DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...

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DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
Water Risk Filter Research Series

DAS WASSERRISIKO
IM EINKAUFSKORB
WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE
RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN
DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
INHALT

IMPRESSUM                                                                            VORWORT EDEKA                                                   3
Herausgeber              WWF Deutschland
Datum                    März 2021                                                   VORWORT WWF                                                     4
Autor:innen	Juliane Vatter, Ariane Laporte-Bisquit, Rafael Camargo
                         (WWF Deutschland)
Mitwirkender Autor       Alexis Morgan (WWF International)                           1. EINLEITUNG                                                   5
Kontakt                  Juliane Vatter, Juliane.Vatter@wwf.de
Datenanalyse und Karten
Gestaltung und Redaktion
                         Rafael Camargo, Jenna Steward, Michael Allan
                         Katalina Engel (www.engelconsulting.org), Jill Bentley
                                                                                     2. VON RISIKO ZU RESILIENZ: WWF WASSERRISIKOFILTER-SZENARIEN 8
Layout                   Marijke Küsters (www.studioazola.com)
Übersetzung	Cornelia Gritzner, Sebastian Landsberger                                3. SZENARIOANALYSE LANDWIRTSCHAFTLICHER ROHSTOFFE               12
                         (linguatransfair.de)
                                                                                     i.   Avocados                                                   15
Vorgeschlagene Zitation:                                                             ii. Bananen                                                     17
Vatter J., Laporte-Bisquit A., Camargo R., Morgan A. (2021)
Das Wasserrisiko im Einkaufskorb. Wie der Lebensmitteleinzelhandel zukünftige        iii. Zitrusfrüchte                                              20
Risiken einschätzen kann. Water Risk Filter Research Series Volume 2.
WWF Deutschland
                                                                                     iv. Trauben                                                     23
Bildnachweise:	
Cover: Edward Parker/WWF; S. 3: Denis Ünver/WWF; S. 3: Christian Schmid;
                                                                                     v.   Kartoffeln                                                 26
S. 4: Global Warming Images/WWF; S. 5: Mojtaba Hoseini/Unsplash; S. 6: James
Morgan/WWF; S. 8: GettyImages; S. 11: GettyImages; S. 12: Scott Dalton/WWF;          4. ZUSAMMENFASSUNG: ERGEBNISSE ZUKÜNFTIGER WASSERRISIKEN        28
S. 15: Wimber Cancho/Unsplash; S. 17: Natasha Arefyeva/Unsplash; S. 19: David
Lawson/WWF-UK; S. 20: Brienne Hong/Unsplash; S. 22: Jason Houston/WWF-US;
S. 23: Amos Bar/Unsplash; S. 25: Anna Kaminova/Unsplash; S. 26: Jeshoots/Unsplash;   5. WWF EMPFEHLUNGEN FÜR GRÖSSERE RESILIENZ                      29
S. 29: Ivan Bandura/Unsplash; S. 30: Peter Chadwick/WWF; S. 31: Roger Starnes/
Unsplash; S. 32: IMAGO/Design Pics/Kenny Calhoun; S. 33: GettyImages;
S. 34: IMAGO/Loop Images/ Mickey Strider                                             6. SCHLUSSFOLGERUNG                                             33

© 2021 WWF Deutschland, Berlin
                                                                                                                           Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   2
DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
VORWORT   Der EDEKA-Verbund, einer der führenden Lebensmitteleinzel-            2012 startete EDEKA gemeinsam mit dem WWF das Water

EDEKA
          händler in Deutschland, nimmt in puncto Nachhaltigkeit schon          Stewardship-Programm. Dabei haben wir mithilfe des WWF
          seit Langem eine Vorreiterrolle ein – auf allen Ebenen. Bereits im    Wasserrisikofilters die aktuellen physischen, regulatorischen und
          Jahr 2012 schlossen wir eine langfristig angelegte strategische       Reputationsrisiken im Zusammenhang mit Wasser für über 2.300
          Partnerschaft mit dem WWF mit der Zielsetzung, unseren ökolo-         unserer Eigenmarkenprodukte in unserer globalen Lieferkette
          gischen Fußabdruck zu reduzieren, indem wir unsere Umweltleis-        analysiert und bewertet.
          tung in acht Kernbereichen verbessern: Fisch und Meeresfrüchte,
          Holz/Papier/Tissue, Palmöl, Soja/nachhaltigere Nutztierfütterung,     Mit den neuen Wasserrisikofilter-Szenarien wollen wir zukünftige
          Klima, Süßwasser, Verpackungen und Beschaffungsmanagement             Wasserrisiken im Zusammenhang mit klimatischen und sozioöko-
          kritischer Agrarrohstoffe.                                            nomischen Veränderungen besser verstehen lernen, um die
                                                                                Resilienz in unseren landwirtschaftlichen Lieferketten zu stärken.
          Weltweit wird die Ressource Süßwasser zunehmend knapper.              Wir freuen uns, dass der WWF mit diesem Report über wichtige
          Der Lebensmitteleinzelhandel ist eine der Branchen, die aufgrund      Erkenntnisse aus der Anwendung neuer Wasserrisikoszenarien
          einer Vielzahl an Produkten und Lieferketten am stärksten vom         informiert, die dazu dienen, zukünftige Wasserrisiken einiger
          Süßwasser abhängig ist. Die gesamte Lieferkette für landwirt-         beliebter landwirtschaftlicher Produkte zu ermitteln. Außerdem
          schaftliche Erzeugnisse ist dementsprechend Wasserrisiken             stellen wir auch Water Stewardship-Projekte zum Schutz der
          ausgesetzt.                                                           weltweiten, kostbaren Wasserressourcen vor, die wir gemeinsam
                                                                                mit dem WWF umsetzen.

                                                                               „E DEKA nutzt die neue Szenarien-Funktion des WWF
                                                                                Wasserrisikofilters, um zukünftige Wasserrisiken für
                                                                                 wichtige landwirtschaftliche Rohstoffe besser zu verstehen.
                                                                                 Dies wird dazu beitragen, unsere langfristigen Pläne und
                                                                                Strategien hin zu mehr Klima- und Wasserresilienz zu
                                                                                 untermauern.“
                                                                                Rolf Lange, Geschäftsbereichsleiter
                                                                                Unternehmenskommunikation/ Public Affairs, EDEKA-Zentrale

                                                                                                                       Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   3
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VORWORT   Süßwasser ist Voraussetzung menschlichen Wohlergehens,               Verbraucher:innen mehr und mehr nachhaltig handelnde

WWF
          wirtschaftlichen Wohlstands und planetarer Gesundheit.               Unternehmen ihre Gunst schenken.
          Heute jedoch bedrohen übermäßige Entnahme, Verschmutzung,
          die Folgen der Klimakrise und anhaltender Verlust von Süß-           Um Unternehmen dabei zu helfen, aktuelle Wasserrisiken in ihren
          wasserökosystemen und Biodiversität die Wassersicherheit.            Betrieben und Lieferketten zu bewerten und entsprechend darauf
          Seit 1970 sind 84 Prozent der Bestände an Süßwasserarten             zu reagieren, hat der WWF im Jahr 2012 den Wasserrisikofilter
          verloren gegangen – viel schneller als jene Arten, die auf dem       eingeführt. Mit der Bewertung von bisher über 400.000 Standorten
          Land oder im Meer leben.                                             ist der Wasserrisikofilter bei über 6.000 Nutzer:innen zu einer
                                                                               führenden, vertrauenswürdigen Quelle für Wasserrisikodaten
          Allein die Landwirtschaft entnimmt 70 Prozent allen Süßwassers       geworden.
          weltweit. Wasser ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für
          den Lebensmitteleinzelhandel. Mit der Identifizierung kritischer     Da klimatische und sozioökonomische Veränderungen die lang-
          Wasserrisiken bei der Beschaffung und Produktion beginnt für         fristige Entwicklung von Wasserrisiken beeinflussen werden, hat
          jedes Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel ein verantwor-         der WWF Wasserrisikofilter mithilfe neuer Daten Wasserrisiko-
          tungsvolles Lieferkettenmanagement. Sich dessen bewusst zu           Szenarien für 2030 und 2050 erstellt. Wir freuen uns darüber,
          sein und eine Antwort darauf zu finden ist bei der Positionierung    dieses neue Tool zusammen mit unserem strategischen Partner
          von Marken von zentraler Bedeutung, zumal in einer Zeit, in der      EDEKA präsentieren zu können, und so ein praktisches Beispiel
                                                                               dafür zu liefern, wie der Lebensmitteleinzelhandel zu einem
                                                                               besseren Verständnis zukünftiger Wasserrisiken in seinen
                                                                               landwirtschaftlichen Lieferketten gelangt, um sich entsprechend
                                                                               vorbereiten zu können. So lässt sich eine nachhaltige Zukunft
                                                                               für alle gestalten.

                                                                              „Angesichts dessen, dass bis 2050 fast die Hälfte des
                                                                                globalen BIP aus Regionen mit hohem Wasserrisiko
                                                                                stammen könnte, helfen die neuen Wasserrisikofilter-
                                                                               Szenarien Unternehmen dabei, Risiken in Resilienz zu
                                                                                verwandeln.“
                                                                               Philipp Wagnitz, Fachbereichsleiter Ökosysteme und Ressourcenschutz
                                                                               WWF Deutschland

                                                                                                                      Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   4
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1. EINLEITUNG
Wasser ist eine für Mensch und Wirtschaft unerlässliche kostbare
Ressource. Doch die wird knapper. Bereits heute leben 17 Prozent
der Weltbevölkerung in und stammen 10 Prozent des weltweiten
BIP aus Regionen mit hohem Wasserrisiko. Bis 2050 könnten sich
diese Zahlen auf 51 Prozent bzw. 46 Prozent erhöhen.
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Zukünftige klimatische und soziökonomische Veränderungen         sowie zu Unterbrechungen der Lieferkette und zu landwirtschaft-     Zukünftige klimatische
werden sowohl die Nutzung als auch die Verfügbarkeit von         lichen Verlusten.                                                   und soziökonomische
Süßwasserressourcen beeinflussen. Einerseits werden sozio-
ökonomische Aspekte wie Bevölkerungswachstum, wirtschaft-        Niemand kann genau voraussagen, welches Ausmaß die Klima-           Veränderungen werden
liche Entwicklung, Regierungsführung und technologischer         krise annehmen und welche sozioökonomischen Veränderungen           sowohl die Nutzung als
Fortschritt den Bedarf und die Nutzung von Süßwasser bestim-     sie nach sich ziehen wird. Das macht es für Unternehmen schwer      auch die Verfügbarkeit
men. Andererseits werden die Auswirkungen der Klimakrise         einschätzbar, welche Wasserrisiken drohen und wie die sich auf
die regionale und saisonale Wasserverfügbarkeit und -versor-     ihre Aktivitäten und landwirtschaftlichen Lieferketten auswirken    von Süßwasserressourcen
gung auf unterschiedliche Weise beeinflussen, vor allem durch    werden. Angesichts dieser Unsicherheit empfiehlt die Task Force     beeinflussen.
veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und       on Climate-related Financial Disclosure (TCFD) den Unternehmen,
häufigere Extremwetterereignisse (wie etwa Überschwemmun-        Szenarioanalysen zur Bewertung künftiger Risiken und Chancen
gen und Dürren). Wie die Global Commission on Adaptation in      anzusetzen, um sich so gegenüber möglichen Herausforderungen
ihrem Bericht „Adapt Now“ hervorhebt, werden sich die Aus-       zu wappnen.
wirkungen der Klimakrise „am unmittelbarsten und akutesten
im Zusammenhang mit Wasser bemerkbar machen“.                    In Zusammenarbeit mit dem deutschen Lebensmitteleinzelhändler
                                                                 EDEKA kamen die neuen WWF Wasserrisikofilter-Szenarien zur
Die sich weltweit verschlechternde Wassersicherheit führt        Anwendung. Mit ihnen sollen die zukünftigen Wasserrisiken von
bereits heute dazu, dass Wasserrisiken die Gewinne von           fünf Agrarprodukten untersucht werden, die EDEKA aus verschie-
Unternehmen schmälern. So meldeten Unternehmen im                denen Anbauregionen weltweit bezieht. Der Bericht soll aufzeigen,
CDP Global Water Report 2019, einen Gesamtwert des               wie Unternehmen im Lebensmittelsektor mithilfe von Szenarien
Risikos von 425 Milliarden US-Dollar.                            zukünftige Wasserrisiken innerhalb ihrer landwirtschaftlichen
                                                                 Lieferketten einschätzen können. Darüber hinaus enthält der
Da die Landwirtschaft für 70 Prozent der globalen Süßwasser-     Bericht eine Reihe von Empfehlungen, die Unternehmen bei der
entnahme verantwortlich ist und als einer der größten Wasser-    Entwicklung und Umsetzung von Water Stewardship-Maßnahmen
verschmutzer gilt, trägt der Lebensmittelsektor eine besondere   und -Strategien für resiliente landwirtschaftliche Lieferketten
Verantwortung bei der Bewältigung wasserbezogener Risiken.       als Leitfaden dienen sollen.
Wichtige Wirtschaftssektoren mit wasserintensiven landwirt-
schaftlichen Lieferketten wie der Lebensmitteleinzelhandel
sind jetzt und in Zukunft stark von Wasserrisiken betroffen
(siehe Box 1). Es wird davon ausgegangen, dass vor allem die
Klimakrise stärker schwankende, extreme Temperaturen und
Niederschläge nach sich ziehen wird. Dies beeinträchtigt die
Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe, treibt die Lebens-
mittelpreise nach oben und führt zu stärkeren Schwankungen

                                                                                                                                     Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   6
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Box 1: Wasserrisiken im Lebensmittelsektor

      WWF WASSERRISIKOFILTER
    RAHMEN DER RISIKOBEWERTUNG                WASSERRISIKEN IM LEBENSMITTELSEKTOR
                                              Mit „Wasserrisiko für Unternehmen“ ist die Art und Weise             Regulatorische Risiken entstehen durch sich ändernde,
                                              gemeint, in der wasserbezogene Herausforderungen potenziell          unwirksame oder schlecht umgesetzte Wasserpolitik und/oder
                                              die Rentabilität von Unternehmen untergraben. Die landwirt-          Vorschriften.
                                              schaftlichen Betriebe und Lieferketten eines Unternehmens            • Längere Dürreperioden können Regierungen dazu veranlassen,
                                              können physischen, regulatorischen und reputationsbezogenen            eine Reduzierung der Wasserentnahme zu erzwingen.
                                              Wasserrisiken ausgesetzt sein, die sich unterschiedlich auswirken.     Zum Beispiel waren US-Unternehmen aus der Lebensmittel-
          PHYSISCHES RISIKO                                                                                          und Agrarbranche wie Conagra Foods, General Mills, J.M.
              Wasserknappheit                Wasserrisiken lassen sich auf zwei Ebenen fassen:                      Smucker Co., Kellogg Co. and Kraft Heinz Co. Commodities,
              Überschwemmung                 1) d
                                                  em Wasserrisiko auf Ebene des Wassereinzugsgebiets                die eine Vielzahl von Rohstoffen aus dem von Dürre
               Wasserqualität                   (Flussgebietsrisiko) und                                            betroffenen Colorado Flussgebiet beziehen, von ihnen
            Status der Ökosystem-
                  leistungen                  2) dem Wasserrisiko durch Nutzung und dem Management                  auferlegten Bestimmungen zur eingeschränkten Wasser-
                                                  von Wasser (Betriebsrisiko).                                       entnahme betroffen.

                                                                                                                   • 2019 berichtete Diageo, dass die zunehmende Regulierung
                                              Physische Risiken drohen in landwirtschaftlichen Lieferketten
           REGULATORISCHES                                                                                           der Wasserentnahmemenge eines der Hauptrisiken für
                RISIKO                        dann, wenn Wasser für die Produktion fehlt, die Wasserqualität
                                                                                                                     die Brauerei in Uganda darstelle. Das wirke sich auf das
            befähigendes Umfeld              zur Bewässerung abnimmt oder Überschwemmungen die Anbau-
                                                                                                                     Wachstumspotenzial aus.
              (Gesetze & Politik)             flächen zerstören.
          Institutionen & Regierung          • Schäden und Verluste in der Landwirtschaft entstehen in Ent-
          Management-Instrumente                wicklungsländern zu mehr als 80 Prozent durch Dürren. Aber        Reputationsrisiken entstehen etwa dann, wenn Unternehmen
           Infrastruktur & Finanzen
                                                 auch im relativ wassersicheren Deutschland kam es 2018 und        und deren Lieferketten mit der Gefährdung kulturell oder
                                                 2019 aufgrund ungewöhnlich trockener Perioden zu Ernteein-        religiös bedeutender Wasserressourcen in Verbindung gebracht
                                                 bußen. Kartoffelpreise stiegen um bis zu einem Drittel aufgrund   werden.
                                                 höherer Bewässerungskosten und einem geringerem Angebot.          • Auf öffentlichen Druck hin reduzierte Nestlé seine Wasser-
         REPUTATIONSRISIKO
                                                                                                                      entnahme in der französischen Stadt Vittel um 30 Prozent,
           Kulturelle Bedeutung              • 2019 führten schwere Überschwemmungen des Mississippi zu
    Bedeutung für die biologische Vielfalt                                                                           damit der Grundwasserspiegel langfristig stabil bleibt.
                                                Verlusten im Mais- und Sojaanbau. Preise für Nutztierfutter
              Medienpräsenz
                                                stiegen in die Höhe und verursachten Schäden in Milliardenhöhe.    • Danone berichtet, dass Kund:innen (Endverbraucher:innen
                  Konflikt
                                                Die Aktien von Unternehmen aus der Lebensmittel- und                 und Einzelhändler), NGOs, Behörden und Investor:innen
                                                Agrarbranche, wie z. B. von Tyson Foods, fielen um 4,8 Prozent       den wasserintensiven Anbau von Lebensmitteln zunehmend
                                                und die von Sanderson Farms Inc. und Pilgrim's Pride Corp.           kritisch betrachten.
                                                im gleichen Zeitraum um mehr als 11 Prozent.

                                                                                                                                                      Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   7
DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
2. VON RISIKO ZU RESILIENZ:
WWF WASSERRISIKOFILTER-SZENARIEN
Seit seiner Einführung im Jahr 2012 ist der WWF Wasserrisikofilter ein
führendes Online-Tool, das von Unternehmen genutzt wird, um aktuelle
Wasserrisiken zu bewerten. Mit den neuen WWF Wasserrisikofilter-
Szenarien sind Unternehmen nun in der Lage, zukünftige Wasserrisiken
besser zu verstehen, was bei der Planung und Strategieentwicklung hin
zu mehr Resilienz helfen wird.
DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
Für Unternehmen der Lebensmittelbranche, die auf eine Vielzahl      Die Wasserrisikofilter-Szenarien orientieren sich dementspre-
von landwirtschaftlichen Produkten und Aktivitäten angewiesen       chend an den in Tabelle 1 beschriebenen Mustern.
sind, ist die Wasserrisikobewertung über die gesamte Wertschöp-
fungskette hinweg ein schwieriges Unterfangen. Als ersten Schritt   Um der Komplexität von Wasserrisiken gerecht zu werden, decken
empfiehlt der WWF, sich auf die landwirtschaftlichen Rohstoffe      die Szenarien des Wasserrisikofilters alle Arten von Wasserrisiken
sowie Herstellungs-/Verarbeitungsaktivitäten zu konzentrieren,      ab, angefangen von den akuten physischen Risiken, auf die sich die
die für das Unternehmen von größter strategischer Bedeutung         TCFD konzentriert (z. B. Überschwemmungen) über anhaltende
(d. h. höchstes Beschaffungsvolumen/Wert) und stark abhängig        physische Risiken (z. B. Knappheit, Wasserqualität und der Status
von Wasser sind und/oder eine große Auswirkung auf die Wasser-      von Ökosystemleistungen) bis hin zu seltener untersuchten
ressourcen haben (d. h. hoher Wasserfußabdruck).                    regulatorischen und reputativen Risiken, die erhebliche potenzielle
                                                                    Auswirkungen haben können, wenn sie unberücksichtigt bleiben.
Der entscheidende erste Schritt besteht darin zu prüfen, welchen    Weitere Informationen zu den zugrundeliegenden Datensätzen
Wasserrisiken ein Unternehmen ausgesetzt ist, um anschließend       und Szenarien sind der methodischen Dokumentation des Tools
untersuchen zu können, wie sich die Wasserrisiken aufgrund          zu entnehmen, die online verfügbar ist.
verschiedener klimatischer und sozioökonomischer Faktoren
mittel- bis langfristig entwickeln werden.

Mit der Integration neuer Szenarien in den WWF Wasserrisiko-        Tabelle 1: Darstellung der WWF Wasserrisikofilter-Szenarien
filter, können Unternehmen nun auf Bewertungen aktueller
Wasserrisiken aufbauen, und zukünftige Wasserrisiken unter              Optimistische Szenarien                          Aktueller Trend                      Pessimistische Szenarien
verschiedenen Szenarien über einen 10- und 30-Jahreszeitrahmen
(2030 und 2050) untersuchen.
                                                                      Optimistische Szenarien stellen            Dieses Szenario ähnelt dem                 Pessimistische Szenarien stellen
                                                                      eine Welt mit einer nachhaltigen           aktuellen Trend, also im Hinblick          eine Welt mit einer ungleichen
In Übereinstimmung mit den Empfehlungen der TCFD basieren             sozioökonomischen Entwick-                 auf die aktuelle sozioökonomi-             und instabilen sozioökonomi-
die Szenarien des Wasserrisikofilters sowohl auf relevanten           lung (SSP1) und stark reduzier-            sche Entwicklung (SSP2) und mitt-          schen Entwicklung (SSP3) und
Klimamodellen (IPCC Representative Concentration Pathways –           ten CO2-Emisssionen (RCP2.6/               leren CO2-Emissionen (RCP4.5/              hohen CO2-Emisssionen dar, die
RCP) als auch auf sozioökonomischen Modellen (IIASA Shared            RCP4.5) dar, die bis Ende des              RCP6.0), die bis Ende                      bis Ende des 21. Jahrhunderts
Socioeconomic Pathways – SSP). Das heißt: diese Szenarien             21. Jahrhunderts zu einer                  des 21. Jahrhunderts zu einer              zu einer durchschnittlichen
                                                                      durchschnittlichen Erderhitzung            durchschnittlichen Erderhitzung            Erderhitzung von 3,5 Grad
basieren auf Projektionen von Klimafolgen, die klimatische
                                                                      von 1,5 Grad Celsius führen.*              von 2 Grad Celsius führen.*                Celsius führen.*
(z. B. Temperatur, Niederschlag) und sozioökonomische Faktoren
(z. B. Bevölkerung, BIP) berücksichtigen. Sie bilden überdies
die Auswirkungen von klimatischen und sozioökonomischen
                                                                    *Änderungen berechnet in Bezug auf die Referenzperiode 1986-2005 und basierend auf den Coupled Model Intercomparison
Veränderungen auf die Wasserressourcen ab.                            Project Phase 5 (CMIP5) Ensembles.

                                                                                                                                                              Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   9
DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
SZENARIEN DES GESAMTWASSERRISIKOS
   Karte zum Gesamtrisiko des Wasserrisikofilters für 2030 und 2050 und die
   zugehörigen Szenarien.

                                                                                     Pessimistische Szenarien
                                                                                      u ngleiche und instabile
                                                                                       sozioökonomische Entwicklung
                                                                                      h oher CO2-Austoß

                                                                                     Aktueller Trend
                                                                                      ä hnliche sozioökonomische
                                                                                       Entwicklung wie heute
                                                                                      m ittlerer CO2-Austoß

                                                                                     Optimistische Szenarien
                                                                                      n achhaltige sozioökonomische
                                                                                       Entwicklung
                  Gesamtrisiko
                                                                                      a mbitionierte Senkung des
Sehr niedrig   Mittel     Sehr hoch   Extrem                                           CO2-Austoßes

                    Aktuell                                           2030    2050

                                                                                             Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   10
Damit Unternehmen aus der Lebensmittelbranche die Resilienz          Box 2: Verknüpfung von Water Stewardship und Resilienz
ihrer Lieferkette durch einen Fokus auf Water Stewardship-
Maßnahmen stärken können, ist es für sie essenziell zu ermitteln,      Water Stewardship ist definiert als sozial und kulturell gerechte, ökologisch nachhaltige und
welche Bestandteile den größten Veränderungen hinsichtlich             wirtschaftlich vorteilhafte Nutzung von Wasser. Dies wird erreicht, indem alle Interessengruppen
des Wasserrisikos unterliegen werden (im Vergleich zwischen            einbezogen und sowohl standort- als auch flussgebietsbezogene Maßnahmen berücksichtigt
aktuellen und zukünftigen Risiken). Dessen ungeachtet sollten die      werden. Langfristige Resilienz für Unternehmen kann als Fähigkeit definiert werden, langfristige
Water Stewardship-Maßnahmen und -Strategien stets auf den              Ziele trotz Schocks und Belastungen zu erreichen. In diesem Sinne bezeichnet Wasserunsicher-
jeweiligen Kontext zugeschnitten sein, da sich Resilienz gegenüber     heit eine potenzielle Art von Schock, während Stewardship – basierend auf Prinzipien der
Wasserrisiken nicht mit einer Universallösung erreichen lässt.         Klimaresilienz – einen Mechanismus zur Bewältigung solcher Störungen sowie entsprechende
                                                                       Anpassungsoptionen bereitstellt.
Der „Respond“-Bereich des WWF Wasserrisikofilters empfiehlt
spezifische Maßnahmen, um auf die aktuellen Wasserrisiken zu           Wasser ist von Natur aus vielseitig: Süßwasserökoysteme haben wechselnde Durchflussraten
reagieren. Dieser Bereich lässt sich jedoch auch dafür nutzen, die     von Wasserqualitäten, die durch saisonale Veränderungen, Wetterereignisse und die externe
auf die unterschiedlichen Szenarien aufbauenden Maßnahmen              Wassernutzung beeinflusst werden. Da Wasserrisiken dynamisch sind, waren Unternehmen
durchzuspielen und so zu ermitteln, ob sie sich für unterschied-       und Gemeinden auch ohne die Klimakrise schon immer gezwungen, Strategien zu entwickeln,
lichste Zukunftsmodelle eignen. Funktioniert eine Maßnahme in          die dieser Variabilität Rechnung tragen und Wassersicherheit gewährleisten. Ein Übermaß
verschiedenen Klimaszenarien gut, ist sie wahrscheinlich für alle      an Wasser (extreme Überschwemmungen) ist ebenso problematisch wie Wasserknappheit (lang
anzunehmenden Szenarien geeignet (d. h. sie ist zukunftssicher).       anhaltende Dürre). Da die Klimakrise die Wasserrisiken verschärft, sollten Unternehmen
Der WWF will nun auch sektorspezifische Empfehlungen integ-            ihre Water Stewardship-Strategie optimieren und so ihre Resilienz erhöhen.
rieren, die mit den Standards für landwirtschaftliche Produkte
verknüpft sind. So soll sichergestellt werden, dass zur Stärkung       Der WWF-Bericht „Rising to Resilience“ aus dem Jahr 2020 beschreibt einen Vier-Stufen-
der Resilienz gegenüber Wasserrisiken die richtigen Themen             Ansatz, der Unternehmen helfen soll, Klimaresilienz in ihre Water Stewardship-Programme zu
angegangen werden.                                                     integrieren und damit die Wasserversorgung für Mensch und Natur trotz Klimakrise zu sichern.

                                                                           1) Bewertung von Wasserrisiken und -chancen anhand von Klimaszenarien

                                                                           2) Entwicklung von Maßnahmen zur Bewältigung von Wasserrisiken und einer
                                                                              Water Stewardship-Strategie

                                                                           3) Umsetzung intelligenter Maßnahmen zur Resilienz von Flusseinzugsgebieten

                                                                           4) Monitoring, Evaluation, Reporting und adaptives Management für Klima-Wasser-
                                                                               Risiken im Rahmen von Water Stewardship-Projekten

                                                                                                                                           Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   11
3. SZENARIOANALYSE LANDWIRT-
SCHAFTLICHER ROHSTOFFE
Dieses Kapitel stellt nun die wichtigsten Ergebnisse aus der Anwendung
der WWF Wasserrisikofilter-Szenarien vor. Damit soll die zukünftige
Wasserrisikoexposition für eine Auswahl landwirtschaftlicher Rohstoffe
und ihrer Hauptbeschaffungsregionen verständlich werden.
Die WWF Wasserrisikofilter-Szenarien wenden sich fünf wichtigen         Darüber hinaus werden einige Best-Practice-Beispiele vorgestellt,
landwirtschaftlichen Rohstoffen für den deutschen Lebensmittel-         bei denen Water Stewardship-Maßnahmen zur Anpassung an die
markt zu: Avocados, Bananen, Zitrusfrüchte, Trauben und                 Klimakrise hin zu mehr Widestandsfähigkeit ergriffen wurden.
Kartoffeln (siehe Karte Seite 14). Diese landwirtschaftlichen
Rohstoffe wurden ausgewählt, weil:

1) sie an Deutschlands Obst- und Gemüseimporten einen großen
    Anteil haben und sich                                                     Bewertung des WRF           Risikostufe                       Abbildung 1: WWF Wasserrisiko-
                                                                                                                                            filter – 6 Risikostufen mit
2) auf Wasserressourcen in ihrem Anbaugebiet auswirken
                                                                                                                                            entsprechender Bewertung
    und zugleich von ihnen abhängen.                                                    1.0 – 1.4
                                                                                                          Sehr niedriges Risiko
                                                                                        1.4 – 1.8
Der WWF Wasserrisikofilter enthält drei Szenarien (optimistisch,
aktueller Trend, pessimistisch) für 2030 und 2050, die alle Aspekte                     1.8 – 2.2
                                                                                                          Niedriges Risiko
der Wasserrisiken abdecken. Für den Zweck dieses Berichts konzen-                       2.2 – 2.6
trieren sich die vorgestellten Ergebnisse in erster Linie darauf, wie
sich die physischen Wasserrisiken in den Anbauregionen bis 2050                         2.6 – 3.0
                                                                                                          Mittleres Risiko
in einem pessimistischen Szenario entwickeln würden. Dabei reicht                       3.0 – 3.4
es nicht aus, allein die Wasserrisiken in verschiedenen Szenarien
zu ermitteln. Vielmehr ist es unerlässlich, das „schlimmste“                            3.4 – 3.8
                                                                                                          Hohes Risiko
pessimistische Szenario abzubilden, um sich entsprechend darauf                         3.8 – 4.2
vorbereiten zu können. Hinzu kommt, dass physische Wasserrisiken
insbesondere in der Landwirtschaft bestehen, da diese stark von                         4.2 – 4.6
                                                                                                          Sehr hohes Risiko
Wasser abhängt und den Wasserhaushalt beeinflusst, was wieder-                          4.6 – 5.0
um regulatorische und Reputationsrisiken verschärfen kann.
                                                                                        5.0 – 5.8
                                                                                                          Extremes Risiko
Die folgenden fünf Unterkapiteln fassen die Ergebnisse der                              5.8 – 6.6
Untersuchung jedes ausgewählten Rohstoffs zusammen. Des
Weiteren finden sich dort Hintergrundinformationen über den
Rohstoff, dessen Anbauregion sowie die zentralen Erkenntnisse
zu den kritischen Aspekten des aktuellen Wasserrisikos, die Verän-
derung des Risikos im Zeitverlauf und die Haupttreiber für eine
Veränderung. Die Risikobewertung des mit dem WWF Wasser-
risikofilter skizzierten Szenarios sieht eine Gliederung in sechs
Risikostufen vor, wie in Abbildung 1 dargestellt.

                                                                                                                                            Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   13
Karte der analysierten Anbaugebiete von fünf
Agrarprodukten im deutschen Lebensmittelmarkt:                              Niedersachsen, Deutschland                              Maharashtra, Indien
Avocados, Bananen, Zitrusfrüchte, Trauben und                               Kartoffel                                               Traube

Kartoffeln.                                               Spanische Küste
                                                          Orange

               Karibik-/Andenregion, Kolumbien
               Banane

                      Ecuadorianische Küste
                      Banane

                      Peruanische Küste                                                       Nil-Delta, Ägypten
                      Avocado                                                                 Kartoffel

                                                                                                                               Aktuelles physisches Risiko
                                                 Zentral-Chile                                  Westkap, Südafrika
                                                 Avocado                                        Traube
                                                                                                                     Sehr niedrig         Mittel             Sehr hoch

                                                                                                                                      Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   14
I. AVOCADOS
Die als Superfood gepriesene Avocado hat sich in den letzten zwei    bis 2050 ein sehr hohes Überschwemmungsrisiko vorhergesagt
Jahrzehnten zu einer der beliebtesten Früchte entwickelt. Damit      wird.
stieg der Anreiz für Anbaubetriebe, ihre Produktion auszuweiten.
Im Jahr 2000 importierte Deutschland lediglich 4,9 Tonnen            Darüber hinaus gehen höhere physische Wasserrisiken mit einer
Avocados im Wert von 6.000 US-Dollar. Bis 2019 ist diese Zahl auf    größeren Wahrscheinlichkeit von Konflikten und Auseinanderset-
95.321 Tonnen im Wert von 343.489.540 US-Dollar hochgeschnellt.      zungen einher. Bereits jetzt hat die Ausweitung des großflächigen,
Beinahe 47 Prozent der auf dem deutschen Markt vertriebenen          industriellen Avocado-Anbaus dazu geführt, dass Flüsse und
Avocados stammen aus der peruanischen Küstenregion und               Brunnen in einigen Anbauregionen versiegen. Die lokale Bevöl-
Zentral-Chile.                                                       kerung, die ihr Wasser in der Vergangenheit aus einst reichlich
                                                                     vorhandenen Flüssen und Bächen bezogen hat, erhält nun ratio-
Wie der Wasserrisikofilter jedoch zeigt, sind die Anbauregionen in   niertes Wasser aus Lastwagen. Mit dem prognostizierten Anstieg
Zentral-Chile und an der peruanischen Küste derzeit einem hohen      des physischen Wasserrisikos in einem pessimistischen Szenario
Risiko von Wasserknappheit ausgesetzt. Beide Anbauregionen           geht die Befürchtung einher, dass sich der mit dem Wasserrisiko
befinden sich an den halbtrockenen westlichen Abhängen der           in Verbindung stehende Konflikt im Laufe der nächsten 30 Jahre
Anden. Die Wasservorräte werden von der Schneeschmelze               verschärfen wird. Das könnte letztendlich zu einem Reputations-
gespeist und sind aufgrund eines verringerten Abflusses infolge      risiko für Lebensmittelhändler führen, die ihre Waren aus diesen
des Gletscherschwunds bereits geschrumpft. Basierend auf dem         Regionen beziehen.
pessimistischen Szenario des Wasserrisikofilters wird erwartet,
dass die Kombination aus sozioökonomischen Veränderungen
und der Erderhitzung bis 2050 zu einem Anstieg des physischen
Wasserrisikos von bis zu 11 bzw. 9 Prozent in den Anbauregionen
in Peru und Chile führen wird. Dieser prognostizierte Anstieg des
physischen Wasserrisikos ist vor allem auf die sich verschärfende
Wasserknappheit, die Nährstoffbelastung in Gewässern (Wasser-
qualitätsrisiko) und die Beeinträchtigung der Süßwasser-Ökosys-
temleistungen zurückzuführen. Die Auswirkungen der Klimakrise
werden jedoch auf unterschiedliche Weise in Erscheinung treten.
Trocken- und Regenzeiten werden sich verändern. Und obwohl
erwartet wird, dass der Schmelzwasserabfluss im Allgemeinen ab-
nimmt, wird das wärmere Klima auch zu extremeren Überschwem-
mungen führen. Dies gilt insbesondere für die peruanische Küste,
für die nach dem pessimistischen Szenario des Wasserrisikofilters

                                                                                                                                          Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   15
AVOCADOS
Physisches Risiko unter pessimistischem                                        Veränderung des physischen Risikos              optimistisch                Pessimistisches Szenario: Treiber der                           Heutiges Risiko
2050-Szenario                                                                  unter 3 Szenarien                                                           Risikoveränderung
                                                                                                                               aktueller Trend                                                                            Zunahme bis 2030
Die Karten zeigen die zukünftige physische                                     Die Grafiken zeigen die Trends der                                          Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene
Risikoexposition in wichtigen Avocado-                                         physischen Risikoveränderung unter              pessimistisch               physische, regulatorische und reputative Risiken,              Zunahme bis 2050
Anbauregionen für den deutschen                                                3 verschiedenen Szenarien.                                                  unter einem pessimistischen Szenario entwickeln.
Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich).

 ZENTRAL-CHILE
                                                                                                                                                 5
                                                                                                                                                                     PHYSISCHES RISIKO
                                                                              4                                          3.9
                                                                                                3.8                      3.9                     4

                                                                                                                                                                                                                                     Risikozunahme
                                                          Physisches Risiko
                                                                                                 3.8                     3.7
                                                                                                3.7
               Santiago                                                             3.6                                                          3
                de Chile                                                      3.5

                                                                                                                                                 2

                                                                              3                                                                  1

                                                                                                                                                                                                                                     abnahme
                                                                                                                                                                                                                                     Risiko-
                                                                                                                                                                                                en -
                                                                                                                                                          t

                                                                                                                                                                                ät

                                                                                                                                                                                                                          tiv
                                                                                                                                                                                                                ch
                                                                                          20

                                                                                               30

                                                                                                          40

                                                                                                                    50

                                                                                                                                                                                              ng m
                                                                                                                                                          ei

                                                                                                                                                                               lit
                                                                                                                                                                   un r-

                                                                                                                                                                                            tu te

                                                                                                                                                                                                                       ta
                                                                                                                                                                                                               ris
                                                                                                                                                      ph
                                                                                     20

                                                                                               20

                                                                                                          20

                                                                                                                    20

                                                                                                                                                                  m be

                                                                                                                                                                           ua

                                                                                                                                                                                          is ys

                                                                                                                                                                                                                      pu
                                                                                                                                                                                                             to
                                                                                                                                                                     g
                                                                                                                                                     ap

                                                                                                                                                                                        le s
                                                                                                                                                                           Q
                                                                                                                                                                em Ü

                                                                                                                                                                                                                     Re
                                                                                                                                                                                                           la
                                                                                                                                                                                      st Öko
                                                                                                                                                     Kn

                                                                                                                                                                                                          gu
                                                                                                                                                                                                        Re
                                                                                                                                                               hw

                                                                                                                                                                                     en
                                                                                                                                                               sc

                                                                                                                                                                                     di
  PERUANISCHE KÜSTE
                                                                                                                                                 5
                                                                                                                                                                     PHYSISCHES RISIKO

                                                                              4
                                                                                                                                                 4

                                                                                                                                                                                                                                     Risikozunahme
                                                          Physisches Risiko

                                                                                                                                                 3
                                                                              3.5                                        3.5
                                                                                                3.3
                                                                                                                         3.4
                                                                                                3.2                                              2
                              Lima                                                                                       3.6
                                                                                                    3.2
                                                                                     3.1
                                                                              3                                                                  1

                                                                                                                                                                                                                                     abnahme
                                                                                                                                                                                                                                     Risiko-
                                                                                                                                                                                                en -
                                                                                                                                                          t

                                                                                                                                                                                ät

                                                                                                                                                                                                                          tiv
                                                                                                                                                                                                                ch
                                                                                          20

                                                                                               30

                                                                                                          40

                                                                                                                    50

                                                                                                                                                                                              ng m
                                                                                                                                                          ei

                                                                                                                                                                               lit
                                                                                                                                                                   un r-

                                                                                                                                                                                            tu te

                                                                                                                                                                                                                       ta
                                                                                                                                                                                                               ris
                                                                                                                                                      ph
                                                                                     20

                                                                                               20

                                                                                                          20

                                                                                                                    20

                                                                                                                                                                  m be

                                                                                                                                                                           ua

                                                                                                                                                                                          is ys

                                                                                                                                                                                                                      pu
                                                                                                                                                                                                             to
                                                                                                                                                                     g
                                                                                                                                                     ap

                                                                                                                                                                                        le s
                                                                                                                                                                           Q
                                                                                                                                                                em Ü

                                                                                                                                                                                                                     Re
                                                                                                                                                                                                           la
                                                                                                                                                                                      st Öko
                                                                                                                                                     Kn

                                                                                                                                                                                                          gu
                                                                                                                                                                                                        Re
                                                                                                                                                               hw

                                                                                                                                                                                     en
                                                                                                                                                               sc

                                                                                                                                                                                     di
 Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario

                                                                                                                                                                                                       Das Wasserrisiko im Einkaufskorb              |   16
Sehr niedrig         Mittel          Sehr hoch   Extrem
II. BANANEN
Die Banane ist in vielen tropischen Ländern ein Grundnahrungs-      Plantagen können Überschwemmungen auch zu erheblichen                    1L
                                                                                                                                               a Niña ist ein Wetterereignis,
                                                                                                                                              das meist im Anschluss an ein
mittel, sie ist aber auch die meistgehandelte Frucht der Welt.      Unterbrechungen der Lieferkette führen, da Infrastrukturen wie            El-Niño-Ereignis auftritt. La Niña
2018 wurden weltweit 116 Millionen Tonnen Bananen produziert.       Straßen, Brücken und Lagerhäuser zerstört werden, die für die             geht mit überdurchschnittlich
                                                                                                                                              hohen Luftdruckunterschieden
Zudem lieben die Deutschen die Banane so sehr, dass sie – nach      Logistik und den Transport der Produkte erforderlich sind.                zwischen Südamerika und
Äpfeln – den zweiten Platz unter den bevorzugten Früchten                                                                                     Indonesien einher. Anders als ein
                                                                                                                                              El Niño, der gewöhnlich maximal
erklommen hat (2019 verbrauchte ein durchschnittlicher Haushalt     Mindestens 97 Prozent der international gehandelten Bananen               ein Jahr andauert, kann ein La
17,1 kg Äpfel und 16,2 kg Bananen). Fast die Hälfte der von         sind von der Sorte Cavendish. Sie werden hauptsächlich in Mono-           Niña ein bis drei Jahre andauern
                                                                                                                                              und tritt in Zwei- bis Sieben-
Deutschland importierten Bananen kam 2019 aus Ecuador und           kulturen angebaut. Das macht sie anfällig für Schädlinge, Pilze           jahreszyklen auf.
Kolumbien.                                                          und Krankheiten. Die treffen angesichts mangelnder Artenvielfalt
                                                                    und globaler Erwärmung auf für sie vorteilhafte Bedingungen.
Bananenplantagen benötigen nährreiche, feuchte, gut durchlässige    Feuchte und Wärme kommen ihnen entgegen. Schon heute haben
Böden und einen recht spezifischen Temperaturbereich. Sie           sich Krankheiten, wie der Pilz Black Sigatokahas oder die Fusarium-
gedeihen am besten zwischen 26°C und 30°C und vertragen keine       Welke (auch bekannt als Panama-Krankheit ausgelöst durch die
extreme Hitze oder Kälte. Wissenschaftliche Studien haben           Fusarium Mutante Tropical Race 4 – TR4), auf Bananenplantagen
ergeben, dass die seit 1961 infolge der Klimakrise gestiegenen      in aller Welt ausgebreitet. Die Folge: Erträge sinken, die wirtschaft-
Temperaturen der Bananenproduktion zugutekommt.                     lichen Auswirkungen sind immens. Der vorbeugende Einsatz
                                                                    großer Mengen von Pestiziden verschmutzt die Gewässer und
Basierend auf der Risikoanalyse des Wasserrisikofilters haben die   trägt damit zu Wasserproblemen bei. Laut dem pessimistischen
Bananen-Anbauregionen in Ecuador und Kolumbien ähnliche             Szenario des Wasserrisikofilters werden die Risiken für die
Wasserrisikoprofile. Obwohl der mit der Schmelze der Anden-         Wasserqualität bis zum Jahr 2050 sowohl an der ecuadorianischen
gletscher in Verbindung stehende veränderte Wasserhaushalt eine     Küste als auch in den kolumbianischen Anden/Karibik steigen.
zusätzliche Herausforderung für das Wassermanagement der            Es wird vermutet, dass wegen des übermäßigen Einsatzes von
bewässerungsabhängigen Bananenindustrie ist, stellen in beiden      Düngemitteln in Monokulturen vor allem die Nährstoffbelastung
Regionen Überschwemmungen das größte Wasserrisiko dar.              zunimmt.
Es wird erwartet, dass das aktuell ohnehin schon hohe Hochwasser-
risiko in beiden Regionen bis 2050 auf ein sehr hohes Niveau
ansteigen wird, was bedeutet, dass es bis 2050 voraussichtlich
fünfmal häufiger Hochwasser geben wird. Überschwemmungen
hätten verheerende Auswirkungen auf die Bananenplantagen.
Bereits im Jahr 2011 führten Überschwemmungen in Verbindung
mit La Niña1 in Kolumbien zum Verlust von 4.000 Hektar Bananen-
plantagen. Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen auf die

                                                                                                                                             Das Wasserrisiko im Einkaufskorb      |   17
BANANEN
Physisches Risiko unter pessimistischem                                      Veränderung des physischen Risikos         optimistisch               Pessimistisches Szenario: Treiber der                          Heutiges Risiko
2050-Szenario                                                                unter 3 Szenarien                                                     Risikoveränderung
                                                                                                                        aktueller Trend                                                                           Zunahme bis 2030
Die Karten zeigen die zukünftige physische                                   Die Grafiken zeigen die Trends der                                    Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene
Risikoexposition in wichtigen Bananen-                                       physischen Risikoveränderung unter         pessimistisch              physische, regulatorische und reputative Risiken,              Zunahme bis 2050
Anbauregionen für den deutschen                                              3 verschiedenen Szenarien.                                            unter einem pessimistischen Szenario entwickeln.
Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich).

  KARIBIK-/ANDENREGION, KOLUMBIEN                                                                                                         5                    PHYSISCHES RISIKO

                                                                             3
                                                                                                                                          4

                                                                                                                                                                                                                            Risikozunahme
                                                         Physisches Risiko
                                                                                                                                          3
                                                                             2.5

                                                                                                                                          2
                                                                                           2.2                         2.2
                                                                                                                       2.2
                                                                                   2.1           2.2
                                                                             2                                                            1

                                                                                                                                                                                                                            abnahme
                                                                                                                                                                                                                            Risiko-
                                                                                                                                                           un r-

                                                                                                                                                                                        en -
                                                                                                                                                   t

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                                                                                                                                                                                                                 tiv
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                                                                                    20

                                                                                            30

                                                                                                       40

                                                                                                                  50

                                                                                                                                                                                      ng m
                                                                                                                                               ei
                                 Bogotá

                                                                                                                                                          m be

                                                                                                                                                                       lit

                                                                                                                                                                                    tu te

                                                                                                                                                                                                              ta
                                                                                                                                                                                                      ris
                                                                                                                                                             g
                                                                                                                                              ph
                                                                                   20

                                                                                           20

                                                                                                       20

                                                                                                                  20

                                                                                                                                                        em Ü

                                                                                                                                                                   ua

                                                                                                                                                                                  is ys

                                                                                                                                                                                                             pu
                                                                                                                                                                                                    to
                                                                                                                                              ap

                                                                                                                                                                                le s
                                                                                                                                                                   Q

                                                                                                                                                                                                            Re
                                                                                                                                                                                                  la
                                                                                                                                                                              st Öko
                                                                                                                                          Kn

                                                                                                                                                                                                 gu
                                                                                                                                                                                               Re
                                                                                                                                                       hw
                                                                                                                                                       sc

                                                                                                                                                                             en
                                                                                                                                                                             di
  ECUADORIANISCHE KÜSTE                                                                                                                                        PHYSISCHES RISIKO
                                                                                                                                          5

                                                                             3
                                                                                                                                          4

                                                                                                                                                                                                                            Risikozunahme
                                                         Physisches Risiko

                                                                                                                       2.6
                                                                                           2.5   2.6                   2.6                3
                                                                             2.5    2.5          2.5
                               Quito
                                                                                                                                          2

                                                                             2                                                            1

                                                                                                                                                                                                                            abnahme
                                                                                                                                                                                                                            Risiko-
                                                                                                                                                           un r-

                                                                                                                                                                                        en -
                                                                                                                                                   t

                                                                                                                                                                        ät

                                                                                                                                                                                                                 tiv
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                                                                                                                                          Kn

                                                                                                                                                                                                 gu
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 Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario

                                                                                                                                                                                               Das Wasserrisiko im Einkaufskorb             |   18
Sehr niedrig      Mittel       Sehr hoch       Extrem
Box 3: EDEKA-WWF Bananenprojekt

  Seit 2014 realisieren EDEKA, WWF und Dole, weltweit führend        Zur Verbesserung des Wassermanagements aller Akteure haben
  in Produktion und Vertrieb von Bananen, gemeinsam mit kon-         EDEKA und der WWF lokale Stakeholder in den Einzugsgebieten
  ventionellen Bananenproduzenten in Ecuador und Kolumbien           des Rio-Frío und des Rio Sevilla in der Provinz Magdalena im
  auf insgesamt 4.000 Hektar Fläche ein Bananenprojekt.              Norden Kolumbiens zur Teilnahme an der „Water Stewardship
   Zu den Zielen dieses Bananenprojekts gehören unter anderem        Platform“ (Plataforma de Cooperación y Custodia del Agua,
  auch der Schutz der Wasserressourcen durch ein Monitoring          PCCA) motiviert. Die Plattform wird vom WWF Kolumbien mit
  des Verbrauchs und ein verbessertes Management sowie die           Unterstützung der Beratungsfirma Good Stuff International
  Verbesserung der Grundwasserqualität durch einen                   bereitgestellt. Ziel ist, dass die Projektbetriebe ihren Wasser-
  verantwortungsvollen und reduzierten Einsatz von Pestiziden        verbrauch kontrollieren und reduzieren, Ökosysteme erhalten
  und Herbiziden.                                                    und eine gute Wasserqualität sicherstellen. Seit ihrer Gründung
                                                                     konnte die PCCA zahlreiche Erfolge in der Region vermelden:
  Einige Erfolge des Projekts:
                                                                     • Sie initiierte einen Dialog zwischen den Akteuren im
  • Der Einsatz von Pestiziden wird kontinuierlich optimiert,         Wassereinzugsgebiet. 14 öffentliche, private und zivilgesell-
     und auf den Farmen werden die Wasserläufe erfolgreich durch       schaftliche Einrichtungen sind an kontinuierlichen Treffen
     eine errichtete Pflanzendecke vor Chemikalien geschützt.          und gemeinsamen Aktionen beteiligt.

  • Mit dem Einsatz von Aufbereitungsanlagen wurde Wasser           • Sie entwickelte ein gemeinsames Verständnis des Fluss-
     eingespart. Sie ermöglichen eine bis zu 5-fache Wiederverwen-     gebiets und seiner Wassersituation durch die Einrichtung
     dung des Wassers in der Nachernteverarbeitung (z. B. beim         eines aktuellen, frei zugänglichen Informationssystems.
     Waschen). Heute haben alle Betriebe in Kolumbien und
                                                                     • Sie führte Umweltbildung in den Gemeinden durch.
     Ecuador Wasseraufbereitungsanlagen. Auch die Installation
     von effizienterer Bewässerungstechnik hat zu einem              • Sie etablierte gemeinsame Aufforstungsaktivitäten.
     verbesserten Wassermanagement beigetragen.
                                                                     • Sie berät in Rechtsfragen für interinstitutionelle Maßnahmen
  • Alle Bananenfarmen in Kolumbien und aktuell zwei in Ecuador       und Vereinbarungen.
     erhielten dank der Optimierung ihres Wassermanagements,
                                                                     • Sie band die in der Sierra Nevada lebende indigene
     die weltweit erste Zertifizierung im Bananesektor nach dem
                                                                       Bevölkerung ein.
     International Water Stewardship Standard. Alle weiteren
     Farmen in Ecuador werden folgen und dieses Jahr zertifiziert.   • Sie erarbeitet vier Projektkonzepte entsprechend den
                                                                       Interessen von Beteiligten und Gemeinden.

                                                                                                                                        Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   19
III. ZITRUSFRÜCHTE
Im Jahr 2018 wurden weltweit 152 Millionen Tonnen Zitrusfrüchte     Innerhalb der Europäischen Union gehört Spanien zu den
produziert, wobei Spanien nach China, Brasilien, Indien, Mexiko     Ländern, die voraussichtlich am stärksten von der Klimakrise
und den USA als sechstgrößter Produzent hervorsticht. Mit rund      betroffen sein werden, der sich in einer Abnahme der Nieder-
6,8 Millionen Tonnen produziert Spanien etwa 4,45 Prozent der       schläge und einem starken Temperaturanstieg bemerkbar machen
Zitrusfrüchte weltweit. Gemessen am Exportwert ist Spanien das      wird. Basierend auf dem Wasserrisikofilter wird sich das heutige
führende Exportland für Orangen und Deutschlands wichtigster        hohe physische Risiko in Südspanien innerhalb der nächsten
Lieferant von Zitrusfrüchten. Im Jahr 2019 kamen 79 Prozent der     30 Jahre weiter verschärfen, insbesondere die Wasserknappheit,
deutschen Zitrusfruchtimporte aus Spanien. Umgekehrt gingen         die danach um bis zu 10 Prozent zunehmen wird. Erwartet wird
im selben Jahr 26 Prozent der spanischen Orangenexporte nach        zudem – und zusätzlich zu den allgemeinen physischen Risiken –
Deutschland, womit Deutschland Spaniens größter Abnehmer            ein erheblich wachsendes Risiko für die Wasserqualität
von Orangen ist, gefolgt von Frankreich.                            (z. B. eine höhere Nährstoffbelastung) sowie sich verschlechternde
                                                                    Ökosystemdienstleistungen bis 2050.
Zum Wachstum brauchen Zitrusfrüchte ein warmes Klima.
Gegenüber lang anhaltendem Frost fehlt es ihnen an Resistenz.
In Spanien liegen die Hauptanbauflächen für Zitrusfrüchte in der
südlichen Region und der östlichen Mittelmeerküste.

Wie der Wasserrisikofilter zeigt, sehen sich diese Hauptanbauge-
biete in Spanien bereits heute mit einem hohen Risiko von Wasser-
knappheit konfrontiert. In diesen Regionen ist die Bewässerung
für die Produktion von Zitrusfrüchten von entscheidender Bedeu-
tung. Das Wassermanagement in der Produktion hat die Wasser-
effizienz durch die Einführung der Tröpfchenbewässerung bereits
drastisch verbessert. Allerdings führen Maßnahmen zur Steigerung
der Wassereffizienz in vielen Fällen zu wachsender Produktivität,
aber nicht notwendigerweise zur absoluten Wassereinsparung.
Eingespartes Wasser wird zur Bewässerung neuer Plantagen
genutzt. Dieser „Rebound-Effekt“ wurde in Produktionsstätten
für Zitrusfrüchte in Spanien beobachtet.

                                                                                                                                         Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   20
ZITRUSFRÜCHTE
Physisches Risiko unter pessimistischem                                      Veränderung des physischen Risikos        optimistisch                Pessimistisches Szenario: Treiber der                          Heutiges Risiko
2050-Szenario                                                                unter 3 Szenarien                                                     Risikoveränderung
                                                                                                                       aktueller Trend                                                                            Zunahme bis 2030
Die Karten zeigen die zukünftige physische                                   Die Grafiken zeigen die Trends der                                    Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene
Risikoexposition in wichtigen Zitrusfrüchte-                                 physischen Risikoveränderung unter        pessimistisch               physische, regulatorische und reputative Risiken,              Zunahme bis 2050
Anbauregionen für den deutschen                                              3 verschiedenen Szenarien.                                            unter einem pessimistischen Szenario entwickeln.
Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich).

 SPANISCHE KÜSTE
                                                                                                                                         5
                                                                                                                                                            PHYSISCHES RISIKO
                                                                              4
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                                                                                                                                                                                                                            Risikozunahme
                                                                                                                       3.8
                                                         Physisches Risiko

                                                                                                  3.8
                                                                                   3.6
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                                                                             3.5
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                                                                                                                                         2

                                                                              3                                                          1

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                                                                                                                                                                                                                            Risiko-
                                                                                                                                                                                        en -
                                                                                                                                                  t

                                                                                                                                                                        ät

                                                                                                                                                                                                                 tiv
                                                                                                                                                                                                       ch
                                                                                   20

                                                                                            30

                                                                                                        40

                                                                                                                  50

                                                                                                                                                                                      ng m
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                                                                                                                                                           un r-

                                                                                                                                                                       lit

                                                                                                                                                                                    tu te

                                                                                                                                                                                                              ta
                                                                                                                                                          m be

                                                                                                                                                                                                      ris
                                                                                                                                              ph
                                                                                  20

                                                                                           20

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                                                                                                                                                             g

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                                                                                                                                                                                                             pu
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                                                                                                                                                        em Ü
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                                                                                                                                                                                                            Re
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                                                                                                                                             Kn

                                                                                                                                                                                                 gu
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                                                                                                                                                       sc

                                                                                                                                                                             di
 Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario

Sehr niedrig      Mittel       Sehr hoch       Extrem

                                                                                                                                                                                               Das Wasserrisiko im Einkaufskorb             |   21
Box 4: EDEKA-WWF Zitrusprojekt

  Mit ihren 4,4 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche ist     Die Pilotfarm Iberesparragal erhielt 2018 als erster Landwirt-
  die spanische Provinz Andalusien eines der Zentren des euro-       schafsbetrieb in Europa die Alliance for Water Stewardship
  päischen Obst- und Gemüseanbaus. In Deutschland werden             Zertifizierung (AWS) mit Gold-Status. Mittels Tröpfchenbewäs-
  in der Winterzeit Orangen und Mandarinen besonders stark           serung und Bodenfeuchtigkeitssonden wird das Wassermanage-
  nachgefragt. Rund 80% der bei EDEKA verkauften Orangen             ment auf der Farm effizienter gestaltet. Des Weiteren fand im
  und Mandarinen stammen aus der spanischen Region.                  Rahmen des Zertifizierungsprozesses ein gemeinsamer Work-
  Dabei stammt beinahe jede fünfte spanische Orange bei              shop mit relevanten regionalen Stakeholdern wie der lokalen
  EDEKA aus dem EDEKA-WWF Zitrusprojekt in Andalusien:               Bewässerungsgemeinschaft statt. Diese ist für die Zuteilungen
 „Gemeinsam für eine bessere Orange und Mandarine“.                  und Mengenvergabe von Wassernutzungsrechten verantwort-
                                                                     lich. In dem Workshop wurde unter anderem die Notwendigkeit
  Das Zitrus-Projekt wurde 2015 von EDEKA, dem WWF und               einer veränderten, nachhaltigen regionalen Wassernutzung
  einem langjährigen Lieferanten im Guadalquivir-Flußgebiet          thematisiert. Pessimistische Szenarien gehen von einer Abnah-
  initiiert. Im Rahmen des Projekts werden in der Zwischenzeit       me des verfügbaren Wassers im Guadalquivir-Flussgebiet um
  verschiedene Maßnahmen aus vier ökologischen Themen-               8-10% bis 2030 aus. Das Zitrus-Projekt verfolgt gemeinsam
  schwerpunkten auf fünfzehn Zitrusfarmen mit einer Gesamt-          mit seinen Produzenten das Ziel, die Bewässerung an eben
  anbaufläche von 1.132 Hektar (Stand Januar 2020) umgesetzt,        diese regionale Klimaprognosen anzupassen und mindestens
  die den konventionellen Anbau nachhaltiger gestalten.              8% weniger Wasser einzusetzen als die jeweiligen individuellen
                                                                     Wassernutzungsrechte einzelner Farmen ermöglichen würden.
  • Verantwortungsbewusste Wassernutzung auf den Farmen             Dem Water Stewardship-Ansatz folgend berücksichtigt das
     und im Flussgebiet;                                             Projekt nicht nur die effiziente Wassernutzung auf Farmebene,
                                                                     sondern setzt sich gemeinsam mit Produzenten durch kollek-
  • Verringerter Einsatz von Pestiziden;
                                                                     tive Aktionen vermehrt auch für einen verantwortungsvollen
  • Förderung der Bodenfruchtbarkeit und effiziente Düngung;        Umgang mit Wasser über die Grenzen der einzelnen Betriebe
                                                                     hinaus ein. Ende 2019 wurde an einem Ufer des Guadalquivir-
  • Schutz und Förderung der Biodiversität.
                                                                     Flusses zusammen mit Projektbeteiligten eine gemeinsame
  Im Ergebnis wurden alleine in der Bewässerungskampagne             Müllsammelaktion durchgeführt. Um Produzenten auch über
  2019/20 1.446 Millionen Liter Wasser eingespart. Die eingesetzte   die Projektgrenzen hinaus zu sensibilisieren, wurde ein Video
  Menge an Pestiziden wurde auf ein Fünftel reduziert. Die Zahl      erstellt, in dessen Fokus die Notwendigkeit einer Neuausrichtung
  der Marienkäferarten (der Biodiversitätsindikator des Projekts)    der konventionellen Landwirtschaft und der damit verbundenen
  auf den Projektfarmen stieg von 5 auf 23 (im Vergleich zum         ressourcenintensiven Gewohnheiten im Umgang mit Wasser,
  Projektbeginn).                                                    aber auch Pestiziden oder Biodiversität stand.

                                                                                                                                        Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   22
IV. TRAUBEN
Im Jahr 2019 importierte Deutschland 843.165 Tonnen Tafel-           Ausmaßes konfrontiert: Flüsse trockneten aus, Wasser in
und Weintrauben. Südafrika und Indien gehören zu den Top fünf        Talsperren und Rückhaltebecken war erschöpft und es kam zur
Exportländern. Südafrikanische Trauben stammen zumeist aus           Übernutzung des Grundwassers. All dies trägt zu einer zunehmen-
dem Westkap mit seinem mediterranen Klima und guten Böden,           den Sorge über die langfristige Verfügbarkeit der Wasserressourcen,
während indische Trauben aus der Maharashtra-Region in tropi-        möglicher regulatorischen Risiken in Form von eingeschränktem
schem Klima gedeihen.                                                Zugang und Wassernutzungskonflikten bei.

Südafrika erlitt eine Reihe von Dürren, die seit 2015 zu Ernte-      Das pessimistische Wasserrisikofilter-Szenario geht davon aus,
ausfällen, Wasserknappheit und negativen Auswirkungen auf die        dass die Kombination aus Klimawandel und sozioökonomischen
Ernährungs- und Wassersicherheit führten. Im Jahr 2018 entging       Veränderungen dazu führen wird, dass die Region Maharashtra
Kapstadt knapp einer Notsituation, bei der die Stadt ihren Wasser-   bis 2050 noch größeren physischen Risiken ausgesetzt sein wird:
bedarf nicht mehr hätte decken können. Um die Krise abzuwenden,      eine Risikosteigerung um bis zu 12 Prozent. Wasserknappheit ist
wurde das Wasser für private Haushalte streng rationiert und         nur einer der Haupttreiber für die physischen Risiken in der
bestimmte Wassermengen für landwirtschaftliche Betriebe fest-        Region. Überschwemmungen und verschlechterte Wasserqualität
gelegt. Obgleich Kapstadt die damalige Krise meistern konnte,        werden dort den Projektionen zufolge ein sehr hohes bzw. extremes
besteht das Risiko zukünftiger Wasserknappheit weiter. Es wird       Risikoniveau erreichen. Neben wachsenden physischen Wasser-
damit gerechnet, dass die Klimakrise zu höheren Temperaturen         risiken sind auch regulatorische und reputative Risiken zu
und geringeren Niederschlägen führen wird, eine Entwicklung,         befürchten, die im Laufe der kommenden 30 Jahre wahrscheinlich
die die Knappheit von Wasserressourcen in der Region weiter          noch steigen werden.
verschärfen dürfte. Das entspricht auch den Ergebnissen des
Wasserrisikofilters, demzufolge das bereits hohe physische Risiko
in Westkap in den kommenden 30 Jahren weiter steigen wird.
Wobei Wasserknappheit der Hauptrisikotreiber ist und voraus-
sichtlich um bis zu 10 Prozent bis 2050 zunehmen wird.

Ähnlich wie Südafrika ist die indische Traubenanbauregion
Maharashtra bereits heute hohen physischen Risiken ausgesetzt.
Aufgrund der auftretenden starken saisonbedingten Klimaschwan-
kungen kommt es regelmäßig zu Dürren in der Trockenzeit und zu
Überschwemmungen in der Regenzeit. Nach mehreren Dürrejahren
war Maharashtra mit einem Wassernotstand nie da gewesenen

                                                                                                                                           Das Wasserrisiko im Einkaufskorb   |   23
TRAUBEN
Physisches Risiko unter pessimistischem                                      Veränderung des physischen Risikos         optimistisch                    Pessimistisches Szenario: Treiber der                               Heutiges Risiko
2050-Szenario                                                                unter 3 Szenarien                                                          Risikoveränderung
                                                                                                                        aktueller Trend                                                                                     Zunahme bis 2030
Die Karten zeigen die zukünftige physische                                   Die Grafiken zeigen die Trends der                                         Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene
Risikoexposition in wichtigen Trauben-                                       physischen Risikoveränderung unter         pessimistisch                   physische, regulatorische und reputative Risiken,                   Zunahme bis 2050
Anbauregionen für den deutschen                                              3 verschiedenen Szenarien.                                                 unter einem pessimistischen Szenario entwickeln.
Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich).

  MAHARASHTRA, INDIEN                                                                                                                                             PHYSISCHES RISIKO
                                                                                                                                          5
                           Neu Delhi
                                                                             4
                                                                                                                                          4

                                                                                                                                                                                                                                   Risikozunahme
                                                                                                                       3.8

                                                         Physisches Risiko
                                                                                                                       3.8
                                                                                           3.6                         3.6
                                                                                                                                          3
                                                                                                   3.5
                                                                             3.5
                                                                                   3.4
                                                                                                 3.3                                      2

                                                                             3                                                            1

                                                                                                                                                                                                                                   abnahme
                                                                                                                                                                                                                                   Risiko-
                                                                                                                                                                 un r-
                                                                                                                                                    t

                                                                                                                                                                               ät

                                                                                                                                                                                                                           tiv
                                                                                                                                                                                                                 ch
                                                                                   20

                                                                                            30

                                                                                                         40

                                                                                                                  50

                                                                                                                                                   ei

                                                                                                                                                                m be

                                                                                                                                                                              lit

                                                                                                                                                                                                                           ta
                                                                                                                                                                                                              ris
                                                                                                                                                                   g
                                                                                                                                                   ph
                                                                                   20

                                                                                           20

                                                                                                         20

                                                                                                                  20

                                                                                                                                                              em Ü

                                                                                                                                                                          ua

                                                                                                                                                                                                                       pu
                                                                                                                                                                                                            to
                                                                                                                                               ap

                                                                                                                                                                                           ng s -
                                                                                                                                                                         Q

                                                                                                                                                                                         tu ien em

                                                                                                                                                                                                                      Re
                                                                                                                                                                                                           la
                                                                                                                                              Kn

                                                                                                                                                                                             en t-

                                                                                                                                                                                                        gu
                                                                                                                                                                                            d st

                                                                                                                                                                                                       Re
                                                                                                                                                           hw

                                                                                                                                                                                             sy
                                                                                                                                                                                     ko
                                                                                                                                                          sc

                                                                                                                                                                                    Ö

                                                                                                                                                                                           is
                                                                                                                                                                                          le
  WESTKAP, SÜDAFRIKA
                                                                                                                                          5
                                                                                                                                                                  PHYSISCHES RISIKO

                                                                             4
                                                                                                                                          4

                                                                                                                                                                                                                                   Risikozunahme
                                                         Physisches Risiko

                                                                                                                       3.6
                                                                                                                       3.6
                                                                                                                                          3
                                                                             3.5                 3.5
                                                                                                   3.4                 3.5
                                                                                   3.4           3.4
                                                                                                                                          2

                                                                             3                                                            1

                                                                                                                                                                                                                                   abnahme
                                                                                                                                                                                                                                   Risiko-
                                                                                                                                                               un r-

                                                                                                                                                                                               en -
                                                                                                                                                    t

                                                                                                                                                                              ät

                                                                                                                                                                                                                           tiv
                                                                                                                                                                                                                ch
                                                                                   20

                                                                                            30

                                                                                                         40

                                                                                                                  50

                                                                                                                                                                                             ng m
                                                                                                                                                   ei

                                                                                                                                                              m be

                                                                                                                                                                             lit

                                                                                                                                                                                           tu te

                                                                                                                                                                                                                       ta
                                                                                                                                                                                                             ris
                                                                                                                                                                 g
                                                                                                                                               ph
                                                                                   20

                                                                                           20

                                                                                                         20

                                                                                                                  20

                                                                                                                                                            em Ü

                                                                                                                                                                         ua

                                                                                                                                                                                         is ys

                                                                                                                                                                                                                      pu
                                                                                                                                                                                                            to
                                                                                                                                              ap

                                                                                                                                                                                       le s
                                                                                                                                                                         Q

                                                                                                                                                                                                                      Re
                                                                                                                                                                                                         la
                                                                                                                                                                                     st Öko
  Kapstadt
                                                                                                                                              Kn

                                                                                                                                                                                                        gu
                                                                                                                                                                                                      Re
                                                                                                                                                          hw
                                                                                                                                                         sc

                                                                                                                                                                                    en
                                                                                                                                                                                    di
 Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario

                                                                                                                                                                                                      Das Wasserrisiko im Einkaufskorb             |   24
Sehr niedrig      Mittel       Sehr hoch       Extrem
Box 5: Der Obstgarten des Westkaps

  Seit 2013 ist WWF Südafrika an Water Stewardship-Program-        Eine der zentralen Erkenntnisse daraus war die Bedeutung          2 Invasive gebietsfremde Arten
                                                                                                                                        stellen in erster Linie eine große
  men in der Westkap-Region beteiligt. In unterschiedlichsten      des Mulchens von Obstplantagen, eine Praxis, die den Bewäs-
                                                                                                                                        Bedrohung der Artenvielfalt dar,
  Landschaften im Einzugsgebiet des Breede River, im Nordos-       serungsbedarf um bis zu 30 Prozent reduzieren kann. Dies ist         denn sie können einheimische
                                                                                                                                        Arten lokal verdrängen und so
  ten von Kapstadt gelegen und eines der Zentren des Obst- und     mittlerweile verbreitete Praxis auf Farmen im Ceres-Tal. In der
                                                                                                                                        die Beschaffenheit und das Funk-
  Traubenanbaus im Westkap, sind verschiedene Water Ste-           Folge lag der Fokus der Water Stewardship-Bemühungen des             tionieren ganzer Ökosysteme
                                                                                                                                        verändern. Sie können außer-
  wardship-Initiativen entstanden. Diese Region ist aufgrund des   WWF auf der Einbeziehung von lokalen Behörden, Bezirks-
                                                                                                                                        dem erheblichen wirtschaftli-
  Zuzugs von Arbeitssuchenden mit schneller Urbanisierung und      verwaltungen, anderen NGOs und vielen Farmer:innen, um               chen Schaden durch Ertrags-
                                                                                                                                        minderungen in Landwirtschaft,
  starkem Bevölkerungswachstum konfrontiert. In Kombination        mit ihnen über gemeinsame Maßnahmen zu sprechen und auf
                                                                                                                                        Forstwirtschaft und Fischerei
  mit den wiederholten Dürren führt dies zu einer Verknappung      die Wasserbewirtschaftung Einfluss zu nehmen.                        verursachen.
  natürlicher Ressourcen, die wiederum den Landwirtschaftssek-
  tor beeinträchtigt, der für die Bewässerung der Obstfarmen auf   Eine der vielen gemeinsamen Maßnahmen bestand darin,
  Grund- und Oberflächenwasser angewiesen ist. Für den Einzel-     invasive gebietsfremde Baumarten zu fällen, die sich in der
  handel, der Obst aus der Region bezieht, steht die Lieferkette   Umgebung der Flüsse und Obstplantagen ausgebreitet hatten
  damit unter zusätzlichem Druck. Geschäftseinbußen sind nicht     und die dem Boden sehr viel mehr Wasser entzogen als die
  nur für den Einzelhandel, Exporteure und Importeure folgen-      heimische Vegetation. Auf Ländereien von über 100 teilneh-
  schwer, sondern auch für Farmer:innen, Farmarbeiter:innen        menden Farmern, entlang von 75 Kilometern Flussufer und
  und die ansässige Bevölkerung.                                   auf mehr als 400 Hektar bedrohter Feuchtgebiete hat die
                                                                   Eindämmung invasiver gebietsfremder Pflanzenarten zu einer
  WWF Südafrika hat gemeinsam mit unterschiedlichen Stakehol-      jährlichen Einsparung von 75 Millionen Litern Wasser geführt.
  dern, einschließlich bäuerlichen Gemeinschaften, Water Ste-      Mehr als 100 Menschen haben dabei eine Anstellung gefunden.
  wardship-Ansätze auf den Farmen umgesetzt und ist in Dialog      Es entstanden zahlreiche kleine und mittlere Betriebe, die
  mit der lokalen Bevölkerung getreten, um die Wasserqualität in   sich auf das Fällen und den Verkauf von gefällter Biomasse zur
  urbanen und an der urbanen Peripherie gelegenen Siedlungen       Weiternutzung in Form von Feuerholz, Biokohle und Hack-
  zu verbessern.                                                   schnitzel spezialisiert haben. Letztere werden zum Mulchen der
                                                                   Obstplantagen eingesetzt, um auf diese Weise die erforderliche
  Anfänglich konzentrierten sich die Bemühungen im Jahr 2013       Bewässerungsmenge zu senken. Zusätzlich konnten somit
  auf Vor-Ort-Maßnahmen, die Sammlung von Daten sowie die          auch Primärressourcen von einheimischen Bäumen geschont
  Erprobung des AWS-Standards mit freiwillig teilnehmenden         werden.
  Landwirt:innen. Mit dem Einsetzen der Dürre von 2016 setzten
  miteinander kooperierende Farmer:innen verschiedene Maß-
  nahmen zur Verbesserung der Wassernutzungseffizienz um.

                                                                                                                                     Das Wasserrisiko im Einkaufskorb        |   25
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