INFO1. AUsgAbe 2020 - März - ns-gedenkstaetten.de

 
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INFO
     1. AUsgabe 2020 - März

     „Gegen die
Drachen unserer Zeit“
       Seite 9
INFO1. AUsgAbe 2020 - März - ns-gedenkstaetten.de
I n h a lt                                                                                                                                                                     G r uSS w o r t    3

 3 ...... GruSSwort
 4 ...... Veranstaltungen
 7 ...... Aktuelles aus der Geschäftsstelle
12 ...... Rückblick
                                                                                               Bonn, im März 2020
22 ...... nachrufe

                                                                                               Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, Freunde und Förderer der
                                                                                               Gedenkstätte Bonn,

                                                                                               mit großer Sorge sehen wir die menschenfeindlichen, rassistischen und antisemitischen
                                                                                               Anfeindungen, Angriffe und Drohungen in Deutschland, die selbst vor der Ermordung von
                                                                                               Menschen nicht Halt machen.

Dem Trägerverein der „Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e.V.“ gehören             Unsere Arbeit ist daher unerlässlich, um Jung und Alt dabei zu bestärken, sich gegen diese
aktuell rund 200 Einzelmitglieder und 40 Vereine, Verbände, Schulen, Kirchengemeinden,         Entwicklungen zu engagieren. Setzen auch Sie ein Zeichen und unterstützen Sie unsere
die Synagogengemeinde Bonn und Firmen als institutionelle Mitglieder an. Die Gedenkstätte      Arbeit mit einer Spende, werben Sie dafür in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis – dies ist
Bonn ist Mitglied im Arbeitskreis der 29 NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in Nordrhein-   wichtiger denn je!
Westfalen. Näheres hierzu: www-ns-gedenkstaetten.de/nrw
                                                                                               Die außerordentliche Mitgliederversammlung hat im September 2019 einstimmig beschlos-
                                                                                               sen, die Gedenkstätte in kommunale Trägerschaft zu überführen. Die Ausschüsse und der
Titelfotos: Flashmob #LichtergegenDunkelheit
                                                                                               Rat der Stadt Bonn beraten im April und Mai über die Übernahme der Gedenkstätte in
                                                                                               kommunale Trägerschaft.

                                                                                               Die Mitgliederversammlung hat sich auch dafür ausgesprochen, dass dann ein Förderverein
I M P RE S S U M                                                                               für die kommunale Gedenkstätte gegründet wird, in dem Sie weiterhin die wichtige Arbeit
                                                                                               unterstützen können.
Texte: Astrid Mehmel, Dr. Ulrike Schaeben
Mitarbeit: Björn Dzieran, Harald Gesterkamp,                                                   Wir freuen uns, Sie bei unseren kommenden Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.
                                                                       Gefördert durch:
Cornelius Kückelhaus, Beke Ritgen                                                              Herzliche Grüße Ihretionszentrum e.V. befürwortet die kommunale Trägerschaft für die
Redaktion: Beate Börding, Astrid Mehmel (V.i.S.d.P.)
Gestaltung: Irmgard Hofmann, www.kava-design.de
Fotos: Josef Börding, Cornelius Kückelhaus, Astrid Mehmel,
Peter Sonnet, Brigitte Vornehm-Berger                                                          Andrea Hillebrand                                Astrid Mehmel
Auflage: 450 Exemplare                                                                         Vorstandsvorsitzende                             Leiterin der Gedenkstätte
Druck: molberg medien

Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e.V.                                            Neben diesem INFO informiert Sie über aktuelle Veranstaltungen unser Newsletter per E-Mail. Wenn Sie
Franziskanerstraße 9, 53113 Bonn                                                               regelmäßig per E-Mail über die Veranstaltungen der Gedenkstätte informiert werden möchten, senden Sie
Telefon 0228 69 52 40, Fax 0228 69 52 17                                                       bitte eine E-Mail mit dem Stichwort „Newsletter“ an folgende Adresse: gedenkstaette-bonn@netcologne.de
gedenkstaette-bonn@netcologne.de                                                               Aktuelle Nachrichten finden Sie außerdem auch auf unserer Homepage, dem Veranstaltungskalender der
www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/bonn                                                              Stadt Bonn und auf Facebook.
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4   V e r n s t lt n g e n                                                                                                                                                             Ver           n s t lt n g e n                  5

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    b s J l 2020                                                                                                                                                                                     b s J l 2020
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                                                                                                                                                                                                              u
                                                                                                                                                                                                                      i
                              oronakrise – bitte aktuelle inweise beachten, ob                                                      Toldot & Tarbut

                             C
                                                                                     H
                             Veranstaltungen stattfinden!
                                                                                                              Hauptgebäude der      Es finden folgende Vorträge der Vorlesungsreihe
                               agt Gespräch mit Henry Ariel Schachter                                         Universität, HS VII   „Toldot & Tarbut“ (Geschichte und Kultur) statt:
Di, 17. März             abges
19:30 Uhr                   Als jüdisches Kleinkind erlebte Henry Schachter, wie seine Familie vor den
Kirchenpavillon,            Nationalsozialisten fliehen musste. Es war eine Odyssee, die nach dem Novem­      Di, 21. April         Dr. Thomas Sparr, Berlin: Grunewald im Orient –
Kaiserplatz 1a              berpogrom 1938 begann. Getrennt von seinen Eltern, überlebte er als einziger      20:00 Uhr s.t.        Das deutsch-jüdische Jerusalem
                            den Holocaust in einem Versteck in Belgien. Ein Gespräch mit einem Zeitzeugen                           Anfang der 1920er Jahre von Richard Kauffmann und Lotte Cohn als Garten­
                            in Zeiten, in denen Populismus und Antisemitismus wieder an Boden gewinnen.                             stadt entworfen, wurde der heute berühmte Jerusalemer Vorort Rechavia ab
                            Mehr zu Henry Ariel Schachter: http://thornsca.org.uk/henry schachter a holo­                           1933 zum Zentrum der aus Deutschland eingewanderten Juden. Else Lasker

                                                                                             -
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                            caust survivor/                                                                                         Schüler, Gershom Scholem, Martin Buber, Werner Kraft u.a. wohnten hier.
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                             Veranstalter: Evangelisches Forum Bonn, Evangelische Johanniskirchenge­          Mo, 11. Mai           PD Dr. Ing. habil. Ulrich Knufinke, M.A., Hannover/Braunschweig: Architektur
                             meinde, Deutsch Israelische Gesellschaft – AG Bonn und Gedenkstätte und

                                                                                                                                            -
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                             NS Dokumentationszentrum Bonn                                                                          „Wer ein Haus baut, bleibt.“ Mit dieser Feststellung kommentierte Charlotte
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                                                                                                                                    Knobloch, seinerzeit Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die
Do, 26. März                 Fluchtgeschichten: ausgegrenzt, abgeschoben, entwurzelt                                                Einweihung der neuen Synagoge in München im Jahr 2006 – ein Bleiben, das
17-18:30 Uhr                 Was bedeutet es, aus dem vertrauten Umfeld herausgerissen zu werden,                                   bis heute immer wieder durch Antisemitismus bedroht ist. Dass sich in
Treffpunkt: vor der          ungewollt die Koffer packen und die Heimat verlassen zu müssen? Beke                                   Deutschland nach dem Holocaust überhaupt wieder jüdische Gemeinden

                                                                                                                                                    ­
Gedenkstätte,                Ritgen, M.A., stellt auf einem Rundgang entlang von Stolpersteinen und                                 gründeten und Synagogen ins Bild der Städte zurückkehrten, ist eine bemer­
Franziskanerstr. 9           anderen Stationen die Lebenswege von Bonnerinnen und Bonnern vor, denen                                kenswerte Entwicklung.
                             in der NS Zeit keine andere Wahl blieb, als Bonn mit ungewisser Zukunft zu
                                                                                                              Mo, 25. Mai           Dr. Christiane Twiehaus, Köln: MiQua – Das Jüdische Museum im
                                             -
                             verlassen, oder die deportiert wurden.
                                                                                                              20:00 Uhr s.t.        archäologischen Quartier Köln
                             Anmeldung bei der VHS erforderlich unter https://www.vhs bonn.de/programm/
                                                                                                                                    Mitten im Kölner Stadtzentrum entsteht ein neues Museum: MiQua – LVR
                                                                                         -
                             politik wissenschaft und internationales. Kurs 1713, Minimum 10, Maximum 15

                                                                                                                                                                                                                          -
                                                                                                                                    Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln. MiQua steht für
                                         -
                                                     -
                                                         -
                             Teilnehmer/innen. Kosten: 6, Euro
                                                                                                                                    „Museum im Quartier“ und bezieht sich auf die 6.000 m² große Ausgrabungs­
                                                                 -
                             Veranstalter: Gedenkstätte und NS Dokumentationszentrum und VHS Bonn                                   fläche unter dem Rathausplatz. Christiane Twiehaus stellt die Überlieferungen
                                                                         -
                                                                                                                                    des mittelalterlichen jüdischen Viertels vor.
Di, 21. April                Ausstellungseröffnung
                                                                                                              Do, 18. Juni          Dr. Elke Vera Kotowski, Potsdam (MMZ): „a theyl fun jener kraft ...“ –
17:00 Uhr                    „Du Jude. Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“

                                                                                                                                                -
                                                                                                              20:00 Uhr s.t.        Jiddische Übersetzungen deutscher Klassiker in der Zwischenkriegszeit
Haus der Evangeli-           Eine Ausstellung für Jugendliche und junge Erwachsene von der Kölnischen
                                                                                                                                    Seit Ende des 19. Jahrhunderts folgte ein Boom an Übersetzungen der
schen Kirche Bonn,           Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit vom 22. April bis 28. Mai
                                                                                                                                    Weltliteratur ins Jiddische. Welche deutschsprachigen Klassiker wurden ins
                                                             -
Adenauerallee 37             2020

                                                                                                                                        ­
                                                                                                                                    Jiddische übertragen und wer übersetzte sie? Es ist kaum bekannt, dass Thomas
Öffnungszeiten:              Gruppenbesuche und Führungen nur nach Vereinbarung mit dem Evan­                                       Manns „Zauberberg“ von Isaac Bashesvis Singer, dem bislang einzigen
Montag bis Donners-          gelischen Schulreferat Bonn per E Mail info[@]schulreferatbonn.de                                      jiddischsprachigen Nobelpreisträger, 1930 ins Jiddische übersetzt wurde.
                                                                     -
tag 7.00–16.00 Uhr           Veranstalter: Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit Bonn in                              Veranstalter der Reihe: Katholisches Bildungswerk, Gesellschaft für Christlich
                                                                                 -
                                                                                                                                                                                                                                   -
                             Kooperation mit: Evangelisches Schulreferat, Evangelisches Forum, Katholisches                         Jüdische Zusammenarbeit, Evangelisches Forum, Deutsch Israelische Gesell­
Freitag 7.00–13.00

                                                                                                                                                                                                 -
                             Bildungswerk, Gedenkstätte und NS Dokumentationszentrum Bonn, Deutsch                                  schaft – AG Bonn, Gedenkstätte und NS Dokumentationszentrum, Seminare für
Uhr
                                                                             -
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                             Israelische Gesellschaft – AG Bonn, Synagogengemeinde Bonn                                             Liturgiewissenschaft und Religionspädagogik sowie Studium Universale der
                                                                                                                                    Universität Bonn
INFO1. AUsgAbe 2020 - März - ns-gedenkstaetten.de
6   V e r a n s ta lt u n g e n                                                                                                                            A k t u e l l e s au s d e r G e s c h ä f t s s t e l l e   7
    bis Juli 2020

So, 10. Mai               „Aus dem Feuer geholt“                                                           Delegation der Gedenkstätten in Griechenland
14:00 Uhr                 Gedenkveranstaltung anlässlich des 87. Jahrestages der Bücherverbrennung
Marktplatz Bonn           am Lesemal vor dem Alten Rathaus mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan
                          Wie in jedem Jahr werden dabei Bücher „verbrannter Autorinnen und Autoren“       Die deutsche Wehrmacht führte von 1941–
                          aus der in den Marktplatz eingelassenen Truhe an das Publikum verschenkt.        1944 in Griechenland ein brutales Besat-
                          Sie sind herzlich eingeladen!                                                    zungsregime, dem rund 300.000 Menschen
                          Veranstalter: Stadt Bonn, Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum              zum Opfer fielen. 80.000 Juden – darunter
                          Bonn in Kooperation mit dem Literaturhaus Bonn e.V.                              50.000 Mitglieder der traditionsreichen
                                                                                                           Gemeinde Salonikis – wurden nach Auschwitz
                                                                                                           und in andere Todeslager deportiert. Die
                          „Zukunft der Erinnerung – Chancen und Herausforderungen der                      Besatzungszeit endete 1944; Teile Kretas und
                          deutschen Erinnerungskultur“                                                     Inseln der Ägäis blieben bis Mai 1945 unter
                          In drei Experten-Panels werden Themenkomplexe zur Erinnerungskultur in           deutscher Besatzung.
                          Deutschland diskutiert.                                                                                                                   Die Hinrichtungsstätte in Kaisariani bei Athen. Hier
                                                                                                                                                                    wurden von der deutschen Besatzungsmacht
                          Die Perspektive der Informationszentren und Gedenkstätten                        Im September 2019 besuchte eine Delegation               etwa 600 Menschen erschossen.
Do, 23. April
                          mit Andreas Nachama, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Berlin;      von Arbeitskreismitgliedern unter Leitung von
19:00 Uhr
23.                                                                                                        Prof. Dr. Alfons Kenkmann zukünftige                     deut­schen Besatzung, Gedenkorte an Hin­rich­
HausApril, 19 Uhr
     der Geschichte       Jens-Christian Wagner, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Leiter der
Haus der Geschichte       Gedenkstätte Bergen-Belsen; Axel Drecoll, Stiftung Brandenburgische Gedenk­      griechische Partner vor Ort. Organisatoren               tungsstätten, das Jüdische Museum in Thessa­
der Bundesrepublik
der Bundesrepublik        stätten und Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen; Simone Mergen, Bildungs­      waren der Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten              loniki und die Deutsche Botschaft in Athen.
Deutschland
Deutschland               referentin im Haus der Geschichte                                                und -Erinnerungsorte in NRW und die
                          Moderation: Esther Gardei, Deutsch-Israelische Gesellschaft – AG-Bonn            Landeszentrale für politische Bildung NRW.               Mit den Gesprächspartnern wurden Fragen der
                                                                                                           Für die Gedenkstätte Bonn nahm Astrid                    griechischen Erinnerungskultur diskutiert. Im
Mi, 13. Mai               Die israelische Perspektive auf die deutsche Erinnerungskultur                   Mehmel an der Reise nach Griechenland teil.              Mittelpunkt der Gespräche standen auch die
19:00 Uhr                 mit Mordechay Lewy, israelischer Botschafter a.D., Diplomat und Historiker;      Die Reise führte die Delegation von Kreta über           Verbrechen der Wehrmacht und die Frage nach
13. Mai, 19 Uhr           Astrid Mehmel, Leiterin Gedenkstätte und NS-Dokumentations­zentrum Bonn          Athen, den Peleponnes nach Larissa und                   Entschädigungen für die Familien der Opfer, die
Kirchenpavillon
Kirchenpavillon           Moderation: Jan Philipp Butler, Bundespräsidium der Deutsch-Israelischen         Thessaloniki, wo der deutsche Konsul die                 für die griechische Seite nicht abschließend
Kaiserplatz 1
Kaiserplatz 1             Gesellschaft                                                                     Delegation in Empfang nahm und begleitete.               beantwortet ist. Auch wurde über zukünftige
                                                                                                           Auf dem Besuchsprogramm standen u.a.                     Kooperationen gesprochen.
Do, 4. Juni               Die jüdische Perspektive                                                         Märtyrerdörfer im gesamten Land, der                     Es ist geplant, griechische Kolleginnen und
19:00 Uhr                 mit Dr. Margaret Traub, Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn; Helge            Deutsche Soldatenfriedhof auf Kreta, jüdische            Kollegen nach NRW einzuladen.
Synagoge
4. Juli, 19Bonn
            Uhr           Gilbert, Präsidium der Deutsch-Israelischen Gesellschaft; Michaela Engelmeier,   Gemeinden, Museen zur Geschichte der
Tempelstraße
Synagoge Bonn,            Makkabi Deutschland
Tempelstraße              Moderation: N.N, Deutsch-Israelische Gesellschaft                                                                                                                        Graffiti am Museum der
                          Veranstaltungsreihe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft – AG Bonn in                                                                                                   Opfer von Nazismus in
                          Kooperation mit: Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn,                                                                                                         Distomo in Mittelgrie-
                                                                                                                                                                                                   chenland, wo am
                          Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Bonn, Katholisches                                                                                                   10. Juni 1944 die 4.
                          Bildungswerk und Evangelisches Forum                                                                                                                                     SS-Polizei-Panzergrena-
                                                                                                                                                                                                   dier-Division ca. 1.800
                                                                                                                                                                                                   Bewohner ermordete
                                                                                                           Denkmal auf dem Campus der Aristoteles Univer-                                          und das Dorf nieder-
                                                                                                           sität Thessaloniki. Hier befand sich der historische                                    brannte.
                                                                                                           Jüdische Friedhof.
INFO1. AUsgAbe 2020 - März - ns-gedenkstaetten.de
8   A K T U ELLES au s d e r G e s c h ä f t s s t e l l e                                                                                    A k t u e l l e s au s d e r G e s c h ä f t s s t e l l e   9

Personalia                                                                                            jungen Bundesrepublik auseinandersetzte. In      Formate in NS-
                                                                                                      den letzten Jahren arbeitete er an einer         Gedenkstätten und
                                                                                                      Edition zur Gewerkschaftsgeschichte und          Dokumentations-
Die außerordentliche Mitgliederversamm-                                                               befasste sich intensiv mit der Geschichte von    zentren, um neue
lung im September 2019 nahmen Vorstand                                                                Emigration und Widerstand, der Gewerk-           Zielgruppen zu
und Weggefährten zum Anlass, Klaus                                                                    schafts- und Wissenschaftsgeschichte.            erreichen. Dazu hat
Rosendahl für seine Arbeit herzlich zu                                                                                                                 die Gedenkstätte
danken und zu verabschieden. Dr. Horst                                                                Ziel des Projekts ist die Zusammenstellung       eine Kooperation
Bothien erläuterte in einer Laudatio dessen                                                           der inhaltlichen, baulichen und kalkula­         mit dem Bezirk
langjährige Verdienste für die Gedenkstätte:                                                          tionstechnischen Grundlagen zur Realisie-        Bonn der Deut-
Er war von der Gründung des Trägervereins                                                             rung eines multiperspektivisch erlebbaren        schen Pfadfinder-
1984 an als wissenschaftlicher Mitarbeiter                                                            Erinnerungs- und Gedenkorts in Bonn-             schaft St. Georg (DPSG) vereinbart und den
dabei und trug mit zahlreichen Recherchen                                                             Endenich, der in seiner Art einmalig in der      Historiker Cornelius Kückelhaus, M.A., mit
zur Dauer­ausstellung sowie zu Sonderaus­                                                             deutschen Gedenkstättenlandschaft sein           dem Projekt beauftragt. Er stellt sich hier
stellungen bei. Auch hatte er immer ein                                                               wird.                                            vor:
offenes Ohr für die Familien von Opfern und
unterstützte sie dabei herauszufinden, was                                                                                                             Mein Name ist Cornelius Kückelhaus und ich
mit ihren Angehörigen in der NS-Zeit                Klaus Rosendahl (links) bei der Verabschiedung    Gegen die Drachen                                bin 27 Jahre jung. An der Universität Bonn
geschehen war.                                                                                        unserer Zeit                                     habe ich meinen Bachelor und Master im
                                                    nelle Arbeit.                                     Mit dem Projekt „Gegen die Drachen               Studienfach Geschichte der Neuzeit absol-
Klaus Rosendahl geht jedoch noch nicht              Für eine Übergangszeit übernimmt nun              unserer Zeit“ wird vom Bundesministerium         viert. Neben dem Studium habe ich als
ganz: Er arbeitet an einem Projekt über             Erhard Stang, M.A., diese Arbeit.                 für Kultur und Medien (BKM) erstmals ein         Museums- und Gedenkstättenbegleitung im
Patientinnen und Patienten aus Bonn und                                                               Projekt der Gedenkstätte finanziert. Durch       NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
der Region, die Opfer der sog. NS-Euthana-                                                            das Förderprogramm „Jugend erinnert“             und im Haus der Geschichte in Bonn
sie wurden.                                         Konzept für Endenich                              unterstützt der Bund die Entwicklung neuer       gearbeitet. Seit meinem siebten Lebensjahr
                                                    Die Gedenkstätte erhält von der Landeszent-
Nach 15 Jahren verlässt auch Dipl. Bibl.            rale für politische Bildung Projektmittel zur
Sabine Kroll, M.A., die Gedenkstätte. Sie           Erstellung eines Grundlagenkonzepts für
begann 2004 bis 2005 mit Projektmitteln             eine Gedenkstätte am historische Ort in
                                                                                                                                                                                     Betriebsausflug mit ehren-
der Landeszentrale für politische Bildung,          Endenich. Beauftragt wurde damit der
                                                                                                                                                                                     amtlichen und ehemali-
systematisch die Dokumentation und das                                       Historiker Dr.                                                                                          gen Mitarbeiterinnen ins
Archiv mit den in der Gedenkstätte vorhan-                                   Johannes Platz. Er                                                                                      Landesmuseum. V.l.n.r.
denen Zeitzeugenunterlagen, Dokumenten                                       wurde mit einer                                                                                         Roswitha Möller, Erhard
                                                                                                                                                                                     Stang, Gabi Wrede, Beke
und Fotos aufzubauen. Danach übernahm                                        Arbeit über die
                                                                                                                                                                                     Ritgen, Cornelius Kückel-
sie – neben ihrer Arbeit als Bibliothekarin an                               „Praxis der kritischen                                                                                  haus, Doris Wiechert, Astrid
der Universitätsbibliothek Mainz – deren                                     Theorie“ promoviert,                                                                                    Mehmel, Sabine Kroll, Klaus
Pflege sowie die der Bibliothek auf Honorar-                                 in der er sich mit der                                                                                  Rosendahl, Lioba Nieder-
basis und ehrenamtlich. Ihre neue Vollzeit-                                  Ideengeschichte des                                                                                     hoff, Klaus Schlotterose,
                                                                                                                                                                                     Björn Dzieran und Eva
stelle in Bonn lässt dies nun nicht mehr zu.                                 Nachwirkens des
                                                                                                                                                                                     Nehrenheim
Wir trennen uns nur schwer und danken                                        Nationalsozialismus in
Sabine Kroll für ihre langjährige professio-                                 Institutionen der
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10    A K T U ELLES au s d e r G e s c h ä f t s s t e l l e                                                                               A k t u e l l e s au s d e r G e s c h ä f t s s t e l l e   11

Pfadfinder bei der Deutschen Pfadfinderschaft        Den Jugendlichen heute soll die Vergangen-      75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
St. Georg (DPSG), arbeite ich hier in Bonn in        heit des 1929 gegründeten Verbandes
der Bezirksleitung mit und kann mir ein Leben        nähergebracht, die Symbolik von Jugend­         Mit 410.000 Menschen zählen 2019 die NS-Gedenkstätten
ohne Fahrt, Feuer und Gitarre nicht mehr             bewegung kritisch hinterfragt und die
                                                                                                     Nordrhein-Westfalens so viele Besuche wie nie zuvor
vorstellen.                                          wechselhaften Beziehungen zwischen der
                                                     katholischen Kirche und dem NS-Regime
Dass sich die Gedenkstätte für die Pfadfinder        diskutiert werden. So sollen Optionen für das
entschieden hat, mag verwundern. Dabei               eigene Handeln erkennbar, eine mündige          Die alljährliche Erhebung des Arbeitskreises
prägt diese Jugendbewegung seit fast 100             Haltung auch zu aktuellen politischen           der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte
Jahren die deutsche Gesellschaft, und ihre           Vorgängen sowie zu demokratischen und           in NRW, dem auch die Gedenkstätte Bonn
Strukturen sind auch heutzutage in ihr               rechtsstaatlichen Werten entwickelt werden.     angehört, zeigt: Die 29 Gedenkstätten des
verankert. Die Verbände der DPSG sahen sich                                                          Bundeslandes verzeichnen 2019 einen
in der NS-Zeit der Hitlerjugend gegenüber-           Mit viel Freude und Enthusiasmus blicke ich     erneuten Besucherrekord mit 410.000
gestellt, die durch die Gleichschaltung der          auf die nächsten drei Jahre und bin gespannt,   Besucherinnen und Besuchern. Zum Ver-
bündischen, evangelischen und später auch            was auf mich und auf die Gedenkstätte mit       gleich: Noch 2015 kamen lediglich 278.000
katholischen Jugendverbände zur Staats­              dem Projekt zukommt.                            Personen in die Einrichtungen.                   und wissenschaftliche Debatten wurden von
jugend ausgebaut wurde.                                                                              Über 200.000 Menschen, etwa die Hälfte           etwa 70.000 Menschen besucht. Auch diese
                                                                                                     der Gäste, kamen dabei in Gruppen und            Zahlen sind angestiegen und belegen einen
                                                                                                     nutzten die vielfältigen Vermittlungsange-       quantitativen wie auch qualitativen Zuwachs
                                                                                                     bote der 29 Einrichtungen im Rheinland und       des Interesses.
Perspektiven am historischen Ort                                                                     in Westfalen. Mehr als 6.600 Führungen
                                                                                                     sowie mindestens 1.800 Seminare vor allem        Großen Zuspruch erhielt dabei auch die
Auf Einladung der Gedenkstätte informierten         Waldorf erläuterte einen Entwurf, wie die
                                                                                                     auch mit Jugendlichen und jungen Erwach-         Bonner Gedenkstätte mit etwa 7.000
sich Bonner Kommunalpolitikerinnen und              Gedenkstätte am historischen Ort aussehen
                                                                                                     senen verdeutlichen das ständige Interesse       Besuchern, 81 Führungen (davon 63 mit
Kommunalpolitiker der Ratsfraktionen über           könnte. Darüber hinaus konnten bei einem
                                                                                                     von Schulen, Bildungsträgern und auch            Schülerinnen und Schülern, 18 mit Erwach-
die Perspektiven einer Gedenkstätte am              Rundgang auf dem Gelände die infrage
                                                                                                     Berufsgruppen wie Polizei und Bundeswehr.        senen), 62 Workshops und Projekten sowie
historischen Ort in Endenich. Andrea                kommenden Gebäude besichtigt werden.
                                                                                                     Viele NS-Gedenkstätten nehmen neben ihrer        20 Vorträgen, Lesungen und ähnlichen
Hillebrand, Sabine Deres und Astrid                 Anschließend bestand bei Kaffee und Kuchen
                                                                                                     erinnerungskulturellen und pädagogischen         Veranstaltungen mit 1.700 Besuchern. Es
Mehmel stellten die Bedeutung des Ortes in          Gelegenheit, sich mit Vorstand und Haupt-
                                                                                                     Funktion auch einen wissenschaftlichen           wurden etwa 150 Anfragen auf Einsicht-
der NS-Zeit und die damit verbundenen               amtlichen der Gedenkstätte auszutauschen.
                                                                                                     Auftrag wahr, wie die über 3.100 Recherche-      nahme in die Archivbestände und Sammlun-
Chancen für Bonn vor. Architekt Martin
                                                                                                     anfragen zeigen. Erinnerungskulturelle Foren     gen bearbeitet.

                                                                                                       Mitgliedsbeiträge
                                                                                                       Die Abbuchung Ihres jährlichen Beitrages erfolgte zum 01. März 2020. Sollte sich Ihre
                                                                                                       Kontoverbindung ändern, teilen Sie uns dies bitte unbedingt mit. Alle, die Ihren Mitglieds-
                                                                                                       beitrag selbst überweisen, bitten wir, dies nun ebenfalls zu tun: Stichwort Jahresbeitrag
                                                                                                       2020, Konto IBAN DE 93 3705 0198 0000 0304 60 bei der Sparkasse KölnBonn. Der
                                                                                                       Mitgliedsbeitrag beträgt pro Kalenderjahr für Einzelmitglieder 50 Euro, ermäßigt 25 Euro,
                                                                                                       für Ehepaare, Institutionen, Schulen u. Ä. 80 Euro.
INFO1. AUsgAbe 2020 - März - ns-gedenkstaetten.de
12   R Ü C K BL I C K                                                                                                                                                  Rück b l ick    13

Gedenkstunde zum                                                                                                                             „Fegt alle hinweg“ –
Novemberpogrom                                                                                                                               Entzug der Approbation
                                                                                                                                             jüdischer Ärztinnen und Ärzte
                                                                                                                                             1938
Nach dem Mordanschlag in Halle kamen
besonders viele Menschen zum Gedenk­
                                                                                                                                             Am 10. November wurde die Ausstellung
konzert­und zum Synagogenmahnmal am
                                                                                                                                             „Fegt alle hinweg …“ eröffnet. Dr. phil.
Moses-Hess-Ufer, um ein Zeichen zu setzen,
                                                                                                                                             Ulrike Schaeben von der Ärztekammer
der Synagogengemeinde Bonn ihre Solidari-
                                                                                                                                             Nordrhein verfasste für das Rheinische
tät zu bekunden und sich gegen den aktuell
                                                                                                                                             Ärzteblatt (Ausgabe Januar 2020) den
rasant zunehmenden Antisemitismus zu
                                                                                                                                             folgenden Beitrag, welchen wir hier
wenden. Entsprechend äußerten sich
                                                                                                                                             gekürzt abdrucken.
Oberbürgermeister Ashok Sridharan, die              Anfeindungen, Übergriffen und Morddro-      In Anwesenheit des Oberbürgermeisters
Vorsitzende der Bonner Synagogenge-                 hungen führten. Daher sei es besonders      hatte zuvor im Opernfoyer der Kinder- und    Vor zehn Jahren legten Münchener Ärzte den
meinde Dr. Margaret Traub und Astrid                wichtig, die Synagoge zu besuchen und       Jugendchor des Theaters Bonn die auch in     Grundstein für die Ausstellung „Fegt alle
Mehmel, die darauf hinwies, dass es die             deren Gemeindemitglieder kennenzulernen.    Theresienstadt inszenierte Kinderoper        hin­weg…“ Mit ausgewählten Biografien
antisemitischen Stereotypen und Vorurteile          So könnten Vorurteile abgebaut werden und   „Brundibár“ von Hans Krása aufgeführt. Die   erinnern sie seitdem an die systematische
gewesen seien, die den Weg nach Ausch-              Freundschaften entstehen.                   beeindruckende konzertante Aufführung        Ent­rechtung und Verfolgung jüdischer
witz vorbereitet hätten. Auch heute seien es                                                    stand unter der musikalischen Leitung von    Ärztinnen und Ärzte. Vom 13. November bis
wieder unwahre Behauptungen und                                                                 Ekaterina Klewitz.                           8. Dezember 2019 war die Ausstellung in
Gerüchte, die Juden diskreditierten und zu
                                                                                                                                             Bonn zu Gast. Veranstalter waren die Ärzte-
                                                                                                                                             kammer Nordrhein, die Ärztekammer Bonn, der
                                                                                                                                             Bonner Ärzte-Verein e.V. in Kooperation mit der
                                                                                                                                             Stadt Bonn, dem Stadtmuseum Bonn, Gedenk-
                                                                                                                                             stätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn
                                                                                                                                             und dem Universitätsarchiv.

                                                                                                                                             Die Porträts der Ausstellung stehen exempla-
                                                                                                                                             risch für insgesamt 8.000 jüdische Ärztinnen
                                                                                                                                             und Ärzte, denen 1938 die Approbation
                                                                                                                                             zwangsweise entzogen wurde. Ihre systemati-
                                                                                                                                             sche Verdrängung, Ausgrenzung und Entrech-
                                                                                                                                             tung, die mit dem Entzug der Kassenzulassun-
                                                                                                                                             gen begann und im Berufsverbot endete,
                                                                                                                                             wurden durch die ärztlichen NS-Standesorgani-
                                                                                                                                             sationen maßgeblich vorangetrieben. Das
                                                                                                                                             einem Aufruf des NS-Ärztebundes zugeschrie-
                                                                                                                                             bene Zitat „Fegt alle hinweg, die die Zeichen
                                                                                                                                             nicht verstehen wollen“ zeigte bereits 1933 die
Kantor Barry Mehler aus Amsterdam und Matthias Höhn, Klarinette, begleiteten die Gedenkfeier.                                                Kompromisslosigkeit und Gewaltbereitschaft,
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mit der die jüdischen Ärztinnen und Ärzte in                                                                Gedenkveranstaltungen
den beruflichen und wirtschaftlichen Ruin
getrieben und, wenn ihnen die Flucht ins Exil                                                               für die Opfer des Nationalsozialimus
nicht gelang, in Konzentrationslager depor­
tiert und umgebracht wurden.                                                                                Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Konzentrations- und
Die Ausstellung wurde unter Schirmherr-                                                                     Vernichtungslager Auschwitz. In Deutschland findet an diesem Datum seit 1996 der
schaft des Oberbürgermeisters Ashok                                                                         Gedenktag zur Erinnerung an alle Opfer des Nationalsozialismus statt. Seit 2005 ist
Sridharan und von den Kuratoren Dr.                                                                         der 27. Januar zugleich der interna­tionale Holocaust-Gedenktag.
Hans­­jörg und Ursula Ebell feierlich eröffnet.
Wegbereiter waren der 1. Vorsitzende des
                                                  Dr. med. Johannes Kruppenbacher, Dr. med. Stephan         Mit einer Gedenkstunde im Schauspiel-              des Erinnerns­an den Terror des NS-Regimes.
Vorstandes des Bonner Ärzte-Vereins PD Dr.
                                                  Kern, Astrid Mehmel, Dr. med. Thomas Scheck, Ursula       haus erinnerte die Stadt Bonn mit der              75 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur
Johannes Kruppenbacher, der Vorsitzende           Ebell, Dr. med. Hansjörg Ebell, Petra Fendel-Sridharan,
der Kreisstelle Bonn der Ärztekammer              Ashok Sridharan, Dr. Margaret Traub (v.l.n.r.)
                                                                                                            Initiative zum Gedenken unter der Feder-           zeigten gerade die aktuellen Angriffe wie der
Nordrhein Dr. Thomas Scheck und Vor-                                                                        führung der Gedenkstätte auch in diesem            auf die Synagoge in Halle, dass das Geden-
standsmitglied Dr. Stephan Kern. Sie                                                                        Jahr an die Verfolgung und Ermordung von           ken an die verfolgten Menschen aufrechter-
                                                  in Bonn in den Jahren 1933 bis 1944
verbanden mit ihrem Engagement das Ziel,                                                                    Menschen während des Nationalsozialis-             halten und Antisemitismus konsequent
                                                  besonders anschaulich durch Zitate aus den
als Bonner Ärzte Verantwortung für ihren                                                                    mus. In diesem Jahr stand – passend zum            bekämpft werden muss.
                                                  autobiografischen Aufzeichnungen des
beruflichen Wirkort zu übernehmen und                                                                       250. Geburtstag von Ludwig van Beet­               Astrid Mehmel führte aus, welche Bedeutung
                                                  Bonner Arztes Arthur Samuel, dem 1939
die Erinnerung an jüdische Kolleginnen und                                                                  hoven­– das Gedenken an verfolgte                  klassische Musik allgemein und die Musik
                                                  gerade noch rechtzeitig mit seiner Familie die
Kollegen aufrechtzuerhalten. Auch gelte es,                                                                 Musikerinnen und Musiker im Mittelpunkt.           Beethovens insbesondere für viele jüdische
                                                  Flucht in die USA gelang.
gegen jede Form von Antisemitismus und                                                                      In ihren Reden betonten Oberbürgermeister          Bonnerinnen und Bonner hatte. Sie zitierte
                                                  Der Medizinhistoriker PD Dr. Ralf Forsbach
Fremdenhass vorzugehen, wie die Eröff-                                                                      Ashok Sridharan und die Leiterin der               Helga Silbermann, die als junge Frau in die
                                                  beleuchtete die Rolle der Medizinischen
nungsredner unisono deutlich machten.                                                                       Gedenk­stätte Astrid Mehmel die Bedeutung          USA fliehen konnte und viele Jahre an der
                                                  Fakultät der Universität Bonn in der NS-Zeit
                                                  und führte aus, dass auch hier die systemati-
Ergänzend waren Kurzbiografien und                sche Vertreibung missliebiger Fakultätsmit-
Doku­mente über fünf jüdische Ärzte und eine      glieder erfolgte: 1934 wurden per Gesetzes-
jüdische Ärztin aus Bonn zu sehen, deren          beschluss alle Personen, die als Juden
berufliche Existenzen durch das nationalsozia-    angesehen wurden, entlassen oder in den
listische Regime ebenfalls zerstört wurden. Für   Ruhestand versetzt. Jüdischen Nachwuchs-
diese Begleitausstellung zeichneten Astrid        medizinern wurde der Doktorgrad verweigert
Mehmel (Gedenkstätte), Dr. Horst-Pierre           oder entzogen. Forsbach richtete den Blick
Bothien (StadtMuseum) und Dr. Thomas              zudem auf die NS-Medizinverbrechen, die es
Becker (Universitätsarchiv) verantwortlich.       auch in Bonn gegeben hat.
Flankiert wurde die Ausstellung von einem
Begleitprogramm, das nicht allein an die          Den Abschluss bildete ein Kulturabend in der
Bonner Ärzteschaft, sondern auch an die           Synagoge Bonn unter der Leitung der
Öffentlichkeit gerichtet und sehr gut besucht     Vor­sitzenden Dr. Margaret Traub. Die
war. Der Vortrag von Astrid Mehmel                Veranstaltung vermittelte einen lebendigen
schilderte das von der systematischen             Eindruck von jüdischem Leben in Bonn heute                Schülerinnen und Schüler des Hardtberg-Gymnasiums stellten die Bonner Musikerinnen und Musiker Fried-
Verdrängungs- und Vernichtungspolitik der         und bekräftigte die Solidarität der Besucher              rich Alexander Cohen (1904-1967), Karlrobert Kreiten (1916-1943), Bertha Mamlock (1883-1942), Gerhard
Nationalsozialisten geprägte jüdische Leben       mit der jüdischen Gemeinde.                               Samuel (1924-2008), Ludwig Waldmann (1879-1940), Walter Scheffler (geb. 1902) und Dora Löb (1905-
                                                                                                            1944) vor und berichteten von deren Verfolgung, Flucht oder Ermordung im Nationalsozialismus.
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                                                                                                                                               Georg Elsers knapp gescheitertes Attentat
                                                                                                                                               auf Hitler am 8. November 1939 jährte sich
                                                                                                                                               2019 zum 80. Mal. Hagedorny ging der
                                                                                                                                               Frage nach, warum die Erinnerung an den
                                                                                                                                               christlich und kommunistisch geprägten
                                                                                                                                               Attentäter über Jahrzehnte blockiert wurde
                                                                                                                                               und ob der einsame Widerstandskämpfer
                                                                                                                                               heute noch ein Vorbild sein kann. Mode-
                                                                                                                                               riert von Michael Serrer, Literaturbüro NRW,
                                                                                                                                               ent­wickelte sich eine lebhafte Diskussion
                                                                                                Fritz-Bauer-Gesamtschule Sankt Augustin        mit den Besucherinnen und Besuchern im
                                                                                                und des Collegiums Josephinum Bonn.            Theater im Ballsaal. Eine rundum span-
                                                                                                Zu finden ist die Aktion weiterhin unter       nende und interessante Veranstaltung.
                                                                                                www.LichtergegenDunkelheit.de
Bonner Begegnungswoche teilnahm: „Wenn          keit auf die Gedenkstätten zu richten,
ich nach Bonn komme, gehe ich als erstes        wurden unterschiedliche Beleuchtungsinstal-     Am Abend ging es dann um Widerstand und
zum Beethovendenkmal auf den Münster-           lationen gezeigt. Im Foyer von Gedenkstätte     Gedenken am Beispiel des Hitler-Atten-
platz und begrüße meinen Beethoven!“            und Café Blau war eine Lichtinstallation        täters Johann Georg Elser (1903-1945).
Sridharan und Mehmel wiesen auch darauf         aufgebaut, die an verfolgte und ermordete       Auf Einladung der SPD Endenich/Weststadt,
hin, dass Beethoven von den Nationalsozialis-   Menschen aus Bonn erinnerte.                    der Deutsch-Israelischen Gesellschaft – AG
ten für ihre Zwecke instrumentalisiert wurde.   Im Vorfeld hatten sich Schülerinnen und         Bonn und der Gedenkstätte Bonn stellte im
Schauspielerin Birte Schrein trug Gedichte      Schüler der Fritz Bauer-Gesamtschule Sankt      Theater im Ballsaal in Endenich Matheus
von Dan Pagis vor, der selbst Holocaust-Über-   Augustin sowie St. Georgs-Pfadfinder und        Hagedorny sein Buch „Georg Elser in
lebender war und zu den bedeutendsten           die Jusos Weststadt/Endenich dafür enga-        Deutschland“ (2019, Ça ira Verlag) vor.
Autoren der modernen israelischen Literatur     giert, den Hashtag bekannt zu machen:
zählt. Das Streichquartett bestehend aus        Zusammen mit Cornelius Kückelhaus
Ulrich Hartmann, Artur Cheronov, Mikhail        sprühten sie mit Hilfe einer Schablone und
Ovrutsky und Lena Ovrutsky-Wignjosaputro        wasserlöslicher Farbe die Informationen zum       Käpt´n Book
vom Beethoven-Orchester begleiteten die         Hashtag auf Straßen und Plätze in Bonn.           Nach dem Erfolg im Jahr zuvor präsentierte Barbara Yelin ihren preisgekrönten Comic­
Gedenkstunde musikalisch mit Werken von                                                           roman „Irmina“ auch 2019 in der Gedenkstätte. Die Graphic Novel beruht auf der
Beethoven und einem Satz von Dimitri            Um 17 Uhr zeigte die Beleuchtungsinstalla-        Geschichte ihrer Großmutter, die zur Mitläuferin im Nationalsozialismus wird. Die
Schos­takowitsch, der den Opfern von            tion im Foyer der Gedenkstätte dann               Protagonistin reist Mitte der 1930er Jahre nach London, um eine Ausbildung zu begin-
Faschismus und Krieg gewidmet ist.              fort­­laufend Bilder von Menschen, die in der     nen. Dort lernt sie den Studenten Howard aus der Karibik kennen, der ihren Blick auf die
                                                NS-Zeit ermordet worden waren. Darüber            Welt öffnet. Doch findet ihre Beziehung ein jähes Ende, als sie nach Berlin zurückkehren
Am Nachmittag des 27. Januar folgten in         hinaus wurden kostenlos Kurzführungen             muss. Barbara Yelin erzählt in atmosphärisch dichten Bildern von der Mitschuld durch
Bonn etwa 70 Besucherinnen und Besucher         durch die Dauerausstellung angeboten.             Wegsehen und Vorteilsnahme im Nationalsozialismus. Dabei gab sie Schülerinnen und
dem Aufruf zum Flashmob #Lichtergegen-          Zahlreiche Interessierte nutzten die Gele-        Schülern der Marie-Kahle-Gesamtschule und zahlreichen Einzelbesuchern Einblicke in
Dunkelheit. Initiiert von der Gedenkstätte      genheit, hielten vor der Gedenkinstallation       Entstehung, historische Hintergründe und ihre zeichnerische Herangehensweise.
Haus der Wannseekonferenz in Berlin             inne und informierten sich über die
                                                                                                  Literaturtipp: Barbara Yelin: Irmina, Reprodukt, 285 Seiten, 39 Euro Paperback
nahmen mehr als 100 Gedenkstätten in            Gedenkstätte. Neben vielen Einzelnen
                                                                                                  Lizenzausgabe bei der Bundeszentrale für politische Bildung für 7 Euro
Deutschland daran teil. Um die Aufmerksam-      waren darunter auch Schulklassen der
INFO1. AUsgAbe 2020 - März - ns-gedenkstaetten.de
18     R Ü C K BL I C K                                                                                                                                                            Rück b l ick    19

18 Stolpersteine in Bonn

Ende Januar 2020 wurde in der Berta-Lungs-             Biglajzer (1897-1941 Ghetto Litzmannstadt)    erstmals in Bonn ein Stolperstein für eine              Weill, verh. Levy (1910-1996) und Ernst
tras-Str. 35 im Beisein der Familie Hengstler          und ihre Söhne Alfred (1925-1942 Zwangs-      Zwangsarbeiterin verlegt. Baryschnikowa, aus            Weill (1915-2011)
und von Schülern der Bertolt-Brecht-Gesamt-            arbeiterlager Paulseck) und Hans (1926-       der Ukraine nach Bonn verschleppt, war bei
                                                                                                                                                           • Burgstr. 46 für Julie Oster (1888-1943
schule ein Stolperstein für Helmut Hengst-             2017) in der „Polenaktion“ 1938 und 1939      der Firma Soennecken eingesetzt. Hier kam
                                                                                                                                                             Auschwitz), Karoline Oster (1881-1944
ler, geb.1911, verlegt. Hengstler, 1943 in Le          nach Polen „abgeschoben“ worden waren.        sie im November 1944 bei einem Arbeitsunfall
                                                                                                                                                             Theresienstadt), Martha Oster, geb.
Barcarès bei Perpignan wegen Fahnenflucht              Tochter Hilde (1920-1995) konnte nach Eng-    ums Leben.
                                                                                                                                                             Daniel (1892-1943 Auschwitz) und
hingerichtet, ist damit das erste Opfer der            land fliehen. Die Eltern und Bruder Alfred
                                                                                                                                                             Theodor Oster (1882-1942 Theresienstadt)
Militärjustiz, an den in Bonn mit einem                wurden nach der deutschen Besatzung           Weitere Stolpersteine wurden verlegt:
Stolperstein erinnert wird.                            Polens ermordet. Hans überlebte die Lager                                                           • Burgstraße 33 für Joseph Roth (1896-1945
                                                                                                     • Belderberg 13 für Adele Janssen, geb.
                                                       Auschwitz, Dachau und Kaufering und 1945                                                              Bonn)
                                                                                                       Rose, (1884-1941 Hadamar) und ihren
An der Berliner Freiheit 21 wurden Stolper-            einen Todesmarsch. Hans und Hilde Biglajzer
                                                                                                       Sohn Leo Janssen (1916-2003)
steine für die Familie Biglajzer verlegt. Hier         lebten später in den USA.                                                                           Insgesamt liegen nun 325 Stolpersteine in den
erläuterte Björn Dzieran, dass das Ehepaar                                                           • Kaiserstr. 22 für Emilie Goldstein (1875-           Bonner Stadtvierteln. Weitere Informa­tionen
Julie, geb. Nathan (1898-1942 Lager                    In der Kirschallee 3 wurde mit dem Stolper-     1944 Auschwitz)                                     erhalten Sie auf unserer Homepage.
Chelmno/Kulmhof) und Wolf Rywen                        stein für Nina Baryschnikowa, geb. 1923,
                                                                                                     • Berliner Freiheit 36 für Celine Weill, geb.
                                                                                                       Samuel, (1888-1955) und Kinder Alice

                                                                                                     Die Mitarbeiterinnen des Caritas-Lädchens spendeten
Gunter Demnig mit den Stolpersteinen für die Familie Biglajzer an der Berliner Freiheit              den Stolperstein für Emilie Goldstein.
20     R Ü C K BL I C K                                                                                                                                                    Rück b l ick    21

     Buchvorstellung:
                                                                                                Netzwerke
     Anita Haviv-Horiner                                                                        Gesprächs- und Fachforen Politische Bildung und Polizei
     „In Europa nichts Neues? Israelische Blicke auf Antisemitismus heute“
     Am 27. Februar 2020 entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum, als        Am 28. und 29. November fand in der            mer, darunter neben Björn Dzieran weitere
     Marlon Amoyal, Korrespondent beim Fernsehsender Phoenix und Vorstandsmitglied der          KZ-Gedenkstätte Neuengamme das erste           fünf Kolleginnen und Kollegen aus NS-
     Jüdischen Liberalen Gemeinde Köln, das Buch „In Europa nichts Neues? Israelische Blicke    „Gesprächsforum Politische Bildung und         Gedenkstätten in der Bundesrepublik,
     auf Antisemitismus heute“ in der Gedenkstätte vorstellte. In dem Buch von Anita            Polizei“ statt. Nach dem bereits im März       befassten sich mit didaktischen und metho-
     Haviv-Horiner kommen 15 israelische Jüdinnen und Juden zu Wort, die Europa aus ihrer       2017 stattgefundenen Workshop zur              dischen Möglichkeiten der Menschenrechts-
     jeweils eigenen biografischen Erfahrung kennen.                                            historisch-politischen Bildungsarbeit für      bildung im Kontext der Aus- und Fortbildung
     Häufig werden negative Stereotype mit dem Staat Israel verbunden. Vor dem Hinter-          Polizeibedienstete in der Fachhochschule der   von Polizeivollzugsbeamten.
     grund, dass sich Antisemitismus in Deutschland und Europa zunehmend in ver­balen           Polizei Brandenburg war dies nun das erste
     Anfeindungen und tätlichen Angriffen äußert, berichteten Marlon Amoyal und Aaron           einer ganzen Reihe von Gesprächs- und          Die Gedenkstätte Bonn hatte 2019 bereits im
     Knappstein, Mitglied der Synagogen-Gemeinde und der Jüdischen Liberalen Gemeinde           Fachforen, die vom Arbeitskreis politische     vierten Jahr in einer dreistündigen historisch-
     Köln sowie Präsident des jüdischen Karnevalsvereins Kölsche Kippa Köpp e.V., über ihre     Bildung und Polizei mit Förderung durch die    politischen Bildungseinheit die Kommissar-
     Erfahrungen als Juden in Deutschland und darüber, wie der Karneval helfen kann,            Bundeszentrale für politische Bildung          Anwärterinnen und -Anwärter mit späterem
     antisemitische Vorurteile abzubauen.                                                       durchgeführt werden. Björn Dzieran hat an      Dienstort Bonn und Rhein-Sieg-Kreis zu Gast
                                                                                                dem Gesprächsforum teilgenommen und            gehabt. Etwa 500 angehende Beamte
     Lesetipp: Anita Haviv-Horiner: In Europa nichts Neues?                                     sich mit den etwa 80 anwesenden Vertrete-      konnten bislang von der Gedenkstätte Bonn
     Israelische Blicke auf Antisemitismus heute, Bundeszentrale für                            rinnen und Vertretern aus den Bereichen        einen Einblick in die lokale Geschichte Bonns
     politische Bildung Band 10352, Bonn 2019, 1,50 Euro                                        Polizei, Fachhochschulen und Gedenkstätten     und die Rolle der Polizei in der NS-Zeit
                                                                                                über bereits vorhandene Angebote der           gewinnen.
                                                                                                Bildungsarbeit, Gemeinsamkeiten und
                                                                                                Unterschiede der Ausbildungsinhalte für
                                                                                                Polizeibeamtinnen und -beamte in Gedenk-
                                                                                                stätten ausgetauscht.

                                                                                                Am 7. Februar 2020 fand dann das erste
                                                                                                Fachforum der Reihe im Aus- und Fortbil-
                                                                                                dungszentrum der Bundespolizei in Heimerz-
                                                                                                heim statt. 60 Teilnehmerinnen und Teilneh-

     Von links nach rechts: Aaron Knappstein, Marlon Amoyal, Astrid Mehmel und Jutta Klaeren,
     DIG – AG Bonn, trugen aus den Interviews vor.
22    R Ü C K BL I C K                                                                                                                                                                        Rück b l ick   23

                                                                                                           für den Kinder- und Jugendring fand statt. Mitgliedern des Rotary Clubs Wesseling
     Nachrufe                                                                                              erläuterte Beke Ritgen in einem Vortrag die Bildungsarbeit und führte anschließend ein
                                                                                                           „Exhibition Speed Dating“ durch, bei dem sich die Teilnehmenden Biografien aus der
     Am 23. Oktober 2019 ist Reni Hansen im Alter von 80 Jahren gestorben. Als Kind und Jugend­            Dauerausstellung gegenseitig vorstellten.
     liche geprägt durch ihre Erfahrungen in Berlin war ihr die Auseinandersetzung mit den Verbrechen
     der Nationalsozialisten und mit der deutschen Nachkriegsgeschichte immer ein besonderes
                                                                                                           E  Innerhalb einer mehrtägigen politischen Fortbildungsmaßnahme des Johannes-Albers-
     Anliegen. Sie setzte sich viele Jahre mit großem Elan für die Gedenkstätte ein und brachte als
     Mitglied des Vorstands oft unkonventionelle und inspirierende Ideen ein, wie der Trägerverein mit     Bildungswerks kamen 40 Bundeswehrangehörige einer IT-Einheit aus Hessen zu einem
     Kunstaktionen und Ausstellungen Aufmerksamkeit erlangen konnte. Dabei war es für sie                  Workshop über Patientenmorde, bei dem sie anhand von Akten- und anderem Dokument-
     selbstverständlich, deren Realisierung engagiert mit umzusetzen. Wir werden uns immer gerne an        material die Lebensgeschichten von Bonner Opfern recherchierten und sich ihre Ergebnisse
     Reni Hansen erinnern.                                                                                 gegenseitig vorstellten. Nach Tagen mit Input zu Film und Propaganda in der NS-Zeit freuten
                                                                                                           sich die Teilnehmenden darüber, auch einmal aktiv mitarbeiten zu können.
     Am 27. November 2019 ist unser langjähriges Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Annette Kuhn im
     Alter von 85 Jahren gestorben. Annette Kuhn hat sich von Beginn an im Trägerverein der                E  Für die Gertrud-Bäumer-Realschule wurde mit einer altersdiversen Projektgruppe
     Gedenkstätte engagiert – nicht zuletzt, weil ihre Familie mit ihr 1937 nach England und in die USA    (5. und 6. sowie 9. und 10. Jahrgangsstufen) ein für diese Altersgruppen spezifisches
     fliehen musste. In ihrer akademischen Arbeit als Hochschullehrerin setzte sie sich intensiv mit der   Programm erfolgreich durchgeführt.
     Geschichte von Frauen im NS-Alltag auseinander. Die Entwicklung und die Arbeit der Gedenk-
     stätte sowie der Kontakt zu und die Forschung über Frauen, die in der NS-Zeit emigrieren mussten,     E  Nachdem die gesamte 9. Jahrgangsstufe des Hardtberg-Gymnasiums erfolgreich Work­
     waren ihr dabei besonders wichtig. Die Gedenkstätte trauert um ihre langjährige Wegbegleiterin
                                                                                                           shops absolviert hatte, sagte der Zusatzkurs Geschichte mit ihrer Lehrerin Katja Reichartz zu,
     Annette Kuhn. Wir werden sie ehrender Erinnerung behalten.
                                                                                                           die inhaltliche Gestaltung der Gedenkfeier am 27. Januar 2020 zu übernehmen. Zur Vorberei-
                                                                                                           tung erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler über mehrere Projektstunden im Unterricht
                                                                                                           und in der Gedenkstätte mit Beke Ritgen und Astrid Mehmel die Lebensgeschichten verfolg-
                                                                                                           ter und ermordeter Bonner Musikerinnen und Musiker in der NS-Zeit.

                                                                                                           E Beke Ritgen war als Referentin zu einer Lehrerfortbildung der Elisabeth-Selbert-
Bildungsarbeit im zweiten Halbjahr 2019                                                                    Gesamtschule zu „Neosalafismus und Rechtsextremismus: Ideologien – Ausdrucksformen –
                                                                                                           pädagogische Interventionen“ eingeladen. Sie stellte anhand des Praxisbeispiels „Mit und
Wie bereits 2018 besuchte im Oktober eine Gruppe Studierender der Fachhochschule für                       gegen den Strom: Anpassung und Widerstand in der NS-Zeit“ dar, wie Erinnerungsarbeit als
öffentliche Verwaltung in Brühl die Gedenkstätte. Björn Dzieran führte mit den Kommis-                     Brücke in die Zukunft gelingen kann und wie die Gedenkstätte mit Schülerinnen und
sar-Anwärterinnen und -Anwärtern, die später im Kreis Aachen und Düren ihren Dienst                        Schülern unterschiedlicher Altersstufen Bildungsarbeit durchführt.
ableisten werden, einen Workshop zur Polizei in der NS-Zeit durch. Neben einer historischen
Einführung wurde der Schwerpunkt auf die Menschenrechtsbildung gelegt. Wie wurde aus
der damaligen Demokratie eine Diktatur und warum wurden die damaligen Polizisten oftmals
willfährige Helfer der Diktatur? Mit diesem Wissen soll den angehenden Beamten die
Möglichkeit gegeben werden, reflektiert ihrer Arbeit nachzugehen.

E  Schülergruppen kamen aus der Integrierten Gesamtschule Beuel, dem Kardinal-
Frings-Gymnasium, dem Amos-Comenius-Gymnasium mit israelischen Gästen, dem                                                  Gestaltung · Druck · Verarbeitung | Familienbetrieb seit 1930
Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, der Bertolt-Brecht-Gesamtschule, vom Beethoven-
Gymnasium u.a. mit Gästen aus Italien, von der Gertrud-Bäumer-Realschule und aus der
Bonner Umgebung vom Gymnasium am Ölberg und vom Siebengebirgsgymnasium.
                                                                                                                  molberg medien                     Telefon 02 28 / 42 99 11-0
                                                                                                                  Inhaberin Kristina Büsgen          i nfo @ m o l b e r g m e d i e n .d e
E Daneben kamen wieder Gruppen von der AWO Märkischer Kreis zu einem Ganztags-                                    Neustraße 8 | 53225 Bonn (Beuel)   w w w. m o l b e r g m e d i e n .d e

workshop mit Rundgang durch die Innenstadt und Südstadt; ein Workshop mit Rundgang
Die Gedenkstätte bietet Führungen und Workshops für Schul­klassen
und Erwachsene zu individuellen Terminen – auch außerhalb der
regulären Öffnungszeiten der Dauerausstellung – an. Der Eintritt zur
Dauerausstellung ist generell kostenlos, für Workshops, Rundgänge
und Führungen fallen Gebühren an.

Anmeldung und Informationen zu den Kosten der Bildungs­angebote­
erhalten Sie in der Geschäftsstelle unter Telefon 0228 695240 und
unter gedenkstaette-bonn@netcologne.de.
Informationen zur Gedenkstätte und zum aktuellen Programm
finden Sie unter folgendem Link: http://www.ns-gedenkstaetten.de/
nrw/bonn/besucherinformationen.html

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