Transfer für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen - Universität Hamburg
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Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN) Leitfaden Transfer für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde April 2021 Eberswalde Herausgeberin: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Schicklerstraße 5 D-16225 Eberswalde, Germany Kontakt: Benjamin.Noelting@hnee.de www.hnee.de www.hnee.de/forschungszentrumNTT Das Arbeitspaket „Transfer“ wurde im Rahmen des Verbundprojekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – be- richten“ (HOCHN) von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde bearbeitet. Das Arbeitspaket wurde in der ersten För- derphase (01/2017-12/2018) vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und in der zweiten Förderphase (01/2019-10/2020) unter dem Kennzeichnen FKZ13NKE007A vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert. Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 3
Leitfaden Transfer für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen Inhalt Begrüßung .......................................................................................................................................................................................................... 6 1. Vorstellung des Verbundprojektes ..................................................................................................................................................... 8 1.1 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen .............................................................................................................................. 8 1.2 HOCHN – das Forschungsprojekt ...................................................................................................................................................... 8 1.3 Ausblick – wie geht es weiter? .......................................................................................................................................................... 10 2. Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN ...................................................................................................... 14 2.1 Hintergrund ............................................................................................................................................................................................... 14 2.2 Zielgruppe ................................................................................................................................................................................................. 14 2.3 Grundverständnis von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen ............................................................................. 14 3. Hochschulen im gesellschaftlichen Kontext –Transfer als Austausch mit der Praxis ................................................. 18 3.1 Motivation für Transfer ........................................................................................................................................................................ 18 3.2 Entwicklung des Transferverständnisses .................................................................................................................................... 19 3.3 Das Transferverständnis im HOCHN-Projekt .............................................................................................................................. 20 4. Transfer für nachhaltige Entwicklung – Nachhaltigkeitstransfer ......................................................................................... 24 4.1 Definition von Nachhaltigkeitstransfer ......................................................................................................................................... 24 4.2 Beschreibungsmerkmale von Nachhaltigkeitstransfer ......................................................................................................... 26 5. Umsetzung von Nachhaltigkeitstransfer im Hochschulalltag ................................................................................................ 36 5.1 Formate von Nachhaltigkeitstransfer ............................................................................................................................................ 36 5.2 Phasen von Nachhaltigkeitstransfer ............................................................................................................................................. 38 5.3 Querschnittsaufgaben bei Nachhaltigkeitstransfer ............................................................................................................... 39 5.4. Nachhaltigkeitstransfer in der Lehre .......................................................................................................................................... 42 5.5 Nachhaltigkeitstransfer in der Forschung ................................................................................................................................. 50 6. Zusammenfassung und Fazit: Transfer als ein Treiber für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen? .............. 58 6.1 Zusammenfassung ................................................................................................................................................................................ 58 6.2 Potenziale und Grenzen von Nachhaltigkeitstransfer ........................................................................................................... 59 6.3 Fazit .............................................................................................................................................................................................................. 61 Anlagen ................................................................................................................................................................................................................ 62 4 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
Begrüßung Liebe Leser*innen, In diesem Leitfaden geht es um die Verbindung von pulse erhalten kann. Weiterhin werden Ansatzpunkte Transfer und nachhaltiger Entwicklung an Hochschu- und Hinweise für die Planung, Umsetzung und Weiter- len. Über Wissens- und Technologietransfer hinaus entwicklung von Nachhaltigkeitstransfer vorgestellt. wird Transfer hier in einem breiten Sinne als Austausch Nach einer kurzen Einführung zu Transfer allgemein zwischen Akteur*innen der Hochschule und der Praxis werden die folgenden Fragen behandelt: verstanden. Solche Praxis-Hochschul-Kooperationen sind ein möglicher Ansatzpunkt, um eine nachhaltige • Was ist Nachhaltigkeitstransfer? Entwicklung an Hochschulen voranzubringen – und in der Gesellschaft! Im weiteren Verlauf sprechen wir von • Wie können Transferaktivitäten konzeptionell-ana- Nachhaltigkeitstransfer. lytisch erfasst werden? Der Leitfaden richtet sich an diejenigen Mitglieder der • Auf welche Weise kann die Nachhaltigkeitsausrich- Hochschule, die Interesse daran haben, Nachhaltigkeit tung im Transfer verankert werden? und/oder Transfer in Lehre, Forschung und bei Third Mission zu integrieren, beides miteinander zu verknüp- • Was muss bei der Initiierung, Konzeption und Um- fen, Elemente von Nachhaltigkeitstransfer zu erproben setzung von Nachhaltigkeitstransfer in Lehre und oder systematisch auszubauen. Folgende Zielgruppen Forschung beachtet werden? sind angesprochen: Die fachliche Grundlage für den Leitfaden wurde im For- • Lehrende und Forschende, die an ihrer Hochschule schungsprojekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen: ent- nachhaltige Entwicklung im Austausch mit der Pra- wickeln – vernetzen – berichten“ (HOCHN) mittels em- xis weiterentwickeln möchten: Mittels Transfer pirischer Forschung und Erprobung der ersten Fassung können sie ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten noch des Leitfadens von 2018 gelegt. Weitere Publikationen stärker in der Lebenswelt verankern und Nachhal- und praktische Arbeitsinstrumente zu Nachhaltigkeits- tigkeitsimpulse aus der Gesellschaft für die eigene transfer finden sich auf der Projekthomepage und im Arbeit in Lehre und Forschung aufgreifen. Wiki von HOCHN. • Hochschulleitung und -verwaltung wie Transfer- Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und Freude beim stellen, Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement: Ausprobieren von Nachhaltigkeitstransfer! Das Thema Transfer gewinn an Bedeutung bei Aus- schreibungen oder als Thema in der Lehre (Kom- Wir freuen uns über kritisch-konstruktive petenzorientierung, professionelle Befähigung). Rückmeldungen! Es gibt bereits vielfältige Anknüpfungspunkte für Nachhaltigkeitstransfer an den Hochschulen, aber dessen Potenzial kann häufig noch viel systemati- scher entwickelt und genutzt werden. • Praxispartner*innen, denn ohne sie gibt es keinen Transfer. In diesem Leitfaden erfahren sie, welche Rahmenbedingungen für Hochschulen relevant sind. Ziel ist es, den Handelnden eine strategische Orien- tierung zum Thema Nachhaltigkeitstransfer zu geben. Der Leitfaden zeigt auf, wie nachhaltige Entwicklung an Hochschulen durch Transfer gestärkt und wie um- gekehrt Transfer durch Nachhaltigkeit zusätzliche Im- 6 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
Vorstellung des Verbundprojektes Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 7
1. Vorstellung des Verbundprojektes 1.1 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Ent- aus dem deutschsprachigen Raum, in dem sich inzwi- wicklungsaufgabe, die immer mehr in den Fokus rückt. schen Partner*innen aus circa 140 Hochschulen aus- Hochschulen sind wie alle anderen gesellschaftlichen tauschen (Stand August 2020). Akteur*innen gefordert, sich mit den damit verbunde- nen Herausforde- Innerhalb der inzwischen fast vierjährigen Zusammen- rungen auseinan- arbeit und mit dem engen bundesweiten Austausch derzusetzen. Wie über zahlreiche Veranstaltungsformate wie Praxis-For- Eine begriffliche Annäherung kann es komple- schungssessions, Kollaborationstreffen und Netz- an das Nachhaltigkeitsver- xen Organisatio- werk-Hubs, ist der eigentliche Mehrwert von HOCHN ständnis im HOCHN-Verbund nen wie Hoch- deutlich geworden: die Schaffung eines Transformati- schulen gelingen, onsfeldes zwischen Studierenden, (Nachwuchs-) Wis- findet sich ab Seite 15. den Prozess einer senschaftler*innen, Praktiker*innen sowie anderen nachhaltigen Ent- Nachhaltigkeitsakteur*innen. Dadurch werden neue wicklung inner- Sichtweisen ermöglicht, gegenseitige Wertschätzung halb der eigenen unabhängig von Hierarchieebenen entwickelt und ein Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu vertrauensvoller Raum für konstruktives Zusammen- einer dauerhaften Aufgabe zu machen? Wie kann es wirken geboten. gelingen, dass sich möglichst viele Akteur*innen für nachhaltige Entwicklung engagieren? Für diese Fragen 1.2 HOCHN – das Forschungsprojekt gibt es kein Patentrezept, keine Handlungsanleitung, keine Checkliste, die für alle Hochschulen gleicherma- ßen hilfreich wäre oder von allen gleichermaßen ge- Ziele von HOCHN nutzt werden könnte – zu unterschiedlich sind Hoch- schulen, etwa hinsichtlich ihrer Rechtsform (privat oder Übergeordnetes Ziel des vom Bundesministerium für öffentlich), ihres Typs (Universität, Fachhochschule, Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundpro- Hochschule für angewandte Wissenschaften), ihrer Lage jekts Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – ver- (ländlicher Raum oder Metropolregion) oder Größe netzen – berichten (HOCHN) ist es, die nachhaltige (kleine spezialisierte oder große Volluniversität). Dar- Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu über hinaus werden die Hochschulen von externen fördern. Daraus leiten sich vier Teilziele ab: Rahmenbedingungen beeinflusst, die je nach Bundes- land Nachhaltigkeitsthemen mehr oder weniger 1. Etablierung und Verstetigung eines Netzwerks zum befördern. Erfahrungsaustausch In einer ersten zweijährigen Forschungsphase (11/2016- 2. Entwicklung und Reflexion eines gemeinsamen 10/2018) hat sich der HOCHN-Verbund mit den genann- Nachhaltigkeitsverständnisses ten Fragen beschäftigt. Der hier vorliegende Leitfaden ist einer von insgesamt sechs HOCHN-Leitfäden, die 3. Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung durch zunächst als Betaversionen vorlagen und die Ergeb- Implementierung von Maßnahmen und Methoden nisse dieser Arbeit ausschnitthaft darstellen. In der an- schließenden zweiten Phase des Projektes wurden die 4. Erstellung von Leitfäden zur nachhaltigen Hoch- Leitfäden durch die elf Verbundpartner*innen an un- schulentwicklung, Testung und Zusammenführung terschiedlichsten Hochschulen erprobt. Einige Erkennt- zu einem integrierten Gesamtleitfaden. nisse der Erprobungsphase sind in diese zweite und finale Auflage der Leitfäden eingeflossen. Neben dem Bis Ende Oktober 2020 ist das Ziel, über HOCHN eine Forschungsvorhaben der elf deutschen Hochschulen Roadmap Nachhaltige Hochschulen 2030 als Zukunfts- des Verbundes besteht das HOCHN-Projekt aus einem vision einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu wachsenden Nachhaltigkeitsnetzwerk von Hochschulen entwerfen. 8 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
Die Teams der elf Verbundhochschulen von HOCHN wei- Projektaufbau von HOCHN sen einen hohen Anteil an Nachwuchswissenschaft- ler*innen sowie einen breite disziplinäre Themenvielfalt Elf geförderte Verbundhochschulen sind in den wie auf. Folgende Hochschulen sind im Verbund vertreten: in Abbildung 1 dargestellten Arbeitskonstellationen eingebunden. Projektstruktur Governance FU Berlin Forschung Transfer Team Bormann HNE Eberswalde Leuphana Uni Uni Vechta Lüneburg Team Nölting Team Rieckmann Team Lang LMU München Team Vogt Lehre Betrieb Uni Bremen Gesamt- Team Müller-Christ koordination TU Dresden Team Günther Uni Tübingen Uni Hamburg Fachbeirat Team Potthast HS Zittau/Görlitz Team Bassen & Team Delakowitz Schmitt Berichterstattung Vernetzung Uni Hamburg Uni Hamburg Team Bassen & Sassen Team Schmitt FU Berlin Team de Haan Uni Bremen Uni Duisburg-Essen Team Partner*innen Team Niemann Müller-Christ Partnerhochschulen HOCHN- Multiplikator*innen Netzwerk Abbildung 1: Gesamtstruktur von HOCHN (Universität Hamburg) • Freie Universität Berlin für Hochschulentwicklung HIS-HE Kooperationspartner • Universität Bremen im Handlungsfeld Betrieb. • Technische Universität Dresden • Universität Duisburg-Essen Handlungsfelder • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde • Universität Hamburg Im Sinne eines die gesamte Hochschulinstitution um- • Leuphana Universität Lüneburg fassenden Ansatzes („Whole Institution Approach“) wird • Ludwig-Maximilians-Universität München neben den Kernbereichen Lehre und Forschung der Be- • Eberhard Karls Universität Tübingen trieb von Hochschulen beleuchtet. Darüber hinaus sind • Universität Vechta die Handlungsfelder Nachhaltigkeitsberichterstattung • Hochschule Zittau/Görlitz und Governance als Querschnittsthemen sowie Trans- fer Gegenstand der Betrachtung. Das HOCHN-Projekt wird von einem (inter-) national be- setzen Beirat begleitet. Darüber hinaus ist das Institut http://www.hoch-n.org/4-partner/fachbeirat.html Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 9
Leitfäden HOCHN – das Hochschulnetzwerk Jedes der Arbeitspakete hat sich über den Projektverlauf Unter Federführung der Universitäten Hamburg und mit einem spezifischen Thema hochschulischer Nach- Bremen wird ein stetig wachsendes Hochschulnetzwerk haltigkeit beschäftigt: Forschung, Lehre, Betrieb sowie aufgebaut. In diesem sind zum Zeitpunkt der Druck- Transfer, ergänzt um die Querschnittsthemen Nachhal- legung dieser finalen Auflage der Einzelleitfäden be- tigkeitsberichterstattung und Governance. Die sechs reits Angehörige aus circa 140 deutschen Hochschu- HOCHN-Leitfäden lagen zunächst als Betaversionen vor. len vernetzt. Damit können bestehende Erfahrungen Sie wurden parallel zur Gründungs-, Forschungs- und und Expertisen an den einzelnen Hochschulen sichtbar Vernetzungstätigkeit der ersten zwei Förderjahre er- gemacht werden, wechselseitiger Austausch angeregt stellt und in den folgenden zwei Jahren nach Veröffent- und Voneinander-Lernen ermöglicht werden. Auf der lichung pilotiert und überarbeitet. Sie erheben dennoch HOCHN-Nachhaltigkeitslandkarte können die zustän- nicht den Anspruch, die Handlungsfelder vollumfänglich digen Personen, Partnerhochschulen sowie Nachhal- abzubilden, sondern setzen thematische Schlaglichter tigkeitsinitiativen im gesamten deutschen Hochschul- und fassen die gesammelten und entwickelten Erkennt- raum gefunden werden. nisse strukturiert zusammen. Damit stellen sie einen Ausgangspunkt für die Diskussionen im wachsenden 1.3 Ausblick – wie geht es weiter? HOCHN-Netzwerk dar. Sie sind lebendige Dokumente, bei denen der gemeinsame Erstellungs- und Austausch- Die separate Betrachtung von Handlungsfeldern stellt prozess den eigentlichen Mehrwert hervorbringt. Sie ver- einen pragmatischen Ausgangspunkt dar. Zwischen den deutlichen auch, dass es viele kleine, mitunter unspek- Handlungsfeldern bestehen jedoch starke Interdepen- takulär erscheinende Schritte sind, die eine Hochschule denzen und ein Whole Institution Approach umfasst bewegen. auch und insbesondere die Adressierung und Orches- trierung von Schnittstellen zwischen den einzelnen Zielgruppen der HOCHN-Leitfäden sind all diejenigen, Handlungs- und Themenfeldern nachhaltiger Entwick- die in ihrer eigenen Hochschule die nachhaltige Entwick- lung. Diese Schnittstellen zu berücksichtigen, mit Erfah- lung voranbringen und einen niedrigschwelligen Einstieg rungswissen anzureichern und anhand konkreter Pra- in die verschiedenen Handlungsfelder erhalten wollen. xisbeispiele offen zu legen, war daher ein Schwerpunkt Dabei sollen die verschiedenen Grundbedingungen der der zweiten Projektphase (11/2018-10/2020). Neben der vielseitigen deutschen Hochschullandschaft im Blick be- Pilotierung und Überarbeitung der Einzelleitfäden ist halten werden, sodass alle Hochschulen Anregungen fin- das Ziel, ein integriertes, digitales Gesamtformat an- den können. Diesen wichtigen Austausch möchte das zubieten, das zur Anwendung und weiteren Mitgestal- HOCHN-Netzwerk als bundesweite Plattform in der nach- tung einlädt. Ab Herbst 2020 ist daher als Ergebnis ein haltigen Hochschulentwicklung befördern. Zudem rich- HOCHN-Wiki verfügbar, eine gemeinsame Online-Platt- ten sich die Leitfäden an alle Stakeholder von Hochschu- form, die zur Nutzung für alle Interessierten offensteht. len, da durch die Leitfäden Transparenz darüber erzeugt wird, welche Rahmenbedingungen und Handlungen für eine nachhaltige Hochschule erforderlich sind. In HOCHN erlebe ich eine inspirierende Zusammenarbeit mit unglaublich raschem Arbeitsfortschritt: wirklich vorbildlich, nicht nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der Organisation Foto: Markus Scholz/scholzfoto.de und Arbeitsweise. Dipl.-Ing. Cornelia Reimoser Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN 10 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
Bei HOCHN mitmachen! lich bedanken wir uns insbesondere bei Dr. Karl Eugen Huthmacher, Eckart Lilienthal, Florian Frank, Cornelia Wir freuen uns auf weitere Hochschulpartner*in- Möller sowie Dr. Martin Schulte aus der Abteilung 7: Zu- nen, die Teil des HOCHN-Netzwerks werden wollen. kunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und Nach- Durch die Teilnahme an unseren Veranstaltungen haltigkeit des BMBF. Durch ihre wertvolle Unterstützung besteht die Möglichkeit, sich in die Prozesse aktiv sowie die Möglichkeit, in einer zweiten Förderphase einzubringen. Weitere Informationen: die vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse zu ver- dichten und anwendungsbezogen zu prüfen, haben sie h ttp://www.hoch-n.org/mitmachen http://hoch-n.org/landkarte wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung an Hochschu- len beigetragen. netzwerk@hoch-n.org Unserem Projektträger, dem VDI Technologiezentrum, Im HOCHN-Wiki ist neben den Leitfäden und anderen insbesondere Svetlana Thaller-Honold, Christiane Materialien auch die Roadmap „Nachhaltige Hochschul- Ploetz und Helene Leneschmidt sowie Heinz Horsten landschaft 2030“ verfügbar. Die Roadmap zeigt Perspek- möchten wir zudem unseren besonderen Dank aus- tiven, Potenziale und konkrete Umsetzungspfade auf, sprechen. Als verlässliche Partner*innen tragen sie mit wie bis 2030 eine Nachhaltigkeitstransformation deut- ihrem Blick ganz wesentlich zu Perspektivenwechsel in scher Hochschulen gestärkt und erreicht werden kann. der Hochschulwelt bei. Um die in HOCHN begonnenen Aktivitäten und Vernet- zungen auch über die unmittelbare Projektlaufzeit hin- Ebenfalls besonderer Dank gebührt den HOCHN-Fach- aus aufrecht zu erhalten sowie auszubauen, wurde im beiratsmitgliedern (https://www.hochn.uni-hamburg. April 2020 die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit de/1-projekt/fachbeirat.html), die sich in vielfältiger an Hochschulen e.V. (DG HochN) ins Leben gerufen. Die Form beratend und mitgestaltend im HOCHN-Netzwerk DG HochN bietet die Arena, um das UNESCO-Programm eingebracht haben. „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2030“ im deut- schen Hochschulsystem auf Grundlage bisheriger Wir- Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit kungen weiter umzusetzen und zu verankern. den vielen Akteur*innen für eine nachhaltige Hoch- schulentwicklung in Deutschland und darüber hinaus. Danksagung Ohne das BMBF und seine bundesweite Anschubfinan- zierung wäre ein Projekt zur nachhaltigen Hochschul- entwicklung in dieser Form nicht realisierbar. Als ler- nendes Hochschulnetzwerk liegt die Aufgabe noch vor uns, dauerhafte Strukturen aufzubauen, bis sich Logi- ken in den Hochschulen derart verändert haben, dass Nachhaltigkeitsprozesse als funktionale Daueraufgaben wertgeschätzt und personell besetzt bleiben. Persön- Wenn es das Programm nicht schon gäbe, müsste man so etwas wie HOCHN erfinden. Foto: H. Thämlitz Prof. Dr. (mult.) Dr. h.c. (mult.) Walter Leal HAW Hamburg / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 11
12 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
Zugrundeliegendes Nachahaltigkeitsverständnis Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 13
2. Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN 2.1 Hintergrund Viele Akteur*innen an Hochschulen in Deutschland tet, da Nachhaltigkeit idealerweise auf die jeweiligen befassen sich in Forschung, Lehre und Betriebspraxis Kontexte, Rahmenbedingungen und Akteur*innen der mit dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Bislang besteht Hochschulen Bezug nehmen sollte. Gerade weil es un- jedoch kein hinreichender Konsens darüber, wie der terschiedliche Akzente gibt, erfüllt eine begrifflich-kon- aus gesellschaftlicher Verantwortung begründete An- zeptionelle Klärung jedoch die wichtige Funktion, In- spruch von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen terpretationsspielräume, Gemeinsamkeiten und offene verstanden, ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Fragen kontextuell zu klären und für die Umsetzung zu Dies zeigt sich beispielsweise in der aktuellen Debatte konkretisieren. um die Verhältnisbestimmung von Freiheit und nach- haltigkeitsbezogener Verantwortung der Wissenschaft. Das Nachhaltigkeitsverständnis liefert die Basis für eine substantielle Implementierung von Maßnahmen Der Verbund HOCHN hat sich zum Ziel gesetzt, ein im an Hochschulen, die als unerlässlich für eine große ge- Rahmen des Verbundprojekts gemeinsames, hoch- sellschaftliche Transformation sowie zur Umsetzung schulspezifisches Nachhaltigkeitsverständnis zu ent- des Nationalen Aktionsplans „Bildung für nachhaltige wickeln, das in einem partizipatorischen Prozess der Entwicklung“ (NAP BNE) der Bundesregierung erach- elf Verbundhochschulen über den gesamten Projekt- tet werden. zeitraum entstanden ist. Es basiert auf den Ergebnis- sen des HOCHN-Verbunds, den jeweiligen Nachhaltig- 2.2 Zielgruppe keitsverständnissen der einzelnen Partnerhochschulen des Verbundprojekts, dem vielfältig in internationalen Der vorliegende Text richtet sich in erster Linie an Beschlüssen verankerten Grundverständnis von Nach- Hochschulangehörige, insbesondere an diejenigen, haltigkeit sowie der Auswertung relevanter Literatur. die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander- setzen und Veränderungsprozesse gestalten wollen. Zu Das Nachhaltigkeitsverständnis ist auf konzeptionelle den internen Anspruchsgruppen gehören z. B. Vertre- Kohärenz angelegt und versucht die normativen Im- ter*innen der Hochschulleitungen, Wissenschaftler*in- plikationen von Nachhaltigkeit im Kontext von Hoch- nen, Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende schulen herauszuarbeiten. Es bietet einen Orientie- und Nachhaltigkeitsbeauftragte. Als hochschulex- rungsrahmen zur gesamtinstitutionellen Integration terne Anspruchsgruppen gelten u. a. Vertreter*innen und Umsetzung von Nachhaltigkeit als ethisches Prinzip von Landes- und Bundesministerien, der Hochschul- in Theorie und Praxis der Handlungsfelder Forschung, rektoren- und Kultusministerkonferenz, Politik und Lehre, Betrieb, Governance und Transfer von Hoch- Zivilgesellschaft. schulen in Deutschland. Es schließt keineswegs aus, dass einzelne Hochschulen mit ihren unterschiedli- 2.3 Grundverständnis von Nachhaltigkeit chen Schwerpunktsetzungen und Praktiken je eigene im Kontext von Hochschulen Akzente setzen. Vielmehr wird die Vielfalt unterschiedli- cher Nachhaltigkeitsverständnisse als Gewinn betrach- Nachhaltigkeit ist als normatives Prinzip der Maßstab einer globalen und intergenerationalen Gerechtigkeit, die vom gegenwärtigen Wandel des Erdsystems stark herausgefordert wird. Nachhaltige Entwicklung ist kein Die Langfassung des Nachhaltigkeitsver- von außen vorgegebenes und festgelegtes Ziel, sondern ständnisses mit Ausführungen zu den Hand- ein offener Suchprozess mit vielfältigen Zielkomponen- lungsfeldern Forschung, Lehre, Betrieb, ten, der sich plural und kulturvariabel gestaltet. Ihr An- Governance und Transfer sowie zur verwen- liegen ist es, die ökologische Tragfähigkeit, die soziale deten Literatur finden sich unter: Gerechtigkeit und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit https://www.hochn.uni-hamburg.de/2-hand- zu sichern. Hierzu zielt sie auf die Stärkung kultureller lungsfelder/04-forschung.html Kompetenzen der Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens ab. Mit ihrer systemisch integrierten Umsetzung 14 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
wird der Anspruch einer umfassenden gesellschaftli- der Gesellschaft und zum verantwortungsvollen Um- chen Transformation verbunden. Kern ist die Trans- gang mit den Gemeingütern des Planeten Erde leisten. formation des Verhältnisses des Menschen zur Natur. Den Hochschulen kommt aufgrund ihrer ethischen und Die Aufgabe der Hochschulen besteht darin, sich the- gesellschaftspolitischen Verantwortung eine undele- oretisch-konzeptionell, methodisch und reflexiv mit gierbare Reflexionsaufgabe und Impulsfunktion für eine den Prozessen und Bedingungen der gesellschaftli- solche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr chen Transformation auseinanderzusetzen. Gleichzei- Nachhaltigkeit zu. Hochschulen können dabei empi- tig geht es auch darum, wie die ethische Dimension in risches und theoretisches Wissen, Methodenkompe- der Wissenschaft (in den Handlungsfeldern Forschung, tenz und Reflexionsfähigkeit als besondere Stärken ein- Lehre und Betrieb) berücksichtigt und umgesetzt wer- bringen. Dem normativen Gehalt von Nachhaltigkeit den kann. gerecht zu werden bedeutet zum einen, methodisch über Problemstellungen in den Gesellschaften nach- Aufgeklärte Wissenschaft bedarf einer methodisch-kri- zudenken und sich relevanten Fragen hinsichtlich des tischen Reflexion zum Stellenwert normativer Perspek- Verhältnisses von Mensch und Natur zu stellen. Zum tiven. Deshalb analysiert Ethik die vielfältigen Gründe, anderen ist in disziplinübergreifenden Zusammenhän- Ziele, Motivationen und Widerstände guten und gerech- gen zu denken und konkret zu handeln. Es geht darum, ten Handelns. Dabei erschöpft sie sich nicht darin, re- wie tragfähige Lösungen zum Umgang mit den großen zeptartig fertige Lösungen vorzugeben. Vielmehr will Herausforderungen unserer Zeit global, national und sie zunächst zum Nachdenken anregen und dadurch regional gefunden, umgesetzt und dauerhaft institu- zur Freiheit befähigen. Die Freiheit der Wissenschaft ist tionell implementiert werden können. Dabei ist es für von daher stets als Auftrag zur eigenverantwortlichen die Ethik konstitutiv, auch Hemmnisse auf dem Weg zur Reflexion ihrer Ziele im Dienst einer zukunftsfähigen Nachhaltigkeit systemisch in den Blick zu nehmen. Auf Gesellschaft zu interpretieren. dieser Weise kann sie nicht nur Zielwissen generieren, sondern auch Gestaltungs- und Transformationswis- Der Bedarf an ethischer Reflexion und Orientierung sen vermitteln. ergibt sich vor allem in Umbruchsituationen. Eine sol- che liegt heute angesichts des tiefgreifenden Werte- wandels sowie der globalen, nationalen und regiona- Die Akteur*innen des Verbundprojekts sind be- len Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung (wie strebt, Nachhaltigkeit in den Handlungsfeldern For- z.B. Klimawandel) vor. Von daher versteht es das Nach- schung, Lehre, Betrieb, Governance sowie Transfer haltigkeitsprinzip sowohl als ökosoziale und ökono- in ihren eigenen Hochschulen zu verankern. Damit mische Herausforderung wie auch als Kulturaufgabe, leisten sie einen Beitrag zur praktischen Umsetzung die natürlichen Lebensgrundlagen für alle Menschen der oben genannten Ziele, regen einen kontinuierli- weltweit einschließlich der nachfolgenden Generatio- chen Verbesserungsprozess an und versuchen eine nen zu erhalten (vgl. Brundtland-Kommission; Art. 20a glaubwürdige Vorbildfunktion einzunehmen. Nach- GG; SDGs) und die Natur in ihrem Eigenwert mit ihrer haltige Hochschulentwicklung wird dabei als offe- biologischen Vielfalt zu achten und zu schützen (vgl. ner, reflexiver Prozess verstanden, in dem sich die Bundesnaturschutzgesetz §1). Freiheit der Wissenschaft und ihre gesellschaftli- che Verantwortung wechselseitig bedingen. Hochschulen als zentrale Akteur*innen des gesell- schaftlichen Diskurses widmen sich dieser Thematik Die Akteur*innen des Verbundprojekts verpflichten an zentraler Stelle. In diesem Kontext, und in Anleh- sich, das Verständnis und die Umsetzung von Nach- nung an die gemeinsame Erklärung der HRK/DUK (2010) haltigkeit an ihren Hochschulen zu fördern. So leis- „Hochschulen für nachhaltige Entwicklung“ sowie die ten die Hochschulen ihren Beitrag zum fünfjähri- Empfehlung der HRK (2018) „Für eine Kultur der Nach- gen Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige haltigkeit an Hochschulen“, fassen die Akteur*innen Entwicklung“ der Vereinten Nationen (2015-2019, des Verbundprojekts HOCHN Nachhaltigkeit als pro- WAP) sowie zum Programm „Education for Sustai- filstiftende und verbindende Leitidee auf. Mit diesem nable Development: Towards achieving the SDGs“ gemeinsamen Ziel können die Hochschulen ihren je (ab 2020), zu dem sich auch Deutschland mit dem eigenen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Gestaltung Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 15
Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Die Hochschulen bemühen sich, eine angemes- Entwicklung (Nationale Plattform Bildung für nach- sene in- und externe Transparenz sicherzustel- haltige Entwicklung 2017) verpflichtet hat. Dadurch len, kontinuierliche, offene und reflexive Verbes- tragen die Hochschulen zur Wahrnehmung der Sus- serungsprozesse zu fördern, den Dialog mit den tainable Development Goals der UN (SDGs) sowie verschiedenen Anspruchsgruppen der Hochschu- zu deren strategischen Weiterentwicklung und Er- len zu unterstützen und den Austausch mit der Ge- gänzung bei. Dies ist sinnvoll, da die SDGs u.a. auf sellschaft zu erleichtern. Hierfür kann es sich als zentrale globale Herausforderungen (wie z.B. stei- zielführend erweisen, den Status Quo zu analy- gender Ressourcenverbrauch und Bevölkerungs- sieren, transparente und regelmäßige Informatio- wachstum, Externalisierung ökosozialer Kosten nen zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten bereitzu- oder Zielkonflikte zwischen Wirtschaftswachstum stellen und zu kommunizieren. Eine so gestaltete und ökologischen Grenzen) unzureichend eingehen. Nachhaltigkeitsberichterstattung trägt dazu bei, das Nachhaltigkeitsverständnis einer Hochschule mit ihren konkreten Zielen und Maßnahmen zu re- flektieren und darüber in Austausch mit den An- spruchsgruppen zu treten. 16 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
Hochschulen im gesellschaftlichen Kontext – Transfer als Austausch mit der Praxis Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 17
3. Hochschulen im gesellschaftlichen Kontext – Transfer als Austausch mit der Praxis Die Ansprüche an Hochschulen wandeln sich wie die für die wissenschaftliche, wirtschaftliche, soziale und Gesellschaft auch. Dazu gehört, dass sich Hochschu- kulturelle Entwicklung Deutschlands von entscheiden- len immer häufiger mit Akteur*innen aus gesellschaft- der Bedeutung sind.“ (HRK 2017, S. 2) lichen Bereichen außerhalb der Wissenschaft, die hier als Praxis bezeichnet werden, austauschen. Ein solcher 3.1 Motivation für Transfer Austausch und Praxis-Hochschul-Kooperationen kön- nen als Transfer bezeichnet werden. Transfer eröffnet der Hochschule einerseits Zugänge, um in die Praxis hineinzuwirken und ihre Kompeten- Viele Hochschulakteur*innen engagieren sich in zen aus Forschung und Lehre in gesellschaftliche Ge- Lehre, Forschung und Third Mission im Transfer. Bei staltungsprozesse einzubringen. In der Lehre können etlichen Hochschulen gehört Transfer inzwischen Praxis-Hochschul-Kooperationen die Anwendungs- zum Selbstverständnis. Sie versprechen sich von orientierung der Studiengänge erhöhen, die berufli- der Auseinandersetzung mit Akteur*innen aus der che Qualifikation verbessern und ganz allgemein eine Praxis, von deren Expertise und Fragen einen Mehr- umfassende Kompetenzorientierung im Studium un- wert. Die Praxis tritt mit ihren Ideen, Werten und terstützen. In der Forschung können Wissenschaft- Interessen der Wissenschaft als das „wahre Leben“ ler*innen mittels Transfer wissenschaftliche Theorien, gegenüber, das sich nicht an Fachdisziplinen, Hand- Modelle und Methoden in der praktischen Anwendung bücher und Methoden hält, sondern quer dazu liegt. testen, schärfen, in Frage stellen und gegebenenfalls Das fordert das wissenschaftliche Denken heraus und überarbeiten. bietet Möglichkeiten, Wissenschaft weiterzuentwi- ckeln, zu vertiefen, neue Akteur*innen einzubezie- Andererseits erhalten Hochschulen durch diesen Aus- hen und auf gesellschaftlichen Bedarf zu reagieren. tausch eine Rückmeldung zur ihrer wissenschaftli- Dabei geht es um die alte Frage nach dem Verhält- chen Arbeit. Dies reicht vom Bedarf an Wissen für nis von Theorie und Praxis und die Herausforderung, gesellschaftlich relevante Probleme und Fragen, über wie Wissenschaft durch Forschung und zur Lösung Impulse für Forschungsfragen, bis hin zu Ideen für realweltlicher Probleme beitragen kann. Wie kann neue Verknüpfungen von Disziplinen. An die Lehre das so genannte „Tal des Todes“ zwischen wissen- werden Anforderungen herangetragen wie beispiels- schaftlichem Wissen und praktischer Anwendung weise die Bildung der Studierenden zu mündigen Bür- überwunden werden (Van de Ven & Johnson 2006)? ger*innen oder der Qualifizierungsbedarf von Orga- In welchem Verhältnis stehen die Referenzsysteme nisationen und Unternehmen, die Absolvent*innen Wissenschaft mit ihren Regeln und Erfolgskriterien einstellen. Dies kann dazu beitragen, die Qualität von für Forschung und Lehre und andere gesellschaftli- Studiengängen zu verbessern und die Ziele von Aus- che Teilsysteme wie Wirtschaft, Politik, Verwaltung, bildungsprogrammen mit dem gesellschaftlichen Be- Familie etc. mit ihren jeweiligen Erfolgsmaßstäben? darf abzustimmen. Wie lassen sich Kommunikation und Kooperation zwi- schen jeweils unterschiedlichen Handlungslogiken Hochschulen betreiben Transfer in den unterschied- gestalten? Hierbei werden auch Einschränkungen und lichsten Facetten und mit einer großen Bandbreite an Grenzen von Transfer deutlich. unterschiedlichen Partner*innen aus der Praxis. Ent- sprechend vielfältig sind Formen von Transfer wie z.B. In diesem Sinne kann Transfer zu einem Motor für eine Technologie- und Wissenstransfer, Weiterbildung, Be- Weiterentwicklung der Hochschulen werden, die Ant- ratung, Beteiligung am sozialen und kulturellen Leben, worten auf gesellschaftliche Trends wie Digitalisierung Teilnahme an Politikgestaltung, Wissenschaftskommu- und nachhaltige Entwicklung suchen. „Die Hochschu- nikation, Verträge mit Unternehmen, öffentlichen Trä- len entwickeln und definieren ihre zentrale Rolle im gern und Kommunen etc. (Roessler et al. 2015, S. 13). steten Dialog mit allen gesellschaftlichen Kräften. In Angesichts dieser Vielfalt an Aktivitäten und Formen Ausfüllung dieser Rolle erbringen sie Leistungen, die handelt es sich bei Transfer um ein offenes, vielleicht 18 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
sogar unscharf abgegrenztes Handlungsfeld. Das Phä- 3.2 Entwicklung des nomen wird mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet, Transferverständnisses neben Transfer sind noch Bezeichnungen wie Third Mis- sion, Hochschule in gesellschaftlicher Verantwortung, Der wissenschaftliche Diskurs zu Transfer an Hochschu- societal impact etc. in der Diskussion (Nölting & Pape len ist vielfältig und formiert sich gerade (Nölting et 2017). Trencher et al. (2014) wiederum verorten Trans- al. 2020). Daher wird Transfer nachfolgend über unter- fer in der Third Mission und beschreiben „co-creation schiedliche Zugänge beschrieben. for sustainability“ als eine Hochschulaufgabe, welche die Kooperation von Hochschulen mit außeruniver- Eine erste Annäherung bietet ein Blick auf den Wan- sitären Akteur*innen für eine Nachhaltigkeitstrans- del des Transferverständnisses. Das traditionelle Ver- formation beinhaltet. Diese „co-creation for sustai- ständnis von Transfer stellt den Technologietransfer nability“ kann demnach als ein Ansatz einer neuen, aus der Hochschule in die Praxis in den Vordergrund. sich entwickelnden, vierten Mission von Hochschulen Hierbei werden in erster Linie ingenieur- und natur- interpretiert werden. wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung in Unternehmen für die konkrete Anwendung im Produk- Aufgrund der großen Überschneidungen zwischen tionsprozess transferiert. Gerade Fachhochschulen ver- Transfer und Third Mission ist eine klare Abgrenzung fügen traditionell über enge Kontakte zur Wirtschaft nicht einfach. Dennoch scheint es sinnvoll, Transfer (Roessler et al. 2015). In der Folge wurde der Begriff als eigenständigen Bereich zu beschreiben, weil die auf Wissens- und Forschungstransfer ausgeweitet, wo- inhaltliche Auseinandersetzung mit Praxisakteur*in- runter eine Weitergabe von Forschungserkenntnissen nen im Wesentlichen in Lehre und Forschung erfolgt. aus allen Wissenschaftsdisziplinen in die Praxis bzw. Demgegenüber ist Third Mission auf einer anderen für praktische Anwendungen verstanden wird. Dies um- Ebene angesiedelt und hebt auf organisatorische fasst einen Transfer auch in Einrichtungen der öffent- Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen lichen Hand wie Verwaltungen und Ministerien, z.B. in für Transfer ab. Third Mission fokussiert Kommuni- Form von Politikberatung, sowie in die Zivilgesellschaft. kation(-skanäle), Austauschformate, Netzwerkma- Schließlich ist die Rolle von Hochschulen im regiona- nagement und Ressourcenbereitstellung. Dies sind len Kontext hinzugekommen, sei es als Motor der Re- wichtige Rahmenbedingungen neben den fachlich-in- gionalentwicklung, Impulsgeber für Wirtschaftsclus- haltlichen Grundlagen aus Lehre und Forschung. Des- ter und Innovationssysteme oder für eine nachhaltige wegen wird nachfolgend auf Erkenntnisse aus der Regionalentwicklung (Fritsch et al. 2015; Schiller et al. Fachdebatte zu Third Mission zurückgegriffen, z.B. 2020; Warnecke 2016). über deren verschiedene Wirkungsfelder, die Anfor- derungen an und die Bilanzierung von Third Mission „Nach meinem Wissen werden ja nicht nur Wissen, Ideen (vgl. Henke et al. 2016; 2017; Roessler et al. 2015; und Technologien transferiert, es geht auch um Hand- Schneidewind 2016). lungen, Vorstellungen, Ansichten und Werte. Also es geht um viel mehr als um das Haptische, Greifbare wie ‚Ich gestalte eine Maschine.‘ oder ‚Ich erläutere Leuten, Lesetipp wie ein Businessplan geschrieben wird.‘“ (Expert*in 01)* Henke, Justus, Pasternack, Peer; Schmid, Sarah (2016). Third Mission bilanzieren. Die dritte Aufgabe *Im Rahmen der wissenschaftlichen Bearbeitung wurden im Projekt sechs Interviews mit sieben Expert*innen im Zeit- der Hochschulen und ihre öffentliche Kommunika- raum 04-05/2018 zu den Themen Transfer, Nachhaltigkeits- tion (HoF-Handreichungen 8). Halle-Wittenberg, In- transfer und Third Mission durchgeführt, transkribiert und stitut für Hochschulforschung (HoF). ausgewertet. Einzelne Zitat werden zur Illustration im Leit- Roessler, Isabel; Duong, Sindy; Hachmeister, Cort-Denis (2015). Welche Mission haben Hochschu- faden verwendet. len? Third Mission als Leistung der Fachhochschu- Einen zweiten Zugang zum Handlungsfeld Transfer len für die und mit der Gesellschaft. Gütersloh: CHE bilden die Erwartungen der Wissenschaftspolitik, gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung die in den letzten Jahren verstärkt an die Hochschu- (Arbeitspaper 182). len gerichtet wurden. Das Bundesforschungsmi- nisterium fordert in seinem Grundsatzpapier zur Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 19
Wissenschaftskommunikation, dass Hochschulen ihr 3.3 Das Transferverständnis Wissen stärker als bisher allgemeinverständlich und im HOCHN-Projekt dialogorientiert kommunizieren und wissenschaftliche Inhalte außerhalb der Wissenschaft vermitteln sollen Im Anschluss an die oben genannten Debatten wird (BMBF 2019). Die Landesministerien schreiben zuneh- hier ein breites Transferverständnis zugrunde ge- mend Technologie- und Wissenstransfer als Aufgabe legt. Der Wissenschaftsrat hat dazu festgehalten, der Hochschulen in den Hochschulverträgen und in dass Transfer „in einem breiten Sinne Interaktio- Landeshochschulgesetzen fest. Das Land Brandenburg nen wissenschaftlicher Akteure mit Partnern außer- hat als erstes Bundesland eine Transferstrategie ver- halb der Wissenschaft aus Gesellschaft, Kultur, Wirt- abschiedet, um die Zusammenarbeit von Wissenschaft schaft und Politik“ umfasst (Wissenschaftsrat 2016, mit Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu verbes- S. 5). Roessler et al. charakterisieren Transfer als sern. Dort werden die Bereitstellung wissenschaftlicher Austauschbeziehungen, bei denen Leistungen von Expertise, Beratung und der klassische Wissens- und Hochschulen unmittelbar in Gesellschaft und Wirt- Technologietransfer als wichtige Aufgaben für Hoch- schaft hineinwirken sowie umgekehrt als Strömun- schulen benannt (MWFK 2017). gen aus Wirtschaft und Gesellschaft, die sich in der Hochschule niederschlagen. Dies führt „im optimalen Hervorzuheben ist die bundesweite Förderinitiative „In- Fall zu gesellschaftlicher Weiterentwicklung“ (Roess- novative Hochschule“ des Bundesministeriums für Bil- ler et al. 2015, S. 39). dung und Forschung (BMBF) und der Länder, die 2016 als Pendant zur Exzellenzinitiative gestartet wurde. Ge- In die gleiche Richtung zielt das Transferverständnis, fördert werden Beiträge von kleinen und mittleren Uni- von dem der Stifterverband für die Deutsche Wissen- versitäten sowie Fachhochschulen zu Transfer und In- schaft im Rahmen seines Audits ausgeht. Dabei wird novation im engen und wechselseitigen Austausch mit „Transfer […] als beidseitiger Austausch von Wissen, Akteur*innen aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Dienstleistungen, Technologien und Personen ver- Die Förderinitiative soll dazu beitragen, „dass aus Er- standen. Er umfasst alle Formen der Kooperations- kenntnissen der Forschung in allen Wissenschafts- beziehungen in den Bereichen Forschung und Lehre disziplinen noch effizienter kreative Lösungen für die zwischen Hochschulen und externen Partnern in Wirt- drängenden Herausforderungen unserer Zeit werden.“ schaft, Politik, Kultur und öffentlichem Sektor.“ (Stif- (BMBF o.J.). terverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.; Heinz Nixdorf Stiftung o.J., S. 1) Einen weiteren Impuls hat das Transfer-Audit gegeben, das der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Auf dieser Basis wird Transfer in diesem Leitfaden wie seit 2015 durchführt. Es ist gedacht als ein Entwicklungs- folgt definiert: instrument für Hochschulen, die ihre Kooperationsstrate- gie mit externen Partnern weiterentwickeln und Transfer Unter Transfer verstehen wir den freiwilligen in ihrer Hochschulentwicklung stärken möchten. Zweck Austausch von Technologien, Wissen, Ideen des Audit-Verfahrens, an dem sich bis 2020 knapp 50 und Erfahrungen zwischen Hochschulen und Hochschulen beteiligt haben, ist es, die Hochschule in Akteur*innen aus der Praxis. Zur Praxis zählen der Erreichung ihrer Ziele und dem damit einhergehen- Wirtschaft, Politik, Verwaltungen, Kommunen, den Entwicklungsprozess zu unterstützen und zu beraten. Verbände, Bildungseinrichtungen und weitere In dem rund einjährigen Prozess werden einem Hoch- zivilgesellschaftliche Organisationen, Initiativen schul-Projektteam externe Transfer-Expert*innen zur und Bürger*innen. Der Austausch dient vorran- Seite gestellt. Sie analysieren gemeinsam Strukturen, gig der Bearbeitung praktischer Probleme aus Prozesse sowie Ergebnisse von Kooperationsbeziehun- der Gesellschaft. gen im Verhältnis zu den strategischen und operativen Zielen der Hochschule (Frank et al. 2020). Anders als bei der oben genannten Definition von Third Mission bezieht dieses Transferverständnis alle Funk- tionen der Hochschule ein: Lehre, Forschung und Third Link: https://www.stifterverband.org/ Mission. Denn Lehre und Forschung bilden die Kernkom- petenzen der Hochschule, die auch die fachliche Basis transfer-audit für die Auseinandersetzung mit Praxisakteur*innen dar- 20 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
stellen. Die inhaltliche Grundlage für Transfer wird daher ellen Arbeitnehmer*innen durch z.B. Praktika und maßgeblich in Lehre und Forschung gestaltet. studentische Projektarbeiten kennen. Dadurch wer- den Innovationspotenziale der Branche sichtbar Zu den Transferakteur*innen zählen auf Seiten der und nutzbar und der Bedarf der Praxis wird zum Hochschulen alle Hochschulmitglieder: Forschende, Gegenstand in der Lehre. In der Zusammenarbeit Lehrende, Studierende, Hochschulleitung und -ver- zwischen Unternehmen und Hochschule entstehen waltung. Auf Seiten der außerhochschulischen Pra- innovative Lehrkonzepte z.B. forschendes Lernen, xispartner*innen gehören dazu Unternehmen und wodurch die Studierenden Einblicke in die reale Wirtschaftsakteur*innen, Politik, Verwaltungen, Bildungs- (Öko-)Landwirtschaft und Unternehmen der Wert- einrichtungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und schöpfungskette erhalten. Die Studierenden wer- Initiativen sowie Bürger*innen. Transfer wird also je- den mit Fragestellungen der Praxis konfrontiert weils von ganz unterschiedlichen Akteur*innen geprägt. sind, die sie in Kleingruppen und in Teamarbeit selbstständig bearbeiten und die Unternehmen er- halten auf diese Weise Antworten auf ihre Fragen. Transferbeispiel „InnoForum Ökolandbau Brandenburg“ Wissenschaft: Das InnoForum hat seit über zehn Jahren Erfahrungen mit on-farm Forschung und transdisziplinärer Zusammenarbeit gesammelt. Das InnoForum Ökolandbau Brandenburg schafft für Durch die Koordinierungsstelle kann transdiszi- Akteur*innen der Wirtschaft und Wissenschaft eine plinäre und bottom-up Forschung kontinuierlich offene Plattform, um sich auszutauschen, neue Lö- weiterentwickelt sowie Forschungsergebnisse in sungen zu finden und auszuprobieren. Dort sind die die Praxis und die Lehre zurückgespiegelt werden. Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Der Stifterverband und die Hochschulrektorenkon- mit den beiden Studiengängen Ökolandbau und Ver- ferenz (HRK) haben 2017 dem InnoForum den Ars marktung (B.Sc.) und Öko-Agrarmanagement (M.Sc.), legendi-Preis für exzellente Hochschullehre zum 30 Partnerbetriebe aus der Region sowie rund 50 Thema „Praktika und Praxisbezüge“ verliehen. assoziierten Praxispartner*innen entlang der Wert- schöpfungskette zusammengeschlossen. Eine eigene Koordinierungsstelle an der HNE Eberswalde unter- stützt kontinuierlich den formellen und informel- len Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Für eine konstruktive Zusammenarbeit ist Kom- munikation auf Augenhöhe besonders wichtig, um einen fruchtbaren Ideen- und Erfahrungstransfer zu fördern. Gemeinsam schaffen die Akteur*innen einen Raum, der Innovations- und Übernahmepro- zesse im Ökolandbau Brandenburg entlang der ge- samten Wertschöpfungskette ermöglicht. Das InnoForum ruht auf drei Säulen: Betriebe können den fachlichen Austausch mit Kolleg*innen, Wissenschaftler*innen und Studie- renden pflegen und dabei vielfältige Interessen und Kompetenzen miteinander vernetzen: Neu- gründer, Naturschützerin, Quereinsteiger, Gärtne- rin, Ackerbauer und Beraterin treffen auf Sozial- arbeiter, Käserin, Bäcker, Schafhalterin. Und sie lernen Hochschulabsolvent*innen und potenzi- Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 21
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Transfer für nachhaltige Entwicklung – Nachhaltigkeitstransfer Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen 23
4. Transfer für nachhaltige Entwicklung – Nachhaltigkeitstransfer Verknüpft man Transfer und die gesellschaftliche Ver- antwortung von Hochschulen mit der Herausforderung Definition von Nachhaltigkeitstransfer einer gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeitstrans- Unter Nachhaltigkeitstransfer werden alle Transferak- formation, entsteht Transfer für nachhaltige Entwick- tivitäten verstanden, deren Ziel ein Beitrag zu nach- lung – kurz Nachhaltigkeitstransfer. In diesem Kapitel haltiger Entwicklung in der Gesellschaft ist. Nachhal- wird eine Definition vorgenommen und anschließend tigkeitstransfer ist charakterisiert durch (explizite) die Merkmale vorgestellt, anhand derer Nachhaltig- Nachhaltigkeitsziele der einzelnen Transferaktivitä- keitstransfer beschrieben und analysiert werden kann. ten und eine Beschreibung der jeweils angestrebten Diese Annäherung an Nachhaltigkeitstransfer erfolgt Nachhaltigkeitswirkung. Ergebnisse von Nachhaltig- aus der Perspektive von Hochschulen bzw. Hochschul- keitstransfer sind a) Beiträge zu nachhaltiger Entwick- akteurinnen, die Perspektive der Praxis im Kontext von lung wie Modelle, Projekte, Technologien, Konzepte, Nachhaltigkeitstransfer bedarf noch einer weiterge- Lösungen, Tests oder Diskussionen über Nachhaltig- henden Erforschung. keit und b) die Stärkung der Kernkompetenz aller Be- teiligten für nachhaltige Entwicklung durch gemein- same Lernprozesse. (Nölting et al. 2020) 4.1 Definition von Nachhaltigkeitstransfer In diesem Leitfaden wird Nachhaltigkeitstransfer als Das normative Prinzip der Nachhaltigkeit beschreibt eine spezifische Form von Transfer verstanden, die inter- und intragenerationale Gerechtigkeit auf globa- auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist. Es han- ler Ebene als Ziel und Handlungsmaßstab. Der dafür delt sich dabei nicht um ein neues, eigenständiges notwendige umfassende gesellschaftliche Wandel ist Konzept, sondern um eine Spezifizierung von Pra- eine sozial-ökologische, ökonomische und kulturelle xis-Hochschul-Kooperationen in Lehre und Forschung Aufgabe, die alle gesellschaftlichen Bereiche umfasst (vgl. Abbildung 2). Eine konzeptionelle Beschreibung (vgl. Kap. 2 Nachhaltigkeitsverständnis von HOCHN). Die von Nachhaltigkeitstransfer als spezifische Form von Ausrichtung von Transfer auf nachhaltige Entwicklung Transfer findet sich bei Nölting et al. (2020). bringt besondere Aufgaben und Herausforderungen mit Abbildung 2: Einbettung von Nachhaltigkeitstransfer in die Funktionen der Hochschule (eigene Darstellung) 24 Nachhaltigkeitstransfer an Hochschulen
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