Infodienst Krankenhäuser - Ver.di

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Nr. 75 / Dez. 2016

                 Infodienst
ISSN 1612-9180

                 Krankenhäuser
Liebe Kolleginnen & Kollegen!
   Vorwort

               Wer hätte sich vor 20 Jahren – so lange gibt es den
             Infodienst Krankenhäuser schon – vorstellen können,
             dass wir einmal mit dem Titel »4.0 Digitalisierung
             und Technisierung« herauskommen würden? Beim
             Thema »Mensch-Maschine-Entgrenzung« denkt man
             doch eher an Science Fiktion, oder? Dass solche Sys-
             teme verstärkt Einzug in die Kliniken halten werden,
             steht allerdings außer Frage.

                                                                                                                                                      R E N AT E S T I E B I T Z
               Entscheidend wird das Austarieren der Interessen-
             lagen zu den Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse
             sein. Die Partizipation der Beschäftigten und ihrer
             Interessenvertretungen wird dabei zugleich Schlüssel
             und Eingrenzungsmaßstab bei der Implementierung                    Nach erfolgreichem Kampf in der Charité starten die
             dieser Systeme werden.                                             KollegInnen im Saarland jetzt durch. Am 14. Novem-
               Weiter berichten wir in dieser Ausgabe über die                  ber 2016 hat ver.di die Arbeitgeber aller 21 saar-
             laufenden und 2017 anstehenden Tarifauseinander-                   ländischen Kliniken zu Tarifverhandlungen aufgefor-
             setzungen, u.a. mit der TdL, mit Helios und Sana zum               dert! Wir berichten in diesem Heft über die Auftakt-
             Konzern-TV sowie den SHR-Kliniken.                                 veranstaltungen aus verschiedenen Landesbezirken,
               Aktuell und mit einer neuen »Qualität« ist das für               die 2017 nachziehen werden. Wie genau, verraten
             einen fairen Interessenausgleich unverträgliche Vor-               wir hier nicht – wollen wir den Arbeitgebern doch
             gehen der Arbeitgeber von Median, sämtliche Tarif-                 die Überraschung nicht nehmen. Vom 5. auf den
             verträge zu kündigen und schlicht zu erklären, dass                6. Dezember kommt der Nikolaus, soviel können wir
             sie auch zukünftig keine Tarifverträge mit ver.di ab-              jedenfalls schon verraten.
             schließen werden. Union Busting, damit Waterland in                  Euch in ein paar Wochen ruhige Feiertage und uns
             ein paar Jahren einen tarif- und möglichst auch ge-                allen ein erfolgreiches neues Jahr! 
             werkschaftsfreien Konzern gewinnbringender an den                    Joachim Lüddecke
             Mann bringen kann?
               Als eines unserer bisher größten Tarifbewegungen
             im Bereich Krankenhäuser wird trägerübergreifend
             der TV Entlastung jetzt »hochgefahren«.

www.macht-immer-sinn.de
             Impressum                                         ISSN 1612-9180   Erscheinungsweise: jeweils im letzten Monat eines Quartals
                                                                                (März, Juni, September, Dezember)
             Der Infodienst Krankenhäuser ist eine Veröffentlichung
                                                                                Redaktionsschluss: jeweils am 10. des Vormonats
             der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di,
                                                                                (Februar, Mai, August, November)
             ein Kooperationsprojekt aller 10 ver.di-Landesbezirke
             sowie des ver.di-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9        LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke,
             V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.di-Landesbezirk                   infodienst.krankenhaeuser@verdi.de
             Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover,                Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen,
             Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154,                        damit wir gleich die zuständigen Ansprechpersonen bei ver.di
             joachim.lueddecke@verdi.de                                         vermitteln können.
             Endredaktion: Joachim Lüddecke                                     Adress- und Verteileränderungen:
             Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu         bitte an Rainer Bobsin / freeStyle grafik, verdi@freestylegrafik.de
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             Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip,
             im ver.di-Mitgliedsbeitrag enthalten                               Archiv bis 2004 unter

             Redaktionsschluss war am 17.11.2016 | Auflage: 15.300              http://tinyURL.com/KIDarchiv
             Titel: Foto Renate Stiebitz | Grafik Gerd Altmann/www.pixelio.de   Infodienst-Newsletter formlos bestellen und abbestellen unter

             Herstellung: freeStyle grafik, Hannover                            infodienst.krankenhaeuser@verdi.de

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In diesem Heft
                                                                                                                                                  Inhalt

    Mehr von uns                                   Tarifpolitik                                      Krankenhausinformationssysteme (KIS):
    ist besser für alle!                                                                             Ohne Weiterbildung des Personals
                                                   TV-L Tarifrunde 2017: Vorbereitungen              läuft nix __________________________47
    Krankenhausstatistik 2015: Entlastung          haben Fahrt aufgenommen ____________17
                                                                                                    Arbeitsreport Krankenhaus:
    für das Pflegepersonal kaum mit der Lupe       Zur Tarifrunde Leiharbeit (DGB/iGZ/BAP) __18     »Mehr Technik – Bessere Arbeit?« _____49
    erkennbar ___________________________4
                                                                                                   EuGH: Mitglieder von DRK-Schwestern-
    Tarifvertrag Entlastung: Damit die Arbeit
    im Krankenhaus wieder Freude macht _____5
                                                   Tarif- und Branchenpolitik:                     schaften sind Leiharbeiter/innen ________52
                                                   Konzerne                                        Dritte Säule der Krankenhausfinanzierung
    Tarifvertrag Entlastung in den
                                                   Celenus Hilchenbach: Beschäftigte               hält EU-Recht stand (zur BGH-Entscheidung
    einzelnen Bundesländern ____________6 – 8
                                                   erkämpfen Entgelttarifvertrag___________19      BDPK vs. Calw) ______________________53
    »Die Solidarität ist gestärkt« ____________8
                                                   Über Private-Equity-Unternehmen _______20       Weitere Rechts-Links: Änderung
    Pflegepakt Saarland ___________________9                                                       des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes,
    ver.di-Krankenhaustagung 2016:                 Warnstreik bei Median ________________22        Krankengespräche, Arbeitsstätten-
    Nicht mehr bitten und betteln __________10     Median: »Unwürdig, unanständig                  verordnung _________________________53
    Personalbemessung in der Psychiatrie ____12    und empörend« _____________________23           BGW Demografie-Check_______________54
    Arbeitgeber muss Betriebsrat Personal-         »Wir müssen verhindern, dass die Reha-          Betriebsrätepreis und Personalräte-
    bedarfsrechnung aus Psych-PV zur               Landschaft zum Spielplatz profitgieriger        preis 2016: Glückwünsche nach
    Verfügung stellen ____________________15       Investoren wird«_____________________24         Düsseldorf, Esslingen, Freiburg,
    Übergewicht durch Überstunden ________16       Union Busting bei Median _____________24        Heidelberg, Tübingen und Ulm __________54
    »Gemeinsam gewinnen!« _____________17          »Gemeinsame Betriebe« bei Ameos _____27
                                                   Sana-Konzerntarifvertrag und SRH-Kliniken:      Vor Ort
                                                   Forderungsdiskussionen laufen__________28       Kurzmeldungen aus dem ver.di-Bezirk
                                                   Helios-Konzerntarifvertrag:                     Potsdam-Nordwestbrandenburg: Bad Belzig,
                                                   Forderungen beschlossen ______________29        Luckenwalde, Brandenburg a.d. Havel ____55
                                                   Helios wird internationaler Krankenhaus-        Bad Oeynhausen (NRW): Gemeinsam
                                                   konzern – Megakauf in Spanien ________30        gegen die Aufspaltung ________________56
                                                   Helios Damp Holding:                            Ev. Stadtmission Heidelberg: Erste
                                                   Tarifabschluss für die Akutkliniken _______30   »normale« Lohnrunde abgeschlossen ____57
                                                   Helios Tarifverhandlungen in ehemaligen
                                                   Rhön-Kliniken: Pforzheim, Bad Salzdetfurth,     Wir in ver.di
                                                   DKD Wiesbaden______________________31
                                                   Vivantes: Wir haben einen langen Atem ___32     Landesbezirke_____________________58
                                                                                                   Bundesverwaltung _________________58
                                                   Berufspolitik
                                                                                                   Bildungsangebote,
                                                   Vereinigung der bayerischen Pflege ______33     Seminare, Tagungen
                                                   Rheinland-Pfalz: Nutzen der Pflegekammer
                                                   prüfen, Pflichtmitgliedschaft aussetzen ___34   Fachtagung Psychiatrie 2./3. März 2017 __59
                                                   »Unbezahlt!« _______________________35          dtb-Seminare 2017:
                                                                                                   Arbeitnehmerdatenschutz______________60
                                                   Ausbildungsvergütungen
                                                   für alle Gesundheitsberufe? ____________35      Seminarreihe für Aufsichtsratsmitglieder
                                                                                                   in Kapitalgesellschaften 2017 / 2018 _____60
                                                   Stark. Stärker. Gemeinsam._____________38
                                                                                                   Frauenpolitische ver.di-Seminare 2017 ____61
                                                   Klinikum Frankfurt-Höchst: Azubis
                                                   wehren sich gegen Nicht-Übernahme ____39        dia e.V. Fortbildungen 2017 ____________61

                                                   Internationales                                 Literatur- und Internettipps

                                                   Freihandelsabkommen: Gesundheit                 ver.di-Kircheninfo November 2016_______62
                                                   und Pflege sind keine Handelsware! _____39      GKV-Kliniksimulator __________________62
                                                   Brain-Drain durch grenzüberschreitende          Mitarbeitergesundheit leidet
                                                   Abwerbung von Gesundheitsfachkräften __40       unter schlechter Unternehmenskultur ____62
                                                                                                   DKI: »Krankenhausstrategie 2020« ______62
                                                   Deutschland                                     Diskussionspapier der Nationalen
                                                                                                   Akademie der Wissenschaften Leopoldina _63
                                                   Gewalt im beruflichen Alltag ___________41
                                                                                                   ver.di-Film zu den Sozialwahlen
                                                   Schwerpunktthema Digitalisierung                am 31. Mai 2017 ____________________63
                                                   und Arbeiten 4.0
                                                                                                   ver.di-Checkliste zum Vergaberecht ______63
                                                     Schlagwort »VierPunktNull«
M AT T H I A S B E R G H A H N

                                                     – ein Überblick ___________42, 44, 46, 48
                                                                                                   Jahresinhaltsverzeichnis
                                                    Was bedeutet Digitalisierung für unter-        2016 _____________________________64
                                                    schiedliche Beschäftigtengruppen?_____43
                                                     Fahrerlose Transportsysteme im Kranken-
                                                     haus: Zwischen Hochglanzbroschüren
                                                     und echtem Leben__________________45

    Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                                           3
Krankenhausstatistik 2015: Entlastung für das
                       Pflegepersonal kaum mit der Lupe erkennbar
     Mehr von uns
ist besser für alle!

                       Stichworte zur Krankenhaus-                          lichen Trägers, jedes dritte Bett
                       statistik 2015                                       (33,6%) befand sich in einem
                       Statistisches Bundesamt: Grund-                      freigemeinnützigen Haus. Der
                       daten der Krankenhäuser 2015,                        Anteil der Betten in Einrichtungen
                       Fachserie 12 Reihe 6.1.1,                            privater Träger betrug 18,3%.
                       erschienen am 5. Oktober 2016*                           Durchschnittliche Bettenzahl
                                                                            aller Krankenhäuser: 255, öffent-
                        2015 wurden 19,2 Millionen                          lich: 417, freigemeinnützig: 247,
                       Patientinnen und Patienten statio-                   privat: 130.
                       när im Krankenhaus behandelt,                            Knapp 1,2 Millionen Beschäftigte                    Nur minimale Verringerung
                       das waren knapp 91.000 Behand-                       versorgten 2015 die Krankenhaus-                        der Belastungskennzahl für das
                       lungsfälle oder 0,5% mehr als im                     patientinnen und -patienten.                            Pflegepersonal
                       Jahr zuvor.                                          Umgerechnet ergibt dies 868.000                             Die Belastungskennzahl »Fälle
                        Der Krankenhausaufenthalt                           Vollkräfte.                                             pro Vollkraft« verringerte sich für
                       dauerte durchschnittlich 7,3 Tage,                       Knapp 154.400 Vollkräfte ge-                        das Pflegepersonal von 60,07 im
                       somit sank die durchschnittliche                     hörten zum ärztlichen Dienst und                        Jahr 2014 auf 59,95 im Jahr 2015.
                       Verweildauer gegenüber dem Vor-                      713.700 zum nichtärztlichen                                 Unterschiede sind hierbei zwi-
                       jahr um 0,1 Tage.                                    Dienst, darunter 320.900 Voll-                          schen den verschiedenen Träger-
                        In 1.956 Krankenhäusern (2014:                      kräfte im Pflegedienst.                                 arten zu erkennen: In öffentlichen
                       1.980) standen für die stationäre                        Die Zahl der im Krankenhaus                         Häusern betrug die Belastungs-
                       Behandlung insgesamt 499.350                         beschäftigten Vollkräfte nahm im                        kennzahl durchschnittlich 57,
                       Betten zur Verfügung. Das waren                      Vergleich zum Vorjahr im ärzt-                          in freigemeinnützigen 64 und in
                       rund 1.300 Betten weniger als                        lichen Dienst um etwa 3.600 und                         privaten 63 Fälle pro Pflegevoll-
                       2014.                                                im nichtärztlichen Dienst um rund                       kraft. 
                        Annähernd jedes zweite Kran-                        5.000 Vollkräfte zu.
                       kenhausbett (48,2%) stand in                             Die Zahl der Pflegevollkräfte
                       einem Krankenhaus eines öffent-                      stieg um 2.150.

                                                                                                                                               Belastungskennzahl
                       115%                                                                                                                    für das Pflegepersonal
                                                                                                                                               (Behandlungsfälle pro Pflegevollkraft)

                                                                                                                                               Anzahl
                       110%                                                                                                                    Behandlungsfälle
                                                                                                                                               (Anzahl PatientInnen)

                       105%

 Index 2000            100%
                                                                                                                                               Pflegepersonal:
                                                                                                                                               Anzahl Beschäftigte
                        95%                                                                                                                    (umgerechnet in Vollkräfte)

                        90%

                        85%                                                                                                                    Datengrundlage:
                                                                                                                                               Statistisches Bundesamt (Destatis), Grund-
                               2000
                                      2001
                                             2002
                                                    2003
                                                           2004
                                                                  2005
                                                                         2006
                                                                                2007
                                                                                       2008
                                                                                              2009
                                                                                                     2010
                                                                                                            2011
                                                                                                                   2012
                                                                                                                          2013
                                                                                                                                 2014
                                                                                                                                        2015

                                                                                                                                               daten der Krankenhäuser, Fachserie 12
                                                                                                                                               Reihe 6.1.1, eigene Darstellung

                       * https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesundheit/Krankenhaeuser/GrunddatenKrankenhaeuser.html

                       4                                                                                                  Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
Tarifvertrag Entlastung: Damit die Arbeit
im Krankenhaus wieder Freude macht
                                                                                                                                 Mehr von uns
                                                                                                                                 ist besser für alle!

 »Wir mögen unseren Beruf«,            Das lassen wir nicht länger mit         Schließlich werden seit vielen
sagen Beschäftigte im Kranken-        uns machen. Für uns gehört es           Jahren Gelder der Krankenkassen,
haus. Trotzdem geben viele nach       zusammen: Sich für eine gute            die eigentlich fürs Personal vor-
ein paar Jahren den Beruf ganz        Patientenversorgung einzusetzen         gesehen sind, für Neubauten und
auf oder reduzieren ihre Arbeits-     und auch die eigene Situation zu        Großgeräte zweckentfremdet.
zeit. Das hat etwas mit der hohen     verbessern. Nur wer für sich selbst     Die Beschäftigten nehmen nicht
Belastung zu tun. Pausen können       gut sorgt, hat auf Dauer die Kraft,     mehr hin, dass der Staat auf Kos-
selten genommen werden und            anderen zu helfen.                      ten ihrer Gesundheit spart.
kurzfristiges Einspringen ist
Normalität. Viele sind emotional      Mehr Personal per Gesetz                Entlastung durch Tarifvertrag
erschöpft, nicht wenige macht das      Die Gesundheitsminister/innen           Die hohe Belastung, die krank-
alles krank.                          tragen die politische Verantwor-        machenden Arbeitsbedingungen
 Denn auch noch so viel persönli-     tung, dass Patienten sicher und         packen wir bei allen Krankenhaus-
cher Einsatz kann den strukturellen   gut versorgt werden. Deshalb for-       trägern bundesweit an und for-
                                                                                                                                                                              MeHr
Personalmangel nicht ausgleichen.     dern wir gesetzliche Vorgaben für       dern einen Tarifvertrag Entlastung.                                                             PeRsOnAl
Bei privaten Klinikkonzernen,         die Personalausstattung. In deut-
freigemeinnützigen/kirchlichen        schen Kliniken fehlen 162.000           Wir fordern
oder öffentlichen Krankenhäusern      Stellen, 70.000 allein in der Pflege.    Mehr Personal
– überall fehlt Personal.                                                      Verlässliche Arbeitszeiten
                                      Steuergelder für Krankenhäuser           Belastungsausgleich
Weil sich was änder n muss             Die Steuereinnahmen sind so
 Wir finden uns nicht mehr damit      gut wie seit Jahren nicht. Die Rufe     Sei Teil der Bewegung!
ab, dass ausgerechnet im Kran-        nach Steuersenkungen werden              Gemeinsam können wir viel
kenhaus täglich gegen den Ge-         lauter. Die Krankenhausbeschäf-         erreichen. Wir lassen uns nicht
sundheits- und Arbeitsschutz ver-     tigten hingegen fordern, dass die       länger vertrösten und wir bitten
stoßen wird. Das ganze System         Länder endlich ihrer gesetzlichen       auch nicht länger um Anerken-
funktioniert nur noch, weil die Be-   Verpflichtung nachkommen und            nung und Wertschätzung. Jetzt
schäftigten ausgepresst werden.       die Investitionskosten übernehmen.      verschaffen wir uns Respekt! 
                                                                                                                    A R N I M T H O M A S S / AT H - P I C T U R E S

                                                                                                                                                                       Zur Kranken-
                                                                                                                                                                       haustagung
                                                                                                                                                                       siehe S. 10
                                                                                                                                                                       in diesem Info-
TeilnehmerInnen der ver.di-Krankenhaustagung 2016 (10. und 11. November)                                                                                               dienst

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Bundesweiter Aktionstag Krankenhäuser am 21. Februar 2017

www.tarifvertrag-entlastung.verdi.de | https://www.facebook.com/mehrPersonal
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ist besser für alle!

                                                     In NRW
                                                     gibt es über 350 Krankenhäuser und Kliniken. Damit alle
                                                     Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich über einen Ent-
                                                     lastungstarifvertrag im eigenen Krankenhaus zu informieren,
                                                                                                                                                                                                                                                    Auftakt in Münster
                                                     führt(e) ver.di von September bis Dezember 2016 insgesamt
                                                     20 Auftaktveranstaltungen durch. Die landesweite Entlastungs-
                                                     konferenz wird am 29. April 2017 stattfinden.

                                                                                                                                                                                                   Mai 2016

                                                                                      Tarifrunde Entla
                                                                                    Die Arbe it im
                                                                                                   Kran kenh aus darf
                                                                                                                                                                  stung im Norden
                                                                                    müss en dring end                   nicht kran k mach
                                                                                                        entla stet werd                    en und die Besch
                                                                                   kämp fen wir für                     en. So die Mein                      äftig ten
                                                                                                      eine gese tzlich                  ung von ver.d
                                                                                   in den Kran kenh                    e Perso nalbe mess               i. Desw egen
                                                                                                     äuse r n mehr Perso                  ung. Desw egen
                                                                                   halte n einen Tarif                    nal und mehr                      wolle n wir
                                                                                                       vertr ag zum Gesu                  Gesu ndhe itssch
                                                                                   Kran kenh äuse                         ndhe itssch utz                  utz. Wir
                                                                                                  rn im Nord en                           und zur Entla stung
                                                                                                                   für mögl ich.                                in den
                                                                                  Wir haben einen
                                                                                                       Plan für den Norde
                                                                                                                              n                                     Norden ca. 8.700
                                                                                  Dabei geht es um                                                                                    Stellen. Wir sind
                                                                                                      unsere Gesundheit                                                                                 deutlich lauter
                                                                                 Gesundheit unsere                         und um die                               geworden, aber
                                                                                                      r Patientinnen und                                                             man hört noch nicht
                                                                                 Wir wollen nicht,                         Patienten.                               guten Argumente.                       auf unsere
                                                                                                     dass unsere Arbeit                                                                Zuletzt protestierten
                                                                                 sundheit der Mensc                       für die Ge-                              der Pflege ca. 1.000                      am Tag
                                                                                                       hen uns selbst krank                                                             Beschäftigte im
                                                                                 Wir wollen aber                              macht.                               mehr Personal in                       Norden für
                                                                                                   auch nicht, dass                                                                  Krankenhäusern
                                                                                                                     die PatientInnen                              heimen.                            und Pflege-
                                                                                kranker werden,
                                                                                                    weil wir zu wenig
                                                                                                                      e sind.
                                                                                Selbst der Deutsc                                                                 Das Pflegestellen
                                                                                                   he Ethikrat spricht                                                              förderprogramm
                                                                                                                        davon  , dass                             nicht ausreichend,                  ist absolut
                                                                                es nötig sei, das                                                                                     es bedeutet gerade
                                                                                                  »Patientenwohl
                                                                               das Krankenhaus                     als Maßstab für                                neue Stellen in Schles                   mal 200
                                                                                                   zu verankern«*                                                                        wig-Holstein und
                                                                               einen Pflege-Perso                   und fordert                                   Mecklenburg-Vorpom                        180 in
                                                                                                    nalschlüssel. Mittler                                                               mern.
                                                                               glaubt man uns,                            weile
                                                                                                  dass es in den Kranke                                           Aber die Arbeitsbelas
                                                                                                                          nhäusern                                                      tung wird immer
                                                                              zu wenig Person                                                                     höher, die Anzah                         höher und
                                                                                                 al gibt und nicht                                                                 l der Fälle wächs
                                                                              spricht vom Person                   nur ver.di                                                                        t, gespart wird
                                                                                                    almangel. Bunde                                              dramatisch am Person
                                                                              162.000 Stellen                        sweit fehlen                                                       al. Das lassen wir
                                                                                                in Krankenhäuse                                                  länger gefallen.                           uns nicht
                                                                                                                  rn – allein im                                                  

                                                                           * www.ethikrat.org/p
                                                                                                  resse/pressemitteilu
                                                                                                                         ngen/2016/pressem
                                                                                                                                             itteilung-03-2016

                                                     Tarifbewegung im Norden:
                                                     Die landesbezirksweite Startkonferenz für Schleswig-
                                                     Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wird am
                                                     2. Februar 2017 stattfinden.                                                                                                                                                      Auftakt Uniklinikum Düsseldorf

                                                     Auftakt in Hessen: Krankenhaustagung »Der Schlüssel ist: Mehr Personal!« am 22. September 2016
                  M AT T H I A S L I N D N E R (2)

                                                                                                                                                                                                                              Berlin und Brandenburg:
                                                                                                                                                                                                                              Auftaktkonferenz am 1. November 2016

                                                     6                                                                                                                                                                   Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
Mehr von uns
                                                                                                                                                                                                                                                   ist besser für alle!

                                                                                                              Bundesweite Signalwirkung
                                                                                                              Verhandlungsaufforderung
                                                                                                              an alle Krankenhäuser im Saarland:
                                                                                                              Am 14. November 2016 haben wir alle 21 Kranken-
                                                                                                              häuser gleichzeitig zu Verhandlungen über einen
                                                                                                              TV Entlastung aufgefordert.
                                                                                                              Wir wissen, dass wir mit unserer heutigen Aufforderung
                                                                                                              eine bundesweite Signalwirkung haben. W ir sind gut
                                                                                                              vorbereitet und können den Arbeitgebern nur emp-
                                                                                                              fehlen, zügig an den Verhandlungstisch zu kommen,
                                                                                                              damit sich die Lage für die Krankenhausbeschäftigten
                                                                                                              endlich bessert.

                                 Hamburg:                                                                                                                                                       November 2016 bis Februar 2017

                                 Anlässlich des ersten ver.di-TarifberaterInnentreffens wurde am
                                 31. Oktober 2016 eine Unterschriftenaktion für mehr Krankenhauspersonal
                                 gestartet (läuft bis Ende Februar 2017).                                                                                                                                            MeHr
                                                                                                                                       Pe                                                                              RsOnAl
                                 InitiatorInnen und ErstunterzeichnerInnen: Katja Karger (DGB Hamburg),         Hamburger Appell
                                                                                                                für mehr Krankenhauspersonal
                                 Berthold Bose (ver.di), Ina Morgenroth (IG Metall), Jan Koltze (IG BCE),       Es fehlt an Personal im Krankenhaus. Die V ersorgung ist in Gefahr. Patienten und
                                                                                                                Angehörige leiden darunter. Die Beschäftigten haben ihr e Belastungsgrenze längst

                                 Mathias Maurer (IG BAU), Frank Maur (EVG), Anja Bensinger-Stolze (GEW),        überschritten. Die Pflege ist in Not.

                                                                                                                Die Gewerkschaft ver.di hat angekündigt, in den Ham-      Wir brauchen eine bessere Krankenversorgung ohne

                                 Gudrun Nolte-Wacker (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, KDA), Klaus
                                                                                                                burger Krankenhäusern für einen Tarifvertrag Entlas-      Gesundheitsschäden für die Beschäftigten. W ir brau-
                                                                                                                tung eintreten zu wollen. Das findet unser e Unterstüt-   chen mehr qualifiziertes Personal im Krankenhaus.
                                                                                                                zung. Nach Berechnungen der Gewerkschaft fehlen           Wir möchten, dass der Personalnotstand bekämpft

                                 Wicher (Sozialverband Deutschland e.V., SoVD), Christoph Kranich (Verbrau-
                                                                                                                in Hamburgs Krankenhäuser n über 4.200 Stellen, das       wird. Eine gesetzliche Personalbemessung ist die
                                                                                                                bedeutet jeder fünfte Arbeitsplatz.                       richtige Herangehensweise. Ein Tarifvertrag Entlastung

                                                                                                                Schlechte Arbeitsbedingungen sind die Folge. Die          kann der Anfang sein.

                                                                                                                Beschäftigten, die uns gesundmachen sollen, wer den       Wir unterstützen mit diesem Appell die gewerkschaft-

                                 cherzentrale Hamburg, Koordinator des Forums Patientenvertretung in            dadurch krank. In Deutschland muss eine Pflegekraft
                                                                                                                über zehn PatientInnen betreuen, in der Schweiz sind
                                                                                                                                                                          liche Bewegung und fordern die Politik zum Handeln
                                                                                                                                                                          für eine gesetzliche Personalbemessung auf.
                                                                                                                es fünf, in Norwegen vier. Studien belegen, dass mit

                                 Hamburg). Mehr Infos unter http://hamburg.verdi.de/themen/hamburger-           jedem zusätzlich zu betreuenden Patienten das Sterbe-
                                                                                                                risiko um sieben Prozent steigt.
                                                                                                                                                                          InitiatorInnen und ErstunterzeichnerInnen:
                                                                                                                                                                          Katja Karger (DGB Hamburg), Berthold Bose (ver.di), Ina Morgenroth
                                                                                                                                                                          (IG Metall), Jan Koltze (IG BCE), Mathias Maurer (IG BAU), Frank
                                                                                                                Die Patienten und die Angehörigen sind die Leidtragen-    Maur (EVG), Anja Bensinger-Stolze (GEW), Gudrun Nolte-Wacker

                                 appell-fuer-mehr-krankenhauspersonal                                           den dieser Entwicklung. W ir alle können jederzeit in
                                                                                                                eine Situation kommen, in der wir auf pr ofessionelle
                                                                                                                Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.
                                                                                                                                                                          (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, KDA) Klaus Wicher (Sozial-
                                                                                                                                                                          verband Deutschland e.V., SoVD), Christoph Kranich (Verbraucher-
                                                                                                                                                                          zentrale Hamburg, Koordinator des Forums Patientenvertretung in
                                                                                                                                                                          Hamburg)

                                                                                                                Auch ich unterstütze den Hamburger Appell für mehr Krankenhauspersonal!
                                                                                                                Die gesammelten Unterschriften, die bis Ende Februar 2017 bei uns eingehen, wer den an den Bundesminister
                                                                                                                für Gesundheit übergeben.

                                                                                                                           Name, Vorname                           Anschrift                                   Unterschrift

                                                                                                                1

                                                                                                                2

                                                                                                                3

                                                                                                                4

                                                                                                                5

                                                                                                                                                                           Drei Länder
SABRINA KUBITSCHKO

                                                                                                                                                                           – ein Thema

                                 Auftaktveranstaltung in Baden-Württemberg am 14. Oktober 2016

                                                                                                               Entlastung jetzt!
                                                                                                              Unter dem Motto »Drei Länder – ein
                                                                                                              Thema: Entlastung jetzt!« fand die
                                                                                                              Auftaktveranstaltung für Sachsen,
                                                                                                              Sachsen-Anhalt und Thüringen
                                                                                                              am 17. August 2016 statt.
                                                                                                              Seit Oktober läuft eine Beschäftigten-
                                                                                                              befragung (bis Ende 2016),
J A N -E R I K K E I L H O L Z

                                                                                                              siehe http://klinikpersonal-entlasten-
                                                                                                              sat.verdi.de

                                 Auftaktveranstaltung im ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen
                                 am 26. September 2016

                                 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                                                                                                                                              7
»Die Solidarität ist gestärkt«
     Mehr von uns
ist besser für alle!

                       Bayerns Klinikbeschäftigte bereiten sich auf die Tarifrunde                    den. Die Delegierten aus der Re-
                       Entlastung vor. Dabei profitieren sie von ihren Streikerfahrungen              gion trafen sich vor und während
                       – zum Beispiel in der Kr eisklinik Günzburg                                    des Streiks regelmäßig, um Vor-
                                                                                                      gehen, Forderungen und recht-
                        Bayern läuft sich warm für die        Auch in vier anderen Kranken-           liche Fragen zu diskutieren. Das
                       Tarifrunde Entlastung. Im Novem-      häusern der Region Augsburg und          war wichtig, um auf bestreikten
                       ber werden die Klinikbeschäftigten    in Haar (bei München) erprobten          Stationen den Druck von Chefärz-
                       zu ihren dringendsten Anliegen        die Belegschaften die aus der            ten und Managern aushalten zu
                       befragt. Am 25. November kom-         Charité bekannte Methode der             können. In Günzburg ist derzeit
                       men Kolleginnen und Kollegen aus      Betten- und Stationsschließungs-         jedes vierte Team von einem Tarif-
                       Bayerns Krankenhäusern zu einer       streiks – mit großem Erfolg. So          delegierten repräsentiert. »Wir
                       Kick-off-Konferenz in München         wurde in den Kliniken Donauwörth         sind mitten dabei, das auszuwei-
                       zusammen.                             und Nördlingen jedes dritte Bett         ten«, erklärt Springer-Gloning.
                        Dabei werden sie auch ihre           stillgelegt. Die Streikbeteiligung in      Die gelernte Krankenschwester
                       Streikerfahrungen aus der letzten     den betroffenen Kliniken verzehn-        sieht die Fragebogenaktion im
                       Tarifrunde einbringen, als einige     fachte sich im Vergleich zur Tarif-      November als ein Mittel, mit den
                       Stationen ganz dicht gemacht wur-     runde 2014.                              Beschäftigten ins Gespräch zu
                       den – zum Beispiel in der Kreis-       »Das erzeugt zum einen wirt-            kommen und das Engagement so
                       klinik Günzburg.                      schaftlichen Druck, zum anderen          weiter zu steigern. Am 25. No-
                        »Die Tarifrunde im öffentlichen      hat es aber auch die Solidarität in      vember will sie mit möglichst vie-
                       Dienst hat gezeigt: Das Gehalt        der Belegschaft gestärkt«, berich-       len Kolleginnen und Kollegen zur
                       ist den Kolleginnen und Kollegen      tet Springer-Gloning. »Die ande-         Kick-off-Konferenz nach München
                       wichtig, aber ihr größtes Anliegen    ren Stationen haben gesehen, dass        fahren. »Wir brauchen verbindli-
                       ist es, endlich die Arbeitsbedin-     es geht.« Beim nächsten Mal wer-         che Soll-Besetzungen auf den Sta-
                       gungen zu verbessern«, sagt           den noch viele weitere Teams ihre        tionen, Nachtdienst mit mindes-
                       Helga Springer-Gloning, Personal-     Station zur Schließung anmelden,         tens zwei Pflegekräften und eine
                       ratsvorsitzende der Günzburger        ist die Gewerkschafterin überzeugt.      Quote von maximal zwei Patienten
                       Klinik in der Nähe von Augsburg.       Eine Erfahrung ist, dass vor allem      auf eine Pflegekraft im Intensiv-
                        Viele, die sich am zweitätigen       Chef- und Oberärzte Druck auf die        bereich«, umreißt Springer-Gloning
                       Streik Ende April beteiligten, hät-   Pflegekräfte ausübten, nicht in          zentrale Ziele der Tarifbewegung.
                       ten dies vor allem als Vorbereitung   Streik zu treten. In solchen Situa-      Zudem müsse die Personalnot im
                       der Tarifrunde Entlastung gesehen.    tionen sei die Unterstützung durch       Krankenhaus in der Öffentlichkeit
                       Zugleich demonstrierten die Kolle-    andere ver.di-Aktive sehr wichtig.       noch stärker zum Thema werden.
                       ginnen und Kollegen, zu was sie in    »Letztlich haben die Chefs aber          Es sei höchste Zeit für das von
                       der Lage sind: In Günzburg musste     das Gegenteil erreicht und die           ver.di geforderte Gesetz zu Per-
                       eine unfallchirurgische Station       Streikbereitschaft noch weiter an-       sonalstandards im Krankenhaus.
                       ganz, eine gefäßchirurgische Sta-     gefacht«, so Springer-Gloning.           »Dafür setzen wir uns weiter ein –
                       tion zur Hälfte schließen. 55 der      Entscheidend für den Erfolg             mit einem langen Atem, aber ohne
                       240 Betten konnten nicht belegt       waren auch die Tarifdelegierten,         Geduld.« 
                       werden.                               die von den Teams benannt wer-             Daniel Behruzi

                       Bayern: Gründung des Kampagnenrates am 10. Oktober        Im Mai 2016 vor der Kreisklinik Günzburg

                       8                                                                      Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
Pflegepakt Saarland
                                                                                                                        Mehr von uns
                                                                                                                        ist besser für alle!

Am 21. September 2016 hat der             Zum Pflegepakt Saarland siehe
Ende Mai 2016 vom Ministerium             die Pressemitteilung des Ministeriums vom 31.5.2016 unter
für Soziales, Gesundheit, Frauen          http://www.saarland.de/SID-3154F2C4-2382D9DB/73631_210644.htm
und Familie angekündigte Pflege-          mit den Überschriften: »Sozialministerium und Landespflegerat initi-
pakt Saarland mit einer konstitu-         ieren ›Pflegepakt Saarland‹ – für eine bessere und wertschätzende
ierenden Sitzung seine Arbeit auf-        Pflege im Land. Gemeinsames Ziel: bessere Ausbildung und bessere
genommen.                                 Arbeitsbedingungen, mehr gesellschaftliche Anerkennung und mehr
  Dazu findet ihr im Folgenden            Familienfreundlichkeit«. 
das Statement von Hans Ruge
(Vorsitzender ver.di-Fachbereichs-
vorstand und GBR-Vorsitzender               ver.di erwartet, dass den Inter-    Kürzung bei den Investitionskos-
Knappschaftsklinikum Saar) und            essen der Pflegenden und der          ten für die Krankenhäuser zurück-
Michael Quetting (ver.di Region           Patienten Rechnung getragen           zunehmen und dafür Sorge zu
Saar Trier).                              wird. Wir begrüßen es, dass das       tragen, dass die Investitionen
                                          Ministerium einem Teil unserer        nicht durch den Abbau von Stellen
ver.di und Pflegepakt                     Bedenken und Ansichten im Text        bezahlt werden. Aus dieser Ver-
  ver.di unterstützt jeden Versuch,       Rechnung getragen hat.                pflichtung wollen wir die Politik
der für die Pflege Entlastung brin-         So fand die Personalbemessung       nicht entlassen.
gen kann. Das haben wir auch              Eingang in das Papier und die Ziel-    Unabhängig von den politischen
auf dem ersten Zusammentreffen            stellung, neue Pflegestellen zu       Entwicklungen und Maßnahmen
des Pflegepakts Saarland deutlich         schaffen, ist ausdrücklich aufge-     erwarten wir von den Arbeit-
gemacht.                                  nommen worden. Die Tarifautono-       gebern, dass sie ihrer Verpflich-
  Wir begrüßen es, wenn sich die          mie wurde besonders betont und        tung und Verantwortung für die
Landesregierung ihrer Verantwor-          auch Ansichten von ver.di, die        Gesundheit der Beschäftigten
tung für die Pflege stellt. Und wir       keine Mehrheit finden, können als     nachkommen. Die Pflegearbeit
werden mithelfen, wenn das                Ansicht weiter vertreten werden.      darf nicht krank machen. Auch
Ministerium beabsichtigt, 1.000             Mögen wir auch mancher be-          hier müssen Arbeitsschutzgesetze
neue Pflegestellen im Saarland zu         schreibenden Darstellung wider-       gelten. Wir fordern Entlastung
schaffen.                                 sprechen bzw. sie differenzierter     durch mehr Personal, verlässliche
  Aber wir teilen auch die Sorgen         betrachten, so ist doch das An-       Arbeitszeiten und einen Belas-
und Zweifel vieler Kolleginnen und        liegen, die Lage der Pflege zu ver-   tungsausgleich. Deswegen fordern
Kollegen, dass viel versprochen           bessern, ausdrücklich zu begrüßen     wir einen Tarifvertrag Entlastung
und wenig gehalten wird.                  und findet die Unterstützung von      für alle Krankenhäuser im Saar-
  Das ist für uns auch ein Grund,         ver.di.                               land.
nicht abseits zu stehen. Das er-            Es bleibt Aufgabe der Gesetz-        In diesem Sinne wird die Ge-
klärten nach der Zusammenkunft            geber zur Sicherung der gesund-       werkschaft ver.di nicht nur formell
der 21 Organisationen mit der             heitlichen Versorgung, eine gesetz-   einen Pflegepakt unterschreiben,
Gesundheitsministerin Monika              liche Personalbemessung einzu-        sondern die Probleme anpacken
Bachmann (CDU) der Vorsitzende            führen. Dazu gehört auch, die         und einer Lösung zuführen. 
des Fachbereichsvorstandes und
GBR-Vorsitzende Hans Ruge und
Gewerkschaftssekretär Michael
Quetting, die ver.di vertraten.
  ver.di wird an allen drei Arbeits-
gruppen mitarbeiten, deren Ar-
beitsergebnisse bewusst ergebnis-
offen angelegt wurden. Es sollen
Maßnahmen zur Wertschätzung
und Anerkennung der Pflege er-            »Flaggentour« vom 26. September bis 7. Oktober 2016.
arbeitet werden.                          Mehr unter https://www.facebook.com/pflegestreiksaar/

Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                   9
ver.di-Krankenhaustagung 2016:
                                            Nicht mehr bitten und betteln
     Mehr von uns
ist besser für alle!

                                            Beschäftigtenvertreter aus Krankenhäuser n               Bord sei, verglich er. In den Kliniken werde hingegen
                                            sind sich einig: Entlastung muss her                     mit nur einer Pflegekraft auf Station »an Mitternacht
                                                                                                     sehr oft ohne Co-Pilot geflogen«. Es müssten »quali-
                                             »In der Pflege läuft etwas schief.« Darin war man       tätssensible Bereiche« definiert werden, für die ge-
                                            sich bei einer Podiumsdiskussion auf der ver.di-Kran-    setzliche Personalvorgaben gemacht werden. Gesche-
                                            kenhaustagung am 10./11. November in Berlin einig.       hen ist das bereits für die Neonatologie, wo ab 2017
                                            Keiner der Referent/innen bestritt, dass Personalnot     verbindliche Personalschlüssel gelten sollen. Gegen-
                                            und Überlastung in deutschen Kliniken Alltag sind –      über früheren GKV-Positionen ist das ein deutlicher
                                            auch Wulf-Dietrich Leber vom Spitzenverband der ge-      Fortschritt.
                                            setzlichen Krankenkassen (GKV) und selbst Thomas           Die von ver.di geforderte Personalbemessung für
                                            Bublitz vom Bundesverband Deutscher Privatkliniken       alle Beschäftigtengruppen im Krankenhaus wollte
                                            nicht. Doch in der Frage, was zu tun ist, gingen die     sich der Kassenvertreter jedoch nicht zu eigen
                                            Meinungen weit auseinander.                              machen. Stattdessen solle »eine intensive, vielleicht
                                             Eine klare Position vertrat die ehemalige Vorsit-       sogar mehrjährige Debatte geführt werden, um kluge
                                            zende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen.        Lösungen zu finden«.
                                            In den Krankenhäusern müsse das Wohl der Patien-
                                            tinnen und Patienten an erster Stelle stehen, betonte    Kein Zahnrad darf fehlen
                                            sie. Sie sollten nicht nur bestmöglich versorgt, son-      Die mehr als 300 versammelten Betriebs- und Per-
                                            dern auch als selbstbestimmte Menschen behandelt         sonalräte sowie Mitarbeitervertreter/innen zeigten
                                            werden. Die Voraussetzung dafür: Kommunikation.          sich empört. Geredet werde seit Jahren, doch nichts
                                            Und das gehe nur, wenn Ärztinnen und Ärzte sowie         geschehe, so der Tenor vieler Diskussionsbeiträge
                                            Pflegekräfte die innere Einstellung, aber auch die nö-   aus dem Publikum. »Wo gibt es denn überhaupt un-
                                            tige Zeit und Qualifikation hätten. Vor diesem Hinter-   sensible Bereiche im Krankenhaus?«, fragte Regina
                                            grund empfehle der Ethikrat die Einführung gesetz-       Albrecht von der Uniklinik Heidelberg Herrn Leber –
                                            licher Personalschlüssel in der Pflege, die sich am      der eine Antwort schuldig blieb. Die Personalrätin
                                            Bedarf orientierten.                                     betonte: »Wenn Reinigung, Steri, Technik nicht lau-
                                             Dr. Leber vom GKV-Spitzenverband ging nicht so          fen, kann der Arzt nicht operieren. Im Krankenhaus
                                            weit, plädierte aber für die Einführung von Personal-    spielt alles ineinander, da darf kein Zahnrad fehlen.«
                                            anhaltszahlen in einigen Bereichen. Schließlich hebe       Auch Kai Helge Vogel vom Bundesverband der
                                            auch kein Flugzeug ab, wenn nicht ein Co-Pilot an        Verbraucherzentralen verwies darauf, dass zum Bei-
                                                                                                     spiel die Ausgliederung der Krankenhausreinigung
                                                                                                     Hygieneprobleme verursachen könne. Er plädierte
                                                                                                     ebenfalls für personelle Mindestvorgaben – die dann
                                                                                                     allerdings auch kontrolliert werden müssten.
                                                                                                       Ganz anders argumentierte Bublitz als Vertreter der
                                                                                                     privaten Klinikbetreiber. Gesetzliche Personalvorga-
                                                                                                     ben seien »zu starr, zu unflexibel«. Stattdessen
                                                                                                     brauche es »vernünftige Lösungen«. Konkrete Vor-
                                                                                                     schläge, wie die Überlastung der Beschäftigten be-
                                                                                                     endet werden könnte, nannte er allerdings auch auf
                  CARTOON: BASTIAN KLAMKE

                                                                                                     mehrfache Nachfragen nicht.

                                                                                                     Wir verschaffen uns Respekt
                                                                                                       Am Vortag hatte Sylvia Bühler vom ver.di-Bundes-
                                                                                                     vorstand erklärt: »Der Zeitpunkt ist gekommen, den
                                                                                                     Arbeitgebern zu zeigen: Wir werden nicht mehr um
                                                                                                     Anerkennung und Wertschätzung bitten und betteln,
                                                                                                     sondern wir verschaffen uns jetzt Respekt.« Mit vielen
                                                                                                     Aktivitäten habe es die Gewerkschaft geschafft, die
                                               www.aufwerten-und-entlasten.verdi.de                  Personalnot in den Krankenhäusern auf die öffent-

                                            10                                                                     Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
Mehr von uns
                                                                                                                                                                                     ist besser für alle!
A R N I M T H O M A S S / AT H - P I C T U R E S (5)

                                                       liche und politische Agenda zu setzen. Dafür werde
                                                       sie auch im Bundestagswahlkampf weiter Druck ma-                 Auf dem Podium (v.l.): Dr. Wulf-Dietrich Leber,
                                                                                                                        Prof. Dr. Christiane Woopen, Thomas Bublitz und Kai Helge Vogel
                                                       chen. Doch auch die Arbeitgeber dürften nicht aus
                                                       der Verantwortung entlassen werden. Hier setzt die
                                                       Tarifbewegung für einen Tarifvertrag Entlastung an.
                                                         »Ein solcher Tarifvertrag wird nicht alle Probleme
                                                       lösen«, stellte Bühler klar. »Aber wir können viel be-
                                                       wegen – wenn wir bundesweit und trägerübergrei-
                                                       fend zusammenhalten.« Die Leiterin des ver.di-Fach-
                                                       bereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und
                                                       Kirchen verwies auf eine Aussage des Berliner Ar-
                                                       beitsgerichts zum Streik der Charité-Beschäftigten im
                                                       vergangenen Jahr, das feststellte: »Die unternehmeri-
                                                       sche Freiheit des Arbeitgebers endet dort, wo der
                                                       Gesundheitsschutz der Mitarbeiter beginnt.« Entlas-
                                                       tung könne daher durchaus Ziel von Tarifverhandlun-
                                                       gen und – falls nötig – von Arbeitskämpfen sein.
                                                       Jetzt gelte es, die Belegschaften mit aller Energie für
                                                       die Forderungen nach mehr Personal, verlässlichen
                                                       Arbeitszeiten und Belastungsausgleich zu mobilisie-
                                                       ren, so Bühler.
                                                         Die Podiumsdiskussion auf der Krankenhaustagung
                                                       demonstrierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern,
                                                       wie nötig das ist. Denn gute Argumente allein rei-
                                                       chen offenbar nicht, um Klinik- und Kassenfunktio-
                                                       näre sowie die Politik zu überzeugen.
                                                         »Ich nehme hier mit: Wenn wir tatsächlich Entlas-
                                                       tung wollen, müssen wir auf die Straße gehen und
                                                       die Häuser schließen«, sagte Christine Sinkel aus
                                                       Hessen. Der Helios-Betriebsrat Baki Selçuk meinte:
                                                       »Eine Mindestbesetzung kriegen wir nur, wenn
                                                       die Beschäftigten wie an der Berliner Charité dafür
                                                       streiken – ich sehe keinen anderen Weg.« 
                                                         Daniel Behruzi

                                                       Mehr unter                    www.krankenhaustagung.verdi.de
                                                       Hier findet ihr weitere Beiträge, Berichte aus den        die Tarifbewegung Entlastung unterstützen. Zum
                                                       Foren, Präsentationen der ReferentInnen, Fotos sowie      »Arbeitsreport Krankenhaus« (wurde in Forum 6 vor-
                                                       die Resolution der 300 TeilnehmerInnen, mit der sie       gestellt) siehe S. 49 in diesem Infodienst. 

                                                       Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                                                                               11
Personalbemessung in der Psychiatrie
     Mehr von uns
ist besser für alle!

 Zum PsychVVG
 siehe auch
 Infodienst
 74, S. 49ff.,
 73, S. 43 und
 72, S. 44                                                                                                   Klinikum Michelsberg Bamberg

                       Psychiatrie-Finanzierung: Reform bleibt auf halbem W ege stecken                 Scharf zu kritisieren ist die in
                       – ver.di kritisiert Schlupflöcher für Personalvorgaben                         letzter Minute eingeführte Mög-
                                                                                                      lichkeit von Ausnahme- und Über-
                        Am 10. November 2016 hat der          terien, wie z.B. Veränderungen          gangsregelungen bei den Perso-
                       Bundestag das PsychVVG be-             von Art und Menge der Leistungen        nalvorgaben (z.B. bei Fachkräfte-
                       schlossen. Das vielkritisierte PEPP-   des Krankenhauses. Durch eines          mangel). »Wer jetzt schon die
                       System wurde damit im letzten          dieser Kriterien, den »bundes-          Ausnahmen von den verbindlichen
                       Moment grundlegend überarbei-          weiten Krankenhausvergleich«,           Vorgaben auf den Weg bringt, hat
                       tet. Auf Druck der Krankenhäuser       kommt allerdings ein Stück PEPP         nicht verstanden, wie eng die Per-
                       hat der Gesetzgeber an entschei-       durch die Hintertür wieder zurück:      sonalausstattung mit der Versor-
                       denden Stellen jedoch große            Die Kodierung findet weiterhin          gungsqualität zusammenhängt«,
                       Schlupflöcher in die verbindliche      statt, im Krankenhausvergleich soll     so ver.di-Bundesvorstandsmitglied
                       Personalbemessung eingebaut.           transparent werden, wie die Häu-        Sylvia Bühler zu diesem Thema.
                        Mit viel Druck haben ver.di-          ser im (ökonomischen) Leistungs-          Ungelöst ist die Frage, wie eine
                       Aktive in den psychiatrischen Fach-    vergleich dastehen. Allerdings          dauerhafte ausreichende Finanzie-
                       kliniken aber auch einige wichtige     werden in den Budgets »struktu-         rung sichergestellt werden kann.
                       Verbesserungen erreicht. Dazu          relle und regionale Besonderhei-        Im letzten Moment wurde zwar ins
                       haben insbesondere der erfolgrei-      ten« sowie »Kostenentwicklun-           Gesetz aufgenommen, dass die
                       che Aktionstag am 22. September        gen« berücksichtigt.                    Finanzierung in den Jahren 2017
                       und die vielen Kontakte und Ge-         Insgesamt verknüpft das neue           bis 2019 aufgestockt werden kann,
                       spräche mit Bundestagsabgeord-         Entgeltsystem PEPP- und Budget-         wenn die Stellen bisher nicht aus-
                       neten beigetragen. Insgesamt           logik. Ob sich dabei die Logik der      reichend besetzt und finanziert
                       haben sich über 50 Häuser betei-       Ökonomisierung oder die der be-         waren. Die vollständige Refinan-
                       ligt, mehr als 80 Bundestagsabge-      darfsgerechten Versorgung durch-        zierung von Tariferhöhungen in
                       ordnete wurden kontaktiert.            setzt, wird nicht zuletzt an den        den Folgejahren wird jedoch eine
                                                              beteiligten AkteurInnen hängen.         Frage der Budgetverhandlungen
                       Budgetsystem vs. PEPP                                                          bleiben. Vorgeschrieben ist ledig-
                        Im Gegensatz zum ursprüng-            Personalbemessung mit                   lich eine Erhöhung des Gesamtbe-
                       lichen PEPP-System, das als pau-       Schlupflöchern                          trages um 40% der Erhöhungsrate
                       schaliertes Preissystem konzipiert      Mit dem PsychVVG bleibt eine           für Tariferhöhungen.
                       war, schreibt das PsychVVG nun         verbindliche Personalbemessung            Die Nichtbesetzung von Stellen
                       weiter ein Budgetsystem vor. Das       in der Psychiatrie erhalten – ein       sollte noch im Gesetzentwurf zu
                       heißt, die psychiatrischen und         Riesenerfolg der Protestbewegung.       einer Absenkung der Budgetmittel
                       psychosomatischen Krankenhäuser        Durch das PEPP-System wäre diese        führen. Klingt logisch: Wenn Geld
                       und Fachabteilungen vereinbaren        zur unverbindlichen Empfehlung          für Personal nicht ausgegeben
                       in Zukunft krankenhausindivi-          verkommen. 2020 soll die bis-           wird, sollen die Versicherten auch
                       duelle Budgets mit den Kassen.         herige Psychiatrie-Personalverord-      nicht dafür zahlen müssen. Auf
                        Ausgangspunkt ist ab 2020 das         nung (Psych-PV) durch neue Per-         Druck der Krankenhäuser ist diese
                       Budget des Vorjahres, für Abwei-       sonalmindeststandards abgelöst          Regelung leider stark abgeschwächt
                       chungen gibt es verschiedene Kri-      werden.                                 worden. 

                       12                                                                     Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
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                                                                                                                               ist besser für alle!

                                                                GÜNTER LAURER
                             Universitätsklinikum Erlangen                      Christliches Krankenhaus Quakenbrück

                                                                JANINE BALDER

                                                                                                                       CLAUDIA SCHAEFER
                              Vivantes-Klinikum Kaulsdorf                           Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach

                                   KMG-Klinikum Güstrow                                  LVR-Klinik Mönchengladbach

                           Asklepios-Fachklinikum Lübben                                               ZfP Reichenau
                                                                                                                       C AT R I N P R Z E W O Z N Y

                                                  Vitos Haina                                  ZIP UKSH Campus Kiel

Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                13
Mehr von uns
ist besser für alle!

                       Nachweispflicht durchgesetzt!

                                                                                                                                                E D I T H VA H L E
                        Heiß umkämpft war die Nach-
                       weispflicht für die Personalaus-
                       stattung. Hier konnte sich die
                       ver.di-Position durchsetzen: Schon
                       zum 1.8.2017 müssen die Kran-
                       kenhäuser erstmals gegenüber den
                       Krankenkassen nachweisen, ob
                       und wie sie die Psych-PV und
                       Nachfolgeregelungen eingehalten                                                          Ameos-Klinikum Osnabrück

                       haben. Dies geschieht nicht wie
                       bisher zu einem Stichtag, sondern    mit gut qualifizierten Fachkräften.      nicht einzuhalten, ist unlauter.
                       im Jahresdurchschnitt.               Diese scheint mit dem PsychVVG           Nur mit vernünftigen Arbeits-
                                                            zwar angestrebt, die erwähnten           bedingungen, und das bedeutet
                       Neue Versorgungsform                 großen Schlupflöcher geben je-           auch genug Zeit für gute Arbeit,
                       Hometreatment                        doch massiv Anlass zur Sorge.            können die Gesundheitsberufe
                        Neu eingeführt wird das so ge-        ver.di wird deshalb weiterhin          und Arbeit im Krankenhaus gene-
                       nannte Hometreatment, d.h. die       nachdrücklich politisch die Schlie-      rell attraktiv für jetzige und zu-
                       »stationsäquivalente Behandlung«     ßung dieser Lücken fordern und           künftige Beschäftigte werden und
                       zu Hause. Es ist gelungen, den       den Prozess der Erstellung von           bleiben.
                       Zwang zum stationären Betten-        Personalmindeststandards und der
                       abbau, der ursprünglich damit ver-   Definition von »Ausnahmen« im            Fazit
                       knüpft war, aus dem Gesetz zu        Gemeinsamen Bundesausschuss                Das PsychVVG regelt wichtige
                       streichen und das Hometreatment      kritisch begleiten.                      Rahmenbedingungen für die sta-
                       nicht mehr auf akute Krankheits-       Betriebliche Interessenvertretun-      tionäre Psychiatrie neu. Dabei kor-
                       phasen zu beschränken. Damit         gen sollten die verbesserte Nach-        rigiert es einige zutiefst falsche
                       scheint das Konzept jetzt praxis-    weispflicht sowie bestehende             Weichenstellungen, bleibt aber
                       tauglicher als im Entwurf. Wichtig   Informationsrechte dafür nutzen,         auf halbem Wege stecken. Für be-
                       ist auch hier die Sicherung von      die Einhaltung von Personalstan-         darfsgerechte Psychiatrie im Inter-
                       ausreichend Personal und vernünf-    dards kontinuierlich zu überprüfen       esse von PatientInnen und Be-
                       tigen Qualitätsstandards, um eine    und einzufordern (siehe z.B. den         schäftigten werden wir weiterhin
                       Sparvariante ambulanter Behand-      folgenden Beitrag).                      streiten müssen. ver.di wird die
                       lung zu verhindern.                    Ein weiteres großes Thema ist          Umsetzung des PsychVVG kritisch
                                                            der von den Einrichtungen selbst-        begleiten und weiterhin auf be-
                       Konsequenzen für gewerk-             gemachte und selbst fortgeschrie-        darfsgerechte Versorgung mit ge-
                       schaftliches Handeln                 bene, teilweise aber auch nur vor-       nügend Personal pochen. 
                        Bedarfsgerechte psychosoziale       geschobene Fachkräftemangel.               Gisela Neunhöffer, ver.di-
                       Versorgung hängt maßgeblich an       Diesen als Ausrede zu benutzen,          Bundesverwaltung
                       einer ausreichenden Ausstattung      um Personalstandards weiterhin

                       Mehr unter      www.psychiatrie.verdi.de
                       Bis Infodienst-Redaktionsschluss gab es keine durchgeschriebene Fassung des Gesetzes. Der Entwurf der Bun-
                       desregierung für das PsychVVG (»Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychia-
                       trische und psychosomatische Leistungen«) ( http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/095/1809528.pdf) wurde an
                       zahlreichen Stellen verändert. Es gibt bisher nur die unschön zu lesende Beschlussempfehlung (Synopse aus
                       Entwurf und Änderungen), die so angenommen wurde  http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/102/1810289.pdf
                       Den Link zur durchgeschriebenen Fassung werden wir baldmöglichst veröffentlichen  www.psychiatrie.verdi.de
                        Das Plenarprotokoll, Reden, die Videoaufzeichnung und weitere Infos zum PsychVVG-Beschluss des
                       Bundestages am 10. November 2016 findet ihr unter http://tinyurl.com/PsychVVG-10-11

                       Zur Fachtagung Psychiatrie am 2. und 3. März 2017 in Berlin siehe  Seite 59 in diesem Infodienst.

                       14                                                                    Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
Arbeitgeber muss Betriebsrat Personalbedarfs-
rechnung aus Psych-PV zur Verfügung stellen
                                                                                                                             Mehr von uns
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                                                                                                                        MORITZ BRAUKMÜLLER
                                          Vor dem Asklepios-Fachklinikum Göttingen, Aktionstag PsychVVG, 22.9.2016

Erfolg vor dem niedersäch-                ebenso wie für die PatientInnen:       woraufhin dieser konsequenter-
sischen Landesarbeitsgericht              ständige Dienstplanänderungen          weise im Rahmen seiner Mitbe-
  Einen Erfolg konnte der Be-             ohne verlässliche Freizeit und         stimmungsrechte den Arbeitgeber
triebsrat der Asklepios Psychiatrie       massiver Ausfall von Therapie-         aufforderte, ihm die Psych-PV-
Göttingen-Tiefenbrunn vor dem             angeboten.                             Daten aus den Budgetvereinbarun-
niedersächsischen Landesarbeits-            Anders als in Akutkliniken mit       gen mit den Kassen zur Verfügung
gericht erzielen: Mit Beschluss           dem Fallpauschalensystem gilt für      zu stellen.
vom 1.6.2016 bejahte das LAG die          psychiatrische Kliniken jedoch mit      Mit der Begründung, die Perso-
Frage, ob der Arbeitgeber dem             der Psych-PV (noch) ein behand-        nalbedarfsberechnungen dienten
Betriebsrat die mit den Kassen            lungsbezogenes verbindliches           lediglich den Verhandlungen mit
ausgehandelten Personalbedarfs-           Personalschlüssel-System: Behand-      den Kassen, hätten aber keinerlei
daten übermitteln muss.                   lungsarten und Schweregraden           Bezug zum realen Personaleinsatz,
  Begründung: Das Vorschlags-             wird ein bestimmter Personal-          verweigerte die Geschäftsführung
recht des Betriebsrates bei der           bedarf zugewiesen. Auf dieser          die Unterlagen. Der Betriebsrat
Personalplanung gemäß § 92, 2             Grundlage erfolgen auch die Bud-       zog daraufhin mit der Begründung
BetrVG umfasst nicht allein die           getverhandlungen mit den Kran-         vors Arbeitsgericht, aus den Ver-
Planung, sondern auch die Durch-          kenkassen.                             einbarungen mit den Kassen er-
führung.                                    Bis 2012 hatte die Geschäfts-        gäben sich sehr wohl die tatsäch-
  Um dieses Recht wirksam wahr-           führung dem Betriebsrat die stich-     lich verhandelten Soll-Stände beim
zunehmen, braucht der Betriebsrat         tagsbezogenen Personalbedarfs-         Personal. Ohne deren Kenntnis sei
aber die geforderten Vereinbarun-         berechnungen noch zur Verfügung        ihm keine wirksame Interessen-
gen, so das LAG, denn sie »kön-           gestellt.                              vertretung, z.B. bei der Frage der
nen damit [dem Betriebsrat] für             Der Betriebsrat prüfte in einer      Genehmigung der Dienstpläne,
den Regeldienst etwa Rückschlüsse         detaillierten Recherche daraufhin      möglich.
auf den Belastungsgrad bestimm-           auf Grundlage der Stationsbeset-        Das Arbeitsgericht Göttingen
ter Berufsgruppen […] ermög-              zungen, ob in der Realität die Vor-    war noch der Meinung der Arbeit-
lichen.«                                  gaben der Psych-PV eingehalten         geberseite gefolgt. Vor dem LAG
  2008 hatte das Land Nieder-             wurden. Diese Prüfung fiel fast        erzielte der Betriebsrat jedoch
sachsen sein Psychiatrisches Lan-         durchweg negativ aus, mit zum          einen Erfolg: Der Arbeitgeber
deskrankenhaus an den Asklepios-          Teil erschreckenden Werten der         muss dem Betriebsrat die Personal-
Konzern verkauft. In den vergan-          Einhaltung von z.T. sogar unter        stellenberechnung für die Jahre
genen Jahren häuften sich die Be-         50%, in anderen Bereichen auch         2014 bis 2016 vorlegen, ebenso
schwerden der Beschäftigten über          70 oder 90%.                           die für die Zukunft. 
zu wenig Personal mit negativen             Die Geschäftsführung bestritt         Julia Niekamp, ver.di Region
Folgen für die Beschäftigten              die Korrektheit der BR-Ergebnisse,     Süd-Ost-Niedersachsen

Landesarbeitsgericht Niedersachsen, Beschluss vom 1.6.2016, 13 TaBV 13/15
Mehr dazu im niedersächsischen Landesjustizportal                           http://tinyurl.com/BR-PsychPV

Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                   
                                                                                                                   15
Übergewicht durch Überstunden
     Mehr von uns
ist besser für alle!

                                     Krankenschwestern und -pfleger arbeiten                         Gewichtiger Unterschied
                                     unter harten Bedingungen. Auf die Dauer                         So entwickelte sich der Body-Mass-Index
                                     ist das nicht gesund und verursacht Über-                       bei Pflegekräften in den USA ...
                                     gewicht.
                                       Um die Gesundheit von Menschen in Gesundheits-                                          1992               2010
                                     berufen ist es oft nicht gut bestellt. Das liegt auch an                                                                30,4
                                     langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten, wie eine
                                     Studie von Amit Kramer und Jooyeon Son von der
                                     University of Illinois zeigt.*
                                       Die Wissenschaftler haben repräsentative Daten
                                     von 644 Krankenschwestern und -pflegern in den
                                     USA ausgewertet. Diese waren zwischen 1992 und
                                     2010 unter anderem zu Arbeitszeiten, Zufriedenheit                        27,1
                                     und Gesundheit befragt worden. Aufgrund des lan-
                                                                                                     Quelle: Kramer/Son 2016
                                     gen Untersuchungszeitraums konnten die Forscher
                                     schleichend verlaufende gesundheitliche Veränderun-
                                     gen feststellen.                                                Übergewicht bei überlangen Arbeitszeiten
                                       So haben die untersuchten Menschen langsam,                     Einen eindeutigen Zusammenhang konnten die For-
                                     aber sicher an Gewicht zugelegt. Das lässt sich am              scher zwischen Übergewicht und überlangen Arbeits-
                                     Body Mass Index (BMI) ablesen, der das Gewicht ins              zeiten herstellen. Beschäftigte, die ständig überlange
                                     Verhältnis zur Körpergröße setzt – ein Wert zwischen            Arbeitszeiten hatten, wiesen einen höheren BMI auf
                                     18,5 und 25 gilt als »Normalgewicht«.                           – und schieden zudem früher aus dem Beruf aus.
                                       Der Studie zufolge kam die durchschnittliche Pflege-            Auch Schichtarbeit spielte eine Rolle: Wechselte
                                     kraft im Jahr 1992 auf eine Größe von 1,65 Meter                eine Schwester oder ein Pfleger dauerhaft von
                                     und ein Gewicht von 73,8 Kilogramm – damit lag                  Schichtarbeit auf regelmäßige Arbeitszeiten, bremste
                                     ihr BMI bei 27,1. Bis zum Jahr 2010 nahm sie um                 dies den Anstieg des BMI. Im Schnitt arbeiteten die
                                     8,9 Kilogramm zu, was den BMI auf 30,4 steigen                  Pflegerinnen und Pfleger 40,7 Stunden pro Woche;
                                     ließ.                                                           wobei die Wissenschaftler nur Beschäftigte zählten,
                                       »Solche deutlichen gesundheitlichen Veränderun-               die auf mindestens 25 Stunden beziehungsweise
                                     gen, von leichtem Übergewicht bis zur Fettleibigkeit,           drei Tage in der Woche kamen.
                                     wirken sich negativ auf die Lebensqualität der Betrof-            Nach Ansicht von Kramer und Son könnte sich die
                                     fenen aus«, schreiben Kramer und Son.                           Gesundheit der Beschäftigten verbessern, wenn diese
                                                                                                     stärker selbst über Arbeitszeiten entscheiden dürften.
                                                                                                     Die Arbeitgeber sollten daher mehr Freiheiten bei
                                     * Quelle: Amit Kramer, Jooyeon Son: Who Cares about the
                                       Health of Healthcare Professionals? An 18-Year Longitudinal   der Einteilung von Schichtdiensten gewähren, so die
                                       Study of Work Demands, Health, Job Satisfaction and Turn-     Forscher. 
                                       over among Nurses, ILR Review, August 2016                      Böckler Impuls 15/2016 (Oktober 2016),
                                                                                                     www.boeckler.de/67545_67563.htm
                  THOMAS LANGREDER

                                     16                                                                               Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
»Gemeinsam gewinnen!«
                                                                                                                                                         Mehr von uns
                                                                                                                                                         ist besser für alle!

  Unter diesem Motto fand vom                                        Solidarität über Gewerkschafts-       Saarland, Hamburg und Berlin
30.9. bis 2.10.2016 die Konferenz                                    und Ländergrenzen hinaus vor-         (Charité und Vivantes) zu Wort,
»Erneuerung durch Streik III«, or-                                   herrschend. So wurde eine Dele-       unter reger Teilnahme von Kolle-
ganisiert von der Rosa-Luxemburg-                                    gation von Zumtobel – einem von       gInnen aus Hessen, Bayern, NRW,
Stiftung, in Frankfurt/Main statt.                                   Schließung bedrohten und deshalb      Mecklenburg-Vorpommern und
Unter den ca. 700 TeilnehmerIn-                                      bestreiktem Betrieb aus Hessen –      Schleswig-Holstein. 
nen herrschte – wie schon bei den                                    sehr enthusiastisch empfangen          Silvia Habekost, ver.di-Betriebs-
anderen Konferenzen 2013 und                                         und unterstützt. Aus Frankreich       gruppe Vivantes-Klinikum im
2014 – Aufbruchstimmung.                                             berichtete ein Kollege der franzö-    Friedrichshain
  Allerdings wurde auch deutlich,                                    sischen Gewerkschaft CGT vom
dass der Gegenwind stärker wird.                                     Widerstand gegen die Gesetzes-
Union Busting ist das Stichwort,                                     vorhaben der Regierung.
mit dem die Arbeitgeber auf viel-                                     Die Bewegung für mehr Personal/
fältige Art versuchen, gewerk-                                       Entlastung war zahlenmäßig gut
schaftliche Bewegungen in ihren                                      vertreten und in aller Munde. Es
Betrieben zu unterbinden. Und das                                    zeigt sich, dass es in der gesamten
gilt für alle Bereiche – vermehrt                                    Republik losgeht. Es war gut,
auch im Gesundheitswesen!                                            einen Rahmen zu haben, um zu
  So eine Konferenz ermöglicht                                       sehen, was bundesweit passiert.

                                                                                                                                                  S I LV I A H A B E K O S T
einen Blick über den Tellerrand. In                                  So kamen beim Branchentreffen
den Plenumsveranstaltungen war                                       und einem Workshop zum Thema
der Gedanke der Vernetzung und                                       Entlastung KollegInnen aus dem

TV-L Tarifrunde 2017:
Vorbereitungen haben Fahrt aufgenommen
                                                                                                                                                                               Tarifpolitik

  Die Vorbereitungen für die                                         dagegen um 44,8 Prozent, in ein-      werden. Dazu gehört unter ande-
Tarifrunde 2017 mit der Tarif-                                       zelnen Branchen sogar um bis zu       rem die Überarbeitung der Entgelt-
gemeinschaft deutscher Länder                                        51,9 Prozent.                         ordnung.
(TdL) haben Fahrt aufgenommen.                                        In dieser Tarifrunde wird es          Und nicht zuletzt müssen Rege-
  Die ver.di-Bundestarifkommis-                                      also vor allem um deutliche Ein-      lungen getroffen werden, um
sion für den öffentlichen Dienst                                     kommenszuwächse gehen.                die ausufernde befristete Beschäf-
hatte in ihrer Sitzung am 20./21.                                     Auch die Übernahme der struk-        tigung einzudämmen. 
Oktober die Kündigung der Ent-                                       turellen Verbesserungen aus dem        Wolfgang Pieper, FB 6 Bund und
gelttabellen des TV-L beschlossen.                                   Tarifrecht des Bundes und der         Länder, ver.di-Bundesverwaltung
Nach Auswertung der laufenden                                        Kommunen (TVöD) muss erreicht
Mitgliederdiskussion werden die
Forderungen am 14. Dezember                                                                                                                                                    Zur Initiative
                                        R E N AT E S T I E B I T Z

2016 feststehen.                                                                                                                                                               »Unbezahlt!« an
  Die Beschäftigten im öffent-                                                                                                                                                 den Unikliniken
lichen Dienst haben im Vergleich                                                                                                                                               in NRW siehe
zur Tarifentwicklung der Privat-                                                                                                                                               S. 35 in diesem
wirtschaft immer noch einen                                                                                                                                                    Infodienst
Nachholbedarf. Seit 2000 sind
die Tarifentgelte im öffentlichen
Dienst nur um 40,6 Prozent ge-
stiegen, in der Gesamtwirtschaft                                                                                      Am 14.2.2013 in Potsdam

Infodienst Krankenhäuser Nr. 75  Dezember 2016
                                                                                                                                            17
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