Renaissance in Subsahara-Afrika - Gemeinsam mehr erreichen Länder-Informationen - Group Risk Research
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Renaissance in Subsahara-Afrika Länder-Informationen – Group Risk Research Gemeinsam mehr erreichen
Gliederung 1 Die wichtigsten Aussagen im Überblick 03 2 Generelle Trends in Subsahara-Afrika 04 3 Entwicklungen in ausgewählten Ländern 09 3.1 Westliches Afrika – Nigeria und Ghana als Lokomotiven 09 3.2 Zentrales Afrika – Erdöl und viele andere Bodenschätze 11 3.3 Südliches Afrika – Angola, Botswana, Mosambik und Sambia boomen 12 3.4 Östliches Afrika – Äthiopien, Kenia, Tansania, Uganda und Ruanda verbuchen Erfolge 14 Redaktionsschluss: 24.5.2012
| Länder-Informationen | Renaissance in Subsahara-Afrika 3 1. Die wichtigsten Aussagen im Überblick G Auch wenn in einigen Staaten noch Defizite bei der Demo- Bevölkerungswachstums kräftig wachsende Arbeitskräfte- kratie und der Effizienz der politischen Institutionen beste- potenzial kann nur durch die Schaffung von zusätzlichen hen, hat die politische und wirtschaftliche Stabilität in Sub- Jobs aufgefangen werden. Dies kann nur gelingen, wenn die sahara-Afrika insgesamt zugenommen. Einige Länder ha- Wertschöpfungstiefe entscheidend erhöht wird. Vorstellbar ben große Fortschritte in den Bereichen Bildung, Korrupti- ist dies am ehesten in der arbeitsintensiven Landwirtschaft. onsbekämpfung und Investitionsklima erzielt. G In größeren Städten bildet sich eine Mittelschicht, die zu- G Der Schwenk zu stabilitätsorientierterer Wirtschaftspolitik nehmend qualitativ höherwertige Produkte nachfragt. Hier- und natürlich der Rohstoffboom haben die Krisenresistenz von werden auch der Dienstleistungssektor und insbeson- vieler Länder Subsahara-Afrikas erhöht. So verzeichnen dere die Finanzwirtschaft profitieren. Der Ausbau der Infra- einige von ihnen nennenswerte Überschüsse in Leistungs- struktur sowie der Wohnungsbau dürften der Bauwirtschaft bilanz und im Staatshaushalt. Parallel dazu sind die Devi- besondere Dynamik verleihen. Technologisches Leapfrog- senreserven gestiegen. ging1 bietet Chancen in erneuerbaren Energien und der In- G Das verarbeitende Gewerbe dürfte sich auf die Weiter- formations- und Kommunikationstechnologie. verarbeitung bergbaulicher und landwirtschaftlicher G Das mittelfristige Wachstumspotenzial Subsahara-Afrikas Rohstoffe konzentrieren. Der zunehmende Wertschöp- dürfte in den nächsten Jahren bei jährlich rund 6 Prozent lie- fungsanteil macht die Länder von Rohstoffpreisschwankun- gen, wobei wir in unserem Basisszenario von weiterhin aus- gen unabhängiger. Eine Exportoffensive in der industriellen kömmlichen Rohstoffpreisen ausgehen. In Ländern, denen es Produktion nach dem asiatischen Modell ist nicht zu erwar- gelingt, ausländische Investoren anzuziehen, könnte das ten. Die Gründe hierfür liegen darin, dass die Zersplitterung Wachstum sogar noch höher liegen, da solche Investitionen Subsahara-Afrikas in viele kleine Länder hohe Skalenerträge häufig die Wachstumsdynamik initiieren oder beflügeln. Vor- auch mangels wenig effektiver grenzüberschreitender Frei- raussetzungen sind stabile politische Rahmenbedingungen handelsabkommen, einheitlicher Jurisdiktionen und größe- und eine große Bevölkerung, die höhere Skalenerträge bei fi- rer Wirtschaftszentren kaum zulässt. xen Investitionskosten zulassen, sowie eine gute Ausstattung G Die größte Herausforderung für Subsahara-Afrika liegt in der mit Rohstoffen. Zu den Ländern, die diese Kriterien erfüllen, demographischen Entwicklung. Das aufgrund des hohen zählen insbesondere Nigeria, Ghana, Angola und Mosambik. Tabelle 1: Übersicht Subsahara-Afrika 1 Leapfrogging bezeichnet im Allgemeinen (freiwilliges) Auslassen einzelner Stufen im Laufe eines Entwicklungsprozesses.
4 COMMERZBANK – GROUP RISK RESEARCH 2. Generelle Trends in Subsahara-Afrika Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert im Bevölkerungsgruppen. Dies hat in der Vergangenheit immer weltweiten Ausblick für Subsahara-Afrika ein reales Wirt- wieder zu ethnischen Konflikten und Bürgerkriegen geführt, schaftswachstum von 5,4 Prozent für 2012. Damit trotzt die die tiefste Wunden in die Wirtschaft gerissen haben. In den Region wie auch bereits im Vorjahr der globalen Finanzkrise letzten Jahren hat die politische und wirtschaftliche Stabili- und rangiert nach dem Spitzenreiter Asien mit 7,3 Prozent an tät aber zugenommen, auch wenn in wenigen Staaten – wie zweiter Stelle. Die globale Staatsschuldenkrise hinterlässt in Sudan und Somalia – noch Bürgerkrieg und wirtschaftspoliti- Afrika geringere Spuren als anderswo. Auf der einen Seite sind sches Chaos herrschen. Die zunehmende Demokratisierung die Finanz- und Bankenmärkte in erster Linie lokal orientiert, der Länder führt in der Regel dazu, dass Minderheiten stärker womit ein möglicher Transmissionskanal ausfällt. Auf der an- in den politischen Prozess miteingebunden und dadurch deren Seite ist mit knapp 20 Prozent auch die Exportabhän- Spannungen abgebaut werden. Gute Beispiele hierfür sind gigkeit von den angeschlagenen europäischen Ländern nicht Südafrika, Nigeria, Kenia und Liberia. Auch können Vorbilder, allzu hoch; für Afrika spielt die Musik eher in den USA und den wie Botswana, Ruanda, Mauritius und Uganda positiv auf an- Emerging Markets. Ungeachtet einer kleinen Wachstumsdelle dere Länder ausstrahlen, zumal mit politischer Stabilität in der 2009 profitieren vor allem die rohstoffreichen Länder Subsa- Regel auch höhere wirtschaftliche Stabilität und damit höhe- hara-Afrikas von der raschen Erholung der Marktpreise und rer Wohlstand verbunden sind. Noch wirken bürokratische entwickeln sich zunehmend zu lukrativen Wachstumsmärk- Hemmnisse und Korruption oftmals bremsend auf die wirt- ten, die internationales Interesse erwecken. Besonders viel- schaftliche Entwicklung. So rangieren die meisten Länder versprechend für einen nachhaltigen Aufschwung sind die Subsahara-Afrikas bei den einschlägigen Rankings mit Blick Perspektiven in einigen Staaten im westlichen und südlichen auf Korruption und Geschäftsumfeld noch weit unten. Auch Afrika, aber auch die dynamischen Märkte im östlichen Afrika wenn hier zweifellos noch weiterer Reformbedarf besteht, dürfen nicht unterschätzt werden. Bevor aber die Regionen lohnt ein detaillierterer Blick auf die Entwicklung der letzten und Länder im Detail analysiert werden, vorab einige gene- Jahre: Einzelne Länder haben hier deutliche Schritte hin zu ei- relle Trends und Entwicklungen in Subsahara-Afrika. ner besseren Wirtschaftspolitik unternommen, wie zum Bei- spiel Ghana und Ruanda. Aber auch weiter unten auf der Skala gibt es Bewegung, wie zum Beispiel in Tansania, Sudan und Subsahara-Afrika von weltweiter Finanzkrise unbeeindruckt Reales BIP-Wachstum in %, 2010-2012 Burkina Faso, auch wenn die Ergebnisse im Weltvergleich 0 längst noch nicht zufriedenstellend sind. 9 8 7 6 Fortschritte beim Investitionsklima in ausgewählten Ländern 5 „Doing-business-Indikator“ 2006 und 2012, auf 100 normiert 4 3 Ruanda 2 Ghana 1 Tansania 0 Asien Subsahara- GUS Latein- Mittlerer Mittel- und Industrie- Sudan Afrika amerika Osten Osteuropa länder und Sierra Leone Nordafrika Mali 2010 2011 2012 Burkina Faso Quelle: IWF Togo 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Politische Stabilität auf dem Vormarsch Doing Business Indikator 2012 Doing Business Indikator 2006 Die afrikanische Geschichte ist von mangelnder politischer und wirtschaftlicher Stabilität, die nicht zuletzt auch auf den Lesart: je niedriger der Index, desto besser die Investitionsbedingungen. Quelle: Weltbank, eigene Berechnungen. Kolonialismus zurückzuführen ist, geprägt. Die Grenzverläufe, vor allem in Zentralafrika, spiegeln stark die koloniale Ver- gangenheit wider und orientieren sich kaum an einheitlichen
| Länder-Informationen | Renaissance in Subsahara-Afrika 5 Krisenresistenz gestiegen Dass eine substanzielle Verbesserung der wirtschaftlichen Situ- überschüsse verzeichnet. Die Inflation, die jahrelang in den ation möglich ist, zeigen auch die guten Beispiele einiger latein- meisten afrikanischen Ländern auf dem Rückzug war, steigt in amerikanischer Länder – Brasilien, Peru und Kolumbien –, in vielen Ländern der Region aber wieder moderat an – Aus- denen nach der großen Schuldenkrise die makroökonomische nahme sind die Länder der CFA-Franc-Währungszone3, deren Stabilisierung dank einer stabilitätsorientierten und vorherseh- Währung an den Euro gekoppelt ist. Während häufig Preisstei- baren Wirtschaftspolitik geglückt ist. Die Umschuldungen in gerungen bei importierten Nahrungsmitteln und Rohstoffen den 1990er-Jahren sowie das Engagement multilateraler Orga- hinter dieser Entwicklung stehen, ist in einigen Ländern jedoch nisationen haben hierzu maßgeblich beigetragen. Ähnliches ist auch eine lockere Fiskalpolitik dafür verantwortlich, die häufig derzeit in Afrika zu beobachten: Von den Schuldenerleichte- aus den Windfall-Profits4 des Rohstoffsektors gespeist wird. rungen durch die HIPC-Initiative (HIPC: Heavily Indebted Poor Hier ist Vorsicht geboten, denn eine niedrige und prognosti- Countries) der Weltbank und des IWF seit 2004 haben inzwi- zierbare Preisentwicklung ist mit Blick auf Investitionen und Er- schen 26 afrikanische Länder profitiert. Im Gegenzug haben sparnisbildung wichtig: Niedrige Inflation fördert Investitionen, sich diese Länder zu einer an festen Kriterien angelehnten Wirt- weil sie planbarer werden, lässt Wechselkursrisiken sinken und schaftspolitik verpflichtet. Unterstützt wird dies auch durch den die Länder für ausländische Investoren attraktiver werden. neuerlichen Schwenk bei der Entwicklungshilfe weg von Kredi- Folge ist, dass ausländische Direktinvestitionen steigen, ver- ten hin zu Grants (nicht rückzahlbare Zuwendungen), nachdem bunden mit einem Aufbau von Beschäftigung und Know-how- die Hilfskredite der Achtziger- und Neunzigerjahre zur Über- Transfer – der moderne Kolonialismus, den China in Afrika ver- schuldung vieler afrikanischer Länder geführt hatte. Im Zuge folgt, ist hiermit allerdings nicht gemeint. Durch die verbesserte dieser Politik und natürlich des Rohstoffbooms hat sich die Kri- und stabilere Wirtschaftslage ist auch die weitverbreitete Kapi- senresistenz vieler afrikanischer Länder erhöht. Subsahara- talflucht zurückgegangen und die inländische Ersparnisbil- Afrika hat ähnlich wie Lateinamerika oder die Golfstaaten stark dung gestiegen – ein Trend, bei dem Afrika vielen Emerging von der Verbesserung der Terms of Trade2 profitiert: In vielen Markets gefolgt ist. Das höhere Sparaufkommen ermöglicht Ländern stiegen die Exportpreise im Zuge des Rohstoffbooms, grundsätzlich mehr Investitionen und erhöht damit tendenziell während die Importpreise in vielen Ländern infolge der Globa- das Potenzialwachstum der Volkswirtschaften. Hier war bislang lisierung sanken. So ist die Auslandsverschuldung in Relation jedoch die Rolle der dominanten Staatsbanken wenig segens- zu den Exporten tragbarer geworden und die Devisenreserven reich, da sie zu wenig Risikokapital mobilisiert haben. Sollten sind in Relation zu Importen von Waren und Dienstleistungen sich zudem die in einigen Ländern wieder höheren Inflations- deutlich gestiegen. Hinzu kommt, dass eine ganze Reihe von raten dauerhaft verfestigen, drohen die Fortschritte der letzten Staaten seit einigen Jahren sogar Leistungsbilanz- und Budget- Jahre konterkariert zu werden. Inflation grundsätzlich auf dem Rückzug – zuletzt aber einige Ersparnisbildung in Subsahara-Afrika steigt Rückschläge Ersparnisbildung in % des BIP Inflationsrate in Subsahara-Afrika, Jahresdurchschnitt in % 50 50 45 40 35 40 30 25 30 20 15 10 20 5 0 10 1995 2003 2010 Asien Lateinamerika Mittel- und Osteuropa 0 Mittlerer Osten Subsahara- und Nordafrika Afrika 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Quelle: IWF Quelle: IWF 2 Die Terms of Trade zeigen, wie sich das reale Austauschverhältnis von Importen und Exporten über einen bestimmten Zeitraum entwickelt. Steigen z. B. die Ausfuhr- preise bei konstanten oder sinkenden Einfuhrpreisen, verbessern sich die Terms of Trade, weil für die gleiche Exportmenge mehr Importgüter eingeführt werden können. 3 Zur Aufrechterhaltung der Währungsbeziehungen zu Frankreich wurde nach der politischen Unabhängigkeit der Kolonialgebiete in den Sechzigerjahren in 14 west- und zentralafrikanischen Staaten der CFA-Franc (Franc de la Communauté Financière de l’Afrique) als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Dieser war bis zum 31.12.1998 an den französischen Franc gebunden. Seit dem 1.01.1999 hat der Euro den französischen Franc als Ankerwährung abgelöst. 4 Der englische Begriff Windfall bezeichnet einen unverhofften Glücksfall oder Gewinn. Steigen beispielsweise die Weltmarktpreise für Öl aufgrund politischer oder kon- junktureller Entwicklungen, kann es Ölproduzenten geben, deren Kosten der Ölgewinnung unverändert bleiben. Die durch den höheren Preis zusätzlich erzielten Gewinne sind Windfall-Profits.
6 COMMERZBANK – GROUP RISK RESEARCH viele kleine Länder lässt keine hohen Skalenerträge in der in- Private Kapitalzuflüsse nach Subsahara-Afrika nehmen zu Nettokapitalzuflüsse privat und öffentlich in Mrd. US-$ dustriellen Produktion zu, zumal die bestehenden grenzüber- 50 schreitenden Abkommen über Freihandelszonen wenig effek- 40 tiv sind und es kaum einheitliche Jurisdiktionen gibt. Gegenüber 30 Asien oder Lateinamerika hinkt Subsahara-Afrika auch bei der 20 Entwicklung von wirtschaftlichen Ballungsräumen hinterher; 10 solche bilden sich erst langsam dort, wo große Rohstoffreser- 0 -10 voirs liegen oder wo Transportknotenpunkte entstanden sind. -20 Bei der Infrastruktur hat Subsahara-Afrika zwar aufgeholt, zum -30 Beispiel was die Anzahl der Häfen angeht. Dennoch zielt die in- -40 frastrukturelle Ausstattung bislang im Wesentlichen auf den 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Transport der Bodenschätze oder Agrarprodukte und ist quali- privat öffentlich tativ verbesserungswürdig, sodass insbesondere den vielen Quelle: IWF Binnenstaaten ein direkter und kostengünstiger Transport über Nachholbedarf in der Infrastruktur, aber Chancen durch den Seeweg nur eingeschränkt zur Verfügung steht. technologisches „Leapfrogging“ Auf keinem anderen Kontinent bedingt die Entwicklung der Anstieg der Rohstoffpreise in Prozent von 2005 bis 2011 Rohstoffpreise das Wirtschaftswachstum derart. Die in den Marktpreisindex 2005=100 Achtziger- und Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts 400 369 niedrigen Rohstoffpreise haben zur Erosion des Wachstumspo- 300 tenzials und der damit gegenüber anderen Regionen enttäu- schenden Wirtschaftsentwicklung beigetragen. Zudem sind 206 214 194 200 172 hohe Rohstoffpreise kein Segen, wenn Brennstoffe wie Öl und 143 Kohle importiert werden müssen. Auch wenn der generelle 100 Preistrend bei den Rohwaren als zumindest stabil zu erachten Öl Gold Diamanten Kupfer Kakao Kaffee ist, gibt es doch profunde Unterschiede wie zum Beispiel bei 0 Nigeria Südafrika Botswana Sambia Côte d‘Ivoire Äthiopien den Ländern Burundi, Gambia und den Seychellen, in denen der Angola Ghana Angola DR Kongo Ghana Kenia Sudan Mali DR Kongo Kamerun Uganda negative Terms-of-Trade-Effekt durchaus die Wirtschaftsent- Äqu. Guinea Tansania Südafrika Nigeria Kamerun Rep. Kongo Simbabwe Namibia wicklung bremsen kann. Gabun Guinea Ghana Lesotho Dennoch liegen die wirtschaftlichen Chancen Subsahara- Afrikas in erster Linie in seinem Rohstoffreichtum. Auch wenn Quelle: International Financial Statistics, eigene Berechnungen damit eine hohe Abhängigkeit von den Preisentwicklungen an den internationalen Rohstoffmärkten besteht, muss dies nicht So verstärkt die mangelnde Infrastruktur eines der bren- unbedingt negativ sein. Zum einen können auch andere Staaten nendsten Probleme Subsahara-Afrikas: die Lebensmittelknapp- in ähnlicher Konstellation, wie zum Beispiel Chile und Peru, auf heit. Dabei wird der weltweite Anstieg der Nahrungsmittel- eine sehr zufriedenstellende längerfristige Wirtschaftsentwick- preise, unter anderem ausgelöst durch die Nutzung von Agrar- lung zurückblicken. Zumal auch Subsahara-Afrika die Möglich- flächen für Bio-Energieträger, durch hausgemachte Probleme keit offensteht, die Wertschöpfung durch Verarbeitung von im verschärft, denn viele Länder haben die Entwicklung des Agrar- Inland geförderten und angebauten Produkten zu erhöhen. Mit sektors über Jahre vernachlässigt. Dadurch sind fast alle der 48 zunehmendem Wertschöpfungsanteil nimmt die Abhängig- Staaten Nettoimporteure geworden, insbesondere für die keit von den Rohstoffpreisen ab und der Wirtschaftsverlauf Grundnahrungsmittel Maniok, Mais, Yams, Reis und Weizen. verstetigt sich. Zum anderen ist auf absehbare Zeit nicht mit ei- Die hohen Lebensmittelpreise treffen die Hälfte der Bevölkerung nem drastischen Preisverfall an den Rohstoffmärkten zu rech- in Subsahara-Afrika besonders hart, denn sie schlagen sich hier nen, da insbesondere in den asiatischen Emerging Markets die nicht nur voll in den Haushaltsbudgets nieder, sondern bedeu- Wachstumsdynamik und damit die Nachfrage hoch bleiben ten oft auch Unterernährung. Dabei verfügt der afrikanische dürften. Eine Exportoffensive über Niedriglohnprodukte wie in Kontinent über ausreichend fruchtbare Böden, die oftmals nur den fernöstlichen Ländern ist für Subsahara-Afrika dagegen brachliegen, weil es für die lokale Produktion keine Wertschöp- keine gangbare Alternative. Die Zersplitterung der Region in fungsketten über Ernte, Lagerung, Transport und Vermarktung
| Länder-Informationen | Renaissance in Subsahara-Afrika 7 gibt. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung der Agrarpro- hebliches Wohlstandsgefälle. Ein großer Teil der städtischen duktion setzen inzwischen Länder wie Nigeria, Angola und Sam- und ländlichen Bevölkerung wird trotz guter wirtschaftlicher Er- bia auf gezielte Investitionen in die Landwirtschaft und erhöhen folge vieler Länder auch zukünftig unterhalb der Armutsgrenze damit nachhaltig ihre Selbstversorgungsquote. Darüber hinaus leben. In keiner anderen Entwicklungsregion wächst die Bevöl- gibt es sogar noch Spielraum für Exporte – die Golfstaaten erwer- kerung so rasch wie in Subsahara-Afrika. Infolge der großen An- ben bereits landwirtschaftliche Nutzflächen zum Anbau von Reis fälligkeit der Menschen für Epidemien und tödlich verlaufenden und Weizen für ihre heimischen Märkte. Dies ist vor allem in Su- Krankheiten wie Malaria oder Aids und trotz langsam greifender dan und Äthiopien aufgrund der geografischen Nähe der Fall. medizinischer Programme prognostiziert die Weltbank bis 2015 Neben dem Agrar- und Rohstoffsektor gibt es aber auch Be- allerdings einen Rückgang der Wachstumsraten – vor allem im reiche, in denen Afrika von seiner Nachzüglerposition im welt- südlichen Afrika hat die hohe Aids-Ansteckungsquote die Le- weiten Entwicklungskarussell profitiert. Denn technologisches benserwartung auf etwa 50 Jahre sinken lassen. Das hohe Be- „Leapfrogging“ ermöglicht umweltfreundliche, günstige und völkerungswachstum kann Fluch oder Segen sein: Nachteilig effektive Technologien und bietet somit auch ausländischen In- ist, dass eine junge, schnell wachsende Bevölkerung den Anteil vestoren mit entsprechendem Know-how Chancen: Ein großes der wirtschaftlich inaktiven Bevölkerung an der gesamten Ein- Wachstumshemmnis stellen die derzeitigen Stromengpässe wohnerzahl in die Höhe treibt. Mit anderen Worten: Relativ we- dar. Blackouts sind weit verbreitet und betreffen sogar das wirt- nige müssen viele ernähren. Andererseits treten bei niedrigem schaftlich weit entwickelte Südafrika. In den letzten Jahren hat Durchschnittsalter immer mehr Menschen in das Erwerbsleben sich die Lage in vielen Ländern angesichts der robusten Wirt- ein, was das künftige Wirtschaftswachstum fördert. Damit schaftsentwicklung und der damit steigenden Energienachfrage diese Rechnung aufgeht, sollte aber noch eine andere Bedin- sogar eher noch verschärft. Überwunden werden könnten diese gung erfüllt sein: Die junge, heranwachsende Bevölkerung muss durch die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien wie über eine hinreichend gute Ausbildung verfügen. Hier besteht Solartechnik, Wind- und Wasserkraft, die selbst unterentwi- in Subsahara-Afrika erheblicher Nachholbedarf – nicht nur das ckelte Landstriche ins neue Zeitalter katapultieren könnten. Niveau der Bildungsindikatoren, sondern auch der Fortschritt Auch die Gewinnung von Biogas aus Biomasse stellt eine inte- der Bildungsinitiativen hinkt denen anderer Entwicklungsregio- ressante Alternative dar. Äthiopien, Malawi und Mosambik set- nen deutlich hinterher. Allerdings darf das mäßige Gesamtbild zen auf Biodiesel von der Jatropha-Pflanze, die selbst auf er- nicht darüber wegtäuschen, dass einzelne Länder hier enorme tragsschwachen Böden angebaut werden kann. Fortschritte gemacht haben, während andere das Thema kaum Mangelnde Kommunikation durch Festnetze beziehungs- angehen. Ein höherer Bildungsstandard, der für Produktivitäts- weise Satellitenverbindungen gehört längst der Vergangenheit steigerungen unerlässlich ist, ist also keine Frage der Zeit, son- an. Die drahtlose Technik ist auf dem Vormarsch und hilft, die al- dern der unternommenen Anstrengungen. Gute Beispiele hier ten Versäumnisse und Hürden zu überwinden. Der Mobilfunk- sind Tansania und Ghana, aber auch Äthiopien und Mosambik, sektor verzeichnet in den Ländern südlich der Sahara exorbitan- wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. Dennoch wird es te Wachstumsraten. Untersee-Glasfaserkabel und großflächiger auch hier eine Herausforderung sein, ausreichend Jobs für das Ausbau von Breitbandnetzen sorgen für Internetanbindung und wachsende Arbeitskräftepotenzial zu schaffen. Fernsehempfang. So gibt es in Kenia und Somalia schon Handy- netze mit mobilem Telefonbanking – bereits 15 Millionen Men- Hohe Unterschiede im Lebensstandard schen benutzen ihr Mobiltelefon für den Zahlungsverkehr. Pro-Kopf-Einkommen in US-$ 2011, basierend auf Kaufkraftparitäten Botswana Bessere Bildung ist Schlüssel für höheres nachhaltiges Gabun Wachstum Südafrika Im Vergleich zu anderen Entwicklungsregionen schneidet der Namibia Republik Kongo mittlere und südliche Teil Afrikas bei wirtschaftlichen und so- Nigeria zialen Kernindikatoren in der Regel mäßig ab. Gemessen am Sambia Durchschnitt Subsahara-Afrika Pro-Kopf-Einkommen rangiert die Region nur unwesentlich vor Burkina Faso Mosambik Südasien – ohne das wirtschaftliche Schwergewicht Südafrika, Burundi auf das 2010 etwa 35 Prozent des BIP von Subsahara-Afrika ent- 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 fielen, würde der Vergleich noch ungünstiger ausfallen. Zudem gibt es auch innerhalb der anderen afrikanischen Länder ein er- Quelle: IWF
8 COMMERZBANK – GROUP RISK RESEARCH Subsahara-Afrika hinkt bei der Bildung hinterher … … aber verzeichnet Teilerfolge Anteil der Schüler mit erfolgreichem Grundschulabschluss Anteil der Schüler mit erfolgreichem Grundschulabschluss im Weltvergleich in ausgewählten afrikanischen Ländern Tansania Ostasien Botswana Südafrika Osteuropa Sambia Ghana Lateinamerika Rep. Kongo Mittlerer Osten/ Senegal Nordafrika keine Angabe für 1991 Uganda Dem. Rep. Kongo Südasien Mosambik Äthiopien Subsahara-Afrika Elfenbeinküste 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 2009 1991 2009 1991 Quelle: Weltbank Quelle: Weltbank Die zunehmende Migration der Menschen in Städte, die in heren Skalenerträge die fixen Kosten einer Investition weni- Subsahara-Afrika weltweit mit am höchsten ist, ist ähnlich am- ger zu Buche schlagen. Zudem wächst in den größeren Städ- bivalent: Auf der einen Seite provozieren Zuwanderung, Be- ten allmählich eine konsumkräftige Mittelschicht, die zu- völkerungswachstum, schlechte Ausbildung und mangelnde nehmend auch qualitativ höherwertige Produkte nachfragt. Jobs Kriminalität, wie in den großen Zentren Lagos und Nai- Hiervon profitiert in erster Linie der Dienstleistungssektor, robi zu beobachten. Andererseits fördern größere Agglome- auch im Finanzbereich, wo Afrika in einigen Regionen noch rationen die Ansiedlung von Unternehmen im produzierenden Nachholbedarf hat – sowohl im Retail- als auch im Corporate Gewerbe und Dienstleistungsbereich und lassen eine arbeits- Banking. So sind beispielsweise soziale Sicherungssysteme, teilige und damit produktivere Wirtschaftsstruktur erst zu. In- insbesondere die private Altersversicherung, bisher eine Sel- sofern sind auch bevölkerungsreiche Länder für ausländische tenheit. Der Ausbau der Infrastruktur sowie der Wohnungsbau Investoren besonders interessant, weil hier aufgrund der hö- verleihen der Bauwirtschaft besondere Dynamik. Stärken Schwächen G Rohstoffreichtum/gute Böden G Schwache Institutionen G Makroökonomische Stabilisierung G Niedriges Pro-Kopf-Einkommen G Demokratisierung G Folgen des Kolonialismus (Monokulturen, Fragmentierung, G Steigende Ersparnisbildung ethnische Konflikte) G Niedriges Bildungsniveau G Schwache Infrastruktur, insbesondere im Energiesektor Chancen Risiken G Wachsende Mittelschicht G Hohes Bevölkerungswachstum G Noch nicht gesättigte Märkte G Wohlstandsgefälle G Schuldenerlass bei HIPC-Ländern G moderner Kolonialismus (China) G Steigende Investitionen (aus dem In- und Ausland) G Volatilität der Rohstoffpreise G Know-how-Transfer G Inflation G Branchen: Infrastruktur, Rohstoffsektor, Finanzwesen, Handel, Transport, Konsumgüter, neue Technologien
| Länder-Informationen | Renaissance in Subsahara-Afrika 9 3. Entwicklungen in ausgewählten Ländern 3.1 Westliches Afrika – Nigeria und Ghana als Lokomotiven Ölgigant Nigeria: robustes Wirtschaftswachstum Reales BIP-Wachstum in % zum Vorjahr Nigeria ist Afrikas größter Erdölproduzent und mit 162 Millio- nen Einwohnern auch der bevölkerungsreichste Staat. Auf das 10 Erdöl entfallen 95 Prozent der Exporte und 80 Prozent der 8,0 8 Staatseinnahmen. Durch den vom Ölsektor ausgehenden Mul- 7,0 7,0 7,2 7,1 6,2 6,0 tiplikatoreneffekt blüht die Binnenwirtschaft, insbesondere die 6 Sektoren Bau, Telekommunikation, Finanzdienstleistungen so- 4 wie staatlich und privat organisierte Infrastrukturvorhaben. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt die Landwirtschaft mit einem 2 Anteil von 40 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Nach dem Plan für die „Umgestaltung der Agrarwirtschaft“ (ATAP) ist die 0 2006 2007 2010 2008 2009 2011 2012(p) zweitgrößte Wirtschaft in Subsahara-Afrika bemüht, bis 2015 eine erhebliche Anzahl neuer Arbeitsplätze in der Landwirt- Quellen: IWF, National Bureau of Statistics schaft zu generieren, um die hohe Abhängigkeit von importier- ten Grundnahrungsmitteln zu verringern und gar zum Selbst- brachte in Nigeria den Aktienmarkt zum Einsturz, die Kurs- versorger aufzusteigen. Potenzial ist vorhanden, denn vor allem werte fielen um 30 bis 60 Prozent. Die unkontrollierte Kredit- im Norden gibt es genügend unkultivierte, fruchtbare Böden. vergabe der fast ausschließlich börsennotierten Banken in En- gagements mit hohen Risiken (zum Beispiel zur Aktienspeku- BIP nach Sektoren (2011) lation) erwies sich als fatal. Die enormen Kreditausfallquoten brachten die Banken ins Wanken. Inzwischen führten die Ret- Landwirtschaft 39% tungspakete der Regierung in unterkapitalisierte Banken, die Rest 19% Übernahme notleidender Kredite in die gegründete Asset Ma- nagement Company sowie die Rekapitalisierung der Banken durch neue Investoren zum gewünschten Erfolg. Nach zudem radikalen Reformen der Zentralbank mit einem strengen Re- gelwerk gilt die Konsolidierung des Bankensektors als fast Groß- und vollständig abgeschlossen. Verarbeitende Einzelhandel 20% Industrie 7% Der in den Wahlen im April 2011 bestätigte Präsident Good- Öl- und Gassektor 15% luck Jonathan trat nach jahrelangen Reformverschleppungen kein leichtes Erbe an. Die marode Infrastruktur bedarf einer Quellen: IWF, National Bureau of Statistics dringenden Verbesserung, Korruption und Missmanagement Trotz vieler Hemmnisse erweist sich die Wirtschaft des eth- sind weit verbreitet. Die ambitiösen Ziele des neuen Kabinetts, nisch vielfältigen Staates seit Jahren als robust und wächst unter anderem mit Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala, vor- durchschnittlich zwischen 6 und 8 Prozent. Die Erdölexporte mals Managing Director bei der Weltbank, sehen vor allem eine erwirtschaften hohe Leistungsbilanzüberschüsse, für 2012 Sanierung der Staatsfinanzen und die Privatisierung des Öl- rechnen wir mit einem Überschuss von etwa 7 Prozent ge- und Energiesektors vor. Insbesondere gilt die unübersichtlich messen am BIP. Diese könnten jedoch viel höher ausfallen, strukturierte staatliche Ölgesellschaft, der Devisenhauptverdie- wenn nicht aufgrund lokaler Kapazitätsengpässe ein hoher ner, als marode und intransparent. Für das Fiskaljahr 2012 plant Anteil an raffiniertem Öl importiert werden müsste. Die hohen die Regierung, das Haushaltsdefizit auf circa 3 Prozent gemes- Direktinvestitionen fließen in den Öl- und Gassektor, aber auch sen am BIP zu reduzieren. Dieses Ziel dürfte angesichts der ge- zunehmend in die Infrastruktur. scheiterten vollständigen Abschaffung der Treibstoffsubventio- Nigeria verfügt über das größte Finanzzentrum Westafri- nen Anfang 2012 und des massiven öffentlichen Infrastruktur- kas und nach Johannesburg über die zweitgrößte Aktienbörse programms eher verfehlt werden. in Subsahara-Afrika. Die globale Finanzkrise des Jahres 2008
10 COMMERZBANK – GROUP RISK RESEARCH Ghana: politischer Musterstaat mit hohen Ungleich- Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste): politisches Aufatmen – gewichten Neubeginn auf solider Wirtschaftsbasis Seit dem Amtsantritt von Präsident John Agyekum Kufuor 2001 Der weltgrößte Kakaoproduzent befindet sich in einer lang er- (Amtszeit bis Januar 2009) gilt Ghana als Musterstaat für De- sehnten politischen und wirtschaftlichen Erholungsphase von mokratie und politische Stabilität. Das reale Wachstum des den im Jahr 1999 ausgebrochenen ethnischen Konflikten. Diese BIP von 13,5 Prozent im Jahr 2011 war das höchste Afrikas, ge- zerrütteten das Land und spalteten es für lange Zeit in einen von tragen von einer hohen Binnen- und Auslandsnachfrage. 2012 den Rebellen besetzten Norden und einen von Präsident Laurent ist jedoch eine Abschwächung auf 8,8 Prozent realistisch. Nach Gbagbo regierten Süden. Auch ein 2007 unterzeichnetes Frie- Südafrika ist Ghana der zweitgrößte Goldproduzent des Konti- densabkommen verlief erfolglos. In den schließlich im Novem- nents mit einem Ausfuhranteil von 34 Prozent. Zudem rangiert ber 2010 abgehaltenen Präsidentschaftswahlen lancierte Gbag- Ghana nach der Elfenbeinküste als zweitgrößter Kakaoprodu- bo aufgrund seiner Wahlniederlage einen Verfassungsputsch. zent der Welt, der Exportanteil beträgt 32 Prozent. Seit Ende Erst im Juni 2011 konnte der Wahlsieger Alassanne Ouattara sein 2010 verleiht der Aufstieg Ghanas in die Liga der Erdölförderer Amt antreten, erneute Parlamentswahlen im Dezember 2011 be- dem Land neue wirtschaftliche Impulse. Die Devisenreserven stätigten seinen Sieg. Ungeachtet der politischen Querelen er- sind seitdem zwar gestiegen, diese liegen jedoch mit einer Im- wirtschaftet Côte d’Ivoire seit Jahren Leistungsbilanzüberschüs- portdeckungsquote von knapp drei Monaten noch immer im se, wobei Kakao zu 33 Prozent und Rohöl zusammen mit raffi- niedrigen Bereich. Im Servicesektor dominieren Finanzdienst- niertem Öl zu 27 Prozent zu den Exporterlösen beitragen. 2011 leistungen und der Transithandel mit den Binnenländern Bur- sank das reale BIP um 4,7 Prozent, für das laufende Jahr ist mit kina Faso, Mali und Niger. Trotz steigender Exporteinnahmen einem Wachstum von 8 Prozent zu rechnen. Eine Belastung stellt verursacht der überproportional hohe Importbedarf für Treib- die extrem hohe Auslandsverschuldung mit Zins- und Tilgungs- stoffe, Nahrungsmittel sowie vor allem Investitionsgüter für die rückständen dar. Es ist jedoch abzusehen, dass die internationale Erdölindustrie und den Bergbau hohe Leistungsbilanzdefizite, Gebergemeinschaft aufgrund der beruhigten politischen Lage die auch 2012 zwischen 6 und 8 Prozent des BIP liegen werden. vielleicht noch in diesem Jahr einen Plan für eine Schuldenredu- Die Regierung verfolgt eine expansive Fiskalpolitik mit ver- zierung unterbreiten wird. Der IWF sieht bereits beträchtliche stärkten Ausgaben im Infrastrukturbereich. Trotz der hohen Fortschritte bei der Erfüllung der Bedingungen, unter denen im ausländischen Budget- und Infrastrukturhilfen erreichte das Rahmen der HIPC-Initiative eine Schuldendienstentlastung noch Haushaltsdefizit 2009 einen Rekordwert von 12 Prozent in Re- im ersten Halbjahr 2012 gewährt werden kann. Zu einer der prio- lation zum BIP, was auf Dauer nicht tragfähig ist. Die geplante ritären Bedingungen zählte die Strukturreform im Kaffee- und Reduzierung im Jahr 2012 auf etwa 6 Prozent dürfte jedoch auch Kakaosektor. Diese ist mit der Gründung des Conseil du Café Ca- angesichts der im Dezember 2012 anstehenden Präsident- cao im Januar 2012 gut vorangekommen. Künftig übernimmt schaftswahlen kaum gelingen. Eine Wiederwahl von John Atta- diese staatlich kontrollierte Organisation das internationale Mar- Mills, ghanaischer Präsident seit Januar 2009, gilt als nicht un- keting, zudem werden insbesondere die Kakaofarmer auch erst- wahrscheinlich. mals von festen Preisen profitieren.Côte d’Ivoire gehört wie un- ter anderem auch die Länder Senegal, Gabun und die Republik Leistungsbilanzdefizit Kongo zur West- und Zentralafrikanischen Wirtschafts- und in % des BIP Währungsunion, deren Währung seit 1. Januar 1999 mit einem 2007 2008 2009 2010 2011 2012(p) Wechselkurs von 655,957 CFA-Franc je 1 Euro fest an den Euro 0 -14,3 -12,4 -6,2 -8,4 -8,3 -6,0 gebunden ist. Daher liegen auch die jährlichen Teuerungsraten -2 -4 dieser Länder mit 3 bis 5 Prozent im niedrigen Bereich. -6 -5,4 -5,2 -8 Senegal: Wirtschaft lahmt – Wahlausgang lässt hoffen -7,4 -10 Senegal verfügt über relativ gut funktionierende Institutionen. -9,2 -9,8 -12 Finanzdienstleistungen, Handel und Telekommunikation ex- -14 pandieren, der Bausektor profitiert von hohen Investitionen in -16 -14,7 die Infrastruktur, die zu einem günstigen Konjunkturverlauf mit einem geschätzten Wachstum des BIP von 4 Prozent im Jahr Quelle: IWF 2012 (2011: 2,6 Prozent) beitragen sollen. Nach der ersten in- ternationalen Anleiheemission über 200 Mio US-Dollar 2007 be-
| Länder-Informationen | Renaissance in Subsahara-Afrika 11 gab der senegalesische Staat im Mai 2011 eine zweite Anleihe ziplin mit höheren Investitions- und Zinsausgaben sowie bedingt über 400 Mio US-Dollar, um vornehmlich Straßenprojekte zu fi- durch die im Februar 2012 abgehaltene Wahl ist mit einem An- nanzieren. Der Außenhandel leidet unter der hohen Importab- stieg des Budgetdefizits auf rund 7 Prozent des BIP zu rechnen. hängigkeit, der Anteil von Brenn- und Treibstoffen sowie Nah- Die Ambition des 85jährigen Präsidenten Abdoulaya Wade die rungsmitteln beträgt 50 Prozent, gefolgt von 20 Prozent Investi- verfassungsmäßig festgelegte Amtszeit von zwei Legislaturperi- tionsgütern. Frankreich ist der traditionelle Haupthandelspart- oden zu umgehen und auf eine dritte auszudehen, stieß inbe- ner. Die Exportbasis ist gering. Chemische Produkte haben ei- sondere bei der hauptsächlich jungen Bevölkerung auf große nen Anteil von 22 Prozent. Dabei handelt es sich um den Abbau Proteste. Ein „afrikanischer Frühling“ blieb jedoch aus, denn von umfangreichen Phosphatvorkommen, die zu Düngemitteln nachdem Wade nur 35 Prozent der Stimmen erhielt, siegte die verarbeitet werden. Fischereiprodukte nehmen einen Anteil von Demokratie mit einem friedlichen Machtwechsel. Der Politiker 20 Prozent der Ausfuhren ein. Einnahmen aus Tourismus und Macky Sall mit seiner Alliance pour la République (APR) wurde Transferzahlungen der internationalen Gebergemeinschaft re- in der anschließenden Stichwahl am 25. März zum neuen Präsi- duzierten das Leistungsbilanzpassivum 2011 auf etwa 8 Prozent denten des Landes gewählt. gemessen am BIP. Aufgrund der nachlassenden Haushaltsdis- 3.2 Zentrales Afrika – Erdöl und viele andere Bodenschätze Gabun: Sinkende Ölproduktion drängt zur Diversifikation heiten Präsident Joseph Kabila nach seiner Wiederwahl die der Wirtschaft zweite Amtszeit an. Die innenpolitische Lage bleibt zwar nach wie Mit Ali Bongo, der nach dem Ableben seines Vaters Omar und vor schwierig, dennoch geht es wirtschaftlich mit einem realen nach Wahlen im Jahr 2009 zum Präsidenten ernannt wurde, Wachstum des BIP von über 6 Prozent 2012 weiter aufwärts. bleibt die politische Lage in Gabun weiterhin stabil. Dank des Das Land verfügt über einen enormen Reichtum an Mineralien. seit den 1960er-Jahren abgebauten Erdöls erwirtschaftet das Nicht nur die immensen Kupfer- und Kobaltvorkommen in der Land Leistungsbilanz- und Haushaltsüberschüsse zwischen 6 Provinz Katanga ziehen ausländische Investoren an. Weitere und 12 Prozent des BIP. 80 Prozent der Export- und 63 Prozent Bergbauprodukte sind Diamanten, Erdöl, Zink, Gold und Silber. der Steuereinnahmen gehen auf das schwarze Gold zurück. Das Im nordöstlichen Teil des Landes wird das seltene Coltan abge- Pro-Kopf-Einkommen ist mit 17.000 US-Dollar eines der höchs- baut, eine Tantalverbindung, die für die Hightech-Branche un- ten Subsahara-Afrikas. Der Anteil der städtischen Bevölkerung verzichtbar geworden ist. Aufgrund guter Reformfortschritte ge- liegt bei 83 Prozent und die nur 1,5 Millionen Einwohner zählende währte der IWF Mitte 2010 einen Schuldenerlass in Höhe von Volkswirtschaft verfügt über eine für die Region relativ große zah- 12,3 Mrd US-Dollar. Der hohe Importbedarf an Investitionsgü- lungskräftige Mittelschicht. Wichtige Sektoren wie Finanzdienst- tern für den Bergbau sowie Serviceleistungen halten das Leis- leistungen, Flugverkehr und Telekommunikation wurden bereits tungsbilanzdefizit auf hohem Niveau, für 2012 rechnen wir mit privatisiert. Die Ende 2007 auf dem internationalen Kapitalmarkt 13% gemessen am BIP. Die Devisenreserven liegen mit einer Im- emittierte Anleihe über 1 Mrd US-Dollar, „Windfall Profits“ bei portdeckungsquote von etwas über einem Monat auf chronisch den Öleinnahmen sowie lokale Anleihemissionen ermöglichten niedrigem Niveau. Ende 2008 den Rückkauf von 2 Mrd US-Dollar Schulden beim Pa- riser Club5. Dadurch reduzierte sich die Staatsverschuldung auf Republik Kongo (Brazzaville): Erdöl dominiert die Wirtschaft moderate 21 Prozent des BIP. Doch wegen der seit 1997 deutlich Die Wirtschaft der Republik Kongo (Brazzaville) wird vom Erd- zurückgehender Erdölproduktion aufgrund von zur Neige gehen- ölsektor dominiert, Hauptabnehmer sind die USA, China und den Quellen strebt die Regierung nun nach einer Diversifikation Korea. Der Exportanteil beträgt 88 Prozent. Die wirtschaftlichen ihrer Wirtschaft. Die Bemühungen nach einem Ausbau der Eisen- Indikatoren sind hier deutlich positiver als im Nachbarland mit erz-, Mangan- sowie Goldproduktion sind im Gange, angedacht einem voraussichtlichen realen Wachstum von über 5 Prozent ist auch ein Sprung in die moderne Informationstechnologie. im Jahr 2012 sowie teilweise zweistelligen Leistungsbilanz- und Fiskalüberschüssen. Die Devisenreserven liegen mit einer Demokratische Republik Kongo (Kinshasa): enorm reich Importdeckung von über sechs Monaten auf komfortablem Ni- an Mineralien veau. Aufgrund seiner bisherigen Reformen und Privatisie- In der flächenmäßig riesigen Demokratischen Republik Kongo rungsbemühungen profitierte auch die Republik Kongo seit (Kinshasa) trat Ende 2011 trotz erheblicher politischer Unsicher- 2010 vom vollständigen Schuldenerlass des Pariser Clubs. 5 Der Pariser Club ist ein internationales Gremium mehrerer Staaten, in dem staatliche Forderungen gegen zahlungsunfähige Staaten behandelt werden, oftmals gefolgt von einer Um- schuldung und/oder einem Schuldenerlass.
12 COMMERZBANK – GROUP RISK RESEARCH 3.3 Südliches Afrika – Angola, Botswana, Mosambik und Sambia boomen Südafrika – Wirtschaftliches Drehkreuz Angola: Reales BIP-Wachstum in Prozent zum Vorjahr Südafrika ist mit 51 Millionen Einwohnern die größte und am weitesten entwickelte Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika. Das 25 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei 8.000 US-Dollar. Süd- 20 afrika ist weltweit führender Produzent von Gold, Platin und Chrom, 14 Prozent der Ausfuhrerlöse sind auf Platin und 12 Pro- 15 zent auf das Gold zurückzuführen. Der Servicesektor nimmt mit 10 64 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil am BIP ein, getragen von einem gut etablierten und fortschrittlichen Banken- 5 und Versicherungswesen, vom Transportwesen und vom Tou- rismus. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes nahm 2011 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012(p) mit 3,1 Prozent zwar etwas zu. Die Wachstumsabschwächung in Quelle: IWF Europa und die Unwägbarkeiten auf anderen Exportmärkten je- doch werden 2012 den Zuwachs des BIP auf etwa 2,5 Prozent Der Erdölsektor dominiert die Exporte mit einem Anteil von drücken. Südafrika ist wirtschaftlich gesehen die regionale Puls- 97 Prozent. Die Ölfelder liegen in der Exklave Cabinda und off- ader für die umliegenden Länder, die traditionell einen erhebli- shore nördlich der Hauptstadt Luanda. Durch die Erschließung chen Teil ihrer Exporte und Importe über südafrikanische Flug- neuer Ölquellen ist eine Erhöhung der momentanen Förder- und Tiefseehäfen abwickeln. Verankert ist diese Verflechtung in menge von derzeit 1,8 Mio Barrel pro Tag realistisch. Zudem der Südafrikanischen Zollunion (SACU), der neben Südafrika die soll der Flüssiggasexport anlaufen. Hauptabnehmer sind China, Länder Botswana, Lesotho, Namibia und Swasiland angehören. gefolgt von den USA. Für 2012 rechnen wir trotz des gestiege- Die mit den Nicht-SACU-Ländern erzielten Zölle und Abgaben nen Bedarfs an Verbrauchs- sowie Investitionsgütern für den werden anteilig an die Mitgliedsländer ausgezahlt, wobei die Bergbau mit einem Leistungsbilanzüberschuss von etwa 10 Höhe des Intra-SACU-Handels eines jeden Landes und dessen Prozent gemessen am BIP, nach 8 Prozent im Vorjahr. Neben Entwicklungsgrad eine Rolle spielen. Diamanten verfügt Angola noch über andere wichtige Boden- schätze wie zum Beispiel Eisen- und Manganerze, Gold, Kupfer Ölland Angola: starke Konjunkturerholung – auf dem Weg und Platin. Die ausländischen Direktinvestitionen fließen vor- zur alten Stärke nehmlich in den Offshore-Erdölsektor, aber auch zunehmend in Angola ist Afrikas zweitgrößter Erdölproduzent. Seit Beendi- die Modernisierung der Bergwerke. Mit dem aus den Erdölein- gung des Bürgerkrieges 2002 begann mit dem Erdölboom eine nahmen resultierenden Haushaltüberschuss von 12 Prozent lebhafte Investitionstätigkeit, die sich zunehmend auf andere des BIP im Jahr 2011 startete die Regierung ein öffentliches In- Wirtschaftszweige ausdehnte. Die Wachstumsraten des BIP la- vestitionsprogramm. Die veranschlagten 8 Mrd US-Dollar sol- gen teilweise im zweistelligen Bereich. 2009 stürzte der Ein- len zur Diversifizierung der Wirtschaft beitragen und fließen bruch des Ölpreises das Land in eine tiefe Krise. Die Devisenre- vornehmlich in den Ausbau des Straßennetzes und den Ener- serven und der Wechselkurs brachen ein und die hohen Leis- giebereich. Im September 2012 stehen Parlamentswahlen an. tungsbilanz- und Budgetüberschüsse schmolzen dahin. Dank ei- Der seit 1979 regierende 70 Jahre alte Präsident José Eduardo nes IWF-Programms und der Erholung des Erdölpreises konnte dos Santos plant offensichtlich eine erneute Amtszeit, zumal er die Wirtschaft schnell gesunden. Noch 2011 bei 3,4 Prozent, aufgrund der 2010 geänderten Verfassung als Oberhaupt der rechnen wir für 2012 aufgrund der raschen Wiederbelebung der regierenden MPLA-Partei bei deren Wiederwahl automatisch in öffentlichen und privaten Investitionstätigkeit und der inländi- seinem Amt bestätigt werden würde. schen Nachfrage mit einer kräftigen Erholung des Wirtschafts- wachstums um 10 bis 11 Prozent des BIP, auch angetrieben vom Botswana: ein wirtschaftlich funkelnder Diamant Nichtölsektor, vor allem der Landwirtschaft. Nach dem Kri- Das 1,8 Millionen Einwohner zählende Binnenland Botswana senjahr 2009 konnten sich auch die Devisenreserven bis Januar glänzt als politisch und wirtschaftlich stabilstes Land Afrikas, 2012 kontinuierlich wieder erholen, sie liegen derzeit mit einer dank Demokratie, Diamanten und Tourismus. Das Pro-Kopf- Importdeckung von über sechs Monaten wieder im komfortab- Einkommen liegt mit 8.680 US-Dollar sogar etwas höher als je- len Bereich. nes in Südafrika. Die wirtschaftlichen Indikatoren stehen güns- tig: Die Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes schwan-
| Länder-Informationen | Renaissance in Subsahara-Afrika 13 ken zwischen 3 und 7 Prozent und die überdurchschnittlich ho- seneinnahmen werden mit dem Verkauf von Strom nach Süd- hen Devisenreserven haben eine Importdeckungsquote von afrika erwirtschaftet. Darüber hinaus steht die Erschließung rie- vierzehn Monaten. Botswana ist der weltweit führende siger neuer Erdgasfelder vor der Küste (Rovuma Basin) an. Ein Schmuckdiamantenproduzent. Über 60 Prozent der Exporter- neues Walzwerk für Stahl deckt den landesweiten Bedarf der löse gehen auf Diamanten zurück. Der Fokus liegt auf lokaler Baubranche. Weiteres Potenzial liegt im Ausbau der Häfen Na- Wertschöpfung, nach dem Hightech-Tagebau erfolgt die Schät- cala (Anbindung an die Bahnlinie nach Malawi), Beira (Korridor zung und Sortierung lokal im hochmodernen Diamantenzen- nach Simbabwe) und Maputo (vor allem Entlastung des südafri- trum. Zweitwichtigste Devisenquelle ist der Fremdenverkehr mit kanischen Hafens Durban). Die zunehmenden Exporte stehen Hochpreistourismus. Für weiteres Potenzial sorgen die reichen derzeit einem weiterhin noch höheren Bedarf an Investitionsgü- Vorkommen an Nickel, Gold, Kupfer sowie Kohle. Seit der Un- terimporten gegenüber. Das hohe Leistungsbilanzdefizit von abhängigkeit des Landes fließen die staatlichen Erträge aus dem über 10 Prozent des BIP des Jahres 2011 ist jedoch zu 70 Prozent Diamantensektor als „Gemeingut der Bevölkerung“ vorbildlich durch ausländische Direktinvestitionen finanziert. Die Zentral- in die moderne Infrastruktur sowie in die Bildungs- und Ge- bank verfügt über ausreichende Fremdwährungsreserven, die sundheitssektoren. Mit einer Alphabetisierungsrate von 81 Pro- die Importe von über fünf Monaten decken. Ohne die hohen Bud- zent liegt Botswana im Vergleich zu den anderen Ländern im gethilfen der internationalen Gebergemeinschaft würden sich südlichen Afrika auch hier im oberen Bereich. Die untypisch ho- die vom Land zu finanzierenden Haushaltsdefizite von 5 bis 6 hen Budgetdefizite der vergangenen drei Jahre von bis zu 11 Pro- Prozent des BIP auf das Doppelte belaufen. zent des BIP resultieren aus dem Bau des Kohlekraftwerks Mo- ropule, das nach Fertigstellung 2012/2013 kontinuierlich die lan- Mosambik: Handelsbilanz deseigene Stromproduktion erhöhen und somit die hohe Ab- in Mrd US-$ hängigkeit von südafrikanischen Stromimporten verringern 4,5 wird. Aufgrund gestiegener Erlöse aus der Südafrikanischen 4,0 Zollunion plant die Regierung, das Defizit im Finanzjahr 2012/13 3,5 3,0 deutlich zurückzufahren und rechnet gar mit einem kleinen 2,5 Überschuss von 0,9 Prozent des BIP. Botswana ist zudem eines 2,0 der wenigen Länder Subsahara-Afrikas mit vorbildlichem Aus- 1,5 landsschuldenmanagement, Umschuldungen kamen nie vor. 1,0 0,5 Die derzeitige Staatsverschuldung liegt mit einem Anteil von 23 0,0 Prozent am BIP auf einem niedrigen Niveau. Im Rahmen eines 2007 2008 2009 2010 2011 2012(p) „Managed Floatings“ ist der Wechselkurs an einem Währungs- Exporte Importe korb ausgerichtet. Bedingt durch Südafrika als Haupthandels- Quelle: IWF partner spielt dabei der südafrikanische Rand mit einer Gewich- tung von 65 Prozent die Hauptrolle. Sambia: Segen dem Kupfer Der Wachstumsmotor Sambias befindet sich im Kupfergürtel, Mosambik: Megaprojekte beflügeln den Aufschwung wo zusammen mit Kobalt Afrikas größte Vorkommen lagern. In Die wirtschaftliche Erholung mit Ende des Bürgerkrieges 1992 den 1970er-Jahren geriet das Land durch den drastischen Kup- vollzog sich in Mosambik nur zögerlich. Seit 2006 jedoch nimmt ferpreisverfall in eine andauernde tiefe Wirtschaftskrise. Be- das jährliche Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um rasante günstigt durch den seit 2004 stark angestiegenen Kupferpreis 6 bis 8 Prozent zu, beflügelt durch anlaufende Megaprojekte, nahmen die staatliche Zambia Consolidated Copper Mines so- wie den Abbau von Kohle in den weltweit größten Kohleminen wie ausländische Minengesellschaften beträchtliche Großin- in der Tete-Provinz, das Unternehmen Mozal als weltweit größte vestitionen in die Modernisierung vorhandener und in die Er- und modernste Verhüttungsanlage von Bauxit zu Aluminium schließung neuer Kupferminen vor. Die Minen Konkola-Deep und die rund 900 Kilometer lange Erdgaspipeline nach Süd- und Lumwana Copper gelten als die größten der Welt. Um das afrika. Durch den Zukauf von 67 Prozent erwarb die mosambi- Kupfer zu Barren verarbeiten zu können, muss es zunächst vom kanische Regierung Ende 2006 nach mehr als 30 Jahren Ver- Kupfererz getrennt werden. Dies geschieht in den riesigen, mit handlungen mit Portugal die Kontrolle über das Cahora-Bassa- neuester Technologie ausgestatteten Schmelzanlagen in Mufu- Wasserkraftwerk, dem größten im südlichen Afrika, und erhöhte lira und Nchanga, die auch bereits die Raffinierung vornehmen. damit ihren Anteil auf 85 Prozent. Allein 10 Prozent der Devi- Größte Abnehmer sind die Schweiz, gefolgt von Südafrika, In-
14 COMMERZBANK – GROUP RISK RESEARCH dien sowie China. Von 2004 bis 2011 expandierte die Jahres- Die öffentlichen Investitionen fließen vorwiegend in den Ausbau produktion um mehr als 200 Prozent. Dank der Bergbauindus- der Energiewirtschaft, vor allem wichtig für den stromintensi- trie als Triebfeder verzeichnete die Wirtschaft in den vergange- ven Kupferabbau und die Verschmelzungsanlagen, des Weite- nen fünf Jahren Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes ren in den Ausbau des Transportwesens. von durchschnittlich 6 Prozent. Neben der Lebensmittelverar- beitung (Nahrungsmittel, Getränke, Tabak) boomen auch die Sambia: Leistungsbilanzsaldo in Prozent des BIP Sektoren Bauwirtschaft, Transport, Kommunikation, Finanz- in Mrd US-$ dienstleistungen und die Agrarwirtschaft. Kupfer und Kobalt ha- 12 3,3 4 2,4 2,1 1,9 ben einen Exportanteil von über 75 Prozent. Trotz eines noch 10 2 anhaltend hohen Importbedarfs an Investitionsgütern, Maschi- 0 8 nen, Transportmitteln und Dienstleistungen für den Bergbau -2 6 verzeichnet der Leistungsbilanzsaldo seit 2009 erstmals -4 kleine Überschüsse von 2 bis 3 Prozent des BIP. Mit einer Im- 4 -6 portdeckung von drei Monaten liegen die Devisenreserven der- 2 -8,4 -9,2 -8 zeit noch im niedrigen Bereich. Die Abgaben aus dem Bergbau 0 -10 bilden die größte Einnahmequelle der sambischen Regierung. 2007 2008 2009 2010 2011 2012(p) Trotz hoher Budgethilfen ausländischer Geberländer weist der Ausfuhr Einfuhr Leistungsbilanzsaldo Staatshaushalt Defizite zwischen 3 und 4 Prozent des BIP aus. Quelle: IWF 3.4 Östliches Afrika – Äthiopien, Kenia, Tansania, Uganda und Ruanda verbuchen Erfolge Äthiopien: Agrarland mit hohem Wirtschaftswachstum schen Anstieg der Agrarpreise das Verpachten landwirtschaftli- Äthiopien ist mit 87 Millionen Einwohnern nach Nigeria das be- cher Nutzflächen an ausländische Investoren forciert. Dabei völkerungsreichste Land Afrikas. Die jährlichen Wachstumsra- handelt es sich vornehmlich um Investoren aus dem Nahen Os- ten des Bruttoinlandsproduktes der vergangenen Jahre liegen ten sowie der Türkei. Die Strategie ist Teil des ambitionierten bei durchschnittlich 9 Prozent. Mit einem Anteil von 52 Prozent „Growth and Transformation Plan 2010–2015“ der äthiopischen am BIP dominiert der Agrarsektor. Kaffee hat einen Exportan- Regierung, der eine lebhafte Investitionstätigkeit initiierte. Im teil von etwa 40 Prozent, weitere Ausfuhrprodukte sind Schnitt- Fokus stehen die Förderung des Agrarsektors und der Industrie blumen, Ölsaaten und Hülsenfrüchte. Die Vermarktung der oft- mit Bergbau sowie Infrastrukturprojekte mit der Erweiterung mals noch in Subsistenz organisierten Agrarwirtschaft erzielt des Straßennetzes und der Verbesserung der Stromversorgung Fortschritte und gibt Wachstumsimpulse für andere Sektoren durch Wasserkraft. Die Abhängigkeit von den internationalen wie den Dienstleistungssektor mit Finanzintermediation, der Geberländern ist groß. Die Budgetdefizite von 3 bis 4 Prozent verarbeitenden Industrie und den Bausektor. des BIP würden ohne ausländische Hilfe das Doppelte betragen. Strukturelle Ungleichgewichte belasten die Handelsbilanz. Die expansive Ausgabenpolitik der Regierung mit großzügigen Durch die extrem hohe Importabhängigkeit von Treibstoffen Kreditvergaben, der abwertende Wechselkurs sowie die negati- und Investitionsgütern liegen die Einfuhren dreieinhalb Mal hö- ven Realzinsen führten zu einem Anstieg der Inflationsrate, die her als die Ausfuhren. Die laufenden Übertragungen entspre- im Januar 2012 auf 32 Prozent (gegenüber Vorjahr) kletterte, chen etwa dem Doppelten der Exporte, sie beinhalten hohe und zu einem kräftigen Anstieg der Auslandsverschuldung Transferzahlungen der äthiopischen Diaspora. Trotz dieser Ent- (circa 150 Prozent der Exporte). lastung liegt das Leistungsbilanzdefizit 2011 voraussichtlich bei -5,4% des BIP. Um das Defizit zu schmälern, nahm die Zentral- Kenia: auf Erholungspfad bank im September 2010 eine Abwertung der Landeswährung Kenia, die größte und diversifizierteste Volkswirtschaft Ost- gegenüber den wichtigen internationalen Währungen um 20 afrikas, verfügt über einen starken Binnenmarkt mit einer Prozent vor und verfolgt seitdem eine graduelle Abwertungspo- schnell wachsenden Mittelschicht. Vom Einbruch des Wirt- litik des Wechselkurses. Die ausländischen Direktinvestitio- schaftswachstums, ausgelöst durch die umstrittene Wieder- nen sind eher gering. Der dennoch langsame Anstieg ist nicht wahl von Präsident Mwai Kibaki 2007 und den daraus resul- zuletzt der Wirtschaftspolitik zu verdanken, die seit dem drasti- tierenden ethnischen Konflikten Anfang 2008, erholt sich das
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