bisherige Auswertungen der KV-Impfsurveillance
  Die STIKO empfiehlt allen nach 1970 geborenen                                                        belegten bereits eine bundesweite Masern-Impfinzi-
  ≥ 18-Jährigen eine einmalige Impfung gegen Ma-                                                       denz von 0,4 % im Zeitraum 2009/10, einen Anstieg
  sern, wenn sie bisher nicht oder nur einmal in der                                                   auf zirka 0,8 % in den ersten Jahren nach Ausspre-
  Kindheit gegen Masern geimpft wurden oder ihr                                                        chen der Impfempfehlung und für die Jahre 2013,
  Masern-Impfstatus unklar ist.10 Die Empfehlung                                                       2014 und 2016 einen Wert von 1,0 % (s. Abb. 11).12
  wurde Ende 2010 in die Schutzimpfungsrichtlinie                                                      Im Jahr 2015 lag die Masern-Impfinzidenz bei 1,5 %,
  aufgenommen und damit Teil des Leistungsum-                                                          was auf mehrere Masern-Ausbruchsgeschehen in
  fangs aller gesetzlichen Krankenkassen.11 Da in der                                                  Deutschland zurückzuführen ist. Die Impfinzidenz
  KV-Impfsurveillance Impfungen nur anhand der                                                         liegt in den ÖBL stets unterhalb der Werte der WBL.
  seit dem Jahr 2004 vorliegenden abgerechneten                                                        Die aktuellen Auswertungen zeigen einen Rückgang
  Impfleistungsdaten identifiziert werden können,                                                      der Masern-Impfinzidenz auf 0,8 % im Jahr 2018
  und daher Impfungen vor der Implementierung des                                                      und einen Anstieg zum Jahr 2019 auf 1,1 %, der sich
  Systems nicht erfasst werden, berichten wir an die-                                                  in 2020 auf einen Wert von 1,9 % fortsetzt. Auch
  ser Stelle keine Masern-Impfquoten sondern Ma-                                                       2020 liegt die Masern-Impfinzidenz in den WBL mit
  sern-Impfinzidenzen. Die Masern-Impfinzidenz ist

  Masern-Impfinzidenz in %

  2,5
                                    80
                                                                                                                                      Bundesweit
                                                                                                                                      Bundesweit            WBL
                                                                                                                                                            WBL        ÖBL
                                                                                                                                                                       ÖBL
                                    70
  2,0
                                    60
         Influenza‐Impfquote in %

                                    50
  1,5

                                    40

  1,0                               30

                                    20

  0,5
                                    10

                                     0
  0,0                                    2008/09   2009/10    2010/11   2011/12    2012/13   2013/14   2014/15   2015/16    2016/17    2017/18    2018/19   2019/20   2020/21

         2009                              2010        2011         2012          2013       2014      Saison
                                                                                                         2015        2016         2017           2018        2019       2020

                                                                                                                                                                               Jahr

  Abb. 11 | Jährliche Masern-Impfinzidenz (Anteil mit einer im jeweiligen Jahr in Anspruch genommenen Masern-Impfung,
  unabhängig vom Masern-Impfstatus) der nach 1970 geborenen ≥ 18-Jährigen, bundesweit, westliche (WBL) und östliche
  Bundesländer (ÖBL), 2009 bis 2020.
Epidemiologisches Bulletin         50 | 2021        16. Dezember 2021                                                         14

  2,0 % (Spannweite 1,5 – 2,3 %) über dem Wert in den              der nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) gemeldeten
  ÖBL (1,3 %; Spannweite 1,2 – 1,5 %) (s. Tab. 1).                 und dem RKI übermittelten FSME-Erkrankungen
                                                                   jährlich neu eingeschätzt.13 Die Mehrzahl (97 %) der
  3.6 Impfung gegen FSME bei                                       2020 gemeldeten FSME-Erkrankten war gar nicht
  Erwachsenen in Risikogebieten                                    oder unzureichend geimpft.14 Ein hoher Anteil der
  Die Impfung gegen FSME wird von der STIKO al-                    auftretenden FSME-Erkrankungen könnte also
  len Personen in FSME-Risikogebieten empfohlen.                   durch eine Steigerung der Impfquoten insbesonde-
  Als FSME-Risikogebiete werden Endemiegebiete                     re in Risikogebieten mit hoher FSME-Inzidenz ver-
  der FSME deklariert, in denen ein Erkrankungsrisi-               hindert werden. Für die Bewertung der Impfquoten
  ko für Personen mit Zeckenexposition besteht, das                wurden vollständige Impfserien zugrunde gelegt.
  nach einer Übereinkunft von Fachleuten präventive                Die Grundimmunisierung gegen FSME erfolgt mit
  Maßnahmen begründet. Das FSME-Erkrankungs­                       3 Impfstoffdosen. Auffrischungsimpfungen sind al-
  risiko wird anhand der kreisbezogenen Inzidenz                   tersabhängig in der Regel nach 3 bzw. 5 Jahren fällig.

                                                                                                                90,0 – 100,0

                                                                                                                80,0 – 89,9

                                                                                                                70,0 – 79,9

                                                                                                                60,0 – 69,9

                                                                                                                50,0 – 59,9

                                                                                                                40,0 – 49,9

                                                                                                                30,0 – 39,9

                                                                                                                20,0 – 29,9

                                                                                                                10,0 – 19,9

                                                                                                                 0,0 – 9,9

                                                                                                                kein Risikogebiet

  Abb. 12 | FSME-Impfquoten von Personen ab einem Alter von 18 Jahren aus FSME-Risikogebieten nach Kreisregion, 2019.
  Dargestellt sind die Bundesländer, für die im Jahr 2019 Risikogebiete ausgewiesen waren (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen,
  Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Thüringen). Impfquoten in Prozent.
Epidemiologisches Bulletin                      50 | 2021             16. Dezember 2021                                                 15

  FSME-Impfquote in %

  50                                                                                                                                     2013

                                                                                                                                         2014
  45
                                                                                                                                         2015
  40
                                                                                                                                         2016

  35                                                                                                                                     2017

                                                                                                                                         2018
  30
                                                                                                                                         2019
  25

  20

  15

  10

   5

   0
                  Baden-
            Württemberg

                                    Bayern

                                                   Hessen

                                                                     Nieder-
                                                                    sachsen

                                                                                Rheinland-
                                                                                     Pfalz

                                                                                             Saarland

                                                                                                                  Sachsen

                                                                                                                            Thüringen
  Abb. 13 | FSME-Impfquoten von Personen ab einem Alter von 18 Jahren aus FSME-Risikogebieten nach Bundesland, 2013 – 2019.
  Ab dem Jahr 2014 erstes deklariertes Risikogebiet in Sachsen, ab dem Jahr 2019 erstes Risikogebiet in Niedersachsen.

  FSME-Impfquote in %

  50
                           Thüringen
  45
                           Bayern
  40
                           Baden-Württemberg
  35
                           übrige Bundesländer mit Risikogebieten
  30

  25

  20

  15

  10

   5

   0
       18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 +

                                                                                                        Alter in Jahren

  Abb. 14 | FSME-Impfquoten von Personen ab einem Alter von 18 Jahren aus FSME-Risikogebieten
  nach Alter und Bundesland, teilweise zusammengefasst (zusammengefasste Bundesländer:
  Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen), 2019.
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  Die Daten der KV-Impfsurveillance weisen die FSME-        4. Diskussion
  Impfquoten der Bundesländer jeweils beschränkt            Im vorliegenden Beitrag werden die bisher berich-
  auf die als Risikogebiet eingestuften Kreisregionen       teten Daten zur Inanspruchnahme aller für Erwach-
  aus. Insgesamt bestehen zwischen den 161 Risikoge-        sene empfohlenen Routineimpfungen weiter fort-
  bieten des Jahres 2019 große Unterschiede bezüg-          geschrieben. Diese Auswertungen mithilfe der KV-
  lich der Impfquoten, die bei Personen ab einem Al-        Abrechnungsdaten bieten damit ein umfassendes
  ter von 18 Jahren zwischen 7,7 % und 38,6 % liegen        und aktuelles Bild des Impfgeschehenes in der Er-
  (s. Abb. 12). In den Jahren 2013 – 2019 ist die FSME-     wachsenenbevölkerung in Deutschland.
  Impfquote in den Bundesländern entweder recht
  konstant geblieben (Baden-Württemberg: 15 – 16 %;         Die Impfquoten der Influenza-Standardimpfung
  Rheinland-Pfalz: 13 %), leicht gefallen (Bayern: von      waren lange Zeit rückläufig oder stagnierten. In den
  22 % auf 20 %; Thüringen: von 33 % auf 30 %) oder         jüngeren Saisons ist die Inanspruchnahme nun
  etwas gestiegen (Hessen: von 15 % auf 17 %; Saar-         wieder angestiegen. Gleichwohl wird die Impfung
  land: von 5 % auf 9 %) (s. Abb. 13). Für Sachsen wur-     von Personen ab einem Alter von 60 Jahren noch
  de erstmals 2014 ein Risikogebiet ausgewiesen, in         immer unzureichend in Anspruch genommen. Die
  dem die Impfquote zunächst 13 % betrug und bis            EU hat in einer Resolution das Ziel definiert, dass
  2017 auf 23 % anstieg. Im Jahr 2018 kamen 3 weite-        bereits bis zum Jahr 2015 in allen Mitgliedstaaten
  re Risikogebiete in Sachsen hinzu, und die Impf-          unter älteren Personen eine Influenza-Impfquote
  quote für alle Risikogebiete Sachsens zusammen            von mindestens 75 % erreicht werden soll.15 Diese
  war niedriger als die des bisherigen einzelnen säch-      Zielvorgabe ist auch im Nationalen Impfplan für
  sischen Kreises (2019: 17 %). In Niedersachsen wur-       Deutschland entsprechend übernommen.16 Doch
  de erstmalig 2019 eine Region als FSME-Risikoge-          nach wie vor werden diese Zielvorgaben in Deutsch-
  biet deklariert; hier beträgt die Impfquote zunächst      land bisher von keinem Bundesland und in keiner
  10 %.                                                     Altersgruppe der älteren Erwachsenen erreicht. Der
                                                            beobachtete Anstieg zur Saison 2018/19 hat sich
  In Abbildung 14 sind die Impfquoten der FSME-             auch 2019/20 und insbesondere 2020/21 fortge-
  Risikogebiete im Altersquerschnitt für die beiden         setzt – und zwar sowohl bei der Standardimpfung
  Bundesländer mit dem Großteil der Risikogebiete           als auch bei den Indikationsimpfungen. Zum einen
  (Bayern, Baden-Württemberg) sowie für Thüringen           hatte vermutlich die STIKO-Empfehlung für einen
  (einziges Bundesland mit ausgeprägtem steigen-            quadrivalenten Impfstoff, die erstmals in Saison
  dem Trend) jeweils separat dargestellt und für alle       2018/19 zum Tragen kam, zu einer verstärkten Auf-
  übrigen Bundesländer, für die Risikogebiete dekla-        merksamkeit und Nachfrage geführt.17 Zum ande-
  riert sind, zusammengefasst. In nahezu allen Bun-         ren war die vorherige Saison 2017/18 eine unge-
  desländern ist die Impfquote bei den sehr jungen          wöhnlich schwere Influenzasaison,18 so dass die Ak-
  Erwachsenen am höchsten (Ausnahme Thüringen               zeptanz für die Impfung in der Folgesaison höher
  mit noch höheren Werten bei den Senioren). Bis            war und damit die Inanspruchnahme stieg. Das
  zum Alter von rund 30 Jahren ist ein Abfallen der         Impfgeschehen für die Influenzasaison 2020/21
  Impfquote zu beobachten, bevor sie bis zum Alter          hatte seinen Beginn im Herbst und verlief damit im
  von mindestens 40 Jahren zunächst erneut ansteigt.        Zeitraum der COVID-19-Pandemie in Deutschland.
  In Thüringen zeigt sich dabei ein starker Anstieg bis     Die erhöhte Inanspruchnahme ist womöglich auf
  ins hohe Alter. Mit 60 Jahren fällt in allen Bundes-      eine erhöhte Sensibilität für einen Impfschutz auch
  ländern die Impfquote über einen Bereich von we-          vor nicht-pandemiebedingten respiratorischen In-
  nigen Altersjahren ab. Dies ist auf die Anwendung         fektionserkrankungen zurückzuführen. Obwohl die
  des kürzeren Auffrischungsintervalls in den Auswer-       Influenza-Impfung für Personen im Alter ab 60 Jah-
  tungsdefinitionen für ausreichend geimpft (3 statt        ren empfohlen ist, wird ein großer Zuwachs der
  5  Jahre ab einem Alter von 60 Jahren) zurückzufüh-       Impfquote erst von der Altersgruppe der 60 – 69-
  ren. Bei über 60-Jährigen zeigt sich ein weiterer An-     Jährigen hin zu 70 – 79-Jährigen beobachtet. Zwar
  stieg der Impfquote, die in sehr hohem Alter dann         könnte der große Unterschied zwischen diesen bei-
  in allen Bundesländern wieder rückläufig ist.             den Altersgruppen auch darin begründet sein, dass
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  betriebliche Impfleistungen nicht in den Abrech-          me zudem mit dem Alter der Schwangeren, die mit
  nungsdaten der KVen erfasst werden und somit der          30 Jahren und älter höhere Impfquoten aufweisen
  Altersbereich bis ca. 65 Jahren einer Untererfassung      im Vergleich zu jüngeren Schwangeren.
  von Influenza-Impfungen unterliegt. Dem steht je-
  doch entgegen, dass bei Betrachtung der Impfquo-          Die Impfquoten der Pneumokokken-Standard-
  ten für einzelne Altersjahre statt Altersgruppen kein     impfung fallen im Vergleich zur Influenza-Imp-
  Sprung im Anstieg der Impfquote im Bereich um             fung wesentlich niedriger aus, wie ein Vergleich
  das Renteneintrittsalter zu verzeichnen ist (Daten        der analysierten Altersgruppen der 60 – 67-Jähri-
  nicht gezeigt).                                           gen (Pneumokokken) und 60 – 69-Jährigen (In-
                                                            fluenza) zeigt. Die Inanspruchnahme der Pneu-
  In den korrespondierenden Altersgruppen der Per-          mokokken-Impfung ist in den ersten Altersjah-
  sonen mit einer Indikation für eine Influenza-Imp-        ren des empfohlenen Impfalters vergleichsweise
  fung aufgrund bestehender Grunderkrankungen               gering. Erst mit 70 Jahren steigen die Werte deut-
  sind die Impfquoten höher als bei allen ≥ 60-jähri-       lich an auf 25 % und mehr. Auch die Impfquoten
  gen Personen, die eine Influenza-Impfung erhalten         der Pneumokokken-Indikationsimpfung sind we-
  haben. Dennoch erreicht selbst in der Saison              sentlich geringer als die Werte der Influenza-Indi-
  2020/21, die die höchste Impfquote seit 7 Jahren          kationsimpfung. Sie liegen bei den ≥ 18-Jährigen je
  verzeichnet, die Influenza-Indikationsimpfung in          nach Saison um das zwei- bis dreifache unter den
  keiner Altersgruppe Werte, die sich der 75 %-Ziel-        Werten der Influenza-Indikationsimpfung. Der
  vorgabe der EU annähern. Insgesamt sind in allen          Sprung der Impfquote von der Gruppe der 50 – 59-
  untersuchten Saisons weniger als die Hälfte der           Jährigen zu den 60 – 69-Jährigen ist besonders aus-
  ≥ 18-Jährigen mit gesundheitlicher Impfindikation         geprägt und liegt beim ca. Dreifachen. Offenbar ist
  gegen die saisonale Influenza geimpft. Ein wesent-        auch dieser Unterschied in der dann vorliegenden
  licher Sprung der Impfquote ist hier zur Altersgrup-      doppelten Indikation für eine Pneumokokken-Imp-
  pe der 60 – 69- sowie dann zur Gruppe der 70 – 79-        fung begründet. In den Altersgruppen ab 80 Jahren
  Jährigen zu beobachten. Sehr wahrscheinlich be-           sinkt die Impfquote dann wieder. Da die im vorlie-
  ruht dies auf dem Vorliegen der doppelten Impfindi-       genden Beitrag berechnete Impfquote der Indika-
  kation aus sowohl gesundheitlichen als auch alters­       tions-Impfung die Inanspruchnahme innerhalb der
  bedingten Gründen. Ein bundesweiter Survey zur            jeweils vergangenen 6 Jahre beschreibt, ist zu ver-
  Untersuchung von Impfquoten bei Erwachsenen               muten, dass in vielen Fällen der Eintritt in den für
  mit impf­relevanten Grunderkrankungen identifi-           die Standardimpfung empfohlenen Altersbereich
  zierte ebenfalls wesentlich geringere Impfquoten in       Anlass zur Pneumokokken-Impfung ist, die emp-
  der Gruppe der 18 – 59-Jährigen im Vergleich zu Per-      fohlenen Wiederholungsimpfungen dann aber oft-
  sonen ab einem Alter von 60 Jahren.19 In dem Sur-         mals nicht mehr wahrgenommen werden.
  vey konnten die individuelle Wahrnehmung von
  Impfeffektivität und Schwere einer Influenza-             Auch die Impfquoten der Pneumokokken-Impfung
  Erkrankung sowie das wahrgenommene Risiko, an             sind in jüngerer Zeit angestiegen, die der Indika­
  einer Influenza mit schwerem Verlauf zu erkranken,        tionsimpfung bereits ab Quartal I/2017. Der Anstieg
  als mit der Entscheidung für oder gegen eine Imp-         der Inanspruchnahme der Pneumokokken-Imp-
  fung assoziierte Hauptfaktoren identifiziert werden.      fung in Quartal I/2019 in allen Altersgruppen setzte
                                                            sich auch in Quartal I/2020 mit einer deutlichen
  Die seit Saison 2017/18 beobachtete flächendecken-        Erhöhung fort. Insbesondere in Quartal I/2020 gab
  de Zunahme der Impfquote bei Frauen mit Impfin-           es aufgrund der COVID-19-Pandemie eine verstärk-
  dikation Schwangerschaft setzte sich auch in der          te Nachfrage nach Pneumokokken-Impfstoffen, um
  jüngsten Saison 2020/21 fort und zeigt, dass diese        Ko-Infektionen mit SARS-CoV-2 und einer Überlas-
  Empfehlung weiter in die öffentliche Wahrneh-             tung der Krankenhäuser durch Patientinnen und
  mung rückt. Trotzdem bleibt die Inanspruchnahme           Patienten mit schweren Atemwegsinfektionen vor-
  insgesamt unzureichend. Neben beträchtlichen re-          zubeugen. Dies hatte schließlich zu einer Impfstoff-
  gionalen Unterschieden variiert die Inanspruchnah-        verknappung geführt.20 Die STIKO verweist in ihren
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  Handlungshinweisen zum Impfen bei einge-                 dieselben jährlichen Hauptmonate der Inanspruch-
  schränkter Verfügbarkeit von Impfstoffen auf eine        nahme beider Impfungen konnten mit den Daten
  mögliche Priorisierung von zu impfenden Perso-           der KV-Impfsurveillance belegt werden (Daten
  nengruppen mit dem höchsten Risiko für schwere           nicht gezeigt). Die höhere Inanspruchnahme der
  Verläufe einer Pneumokokken-Infektion.21 Die Ver-        Influenza-Impfung in den Saisons 2018/19 und
  fügbarkeit des überwiegend empfohlenen Impfstof-         2019/20 wirkte sich damit offenbar auch positiv auf
  fes war bis August 2021 eingeschränkt. Während bis       die Inanspruchnahme der zu diesen Zeiten verfüg-
  zum jüngsten Berichtszeitpunkt Quartal I/2021 bei        baren Pneumokokken-Impfung aus.
  den Pneumokokken-Impfquoten der Standardimp-
  fung ohne Vorliegen einer Indikation ein leichter        Die Impfquote der von der STIKO empfohlenen
  Anstieg beobachtet werden kann, fallen hingegen          Herpes-zoster-Impfung ist in allen KV-Regionen
  die Werte der Indikationsimpfung im letzten Aus-         noch sehr gering. Die Ergebnisse spiegeln die Impf­
  wertejahr ab. Die Lieferengpässe scheinen ein mög-       inanspruchnahme nur innerhalb der ersten zwei
  licher Grund für den Rückgang der Impfquote zu           Jahre seit genereller Kostenübernahme durch die
  sein: Bei notwendiger Priorisierung von Impfungen        Krankenkassen wider. In Sachsen mit einer seit län-
  könnten bisher noch nicht geimpfte Personen eher         gerer Zeit bestehenden Herpes-zoster-Impfempfeh-
  eine Erstimpfung erhalten haben und Wiederho-            lung sind die Impfquoten zwar leicht höher als in
  lungsimpfungen eventuell zurückgestellt worden           anderen Regionen, es könnte sich bei den aus-
  sein. Die Impfquote der Standardimpfung steigt           schließlich ab dem Jahr 2019 in die Analysen einge-
  durch zusätzliche Inanspruchnahme schneller, da          schlossenen Impfleistungen insbesondere in Sach-
  hier bereits eine einmalige Impfstoffdosis zu einem      sen zusätzlich aber auch um von der STIKO explizit
  als vollständig erachteten Impftsatus führt. Im          nicht empfohlene Lebendimpfstoffe handeln. Mit
  Gegensatz dazu muss bei der Indikationsimpfung           Lebendimpfstoff durchgeführte Impfleistungen las-
  für einen vollständigen Impfstatus spätestens alle       sen sich in den Abrechnungsdaten nicht eindeutig
  6  Jahre gegen Pneumokokken geimpft werden.              vom empfohlenen Totimpfstoff differenzieren.
  Werden fällige Wiederholungsimpfungen nicht in           Auch wenn nach eigenen Auswertungen bundes-
  Anspruch genommen, kann die Impfquote                    weiter Abrechnungsdaten aus Apothekenrechen-
  absinken. Ergebnisse von Bevölkerungssurveys zur         zentren der Lebendimpfstoff 2019 nur noch in sehr
  Akzeptanz von Maßnahmen zur Eindämmung der               geringen Mengen verordnet wurde, betrug in Sach-
  COVID-19-Pandemie deuteten darauf hin, dass mit          sen der Anteil von Lebendimpfstoffdosen an allen
  Kontaktbeschränkungen ein Rückgang von Kontak-           verordneten Herpes-zoster-Impfstoffdosen in Quar-
  ten zu Ärztinnen und Ärzten einherging.22 Daher          tal I/2019 noch etwa 20 % (bundesweit 6 %) und
  lässt sich auch spekulieren, dass aufgrund eines er-     ging ab Quartal II/2019 auf unter 1 % (bundesweit
  höhten Komplikatonsrisikos bei einer COVID-19-           ebenso) zurück. Von Mitte 2019 bis April 2021 gab
  Erkrankung insbesondere Personen mit impfrele-           es zudem Lieferengpässe für den empfohlenen
  vanten Grunderkrankungen in Pandemiezeiten ih-           Impfstoff.20 Die STIKO verweist in ihren Hand-
  ren Arzt oder ihre Ärztin seltener aufgesucht hatten     lungshinweisen zum Impfen bei eingeschränkter
  und es somit zu einer verspäteten oder gar ausblei-      Impfstoffverfügbarkeit darauf, dass zunächst die
  benden Aktualisierung des individuellen Pneumo-          Vervollständigung einer begonnenen Impfserie
  kokken-Impfstatus kam. Dem sei jedoch die in Sai-        Vorrang haben sollte und neue Impfserien nur be-
  son 2020/21 erhöhte Influenza-Impfquote bei be-          gonnen werden sollten, wenn die Gabe der zweiten
  stehender Indikation aufgrund vorliegender Grund­        Impfstoffdosis sichergestellt ist.23 Offenbar konnte
  erkrankungen gegenübergestellt, bei der ein im           dies nicht ausreichend umgesetzt werden, denn nur
  Vergleich zur Vorsaison wesentlich höherer Wert          drei Viertel derjenigen Personen, die die erste Imp-
  festgestellt werden konnte.                              fung in Anspruch genommen und in den Analysen
                                                           mindestens 6 Monate Zeit für die Vervollständi-
  Generell wird die Inanspruchnahme der Influenza-         gung des Impfschutzes hatten, haben bereits die
  Impfung auch dazu genutzt, den Pneumokokken-             zweite Dosis erhalten. Sowohl die erst kurze Zeit-
  Impfstatus zu aktualisieren. Die Saisonalität und        spanne der Empfehlung als auch die Lieferengpässe
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  dürften zur noch sehr geringen Inanspruchnahme              setzung der neuen Empfehlung ist für den Folge­
  beigetragen haben. Daher können die Analysen nur            bericht im kommenden Jahr vorgesehen.
  erste Basisdaten liefern, auf deren Grundlage die
  zukünftige Entwicklung der Inanspruchnahme                  Die jährliche Masern-Impfinzidenz bei nach 1970
  noch nicht gut abzuschätzen ist.                            geborenen ≥ 18-Jährigen stieg nach dem Ausspre-
                                                              chen der STIKO-Empfehlung zur Masern-Impfung
  Bundesweit hatte nur gut die Hälfte der untersuch-          Erwachsener zunächst langsam an, erreichte im
  ten Erwachsenen jeweils in den Jahren 2016 – 2020           Ausbruchsjahr 2015 dann sprunghaft einen Wert
  einen aktuellen Td-Impfstatus mit einer Impfung in          von 1,5 % und war danach bis 2018 wieder rückläu-
  den vergangenen 10 Jahren. Während die 10-Jahres-           fig. Positiv zu werten war darum die zunächst beob-
  Impfquote für Diphtherie in der Größenordnung               achtete Zunahme im Jahr 2019, die nicht mit Aus-
  anderer Erhebungen lag, betrug die 10-Jahres-Impf-          bruchsgeschehen in Zusammenhang gebracht wer-
  quote für Tetanus rund 20 Prozentpunkte weni-               den kann. Möglicherweise hatten die öffentliche
  ger.24,25 Vermutlich spiegelt diese zu niedrig erschei-     Diskussion zum Thema Masern-Impfpflicht und
  nende Tetanus-Impfquote eine Limitierung der                eine erhöhte mediale Aufmerksamkeit zu einer stär-
  (ambulanten) Abrechnungsdaten der KVen wider,               keren Inanspruchnahme der Masern-Impfung bei
  wonach Daten zu Impfleistungen, die im stationä-            nach 1970 geborenen Erwachsenen geführt. Anfang
  ren Bereich und in Notaufnahmen verabreicht wer-            2020 trat das Masernschutzgesetz in Kraft, welches
  den, in der KV-Impfsurveillance nicht übermittelt           den Nachweis des Masernschutzes bei Personen in
  werden. Dies bedingt eine Untererfassung von ge-            Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen re-
  rade in diesen Bereichen eingesetzten Tetanus-Imp-          gelt.29 Sehr wahrscheinlich bedingte die neue Geset-
  fungen. Seit jüngerer Zeit sind Tetanus-Impfstoffe          zesregelung die erhöhte Inanspruchnahme der Ma-
  nicht mehr als monovalente Präparate verfügbar,             sern-Impfung, denn im selben Jahr zeigt sich ein
  werden als Kombinationsimpfstoff verabreicht und            starker Anstieg der Impfinzidenz auf das höchste in
  sind als solche abrechnungsfähig.26 Mit den Analy-          den vergangenen 12 Jahren festgestellte Niveau.
  sen zur Inanspruchnahme der Pertussis-Impfung
  konnte die KV-Impfsurveillance Daten zur Überprü-           Im Gegensatz zu den bei Erwachsenen in den ÖBL
  fung der Impfempfehlung für eine einmalige Per-             höheren Impfquoten der meisten Impfungen ver-
  tussis-Impfung im Erwachsenenalter durch die                hält es sich bei der Masern-Impfinzidenz anders he-
  STIKO bereitstellen.27 Wie im Falle der Td-Impfun-          rum. Aufgrund der damaligen Masern-Impfpflicht
  gen war die Inanspruchnahme in den ÖBL höher                im Kindesalter in der ehemaligen DDR besteht im
  als in den WBL. Dieser Unterschied lässt sich am            Vergleich zu WBL in den ÖBL nun für einen wesent-
  ehesten durch eine nachhaltig vorherrschende, un-           lich kleineren Anteil der nach 1970 geborenen Er-
  terschiedliche generelle Akzeptanz von Routine­             wachsenen ein aktueller Nachholbedarf an M ­ asern-
  impfungen erklären. Die Pertussis-Impfquote ist             Impfungen. Dies spiegelt sich in einer niedrigeren
  seit dem Untersuchungsjahr 2016 stetig gestiegen.           Impfinzidenz in ÖBL wider. Gestützt wird dies
  So war bundesweit zunächst ein Drittel aller Er-            durch Daten zu Impfquoten bei Erwachsenen in
  wachsenen in den letzten 10 Jahren gegen Pertussis          WBL und ÖBL aus anderer Quelle.25 Nach Mess­
  geimpft worden, während mit Stand 2020 über                 daten von Masern-spezifischen IgG-Antikörpern als
  40 % einen aktuellen Impfstatus aufwiesen. Damit            Surrogat für eine erfolgreiche Impfung bzw. vorlie-
  liegt die Impfquote im Vergleich zu den Ergebnis-           gende Immunität wiesen bundesweit rund 15 % der
  sen eines früheren bundesweiten Surveys aus dem             nach 1970 geborenen Erwachsenen im Zeitraum
  Jahr 2013 um das Sechsfache höher.24 Die Pertussis­         2008 – 2011 keine Antikörper auf und hätten damit
  impfempfehlung bei Erwachsenen wird damit zu-               ggf. Bedarf für eine Masern-Impfung gehabt.30 Es
  nehmend besser – wenn auch noch nicht im wün-               liegen aber weder aktuelle Daten zur Seroprävalenz
  schenswerten Umfang – umgesetzt. Seit 2020 emp-             Masern-spezifischer Antikörper in der Bevölkerung
  fiehlt die STIKO zusätzlich die Pertussisimpfung in         vor, noch lassen sich Impfquoten oder Masern-
  der Schwangerschaft.28 Eine Auswertung zur Um-              Krankheitsinzidenzen aus der Kindheit der betrof-
                                                              fenen Altersgruppe ermitteln.
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  Der FSME-Impfstatus wurde in den Datenanalysen            Abrechnungsquartals zur Auswertung an das RKI
  unter Berücksichtigung der Vollständigkeit und der        übermittelt. Abhängig von der Impfung kann eine
  zeitgerechten Auffrischung bewertet. Es konnte ge-        Datenfortschreibung mit einem oder mehreren
  zeigt werden, dass nicht nur große Unterschiede           Quartalen über den Beobachtungszeitraum hinaus
  der Impfquoten zwischen den Regionen der Bun-             für die Generierung der Studienpopulationen in
  desländer mit einem FSME-Risiko bestehen, son-            den Datenanalysen notwendig sein. Für die vorlie-
  dern auch erhebliche altersgemäße Schwankungen            gende Auswertung war daher eine Datenfortschrei-
  des FSME-Impfschutzes vorherrschen. So haben              bung bis mindestens zum Quartal I/2021 erforder-
  junge Erwachsene einen nur mäßigen Schutz, der            lich, woraus sich die Aktualität des Berichtszeit-
  im Vergleich mit höheren Altersgruppen in den             raums der jeweiligen Impfung ergibt.
  meisten Bundesländern mit FSME-Risikogebieten
  aber noch recht hoch ausfällt. Thüringen bildet hier      Datenanalysen und Definitionen
  eine Ausnahme und ist das einzige untersuchte             von Impfserien
  Bundesland, in dem der FSME-Impfschutz bei Er-            Die Methoden zur Datenaufbereitung und -analyse
  wachsenen mit dem Alter auf ein vergleichsweise           wurden an anderer Stelle bereits ausführlich be-
  hohes Niveau ansteigt. Um Erkrankungen zu ver-            schrieben.2
  hindern, ist eine hohe Impfquote gerade bei Er-
  wachsenen besonders wichtig, da lediglich 5 – 10 %
  aller übermittelten FSME-Fälle bei Kindern < 15 Jah-
  ren auftreten und die Inzidenz ab dem Alter von 40
  Jahren deutlich ansteigt.31 Zudem haben ältere Men-
  schen bei einer FSME-Infektion ein deutlich höhe-
  res Risiko als Kinder, schwer zu erkranken und blei-
  bende Komplikationen zu erleiden.32,33 Unsere De-
  finitionen für zeitgerechte Auffrischungsimpfun-
  gen in den Berechnungen der FSME-Impfquoten
  orientierten sich eng an den nötigen Auf­f rischungs-
  intervallen gemäß Herstellerangaben. Titerbestim-
  mungen von anti-FSME-Antikörpern und Modellie-
  rungen deuten jedoch darauf hin, dass nach der
  Auffrischungsimpfung nach erfolgter Grundim-
  munisierung neutralisierende Antikörper über ei-
  nem Zeitraum von 10 Jahren und mehr persistie-
  ren, so dass ein hoher Schutz vor einer Erkrankung
  auch bei verspäteten Auffrischimpfungen erwartet
  werden kann.34,35

  5. Methoden
  Datenvollständigkeit und Berichtszeitraum
  Für die Auswertungen wurden Abrechnungsdaten
  der KVen aus der KV-Impfsurveillance der Jahre
  2008 – 2021 herangezogen. Die administrativen Be-
  reiche der KV-Regionen decken sich mit den Bun-
  desländern (Ausnahme: Nordrhein-Westfalen wird
  über die zwei KV-Regionen Nordrhein und West­
  falen-Lippe abgedeckt). Von den KVen werden die
  quartalsweisen Abrechnungsdaten mit einem Zeit-
  verzug von 2 – 3 Quartalen nach Ende des jeweiligen
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