Informationen und Hintergründe... Obstparadies ...mehr als Obst - Obstparadies Staufen

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Informationen         Obstparadies
und Hintergründe...     ...mehr als Obst

Obst ohne Einsatz von Herbiziden, rund 400 Büchern erworben, die wir über die
Fungiziden und Insektiziden Jahre zusammen getragen haben. Die schönste
Erkenntnis ist: Es geht doch!
2009 entstand die Idee, in Staufen viele verschie-
dene Obstarten ohne Einsatz von Herbiziden,
Fungiziden und Insektiziden anzubauen. Mehrere Obstanbau ohne jegliche Art von Spritz
Spezialisten, mit denen wir im Vorfeld über unsere mittel ist machbar!
Idee sprachen, rieten uns ab. Obstanbau ohne Doch die landwirtschaftlichen Eckdaten im Vergleich
Einsatz von Spritzmittel geht nicht, so die einhellige zum industriellen Obstanbau sind komplett andere.
Meinung. Dies hat in uns den Ehrgeiz geweckt, es Unsere wichtigste Erkenntnis: Obstanbau von
erst recht zu probieren. intensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen ohne
den Einsatz von chemisch-synthetisch herge-
Der Marktanteil von ungespritztem Obst liegt in
stelltem Stickstoffdünger und von Spritzmitteln
Deutschland gerade mal bei 0,5 Prozent.
bringt eine große Biotopvielfalt zurück.
Gleichzeitig würden laut Umfragen 85 bis 93
Prozent der Bevölkerung gerne ungespritztes Obst Preise für unser Engagement
essen. Es ist also an der Zeit, ein attraktives regio- Schon 2014 wurden wir vom damaligen
nales Obstangebot zu erzeugen. Auch das wollen baden-württembergischen Landwirtschaftsminister
die Verbraucher. Alexander Bonde mit dem Landesnaturschutzpreis
ausgezeichnet.
Mit einer Anbaufläche von 17 Hektar und einem
großen Anbauspektrum sind wir inzwischen ein 2018 wurde uns vom Verein für die Erhaltung und
landwirtschaftlicher Bioland-Vollerwerbsbetrieb, Förderung alter Obstsorten e.V. durch Landwirt-
der auf jegliche Art von Spritzmitteln und auf schaftsminister Peter Hauck die Eduard-Lucas-Me-
chemisch - synthetisch hergestellten Stickstoff- daille für unsere Bemühungen um die Sortenvielfalt
dünger verzichtet. und den Streuobstanbau überreicht.
2019 wurden wir von Bundeslandwirtschaftsminis-
Angebaut werden in unserem Weinbauklima neben
terin Julia Klöckner als Bundessieger Ökologischer
den Obstklassikern zahlreiche Wildobstarten sowie
Landbau geehrt.
einige heimische Exoten.

Unser Name Obstparadies ist kein Werbegag Obstbau früher und heute
Um unser Tun zu verstehen, ist es wichtig einen
Besucher, die eine Führung in unseren Anlagen
Rückblick in die Obstbaugeschichte zu machen.
mitgemacht haben, sprechen immer wieder von
Obstsorten, wie Französische Renette, Goldpar-
„paradiesischen Zuständen“ oder von einem
mäne, Große Grüne Reneklode, Haferschlehe oder
„wahren Paradies“.
die Mirabelle von Nancy wurden schon vor über 400
Dies hat uns beflügelt, den Namen Obstpara- Jahren angebaut. Alte leckere Sorten, die wir heute
dies zu verwenden. Unser Wissen haben wir aus noch gerne anbauen sind Rheinischer Bohnapfel,
Champagner Renette, Williams Christ-Birne und

Pastorenbirne. Damals war Obst ein exklusives Gut und dabei ein hohes Risiko tragen?
der wohlhabenden Bevölkerung. Was nicht frisch
verzehrt werden konnte, wurde zu Dörrobst, Mus, In Deutschland geben deshalb immer mehr land-
Obstwein oder Obstessig verarbeitet und somit wirtschaftliche Betriebe auf. In Baden-Württemberg
haltbar gemacht. verschwinden jährlich zwei Prozent der Betriebe.
Die landwirtschaftlichen Flächen werden zuneh-
Erst im 17. und 18. Jahrhundert entwickelt sich mend zu Spekulationszwecken missbraucht. Wir
Obst zum Grundnahrungsmittel. Um die Dörfer finden: Eine furchterregende Entwicklung, wenn
entstanden Streuobstbestände für die Selbstver- sich ein Land mit fruchtbaren Böden wie Deutsch-
sorgung. Überschüsse wurden regional verkauft. land nicht mehr selbst versorgt.
In barocken Gärten entstanden Sammlungen
edler, seltener Obstarten und Obstsorten. Die Zeit Natur beobachten, Prozesse und Wechsel
zwischen 1830 bis 1950 gilt als die Zeit der großen
wirkungen verstehen
Sortenvielfalt. Bis 1950 gab es im deutschspra-
chigen Raum über 4.500 Apfelsorten. Wenn ein großkroniger 70-jähriger Apfelbaum
im Obstparadies in einem Jahr 1.630 Kilogramm
Seit 1950 wurde Obst immer häufiger weltweit gesunde schmackhafte Äpfel hervorbringt, zeigt
gehandelt. Industrieller Anbau, vermehrter Spritz- dies, dass es um mehr geht, als um die Technik
mitteleinsatz, bessere Lager- und Transportlogistik Äpfel anzubauen. Die Pflanzen und Tiere auf
veränderte die Situation rasant. In der Nachkriegs- unseren Obstwiesen sind alle Teile eines großen
zeit wurden verstärkt Reihenkulturen angebaut. Ganzen, sind Teil einer wunderbaren Schöpfung.
Für die Rodung der Streuobstbestände gab es Diese Wahrnehmung und Erkenntnis hat für unser
Prämien. Über Jahrzehnte setzte man auf Ratio- Tun im Obstparadies weitreichende Folgen.
nalität und Massenerzeugung. Heute wird Obst
überwiegend über die großen Einzelhandelsketten Wenn Triebe sich zeigen, wenn Knospen sprießen,
verkauft. Die ursprüngliche Apfelvielfalt stirbt aus. wenn Blüten ihre volle Pracht entfalten, dann
entsteht etwas Wunderbares, etwas Neues. Aus
Weltweit werden noch etwa ein Dutzend Apfel- Millionen von Blüten werden wundervolle Äpfel,
sorten in großem Stil angebaut. Die Selbstversor- aus Tausenden von Kaulquappen Frösche, aus
gung mit Obst gehört der Vergangenheit an. Nur Hunderten von Raupen wunderschöne Schmetter-
noch 18 Prozent des Obstes, welches wir essen linge und aus Hunderten von Vogeleiern Vögel, die
und trinken, wird noch in Deutschland angebaut. täglich zwitschern. Wir dürfen dies immer wieder
82 Prozent des Obstes wird importiert. Das größte erleben. Immer wieder und immer wieder. Dies ist
europäische Apfelanbaugebiet liegt in Polen. Dort es, was uns fasziniert, was uns an der Natur so
liegen die Lohnkosten gegenüber Deutschland beeindruckt.
bei einem Drittel. Weltweit werden inzwischen 50
Prozent der Äpfel in China angebaut. Die landwirt- Pflanzen nehmen ihre Umwelt sehr detailliert
schaftlichen Löhne in China liegen im Vergleich zu wahr. Sie fällen Entscheidungen und entwickeln
uns bei lediglich fünf Prozent. dabei beeindruckende Lebensstrategien. Es gibt
Pflanzen, die sich mit einem Nervengift in den
Wer will bei uns noch für wenig Geld viel arbeiten Blättern schützen, damit sie nicht von Fressfeinden

angeknabbert werden. Andere produzieren Duft- Neben der chemischen Unkraut- und Schädlings-
stoffe, die Nützlinge anlocken, welche die Feinde bekämpfung spielen hier auch erntemaximierende
fressen. Es gibt Bäume die Duftstoffe aussenden, chemisch-synthetisch hergestellte Stickstoffdünger
um die Artgenossen in ihrer unmittelbaren Nähe eine große Rolle. Fette, blütenarme Wiesen haben
zu warnen. Daraufhin werden in den Blättern Gift vielerorts die blütenreichen Magerwiesen abge-
und Bitterstoffe angereichert, um diese für die Tiere löst. Unkraut wird flächig mit Herbiziden eliminiert.
ungenießbar zu machen. Wissenschaftler können Streuobstbäume und Hecken mussten oft den
längst belegen, dass Pflanzen keinen festen immer größer werdenden Landmaschinen weichen.
mechanischen Abläufen gehorchen, sondern hoch-
komplexe Lebewesen sind. Diese Phänomene gilt Im Obstparadies unterstützen Nützlinge
es, in einer cleveren Landwirtschaft zu nutzen.
In unseren Anlagen hängen Tausende von
Ohrwurmwohnungen, das sind umgekehrte
Warum verzichten wir im Obstparadies auf Tontöpfe, gefüllt mit Holzwolle oder Stroh. Die
Insektizide? nachtaktiven Tiere können sich dort tagsüber
Wikipedia: „Ein Insektizid ist ein Pestizid, das zur vor ihren Feinden, den Vögeln, verstecken. Der
Abtötung, Vertreibung oder Hemmung von Insekten gemeine Ohrwurm ernährt sich räuberisch von
und deren Entwicklungsstadien verwendet wird.“ Blattläusen und kleinen Schadinsekten. Er ernährt
2017 wurden in Deutschland 17.652 Tonnen Insek- sich aber auch, wie etwa der Zweiundzwanzig-
tizide abgegeben. Wie neueste Daten belegen, punkt-Marienkäfer, von Mehltaupilzen. Weitere
sind bis zu 80 Prozent der Insekten verschwunden. Gegenspieler verschiedener Läusearten sind
Wenn in Reihenkultur-Obstanlagen zu Beginn der Blumenwanzen, Weichwanzen, Kamelhalsfliegen,
Obstsaison mit Insektiziden gegen Läuse gespritzt echte Netzflügler, Florfliegen, Ahlenkäfer, gemeiner
wird, werden nicht nur die Läuse, sondern auch die Weichkäfer, verschiedene Marienkäferarten,
Nützlinge getötet. Blutlauszehrwespen, Erzwespen, verschiedene
Blattlausschlupfwespen, räuberische Gallmücken,
Schwebfliegen, Sperlingsvögel und Kohlmeisen.
Insektizide unterscheiden nicht zwischen
Eines haben alle diese Gegenspieler gemeinsam.
schädlichen und nützlichen Insekten. Sie überleben keine Insektizidspritzungen!
Sie töten nicht nur die Obstschädlinge, sondern
auch die Insekten, die wir für die Blütenbestäubung Warum wir Vögel besonders fördern
brauchen.
Ein Meisenpaar vertilgt mit seiner Brut im Lauf eines
In unseren Breitengraden gibt es rund 550 Jahres bis zu 75 Kilogramm Insekten. Die Meisen
verschiedene Wildbienenarten. Wespen, Hummeln suchen die Sträucher und Bäume nach Insekten ab,
und Hornissen sind die bekannteren Wildbienen- um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Viele hundert
arten. Aus der Sicht der Wildbienen ist unsere Vogelnisthilfen geben unseren Vögeln Schutz und
moderne, industrielle Landwirtschaft eine einzige eine gute Nistmöglichkeit. Wir verwenden Holzbe-
Katastrophe. tonkästen mit einem speziellen Marderschutz. An
einigen Plätzen füttern wir im Winter die Vögel. Die

„Vogelbistros“ helfen den Tieren vor allen Dingen Übervermehrung vernichten Wiesel mehr Mäuse,
bei Schnee und Frost ausreichend Futter zu finden. als sie fressen können. Da Feld- und Wühlmäuse
Denn wenn eine Meise 24 Stunden lang kein Futter sich vegetarisch ernähren, sind sie für das Wurzel-
findet, stirbt sie. Bis zu 50 Nistkästen können pro werk von Büschen und vor allem für Jungbäume
Hektar (10.000 m²) aufgehängt werden. Immer gefährlich. Aus diesem Grund werden im Obstpa-
wieder staunen wir, wie schnell die Nistkästen radies alle Büsche und Baumwurzeln mit großem
belegt sind. Damit die Vögel ihre Nester bauen Aufwand unterirdisch mit Drahtkörben geschützt.
können, brauchen sie Moos, Stroh, Heu, Federn,
Blätter oder kleine Zweige, all das finden sie in Das Obstparadies – ein idealer Lebensraum
unseren Obstanlagen. Vogelkundler zählen bei für Pflanzen und Tiere
Begehungen in unseren Anlagen 25 bis 35 Vogel-
arten. In unseren Anlagen leben seltene Vögel Alle Busch- und Baumkulturen stehen auf Wiesen.
wie Milane, Grünspecht, Buntspecht, Zaunkönig, Die Wiesen werden sehr spät gemäht, damit
Wendehals, Pirol, Neuntöter, Störche, Bienen- die zahlreich vorhandenen Blumen und Gräser
fresser, Wiedehopf, Fasane und Rebhühner. Was ausblühen und sich vermehren können. Die Flächen
sie alle gemeinsam haben? Sie reduzieren vor allem werden streifenweise zeitlich versetzt gemäht. So
während der Brutzeit die sogenannten Obstschäd- können die unendlich vielen Kleinstlebewesen, die
linge wie Apfelwickler, Pflaumenwickler, Kirsch- die Wiese als Lebensraum brauchen, in der Anlage
fruchtfliege, Kirschessigfliege, Walnussfruchtfliege bleiben. Fast alle Obstparadies-Grundstücke
und viele mehr. Uns ist es ist eine große Freude, verfügen über Bäche und Teiche. Teiche wurden
Tag für Tag die Vögel zu beobachten. Was die angelegt, um Wasser zu speichern, damit Beeren
Vögel tagsüber nicht vertilgen, übernehmen in den und Jungbäume in extremen Trockenphasen
Abendstunden die Fledermäuse. Auch sie fressen gewässert werden können.
große Mengen von Insekten. In speziellen Fleder-
mausnisthilfen haben auch sie Heimat auf unseren Totholzplätze, Totholzbäume, Steinbiotope und
Obstwiesen gefunden. Teiche bilden Inseln für eine Vielzahl von Libellen
und Schmetterlingen, Heupferdchen, Blindschlei-
Weniger zu spritzen oder statt chemisch-syn- chen, Ringelnattern, Kröten, Frösche, Sala-
thetischer, biologische Wirkstoffe zu spritzen, ist mander, Haselmäuse, Bilche, Siebenschläfer, Igel,
oberflächlich betrachtet ein Erfolg, führt aber nicht Eidechsen, Hasen, Dachse und viele mehr. Sie alle
wirklich zum Ziel. Denn Insektizide sollen Insekten haben auf den Obstparadies-Grundstücken eine
töten. Möglichst schon beim ersten Mal. Ansonsten Heimat. Alle Obstneuanlagen wurden mit Hecken
muss häufiger gespritzt werden. Die Folge: Keine umrandet. Hunderte Wildrosen-, Holunder-, Berbe-
Insekten, keine Vögel. Sitzstangen und Nisthilfen ritzen-, Weißdorn-, Sommerflieder- und Eiben-
für Raubvögel wie Eulen,Falken, Bussarde und sträucher zäunen die Grundstücke ein. Neben
Co. sind wichtig, um die Mäusepopulationen ganz- den blütenreichen Wiesen bieten auch die Hecken
jährig in Grenzen zu halten. Hierbei helfen natürlich Nahrung für Bienen und Vögel. Büsche bilden
auch Hermelin und Mauswiesel. Beide Wieselarten einen Nist- und Schutzraum für die Vögel.
wohnen in eigens errichteten Steinhaufen. Wiesel
sind wichtige Gegenspieler von Mäusen. Bei einer

Neben der Honigbiene spielen die Wildbienen eine
wichtige Rolle bei der Bestäubung. Die Honigbiene In einer 30 Zentimeter dicken Humus
fliegt erst bei Temperaturen ab 12 Grad Celsius. schicht finden wir im Durchschnitt
Viele Wildbienen fliegen bereits ab 4 Grad Celsius. pro Quadratmeter unvorstellbar große
Fällt die Baumblüte mit niedrigen Temperaturen Massen und Mengen von Kleinstlebe
zusammen, sind die Wildbienen also besonders
wesen.
wichtig. Obstarten wie die Heidelbeere und die
Indianerbanane brauchen, um eine gute Ernte zu Pflanzliche Mikroorganismen
erreichen, eine Schüttelbestäubung. Diese über- 1.000.000.000.000 Bakterien
nehmen Hummeln besonders gut. 10.000.000 000 Strahlenpilze
1.000.000.000 Pilze
Das Wunder fruchtbare Erde 1.000.000 Algen
In einem Liter fruchtbarer Erde existieren zahlen-
mäßig mehr Lebewesen, als Menschen auf der Erde Tierische Mikroorganismen:
leben. Der Boden lebt und die Landwirtschaft hat 500.000.000.000 Geißeltierchen
es in der Hand, ihn zu erhalten oder zu zerstören. 100.000.000.000 Wurzelfüßer
1.000.000 Wimpertierchen
Viele der Bodenbewohner sind für unser normales
Auge nicht sichtbar. Wenn wir jedoch nur eine Größere Kleintiere:
einzige Gruppe innerhalb dieser Lebensgemein-
10.000 Borstenwürmer
schaft zerstören, ist das gesamte Gleichgewicht
gestört. 50 Schnecken
50 Spinnen
Regenwürmer erzeugen Humus. 50 Asseln
350 Vielfüßler
Gerade im Herbst, wenn der Boden noch feucht
vom Morgentau ist, finden wir Hunderte von Apfel- 100 Käfer und Larven
baumblättern zusammengerollt und senkrecht im 100 Zweiflüglerlarven
Boden steckend. Mehltau- und Schorfpilze über- 150 übrige Kerbtiere
wintern hauptsächlich auf dem Falllaub. Regen- 80 Regenwürmer
würmer und viele andere Kleinstlebewesen können
heruntergefallenes Laub im Winter zu Humus Kleintiere:
umwandeln. 25.000 Rädertiere
Dank der Regenwürmer wird so auch der Mehltau- 1.000.000 Fadenwürmer
und Schorfbefall in den Anlagen stark reduziert. 100.000 Milben
Sind die pilzbefallenen Blätter allerdings bis zum 50.000 Springschwänze
Frühjahr nicht von den Kleinstlebewesen verar-
beitet, gelangen bei Regen von den vorjährigen (Zahlenangaben nach Seymour/Girardet)
Blättern neue Pilzsporen auf die tiefhängenden

Triebe in den Obstanlagen. Das Wiesengras, das Das Wurzelwerk
ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird, sowie die
Unsere Bäume sind zum Teil zehn Meter hoch und
Blätter, werden von den unendlichen Mengen
haben Kronendurchmesser von zwölf Metern und
an Kleinstlebewesen zu Humus, zu natürlichem
mehr. Damit der einzelne Baum Wind und Wetter
Flächendünger, verwandelt. Jegliche Art von
standhält und jährlich hunderte Kilos Obst tragen
Spritzmitteleinsatz, aber auch der Einsatz von
kann, braucht er ein stabiles Wurzelwerk. Bei
chemisch-synthetisch hergestelltem Stickstoff-
jedem Baum ist das Wurzelwerk im Untergrund
dünger, würde viele solcher Prozesse, die auf
mächtiger als der Baum überirdisch. Die Wurzeln
gesunden Böden Jahr um Jahr ablaufen, mindern
alleine sind trotz ihrer Mächtigkeit nicht dazu in der
oder gar verhindern.
Lage, den Baum mit seinen Blättern und dem Obst
Wir Menschen können immer wieder nur beob- mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen.
achten und staunen. Das vielfältige Leben mit
Auch hier gibt es unsichtbare Wechselspiele.
seinen Kreisläufen belegt, dass das Ganze
Mykorrhizapilze dringen in die Wurzeln lebender
jeweils größer ist, als die Summe seiner Teile.
Pflanzen ein. Sie holen sich Zucker von ihren Wirts-
Wer behauptet, dass er die Auswirkungen des
pflanzen und können sich dann zu gigantischer
Einsatzes der Insektizide, Herbizide und Fungizide
Größe ausdehnen. Der Pilz liefert den Wurzeln
abschätzen kann, irrt.
im Gegenzug Wasser und Nährstoffe. Die Wurzel
Es geht eben nicht nur um das Feststellen von allein wäre dazu nicht in der Lage. Ein Teelöffel
Grenzwertüberschreitungen im Obst. Inhaltlich Waldboden enthält über einen Kilometer Pilzfäden.
geht es um die Wertschätzung der Schöpfung, Mykorrhizapilze verhelfen ihren Wirtsbäumen zu
die uns heute und wenn möglich auch in Zukunft gewaltiger Widerstandskraft. Hohe Temperaturen,
ernährt. Dürre, Nährstoffknappheit, niedriger Sauerstoff-
gehalt und Überschwemmungen können so von
großen Bäumen besser verkraftet werden. Je älter
Die Bedeutung der Ameisen und größer die Bäume in unseren Obstanlagen
Sie holen unermüdlich Insekten aller Art von werden, desto weniger Probleme haben sie mit
Bäumen und Sträuchern. Für die Aufzucht ihrer Brut Mehltau- und Schorfpilzen. Wie der Wassertrans-
benötigen die Ameisen Larven, Raupen, Insekten port in einem Baum tatsächlich funktioniert, wissen
und deren Eier. wir bis heute noch nicht genau. Umso größer wird
unser Respekt vor der Natur, wenn einzelne Bäume
Verschiedene Spechtarten suchen auf den Bäumen immer wieder über tausend Kilogramm gesunde
unserer Streuobstwiesen nach Ameisen. Da wir Früchte hervorbringen.
auch die alten Bäume mit Baumhöhlen hegen
und pflegen, brüten Spechte in den Anlagen. Die In unseren Obstanlagen fallen jährlich 15 bis
Spechte suchen nicht nur die Baumstämme nach 20 Ster Brennholz an. Da unser Baumholz nicht
Ameisen ab, sie fressen auch andere tierische dreihundert bis vierhundertmal Spritzmittel abbe-
Besucher, die sich im Obstbaumholz niederge- kommen hat, können wir es bedenkenlos als CO2
lassen haben. neutrales Heizmaterial verwenden.

Noch nie ist unsere Bevölkerung im Durch
schnitt so alt geworden wie heute Die Bedeutung der Salvestrole
Wir geben jedoch inzwischen mehr als doppelt Ein altes chinesisches Sprichwort bringt es auf
so viel Geld für unsere Krankheiten, wie für unser den Punkt: „Der Mensch ist, was er isst!“
Essen aus.
Der tägliche Genuss von Gemüse und Obst als
Für Pestizide gibt es viele amtliche Grenzwerte. Teil einer gesunden Ernährung ist wichtig, das
ist unumstritten.
Ob die Grenzwerte die Gesundheit tatsächlich
schützen, ist sehr umstritten. Wenn, wie jüngst, Das Buch „Salvestrole – Die Antwort der Natur
die WHO (Weltgesundheitsorganisation) die sicher auf Krebs“ beschreibt den Zusammenhang
kein grünes Image hat, Glyphosat als vermutlich zwischen Ernährung und Krebs. Salvestrole
krebserregend einstuft, dann wackeln sofort die (sekundäre Pflanzenstoffe) sind Bestandteile
massiven Grundpfeiler der industriellen Landwirt- der pflanzlichen Immunsysteme. Sie bilden
schaft. Die Politik und die Medien wirken dann für sich in Obst und Gemüse, wenn Pilze und
Krankheitserreger eindringen und hemmen
ein paar Wochen hyperaktiv. Über Glyphosat gibt die Aktivität der eingedrungenen Pathogene.
es weltweit mehr als tausend Studien. Die Band- Salvestrole entwickeln krebsbekämpfende
breite der Ergebnisse geht von unproblematisch Eigenschaften, wenn sie vom CYP1B1-Enzym
bis sehr problematisch. Manchmal hilft es zur verstoffwechselt werden. Salvestrole haben
besseren Einschätzung, zusätzlich zu berücksich- oft einen bitteren und scharfen Geschmack.
tigen, wer die Studien bezahlt. Wenn die Politik Unsere Ernährung allerdings ist seit Jahr-
dann die Losung ausgibt, das Ganze muss erst zehnten auf immer mehr Süße ausgerichtet.
Deshalb sind auch die meisten neuen Obst-
mal grundlegend untersucht werden, zeigt dies die und Gemüsesorten auf süßeren Geschmack
Ohnmächtigkeit der Politik gegenüber der mäch- gezüchtet. Neu gezüchtete Sorten weisen
tigen Akteure. weniger oder gar keine Salvestrole mehr auf.
In dem oben beschriebenen Buch wird auch
Dass es ohne Glyphosat geht, zeigt seit Jahr- dargelegt, dass alte Apfelsorten aus ökolo-
zehnten der Bioanbau. Da ist der Einsatz von gischem Anbau wesentlich mehr sekundäre
Glyphosat nicht erlaubt. Es geht wie immer ums Pfanzenstoffe aufweisen, als konventionell
Geld. Glyphosat ist in der Anwendung praktisch angebaute Äpfel. Denn Fungizide (Pilzmittel),
und billig! Das heißt, ohne Glyphosat kann nicht dazu zählt auch das im Bioanbau zugelassene
Fungizid Kupfer, hemmen die Fähigkeit der
mehr so billig produziert werden. Darüber muss Pflanzen Salvestrole zu produzieren.
gesprochen werden, da die Landwirtschaft in einem
weltweiten Wettbewerb steht. Je reifer das Obst ist, desto mehr Salvestrole
findet man darin. Für die heutigen Handels-
Ein Pestizid kommt selten allein. Obst, aber auch strukturen wird aber fast sämtliches Obst sehr
Gemüse und andere landwirtschaftliche Erzeug- unreif geerntet. Äpfel werden in der Regel
nisse, werden oft mit verschiedenen Pestiziden zur besseren Haltbarmachung vor der Ernte
besprüht, die dann auch als Rückstände zu finden mit Fungiziden behandelt. Obst muss über
sind. Wie diese Cocktails in der Summe mit vielen die Handels- und Transportwege, bis hin zum
anderen Umweltgiften zusammen wirken, ist weit- Kunden, möglichst lange halten. Die Bildung
von Salvestrolen kommt auch da zu kurz.
gehend unbekannt. Es ist wie ein Tropfen, der das

Fass zum Überlaufen bringt. kommt 2011 die Landwirtschaft auf einen Anteil
von 16%. Wird der Anteil der Industrie zugeordnet,
Bedenken wir, dass Pflanzenschutzmaß waren die Anteile der Landwirtschaft lediglich 6,3%
nahmen im heutigen Sinn erst um 1900 der Treibhausgas-Emissionen. Noch drastischer
aufkamen wird dies, wenn die freigesetzte CO2–Emission, die
durch den damit verbundenen Humusabbau statt-
Jahrhundertelang hat sich die Bevölkerung zuvor finden, mit eingerechnet werden. Während die alten
von leckerem Obst mit all ihren natürlichen guten Apfelsorten früher ohne Energieeinsatz im Natur-
Inhaltsstoffen ernährt. Erst seit mehr Obst gehan- keller aufbewahrt wurden, geschieht dies heute
delt wurde und vor allem mit der Zeit auch inter- sehr energieaufwändig in Kühlhäusern die kons-
national gehandelt werden konnte, hat sich der tant, auch im Frühjahr / Sommer, auf 2°C herunter
Obstanbau radikal gewandelt. Heute haben wir die gekühlt werden. Berechnungen haben ergeben,
Situation, dass kleine Obstbaubetriebe, die mindes- dass ein Bodenseeapfel, der von der Ernte bis
tens ein Betriebskapital von drei Millionen für land- Ende Mai gekühlt wird, eine schlechtere Energiebi-
wirtschaftliche Gebäude Kühlhäuser, Grundstücke, lanz aufweist, als ein frisch geernteter Neuseeland-
Reihenkulturen unter Netz mit Bewässerungsein- apfel der um den halben Globus transportiert wird.
richtungen usw. brauchen, kaum mehr existieren Das Fehlen der Salvestrole macht eine Lagerung
können. Und wenn dem industriellen Verarbeiter neuer Apfelsorten im Naturkeller schwierig. Viele
und dem Handel das heimische Angebot zu teuer alten Apfelsorten sind für eine energiesparende
ist, greift er auf polnische, chilenische, südafrikani- Lagerung besser geeignet.
sche oder chinesische Ware zurück. In der Regel
aus Ländern, in denen die Lohnkosten nur einen
Klimawandel
Bruchteil betragen. In einer globalisierten Welt ist
das ja so einfach. Natürlich schwanken die Wetterereignisse und
kaum jemand erlebt das so hautnah wie die Land-
Wären da nicht die steigenden Energie wirte.Legt man nur die Datenlage der letzten fünf
mengen, die unser Konsum auslöst Jahre zugrunde, werden wir bis im Jahr 2100 im
Rheingraben ein Klima wie heute in Marokko haben.
Da ist nicht nur der Transport von tausenden Kilo- Die Prognosen der Klimaforscher sind alarmie-
metern, von Apfelkonzentrat, Bananen, Südfrüchten rend. Werden sie wahr, ist es mit unserer heutigen
usw. Es braucht auch immer mehr Energie im Form von Landwirtschaft vorbei und es stellt sich
Anbau und in der Lagerung. Das Ausbringen der die Frage, woher unsere Lebensmittel kommen
bis zu dreißig Spritzungen, die Bodenbearbeitung, sollen und wer sie produzieren wird. Mittelfristig
das mehrmalige Mähen, die Anlagenerstellung, die ist unsere Ernährung in Gefahr. Deshalb: Wir alle
monatelange Kühlung usw. Wird die Herstellung müssen Energie sparen und die CO2-Emmisionen
von chemisch-synthetisch hergestelltem Stickstoff- reduzieren.
dünger und Pestiziden in die Treibhausgas-Emis-
sionen der Landwirtschaft mit einberechnet, so

Das Obstparadies Staufen führt den Beweis:
Nachhaltiges Wirtschaften steht nicht in Folgende Blüten oder Früchte werden
Widerspruch zu erfolgreichem Obstanbau im Obstparadies geerntet, verarbeitet
und verkauft:
Man kann es rückschrittlich bezeichnen, was wir
tun oder uns als grüne Spinner abtun. Dies beein- Ackerdistel Mispel
druckt uns aufgrund unserer Erfahrungen und Apfel Mostbirne
unseres Wissens nicht. Wenn wir zurück denken Apfelbeere Nashi
an die Gespräche von vor zehn Jahren, glauben Aprikose Nordische Zitrone
wir mehr denn je, dass wir eine enkeltaugliche Art Berberitze Ölweide
von Obstbau betreiben. Vieles ist noch verbesse- Birne Pfefferbaum
rungsfähig. Wir sind Quereinsteiger und gewillt, zu Duftrosen Pfirsich
lernen und immer besser zu werden. Das Obst, das Eberesche Pflaume
im Obstparadies wächst, wird als Frischobst direkt Elsbeere Quitte
vermarktet. Was als Frischobst keinen Absatz findet, Felsenbirne Reneklode
wird zu leckeren Produkten verarbeitet. Aufgrund Filzkirschen Rotklee
des guten Reifegrades des geernteten Obstes und Flieder Sauerkirsche
des großen Arten- und Sortenspektrums, können Haselnuss Schlehe
wir in der Verarbeitung tolle, ehrliche Produkte Heidelbeere Speierling
herstellen. Bestes schmackhaftes Obst ist die Holunder Trauben
beste Voraussetzung für leckere Produkte. Indianerbanane Traubenkirsche
Johannisbeere Walnuss
Jostabeere Weißdorn
Alte Obstsorten
Kaki Wildkirsche
Viele alte Obstsorten sind nur noch selten zu Kirsche Wildpflaume
finden, andere schon ausgestorben. Sie haben Kiwi Wildrose
keinen Marktwert mehr. Sie sind zu groß, zu klein, Kornelkirsche, Zibärtle
zu empfindlich, zu grün. Der Handel hat die Apfel- Lavendel Zitronenmelisse
sorten auf ein paar wenige reduziert. Diese werden Löhrpflaume Zwetschge
weltweit angebaut. Süß, gleiche Größe, rote Farbe, Mandel
haltbar und billig, das sind die Hauptkriterien für Marone
den Handel. Die Geschmacksvielfalt, - in Äpfel Maulbeere
finden wir bis zu dreihundert verschiedene Aromen Mehlbeere
- ging so verloren. Damit verschwinden viele Minze
Eigenschaften der bewährten alten Sorten. Es gibt Mirabelle
viele alte Sorten, die resistent gegen Mehltau und
Schorf sind. Andere Sorten sind nicht wurmanfällig,
Apfelsorten, die viele Apfelallergiker vertragen. Es
manche vertragen trockene Böden, andere mögen
gibt Apfelsorten, die Diabetiker vertragen, weil sie
lieber nasse schwere Böden. Unser Obstan-
geringe Zuckermengen enthalten.
bauspektrum ist sehr groß. Wir haben spezielle

Auch bei der Verarbeitung gibt es große Unter- Erzeugnisse ausgibt, erhält der Landwirt lediglich
schiede, manche Sorten sind sehr gut für Wein, 23 Cent. Auch dies ist ein Teufelskreis, aufgrund
andere geben leckeren sortenreinen Apfelsaft und der niedrigen Preise muss der Landwirt immer
wieder andere sind besonders gut zum Backen größere Mengen anbauen, um davon leben zu
oder Trocknen geeignet. können. Je größer die Mengen, umso geringer sind
die Chancen die Ware selbst zu vermarkten. 77%
Unsere Sortensammlung bleiben aber dann im Schnitt bei Verteilung und
Handel. Die Folge Intensivierung, Mechanisierung,
Über 300 Apfelsorten, über 50 Tafel- und 70 Most- Wanderarbeiter usw.. Viele der Landwirte haben bei
birnen haben wir inzwischen angepflanzt, um sie uns schon aufgegeben. Viele werden noch folgen.
zu erhalten. Dies ist eine Investition in die Zukunft.
Die ersten Bäume in unserem Erhaltungsgarten
kommen nach und nach in Ertrag. Immer wieder
Ein ganzer Strauß von Innovationen
sind wir von der Farbe, Form und Geschmacksviel- Die Art von Obstanbau, die wir betreiben, geht
falt überrascht. Viele moderne Sorten, auch pilzre- nur im Einklang von Anbau, Verarbeitung und
sistente Apfelsorten, haben wir aufgrund ihrer Pilz- Eigenvermarktung. Gerade die Vielfalt in unserem
und Wurmanfälligkeit nach ein paar Jahren wieder Obstanbau bringt viele Möglichkeiten für Innovati-
aus den Anlagen entfernt. Denn in viele neue onen, vor allem in der Verarbeitung. Dazu gehören
Apfelsorten wurden die Sorten Golden Delicious, alkoholfreie Paradies-Prickler in interessanten
Cox Orange oder Jonathan, alles hoch anfällige Geschmacksrichtungen, über 40 Paradies-Tröpf-
Sorten, zum Teil mehrfach eingekreuzt. Vor 1920 chen (Liköre), sortenreine Apfelsäfte von alten
wurden die Sorten weiter veredelt, die ohne Spritz- Apfelsorten, frisch gepresster Saft als Saison-
mitteleinsatz gut für die Selbstversorgung funktio- angebot, schwarze Walnüsse, eine Vielzahl von
niert haben, denn man hatte keine Spritzmittel zur zuckerarmen Fruchtaufstrichen, Essigspezialitäten
Verfügung. Deshalb sind viele alte Sorten für uns und vieles mehr. Viele Kunden verschenken unsere
besonders wertvoll! Produkte aus dem Obstparadies gerne. Egal ob zu
Weihnachten, als Mitbringsel, für Ehrungen oder
Wir machen Streuobst-Apfelsäfte mit 100 Sorten als Firmenpräsent, unsere Produkte kommen gut
und mehr. Sie sind aufgrund der Aromenvielfalt im an.
Geschmack einzigartig. Alle Sorten, die in unserem
Erhaltungsgarten stehen, sind auf Sämlingsun-
Aktuelle Informationen, Termine und den
terlagen überwiegend von uns selbst veredelt.
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alt werden. Birnen bringen es schon mal auf 150
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dies ein Enkelprojekt in einer Enkellandwirtschaft
mit Zukunft.

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Deutschland einen Euro für landwirtschaftliche

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