DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB - WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN Water Risk Filter Research Series - WWF ...
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Water Risk Filter Research Series DAS WASSERRISIKO IM EINKAUFSKORB WIE DER LEBENSMITTELEINZELHANDEL ZUKÜNFTIGE RISIKEN EINSCHÄTZEN KANN
INHALT IMPRESSUM VORWORT EDEKA 3 Herausgeber WWF Deutschland Datum März 2021 VORWORT WWF 4 Autor:innen Juliane Vatter, Ariane Laporte-Bisquit, Rafael Camargo (WWF Deutschland) Mitwirkender Autor Alexis Morgan (WWF International) 1. EINLEITUNG 5 Kontakt Juliane Vatter, Juliane.Vatter@wwf.de Datenanalyse und Karten Gestaltung und Redaktion Rafael Camargo, Jenna Steward, Michael Allan Katalina Engel (www.engelconsulting.org), Jill Bentley 2. VON RISIKO ZU RESILIENZ: WWF WASSERRISIKOFILTER-SZENARIEN 8 Layout Marijke Küsters (www.studioazola.com) Übersetzung Cornelia Gritzner, Sebastian Landsberger 3. SZENARIOANALYSE LANDWIRTSCHAFTLICHER ROHSTOFFE 12 (linguatransfair.de) i. Avocados 15 Vorgeschlagene Zitation: ii. Bananen 17 Vatter J., Laporte-Bisquit A., Camargo R., Morgan A. (2021) Das Wasserrisiko im Einkaufskorb. Wie der Lebensmitteleinzelhandel zukünftige iii. Zitrusfrüchte 20 Risiken einschätzen kann. Water Risk Filter Research Series Volume 2. WWF Deutschland iv. Trauben 23 Bildnachweise: Cover: Edward Parker/WWF; S. 3: Denis Ünver/WWF; S. 3: Christian Schmid; v. Kartoffeln 26 S. 4: Global Warming Images/WWF; S. 5: Mojtaba Hoseini/Unsplash; S. 6: James Morgan/WWF; S. 8: GettyImages; S. 11: GettyImages; S. 12: Scott Dalton/WWF; 4. ZUSAMMENFASSUNG: ERGEBNISSE ZUKÜNFTIGER WASSERRISIKEN 28 S. 15: Wimber Cancho/Unsplash; S. 17: Natasha Arefyeva/Unsplash; S. 19: David Lawson/WWF-UK; S. 20: Brienne Hong/Unsplash; S. 22: Jason Houston/WWF-US; S. 23: Amos Bar/Unsplash; S. 25: Anna Kaminova/Unsplash; S. 26: Jeshoots/Unsplash; 5. WWF EMPFEHLUNGEN FÜR GRÖSSERE RESILIENZ 29 S. 29: Ivan Bandura/Unsplash; S. 30: Peter Chadwick/WWF; S. 31: Roger Starnes/ Unsplash; S. 32: IMAGO/Design Pics/Kenny Calhoun; S. 33: GettyImages; S. 34: IMAGO/Loop Images/ Mickey Strider 6. SCHLUSSFOLGERUNG 33 © 2021 WWF Deutschland, Berlin Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 2
VORWORT Der EDEKA-Verbund, einer der führenden Lebensmitteleinzel- 2012 startete EDEKA gemeinsam mit dem WWF das Water EDEKA händler in Deutschland, nimmt in puncto Nachhaltigkeit schon Stewardship-Programm. Dabei haben wir mithilfe des WWF seit Langem eine Vorreiterrolle ein – auf allen Ebenen. Bereits im Wasserrisikofilters die aktuellen physischen, regulatorischen und Jahr 2012 schlossen wir eine langfristig angelegte strategische Reputationsrisiken im Zusammenhang mit Wasser für über 2.300 Partnerschaft mit dem WWF mit der Zielsetzung, unseren ökolo- unserer Eigenmarkenprodukte in unserer globalen Lieferkette gischen Fußabdruck zu reduzieren, indem wir unsere Umweltleis- analysiert und bewertet. tung in acht Kernbereichen verbessern: Fisch und Meeresfrüchte, Holz/Papier/Tissue, Palmöl, Soja/nachhaltigere Nutztierfütterung, Mit den neuen Wasserrisikofilter-Szenarien wollen wir zukünftige Klima, Süßwasser, Verpackungen und Beschaffungsmanagement Wasserrisiken im Zusammenhang mit klimatischen und sozioöko- kritischer Agrarrohstoffe. nomischen Veränderungen besser verstehen lernen, um die Resilienz in unseren landwirtschaftlichen Lieferketten zu stärken. Weltweit wird die Ressource Süßwasser zunehmend knapper. Wir freuen uns, dass der WWF mit diesem Report über wichtige Der Lebensmitteleinzelhandel ist eine der Branchen, die aufgrund Erkenntnisse aus der Anwendung neuer Wasserrisikoszenarien einer Vielzahl an Produkten und Lieferketten am stärksten vom informiert, die dazu dienen, zukünftige Wasserrisiken einiger Süßwasser abhängig ist. Die gesamte Lieferkette für landwirt- beliebter landwirtschaftlicher Produkte zu ermitteln. Außerdem schaftliche Erzeugnisse ist dementsprechend Wasserrisiken stellen wir auch Water Stewardship-Projekte zum Schutz der ausgesetzt. weltweiten, kostbaren Wasserressourcen vor, die wir gemeinsam mit dem WWF umsetzen. „E DEKA nutzt die neue Szenarien-Funktion des WWF Wasserrisikofilters, um zukünftige Wasserrisiken für wichtige landwirtschaftliche Rohstoffe besser zu verstehen. Dies wird dazu beitragen, unsere langfristigen Pläne und Strategien hin zu mehr Klima- und Wasserresilienz zu untermauern.“ Rolf Lange, Geschäftsbereichsleiter Unternehmenskommunikation/ Public Affairs, EDEKA-Zentrale Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 3
VORWORT Süßwasser ist Voraussetzung menschlichen Wohlergehens, Verbraucher:innen mehr und mehr nachhaltig handelnde WWF wirtschaftlichen Wohlstands und planetarer Gesundheit. Unternehmen ihre Gunst schenken. Heute jedoch bedrohen übermäßige Entnahme, Verschmutzung, die Folgen der Klimakrise und anhaltender Verlust von Süß- Um Unternehmen dabei zu helfen, aktuelle Wasserrisiken in ihren wasserökosystemen und Biodiversität die Wassersicherheit. Betrieben und Lieferketten zu bewerten und entsprechend darauf Seit 1970 sind 84 Prozent der Bestände an Süßwasserarten zu reagieren, hat der WWF im Jahr 2012 den Wasserrisikofilter verloren gegangen – viel schneller als jene Arten, die auf dem eingeführt. Mit der Bewertung von bisher über 400.000 Standorten Land oder im Meer leben. ist der Wasserrisikofilter bei über 6.000 Nutzer:innen zu einer führenden, vertrauenswürdigen Quelle für Wasserrisikodaten Allein die Landwirtschaft entnimmt 70 Prozent allen Süßwassers geworden. weltweit. Wasser ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für den Lebensmitteleinzelhandel. Mit der Identifizierung kritischer Da klimatische und sozioökonomische Veränderungen die lang- Wasserrisiken bei der Beschaffung und Produktion beginnt für fristige Entwicklung von Wasserrisiken beeinflussen werden, hat jedes Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel ein verantwor- der WWF Wasserrisikofilter mithilfe neuer Daten Wasserrisiko- tungsvolles Lieferkettenmanagement. Sich dessen bewusst zu Szenarien für 2030 und 2050 erstellt. Wir freuen uns darüber, sein und eine Antwort darauf zu finden ist bei der Positionierung dieses neue Tool zusammen mit unserem strategischen Partner von Marken von zentraler Bedeutung, zumal in einer Zeit, in der EDEKA präsentieren zu können, und so ein praktisches Beispiel dafür zu liefern, wie der Lebensmitteleinzelhandel zu einem besseren Verständnis zukünftiger Wasserrisiken in seinen landwirtschaftlichen Lieferketten gelangt, um sich entsprechend vorbereiten zu können. So lässt sich eine nachhaltige Zukunft für alle gestalten. „Angesichts dessen, dass bis 2050 fast die Hälfte des globalen BIP aus Regionen mit hohem Wasserrisiko stammen könnte, helfen die neuen Wasserrisikofilter- Szenarien Unternehmen dabei, Risiken in Resilienz zu verwandeln.“ Philipp Wagnitz, Fachbereichsleiter Ökosysteme und Ressourcenschutz WWF Deutschland Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 4
1. EINLEITUNG Wasser ist eine für Mensch und Wirtschaft unerlässliche kostbare Ressource. Doch die wird knapper. Bereits heute leben 17 Prozent der Weltbevölkerung in und stammen 10 Prozent des weltweiten BIP aus Regionen mit hohem Wasserrisiko. Bis 2050 könnten sich diese Zahlen auf 51 Prozent bzw. 46 Prozent erhöhen.
Zukünftige klimatische und soziökonomische Veränderungen sowie zu Unterbrechungen der Lieferkette und zu landwirtschaft- Zukünftige klimatische werden sowohl die Nutzung als auch die Verfügbarkeit von lichen Verlusten. und soziökonomische Süßwasserressourcen beeinflussen. Einerseits werden sozio- ökonomische Aspekte wie Bevölkerungswachstum, wirtschaft- Niemand kann genau voraussagen, welches Ausmaß die Klima- Veränderungen werden liche Entwicklung, Regierungsführung und technologischer krise annehmen und welche sozioökonomischen Veränderungen sowohl die Nutzung als Fortschritt den Bedarf und die Nutzung von Süßwasser bestim- sie nach sich ziehen wird. Das macht es für Unternehmen schwer auch die Verfügbarkeit men. Andererseits werden die Auswirkungen der Klimakrise einschätzbar, welche Wasserrisiken drohen und wie die sich auf die regionale und saisonale Wasserverfügbarkeit und -versor- ihre Aktivitäten und landwirtschaftlichen Lieferketten auswirken von Süßwasserressourcen gung auf unterschiedliche Weise beeinflussen, vor allem durch werden. Angesichts dieser Unsicherheit empfiehlt die Task Force beeinflussen. veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und on Climate-related Financial Disclosure (TCFD) den Unternehmen, häufigere Extremwetterereignisse (wie etwa Überschwemmun- Szenarioanalysen zur Bewertung künftiger Risiken und Chancen gen und Dürren). Wie die Global Commission on Adaptation in anzusetzen, um sich so gegenüber möglichen Herausforderungen ihrem Bericht „Adapt Now“ hervorhebt, werden sich die Aus- zu wappnen. wirkungen der Klimakrise „am unmittelbarsten und akutesten im Zusammenhang mit Wasser bemerkbar machen“. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Lebensmitteleinzelhändler EDEKA kamen die neuen WWF Wasserrisikofilter-Szenarien zur Die sich weltweit verschlechternde Wassersicherheit führt Anwendung. Mit ihnen sollen die zukünftigen Wasserrisiken von bereits heute dazu, dass Wasserrisiken die Gewinne von fünf Agrarprodukten untersucht werden, die EDEKA aus verschie- Unternehmen schmälern. So meldeten Unternehmen im denen Anbauregionen weltweit bezieht. Der Bericht soll aufzeigen, CDP Global Water Report 2019, einen Gesamtwert des wie Unternehmen im Lebensmittelsektor mithilfe von Szenarien Risikos von 425 Milliarden US-Dollar. zukünftige Wasserrisiken innerhalb ihrer landwirtschaftlichen Lieferketten einschätzen können. Darüber hinaus enthält der Da die Landwirtschaft für 70 Prozent der globalen Süßwasser- Bericht eine Reihe von Empfehlungen, die Unternehmen bei der entnahme verantwortlich ist und als einer der größten Wasser- Entwicklung und Umsetzung von Water Stewardship-Maßnahmen verschmutzer gilt, trägt der Lebensmittelsektor eine besondere und -Strategien für resiliente landwirtschaftliche Lieferketten Verantwortung bei der Bewältigung wasserbezogener Risiken. als Leitfaden dienen sollen. Wichtige Wirtschaftssektoren mit wasserintensiven landwirt- schaftlichen Lieferketten wie der Lebensmitteleinzelhandel sind jetzt und in Zukunft stark von Wasserrisiken betroffen (siehe Box 1). Es wird davon ausgegangen, dass vor allem die Klimakrise stärker schwankende, extreme Temperaturen und Niederschläge nach sich ziehen wird. Dies beeinträchtigt die Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe, treibt die Lebens- mittelpreise nach oben und führt zu stärkeren Schwankungen Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 6
Box 1: Wasserrisiken im Lebensmittelsektor WWF WASSERRISIKOFILTER RAHMEN DER RISIKOBEWERTUNG WASSERRISIKEN IM LEBENSMITTELSEKTOR Mit „Wasserrisiko für Unternehmen“ ist die Art und Weise Regulatorische Risiken entstehen durch sich ändernde, gemeint, in der wasserbezogene Herausforderungen potenziell unwirksame oder schlecht umgesetzte Wasserpolitik und/oder die Rentabilität von Unternehmen untergraben. Die landwirt- Vorschriften. schaftlichen Betriebe und Lieferketten eines Unternehmens • Längere Dürreperioden können Regierungen dazu veranlassen, können physischen, regulatorischen und reputationsbezogenen eine Reduzierung der Wasserentnahme zu erzwingen. Wasserrisiken ausgesetzt sein, die sich unterschiedlich auswirken. Zum Beispiel waren US-Unternehmen aus der Lebensmittel- PHYSISCHES RISIKO und Agrarbranche wie Conagra Foods, General Mills, J.M. Wasserknappheit Wasserrisiken lassen sich auf zwei Ebenen fassen: Smucker Co., Kellogg Co. and Kraft Heinz Co. Commodities, Überschwemmung 1) d em Wasserrisiko auf Ebene des Wassereinzugsgebiets die eine Vielzahl von Rohstoffen aus dem von Dürre Wasserqualität (Flussgebietsrisiko) und betroffenen Colorado Flussgebiet beziehen, von ihnen Status der Ökosystem- leistungen 2) dem Wasserrisiko durch Nutzung und dem Management auferlegten Bestimmungen zur eingeschränkten Wasser- von Wasser (Betriebsrisiko). entnahme betroffen. • 2019 berichtete Diageo, dass die zunehmende Regulierung Physische Risiken drohen in landwirtschaftlichen Lieferketten REGULATORISCHES der Wasserentnahmemenge eines der Hauptrisiken für RISIKO dann, wenn Wasser für die Produktion fehlt, die Wasserqualität die Brauerei in Uganda darstelle. Das wirke sich auf das befähigendes Umfeld zur Bewässerung abnimmt oder Überschwemmungen die Anbau- Wachstumspotenzial aus. (Gesetze & Politik) flächen zerstören. Institutionen & Regierung • Schäden und Verluste in der Landwirtschaft entstehen in Ent- Management-Instrumente wicklungsländern zu mehr als 80 Prozent durch Dürren. Aber Reputationsrisiken entstehen etwa dann, wenn Unternehmen Infrastruktur & Finanzen auch im relativ wassersicheren Deutschland kam es 2018 und und deren Lieferketten mit der Gefährdung kulturell oder 2019 aufgrund ungewöhnlich trockener Perioden zu Ernteein- religiös bedeutender Wasserressourcen in Verbindung gebracht bußen. Kartoffelpreise stiegen um bis zu einem Drittel aufgrund werden. höherer Bewässerungskosten und einem geringerem Angebot. • Auf öffentlichen Druck hin reduzierte Nestlé seine Wasser- REPUTATIONSRISIKO entnahme in der französischen Stadt Vittel um 30 Prozent, Kulturelle Bedeutung • 2019 führten schwere Überschwemmungen des Mississippi zu Bedeutung für die biologische Vielfalt damit der Grundwasserspiegel langfristig stabil bleibt. Verlusten im Mais- und Sojaanbau. Preise für Nutztierfutter Medienpräsenz stiegen in die Höhe und verursachten Schäden in Milliardenhöhe. • Danone berichtet, dass Kund:innen (Endverbraucher:innen Konflikt Die Aktien von Unternehmen aus der Lebensmittel- und und Einzelhändler), NGOs, Behörden und Investor:innen Agrarbranche, wie z. B. von Tyson Foods, fielen um 4,8 Prozent den wasserintensiven Anbau von Lebensmitteln zunehmend und die von Sanderson Farms Inc. und Pilgrim's Pride Corp. kritisch betrachten. im gleichen Zeitraum um mehr als 11 Prozent. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 7
2. VON RISIKO ZU RESILIENZ: WWF WASSERRISIKOFILTER-SZENARIEN Seit seiner Einführung im Jahr 2012 ist der WWF Wasserrisikofilter ein führendes Online-Tool, das von Unternehmen genutzt wird, um aktuelle Wasserrisiken zu bewerten. Mit den neuen WWF Wasserrisikofilter- Szenarien sind Unternehmen nun in der Lage, zukünftige Wasserrisiken besser zu verstehen, was bei der Planung und Strategieentwicklung hin zu mehr Resilienz helfen wird.
Für Unternehmen der Lebensmittelbranche, die auf eine Vielzahl Die Wasserrisikofilter-Szenarien orientieren sich dementspre- von landwirtschaftlichen Produkten und Aktivitäten angewiesen chend an den in Tabelle 1 beschriebenen Mustern. sind, ist die Wasserrisikobewertung über die gesamte Wertschöp- fungskette hinweg ein schwieriges Unterfangen. Als ersten Schritt Um der Komplexität von Wasserrisiken gerecht zu werden, decken empfiehlt der WWF, sich auf die landwirtschaftlichen Rohstoffe die Szenarien des Wasserrisikofilters alle Arten von Wasserrisiken sowie Herstellungs-/Verarbeitungsaktivitäten zu konzentrieren, ab, angefangen von den akuten physischen Risiken, auf die sich die die für das Unternehmen von größter strategischer Bedeutung TCFD konzentriert (z. B. Überschwemmungen) über anhaltende (d. h. höchstes Beschaffungsvolumen/Wert) und stark abhängig physische Risiken (z. B. Knappheit, Wasserqualität und der Status von Wasser sind und/oder eine große Auswirkung auf die Wasser- von Ökosystemleistungen) bis hin zu seltener untersuchten ressourcen haben (d. h. hoher Wasserfußabdruck). regulatorischen und reputativen Risiken, die erhebliche potenzielle Auswirkungen haben können, wenn sie unberücksichtigt bleiben. Der entscheidende erste Schritt besteht darin zu prüfen, welchen Weitere Informationen zu den zugrundeliegenden Datensätzen Wasserrisiken ein Unternehmen ausgesetzt ist, um anschließend und Szenarien sind der methodischen Dokumentation des Tools untersuchen zu können, wie sich die Wasserrisiken aufgrund zu entnehmen, die online verfügbar ist. verschiedener klimatischer und sozioökonomischer Faktoren mittel- bis langfristig entwickeln werden. Mit der Integration neuer Szenarien in den WWF Wasserrisiko- Tabelle 1: Darstellung der WWF Wasserrisikofilter-Szenarien filter, können Unternehmen nun auf Bewertungen aktueller Wasserrisiken aufbauen, und zukünftige Wasserrisiken unter Optimistische Szenarien Aktueller Trend Pessimistische Szenarien verschiedenen Szenarien über einen 10- und 30-Jahreszeitrahmen (2030 und 2050) untersuchen. Optimistische Szenarien stellen Dieses Szenario ähnelt dem Pessimistische Szenarien stellen eine Welt mit einer nachhaltigen aktuellen Trend, also im Hinblick eine Welt mit einer ungleichen In Übereinstimmung mit den Empfehlungen der TCFD basieren sozioökonomischen Entwick- auf die aktuelle sozioökonomi- und instabilen sozioökonomi- die Szenarien des Wasserrisikofilters sowohl auf relevanten lung (SSP1) und stark reduzier- sche Entwicklung (SSP2) und mitt- schen Entwicklung (SSP3) und Klimamodellen (IPCC Representative Concentration Pathways – ten CO2-Emisssionen (RCP2.6/ leren CO2-Emissionen (RCP4.5/ hohen CO2-Emisssionen dar, die RCP) als auch auf sozioökonomischen Modellen (IIASA Shared RCP4.5) dar, die bis Ende des RCP6.0), die bis Ende bis Ende des 21. Jahrhunderts Socioeconomic Pathways – SSP). Das heißt: diese Szenarien 21. Jahrhunderts zu einer des 21. Jahrhunderts zu einer zu einer durchschnittlichen durchschnittlichen Erderhitzung durchschnittlichen Erderhitzung Erderhitzung von 3,5 Grad basieren auf Projektionen von Klimafolgen, die klimatische von 1,5 Grad Celsius führen.* von 2 Grad Celsius führen.* Celsius führen.* (z. B. Temperatur, Niederschlag) und sozioökonomische Faktoren (z. B. Bevölkerung, BIP) berücksichtigen. Sie bilden überdies die Auswirkungen von klimatischen und sozioökonomischen *Änderungen berechnet in Bezug auf die Referenzperiode 1986-2005 und basierend auf den Coupled Model Intercomparison Veränderungen auf die Wasserressourcen ab. Project Phase 5 (CMIP5) Ensembles. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 9
SZENARIEN DES GESAMTWASSERRISIKOS Karte zum Gesamtrisiko des Wasserrisikofilters für 2030 und 2050 und die zugehörigen Szenarien. Pessimistische Szenarien u ngleiche und instabile sozioökonomische Entwicklung h oher CO2-Austoß Aktueller Trend ä hnliche sozioökonomische Entwicklung wie heute m ittlerer CO2-Austoß Optimistische Szenarien n achhaltige sozioökonomische Entwicklung Gesamtrisiko a mbitionierte Senkung des Sehr niedrig Mittel Sehr hoch Extrem CO2-Austoßes Aktuell 2030 2050 Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 10
Damit Unternehmen aus der Lebensmittelbranche die Resilienz Box 2: Verknüpfung von Water Stewardship und Resilienz ihrer Lieferkette durch einen Fokus auf Water Stewardship- Maßnahmen stärken können, ist es für sie essenziell zu ermitteln, Water Stewardship ist definiert als sozial und kulturell gerechte, ökologisch nachhaltige und welche Bestandteile den größten Veränderungen hinsichtlich wirtschaftlich vorteilhafte Nutzung von Wasser. Dies wird erreicht, indem alle Interessengruppen des Wasserrisikos unterliegen werden (im Vergleich zwischen einbezogen und sowohl standort- als auch flussgebietsbezogene Maßnahmen berücksichtigt aktuellen und zukünftigen Risiken). Dessen ungeachtet sollten die werden. Langfristige Resilienz für Unternehmen kann als Fähigkeit definiert werden, langfristige Water Stewardship-Maßnahmen und -Strategien stets auf den Ziele trotz Schocks und Belastungen zu erreichen. In diesem Sinne bezeichnet Wasserunsicher- jeweiligen Kontext zugeschnitten sein, da sich Resilienz gegenüber heit eine potenzielle Art von Schock, während Stewardship – basierend auf Prinzipien der Wasserrisiken nicht mit einer Universallösung erreichen lässt. Klimaresilienz – einen Mechanismus zur Bewältigung solcher Störungen sowie entsprechende Anpassungsoptionen bereitstellt. Der „Respond“-Bereich des WWF Wasserrisikofilters empfiehlt spezifische Maßnahmen, um auf die aktuellen Wasserrisiken zu Wasser ist von Natur aus vielseitig: Süßwasserökoysteme haben wechselnde Durchflussraten reagieren. Dieser Bereich lässt sich jedoch auch dafür nutzen, die von Wasserqualitäten, die durch saisonale Veränderungen, Wetterereignisse und die externe auf die unterschiedlichen Szenarien aufbauenden Maßnahmen Wassernutzung beeinflusst werden. Da Wasserrisiken dynamisch sind, waren Unternehmen durchzuspielen und so zu ermitteln, ob sie sich für unterschied- und Gemeinden auch ohne die Klimakrise schon immer gezwungen, Strategien zu entwickeln, lichste Zukunftsmodelle eignen. Funktioniert eine Maßnahme in die dieser Variabilität Rechnung tragen und Wassersicherheit gewährleisten. Ein Übermaß verschiedenen Klimaszenarien gut, ist sie wahrscheinlich für alle an Wasser (extreme Überschwemmungen) ist ebenso problematisch wie Wasserknappheit (lang anzunehmenden Szenarien geeignet (d. h. sie ist zukunftssicher). anhaltende Dürre). Da die Klimakrise die Wasserrisiken verschärft, sollten Unternehmen Der WWF will nun auch sektorspezifische Empfehlungen integ- ihre Water Stewardship-Strategie optimieren und so ihre Resilienz erhöhen. rieren, die mit den Standards für landwirtschaftliche Produkte verknüpft sind. So soll sichergestellt werden, dass zur Stärkung Der WWF-Bericht „Rising to Resilience“ aus dem Jahr 2020 beschreibt einen Vier-Stufen- der Resilienz gegenüber Wasserrisiken die richtigen Themen Ansatz, der Unternehmen helfen soll, Klimaresilienz in ihre Water Stewardship-Programme zu angegangen werden. integrieren und damit die Wasserversorgung für Mensch und Natur trotz Klimakrise zu sichern. 1) Bewertung von Wasserrisiken und -chancen anhand von Klimaszenarien 2) Entwicklung von Maßnahmen zur Bewältigung von Wasserrisiken und einer Water Stewardship-Strategie 3) Umsetzung intelligenter Maßnahmen zur Resilienz von Flusseinzugsgebieten 4) Monitoring, Evaluation, Reporting und adaptives Management für Klima-Wasser- Risiken im Rahmen von Water Stewardship-Projekten Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 11
3. SZENARIOANALYSE LANDWIRT- SCHAFTLICHER ROHSTOFFE Dieses Kapitel stellt nun die wichtigsten Ergebnisse aus der Anwendung der WWF Wasserrisikofilter-Szenarien vor. Damit soll die zukünftige Wasserrisikoexposition für eine Auswahl landwirtschaftlicher Rohstoffe und ihrer Hauptbeschaffungsregionen verständlich werden.
Die WWF Wasserrisikofilter-Szenarien wenden sich fünf wichtigen Darüber hinaus werden einige Best-Practice-Beispiele vorgestellt, landwirtschaftlichen Rohstoffen für den deutschen Lebensmittel- bei denen Water Stewardship-Maßnahmen zur Anpassung an die markt zu: Avocados, Bananen, Zitrusfrüchte, Trauben und Klimakrise hin zu mehr Widestandsfähigkeit ergriffen wurden. Kartoffeln (siehe Karte Seite 14). Diese landwirtschaftlichen Rohstoffe wurden ausgewählt, weil: 1) sie an Deutschlands Obst- und Gemüseimporten einen großen Anteil haben und sich Bewertung des WRF Risikostufe Abbildung 1: WWF Wasserrisiko- filter – 6 Risikostufen mit 2) auf Wasserressourcen in ihrem Anbaugebiet auswirken entsprechender Bewertung und zugleich von ihnen abhängen. 1.0 – 1.4 Sehr niedriges Risiko 1.4 – 1.8 Der WWF Wasserrisikofilter enthält drei Szenarien (optimistisch, aktueller Trend, pessimistisch) für 2030 und 2050, die alle Aspekte 1.8 – 2.2 Niedriges Risiko der Wasserrisiken abdecken. Für den Zweck dieses Berichts konzen- 2.2 – 2.6 trieren sich die vorgestellten Ergebnisse in erster Linie darauf, wie sich die physischen Wasserrisiken in den Anbauregionen bis 2050 2.6 – 3.0 Mittleres Risiko in einem pessimistischen Szenario entwickeln würden. Dabei reicht 3.0 – 3.4 es nicht aus, allein die Wasserrisiken in verschiedenen Szenarien zu ermitteln. Vielmehr ist es unerlässlich, das „schlimmste“ 3.4 – 3.8 Hohes Risiko pessimistische Szenario abzubilden, um sich entsprechend darauf 3.8 – 4.2 vorbereiten zu können. Hinzu kommt, dass physische Wasserrisiken insbesondere in der Landwirtschaft bestehen, da diese stark von 4.2 – 4.6 Sehr hohes Risiko Wasser abhängt und den Wasserhaushalt beeinflusst, was wieder- 4.6 – 5.0 um regulatorische und Reputationsrisiken verschärfen kann. 5.0 – 5.8 Extremes Risiko Die folgenden fünf Unterkapiteln fassen die Ergebnisse der 5.8 – 6.6 Untersuchung jedes ausgewählten Rohstoffs zusammen. Des Weiteren finden sich dort Hintergrundinformationen über den Rohstoff, dessen Anbauregion sowie die zentralen Erkenntnisse zu den kritischen Aspekten des aktuellen Wasserrisikos, die Verän- derung des Risikos im Zeitverlauf und die Haupttreiber für eine Veränderung. Die Risikobewertung des mit dem WWF Wasser- risikofilter skizzierten Szenarios sieht eine Gliederung in sechs Risikostufen vor, wie in Abbildung 1 dargestellt. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 13
Karte der analysierten Anbaugebiete von fünf Agrarprodukten im deutschen Lebensmittelmarkt: Niedersachsen, Deutschland Maharashtra, Indien Avocados, Bananen, Zitrusfrüchte, Trauben und Kartoffel Traube Kartoffeln. Spanische Küste Orange Karibik-/Andenregion, Kolumbien Banane Ecuadorianische Küste Banane Peruanische Küste Nil-Delta, Ägypten Avocado Kartoffel Aktuelles physisches Risiko Zentral-Chile Westkap, Südafrika Avocado Traube Sehr niedrig Mittel Sehr hoch Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 14
I. AVOCADOS Die als Superfood gepriesene Avocado hat sich in den letzten zwei bis 2050 ein sehr hohes Überschwemmungsrisiko vorhergesagt Jahrzehnten zu einer der beliebtesten Früchte entwickelt. Damit wird. stieg der Anreiz für Anbaubetriebe, ihre Produktion auszuweiten. Im Jahr 2000 importierte Deutschland lediglich 4,9 Tonnen Darüber hinaus gehen höhere physische Wasserrisiken mit einer Avocados im Wert von 6.000 US-Dollar. Bis 2019 ist diese Zahl auf größeren Wahrscheinlichkeit von Konflikten und Auseinanderset- 95.321 Tonnen im Wert von 343.489.540 US-Dollar hochgeschnellt. zungen einher. Bereits jetzt hat die Ausweitung des großflächigen, Beinahe 47 Prozent der auf dem deutschen Markt vertriebenen industriellen Avocado-Anbaus dazu geführt, dass Flüsse und Avocados stammen aus der peruanischen Küstenregion und Brunnen in einigen Anbauregionen versiegen. Die lokale Bevöl- Zentral-Chile. kerung, die ihr Wasser in der Vergangenheit aus einst reichlich vorhandenen Flüssen und Bächen bezogen hat, erhält nun ratio- Wie der Wasserrisikofilter jedoch zeigt, sind die Anbauregionen in niertes Wasser aus Lastwagen. Mit dem prognostizierten Anstieg Zentral-Chile und an der peruanischen Küste derzeit einem hohen des physischen Wasserrisikos in einem pessimistischen Szenario Risiko von Wasserknappheit ausgesetzt. Beide Anbauregionen geht die Befürchtung einher, dass sich der mit dem Wasserrisiko befinden sich an den halbtrockenen westlichen Abhängen der in Verbindung stehende Konflikt im Laufe der nächsten 30 Jahre Anden. Die Wasservorräte werden von der Schneeschmelze verschärfen wird. Das könnte letztendlich zu einem Reputations- gespeist und sind aufgrund eines verringerten Abflusses infolge risiko für Lebensmittelhändler führen, die ihre Waren aus diesen des Gletscherschwunds bereits geschrumpft. Basierend auf dem Regionen beziehen. pessimistischen Szenario des Wasserrisikofilters wird erwartet, dass die Kombination aus sozioökonomischen Veränderungen und der Erderhitzung bis 2050 zu einem Anstieg des physischen Wasserrisikos von bis zu 11 bzw. 9 Prozent in den Anbauregionen in Peru und Chile führen wird. Dieser prognostizierte Anstieg des physischen Wasserrisikos ist vor allem auf die sich verschärfende Wasserknappheit, die Nährstoffbelastung in Gewässern (Wasser- qualitätsrisiko) und die Beeinträchtigung der Süßwasser-Ökosys- temleistungen zurückzuführen. Die Auswirkungen der Klimakrise werden jedoch auf unterschiedliche Weise in Erscheinung treten. Trocken- und Regenzeiten werden sich verändern. Und obwohl erwartet wird, dass der Schmelzwasserabfluss im Allgemeinen ab- nimmt, wird das wärmere Klima auch zu extremeren Überschwem- mungen führen. Dies gilt insbesondere für die peruanische Küste, für die nach dem pessimistischen Szenario des Wasserrisikofilters Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 15
AVOCADOS Physisches Risiko unter pessimistischem Veränderung des physischen Risikos optimistisch Pessimistisches Szenario: Treiber der Heutiges Risiko 2050-Szenario unter 3 Szenarien Risikoveränderung aktueller Trend Zunahme bis 2030 Die Karten zeigen die zukünftige physische Die Grafiken zeigen die Trends der Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene Risikoexposition in wichtigen Avocado- physischen Risikoveränderung unter pessimistisch physische, regulatorische und reputative Risiken, Zunahme bis 2050 Anbauregionen für den deutschen 3 verschiedenen Szenarien. unter einem pessimistischen Szenario entwickeln. Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich). ZENTRAL-CHILE 5 PHYSISCHES RISIKO 4 3.9 3.8 3.9 4 Risikozunahme Physisches Risiko 3.8 3.7 3.7 Santiago 3.6 3 de Chile 3.5 2 3 1 abnahme Risiko- en - t ät tiv ch 20 30 40 50 ng m ei lit un r- tu te ta ris ph 20 20 20 20 m be ua is ys pu to g ap le s Q em Ü Re la st Öko Kn gu Re hw en sc di PERUANISCHE KÜSTE 5 PHYSISCHES RISIKO 4 4 Risikozunahme Physisches Risiko 3 3.5 3.5 3.3 3.4 3.2 2 Lima 3.6 3.2 3.1 3 1 abnahme Risiko- en - t ät tiv ch 20 30 40 50 ng m ei lit un r- tu te ta ris ph 20 20 20 20 m be ua is ys pu to g ap le s Q em Ü Re la st Öko Kn gu Re hw en sc di Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 16 Sehr niedrig Mittel Sehr hoch Extrem
II. BANANEN Die Banane ist in vielen tropischen Ländern ein Grundnahrungs- Plantagen können Überschwemmungen auch zu erheblichen 1L a Niña ist ein Wetterereignis, das meist im Anschluss an ein mittel, sie ist aber auch die meistgehandelte Frucht der Welt. Unterbrechungen der Lieferkette führen, da Infrastrukturen wie El-Niño-Ereignis auftritt. La Niña 2018 wurden weltweit 116 Millionen Tonnen Bananen produziert. Straßen, Brücken und Lagerhäuser zerstört werden, die für die geht mit überdurchschnittlich hohen Luftdruckunterschieden Zudem lieben die Deutschen die Banane so sehr, dass sie – nach Logistik und den Transport der Produkte erforderlich sind. zwischen Südamerika und Äpfeln – den zweiten Platz unter den bevorzugten Früchten Indonesien einher. Anders als ein El Niño, der gewöhnlich maximal erklommen hat (2019 verbrauchte ein durchschnittlicher Haushalt Mindestens 97 Prozent der international gehandelten Bananen ein Jahr andauert, kann ein La 17,1 kg Äpfel und 16,2 kg Bananen). Fast die Hälfte der von sind von der Sorte Cavendish. Sie werden hauptsächlich in Mono- Niña ein bis drei Jahre andauern und tritt in Zwei- bis Sieben- Deutschland importierten Bananen kam 2019 aus Ecuador und kulturen angebaut. Das macht sie anfällig für Schädlinge, Pilze jahreszyklen auf. Kolumbien. und Krankheiten. Die treffen angesichts mangelnder Artenvielfalt und globaler Erwärmung auf für sie vorteilhafte Bedingungen. Bananenplantagen benötigen nährreiche, feuchte, gut durchlässige Feuchte und Wärme kommen ihnen entgegen. Schon heute haben Böden und einen recht spezifischen Temperaturbereich. Sie sich Krankheiten, wie der Pilz Black Sigatokahas oder die Fusarium- gedeihen am besten zwischen 26°C und 30°C und vertragen keine Welke (auch bekannt als Panama-Krankheit ausgelöst durch die extreme Hitze oder Kälte. Wissenschaftliche Studien haben Fusarium Mutante Tropical Race 4 – TR4), auf Bananenplantagen ergeben, dass die seit 1961 infolge der Klimakrise gestiegenen in aller Welt ausgebreitet. Die Folge: Erträge sinken, die wirtschaft- Temperaturen der Bananenproduktion zugutekommt. lichen Auswirkungen sind immens. Der vorbeugende Einsatz großer Mengen von Pestiziden verschmutzt die Gewässer und Basierend auf der Risikoanalyse des Wasserrisikofilters haben die trägt damit zu Wasserproblemen bei. Laut dem pessimistischen Bananen-Anbauregionen in Ecuador und Kolumbien ähnliche Szenario des Wasserrisikofilters werden die Risiken für die Wasserrisikoprofile. Obwohl der mit der Schmelze der Anden- Wasserqualität bis zum Jahr 2050 sowohl an der ecuadorianischen gletscher in Verbindung stehende veränderte Wasserhaushalt eine Küste als auch in den kolumbianischen Anden/Karibik steigen. zusätzliche Herausforderung für das Wassermanagement der Es wird vermutet, dass wegen des übermäßigen Einsatzes von bewässerungsabhängigen Bananenindustrie ist, stellen in beiden Düngemitteln in Monokulturen vor allem die Nährstoffbelastung Regionen Überschwemmungen das größte Wasserrisiko dar. zunimmt. Es wird erwartet, dass das aktuell ohnehin schon hohe Hochwasser- risiko in beiden Regionen bis 2050 auf ein sehr hohes Niveau ansteigen wird, was bedeutet, dass es bis 2050 voraussichtlich fünfmal häufiger Hochwasser geben wird. Überschwemmungen hätten verheerende Auswirkungen auf die Bananenplantagen. Bereits im Jahr 2011 führten Überschwemmungen in Verbindung mit La Niña1 in Kolumbien zum Verlust von 4.000 Hektar Bananen- plantagen. Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen auf die Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 17
BANANEN Physisches Risiko unter pessimistischem Veränderung des physischen Risikos optimistisch Pessimistisches Szenario: Treiber der Heutiges Risiko 2050-Szenario unter 3 Szenarien Risikoveränderung aktueller Trend Zunahme bis 2030 Die Karten zeigen die zukünftige physische Die Grafiken zeigen die Trends der Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene Risikoexposition in wichtigen Bananen- physischen Risikoveränderung unter pessimistisch physische, regulatorische und reputative Risiken, Zunahme bis 2050 Anbauregionen für den deutschen 3 verschiedenen Szenarien. unter einem pessimistischen Szenario entwickeln. Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich). KARIBIK-/ANDENREGION, KOLUMBIEN 5 PHYSISCHES RISIKO 3 4 Risikozunahme Physisches Risiko 3 2.5 2 2.2 2.2 2.2 2.1 2.2 2 1 abnahme Risiko- un r- en - t ät tiv ch 20 30 40 50 ng m ei Bogotá m be lit tu te ta ris g ph 20 20 20 20 em Ü ua is ys pu to ap le s Q Re la st Öko Kn gu Re hw sc en di ECUADORIANISCHE KÜSTE PHYSISCHES RISIKO 5 3 4 Risikozunahme Physisches Risiko 2.6 2.5 2.6 2.6 3 2.5 2.5 2.5 Quito 2 2 1 abnahme Risiko- un r- en - t ät tiv ch 20 30 40 50 ng m ei m be lit tu te ta ris g ph 20 20 20 20 em Ü ua is ys pu to ap le s Q Re la st Öko Kn gu Re hw sc en di Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 18 Sehr niedrig Mittel Sehr hoch Extrem
Box 3: EDEKA-WWF Bananenprojekt Seit 2014 realisieren EDEKA, WWF und Dole, weltweit führend Zur Verbesserung des Wassermanagements aller Akteure haben in Produktion und Vertrieb von Bananen, gemeinsam mit kon- EDEKA und der WWF lokale Stakeholder in den Einzugsgebieten ventionellen Bananenproduzenten in Ecuador und Kolumbien des Rio-Frío und des Rio Sevilla in der Provinz Magdalena im auf insgesamt 4.000 Hektar Fläche ein Bananenprojekt. Norden Kolumbiens zur Teilnahme an der „Water Stewardship Zu den Zielen dieses Bananenprojekts gehören unter anderem Platform“ (Plataforma de Cooperación y Custodia del Agua, auch der Schutz der Wasserressourcen durch ein Monitoring PCCA) motiviert. Die Plattform wird vom WWF Kolumbien mit des Verbrauchs und ein verbessertes Management sowie die Unterstützung der Beratungsfirma Good Stuff International Verbesserung der Grundwasserqualität durch einen bereitgestellt. Ziel ist, dass die Projektbetriebe ihren Wasser- verantwortungsvollen und reduzierten Einsatz von Pestiziden verbrauch kontrollieren und reduzieren, Ökosysteme erhalten und Herbiziden. und eine gute Wasserqualität sicherstellen. Seit ihrer Gründung konnte die PCCA zahlreiche Erfolge in der Region vermelden: Einige Erfolge des Projekts: • Sie initiierte einen Dialog zwischen den Akteuren im • Der Einsatz von Pestiziden wird kontinuierlich optimiert, Wassereinzugsgebiet. 14 öffentliche, private und zivilgesell- und auf den Farmen werden die Wasserläufe erfolgreich durch schaftliche Einrichtungen sind an kontinuierlichen Treffen eine errichtete Pflanzendecke vor Chemikalien geschützt. und gemeinsamen Aktionen beteiligt. • Mit dem Einsatz von Aufbereitungsanlagen wurde Wasser • Sie entwickelte ein gemeinsames Verständnis des Fluss- eingespart. Sie ermöglichen eine bis zu 5-fache Wiederverwen- gebiets und seiner Wassersituation durch die Einrichtung dung des Wassers in der Nachernteverarbeitung (z. B. beim eines aktuellen, frei zugänglichen Informationssystems. Waschen). Heute haben alle Betriebe in Kolumbien und • Sie führte Umweltbildung in den Gemeinden durch. Ecuador Wasseraufbereitungsanlagen. Auch die Installation von effizienterer Bewässerungstechnik hat zu einem • Sie etablierte gemeinsame Aufforstungsaktivitäten. verbesserten Wassermanagement beigetragen. • Sie berät in Rechtsfragen für interinstitutionelle Maßnahmen • Alle Bananenfarmen in Kolumbien und aktuell zwei in Ecuador und Vereinbarungen. erhielten dank der Optimierung ihres Wassermanagements, • Sie band die in der Sierra Nevada lebende indigene die weltweit erste Zertifizierung im Bananesektor nach dem Bevölkerung ein. International Water Stewardship Standard. Alle weiteren Farmen in Ecuador werden folgen und dieses Jahr zertifiziert. • Sie erarbeitet vier Projektkonzepte entsprechend den Interessen von Beteiligten und Gemeinden. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 19
III. ZITRUSFRÜCHTE Im Jahr 2018 wurden weltweit 152 Millionen Tonnen Zitrusfrüchte Innerhalb der Europäischen Union gehört Spanien zu den produziert, wobei Spanien nach China, Brasilien, Indien, Mexiko Ländern, die voraussichtlich am stärksten von der Klimakrise und den USA als sechstgrößter Produzent hervorsticht. Mit rund betroffen sein werden, der sich in einer Abnahme der Nieder- 6,8 Millionen Tonnen produziert Spanien etwa 4,45 Prozent der schläge und einem starken Temperaturanstieg bemerkbar machen Zitrusfrüchte weltweit. Gemessen am Exportwert ist Spanien das wird. Basierend auf dem Wasserrisikofilter wird sich das heutige führende Exportland für Orangen und Deutschlands wichtigster hohe physische Risiko in Südspanien innerhalb der nächsten Lieferant von Zitrusfrüchten. Im Jahr 2019 kamen 79 Prozent der 30 Jahre weiter verschärfen, insbesondere die Wasserknappheit, deutschen Zitrusfruchtimporte aus Spanien. Umgekehrt gingen die danach um bis zu 10 Prozent zunehmen wird. Erwartet wird im selben Jahr 26 Prozent der spanischen Orangenexporte nach zudem – und zusätzlich zu den allgemeinen physischen Risiken – Deutschland, womit Deutschland Spaniens größter Abnehmer ein erheblich wachsendes Risiko für die Wasserqualität von Orangen ist, gefolgt von Frankreich. (z. B. eine höhere Nährstoffbelastung) sowie sich verschlechternde Ökosystemdienstleistungen bis 2050. Zum Wachstum brauchen Zitrusfrüchte ein warmes Klima. Gegenüber lang anhaltendem Frost fehlt es ihnen an Resistenz. In Spanien liegen die Hauptanbauflächen für Zitrusfrüchte in der südlichen Region und der östlichen Mittelmeerküste. Wie der Wasserrisikofilter zeigt, sehen sich diese Hauptanbauge- biete in Spanien bereits heute mit einem hohen Risiko von Wasser- knappheit konfrontiert. In diesen Regionen ist die Bewässerung für die Produktion von Zitrusfrüchten von entscheidender Bedeu- tung. Das Wassermanagement in der Produktion hat die Wasser- effizienz durch die Einführung der Tröpfchenbewässerung bereits drastisch verbessert. Allerdings führen Maßnahmen zur Steigerung der Wassereffizienz in vielen Fällen zu wachsender Produktivität, aber nicht notwendigerweise zur absoluten Wassereinsparung. Eingespartes Wasser wird zur Bewässerung neuer Plantagen genutzt. Dieser „Rebound-Effekt“ wurde in Produktionsstätten für Zitrusfrüchte in Spanien beobachtet. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 20
ZITRUSFRÜCHTE Physisches Risiko unter pessimistischem Veränderung des physischen Risikos optimistisch Pessimistisches Szenario: Treiber der Heutiges Risiko 2050-Szenario unter 3 Szenarien Risikoveränderung aktueller Trend Zunahme bis 2030 Die Karten zeigen die zukünftige physische Die Grafiken zeigen die Trends der Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene Risikoexposition in wichtigen Zitrusfrüchte- physischen Risikoveränderung unter pessimistisch physische, regulatorische und reputative Risiken, Zunahme bis 2050 Anbauregionen für den deutschen 3 verschiedenen Szenarien. unter einem pessimistischen Szenario entwickeln. Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich). SPANISCHE KÜSTE 5 PHYSISCHES RISIKO 4 3.9 3.9 4 Risikozunahme 3.8 Physisches Risiko 3.8 3.6 3.6 3.6 3 3.5 Madrid 2 3 1 abnahme Risiko- en - t ät tiv ch 20 30 40 50 ng m ei un r- lit tu te ta m be ris ph 20 20 20 20 ua g is ys pu to em Ü ap le s Q Re la st Öko Kn gu Re hw en sc di Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario Sehr niedrig Mittel Sehr hoch Extrem Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 21
Box 4: EDEKA-WWF Zitrusprojekt Mit ihren 4,4 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche ist Die Pilotfarm Iberesparragal erhielt 2018 als erster Landwirt- die spanische Provinz Andalusien eines der Zentren des euro- schafsbetrieb in Europa die Alliance for Water Stewardship päischen Obst- und Gemüseanbaus. In Deutschland werden Zertifizierung (AWS) mit Gold-Status. Mittels Tröpfchenbewäs- in der Winterzeit Orangen und Mandarinen besonders stark serung und Bodenfeuchtigkeitssonden wird das Wassermanage- nachgefragt. Rund 80% der bei EDEKA verkauften Orangen ment auf der Farm effizienter gestaltet. Des Weiteren fand im und Mandarinen stammen aus der spanischen Region. Rahmen des Zertifizierungsprozesses ein gemeinsamer Work- Dabei stammt beinahe jede fünfte spanische Orange bei shop mit relevanten regionalen Stakeholdern wie der lokalen EDEKA aus dem EDEKA-WWF Zitrusprojekt in Andalusien: Bewässerungsgemeinschaft statt. Diese ist für die Zuteilungen „Gemeinsam für eine bessere Orange und Mandarine“. und Mengenvergabe von Wassernutzungsrechten verantwort- lich. In dem Workshop wurde unter anderem die Notwendigkeit Das Zitrus-Projekt wurde 2015 von EDEKA, dem WWF und einer veränderten, nachhaltigen regionalen Wassernutzung einem langjährigen Lieferanten im Guadalquivir-Flußgebiet thematisiert. Pessimistische Szenarien gehen von einer Abnah- initiiert. Im Rahmen des Projekts werden in der Zwischenzeit me des verfügbaren Wassers im Guadalquivir-Flussgebiet um verschiedene Maßnahmen aus vier ökologischen Themen- 8-10% bis 2030 aus. Das Zitrus-Projekt verfolgt gemeinsam schwerpunkten auf fünfzehn Zitrusfarmen mit einer Gesamt- mit seinen Produzenten das Ziel, die Bewässerung an eben anbaufläche von 1.132 Hektar (Stand Januar 2020) umgesetzt, diese regionale Klimaprognosen anzupassen und mindestens die den konventionellen Anbau nachhaltiger gestalten. 8% weniger Wasser einzusetzen als die jeweiligen individuellen Wassernutzungsrechte einzelner Farmen ermöglichen würden. • Verantwortungsbewusste Wassernutzung auf den Farmen Dem Water Stewardship-Ansatz folgend berücksichtigt das und im Flussgebiet; Projekt nicht nur die effiziente Wassernutzung auf Farmebene, sondern setzt sich gemeinsam mit Produzenten durch kollek- • Verringerter Einsatz von Pestiziden; tive Aktionen vermehrt auch für einen verantwortungsvollen • Förderung der Bodenfruchtbarkeit und effiziente Düngung; Umgang mit Wasser über die Grenzen der einzelnen Betriebe hinaus ein. Ende 2019 wurde an einem Ufer des Guadalquivir- • Schutz und Förderung der Biodiversität. Flusses zusammen mit Projektbeteiligten eine gemeinsame Im Ergebnis wurden alleine in der Bewässerungskampagne Müllsammelaktion durchgeführt. Um Produzenten auch über 2019/20 1.446 Millionen Liter Wasser eingespart. Die eingesetzte die Projektgrenzen hinaus zu sensibilisieren, wurde ein Video Menge an Pestiziden wurde auf ein Fünftel reduziert. Die Zahl erstellt, in dessen Fokus die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der Marienkäferarten (der Biodiversitätsindikator des Projekts) der konventionellen Landwirtschaft und der damit verbundenen auf den Projektfarmen stieg von 5 auf 23 (im Vergleich zum ressourcenintensiven Gewohnheiten im Umgang mit Wasser, Projektbeginn). aber auch Pestiziden oder Biodiversität stand. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 22
IV. TRAUBEN Im Jahr 2019 importierte Deutschland 843.165 Tonnen Tafel- Ausmaßes konfrontiert: Flüsse trockneten aus, Wasser in und Weintrauben. Südafrika und Indien gehören zu den Top fünf Talsperren und Rückhaltebecken war erschöpft und es kam zur Exportländern. Südafrikanische Trauben stammen zumeist aus Übernutzung des Grundwassers. All dies trägt zu einer zunehmen- dem Westkap mit seinem mediterranen Klima und guten Böden, den Sorge über die langfristige Verfügbarkeit der Wasserressourcen, während indische Trauben aus der Maharashtra-Region in tropi- möglicher regulatorischen Risiken in Form von eingeschränktem schem Klima gedeihen. Zugang und Wassernutzungskonflikten bei. Südafrika erlitt eine Reihe von Dürren, die seit 2015 zu Ernte- Das pessimistische Wasserrisikofilter-Szenario geht davon aus, ausfällen, Wasserknappheit und negativen Auswirkungen auf die dass die Kombination aus Klimawandel und sozioökonomischen Ernährungs- und Wassersicherheit führten. Im Jahr 2018 entging Veränderungen dazu führen wird, dass die Region Maharashtra Kapstadt knapp einer Notsituation, bei der die Stadt ihren Wasser- bis 2050 noch größeren physischen Risiken ausgesetzt sein wird: bedarf nicht mehr hätte decken können. Um die Krise abzuwenden, eine Risikosteigerung um bis zu 12 Prozent. Wasserknappheit ist wurde das Wasser für private Haushalte streng rationiert und nur einer der Haupttreiber für die physischen Risiken in der bestimmte Wassermengen für landwirtschaftliche Betriebe fest- Region. Überschwemmungen und verschlechterte Wasserqualität gelegt. Obgleich Kapstadt die damalige Krise meistern konnte, werden dort den Projektionen zufolge ein sehr hohes bzw. extremes besteht das Risiko zukünftiger Wasserknappheit weiter. Es wird Risikoniveau erreichen. Neben wachsenden physischen Wasser- damit gerechnet, dass die Klimakrise zu höheren Temperaturen risiken sind auch regulatorische und reputative Risiken zu und geringeren Niederschlägen führen wird, eine Entwicklung, befürchten, die im Laufe der kommenden 30 Jahre wahrscheinlich die die Knappheit von Wasserressourcen in der Region weiter noch steigen werden. verschärfen dürfte. Das entspricht auch den Ergebnissen des Wasserrisikofilters, demzufolge das bereits hohe physische Risiko in Westkap in den kommenden 30 Jahren weiter steigen wird. Wobei Wasserknappheit der Hauptrisikotreiber ist und voraus- sichtlich um bis zu 10 Prozent bis 2050 zunehmen wird. Ähnlich wie Südafrika ist die indische Traubenanbauregion Maharashtra bereits heute hohen physischen Risiken ausgesetzt. Aufgrund der auftretenden starken saisonbedingten Klimaschwan- kungen kommt es regelmäßig zu Dürren in der Trockenzeit und zu Überschwemmungen in der Regenzeit. Nach mehreren Dürrejahren war Maharashtra mit einem Wassernotstand nie da gewesenen Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 23
TRAUBEN Physisches Risiko unter pessimistischem Veränderung des physischen Risikos optimistisch Pessimistisches Szenario: Treiber der Heutiges Risiko 2050-Szenario unter 3 Szenarien Risikoveränderung aktueller Trend Zunahme bis 2030 Die Karten zeigen die zukünftige physische Die Grafiken zeigen die Trends der Die Grafiken zeigen, wie sich verschiedene Risikoexposition in wichtigen Trauben- physischen Risikoveränderung unter pessimistisch physische, regulatorische und reputative Risiken, Zunahme bis 2050 Anbauregionen für den deutschen 3 verschiedenen Szenarien. unter einem pessimistischen Szenario entwickeln. Lebensmittelmarkt (Analyse-Fokusbereich). MAHARASHTRA, INDIEN PHYSISCHES RISIKO 5 Neu Delhi 4 4 Risikozunahme 3.8 Physisches Risiko 3.8 3.6 3.6 3 3.5 3.5 3.4 3.3 2 3 1 abnahme Risiko- un r- t ät tiv ch 20 30 40 50 ei m be lit ta ris g ph 20 20 20 20 em Ü ua pu to ap ng s - Q tu ien em Re la Kn en t- gu d st Re hw sy ko sc Ö is le WESTKAP, SÜDAFRIKA 5 PHYSISCHES RISIKO 4 4 Risikozunahme Physisches Risiko 3.6 3.6 3 3.5 3.5 3.4 3.5 3.4 3.4 2 3 1 abnahme Risiko- un r- en - t ät tiv ch 20 30 40 50 ng m ei m be lit tu te ta ris g ph 20 20 20 20 em Ü ua is ys pu to ap le s Q Re la st Öko Kapstadt Kn gu Re hw sc en di Physisches Risiko unter pessimistischem 2050-Szenario Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 24 Sehr niedrig Mittel Sehr hoch Extrem
Box 5: Der Obstgarten des Westkaps Seit 2013 ist WWF Südafrika an Water Stewardship-Program- Eine der zentralen Erkenntnisse daraus war die Bedeutung 2 Invasive gebietsfremde Arten stellen in erster Linie eine große men in der Westkap-Region beteiligt. In unterschiedlichsten des Mulchens von Obstplantagen, eine Praxis, die den Bewäs- Bedrohung der Artenvielfalt dar, Landschaften im Einzugsgebiet des Breede River, im Nordos- serungsbedarf um bis zu 30 Prozent reduzieren kann. Dies ist denn sie können einheimische Arten lokal verdrängen und so ten von Kapstadt gelegen und eines der Zentren des Obst- und mittlerweile verbreitete Praxis auf Farmen im Ceres-Tal. In der die Beschaffenheit und das Funk- Traubenanbaus im Westkap, sind verschiedene Water Ste- Folge lag der Fokus der Water Stewardship-Bemühungen des tionieren ganzer Ökosysteme verändern. Sie können außer- wardship-Initiativen entstanden. Diese Region ist aufgrund des WWF auf der Einbeziehung von lokalen Behörden, Bezirks- dem erheblichen wirtschaftli- Zuzugs von Arbeitssuchenden mit schneller Urbanisierung und verwaltungen, anderen NGOs und vielen Farmer:innen, um chen Schaden durch Ertrags- minderungen in Landwirtschaft, starkem Bevölkerungswachstum konfrontiert. In Kombination mit ihnen über gemeinsame Maßnahmen zu sprechen und auf Forstwirtschaft und Fischerei mit den wiederholten Dürren führt dies zu einer Verknappung die Wasserbewirtschaftung Einfluss zu nehmen. verursachen. natürlicher Ressourcen, die wiederum den Landwirtschaftssek- tor beeinträchtigt, der für die Bewässerung der Obstfarmen auf Eine der vielen gemeinsamen Maßnahmen bestand darin, Grund- und Oberflächenwasser angewiesen ist. Für den Einzel- invasive gebietsfremde Baumarten zu fällen, die sich in der handel, der Obst aus der Region bezieht, steht die Lieferkette Umgebung der Flüsse und Obstplantagen ausgebreitet hatten damit unter zusätzlichem Druck. Geschäftseinbußen sind nicht und die dem Boden sehr viel mehr Wasser entzogen als die nur für den Einzelhandel, Exporteure und Importeure folgen- heimische Vegetation. Auf Ländereien von über 100 teilneh- schwer, sondern auch für Farmer:innen, Farmarbeiter:innen menden Farmern, entlang von 75 Kilometern Flussufer und und die ansässige Bevölkerung. auf mehr als 400 Hektar bedrohter Feuchtgebiete hat die Eindämmung invasiver gebietsfremder Pflanzenarten zu einer WWF Südafrika hat gemeinsam mit unterschiedlichen Stakehol- jährlichen Einsparung von 75 Millionen Litern Wasser geführt. dern, einschließlich bäuerlichen Gemeinschaften, Water Ste- Mehr als 100 Menschen haben dabei eine Anstellung gefunden. wardship-Ansätze auf den Farmen umgesetzt und ist in Dialog Es entstanden zahlreiche kleine und mittlere Betriebe, die mit der lokalen Bevölkerung getreten, um die Wasserqualität in sich auf das Fällen und den Verkauf von gefällter Biomasse zur urbanen und an der urbanen Peripherie gelegenen Siedlungen Weiternutzung in Form von Feuerholz, Biokohle und Hack- zu verbessern. schnitzel spezialisiert haben. Letztere werden zum Mulchen der Obstplantagen eingesetzt, um auf diese Weise die erforderliche Anfänglich konzentrierten sich die Bemühungen im Jahr 2013 Bewässerungsmenge zu senken. Zusätzlich konnten somit auf Vor-Ort-Maßnahmen, die Sammlung von Daten sowie die auch Primärressourcen von einheimischen Bäumen geschont Erprobung des AWS-Standards mit freiwillig teilnehmenden werden. Landwirt:innen. Mit dem Einsetzen der Dürre von 2016 setzten miteinander kooperierende Farmer:innen verschiedene Maß- nahmen zur Verbesserung der Wassernutzungseffizienz um. Das Wasserrisiko im Einkaufskorb | 25
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