MOBILITY WORLD - SPITZENSOUND - M Plan
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2.18 MOBILITY WORLD SPITZENSOUND IN DER NIEDERLASSUNG WEISSACH VON M PLAN WERDEN AUS GERÄUSCHEN PERFEKTE FAHRZEUGKLÄNGE SEITE 4 SEITE 13 SEITE 8 SEITE 10 GEBALLTE LADUNG: INTERVIEW MIT SO GEWINNT MAN DIE TURBOLADERPROFIS „AUTOMOBILWOCHE“-CHEF IT-FACHKRÄFTE
INHALT KLICK, KLACK, KLAPP 4 Die neue Niederlassung Weissach von M Plan realisiert anspruchsvollste Akustikprojekte. Zwei Soundprüf- M INSIDE stände sind das Herzstück des Standortes. 156 KURVEN 7 beim Bergrennen auf den Pikes Peak im US-Staat Colorado will VW Ende Juni mit einem E-Sportwagen M NUMBERS mit Allradantrieb in Angriff nehmen. „2030 MÜSSEN WIR UNS 8 ALLE GUT ANSCHNALLEN“ Burkhard Riering, Chefredakteur der „Automobilwoche“, M INTERVIEW über Visionen und falsche Versprechungen in einer Branche im Umbruch. UND WER PROGRAMMIERT? 10 Der Fachkräftemangel im Bereich IT erfordert neue Wege beim Mitarbeiterrecruiting – für M Plan sind M REPORT Superhelden im Einsatz. 08 DAS OMINÖSE JAHR 2030 M Interview – „Automobilwoche“-Chef Burkhard Riering im Gespräch mit „Mobility World“. GEBALLTE LADUNG 13 Rick Wolters von M Plan München und Marko Wiegmann von M Plan Wolfsburg sind die Turbolader- M AT WORK experten des Unternehmens. COOL BLEIBEN! 14 Gentherm ist Spezialist für die Klimatisierung von Fahrzeuginnenräumen – und für die thermische M VIEW Absicherung von Komponenten elektrischer Antriebe. M INHALT LKW-LOVE 16 Wo die Liebe so hinfällt … Im Fall von Dag Rogge aber gibt es gute Gründe, warum er sich in eine M PASSION Lkw-Zugmaschine verliebte. IMMER AM LIMIT 18 Wirtschaftsingenieur Patrick Kleigrewe ist Projektleiter bei M Plan in Dortmund – und Fahrer beim Rallye-Cross M PEOPLE um die Deutsche Meisterschaft. 14 COOL BLEIBEN! NEUES AUS DER WELT VON M PLAN M View – Beim Unternehmen Gentherm wird Klima gemacht. 19 Interview mit Bernd Gilgen im Top Company Guide, M Plan-Standorte Stuttgart und Frankfurt unter M NEWS neuer Führung – und ein Weber-Grill wird verlost. M GAME IMPRESSUM Verantwortlich für den Inhalt: Realisierung und Gestaltung: Mitglied im Bernd Gilgen, Geschäftsführer Yellow Tree – Digital.Branding. Mobility World www.yellowtree.de Ausgabe 02.2018 Redaktion extern: Auflage 17.000 Büro 504, www.buero504.de Fotografie: 8. Jahrgang Peter Hildebrandt Redaktionsleitung: www.working-image.de Herausgeber: Katrin Reiners M Plan GmbH Steinmüllerallee 2 Druck: 51643 Gummersbach Gronenberg Druck & Medien www.m-plan.com www.gronenberg.de 2 MOBILITY WORLD / 2.18
WIR SCHREIBEN DAS JAHR 2018 … LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, jede Generation hat ihre Film- und Fernsehhelden. Mein Held war Captain Kirk, M Plan ist ein Unternehmen, das auf exzellent ausgebildeten Nachwuchs in ent- Kommandant von Raumschiff Enterprise. Ein mutiger Mann im Einsatz für das scheidenden Technologiebereichen angewiesen ist, um die großen Themen Gute, dessen bester Freund ein Außerirdischer war. Cooler ging es nicht. Wenn der Automobilindustrie mitzugestalten: die fortschreitende Digitalisierung, die im Vorabendprogramm das Intro ertönte, „Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir Elektrifizierung des Antriebs, das autonome Fahren. Gerade im Bereich IT aber schreiben das Jahr 2200 …“, dann tauchte ich ein in die Tiefen des Universums herrscht ein „War for Talents“, wie es die Unternehmensberater von McKinsey und beamte mich an der Seite von Captain James T. Kirk auf fremde Planeten. bereits vor einigen Jahren recht drastisch, aber dennoch treffend beschrieben M EDITORIAL Hätte mich einige Jahre später ein Technologieunternehmen als neuen Mitarbei- haben. Unternehmen verschiedenster Branchen ringen im Recruiting um viel zu ter gewinnen wollen, dann wäre ein Satz in Bezug auf mögliche Karriere- und wenige IT-Fachkräfte für viel zu viele offene Stellen. Dem Fachkräftemangel im Aufstiegschancen ausreichend gewesen: We beam you up! IT-Bereich muss man als Unternehmen kreativ begegnen – gerade als mittelstän- discher Entwicklungsdienstleister, der im Werben um qualifizierte Mitarbeiter Mit diesem Spruch kann man heute keinen Mitarbeiter mehr gewinnen. Captain mit den Großen der Branche konkurriert. Welche Maßnahmen besonders wirk- Kirk ist out, leider. Heute retten andere Helden das Universum: zum Beispiel Cap- sam sind, das verrät Ihnen unter anderem unsere Recruiting-Managerin Sabrina tain America, Iron Man und Black Widow – auch bekannt als die Heldenvereini- Gleichmann ab Seite 10. Viel Spaß beim Lesen. Oder mit den Worten von Captain gung „Avengers“. Ich habe die Filme, ehrlich gesagt, nicht gesehen. Aber eben Kirk: Volle Schubkraft voraus! viele meiner jüngeren Mitarbeiter. Und vor allem auch jene jungen Menschen, Hochschulabsolventen oder qualifizierten Fachkräfte, die ich gerne als Mitarbeiter gewinnen möchte. Deshalb haben wir bereits im vergangenen Jahr eine für unse- Herzlichst re Branche eher ungewöhnliche Rekrutierungskampagne gestartet: Fünf Super- Ihr helden werben, in Anlehnung an die Avengers-Welt, für unser Unternehmen, für Jobs, Karrierechancen und spannende Herausforderungen bei M Plan. Bernd Gilgen Geschäftsführer „Dem Fachkräftemangel im IT-Bereich muss man als Unternehmen besonders kreativ begegnen.“ Bernd Gilgen, Geschäftsführer M Plan MOBILITY WORLD / 2.18 3
KLICK, KLACK, KLAPP Die neue Niederlassung Weissach von M Plan realisiert anspruchsvollste Akustikprojekte. Zwei Hightech-Sound-Prüfstände sind das Herzstück des Standorts. M INSIDE Klingt gut: In Weissach bei Stuttgart hat M Plan eigene Akustikprüf- stände eröffnet. Im Halbfreifeldraum werden komplette Fahrzeuge mit hochsensiblen Mikrofonen akustisch vermessen. 4 MOBILITY WORLD / 2.18
© Büro 504 Know-how und Hightech in perfekter Kombination: Ralf Willner, Projektleiter Sounddesign (Foto oben), und Versuchsingenieur Tobias Triefenbach am so genannten Kunstkopf können auch komplette Fahrzeuge im Halbfreifeldraum akustisch vermessen. M INSIDE // In Weissach wäre man schon sehr verwundert, wenn plötzlich die irische keitsklasse 1 zertifiziert, dem höchstmöglichen Level für Akustikprüfstände. Ideale Tanztruppe „Riverdance“ durch die Straßen der Gemeinde stepptanzen würde. Bedingungen, um Fahrzeugkomponenten, aber auch Bauteile oder Produkte aus Oder eine Kolonne Panzer über die Landstraßen des beschaulichen Landstrichs anderen Industriebereichen wie zum Beispiel der Medizintechnik hinsichtlich ihrer rumpeln würde. Vorbereitet aber wäre man, zumindest bei M Plan. „Uns kann akustischen Eigenschaften zu analysieren und Funktionsgeräusche „akustisch ab- nichts erschüttern“, sagt Ralf Willner, Projektleiter Sounddesign in der jungen zusichern“, wie Ralf Willner erläutert. Das bedeutet: ihnen „zu exakt jenem Klang Niederlassung Weissach. Und das ist wörtlich zu nehmen: Die neuen Akustikprüf- zu verhelfen, der vom Kunden gewünscht ist“. stände des Entwicklungsdienstleisters wurden so aufwendig konstruiert und gegen äußere Erschütterungen abgesichert, dass kein Ton, keine Schallwelle von drau- 300 FUNKTIONSGERÄUSCHE IM AUTO ßen nach drinnen dringen kann. Für die Abnahme der neuen Akustikprüfstände Funktionsgeräusche im Fahrzeug gibt es rund 300 verschiedene, vom Türgriff- Anfang 2018 wurden zwar weder die lautstarken „Riverdance“-Tänzer noch Pan- schnappen über das Blinkerklickklack bis zum Surren des Schiebedachs – Moto- zer verpflichtet, dafür aber ein vollbeladener 40-Tonnen-Lkw. „Den haben wir um rengeräusche sind da noch nicht mitgerechnet. Und alle Klick-, Klack-, Klapp- und die Halle fahren lassen“, erzählt Ralf Willner. „Gemerkt hat man davon rein gar Surrgeräusche sind das Ergebnis aufwendiger Berechnungen, Simulationen und nichts.“ Damit war der finale Test zur Zertifizierung bestanden. nicht zuletzt vielfältiger Tests im Akustiklabor. Akustische Absicherung und Sound- design sind Disziplinen, die immer wichtiger geworden sind für die Automobilin- KULISSE EINES SCIENCE-FICTION-FILMES dustrie – für den Premiumanspruch vieler Hersteller, für die akustische Differen- Jetzt steht Ralf Willner im Inneren von einem der zwei neuen Prüfstände, im so ge- zierung von Fahrzeugen verschiedener Marken, die sich technisch gar nicht groß nannten Freifeldraum. Hier können einzelne Bauteile und Fahrzeugkomponenten voneinander unterscheiden. Die Gestaltung des Klangs von Motor, Heckklappe bis zu einer Größe von einem Kubikmeter auf ihr akustisches Schwingungsverhal- und sogar Tankdeckel ist mitentscheidend bei der Entwicklung und Vermarktung ten überprüft und vermessen werden. Dazu gibt es einen zweiten Prüfstand, einen von Automobilen. Der perfekte Klang selbst von kleinsten Komponenten ist zu ei- rund 100 Quadratmeter großen Halbfreifeldraum, in den Fahrzeuge bis zur Größe nem mitentscheidenden Komfortmerkmal geworden, das Premiumhersteller vom eines 3,5-Tonners zur Akustikdiagnose einfahren können. Der kleinere, etwa 30 Wettbewerb abhebt. Damit neue Fahrzeugmodelle keinerlei unerwünschte Ge- Quadratmeter große Freifeldraum, in dem Willner nun steht: Er könnte als Kulisse räusche machen, investieren die Hersteller immer mehr der Entwicklungs- und für einen Science-Fiction-Film dienen. Mächtige, keilförmige Elemente in Metallic- Produktionskosten in „Noise Vibration Harshness“ (NVH). Auch für M Plan ist der silber und Beige bedecken nahtlos Wände, Decke und Boden. Von der Decke hängt Bereich Akustik- und Schwingungstechnik zu einem wichtigen Kompetenzbereich zudem ein mit Sand gefüllter Ring: eine Art überdimensionaler Hula-Hoop-Reifen, geworden – das spiegelt sich auch in der internen Struktur wider. So wurde in an dem alle möglichen Komponenten schwingungsfrei befestigt werden können. der Niederlassung Weissach die Position des Fachteamleiters NVH Engineering Damit man den Prüfstand überhaupt betreten kann, spannt sich ein Stahlnetz wie geschaffen, die ab Herbst dieses Jahres bereits besetzt ist. „Das Thema Akustik ist ein sanft schwingendes Trampolin über die Keilelemente im Boden. Ralf Willner traditionell ein Bereich, den die Hersteller bei sich auf dem Werksgelände bear- klatscht nun in die Hände und summt und brummt in verschiedenen Tonhöhen, beitet haben“, erklärt Alexander Kirtzeck, Leiter der jüngsten Niederlassung von um die akustischen Eigenschaften des Raumes zu vergegenwärtigen. Es ist faszi- M Plan in Weissach. „Doch angesichts von immer mehr neuen Baureihen und © Peter Hildebrandt nierend: Egal, wie laut oder leise, schrill oder warm ein Ton ist – er erzeugt nicht Fahrzeugderivaten kommen viele Hersteller an ihre Grenzen – und sind dankbar die geringste Resonanz. Die Keilelemente im Raum schlucken jede Schallwelle, für einen Partner, der sie bei diesem hochkomplexen Thema fachlich kompetent es gibt keinerlei Reflexion. Im Ingenieursdeutsch spricht man von einem akusti- und vertrauenswürdig unterstützen kann.“ schen Freifeld. Dieses wurde von einem vereidigten Gutachter nach der Genauig- MOBILITY WORLD / 2.18 5
NEUE NIEDERLASSUNG WEISSACH Am 1. Januar 2018 nahm die neue Niederlassung von M Plan in Weis- sach offiziell ihre Arbeit auf, nachdem zuvor schon einzelne Akus- tikprojekte realisiert werden konnten. Vor allem die beiden frisch eingeweihten Hightech-Akustikprüfstände auf einem 5000 Quadrat- meter großen Areal sind bei den Kunden von M Plan begehrt: Sie schaffen weitere Kapazitäten zur akustischen Vermessung von Fahr- zeugen bis zur Größe eines Sprinters im sogenannten Halbfreifeld- raum. Im Vollfreifeldraum (siehe Foto) können einzelne Fahrzeug- komponenten vermessen werden, mit tonalen Anregungen bis zu ei- ner unteren Grenzfrequenz von 80 Hz. Im Herbst 2016 war bereits der erste Teil des insgesamt rund 10.000 Quadratmeter großen Standortes bei Stuttgart mit Werkstatt und Büroräumen eröffnet worden, einzel- ne Akustikprojekte konnten in einer angemieteten Halle bearbeitet werden. Im Auftrag namhafter Automobilhersteller werden künftig Großprojekte rund um die Bereiche Fahrzeugakustik, Schwingungen und Vibrationen umgesetzt. M INSIDE HIGHTECH-INFRASTRUKTUR FÜR DIE KUNDEN Insgesamt investierte M Plan 15 Millionen Euro, um dem steigenden Bedarf sei- Ping-Pong-Spiel zwischen den Abteilungen entstünde dann kosten- und zeitspa- ner Kunden bei Sounddesignprojekten gerecht zu werden. In zwei Bauabschnit- rend ein Bauteil, „das hundertprozentig dem Lastenheft des Kunden entspricht“, ten wurde in der Gemeinde Weissach westlich von Stuttgart auf insgesamt rund so Schmidt. So konnte etwa vor kurzem für einen namhaften deutschen Hersteller 10.000 Quadratmetern ein neuer Standort geschaffen. Dazu gehören neben der eine neue Nackenheizung für Sportwagen virtuell entwickelt, analog getestet und Halle mit den beiden Akustikprüfständen eine 1500 Quadratmeter große Werkstatt vor allem in allen Details akustisch perfekt komponiert und abgesichert werden. mit zwölf Hightech-Hebebühnen und einer 3D-Achsmessbühne, eine Garage für acht Prototypen-Pkw und ebenfalls vor neugierigen Augen geschützte Lagerflä- LANGJÄHRIGE ERFAHRUNG ENTSCHEIDEND chen für Prototypenbauteile. Überhaupt ist der Standort besonders gut gesichert: Damit große Projekte zeitnah realisiert werden, arbeiten mittlerweile rund 80 Hohe Zäune, Zugangsberechtigungen und diverse Sicherheitsextras garantieren, Mitarbeiter in der neuen Niederlassung – darunter allein 20 Spezialisten im so dass noch geheime Prototypen der Kunden genau dies bleiben: geheim. So wur- wichtigen Bereich „Noise Vibration Harshness“. Deren Expertise ist bei den Kun- den unter anderem auch Oberlichter in den Garagen mit speziellen Vorrichtungen den von M Plan besonders gefragt, denn erfahrene Akustikexperten sind in der versehen, so dass nicht einmal die kleinste Drohne unbefugte Einblicke bekäme. Branche rar. „Unsere Mitarbeiter haben im Durchschnitt sechs Jahre Berufserfah- rung“, erläutert Niederlassungsleiter Alexander Kirtzeck. „Nachhaltige, praktische FEINTUNING IM AKUSTIKLABOR Erfahrung ist in diesem Bereich essentiell.“ Denn an der Universität allein ist die Ralf Willner führt nun durch den Halbfreifeldraum, ebenfalls mit mächtigen keilför- Praxis im Akustiklabor nicht zu lernen. Die Mitarbeiter in Weissach haben daher die migen Schallabsorbern ausgestattet, in dem ein Kollege zu Anschauungszwecken unterschiedlichsten Werdegänge, vom Elektrotechniker über den Bauingenieur bis seinen Privatwagen geparkt hat. Auf dem Fahrersitz wird ein so genannter Kunst- zum Maschinenbauer sind viele Ausbildungsvarianten dabei. „Entscheidend ist, kopf platziert, ein dem menschlichen Kopf nachempfundenes Aufnahmemodul, mit Praxis zu sammeln“, so Schmidt. Das beste Beispiel, wie man mit gezielten Fortbil- dem das Soundempfinden der menschlichen Ohren nachgebildet werden kann. dungen und „Learning by Doing“ zum hochqualifizierten Soundingenieur wird, ist So können Sounds und Geräusche aus dem Innenraum des Fahrzeugs vermes- Projektleiter Ralf Willner. Er arbeitete zunächst als Intensivkrankenpfleger im Kran- sen und für den Kunden so perfekt getrimmt werden, dass selbst das Zuklappen kenhaus, studierte dann Medientechnik mit den Schwerpunkten Sounddesign und des Handschuhfachs exakt zum Soundprofil der jeweiligen Marke passt. Damit das Audiotechnik, war als Toningenieur im Einsatz und leitete Liveübertragungen von schnell, unkompliziert und auch kostensparend realisiert wird, wurden in der neu- Klassikkonzerten, studierte nebenbei Audiotechnologie und bildete sich im Bereich en Niederlassung von M Plan neben der Abteilung NVH auch die Bereiche Elektrik/ Fahrzeugakustik weiter. Nebenbei spielte der heute 43-Jährige E-Gitarre in einer Elektronik, Konstruktion sowie Berechnung/Simulation unter einem Dach vereint. Band, die sich dem Genre „Free-Style-Metal“ verschrieben hatte und deren Sound „Alle vier Bereiche arbeiten bei Projekten Hand in Hand“, erklärt Andreas Schmidt, er rückblickend als „ganz schöne Dröhnung“ beschreibt. Heute zupft er nurmehr Gruppenleiter der Niederlassung. So würden die „Simulationskollegen“ im Vorfeld auf der akustischen Gitarre, meist, um seine beiden Kinder im Kitaalter bei Songs zum Beispiel einer Bauteilneuentwicklung verschiedene virtuelle Prototypen am wie „Viel Glück und viel Segen“ zu begleiten. „Vielleicht ist das auch ein Ergebnis Computer berechnen und die Kollegen der Konstruktion den vielversprechends- meines Jobs“, sagt der Jungvater lachend. „Man bekommt ein gutes Gefühl für die ten Vorschlag umsetzen. Der könne dann im Akustiklabor „feingetunt“ werden, im leisen Töne.“ // 6 MOBILITY WORLD / 2.18
35,5 Der Chiphunger der Autoindustrie Umsatz mit Halbleiterprodukten für den Automobilbereich weltweit (in Mrd. US-Dollar) 34,4 32,1 29,0 29,7 25,4 26,3 Prozent betrug die Steigerung des weltweiten Umsatzes mit Halbleiterprodukten für den Automobilbereich im Zeitraum von 2012 bis 2017. Der Grund ist einfach: In modernen Pkw werden immer mehr Mikrochips verbaut. Sie steuern beispielswei- se Klimaanlagen, kontrollieren den Reifendruck oder sorgen dafür, dass bei einem Unfall der Airbag auslöst. Insgesamt betrug der Halbleiterumsatz der Autoindustrie 2017 rund 34 Milliarden US-Dollar. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung und der Entwicklung zum autonomen Fahren dürfte diese Summe in den kommenden Jahren weiter ansteigen. 2012 2013 2014 2015 2016 2017 450 Kilogramm wiegt der Elektrokleinwagen des schwe- dischen Herstellers Uniti One, der ab dem kommen- den Jahr in einer Fabrik in Landskrona vom Band lau- fen soll. Die Karosserie des Leichtgewichtfahrzeugs besteht aus Verbundbiomaterialien und Carbonfa- sern. Dank weitgehend automatisierter Fertigung soll das E-Auto mindestens 75 Prozent weniger CO2 über den gesamten Lebenszyklus emittierten als ein herkömmlicher Kleinwagen. Der Stromer ist mit ei- nem 22-kWh-Akku ausgestattet, hat eine Reichweite von 300 Kilometern und soll nach drei Stunden an der 230-Volt-Steckdose wieder aufgeladen sein. Der Zweisitzer kann ab sofort zum Preis von 14.900 Euro bestellt werden. 11.400 M NUMBERS Euro kostet der EV3 Junior des britischen Traditionsherstellers Morgan. Es han- delt sich um die Nachwuchsversion des Morgan Threewheelers. Zwischen 1909 und 1953 baute das Unternehmen bereits Fahrzeuge mit nur einem Hinterrad; 156Kurven liegen zwischen Start und Ziel des legendären Bergrennens auf den Pikes Peak im US-Staat Colorado. Die 19,99 Kilometer lange Strecke will VW in diesem Jahr Ende Juni mit dem elektrisch angetriebenen Allradsportwagen „I.D. R Pikes Peak“ in Angriff 2012 belebte Morgan das Dreirad wieder und brachte vor zwei Jahren auch eine nehmen. Das auch als „Race to the clouds“ bekannte Rennen wird seit 1916 ausgetragen Elektrovariante (46 kW/62 PS) mit 20-kWh-Akku und 240 Kilometer Reichwei- und führt von 2862 Metern auf eine Höhe von 4302 Metern. VW hatte zuletzt im Jahr 1987 te auf den Markt. Die neue, verkleinerte Juniorvariante soll nun auch Kinder mit einem Bimotor-Golf mit 652 PS an dem Bergrennen teilgenommen. Der Elektroren- für die E-Mobilität begeistern. Das Minidreirad erreicht 16 km/h und ist, wie ner in diesem Jahr soll einen neuen Rekord für E-Autos auf der Strecke aufstellen. Die das Original, mit hölzernem Armaturenbrett und handgenähtem Lederinterieur bisherige Bestmarke in der Klasse der Elektroprototypen hält seit 2016 der Neuseeländer ausgestattet. Rhys Millen mit einer Zeit von 8:57 Minuten, aufgestellt in einem Hyundai. 65 Jahre oder älter – dieses Merkmal trifft auf derzeit 22 Prozent der Bewohner in ländli- chen Gebieten in Deutschland zu. Und dieser Anteil von Senioren an der Bevölkerung wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Einer aktuellen Studie der Unterneh- mensberatung Roland Berger zufolge könnte dieser Fakt „den selbstfahrenden Autos © Uniti One; Morgan; Volkswagen; Rinspeed einen wesentlichen Schwung verleihen“. Denn: „Ein System aus fahrerlosen Bussen auf festen Routen in Kombination mit ebenfalls automatischen Fahrzeugen für die ‚letzte Meile‘ kann vor allem älteren Menschen helfen, am sozialen Leben weiter teilzuneh- men“, schreiben die Roland-Berger-Experten. Allerdings werde bisher vor allem über autonome Fahrzeuge in Städten und auf Autobahnen diskutiert. Den Prototypen eines automatisiert fahrenden Kleinbusses gibt es übrigens schon. Das Schweizer Unterneh- men Rinspeed stellte vor wenigen Wochen die Studie Snap vor (Foto), die perfekt in das von Roland Berger skizzierte Szenario passen würde. MOBILITYWORLD MOBILITY WORLD//2.18 2.18 77
„2030 MÜSSEN WIR UNS ALLE GUT ANSCHNALLEN“ Autonomes Fahren, Elektromobilität, Dieselskandal – das sind große Themen der Autoindustrie. Burkhard Riering, Chefredakteur der „Automobilwoche“, über Visionen und falsche Versprechungen in einer Branche im Umbruch. M INTERVIEW ZUR PERSON BURKHARD RIERING ist Chefredakteur der „Automobilwoche“. Seit drei Jahren führt der 47-Jährige die Geschicke der führen- den Branchenzeitung mit Sitz in Oberpfaffenhofen bei München, die als meistzitierte Medienmarke der Au- tomobilindustrie gilt. Zuvor war Riering Chefredakteur der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Er startete seine Karriere als Wirtschaftsjournalist beim Fachtitel „w&v“ in München, später war er unter anderem Blattmacher bei der „Welt“ in Berlin und Wirtschafskorrespondent der „Welt“ und der „Welt am Sonntag“ in München. 8 MOBILITY WORLD / 2.18
„Welchen Einfluss der Diesel- skandal auf die Kunden hat? Nicht so viel, wie man meinen könnte.“ Burkhard Riering, Chefredakteur Automobilwoche // Herr Riering, zu den Lieblingswörtern von Automobilvorständen ge- Was ist denn für Sie der wichtigste Trend der Automobilindustrie? hören Connectivity, Digitalisierung, autonomes Fahren, Elektromobilität. Burkhard Riering: Das klingt jetzt widersprüchlich, aber für mich ist das Sind die Verheißungen für die Zukunft realistisch oder Marketing für die autonome Fahren tatsächlich die größte Umwälzung, die wichtigste Dis- Aktionäre? ruption, die wir in der mobilen Gesellschaft erleben werden. Wobei das für Burkhard Riering: Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. Bisher sehe kommende Generationen von Autofahrern gilt, da spreche ich eher von 2040. ich viel Theorie und wenig Praxis, wenn es um diese Themen geht. Nehmen Ein weiteres wichtiges Thema ist übrigens das Verkehrsaufkommen. Das ist das, wir nur die Elektromobilität. Seit vielen Jahren heißt es: Die wird kommen. Doch in was die meisten Menschen nervt, und nicht hier und da schlechte Luft. Es fahren zu der Praxis sind wir heute bei einem Marktanteil der Elektroautos von unter einem viele Autos auf den Straßen, und das wird sich mit der Einführung des Roboterau- Prozent. Es steckt viel Wunschdenken in den Versprechen der Industrie. Zwar geht tos oder des Elektroautos auch nicht ändern. Hier ist die Politik gefragt: Sie arbeitet es ein wenig voran mit der Elektromobilität, es kommen einige neue Modelle. Die gerne mit Verboten, aber konstruktive Lösungsansätze fehlen. Frage ist: Ziehen die Kunden mit? In Deutschland sehe ich das derzeit noch nicht, dann eher in China. Was meinen Sie? Burkhard Riering: Nehmen wir das Beispiel Paris. Die Pariser Verkehrspolitik gilt Innerstädtisch wohnen viele Menschen in Mietwohnungen ohne Carport und ja als vorbildlich, seitdem Diesel aus der Innenstadt verbannt werden. Dabei sind Schnellladesteckdose. Das ist aber die Zielgruppe der Hersteller … davon erst einmal nur Autos mit Abgasnormen betroffen, die vor zwanzig Jahren Burkhard Riering: Richtig, aber die wird sich so schnell nicht im großen Stil mit und mehr eingeführt worden sind. Und dafür lässt sich die Bürgermeisterin von Elektroautos eindecken. Da sieht man, dass in der Politik wie bei den Produzenten Paris jetzt feiern. Aber selbst wenn das ausgedehnt würde auf neuere Modelle: zum Teil falsche Vorstellungen davon herrschen, wie die Menschen leben. Keiner Wie sollen denn die Menschen zur Arbeit kommen? Mit der Metro? Die ist jetzt wird aus dem dritten Stock eines Mietshauses heraus sein Kabel hinunter zum schon total überlastet. Mit dem Linienbus durch Paris – viel Spaß. Nein, man muss neuen BMW i3 verlegen, um den über Nacht aufzuladen. Da darf man sich nicht erst intelligente Mobilitätssysteme entwickeln, bevor man große Verbote ohne ein wundern, wenn die Kunden skeptisch bleiben. Es gibt kein ganzheitliches Konzept echtes Konzept dahinter einführt. Die Reihenfolge stimmt nicht. seitens der Politik. Einige Hersteller haben zur Zeit noch andere Sorgen: Firmenzentralen werden Jüngere Kunden der Smartphonegeneration nennt man auch Digital Natives – von Staatsanwälten durchsucht, Gerichtsverfahren drohen. Wie geht die Indus- wie schätzen Sie die Bedeutung der Digitalisierung für die Autoindustrie ein? trie in Ihren Augen mit dem Dieselskandal um? Burkhard Riering: Digitalisierung ist ein großes Wort, das vieles meint. Hinsicht- Burkhard Riering: Die Industrie hat über viele Jahre sehr erfolgreich gearbeitet lich neuer Infotainment- und Fahrerassistenzsysteme macht Digitalisierung Sinn. – ohne ein echtes Krisenmanagement betreiben zu müssen. Das ist schlicht nicht Solche Systeme entsprechen dem Sicherheits- und Komfortbedürfnis der Kunden, erlernt. Man hat viel in den Verbänden in den Hinterzimmern entschieden, weil damit wird Wertschöpfung betrieben. Wenn wir aber zum autonomen Fahren Politik und Wirtschaft sehr eng beieinander sind in Deutschland. Und nun klopfen M INTERVIEW kommen, der digitalen Königsdisziplin: Hier höre ich viele Sonntagsreden über plötzlich die Staatsanwälte an die Tür. Damit können viele Unternehmen nicht so den fließenden Übergang zum Roboterauto. Das sind schon fast falsche Verspre- umgehen, wie es eigentlich angebracht wäre. Das hat auch mit den handelnden chungen, die so nicht eintreten werden. Personen zu tun. Warum? Wen meinen Sie? Burkhard Riering: Ein Beispiel: Wir hatten in der Redaktion der „Automobilwoche“ Burkhard Riering: Generell kann man vielleicht sagen: Ein Vorstand hat vielleicht ein teilautonom fahrendes Serienmodell für Testfahrten zur Verfügung. Auf der Maschinenbau oder Ingenieurwesen studiert, war immer gut in seinem Job, ist Autobahn setzte der Spurhalteassistent alle drei, vier Kilometer aus, man musste im Unternehmen aufgestiegen und Vorstand geworden. Und nun muss er kom- händisch eingreifen. Da merkt man dann schnell, wie groß die Lücke noch ist zwi- munikativ eine ganze Gesellschaft mitnehmen, in einer Antriebsdebatte, die auf schen Theorie und Praxis. einen gesellschaftlich-kulturellen Paradigmenwechsel hinausläuft. Das fällt den handelnden Personen nicht immer leicht. Man muss zudem bedenken: Da geht Die konkreten Umsetzungen der Herstellerszenarien liegen meist weit jenseits es um Milliarden Euro. Ein falsches Wort und die Aktie bricht ein, das Unterneh- der Amtszeit der handelnden Personen. 2025, 2030 – das scheinen wichtige Jahre men leidet. Da kann man nicht immer der öffentlichen Meinung nach dem Mund zu sein … reden. Dafür habe ich auch Verständnis. Unternehmenskommunikation ist sehr Burkhard Riering: Sie haben Recht, man bekommt schon den Eindruck, dass wir vielschichtig geworden. uns im Jahr 2030 alle gut anschnallen müssen, da passiert so viel. (lacht) Nein, im Ernst, es wird keine Revolution geben, nach der wir alle plötzlich in elektrisch Was hätte man besser machen können? betriebenen, autonom fahrenden Autos sitzen. Es ist eher eine Evolution, und es Burkhard Riering: Krisenmanagement muss man können. Kann man es nicht, wird, was den Entwicklungsstand im Jahr 2025 oder 2030 betrifft, vermutlich an- dann muss man sich die Kompetenz ins Haus holen, um einem angeschlagenen ders kommen als prognostiziert. Ich sehe nicht, dass im Jahr 2030 intelligente, Unternehmen auch im Sinne der Öffentlichkeit deutlich besser aus der Affäre zu autonom fahrende Autos den Straßenverkehr beherrschen. helfen. Wer zu ignorant der Gesellschaft gegenüber auftritt, der gibt kein gutes Bild ab. Das schadet dem Unternehmen, weil CEO und Unternehmen heute zunehmend Ist das autonome Fahren nur eine gute Story für die Shareholder? gleichgesetzt werden. Burkhard Riering: Nein, das autonome Fahren wird kommen. Nur vermutlich an- ders als heute oft versprochen. Wir werden über viele Jahre Mischverkehr haben. Die Kunden von heute aber stört das offenbar wenig, Hersteller wie VW und © Wolf Heider-Sawall, Automobilwoche; Fotolia: Zffoto Da teilen sich dann Autos mit autonomen oder teilautonomen Fähigkeiten die BMW vermelden Rekordverkaufszahlen. Warum? Straßen mit analogen Modellen. Wenn aber ein autonomes Fahrzeug vom Compu- Burkhard Riering: Die „Automobilwoche“ ist sehr nah am Autohandel, wir reden ter korrekt in eine Parklücke eingeparkt werden soll, da ist doch der Fahrer eines regelmäßig mit vielen Händlern. Welchen Einfluss der Dieselskandal auf die Kunden analogen Modells schon in die freie Lücke geflitzt, bevor das autonome Auto über- hat? Nicht so viel, wie man meinen könnte. Einen Gutteil der Kunden interessiere haupt das Lenkrad einschlägt. Oder nehmen wir den Verkehr auf den Autobahnen: schlicht nicht, was im Wirtschaftsteil der Medien stehe. Sie wollen einfach ein be- Wenn die autonomen, miteinander vernetzten Fahrzeuge artig hintereinander- stimmtes Modell eines Anbieters, und das kaufen sie. Die Autos sind ja auch gut, fahren, auf der Überholspur aber schnellen die analogen Autos vorbei, weiß ich Diesel haben große Vorteile. Das ist Wertarbeit, man bekommt etwas für sein Geld. nicht, ob die Passagiere in den Roboterautos das so toll finden. Wo ich aber positiv Das sehen betroffene Dieselfahrer in Deutschland vermutlich anders, die sich jetzt mit gestimmt bin mit Blick auf das Hammerjahr 2030: kleine, autonome People Mover, juristischen Fragen auseinandersetzen müssen. Das ist bitter – wirkt sich aber nicht die auf eigenen Fahrbahnen und genau definierten Touren von A nach B fahren. auf die Verkaufszahlen aus. Nur Fahrverbote würden den Diesel wirklich stoppen. // Das ist für mich autonomes Fahren im Jahr 2030. MOBILITY WORLD / 2.18 9
UND WER PROGRAMMIERT? Der Fachkräftemangel im Bereich IT ist eine der größten Herausforderungen der Automobilbranche. Neue Wege beim Mitarbeiterrecruiting sind gefragt – für M Plan zum Beispiel sind Superhelden im Einsatz. M REPORT // Es war eines dieser Meetings, an das sich die Teilnehmer noch lange erin- Superhelden als Markenbotschafter für einen Entwicklungsdienstleister – das nern werden. Nicht, weil es zum Teil hoch herging und viele Argumente auf klingt tatsächlich ungewöhnlich. Doch ungewohnte Maßnahmen sind notwen- dem Tisch lagen. Immerhin ging es um eine neue Kampagne fürs Mitarbeiterre- dig, um sich einer der größten Herausforderungen der Branche zu stellen: dem cruiting – und damit auch um die Zukunft des Unternehmens. Nein, das Meeting Fachkräftemangel. Denn nicht die Digitalisierung oder die Vernetzung autonom war denkwürdig, weil an diesem Tag im Frühjahr 2016 fünf neue Superhelden fahrender Autos sind die größten Aufgaben der Industrie, sondern das Suchen, das Licht der Welt erblickten. Fünf Helden, die künftig für M Plan im Einsatz sein Finden und vor allem Unter-Vertrag-Nehmen der entsprechenden Mitarbeiter. würden: Pete „The Tank“ Snow, Lady Crathadh, Acror, Doc McConnor und Johnny Im Bereich IT ist das nicht leicht – dabei benötigen Unternehmen fast aller Bran- Onehundred. Diese „Masters of Mobility“ gehören seit 2017 tatsächlich zur Beleg- chen dringend Programmierer, Softwareentwickler und Datensicherheitsexper- schaft des Entwicklungsdienstleisters M Plan – wenngleich nur virtuell im Inter- ten. Gerade auch die Automobilindustrie – denn wer soll all die Algorithmen net, etwa auf den Social-Media-Kanälen des Unternehmens. Die fünf stehen mit programmieren, die für künftige Generationen von Fahrerassistenz- und Info- ihren Fähigkeiten – Elektronikexperte Doc McConnor zum Beispiel ist energie- tainmentsystemen, für Bordcomputer und autonom fahrende Autos essentiell geladen wie eine Hightech-E-Mobil-Batterie – für wichtige Geschäftsfelder des sind? „In Deutschland sind aktuell deutlich zu wenig IT-Experten ausgebildet, Unternehmens: Sicherheitstechnik, Elektronik und Car-IT, Qualitätsmanagement um den tatsächlichen Personalbedarf in den Unternehmen zu decken“, sagt Sab- und Antriebstechnologie. Ihre Aufgabe: neue „Helden“ zu rekrutieren, allerdings rina Gleichmann von M Plan. „Der Bedarf der Unternehmen ist an den Hoch- ganz reale – neue Fachkräfte, die für M Plan und deren Kunden die Mobilität von schulen leider zeitverzögert angekommen. Und jetzt suchen alle qualifizierte morgen mitgestalten. Mitarbeiter für die großen IT-Themen der Zukunft.“ UNGEWÖHNLICHE MARKENBOTSCHAFTER WETTBEWERBSFAKTOR DIGITALKOMPETENZ Und das mit Erfolg. „Unsere Heldenkampagne hilft uns spürbar am heiß um- Bereits heute stehen rund 90 Prozent aller Innovationen in der Fahrzeugtechnik kämpften Bewerbermarkt“, sagt Sabrina Gleichmann, bei M Plan für das Re- in direktem Zusammenhang mit der Elektronik. Knapp 90 Prozent der Unterneh- cruiting von Mitarbeitern verantwortlich. „Gerade die Zielgruppe der Young Pro- men aller Branchen meinen, dass Digitalkompetenz künftig genauso entschei- © Fotolia: denisismagilov fessionals kann sich gut mit dieser Superheldenwelt identifizieren, sie kennen dend sein wird wie die fachliche oder soziale Kompetenz der Mitarbeiter. Die alle die „Avengers“-Filme mit Iron Man und Captain America oder ähnliche Studie „Wettbewerbsfaktor Fachkräfte“ der Unternehmensberatung McKinsey Science-Fiction-Blockbuster. Dass ein mittelständisches Unternehmen der Auto- kam schon 2011 zu dem Fazit: „Als Wettbewerbsfaktor gewinnt Arbeit weiter an motive-Branche mit so ungewöhnlichen und offenbar ziemlich coolen Marken- Bedeutung: Fachkräfte werden knapper, begehrter und damit auch teurer. Das botschaftern auf sich aufmerksam macht, das kommt merklich gut an.“ Thema Personal wird zur Chefsache und zum strategischen Wettbewerbsfaktor, 10 MOBILITY WORLD / 2.18
„Unsere Heldenkampagne hilft uns spürbar am heißumkämpften Bewerbermarkt.“ Sabrina Gleichmann, Managerin Recruitment bei M Plan mit mindestens gleicher Bedeutung wie Finanz- und Produktionsfragen.“ Genau durch Stipendien, durch Gasttutoren aus den Reihen von M Plan oder durch ge- so ist es gekommen – die Personalabteilungen müssen nicht nur bei M Plan kreativ zielte Guerillaaktionen, bei denen zum Beispiel für wenige Tage eine Hochschule wie Werbeagenturen denken. Nur dass das Produkt, das beworben wird, ein Arbeits- mit Superheldenpostern tapeziert wird. Arriviertere Kandidaten werden durch platz ist. Denn die aktuellen Zahlen sprechen für sich: 2017 gab es in Deutschland weniger aggressives Marketing angesprochen, durch klassische Anzeigen auf den 55.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte, die Zahl war noch einmal um acht Prozent entsprechenden Jobportalen oder durch Kontakte auf Messen. So präsentiert sich im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, ergab eine repräsentative Umfrage des IT-Bran- M Plan mittlerweile auch auf der Computermesse CeBit in Hannover im Rahmen chenverbands Bitkom. „Wir haben zu wenig Fachkräfte“, so Bitkom-Präsident Achim der „Job and Career“-Veranstaltung. Auch die aktive Ansprache von Kandidaten Berg. Die „Lücke“ zwischen Bedarf und Angebot an potentiellen IT-Mitarbeitern gehe in Businessnetzwerken und Lebenslaufdatenbanken und ein anreizbasiertes Emp- „eher auf statt zu“. Vor allem im Bereich Datenanalyse und Cloud Computing sei der fehlungsmanagement nehmen eine immer tragendere Rolle ein. Arbeitsmarkt „wie leergefegt“. Dimitar Katarov zum Beispiel wurde über einen Professor seines Studiengangs Diese „Lücke“ ist eklatant: Im vorigen Jahr wurden allein in der deutschen IT- und Fahrzeug- und Flugzeugtechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaf- Telekommunikationsbranche (kurz: ITK) rund 45.000 neue Arbeitsplätze geschaffen ten München auf M Plan aufmerksam. Der heutige Diplomingenieur ist zwar kein – laut Achim Berg der „historisch stärkste Beschäftigungszuwachs“ innerhalb eines IT-Experte, dafür aber begeistert er sich für Fahrzeugakustik, einen Bereich, in Jahres. Für 2018 geht der Branchenverband von einem Mehr an 42.000 weiteren dem ebenfalls dringend Nachwuchs gesucht wird. Der 27-Jährige wollte unbedingt Stellen im IT-Sektor aus. Damit wären Ende 2018 rund 1,1 Millionen Menschen in in dieser Automotive-Disziplin arbeiten. Sie ist ein Schwerpunkt bei M Plan, das der IT-Branche beschäftigt – wenn denn alle Stellen besetzt wären. 63 Prozent der Unternehmen gründete dafür jüngst sogar eine eigene Niederlassung in Weissach Unternehmen der ITK-Branche, die freie Stellen für IT-Spezialisten haben, suchen bei Stuttgart. „Beim Bewerbungsgespräch hatte ich das Gefühl, genau an der rich- M REPORT Softwareentwickler. Gefragt ist vor allem Know-how in den Bereichen Big Data, tigen Adresse zu sein. Mir war wichtig, nicht für immer bei einem OEM in der Industrie 4.0 und Cloud Computing. Daneben suchen Unternehmen händeringend gleichen Abteilung zu arbeiten, sondern vielfältige Aufgaben übertragen zu be- Anwendungsbetreuer, IT-Sicherheitsexperten und IT-Berater. kommen.“ Katarov, seit 2015 bei M Plan, in verschiedenen Projekten zum Experten gereift und derzeit bei einem großen Zulieferer im Münchner Raum im Einsatz, 250 MILLIONEN VERNETZTE AUTOS IM JAHR 2020? gehört heute zu den in der Branche besonders gesuchten Akustikexperten. Gerade das Thema Sicherheit bereitet der Branche Kopfschmerzen. Wenn immer mehr Geschäftsprozesse, Produkte und Anwendungen digitalisiert werden, steigt „FACHKRÄFTE SIND KARRIEREPLANER“ der Bedarf an Mitarbeitern, die diese Systeme sicher machen, auch gegen Hacker Die nächste Herausforderung für Unternehmen ist daher, gewonnene Fachkräfte – dies ist gerade für die Automobilindustrie ein wichtiges Thema. Marktforscher wie Dimitar Katarov zu binden und zu halten. Um dies zu erreichen, muss man wis- sagen voraus, dass im Jahr 2020 bereits 250 Millionen vernetzte Autos unterwegs sen, was Fachkräfte wollen. Laut einer Studie der Online-Jobplattform StepStone sein werden. Zuletzt war eine ganze Reihe von Angriffen bekannt geworden, bei und der Unternehmensberatung Kienbaum möchten vier von fünf Fachkräften in denen die Sicherheitssysteme von Fahrzeugmodellen unterschiedlicher Marken Deutschland in Unternehmen mit flachen Hierarchien arbeiten. Zugleich wollen geknackt wurden, darunter GM, FiatChrysler und Tesla. FiatChrysler zum Beispiel sie aber nicht auf klare Vorgaben verzichten. „Fachkräfte sind heute echte Karri- musste in den USA die Software von 1,4 Millionen Jeepfahrzeugen aktualisieren, ereplaner. Sie interessieren sich dafür, wie in einem Unternehmen gearbeitet wird. weil Hacker über eine Internetsicherheitslücke im Entertainmentsystem bis zur Es geht nicht mehr nur darum, ob sie die richtigen Fähigkeiten für eine Stelle mit- Steuerung des Fahrzeugs vordringen konnten. Laut dem Jobportal Indeed ist der bringen. Sie wollen auch wissen, ob die Arbeitsweise und die Führungskultur in Bedarf an Security-Experten wegen der Digitalisierung besonders groß. Die Anzahl einem Unternehmen zu ihnen passen“, sagt StepStone-Geschäftsführer Sebastian der ausgeschriebenen Stellen in diesem Bereich ist demnach zwischen 2015 und Dettmers. 2017 um rund 60 Prozent gestiegen. „Die Lücke zwischen Jobangeboten und pas- senden Experten bremst den technologischen Fortschritt in Deutschland, gerade Die Erfahrung macht man auch bei M Plan. Mit der Rekrutierung von immer mehr wenn wir an die Herausforderungen der Industrie 4.0 denken“, sagt Frank Hens- IT-Fachkräften wandelt sich auch die Unternehmenskultur. „ITler sind zum Beispiel gens, Geschäftsführer von Indeed Deutschland. Wichtig sei daher, dass Arbeitgeber oft gleich beim Du“, erklärt Sabrina Gleichmann. „Sie arbeiten gerne in einem ihre Recruiting-Strategie an das mobile Mediennutzungsverhalten dieser gefrag- kreativen Arbeitsumfeld, schätzen flexible Arbeitszeiten und einen großen Gestal- ten Kandidatengruppe anpassen und Kanäle wählen, die dem entsprechen. tungsspielraum. Weil dies aber auch ein Stereotyp ist und nicht auf jeden zutrifft, versuchen wir in den Bewerbungsgesprächen zu verstehen, was der jeweilige Genau das macht M Plan. „Wir begegnen dem Fachkräftemangel mit einem ziel- IT-Experte sich genau von uns wünscht, um ihm dann ein Angebot zu unterbrei- gruppenspezifischen Mix an diversen Rekrutierungsaktivitäten“, erklärt Persona- ten.“ Im Fall von M Plan kommt noch ein Vorteil hinzu: Der Entwicklungsdienst- lexpertin Sabrina Gleichmann. „Das Recruiting wächst immer enger mit der Diszi- leister kann seinen Fachkräften eine Vielfalt bieten, mit der zum Beispiel große plin des Marketings zusammen. Ein gezieltes und gutes Personalmarketing spielt OEMs oder Zulieferer Probleme haben. „Dank der Vielzahl an Niederlassungen eine immer entscheidendere Rolle im Wettbewerb um die besten Talente.“ Die ak- und Projekten bei verschiedenen Kunden können unsere Mitarbeiter auf Wunsch tuelle Superheldenkampagne ist dabei nur ein Baustein. Dazu kommt eine ausge- sehr viele Facetten der Automobilindustrie kennenlernen, wohingegen man bei klügelte Social-Media-Strategie, um potenzielle Jobkandidaten auf den passenden einem Autohersteller oft auf Jahre in ein und derselben Abteilung arbeitet. Das Portalen oder in geeigneten Community-Diensten anzusprechen. Entscheidend sei ist ein gutes Argument in Bewerbungsgesprächen“, so Sabrina Gleichmann. Und „eine extrem genaue Segmentierung der Zielgruppe“, so Sabrina Gleichmann. So natürlich dies: Man arbeitet, auch wenn sie hauptsächlich für die Personalabtei- genannte Young Professionals, also frisch gebackene Hochschulabsolventen, wer- lung im Einsatz sind, Seite an Seite mit Lady Crathadh oder Doc McConnor – echten den zum Beispiel schon während des Studiums auf M Plan aufmerksam – etwa Superhelden. // Einige Zahlen, Daten und Fakten zum Arbeits- markt für IT-Kräfte finden Sie auf Seite 12. MOBILITY WORLD / 2.18 11
DER ARBEITSMARKT FÜR IT-FACHKRÄFTE 55.000 offene Stellen für IT-Experten ITK-Unternehmen und Anwender Anzahl zu besetzender IT-Stellen in der Gesamtwirtschaft suchen Spezialisten (jeweils im September). Offene Stellen nach Anbietern und Anwendern. 60.000 55.000 ITK-Anbieter 51.000 50.000 23.500 45.000 43.000 43.000 41.000 Offene Stellen für IT-Fach- 39.000 40.000 38.000 55.000 kräfte in der ITK-Branche: Software und IT-Services 30.000 28.000 20.800 Hardware 20.000 2000 20.000 TK-Dienste 700 10.000 ITK-Anwender 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 31.500 Hohe Nachfrage nach Softwareentwicklern Anwenderbranchen: in der Bitkom-Branche IT-Sicherheitsexperten immer gefragter Welche IT-Spezialisten werden aktuell gesucht? Welche IT-Spezialisten werden aktuell gesucht? 63 % Anwendungsbetreuer/ 33 % Softwareentwickler 60 % Administratoren 37 % 64 % 44 % 21 % 30 % Anwendungsbetreuer/ 21 % Softwareentwickler 31 % Administratoren 16 % 27 % 20 % 20 % IT-Sicherheitsexperten 17 % IT-Sicherheitsexperten 17 % 15 % 12 % 19 % 9% IT-Berater 21 % Projektmanager 2% 14 % 1% 13 % M REPORT 9% Marketing und Vertrieb 8% IT-Berater 14 % 9% 14 % 2017 12 % 2016 9% 2017 Projektmanager 10 % IT-Servicemanager 2% 2015 2016 20% 3% 2015 0% 20 % 40 % 60 % 0% 20 % 40 % Quelle: Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte des Digitalverbands Bitkom aus dem November 2017. Befragt wurden dafür mehr als 1500 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von Unternehmen aller Branchen in Deutschland. EIN FRT-GERÄT FÜR ALLE ZUM UNTERNEHMEN AUTOMOBILANWENDUNGEN FRT GMBH Die FRT GmbH stellt leistungsfähige Oberflächenmessgeräte her, die in Entwicklung, Produktion und Qualitätskontrolle eingesetzt werden. Mit unserer hochwertigen und modernen 3D-Oberflächenmesstechnik lösen wir Ihre aktuellen Messauf- gaben in der Automobilbranche. Im konkreten Anwendungsfall überzeugt der MicroProf® 200 des Herstellers FRT mit seiner Multisensortechnologie. Das MOTOR/MECHANIK INTERIEUR EXTERIEUR Gerät erlaubt den simultanen Einsatz von Punkt-, Flächen- Zylinderbuchsen Elektronik Lack Kopfdichtung Displays Beleuchtung und Schichtdickensensoren sowie Rasterkraftmikroskopie. Antriebswelle Slushhäute Reifen Lager Armaturenbrett © FRT GmbH Getriebe www.frtmetrology.com 12 MOBILITY WORLD / 2.18
GEBALLTE LADUNG Das Berufsleben von Rick Wolters von M Plan München und Marko Wiegmann von M Plan Wolfsburg ist extrem hochtourig – beide sind Turboladerexperten. Der eine entwickelt die Lader, der andere sichert die bestmögliche Qualität. Ein Mitarbeiter der M Plan-Niederlassung Wolfsburg am FRT-Oberflächenmessgerät. ZU DEN PERSONEN RICK WOLTERS, MARKO WIEGMANN, (Foto oben) 34, geboren in den Niederlanden, studierte 41, lernte zunächst Kfz-Mechaniker, legte anschließend die M AT WORK Fahrzeugtechnik in Arnheim, arbeitete als Diplomant in der Prüfung zum Kfz-Handwerksmeister ab und kam im Mai Konzernforschung bei Volkswagen, wechselte nach dem Ab- 2011 zu M Plan. Praktisch von Beginn an war er in Projekte schluss zunächst zum Turboladerhersteller IHI CSI, danach eingebunden, in denen es um Turbolader für einen großen zu BorgWarner. Er arbeitete als technischer Berater für Audi OEM ging. Nach zahlreichen internen Schulungen über- und stieg im Herbst 2014 bei M Plan ein. Seit Januar 2015 ist nahm er vor zwei Jahren Verantwortung als Fachteamleiter. er in der Niederlassung München mit der Neuentwicklung In dieser Funktion leitet und steuert er heute bei M Plan eines Abgasturboladers für einen großen OEM befasst. Wolfsburg insgesamt 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. // Noch ungefähr neun Monate, dann kommt der große Moment. Dann geht ein flächenmessgerät des Herstellers FRT. Die Maschine ermöglicht die berührungslose neues, sportliches Modell eines großen Herstellers in Serie, unter dessen Haube und zerstörungsfreie Vermessung von Oberflächen und Schichtdicken und kann ein neuer Turbomotor steckt. „Dessen Abgasturbolader ist eine Neuentwicklung, Rauheiten, Beläge oder Materialverschleiß mit Auflösungen bis in den Nanometer- um die ich mich seit 2015 gekümmert habe“, sagt Rick Wolters, 34, SE-Teamleiter bereich erfassen. Dadurch wiederum lassen sich Rückschlüsse auf die Haltbarkeit (SE = Simultaneous Engineering) bei M Plan in München. Der Lader selbst ist nahe- und Robustheit von Turboladerwellen oder Lagerschalen ziehen. zu serienreif, an der Peripherie aber arbeitet Wolters derzeit noch unter Hochdruck, denn neun Monate, das ist aus der Perspektive eines Automobilentwicklers sozusa- Am Ende einer solchen Befundung steht ein rund 90 Seiten dicker Prüfbericht. Ein- gen fünf vor zwölf. Höchste Zeit also, dass auch Wärmeabschirmbleche, Ölleitungen, mal pro Woche gibt es einen Termin vor Ort beim OEM, um mit Konstrukteuren, Abgaskrümmerdichtungen und das Befestigungssystem von Wolters auf Serienni- Applikateuren und anderen Fachleuten die Messergebnisse zu begutachten und zu veau gebracht werden. „Damit bin ich noch eine Weile beschäftigt.“ Er ist sicher: bewerten sowie mögliche Konsequenzen daraus zu besprechen. Übrigens fließen „Das wird alles problemlos funktionieren.“ auch Erkenntnisse aus der praktischen Erprobung in diese Runden mit ein, denn ein M-Plan-Kollege ist vor Ort beim OEM mit der weltweiten Turboladererprobung Während Wolters bei M Plan München an neuen Turboladerlösungen tüftelt, küm- und -absicherung befasst. mert sich sein Kollege Marko Wiegmann von M Plan Wolfsburg im Prinzip um das Gegenteil: die Zerlegung und Vermessung von Turboladern, um etwaigen Schwach- Längst bereiten sich die Turboexperten von M Plan auf die Zukunft vor. Da geht es punkten auf die Spur zu kommen. Wiegmann, 41, ist Fachteamleiter für den Bereich vor allem um neue Materialien, neue Herstellungsverfahren wie etwa 3D-Druck Applikationen und steuert unter anderem eine sechsköpfige Gruppe, die sich mit sowie den Einsatz elektrischer Systeme, so genannter E-Booster, im Bereich der der so genannten Turboladerbefundung befasst. „Wir untersuchen Turbolader jeg- Lader. „Für die elektrischen Turbolader sind wir mit unserem OEM-Kunden in en- licher Art, beispielsweise solche, die auf Prüfständen gelaufen sind, in Erprobungs- gem Austausch über die Anforderungen für die Lastenhefte“, sagt Wiegmann. Das fahrzeugen eingebaut waren oder aus Kundenmodellen stammen und über den Fernziel sei es, einen neuen Turbolader nicht nur bis ins Detail zu vermessen und Kundendienst des OEM zu uns kommen.“ zu beurteilen, sondern auch mitzuentwickeln. Rick Wolters aus München denkt sogar noch weiter: „Vielleicht sollten wir bei M Plan einen eigenen, zukunftso- Im Durchschnitt landen zwei Turbolader pro Arbeitstag auf dem „Operationstisch“ rientierten Turbolader entwickeln.“ Ausreichend Know-how und Erfahrung sind in der Wolfsburger Niederlassung von M Plan. Dort werden sie in sämtliche Einzel- jedenfalls vorhanden. // teile zerlegt, vermessen und fotografiert. Zentrales Arbeitsgerät dabei ist ein Ober- MOBILITY WORLD / 2.18 13
COOL BLEIBEN Das Unternehmen Gentherm ist Spezialist für die individuelle Klimatisierung von Fahrzeug- innenräumen – und für die thermische Regulierung moderner Fahrzeugbatteriesysteme. M VIEW Heiß oder kalt – Gentherm kann beides: Getränkehalter können kühlen oder wärmen, Fahr- zeugsitze ebenso. Auf jedem Platz im Auto lässt sich ein individuelles Mikroklima schaffen. 14 MOBILITY WORLD / 2.18
ZUM UNTERNEHMEN GENTHERM ist ein weltweit führender Spezialist für dezentrale Klimatisierungskonzepte in Fahr- zeugen. Mit Sitzheizungen, beheizbaren Lenkrädern oder wärmenden Oberflächen sorgt das Unternehmen mit Sitz in Northville im US-Bundesstaat Michigan für ideale Wohlfühlklimata in Premiumautomodellen. Der neue Geschäftsbereich Energy Systems entwickelt zudem Systeme für das Batteriethermomanagement und Lösungen im funk- tionellen Batterieumfeld. Außerdem ist Gentherm in den Bereichen Medizintechnik und Elektronik tätig und mit dem Geschäftsbereich Global Power Technologies weltweit füh- rend in der Ferneinspeisung von Energie und in der Produktion thermoelektrischer Ge- neratoren. Das Unternehmen, dessen Europazentrale im bayerischen Odelzhausen liegt, unterhält weltweit 20 Standorte in 13 Ländern mit heute mehr als 13.000 Mitarbeitern. Neuer CEO ist seit Dezember 2017 Philipp Eyler, der zuvor die Connected-Car-Division von Harman leitete. www.gentherm.com // Jeder Sommer hat seinen Soundtrack. Einen Hit, der rund um den Globus in Sitz beim Einsteigen mit zusätzlicher Wärme. Hier können thermische Komfort- den Radiostationen bis zum Gehtnichtmehr gespielt wird. In den achtziger Jahren produkte den Passagier unterstützen und durch Heizung, Kühlung und Belüftung zum Beispiel „Lambada“ und „La Bamba“, in den Neunzigern „Macarena“ und für den notwendigen Ausgleich sorgen. In allen Teilen der Welt: Premiumfahrzeu- „Soca Dance“ – und vergangenes Jahr das unvermeidliche „Despacito“. So ein Hit ge sollen weltweit und in allen Klimaregionen Kunden begeistern. Deshalb stellt prägt den Sommer, ob in Reykjavik oder Rendsburg, Rimini oder Rio. Dabei ist die Sitzklimatisierung eine besondere Herausforderung dar. Gentherm hat in die- der Sommer selbst weltweit sehr verschieden: In Reykjavik freut man sich bei 15 ser anspruchsvollen, aber oft nicht im Fokus stehenden Disziplin des Fahrzeug- Grad über hochsommerliche Temperaturen, in Rio fröstelt man noch bei 25 Grad. baus seit Jahren Expertise aufgebaut. Das erste thermoelektrische Produkt des Und das stellt gerade Unternehmen der Automobilindustrie vor große Herausfor- Unternehmens wurde in enger Zusammenarbeit mit Ford entwickelt: das „Climate derungen. Denn sie sind – anders als Musikproduzenten – weltweit mit ganz un- Control Seat System“ (CCS), das im Lincoln Navigator aus dem Modelljahr 2000 terschiedlichen Vorlieben in Sachen Wohlfühlatmosphäre in global vertriebenen zum ersten Mal zum Einsatz kam. Es war weltweit das erste individuell regelbare Automodellen konfrontiert. Auch wenn im Sommer überall „Despacito“ & Co. im Klimasitzsystem mit aktiver Kühlung und Heizung in einem Fahrzeug. Bis heu- Autoradio läuft – beim Temperaturkomfort herrschen in Rendsburg und Rimini te wurden bereits mehr als 30 Millionen thermoelektrische Komponenten von M VIEW sehr verschiedene Vorstellungen vom idealen Innenraumklima. Gentherm zum Einsatz gebracht. Heute arbeitet Gentherm mit allen führenden Automobilherstellern und Erstausrüstern zusammen. „Unsere Technologien sor- EFFEKTIVE KLIMATISIERUNG gen für mehr Thermokomfort bei Fahrer und Passagieren und steigern die Wert- Das ist das Geschäftsfeld des Unternehmens Gentherm, weltweit Marktführer für schöpfung bei unseren OEM-Kunden“, sagt Holger Hildsberg, Director Business automobile Klimakonzepte. Die Sitzheizungen, Sitzbelüftungs- und Sitzklima- Development and Marketing EU bei Gentherm. „Darüber hinaus sorgen sie aber systeme sowie Flächen- und Lenkradheizungen sorgen heute in Millionen von auch für verringerten Schadstoffausstoß, weil die herkömmlichen Klimaanlagen, Fahrzeugen für Wohlbefinden und Komfort. Die eigens entwickelte „GENTHERM wie sie heute in den meisten Fahrzeugen zu finden sind, bei Verwendung unse- ClimateSense“-Technologie ist die Kombination dieser Systeme und eine innova- rer Thermotechnologie entlastet werden können. Unser Ziel ist es, die klassische tive Lösung für eine neuartige und besonders effiziente Klimatisierungsstrategie Klimaanlage mit unseren fortschrittlichen, auf dem Prinzip der Thermoelektrizi- im gesamten Fahrzeuginnenraum. Und mit der „GENTHERM TrueTherm“-Tech- tät beruhenden Heiz- bzw. Kühlsystemen zu ergänzen und dadurch den Ausstoß nologie halten Getränkehalter und Staufächer Getränke und Snacks perfekt auf schädlicher Abgase noch weiter zu reduzieren.“ Die Senkung der CO2-Werte ist Temperatur. Gentherm-Systeme können nahezu jede Fläche und Komponente im heute eines der wichtigsten Themen der Automobilindustrie. Fahrzeuginnenraum beheizen und gegebenenfalls auch kühlen, mit zum Beispiel Litzenheizelementen oder Folienheizelementen. WACHSTUMSMARKT E-MOBILITÄT Das Unternehmen ist noch bei einem weiteren entscheidenden Thema aktiv: der Heutzutage verbringen Autofahrer mehr Zeit in ihren Fahrzeugen als jemals zuvor. E-Mobilität. Mit der Schaffung des neuen Geschäftsbereichs Energy Systems re- Auf der Fahrt zur Arbeit steht man in Ballungsräumen immer länger im Stau – agiert Gentherm auf die Anforderungen, die der Wachstumsmarkt Elektromobi- viele Automobilhersteller entwickeln auch deshalb Systeme fürs autonome Fah- lität und Hybridfahrzeuge an die Energieversorgung stellt. Hier positioniert sich ren, damit die Fahrer die immer längeren Zeitspannen im Auto sinnvoll nutzen Gentherm als Lieferant für diverse Subsysteme für Hochvolt- und Niedervoltbatte- können. Schon heute sind Autos längst nicht mehr nur Transportmittel, sondern rien, um deren maximale Leistung und Ladekapazität sowie eine sichere und in- fungieren auch als Büro, Wohnwagen, Entspannungsoase oder mobiles Café – telligente Zellüberwachung zu gewährleisten. Das Leistungsspektrum von Energy in der Branche ist bereits vom „Third Place“ die Rede, vom dritten Lebensraum Systems erstreckt sich vom Thermomanagement über die Zellkontaktierung und zwischen dem Zuhause und dem Arbeitsplatz. Und da ist ein individuelles Kli- das Batteriemanagement bis hin zur Batterieverkabelung. Einer der Hauptfakto- makonzept für jedes Fahrzeug, ja für jeden Sitzplatz im Auto immer wichtiger. ren für die Marktfähigkeit der stark wachsenden Mildhybridtechnologie ist die Thermischer Komfort aber ist etwas sehr Persönliches und wird von zahlreichen Leistungsfähigkeit von Lithium-Ionen-Akkus bei unterschiedlichsten Tempera- Faktoren beeinflusst. Ob man sich bei einer bestimmten Raumtemperatur wohl- turbedingungen, aber auch die Lebensdauer des Akkus ganz allgemein. Muss fühlt, hängt nicht nur vom Geschlecht und dem Alter ab, sondern auch von der er etwa längere Zeit bei zu geringen Temperaturen arbeiten, verringert sich die körperlichen Konstitution, von der Kleidung und der individuellen Tagesform. Lade- und Leistungskapazität. Ist er hingegen einer Überhitzung ausgesetzt, altert Dazu kommen noch regional und kulturell geprägte Unterschiede beim thermi- er vorzeitig. Schon bei einer Temperaturabweichung von 10 bis 15 Grad verringert schen Komfortempfinden. sich die Lebensdauer eines Lithium-Ionen-Akkus um 30 bis 50 Prozent. Da diese Faktoren die Wirtschaftlichkeit des Akkus beeinträchtigen, sollte er unter mög- IM FOKUS: DER FAHRZEUGSITZ lichst gleichbleibenden Temperaturbedingungen betrieben werden. Denn auch Dem Fahrzeugsitz kommt dabei eine besondere Rolle zu: Kein anderes Bauteil das ist die Zukunft: dass sich eben auch die Komponenten moderner umwelt- steht mit den Insassen auf einer so großen Fläche in direktem Kontakt. Unter win- schützender Antriebstechnologien wohlfühlen im Auto – nicht nur die Insassen. © Gentherm terlichen Bedingungen führt der Mensch zu viel Körperwärme an den Sitz ab und Und das im Winter wie im Sommer – und auf jeden Fall unabhängig davon, was friert folglich. Im Sommer nervt mitunter ein im parkenden Fahrzeug aufgeheizter gerade aus dem Autoradio tönt. // MOBILITY WORLD / 2.18 15
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