INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014

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INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
INFORMATIONEN
aus der Forschung des BBSR

Nr. 2 / April 2014

Liebe Leserinnen und Leser,

wir wollen alle, dass Wohnen bezahlbar bleibt. Ausreichend günstiger Wohnraum         n Raumentwicklung
trägt wesentlich dazu bei, den sozialen Zusammenhalt in unseren Städten zu sichern.     Expertise im Landtag Nordrhein-
Mit der geplanten Mietpreisbremse möchte die Bundesregierung in den angespann-          Westfalen gefragt: Thesen
                                                                                        zum demografischen Wandel
ten Mietwohnungsmärkten eine Abkühlung verschaffen und Marktexzesse vermei-
                                                                                        Seite 2
den helfen. Dafür braucht es zeitnahe Daten und Fakten zur Entwicklung der regio-
nalen Märkte. Die Analysen aus der Wohnungsmarktbeobachtung des BBSR geben            n Stadtentwicklung
Bund und Ländern viele Hinweise, wo es regional besonders brennt, und sie schaf-        Soziale Stadt – Leitprogramm
fen die Grundlagen für die Ausgestaltung der vorgesehenen Mietrechtsänderung.           der Städtebauförderung
                                                                                        Seite 4

Mit den kommunalen Wohnungsbeständen haben die Städte, Gemeinden und Land-            n Wohnen und Immobilien
kreise nach wie vor ein gutes Instrument in der Hand, um auch einkommensschwä-          BBSR-Kommunalbefragung 2012
chere Haushalte mit Wohnraum zu versorgen. In einer Kommunalbefragung haben             Seite 6
wir herausgefunden, wie die Städte die Bedeutung der kommunalen Wohnungen             n Bauwesen
einschätzen, wie sie ihre Bestände demografiefest gestalten und energetisch sa-         Kosten energierelevanter Bau-
nieren – ein Schwerpunktbeitrag dieses Hefts.                                           und technischer Anlagenteile
                                                                                        bei der energetischen Sanierung
Mit ganz anderen Problemen als die wachstumsstarken Großstädte haben nach wie           von Nichtwohngebäuden
                                                                                        Seite 8
vor viele Kommunen in Ostdeutschland zu kämpfen. Vielerorts bleibt der Umgang mit
Leerstand auf der Tagesordnung. Ein neues Gutachten liefert gute Gründe für die
Weiterführung des Stadtumbaus im Rahmen der Städtebauförderung.

Viel Spaß bei der Lektüre.

Ihr Harald Herrmann
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
2                                                                            INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Raumentwicklung

Raumentwicklung

                                            Expertise im Landtag Nordrhein-Westfalen gefragt:
                                            Thesen zum demografischen Wandel

                                            Auf Anfrage der Präsidentin des Landtags                        • Der demografische Wandel vollzieht sich in
Kontakt:                                    Nordrhein-Westfalen (NRW) präsentierten                           starker Abhängigkeit von der strukturellen
Dr. Steffen Maretzke                        Dr. Steffen Maretzke und Antonia Milbert am                       Stärke bzw. Schwäche einer Region.
Referat I 1                                 6. Februar 2014 vor der Enquetekommission III                   • Regionale Strukturen ändern sich nur lang-
Raumentwicklung                             Forschungsergebnisse des BBSR zum gesell-                         fristig und prägen deshalb auch zukünftig
steffen.maretzke                            schaftlichen und demografischen Wandel.                           die regional unterschiedliche Betroffenheit
@bbr.bund.de                                Hintergrund ist der Auftrag der Kommission,                       durch den demografischen Wandel.
Antonia Milbert                             die Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte in
                                                                                                            • Da dem demografischen Wandel nur bedingt
Referat I 6                                 Nordrhein-Westfalen unter den Bedingungen
                                                                                                              entgegengewirkt werden kann, sind frühzei-
Raum- und Stadt-                            der Schuldenbremse und des demografischen
beobachtung
                                                                                                              tige aktive Anpassungsmaßnahmen äußerst
                                            Wandels in der Dekade 2020–2030 zu bewer-
antonia.milbert                                                                                               empfehlenswert.
                                            ten. Die Vortragenden stellten folgende Thesen
@bbr.bund.de                                auf:                                                            • Demografische Schrumpfungs- und Alte-
                                                                                                              rungsprozesse erfassen zunehmend mehr
                                                                                                              Regionen. Kompensationseffekte durch
                                                                                                              Wanderungsgewinne können diese Auswir-
                                                                                                              kungen in immer weniger Regionen ausglei-
                                                                                                              chen.
                                                                                                            Auf Basis einer Typisierung der Stadt- und
                                             Münster
                                                                                   Bielefeld                Landkreise Nordrhein-Westfalens (vgl. Kar-
                                                                                                            te) zeigten Dr. Steffen Maretzke und Antonia
                                                                                                            Milbert, dass ihre Thesen den beobachtbaren
                                                                                         Paderborn          Entwicklungen der letzten Jahre entsprechen.
                                                                                                            In diesem Wissen kann davon ausgegangen
                        Duisburg                      Dortmund                                              werden, dass die heutigen regionalen Muster
                                   Essen    Bochum                                                          des demografischen Wandels auch die der
              Krefeld                                 Hagen                                                 Zukunft sein werden. Die demografische Alte-
                          Düsseldorf
                                     Wuppertal                                                              rung wird in allen Regionen NRWs mit hoher
            Mönchen-
            gladbach
                                                                                                            Intensität weiterlaufen, insbesondere in den
                                                                                                            strukturschwächeren Kreisen. Langfristig ist
                                     Köln                      Siegen                                       zu erwarten, dass sich die bestehenden re-
           Aachen
                                                                                                            gionalen Disparitäten zwischen den Wachs-
                                           Bonn                                                             tums- und Schrumpfungsregionen weiter
                                                                                                            verstärken.

                                                                                                            Des Weiteren referierten Dr. Steffen Maretzke
                                                                                         © BBSR Bonn 2014
                                                                                                            und Antonia Milbert über die vielen Regionen
                                                                                                            in NRW, die einen überdurchschnittlich hohen
                                                      Anteil sv-Be-
              Arbeitslose          Brutto-
                                                     schäftigter in
                                                                        Durchschnitts-      Bevölkerungs-
                                                                                                            Anteil an Personen mit Migrationshintergrund
                 je 100        wertschöpfung
              abhängige                              wissensorien-
                                                                           alter der        entwicklung     aufweisen. Der Integrationsbedarf wird sich
                                je Erwerbs-                             Bevölkerung
            Erwerbsperso-      tätigen 2011,
                                                     tierten Dienst-
                                                                            2011,
                                                                                             2000–2011,     voraussichtlich nahezu flächendeckend aus-
                                                        leistungen                          2000 = 100 %
            nen Sept. 2012           in €
                                                       2011, in %
                                                                          in Jahren                         weiten, denn viele Regionen in NRW erwarten
                  -                    ++                 ++                +                   ++          bis 2030 weitere Außenwanderungsgewinne.
                  o                    --                  +                +                    +          Verschärft wird die Herausforderung des de-
                 ++                     -                 --                ++                   +          mografischen Wandels durch dominante Ster-
                 +                      o                  o                --                   o          beüberschüsse, die tendenziell weiter steigen.
                 +                      -                 --                 -                  --          Der künftige, vor allem demografisch begrün-
                 --                     o                  -                 -                  --          dete Handlungsbedarf in NRW lässt sich also
                                                                                                            regionsspezifisch aus dem Zusammenwirken
    Die Typisierung erfolgte auf Basis der Indikatoren Arbeitslosenquote, Kaufkraft je Einwoh-              von Wachstums-, Schrumpfungs- und Alte-
    ner, Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in
    wissensorientierten Dienstleistungen, Breitbandanbindung, Durchschnittsalter der Bevölkerung
                                                                                                            rungsprozessen ableiten. Dies geht einher mit
    Die Ausprägung des Indikators ist:       - - sehr ungünstig; - ungünstig; o durchschnittlich;
                                                                                                            besonderen Herausforderungen für die Hand-
                                             + günstig; + + sehr günstig                                    lungsfelder Daseinsvorsorge, Fachkräfteent-
    Datenbasis: Laufende Raumbeobachtung des BBSR, eigene Berechnungen                                      wicklung, Integration und Wohnungsmarkt.
    Geometrische Grundlage: BKG, Kreise 31.12.2011
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Raumentwicklung                                                                3

„Den Landschaftswandel gestalten! – Bundesweite Übersichten“
Broschüre zum Landschaftswandel und Transformationsdruck 2030

Die Broschüre „Den Landschaftswandel                 Landschaften unterliegen zwangsläufig dem
gestalten – Bundesweite Übersichten“ ist             Wandel, ob natürlich oder menschengemacht.
das erste Ergebnis der aktuellen Koopera-            Deutschland verfügt über ein reiches Mosa-
tion des Bundesamts für Naturschutz (BfN)            ik an Kulturlandschaften, die schon immer
und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und         nutzungsbedingten Veränderungen unterla-
Raumforschung (BBSR). Sie zeigt, wie Kul-            gen. Neu sind jedoch Geschwindigkeit und
turlandschaften verändert werden und wel-            Tragweite des Wandels. Die Transformation
che Regionen welche Trends kennzeichnen.             der Landschaften wird bestimmt durch Fak-
Die Ergebnisse werden dargestellt anhand             toren wie die Energiewende, Agrarpolitik,
von Karten, die den aktuellen Stand des Aus-         Siedlungsexpansion und zunehmend auch
baus erneuerbarer Energien sowie u.a. den            durch die Siedlungsverdichtung sowie durch
Landschaftswandel der letzten 15 Jahre wie-          Schrumpfungs- und Wachstumsprozesse. Im
dergeben (vgl. Karte). Zudem wurde eine flä-         Projekt „Den Landschaftswandel gestalten!“,
chendeckende Typisierung von Deutschlands            aus dem die gleichnamige Broschüre hervor-
Kulturlandschaften erarbeitet. Das BBSR und          gegangen ist, werden Analysen erarbeitet,            Kontakt:
BfN wurden bei der Publikation unterstützt           die Impulse und Handlungsempfehlungen für            Dr. Fabian Dosch
vom Team der Forschungsnehmer der TU                 die bundesweite Diskussion liefern. In drei          Referat I 5
Dresden (Prof. Schmidt), der agl Hartz − Saad,       Modellregionen werden Potenziale, Steue-             Verkehr und Umwelt
von Hage+Hoppenstedt Partner und der Uni-            rungsmöglichkeiten und innovative Ansätze            fabian.dosch@bbr.bund.de
versität Kassel (Prof. Mengel).                      der Raum- und Landschaftsplanung bei der
                                                     Gestaltung von Kulturlandschaften modellhaft
                                                     erprobt und weiterentwickelt. Die Ergebnis-          Weitere Informationen:
                                                     se werden in Form dreier Broschüren veröf-           Die Broschüre kann kosten-
                                                     fentlicht und auf einer Tagung im Herbst 2014        frei bestellt werden bei:
                                                     erörtert.                                            gabriele.bohm@bbr.bund.de

Titelbild der Broschüre
Quelle: C. Schmidt, M. Hofmann, A. Dunkel (Bearb.)

Ausgehend vom derzeitigen Stand werden
in der Broschüre auch die Ausbauziele für
erneuerbare Energien sichtbar gemacht. So
ist bis 2030 auf ca. 46 % des Bundesgebiets
ein erheblicher Transformationsdruck zu er-
warten. Betrachtet man zusätzlich den er-
folgten Landschaftswandel der vergangenen                                                                 Landschaften mit gravierendem
                                                                                                          Landschaftswandel seit 1996
15 Jahre, könnten innerhalb der nächsten
Generation etwa zwei Drittel der gewohnten                                                                    sehr hoch       hoch
Landschaftsbilder der Bundesrepublik in ih-
ren Grundzügen verändert werden. Raumord-
nung und Landschaftsplanung müssen ihre
gesetzlich gewährten Gestaltungsspielräume
ausschöpfen, um Konflikte um die Nutzung
von Kulturlandschaften auszubalancieren.
Deshalb zeigt die Broschüre Wege auf, wie die
Landschafts- und Raumplanung den Ausbau
erneuerbarer Energien begleiten kann.                Quelle: C. Schmidt, M. Hofmann, A. Dunkel (Bearb.)
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
4                                                            INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Stadtentwicklung

Stadtentwicklung

                                    Soziale Stadt – Leitprogramm der Städtebauförderung

                                    In der Koalitionsvereinbarung heißt es: „Das      Frieden beizutragen, indem Stadtteile lebens-
                                    Programm Soziale Stadt werden wir im              werter gestaltet, soziale Spannungen abge-
                                    Rahmen der Städtebauförderung als Leit-           baut, Parallelwelten verhindert, Integration
                                    programm der sozialen Integration weiter-         gefördert und Zukunftsperspektiven beson-
                                    führen.“ Die Soziale Stadt hat das Zeug zum       ders für Kinder und Jugendliche eröffnet wer-
                                    Leitprogramm: Es befasst sich mit der ge-         den. Bereits seit Bestehen des Programms
                                    samtgesellschaftlichen Querschnittsaufgabe        betreibt das BBSR kontinuierlich die Begleit-
                                    der gleichberechtigten Teilhabe und sozialen      forschung zu diesem sozialräumlichen inte-​
                                    Integration im stadträumlichen Kontext.           grativen Ansatz der Städtebauförderung und
                                                                                      schafft die Grundlagen zur Weiterentwick-
                                    Die neue Bundesbauministerin Dr. Hendricks        lung des Programms. Im Fokus stehen derzeit
                                    hat angekündigt, das Programm finanziell          die Vorbereitung der Evaluierung des Pro-
                                    besser auszustatten als bisher. Nach der          gramms und die Modellvorhabenforschung.
                                    Mittelreduzierung im Jahr 2011 auf 28,5 Mio.
                                    Euro und der vergleichsweise geringfügigen        Das Programm ist nach wie vor wertvoll:
                                    Erhöhung auf 40 Mio. Euro in den Jahren 2012      Die Quartiere vieler Städte in Deutschland
                                    und 2013 ist mit der geplanten Aufstockung        sind zunehmend nach dem Sozialstatus ihrer
                                    der Mittel auf 150 Mio. Euro ein klares Signal    Bewohner aufgeteilt und Probleme manifes-
                                    an Länder, Kommunen und alle Akteure ver-         tieren sich räumlich. In Quartieren mit Woh-
                                    bunden, die sich für benachteiligte Stadtteile    nungen im Niedrigpreissegment in schlech-
                                    einsetzen.                                        ter Lage und mit unterdurchschnittlicher
                                                                                      Infrastrukturausstattung leben vorwiegend
Kontakt:                            Die positiven Wirkungen des inzwischen seit       von Armut bedrohte Menschen, darunter
Martina Kocks                       15 Jahren installierten und über 600 Quartie-     überdurchschnittlich viele mit Migrations-
Referat I 4                         re umfassenden Städtebauförderungspro-            hintergrund. Die Soziale Stadt nimmt genau
Regionale Strukturpolitik und       gramms sind unbestritten. Dabei geht es auch      diese benachteiligten Quartiere in den Blick
Städtebauförderung                  um das übergeordnete Ziel, die Gesellschaft       und schafft einen Rahmen für Aktionsräume.
martina.kocks@bbr.bund.de           insgesamt zu stabilisieren und zum sozialen       Auch für die jüngste Entwicklung verstärkter
                                                                                      Zuwanderung gering Qualifizierter aus ost-
                                                                                      europäischen Ländern in bereits belastete
                                                                                      Stadtteile, die einige Kommunen in Deutsch-
                                                                                      land vor neue organisatorische und finanziel-
                                                                                      le Probleme stellt, kann die Soziale Stadt ein
                                                                                      wichtiger Stützpfeiler sein. Das integrierte
                                                                                      Handeln im Sozialraum hat sich zur Bewälti-
                                                                                      gung komplexer Aufgaben bewährt.

                                                                                      Grundsätzlich kann das Programm jedoch
                                                                                      die Probleme nicht alleine lösen. Mitstreiter
                                                                                      aus weiteren Ressorts, aus Unternehmen
                                                                                      und Zivilgesellschaft sind notwendig, um
                                                                                      alle benachteiligten Stadtteile nachhaltig zu
                                                                                      unterstützen. Im Koalitionsvertrag heißt es
                                                                                      dazu: „Es (das Programm Soziale Stadt) bildet
                                                                                      die Grundlage für eine ressortübergreifende
                                                                                      Strategie ‚Soziale Stadt‘, mit der wir additiv
                                                                                      Fördermittel aus Programmen anderer Res-
                                                                                      sorts in Gebieten mit Integrationsanforde-
                                                                                      rungen bündeln.“ Kooperationen mit den Res-
                                                                                      sorts Arbeit und Soziales, Innen, Gesundheit
                                                                                      sowie Familie, Senioren, Frauen und Jugend
                                                                                      bieten sich in besonderer Weise an. Mit eini-
                                                                                      gen Ressortprogrammen wurden bereits gute
Das Programm Soziale Stadt nimmt benachteiligte Quartiere in den Blick                Erfahrungen gemacht, an die angeknüpft wer-
Foto: Christian Rogler/pixelio.de                                                     den kann.
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Stadtentwicklung                                                        5

Wann sind Gemeinden arm?

Im März 2014 überraschte das Statistische        Gemeinden in Haushaltsnotlage – NRW
Bundesamt mit der Meldung, dass sich im
Jahr 2013 für die kommunalen Haushalte ein
Finanzierungsüberschuss von insgesamt rund
1,1 Mrd. Euro errechnet. Hinter dieser guten
Nachricht steckt aber auch eine schlechte.
2013 haben die kommunalen Kassenkredite
fast die 50 Mrd. Euro Grenze erreicht. Die-
se beiden Nachrichten lassen erahnen, dass
die kommunalen Finanzen durch gravierende
regionale Ungleichgewichte geprägt sind. Auf
der einen Seite Städte und Gemeinden, die
zwar nicht reich sind, aber ihre kommunalen
Aufgaben ohne größere Probleme bewältigen
können oder gar durch Investitionsvorhaben
wirtschaftliche Impulse setzen können. Auf
der anderen Seite Städte und Gemeinden,
denen jeglicher finanzieller Spielraum ab-
handen gekommen ist. So habe die Länder
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hes-
sen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein,
Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern
und das Saarland mittlerweile Entschuldungs-
programme für ihre kommunalen Gebietskör-
perschaften aufgelegt. Die Frage nach der
Haushaltsnot ist auch eine Frage der Städte-                                                       Kontakt:
bauförderung. Denn der neue Koalitionsver-                                                         Dr. Markus Eltges
trag formuliert: „… Wir stellen sicher, dass     das BBSR untersuchen. Die Herausforderung         Abteilungsleiter I
auch Kommunen in Haushaltsnotlage nicht          besteht darin, dass es keine bundeseinheit­       Raumordnung und
von der Förderung ausgeschlossen sind.“ In-      lichen Kriterien für die kommunale Haushalts-     Städtebau
wieweit hier Zusammenhänge bestehen, wird        not und damit Armut gibt.                         markus.eltges@bbr.bund.de

Wirtschaft und Stadtentwicklung: 20 neue Pilotprojekte starten

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik hat       teverbund. Am 21. und 22. Mai treffen sich die
sich mit einem offenen Projektaufruf „Stadt-     Vertreter der Pilotprojekte zum ersten Mal, um
entwicklung und Wirtschaft“ auf die Suche        sich über ihre Konzepte auszutauschen.
gemacht nach innovativen Formen der Ver-
bindung zwischen Wirtschaft und Stadtent-        Bislang wurde Wirtschaft im Kontext der
wicklung. Aus über 160 Bewerbungen wurden        Stadtentwicklung häufig auf Fragen der Wirt-      Kontakt:
schließlich 20 Projekte ausgewählt, die vom      schaftsförderung, des Stadtmarketings und
                                                                                                   Stephan Willinger
BBSR unterstützend begleitet werden. Alle        der Gewerbeflächenpolitik begrenzt. In den
                                                                                                   Christiane Kalka
Projekte verbinden ökonomische, soziale und      letzten Jahren sind in diesem Feld jedoch         Referat I 2
stadtentwicklungspolitische Perspektiven,        neue Akteure entstanden, die sich in vielen       Stadtentwicklung
sind ressortübergreifend angelegt und gehen      Fällen nicht mehr den traditionellen Sphären      stephan.willinger
neue Kooperationen ein. Das Spektrum der         Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zuord-    @bbr.bund.de
Pilotprojekte ist vielfältig: Masterpläne ste-   nen lassen, es haben sich Produktionsweisen       christiane.kalka@bbr.bund.de
hen neben Crowdfunding-Projekten, virtuelle      geändert und routinierte Wege verschoben –
Innenstadt-Portale neben Imkereien und ur-       Anlass für die Nationale Stadtentwicklungs-
baner Landwirtschaft. Die räumlichen Maß-        politik, innovative Strategien in der Praxis zu   Weitere Informationen:
stabsebenen reichen vom Quartier über die        beobachten und auf ihre Übertragbarkeit hin       www.nationale-stadt-
Gesamtstadt bis hin zum überregionalen Städ-     zu überprüfen.                                    entwicklungspolitik.de
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
6                                                                         INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Wohnen und Immobilien

Wohnen und Immobilien

                                              BBSR-Kommunalbefragung 2012

                                              Kommunen in Deutschland verfügen traditi-                            aktualisieren. Die Befragung baute auf dem
                                              onell über kommunale Wohnungsbestände                                Forschungsprojekt „Strategien der Kommu-
                                              und -unternehmen zur Versorgung der Be-                              nen für ihre kommunalen Wohnungsbestän-
                                              völkerung mit angemessenem und bezahl-                               de“ auf, im Zuge dessen bereits 2009 eine
                                              barem Wohnraum. Heute steht weniger die                              Kommunalbefragung durchgeführt wurde.
                                              rein quantitative Versorgung mit Wohnraum
                                              im Vordergrund als vielmehr die Anpassung                            Themen der Befragung
                                              des Wohnungsangebotes an veränderte An-
                                              forderungen wie die Versorgung von einkom-                           Entsprechend der aktuellen Herausforde-
                                              mensschwachen Haushalten, die Erfüllung                              rungen setzte die Befragung inhaltliche
                                              klimapolitischer Ziele und die zunehmende                            Schwerpunkte in den Bereichen soziale
                                              Alterung der Bevölkerung. Diesen Herausfor-                          Wohnraumversorgung, Altersgerechtigkeit
                                              derungen müssen sich auch die Kommunen                               und energetische Modernisierung. Darüber
                                              stellen – und dies bei anhaltender Finanz-                           hinaus wurden Informationen zur Wohnungs-
                                              knappheit. Zugleich wurde die Bedeutung                              markt- und Finanzsituation in den Kommunen
                                              der kommunalen Wohnungsbestände für die                              sowie zur Bedeutung, zu Strukturmerkmalen
                                              Erfüllung wohnungs- und stadtentwicklungs-                           und zu Veränderungen des Umfanges des
                                              politischer Aufgaben in den letzten Jahren im                        kommunalen Wohnungsbestandes erfasst.
                                              Zusammenhang mit dem Verkauf kommunaler
                                              Wohnungen intensiv diskutiert.                                       Knapp 2 Mio. kommunale Wohnungen
                                                                                                                   erfasst
                                              Bundesweite Kommunalbefragung
                                                                                                                   Von den angeschriebenen Städten, Gemein-
                                              Vor diesem Hintergrund hat das BBSR im Jahr                          den und Landkreisen haben 1 431 an der Befra-
                                              2012 eine bundesweite Befragung aller Städ-                          gung teilgenommen, was einer Rücklaufquote
                                              te und Gemeinden ab 5 000 Einwohnern und                             von 44,5 % entspricht. Hinsichtlich des um-
Kontakt:                                      aller Landkreise zur kommunalen Wohnraum-                            fangreichen und komplexen Fragebogens, der
                                              versorgung und zu kommunalen Wohnungs-                               mitunter einen erheblichen Arbeitsaufwand
Gudrun Claßen
Referat II 13                                 beständen durchgeführt. Ziel der Befragung                           für die Kommunen implizierte, ist diese Rück-
Wohnungs- und                                 war es, einschlägige Grundlageninformatio-                           laufquote als sehr gut einzuschätzen.
Immobilienwirtschaft                          nen zu erhalten sowie die Ergebnisse der vor-
gudrun.classen@bbr.bund.de                    angegangenen Befragung zu vertiefen und zu                           Durch die Befragung wurden insgesamt
                                                                                                                   knapp 2 Mio. kommunale Wohnungen erfasst,
                                                                                                                   die sich im Eigentum von 785 Städten, Ge-
                                                                                                                   meinden und Landkreisen befinden. Fast alle
                                                                                                                   Wohnungen entfallen auf Städte und Gemein-
                                                                                                                   den, nur wenige Wohnungen (knapp 53 000)
in %
60                                                                                                       57 %      sind in der Hand von Landkreisen. Der weitaus
                                                                                                                   größte Anteil der Wohnungen (1,73 Mio. Woh-
50
                                                                                                                   nungen) entfällt auf Wohnungsunternehmen,
40       37 %                                                                                                      an denen Kommunen direkt beteiligt sind. Da-
                            32 %
30
                                                                                                                   rüber hinaus befinden sich rund 196 000 Woh-
                                              20 %                                                                 nungen in indirekten Beteiligungen und knapp
20                                                                                                                 69 000 Wohnungen im unmittelbaren Eigen-
                                                    12 %               11 %              11 %
10                                 7%                             6%                                               tum der Kommunen. Nach Gemeindegrößen-
                2%                                                                  3%              3%
                                                                                                                   klassen differenziert wird deutlich, dass sich
0
       5 000 bis unter   10 000 bis unter   20 000 bis unter   50 000 bis unter    100 000 bis                     der kommunale Wohnungsbestand auf große
            10 000            20 000             50 000            100 000        unter 200 000    200 000 und     Städte und Gemeinden konzentriert (siehe
          Einwohner        Einwohner           Einwohner          Einwohner        Einwohner      mehr Einwohner
                                                                                                                   Abbildung).
       Städte und Gemeinden                    kommunale Wohnungen
       n = 1264                                n = 1,95 Mio.
                                                                                                                   Die erhobenen Informationen der Kommu-
Verteilung der mit der Befragung erfassten Städte/Gemeinden und kommunalen                                         nalbefragung werden derzeit umfassend
Wohnungen nach Gemeindegrößenklassen                                                                               analysiert und die Ergebnisse demnächst
Quelle: BBSR-Kommunalbefragung 2012                                                                                veröffentlicht.
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Wohnen und Immobilien                                                  7

Analyse des Handels mit Mietwohnungsportfolios anhand
der BBSR-Datenbank „Wohnungstransaktionen“

Seit Ende der 1990er Jahre finden in Deutsch-    erwartungen die erworbenen Bestände nicht
land verstärkt Immobilientransaktionen grö-      gewinnbringend veräußern konnten, sondern
ßerer Wohnungsbestände statt. Dabei treten       zunächst in eine Bewirtschaftung der Woh-
die öffentliche Hand, traditionelle Unterneh-    nungen übergingen. Die gegenwärtige Erho-
men der privaten Wohnungswirtschaft sowie        lung des Marktes erleichtert eine Realisierung
ausländische Investoren als Marktakteure         der Investorenziele, was in einer erneuten Zu-
auf. Um die Entwicklungen der Handelsaktivi-     nahme des Verkaufsgeschehens resultiert,
täten und in der Folge den Wandel der Anbie-     die bis heute anhält. Dabei wählen Investoren
terstrukturen auf dem Mietwohnungsmarkt          seit kurzem auch verstärkt den Weg des Bör-
zu beobachten, hat das BBSR die Datenbank        sengangs als Ausstieg aus ihrem Investment.
„Wohnungstransaktionen“ eingerichtet. Seit       Der sukzessive Verkauf von Anteilen an der
1999 wird das Transaktionsgeschehen großer       Börse führt zu einer diversifizierten Eigen­
Wohnungsportfolios ab 800 Wohneinheiten          tümerstruktur mit einer Vielzahl von Anteils-
bzw. der Verkauf von Wohnungsunternehmen         eignern mit unterschiedlichen Interessen.
in diesem Rahmen erfasst und analysiert.
                                                 Aufgrund der Markterholung ist das Trans-
Das Transaktionsverhalten für Mietwoh-           aktionsvolumen im Jahr 2013 wieder auf das       Kontakt:
nungsportfolios hatte sich in den letzten        Niveau von vor der Finanzmarktkrise angestie-    Jonathan Franke
Jahren deutlich gewandelt. Der Einbruch der      gen. Die aktuellen Ergebnisse und Analysen       Referat II 13
Verkaufstätigkeiten als direktes Ergebnis der    zum Transaktionsgeschehen in Deutschland         Wohnungs- und
Finanzmarktkrise im Jahr 2008 hatte zur Fol-     werden in Kürze in der Reihe BBSR-Analysen       Immobilienwirtschaft
ge, dass Investoren mit kurzfristigen Rendite­   KOMPAKT veröffentlicht.                          jonathan.franke@bbr.bund.de

Stadtumbau in den neuen Ländern weiterhin unverzichtbar –
Gutachten zeigt hohen Bedarf
Die Weiterführung des Stadtumbaus in den         ausgelaufene Altschuldenhilfe untersucht.
neuen Ländern wird auch mittelfristig un-        Insgesamt besteht kein Bedarf mehr an einer
verzichtbar sein. Die Wohnungsleerstände         allgemeinen Entlastung der Wohnungswirt-
werden ohne weiteren Rückbau wieder deut-        schaft. Vielmehr erscheinen in besonders
lich zunehmen, allerdings in einer anderen       betroffenen Regionen und Städten gezielte
Verteilung.                                      Anreize für diejenigen Eigentümer sinnvoll,
                                                 die sich aktiv an der Aufwertung von Bestän-
Mehr als drei Viertel des Wohnungsbestan-        den und am weiteren Rückbau beteiligen. Das
des in den neuen Ländern (ohne Berlin) befin-    Gutachten empfiehlt die Einführung eines
det sich in Städten und Regionen, die bis 2030   Investitionsbonus als Zuschussförderung
weiter stark schrumpfen, meist mit einem         für Eigentümer, die in einer von der Kommu-
Rückgang der Haushalte um 10 % und mehr.         ne festgelegten Gebietskulisse mit Aufwer-
Das im Auftrag des BMUB und BBSR durch           tungspriorität investieren. Ein erhöhter Bonus
das IfS Berlin und die B.B.S.M. in Potsdam       wird Eigentümern gewährt, die zielgerecht        Kontakt:
erstellte Gutachten „Anreizinstrumente für       abreißen.                                        Mathias Metzmacher
Investitionen im Stadtumbau Ost – Alternati-                                                      Referat II 12
ven zur Altschuldenhilfe“ zeigt auf, wie hoch    Das Gutachten schlägt außerdem vor, wie          Wohnen und Gesellschaft
der Bedarf an einer Unterstützung von Rück-      die bewährten Instrumente des Stadtum-           mathias.metzmacher
bau und Aufwertung in Zukunft sein wird und      baus in den neuen Ländern noch bedarfs-          @bbr.bund.de
welche instrumentellen Konsequenzen sich         gerechter ausgestaltet und genutzt werden
daraus ergeben.                                  können, u.a. der Programmteil Sanierung,
                                                 Sicherung und Erwerb von Altbauten im Pro-       Weitere Informationen:
Das Gutachten hat zudem den Bedarf und die       gramm Stadtumbau Ost, die Wohnraumför-           www.bbsr.bund.de
mögliche Ausgestaltung alternativer Anreiz-      derung der Länder sowie die städtebaulichen      > Veröffentlichungen
instrumente für die mit dem Jahresende 2013      Entwicklungskonzepte.                            > BBSR-Online-Publikation
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
8                                                                                       INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Bauwesen

Bauwesen

                                    Kosten energierelevanter Bau- und technischer Anlagenteile
                                    bei der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden

                                     Valide und differenzierte Kostenkennwerte                                                       zusammengetragen. Ziel der Datenauswer-
                                     für Sanierungsmaßnahmen im Baubereich                                                           tung war es, praxisnahe Möglichkeiten zur
                                     sind wesentlich für die Abschätzung der                                                         Erstellung belastbarer Kostenprognosen zu
                                     Wirtschaftlichkeit zukünftiger energetischer                                                    schaffen.
                                     Sanierungen und die präzise Kalkulation
                                     der entstehenden Gesamtkosten. Für den                                                          Die ausgewerteten Daten bzw. die daraus ab-
                                     Nichtwohnungsbau sind Kostenkennwerte                                                           geleiteten Kostenfunktionen erlauben Kosten-
                                     im Gegensatz zum Wohnungsbau jedoch nur                                                         schätzungen für Maßnahmen an der Gebäude-
                                     in begrenztem Maße verfügbar und unter                                                          hülle (Dämmung von Außenwänden und des
                                     Umständen nicht unmittelbar auf Verwal-                                                         oberen bzw. unteren Gebäudeabschlusses,
                                     tungsbauten, insbesondere Bundesbauten,                                                         Einbau neuer Fenster) sowie für anlagentech-
                                     anwendbar.                                                                                      nische Maßnahmen (Einbau von Wärmeerzeu-
                                                                                                                                     gungsanlagen mit Brennwert- und Holzkes-
                                     Auf Basis einer Analyse bereits abgerechne-                                                     seln, Solarkollektoren, Rohrleitungsnetzen,
                                     ter Sanierungsmaßnahmen aus dem Energie-                                                        Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung,
                                     einsparprogramm für Bundesliegenschaften                                                        Heizkörpern).
                                     (EEP) wurde seitens des BBSR der Versuch
                                     unternommen, einen Katalog mit spezifi-                                                         Die Kostenstruktur einer energetisch wirksa-
                                     schen Kostenkennwerten, differenziert nach                                                      men (Sanierungs-) Maßnahme kann durch ein
                                     Voll- und energetisch bedingten Kosten, zu                                                      allgemeines Kostenmodell beschrieben wer-
                                     erzeugen.                                                                                       den, das sich aus den fixen, nicht energetisch
                                                                                                                                     wirksamen Kosten sowie einem variablen,
                                     Aufbauend auf der BBSR-Studie wurde in-                                                         energetisch wirksamen Kostenanteil zusam-
Kontakt:                             nerhalb des Zukunft-Bau-Projektes „Kosten                                                       mensetzt. Die Voll- bzw. energetisch beding-
Jörg Lammers                         energierelevanter Bau- und technischer An-                                                      ten Kosten sind abhängig vom Grad der ener-
Referat II 7                         lagenteile bei der energetischen Sanierung                                                      getischen Verbesserung (siehe Abbildung).
Energieoptimiertes Bauen             von Nichtwohngebäuden/Bundesliegenschaf-
joerg.lammers@bbr.bund.de            ten“ ein Großteil der zugänglichen Kostenda-                                                    Die aus dem allgemeinen Kostenmodell abge-
                                     ten der geförderten Sanierungsmaßnahmen                                                         leiteten spezifischen Funktionen ermöglichen
                                     des EEP und des Konjunkturprogramms II ge-                                                      die Berechnung der jeweiligen Sanierungskos-
Weitere Informationen:               sichtet und ausgewertet. Dabei wurden Daten                                                     ten einer bestimmten Maßnahme in Abhängig-
www.forschungsinitiative.de          zu etwa 170 Objekten aus elf Bundesländern                                                      keit von der energetischen Verbesserung. So
                                                                                                                                     können beispielsweise die durchschnittlichen,
                                                                                                                                     flächenspezifischen Vollkosten eines Wärme-
                                                                                                                                     dämmverbundsystems in Abhängigkeit von
                                                                                                                                     einer äquivalenten Dämmstoffstärke kalku-
                               Energetische Verbesserung                                                                             liert werden. Letztere kombiniert die Dicke
                              gegenüber Ausgangszustand
                                                                                                                                     eines Isoliermaterials mit einer bestimmten
                                                                                                                                     energetischen Güte. Hierdurch können unter-
                                                                                          Energetisch bedingte Kosten

                                                           Variabler Kostenanteil der
                                                                energetischen
                                                                                                                                     schiedliche Dämmstoff­dicken und -qualitäten
                                                                Verbesserung                                                         miteinander verglichen werden.
Kosten

                                                                                                                        Vollkosten

                                                               Grundkosten für
                                                                energetische                                                         Der Endbericht des Forschungsprojektes wird
                                                                Verbesserung
                                                                                                                                     in Kürze auf der Internetplattform der For-
                                                                                                                                     schungsinitiative Zukunft Bau zu finden sein.
                                                                                          Ohnehinkosten

                                                            Maßnahmenkosten ohne
                                                                energetische
                                                                                                                                     Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind
                                                               Verbesserung                                                          außerdem in Form eines neuen Moduls der
                                                                                                                                     Planungs- und Kostendatenbank der Länder
                         Grad der energetischen Verbesserung                                                                         und des Bundes (PLAKODA) aufbereitet wor-
Allgemeines, schematisches Kostemmodell energierelevanter Bau- und                                                                   den. Dieses Modul ist ab der nächsten Aktu-
technischer Anlagenteile                                                                                                             alisierung des PLAKODA-Gesamtprogramms
Quelle: iTG Dresden                                                                                                                  verfügbar.
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Bauwesen                                                                       9

Ressourceneffizienz im Bauwesen unterstützt
Nachhaltigkeitsstrategie

Im Juni 1992 wurden auf der Umweltkonfe-         Um den Erkenntnisstand zu verbessern, tagt
renz in Rio die Grundlagen der nachhaltigen      im BMUB seit März 2013 regelmäßig der Run-
Entwicklungsbestrebungen der Nationen            de Tisch Ressourceneffizienz im Bauwesen.
festgelegt. Zehn Jahre später stellte Deutsch-   Ziel ist es, im Dialog mit den Akteuren des Bau-           Kontakt:
land seine nationale Nachhaltigkeitsstrategie    wesens die Ressourceneffizienz im Bauwesen                 Claus Asam
vor. Der schonende und effiziente Umgang mit     zu steigern und realitätsnäher abzubilden. Das             Referat II 6
Rohstoffen spielt dabei eine wichtige Rolle.     BBSR unterstützt den Prozess mit aktuellen                 Bauen und Umwelt
                                                 Forschungsprojekten.                                       claus.asam@bbr.bund.de
Die Indikatorenberichte des Statistischen Bun-
desamts dokumentieren seit 2004 den Stand
der nachhaltigen Entwicklung Deutschlands.
Der Indikator Rohstoffproduktivität misst die
Effizienz des Rohstoffeinsatzes und soll nach
Vorgabe der Bundesregierung bis 2020 gegen-
über 1994 verdoppelt werden. Er bezieht sich
auf das Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt zu
erwirtschaftetem abiotischen Primärmaterial
(im Inland aus der Natur entnommene sowie
importierte Rohstoffe und Güter); land- und
forstwirtschaftliche Erzeugnisse werden nicht
betrachtet. Zudem werden die Güter, die hin-
ter dem Material stecken, nicht differenziert.
Abraum und Abfall der Güterherstellung au-
ßerhalb Deutschlands bleiben ebenfalls unbe-
rücksichtigt. Aufgrund dieser Betrachtungs-
weise wird dem Bauwesen, das im Vergleich zu
anderen Wirtschaftszweigen naturgemäß mit
großen Massen agiert, in zu pauschaler Weise     Entwicklung der Rohstoffproduktivität in Deutschland seit 1994
die Hälfte des Indikators zugeschrieben.         Quelle: Statistisches Bundesamt, Indikatorenbericht 2012

Neues aus dem Netzwerk der Effizienzhäuser Plus

Mit 35 Modellhäusern hat das 2011 ins Leben      „Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität“ in
gerufene Netzwerk der Effizienzhäuser Plus       Berlin liegen erste Messergebnisse nach
mittlerweile einen großen Pool aufbauen          einem erfolgreichen Testlauf mit einer Test-
können, um innovative Ansätze für höchste        familie vor: In zwölf Monaten generierte die
Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu er-   Photovoltaikanlage 13 306 kWh, demgegen-
proben. Zum Einsatz kommen vielfältige Bau-      über stand ein gebäudebezogener Energiever-
technologien in Kombination mit Energiege-       brauch von 12 400 kWh. Der Überschuss von
winnungssystemen. Das Netzwerk bildet die        906 kWh wurde für die Elektromobilität mitge-
dritte Programmsäule der vom BBSR koordi-        nutzt. Nach kleineren Umbauten zur Steige-
nierten Forschungsinitiative Zukunft Bau und     rung der Energieeffizienz geht das Pilotprojekt
unterstützt deutschlandweit 35 Bauherren,        ab Mai 2014 mit einer neuen Testfamilie in die
deren neu errichtete oder sanierte Wohnge-       zweite Betriebsphase.
bäude mehr Energie produzieren, als für deren
Betrieb notwendig ist. Das Netzwerk leistet      Einen Einblick in die technologischen Entwick-
damit einen Beitrag zur Verwirklichung eines     lungen und erste Ergebnisse des Monitorings                Kontakt:
klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050.         bietet die Broschüre „Wege zum Effizienzhaus               Geschäftsstelle Forschungs-
                                                 Plus“. Sie richtet sich an Architekten, Planer             initiative Zukunft Bau
Aktuell gehen die meisten Modellhäuser           und Bauherren und kann über die Geschäfts-                 Referat II 3
in das erste Betriebsjahr. Zum Pilotprojekt      stelle kostenfrei bezogen werden.                          zb@bbr.bund.de
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR Nr. 2 / April 2014
10                                                           INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Veröffentlichungen

Veröffentlichungen

Städtische Öffentlichkeit – öffentliche                                  den. Für öffentliche Auftraggeber bedeutet das PQ-Verfahren
Stadträume                                                               weniger Zeitaufwand und Kostenersparnis, wenn sie ihrer
                                                                         Verpflichtung zur Eignungsprüfung durch den Zugriff auf
                                                                         die PQ-Liste nachkommen. Das PQ-Verfahren hat sich nach
BBSR-Berichte KOMPAKT 01/2014                                            anfänglich zögerlichem Start inzwischen auf Bundesebene
Hrsg.: BBSR, Bonn 2014                                                   weitgehend etabliert. Die BBSR-Veranstaltung „Evaluierung
Kostenfrei zu beziehen bei: rita.kluetsch@bbr.bund.de                    des PQ-Systems“, dokumentiert in dieser Publikation, diente
Stichwort: BBSR-Berichte KOMPAKT 01/2014                                 dem Erfahrungsaustausch nach sieben Jahren Präqualifika-
                                                                         tion.
Das Erleben urbaner Öffentlichkeit in den Straßen, auf Plätzen
und in Parks lassen Städte attraktiv erscheinen. Kommunen
gestalten öffentliche Räume in zentralen Lagen, um ihr Image
zu stärken. Das Ideal städtischer Öffentlichkeit zählt zum Leit-
bild der „Europäischen Stadt“. Im kollektiven Gedächtnis eu-
ropäischer Stadtgesellschaften gilt Öffentlichkeit als Garant
für Demokratie und die Entwicklung einer Zivilgesellschaft.
Öffentliche Räume haben somit stadtpolitische Bedeutung.

Die Tagung „Städtische Öffentlichkeit – öffentliche Stadt-
räume“ widmete sich einer Bestandsaufnahme im Span-
nungsfeld von Theorie und Praxis. Welche Vorstellungen von
Öffentlichkeit gibt es in den Städten? Inwieweit sind sie mit
planerischen Konzepten öffentlicher Stadträume verknüpft?
Und wer definiert sie? Diese und weitere Fragen waren Ge-
genstand der Diskussion der Tagung.
                                                                         Für öffentliche Auftraggeber bedeutet das PQ-Verfahren Zeit- und
                                                                         Kostenersparnis
                                                                         Foto: Romelia/pixelio.de

                                                                         Zuletzt erschienen
                                                                         13. Werkstattgespräch: Kunst am Bau, im Raum, am Platz,
                                                                         vor Ort – Über das Verhältnis von Kunst am Bau und Kunst
                                                                         im öffentlichen Raum
                                                                         BMUB-Sonderveröffentlichung
                                                                         Hrsg.: BMUB, Berlin 2014
                                                                         Kostenfrei zu beziehen bei: KunstAmBau@bbr.bund.de
Öffentlicher Raum bringt die Menschen einer Stadt zusammen               Stichwort: 13. Werkstattgespräch
Foto: Sturm/Weiske
                                                                         Der Markt für Wohn- und Gewerbeimmobilien in
                                                                         Deutschland
                                                                         BBSR-Online-Publikation 01/2014
Evaluierung des PQ-Systems: Dokumentation                                Hrsg.: BBSR, Bonn 2014
der Fachtagung                                                           Kostenfreier Download verfügbar auf: www.bbsr.bund.de

                                                                         Leitfaden zur Gründung eines EVTZ für Akteure der
BBSR-Online-Publikation 03/2014                                          grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
Hrsg.: BBSR, Bonn 2014                                                   BMVI-Sonderveröffentlichung
Kostenfreier Download verfügbar auf: www.bbsr.bund.de                    Hrsg.: BMVI, Berlin 2014
                                                                         Kostenfreier Download verfügbar auf: www.bbsr.bund.de
Seit 2006 gibt es die sogenannte Präqualifikation von Bau-
unternehmen. Die Unternehmen des Bauhaupt- und Bau-
nebengewerbes haben die Möglichkeit, alle vorzulegenden                     Weitere Veröffentlichungen finden Sie unter:
Eignungsnachweise gemäß § 6 VOB/A durch eine neutrale                       www.bbsr.bund.de > Veröffentlichungen
Stelle prüfen zu lassen und in einer PQ-Liste geführt zu wer-
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – www.bbsr.bund.de                                                        11

                                                                                                           www.bbsr.bund.de

Raumentwicklung
Wettbewerb „Menschen und Erfolge“                                     Urbane Strategien zum Klimawandel: Kommunale Strategien
Die vierte Runde des Wettbewerbs „Menschen und Erfolge“               und Potenziale
startet jetzt unter dem Motto „Orte der Kultur und Begeg-             Welche Möglichkeiten haben Kommunen, um auf Folgen des
nung – Ländliche Räume lebens- und liebenswert erhalten“.             Klimawandels zu reagieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt
Gesucht werden Menschen, die sich erfolgreich für eine                des nun abgeschlossenen Forschungsvorhabens. In Modell-
nachhaltige Infrastrukturversorgung in ländlichen Räumen              vorhaben wurden hierzu Maßnahmen umgesetzt, die zudem
engagieren. Denn Orte der Kultur und Begegnung prägen                 auch andere Probleme der Stadtentwicklung einbeziehen.
wesentlich die Lebensqualität ländlicher Räume und bieten             Besonderes Augenmerk lag darauf, welche öffentlichen und
zugleich vielfältige Ansatzpunkte für ehrenamtliches und              privaten Akteure sich einbringen und welche Planungsinstru-
zivilgesellschaftliches Engagement.                                   mente dabei zur Verfügung stehen. Analysen der Klimafolgen
Programme > MORO > Initiativen                                        sind bisher noch unsicher. Der Umgang mit dieser Unsicher-
                                                                      heit stellte sich als besonders schwierig heraus.
Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel                            Programme > ExWoSt > Forschungsfelder
Im Modellvorhaben der Raumordnung „Raumentwicklungs-
strategien zum Klimawandel“ – kurz KlimaMORO – wurden in              klimastadtraum.de – BBSR-Informationsportal zur
acht Modellregionen regionale Klimaanpassungsstrategien               Klimaanpassung in Stadtregionen
entwickelt und erprobt. Im Fokus standen die Handlungsfel-            Klimaschutz und Klimaanpassung sind Herausforderungen,
der Küstenschutz, vorsorgender Hochwasserschutz, Biokli-              die Kommunen und Regionen neben vielen anderen Pflicht-
ma/Siedlungsklima und Klimaschutz.                                    aufgaben zu bewältigen haben. Das Portal klimastadtraum.de
Programme > MORO > Forschungsfelder                                   vermittelt zu vielen Fragen dieses Themenfeldes Informa­
                                                                      tionen an kommunale und regionale Akteure. Im Vordergrund
                                                                      stehen dabei Ergebnisse aus den Forschungsfeldern Stadt-
Stadtentwicklung                                                      Klima, KlimaMORO sowie ImmoKlima, in welchen u.a. praxis-
                                                                      relevante Werkzeuge, gute Beispiele, Handlungshilfen des
Aktive Stadt- und Ortsteilzentren                                     Bundes und der Modellvorhaben sowie zahlreiche Arbeitshil-
Mit den Finanzhilfen im Programm „Aktive Stadt- und Orts-             fen erarbeitet wurden. Das Portal erleichtert den Zugang zu
teilzentren“ unterstützen Bund und Länder die Gemeinden bei           verstreut liegenden Informationen und bietet methodischen
der Bewältigung struktureller Schwierigkeiten in den zentra-          und fachlichen Rat. Die Ergebnisse sind in Kurzfilmen zu den
len Stadt- und Ortsbereichen. Nach sechs Jahren Laufzeit              Forschungsfeldern und einzelnen thematischen Aspekten
wird nun eine Zwischenevaluierung des Bund-Länder-Pro-                dokumentiert, die über eine Web-Applikation modular und
gramms durchgeführt.                                                  zielgerichtet abrufbar sind. Künftig werden Ergebnisse aus
Themen > Stadtentwicklung > Städtebauförderung > Forschungsprojekte   aktuellen Forschungsvorhaben eingespeist.
                                                                      www.klimastadtraum.de
Regionale Baukultur und Tourismus
Regionale Baukultur und Tourismus sind bisher weitgehend
zwei Welten, zwischen denen es nur wenig Kommunikation
und Austausch gibt. Das ist erstaunlich, denn beide könnten
viel mehr von einer strukturierten und zielgerichteten Zu-
sammenarbeit profitieren. Wie das genau aussehen könnte,
ist Gegenstand des neuen Forschungsprojektes „Regionale
Baukultur und Tourismus“.
Programme > ExWoSt > Studien

Unternehmen und Stiftungen für die soziale
Quartiersentwicklung
Die erste Erfahrungswerkstatt fand vom 5. bis 6. Juni 2013 in
Nürnberg mit 17 Vertretern der acht Modellvorhaben statt. Da
die Modellvorhaben erst Anfang 2013 ihre Arbeit aufgenom-
men hatten und somit noch am Beginn ihrer Projekte standen,           Screenshot des Informationsportals klimastadtraum.de
diente die Veranstaltung den Teilnehmenden dazu, sich im              Quelle: BBSR
Zuge von Berichten, Gesprächsrunden, Diskussionen sowie
Fachbeiträgen kennenzulernen und einen Überblick über die
Ziele und Vorgehensweisen der anderen Modellvorhaben zu
verschaffen.
Programme > ExWoSt > Forschungsfelder
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Wohnen und Immobilien                                                     Bauen und Architektur
Strategien der Anbieter von Mietwohnungen und Selbst­                     Entwicklung eines Sanierungsindikators für den
nutzer auf eine verminderte Nachfrage in sich entspannen-                 Wohnungs- und Nichtwohnungsbau
den Wohnungsmärkten                                                       Bestandsmaßnahmen besitzen im Bausektor seit Jahren ein
In den kommenden Jahren werden die meisten Regionen                       höheres Gewicht als Neubaumaßnahmen. Dies gilt sowohl für
Deutschlands vom demografischen Wandel betroffen sein –                   den Wohnungsbau als auch für den Nichtwohnungsbau. Die
mit erheblichen Auswirkungen auf die Nachfrage in den be-                 Studie soll die Machbarkeit einer unterjährigen Beobachtung
troffenen Wohnungsmärkten. Wie reagieren die Anbieter von                 des Umfangs der Bestandsmaßnahmen untersuchen. Ziel ist
Mietwohnungen und Selbstnutzer auf diese Veränderungen?                   die Entwicklung eines Indikators, der das Sanierungsvolumen
Das Forschungsvorhaben untersucht die Verhaltensweisen                    zeitnah beschreibt und welcher mit Hilfe geeigneter Frühindi-
verschiedener Anbietergruppen vor dem Hintergrund unter-                  katoren prognostiziert werden kann.
schiedlicher Ausgangsbedingungen und zeigt die möglichen                  Programme > Zukunft Bau > Auftragsforschung > Wertschöpfungs-
Folgen für die Wohnungsmärkte auf. Erste Zwischenergeb-                   kette Bau
nisse liegen nun vor.
Programme > ExWoSt > Studien                                              Vorlage und Überprüfung der Eignungsnachweise
                                                                          nach § 6 VOB/A in der Praxis
Starke Mietsteigerungen vor allem in guten Wohnlagen –                    Nach den Vorgaben der Vergabe- und Vertragsordnung für
innerstädtische Unterschiede nehmen zu                                    Bauleistungen (VOB/A) sind Bewerber oder Bieter vor der
Die Neu- und Wiedervermietungsmieten sind in den vergan-                  Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen zwingend auf ihre
genen Jahren deutlich gestiegen. Vor allem in den wachsen-                Eignung für die zu vergebende Leistung zu überprüfen. Die
den Großstädten wird der Abstand zu den ortsüblichen Ver-                 Aufgabe des vorliegenden Forschungsvorhabens bestand
gleichsmieten größer. Das geht aus einer aktuellen Analyse                darin, den Ablauf der Eignungsprüfung bei öffentlichen Ver-
des BBSR für Berlin, Bonn, Frankfurt/Main, Hamburg, Hanno-                gabestellen zu evaluieren, ggf. bestehendes Fehlverhalten
ver, München und Kiel hervor.                                             aufzudecken und Ursachen dafür zu identifizieren.
Themen > Wohnen und Immobilien > Immobilienmarkt-Beobachtung >            Programme > Zukunft Bau > Auftragsforschung > Rahmenbedingungen
Projekte und Fachbeiträge
                                                                          Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit des Informations-
                                                                          portals Nachhaltiges Bauen
                                                                          Die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden der öffentli-
                                                                          chen Hand ist ein wichtiges Element in der Politik der Bundes-
                                                                          regierung. Um das hierfür geschaffene Bewertungssystem
                                                                          Nachhaltiges Bauen (BNB) besser nutzbar zu machen, wur-
                                                                          de dieses aus dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen
                                                                          ausgegliedert und mit Komfortfunktionen zur Verwaltung der
                                                                          Steckbriefe für die unterschiedlichen Gebäudetypen verse-
                                                                          hen. Weiterhin wurde ein Netzwerkbereich zur Verwaltung
                                                                          laufender Projekte einrichtet, um die Interaktivität zwischen
                                                                          der BNB-Redaktion und den Netzwerkkoordinatoren zu
                                                                          steigern.
                                                                          Programme > Zukunft Bau > Auftragsforschung > Nachhaltiges Bauen,
                                                                          Bauqualität

                                                                          Datenanalyse bei Nichtwohngebäuden – Erfassung
Insbesondere gute Wohnlagen sind in vielen Städten von Mietsteigerungen
                                                                          und Quantifizierung von Energieeinspar- und
betroffen
                                                                          CO2-Minderungspotenzialen
Foto: Alexander Schürt, BBSR
                                                                          Bislang ist der Gebäudebestand in seiner Gesamtheit in
                                                                          Deutschland nur unzureichend erfasst. Insbesondere für
BBSR-Expertenpanel Immobilienmarkt                                        Nichtwohngebäude fehlen in Bezug auf Quantität und ener-
Das BBSR-Expertenpanel Immobilienmarkt wird seit 2007                     getische Qualität verlässliche Zahlen. Innerhalb des Projek-
halbjährlich im Auftrag des BMUB erhoben und befragt die                  tes wurde eine Typologie der Nichtwohngebäude als Grund-
teilnehmenden Marktakteure zu den Immobilienmarktseg-                     lage für die mengenmäßige Abschätzung des Bestandes an
menten Wohnen, Büro, Einzelhandel und Logistik. Aktuell                   Nichtwohngebäuden und deren energetische Qualitäten
liegen die Ergebnisse der 12. Expertenbefragung (Erhebungs-               entwickelt.
zeitraum 1. Halbjahr 2013 bis 2. Halbjahr 2013) vor.                      Programme > Zukunft Bau > Auftragsforschung > Nachhaltiges Bauen,
Themen > Wohnen und Immobilien > Immobilienmarkt-Beobachtung >            Bauqualität
Projekte und Fachbeiträge
INFORMATIONEN aus der Forschung des BBSR, Nr. 2/2014 – Gremienarbeit                                                      13

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Forschung zu Starkregen: Behördenleiter
unterzeichnen Projektvereinbarung
Starke Regenfälle mit Sturzfluten häufen sich, und damit auch
die Schäden an Gebäuden, Straßen, Schienen und Versor-
gungsnetzen. Raum- und Stadtplanung müssen sich darauf
einstellen. Informationen, Argumente und Handlungsempfeh-
lungen für kommunale Planungen soll ein neues Forschungs-
projekt der Strategischen Behördenallianz Anpassung an den
Klimawandel liefern: Die Leiter der Einrichtungen haben am
17.02.2014 im Umweltbundesamt Dessau die Vereinbarung
über das neue Kooperationsprojekt unterzeichnet. Ziel des
Forschungsvorhabens ist es, mithilfe von Radardaten die         Unterzeichnung der Projektvereinbarung
regionale Verteilung von starken Niederschlägen zu ermit-       Foto: Christian Schlag, BBSR
teln und daraus Handlungsoptionen für die Stadt- und Regi-
onalplanung, für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
abzuleiten. Träger des Vorhabens sind neben dem BBSR das        Auftaktsitzung der Allianz für eine
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe,         nachhaltige Beschaffung
der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Technische Hilfswerk
und das Umweltbundesamt.                                        Am 23.01.2014 fand im Bundesministerium für Wirtschaft und
                                                                Energie die Auftaktsitzung 2014 der Allianz für eine nach-
Seit Mitte 2001 verfügt der Deutsche Wetterdienst über ein      haltige Beschaffung statt. In der Allianz arbeiten unter dem
flächendeckendes Radarverbundnetz für ganz Deutschland.         Vorsitz der Bundesregierung (BMWi) Bund, Länder und Kom-
Das kann nicht nur für Unwetterwarnungen genutzt werden.        munen seit 2010 mit dem Ziel zusammen, den Anteil nachhal-
Softwaregestützt sind auch langfristige Auswertungen zur        tiger Produkte und Dienstleistungen beim Einkauf der öffent-
räumlichen Verteilung von Extremniederschlägen möglich.         lichen Hand substanziell zu erhöhen. In der Sitzung stellten
Die Daten sind räumlich so hoch aufgelöst, dass kommunale       die dazu eingerichteten Expertengruppen in den Bereichen
Planer künftig anhand von Karten sogenannte „Hot Spots“ er-     Elektromobilität, nachhaltiges Bauen, Öffentlicher Personen-
kennen können – Orte in der eigenen Region also, wo es über     nahverkehr, Ressourceneffizienz, Standards und Statistik/
Jahre gemittelt besonders häufig und stark geregnet hat. Die    Monitoring den Stand der Arbeit sowie die Perspektiven für
Wissenschaftler wollen in einem ersten Schritt die große Da-    2014 vor. Aufgrund der positiven Resonanz des Berichts des
tenmenge auswerten und diese in einem zweiten Schritt für       BMWi an den Chef des Bundeskanzleramtes vom 14.10.2013
die Kommunen so aufbereiten, dass sie Vorsorgemaßnahmen         wird die Allianz ihre Arbeit in den Expertengruppen auch im
zum Regenwasserrückhalt besser planen können. Auch wenn         Jahr 2014 fortsetzen.
sich damit nicht genau Ort, Dauer und Stärke von Extrem­
witterungen vorhersagen lassen und die zugrunde liegende        Der Baubereich im Bundesministerium für Umwelt, Natur-
Zeitreihe von zwölf Jahren sehr kurz ist: Räumliche Schwer-     schutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) wird in der Al-
punkte lassen sich daraus ableiten.                             lianz regelmäßig vertreten durch Andreas Rietz, Leiter des
                                                                Referats Nachhaltiges Bauen im BBSR. Im Mittelpunkt sei-
Das BBSR ist seit 2012 Mitglied der Strategischen Behörden-     ner Präsentation stand die Einführung des aktualisierten
allianz Anpassung an den Klimawandel. Neben der Forschung       Leitfadens Nachhaltiges Bauen sowie die Umsetzung des
wollen die beteiligten Einrichtungen vor allem die Umsetzung    Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) in der Bun-
der Ergebnisse in der Praxis unterstützen. Das gemeinsam        desbauverwaltung. Hervorgehoben wurde der Ausbau des
finanzierte Projekt „Erstellung einer dekadischen radarge-      Netzwerkes Nachhaltiger Bundesbau sowie die Intensivie-
stützten hochauflösenden Niederschlagsklimatologie für          rung der Zusammenarbeit mit den Landesbauverwaltungen.
Deutschland zur Auswertung der rezenten Änderung des            Angekündigt wurde der weitere Ausbau der unterstützenden
Extremverhaltens von Niederschlag (‚Radarklimatologie‘)“        Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung in 2014, die über
startet im April 2014. Erste Zwischenergebnisse werden im       die Informationsplattform Nachhaltiges Bauen allgemein zu-
Frühjahr 2015 vorliegen.                                        gänglich zur Verfügung gestellt werden. Auch für 2014 ist ein
                                                                eigenes Kapitel im Ergebnisbericht der Allianz vorgesehen.
Kontakt: fabian.dosch@bbr.bund.de
                                                                Kontakt: andreas.rietz@bbr.bund.de
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Fachausschuss Bodenkundliche Baubegleitung                      Die große Vielfalt der Vorträge zu den Themenfeldern Ener-
im Bundesverband Boden                                          gieeffizienz Plus, Energieeffiziente Sanierung sowie Nach-
                                                                haltigkeit und Evaluierung spannte den Kongress breit-
Baumaßnahmen bedeuten immer weitreichende Eingriffe in          gefächert auf. Neben Beispielen für Plusenergieschulen
unsere Böden. Diese können zwar nicht vermieden, aber doch      (Gymnasium Diedorf, Grundschule Hohen Neuendorf) und
erheblich gemindert werden. Der Bundesverband Boden e.V.        energieeffiziente Sanierungen (Schule Sonthofen) stand der
(BVB) hat sich im Fachausschuss Bodenkundliche Baubeglei-       Prozess des nachhaltigen Planens, Bauens und Nutzens im
tung viele Monate mit diesem Thema beschäftigt; dabei hat       Zentrum. Aus dem BBSR gab es zwei Redebeiträge. DirProf.
sich das BBSR als Mitglied des Fachausschusses intensiv in      Harald Herrmann stellte die Forschungsinitiative Zukunft
die Diskussionen eingebracht. Vertreter der baudurchführen-     Bau vor, die neben anderen Themen insbesondere die For-
den wie auch der bodenkundlichen Seite repräsentierten die      schungsschwerpunkte Nachhaltiges Bauen und Bauqualität
Sichtweisen von Bund, Ländern und Kommunen und der Pri-         sowie Energieeffizienz und erneuerbare Energien im Fokus
vatwirtschaft. Im Ergebnis wurde das BVB-Merkblatt „Bo-         hat. Schulbau und Bauforschung gehen hierbei eine span-
denkundliche Baubegleitung BBB – Leitfaden für die Praxis“      nende Synthese ein, die die Aspekte Lebenswirklichkeit,
veröffentlicht, welches die fachlichen und rechtlichen Rah-     Gestaltung und Bauen vereint. Heidemarie Schütz, Referat
menbedingungen möglichen Bodenschutzes bei Baumaßnah-           Nachhaltiges Bauen, stellte das Nachhaltigkeitsbewertungs-
men darstellt und praktische Hinweise und Beispiele von der     system für Unterrichtsgebäude mit seinen Besonderheiten
Planung bis zum Abschluss gibt. Weitere Informationen und       und Schwerpunkten vor. Mit dem Bewertungssystem steht
Bestellmöglichkeit unter: www.ESV.info/978-3-503-15436-4        ein Handlungs- und Kontrollinstrument von der Planung bis
                                                                zur Baufertigstellung zur Verfügung, das zugleich die Trans-
Kontakt: bettina.stock@bbr.bund.de                              parenz und Nachvollziehbarkeit der Qualitäten sicherstellt.

                                                                Auf dem Kongress „Schulen der Zukunft“ wurde erstmals die
Fachtagung Recycling R`13                                       Informationsbroschüre „Nachhaltige Unterrichtsgebäude –
                                                                Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ vorgestellt. Diese
Der Verein Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwer-        soll den unterschiedlichen Beteiligten als Grundlage für die
tung e.V. (ABW) veranstaltete in Kooperation mit der Bun-       Planung, Umsetzung und Qualitätskontrolle nachhaltiger Un-
desgütegemeinschaft Recycling-Baustoffe e.V. (BGRB) und         terrichtsgebäude dienen und kann unter www.bmub.bund.
dem F. A. Finger-Institut für Baustoffkunde Weimar (FIB) vom    de/bestellformular oder publikationen@bundesregierung.de
19.–20.09.2013 die jährliche Fachtagung Recycling an der        bestellt werden.
Bauhaus-Universität Weimar. Auf der Tagung wurden aktu-
elle Ergebnisse und Entwicklungen aus Forschung und Pra-        Kontakt: julia.mueller@bbr.bund.de
xis aus dem Bereich Verwertung von Abfällen, insbesondere
Bau- und Abbruchabfällen, präsentiert und diskutiert. Der
ABW e.V. fördert Lehre, Forschung und Weiterbildung im Be-
reich der Aufbereitung von Baustoffen und Wiederverwer-
tung. Die Tagungsbeiträge sind im Internet abrufbar unter:
www.abw-recycling.de/de/paper-r13.html

Kontakt: claus.asam@bbr.bund.de

Veranstaltungen

Nachhaltige Unterrichtsgebäude:                                 Dr. Barbara Hendricks, Günther Hoffmann, Abteilungsleiter der Abteilung B
                                                                des BMUB und Heinrich Bottermann, Generalsekretär der DBU beim Kongress
Schulkongress auf der bautec 2014                               „Schulen der Zukunft“
                                                                Foto: Michael Gottschalk, BMUB
Auf der bautec 2014 veranstaltete das Bundesministerium
für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit am
18.02.2014 in Kooperation mit der Bundesstiftung Umwelt den
Kongress „Schulen der Zukunft – nachhaltig, energieeffizient
und leistungsfördernd“. Eröffnet wurde der Kongress durch
Ministerin Dr. Barbara Hendricks, die u. a. die Bedeutung
nachhaltiger Schulgebäude als Grundlage für ein Selbstver-
ständnis für nachhaltiges Bauen und Nutzen betonte.
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