Infodienst Krankenhäuser - Ver.di
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nr. 75 / Dez. 2016 Infodienst ISSN 1612-9180 Krankenhäuser
Liebe Kolleginnen & Kollegen! Vorwort Wer hätte sich vor 20 Jahren – so lange gibt es den Infodienst Krankenhäuser schon – vorstellen können, dass wir einmal mit dem Titel »4.0 Digitalisierung und Technisierung« herauskommen würden? Beim Thema »Mensch-Maschine-Entgrenzung« denkt man doch eher an Science Fiktion, oder? Dass solche Sys- teme verstärkt Einzug in die Kliniken halten werden, steht allerdings außer Frage. R E N AT E S T I E B I T Z Entscheidend wird das Austarieren der Interessen- lagen zu den Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse sein. Die Partizipation der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen wird dabei zugleich Schlüssel und Eingrenzungsmaßstab bei der Implementierung Nach erfolgreichem Kampf in der Charité starten die dieser Systeme werden. KollegInnen im Saarland jetzt durch. Am 14. Novem- Weiter berichten wir in dieser Ausgabe über die ber 2016 hat ver.di die Arbeitgeber aller 21 saar- laufenden und 2017 anstehenden Tarifauseinander- ländischen Kliniken zu Tarifverhandlungen aufgefor- setzungen, u.a. mit der TdL, mit Helios und Sana zum dert! Wir berichten in diesem Heft über die Auftakt- Konzern-TV sowie den SHR-Kliniken. veranstaltungen aus verschiedenen Landesbezirken, Aktuell und mit einer neuen »Qualität« ist das für die 2017 nachziehen werden. Wie genau, verraten einen fairen Interessenausgleich unverträgliche Vor- wir hier nicht – wollen wir den Arbeitgebern doch gehen der Arbeitgeber von Median, sämtliche Tarif- die Überraschung nicht nehmen. Vom 5. auf den verträge zu kündigen und schlicht zu erklären, dass 6. Dezember kommt der Nikolaus, soviel können wir sie auch zukünftig keine Tarifverträge mit ver.di ab- jedenfalls schon verraten. schließen werden. Union Busting, damit Waterland in Euch in ein paar Wochen ruhige Feiertage und uns ein paar Jahren einen tarif- und möglichst auch ge- allen ein erfolgreiches neues Jahr! werkschaftsfreien Konzern gewinnbringender an den Joachim Lüddecke Mann bringen kann? Als eines unserer bisher größten Tarifbewegungen im Bereich Krankenhäuser wird trägerübergreifend der TV Entlastung jetzt »hochgefahren«. www.macht-immer-sinn.de Impressum ISSN 1612-9180 Erscheinungsweise: jeweils im letzten Monat eines Quartals (März, Juni, September, Dezember) Der Infodienst Krankenhäuser ist eine Veröffentlichung Redaktionsschluss: jeweils am 10. des Vormonats der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, (Februar, Mai, August, November) ein Kooperationsprojekt aller 10 ver.di-Landesbezirke sowie des ver.di-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9 LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.di-Landesbezirk infodienst.krankenhaeuser@verdi.de Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover, Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154, damit wir gleich die zuständigen Ansprechpersonen bei ver.di joachim.lueddecke@verdi.de vermitteln können. Endredaktion: Joachim Lüddecke Adress- und Verteileränderungen: Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu bitte an Rainer Bobsin / freeStyle grafik, verdi@freestylegrafik.de veröffentlichen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben Als PDF unter nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. www.infodienst-krankenhaeuser.verdi.de Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip, im ver.di-Mitgliedsbeitrag enthalten Archiv bis 2004 unter Redaktionsschluss war am 17.11.2016 | Auflage: 15.300 http://tinyURL.com/KIDarchiv Titel: Foto Renate Stiebitz | Grafik Gerd Altmann/www.pixelio.de Infodienst-Newsletter formlos bestellen und abbestellen unter Herstellung: freeStyle grafik, Hannover infodienst.krankenhaeuser@verdi.de 2 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
In diesem Heft Inhalt Mehr von uns Tarifpolitik Krankenhausinformationssysteme (KIS): ist besser für alle! Ohne Weiterbildung des Personals TV-L Tarifrunde 2017: Vorbereitungen läuft nix __________________________47 Krankenhausstatistik 2015: Entlastung haben Fahrt aufgenommen ____________17 Arbeitsreport Krankenhaus: für das Pflegepersonal kaum mit der Lupe Zur Tarifrunde Leiharbeit (DGB/iGZ/BAP) __18 »Mehr Technik – Bessere Arbeit?« _____49 erkennbar ___________________________4 EuGH: Mitglieder von DRK-Schwestern- Tarifvertrag Entlastung: Damit die Arbeit im Krankenhaus wieder Freude macht _____5 Tarif- und Branchenpolitik: schaften sind Leiharbeiter/innen ________52 Konzerne Dritte Säule der Krankenhausfinanzierung Tarifvertrag Entlastung in den Celenus Hilchenbach: Beschäftigte hält EU-Recht stand (zur BGH-Entscheidung einzelnen Bundesländern ____________6 – 8 erkämpfen Entgelttarifvertrag___________19 BDPK vs. Calw) ______________________53 »Die Solidarität ist gestärkt« ____________8 Über Private-Equity-Unternehmen _______20 Weitere Rechts-Links: Änderung Pflegepakt Saarland ___________________9 des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, ver.di-Krankenhaustagung 2016: Warnstreik bei Median ________________22 Krankengespräche, Arbeitsstätten- Nicht mehr bitten und betteln __________10 Median: »Unwürdig, unanständig verordnung _________________________53 Personalbemessung in der Psychiatrie ____12 und empörend« _____________________23 BGW Demografie-Check_______________54 Arbeitgeber muss Betriebsrat Personal- »Wir müssen verhindern, dass die Reha- Betriebsrätepreis und Personalräte- bedarfsrechnung aus Psych-PV zur Landschaft zum Spielplatz profitgieriger preis 2016: Glückwünsche nach Verfügung stellen ____________________15 Investoren wird«_____________________24 Düsseldorf, Esslingen, Freiburg, Übergewicht durch Überstunden ________16 Union Busting bei Median _____________24 Heidelberg, Tübingen und Ulm __________54 »Gemeinsam gewinnen!« _____________17 »Gemeinsame Betriebe« bei Ameos _____27 Sana-Konzerntarifvertrag und SRH-Kliniken: Vor Ort Forderungsdiskussionen laufen__________28 Kurzmeldungen aus dem ver.di-Bezirk Helios-Konzerntarifvertrag: Potsdam-Nordwestbrandenburg: Bad Belzig, Forderungen beschlossen ______________29 Luckenwalde, Brandenburg a.d. Havel ____55 Helios wird internationaler Krankenhaus- Bad Oeynhausen (NRW): Gemeinsam konzern – Megakauf in Spanien ________30 gegen die Aufspaltung ________________56 Helios Damp Holding: Ev. Stadtmission Heidelberg: Erste Tarifabschluss für die Akutkliniken _______30 »normale« Lohnrunde abgeschlossen ____57 Helios Tarifverhandlungen in ehemaligen Rhön-Kliniken: Pforzheim, Bad Salzdetfurth, Wir in ver.di DKD Wiesbaden______________________31 Vivantes: Wir haben einen langen Atem ___32 Landesbezirke_____________________58 Bundesverwaltung _________________58 Berufspolitik Bildungsangebote, Vereinigung der bayerischen Pflege ______33 Seminare, Tagungen Rheinland-Pfalz: Nutzen der Pflegekammer prüfen, Pflichtmitgliedschaft aussetzen ___34 Fachtagung Psychiatrie 2./3. März 2017 __59 »Unbezahlt!« _______________________35 dtb-Seminare 2017: Arbeitnehmerdatenschutz______________60 Ausbildungsvergütungen für alle Gesundheitsberufe? ____________35 Seminarreihe für Aufsichtsratsmitglieder in Kapitalgesellschaften 2017 / 2018 _____60 Stark. Stärker. Gemeinsam._____________38 Frauenpolitische ver.di-Seminare 2017 ____61 Klinikum Frankfurt-Höchst: Azubis wehren sich gegen Nicht-Übernahme ____39 dia e.V. Fortbildungen 2017 ____________61 Internationales Literatur- und Internettipps Freihandelsabkommen: Gesundheit ver.di-Kircheninfo November 2016_______62 und Pflege sind keine Handelsware! _____39 GKV-Kliniksimulator __________________62 Brain-Drain durch grenzüberschreitende Mitarbeitergesundheit leidet Abwerbung von Gesundheitsfachkräften __40 unter schlechter Unternehmenskultur ____62 DKI: »Krankenhausstrategie 2020« ______62 Deutschland Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina _63 Gewalt im beruflichen Alltag ___________41 ver.di-Film zu den Sozialwahlen Schwerpunktthema Digitalisierung am 31. Mai 2017 ____________________63 und Arbeiten 4.0 ver.di-Checkliste zum Vergaberecht ______63 Schlagwort »VierPunktNull« M AT T H I A S B E R G H A H N – ein Überblick ___________42, 44, 46, 48 Jahresinhaltsverzeichnis Was bedeutet Digitalisierung für unter- 2016 _____________________________64 schiedliche Beschäftigtengruppen?_____43 Fahrerlose Transportsysteme im Kranken- haus: Zwischen Hochglanzbroschüren und echtem Leben__________________45 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 3
Krankenhausstatistik 2015: Entlastung für das Pflegepersonal kaum mit der Lupe erkennbar Mehr von uns ist besser für alle! Stichworte zur Krankenhaus- lichen Trägers, jedes dritte Bett statistik 2015 (33,6%) befand sich in einem Statistisches Bundesamt: Grund- freigemeinnützigen Haus. Der daten der Krankenhäuser 2015, Anteil der Betten in Einrichtungen Fachserie 12 Reihe 6.1.1, privater Träger betrug 18,3%. erschienen am 5. Oktober 2016* Durchschnittliche Bettenzahl aller Krankenhäuser: 255, öffent- 2015 wurden 19,2 Millionen lich: 417, freigemeinnützig: 247, Patientinnen und Patienten statio- privat: 130. när im Krankenhaus behandelt, Knapp 1,2 Millionen Beschäftigte Nur minimale Verringerung das waren knapp 91.000 Behand- versorgten 2015 die Krankenhaus- der Belastungskennzahl für das lungsfälle oder 0,5% mehr als im patientinnen und -patienten. Pflegepersonal Jahr zuvor. Umgerechnet ergibt dies 868.000 Die Belastungskennzahl »Fälle Der Krankenhausaufenthalt Vollkräfte. pro Vollkraft« verringerte sich für dauerte durchschnittlich 7,3 Tage, Knapp 154.400 Vollkräfte ge- das Pflegepersonal von 60,07 im somit sank die durchschnittliche hörten zum ärztlichen Dienst und Jahr 2014 auf 59,95 im Jahr 2015. Verweildauer gegenüber dem Vor- 713.700 zum nichtärztlichen Unterschiede sind hierbei zwi- jahr um 0,1 Tage. Dienst, darunter 320.900 Voll- schen den verschiedenen Träger- In 1.956 Krankenhäusern (2014: kräfte im Pflegedienst. arten zu erkennen: In öffentlichen 1.980) standen für die stationäre Die Zahl der im Krankenhaus Häusern betrug die Belastungs- Behandlung insgesamt 499.350 beschäftigten Vollkräfte nahm im kennzahl durchschnittlich 57, Betten zur Verfügung. Das waren Vergleich zum Vorjahr im ärzt- in freigemeinnützigen 64 und in rund 1.300 Betten weniger als lichen Dienst um etwa 3.600 und privaten 63 Fälle pro Pflegevoll- 2014. im nichtärztlichen Dienst um rund kraft. Annähernd jedes zweite Kran- 5.000 Vollkräfte zu. kenhausbett (48,2%) stand in Die Zahl der Pflegevollkräfte einem Krankenhaus eines öffent- stieg um 2.150. Belastungskennzahl 115% für das Pflegepersonal (Behandlungsfälle pro Pflegevollkraft) Anzahl 110% Behandlungsfälle (Anzahl PatientInnen) 105% Index 2000 100% Pflegepersonal: Anzahl Beschäftigte 95% (umgerechnet in Vollkräfte) 90% 85% Datengrundlage: Statistisches Bundesamt (Destatis), Grund- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 daten der Krankenhäuser, Fachserie 12 Reihe 6.1.1, eigene Darstellung * https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesundheit/Krankenhaeuser/GrunddatenKrankenhaeuser.html 4 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
Tarifvertrag Entlastung: Damit die Arbeit im Krankenhaus wieder Freude macht Mehr von uns ist besser für alle! »Wir mögen unseren Beruf«, Das lassen wir nicht länger mit Schließlich werden seit vielen sagen Beschäftigte im Kranken- uns machen. Für uns gehört es Jahren Gelder der Krankenkassen, haus. Trotzdem geben viele nach zusammen: Sich für eine gute die eigentlich fürs Personal vor- ein paar Jahren den Beruf ganz Patientenversorgung einzusetzen gesehen sind, für Neubauten und auf oder reduzieren ihre Arbeits- und auch die eigene Situation zu Großgeräte zweckentfremdet. zeit. Das hat etwas mit der hohen verbessern. Nur wer für sich selbst Die Beschäftigten nehmen nicht Belastung zu tun. Pausen können gut sorgt, hat auf Dauer die Kraft, mehr hin, dass der Staat auf Kos- selten genommen werden und anderen zu helfen. ten ihrer Gesundheit spart. kurzfristiges Einspringen ist Normalität. Viele sind emotional Mehr Personal per Gesetz Entlastung durch Tarifvertrag erschöpft, nicht wenige macht das Die Gesundheitsminister/innen Die hohe Belastung, die krank- alles krank. tragen die politische Verantwor- machenden Arbeitsbedingungen Denn auch noch so viel persönli- tung, dass Patienten sicher und packen wir bei allen Krankenhaus- cher Einsatz kann den strukturellen gut versorgt werden. Deshalb for- trägern bundesweit an und for- MeHr Personalmangel nicht ausgleichen. dern wir gesetzliche Vorgaben für dern einen Tarifvertrag Entlastung. PeRsOnAl Bei privaten Klinikkonzernen, die Personalausstattung. In deut- freigemeinnützigen/kirchlichen schen Kliniken fehlen 162.000 Wir fordern oder öffentlichen Krankenhäusern Stellen, 70.000 allein in der Pflege. Mehr Personal – überall fehlt Personal. Verlässliche Arbeitszeiten Steuergelder für Krankenhäuser Belastungsausgleich Weil sich was änder n muss Die Steuereinnahmen sind so Wir finden uns nicht mehr damit gut wie seit Jahren nicht. Die Rufe Sei Teil der Bewegung! ab, dass ausgerechnet im Kran- nach Steuersenkungen werden Gemeinsam können wir viel kenhaus täglich gegen den Ge- lauter. Die Krankenhausbeschäf- erreichen. Wir lassen uns nicht sundheits- und Arbeitsschutz ver- tigten hingegen fordern, dass die länger vertrösten und wir bitten stoßen wird. Das ganze System Länder endlich ihrer gesetzlichen auch nicht länger um Anerken- funktioniert nur noch, weil die Be- Verpflichtung nachkommen und nung und Wertschätzung. Jetzt schäftigten ausgepresst werden. die Investitionskosten übernehmen. verschaffen wir uns Respekt! A R N I M T H O M A S S / AT H - P I C T U R E S Zur Kranken- haustagung siehe S. 10 in diesem Info- TeilnehmerInnen der ver.di-Krankenhaustagung 2016 (10. und 11. November) dienst Schon mal vormerken: Bundesweiter Aktionstag Krankenhäuser am 21. Februar 2017 www.tarifvertrag-entlastung.verdi.de | https://www.facebook.com/mehrPersonal
Mehr von uns ist besser für alle! In NRW gibt es über 350 Krankenhäuser und Kliniken. Damit alle Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich über einen Ent- lastungstarifvertrag im eigenen Krankenhaus zu informieren, Auftakt in Münster führt(e) ver.di von September bis Dezember 2016 insgesamt 20 Auftaktveranstaltungen durch. Die landesweite Entlastungs- konferenz wird am 29. April 2017 stattfinden. Mai 2016 Tarifrunde Entla Die Arbe it im Kran kenh aus darf stung im Norden müss en dring end nicht kran k mach entla stet werd en und die Besch kämp fen wir für en. So die Mein äftig ten eine gese tzlich ung von ver.d in den Kran kenh e Perso nalbe mess i. Desw egen äuse r n mehr Perso ung. Desw egen halte n einen Tarif nal und mehr wolle n wir vertr ag zum Gesu Gesu ndhe itssch Kran kenh äuse ndhe itssch utz utz. Wir rn im Nord en und zur Entla stung für mögl ich. in den Wir haben einen Plan für den Norde n Norden ca. 8.700 Dabei geht es um Stellen. Wir sind unsere Gesundheit deutlich lauter Gesundheit unsere und um die geworden, aber r Patientinnen und man hört noch nicht Wir wollen nicht, Patienten. guten Argumente. auf unsere dass unsere Arbeit Zuletzt protestierten sundheit der Mensc für die Ge- der Pflege ca. 1.000 am Tag hen uns selbst krank Beschäftigte im Wir wollen aber macht. mehr Personal in Norden für auch nicht, dass Krankenhäusern die PatientInnen heimen. und Pflege- kranker werden, weil wir zu wenig e sind. Selbst der Deutsc Das Pflegestellen he Ethikrat spricht förderprogramm davon , dass nicht ausreichend, ist absolut es nötig sei, das es bedeutet gerade »Patientenwohl das Krankenhaus als Maßstab für neue Stellen in Schles mal 200 zu verankern«* wig-Holstein und einen Pflege-Perso und fordert Mecklenburg-Vorpom 180 in nalschlüssel. Mittler mern. glaubt man uns, weile dass es in den Kranke Aber die Arbeitsbelas nhäusern tung wird immer zu wenig Person höher, die Anzah höher und al gibt und nicht l der Fälle wächs spricht vom Person nur ver.di t, gespart wird almangel. Bunde dramatisch am Person 162.000 Stellen sweit fehlen al. Das lassen wir in Krankenhäuse länger gefallen. uns nicht rn – allein im * www.ethikrat.org/p resse/pressemitteilu ngen/2016/pressem itteilung-03-2016 Tarifbewegung im Norden: Die landesbezirksweite Startkonferenz für Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wird am 2. Februar 2017 stattfinden. Auftakt Uniklinikum Düsseldorf Auftakt in Hessen: Krankenhaustagung »Der Schlüssel ist: Mehr Personal!« am 22. September 2016 M AT T H I A S L I N D N E R (2) Berlin und Brandenburg: Auftaktkonferenz am 1. November 2016 6 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
Mehr von uns ist besser für alle! Bundesweite Signalwirkung Verhandlungsaufforderung an alle Krankenhäuser im Saarland: Am 14. November 2016 haben wir alle 21 Kranken- häuser gleichzeitig zu Verhandlungen über einen TV Entlastung aufgefordert. Wir wissen, dass wir mit unserer heutigen Aufforderung eine bundesweite Signalwirkung haben. W ir sind gut vorbereitet und können den Arbeitgebern nur emp- fehlen, zügig an den Verhandlungstisch zu kommen, damit sich die Lage für die Krankenhausbeschäftigten endlich bessert. Hamburg: November 2016 bis Februar 2017 Anlässlich des ersten ver.di-TarifberaterInnentreffens wurde am 31. Oktober 2016 eine Unterschriftenaktion für mehr Krankenhauspersonal gestartet (läuft bis Ende Februar 2017). MeHr Pe RsOnAl InitiatorInnen und ErstunterzeichnerInnen: Katja Karger (DGB Hamburg), Hamburger Appell für mehr Krankenhauspersonal Berthold Bose (ver.di), Ina Morgenroth (IG Metall), Jan Koltze (IG BCE), Es fehlt an Personal im Krankenhaus. Die V ersorgung ist in Gefahr. Patienten und Angehörige leiden darunter. Die Beschäftigten haben ihr e Belastungsgrenze längst Mathias Maurer (IG BAU), Frank Maur (EVG), Anja Bensinger-Stolze (GEW), überschritten. Die Pflege ist in Not. Die Gewerkschaft ver.di hat angekündigt, in den Ham- Wir brauchen eine bessere Krankenversorgung ohne Gudrun Nolte-Wacker (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, KDA), Klaus burger Krankenhäusern für einen Tarifvertrag Entlas- Gesundheitsschäden für die Beschäftigten. W ir brau- tung eintreten zu wollen. Das findet unser e Unterstüt- chen mehr qualifiziertes Personal im Krankenhaus. zung. Nach Berechnungen der Gewerkschaft fehlen Wir möchten, dass der Personalnotstand bekämpft Wicher (Sozialverband Deutschland e.V., SoVD), Christoph Kranich (Verbrau- in Hamburgs Krankenhäuser n über 4.200 Stellen, das wird. Eine gesetzliche Personalbemessung ist die bedeutet jeder fünfte Arbeitsplatz. richtige Herangehensweise. Ein Tarifvertrag Entlastung Schlechte Arbeitsbedingungen sind die Folge. Die kann der Anfang sein. Beschäftigten, die uns gesundmachen sollen, wer den Wir unterstützen mit diesem Appell die gewerkschaft- cherzentrale Hamburg, Koordinator des Forums Patientenvertretung in dadurch krank. In Deutschland muss eine Pflegekraft über zehn PatientInnen betreuen, in der Schweiz sind liche Bewegung und fordern die Politik zum Handeln für eine gesetzliche Personalbemessung auf. es fünf, in Norwegen vier. Studien belegen, dass mit Hamburg). Mehr Infos unter http://hamburg.verdi.de/themen/hamburger- jedem zusätzlich zu betreuenden Patienten das Sterbe- risiko um sieben Prozent steigt. InitiatorInnen und ErstunterzeichnerInnen: Katja Karger (DGB Hamburg), Berthold Bose (ver.di), Ina Morgenroth (IG Metall), Jan Koltze (IG BCE), Mathias Maurer (IG BAU), Frank Die Patienten und die Angehörigen sind die Leidtragen- Maur (EVG), Anja Bensinger-Stolze (GEW), Gudrun Nolte-Wacker appell-fuer-mehr-krankenhauspersonal den dieser Entwicklung. W ir alle können jederzeit in eine Situation kommen, in der wir auf pr ofessionelle Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, KDA) Klaus Wicher (Sozial- verband Deutschland e.V., SoVD), Christoph Kranich (Verbraucher- zentrale Hamburg, Koordinator des Forums Patientenvertretung in Hamburg) Auch ich unterstütze den Hamburger Appell für mehr Krankenhauspersonal! Die gesammelten Unterschriften, die bis Ende Februar 2017 bei uns eingehen, wer den an den Bundesminister für Gesundheit übergeben. Name, Vorname Anschrift Unterschrift 1 2 3 4 5 Drei Länder SABRINA KUBITSCHKO – ein Thema Auftaktveranstaltung in Baden-Württemberg am 14. Oktober 2016 Entlastung jetzt! Unter dem Motto »Drei Länder – ein Thema: Entlastung jetzt!« fand die Auftaktveranstaltung für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am 17. August 2016 statt. Seit Oktober läuft eine Beschäftigten- befragung (bis Ende 2016), J A N -E R I K K E I L H O L Z siehe http://klinikpersonal-entlasten- sat.verdi.de Auftaktveranstaltung im ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen am 26. September 2016 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 7
»Die Solidarität ist gestärkt« Mehr von uns ist besser für alle! Bayerns Klinikbeschäftigte bereiten sich auf die Tarifrunde den. Die Delegierten aus der Re- Entlastung vor. Dabei profitieren sie von ihren Streikerfahrungen gion trafen sich vor und während – zum Beispiel in der Kr eisklinik Günzburg des Streiks regelmäßig, um Vor- gehen, Forderungen und recht- Bayern läuft sich warm für die Auch in vier anderen Kranken- liche Fragen zu diskutieren. Das Tarifrunde Entlastung. Im Novem- häusern der Region Augsburg und war wichtig, um auf bestreikten ber werden die Klinikbeschäftigten in Haar (bei München) erprobten Stationen den Druck von Chefärz- zu ihren dringendsten Anliegen die Belegschaften die aus der ten und Managern aushalten zu befragt. Am 25. November kom- Charité bekannte Methode der können. In Günzburg ist derzeit men Kolleginnen und Kollegen aus Betten- und Stationsschließungs- jedes vierte Team von einem Tarif- Bayerns Krankenhäusern zu einer streiks – mit großem Erfolg. So delegierten repräsentiert. »Wir Kick-off-Konferenz in München wurde in den Kliniken Donauwörth sind mitten dabei, das auszuwei- zusammen. und Nördlingen jedes dritte Bett ten«, erklärt Springer-Gloning. Dabei werden sie auch ihre stillgelegt. Die Streikbeteiligung in Die gelernte Krankenschwester Streikerfahrungen aus der letzten den betroffenen Kliniken verzehn- sieht die Fragebogenaktion im Tarifrunde einbringen, als einige fachte sich im Vergleich zur Tarif- November als ein Mittel, mit den Stationen ganz dicht gemacht wur- runde 2014. Beschäftigten ins Gespräch zu den – zum Beispiel in der Kreis- »Das erzeugt zum einen wirt- kommen und das Engagement so klinik Günzburg. schaftlichen Druck, zum anderen weiter zu steigern. Am 25. No- »Die Tarifrunde im öffentlichen hat es aber auch die Solidarität in vember will sie mit möglichst vie- Dienst hat gezeigt: Das Gehalt der Belegschaft gestärkt«, berich- len Kolleginnen und Kollegen zur ist den Kolleginnen und Kollegen tet Springer-Gloning. »Die ande- Kick-off-Konferenz nach München wichtig, aber ihr größtes Anliegen ren Stationen haben gesehen, dass fahren. »Wir brauchen verbindli- ist es, endlich die Arbeitsbedin- es geht.« Beim nächsten Mal wer- che Soll-Besetzungen auf den Sta- gungen zu verbessern«, sagt den noch viele weitere Teams ihre tionen, Nachtdienst mit mindes- Helga Springer-Gloning, Personal- Station zur Schließung anmelden, tens zwei Pflegekräften und eine ratsvorsitzende der Günzburger ist die Gewerkschafterin überzeugt. Quote von maximal zwei Patienten Klinik in der Nähe von Augsburg. Eine Erfahrung ist, dass vor allem auf eine Pflegekraft im Intensiv- Viele, die sich am zweitätigen Chef- und Oberärzte Druck auf die bereich«, umreißt Springer-Gloning Streik Ende April beteiligten, hät- Pflegekräfte ausübten, nicht in zentrale Ziele der Tarifbewegung. ten dies vor allem als Vorbereitung Streik zu treten. In solchen Situa- Zudem müsse die Personalnot im der Tarifrunde Entlastung gesehen. tionen sei die Unterstützung durch Krankenhaus in der Öffentlichkeit Zugleich demonstrierten die Kolle- andere ver.di-Aktive sehr wichtig. noch stärker zum Thema werden. ginnen und Kollegen, zu was sie in »Letztlich haben die Chefs aber Es sei höchste Zeit für das von der Lage sind: In Günzburg musste das Gegenteil erreicht und die ver.di geforderte Gesetz zu Per- eine unfallchirurgische Station Streikbereitschaft noch weiter an- sonalstandards im Krankenhaus. ganz, eine gefäßchirurgische Sta- gefacht«, so Springer-Gloning. »Dafür setzen wir uns weiter ein – tion zur Hälfte schließen. 55 der Entscheidend für den Erfolg mit einem langen Atem, aber ohne 240 Betten konnten nicht belegt waren auch die Tarifdelegierten, Geduld.« werden. die von den Teams benannt wer- Daniel Behruzi Bayern: Gründung des Kampagnenrates am 10. Oktober Im Mai 2016 vor der Kreisklinik Günzburg 8 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
Pflegepakt Saarland Mehr von uns ist besser für alle! Am 21. September 2016 hat der Zum Pflegepakt Saarland siehe Ende Mai 2016 vom Ministerium die Pressemitteilung des Ministeriums vom 31.5.2016 unter für Soziales, Gesundheit, Frauen http://www.saarland.de/SID-3154F2C4-2382D9DB/73631_210644.htm und Familie angekündigte Pflege- mit den Überschriften: »Sozialministerium und Landespflegerat initi- pakt Saarland mit einer konstitu- ieren ›Pflegepakt Saarland‹ – für eine bessere und wertschätzende ierenden Sitzung seine Arbeit auf- Pflege im Land. Gemeinsames Ziel: bessere Ausbildung und bessere genommen. Arbeitsbedingungen, mehr gesellschaftliche Anerkennung und mehr Dazu findet ihr im Folgenden Familienfreundlichkeit«. das Statement von Hans Ruge (Vorsitzender ver.di-Fachbereichs- vorstand und GBR-Vorsitzender ver.di erwartet, dass den Inter- Kürzung bei den Investitionskos- Knappschaftsklinikum Saar) und essen der Pflegenden und der ten für die Krankenhäuser zurück- Michael Quetting (ver.di Region Patienten Rechnung getragen zunehmen und dafür Sorge zu Saar Trier). wird. Wir begrüßen es, dass das tragen, dass die Investitionen Ministerium einem Teil unserer nicht durch den Abbau von Stellen ver.di und Pflegepakt Bedenken und Ansichten im Text bezahlt werden. Aus dieser Ver- ver.di unterstützt jeden Versuch, Rechnung getragen hat. pflichtung wollen wir die Politik der für die Pflege Entlastung brin- So fand die Personalbemessung nicht entlassen. gen kann. Das haben wir auch Eingang in das Papier und die Ziel- Unabhängig von den politischen auf dem ersten Zusammentreffen stellung, neue Pflegestellen zu Entwicklungen und Maßnahmen des Pflegepakts Saarland deutlich schaffen, ist ausdrücklich aufge- erwarten wir von den Arbeit- gemacht. nommen worden. Die Tarifautono- gebern, dass sie ihrer Verpflich- Wir begrüßen es, wenn sich die mie wurde besonders betont und tung und Verantwortung für die Landesregierung ihrer Verantwor- auch Ansichten von ver.di, die Gesundheit der Beschäftigten tung für die Pflege stellt. Und wir keine Mehrheit finden, können als nachkommen. Die Pflegearbeit werden mithelfen, wenn das Ansicht weiter vertreten werden. darf nicht krank machen. Auch Ministerium beabsichtigt, 1.000 Mögen wir auch mancher be- hier müssen Arbeitsschutzgesetze neue Pflegestellen im Saarland zu schreibenden Darstellung wider- gelten. Wir fordern Entlastung schaffen. sprechen bzw. sie differenzierter durch mehr Personal, verlässliche Aber wir teilen auch die Sorgen betrachten, so ist doch das An- Arbeitszeiten und einen Belas- und Zweifel vieler Kolleginnen und liegen, die Lage der Pflege zu ver- tungsausgleich. Deswegen fordern Kollegen, dass viel versprochen bessern, ausdrücklich zu begrüßen wir einen Tarifvertrag Entlastung und wenig gehalten wird. und findet die Unterstützung von für alle Krankenhäuser im Saar- Das ist für uns auch ein Grund, ver.di. land. nicht abseits zu stehen. Das er- Es bleibt Aufgabe der Gesetz- In diesem Sinne wird die Ge- klärten nach der Zusammenkunft geber zur Sicherung der gesund- werkschaft ver.di nicht nur formell der 21 Organisationen mit der heitlichen Versorgung, eine gesetz- einen Pflegepakt unterschreiben, Gesundheitsministerin Monika liche Personalbemessung einzu- sondern die Probleme anpacken Bachmann (CDU) der Vorsitzende führen. Dazu gehört auch, die und einer Lösung zuführen. des Fachbereichsvorstandes und GBR-Vorsitzende Hans Ruge und Gewerkschaftssekretär Michael Quetting, die ver.di vertraten. ver.di wird an allen drei Arbeits- gruppen mitarbeiten, deren Ar- beitsergebnisse bewusst ergebnis- offen angelegt wurden. Es sollen Maßnahmen zur Wertschätzung und Anerkennung der Pflege er- »Flaggentour« vom 26. September bis 7. Oktober 2016. arbeitet werden. Mehr unter https://www.facebook.com/pflegestreiksaar/ Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 9
ver.di-Krankenhaustagung 2016: Nicht mehr bitten und betteln Mehr von uns ist besser für alle! Beschäftigtenvertreter aus Krankenhäuser n Bord sei, verglich er. In den Kliniken werde hingegen sind sich einig: Entlastung muss her mit nur einer Pflegekraft auf Station »an Mitternacht sehr oft ohne Co-Pilot geflogen«. Es müssten »quali- »In der Pflege läuft etwas schief.« Darin war man tätssensible Bereiche« definiert werden, für die ge- sich bei einer Podiumsdiskussion auf der ver.di-Kran- setzliche Personalvorgaben gemacht werden. Gesche- kenhaustagung am 10./11. November in Berlin einig. hen ist das bereits für die Neonatologie, wo ab 2017 Keiner der Referent/innen bestritt, dass Personalnot verbindliche Personalschlüssel gelten sollen. Gegen- und Überlastung in deutschen Kliniken Alltag sind – über früheren GKV-Positionen ist das ein deutlicher auch Wulf-Dietrich Leber vom Spitzenverband der ge- Fortschritt. setzlichen Krankenkassen (GKV) und selbst Thomas Die von ver.di geforderte Personalbemessung für Bublitz vom Bundesverband Deutscher Privatkliniken alle Beschäftigtengruppen im Krankenhaus wollte nicht. Doch in der Frage, was zu tun ist, gingen die sich der Kassenvertreter jedoch nicht zu eigen Meinungen weit auseinander. machen. Stattdessen solle »eine intensive, vielleicht Eine klare Position vertrat die ehemalige Vorsit- sogar mehrjährige Debatte geführt werden, um kluge zende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen. Lösungen zu finden«. In den Krankenhäusern müsse das Wohl der Patien- tinnen und Patienten an erster Stelle stehen, betonte Kein Zahnrad darf fehlen sie. Sie sollten nicht nur bestmöglich versorgt, son- Die mehr als 300 versammelten Betriebs- und Per- dern auch als selbstbestimmte Menschen behandelt sonalräte sowie Mitarbeitervertreter/innen zeigten werden. Die Voraussetzung dafür: Kommunikation. sich empört. Geredet werde seit Jahren, doch nichts Und das gehe nur, wenn Ärztinnen und Ärzte sowie geschehe, so der Tenor vieler Diskussionsbeiträge Pflegekräfte die innere Einstellung, aber auch die nö- aus dem Publikum. »Wo gibt es denn überhaupt un- tige Zeit und Qualifikation hätten. Vor diesem Hinter- sensible Bereiche im Krankenhaus?«, fragte Regina grund empfehle der Ethikrat die Einführung gesetz- Albrecht von der Uniklinik Heidelberg Herrn Leber – licher Personalschlüssel in der Pflege, die sich am der eine Antwort schuldig blieb. Die Personalrätin Bedarf orientierten. betonte: »Wenn Reinigung, Steri, Technik nicht lau- Dr. Leber vom GKV-Spitzenverband ging nicht so fen, kann der Arzt nicht operieren. Im Krankenhaus weit, plädierte aber für die Einführung von Personal- spielt alles ineinander, da darf kein Zahnrad fehlen.« anhaltszahlen in einigen Bereichen. Schließlich hebe Auch Kai Helge Vogel vom Bundesverband der auch kein Flugzeug ab, wenn nicht ein Co-Pilot an Verbraucherzentralen verwies darauf, dass zum Bei- spiel die Ausgliederung der Krankenhausreinigung Hygieneprobleme verursachen könne. Er plädierte ebenfalls für personelle Mindestvorgaben – die dann allerdings auch kontrolliert werden müssten. Ganz anders argumentierte Bublitz als Vertreter der privaten Klinikbetreiber. Gesetzliche Personalvorga- ben seien »zu starr, zu unflexibel«. Stattdessen brauche es »vernünftige Lösungen«. Konkrete Vor- schläge, wie die Überlastung der Beschäftigten be- endet werden könnte, nannte er allerdings auch auf CARTOON: BASTIAN KLAMKE mehrfache Nachfragen nicht. Wir verschaffen uns Respekt Am Vortag hatte Sylvia Bühler vom ver.di-Bundes- vorstand erklärt: »Der Zeitpunkt ist gekommen, den Arbeitgebern zu zeigen: Wir werden nicht mehr um Anerkennung und Wertschätzung bitten und betteln, sondern wir verschaffen uns jetzt Respekt.« Mit vielen Aktivitäten habe es die Gewerkschaft geschafft, die www.aufwerten-und-entlasten.verdi.de Personalnot in den Krankenhäusern auf die öffent- 10 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
Mehr von uns ist besser für alle! A R N I M T H O M A S S / AT H - P I C T U R E S (5) liche und politische Agenda zu setzen. Dafür werde sie auch im Bundestagswahlkampf weiter Druck ma- Auf dem Podium (v.l.): Dr. Wulf-Dietrich Leber, Prof. Dr. Christiane Woopen, Thomas Bublitz und Kai Helge Vogel chen. Doch auch die Arbeitgeber dürften nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Hier setzt die Tarifbewegung für einen Tarifvertrag Entlastung an. »Ein solcher Tarifvertrag wird nicht alle Probleme lösen«, stellte Bühler klar. »Aber wir können viel be- wegen – wenn wir bundesweit und trägerübergrei- fend zusammenhalten.« Die Leiterin des ver.di-Fach- bereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen verwies auf eine Aussage des Berliner Ar- beitsgerichts zum Streik der Charité-Beschäftigten im vergangenen Jahr, das feststellte: »Die unternehmeri- sche Freiheit des Arbeitgebers endet dort, wo der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter beginnt.« Entlas- tung könne daher durchaus Ziel von Tarifverhandlun- gen und – falls nötig – von Arbeitskämpfen sein. Jetzt gelte es, die Belegschaften mit aller Energie für die Forderungen nach mehr Personal, verlässlichen Arbeitszeiten und Belastungsausgleich zu mobilisie- ren, so Bühler. Die Podiumsdiskussion auf der Krankenhaustagung demonstrierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie nötig das ist. Denn gute Argumente allein rei- chen offenbar nicht, um Klinik- und Kassenfunktio- näre sowie die Politik zu überzeugen. »Ich nehme hier mit: Wenn wir tatsächlich Entlas- tung wollen, müssen wir auf die Straße gehen und die Häuser schließen«, sagte Christine Sinkel aus Hessen. Der Helios-Betriebsrat Baki Selçuk meinte: »Eine Mindestbesetzung kriegen wir nur, wenn die Beschäftigten wie an der Berliner Charité dafür streiken – ich sehe keinen anderen Weg.« Daniel Behruzi Mehr unter www.krankenhaustagung.verdi.de Hier findet ihr weitere Beiträge, Berichte aus den die Tarifbewegung Entlastung unterstützen. Zum Foren, Präsentationen der ReferentInnen, Fotos sowie »Arbeitsreport Krankenhaus« (wurde in Forum 6 vor- die Resolution der 300 TeilnehmerInnen, mit der sie gestellt) siehe S. 49 in diesem Infodienst. Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 11
Personalbemessung in der Psychiatrie Mehr von uns ist besser für alle! Zum PsychVVG siehe auch Infodienst 74, S. 49ff., 73, S. 43 und 72, S. 44 Klinikum Michelsberg Bamberg Psychiatrie-Finanzierung: Reform bleibt auf halbem W ege stecken Scharf zu kritisieren ist die in – ver.di kritisiert Schlupflöcher für Personalvorgaben letzter Minute eingeführte Mög- lichkeit von Ausnahme- und Über- Am 10. November 2016 hat der terien, wie z.B. Veränderungen gangsregelungen bei den Perso- Bundestag das PsychVVG be- von Art und Menge der Leistungen nalvorgaben (z.B. bei Fachkräfte- schlossen. Das vielkritisierte PEPP- des Krankenhauses. Durch eines mangel). »Wer jetzt schon die System wurde damit im letzten dieser Kriterien, den »bundes- Ausnahmen von den verbindlichen Moment grundlegend überarbei- weiten Krankenhausvergleich«, Vorgaben auf den Weg bringt, hat tet. Auf Druck der Krankenhäuser kommt allerdings ein Stück PEPP nicht verstanden, wie eng die Per- hat der Gesetzgeber an entschei- durch die Hintertür wieder zurück: sonalausstattung mit der Versor- denden Stellen jedoch große Die Kodierung findet weiterhin gungsqualität zusammenhängt«, Schlupflöcher in die verbindliche statt, im Krankenhausvergleich soll so ver.di-Bundesvorstandsmitglied Personalbemessung eingebaut. transparent werden, wie die Häu- Sylvia Bühler zu diesem Thema. Mit viel Druck haben ver.di- ser im (ökonomischen) Leistungs- Ungelöst ist die Frage, wie eine Aktive in den psychiatrischen Fach- vergleich dastehen. Allerdings dauerhafte ausreichende Finanzie- kliniken aber auch einige wichtige werden in den Budgets »struktu- rung sichergestellt werden kann. Verbesserungen erreicht. Dazu relle und regionale Besonderhei- Im letzten Moment wurde zwar ins haben insbesondere der erfolgrei- ten« sowie »Kostenentwicklun- Gesetz aufgenommen, dass die che Aktionstag am 22. September gen« berücksichtigt. Finanzierung in den Jahren 2017 und die vielen Kontakte und Ge- Insgesamt verknüpft das neue bis 2019 aufgestockt werden kann, spräche mit Bundestagsabgeord- Entgeltsystem PEPP- und Budget- wenn die Stellen bisher nicht aus- neten beigetragen. Insgesamt logik. Ob sich dabei die Logik der reichend besetzt und finanziert haben sich über 50 Häuser betei- Ökonomisierung oder die der be- waren. Die vollständige Refinan- ligt, mehr als 80 Bundestagsabge- darfsgerechten Versorgung durch- zierung von Tariferhöhungen in ordnete wurden kontaktiert. setzt, wird nicht zuletzt an den den Folgejahren wird jedoch eine beteiligten AkteurInnen hängen. Frage der Budgetverhandlungen Budgetsystem vs. PEPP bleiben. Vorgeschrieben ist ledig- Im Gegensatz zum ursprüng- Personalbemessung mit lich eine Erhöhung des Gesamtbe- lichen PEPP-System, das als pau- Schlupflöchern trages um 40% der Erhöhungsrate schaliertes Preissystem konzipiert Mit dem PsychVVG bleibt eine für Tariferhöhungen. war, schreibt das PsychVVG nun verbindliche Personalbemessung Die Nichtbesetzung von Stellen weiter ein Budgetsystem vor. Das in der Psychiatrie erhalten – ein sollte noch im Gesetzentwurf zu heißt, die psychiatrischen und Riesenerfolg der Protestbewegung. einer Absenkung der Budgetmittel psychosomatischen Krankenhäuser Durch das PEPP-System wäre diese führen. Klingt logisch: Wenn Geld und Fachabteilungen vereinbaren zur unverbindlichen Empfehlung für Personal nicht ausgegeben in Zukunft krankenhausindivi- verkommen. 2020 soll die bis- wird, sollen die Versicherten auch duelle Budgets mit den Kassen. herige Psychiatrie-Personalverord- nicht dafür zahlen müssen. Auf Ausgangspunkt ist ab 2020 das nung (Psych-PV) durch neue Per- Druck der Krankenhäuser ist diese Budget des Vorjahres, für Abwei- sonalmindeststandards abgelöst Regelung leider stark abgeschwächt chungen gibt es verschiedene Kri- werden. worden. 12 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
Mehr von uns ist besser für alle! GÜNTER LAURER Universitätsklinikum Erlangen Christliches Krankenhaus Quakenbrück JANINE BALDER CLAUDIA SCHAEFER Vivantes-Klinikum Kaulsdorf Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach KMG-Klinikum Güstrow LVR-Klinik Mönchengladbach Asklepios-Fachklinikum Lübben ZfP Reichenau C AT R I N P R Z E W O Z N Y Vitos Haina ZIP UKSH Campus Kiel Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 13
Mehr von uns ist besser für alle! Nachweispflicht durchgesetzt! E D I T H VA H L E Heiß umkämpft war die Nach- weispflicht für die Personalaus- stattung. Hier konnte sich die ver.di-Position durchsetzen: Schon zum 1.8.2017 müssen die Kran- kenhäuser erstmals gegenüber den Krankenkassen nachweisen, ob und wie sie die Psych-PV und Nachfolgeregelungen eingehalten Ameos-Klinikum Osnabrück haben. Dies geschieht nicht wie bisher zu einem Stichtag, sondern mit gut qualifizierten Fachkräften. nicht einzuhalten, ist unlauter. im Jahresdurchschnitt. Diese scheint mit dem PsychVVG Nur mit vernünftigen Arbeits- zwar angestrebt, die erwähnten bedingungen, und das bedeutet Neue Versorgungsform großen Schlupflöcher geben je- auch genug Zeit für gute Arbeit, Hometreatment doch massiv Anlass zur Sorge. können die Gesundheitsberufe Neu eingeführt wird das so ge- ver.di wird deshalb weiterhin und Arbeit im Krankenhaus gene- nannte Hometreatment, d.h. die nachdrücklich politisch die Schlie- rell attraktiv für jetzige und zu- »stationsäquivalente Behandlung« ßung dieser Lücken fordern und künftige Beschäftigte werden und zu Hause. Es ist gelungen, den den Prozess der Erstellung von bleiben. Zwang zum stationären Betten- Personalmindeststandards und der abbau, der ursprünglich damit ver- Definition von »Ausnahmen« im Fazit knüpft war, aus dem Gesetz zu Gemeinsamen Bundesausschuss Das PsychVVG regelt wichtige streichen und das Hometreatment kritisch begleiten. Rahmenbedingungen für die sta- nicht mehr auf akute Krankheits- Betriebliche Interessenvertretun- tionäre Psychiatrie neu. Dabei kor- phasen zu beschränken. Damit gen sollten die verbesserte Nach- rigiert es einige zutiefst falsche scheint das Konzept jetzt praxis- weispflicht sowie bestehende Weichenstellungen, bleibt aber tauglicher als im Entwurf. Wichtig Informationsrechte dafür nutzen, auf halbem Wege stecken. Für be- ist auch hier die Sicherung von die Einhaltung von Personalstan- darfsgerechte Psychiatrie im Inter- ausreichend Personal und vernünf- dards kontinuierlich zu überprüfen esse von PatientInnen und Be- tigen Qualitätsstandards, um eine und einzufordern (siehe z.B. den schäftigten werden wir weiterhin Sparvariante ambulanter Behand- folgenden Beitrag). streiten müssen. ver.di wird die lung zu verhindern. Ein weiteres großes Thema ist Umsetzung des PsychVVG kritisch der von den Einrichtungen selbst- begleiten und weiterhin auf be- Konsequenzen für gewerk- gemachte und selbst fortgeschrie- darfsgerechte Versorgung mit ge- schaftliches Handeln bene, teilweise aber auch nur vor- nügend Personal pochen. Bedarfsgerechte psychosoziale geschobene Fachkräftemangel. Gisela Neunhöffer, ver.di- Versorgung hängt maßgeblich an Diesen als Ausrede zu benutzen, Bundesverwaltung einer ausreichenden Ausstattung um Personalstandards weiterhin Mehr unter www.psychiatrie.verdi.de Bis Infodienst-Redaktionsschluss gab es keine durchgeschriebene Fassung des Gesetzes. Der Entwurf der Bun- desregierung für das PsychVVG (»Gesetz zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychia- trische und psychosomatische Leistungen«) ( http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/095/1809528.pdf) wurde an zahlreichen Stellen verändert. Es gibt bisher nur die unschön zu lesende Beschlussempfehlung (Synopse aus Entwurf und Änderungen), die so angenommen wurde http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/102/1810289.pdf Den Link zur durchgeschriebenen Fassung werden wir baldmöglichst veröffentlichen www.psychiatrie.verdi.de Das Plenarprotokoll, Reden, die Videoaufzeichnung und weitere Infos zum PsychVVG-Beschluss des Bundestages am 10. November 2016 findet ihr unter http://tinyurl.com/PsychVVG-10-11 Zur Fachtagung Psychiatrie am 2. und 3. März 2017 in Berlin siehe Seite 59 in diesem Infodienst. 14 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
Arbeitgeber muss Betriebsrat Personalbedarfs- rechnung aus Psych-PV zur Verfügung stellen Mehr von uns ist besser für alle! MORITZ BRAUKMÜLLER Vor dem Asklepios-Fachklinikum Göttingen, Aktionstag PsychVVG, 22.9.2016 Erfolg vor dem niedersäch- ebenso wie für die PatientInnen: woraufhin dieser konsequenter- sischen Landesarbeitsgericht ständige Dienstplanänderungen weise im Rahmen seiner Mitbe- Einen Erfolg konnte der Be- ohne verlässliche Freizeit und stimmungsrechte den Arbeitgeber triebsrat der Asklepios Psychiatrie massiver Ausfall von Therapie- aufforderte, ihm die Psych-PV- Göttingen-Tiefenbrunn vor dem angeboten. Daten aus den Budgetvereinbarun- niedersächsischen Landesarbeits- Anders als in Akutkliniken mit gen mit den Kassen zur Verfügung gericht erzielen: Mit Beschluss dem Fallpauschalensystem gilt für zu stellen. vom 1.6.2016 bejahte das LAG die psychiatrische Kliniken jedoch mit Mit der Begründung, die Perso- Frage, ob der Arbeitgeber dem der Psych-PV (noch) ein behand- nalbedarfsberechnungen dienten Betriebsrat die mit den Kassen lungsbezogenes verbindliches lediglich den Verhandlungen mit ausgehandelten Personalbedarfs- Personalschlüssel-System: Behand- den Kassen, hätten aber keinerlei daten übermitteln muss. lungsarten und Schweregraden Bezug zum realen Personaleinsatz, Begründung: Das Vorschlags- wird ein bestimmter Personal- verweigerte die Geschäftsführung recht des Betriebsrates bei der bedarf zugewiesen. Auf dieser die Unterlagen. Der Betriebsrat Personalplanung gemäß § 92, 2 Grundlage erfolgen auch die Bud- zog daraufhin mit der Begründung BetrVG umfasst nicht allein die getverhandlungen mit den Kran- vors Arbeitsgericht, aus den Ver- Planung, sondern auch die Durch- kenkassen. einbarungen mit den Kassen er- führung. Bis 2012 hatte die Geschäfts- gäben sich sehr wohl die tatsäch- Um dieses Recht wirksam wahr- führung dem Betriebsrat die stich- lich verhandelten Soll-Stände beim zunehmen, braucht der Betriebsrat tagsbezogenen Personalbedarfs- Personal. Ohne deren Kenntnis sei aber die geforderten Vereinbarun- berechnungen noch zur Verfügung ihm keine wirksame Interessen- gen, so das LAG, denn sie »kön- gestellt. vertretung, z.B. bei der Frage der nen damit [dem Betriebsrat] für Der Betriebsrat prüfte in einer Genehmigung der Dienstpläne, den Regeldienst etwa Rückschlüsse detaillierten Recherche daraufhin möglich. auf den Belastungsgrad bestimm- auf Grundlage der Stationsbeset- Das Arbeitsgericht Göttingen ter Berufsgruppen […] ermög- zungen, ob in der Realität die Vor- war noch der Meinung der Arbeit- lichen.« gaben der Psych-PV eingehalten geberseite gefolgt. Vor dem LAG 2008 hatte das Land Nieder- wurden. Diese Prüfung fiel fast erzielte der Betriebsrat jedoch sachsen sein Psychiatrisches Lan- durchweg negativ aus, mit zum einen Erfolg: Der Arbeitgeber deskrankenhaus an den Asklepios- Teil erschreckenden Werten der muss dem Betriebsrat die Personal- Konzern verkauft. In den vergan- Einhaltung von z.T. sogar unter stellenberechnung für die Jahre genen Jahren häuften sich die Be- 50%, in anderen Bereichen auch 2014 bis 2016 vorlegen, ebenso schwerden der Beschäftigten über 70 oder 90%. die für die Zukunft. zu wenig Personal mit negativen Die Geschäftsführung bestritt Julia Niekamp, ver.di Region Folgen für die Beschäftigten die Korrektheit der BR-Ergebnisse, Süd-Ost-Niedersachsen Landesarbeitsgericht Niedersachsen, Beschluss vom 1.6.2016, 13 TaBV 13/15 Mehr dazu im niedersächsischen Landesjustizportal http://tinyurl.com/BR-PsychPV Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 15
Übergewicht durch Überstunden Mehr von uns ist besser für alle! Krankenschwestern und -pfleger arbeiten Gewichtiger Unterschied unter harten Bedingungen. Auf die Dauer So entwickelte sich der Body-Mass-Index ist das nicht gesund und verursacht Über- bei Pflegekräften in den USA ... gewicht. Um die Gesundheit von Menschen in Gesundheits- 1992 2010 berufen ist es oft nicht gut bestellt. Das liegt auch an 30,4 langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten, wie eine Studie von Amit Kramer und Jooyeon Son von der University of Illinois zeigt.* Die Wissenschaftler haben repräsentative Daten von 644 Krankenschwestern und -pflegern in den USA ausgewertet. Diese waren zwischen 1992 und 2010 unter anderem zu Arbeitszeiten, Zufriedenheit 27,1 und Gesundheit befragt worden. Aufgrund des lan- Quelle: Kramer/Son 2016 gen Untersuchungszeitraums konnten die Forscher schleichend verlaufende gesundheitliche Veränderun- gen feststellen. Übergewicht bei überlangen Arbeitszeiten So haben die untersuchten Menschen langsam, Einen eindeutigen Zusammenhang konnten die For- aber sicher an Gewicht zugelegt. Das lässt sich am scher zwischen Übergewicht und überlangen Arbeits- Body Mass Index (BMI) ablesen, der das Gewicht ins zeiten herstellen. Beschäftigte, die ständig überlange Verhältnis zur Körpergröße setzt – ein Wert zwischen Arbeitszeiten hatten, wiesen einen höheren BMI auf 18,5 und 25 gilt als »Normalgewicht«. – und schieden zudem früher aus dem Beruf aus. Der Studie zufolge kam die durchschnittliche Pflege- Auch Schichtarbeit spielte eine Rolle: Wechselte kraft im Jahr 1992 auf eine Größe von 1,65 Meter eine Schwester oder ein Pfleger dauerhaft von und ein Gewicht von 73,8 Kilogramm – damit lag Schichtarbeit auf regelmäßige Arbeitszeiten, bremste ihr BMI bei 27,1. Bis zum Jahr 2010 nahm sie um dies den Anstieg des BMI. Im Schnitt arbeiteten die 8,9 Kilogramm zu, was den BMI auf 30,4 steigen Pflegerinnen und Pfleger 40,7 Stunden pro Woche; ließ. wobei die Wissenschaftler nur Beschäftigte zählten, »Solche deutlichen gesundheitlichen Veränderun- die auf mindestens 25 Stunden beziehungsweise gen, von leichtem Übergewicht bis zur Fettleibigkeit, drei Tage in der Woche kamen. wirken sich negativ auf die Lebensqualität der Betrof- Nach Ansicht von Kramer und Son könnte sich die fenen aus«, schreiben Kramer und Son. Gesundheit der Beschäftigten verbessern, wenn diese stärker selbst über Arbeitszeiten entscheiden dürften. Die Arbeitgeber sollten daher mehr Freiheiten bei * Quelle: Amit Kramer, Jooyeon Son: Who Cares about the Health of Healthcare Professionals? An 18-Year Longitudinal der Einteilung von Schichtdiensten gewähren, so die Study of Work Demands, Health, Job Satisfaction and Turn- Forscher. over among Nurses, ILR Review, August 2016 Böckler Impuls 15/2016 (Oktober 2016), www.boeckler.de/67545_67563.htm THOMAS LANGREDER 16 Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016
»Gemeinsam gewinnen!« Mehr von uns ist besser für alle! Unter diesem Motto fand vom Solidarität über Gewerkschafts- Saarland, Hamburg und Berlin 30.9. bis 2.10.2016 die Konferenz und Ländergrenzen hinaus vor- (Charité und Vivantes) zu Wort, »Erneuerung durch Streik III«, or- herrschend. So wurde eine Dele- unter reger Teilnahme von Kolle- ganisiert von der Rosa-Luxemburg- gation von Zumtobel – einem von gInnen aus Hessen, Bayern, NRW, Stiftung, in Frankfurt/Main statt. Schließung bedrohten und deshalb Mecklenburg-Vorpommern und Unter den ca. 700 TeilnehmerIn- bestreiktem Betrieb aus Hessen – Schleswig-Holstein. nen herrschte – wie schon bei den sehr enthusiastisch empfangen Silvia Habekost, ver.di-Betriebs- anderen Konferenzen 2013 und und unterstützt. Aus Frankreich gruppe Vivantes-Klinikum im 2014 – Aufbruchstimmung. berichtete ein Kollege der franzö- Friedrichshain Allerdings wurde auch deutlich, sischen Gewerkschaft CGT vom dass der Gegenwind stärker wird. Widerstand gegen die Gesetzes- Union Busting ist das Stichwort, vorhaben der Regierung. mit dem die Arbeitgeber auf viel- Die Bewegung für mehr Personal/ fältige Art versuchen, gewerk- Entlastung war zahlenmäßig gut schaftliche Bewegungen in ihren vertreten und in aller Munde. Es Betrieben zu unterbinden. Und das zeigt sich, dass es in der gesamten gilt für alle Bereiche – vermehrt Republik losgeht. Es war gut, auch im Gesundheitswesen! einen Rahmen zu haben, um zu So eine Konferenz ermöglicht sehen, was bundesweit passiert. S I LV I A H A B E K O S T einen Blick über den Tellerrand. In So kamen beim Branchentreffen den Plenumsveranstaltungen war und einem Workshop zum Thema der Gedanke der Vernetzung und Entlastung KollegInnen aus dem TV-L Tarifrunde 2017: Vorbereitungen haben Fahrt aufgenommen Tarifpolitik Die Vorbereitungen für die dagegen um 44,8 Prozent, in ein- werden. Dazu gehört unter ande- Tarifrunde 2017 mit der Tarif- zelnen Branchen sogar um bis zu rem die Überarbeitung der Entgelt- gemeinschaft deutscher Länder 51,9 Prozent. ordnung. (TdL) haben Fahrt aufgenommen. In dieser Tarifrunde wird es Und nicht zuletzt müssen Rege- Die ver.di-Bundestarifkommis- also vor allem um deutliche Ein- lungen getroffen werden, um sion für den öffentlichen Dienst kommenszuwächse gehen. die ausufernde befristete Beschäf- hatte in ihrer Sitzung am 20./21. Auch die Übernahme der struk- tigung einzudämmen. Oktober die Kündigung der Ent- turellen Verbesserungen aus dem Wolfgang Pieper, FB 6 Bund und gelttabellen des TV-L beschlossen. Tarifrecht des Bundes und der Länder, ver.di-Bundesverwaltung Nach Auswertung der laufenden Kommunen (TVöD) muss erreicht Mitgliederdiskussion werden die Forderungen am 14. Dezember Zur Initiative R E N AT E S T I E B I T Z 2016 feststehen. »Unbezahlt!« an Die Beschäftigten im öffent- den Unikliniken lichen Dienst haben im Vergleich in NRW siehe zur Tarifentwicklung der Privat- S. 35 in diesem wirtschaft immer noch einen Infodienst Nachholbedarf. Seit 2000 sind die Tarifentgelte im öffentlichen Dienst nur um 40,6 Prozent ge- stiegen, in der Gesamtwirtschaft Am 14.2.2013 in Potsdam Infodienst Krankenhäuser Nr. 75 Dezember 2016 17
Sie können auch lesen