Infektions-krankheiten - Doctors Today

 
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Infektions-krankheiten - Doctors Today
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Praxis-Impulse für Hausärzt:innen                8/2021

Infektions-
krankheiten

COVID-19             DMP-Programme     Metabolische und to-   Marktübersicht
Höheres Risiko bei   Was nützen sie    xische Leberschäden    Die Videosprech-
Diabetes?            Hausärzt:innen?   Abwarten ist „out“!    stunde im Fokus
Infektions-krankheiten - Doctors Today
Nr.      1
                                                                    

                                                                                    ����� ������������

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                                                                                                                               FÜR ALLE
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                     Glukose-Sensor-
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                                                                                                                               PATIENTEN
                                                                                                                                                                                                                                                     2
                                                                 ���

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                                                                                                                                 OHNE ROUTINEHAFTES
                                                                 ���

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                                                                                                                                 FINGERSTECHEN3,4
                                                                            �����             �����       �����

                                                                                       

                                                                                                                                                    Klinisch signifikante Reduktion
                                                                                                                                                    von HbA1c und Hypoglykämien5,6
                                                                                                                                                    Optionale Alarme für noch
Warum stechen,                                                                                                                                      mehr Sicherheit7,8
wenn man scannen kann?3,4
                                                                                                                                                    Mehr Lebensqualität9 und
                                                                                                                                                    bessere Compliance

                                                                                                   Mehr erfahren unter:
                                                                                                  www.FreeStyle.de/info

Bei den hier gezeigten Bildern handelt es sich um Agenturfotos, die mit Models gestellt wurden.
1. Die Aussage basiert auf der Anzahl der Nutzer des FreeStyle Libre Messsystems weltweit im Vergleich zu der Nutzeranzahl anderer führender sensorbasierter Glukosemesssysteme für den persönlichen Gebrauch. Quelle: Daten liegen vor. Abbott Diabetes Care, Inc.
2. FreeStyle Libre ist zertifiziert für Kinder ab 4 Jahren sowie Erwachsene, einschließlich Schwangere. Die Aufsichtspflicht über die Anwendung und die Auswertung von FreeStyle Libre bei Kindern bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres obliegt der Verantwortung
einer volljährigen Person. 3. Das Setzen eines Sensors erfordert ein Einführen des Sensorfilaments unter die Haut. Der Sensor kann bis zu 14 Tage lang getragen werden. 4. Eine zusätzliche Prüfung der Glukosewerte mittels eines Blutzucker-Messgeräts
ist erforderlich, wenn die Symptome nicht mit den Messwerten oder den Alarmen des Systems übereinstimmen. 5. Dunn, T., et al. Diabetes Res Clin Pract. 2018; 137: 37-46. 6. Lang, J., et al. Expanded real-world use confirms strong association between
frequency of flash glucose monitoring and glucose control. 2019. 7. Alarme sind standardgemäß ausgeschaltet und müssen eingeschaltet werden. 8. Die FreeStyle LibreLink App kann nur Alarme ausgeben, wenn der Sensor nicht zuvor mit dem Lesegerät
gestartet wurde. Wenn die FreeStyle LibreLink App und das FreeStyle Libre 2 Lesegerät gleichzeitig verwendet werden sollen, muss der Sensor zuerst mit dem FreeStyle Libre 2 Lesegerät gescannt werden. In diesem Fall kann nur das FreeStyle Libre 2 Lesegerät
die Alarme ausgeben. 9. Yaron, M., et al. Diabetes Care. 2019; 42(7): 1178-1184.
Das Lesegerät der FreeStyle Libre Messsysteme ist sowohl in mg/dL als auch mmol/L erhältlich. Die FreeStyle LibreLink App kann beim initialen Setup sowohl auf mg/dL als auch mmol/L eingestellt werden. FreeStyle, Libre und damit verbundene Markennamen
sind eingetragene Marken von Abbott. Apple, das Apple Logo und iPhone sind Marken von Apple Inc., mit Sitz in den USA und weiteren Ländern.
© 2021 Abbott | ADC-36272 v1.0 | sense & image
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    Der Zauber des Mikrokosmos

                                                                                                         Foto: Science Photo Library / Gschmeissner, Steve

                                   BILDERRÄTSEL
                                Was zeigt diese
                    Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme?
                       Auflösung: Lymphozyten in entzündlichem Hautgewebe

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S S E N !
                                  H T V  ERGE       eAU
O K T O BER                 N I C       IEREN
                                              D E R

    1
                               A S S IGN          W E N DIG
                         FÜR D                  T
                                     e H B A NO
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SOLIDARISCH GEGEN DIE FLUTFOLGEN

 A
        ls die ersten Berichte über die Flutkatastro-   In der Region Nordrein waren rund 105 Arztpra-
        phe in Rheinland-Pfalz und NRW im Fern-         xen betroffen. Mittlerweile haben sich in Rhein-
        sehen zu sehen sind, fühlt man sich an die      land-Pfalz 36 Arztpraxen (Stand: Ende Juli) auf-
 Schreckensbilder aus einem weit entfernten Kri-        grund der Flutschäden aus dem System abgemel-
 sengebiet erinnert: Dörfer sind komplett dem Erd-      det, hier werden sich die Türen für die Patient:in-
 boden gleichgemacht, Häuser und Straßen einfach        nen nicht mehr öffnen.
 weggerissen. Auch Wochen danach liegt überall
 noch Schutt und Schlamm. Lange Zeit ist nicht          Aber nicht minder beeindruckend ist auch die So-
 klar, wie viele Menschen in den Fluten ihr Leben       lidarität, die uns jetzt alle vereint. Dazu gehören
 lassen mussten. Vor den Trümmern ihrer Existenz        die vielen Helfer:innen vor Ort,
 stehen nicht nur die dort ansässigen Familien, son-    die fleißig Hand anlegen. Land-
 dern auch die medizinischen Einrichtungen wie          wirtschaftliche Betriebe und Bau-
 Arztpraxen, Apotheken und Kliniken.                    unternehmen stellen schweres
                                                        Gerät sowie Personal zur Verfü-
 Hausärzt:innen und MFA, die persönlich betrof-         gung. Andere bieten ihre Ferien-
 fen sind, sind das meist gleich mehrfach: Morgens      wohnung an oder Kost & Logis in
 wird gemeinsam in der Praxis geackert und nach-        ihren Hotelanlagen. Wer in den
 mittags kämpft jeder zu Hause in der eigenen Ru-       sozialen Medien aktiv ist, teilt
                                                                                                  Sabine Mack,
 ine weiter. Denn wer auf dem Land arbeitet, lebt       Hilfsangebote wie kostenfreies
                                                                                                  Redakteurin
 oft auch in der Region. Neben technischen Gerät-       Mittagessen, Duschmöglichkei-
 schaften sind auch Patientenakten bzw. Festplat-       ten im Fitnessstudio oder mobile Waschsalons.
 ten vernichtet worden, was künftig die Arbeit zu-      Beide Bundesländer haben Soforthilfen an den
 sätzlich erschwert.                                    Start gebracht, die auch für Arztpraxen einschlä-
                                                        gig sind. Die ersten Spendengelder sollen in den
 Menschen, die in höchster Not Leib und Leben ret-      nächsten Tagen verteilt werden.
 ten konnten, stellen jetzt fest, dass auch wichtige
 Medikamente verloren gegangen sind. Was aber tun,      Hausärzt:innen, die ihre Kolleg:innen vor Ort unter-
 wenn nicht nur die örtliche Hausarztpraxis wegge-      stützen wollen, können sowohl finanziell helfen, als
 schwemmt wurde, sondern auch das Auto, um ins          auch durch Sachspenden wie z. B. med. Gerätschaf-
 Nachbardorf fahren zu können – und vielleicht auch     ten. Unter folgendem Link haben wir entsprechen-
 die Brücke, die man dorthin überqueren müsste?         de Infos aufbereitet: https://www.doctors.today/a/
                                                        flutkatastrophe-solidaritaet-und-hilfe-2366888
 Nicht nur die wirtschaftlichen, auch die gesund-
 heitlichen Folgen sind kaum absehbar: Neben ei-        Sabine Mack,
 ner möglichen Zunahme an Infektionskrankheiten         Redakteurin doctors|today
 vor Ort sind auch Ausfälle in der Belegschaft durch
 die Überlastung sowie eine allgemeine Zunahme
 an psychisch assoziierten Erkrankungen denkbar.
 Direkt nach der Katastrophe waren insgesamt 135
 Praxen nicht mehr oder nur bedingt arbeitsfähig.

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                                                                                                       Herpes zoster: Verlauf,
                                                                                                       Komplikationen, Therapie                      16
    Science Photo Library / Marazzi, Dr. P.

                                                                                                       Sofern sich ein Herpes zoster in typischer Weise
                                                                                                       mit einem auf ein Dermatom begrenzten
                                                                                                       makulopapulösen, später vesiculösen und
                                                                                                       pustulösen Exanthem äußert, kann die Diagno-
                                                                                                       se rein klinisch gestellt werden. Ansonsten ist ein
                                                                                                       Virus-Nachweis erforderlich. Die Therapie richtet
                                                                                                       sich nach Lokalisation und Verlauf.

                                               32 Arzt-Patienten-Kommuni-
                                                  kation: Kannitverstan
                                                                  Eine aktuelle Studie zeichnet ein
                                                             ziemlich ernüchterndes Bild, wenn es
                                                                um die Gesundheitskompetenz der

                                                                                                                                                                fotogestoeber - stock.adobe.com
                                                            Bevölkerung hierzulande geht. Dieses
                                                              Ergebnis muss auch bei der Arzt-Pa-
                                                           tienten-Kommunikation berücksichtigt
                                                            werden. Denn viele Patient:innen ver-
                                                                 stehen nicht, was die Ärzt:in sagt.

                                                                                                       Leberschäden: Abwarten
                                                                                                       ist out                                      48
                                                                                                       Erhöhte Leberwerte sind ein häufiger Befund in
                                                                                                       der Hausarztpraxis und oft auf eine Leberschädi-
                                                                                                       gung infolge übermäßigen Alkoholkonsums oder
                                                                                                       Fehlernährung zurückzuführen. Die Prävention
                                                                                                       durch einen gesunden Lebensstil bleibt daher
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                                                                                                       die wichtigste Maßnahme. Zudem gilt es, die
                                                                                                       harmloseren von den vermutlich progredien-
                                                                                                       ten Verläufen abzugrenzen.

                                              doctors|news                                             doctors|digital
                                              10 COVID-19: Kinder entwickeln langfristige              28	Videosprechstunde: Digitale Spielerei oder wertvoller
                                                 Immunität                                                 Zusatzservice für beide Seiten?
                                              10 PTBS bei jedem vierten COVID-Erkrankten
                                              12 Ärzteschaft altert                                    doctors|politics
                                              13 Jede 5. Krankenhauspatient:in hat Diabetes            32 Arzt-Patienten-Kommunikation: Kannitverstan
                                                                                                       34 Gesundheitsversorgung: Auf dem Land geht´s lang-
                                                                                                           sam aufwärts
                                              doctors|focus                                            36	Disease-Management-Programme … und ihr Nutzen
                                              16 Herpes zoster: Verlauf, Komplikationen, Therapie          für die hausärztliche Versorgung
                                              20 Influenza-Impfung: Herzkranken dringend ans           39 Buchtipp: Warum auch Allgemeinärzt:innen etwas
                                                 Herz legen!                                               über KI wissen sollten
                                              24 Anstieg von ALAT und Ferritin: Was quält die
                                                 Leber?                                                doctors|medicine
                                              26 Sexuell übertragbare Infektionen (STI): Immer auf     40 COVID-19: Höheres Risiko bei Diabetes?
                                                 alles testen!                                         41 Eizellen auf Abruf: Chancen und Risiken

6                                             doctors | today 8/2021                                                                        www.doctors.today
Infektions-krankheiten - Doctors Today
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Weil T2D auch
leicht sein kann

GLP-1, der Insulinbooster: senkt den Blutzucker und
vermindert den Appetit. Entdecken Sie die Vorteile,
Einsatzmöglichkeiten und weitere Informationen rund
um GLP-1 für Ihre Typ 2 Diabetes Patient*innen unter
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                                           Und das Leben wird leichter.
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                                                                                         Morbus Crohn: Tipps zur
                                                                                         Therapiestrategie                          52
                                                                                         Beim Morbus Crohn sollte man in den Anfangs-
                                                                                         stadien bevorzugt mit Mesalazin, Budesonid oder
                                                                                         Kortikosteroiden therapieren, ist Prof. Rogler,
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                                                                                         Zürich, überzeugt. Er plädiert dafür, vor dem
                                                                                         Einsatz von Biologika zunächst die bestehende
                                                                                         Behandlung zu optimieren, z. B. durch Erhöhung
                                                                                         der Dosis oder Wechsel der Substanz.

                                  63                  Praxismanagement:
                                                 Was ist Ihre Praxis wert?
                                                  Seit Jahren zeigen sich große Unter-
                                                schiede bei den Kaufpreisen von Arzt-
                                               praxen. Eine hausärztliche Praxis wird
                                               für eine halbe Million verkauft, andere
                                                 Praxen werden „verschenkt“ oder zu

                                                                                                                                                ipopba - iStockphoto
                                                einem symbolischen Preis übergeben.
                                                Für eine individuelle Bewertung Ihrer
                                              Praxis ist insbesondere der immateriel-
                                                                      le Wert wichtig.

                                                                                         COVID-Erfahrungsbericht:
                                                                                         Bitte intubiert mich wieder!                74
                                                                                         Ein Arzt infizierte sich im Rahmen seiner Tätig-
                                                                                         keit im Krankenhaus mit Corona. Dieser Erfah-
                                                                                         rungsbericht zeigt nicht nur eindrücklich den
                                                                                         Leidensweg im Rahmen seiner schwerwiegenden
      Tempura - iStockphoto

                                                                                         COVID-19-Infektion auf, sondern ruft auch dazu
                                                                                         auf, Sorge für die Personen zu tragen, welche die
                                                                                         medizinische Versorgung in Deutschland sicher-
                                                                                         stellen.

                                 48 Metabolische und toxische Leberschäden: Abwar-       doctors|drugs
                                     ten ist out                                         68	Interaktive Diabetes-Aufklärung: Gesünder unter 7
                                 52	Leichter bis moderater Morbus Crohn: Tipps zur          PLUS
                                     Therapiestrategie                                   69 Antidiabetikum wirkt auch kardioprotektiv
                                 56 Rezidivierende EBV-Infektion: Welche Therapie        70 Herzinsuffizienz: Medikamentöse 4-Säulen-Therapie
                                     hilft langfristig?                                  71 Influenza: Verbesserter Schutz durch Hochdosis-­
                                                                                             Impfstoff
                                 doctors|science                                         72 Testosteronmangel und die männliche Psyche
                                 58	Wie lange bleiben COVID-19-Infizierte immun?
                                 61 Parkinson kündigt sich im Schlaf an                  doctors|lounge
                                                                                         73	Glosse: Staatsexamen – Die letzte Hürde
                                 doctors|management                                      74 COVID-19-Erfahrungsbericht: „Bitte intubiert mich
                                 62	Wirtschaftlichkeitsprüfung                              wieder!“
                                 63 Praxismanagement: Was ist Ihre Praxis wert?
                                 66 Toolbox: Produkte für die Praxis                     70 Impressum

8                                doctors | today 8/2021                                                                     www.doctors.today
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     COVID-19: Kinder entwi-                                                                                            LEBENSRETTER                                         dabei
                                                                                                                        Sei am 25.09. virtuell
     ckeln langfristige Immunität
                                                                                                                                        DAS JUBILÄUMS-
     Die COVID-19-Kinder-Studie in Baden-Württem-
     berg kommt zu dem Schluss, dass Kinder sich in-
     nerhalb der Familien deutlich seltener ansteckten                                                                            Du bestimmst den Inhalt! Das Barcamp ist ein offenes Treffen, dessen Inhalte und

     (34 %) als Erwachsene (58 %) und der Verlauf meist                                                                           Ablauf von den Teilnehmer:innen im Verlauf selbst gestaltet werden.

                                                                                                                                                                           JETZT TICKET SICHERN!
     deutlich milder war. Gleichzeitig war die Immun-                                                                                                                        www.blood-sugar-lounge.de/
                                                                                                                                                                                     barcamp
     antwort bei Kindern im Schnitt stärker und hielt

                                                                                                                                                                                                                     serkorkin - AdobeStock
     länger an als bei Erwachsenen, unabhängig davon,
     ob Symptome auftraten. Die kindlichen Antikörper                                                         Triff Dich mit anderen.
     seien gut wirksam gegenüber verschiedenen Virus-                                                                          Diskutiere Deine Themen.
     varianten, sodass auch nicht sichtbar erkrankte                                                                 Denn Du bist das Barcamp.
     Kinder nach einer Infektion geschützt sein sollten.
     Keines der infizierten Kinder musste im Kranken-
     haus behandelt werden. Es gebe also Anzeichen,                               Hoffnungen, um die (faire) Verteilung von Insulin
                                     dass die kindli-                             und Ungerechtigkeit, um Pumpen und Pens und    DIABETES
                                                                                                                                 BARCAMP
                                     che Immunab-                                 die besten Spritzstellen. Das Besondere an einem
                                     wehr die von Er-                             Barcamp: Die Teilnehmer:innen können die The-
                                                                                     serkorkin - AdobeStock

                                     wachsenen sogar                              men selbst festlegen und so über das sprechen, was
                                     übertrifft, so die                           sie am meisten interessiert. Gerne können Sie Ihre
                                     Wissenschaft-                                                                     VIRTUELL | 25.09.2021
                                                                                  Diabetespatient:innen auf diese Veranstaltung   auf-
                                                                                     28.0021

                                     ler:innen.                                   merksam machen. Anmelden kann man sich über
                                     Auch bei den be-                             www.blood-sugar-lounge.de/barcamp.
                                           Sunny studio - stock.adobe.com

                                     richteten      Be-
                                     schwerden un-
                                     terschieden sich                             PTBS bei jedem vierten
                                     Erwachsene und
                                     Kinder. Während
                                                                                  schwer COVID-Erkrankten
                                     bei Erwachsenen                              Ein Viertel der schwer an COVID-19 Erkrankten
                                     Fieber, Husten,                              entwickelt im Durchschnitt drei Monate nach kör-
                                     Durchfall und Ge-                            perlicher Genesung eine posttraumatische Belas-
     schmacksstörungen gleichermaßen ein guter Hin-                               tungsstörung (PTBS).
     weis auf eine Infektion waren, waren bei Kindern                             Dies ist ein Ergebnis einer der weltweit größten
     nur Geschmacksstörungen ein deutlicher Hinweis                               Studien zu den psychischen Auswirkungen der
     auf eine COVID-19-Infektion (in 87 %). Husten und                            Corona-Pandemie, die fortlaufend von April 2020
     Fieber waren erst mit steigendem Alter ab etwa 12                            bis März 2021 mehr als 30.000 Menschen unter-
     Jahren ein Hinweis auf eine Infektion.                                       suchte. Im Mittel kam es ab dem 100. Tag nach
     Für die Studie wurden 328 Familien mit mindes-                               erfolgreicher stationärer Behandlung zu einem
     tens einem an COVID-19 erkrankten Mitglied mehr-                             Anstieg der Traumasymptomatik. Das massiv be-
     fach untersucht. Insgesamt nahmen 548 Kinder im                              drohliche Erlebnis, keine Luft mehr
     Alter zwischen 6 und 14 Jahren und 717 Erwach-                               zu bekommen, löse bei diesen Pa-
     sene teil.                                                                   tient:innen im Nachgang sogenann-
     Renk H et al. (2021) medRxiv. DOI: 10.1101/2021.07.20.21260863               te Intrusionen aus, die sich wie ein
                                                                                                                                                                                                                      charnsitr - stock.adobe.com

                                                                                  Flashback äußern, mit einem plötz-
                                                                                  lich einschießenden massiven Ge-
                                                                                  fühl der Hilflosigkeit und des Aus-
     Lebensretter Insulin ist 100                                                 geliefertseins, des Erlebens von
                                                                                  Kontrollverlust, beschreiben die
     Seit 100 Jahren können Menschen mit Diabetes In-                             Autor:innen die Symptomatik. Die-
     sulin nutzen. Der Kirchheim-Verlag feiert dies am                            sen Patient:innen könne man eine
     25. September 2021 von 9.30 Uhr bis 14.30 Uhr mit                            COVID-19-spezifische Traumabehandlung anbie-
     einem speziellen Barcamp. Im Diabetesbarcamp                                 ten – etwa in Form einer angeleiteten Schreibthe-
     „100 Jahre Insulin“ geht es um Vergangenheit, Ge-                            rapie, durch die Betroffene wieder die Kontrolle
     genwart und Zukunft, um die erste Injektion, um                              über die Affekte erlangen könnten.
     Ängste und Dankbarkeit, um Insulinwechsel und                                Bäuerle A et al. (2020) BMJ Open. DOI:10.1136/

10   doctors | today 8/2021                                                                                                                                                                www.doctors.today
XELEVIA
                                                                                                                                                ®

       VELMETIA
                                                                                                                                                                        ®

       Sitagliptin: Stark1,2 & etabliert*, wenn Metformin allein nicht ausreicht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                     §

       NEU: diabetes.berlin-chemie.de

 1 Als Add-on zu Metformin.
2 Charbonnel B, Karasik A, Liu J et al for the Sitagliptin Study 020 Group: Efficacy and safety of the                                           die bereits mit der Kombination von Sitagliptin und Metformin behandelt werden, indiziert.
   dipeptidyl peptidase-4 inhibitor sitagliptin added to ongoing metformin therapy in patients with type                                        Wenn Sitagliptin als Add-on zu Metformin gegeben wurde, war die Inzidenz von Hypoglykämien
   2 diabetes inadequately controlled with metformin alone. Diabetes Care. 2006; 29:2638 – 2643                                                 ähnlich der unter Placebo. Patienten mit einer Kombination Sulfonylharnstoff plus Xelevia® oder
*§ Lauer Taxe: Markteinführung von Xelevia® April 2008 und von Velmetia® September 2008.
   Bei erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle
                                                                                                                                                Velmetia® bzw. Patienten mit einer Kombination Xelevia® oder Velmetia® plus Insulin können ein
                                                                                                                                                erhöhtes Risiko für Hypoglykämien haben, eine Reduktion der Sulfonylharnstoff- bzw. Insulin-Dosie-
   in Kombination mit Metformin zusätzlich zu Diät und Bewegung indiziert, wenn eine Monothe-                                                   rung kann nötig sein. Fachinformation Xelevia®, Stand 05/2020; Fachinformation Velmetia®, Stand
   rapie mit Metformin den Blutzucker nicht ausreichend senkt. Velmetia® ist auch bei Patienten,                                                09/2020. Vor der Verordnung von Xelevia® oder Velmetia® bitte die Fachinformation lesen.

XELEVIA® Filmtabletten 25 mg/50 mg/100 mg Wirkstoff: Sitagliptin. VELMETIA® 50 mg/850 mg Filmtabletten VELMETIA®                                Alkoholvergiftung, Alkoholismus. Stillzeit. Vors. bei: Pankreatitis in d. Vorgeschichte. Gleichz. Anw. von Sulfonylharnstoff od. Insulin.
50 mg/1000 mg Filmtabletten Wirkstoff: Sitagliptin und Metforminhydrochlorid. Zus.: Arzneil. wirks. Bestandt.: XELEVIA®: 1 Tbl.                 Nicht anw.: Typ-1-Diabetiker, Schwangersch. Zusätzlich b. XELEVIA®: Pat. mit schwerer Leberfunkt.-stör., Pat. mit Nierenfunkt.-stör.
enth. Sitagliptinphosphat-Monohydrat, entspr. 25 mg, 50 mg od. 100 mg Sitagliptin. VELMETIA® 50 mg/850 mg Filmtabletten bzw.                    (GFR
doctors news

     Ärzteschaft altert
     Die Entwicklung des Altersdurchschnitts der deut-
     schen Ärzteschaft bereitet weiterhin Sorgen. So be-

                                                                                                                                                                             freshidea - stock.adobe
     stätigen die aktuell erfassten Zahlen der Ärztesta-
     tistik der Bundesärztekammer (BÄK) die Tendenz
     zur Stagnation des Anteils der Ärzt:innen unter 35
     Jahre (19,1 %; Vorjahr: 18,9 %). Der Anteil der berufs-
     tätigen Ärzt:innen, die das 60. Lebensjahr bereits
                                         vollendet haben,
                                         steigt kontinu-
                                         ierlich an. Knapp
                                                                                                         Herzschwäche nimmt zu
                                         34.000 (8,2 % al-                                               Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an
                                         ler berufstäti-                                                 Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen, das
                                         gen Ärzt:innen;                                                 zeigt der aktuelle Deutsche Herzbericht. In der Zeit
                                         Vorjahr: 8,0 %)                                                 von 2000 bis 2019 wuchs die Zahl der in den deut-
                                         erreichten be-                                                  schen Krankenhäusern wegen Herzinsuffizienz be-
                                         reits das 66. Le-                                               handelten Patient:innen um 40 %, allein von 2018
                                         bensjahr und so-                                                auf 2019 stieg die Zahl um 4,8 %. Insgesamt wur-
                                                                     Halfpoint - stock.adobe.com

                                         mit das Renten-                                                 den 487.247 Krankenhausaufenthalte für das Jahr
                                         e i n t r i t t s a l t e r.                                    2019 aufgrund einer Herzinsuffizienz verzeichnet.
                                         Weitere knapp                                                   Erfreulich sei, dass im Gegenzug die Sterblichkeit
                                         52.000 (12,6 % al-                                              auf den niedrigsten Wert seit 2011 gesunken ist,
                                         ler berufstätigen                                               was vor allem auf die Einführung neuer Therapie-
                                         Ärzt:innen; Vor-                                                optionen zurückzuführen sei. Zwischen 1995 und
     jahr: 12,2 %) sind zwischen 60 und 65 Jahre alt.                                                    2015 nahm auch die Zahl derer, die wegen Rhyth-
     Der Anteil der Ärzt:innen, die sich mittlerweile                                                    musstörungen des Herzens stationär ins Kranken-
     im Ruhestand befinden, stieg im Vergleich zum                                                       haus aufgenommen werden mussten, um 98,6 %
     Vorjahr um 4 % an.                                                                                  zu. Trotz des deutlichen Anstieges der Fallzahlen
     Bundesärztekammer                                                                                   stagniere die Sterblichkeitsrate seit 2011, denn auch
                                                                                                         im Bereich der Rhythmusstörungen stünden in der
                                                                                                         Kardiologie neue Behandlungsmöglichkeiten zur
     Gesundheit kostet mehr als                                                                          Verfügung, so der Herzbericht.

     400 Mrd. Euro                                                                                       Deutscher Herzbericht

     Die Gesundheitsausgaben in Deutschland beliefen
     sich im Jahr 2019 auf 410,8 Milliarden Euro. Das                                                    Bei 306.000 Menschen …
     waren 4.944 Euro je Einwohner:in. Im Vergleich
     zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um 19,3                                                      … in Deutschland ist im Jahr 2019 eine Lyme-Bor-
     Milliarden Euro oder 4,9 %. Damit überschritten                                                     reliose diagnostiziert worden, meldet das Zentral-
     sie die Grenze von 400 Milliarden Euro, nachdem                                                     institut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Die
     erst im Jahr 2012 die 300-Milliarden-Euro-Grenze                                                    höchste Prävalenz wurde in der Altersgruppe der
                                    und davor im Jahr                                                    70- bis 79-Jährigen beobachtet (Frauen: 863, Män-
                                    1998 die 200-Milli-                                                  ner: 771 je 100.000 Versicherte). Altersübergrei-
                                      bluedesign - stock.adobe.com

                                    arden-Euro-Gren-                                                     fend war die Diagnoseprävalenz bei Frauen höher
                                    ze erreicht worden                                                   als bei Männern (455 vs. 398). Das Risiko, sich mit
                                    war. Der zeitliche                                                   Lyme-Borreliose zu infizieren, ist regional aller-
                                    Abstand bis zum Er-                                                  dings sehr unterschiedlich. Die höchsten Diagnose-
                                    reichen der jeweils                                                  prävalenzen zeigten sich in einem Cluster von ins-
                                    nächsten 100-Mil-                                                    gesamt 45 Kreisen, so das Zi. Dieses erstreckt sich
                                    liardenmarke hat                                                     grenzübergreifend von Brandenburg über Sachsen,
     sich damit seit 1998 von 14 auf 7 Jahre halbiert.                                                   Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern. Er-
     Für das Jahr 2020 wird auf Basis bereits vorlie-                                                    höhte Krankheitshäufigkeiten gab es auch in einem
     gender und fortgeschriebener Werte ein weiterer                                                     Cluster mit 8 Kreisen im Osten Bayerns, das an die
     Anstieg der Gesundheitsausgaben auf 425,1 Mil-                                                      Tschechische Republik angrenzt.
     liarden Euro geschätzt.                                                                             Akmatov MK et al. (2021) Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/06. DOI:
     Destatis                                                                                            10.20364/VA-21.06

12   doctors | today 8/2021                                                                                                                             www.doctors.today
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                                COVID-19: Beschwerden                                                               Jede 5. Krankenhaus-
                                können lange anhalten                                                               patient:in hat Diabetes
                                Eine Studie aus Norwegen zeigt, dass auch bei                                       Knapp jede 5. Krankenhauspatient:in leidet unter
                                leichten COVID-19-Krankheitsverläufen oft noch                                      Diabetes, das zeigt das Ergebnis einer Studie der
                                sehr lange persistierende Beschwerden auftre-                                       Universität Ulm, die sich mit den Fallzahlen der
                                                              ten können. So                                        hospitalisierten Diabetesfälle zwischen 2015 und
                                                              zeigten von 319                                       2017 befasst. Die Zahl bezieht sich dabei auf alle
                                                              nicht hospitali-                                      Krankenhausfälle ab dem Alter von 20 Jahren. Von
                                                              sierten Patient:in-                                   den insgesamt rund 3,1 Millionen Krankenhausfäl-
                                                              nen im Alter von                                      len mit Diabetes im Jahr 2017 litten laut der Studie
                                                              16 bis 30 Jahren                                      mehr als 2,8 Millionen an einem Typ-2-Diabetes.
                                                                            Jeerasak - stock.adobe.com

                                                              61 % auch nach                                        Auffällig war zudem, dass die Ver-
                                                              6 Monaten noch                                        weildauer und Sterblichkeit unter
                                                              Symptome. 28 %                                        den Krankenhausfällen mit Diabe-
                                                              klagten über Ge-                                      tes höher lagen als bei denjenigen
                                                              ruchsverlust, 21 %                                    ohne Diabetes. Die Ulmer Studie
                                                              litten unter chro-                                    offenbare, dass die reale Zahl der

                                                                                                                                                                                                drubig-photo - Fotolia
                                nischer Erschöpfung, 15 unter Dyspnoe und je-                                       stationären Diabetespatient:in-
                                weils 13 bzw. 11 % unter Konzentrations- bzw.                                       nen 15-mal höher liege als bisher
                                Gedächtnisstörungen.                                                                angenommen, so die Autor:innen.
                                Blomberg B et al. (2021) Nature Med. DOI: 10.1038/                                  Auzanneau M et al. (2021) Dt. Ärztebl. DOI:
                                s41591-021-01433-3                                                                  10.3238/arztebl.m2021.0151

_3FUHL_0027412.pdf; s1; (210.00 x 135.00 mm); 16.Jul 2021 13:35:42; PDF-CMYK ab 200 dpi für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien

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doctors news

     Unzureichende Arztsuche
     Fast jede zweite Bundesbürger:in fühlt sich bei der
     Arztsuche unzureichend informiert. Notwendig er-
     achtete Angaben über Praxen müssen häufig mühsam
     im Internet zusammengesucht werden oder fehlen                        Epclusa® 400 mg/100 mg Filmtabletten;
     ganz. Auch Arztsuchportale empfinden viele als ver-                   Epclusa® 200 mg/50 mg Filmtabletten
     besserungsbedürftig. Am hilfreichsten für die Arztwahl                Wirkstoffe: Sofosbuvir und Velpatasvir. Zusammen-
     sehen Patient:innen persönliche Empfehlungen und                      setzung: Jede Filmtablette enthält 400 mg Sofosbuvir
     Bewertungen anderer Patient:innen an. Expert:innen                    und 100 mg Velpatasvir bzw. 200 mg Sofosbuvir und
                                      fordern daher, Arztsu-               50 mg Velpatasvir. Sonstige Bestandteile: Tabletten-
                                                                           kern: Copovidon, mikrokristalline Cellulose, Croscar-
                                      chen im Internet ver-
                                                                           mellose-Natrium, Magnesiumstearat. Filmüberzug:
                                      braucherfreundlicher
                                                                           Poly(vinylalkohol), Titandioxid (E 171), Macrogol, Talkum,
                                      zu gestalten. Wichtig                Eisen(III)-oxid (E 172). Anwendungsgebiet: Epclusa
                                      seien dabei die Urtei-               wird zur Behandlung der chronischen Hepatitis C-
                                      le anderer Patient:in-               Virusinfektion (HCV) bei Patienten ab einem Alter von
                                      nen, weil sie oft die                6 Jahren und einem Gewicht von mindestens 17 kg
                                  kebox - stock.adobe.com

                                      einzige Informations-                angewendet. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit
                                      quelle über die Quali-               gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Be-
                                      tät einer Ärzt:in sind.              standteile. Arzneimittel, die starke P-Glykoprotein
                                                                           (P-gp) Induktoren und/oder starke Cytochrom P450
                                      Das ist das Fazit einer
                                                                           (CYP) Induktoren sind (Carbamazepin, Phenobarbital,
                                      digitalen Fachtagung                 Phenytoin, Rifampicin, Rifabutin und Johanniskraut).
                                      des IGES-Instituts in                Nebenwirkungen: Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10): Hautaus-
     Kooperation mit dem Bundesministerium der Justiz                      schlag. Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100): Angio-
     und für Verbraucherschutz (BMJV). Auch die KBV se-                    ödem. Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen:
     he, dass für die Arztsuche mehr Anstrengungen nötig                   Herzrhythmusstörungen. Fälle von schwerer Brady-
     seien. Neue Lösungen müssten jedoch bürokratiearm                     kardie und Herzblock wurden bei der Anwendung von
     sein, am besten durch den Rückgriff auf bestehende                    Sofosbuvir enthaltenden Behandlungsregimen in
                                                                           Kombination mit Amiodaron und/oder anderen Herz-
     Datenpools wie etwa das Bundesarztregister, und dürf-
                                                                           frequenz senkenden Arzneimitteln beobachtet. Er-
     ten Arztpraxen nicht weiter belasten und Behandlungs-                 krankungen der Haut. Häufigkeit nicht bekannt: Ste-
     zeit behindern.                                                       vens-Johnson-Syndrom. Bei HCV/HBV-koinfizierten
     IGES-Institut                                                         Patienten wurde eine HBV-Reaktivierung nach Be-
                                                                           handlung mit DAAs beobachtet. Die beobachteten
                                                                           Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen ab
     Krankenstand auf Rekordtief                                           einem Alter von 6 Jahren entsprachen denen, die in
                                                                           klinischen Studien zu Epclusa bei Erwachsenen beo-
     Im ersten Halbjahr 2021 gab es in Deutschland unge-
                                                                           bachtet wurden. Darreichungsform und Packungs-
     wöhnlich wenig krankheitsbedingten Arbeitsausfall.
                                                                           größen: Packungen mit 28 Filmtabletten. Verschrei-
     Beschäftigte hatten von Januar bis Juni pro Kopf durch-
                                                                           bungspflichtig. Stand: März 2021. Pharmazeutischer
     schnittlich 6,7 Fehltage und damit 22 % weniger als im                Unternehmer: GILEAD Sciences Ireland UC, Carrigto-
     Vorjahreszeitraum. Das geht aus der aktuellen Kranken-                hill, County Cork, T45 DP77, Irland. Repräsentant
     stands-Analyse der DAK-Gesundheit hervor. Ein Plus                    in Deutschland: GILEAD Sciences GmbH, D-82152
     bei den psychischen Erkrankungen wurde statistisch                    Martinsried b. München.
     durch ein sehr großes Minus bei den Atemwegserkran-
     kungen mehr als ausgeglichen. Die Erkältungssaison sei                ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen
     dank der Abstands- und Hygiene-Maßnahmen nahezu                       Überwachung. Jeder Verdachtsfall einer Nebenwir-
     komplett ausgefallen, so die Kasse:                                   kung zu Epclusa ist zu melden an die Gilead Sciences
     Von dem Rückgang der Fehlzeiten seien praktisch al-                   GmbH, Abteilung Arzneimittelsicherheit, Fax-Nr.:
     le Berufsgruppen betroffen. Besonders deutlich sei er                 089/899890-96, E-Mail: drugsafetygermany@gilead.
     bei Berufen, die verstärkt ins Homeoffice abgewan-                    com, und/oder an das Bundesinstitut für Arzneimittel
     dert sind: So hatten Berufe in Recht und Verwaltung                   und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-
                                                                           Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Webseite:
     durchschnittlich 24 % weniger Fehltage als im Vorjah-
                                                                           www.bfarm.de.
     reszeitraum. In Berufen mit viel direktem Menschen-
     kontakt, etwa in Kitas oder Krankenhäusern, fiel der
     Rückgang geringer aus: Erzieher:innen hatten ein Mi-
     nus von durchschnittlich 9 %, Klinikpersonal von 8 %.
     Den geringsten Rückgang von nur 5 % verzeichneten
     Altenpflegekräfte.

14   doctors | today 8/2021                                                                   www.doctors.today
Hepatitis-C-Elimination bis 2030

                                                                                                                                                                                                  M O N I TO R
              Rascher Behandlungsstart und

                                                                                                                          Foto: bluebay2014 - Fotolia
              unkomplizierte Therapie helfen
              Derzeit steht noch die Eindämmung der Corona-Pandemie im Fokus. Doch es gibt auch noch
              andere potenziell lebensbedrohende Infektionskrankheiten, wie z. B. die viralen Hepatitiden,
              denen man Aufmerksamkeit schenken sollte. So hat die WHO sich zum Ziel gesetzt, insbeson-
              dere das Hepatitis-C-Virus (HCV) bis 2030 zu eliminieren. Aktuelle Zahlen deuten jedoch da-
              rauf hin, dass Deutschland dieses Ziel nicht erreichen wird, wenn einige Hürden nicht über-
              wunden und Diagnose und Therapie von HCV-Infektionen nicht aktiv vorangetrieben werden.

              Die Zahl der in Deutschland        lichst geringem Potenzial von
                                                                                      Leitlinie vereinfacht Diagnose und Therapie
              mit Hepatitis-C-Viren infizier-    Wechselwirkungen hält Römer
              ten Menschen wird auf 190.000      insbesondere bei Drogenge-           Einen wichtigen Beitrag in Richtung Elimination leistet die Aktualisierung
                                                                                      der S3-Leitlinie [2]. Denn sie rückt die HCV-Riskiogruppen in den Fokus der
              geschätzt. Von diesen sind al-     brauchern bzw. Substitutions-
                                                                                      Behandlung und vereinfacht Diagnose und Therapie. So sei es nun möglich,
              lerdings nur etwa 71.000 diag-     patienten für essenziell. Meh-       bei HCV-Erstdiagnose formal nicht mehr sechs Monate bis zum Beginn der
              nostiziert, lediglich ca. 8.600    rere Studien wiesen darauf hin,      antiviralen Therapie z. B. mit dem pangenotypischen und panfibrotischen
              erhalten eine Behandlung [1].      dass das pangenotypische und         DAA-Regime SOF/VEL warten zu müssen, wenn eine typische Konstellation
                                                                                      für eine chronische Infektion vorliegt [2]. Dadurch reduziere sich auch das
                                                 panfibrotische Protease-Inhibi-
                                                                                      Risiko, Patienten durch unnötige Wartezeiten zu verlieren.
              Es gibt effektive Therapien        tor (PI)-freie DAA-Regime So-
              Dabei ist eine chronische Infek-   fosbuvir plus Velpatasvir (SOF/
              tion mit dem Hepatitis-C-Virus     VEL; Epclusa®) mit seinem          zu bedenken. Gründe dafür                                           initiale HCV-Antikörper-Tes-
              (HCV) heute in den allermeis-      insgesamt geringeren Inter-        seien Vorurteile, eine unzurei-                                     tungen anbieten und durch-
              ten Fällen mit modernen DAA        aktionspotenzial weniger mit       chende Kommunikation und                                            führen. Auch diesen Weg un-
              (Direct Acting Antiviral)-Regi-    schwerwiegenden Wechselwir-        aufseiten der Betroffen ein                                         terstützt Gilead Sciences durch
              men heilbar [2]. Es hapert nach    kungen assoziiert ist als Prote-   mangelndes Bewusstsein. SHE                                         die Erstattung der Kosten für
              Meinung von Dr. Katja Römer,       ase-Inhibitor-haltige Regime       seien die wichtigste Anlaufstel-                                    erforderliche Test-Kits im Rah-
              Allgemeinärztin und Infektio-      [4–6], so Römer. Insgesamt sei     le für HCV-positive Drogenge-                                       men des VISIT-Projekts.
              login aus Köln, deshalb nicht      die Behandlung einer HCV-In-       braucher. Die hier durchge-                                         * Screening- und Linkage to Care: „Ge-
              an geeigneten Behandlungs-         fektion mittlerweile so einfach    führten Gesprächen können                                             meinsam stark für eine HCV-Eliminati-
                                                                                                                                                          on bis 2030“, Juni 2021
              möglichkeiten, sondern eher        geworden, dass auch Suchtme-       zu einer Verbesserung der Awa-
              daran, dass die entsprechen-       diziner und Hausärzte sich be-     reness in der Community bei-                                        Literatur
              den Risikogruppen zu wenig         fähigt fühlen sollten, die The-    tragen und Risiken und Folgen                                       1. CDA. https://cdafound.org/polaris-
              erreicht und deshalb nicht häu-    rapie durchzuführen, erklärte      bewusst machen, Ängste neh-                                             countries-dashboard/ (letzter Zu-
                                                                                                                                                            griff: Juli 2021).
              fig genug behandelt werden.        die Allgemeinmedizinerin. Re-      men, zum Test und Therapie                                          2. Sarrazin C et al. Z Gastroenterol
                                                 al-World-Untersuchungen hät-       motivieren und während der                                              2020; 58: 1110–1131.
              Risikogruppen ansprechen           ten bestätigt, dass das Regime     Therapie begleitend zur Sei-
                                                                                                                                                        3. Epidemiol Bull 30/31 2020.
                                                                                                                                                        4. Curry MP et al. EASL 2020.
              In erster Linie handelt es sich    Sofosbuvir plus Velpatasvir        te stehen. Dazu sei es wichtig,                                         THU435.
              um Drogengebraucher:innen,         auch für unterversorgte Pati-      dass die Sozialarbeiter selbst-                                     5. Sicras Mainar A et al. GEHEP. 2019.
                                                                                                                                                            P26.
              Patient:innen unter Substituti-    entengruppen geeignet ist [7].     bewusst und kompetent in Be-                                        6. Davidson K et al. EASL 2020.
              on, MSM (Männer, die Sex mit                                          zug auf HCV-Infektionen bera-                                           THU424.
              Männern haben) sowie Insas-        Jeder Mensch ist es wert,          ten können. Hier unterstützen
                                                                                                                                                        7. Barrett L et al. EASL 2020; THU
                                                                                                                                                            427.
              sen von Justizvollzugsanstal-      therapiert zu werden               maßgeschneiderte Schulun-
              ten (JVA) [3]. Um HCV hierzu-      Bei aktuell niedrigen Diagno-      gen wie die „Fit für die WHO
                                                                                                                                                        Impressum
              lande in den nächsten zehn         seraten und suboptimaler The-      2030-Workshops“ von Gilead                                          Verlag Kirchheim + Co GmbH,
              Jahren zu eliminieren, gelte       rapieanbindung sei die me-         Sciences die Sozialarbeiter                                         Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 14, 55130 Mainz
                                                                                                                                                        Presse-Dialog „Gemeinsam stark für eine HCV-
              es, die Hemmschwelle für die       dizinische Versorgung dieser       und stoßen die Vernetzung mit
                                                                                                                                                        Elimination bis 2030“, 29. Juni 2021.
              Therapie niedrig zu halten und     vulnerablen Gruppen derzeit        Therapeuten an. Darüber hin-                                        Veranstalter: Gilead Sciences
              die Behandlung in die Breite       allerdings nicht zufriedenstel-    aus können SHE seit Frühjahr                                        Redaktion: Dr. Ingolf Dürr
                                                                                                                                                        Die Herausgeber der Zeitschrift übernehmen
              zu tragen, erklärte die Exper-     lend, gibt Olaf Ostermann von      2020 auch bei der Diagnose von                                      keine Verantwortung für diese Inhalte.
DE-EPC-0080

              tin beim SLTC-Summit 2021*.        Condrobs e. V. München, einer      unerkannten HCV-Fällen aktiv                                        Mit freundlicher Unterstützung der
                                                                                                                                                        Gilead Sciences GmbH, München
              Eine HCV-Therapie mit mög-         Suchthilfeeinrichtung (SHE),       werden und niedrigschwellig
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Herpes zoster

                                                                                                                      Science Photo Library / Marazzi, Dr. P.
Verlauf, Komplikationen, Therapie

      Der unkomplizierte Herpes zoster mit typischem Verlauf kann rein klinisch diagnosti-
      ziert werden. Bei atypischer Manifestation oder Komplikationen sollte man einen Nach-
      weis von Virus-DNA anstreben. Die Art und Dauer der antiviralen Therapie richtet sich
      danach, ob der Herpes zoster unkompliziert verläuft oder mit Komplikationen wie Zoster
      ophthalmicus, Zoster oticus oder neurologischen Störungen einhergeht.

     D
            er Herpes zoster ist bei Erwachsenen mit ei-      sind, von denen 10 % aufgrund von Komplika-
            ner Lebenszeitprävalenz von 25 – 50 % eine        tionen stationär aufgenommen werden müssen
            der häufigsten virusbedingten Erkrankun-          [3 – 5]. Die Inzidenz steigt altersabhängig stark an.
      gen [1]. Es wird damit gerechnet, dass durch den        Zwischen dem 10. und 49. Lebensjahr beträgt die
      demographischen Wandel und den vermehrten               Inzidenz des Zosters lediglich 4/1.000 PJ, ab dem
      Einsatz immunverändernder Therapien die Inzi-           50. Lebensjahr kommt es zu einem starken Anstieg
      denz in Zukunft noch deutlich zunehmen wird.            bis auf 14/1.000 PJ im 75. Lebensjahr. Frauen sind
      Initial stellen sich die Patient:innen zumeist in       häufiger betroffen als Männer (11 vs. 8/1.000 PJ).
      der allgemeinmedizinischen Praxis vor. Aufgrund         Dabei betreffen die komplizierten Verläufe, insbe-
      der möglichen Komplikationen des Zosters sind in        sondere die mit Beteiligung des Nervensystems,
      der Therapie allerdings zahlreiche Fachrichtungen       häufiger ältere Patient:innen über 75 Jahre.
      involviert. Daher sind die Therapieempfehlungen
      aktuell in einer interdisziplinären S2k-Leitlinie zu-
                                                              Symptome des unkomplizierten Zosters
      sammengefasst worden [2]. Diese sollen im folgen-
      den Artikel v. a. bezüglich der Erstdiagnose und der    Das Hauptcharakteristikum des Zosters ist das
      Einleitung der korrekten therapeutischen Schritte       zumeist unilaterale, auf ein Dermatom begrenz-
      vorgestellt werden.                                     te, zunächst makulopapulöse Exanthem [6, 7].
                                                              Die ery­thematösen Effloreszenzen nehmen inner-
                                                              halb von 24 bis 72 Stunden zu und verändern sich
      Epidemiologie
                                                              dann zu Vesiculae und Pusteln, die schließlich
      Aktuell geht man davon aus, dass in Deutschland         nach fünf bis sieben Tagen verkrusten. Zumeist
      etwa 400.000 Patient:innen pro Jahr betroffen           ist nur ein Dermatom betroffen, wobei angrenzen-

16    doctors | today 8/2021                                                                      www.doctors.today
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                                                                                               TABELLE 1
                                                                                               Komplizierte Manifestationen des Herpes zoster und klinische Charakteristika so-
                                                                                               wie notwendige Diagnostik

                                                                                               Manifestation   Jährliche       Mögliche                      Notwendige

                                                Science Photo Library / Clinical Photography
                                                                                                               Inzidenz        Komplikation                  Diagnostik
                                                                                               Zoster          • 31/100.000  • Keratitis                     • Augenärztliche Untersu-
                                                                                               ophthalmicus    • > 65 Jahre: • Konjunktivitis                  chung inklusive Spalt-
                                                                                                                 105/100.000 • Uveitis                         lampe, Messung des
                                                                                                                             • retinale Nekrose mit Ge-        Augeninnendrucks, Ge-
                                                                                                                               fahr der Erblindung             sichtsfeldtestung
                                                                                                                             • Optikusneuritis               • VEP
                                                                                                                             • Neuritis von Augenmuskel-     • ggf. OCT
                                                                                                                               nerven mit Diplopie, Ptosis   • ggf. MRT mit dünnschich-
                                                                                                                             • sekundäre intraokuläre          tiger Darstellung der Orbita
          Abb. 1: Herpes zoster ophthalmicus                                                                                   Drucksteigerung               • VZV-DNA-Nachweis im
                                                                                                                                                               Kammerwasser und in Au-
                                                                                                                                                               genabstrichen
          de Dermatome ebenfalls betei-             Zoster            5/100.000       • 87 % N. facialis Parese    • HNO-ärztliche Untersu-
          ligt sein können. Der Zoster be-          oticus                              (Ramsay-Hunt-Syndrom)        chung inklusive Otoskopie
          trifft am häufigsten Dermatome                                              • 77 % Affektion des N. ves-   und Audiometrie
          im Thoraxbereich (55 %), gefolgt                                              tibularis                  • AEP
                                                                                      • 36 % Neuritis des N. coch- • Facialisneurographie
          vom Gesicht in trigeminusinner-
                                                                                        learis                     • Elektronystagmographie
          vierten Gebieten (20 %), zervika-                                           • kombinierte Störungen      • ggf. MRT mit dünnschichti-
          len (11 %), lumbalen (13 %) und                                               sind die Regel               ger Darstellung des Klein-
          sakralen (2 %) Dermatomen [3,                                               • Beeinträchtigungen wei-      hirnbrückenwinkels sowie
          4, 6, 7]. In manchen Fällen sind                                              terer Hirnnerven wie V, IX   der Cochlea
          mehrere Segmente in benachbar-                                                und  X möglich             • VZV-DNA-Nachweis auf Ab-
                                                                                                                     strichmaterial
          ten oder nicht benachbarten Der-
          matomen befallen. Sehr selten             Zoster-assozi-    > 65 Jahre:     • in 90 % der Fälle asympto- • Enzephalitis und Cerebelli-
          kann es auch zu einem bilatera-           ierte Störungen 3/100.000           matische Virämie im Liquor   tis: cMRT + Gd
          len Zoster kommen. Die rein kli-          des ZNS                           • 83 % Enzephalitis          • Myelitis: whole spine MRT
                                                                                      • 13 % Meningitis              + Gd
          nische Diagnose hat je nach Stu-
                                                                                      • 3 % Cerebellitis           • VZV Vaskulopathie: cMRT
          die eine Spezifität von 60 – 90 %.                                          • < 1 % Myelitis               mit MR Angiographie inklu-
          Aufgrund der mäßigen Spezifität                                             • < 1 % VZV Vaskulopathie      sive Vessel wall imaging
          sollte insbesondere bei Fehlen                                                mit ischämischen Hirnin-   • EEG
          einer typischen Prodromalphase,                                               farkten                    • ECD/TCD
          Vorliegen multisegmentaler oder                                             • epileptische Anfälle       • VZV-DNA-Nachweis im Li-
                                                                                                                     quor
          Mittellinien überschreitender Lä-
          sionen, zweiter Zostermanifesta-          OCT: optische Kohärenztomografie; Gd=Gadolinium
          tion, vorangegangener Impfung
                          gegen Zoster ei-
                          ne labordiagnos-
Der Herpes zoster und
                          tische Bestätigung (VZV-DNA-Nach-           des N. abducens wie auch kombinierte Störungen
Komplikationen neh-
                          weis auf Abstrichmaterial, Kam-             möglich. 50 % der betroffenen Patient:innen zei-
men dramatisch mit
                          merwasser oder Liquor) angestrebt           gen eine komplette Remission, 44 % eine partielle
dem Lebensalter zu.
                          werden.                                     Remission mit fehlenden Doppelbildern in der pri-
                                                                      mären Blickrichtung und 6 % persistierende Dop-
                                                                      pelbilder in der primären Blickrichtung [10]. Auf-
          Komplizierte Verläufe: Zoster ophthalmicus, Zos-
                                                                      grund der möglichen Komplikationen wird beim
          ter oticus und zentralnervöse Komplikationen
                                                                      Zoster oph­thalmicus eine augenärztliche Mitbe-
          Der Zoster ophthalmicus (Abb. 1) macht etwa 10 bis          handlung zum Ausschluss einer Augenbeteiligung
          20 % der Zosterfälle aus [8, 9]. In 50 % der Fälle          empfohlen [2] (vgl. Tabelle 1).
          findet sich eine reine Zosterdermatitis im Versor-
          gungsgebiet des N. ophthalmicus. Bei der anderen            Der Zoster oticus ist deutlich seltener als der Zoster
          Hälfte der Patient:innen kann es zu einer Kerati-           ophthalmicus [11, 12]. Als Ramsay-Hunt-Syndrom
          tis, Konjunktivitis, Uveitis oder sogar einer retina-       wird die Kombination der Parese des N. facialis mit
          len Nekrose mit Gefahr der Erblindung kommen.               einem Zoster oticus bezeichnet. Der Zoster oticus
          Weitere mögliche Komplikationen sind eine Op-               führt in 87 % zu einer Störung des N. facialis, in
          tikusneuritis, eine Neuritis der Augenmuskelner-            77 % zu einer Affektion des N. vestibularis und in              LINK
          ven mit Diplopie und Ptosis sowie eine sekundäre            36 % zu einer Neuritis des N. cochlearis. Kombi-
                                                                                                                                      Artikel zum
          intraokuläre Drucksteigerung. Bei der Beteiligung           nierte Störungen sind die Regel. Vor Beginn der                 Thema unter:
          der Augenmuskelnerven sind sowohl eine isolierte            otoneurologischen Störungen treten bei etwa 50 %                https://bit.
          Neuritis des N. trochlearis, N. oculomotorius und           der Patient:innen Ohrenschmerzen und bei 11 %                   ly/3zgU0YN

          www.doctors.today                                                                                                                         doctors | today 8/2021            17
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                                                                                               TABELLE 2
                                                                                               Dauer und Dosierung der antiviralen Standardtherapie [2]

                                                                                               Präparat          Dosierung              Handelsname          Dauer
                                                                                               Aciclovir oral    800 mg 5 x tgl.        Zovirax®, Generika   7 Tage
                                                                                               Brivudin oral     125 mg 1 x tgl.        Zostex®, Generika    7 Tage
                                                                                               Famciclovir oral 250 mg 3 x tgl.         Famvir®              7 Tage
                                                                                               Valaciclovir oral 1.000 mg 3 x tgl.      Valtrex®, Generika   7 Tage

                                                                  crevis - stock.adobe.com
                                                                                               Aciclovir i.v.*   10 mg/kg KG 3 x tgl. Zovirax®, Generika     7 – 14 Tage
                                                                                               *Bei Patient:innen mit Zoster und kompliziertem Verlauf oder Risiko für
                                                                                               einen komplizierten Verlauf wird eine intravenöse antivirale Systemthera-
                                                                                               pie empfohlen. Insbesondere bei ZNS-Komplikationen sollte die Dauer der
                                                                                               Therapie zehn Tage nicht unterschreiten.

           der Patient:innen Kopfschmerzen auf. Danach sind                                  innerhalb eines Jahres nach Zoster um 30 % und
           neben typischen vesikulären Effloreszenzen auf                                    bei Zoster ophthalmicus 4,5-fach erhöht [18, 19].
           der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang cha-                                      Bei V. a. eine VZV-Vaskulopathie sollte ein krania-
           rakteristische klinische Zeichen des Zoster oticus                                les MRT inklusive MR-Angiographie ggf. mit Ves-
           eine Hörminderung bis Hörverlust (Schallempfin-                                   sel wall imaging erfolgen.
           dungsschwerhörigkeit), Schwindel, periphere Läh-
           mung des N. facialis und je nach Beeinträchtigung                                 Merke: Bei Beteiligung des Auges (Zoster ophthal-
           weiterer Hirnnerven Sensibilitätsausfälle, Dyspha-                                micus), des Ohres (Zoster oticus) oder bei neuro-
           gie, Hypogeusie und Reduktion der Tränen-, Na-                                    logischen Störungen sollte eine fachärztliche oph-
                          sen- und Speichelsekretion [11 – 13].                              thalmologische, HNO-ärztliche oder neurologische
                          Aufgrund der möglichen Hörmin-                                     Mitbehandlung erfolgen (vgl. Tabelle 1).
 Bei Zoster ophthalmi-    derung und des konsekutiven Hör-
 cus bzw. oticus sollte   verlusts wird in den S2k-Leitlinien
 eine ophthalmologi-                                                                         Postzosterische Neuralgien
                          eine HNO-ärztliche Mitbehandlung
 sche, HNO-ärztliche      empfohlen [2] (vgl. Tabelle 1).                                    Trotz Abheilung des Ausschlags können als häu-
 oder neurologische                                                                          figste Komplikation des Zosters starke neuralgifor-
 Mitbehandlung           Zoster-assoziierte neurologische Stö-                               me Schmerzen persistieren. Halten die Schmer-
 erfolgen.               rungen sind mit einer Inzidenz von                                  zen länger als drei Monate an, so werden diese als
                         3/100.000 Einwohnern selten, aber                                   PZN bezeichnet [3, 4, 20]. Patient:innen mit Zoster
          potenziell bedrohlich. Der Zoster kann neurolo-                                    ophthalmicus haben ein deutlich höheres Risiko
          gisch zu einer Enzephalitis, Meningoenzephalitis,                                  für eine PZN. Es wurden in Studien darüber hin-
          Myelitis, Cerebellitis, zerebrovaskulären Erkran-                                  aus folgende Risikofaktoren für die Entwicklung
          kungen inklusive Zoster-assoziierter Vaskulitis/                                   einer PZN identifiziert: weibliches Geschlecht, Al-
          Vaskulopathie, Radikulitis und Guillain-Barré-Syn-                                 ter > 50 Jahre, Anzahl der Läsionen > 50, sakrale
          drom führen [3, 4, 14–16]. Selbst bei neurologisch                                 Lokalisation, hämorrhagische Läsionen sowie pro-
          asymptomatischen Verläufen findet sich bereits                                     dromaler Schmerz [20].
          bei bis zu 60 % der Patient:innen ein positiver
          PCR-Nachweis der Virus-DNA im Liquor [17]. Da-
                                                                                             Antivirale Therapie des Zosters
          her wird bei immunsupprimierten oder älteren
          Patient:innen > 65 Jahre unabhängig von neuro-                                     Bei einem unkomplizierten Zoster sind die oralen
          logischen Symptomen eine neurologische Unter-                                      Medikamente Brivudin, Famciclovir, Valaciclovir
          suchung empfohlen [2].                                                             und Aciclovir einsetzbar (vgl. Tabelle 2). Ziele der
                                                                                             Therapie sind eine Verkürzung der Dauer der Haut-
          Das typische klinische Bild der Enzephalitis oder                                  läsionen, eine Verhinderung der Ausbreitung der
          Meningoenzephalitis ist im Vergleich zur Erstin-                                   kutanen Symptome sowie eine Verminderung des
          fektion mit VZV oder der HSV-Enzephalitis zu-                                      Zoster-assoziierten Schmerzes inklusive der Re-
          meist mild. Die Mortalität der Enzephalitis liegt                                  duktion der Inzidenz der PZN [2]. Brivudin bietet
          nach einzelnen Studien allerdings bei Patient:innen                                den Vorteil einer reduzierten Einnahmefrequenz,
          > 65 Jahre bei 20 %, neurologische Residuen finden                                 ist aber kontraindiziert bei immunsupprimierten
          sich bei etwa 40 %, auch als kognitive Störungen                                   Patient:innen.
          bei reiner Meningitis [14, 17]. Bei Verdacht auf eine
          Enzephalitis sollten umgehend eine Bildgebung                                      Wichtig ist, dass bei Patient:innen mit Zoster und
          (präferenziell cMRT) und eine Lumbalpunktion                                       kompliziertem Verlauf oder Risiko für einen kom-
          inklusive VZV-PCR erfolgen. Durch mögliche Zos-                                    plizierten Verlauf in den Leitlinien eine intravenöse
          ter-bedingte Vaskulitiden ist das Schlaganfallrisiko                               antivirale Therapie mit Aciclovir empfohlen wird

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          [2]. Dazu gehören ältere Patient:innen mit Zoster        Zoster ophthalmicus mit 1 mg/kg KG Prednisolon
          des Kopf-Hals-Bereiches, Patient:innen mit einem         für sieben bis zehn Tage) als sinnvoll erachtet [2].
          Zoster mit hämorrhagischen oder nekrotischen Lä-
          sionen, multisegmentalem Befall, Schleimhaut-
                                                                   Prävention des Zosters
          befall oder generalisiertem Zoster sowie immun-
          supprimierte Patient:innen. Bei einem Zoster mit         Aufgrund der hohen Inzidenz sowie des Einflus-
          neurologischen Zeichen einer ZNS-Manifestation           ses auf die Lebensqualität und wegen möglicher
          inklusive Vaskulopathie sollte ebenfalls unverzüg-       Komplikationen ist eine präventive Impfung gera-
          lich mit intravenösem Aciclovir begonnen werden          de von Risikogruppen indiziert. Seit 2018 sind zwei
          [2, 3, 4].                                               Impfstoffe in Deutschland zugelassen, zum einen
                                                                   der Lebendimpfstoff Zostavax®, zum anderen der
          Die antivirale Therapie sollte so früh wie möglich       Totimpfstoff Shingrix®. Aufgrund
          innerhalb von 72 Stunden nach Beginn der kuta-           der eingeschränkten Wirksamkeit
                                                                                                              Bei komplizierten
          nen Symptome eingeleitet werden. Ein späterer            und begrenzten Wirkdauer wird
                                                                                                              Verläufen (neuro-
          Beginn ist sinnvoll, solange neue Bläschen ent-          Zostavax® seitens der Ständigen
                                                                                                              logische Störungen,
          stehen, ebenso bei Patient:innen mit Zeichen für         Impfkommission (STIKO) nicht als
                                                                                                              Zoster oticus, Zoster
          eine kutane, viszerale oder neurologische Disse-         Standardimpfung empfohlen. Da-
                                                                                                              ophthalmicus) sollte
          mination und bei Zoster ophthalmicus oder Zos-           gegen ist laut STIKO die Impfung
                                                                                                              i.d.R. eine intravenöse
          ter oticus [2]. In der speziellen Situation einer re-    mit Shingrix® als Standardimpfung
                                                                                                              Therapie mit Aciclovir
          tinalen Nekrose bei Zoster ophthalmicus sollte mit       bei allen Personen ab einem Alter
                                                                                                              erfolgen.
          intravenösem Aciclovir (10 mg/kg KG 3 x tgl. für         von 60 Jahren zur Verhinderung von
          sieben bis zehn Tage) begonnen werden, gefolgt           Zoster und der PZN vorgesehen und
          von einer oralen Aciclovir-Therapie (800 mg 5 x          geht zulasten der gesetzlichen Krankenkassen [21].
          tgl.) oder oralem Valaciclovir (1.000 mg 3 x tgl.) für   Zudem empfiehlt die STIKO die Indikationsimp-
          drei bis vier Monate. Zudem sollten topische und         fung mit Shingrix® gegen Zoster und PZN bei allen
          systemische Kortikosteroide (0,5 – 1,0 mg/kg KG          Personen ab einem Alter von 50 Jahren, die wegen
          Prednisolon am Tag für die ersten sieben bis zehn        einer chronischen Grundkrankheit oder wegen ei-
          Behandlungstage) als ergänzende antiinflammato-          ner Immunsuppression ein erhöhtes Risiko für den
          rische Therapie verabreicht werden [2]. Bei Zoster       Zoster und für PZN haben [22].
          ophthalmicus wird zusätzlich zur Systemtherapie
          die Anwendung von lokalen Aciclovir-Präparaten           Dieser Totimpfstoff war in den Zulassungsstudi-
          (zum Beispiel Aciclovir 3 % Augensalbe) im Bereich       en sehr wirksam mit einer Redukti-
          des betroffenen Auges 5 x tgl. empfohlen.                on der Häufigkeit eines Zosters von
                                                                   > 90 % und einer Reduktion der In-
          Bei Patient:innen mit Zoster oticus und Ram-             zidenz von chronischen Schmerzen
          say-Hunt-Syndrom, ausgeprägten Schmerzen und/            und PZN in 89 % [23, 24]. Die Wirk-
          oder Lähmung multipler Hirnnerven wird eine Kom-         samkeit hielt dabei über mindes-
          binationstherapie aus intravenöser Gabe von Aciclo-      tens vier Jahre an. Shingrix® wird
          vir und systemischen Kortikosteroiden (analog des        intramuskulär in zwei Dosen im Ab-     AUTOR
                                                                   stand von zwei Monaten (maximal
                                                                                                          Prof. Dr. med.
                                                                   sechs Monaten) gegeben, so dass
ESSENTIALS                                                                                                Matthias Maschke
                                                                   gerade vor Beginn einer immun-         Abteilung für Neurologie
Wichtig für die Sprechstunde                                       modulatorischen Therapie (z. B.        und Neurophysiologie
                                                                   bei Multipler Sklerose oder rheu-      Brüderkrankenhaus Trier
•• Die Inzidenz des Herpes zoster nimmt mit dem Lebensalter        matoider Arthritis) frühzeitig ge-     54292 Trier
     zu. Patient:innen über 75 haben häufiger Komplikationen.
                                                                   impft werden sollte.              |
••   Postzosterische Neuralgien sind die häufigste Komplikation.
••   Therapeutisch sind Brivudin, Famciclovir, Valaciclovir und                                                            Interessenkonflikte:
                                                                   Die vollständige Literaturliste finden Sie unter        Der Autor hat keine
     Aciclovir einsetzbar.                                         www.doctors.today                                       deklariert

          www.doctors.today                                                                                     doctors | today 8/2021            19
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                                                                Influenza-Impfung

                                                                Herzkranken
                                                                dringend ans
                                                                Herz legen!

                                                                                                                  simarik - iStockphoto
     Patient:innen mit chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in besonderem Maße
     gefährdet, bei einer Influenza schwere Verläufe zu erleiden oder zu versterben. Das
     Risiko eines Herzinfarkts oder einer Hospitalisierung bei Herzinsuffizienz ist dann deut-
     lich erhöht. Die Influenza-Impfung stellt daher einen wichtigen Pfeiler der Sekundärprä-
     vention dar. Kardiolog:innen und Hausärzt:innen sollten an einem Strang ziehen, was die
     Erhöhung der Impfraten bei „Herzkranken“ angeht.

     D
           ie STIKO empfiehlt die Grippeschutzimp-         lauf-Patient:innen noch immer unterschätzt und
           fung jährlich als Standardimpfung für alle     die jährliche Impfung gegen Influenza ist weiterhin
           Personen ab 60 Jahren und als Indikations-      zu wenig bekannt. Neue Auswertungen der bun-
     impfung bei bestimmten Risikogruppen, auch bei        desweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten
     Herz-Kreislauf-Erkrankungen und unabhängig vom        für den Zeitraum 2009 bis 2018 zeigen, dass Influ-
     Alter. Ähnlich wie Hausärzt:in und Kardiolog:in in    enza-Impfquoten bei chronisch kranken Personen
     der Sekundärprävention bereits zusammenarbei-         auf einem niedrigen Niveau sind. Die höchsten
     ten – gemeinsame Verbesserung der Blutdruck-,         Impfquoten liegen bei circa 40 % und sind bei Pa-
     Cholesterin- und Blutzuckereinstellung, Optimie-      tient:innen mit chronisch ischämischer Herzkrank-
     rung der Lebensführung (vor allem Nikotinkarenz       heit, Herzinsuffizienz, chronischer Nierenkrank-
     und Steigerung der körperlichen Aktivität) –, ist     heit und HIV/AIDS zu finden. Es gibt aber große
     die Influenza-Impfung ein weiterer gemeinsamer        Unterschiede in den einzelnen Bundesländern.
     Bestandteil der kardiologischen Prävention. Eine      Mit nur 8,5 % (18 – 29 Jahre) bis 21,4 % (50 – 59)
     interessante Metaanalyse von 2016 zeigt: Die Influ-   blieb die Influenza-Impfquote bei chronisch Kran-
     enza-Impfung beeinflusst die Reduktion von kar-       ken unter 60 Jahren trotz eines leichten Anstiegs
     diovaskulären Ereignissen und Mortalität ähnlich      auch in der Saison 2018/19 besonders niedrig. So-
     stark wie Blutdruck- und Cholesterineinstellung.      wohl die hausärztliche als auch die kardiologische
                                                           Versorgung ist hier in der Verantwortung, die Pa-
     Obwohl die Grippeschutzimpfung einen positi-          tient:innen auf die Bedeutung der Impfung hin-
     ven Einfluss und damit eine lebensverlängern-         zuweisen und darüber aufzuklären. Seit 1. März
     de Bedeutung hat, wird sie leider bei Herz-Kreis-     2020 dürfen in Deutschland alle Ärzt:innen jede Art

20   doctors | today 8/2021                                                                   www.doctors.today
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                                                                                   Bernard Chantal - iStockphoto
         von Impfung durchführen. Dies ist eine deutliche        zündung des Herzmuskels durch das Virus selbst
         Vereinfachung, denn es löst die bis dahin unter-        oder indirekt über die systemische Entzündungs-
         schiedlichen und unübersichtlichen Regelungen           reaktion ausgelöst werden und selbst junge Men-
         der einzelnen Bundesländer für das sogenannte           schen ohne Vorerkrankungen betreffen. Besonders
         „fachübergreifende“ Impfen ab.                          problematisch ist die Influenza-Infektion bei Herz-                        LINK
                                                                 insuffizienz. So zeigen mehrere Studien, dass die
                                                                                                                                            Artikel zum
                                                                 Sterblichkeit und die Hospitalisierung von herzin-                         Thema unter:
         Hohes Risiko für schweren oder tödlichen Verlauf
                                                                 suffizienten Patient:innen während einer Grippe-                           https://bit.
         Das Risiko, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen             infektion deutlich steigen. Eine weitere Studie von                        ly/3i5nim7
         schwere oder tödliche Verläufe der Influenza zu         2019 kam zu dem Ergebnis, dass eine Zunahme von
         erleiden, ist besonders hoch. Eine große popula-        Influenza-Fällen um 5 % die Zahl der Patient:in-
         tionsbasierte Studie aus Großbritannien mit über        nen, die wegen dekompensierter Herzinsuffizienz
         141.000 Personen zeigt überzeugend, dass das Ri-        stationär eingeliefert wurden, um ­24 % er­höhte.
         siko für Influenza-Komplikationen bei kardiovas-        Eine der wichtigsten Komplikationen, die zu einer
         kulären Erkrankungen um 42 %, bei Atemwegs-             stationären Aufnahme bei Herzinsuffizienz führt,
         erkrankungen um 89 % erhöht ist. Bereits bei der        ist die Pneumonie. Diese kann als primäre Influen-
         großen Influenza-Pandemie von 1918, der Spani-          za-Pneumonie durch das Virus selbst, aber auch als
         schen Grippe, zeigte sich, dass die kardiovaskulä-      bakterielle Pneumonie nach Superinfektion (meist
         re Belastung sieben bis zehn Tage nach den Grip-        durch Pneumokokken, aber auch durch Staphylo-
         pesymptomen für die meisten Todesfälle verant-          kokken, Haemophilus influenzae) entstehen.
         wortlich war und nicht, wie bisher angenommen,
         die Pneumonien.
                                                                 Reduziert die Influenza-Impfung die Mortalität?
          In den letzten Jahren haben viele Untersuchun-         Ob die Impfung kausal die Mortalität oder kardio-
          gen an den verschiedensten Orten der Welt über-        vaskuläre Komplikationen und eine Verschlechte-
                          einstimmend gezeigt, dass die kar-     rung der Herzfunktion verhindert, ist eine wich-
                          diovaskuläre Mortalität, aber auch     tige Frage. Vier große prospektive randomisierte
Die kardiovaskuläre
                          die Inzidenz von Herzinfarkten in      Studien werden zurzeit weltweit durchgeführt,
Mortalität ist in der
                          der Influenza-Saison erhöht ist. Ei-   in die Patient:innen mit Herzinfarkt oder Herzin-
Influenza-Saison
                          ne prospektive kanadische Studie       suffizienz eingeschlossen sind. Diese Erhebungen
erhöht.
                          belegt, dass das Risiko eines Myo-     untersuchen, ob die Influenza-Impfung die kardio-
                          kardinfarkts in den sieben Tagen       vaskuläre Mortalität und Morbidität reduziert. Eine
          nach einer im Labor bestätigten Influenza-Infek-       große 2012 publizierte Metaanalyse mit 292.383 Pa-
          tion um das Sechsfache erhöht ist. Diesen Zusam-       tient:innen aus fünf Studien konnte überzeugend
          menhang bestätigte eine Metaanalyse, in der man        zeigen, dass die Influenza-Impfung mit einer sig-
          ein 5,8-fach erhöhtes Risiko für einen Myokard-        nifikanten Reduktion des Risikos für Herzinfarkt,
          infarkt in den ersten drei Tagen nach einer Influ-     Gesamtmortalität und schwere kardiovaskuläre
          enza-Infektion fand. Dabei gibt es verschiedene        Komplikationen assoziiert war. Somit ist eine Kau-
          Mechanismen, wie das Influenza-Virus kausal das        salität der Impfung aufgrund der überzeugenden
          Herzinfarktrisiko erhöht. Durch die Induktion der      Subgruppenanalysen der Impfstudien und der Pa-
          systemischen Inflammation, durch Zytokine und          thophysiologie durchaus plausibel. Die Influen-
          die Immunantwort kann eine akute Plaqueruptur          za-Impfung empfehlen auch nachdrücklich die
          induziert werden. Zudem können prothromboge-           europäischen kardiologischen Leitlinien und die
          ne Trigger eine höhere Kapillardurchlässigkeit und     nationalen Versorgungsleitlinien Herzinsuffizienz
          eine endotheliale Dysfunktion auslösen.                und chronische KHK.

         Eine weitere gefürchtete kardiale Komplikation          Auch für Herz-Kreislauf-Patient:innen ist die sai-
         durch eine Influenza-Infektion ist eine Myokardi-       sonale Grippeimpfung gut verträglich. Gelegent-
         tis. Diese kann entweder durch eine direkte Ent-        lich kommt es zu Müdigkeit, leichten Kopf- oder

         www.doctors.today                                                                                         doctors | today 8/2021        21
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