Macht auf Zeit in Lateinamerika - Stiftung Wissenschaft und Politik

 
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Macht auf Zeit in Lateinamerika
Zur Wiederwahl und Absetzung von Präsidentinnen und Präsidenten
Claudia Zilla

Zwei Trends bei den Verfassungsreformen haben seit den 1990er Jahren das plebiszi-
täre Moment in den lateinamerikanischen Präsidialsystemen gestärkt: die verbreitete
Einführung der Option einer Wiederwahl sowie der Ausbau direktdemokratischer
Mechanismen, zu denen auch das Abberufungsreferendum gehört – mit dem eine wei-
tere Flexibilisierung der Amtszeit einhergeht. In der politischen Praxis entfalten diese
Elemente eine besondere Dynamik und sorgen gleichzeitig für größere Kontinuität in
der Exekutive. Diese Kombination ist heute in drei Fällen besonders gut zu erkennen:
Während es Evo Morales in Bolivien beim Plebiszit vom 21. Februar 2016 misslungen
ist, die zweifache konsekutive Wiederwahl verfassungsrechtlich zu verankern, drohen
Nicolás Maduro in Venezuela ein Abberufungsreferendum und Dilma Rousseff ein
Impeachment-Verfahren im brasilianischen Parlament.

Fixe Amtszeiten und das Alternieren in der                    Amtsenthebungsverfahren bzw. Impeach-
Regierungsausübung sind zentrale Aspekte                      ment anzustrengen.
von Demokratien. Repräsentative Rollen                           Die lateinamerikanischen Regierungs-
sind befristet, die hierarchische Herrschafts-                systeme, die im 19. Jahrhundert nach US-
beziehung ist mithin kontingent. Die                          Vorbild konzipiert wurden, sahen weitere
Möglichkeit der Abwahl soll die vertikale                     Mechanismen zur Machtstreuung und Ab-
»accountability« und Responsivität der                        federung wechselnder Mehrheiten vor. Das
Regierenden gegenüber der Bevölkerung                         ursprünglich entworfene Zusammenspiel
fördern.                                                      von »checks and balances« wurde jedoch
   Eigentümlich für den Präsidentialismus                     durch Verfassungsreformen und die poli-
sind die Identität von Staats- und Regie-                     tische Praxis sukzessive modifiziert. Zen-
rungsoberhaupt sowie die getrennte demo-                      trale Maßnahmen waren die Abschwächung
kratische Legitimierung von Exekutive und                     des Verbots der Wiederwahl des Präsiden-
Legislative: Die Regierung ist nicht vom Par-                 ten/der Präsidentin, die Herstellung von
lament abhängig; weder Vertrauensfrage                        Ad-hoc-Mehrheiten über Plebiszite bzw.
noch Misstrauensvotum sind möglich. Ver-                      Referenda sowie Verfahren, die eine früh-
fassungsrechtlich verankert ist in vielen                     zeitige Abberufung des Staatsoberhaupts
Ländern die Option der Legislative, ein                       erleichtern.

Dr. Claudia Zilla ist Leiterin der Forschungsgruppe Amerika                                                      SWP-Aktuell 15
                                                                                                                     März 2016

                                                                                                                             1
Jüngere Verfassungsreformen                     die tatsächliche Wiederwahl der Staats-
                                                                 oberhäupter einher: In Argentinien wurden
                 Die unmittelbare Wiederwahl                     Carlos Menem (Initiator der Reform) und
                 Im Unterschied zur Verfassung der Ver-          Cristina Fernández de Kirchner jeweils ein-
                 einigten Staaten, die bis zum Inkrafttreten     mal wiedergewählt, in Bolivien Evo Morales
                 des 22. Zusatzartikels im Jahr 1951 keine       zweimal, in Brasilien zunächst Fernando
                 Begrenzung der Amtsperioden der Präsi-          Henrique Cardoso (Urheber der Reform),
                 denten vorsah, waren viele lateinamerika-       dann Luiz Inácio Lula da Silva und schließ-
                 nische Verfassungen in dieser Frage von An-     lich Dilma Rousseff jeweils einmal, in der
                 fang an restriktiver ausgestaltet. Die Argu-    Dominikanischen Republik Leonel Fernán-
                 mente für ein uneingeschränktes Angebot         dez einmal, in Ecuador Rafael Correa zwei-
                 an Kandidaten und eine größere Rechen-          mal, in Kolumbien Álvaro Uribe (Initiator
                 schaftspflicht durch die Möglichkeit der        der Änderung) und später Juan Manuel
                 Wiederwahl hatten weniger Gewicht               Santos jeweils einmal, in Venezuela Hugo
                 als die Sorge vor einer »Verewigung der         Chávez dreimal.
                 Macht«.                                            In manchen Ländern ist ungeachtet des
                     Seit den 1990er Jahren haben verschiede-    Verbots der unmittelbaren Wiederwahl
                 ne Staaten der Region – auch im Kontrast        die alternierende Wiederwahl zulässig – nach
                 zu den USA – diese Einschränkung jedoch         dem Aussetzen von mindestens einer Amts-
                 abgeschwächt. In einigen Fällen wurde           periode. Einige ehemalige lateinamerika-
                 außerdem die Amtszeit verkürzt – wie in         nische Präsidentinnen und Präsidenten
                 Argentinien von sechs auf vier und in Bra-      haben nach einer Pause ihr Glück an den
                 silien von fünf auf vier Jahre – oder die für   Urnen erneut versucht: Erfolg hatten dabei
                 einen Wahlsieg erforderliche Stimmenzahl        Michelle Bachelet in Chile, Alan García in
                 gesenkt; so genügt etwa in Nicaragua nun        Peru und Tabaré Vázquez in Uruguay;
                 die relative Mehrheit in einem einzigen         keinen Erfolg hatte Antonio Saca in El
                 Wahlgang.                                       Salvador.
                     In einigen Ländern wurde die unmittelbare      Schließlich gab es Fälle, in denen trotz
                 Wiederwahl eingeführt: 1993 in Peru, 1994       Personalwechseln bei der Regierungspartei
                 in Argentinien, 1997 in Brasilien, 1999 in      Kontinuität herrschte. Dies belegen die
                 Venezuela, 2008 in Ecuador und 2009 in          jüngsten aufeinanderfolgenden Regierun-
                 Bolivien. In Kolumbien wurde sie elf Jahre      gen des Frente para la Victoria in Argenti-
                 nach Einführung 2015 erneut abgeschafft.        nien (N. Kirchner–C. Kirchner), des Partido
                 In Nicaragua ist diese Form der Wiederwahl      dos Trabalhadores in Brasilien (Lula–Rous-
                 2010 eingeführt und – nach zwischenzeit-        seff), des Partido Socialista Unido de Vene-
                 licher Abschaffung – 2014 erneut in der         zuela (Chávez–Maduro) und des Bündnisses
                 Verfassung festgeschrieben worden.              Frente Amplio in Uruguay (Vázquez–Mujica–
                     In Ecuador, Nicaragua und Venezuela         Vázquez).
                 ging die Flexibilisierung der Amtsperioden         Für diesen »continuismo«, der insgesamt
                 so weit, dass heute nicht nur eine einmalige,   ein breites ideologisches Spektrum umfasste,
                 sondern sogar die unbegrenzte unmittel-         war die Unterstützung durch die Wähler-
                 bare Wiederwahl zulässig ist. In Guatemala,     schaft unabdingbar. Vor allem seit Anfang
                 Honduras, Mexiko, Paraguay und nun auch         des neuen Jahrtausends wurden lateiname-
                 in Kolumbien dagegen dürfen gewählte Prä-       rikanische Regierungen belohnt, die dank
                 sidenten und Präsidentinnen nie wieder für      des Rückenwinds der für die Region extrem
                 dieses Amt kandidieren.                         günstigen globalen Konjunktur (Rohstoff-
                     Es waren in der Regel Regierende mit        boom) imstande waren, die Armut und die
                 guten Wiederwahlaussichten, die diese           soziale Ungleichheit signifikant zu reduzie-
                 Reformen vorantrieben. So ging mit der          ren und die Kaufkraft der Bevölkerung zu
                 institutionellen Ermöglichung meist auch        steigern.

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Mehrere strukturelle Faktoren können        diese Option eine Flexibilisierung der Amts-
zum Wahlerfolg regierender Kandidatin-         zeit. In Ecuador, Venezuela und Bolivien
nen und Kandidaten beitragen: darunter         betrifft diese Möglichkeit der Abberufung
der Einsatz öffentlicher Ressourcen für den    durch Referendum seit den jeweiligen Ver-
Aufbau klientelistischer Netzwerke, den        fassungsreformen von 1998, 1999 und 2009
Stimmenkauf und den eigenen Wahlkampf          auch den Staatspräsidenten bzw. die Staats-
sowie der ungleich höhere Bekanntheits-        präsidentin.
grad des Staatsoberhaupts und dessen              Das regionale Gesamtbild lässt erkennen,
dominante Präsenz in staatlichen Medien.       dass die große Mehrheit der in den zwei
   Auch wenn die beschriebene Kontinuität      letzten Dekaden umgesetzten DDM »top-
nicht nur auf die Möglichkeit der unmittel-    down« initiiert wurden. Die meisten (der
baren Wiederwahl zurückzuführen ist, hat       seltenen) »bottom-up«-DDM fanden in Uru-
deren verbreitete Einführung durch poli-       guay statt, einer der stabilsten repräsenta-
tische Kräfte unterschiedlicher Couleur die    tiven Demokratien Lateinamerikas. Peru
personelle Beständigkeit in den nationalen     verzeichnet die weltweit höchste Zahl an
Exekutiven gefördert.                          Abberufungsreferenda auf lokaler und
                                               regionaler Ebene.
                                                  Referenda zur Abberufung des Staats-
Direktdemokratische Mechanismen                oberhaupts wurden 2004 in Venezuela (bot-
Mit dem erklärten Ziel, die repräsentative     tom-up) und 2008 in Bolivien (top-down)
Demokratie partizipativer zu gestalten, wur-   abgehalten – in beiden Fällen wurden die
den auch direktdemokratische Mechanis-         Präsidenten im Amt bestätigt. Aktuell ver-
men (DDM) wie Referenda, Plebiszite, Volks-    sucht die Opposition in Venezuela, der
abstimmungen etc. – oft auch als Synonyme      Regierung Maduro über ein Abberufungs-
verwendet – eingeführt bzw. gestärkt. Aller-   referendum ein vorzeitiges Ende zu setzen.
dings zeigt die politische Praxis, dass sie       Eine institutionelle, nicht-direktdemo-
auch als Mechanismus zur Schlichtung           kratische Alternative zu einem Abberufungs-
zwischen Exekutive und Legislative bzw. als    referendum ist das Amtsenthebungsverfah-
Druckmittel in den Beziehungen zwischen        ren durch die Legislative (juicio político). Ein
Regierung und Opposition fungieren können.     solches Impeachment führte zuletzt 2012
   Bei den Regelungen und der Praxis von       das Parlament Paraguays gegen den im Jahr
DDM herrscht in der Region eine ausgepräg-     2008 gewählten Präsidenten Fernando Lugo
te Varianz. Unterschiedlich ist die für ihre   durch, unter allerdings zweifelhaften Bedin-
Gültigkeit notwendige Höhe der Wahlbetei-      gungen. Zum dritten Mal in der Geschichte
ligung; bisweilen sind sie an Themen ge-       Brasiliens wird auch dort zurzeit ein Im-
koppelt und bei bestimmten Fragen sogar        peachment-Verfahren angestrengt.
konstitutionell zwingend; je nach Land
können sie »top-down« von der Exekutive
und/oder der Legislative bzw. »bottom-up«      Aktuelle Fälle in Südamerika
von der Zivilgesellschaft initiiert werden.
Letztere können in manchen Ländern zum         Die Wiederwahl in Bolivien
Ziel haben, Gesetze der Legislative oder       »Sind Sie damit einverstanden, dass Artikel
Dekrete der Exekutive aufzuheben.              168 der Politischen Verfassung des Staates
   Einen besonderen Typ von plebiszitärem      dahingehend reformiert wird, dass die Prä-
Mechanismus bildet das in einigen Ländern      sidentin oder der Präsident und die Vize-
eingeführte Abberufungsreferendum: Da-         präsidentin oder der Vizepräsident zweimal
mit können Inhaber und Inhaberinnen von        in Folge wiedergewählt werden können?« –
Exekutivämtern auf lokaler und regionaler      so lautete die Frage, auf die in Bolivien am
Ebene abgesetzt werden (revocatoria de man-    21. Februar 2016 51,3 Prozent der Wählen-
dato). Neben der Wiederwahl bewirkt auch       den (bei einer Wahlbeteiligung von über 80

                                                                                                  SWP-Aktuell 15
                                                                                                      März 2016

                                                                                                              3
Prozent) mit »Nein« antworteten. Von die-        gann nach dem Wahlsieg 2014 und endet
                 sem Referendum hatte sich Evo Morales die        im Januar 2020.
                 explizite Zustimmung zu seiner vierten auf-         Ermutigt durch überwältigende Wahl-
                 einanderfolgenden Präsidentschaftskandi-         ergebnisse und hohe Zustimmungswerte
                 datur erhofft. Nun erleidet er – ihm fehlten     bei der Bevölkerung strebte Morales über
                 lediglich 135 000 Stimmen – seine erste          eine Wiederwahl die vierte Amtszeit an.
                 Wahlniederlage in zehn Jahren. Verloren          Hierfür reichte aber Verfassungsdeutungs-
                 hat er in sechs von neun Departements, vor       akrobatik nicht mehr aus, eine Reform war
                 allem in den urbanen Zentren, unter jun-         folglich unabdingbar. Kurz vor dem Refe-
                 gen Menschen und den im Ausland leben-           rendum kam ihm jedoch ein Korruptions-
                 den Bolivianerinnen und Bolivianern.             skandal in die Quere: Es besteht der Ver-
                    Kein Präsident in Bolivien hat so lange       dacht, dass Gabriela Zapata – seine ehemali-
                 regiert und sich durch Wahlen sowie (Auto-       ge Partnerin, CEO des chinesischen Unter-
                 nomie-, Abberufungs- und Verfassungs-)           nehmens CAMC Engineering und nun in
                 Referenda bzw. Volksentscheide so häufig         Untersuchungshaft – von großzügigen
                 dem Votum der Mehrheit gestellt wie Mora-        öffentlichen Aufträgen profitiert und dabei
                 les, der 2005 erstmals zum Präsidenten           Morales’ Einflussnahme eine Rolle gespielt
                 gewählt wurde. In seiner ersten Amtszeit         hat (delito de tráfico de influencias). Zu den Kor-
                 leitete er einen verfassunggebenden Prozess      ruptionsskandalen im Umfeld der Regierung
                 ein, der in die Constitución Política del        gehört ein weiterer Fall, in den das Fondo-
                 Estado Plurinacional de Bolivia mündete.         Indígena-Amt, Führungspersönlichkeiten
                 Ein Jahr bevor diese Verfassung 2009 durch       indigener und Bauernorganisationen sowie
                 ein Plebiszit angenommen wurde, über-            Mitglieder des regierenden Movimiento al
                 standen Morales und sein Vizepräsident           Socialismo (MAS) verwickelt sind.
                 Álvaro García Linera ein Abberufungs-               Auch wenn Bolivien zurzeit im regio-
                 referendum, das die Exekutive (top-down)         nalen Vergleich aufgrund guter makro-
                 initiiert hatte. Ein solcher von den Betroffe-   ökonomischer Daten heraussticht und der
                 nen selbst in Gang gesetzter Mechanismus         Präsident die gegen ihn erhobenen Korrup-
                 kann als funktionales Äquivalent einer           tionsvorwürfe als Kampagne des schmutzi-
                 Vertrauensfrage verstanden werden, die im        gen Kriegs zu entkräften versucht, den die
                 Präsidentialismus aber nicht dem Parla-          neoliberale Rechte und die USA gegen ihn
                 ment, sondern der Wählerschaft gestellt          führen, scheinen sie doch einen Stim-
                 wird. Damit kann die Regierung ihre plebis-      mungswechsel bei Teilen der Wählerschaft
                 zitäre Legitimierung erneuern und ihre           gefördert zu haben. Die Regierung hat den
                 Position gegenüber der Legislative stärken.      Ausgang des Referendums akzeptiert und
                    Lediglich eine einzige unmittelbare           als Ablehnung einer Modifikation der Ver-
                 Wiederwahl von Präsident/Präsidentin und         fassung interpretiert, nicht aber der Regie-
                 Vizepräsident/Vizepräsidentin ist im neuen       rung Morales oder der Revolution. Es stellt
                 Verfassungstext vorgesehen. Von ihr mach-        sich jedoch die Frage, inwiefern sie auch
                 ten Morales und García Linera bereits Ge-        die Begrenzung ihrer Macht durch Zeit-
                 brauch, als sie 2009 erneut mit Erfolg für die   begrenzung nachhaltig anerkannt haben.
                 Nationalexekutive kandidierten. Im Jahr          Sollte dies der Fall sein, steht die regierende
                 2013 gab der bolivianische Verfassungs-          MAS nun vor der Aufgabe, eine Führungs-
                 gerichtshof in einem Urteil grünes Licht für     figur als Alternative zu Morales aufzubauen.
                 die zweite (nicht verfassungsmäßige) Wie-        Eine solche ist bisher nicht auszumachen.
                 derwahl der beiden. Die Begründung laute-        Daher sind Nachfolgekämpfe innerhalb
                 te, dass sie seit der Neugründung des Staa-      der heterogenen Bewegung nicht unwahr-
                 tes formell nur eine Amtsperiode absolviert      scheinlich. Diese Konstellation erhöht die
                 hätten und ihnen daher eine weitere frei-        Erfolgschancen der Opposition bei zukünf-
                 stünde. Diese faktisch dritte Amtszeit be-       tigen Wahlen. Dabei fehlt der Opposition,

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die zurzeit stark fragmentiert ist, ihrerseits   den »Sozialismus des 21. Jahrhunderts«
eine Integrationsfigur.                          nach seinem Wahlsieg im Jahr 2013 fort.
                                                    Die aktuelle politische, ökonomische
                                                 und soziale Krise, die mit schwerwiegenden
Die Abberufung in Venezuela                      Versorgungsengpässen und extrem großer
Den höchsten Grad an Kontinuität in der          öffentlicher Unsicherheit einhergeht, sowie
Regierung seit der dritten Welle der Re-         der überwältigende Sieg der Opposition bei
demokratisierung in Lateinamerika (das           den Parlamentswahlen vom Dezember 2015
Kuba der Castros ist demnach ausgenom-           werfen jedoch die Frage auf, wie lange sich
men) weist Venezuela auf, wo sich der »Cha-      der »Chavismo« noch an der Macht wird
vismo« seit 1999 an der Macht hält. Dort         halten können. Auf wackligen Füßen steht
sind zugleich die Urnengänge extrem häu-         nicht nur ein Erfolg bei der nächsten Präsi-
fig – allerdings in einem abnehmend kom-         dentschaftswahl im Jahr 2019, sondern
petitiven Kontext.                               auch der ordnungsgemäße Abschluss der
   Seit Chávez das Präsidentschaftsamt           laufenden Regierungsperiode. Denn zu den
übernommen hat, wurden neben den regel-          erklärten Absichten der in der Mesa de la
mäßigen Wahlen und regionalen Volks-             Unidad Democrática (MUD) vereinigten Op-
abstimmungen sechs nationale Referenda           position gehört die Absetzung des amtieren-
durchgeführt. Zu Letzteren gehören das           den Präsidenten. Laut Verfassung ist sie erst
(top-down) Referendum zur Einberufung            nach Abschluss der ersten Hälfte der Amts-
einer Verfassunggebenden Versammlung             zeit möglich: Stichtag ist der 19. April 2016.
im Jahr 1999 (erfolgreich) und das im glei-         Bereits während ihrer Kampagne zu den
chen Jahr folgende (top-down) Referendum         Parlamentswahlen erklärte die MUD, dass
zur Annahme des neuen Verfassungstextes          eine verfassungskonforme frühzeitige Ab-
(erfolgreich). Diese Referenden wurden           setzung Maduros notwendig sei – allerdings
nach den Bestimmungen der Verfassung             ohne den hierfür in Frage kommenden Me-
von 1961 und des Organischen Gesetzes zu         chanismus zu nennen. Vor allem die radi-
Wahlrecht und Politischer Partizipation          kaleren Parteien in ihren Reihen, etwa die
vom Jahr 1997 abgehalten, welches das kon-       Voluntad Popular (VP) um den politischen
sultative Referendum einführte. Es folgten       Gefangenen Leopoldo López, drängten
– im neuen Verfassungsrahmen – das (top-         unter dem Motto »La Salida« (Der Ausgang)
down) Referendum über die Erneuerung             auf eine solche Initiative. Die Tatsache, dass
der Führung in den Gewerkschaften im             die Wählerschaft der MUD eine Zweidrittel-
Jahr 2000, die zwei misslungenen Versuche        mehrheit im Einkammerparlament ver-
(bottom-up) zur Abhaltung eines Referen-         schafft hat, wurde im Oppositionsbündnis
dums zur Abberufung von Chávez 2002              unterschiedlich interpretiert. Während die
und 2003, das schließlich gegen ihn durch-       einen daraus den Wunsch nach dem Ende
geführte (bottom-up) Abberufungsreferen-         des »Chavismo« herauslasen, deuteten die
dum im Jahr 2004 (gescheitert), das (top-        Moderateren dies (lediglich) als Forderung
down) Referendum zur Annahme einer               nach einer Korrektur des ökonomischen
umfassenden Verfassungsreform im Jahr            Kurses durch die chavistische Regierung.
2007 (gescheitert) und das (top-down)               Mitte Februar versprach Parlaments-
Referendum zur Einführung der uneinge-           präsident Henry Ramos Allup der sozial-
schränkten Wiederwahl des Staatsober-            demokratischen Acción Democrática (AD),
haupts im Jahr 2009 (erfolgreich).               die ebenfalls der MUD zugehört, bald offi-
   Diese letzte Reform erlaubte es Chávez,       ziell zu verkünden, welcher Mechanismus
die vierte Präsidentschaftswahl in Folge zu      zur Absetzung Maduros genutzt werden
gewinnen. Die Amtszeit von sechs Jahren          soll. In der Diskussion stand auch eine
wurde nicht verkürzt. Der von Chávez be-         Reduzierung der Amtszeit auf vier Jahre im
stimmte Nachfolger, Nicolás Maduro, setzte       Wege einer Verfassungsreform: Präsident-

                                                                                                  SWP-Aktuell 15
                                                                                                      März 2016

                                                                                                              5
schaftswahlen würden dann im laufenden          Das Impeachment in Brasilien
                 Jahr stattfinden.                               Seitdem in Brasilien die Möglichkeit der
                    Henrique Capriles, zweifacher Präsident-     Wiederwahl besteht, haben sämtliche
                 schaftskandidat, Führungsfigur der Partei       Staatsoberhäupter (drei an der Zahl) zwei
                 Primero Justicia (PM) und des moderaten         Präsidentschaftswahlen in Folge gewonnen.
                 Flügels innerhalb der MUD, bereist derzeit      Von dieser Option profitierte zuletzt der
                 das Land, um für ein Referendum zur Ab-         Partido dos Trabalhadores (PT) im Zentrum
                 berufung Maduros zu werben.                     einer Vielparteienkoalition. Der PT machte
                    Die Option des Abberufungsreferendums        seine erste Regierungserfahrung mit Lula
                 ist in Artikel 72 der venezolanischen Ver-      und wird sich mit Rousseff als dessen Nach-
                 fassung vom Jahr 1999 verankert. Zwar           folgerin insgesamt über vier Amtszeiten,
                 bedarf das Verfahren keiner Begründung;         also 16 Jahre lang, an der Macht gehalten
                 jedoch müssen die Unterschriften von 20         haben, falls die Präsidentin ihre zweite
                 Prozent der Wählerschaft vorliegen, bevor       Amtszeit zu Ende führen kann. Und das ist
                 es abgehalten werden kann. Im Falle eines       unsicher, denn ihr droht eine Absetzung –
                 Scheiterns darf in derselben Amtszeit keine     nicht durch ein Abberufungsreferendum
                 zweite Initiative lanciert werden. Ein Ab-      (das in Brasiliens Verfassung nicht vor-
                 berufungsreferendum ist nur dann gültig,        gesehen ist), sondern durch ein Impeach-
                 wenn sich mindestens 25 Prozent der Wahl-       ment im Parlament.
                 berechtigten an der Abstimmung beteiligen.         Ein solches Amtsenthebungsverfahren
                 Zeitdruck für die Opposition erzeugt Ver-       wegen Amtsvergehen kann durch den
                 fassungsartikel 233: Wenn das mittels Refe-     Antrag einer Bürgerin bzw. eines Bürgers
                 rendum abberufene Staatsoberhaupt sein          bei der Legislative in Gang gesetzt werden.
                 viertes Regierungsjahr bereits abgeschlos-      Bevor es aber durchgeführt werden kann,
                 sen hat, besetzt der/die von ihm ernannte       sind vier Schritte zu vollziehen: (1) Zunächst
                 Vizepräsident/in das vakant gewordene Amt       muss der Impeachment-Antrag vom Parla-
                 – Neuwahlen finden dann nicht statt.            ment angenommen und in einem Sonder-
                    In der vorgegebenen Frist muss die Oppo-     ausschuss überprüft werden, in dem alle
                 sition also knapp vier Millionen Unter-         Fraktionen vertreten sind. (2) Wenn der An-
                 schriften sammeln. Hinzu kommen zwei            trag nach Prüfung für gültig erklärt wird,
                 weitere Hürden: Zum einen obliegt es dem        hat das Staatsoberhaupt hierzu Stellung zu
                 Consejo Nacional Electoral (CNE), der cha-      nehmen. (3) Dem folgt eine Abstimmung
                 vistisch dominierten Wahlbehörde, die           (für bzw. gegen das Impeachment) im Ple-
                 Unterschriften für gültig zu erklären. Da       num jener Kammer, in der das Verfahren
                 die Unterschriftenlisten veröffentlicht wer-    initiiert wurde. (4) Wenn diese Abstim-
                 den müssen und die Regierung in der Ver-        mung (mit zumindest Zweidrittelmehrheit)
                 gangenheit mehrfach Vergeltungsaktionen         zu Ungunsten des Präsidenten bzw. der Prä-
                 gegen »aufgelistete Personen« unternom-         sidentin ausfällt, muss der Senat (bei Amts-
                 men hat, zögern zum anderen viele Staats-       delikten) bzw. der Oberste Gerichtshof (bei
                 bedienteste in Verwaltung und Unter-            allen anderen Straftaten) das endgültige
                 nehmen, sich am Abberufungsverfahren            Urteil sprechen.
                 zu beteiligen.                                     In der brasilianischen Geschichte gab es
                    Angesichts der Komplexität der aktuellen     bereits zwei Präzedenzfälle: Das erste Im-
                 Situation sind zwei Fragen offen: Wie wird      peachment-Verfahren wurde gegen Getúlio
                 sich das Militär, tragende Säule des Systems,   Vargas eingeleitet. Die große Mehrheit des
                 im Falle einer bevorstehenden Abberufung        Abgeordnetenhauses votierte im Jahr 1954
                 Maduros verhalten? Und wer würde von            schließlich für den Präsidenten. Noch grö-
                 einer Abberufung am meisten profitieren –       ßer war im Jahr 1992 die Mehrheit der Ab-
                 der »Chavismo«, die Opposition und/oder         geordneten, die sich für die Absetzung des
                 die venezolanische Demokratie?                  Staatsoberhaupts entschied: Fernando Col-

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lor de Mello trat damals »freiwillig« zurück,   positiv. Der politisch-institutionelle Druck
kurz bevor der Senat im nächsten Schritt        wird durch die kritische Wirtschaftslage
das definitive Urteil fällte.                   verstärkt: Die Inflationsrate lag im Dezem-
   Heute geht das Gespenst des Impeach-         ber 2015 bei gut zehn Prozent. Für 2016
ment im Palácio do Planalto, dem Regie-         prognostiziert der Internationale Wäh-
rungssitz in Brasília, erneut um. Den Weg       rungsfonds ein Schrumpfen der Wirtschaft
hierfür ebnete im Dezember 2015 der Prä-        um 3,5 Prozent.
sident der Abgeordnetenkammer, Eduardo             Endemische Korruption ist kein neues
Cunha, indem er einen der vielen Anträge        Phänomen in Brasilien; auch die Vorgän-
gegen Rousseff annahm. Bemerkenswert            gerregierung(en) hatten damit zu tun. So
daran ist zum einen, dass Cunha zur stärk-      veranlasste die Justiz Anfang März im
sten brasilianischen politischen Kraft (Par-    Zusammenhang mit dem Petrobras-Skandal
tido do Movimento Democrático Brasileiro,       die Befragung Lulas und die Durchsuchung
PMDB) gehört, die an der Regierungs-            seines Domizils durch die Polizei. Die tradi-
koalition beteiligt ist und mit Michel Temer    tionell gut geschmierte Politmaschinerie
den mitgewählten Vizepräsidenten stellt.        weist inzwischen Störungssymptome auf.
Zum anderen ist er selbst in den milliar-       Heute sind (öffentliche) Informationen
denschweren Korruptionsskandal um das           besser verfügbar und leichter zugänglich –
Staatsunternehmen Petrobras (Operação           aufgrund technischer Möglichkeiten,
Lava Jato) verwickelt und wird der Geld-        sozialen Drucks und verletzter Loyalitäten.
wäsche beschuldigt. Nun hat der Oberste         Wenn sich die Wirtschaftssituation ver-
Gerichtshof einen Prozess gegen ihn er-         schlechtert, ist die Bevölkerung weniger
öffnet.                                         bereit, Korruption zu tolerieren. Zudem
   Die kursierenden Korruptionsvorwürfe,        geht die Justiz entschiedener gegen die
die gegen die Regierungskoalition erhoben       Politik vor.
und von Medien, Politik und Justiz behan-          Rousseff ist nun mit einer »Schluss da-
delt werden, sind zahlreich und betreffen       mit!«-Stimmung konfrontiert. Die erste
nicht nur die laufende Amtszeit. Formal         Phase des Amtsenthebungsverfahrens
wirksam für die Einleitung des Impeach-         wurde vom Obersten Gerichtshof, den ein
ment-Verfahrens gegen die Präsidentin ein       PT-Mitglied angerufen hatte, aus verfah-
Jahr nach ihrer Wiederwahl wurde schließ-       renstechnischen Gründen gestoppt. Im
lich ein dreißigseitiges Dokument zweier        Abgeordnetenhaus werden weitere Offen-
Juristen, das an den Präsidenten des Ab-        siven vorbereitet. Indessen trafen sich die
geordnetenhauses, Cunha, adressiert war.        Oppositionspartien am 22. Februar, um ein
Darin wird der Präsidentin vorgeworfen,         Impeachment-Komitee zu gründen und der
zahlreiche Straftaten begangen zu haben.        Initiative einen neuen Impuls zu geben –
Im Zentrum der Anschuldigungen steht ein        nun unter dem Vorwurf von Unregelmäßig-
verwaltungstechnisches Vergehen, das sich       keiten bei der Wahlkampffinanzierung.
auf ihre vorherige Amtszeit bezieht: Rous-
seff habe im Jahr 2014 fiskalische Gesetze
verletzt und die Buchführung der Staats-        Große politische Dynamik bei
finanzen im Interesse einer positiveren         personeller Kontinuität
Darstellung manipuliert.                        Die Einführung der (unmittelbaren) Wie-
   Aus verschiedenen Umfragen, die füh-         derwahl bedeutet ebenso wie die erleich-
rende Meinungsforschungsinstitute (Ipsos,       terte Absetzung des Staatsoberhaupts eine
Datafolha, Ibope u.a.) seit März 2015 durch-    Flexibilisierung fixer Amtsperioden – weil
geführt haben, geht hervor, dass rund 60        nun mehrfache konsekutive bzw. kürzere
Prozent der Befragten ein Impeachment           Amtszeiten institutionell möglich sind.
gegen die Präsidentin befürworten. Nur elf         Während das verfassungsrechtlich ver-
Prozent bewerten ihre Regierungsführung         ankerte Impeachment-Verfahren eine län-

                                                                                                SWP-Aktuell 15
                                                                                                    März 2016

                                                                                                            7
gere Tradition hat, gehören Abberufungs-         die Deutung seines Ergebnisses durch ver-
                              referenda zu den jüngeren institutionellen       schiedene Akteure.
                              Mechanismen in Lateinamerika. Sie haben             Die institutionelle Entwicklung, die
                              sich in den letzten Dekaden in den Verfas-       Lateinamerika in den letzten Dekaden
                              sungen der Staaten dieser Region jedoch          durchlaufen hat, zeichnet sich durch einen
                              nicht so massiv verbreitet wie die Wieder-       ausgeprägten Reformismus aus. Dafür spie-
                              wahl. Die übliche erneute Kandidatur am-         len unter anderem zwei Faktoren eine Rolle:
                              tierender bzw. ehemaliger Präsidentinnen         zum einen der nominalistische Glaube an
                              und Präsidenten kann als Ausdruck eines          die handlungsleitende Kraft formaler Insti-
                              hohen Grads von Personalismus gedeutet           tutionen bzw. die Hoffnung, neue Institu-
                              werden. Sie stärkt zugleich die Stellung des     tionen könnten fortbestehende politische
                              Präsidentschaftsamtes im Präsidentialis-         Probleme lösen; zum anderen die Versu-
                              mus. Eine neuerliche Kandidatur wird in          chung, das Spielfeld immer wieder zum
                              Lateinamerika aber auch als Faktor betrach-      eigenen Vorteil zu verschieben.
© Stiftung Wissenschaft und   tet, der zur Regierbarkeit beiträgt.                Spielregeln werden somit fluide, zumal
Politik, 2016                    Die institutionelle Mechanik bei der          die eingeführten Modifikationen zumeist
Alle Rechte vorbehalten
                              Wiederwahl und jene bei der Abberufung           unverzüglich gelten. Dennoch waren die
Das Aktuell gibt die Auf-     lenken den politischen Kurs jeweils in ent-      institutionellen Reformen der letzten Deka-
fassung der Autorin wieder    gegengesetzte Richtungen: Die eine fördert       den nicht revolutionär, die verschiedenen
SWP                           die Kontinuität, die andere den Wechsel.         präsidentiellen Regierungssysteme blieben
Stiftung Wissenschaft und     Nimmt man aber die nationale Ebene em-           in ihrer Grundstruktur erhalten. Es waren
Politik
Deutsches Institut für        pirisch in den Blick, stellt sich heraus, dass   nicht nur die formalen Änderungen, son-
Internationale Politik und    bisher sämtliche – das heißt geplante wie        dern auch das Verhalten politischer Ak-
Sicherheit
                              durchgeführte, »top-down« wie »bottom-up«        teure und deren Interpretation verbriefter
Ludwigkirchplatz 3­4          – Referenda zur Abberufung von (mehrfach         Normen, die die systemischen Beziehungen
10719 Berlin
Telefon +49 30 880 07-0
                              wiedergewählten) Präsidenten scheiterten.        zwischen den Gewalten veränderten.
Fax +49 30 880 07-100         Wo Abberufungsreferenda keinen Regie-               In manchen Staaten Südamerikas (etwa
www.swp-berlin.org            rungswechsel herbeiführen, bleiben sie           in Argentinien, Bolivien und Ecuador) sind
swp@swp-berlin.org
                              dennoch nicht wirkungslos. Aus einem Ab-         Präsidenten wiederholt frühzeitig zurück-
ISSN 1611-6364                berufungsreferendum, das eine Präsidentin        getreten, und in den 1980er und 1990er
                              bzw. ein Präsident erfolgreich übersteht,        Jahren kam es vielfach zu Machtwechseln.
                              kann diese/r gestärkt hervorgehen.               Vor diesem Hintergrund wird der hohe
                                 Zudem erzeugen nationale Referenda            Grad an Kontinuität erkennbar, mit dem
                              eine besondere Dynamik im politischen            sich seit Anfang des neuen Jahrtausends
                              Prozess. Denn zu ihnen gehört eine Wahl-         politische Kräfte und Personen an der
                              kampagne – die durch die natürliche Polari-      Macht gehalten haben. Dabei hat die Ein-
                              sierung zwischen »Ja« und »Nein« verschärft      führung der Wiederwahl eine zentrale
                              wird. Dadurch stärken sie das plebiszitäre       Rolle gespielt. In derselben Zeitspanne hat
                              Mehrheitsprinzip gegenüber Prozessen des         die Häufigkeit von Urnengängen (Wahlen
                              Verhandelns und der Konsensfindung in            und Referenda) stark zugenommen, bei
                              Institutionen. Hiervon zu unterscheiden          denen die amtierenden Regierungen zu-
                              sind Volksentscheide auf lokaler Ebene, die      meist erfolgreich waren. Ihre strukturellen
                              zur Klärung einfacher, aber wichtiger Sach-      Vorteile einzuschränken und damit für grö-
                              fragen beitragen können, zum Beispiel ob         ßere Fairness im politischen Wettbewerb zu
                              eine Brücke gebaut werden soll oder nicht.       sorgen, bleibt eine wichtige demokratische
                                 Dabei beziehen sich die Wähler und            Aufgabe in Lateinamerika.
                              Wählerinnen in ihrem Abstimmungsverhal-
                              ten nicht notwendigerweise auf die offiziell
                              gestellte Frage. Entsprechend uneinheitlich
                              sind das »framing« des Referendums und

   SWP-Aktuell 15
   März 2016

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